Die kirchliche Lehre zum
Frauenpriestertum
Die Weihefähigkeit der Frau
20
Oktober 2019
Im Namen
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Geliebte im Herrn!
Seit
geraumer Zeit erheben Frauen und Frauenverbände,
einige Theologen und viele Journalisten die
Forderung, die Kirche solle Frauen die
Priesterweihe spenden. Da scheint es mir angebracht,
zu dieser Forderung Stellung zu beziehen. In der
Zeit des Alten Testamentes waren weibliche
Priester weit verbreitet. |

Prof. Dr. Georg May |
In vielen
alten Religionen gab es Priesterinnen, nicht jedoch
in der Glaubenspraxis der Juden, die Gott als das
Volk erwählt hatte, dem er sich als erstes offenbaren
wollte. Mitten in der Vielgötterwelt der alten Zeit
bestimmte Israel die Männer des Stammes Levi zu
Priestern, nicht aber Frauen wie in der sonstigen
Umgebung. Die Juden denken noch heute so. Die
Rabbinerin von heute ist keine Priesterin. Dieses
Verhalten des alten Bundesvolkes dürfte für das
neue Bundesvolk nicht unbeachtlich sein. |
Der entscheidende
Ausgangspunkt für die Beantwortung der Frage nach
der Weihefähigkeit der Frau ist die Inkarnation
des LOGOS, die Menschwerdung des Wortes Gottes. Sie
ist in der Form des männlichen Geschlechtes erfolgt.
Der Messias, Jesus von Nazareth, ist ein Mann. Damit
ist von Gott eine Tatsache gesetzt, über die niemand
hinweg kann. Er hat es nicht geoffenbart, warum es so
sein musste, aber die Theologen haben sich Gedanken
darüber gemacht. Sie legen folgende Erklärungen vor:
Erstens: Dass der Sohn Gottes die menschliche Natur
in ihrer männlichen Ausprägung angenommen hat, ist
begründet im Werk Christi. Der menschgewordene
Gottessohn sollte die ihm vom Vater übertragene
Aufgabe in der Öffentlichkeit der Erde für die ganze
Welt vollbringen. Die Öffentlichkeit ist aber
hauptsächlich der Wirkraum des Mannes; die Frau
wirkt mehr im Verborgenen. Der innere Grund, dass nur
männlichen Getauften die Weihe gespendet wird, ist
danach nicht in der natürlichen Unfähigkeit der Frau
für den priesterlichen Dienst begründet, sondern in
der dem Wesen des Mannes mehr entsprechenden
Aufgabe des Priestertums. Nun wirft man heute ein,
dass die Frau jetzt in der Gesellschaft in alle früher
dem Manne vorbehaltenen Stellen eingerückt ist.
Dazu ist zu sagen: Die gesellschaftliche
Entwicklung ist nicht normativ für die Kirche. Sie
ist eine Gesellschaft anderer Art wie die übrigen.
Bei ihr sind Autorität und Vollmacht ganz anderer
Natur, normalerweise mit dem Sakrament verbunden.
Außerdem ist zu fragen – und ich hoffe, dass Sie mir
Recht geben –, ob die heutige Praxis für die Frau, die
Familie und das Volk in jeder Hinsicht gedeihlich
ist. Es könnte sein, dass Mutterschaft und
Mutterwürde unter dem Gleichstellungsbetrieb
Schaden genommen haben. Das gleiche gilt für die
gottgeweihte Jungfräulichkeit. Niemand kann
ausschließen, dass sich die heutige Praxis wieder
eines Tages ändert. Außerdem ist die Kirche eine
Gesellschaft, die von allen anderen Gesellschaften
verschieden ist. Sie ist einzigartig in ihrer Natur
und ihren Strukturen. Es ist ebenso ausgeschlossen,
den Zugang der Frau zum Priestertum aufgrund der
Gleichheit der Rechte der menschlichen Person zu
fordern. Zwischen Mann und Frau besteht insofern kein
Unterschied, als alle zur Gotteskindschaft berufen
sind, aber nicht zum Amt. Das Priestertum gehört nicht
zu den Rechten der menschlichen Person. Es leitet
sich aus der Ökonomie des Geheimnisses Christi und
der Kirche her. Die Sendung des Priesters ist keine
Funktion, die man zur Erhebung seiner sozialen
Stellung erlangen könnte, sie gehört einer anderen
Ordnung an. Die Natur des Priestertums wird völlig
missverstanden, wenn man es als ein Recht
betrachtet. Die Taufe verleiht kein persönliches
Anrecht auf ein öffentliches Amt in der Kirche.
