MUTTER VOGLS WELTWEITE LIEBE
1871 - 1956
von
Alfons Maria Weigl

Neu herausgegeben von Klemens Kiser
MUTTER VOGLS WELTWEITE LIEBE
1871 - 1956
von
Alfons Maria Weigl
IMPRIMATUR
- Regensburg,
den 11.
Februar
1961
Erklärung: Soweit es sich in dieser Schrift um Privatoffenbarungen handelt, wird hiermit - gemäß Dekret Papst Urban VIII. - ausdrücklich erklärt, daß dem Urteil der Kirche über die Echtheit und Glaubwürdigkeit derselben in keiner Weise vorgegriffen werden soll.
Der hl. Don Bosco hat einmal gesagt:
Wer eine Medaille, ein Heiligenbild, oder ein Buch schenkt und dabei kein anderes Verdienst hätte, als einen Gedanken für GOTT entfacht zu haben, hat sich schon dadurch ein unvergleichliches Verdienst bei GOTT erworben. GOTT allein weiß, wieviel GUTES dadurch gestiftet wird. Denn viele Seelen werden dadurch gerettet, viele vor dem Irrtum bewahrt und im GUTEN ermutigt.
“Ein wahrer und kostbarer Schatz”
P. Ferdinand Baumann SJ, Rom, Sprecher am Vatikansender, der Verfasser des P. Reus-Buches, schreibt von Herzen kommend über das Mutter Vogl-Buch:
In einem nach Stil und Aufmachung schlichten und unscheinbaren Büchlein berichtet Pfarrer A. M. Weigl über die “weltweite Liebe der Mutter Vogl”, die durch mehrere Kleinschriften schon vielen bekannt ist. Dem inneren Wert nach ist dieses Buch aber ein wahrer und kostbarer Schatz.
Ich wüßte kaum ein anderes, das auf verhältnismäßig wenigen Seiten so viele und so wertvolle Anregungen böte.
Der Ernst christlichen Lebens und Strebens, besonders in heutiger Zeit, und zugleich die erbarmende Güte unseres Gottes, sowie die geheimnisvollen Wege und Absichten unseres Erlösers und unserer himmlischen Mutter Maria werden in dem heroischen Leben von Katharina Vogl in ergreifender Weise offenbar, wenigstens für jene, die noch Verständnis haben dafür, daß echte, übernatürliche Mitteilungen des Himmels auch ein Teil sind von “jenen” guten Gaben und vollkommenen Geschenken, die von oben stammen, vom “Vater der Lichter” (vgl. Jak 1,17) und für die wir dem Himmel Dank schulden.
Eine große Anzahl von Lesern sandte bereits tiefempfundene Dankschreiben und bestellte viele Bücher nach, um sie möglichst zu verbreiten. Ein priesterliches Vergelts Gott dafür. Wie notwendig ist das Buchapostolat heute! Der Herr wird es lohnen! Bitte, seien Sie ein Apostel des guten Buches!
Warum dieses Buch geschrieben wurde?
Im Benediktusboten, herausgegeben von P. Odo Staudinger OSB, Salzburg, sind die meisten Gedanken dieses Buches bereits als Aufsätze in verschiedenen Nummern erschienen und allseits recht gut aufgenommen worden. Angeregt durch viele positive Zuschriften versucht hiermit der Unterzeichnete, der Mutter Vogl fast zwanzig Jahre lang kannte und die letzten zwölf Jahre ihres Lebens ihr geistlicher Führer war, deren Leben, Beten und Opfern unter dem Gesichtspunkt ihrer weltweiten Liebe darzustellen.
So verborgen Mutter Vogls Leben bis zum Tod war, so hell leuchtet es jetzt auf. Sie war wirklich eine große Liebende unserer Zeit, eine Beter- und Opferseele einmaliger Prägung, trotz mancher menschlichen Schwachheiten. Je mehr man sich in ihr Leben vertieft, um so mehr wird man ergriffen von ihrer Liebe zu Gott und zu den Menschen. Es ist wahr, was sie einmal sagte:
“Ich habe in der Ewigkeit
noch eine Aufgabe zu erfüllen.”
Diese Aufgabe ist keine andere, als die Menschen zu einer weltumspannenden Gottes- und Marienliebe, zu einer opferstarken Nächstenliebe führen zu helfen.
Die Ausführungen in diesem Buch gründen sich auf die Urteile einer Anzahl Personen, die sie gut kannten, auf mein eigenes Urteil und vor allem auf ihre persönlichen Aussagen und Aufzeichnungen.
Mutter Vogl liebte die Wahrheit über alles.
Ihr anvertraute Geheimnisse blieben verborgen. Sie redete nicht viel. Vor ihrem Geist schwebte stets das Wort Jesu: “Eure Rede sei ja, ja - nein, nein; was darüber ist, stammt vom Bösen” (Mt 5,37). Sie mied und haßte die Lüge. Diese Feststellung ist deshalb von besonderem Wert, weil dadurch ihre Aussagen und Aufzeichnungen den Stempel der Wahrheit an sich tragen und wir ihnen vollen Glauben schenken dürfen.
“Als ich einmal”, so berichtete sie dem unterzeichneten Seelenführer, “in meinem früheren Leben eine Lüge beichtete, erklärte mir der Beichtvater: ‘Nie mehr eine Lüge in Ihrem Leben; und wenn Sie mit der kleinsten Lüge die ganze Welt bekehren könnten!' Das machte auf mich einen so tiefen Eindruck, daß ich mir vornahm: In meinem ganzen Leben nie mehr eine Lüge!” Das ist Mutter Vogl. Alle, die sie kannten, bestätigen dies.
Die Offenbarungen, die sie vom Heiland und der Gottesmutter erhielt und die sprachlich sehr einfach und populär gehalten sind, schrieb sie im Gehorsam gegen den Seelenführer gewissenhaft nieder. Aus sich selbst hätte sie es nie getan. Sie wirken gerade durch ihre Schlichtheit und Zeitnähe durchaus überzeugend, so daß sie es verdienen, einem weiten Kreis von Lesern bekannt gemacht zu werden. Doch sei alles, was im folgenden mitgeteilt wird, ganz und gar dem Urteil der Kirche unterworfen gemäß dem Dekret Papst Urban VIII.
Der Herausgeber wünscht allen Lesern die Gnadenfülle des Dreieinigen durch Maria, die Braut des Hl. Geistes und dankt allen, die zur Herausgabe mitgeholfen haben, von Herzen.
Piegendorf, Hl. Lichtmeß 1961
Zur 8. Auflage
...Mutter Vogl, die 1956 starb, hat diese Zeit des Glaubensschwundes und der erkaltenden Gottesliebe vorausgesehen. Sie hat mir manches davon erzählt. Ihr Herz blutete bei dem Gedanken, daß Millionen und Abermillionen Seelen in Gefahr sind, ewig verloren zu gehen. Um so mehr betete, opferte und duldete sie, im Namen aller und für alle Seelen, ergriffen von dem erschütternden Wort der Gottesmutter: “Es gehen so viele Seelen verloren, weil sie niemand haben, der für sie betet und opfert.” Weltweit war ihre Liebe, voll brennender Glut- aber ganz verborgen.
Bruder, Schwester, der Du dieses Buch liest, auch Du bist zu einer weltweiten Liebe gerufen, zu einer glühenden Gottes- und Menschenliebe! Ich segne Dich aus ganzem Priesterherzen. Ich schenke Dir täglich ein brüderlich Gedenken beim hl. Meßopfer - das ich seit Jahren nur noch sitzend im Zimmer, und jetzt im Kapellchen unseres Heimes feiern kann. Bitte, bete auch für mich! Gebet und Opfer sind das Höchste, das wir einander schenken können.
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Kindheit und Jugend voll Sonne
“Ich hatte in meiner Jugend eine so große Freude, als wenn mir die ganze Welt gehört hätte.” Dieses vielsagende Wort hat Mutter Vogl mehr als einmal im hohen Alter wiederholt. Es beleuchtet gar hell die Zeit ihrer Kindheit und Jugend.
