Ihr
Name bedeutet: Mirjam: die Beleibte/ die Schöne
/ die Bittere / die von Gott Geliebte (aramäisch)
Mirjam
wurde am 5. Januar 1846 in Abellin (25 km von
Nazareth entfernt) in Galiläa im Heiligen Land
geboren. Die Familie von Mirjam stammte aus
Damaskus und gehörte dem unierten
griechisch-melkitischen Ritus an. Die Eltern
hatten vor Mirjam bereits zwölf Söhne geschenkt
bekommen, die aber alle ganz jung starben. Nach
einer Wallfahrt nach Bethlehem und dortigen
Gebeten zur Jungfrau Maria kam Mirjam zur Welt.
Darum wird sie auch Mirjam von Bethlehem genannt.
Bereits drei Jahre danach starben ihre Eltern.
Zuvor bekam sie aber noch einen kleinen Bruder.
Mirjam wurde nach dem Tod der Elter von ihrem
Onkel groß gezogen.
Bereits
mit sieben Jahren hatte Mirjam den großen Wunsch
die Heilige Eucharistie zu empfangen. Ihr
Beichtpriester vertröstete sie und sagte ihr bei
der Beichte immer, dass sie diese "ein
bisschen später" empfang werde. Als er eines
Tages vergaß, sie darauf hinzuweisen, glaubte
Mirjam die Erlaubnis zur Erstkommunion erhalten zu
haben. Sie erhielt die Eucharistie und sah, wie
sich Jesus ihr in Gestalt eines wunderschönen
Knaben schenkte. Sie bekam anschließend auch vom
Priester die Erlaubnis zur Kommunion zu gehen.
Mit
acht Jahren zog Mirjam und ihr Onkel nach Ägypten.
Sie wohnten für einige Jahre in Alexandrien. Kurz
vor ihrem dreizehnten Geburtstag wurde sie von
ihrem Onkel ohne ihr Einverständnis mit einem
Bruder ihrer Tante verlobt. Mirjam wollte aber
Jungfrau bleiben und erklärte kurz vor der
geplanten Hochzeit, dass sie nicht heiraten möchte.
Sie schnitt sich ihre langen Haare ab und gab das
bereits erhaltene Brautgeschenk zurück. Ihr Onkel
war darüber sehr zornig. Sie wurde von ihm
geschlagen und wie eine Sklavin behandelt. Von
ihrem Beichtvater wurde ihr die Heilige
Eucharistie verweigert, weil sie dem Onkel
ungehorsam war.
Mirjam
wollte daraufhin zu ihrem Bruder nach Nazareth
gehen. Zuerst flüchtete sie zu einem früheren
Diener der Familie, der nach Nazareth reisen
wollte. Dieser war Muslime und wollte Mirjam zum
Islam bekehren. Sie verweigerte dies aber und
bekannte sich vor ihm zu Christus. "Ich eine
Muslimin? Nein, niemals! Ich bin eine Tochter der
katholischen, apostolischen und römischen Kirche
und hoffe mit Gottes Gnade bis zum Tod in meiner
Religion, die allein wahr ist, zu bleiben."
Der
Muslime war über dieses Geständnis so zornig,
dass er ihr mit seinen Krummsäbel die Kehle
durchschnitt. Sie überlebte aber diesen
Mordversuch. Die 1 cm breite und 10 cm lange Narbe
dieses Einschnittes blieb ihr jedoch ein Leben
lang erhalten. Es fehlten ihr fortan auch zwei
Ringe ihrer Luftröhre. Ein ungläubiger Arzt, der
später Mirjam behandelte, sagte später, dass es
eigentlich nicht möglich ist, so eine Verletzung
zu überleben. Später erzählte Mirjam, dass sie
bei diesem Angriff wirklich gestorben war.
"Ich befand mich im Himmel. Die Muttergottes,
die Engel und die Heiligen empfingen mich mit großer
Güte und ich sah meine Eltern bei ihnen. Auch den
strahlenden Thron der Heiligsten Dreifaltigkeit
durfte ich sehen und Jesus in seiner Menschheit.
Da sagte jemand zu mir: Du bist Jungfrau, das ist
wahr, aber dein Buch ist noch nicht
vollendet." ("Feuer und Licht" Nr.
95)
Nach
diesen Worten erwachte Mirjam in einer Grotte und
eine Ordensfrau in hellblauen Gewändern war bei
ihr. Die geheimnisvolle Krankenschwester sprach
sehr wenig und erwies sich als außerordentlich
zartfühlend. Nach einigen Wochen der Pflege sagte
sie zu Mirjam: "Du wirst nach Frankreich
gehen, Karmelitin werden und in Bethlehem
sterben." Danach brachte sie Mirjam in ein
Franziskanerkloster zu einem Beichtvater. Als
Mirjam den Beichtstuhl verließ, war die Frau
nicht mehr da. 1875 erzählte sie ihrem
geistlichen Vater, P. Estrade: "Ich weiß
jetzt, dass die Ordensfrau, die mich nach meinem
Martyrium gepflegt hat, die Muttergottes
war." (Vgl. "Feuer und Licht" Nr.
95)
Nach
diesem Erlebnis arbeitete Mirjam als Hausmädchen
in Beirut. Mit 18 bekam sie von einer Frau das
Angebot in Marseille in Frankreich zu arbeiten.
Kurz nach ihrer Ankunft empfing Mirjam die Heilige
Eucharistie. Sie fiel daraufhin in eine viertägige
Ekstase. Sie wurde anschließend in das Postulat
der Josefsschwestern aufgenommen. Mit 20 Jahren
empfing sie die Wundmale Christi. Die
Ordensgemeinschaft war über Mirjam geteilter
Meinung. Eine Zulassung zum Noviziat wurde ihr
verwehrt. Daraufhin wurde sie von der Oberin, die
von der Echtheit ihres religiösen Lebens überzeugt
war, zu den Karmelitinnen des Pau geschickt, wo
sie 1867 eintrat. Sie bekam den Namen "Mirjam
von Jesus dem Gekreuzigten" und wurde
daraufhin für mehrere Jahre nach Indien in die
Mission geschickt. 1872 kehrte sie nach Frankreich
zurück.
Immer
wieder passierten wunderbare Dinge im Leben von
Mirjam. Sie fiel immer wieder in Ekstase, schwebte
öfters über den Boden und hatte die Fähigkeit
der Bilokation. Außerdem hatte sie Prophezeiungen
und viele Visionen.
Nach
einiger Zeit verließ Mirjam aber Frankreich für
immer und ging 1874 nach Bethlehem, wo sie nach
dem Wunsch des Heilandes ein Karmelkloster gründete.
