HI.
Karl Borromäus
Geb. 2. Oktober 1538 in Arona am Lago Maggiore in
Italien
† 3. November 1584 in Mailand in Italien
Die Heiligen
Ambrosius und Karl Borromäus sind die
leuchtendsten Gestalten des Mailänder
Erzbistums. Im Jahre 1560 verlieh Papst Pius IV.
seinem Staatssekretär, dem erst 22jährigen Carlo
Borromini den Titel «Protector Helvetiae»
(=Schutzherr der
Schweiz).
«Karl wird große Dinge tun und einst in der
Kirche glänzen wie ein Stern!» Diese Worte
rief ein Professor der Universität Pavia aus,
als Karl mit 21 Jahren sein Doktorexamen der
Rechte mit höchster Auszeichnung bestand. Die
Prophezeiung bewahrheitete sich schneller als
jemand erwartete. Als Sohn einer der wichtigsten
Familien Italiens standen ihm die Tore zu einer
weltlichen Karriere weit offen. Doch schon früh
hatte ihn die himmlische Gnade in eine andere
Richtung geleitet. Als 12jähriger empfing er die
Tonsur
(=niedere Weihe)
und übernahm Gis Abt eines nahen Klosters dessen
Pfründeinkünfte, die er den Armen weitergab. Mit
14 Jahren ging er an die Universität Pavia.
Während die andern dem fröhlichen Studentenleben
frönten, vertiefte er sich in seine Studien bis
zur körperlichen Erschöpfung. 1563 empfing er
die Priesterweihe und kurz darauf ernannte ihn
der Papst zum Erzbischof und Kardinal von
Mailand. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod
aus. |
Karl Borromäus als Kardinal
und als
Junge.
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Ein
Apostel Mariens
Während die protestantischen «Reformer» die Kirche dem
Staat ausliefern um die «Neuerungen» mit der Gunst der
Fürsten besser einführen zu können, setzt sich Karl bis
zur Selbstaufgabe als wahrer Reformator ein, um die
Kirche von der Sklaverei des Staates zu befreien. Als
grosser Marienverehrer pilgerte er zu ihren Heiligtümern
und förderte die Andacht zu ihr
(er gründete 130 marianische Gruppen, 556 Bruderschaften
vom HIst. Sakrament, 133 für die christl. Disziplin),
wollwissend um dieses Bollwerk gegen die neugläubigen
Strömungen. Von den ignatianischen Exerzitien geprägt,
kreisen seine Gedanken und Werke um drei Dinge: Gebet,
Sühne und Busse. Die Arbeit war für ihn eine wahre
Busse. Er verausgabte sich nebst seiner Arbeit für das
Erzbistum als enger Vertrauter von drei Päpsten restlos
bei der Umsetzung der Konzilsbeschlüsse von Trient. Die
noch vorhandene Korrespondenz —35'000 Briefe, die er
zwischen 1560-84 abgesandt oder empfangen hat, lassen
vermuten, dass Karl an Überanstrengung gestorben ist.
Die Nacht wurde auch noch zum Tag. Seine Antwort an
besorgte Mahner: «Bischöfe müssen wie Heerführer im
Kriege sitzend auf einem Stuhl schlafen.» Um sich wach
zu halten, hielt er eine Eisenkugel in der Hand. Fiel
sie beim Einschlafen zu Boden, weckte ihn das Geräusch
wieder (diese Kugel wird als
Reliquie in der Kirche des HI. Barnabas in Mailand
aufbewahrt).
Karl
Borromäus erteilt einem Pestkranken die letzte Kommunion.
Viele Gegner aus Klerus und Adel
behindern seine Arbeit, weil er die Reformbeschlüsse des
Tridentiner Konzils unbeirrt durchsetzt und Privilegien
abschafft. Im Zuge der Gegenreformation setzte
sich Karl Borromäus sowohl für eine moralische
Erneuerung der römisch-katholischen Kirche als auch für
den Kampf gegen den Protestantismus ein. Seine
Reformmaßnahmen stießen auf Widerstand bei einigen
Mönchsorden, insbesondere bei den
Humiliaten.