Grund dieser strahlenden Freude war zunächst das Elternhaus, in dem die helle Sonne der Liebe schien. Wo aber Liebe ist, da ist Friede, da ist Freude, ja, da ist echter Frohsinn; da wird das Land der Kindheit zu einem Land voll sonniger Freude. Der Vater Michael Stöger war ein tüchtiger, fleißiger, rechtschaffener Bauer. Er besaß ein mittleres Anwesen und liebte sein Heim mit ganzer Seele. Er hatte aber auch ein Herz voll Liebe zu Gott und stets ein Herz voll Liebe zu den Seinen. Die Mutter Maria, geb. Reitberger, besaß ein überaus gütiges, feines Wesen. Sie war voll tiefer Glaubenskraft und echter Frömmigkeit. Die Kinder trugen das Bild dieser frommen, gottliebenden Frau bis zum Ende ihres Lebens in ihrer Seele. Sie strahlte wesenhaft Güte und Liebe aus. “Wenn die Eltern etwas verschenkten, dann das beste und schönste.” Beide Elternteile waren ihren Kindern ein Reichtum; aber auch ihre Kinder waren für sie ein Reichtum. Neunmal haben sie “Ja” gesagt zu dem einzigartigen Gottesgeschenk, zum Kind. Sieben Mädchen und zwei Buben haben sie groß gezogen. Katharina war das vierte Kind. Unter einer so großen Schar aufwachsen zu dürfen, ist wirklich ein Quell wahrer Freude. Gute Geschwister schenken einander viel. Sie schenken einander Herzlichkeit und Verstehen, bereitwilliges Helfen und Liebe. Freilich hat es in dieser großen Schar sicher auch manchmal Neid und Böswilligkeiten gegeben, wie es eben bei Kindern ist. Kathi aber ist nicht aufgefallen durch irgend einen besonderen Fehler, wenn sie auch von den übrigen Geschwistern in keiner Weise besonders abstach. Sie war ganz besonders talentiert und geweckt und darin in etwa den übrigen voraus. Sie hatte ein recht frohes Gemüt und verabscheute die Lüge.
Grund ihrer inneren tiefen Freude war auch ihre schöne Heimat. Renholding, ihr Geburtsort, liegt inmitten ausgedehnter Wiesen, Felder und Wälder im bayerischen Vorwald nahe bei Vilshofen an der Donau. Der himmlische Vater hat der kleinen Katharina eine große Liebe zur Natur geschenkt. Sie konnte sich herzlich freuen an Blumen und Gräsern, an den Vögeln und den übrigen Tieren, an den ziehenden Wolken und am Duften des Waldes. Ihre gemütstiefe Seele jauchzte immer wieder auf ob der Schönheit ihrer niederbayerischen Waldheimat.
Grund ihrer tiefen Freude war auch das religiös echt fromme Leben in der Familie wie in der Pfarrgemeinde. Früh schon lehrte die gute Mutter ihre Kinder beten, lehrte sie Gott lieben; das Schönste, was eine Mutter die Kinder lehren kann. Früh schon nahm sie diese mit ins Gotteshaus zum Heiland im heiligsten Sakrament und zum Bild der Mutter Gottes im KirchIein Rathsmannsdorf hieß ihre Expositur, heute Pfarrei, eine halbe Stunde vom Heimatdorf entfernt. In der dortigen St. Ulrichskirche wurde sie am Tag ihrer Geburt, am 3. Dez.1871, auf den Namen der hl. Jungfrau und Märtyrin Katharina getauft. In der dortigen Pfarrkirche empfing sie mit elf Jahren die Erste hl. Kommunion. Vielleicht war es damals das erste Mal, daß das glückliche Kind heraus jubelte: “Ich hatte an dem Tag eine Freude, als wenn mir die ganze Welt gehört hätte.” Die Freuden in Gott hat sie ja zeit ihres Lebens als das Kostbarste empfunden und auch viel darum gebetet.
Ein Elternhaus voll Sonne, eine Geschwisterschar voll Liebe, ein schönes Fleckchen Erde als Heimat, eine zarte, früh entfaltete Liebe zu Gott und zu Maria, dazu eine kräftige bäuerliche Gesundheit und eine ausgesprochene Liebe zur Arbeit, das alles waren Freudenquellen für sie. Ja, Katharina liebte die Arbeit in Haus und Stall und Feld. Sie wurde früh dazu herangezogen. Ein Faulenzen gab es nicht. Auch die übrigen zahlreichen Geschwister wurden zu Fleiß und Arbeitsamkeit angehalten. Sie lernten hauptsächlich die bäuerliche Arbeit. Kathi durfte das Nähen lernen und brachte es hier zu einer großen Fertigkeit. Sie liebte diesen Beruf und übte ihn gerne im Leben aus. Wahrhaftig, eine Kindheit und Jugend voll Sonne, überstrahlt vom Segen des Herrn.
Im Greisenalter erzählte sie des öfteren, daß sie sich mit dem Gedanken getragen habe, ins Kloster zu gehen. Aber die Mutter war nicht einverstanden damit. Warum wohl? Gott weiß es. Ihre jüngere Schwester Franziska trat nach dem Tod der Mutter ins Kloster ein.
Sie selber kam mit noch nicht zwanzig Jahren nach Straubing an der Donau zu einem Onkel und zu einer Tante. Diese vermittelten eine Stellung in einem angesehenen Café. Kathi wurde Servierfräulein; ob mit oder gegen den Wunsch ihrer Eltern ist nicht bekannt. Auf jeden Fall schien ihr Leben durch diesen Beruf mehr der äußeren Welt als der inneren zugewandt zu werden. Manche Verehrer umwarben sie schon damals. Sie war, wie man ihr sagte, eine Schönheit. Bei aller Höflichkeit blieb sie aber allen Verehrern gegenüber stets abweisend. Sie wollte mit keinem etwas zu tun haben. “Es wäre mir nie im Traum eingefallen, mich mit einem einzulassen,” so sagte sie des öfteren. Sie schätzte das hohe Gut der Reinheit, der Jungfräulichkeit. Sie mußte sich öfter darum wehren.
Nach einigen Jahren kam sie als Bedienung in ein bekanntes Hotel nach Ingolstadt. In diesem Hotel verkehrten vielfach die Offiziere der dortigen Garnison. Auch da schlug sich Kathi tapfer. Sie hätte so leicht ein Offiziersliebchen werden können, aber ihre innere Sauberkeit, ihr Charakter ließen es nicht zu. Zudringlichkeiten wies sie stets kühl ab. “Eines Tages”, so erzählte sie, “wollte mich der Hotelbesitzer unter dem Rock schamlos berühren, da habe ich ihm die Spielkarte, die ich gerade in der Hand hatte, mitten ins Gesicht geworfen. Pfui, sagte ich, und wandte ihm den Rücken. Tags darauf ging ich nicht mehr ins Geschäft herunter. Ich kündigte meine Stellung. Die Frau wollte wissen, warum. Ich blieb konstant bei meiner Kündigung und verließ Ingolstadt wieder.”
Jetzt ging sie zu ihrem Schwager nach München in den Haushalt. Dieser war Baumeister und hatte ihre Schwester Theres geheiratet. In jener Zeit lernte sie einen Lehrer kennen, dessen Bruder Priester war. Dieser Lehrer war charakterlich sehr gut. Er war tieffromm. Sie schätzte ihn sehr hoch. Er gab ihr nie ein ungezogenes Wort, geschweige denn, daß er einmal etwas Unrechtes verlangt hätte. Eine feine bräutliche Liebe verband beide. Nach seiner festen Anstellung wollten sie heiraten. Sie liebten sich aufrichtig. An der Kommunionbank holten sie sich die Kraft zum aufeinander Wartenkönnen und zu einem zuchtvollen Entsagen.