Mirjam hatte eine Visionen wie das Kloster
aussehen sollte und war praktisch die Architektin
des Klosters. Später folgte auch eine Ordensgründung
in Nazareth. Sie half immer wieder bei den
Arbeiten mit. Am 22. August 1878 stürzt sie bei
den Arbeiten nieder und brach sich den Arm. Sie
sah ihr Ende kommen. Am Morgen des 27. August 1878
wacht sie noch einmal auf. "O ja,
Barmherzigkeit!" waren ihre letzten Worte,
bevor sie starb.
Am
13. November 1983 wurde Mirjam von Abellin von
Papst Johannes Paul II. selig gesprochen und zur
Friedenspatronin des Nahen Osten ernannt.
Inschrift
auf der Grabplatte von Mirjani von Abellin
J.M.J.T.
Hier ruht im Frieden des Herrn Schwester
Maria von Jesus dem Gekreuzigten,
Profess-Schwester vom weißen Schleier, eine
hochbegnadete, tugendhafte Seele. Sie zeichnete
sich aus durch ihre Demut, ihren Gehorsam und ihre
Liebe. Jesus, die einzige Liebe ihres Herzens, hat
sie zu sich gerufen
in ihrem dreiunddreißigsten Lebensjahr und im zwölften
Jahr ihres Ordenslebens, in Bethlehem, am 26.
August 1878.
Requiescat in Pace!«
Die Charismen der heiligen Mirjam v. Abellin
In
der Geschichte der charismatischen Kirche
erscheint Mirjam v.Abellin (Maria v.Jesus dem
Gekreuzigen, 1846-1878) wie eine Bergspitze, auf
der sich alle Charismen vereinigen.
Mijam, die Karmelitin aus der Heimat des Herrn ist
ein wunderbares Geschenk des Himmels für uns.
Von einem der vier bedeutenden Priester, die sie
auf ihrem Lebensweg begleiteten, stammt die
Aussage: "Ihr ganzes Leben, von der Geburt
bis zum Tod, war ein einziges Gewebe wunderbaren
Geschehens."
Ihre zehn ausserordentlichen Charismen:
1.
Ekstasen
Ihr
ganzes Leben lang war die kleine Araberin eine
Ekstatikerin. Von ihrer Kindheit an, im Garten, im
Haus und in der Kirche von Abellin, in der
blutigen Nacht von Alexandria, bei ihren
Arbeitgebern in Beirut und Marseille, während der
viertägigen Verzückung, in die sie in der
Nikolauskirche in Marseille fortgerissen wurde.
Nach ihrem Eintritt in den Karmel wurde dieser
Zustand so häufig, dass Mirjam in Mangalore fast
täglich, ja bis zu fünfmal am Tag, in Ekstase
verfiel.
In den letzten, in Bethlehem verbrachten Jahren
ihres Lebens sind die Verzückungen zwar noch häufig,
jedoch ruhiger und schmerzvoller.
2.
Ekstatisches Schweben
Olivier
Leroy, ein Historiker und Spezialist für das Phänomen
des ekstatischen Schwebens, beschreibt dies wie
folgt: "Der menschliche Körper soll bei
gewissen Personen und zu gewissen Zeiten befähigt
sein, sich in die Luft zu erheben und sich
bisweilen darin ohne sichtbare Stütze und ohne
kontrollierbare Einwirkung einer physischen Kraft
zu bewegen."
Trotz
der Seltenheit dieses Charismas lassen sich in der
kirchlichen Hagiographie doch etwa 200 Fälle
nachweisen.
Der berühmteste ist der Hl.Josef v.Cupertino
(1603 - 1663).
Während sich der Ekstatiker im allgemeinen nur
wenig über den Boden erhebt, ist es nur von Maria
v.Jesus d.Gekreuzigten und v.Hl.Josef v.Cupertino
bekannt, dass sie wirklich in die Höhe geflogen
sind.
Bei der kleinen Araberin wurde das Phänomen
erstmals am 22.Juni 1873 im Garten des Karmels von
Pau festgestellt. Da sie nicht zum Abendessen
erschienen war, suchte die Novizenmeisterin
vergeblich im Kreuzgang und im Obstgarten nach
ihr, als eine andere Karmelitin plötzlich einen
Gesang vernahm: "Oh Liebe, Liebe!" Sie
erhebt den Kopf und erblickt die Kleine, die sich
ohne Stütze im Gipfel einer riesigen Linde wiegt.
Man benachrichtigt die Priorin. Diese kommt herbei
und weiss nicht, was tun. Nach einem Gebet richtet
sie sich an die Ekstatikerin: "Schwester
Maria v. Jesus d. Gekreuzigten, wenn Jesus es will,
kommen Sie im Gehorsam herunter, ohne zu fallen
oder Schaden zu nehmen!"´
Sobald sie das Wort "Gehorsam" vernimmt,
steigt Mirjam mit strahlendem Antlitz und großem
Anstand herunter und hält nur einen Moment bei
einigen Ästen inne, um die Liebe zu besingen.
"Kaum war sie auf dem Boden angekommen,
bemerkt eine Zeugin, umarmte sie uns in einer Art
Trunkenheit und mit unaussprechlicher Liebe."
Acht ekstatische Höhenflüge haben erwiesenermaßen
stattgefunden, und zwar am 22.Juni, 9.,19.,25.,27.
und 31.Juli, sowie am 3.August 1873 und schließlich
am 5.Juli 1874.
"Wie sind Sie denn dazugekommen, so in die Höhe
zu schweben?" fragte die Mutter Priorin, und
Mirjam antwortet: "Das Lamm hat mir die Hände
gereicht."
Einige Karmelitinnen wollten wissen, woran sie
waren, und beobachteten die Kleine heimlich. Eines
Tages sieht eine Laienschwester, die im Garten
arbeitet, den Höhenflug mit an: "Mirjam
hatte die Spitze eines Zweigleins ergriffen, das
sich unter dem Gewicht eines Vogels gebeugt hätte,
und war in demselben Augenblick in die Höhe
gerissen worden."
P.Buzy,
der Biograph der Karmeltin, teilte Olivier Leroy
noch folgende Einzelheiten mit: "Schwester
Maria erhob sich an den äußersten Astenden bis
zum Gipfel der Bäume. Sie faßte ihr Skapulier
mit der einen Hand, ergriff mit der anderen die Blätter
an der Spitze eines Zweigleins und glitt im Nu an
der Außenseite des Baumes in die Höhe. Einmal
oben angelangt, blieb sie auf einigen, für eine
so "gewichtige" Person wie sie, viel zu
schwachen Ästen sitzen.
Hier
einige Zeugenberichte aus dem Prozess:
Die inzwischen verstorbene Schwester E. erzählte
mir, dass Mirjam eines Tages, als sie sich mit ihr
im Garten befand, zu ihr gesagt hätte: "Dreh
dich um!" Kaum hatte sie den Kopf umgewandt
und wieder hingeschaut, sah sie ihre Gefährtin
schon zuoberst auf dem Baum auf einem kleinen
Zweig sitzen, sich wiegen und die göttliche Liebe
besingen."