Dieses ist die Frucht einer gnadenhaften,
ausdrücklichen und gänzlich unverdienten
Berufung. Es kann nicht wie ein Recht eingefordert
werden, auch nicht vom Mann.
Zweitens liegt in dem
Mannescharakter des LOGOS ein Hinweis auf die Art
der Sendung Christi, nämlich der Welt das verlorene
Leben wiederzubringen. Leben zu zeugen ist
Mannessache. In diesem natürlichen Sachverhalt
liegt eine Entsprechung dafür, dass der Sohn Gottes
den Menschen das göttliche Leben in seiner Fülle
einzeugt. So bedeutet nun auch beim Priester sein
Charakter als Mann einen natürlichen Hinweis auf
seine Sendung, in der Öffentlichkeit der Welt die
Botschaft vom Reiche zu verkündigen und die
Sakramente zu spenden und so das göttliche Leben zu
vermitteln. Sache der Frau ist es mehr, das Leben
aufzunehmen und zu hegen. Wenn es heute anders zu
sein scheint, so ist das eben eine Verirrung, über die
wir uns beklagen.
Drittens: Die
Heilige Schrift bietet Ansätze für das Verständnis
des Vorbehaltes der Priesterweihe für die
Angehörigen des männlichen Geschlechtes. Christus
hat sich selbst als Bräutigam bezeichnet. Die Jünger
können nicht fasten, solange der Bräutigam bei ihnen
ist, hat er gesagt. Johannes der Täufer sagt ebenso
von Jesus: „Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam.“
Er selbst nennt sich den Freund des Bräutigams. Wenn
Christus der Bräutigam ist, dann ist seine Gemeinde,
dann ist die Kirche seine Braut. In diesem Sinne
schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in
Korinth: „Ich habe euch einem einzigen Manne
anverlobt, um euch als treue Jungfrau hinzuführen
zu Christus.“ Christus ist der Bräutigam, die
Kirche ist seine Braut, die er durch sein Blut
erworben hat. Indem sich die Offenbarung dieser
Ausdrucksweise bedient, deutet sie an, warum die
Menschwerdung in Form des männlichen Geschlechtes
erfolgt ist, und verhindert, dass man von dieser
historischen Tatsache absehen könnte. Aus diesem
Grunde kann nur ein Mann Christi Stelle einnehmen,
Zeichen seiner Gegenwart sein.
Viertens: Die
gläubige Überlegung muss davon ausgehen, dass der
Priester in besonderer Weise Werkzeug Christi ist.
Es ist naheliegend, dass jener Getaufte, der Christus
in besonderer Weise als Werkzeug seines
Heilswirkens dient, auch an seiner natürlichen
Eigenart Anteil hat. Die Kirche legt bei allen
Sakramenten hohes Gewicht auf die Gleichheit und die
Bedeutung des Zeichens. Für die Gültigkeit der
Eucharistie verlangt sie die Frucht des Weinstocks
und erlaubt auch in Notfällen kein anderes Getränk.