Die Erfüllung der Sonntagspflichten war ihnen auch in der Großstadt eine Selbstverständlichkeit. Die strahlende Freude ihrer Jugend aber sollte bald düster überschattet werden.
Inhaltsverzeichnis
Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht
Das Erschütterndste, was Mutter Vogl in ihrem Alter ihrem Seelenführer ein paarmal erzählte, ist folgende Geschichte: “Ein Oberkellner, der aus meiner Heimat stammte, hatte in München ein neues Geschäft angefangen. Er wußte, daß ich jahrelang Bedienung und in meinem Beruf auch tüchtig war. Er fragte mich: ‘Möchtest du nicht als Geschäftsführerin bei mir eintreten?' ‘O ja’, sagte ich, ‘eine Zeit lang schon.' Ich kam zu ihm ins Geschäft. Ich hatte alles zu verrechnen und besaß sein Vertrauen; er konnte sich auf mich verlassen. Es ging alles gut. Nach einiger Zeit aber fing er an, mich zu verehren. Meine Schwester warnte mich vor ihm, als ich ihr harmlos von ihm erzählte. Ich meinte, ich sei schon Herr über mich. Ich sei dem Lehrer verlobt, da kann nichts passieren. Der Oberkellner fing immer wieder von dem Thema an, ich sei die rechte Person für ihn, ich würde wie keine für das Geschäft passen, ich soll ihm doch das Jawort geben. Nein, sagte ich, ich bin dem Lehrer versprochen. Den heirate ich, wenn er seine feste Anstellung hat. Darauf meinte er: ‘Der heiratet dich doch nicht. Der kriegt eine reiche Bauerstochter.' Er redete immer wieder auf mich ein. Ich aber nahm das alles nicht ernst und das wurde mir zum großen Verhängnis.”
Sie hätte ihrer Schwester folgen sollen. Ihre Vertrauensseligkeit und ihre Selbstsicherheit mußte sie bitter büßen. Sie wurden ihr zum Verhängnis. Bei einer abendlichen Abrechnung sperrte er alle Türen zu und da geschah das Furchtbare: Er tat ihr rohe Gewalt an und mißbrauchte sie vollends.
“Das war die schwerste Stunde in meinem Leben.
Ich weinte Tag und Nacht vor Schmerz, vor Bitterkeit, vor Enttäuschung. Ich hatte bis dahin eine so große Freude in meiner Jugend, als wenn mir die ganze Welt gehört hätte. Da geschah mir dieses unsagbare Leid. Alle Freude war dahin.
Jetzt gab's für mich nur Leid, Leid und wieder Leid. Ich war damals 27 Jahre alt...” Mit tiefer Ergriffenheit erzählte sie dies von der schwersten Stunde ihres Lebens.
Bald waren die Folgen dieser Vergewaltigung spürbar. Sie war dadurch gesegneten Leibes geworden. Sie trug ein Kind unter dem Herzen. “Jetzt”, so erzählte sie weiter, “getraute ich mich nicht mehr heim. Meine Schwester aber gab Nachricht nach Hause. Sie schilderte die ganzen Verhältnisse. Da wiesen Vater und Mutter mich nicht ab. Sie hatten Verständnis für ihr armes Kind. O, wie war ich dankbar dafür. Die Mutter war besonders gut. Sie schrieb mir: ‘Komm nur, komm!' Die Eltern hätten mir auch die Türe weisen können, wie es manche in ihrer Enttäuschung auch leider tun, weil sie das Gespött der Menschen fürchten.
Auch der Ortspfarrer zeigte großes priesterliches Verständnis. Er sagte zum Vater: ‘Nicht schimpfen, nicht schimpfen! Sie ist 27Jahre alt. Sie hat sich in der Großstadt immer tapfer geschlagen. Seid gut zu ihr!' Es war damals in der Pfarrei gerade hl. Mission. Ich habe bei den Predigten so viel geweint. Ich glaubte, vor Schmerz und Reue sterben zu müssen. Ich sagte in der Beichte: ‘Ich bin die schlechteste von allen.' Darauf der Pater: ‘Nein, das sind Sie nicht. Weihen Sie Ihr Kind ganz der Gottesmutter, wenn es zur Welt kommt! Erziehen Sie es für Maria!' Das tröstete mich. Der Ortspfarrer hat mich sechs Wochen nach der Geburt des Kindes in der Pfarrkirche ausgesegnet, obwohl ich eine ledige Mutter war.”
Trotz allem war es für sie überaus schwer. Es war ihr, als sei ihr Kränzlein in den Schmutz gezerrt worden, als sei ihr ihre Unschuld von rauher Hand versengt worden. Aber das war wirklich nicht der Fall. Eine Sünde kann nur mit vollem Willen geschehen.
Eine Entweihung der Unschuld kann nur mit eigener Einwilligung erfolgen.
Mutter Vogl hat nie anders als von einem rohen Überfall, von einerGewaltanwendung gesprochen. Auch ihre Schwester war von ihrer Unschuld vollkommen überzeugt. Sicher gab es in ihrer Ortschaft Menschen, die sie für schuldig angesehen haben und vielleicht auch Spott und Hohn über sie ausgossen. Ein tiefer Schmerz für eine feine, unverdorbene Mädchenseele. Aber warum hat Gott das alles zugelassen? Gott ist doch die Liebe! - Ja, Gott ist die Liebe. Geheimnisvoll sind seine Pläne, geheimnisvoll die Pläne seiner Liebe. Er kann das tiefste Dunkel helle machen, er kann das größte Leid zum größten Segen werden lassen. Am Ende dieses Buches werden wir dies besser verstehen. Sie mußte in den Brunnen tiefsten Leids, damit dieser Brunnen durch die göttliche Führung zu einem Quell der Gnaden werde. Es folgte für Kathi Stöger eine neue noch größere Heimsuchung.
Inhaltsverzeichnis Eine Ehe voll Leid und Sühne
Das Kind ihrer Schmerzen, dem sie den Namen Katharina gab, erzog sie mit viel Mutterliebe. Ein paar Jahre blieb sie mit ihm zu Hause. Die beabsichtigte Ehe mit dem Lehrer, mit dem sie verlobt war, kam nicht mehr zustande. Dieser mußte in ein Sanatorium und starb dort. Der Oberkellner, der ihr früher wegen ihrer Tüchtigkeit im Geschäft das Heiraten versprochen hatte und von dem das Kind war, sagte ihr, er könne sie nicht heiraten, er brauche eine mit viel Geld. Jetzt mußte sie daran denken, wieder auf eigenen Füßen zu stehen und selbst für sich und ihr Kind zu sorgen.
Da las sie in der Zeitung: “Damenschneider sucht eine Schneiderin.” Auf diese Anzeige hin stellte sie sich vor. Sie kam zum Damenschneider Franz Vogl in München. Dieser lernte gar bald ihre Tüchtigkeit zu schätzen. Schon nach einigen Wochen hielt er bei ihrem Schwager und ihrer Schwester um ihre Hand an. Er war fast 20 Jahre älter. “lch”,so erzählte sie, “war ganz platt und sagte sofort nein, nein, ich heirate nicht. Ich kann keinen Mann mehr lieben. Meine Angehörigen aber redeten mir energisch zu: ‘Du mußt heiraten, du brauchst einen Ernährer für das Kind; das ist die rechte Gelegenheit für dich.’ ‘Aber', so sagte ich, ‘der Mann ist protestantisch, darum kommt eine Ehe mit ihm überhaupt nicht in Frage. Anders wenn er katholisch wird, dann heirate ich ihn, aber nur dann, sonst nicht.' Ich hatte von ihm gehört, daß er aus Verbitterung darüber, daß er der Sohn eines katholischen Priesters war, von seinem Glauben abgefallen und den protestantischen Glauben angenommen hatte. Diese Mitteilung hatte mich tief in der Seele getroffen. Um ihn wieder heimzuführen, gab ich schließlich mein Ja zur Heirat. Es ging mir um seine Seele. Er nahm Unterricht bei einem Kaplan in St. Peter. Dieser war mein Beichtvater und sagte mir: ‘Liebes Fräulein, Sie bauen sich eine hohe Stufe zum Himmel, wenn Sie dem Mann wieder zum katholischen Glauben verhelfen.' Sein Rücktritt geschah noch vor unserer Ehe. Wir wurden in St. Peter (München) kirchlich getraut. (Es war am 10. März 1900.)