Eine
andere Person erklärte: "Ich habe sie einmal
auf dem Gipfel einer Linde in Verzückung gesehen.
Sie saß auf dem Ende des höchsten Astes, der sie
normalerweise nicht hätte tragen können. Ihr
Antlitz strahlte. Wie einen Vogel sah ich sie vom
Baum herunterkommen: Mit Leichtigkeit und Anstand
glitt sie von einem Zweig ´zum anderen."
Das
eine oder andere Mal blieben ihre Sandalen an den
Zweigen hängen, und einmal gar ihr Rosenkranz.
Wie nach anderen Ekstasen, erinnerte sich die
Karmeltin später an nichts mehr.
3.
Die Wundmale
Seitdem
Franz von Assisi 1224 auf dem Alverno die Wundmale
empfing, werden die körperlichen Zeichen des
Leidens Christi Stigmata genannt. Die Schmerzen,
die der Mitleidende empfindet, und die Wunden an
seinem Körper treten an denselben Stellen auf,
die Christus seinen Jüngern bei den österlichen
Erscheinungen gezeigt hat: "Seht meine Hände
und meine Füsse" (Lk 24,39). "Er zeigte
ihnen seine Hände und seine Seite"
(Joh.20,2o). Im allgemeinen werden die Stigmata,
die oft einen Wohlgeruch verbreiten, im Lauf einer
Entrückung in das Fleisch eingedrückt.
Der
Bericht über die ersten Wundmale der kleinen
Araberin stammt v.Mutter Veronika aus La Capelette:
"Am ersten Donnerstag, dem 2.Mai 1867, als
ich Mirjam besuchte, fand ich sie schwer leidend
neben ihrem Bette sitzend. Sie zeigte mir ihre
Seite, ihre Hände und Füsse. Auf dem oberen Teil
der Hände, an der Stelle der Wundmale, hatten
sich eine Art nagelkuppenähnliche Blasen
gebildet, und auf der inneren Handfläche war die
entsprechende Stelle schwarz und geschwollen. Auf
der Seite, etwas oberhalb des Herzens, entdeckte
ich ein gerötetes und entzündetes kreuzförmiges
Gebilde, in dessen Mitte sich drei kleine Bläschen
mit einem Loch befanden...Ich verbrachte die Nacht
bei ihr, und um fünf Uhr morgens quoll aus den
Wunden der Hände Blut. Das Blut floss aus der
Handfläche. Die Finger waren verkrampft und
zusammengezogen, als hätte wirklich ein Nagel die
Handfläche durchbohrt. Mirjam war unfähig, sie
auszustrecken oder das Glas zu erfassen, aus dem
ich ihr von Zeit zu Zeit zu trinken gab... Gegen 9
Uhr rann Blut aus der Dornenkrone, die das ganze
Haupt umgab. Ich kann feierlich bezeugen, dass ich
Blut aus den Löchern der Dornen quellen sah.
Eines davon öffnete sich vor mir mitten in der
Stirn, und Blut spritzte heraus. Während ich sie
wusch, schloss sich das Loch, ohne ein anderes
Zeichen, als die Blutspuren zu hinterlassen.
Ihre Füße waren so weiß wie die eines Leichnams
und die Zehen ausgestreckt, wie die eines
Gekreuzigten. Die Wunden auf der Oerseite der Füße
und auf der Seite bluteten ebenfalls. Nach 15 Uhr
kam Mirjam wieder völlig zu sich und fühlte sich
nur etwas schwach. Ich sagte ihr, sie solle
aufstehen, was sie ohne Hilfe tat, und am Abend
kam sie mit der Gemeinschaft zum Nachtessen."
Die
bezeugten Hauptetappen der Stigmatisierung bei
Sr.Maria v.Gekreuzigten:
Als erstes erschien das Stigma des Herzens im
Alter von 20 Jahren in Marseille im August 1866, während
einer Entrückung beim Gebet in der Kapelle.
Im März 1867 erschienen die anderen Wundmale. Das
Wunder wiederholte sich im Laufe des Monats April
und der ersten zwei Maiwochen. Es hörte auf
Befehl der Novizenmeisterin auf.
Sr.Maria ahnte in ihrer Demut nicht einmal, dass
es sich um ein Charisma handelte, sondern hielt
die Wundmale für eine Krankheit. Sie flehte zu
Gott und der heiligsten Jungfrau, diese
"schlechten Zeichen", wie sie sagte, von
ihr zu nehmen.
Zum letztenmal wiederholte sich die Stigmatisation
im April 1876 in Bethlehem. Es war dies die längste
und schmerzhafteste Leidensperiode. Man hatte den
Eindruck, der Kreuzigung auf Kalvaria beizuwohnen!
Während
einer Ekstase sagt die Schwester: "Wißt ihr
es schon? Fünf Rosensträucher sind aufgeblüht.
Schnell, schnell! Sie haben den andern die Rosen
gegeben, mir aber die Dornen." Und mit einem
Lächeln fügt sie hinzu: So etwas tut man nicht!
Man gibt wenigstens ein paar Rosen!...Oh! Ich
verdiene es nicht. Wenn nur Jesus zufrieden ist,;
mehr will ich nicht. Ich nehme alle Dornen auf
meinem Leib an, aber sag dem Herrn des
Rosenstrauches, er solle die Rosen schließen".
Nach diesen roten Blütenzeiten in Marseille, Pau,
Mangaloreund Bethlehem schlossen sich die fünf
Rosen der Stigmen endgültig am 26.April 1876.
"Dieu
sensible au corps" (Gott im Leibe
wahrnehmbar), mit diesen Worten definierte Pascal
die Stigmatisation.
4.
Durchbohrung des Herzens
Das Charisma der Durchbohrung des Herzens wurde
Schwester Maria von Jesus dem Gekreuzigten am
Sonntag, dem 24.Mai 1869, im Karmel von Pau
verliehen.
Sie betet dort mit einigen Schwestern den
Rosenkranz, als sie in Verzückung gerät und ähnlich
der Hl. Teresa von Avila die Herzensstigmatisation
erfährt.
Von dieser Stunde an blutet ihr Herz oftmals. Im
geheimen wusch sie die Tücher, mit denen sie die
blutende Seitenwunde abwischt.
Handelt
es sich hier nur um eine Vision, oder kann man
auch von materieller Durchbohrung sprechen?
Der
beste Zeuge ist das Herz der Nonne. Bei ihr ist
die materielle Durchbohrung noch genauer erwiesen,
als bei Teresa von Avila. Deren Herz wurde erst
1592, also 10 Jahre nach ihrem Tod, entnommen.
Das Herz Schwester Marias von Jesus dem
Gekreuzigten wurde dagegen schon an ihrem Todestag
und im Beisein kompetenter Zeugen entnommen.
Der Chirurg Dr.Carpani von Jerusalem kam, um die
Handlung vorzunehmen.