Für die Taufe erkennt sie nur Wasser und keine andere
Flüssigkeit als Materie für die gültige
Taufspendung an. Für die Eheschließung kommen nur
ein Mann und eine Frau, nicht zwei Männer oder zwei
Frauen in Frage. Die sakramentalen Zeichen
repräsentieren das, was sie bezeichnen, durch ihre
natürliche Ähnlichkeit. Warum nimmt die Kirche
Wasser zur Taufe? Weil das Wasser zur Reinigung
dient, und die Taufe bewirkt eine übernatürliche
Reinigung. Warum bedient sich die Kirche bei der
Eucharistie des Brotes und des Weines? Weil das
Nahrungsmittel sind, und weil die Eucharistie eine
übernatürliche Nahrung ist. Und so muss auch bei
der Weihe wegen der natürlichen Ähnlichkeit ein Mann
die Stelle Christi vertreten. Der eigentliche Grund,
warum es angemessen ist, dass die Apostel und ihre
Nachfolger Männer sind, ist darin gelegen, dass sie
im Namen Christi handeln und sein Werk fortsetzen.
Der Priester handelt nicht in eigener Person, er ist
ein Werkzeug, er repräsentiert Christus, der durch
ihn handelt. Der Priester, der allein die Vollmacht
hat, die Eucharistiefeier zu vollziehen, handelt
in der Person Christi, d.h. an Christi Statt, er nimmt
die Stelle Christi ein und wird sein Abbild. In allen
Handlungen, die den Weihecharakter erfordern, ist
der Priester das Abbild und Zeichen Christi selbst,
der zusammenruft, der von Sünden losspricht, der das
Opfer des Bundes vollzieht.
Fünftens: Ein
weiteres Argument für das dem Mann vorbehaltene
Amt des Priesters ist die lückenlose Überlieferung.
Christus hat in seinem Leben eine zahlreiche
Gefolgschaft gehabt, Männer und Frauen. Er hat in die
Gruppe der zwölf von ihm erwählten Apostel keine
Frauen einbezogen, auch nicht seine eigene Mutter.
Seine Apostel waren allesamt Männer. Sie selbst haben
nicht die Entscheidung getroffen, Frauen zu
Priestern zu weihen. In der Frage des Priestertums
richtet sich die Kirche nach dem Vorbild Jesu. Der
letzte Abend seines irdischen Lebens diente der
Einsetzung einer Feier, die wir Eucharistie nennen.
Diese Feier wird ausdrücklich den Zwölfen
aufgetragen. Das Verhalten Jesu und seiner
Apostel erklärt sich nicht aus den Zeit- und
Umweltverhältnissen. Weder Opportunitätsgründe
noch soziologisch-kulturelle Bedingungen haben sie
gezwungen oder veranlasst, Frauen nicht zum Dienst
anzunehmen. In der Umwelt des jungen Christentums
hatten mehrere heidnische Kulte Priesterinnen.
Jesus hätte sich ihnen anpassen und dadurch vielleicht
Sympathien gewinnen können. Die Behauptung, die
Vorurteile seiner Zeit hätten Jesus abgehalten,
Frauen in die Gruppe der Zwölf aufzunehmen, ist
unhaltbar. Eine derartige Haltung passt nicht zu
Jesus. Jesus schreckte vor Unklugheiten nicht zurück,
wenn es ihm erforderlich schien. Man denke an sein
Verhalten gegenüber dem Sabbatgebot. Christus hat
mit vielen Vorurteilen gebrochen. Er setzte sich
über seine Zeit hinweg, wenn es ihm notwendig schien.
Die behauptete Zeitabhängigkeit Jesu liegt nicht
vor. Sie deckt sich in keiner Weise mit seinem
sonstigen herausfordernden Verhalten gerade
gegenüber Frauen: Er zieht mit ihnen umher; er lässt
sich berühren von ihnen und salben; er tröstet sie;
er beruft sie zu Zeuginnen seiner Kreuzigung und
seines leeren Grabes. Er setzt sich über seine Zeit
hinweg. Die Kirchenväter stellen seit dem 3.