Aber welche bittere Enttäuschung mußte ich erleben.
Als ich nach einiger Zeit wieder seine Kleider ausbürstete, fiel ein Brief aus seiner Rocktasche. Dieser war sage und schreibe von seiner Frau, die in Amerika lebte; ja, von seiner Frau, wie ich aus diesem Brief entnahm. Er war also schon verheiratet? Ich aber wußte von allem nichts. Ja, und wir waren doch katholisch getraut worden? Warum war das möglich? Weil er protestantisch war und von seiner ersten Ehe weiter nichts bekannt war. Ich bin halb gestorben vor Schmerzen, als ich durch diesen Brief erfuhr “schon verheiratet” und seine Frau lebt noch. Ich ging sofort zu Pater Bonaventura Blattmann, der kurz zuvor mein Beichtvater geworden war. Ich erzählte ihm die ganze leidvolle Geschichte. Er hörte sich alles ruhig an und dann sagte er zum Schluß wörtlich: ‘Vor der Welt sind Sie seine Frau, aber vor Gott nicht.' Darauf erwiderte ich: ‘Vor der Welt will ich seine Frau auch nicht sein; ich gehe von ihm weg.' Der Priester aber meinte: ‘Sie können mit ihm sprechen. Wenn er mit Ihnen wie Bruder und Schwester zusammen sein will, dann können Sie beieinander bleiben. Aber Sie dürfen nicht als Mann und Frau zusammensein.'
Diesen priesterlichen Rat trug ich meinem Mann vor. Er aber wollte zunächst nichts davon wissen, um keinen Preis. Für mich aber war es klar:
entweder als Bruder und Schwester miteinander oder für immer auseinander!
Es war dies ungefähr ein Jahr nach unserer Trauung. Ich blieb konsequent bis zum Letzten. Er sagte schließlich ja. Aber was ich da alles zum Durchmachen bekam - nicht zum sagen. Er wollte von Zeit zu Zeit unbedingt von den Rechten eines verheirateten Mannes Gebrauch machen. Ich aber wehrte mich, ich duldete keinerlei Berührung. Wenn ich auf dem Sofa saß und er setzte sich neben mich, bin ich jedesmal sofort aufgestanden. Nachts schlief ich mit dem Kind getrennt vom Mann in einem eigenen Zimmer. Kathi meinte, das müsse bei Eheleuten so sein, daß wir getrennt schlafen. Ich hatte einen schweren Kampf zu kämpfen. Ich mußte alle Kraft zusammennehmen, ich rang um Gottes Hilfe, um meine sinnlichen Gefühle abzutöten. Ich schlief aus diesem Grund von jener Stunde an 15 Jahre lang nur noch auf einem Brett; nur um mich selbst zu überwinden und Kraft für meinen Mann zu erflehen. Dieser aber wollte mich von Zeit zu Zeit immer wieder für sich haben. Er wurde direkt böse, ja, manchmal wütend, wenn ich mich nicht hergeben wollte. Da war ich dann meines Lebens nicht mehr sicher. Einmal ging er sogar mit einem langen Küchenmesser auf mich los. In dieser Not riß ich schnell das Kind an mich, nahm es auf den Arm und sagte: ‘Jetzt kannst du es tun.' Das kleine Kind ist mir zum Schutzengel, zum Retter geworden. Er hätte mich sonst in seiner Leidenschaft erstochen. Es war ein harter Kreuzweg, ein langer Kreuzweg. Gott allein weiß darum.”
Was aber tat Mutter Vogl, um wirklich das Zusammenleben zu einem erträglichen zu machen? Sie versuchte es immer wieder im Guten. Ihr war ja alles an der Seele des Mannes gelegen. Seine Seele wollte sie retten. Darum war sie ihm eine tüchtige Hausfrau. Sie tat ihm alles. Darum war sie ihm eine besorgte, liebevolle Schwester in der Arbeit. Durch ständige Buße für sich und Liebe für ihn wollte sie seine Seele gewinnen. Was hat sie da gebetet, gekämpft und gelitten! Die Frucht dieses jahrelangen Duldens war eine große, eine ganz große: die Bekehrung des Mannes. Dieser rang sich wirklich dazu durch, wie Bruder und Schwester mit ihr zusammenzuleben. Er lernte sie immer mehr schätzen. Er lernte sie seelisch lieben. Er wurde gütig und hilfsbereit gegen sie. Er war besorgt um das Kind. Oft, fast täglich lasen sie miteinander die Heiligenlegende, um immer wieder am Beispiel der Heiligen zum Opferbringen angeregt zu werden. Er betete viel, oft stundenlang in der Nacht mit ausgebreiteten Händen.
Er büßte durch geduldiges Ertragen seiner Krankheit. Gerade durch die jahrelange Kränklichkeit des Mannes ging es der Familie wirtschaftlich nicht gut. Der Verdienst war karg, oft nicht mehr ausreichend. Aber die göttliche Vorsehung half immer wieder weiter.
Ein schönes Geschichtchen aus dieser Zeit erzählt uns Mutter Vogl: “Es war an einem Hl. Abend. Da reichte es nicht einmal mehr zu einem Christbäumchen. Da war Klein-Kathi ganz traurig: ‘Wenn mir das Christkind kein Christbäumchen bringt, dann mag ich (las Christkind auch nicht mehr.' Am Abend kam plötzlich unerwartet ein Mann, der wie ein Kleriker gekleidet war. Er gab mir eine kleine Rolle und sagte: ‘Das habe ich vom Christkind für Sie zusammengebettelt.' Es waren lauter neue 50-Pfennig-Stücke; zusammen 18 Mark. Wir weinten vor Freude über diese unerwartete Hilfe des Christkinds an diesem Hl. Abend. Wir beide haben den Überbringer weder gekannt noch sonst wieder gesehen.
15 Jahre lang, bis zum Tod des Mannes, lebte Mutter Vogl ein Leben
strengster Enthaltsamkeit, ein Leben ständigen Verzichtens, ein wahrhaft
heroisches Leben. Ihr Mann ist ihr schließlich ganz Bruder geworden. Sie
nannte ihn auch nicht anders als Bruder Franz. Pater Bonaventura sagte
damals zu ihr: “Das ist jetzt die reine Liebe. Es wundert mich gar nicht,
daß Sie so viele Gnaden haben und wie Bruder und Schwester zusammenleben
können.” Ihre Opfer wurden belohnt. Als Franz Vogl starb, sagte P.
Bonaventura: “Die Bekehrung Ihres Mannes ist ein größeres Wunder als wenn
jemand von den Toten auferstanden wäre.” Der Priester sprach an seinem Grab
die tröstenden Worte: “Wir glauben, daß der Heimgegangene den Herrn geschaut
hat, daß er mit dem greisen Simeon ausrufen kann: ‘Ich habe das Heil
gesehen'!” Er starb im Jahr 1915, über 60 Jahre alt.
Inhaltsverzeichnis
Gott schenkte ihr einen heiligmäßigen priesterlichen Führer
Eine der größten Gnaden im Leben eines Christen ist die Seelenführung durch einen edlen, heiligmäßigen Priester. Mutter Vogl wurde diese große Gnade zuteil. Wie kam sie zu dem bekannten P. Bonaventura Blattmann, der von 1903-1912 Provinzial der bayerischen Franziskaner war, später auch Beichtvater des Nuntius Eugen Pacelli (Pius XII.)?