Msgr.Valerga, einer der Zeugen, berichtet:
"Als man das Herz herausgenommen hatte, wurde
es auf eine flache Schale gelegt, damit alle
Anwesenden es genau betrachten konnten... Wir
konnten alle sehen, daß das Herz die Narbe einer
allem Anschein nach von einem breiten Gegenstand
hervorgerufenen Wunde trug. Das Herz wurde in der
Schale von Hand zu Hand weitergegeben, so dass
alle Priester und Schwestern, die sich im Raume
befanden, die wunderbare Tatsache feststellen
konnten."
Die beiden Wundränder waren ausgetrocknet, ein
Zeichen, dass die Verletzung schon älter war.
Don Belloni fragte den Chirurgen: "Könnte
nicht eine Krankheit so etwas hervorrufen?"
Doktor Carpani antwortete: "Nein, dieses Herz
ist niemals krank gewesen."
An Ort und Stelle wurde ein Protokoll über die
Entnahme verfaßt und von allen Anwesenden
unterzeichnet.
Am 13.Mai 1929 wurde in Pau eine offizielle
Untersuchung des Herzens vorgenommen. Zwei Ärzte,
die Herren Aris und Ecot, bemerkten in ihrem
Bericht: "Es ist schwierig, eine
wissenschaftliche Erklärung für diese Tatsache
zu geben."
Johannes
vom Kreuz bemerkt, dass ein derartiges Charisma
ein Zeichen hoher mystischer Begnadung ist.
5. Erscheinungen
Das
ganze Leben der kleinen Palästinenserin ist
durchzogen mit Erscheinungen. Ihre Seele gleicht
einer jener herrlichen byzantinischen Kirchen, die
ganz mit Ikonen in ihren vielerlei Farben
ausgeschmückt sind. Aber bei Mirjam sind die
Ikonen lebendig. So erscheinen ihr Engel unter der
Gestalt von Kindern, um ihr in Gefahren
beizustehen, ihr während der Ekstasen als
Dolmetscher zu dienen und ihr Anteil an ihrer Glückseligkeit
zu geben. Im Chor und während der Erholung sah
sie oft die Schutzengel ihrer Gefährtinnen.
Viele
Heilige sind im Laufe ihres Lebens an ihren Augen
vorübergezogen. Der heilige Josef, die heilige
Teresa, die heilige Maria Magdalena von Pazzi, die
hl.Katharina v.Alexandrien, die hl.Margareta-Maria
Alacoque, der hl.Johannes vom Kreuz.
Auch Verstorbene erschienen der Seherin, u.a.der
hl.Pfarrer von Ars.
Ihr ganzes Leben ist davon durchzogen, besonders
von den Erscheinungen Jesu, der Mutttergottes und
des hl.Josef.
Für Schwester Maria von Jesus dem Gekreuzigten
ist die Kirche kein abstrakter Begriff; sie ist
die Gemeinschaft der Heiligen und die Gemeinschaft
der Bewohner des Himmels, des Fegfeuers und der
Erde.
6.
Prophezeiungen
Mirjam Bauardy ist im Lande der Propheten geboren
und aufgewachsen.
Der Orientale hat Sinn für die konkreten und
greifbaren Wirklichkeiten und findet Gefallen an
Nachahmungen, mimischen Darstellungen und
Symbolen.
Wenn wir die biblischen Propheten verstehen und
das Verhalten eines Isaias, eines Jeremias, eines
Ezechiels begreifen wollen, dann müssen wir
unsere westlichen Vorurteile beiseite lassen und
versuchen, eine semitische Mentalität anzunehmen.
Wenn ein Orientale zu uns spricht, erzählt er gewöhnlich
eine Geschichte und wir müssen versuchen, weniger
deren anekdotische Genauigkeit als deren hintergründige
Bedeutung zu erfassen. Die Moral ist wichtiger, als
die historische Wahrheit.
Schwester Maria von Jesus ist so sehr ein Kind
ihrer Rasse, dass sie sich häufig und spontan in
Gleichnissen, Parabeln, Symbolen und symbolischen
Handlungen ausdrückt.
So verlangte der Herr beispielsweise 1873 eine
Anzahl von Prozessionen rund um den Garten. Mirjam
führte diesen Auftrag auf den Knien aus, mit
einem Sack voll Asche auf dem Rücken. Trotz ihrer
geschundenen Knie führt sie ihn im Schweisse
ihres Angesichts zu Ende.
Oft setzt sie sich auf orientalische Weise zu Füssen
des heiligsten Sakramentes oder eines
Madonnenbildes nieder. Sie faltet die Hände,
neigt und erhebt den Kopf und macht die Geste, als
reisse sie sich das Herz aus der Brust, um es
Jesus und Maria zu schenken.
Die Propheten kennzeichnen sich jedoch nicht nur
durch ihre symbolischen Handlungen, sie sind auch
visionäre Menschen. Mirjam wurden auch viele
Visionen zuteil, die an die eines Ezechiel und
eines Zacharias gemahnen, sowie an die Apokalypsen
Daniels und des Apostels Johannes.
Was die Prophezeiungen im Sinne von Voraussagen künftigen
Geschehens betrifft, so kommen Hunderte aus dem
Munde der kleinen Karmelitin.
Sie beziehen sich entweder auf sie selbst, oder
die Karmelitinnenklöster in Mangalore, Bethlehem
und Nazareth. Andere Prophezeiungen betreffen die
Kirche.
Ihre Lebenszeit fällt in das lange Pontifikat
Pius IX. (1846-1878). Für diesen Papst bezeugte
sie eine besonders zärtliche, kindliche Liebe.
Sie nannte ihn ihren Vater, sie sah ihn oft im
Geiste, bald während der herrlichen Pontifikalämter,
bald in den Ängsten, die ihn kreuzigten. Mehrmals
ließ sie ihm wichtige, die Interessen der Kirche
betreffende Botschaften zukommen. 1868 ließ sie
ihm dreimal die Warnung zukommen, die in der Nähe
des Vatikans gelegene Kasernen sei unterminiert.
Diese Warnung aus Pau wurde jeoch nicht ernst
genommen, bis am 23.Oktober die Kaserne Serristori
am hellichten Tag in die Luft gesprengt wurde und
die Regimentsmusiker unter ihren Trümmern begrub.
"Leider hatten wir uns die von Pau empfangene
Mitteilung nicht zunutze gemacht", sagte
Kardinal Antonelli später.
Als jedoch Schwester Maria im folgenden Jahr, als
das Konzil in vollem Gange war, den Papst auf ein
neues drohendes Unheil aufmerksam machte, wurde
der Stimme des Himmels grössere Aufmerksamkeit
geschenkt. Mehrfach bezeichnete die Seherin mit
bemerkenswerter Genauigkeit die Stellen im
Vatikan, wo drei Bomben gelegt worden waren.
Diesmal konnte die Katastrophe verhindert werden.