Ein Attentat aus dem reich und damit weltlich gewordenen
Orden der Humiliaten scheitert wie durch ein Wunder: der
Humiliatenpriester Farina schiesst ihm, als er in seiner
Privatkapelle vor dem Altar kniet, in den Rücken. Die
Kugel prallt ab und nur ein rötlicher Hautfleck bleibt
zeitlebens zurück (26. 10. 1569). Karl Borromäus gewinnt
dafür das Herz des Volkes. Die einfachen Menschen
vergessen nie, dass er sich während der Pest- und
Hungerepidemie (1576) monatelang persönlich um die
Kranken und Sterbenden gekümmert hat. Aus dem Erlös
seines verkauften Besitzes kauft er Getreide, während er
fast nur von Brot und Wasser lebt.
(Ein Gelöbnis
des deutschen Kaisers Karl VI. führte nach dem Pestjahr
von 1713 zum Bau der Karl-Borromäus-Kirche in Wien.)
Der
Heilige und die Schweiz
Nicht nur
in der Lombardei traf er unerfreuliche Zustände an:
verwahrloste Kirchen, Menschen ohne Glauben und Sitten,
viele Geistliche im Konkubinat und Luxus, bedrängt von
vielen Irrlehren... Unermüdlich widmete sich der junge
Erzbischof dem Wiederaufbau der Mailänder
Kirchenprovinz, die 15 grosse Diözesen umfasste
(Tessin, Misox, Veltlin
gehörten dazu; zudem hatte ihm der Papst die Sorge für
die Katholiken in der Eidgenossenschaft anvertraut).
Zu Fuss und beritten visitierte er das kleinste
Bergdörfchen.1570 unternahm er seine erste
Visitationsreise in die Schweiz
(die Tessinertäler
besuchte er fünfmal).
Die Berichte loben die Einfachheit und Frömmigkeit der
katholischen Eidgenossen, tadeln aber ihre
Hartnäckigkeit in Streitsachen, die Einmischung in
geistliche Dinge, besonders aber die Trunksucht und das
anstössige Leben ihrer Priester. In Altdorf empfing ihn
der Pfarrer, die achtköpfige Kinderschar vorstellend:
«Das sind die Kinder, die mir der Herr geschenkt hat.»
Karl redete ihm so ins Gewissen, dass er sich fortan
besser an die Standespflichten hielt. Nicht viel besser
stehe es um die Klöster. Seinen Bemühungen sind die
Errichtung der Nuntiatur und die Einführung des
Kapuziner-
(Luzern: 1583, Solothurn +Appenzell 1588, Zug+Frauenfeld
1595, Rheinfelden 1596)
und Jesuitenordens
zu verdanken
(Luzern 1574).
Im Alter
von nur 46 Jahren (1584) erlag der Karl Borromäus einem
Fieberanfall, den sein von der unermüdlichen Arbeit
geschwächter Körper nicht überwinden konnte. ''Herr, ich
komme'' waren seine letzten Worte. Eine riesige
Menschenmenge begleitete ihn zur letzten Ruhe im
Mailänder Dom.
Seine Verehrung begann schon vor seiner Heiligsprechung
(1610). An seinem Grab geschahen viele Wunder. 21 Jahre
nach seinem Tod wurde sein Leib unversehrt aus dem Grabe
gehoben. Kirchen, Kapellen, Altäre, Glocken... wurden
ihm geweiht. Bei der Erneuerung des «Goldenen Bundes»
(1655)
wurde der
HI. Karl Patron des kath. Schweizerlandes.
Kanonisation: 1602
wurde Carlo Borromeo selig,
1610 von Papst Paul V.
heiliggesprochen.
Darstellung: In bischöflichem Ornat oder
Kardinalstracht mit Kreuz, Totenkopf, Geißel, Strick um
den Hals, mit Pestkranken..
Bild
des betenden Karl Borromäus, hinter dem sich ein
wunderkräftiges Bild versteckt, das 1630 während einer
Pestepidemie schwitzte und weinte, in der
Kollegiatskirche San Leonardo in Verbania-Pallanza am
Lago Maggiore. Italien