Jahrhundert Maria als ein Beispiel für den Willen
Christi in der Frage der Weihefähigkeit der Frau
dar. Christus hat seine Mutter nicht mit dem
apostolischen Amt betraut. Als die Apostel ihr
Kollegium ergänzten, beriefen sie nicht Maria,
sondern Matthias. Maria hat nie priesterliche Macht
für sich gefordert. Der wörtliche Rat aus ihrem Munde
lautete: „Tut, was er euch sagt.“ Die kirchliche
Überlieferung steht seit zweitausend Jahren
unverbrüchlich zu der ausschließlichen
Weihefähigkeit von Personen des männlichen
Geschlechtes. Niemals ist die Kirche der Auffassung
gewesen, dass Frauen gültig die Priesterweihe
empfangen können. Die Überlieferung der Kirche
ist eindeutig und einmütig, sie ist auch
verbindlich. Die Kirche hat zweitausend Jahre lang
gleichsam unter einem Zwang gestanden, nämlich unter
der Leitung des Heiligen Geistes. Unter diesem
Einfluss hat sie so gehandelt, wie sie gehandelt hat,
dass sie immer nur Männer zu Priestern geweiht hat.
Die Einschränkung
der Weihe auf den Mann ist nicht aus der Herrschsucht
geboren, sie bedeutet keine Zurücksetzung der Frau,
sie ist Ausdruck der Verschiedenheit von Mann und
Frau. Die Eigenart des männlichen und des
weiblichen Wesens, die heute in unseliger
Verblendung geleugnet wird, diese Eigenart hat zur
Folge, dass Mann und Frau verschiedene Aufgaben
haben. Die Frau bleibt ermächtigt und verpflichtet zu
dem durch das allgemeine Priestertum übertragenen
Dienst. Wenn Paulus schreibt, in Christus gebe es kein
Unterscheiden mehr zwischen Mann und Frau, dann
bezeichnet er damit die Wirkung der Taufe. Alle, die
in der Taufgnade sind, können uneingeschränkt als
gleich angesehen werden. Das Amtspriestertum
dagegen ist Gegenstand der Berufung. Sie stellt kein
mit der weltlichen Person verankertes Recht dar.
Die Verschiedenheit der Aufgaben in der Kirche
bedeutet keine Rangverschiedenheit im Reiche
Gottes. Über die Innigkeit der Gottesgemeinschaft
entscheidet nicht die amtliche Gewalt, sondern
ausschließlich die opferbereite Liebe. Das
Wertvollste im Reich Gottes ist nicht die amtliche
Vollmacht, sondern das göttliche Leben, das
Christusleben. Die Kirche hat Rang und Würde der
Mütter in unüberbietbarer Weise herausgestellt.
Seitdem Christus Maria seine „liebe Mutter“ nannte,
ist der Muttername geheiligt. Seit das Evangelium
an den Anfang die Worte stellte: „Maria, aus der
geboren wurde Jesus mit dem Beinamen Christus“, ist
die Mutterwürde eine Frohbotschaft geworden. Die
christlichen Mütter üben in ihren Familien einen
tiefen, einen unersetzlichen Einfluss aus. Der
unvergessene Bischof Dyba von Fulda hat einmal
gesagt: „Ich persönlich glaube, dass Christus aus
Liebe zu den Kindern die Frau nicht ins Priesteramt
berufen hat“ – aus Liebe zu den Kindern. Die Kirche
eröffnet für Frauen neben der Mutterschaft einen bis
dahin beispiellosen Selbststand als Jungfrau, als
Witwe, als geweihte Frau, die dem Zugriff des Mannes
entzogen ist. Frauen haben in der Geschichte der
Kirche häufig einen entscheidenden Beitrag
geleistet und bedeutsame Werke vollbracht. Denken
Sie an Katharina von Siena und an Margareta Maria
Alacoque. Der Vorbehalt der sakramentalen Weihe
für Angehörige des männlichen Geschlechtes ist ein
Bestandteil der kirchlichen Glaubenslehre –
darüber werde ich, so Gott will, am kommenden
Sonntag sprechen. Wer daran rüttelt, verfehlt sich
gegen die Offenbarung Gottes. Die Beschäftigung mit
Unmöglichem ist nutzlos und sinnlos. Der gläubige
Christ, die gläubige Frau soll sich darauf
konzentrieren, mit dem Priester für den Aufbau des
Reiches Gottes zu arbeiten.