Die kleine Araberin kündigte auch den Tod Pius
IX., sowie den Namen seines Nachfolgers, des späteren
Leo XIII. an.
Schließlich sind noch unzählige Prophezeiungen
zu erwähnen, die Einzelpersonen betrafen.
7. Geheimnisvolles Wissen
Bei der kleinen Araberin findet man in enger
Verbundenheit mit der Gabe der Prophezeiung das
Charisma der Unterscheidung der Geister und das
Wissen um Ereignisse, von denen sie nach
menschlichem Ermessen unmöglich Kenntnis haben
konnte.
Die
Novizenmeisterin von Bethlehem sagte, Mirjam lese
in den Herzen wie in einem Buch. Und sie fügte
hinzu: "Oft wird ihr das Innerste der
Menschen bis in deren Kindheit zurück völlig
enthüllt; und zwar handelt es sich dabei nicht
nur um Leute, mit denen sie persönlich spricht,
sondern auch um deren Freunde und Verwandte.
Obwohl sie diese niemals gesehen hat, vermag sie
deren gute und schlechte Eigenschaften zu
schildern.
Sie durchschaut nicht nur ihre Besucher, sondern
auch in weiter Ferne lebende Menschen.
Sehr oft war es möglich, die Richtigkeit dessen,
was sie schaute und mitteilte, nachzuprüfen.
Nicht
weniger bemerkenswert als das Charisma der
Herzenskenntnis ist die Gabe der Schau von
Ereignissen, die in weiter Ferne stattfinden.
Im
Karmel von Mangalore wohnte sie der Hinrichtung
der Geiseln der Kommune in Frankreich bei.
In den Klöstern von Pau und Mangalore sah sie die
Verfolgungen und Massenmorde in China.
1877 schaute sie die Hungersnot von der die Bevölkerung
Indiens damals heimgesucht wurde.
Als
sie am 17.September 1874 nach einer Entrückung
wieder zu sich kam, war sie ganz erschüttert über
die grauenhaften Szenen, denen sie soeben
beigewohnt hatte. Sie hatte verstümmelte und
enthauptete Christen gesehen und andere, denen man
den Bauch aufgeschlitzt hatte. Unter ihnen befand
sich auch ein Priester.
Vier Monate später berichtete die Zeitschrift L´Univers
vom Martertod eines Missionspriesters in Yün-Nan,
Abbe Baptifaud, der tatsächlich am 17.September
ermordet worden war.
Tief beeindruckt schrieb Bischof Lacroix am
6.Februar 1875 an Kardinal Antonelli: "Sie können
dem Heiligen Vater diese Nachricht in meinem Namen
als von mir verbürgt und absolut echt mitteilen.
Am
24.Feber 1876 morgens diktierte sie einige Zeilen
an den Patriarchen von Jerusalem: "Diese
Nacht habe ich den neuen Papst (Leo XIII.)
erblickt.
Er lag auf den Knien, und ich habe gesehen, wie
unser Herr ihm die Hände auflegte und dabei
sprach: "Stella versa oder bersa." Das
letztere Wort habe ich nicht gut gehört; ich habe
nicht verstanden, ob das sein Name ist, oder ob
das Wort etwas anderes zu bedeuten hat".
Was die Schwester nicht begriffen hatte, war für
Patriarch Bracco und die Priester des
Patriarchates ganz klar: Es handelte sich um den
umgekehrten Stern (stella versa), den Kardinal
Pecci in seinem Wappen führte. Von diesem
Augenblick an erwarteten sie die Nachricht seiner
Erwählung.
Zwei Stunden nach dem Empfang des Briefes der
Seherin von Bethlehem meldete ein Telegramm dem
Patriarchen, dass Leo XIII. am 20.Februar gewählt
worden war.
8.
Bilokation
Das Phänomen der Bilokation oder Multilokation
besteht in der gleichzeitigen physischen
Anwesenheit ein und derselben Person an mehreren
Orten. Auch in dieser Hinsicht gibt es im Leben
der kleinen Araberin ein bemerkenswertes Beispiel.
Die
bekannte Schwester Josephine, eine Josefsschwester,
die sich durch ihre Nächstenliebe ausgezeichnet
hatte und deren Biographie in Frankreich veröffentlicht
wurde, war die Empfängerin dieser Gnade.
1876 befand sich Schwester Josephine Rumebe
(1850-1927) auf der Insel Zypern, wo sie
schwerkrank und vom Fieber verzehrt darniederlag.
Ihre Oberin erwartete ihren Tod.
Eines Nachts gegen elf Uhr betrat eine Ordensfrau
die Zelle der Sterbenden. Mit in Kreuzesform
ausgebreiteten Armen schwebte sie über dem Boden.
Von lebendigem Licht umflossen, erhellte sie das
ganze Zimmer. Es ist Schwester Maria von Jesus dem
Gekreuzigten, die frühere Postulantin der
Josefsschwester in La Capelette. Die Kranke hatte
diese jedoch niemals gesehen.
Hören wir ihren Bericht: "Ich hatte sie noch
nie gesehen und wußte dennoch, dass sie es war
und dass sie mit Gott sprach; ich schlief absolut
nicht. Ich rufe sie bei ihrem Namen und sie
antwortet mir. Ich sage zur ihr: "Schwester
Maria, fragen Sie den lieben Gott, ob ich sterben
werde." Da redete sie mit dem Herrn. Nach
einigen Sekunden sagte sie: "Nein, Sie werden
nicht jung sterben, sie müssen noch viel Gutes
wirken." Danach sagte ich ihr: "Fragen
Sie ihn, ob ich bis zum Tod in meinem heiligen
Beruf ausharren werden." Nach einigen
Sekunden antwortete sie: "Mit der
Gnade."
Sie hat mir auf alle Fragen, die mein innerliches
Leben betreffen, Antwort gegeben. Danach
verschwand sie, und alles, was sie mir angekündigt
hatte, ist auch tatsächlich eingetroffen.
Von diesem Moment an begann die Besserung. Im
folgenden Jahr war ich wieder reisefähig und fuhr
von Zypern nach Jaffa. Zu derselben Zeit kamen die
Karmelitinnen von Bethlehem nach Jaffa auf der
Durchreise nach Nazareth. Wie groß war mein Glück,
als ich Schwester Maria erkannte! Sie sah genau so
aus, wie ich sie in Zypern gesehen hatte.
Der liebe Gott ist mein Zeuge, denn nur zu seiner
Ehre schreibe ich diesen Bericht. Sie sagte mir:
"Der heilige Josef liebt euren Orden
sehr."
Beim
Abschied (nach ihrer Rückkehr von Nazareth) sagte
mir die Dienerin Gottes: "Heute sehe ich dich
zum letztenmal. Ich werde in jenem Monat und an
jenem Tage sterben. Durch Schwester Maria vom
Kinde Jesu werde ich dir schreiben lassen und dir
den kleinen Jesus senden, den ich jeden Abend küsse."