Im ersten Jahr ihrer Ehe hatte Mutter Vogl am Viktualienmarkt einen armen Mann getroffen. Dieser aß weggeworfene Krautblätter. Sie hatte Mitleid mit ihm und nahm ihn im Einverständnis mit ihrem Mann in die Wohnung auf. Sie tat ihm manches Gute. Dieser arme Bettler war kein anderer als der französische Edelmann Heinrich von Weyand. Er hatte eine einträgliche, angesehene Stellung. Diese gab er auf, um als Gepäckträger ein Leben der Armut und Buße zu führen, und zwar ganz verborgen und unbekannt vor der Welt. Er war, wie Mutter Vogl erzählte, ein ganz großer Beter und wurde auch vieler übernatürlicher Schauungen gewürdigt. Er sah bereits all das Schwere, das über Vogl-Mutter noch kommen würde. Alle acht Tage ging er nach St. Anton zur hl. Beichte. Mutter Vogl beichtete auch regelmäßig dort. Eines Tages, als sie beide auf dem Weg zur Beichte waren, sprach Heinrich von Weyand: ‘Mutter, eine innere Stimme sagt mir, wir sollen nunmehr ins Lechl zum Beichten gehen. Dort ist unser Beichtvater, P. Bonaventura.' Wir gingen dorthin. Ich beichtete zum ersten Mal bei H.H.P. Bonaventura und bat ihn, auch weiterhin kommen zu dürfen.
P. Bonaventura besaß als Lektor der Theologie ein tiefgründiges religiöses Wissen und verband damit eine kernige Frömmigkeit sowie einen beispielhaften apostolischen Seeleneifer. Mehr als eine Seele führte er zur Vollkommenheit, zur Hingabe in den hl. Willen Gottes. Mutter Vogl konnte es Gott nicht genug danken, daß er auch ihre Seele jahrzehntelang leitete. P. Bonaventura starb im Alter von 80 Jahren am 31. Dez. 1942 im St. Annakloster in München, wo er jahrzehntelang wirkte. Er krönte sein heiligmäßiges Leben durch einen heiligmäßigen Heimgang.
Der Hl. Geist allein weiß um die tausend Anregungen und Ermutigungen, die dieser edle Priester unserer Vogl-Mutter gegeben. Er weiß um den oftmaligen heilenden und heiligenden Segen, den er ihr gespendet; er weiß um so manche Prüfung, die er ihr auferlegte. Mutter Vogl erzählte dem nachfolgenden Seelenführer, dem Verfasser dieses Buches, manches Hocherbauliche aus dieser Zeit. P. Bonaventuras erstes Ziel war es, die Seelen zur treuen Erfüllung des göttlichen Willens und zur großen Liebe zum Heiland im heiligsten Sakrament zu führen. Tägliche hl. Messe, tägliche hl. Kommunion, tägliche Besuchungen des Allerheiligsten waren Wesenspunkte dieser Führung. Dazu eine innige Liebe zur Mutter Gottes, der Braut des Hl. Geistes. Er liebte sie ganz besonders.
Die Liebe zum Nächsten mußte in Wort und Tat streng geübt werden. Er verbot der Mutter Vogl jeden Besuch, bei dem es nur um leere Unterhaltungen oder gar um Klatschereien ging. Sie mußte streng Buch führen über ihre Fehler und sich immer wieder im Partikulare (besondere Gewissenserforschung) darüber prüfen. Die Beichten mußten eine persönliche Anklage sein, so z. B. eine kurze Darlegung wie und wodurch sie sich gegen die Nächstenliebe verfehlt hatte. P. Bonaventura verlangte stets eine gewissenhafte Erfüllung des täglichen mündlichen Gebets. Er führte die Seelen im innerlichen Gebet zu einem echten Wandel vor Gott. Die Einhaltung einer geistlichen Tagesordnung war Pflicht.
Alles Kreuz und Leid, von Gott geschickt oder zugelassen, nannte er stets Gnaden des Himmels. Berichteten Seelen von Schauungen oder inneren Ansprachen, so prüfte er sehr strenge. Er suchte nie das Außergewöhnliche; er ließ es auch nie suchen. Er schätzte aber diese Gnade, wenn sie gegeben ward, außerordentlich hoch. Er wirkte getreulich mit ihr mit. Er selbst besaß, wie Mutter Vogl berichtete, die Gabe der Krankenheilung. Sie war mehrmals Zeugin, wie er durch seinen Krankensegen im Namen Jesu des Gekreuzigten und im Namen der Unbefleckten Empfängnis Kranke plötzlich gesund machte.
Großen Wert legte er auf absoluten Gehorsam der von ihm geleiteten Seele. So erlaubte und duldete er niemals Geißelungen. Dafür aber verlangte er eine ernste Abtötung der fünf Sinne, besonders der Zunge und des Gaumens.
Fast 40 Jahre lang durfte Mutter Vogl diese gesegnete Führung erleben. Sie sprach immer mit tiefer Dankbarkeit und echter Hochschätzung von P. Bonaventura, zu dem sie mit allen Anliegen kommen durfte. Er war auch öfter Gast in ihrer Familie, besonders bei Krankheitsfällen. Sie hat ihm mit aller Offenheit Einblick in ihr Innerstes gewährt, in die Schauungen, deren sie gewürdigt wurde und in die Ansprachen von seiten des Heilandes und seiner hl. Mutter.
Inhaltsverzeichnis Hoch steckte sie das Ziel ihrer Gottesliebe
In den Jahren der Ehe, in denen sie mit einem geradezu heroischen Einsatz allen Gelüsten entsagte und die schweren Anfeindungen ihres Mannes tapfer ertrug, da reifte das herrliche Ideal ihres Lebens, die vollkommene Hingabe an Gott. Unter der Gnadenführung des Hl. Geistes, den sie hoch verehrte, mit der Frucht einer fast 20-jährigen geistigen Leistung ihres Seelenführers, nämlich das Vollkommenheitsgelübde, das sie am Herz-Jesu-Fest 1920 mit dessen Erlaubnis ablegte. Sie schrieb es damals persönlich nieder:
“Um mich enger und unbedingt und vollkommen mit dem heiligsten Herzen meines Herrn Jesus zu vereinigen und mich ihm rückhaltlos als Schlachtopferlamm zu weihen und ganz zu opfern, gelobe ich:
1. In Vereinigung mit der allerseligsten Jungfrau Maria, mit allen Engeln undHeiligen, mit allen Armen Seelen in alle Ewigkeit fortwirken zu wollen, das heißt, alles Gute, das ich tue, so tun, als ob ich es beständig und für alle Ewigkeit ununterbrochen tun könnte.
2. Ich gelobe, alles was ich Gutes tue, als Lobopfer, als Dank-, Ersatz- und Sühnopferund als Bittopfer zu verrichten genau nach der Meinung wie Jesus sich am Kreuz dem himmlischen Vater aufopferte und immerfort in der hl. Messe aufopfert.
3. Ich gelobe, dem Willen nach und so weit ich kann, auch recht häufig in Wirklichkeit, alle Tabernakel zu besuchen, die waren, die sind und sein werden, um dort in Vereinigung mit allen Engeln, mit allen Heiligen und Armen Seelen Jesus zu trösten für alle Beleidigungen und Verunehrungen, ihm Gesellschaft zu leisten und ihn zu bitten, in mein Herz zu kommen und beständig daselbst zu bleiben.
4. Ich gelobe, dem Willen nach ins Kloster zu gehen, wenn es der hl. Wille Gottesist und ich ihn klar als solchen erkenne. Einstweilen gelobe ich, dem Willen nach wie eine Klosterfrau zu leben, das heißt nur für Gott und nicht für die Welt; ich gelobe, das Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Keuschheit recht gewissenhaft zu halten und das vom III. Orden vorgeschriebene Ordenskleid als mein Ordenskleid zu tragen, möglichst für mich allein zu leben und soweit nicht die Pflicht und die Nächstenliebe sowie der gehörige Anstand das Gegenteil verlangen. - Ich will all das tun als Ersatz für jene Ordenspersonen, welche ihrer Pflicht nicht nachkommen oder ganz austreten, sowie für alle Personen, welche der Berufung zum Ordensstand nicht folgen.