Amen.

Die kirchliche Lehre zum Frauenpriestertum
27
Oktober 2019
Im Namen des Vaters
und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte, zum
Königsfest unseres Herrn Versammelte!
Wir haben am
vergangenen Sonntag versucht, die Lehre der Kirche
über den Empfänger des geweihten Amtes zu erklären.
Wohl das eingängigste Argument lautet so: Die
sakramentalen Zeichen repräsentieren das, was sie
bezeichnen, durch die natürliche Ähnlichkeit. Das
Wasser ist Mittel der Reinigung. So ist es
geeignet, die übernatürliche Reinigung, also die
Befreiung von den Sünden, in der Taufe
darzustellen. Brot und Wein dienen dem Menschen als
Speise und Trank. So sind sie geeignet, die Ernährung
des geistlichen Lebens in der Eucharistie
darzustellen. Die Ähnlichkeit des natürlichen
Elementes mit der übernatürlichen Wirklichkeit
macht es geeignet, für das Sakrament verwendet zu
werden. Ähnlich ist es bei der Priesterweihe. Es
muss eine natürliche Ähnlichkeit zwischen Christus
und seinem Diener bestehen. Diese liegt vor – und nur
vor! –, wenn die Stelle Christi von einem Manne
vertreten wird, denn Christus war ein Mann.
Häufig wird von
Befürwortern des Frauenpriestertums auf die
Verhältnisse im Protestantismus verwiesen. Dort
werden Frauen zu Pfarrern und Bischöfen befördert.
Die Zulassung von Frauen zum seelsorglichen Dienst
in den protestantischen Religionsverbänden ist
kein Problem, denn diese lehnen das Weihesakrament
ab. Es gibt im Protestantismus kein Amts- und
Weihepriestertum. Der protestantische
Seelsorger ist nichts anderes als ein getauftes
Gemeindemitglied, dem ein von der Gemeinde
geschaffenes Amt im Rahmen eines religiösen Ritus
übertragen wird. Man darf sich durch die Worte nicht
täuschen lassen. Im Protestantismus wird auch
davon geredet, es werde jemand ordiniert. Die sog.
Ordination ist kein sakramentales Geschehen, ist
keine sakramentale Weihe. Denn noch einmal: Im
Protestantismus gibt es kein Weihesakrament,
sondern nur eine Beauftragung und Einführung zu
einem Dienst in der Gemeinde. Dieser Dienst ist eine
bloße Funktion ohne existentielle dauernde und
seinsmäßige Prägung. Der evangelische Pfarrer ist
nicht Christus angenähert wie der katholische
Priester. Der wesentliche Unterschied zwischen
katholischem Priestertum und protestantischem
Religionsdienst zeigt sich auch in den
unterschiedlichen Lebensverhältnissen. Die
protestantischen Funktionäre heiraten, anders
der katholische Priester. Er, der Christus
abbildet, tut dies durch den Verzicht auf die Frau.