Tatsächlich empfing ich den angekündigten Brief
mit dem genauen Datum des Todes der Dienerin
Gottes; da ich dieses in mein Heft eingetragen
hatte, konnte ich feststellen, dass Mirjam ihren
Todestag richtig vorausgesagt hatte.
Das war vor Gott und einzig zu seiner größten
Ehre der genaue Verlauf dieser Ereignisse. Selbst
im Augenblick meines Todes könnte ich nicht
anders darüber sprechen.
Jerusalem,
den 30.September 1895."
Schwester
Josephine starb am 1.September 1927, nachdem sie
in Kirjath-Jearim, auf einem in Ost-Jusäa
gelegenen Hügel, das Haus und die Kapelle der
Bundeslade gegründet hatte.
9.
Von einem Engel besessen
Damit gelangen wir zu dem vielleicht außergewöhnlichsten
all dieser außerordentlichen Charismen.
Obschon Thomas von Aquin erklärt, dass "nach
den Aussagen der Heiligen die guten wie die bösen
Engel kraft ihrer geistigen Natur die Macht haben,
Köprer, in die sie eingezogen sind,
umzuwandeln", bezeugen die Theologen wenig
Interesse für die Fragen der Besessenheit durch
einen guten Engel. Zwar hat der heilge Thomas von
Aquin kein derartiges Beispiel erwähnt, und
offenbar ist überhaupt kein solches Vorkommnis
bekannt.
Der Fall Schwester Marias von Jesus dem
Gekreuzigten wurde besonders eingehend bechrieben.
nn man die teuflische Besessenheit als
unwiderstehliche Beherrschung der Sinne und
Glieder eines Menschen durch den Teufel definiert,
so kann man auch sagen, dass die Besessenheit
durch einen Engel in der unwiederstehlichen
Beherrschung der Sinne und Glieder eines Menschen
durch einen guten Engel besteht, der sie zum Guten
drängt. In beiden Fällen ist die menschliche
Freiheit aufgehoben.
Indem
wir uns auf die Augenzeugen berufen, beschreiben
wir aus dem Leben der kleinen Palästinenserin ein
solches Phänomen. Das Ereignis fand in Pau am
4.September 1868 statt. Es war am Mittag. Vor
genau vierzig Tagen hatte die erste teuflische
Besessenheit begonnen, von der später eingehend
die Rede sein wird. Nach Ablauf seiner Zeit hatte
Satan soeben den Leib der Kleinenverlassen. Die
Zeugen, das heißt die in der Krankenabteilung
versammelten Karmelitinnen, behielten diesen
Augenblick in unvergänglicher Erinnerung.
Während die zwölf Glockenschläge zum Mittag ertönen,
geht in Schwester Maria sichtlich eine auffallende
Veränderung vor.
An
die Stelle der Versuchungen, Demütigungen und
Entstellungen der Schwester, die auf ihren Kampf
gegen den Bösen zurückzuführen sind, tritt eine
wirkliche Verklärung.
Die Novizin erhebt sich etwa zwanzig Zentimeter über
das Bett, ihr Antlitz strahlt, ihre schwarzen
Augen glänzen wie Diamanten, ein wunderbares Lächeln
umspielt ihre Lippen. Die Nonnen sind auf die Knie
gefallen und vermögen nur ein Wort, einen Namen
auszusprechen: "Jesus!" Sie meinen,
einem Vorübergang des Herrn beizuwohnen.
Nach ihm ergreift ein übernatürlicher Geist
Besitz von dem befreiten siegreichen Leib der
Ekstatikerin. Sie ist jetzt von einem guten Engel
besessen. Vier Tag lang dauert dieser Zustand an.
Bisher drückte sich Satan durch den Mund der
Karmelitin aus, jetzt spricht der gute Engel aus
ihr. Er übermittelt den Schwestern Lehren und
Ratschläge von hohem Wert.
Die Nonnen möchten bei ihrer Schwester bleiben.
Diese sagt jedoch zu ihnen: "Schwestern, die
Muttergottes sieht euren Wunsch, bei dem kleinen
Nichts zu bleiben; aber sie will, dass ihr euren
Pflichten nachgeht; sie wird bei euch sein. Während
der Erholungsstunde dürft ihr wiederkommen, da
die Regel es erlaubt." Die Priorin fragt sie,
ob eine Schwester bleiben darf, um Notizen zu
machen. Die Kleine antwortet: "Die
Muttergottes ist damit einverstanden und überlässt
Ihnen die Wahl dieser Schwester."
Während
der Erholungspausen eilen die Karmelitinnen
herbei, um die Verklärte zu betrachten und den
Lehren des Engels zu lauschen. Die Seherin wohnt
einer prächtigen Prozession bei, die zu ihren
Ehren im Himmel abgehalten wird. Im Vorbeigehen grüßt
sie die Heiligen, die sie erkennt: "Sei gegrüßt,
Vater Elias! Sei gegrüßt, Vater Josef! Sei gegrüßt,
Vater Johannes! Sei gegrüßt, Maria von den
Engeln! Sei gegrüßt, Simon Stock! Seid gegrüßt,
Märtyrer Jesu des Vielgeliebten! Seid gegrüßt,
Magdalena, Margarita, Germana, Martha, Henriette,
heiliger Dominikus und heiliger Franziskus,
Veronika, Appolonia, Nikolaus, Amata...
Sie
bittet, in den Garten hinuntergehen zu dürfen, um
die "Werke Satans zu reinigen." Es
handelt sich dabei um eine der symbolischen
Handlungen, an die sie als echte Palästinenserin
gewöhnt ist. Ein wunderbares Lächeln auf den
Lippen geht sie mit leichtem raschen Schritt, mit
erhobenenen Händen und zum Himmel gerichteten
Augen voran. Sie lädt die Priorin ein, den
Weihwasserwedel zu nehmen, um jede Stelle zu
reinigen. Sie vergißt nicht einen einzigen, von
Satan berührten Baum.
Sie ruft: "Kleiner Weinberg, kleine Bäume,
tragt immer gute Früchte für die Schwestern
Jesu...Seht, seht, Satan ärgert sich! Er rennt
davon, er rennt davon, er rennt davon!" Sie
klatscht in die Hände. Die Prozession hatte zwei
Stunden gedauert.
Am
Nachmittag nach der Vesper geht der Unterricht des
Engels weiter. Er betrifft die Regeltreue, den
Gehorsam, das Stillschweigen, die gute Ausnützung
der Zeit an Wochentagen und die Ruhe am Sonntag,
der ganz Jesus geweiht sein soll: "Man darf
am Sonntag nur beten und Bücher lesen, in denen
von Jesus die Rede ist."
Sie
kündigt Versuchungen und Prüfungen im
Ordensleben an: "Satan wird euch versuchen:
Seid stärker als Satan! Die Versuchung ist gut für
euch: Sie ist das Wasser, das uns wäscht und uns
reinigt für Jesus. Überlegt euch das gut: Heute
auf der Erde, morgen unter der Erde!"