5. Ich gelobe als Priesterseele zu leben, das heißt, geistige Opfer zu bringen: Opfer der Anbetung, der gänzlichen Hingabe an Gott; ich gelobe, dem Willen nach allen hl. Meßopfern, die bis zum Ende der Welt sein werden, im Geist beizuwohnen, dabei mitzuopfern und mitgeopfert zu werden, mit dem göttlichen Heiland geistigerweise zu leiden und zu sterben; besonders verspreche ich auch, mein Ordensgebet für alle diejenigen Priester zu verrichten, welche ihr Breviergebet gar nicht oder nur schlecht beten.
6. Ich gelobe, allen Menschen zu verzeihen, die mich beleidigen, die michzurücksetzen und verdemütigen, für sie zu beten, ihnen Gutes und nur Gutes zu wünschen, ja, mich zu bemühen, sie zu lieben, so weit es in meinen schwachen Kräften steht.
7. Ich gelobe, dem lieben Gott für alles Kreuz und Leiden zu danken; alle Leiden, Verdemütigungen, Widerwärtigkeiten als von Gott her kommend zu betrachten und um noch mehr Leiden, körperliche und geistige, wie es ihm gefällt, zu bitten, sofern mir Gott die Kraft dazu gibt.
8. Ich gelobe, mich in allem dem hl. Willen Gottes hinzugeben, damit er an mirund durch mich seinen hl. Willen erfüllen kann ohne Bedingungen und ohne Vorbehalte.
9. Ich gelobe auch, auf alle Einsprechungen des Hl. Geistes zu achten und michnach Kräften zu bemühen, sie zur Ausführung zu bringen.
10. Ich gelobe, dem göttlichen Herzen Jesu, dem Hl. Geist, der lieben MutterGottes mein ganzes Gedächtnis, meinen Verstand, meinen Willen, alle meine fünf Sinne zu übergeben und mich zu bemühen, sie nicht nur vor sündhaften, sondern auch vor weltlichen Gefühlen, Eindrücken und Stimmungen zu bewahren. Deshalb will ich in der ständigen hl. Gegenwart Gottes wandeln.
11. Ich gelobe, die Ruhe in Gott zu bewahren, ein heiteres, ruhiges, gottergebenesGemüt zu erhalten so weit es mir möglich ist und deshalb will ich auch alle überflüssigen Sorgen und Kümmernisse meiden.
12. Ich gelobe, mich täglich zu bemühen, ein neues Leben zu beginnen, alsob ich jetzt erst im geistlichen Leben anfangen würde.
13. Ich gelobe, nach Kräften für das große Gnadenwerk mich ganz hinzugebenund hinzuopfern, zu leiden und zu wirken und zu beten, wie es Gott gefällt und wie er bestimmt, sei es hier in der Welt oder anderswo im Kloster.
14. Ich gelobe, mich zu bemühen, immer das Kreuz liebend zu umfassen undimmer liebend und freudig danach zu verlangen aus reiner und uneigennütziger Liebe zum lieben Heiland, auf daß er mich ärmstes Wesen würdige, mich rückhaltlos als wahre Kreuzesbraut ihm verloben zu dürfen.
15. Ich gelobe, in allem eine ganz kindliche Seele zu werden und sein zu wollenin kindlicher Einfachheit und Einfalt, im Handeln und Wirken. (Das sind gleichsam 15 Geheimnisse meines Lebens!)
All das gelobe ich in Vereinigung mit Jesus, mit Maria, mit allen Engeln und Heiligen und allen Armen Seelen. Dem Willen nach will ich mich unter einer Sünde für alle Ewigkeit binden, jedoch so, daß mein Seelenführer einzelne Punkte aufheben oder ändern kann, wann und wie er es für gut findet.
O allerheiligstes Herz Jesu, gib mir Deine Gnade und Deinen hl. Segen dazu! Ja, Deinen Segen, um dieses alles gewissenhaft und treu bis aufs kleinste zu befolgen, um rückhaltlos und vollkommen Dir als Dein wahres Schlachtopferlamm anzugehören und Dein allerreinstes, liebevollstes Herz immer mehr zu trösten, zu lieben, zu ehren und ihm zu dienen. Amen.”
Ganz hoch steckte sie damit das Ziel
- dieses ihres Heiligkeitsstrebens. Kurz wiedergegeben besagt dieses Gelübde vom Herz-Jesu-Fest 1920 nichts anderes als dieses: Gott allein gebührt die höchste Ehre. Diese wird ihm am vollkommensten durch seinen vielgeliebten Sohn im hl. Meßopfer zuteil. Darum die Vereinigung mit Jesus in allem Tun und Opfern. Und Jesus ist im Tabernakel wesentlich und wirklich zugegen. Dafür gebührt ihm immerwährender Dank und Anbetung in allen Tabernakeln der Welt. Priester und Ordensleute sind die Erstberufenen zum Gottlieben. Für ihr Versagen bietet sie sich an, in der Welt wie eine Ordensfrau zu leben und im Geist allezeit priesterlich zu wirken; den hl. Willen Gottes immer und überall zu erfüllen und zu erleiden, will sie als hohes Lebensziel Tag für Tag verwirklichen. Kreuz und Leid will sie gerne als Gottesgnaden entgegennehmen; dabei immer den Einsprechungen des Hl. Geistes folgen. Aus einer echten Gottesliebe heraus will sie die Nächstenliebe üben, auch die Feindesliebe in heroischer Weise. Für das Gnadenwerk, der Barmherzigkeit, das heißt für die Rettung der Seelen will sie sich ganz opfern. Das alles aber vermag sie nur, wenn sie sich mit Leib und Seele rückhaltlos dem Herzen Jesu und Mariä übergibt. Darum die Weihe an beide Herzen.
Inhaltsverzeichnis Außerordentliche
Gunstbezeigungen des Himmels
Nach dem Tod ihres Mannes hat sich Mutter Vogl ganz dem Heiland als Opfer für die Priester angeboten. Erschüttert von der Tatsache, daß ihr Mann der Sohn eines katholischen Priesters gewesen, gelobte sie im Einverständnis mit ihrem Seelenführer, ihr künftiges Leben ganz und gar als Leben der Sühne für die Priester zu leben. Sie bot darum ihre Dienste als Magd im Schwabinger Krankenhaus an. Ihre Tochter Kathi hatte bereits eine Stellung in einem Büro gefunden und damit eine Existenz. Viele Jahre war Mutter Vogl eine treue Helferin im Krankenhaus. In der Zeit, da die edle Schwester L. Oberin war.
Einem besonderen Armutsgelübde gehorchend, aß sie täglich nur das, was die Kranken übrig ließen. Schon in dieser Zeit wurde sie großer Gnaden gewürdigt. Wann ihre Schauungen und inneren Ansprachen zeitlich genau begonnen haben, ist nicht mehr auf das Jahr festzustellen. Die Aufzeichnungen über all das übernatürlich Geschaute und Gehörte, die sie im Gehorsam gegenüber ihrem Seelenführer zu machen hatte, sind fast lückenlos vorhanden vom Jahr 1929 bis 1955, also wenige Wochen vor ihrem Heimgang.
Es kostete ihr oft eine ganz große Überwindung, diese außerordentlichen Dinge niederzuschreiben. Manchmal glaubte sie sich vom Bösen getäuscht. Manchmal sah sie darin eine Verletzung ihrer Demut; manchmal war sie physisch zu erschöpft und wollte nichts mehr aufzeichnen. Sie tat es aber immer wieder im Gehorsam und bat die liebe Mutter Gottes, sie möge mit ihren reinsten Händen stets ihre Hand dabei führen.