Auch das ist eine Abbildung Christi: der Zölibat, den
Jesus vorgelebt hat, und den wir in seiner Nachfolge
übernehmen, freiwillig und ohne Zwang. Der
Protestantismus braucht keinen Zölibat, denn seine
Religionsdiener sind keine Christus im Sein und in
der Vollmacht abbildenden Priester. Der
Protestantismus ist eine Religion, die es den
Menschen leicht machen will. Die verheirateten
kirchlichen Funktionäre im Protestantismus
können sich trennen, wenn sie wollen, und eine
weitere Verbindung eingehen. Im Protestantismus
gibt es viele geschiedene und wiederverheiratete
Pfarrer. Im Protestantismus können kirchliche
Funktionäre auch gleichgeschlechtliche Personen
heiraten. Der Protestantismus gibt die ausgeübte
Homosexualität frei. Es existieren nicht wenige
schwule und lesbische Pastoren. Ja, noch mehr. Im
Protestantismus können auch
geschlechtsveränderte Personen kirchliche Ämter
übernehmen. In der bayerischen evangelischen
Kirche trug sich folgender Fall zu: Eine Frau spürte
das Verlangen, ein Mann zu werden. Sie beantragte
und erreichte rechtlich den Übergang vom Frauentum
zum Mannestum. Dieser Mann trat in den Dienst der
protestantischen Landeskirche und wurde Pfarrer
in einer bayerischen Gemeinde. Er ist verlobt mit
einer Frau.
Unsere Kirche ist bei
der Begründung des Vorbehaltes der Weihe für
Angehörige des männlichen Geschlechtes nicht auf
Überlegungen von Theologen angewiesen. Sie
besitzt den Beistand des gottgesetzten Lehramtes.
Das kirchliche Lehramt ist wachsam und eindeutig.
Die höchste kirchliche Autorität hat wiederholt
erklärt: Die Kirche hält sich aus Treue zum Vorbild
ihres Herrn nicht dazu berechtigt, Frauen zur
Priesterweihe zuzulassen. Das ist eine eindeutige
Zurückweisung der Forderung. Als die Frage der
Frauenweihe bei den Anglikanern aufkam, war Papst
Paul VI. sogleich zur Stelle und darauf bedacht, in
Treue zu seinem Amt die apostolische
Überlieferung zu schützen. Er erklärte am 18. April
1975: „Die Haltung unseres Herrn können wir nicht
ändern, und sie ist verbindlich.“ Am 30. November
1975 schrieb er dem Oberbischof der Anglikaner, es
sei unzulässig, Frauen zum Priestertum zu weihen,
und dies aus wirklich fundamentalen Gründen.
Selbstverständlich ist eine solche Weihe ungültig,
aber es wird versucht. Das lebendige Lehramt der
Kirche halte beharrlich daran fest, so fuhr der Papst
fort, dass der Ausschluss der Frauen vom Priesteramt
in Übereinstimmung stehe mit Gottes Plan, also im
Willen Gottes begründet ist. Das Organ des Papstes
zum Schutz des Glaubens ist die
Glaubenskongregation. Sie erließ auf Weisung von
Papst Paul VI. am 15. Oktober 1976 eine Erklärung zur
Frage der Zulassung von Frauen zum Priesteramt. Der
Papst approbierte und bestätigte diese Erklärung.
Darin heißt es: „Es ist unmöglich, Frauen zu Priestern
zu weihen. Die Kirche hält sich aus Treue zum Vorbild
des Herrn nicht dazu berechtigt, die Frauen zur
Priesterweihe zuzulassen.“ Der Nachfolger Pauls
VI., Johannes Paul II., erließ am 22. Mai 1994 ein
apostolisches Schreiben über die den Männern
vorbehaltene Priesterweihe. Er nennt den
Ausschluss der Frauen vom Weiheamt eine göttliche
Verfügung. Sie erfolge gemäß dem ewigen Plan Gottes.