Der
gute Engel spricht eindringlich über die Liebe in
der Ordensgemeinschaft, über die Erholungspausen,
die erbaulich sein sollen, und über die Demut. Er
fügt hinzu: "Schwestern, die Muttergottes
wiederholt, dass ihr Schwester Maria, dem kleinen
Nichts, niemals von diesem Geschehen Kenntnis
geben dürft. Stellt ihr keine Fragen. Ihr sollt
ihr keine Aufmerksamkeit schenken, sie nicht
ansehen, nicht von ihr sprechen; nichts als
Verachtung... Das kleine Nichts wird nur kurze
Zeit hier bleiben; danach wird sie das Werk Gottes
vollbringen. Wundert euch über nichts, verliert
niemals den Mut, weil ihr keine Engel, sondern
schwache Menschen seid. Wer sich ganz klein macht,
der gefällt Jesus und findet ihn."
Durch
den Mund der Ekstatikerin sprcht der gute Engel
auch lange mit Abbe Saint-Guily:
"Mein Vater, um zu beurteilen, wes Geistes
ein Priester ist, prüfen Sie seine Demut, seinen
Gehorsam. Wenn er sich nicht unterwirft, dann wird
er von Satan geführt. Gehen Sie gleichermaßen
hinsichtlich einer Ordensfrau vor über deren Weg
Sie Zweifel hegen.
Wenn sie ihr sagen, sie sei in einer Täuschung
befangen, und sie sich nicht sogleich Ihrem Urteil
unterwirft, dann ist es Stolz, und somit Satans
Geist...
Die
Antworten bestärken die Anwesenden in ihrer Überzeugung,
dass ein himmlisches Wesen von der kleinen Galiläerin
Besitz ergriffen hatte und sich durch sie ausdrückte.
Mehrmals fragten die Schwestern dieses rätselhafte
Wesen nach seinem Namen. Es antwortete: "Ich
gehöre zu jenen, die hinauf- und hinuntersteigen.
Ich bin der Geist Schwester Marias." Die
anwesenden Karmelitinnen gewöhnten sich daran,
mit dem Geist zu sprechen: "Kleiner Engel,
lieber Engel, Du hilfst uns, Jesus zu lieben.
Bleibe doch noch einen Tag länger!" Da erklärte
er: "De Zeit ist festgelegt: Ein Tag für
zehn Tage." Die Nonnen begriffen, dass für
vierzig Tage teuflischer Besessenheit vier Tage
Besessenheit durch den Engel vorgesehen waren.
Der
Engel verkündet, dass die Prüfung der Kleinen
nach seinem Weggang aufs neue beginnen wird. Satan
wird zurückkehren. Drei Jahre lang wird er ihre
Einbildungskraft mit Zwangsvorstellungen quälen
und versuchen, sie zum Verlassen des Klosters zu
bewegen. Sie wird bis an den Rand der Verzweiflung
getrieben, und man wird ihr helfen müssen, in ihr
Nichts hinabzusteigen.
"Schwester Maria wird Fehler begehen; Gott
wird es zulassen, weil die Zeit der Prüfung
gekommen ist und damit Satan später aufgrund
ihrer Demut keine Macht über sie hat. Denn später
wird sie tatsächlich große Dinge vollbringen;
sie wird fast ständig entrückt sein und sich
sogar in die Luft erheben. Das kleine Nichts ist
ein Opfer, und als solches muß es viel leiden.
Bevor
der Engel weggeht, wird er nochmals nach seinem
Namen gefragt. Er antwortet: "Ich bin der
Geist Marias (von Jesus dem Gekreuzigten), ich bin
der Engel Marias."
Der Leib der Besessenen erschauert. "Ich habe
die Freude in den Knochen", sagt sie unaufhörlich.
Nachdem der Engel sich entfernt hat, fällt wieder
ein Schleier der Trauer über sie. Die angekündigten
Prüfungen und Leiden brechen über sie herein.
Sie ist vom Tabor herabgestiegen, um tief in den
Garten von Gethsemane einzudringen.
10.
Die Gabe der Dichtung
Auch hier handelt es sich um ein echtes Charisma.
Man darf nicht vergessen, dass Schwester Maria
eine unwissende Analphabetin ist.
Sie hat niemals eine Schule besucht, und ihre
Sprache ist das Arabische, das von dem Volk, den
Fellachen von Abellin, gesprochen wird.
In Marseille gelingt es ihr schließlich, sich
französische Ausdrücke zu merken, aber trotz
eines Versuches bei den Josefsschwestern wird sie
nie recht lesen lernen.
Da die kleine Araberin am Brevier Gefallen findet,
insbeondere an den Psalmen, in denen sie die
Inspiration und die Rhythmen der Dichter ihrer
Heimat wiederfindet, wird sie als Chornovizin
aufgenommen, und sie erhält Französisch- und
Lateinunterricht.
Sie macht einige Forschritte, zumindest im Französischen.
Aber sie wird diese Sprache stets radebrechend und
mit Arabismen vermischen und nie richtig lesen und
schreiben lernen.
Schwester
Maria hat sehr wenig gelesen.
Zu ihrer gewöhnlichen Lektüre gehörten das
Brevier, die Nachfolge Christi, die Karmelregel,
und in ihren letzten Jahren ein in Großbuchstaben
gedrucktes Buch: L´Ange condukteur (Der
Schutzengel).
Und dennoch dichtete Schwester Maria von Jesus dem
Gekreuzigten während ihrer Ekstasen aus dem
Stegreif Papabeln, Gedichte und geistliche Lieder,
die von zahlreichen Gebildeten bewundert werden.
Sie ist eine echte Palästinenserin aus den galiläischen
Hügeln, die sich jedes Frühjahr in ein prächtiges
Gewand aus Anemonen und Zyklamen, aus Asfodills
und unglaublich vielfältigen "Lilien des
Feldes" hüllen.
Mirjam von Abellin erfüllt die Klöster, in denen
sie lebt, mit den Düften und Farben des
biblischen Landes.
Bis
zu ihrem letzten Morgen in Bethlehem, dem
26.August 1878, hört sie nicht auf, Psalmen,
Hymnen und Allegorien zu erfinden und zu singen,
die an die reinsten Texte der inspirierten
Literatur und durch ihren mystischen Schwung
insbesondere an das glühende Hohelied gemahnen.
"Ich
nehme die Flügel meines Erlösers.