Wie war sie oft tief ergriffen über das, was sie schauen und hören durfte, über diese belehrenden und mahnenden, tröstenden und oft auch warnenden Worte, die nicht von ihr stammten, auch nicht von irgendeinem Menschen, die vielmehr ganz deutlich und unmißverständlich zu ihrer Seele gesprochen wurden. In ihrer Demut und Einfalt sagte sie oft nur: es hat geheißen. Waren es vielleicht Worte vom Bösen? Dann würde der Inhalt ein ganz anderer gewesen sein.
Wir führen nur einige Beispiele an.
So hörte sie am 14. Aug. 1930 folgende deutlich gesprochenen Sätze: “Wenn die Welt dem Abgrund entgegengeht, dann wird meine Mutter von allen Völkern selig gepriesen. Das wird geschehen durch das Dogma ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel. Betet recht innig, daß es bald geschehen möge!” Das war im August 1930. Am 1. Nov. 1950 erfolgte die Verkündigung des Dogmas durch Papst Pius XII. Wer anders als der Heiland selbst hat dieses entscheidende Ereignis vorausgeschaut und vorausgesagt. Was wollte er damit? Es sollte durch inniges Gebet die Verkündigung des Dogmas beschleunigtwerden. Mutter Vogl hat auch stets in kindlicher Weise den Himmel um diese Gnade bestürmt
Ein andermal erzählte sie, und zwar schon aus dem Jahr 1919: “Es war mitten in der Revolutionszeit in München, wo die Spartakisten hausten. Die Klosterleute hatten bereits die Zivilanzüge zur Flucht hergerichtet. Da wurde mir durch eine Stimme von oben der Auftrag gegeben, ich solle in sämtliche Frauenklöster Münchens gehen und sagen, daß sie eine neuntägige Andacht zur lieben Gottesmutter und zur hl. Katharina von Siena halten möchten. Es werde dann die Gefahr abgewendet. Ich aber wollte nichts ohne meinen Beichtvater, P. Bonaventura, unternehmen. Ich ging darum zu ihm ins Franziskanerkloster und erzählte ihm alles. Ich sagte zu ihm voller Sicherheit: ‘Hochwürden, Sie brauchen vom Kloster nicht fort! Das weiß ich von der lieben Mutter Gottes.' Er gab zur Antwort: ‘Gott gebe es!' Ich ging dann zuerst zum H.H. Dompfarrer F. und berichtete ihm die ganze Sache. Dieser meinte: ‘Da könnte jede daher laufen und solche Geschichten erzählen.' Ich sagte darauf: ‘Hochwürden, ich will nur, was die Kirche will. Wenn Sie es nicht haben wollen, gut, dann werde ich es unterlassen und nicht in die Klöster gehen.' Daraufhin sagte der Herr Dompfarrer: ‘Jetzt will ich, daß Sie in alle Frauenklöster gehen und den Auftrag erfüllen.' Das tat ich. Die Novene wurde am 22.April 1919 begonnen und am Schluß derselben, am 1. Mai, geschah das Wunderbare: München wurde durch die ‘Weiße Garde' gerettet. Nach einigen Tagen erschien mir die Mutter Gottes in einem lieblichen Bild. Sie kam aus einem Birkenwald von Osten, von der aufgehenden Sonne her, und zwar als die Unbefleckte Mutter mit dem Jesusknaben auf dem rechten Arm. Aus dem Auge des Jesusknaben fiel ein großer Lichtstrahl wie Gold auf die Erde. Mit der rechten Hand hielt das Gotteskind eine Kreuzeslanze, mit der es den Kopf der Schlange durchbohrte. Der Fuß der Gottesmutter stand auf der Schlange. Sie selber gab mir die Weisung, ich solle zum Dank für die Befreiung Münchens eine Fahne nach dem oben geschauten Bild anfertigen lassen. Schwester Dominica von den Englischen Fräulein zeichnete diese Fahne mit großer Sorgfalt. In einer Münchener Paramentenstickerei wurde sie 1919 angefertigt. Sie wurde dann im Liebfrauendom aufgestellt und bei allen feierlichen Prozessionen mitgetragen. Beim Bombenangriff auf die Frauenkirche am 7.12.1943 ging sie mit zu Grunde. Bei der Herstellung der Fahne wurde damals einer anderen begnadeten Seele folgendes Gebet mitgeteilt, das recht oft gebetet werden sollte: ‘Maria, erringe den Armen den Sieg und schenke der Menschheit den Frieden!' Prälat H. meinte aber, es sei besser zu beten: ‘Maria, erringe den Christen den Sieg und schenke der Menschheit den Frieden!”
“Viele Jahre später, am Skapulierfest 1947 (16.Juli)”, so erzählt Mutter Vogl, “sagte mir die liebe Gottesmutter nach der hl. Kommunion: ‘Von der Stunde an, da ich Jesus empfangen habe, bin ich die Mutter vom Großen Sieg; besonders für diese Zeit habe ich diesen Namen bestimmt Nehmt ihn nicht mehr hinweg! Betet viel, daß mein Reich beschleunigt kommen wird!' “Mutter Vogl hat mit großer Liebe und unerschütterlichem Vertrauen immer wieder das Gebet gesprochen und auch weiter empfohlen: “Maria, erringe den Christen den Sieg und schenke der Menschheit den Frieden!”
“Am Palmsonntag des Marianischen Jahres 1954", so schreibt sie ihrem Seelenführer, “wurde mir mitgeteilt, daß das Bild ‘Mutter vom Großen Sieg' den Endkampf der Jungfrau-Mutter mit dem Satan darstelle. Der Strahl aus dem Auge ihres göttlichen Kindes werde die Macht Satans vernichten. Deshalb sei sie die Mutter vom Großen Sieg.” Am Ostertag des Jahres 1954 berichtet sie: “Ich habe über dieses Bild nie eine ausführliche Erklärung erhalten bis auf den heutigen Tag. Heute wurde mir innerlich gesagt, die liebe Mutter Gottes habe jetzt 35 Jahre lang mit dem Satan gerungen, jetzt komme der Endkampf. Der Strahl aus dem Auge Gottes werde, nachdem der Kampf um die Schöpfung auf dem Höhepunkt angelangt sei, die Satansmacht vernichten. Dieses Bild ‘Mutter vom Großen Siege' sei für die jetzige Zeit gegeben.”
Über eine andere erschütternde Schauung
schreibt sie unterm 9. März 1943: “Jetzt ist die Stunde gekommen (Fliegerangriff), wo man Jesu kostbarstes Blut dem himmlischen Vater ganz besonders aufopfern soll, um das schwere und große Kreuz abzuwenden. Damals (viele Jahre zurück) habe ich im Bild geschaut: ein mächtiges, großes Kreuz, das vom Himmel bis auf die Erde reichte; daran hing Jesus angeheftet; darüber sichtbar der Hl. Geist und Gott Vater. Von den fünf Wunden des Heilandes strömte immerzu Blut. Es waren Blutströme, die da rannen. Die Erde war ganz rot gefärbt davon. Ich war erschüttert, ganz besonders darüber, daß die Leute alle vorübergingen, daß sie lachten und schwätzten. Keiner machte sich etwas aus dem Kreuz, aus dem vielen Blut, das da rann. Ich sagte: ‘Seht ihr denn das Kreuz nicht, das große Kreuz, das vom Himmel auf die Erde reicht; seht ihr das viele Blut nicht?' Ein paarmal rief ich es: ‘Ja, seht ihr denn das alles nicht? Da, da, vom Osten her, gerade vom Osten her!' Da schauten sie und lachten und gingen weiter. Ich war über diese Schauung tief erschrocken, war ganz bestürzt. Von oben her aber hieß es dann: ‘Tag und Nacht soll das kostbarste Blut aufgeopfert werden, und zwar durch die reinsten Hände der Mutter Gottes.' - Das tue ich seitdem mit großem Vertrauen.” Und sie fügte hinzu: “Auf diese Schauung hin war ich drei Tage krank vor Elend und Schmerz.” Echt Vogl-Mutter, diese tiefe, innige Anteilnahme an Jesu Leid für uns! In den nachfolgenden Kapiteln werden wir immer wieder von diesen außerordentlichen Gunsterweisen des Himmels, besonders den innerlichen Ansprachen lesen.