Die Vorgehensweise Christi bei der Erwählung des
Zwölferkreises sei feststehende Norm. Der Papst
erklärte, kraft seines Amtes die Brüder zu stärken,
dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die
Priesterweihe zu spenden und dass sich alle
Gläubigen der Kirche endgültig an diese
Entscheidung zu halten haben. Die
Glaubenskongregation erklärte am 28. Oktober 1995,
dass diese Lehre Johannes Pauls II. zum Glaubensgut
gehöre und endgültige Zustimmung verdiene. Sie sei
vom ordentlichen und allgemeinen Lehramt
unfehlbar! vorgelegt worden. Diese Erklärung wurde
vom Papst bestätigt und ihre Veröffentlichung
angeordnet. Eine Lehre, meine lieben Freunde, die in
der Schrift gründet und ständig in der
Überlieferung der Kirche bewahrt wurde, die vom
ordentlichen und allgemeinen Lehramt verkündet
wird, als endgültig zu haltende Lehre zum
Glaubensgut gehört und endgültige Zustimmung
fordert, eine solche Lehre ist unfehlbar. Der
Nachfolger Johannes Pauls II. bestätigte seine
Lehre. Am 5. April 2012 erinnerte Papst Benedikt XVI.
daran, dass die Kirche in Bezug auf die
Frauenordination keine Vollmacht vom Herrn
erhalten habe. Dessen Nachfolger, Papst
Franziskus, erklärte am 24. November 2013: „Das den
Männern vorbehaltene Priestertum als Zeichen
Christi, des Bräutigams, der sich in der Eucharistie
hingibt, ist eine Frage, die nicht zur Diskussion
steht.“ Was nicht zur Diskussion steht, ist
endgültig und unwiderruflich. Auf dem Rückflug von
Schweden am 1. November 2016 sagte Franziskus:
„Hinsichtlich der Weihe von Frauen in der
katholischen Kirche hat der heilige Johannes Paul
II. das letzte klare Wort gesprochen, und das bleibt.“
Der Satz: Die Priesterweihe kann gültig nur einem
Manne gespendet werden, ist ein Dogma katholischen
Glaubens. Jedes Dogma trifft eine positive Aussage.
Diese lautet beim Sakrament der Weihe: Es ist dem
männlichen Geschlecht vorbehalten. Als Konsequenz
aus diesem Dogma ergibt sich die Weiheunfähigkeit
des weiblichen Geschlechtes. Die Unmöglichkeit der
Weihespendung an Frauen ist eine zwingende
Folgerung aus dem Vorbehalt derselben für die
Männer. Sie hat darum Anteil an der dogmatischen
Höchstbewertung des Vorbehaltes.
Der Papst ist der
Inhaber der höchsten Lehrgewalt in der Kirche. Auch
die Bischöfe haben Teil am Lehramt, aber in
Unterordnung unter den Bischof der
Universalkirche, den Papst. Es hat den Anschein,
dass manche Bischöfe nicht mehr hinter der vom Papst
erneut vorgetragenen Lehre der Kirche stehen. Der
Osnabrücker Bischof Bode hielt eine Veränderung der
kirchlichen Lehre bezüglich der Frauenweihe für
möglich. Ja, was ist das für ein Bischof! Können wir
uns auf die Bischöfe noch verlassen? Auf viele nicht
mehr! Andere Bischöfe teilen seine Ansicht oder stehen
ihr nahe. Die dissentierenden Bischöfe gefährden
nicht das Dogma, aber sie bewirken Unruhe und
Aufregung in der Kirche. Sie betreiben die Geschäfte
des Satans, der auf die Spaltung der Kirche aus ist.
Der Inhaber des Primats, der Heilige Vater, hat
eindeutig gesprochen, nicht einmal, sondern
wiederholt und endgültig. Kirchliche Lehre und
Praxis können nicht durch sich ständig verändernde
Gesellschaftstheorien bestimmt werden. Der Grund der
Existenz der Kirche und die Basis ihres
Selbstverständnisses ist es, Überbringer einer
Tradition zu sein, die auf göttlicher Offenbarung
beruht. Ort des Glaubens ist das Gedächtnis der
Kirche. Ihre Lehre besteht die Zeit hindurch, niemals
die Wahrheit umschmelzend in der Zeit. Das
entscheidende Motiv, das die Kirche beseelt,
ausschließlich Männer zum Priestertum zu weihen,
besteht darin, dass sie treu bleiben will dem Typus des
Weihepriestertums, der von Jesus Christus gewollt
und von den Aposteln bewahrt worden ist.