Ich sehe, wie die ganze Welt mich
selig preist. Wie ist es süß, Dir
anzugehören, o mein Heiland! Dein Name ist groß und erfüllt den
Himmel. Alles lobt Dich und ist von
Freude durchdrungen, weil Du gegenwärtig
bist. Die Flügel, mit denen ich fliege, hat
mein Erlöser mir gegeben. Gnädig hat
er meine Seele angeschaut. Er hat mir
die Flügel geschenkt, mit denen ich
flog. Aus dem tiefen Abgrund, in dem ich
mich befand, hat der Herr mich
herausgezogen. Seit diesem Tag bin ich in seinem Schoß
für immer. Glücklich der nie endende
Tag...Der Herr hat mich in seine
Heimat geholt. Was sagt ihr, Bewohner der Erde?...Er
gibt mir Flügel, um zu fliegen, er
gibt mir tausend Blumen, um sie auf
meinen Weg zu streuen. Er hat einen
Korb voller Blumen in meine Hände
gedrückt, und alle meine Freunde dürfen
daraus nehmen, soviel sie wollen. Auf dem ganzen Weg habe ich Blumen
gestreut, Freunde und Feinde haben
sich eifrig bemüht, sie aufzulesen. Er schenkte mir Flügel, um zu
fliegen, und legte einen Korb voller
Blumen in meinen Schoß. Himmel und Erde, alles freute sich über
sein wunderbares Lächeln!"
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In
der Ekstase gespr.Worte v.Sr.Maria v.Jesus
d.Gekreuzigten
Papst
Johannes Paul II. über Mirjam
Die
Worte von Papst Johannes Paul II. bei der
Seligsprechung im Jahre 1983:
"Ihr
ganzes Leben ist eine Frucht der höchsten
Weisheit des Evangeliums. Es gefällt Gott, die
Demütigen und Armen zu erwählen, um die Mächtigen
zu beschämen (vgl. 1 Kor 1, 26-29). Sie hatte nie
die Möglichkeit erhalten, höhere Studien zu
betreiben, obwohl sie mit einer großen inneren
Klarheit, mit einer lebendigen natürlichen
Intelligenz und mit jener poetischen
Vorstellungskraft, die dem semitischen Volk eigen
ist, begabt war. Dennoch wurde sie, Dank ihrer
hervorragenden Tugenden, mit dieser wertvollen
"Kenntnis" erfüllt, die Christus, der
am Kreuz für uns gestorben ist, uns gibt: die
Kenntnis des Mysteriums der Dreifaltigkeit, eine für
die orientalische christliche Spiritualität, in
der die kleine Araberin erzogen wurde, so wichtige
Einsicht."
In
der Erscheinung der Gottesmutter in Sievernich
(Deutschland) im Jahre 2000-2002 zeigte sich Maria
als „Die Makellose“ mit Heiligen und heiligmäßigen
Personen, darunter Mirjam von Abellin. (vgl.
Martin Müller, Ich bin MARIA, die Makellose,
Botschaften von Sievernich, Fe-Medienverlag 2003,
2. Auflage).
Ihr
tägliches Gebet zum Hl. Geiste
O Heiliger Geist, erleuchte mich, O Gottes Lieb'
verzehre mich, Den Weg der Wahrheit führe mich,
Maria, Mutter, schau auf mich, Mit deinem Jesus
segne mich; Vor aller Täuschung und Gefahr, Vor
allem Übel mich bewahr!
Heiliger
Geist, erleuchte mich! Was soll ich tun und wie
kann ich Jesus finden? Die Jünger waren sehr
unwissend, sie waren bei Jesus, und doch
verstanden sie Ihn nicht.
Das Geringste macht mich verwirrt und aufgeregt.
Ich bin zu empfindlich; ich bin nicht großmütig
genug, um Opfer für Jesus zu bringen.
O Heiliger Geist, als Du den Jüngern Dein Licht
erstrahlen ließest, wurden sie umgewandelt; sie
waren nicht mehr das, was sie vorher waren; ihre
Kraft war erneuert, die Opfer wurden ihnen leicht;
sie erkannten Jesus besser als vorher, da Er noch
unter ihnen weilte. Quelle des Friedens, des
Lichtes, komm, mich zu erleuchten. Ich habe
Hunger, komm, mich zu ernähren; ich habe Durst,
komm, gib mir zu trinken; ich bin blind, komm,
mich zu erleuchten; ich bin arm, komm, mich reich
zu machen; ich bin unwissend, komm und belehre
mich!
Heiliger Geist, ich gebe mich Dir hin. Amen!
Gebet der Schwester Maria
von Jesus dem Gekreuzigten
Herr
Jesus, im Schweigen dieses anbrechenden Morgens
komme ich zu Dir und bitte Dich mit Demut und
Vertrauen um Deinen Frieden, Deine Weisheit, Deine
Kraft. Gib, dass ich heute die Welt betrachte mit
Augen, die voller Liebe sind. Lass mich begreifen,
dass alle Herrlichkeit der Kirche aus Deinem
Kreuze als dessen Quelle entspringt. Lass mich
meinen Nächsten als den Menschen empfangen, den
Du durch mich lieben willst. Schenke mir die
Bereitschaft, ihm mit Hingabe zu dienen und alles
Gute, das Du in ihn hineingelegt hast, zu
entfalten.
Meine Worte sollen Sanftmut ausstrahlen und mein
ganzes Verhalten soll Frieden stiften. Nur jene
Gedanken, die Segen verbreiten, sollen in meinem
Geiste haften bleiben. Verschließe meine Ohren
vor jedem übelwollenden Wort und jeder böswilligen
Kritik. Möge meine Zunge nur dazu dienen, das
Gute hervorzuheben. Vor allem bewirke, o Herr,
dass ich so voller Frohmut und Wohlwollen bin,
dass alle, die mir begegnen, sowohl Deine
Gegenwart als auch Deine Liebe spüren. Bekleide
mich mit dem Glanz Deiner Güte und Deiner Schönheit.
damit ich Dich im Verlaufe dieses Tages offenbare.
Amen.
Ich nehme die Flügel meines Erlösers. Ich .sehe,
wie die ganze Welt mich selig preist. Wie ist es süß.
Dir an zugehören, o mein Heiland! Dein Name ist
groß und erfüllt den Himmel. Alles lobt Dich und
ist von Freude durchdrungen, weil Du gegenwärtig
bist. Die Flügel. mit denen ich fliege, hat mein
Erlöser mir gegeben. Gnädig hat Er meine Seele
angeschaut. Er hat mir die Flügel geschenkt, mit
denen ich flog. Aus dem tiefen Abgrund, in dem ich
mich befand, hat der Herr mich herausgezogen. Seit
diesem Tag bin ich in Seinem Schoß für immer. Glücklich
der nie endende Tag!... Der Herr hat mich in Seine
Heimat geholt. Was sagt ihr Bewohner der Erde?...
Er gibt mir Flügel, um zu fliegen. Er gibt mir
tausend Blumen, um sie auf meinen Weg zu streuen.
Er hat einen Korb voller Blumen in meine Hände
gedrückt, und alle meine Freunde dürfen daraus
nehmen, soviel sie wollen. Auf dem ganzen Weg habe
ich Blumen gestreut, Freunde und Feinde haben sich
eifrig bemüht, sie aufzulesen.
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