Hingabe an
die Vorsehung
HI.
Josef
Benedikt Cottolengo
3. 5. 1786 -
30.
4. 1842
Cottolengo,
dieser in der Kirche noch viel zu wenig bekannte
Heilige, hat ganz und gar nach dem Wort Christi
gelebt:
«Sorgt euch nicht um den morgigen Tag...
Sucht zuerst das Reich GOTTES...»
(Mt
6,33-34). |
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Josef
Cottolengo war 56jahrig verstorben,
nachdem er durch sein Werk nicht nur die
Stadt Turin, sondern ganz Europa in
Staunen versetzt hatte. Im Alter von 41
Jahren war er noch ein reicher Kanonikus
in der zentralen Kirche Corpus
Domini in Turin. Ein guter Mensch mit
einem freigiebigen Herzen.
Doch ein
Ereignis rüttelte ihn auf.
Sein Werk lebt
bis heute weiter.
Pius Xl sprach ihn
am 19. 3. 1934
heilig.
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Die
Gnade hat gesiegt!
Die
Monate vergingen im Leerlauf. Jemand gab
ihm
eine Biographie des HI. Vinzenz von Paul zu lesen.
Cottolengo fühlte einen starken Impuls, sich mit dem
Heiligen der Nächstenliebe zu identifizieren, aber
ihm fehlte die Kraft. Doch GOTT zog ihn an sich: Am
Sonntag des 2. Sept. 1827 kommt eine schwangere,
fieberkranke Frau mit ihrem Mann und den fünf Kindern
in Turin an. Nachdem die Frau nicht ins örtliche
Krankenhaus aufgenommen wurde, stirbt sie ohne
ärztlichen Beistand vor den Augen des hilflosen
Kanonikus im Pferdestall einer Gastwirtschaft. Betrübt
eilt Cottolengo in seine Kirche, fällt vor dem
Allerheiligsten auf die Knie: «Mein Gott, warum? Warum
hast Du mich zum Zeugen gemacht. Was möchtest Du von
mir? Man muss etwas tun!« Er steht auf, zündet die
Kerzen auf dem Marienaltar an und lässt den Sakristan
die Glocken läuten. Die Leute laufen zusammen und
fragen einander, was das zu bedeuten habe. In der Kirche
lässt er die Lauretanische Litanei beten, nach deren
Ende er ohne Erklärungen sagt: Die Gnade hat gesiegt.
Die Gnade hat gesiegt! Gepriesen sei die hl.
Jungfrau!“ Dem ,,Neugeborenen» bleiben noch 15
Lebensjahre, die ausgefüllter sind als sein bisheriges
Leben. Sein Beichtvater wird von ihm sagen: Es
ist mehr Glaube in Josef Cottolengo als in ganz Turin.
Ein
Jerusalem der Armen und Kranken
Der
HI. Josef Benedikt Cottolengo gab seiner Gründung den
Namen
Kleines
Haus der göttlichen Vorsehung.
Es
umfasst
mehrere Spitäler mit allen Abteilungen
(Medizin,
Chirurgie, Röntgenabteilung
usw.
,
mit Sälen und Einzelgebäuden für Gelähmte,
Herzleidende, von Krebs Befallene und alle Arten von
Kranken, daneben beherbergt das Kleine
Haus noch
Greise, Invalide, psychisch Kranke, Epileptiker, Waisen,
Behinderte, Taubstumme, Blinde).
Mitten unter ihnen
auch fünf kontemplative Schwesterngemeinschaften und
eine Eremiten-Gemeinschaft als Herz, das für das grosse
Piccola
Casa
della
Divina Providenza schlagen
sollte. Alle Gründungen vertraute er der Vorsehung an.
Von
der Hand in den Mund
Die
Geschichte dieses Heiligen ist erstaunlich, denn es
wimmelt darin von allen erdenklichen Eingriffen der Vorsehung.
Eines Tages: Kein Brot mehr, um all die Armen zu
speisen. Den ganzen Vormittag liegt Cottolengo im Gebet
vor einer kleinen Statue der Jungfrau Maria. Am Mittag
kommt ein Herr, der nie wieder gesehen wurde. Wortlos
gibt er an der Pforte einen grossen Geldbetrag ab,
worauf Joseph Benedikt ausrief: «Die Madonna! Die
Madonna!»
Als
ein anderes Mal wieder nichts zu essen da ist,
beauftragt Cottolengo die Küchenschwester,
vor ihrem
kleinen Marienaltar eine Lampe anzuzünden. Eine halbe
Stunde später werden auf Befehl eines Unbekannten 15
Sack bester Reis geliefert!
Das
Verhalten dieses Mannes des Glaubens und des Gebets war
schlicht und ungezwungen. Er liebte Maria sehr und
vertraute ihr alle seine Sorgen an. Als König Karl
Albert ihm einmal
viel Geld geschenkt hat
te, umarmte ihn Josef Benedikt und rief durch den
Palast: «Deo gratias, du göttliche Vorsehung!
Guter König, handeln Sie immer auf diese Weise; das
macht
mir so viel Freude!» Er ist immer fröhlich,
und obgleich dieses an die Vorsehung hingegebene Leben
auf Hindernisse und Feindseligkeiten stösst, ist für
ihn alles ein guter Vorwand, um im Vertrauen zu wachsen:
daher diese ständige, unerschütterliche Freude.
Wenn unverhofft ein Überschuss entstand, diente er zur
Einrichtung neuer Plätze für Arme oder wurde
weitergegeben. «Die Vorsehung schickt uns Geld, damit
wir es ausgeben, und nicht, damit wir es untätig
aufbewahren. Wenn es ums Aufbewahren ginge, so könnte
sie das viel besser als wir!» Wir wollen niemals
Geld bis zum nächsten Tag aufbewahren; es wäre noch
imstande, sich im Geldbeutel zu zanken! «In der
Piccola Casa
soll man nie um das materielle Brot beten. Der Herr hat
uns gelehrt, vor allen Dingen zuerst das Reich GOTTES zu
suchen. Alles übrige werde uns dazugegeben.
«Das
Gebet ist die erste und wichtigste Arbeit in der Piccola Casa!»
Vor
100 Jahren begann alles mit vier Betten; jetzt sind es
mit den Provinzhäusern wohl deren 15‘000. Das Kleine
Haus braucht jeden Tag 500 Kilo Salz, seine Wäscherei
bedeckt einen Hektar, die Küchen sind so gross wie zwei
riesige Bahnhofhallen. Das Kleine Haus besitzt keine
gesicherten Mittel, weder Kapital noch Mietzinse, noch Einkünfte,
noch Subventionen. Es kennt kein Budget, es kann und
will keines aufstellen. Es lebt von der Hand in den
Mund, von grossen und kleinen Almosen 15‘000 Kranke
leben mit den Ordensleuten, die sie betreuen, einfach
aus der Hand der Vorsehung. Denn diese Schützlinge
werden unentgeltlich beherbergt, genau wie die
Untersuchungen auf den ärztlichen Stationen, die
Hauspflege, die Betreuung und die Arzneimittel
unentgeltlich sind. Es besteht nur eine einzige
Bedingung, um im Kleinen Haus Aufnahme zu finden, die
aber genau eingehalten wird: es darf jemand nicht über
genügend Mittel verfügen, um sich anderswo pflegen zu
lassen.
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