Die Forderung der
Frauenweihe wird vorgebracht mit dem vagen Hinweis
auf Fortbildung der Lehre. Die Kirche kennt den
Begriff der Dogmenentwicklung. In der Erkenntnis
und im Verständnis der in sich unwandelbaren
Offenbarung ist eine Entwicklung möglich, aber nur
in der Erkenntnis und im Verständnis. Es muss ein
Fortschritt im Glauben sein, nicht eine
Veränderung. Zum Fortschritt gehört, dass etwas in
sich selbst zunimmt; zur Veränderung, dass etwas aus
dem einen sich in das andere verwandelt. Heute das
Gegenteil vom dem lehren, was gestern gelehrt wurde,
ist keine Fortbildung, sondern die Aufhebung der
bisherigen Lehre, ist ein Bruch. Eine legitime
Entwicklung widerspricht nicht der vorhergehenden
Lehre, sie wächst aus ihr heraus. Eine Entwicklung
der Glaubenssätze, die von einem Sinn zu einem
anderen übergeht, der abweicht von dem Sinn, den die
Kirche einst gemeint hat, wäre eine Verirrung. Das
Erste Vatikanische Konzil lehrte: „Wer sagt, es sei
möglich, dass man den von der Kirche vorgelegten
Glaubenssätzen gelegentlich einen anderen Sinn
beilegen müsse als den, welchen die Kirche
verstanden hat und versteht, der sei
ausgeschlossen.“ Genau das tut die Behauptung von
der Zulässigkeit der Frauenweihe. Die Frauenweihe
hat die Lehre der gesamten Kirche seit zweitausend
Jahren gegen sich.
Wenn man fragt, warum
die Kirche einige im Neuen Testament enthaltene
Vorschriften aufgeben konnte und weshalb das nicht
mit dem Ausschluss der Frau von der Weihe geschehen
kann, dann lautet die Antwort: Die Kirche ist es, die
entscheidet zwischen dem, was geändert werden kann,
und dem, was nicht geändert werden darf. Das ist ja
gerade die Auszeichnung der kirchlichen Autorität,
dass sie unfehlbar erkennt, was geändert werden darf
und was nicht geändert werden kann. Was die Kirche
kann oder nicht kann, das kann nur sie selbst
entscheiden. Und sie erklärt durch ihr höchstes
Lehramt: Nach dem Willen Gottes ist das Priesteramt
Angehörigen des männlichen Geschlechtes
vorbehalten. Ihre Haltung ist nicht Archaismus,
sondern Treue. Die Norm wird befolgt, weil sie sich auf
das Beispiel Christi stützt und als übereinstimmend
mit dem Plan Gottes für seine Kirche angesehen wird.
Das Verhalten Christi und seiner Apostel ist
normativ. Damit ist die Sache entschieden. Wem die
angegebenen Gründe nicht genügen, dem ist nicht zu
helfen. Man kann fast zu jedem Beweis sagen: Er
überzeugt mich nicht. Wer sich nicht überzeugen
lassen will, der kann auch nicht überzeugt werden.
Überzeugt werden ist auch immer eine Sache des
Willens. Die Kirche würde Unruhe, Aufregung und
womöglich Spaltung vermeiden, wenn sich alle ihre
Glieder an ihre verbindlich festgestellte Lehre
halten wollten. Die Aufstellung und die Abwehr
unsinniger Forderungen verbrauchen Kraft und
Zeit, die für die Verbreitung des Evangeliums und
für das Leben nach dem Evangelium dringend benötigt
werden. Wann, meine lieben Freunde, wann wird endlich
wieder Einheit und Geschlossenheit im Glauben alle
Glieder der Kirche erfüllen?