Auffallende Heilungen in ihrem Leben
Hier seien noch einige auffallende Heilungen angeführt, die sie am eigenen Leib erfahren durfte. Sie erzählt: “Es war 1929. Ich bekam an der Hand eine Lähmung. Es war Gefahr zu einer Totallähmung. Ich ging zu Dr. R. Er sagte: ‘Sie müssen zu einem Spezialisten.' Ich ging wieder und betete in der Nacht inständig zur Hammerthaler Mutter-Gottes: ‘Du allein kannst mir helfen. Ich opfere gerne eine Dankmesse, liebe Gottesmutter, wenn du mir hilfst.' Die Statue der Hammerthaler Mutter-Gottes stand damals noch in der Heilig-Geist-Kirche auf einer Säule, nahe der Kanzel. Am nächsten Tag ging ich zu Dr. R. und zeigte ihm die Hand. Die Geschwulst des Fingers war vollkommen weg. Die Hand war geheilt. Er sagte: ‘Was haben Sie getan?' ‘Ich habe einen Glühwein gemacht.' ‘Nein ‘ sagte er, ‘Sie haben etwas anderes getan.' Ich erzählte ihm dann die ganze Wahrheit. Ich wußte nicht, ob er es glauben werde. Ich sagte: ‘Mir hat die Hammerthaler Mutter-Gottes geholfen.' ‘Wo ist die Hammerthaler Mutter-Gottes?' - ‘Die ist in der Heilig-Geist-Kirche', sagte ich. Ich bestellte dann sofort eine Dankmesse. Später wurde die Statue von der Säule weg auf einem eigenen Altar aufgestellt, wo sie heute noch steht.”
Ein anderer Fall: “Es war 1917 oder 1918. Ich hatte eine Wanderniere. Die machte mir schwer zu schaffen. Ich konnte mich kaum mehr bewegen. Ich betete inständig zur Mutter Gottes: ‘Hilf du mir!' In der Nacht vom 23. zum 24. März hörte ich von dem Herz-Mariä-Bild über meinem Bett ganz deutlich die Worte: ‘Du wirst an meinem Fest Mariä Verkündigung ganz gesund.' Am Morgen des 24. März brachte mir H.H. P. Bonaventura die Krankenkommunion. Ich erzählte ihm die trostvolle Mitteilung der Gottesmutter. Er sagte: ‘Wir wollen sehen.' Am Morgen des Festtages kam ein Schwälbchen durchs Fenster geflogen und setzte sich auf mein Bett: ‘Du kommst von der Himmelmama', sagte ich, ‘und bringst mir den Segen.' Bald hernach kam H.H.P. Alexius und brachte mir die Krankenkommunion. Ich sagte ihm, daß ich heute gesund werde, da lachte er mich aus. Die Tochter Kathi war damals in der Regierung angestellt. Zu ihr sagte ich: ‘Du brauchst dich nicht schicken. Es wird heute alles gut.'
Als mittags der Doktor kam und läutete, machte ich ihm selber auf. Da meinte er, ich spinne, ich sei übergeschnappt. Ich erzählte ihm aber alles, er zählte ihm, daß mir die Gottesmutter versprochen habe, (laß ich heute gesund werde. Nachmittags ging ich zu P. Bonaventura. Der schlug die Hände zusammen. Als ich durch die Regierung ging, begegnete mir P. Alexius. Der glaubte, ich sei irrsinnig geworden. Zuvor hatte ich im Sprechzimmer P. Bonaventura gebeten, daß ich am nächsten Tag früh ½6 Uhr wieder zur hl. Messe kommen darf. ‘Im Gehorsam dürfen Sie es.' Ich war wirklich gesund und konnte von dem Tag an wieder gehen.” Alle diese außerordentlichen Begebenheiten hat sie in schlichter Weise ihrem Seelenführer erzählt und zwar aus tiefer Dankbarkeit gegenüber der Gottesmutter. Sonst sprach sie hernach mit niemand darüber. Sie selber wollte sich nie hervortun. Das lag ihr absolut nicht. Aus Dankbarkeit gegenüber der Gottesmutter sollen diese Tatsachen auch hier niedergeschrieben sein, aber vollkommen dem Urteil der Kirche unterworfen.
Inhaltsverzeichnis Ein Leben des Gebetes und der Sühne
für die Priester
Seit der Stunde, da sie wußte, daß ihr Mann der Sohn eines katholischen Priesters war, fühlte sie sich innerlich gedrängt, ihr weiteres Leben für die Priester zu opfern. Dazu wurde sie direkt vom Heiland und seiner Mutter angeregt. Sie erhielt die letzten fünfundzwanzig Jahre ihres Lebens mannigfach Mitteilungen über das Priestertum, über die einzigartige Würde und Segensmacht des Priesters, über seine Verantwortung und die Gefahren, denen er ausgesetzt ist; über den tiefen Fall so mancher. Immer wieder wurde sie ermutigt, für die Priester zu beten, zu opfern und zu leiden, - ja, sich ganz und gar für sie zum Opfer zu bringen. So sagte der Heiland einst zu ihr:
“Schreibe, daß die größte Würde die Priesterwürde ist.
- Von Ewigkeit her ist jeder Priester erwählt und mit ganz besonderen Gnaden ausgestattet. Ich komme auf das Wort des Priesters hin auf den Altar hernieder.” (18.11.1937) “Wer kann das hl. Meßopfer darbringen? Kein König, kein Kaiser, auch sonst niemand, nur der Priester.” (24.2.1954) “Der Priester ist die auserwählteste Seele auf Erden. Ihm allein werden die innersten Geheimnisse der Menschen mitgeteilt. Er allein ist jeden Tag in der hl. Messe mit mir, mit meinem, Leben und Leiden im vertrautesten Verkehr. Er allein ist der Ausspender meines Fleisches und Blutes außer in einer großen Verfolgungszeit. Da ist es auch den Laien gestattet.” (23.7.1938) “Der Priester allein hat den Schlüssel zum Tabernakel, in dem ich wohne.” (5.10.1938).
Die Mutter Gottes kündet ihr: “Kind, in den Priestern siehst du meinen (sichtbaren) Sohn auf Erden. Der hl. Franziskus hat die große Priesterwürde erkannt. Er fühlte sich ganz unwürdig, Priester zu werden. Du bist als Terziarin des III. Ordens seine liebe Tochter. Ahme ihn nach; bete und opfere, daß alle Priester mit reinem und demütigem Herzen zum Altar hintreten; küsse ihnen immer, wenn du Gelegenheit hast, die Hände, mit denen sie meinen göttlichen Sohn berühren.” (4.12.1937) “Kind, ihr Menschen könnt, solange ihr auf Erden seid, nicht begreifen, was es Großes um einen Priester ist. Alles, ja alles liegt an den Priestern. Wie die Priester sind, so ist das Volk. Deshalb hat auch mein göttlicher Sohn das Wort gesprochen: Seid heilig, wie auch ich heilig bin. - Diese Worte gelten für jede, auch für diese Zeit noch.” (9.1.1942) “Auch im Krieg ist der Priester die erste und höchste Persönlichkeit, weil alles nur für die Ewigkeit einen Wert hat.” (10.1.1942) “Du sollst ganz besonders für die Einsetzung des Priestertums danken. Von vielen wird das Priestertum noch nicht als das erkannt, was es ist, das Größte auf Erden.” (29.9.1929)
“O heiliges Priestertum,” so rief sie am 28.8.1954 aus, “wie erhaben ist diese Erwählung! Der Priester allein hat die Gnade, das von Christus eingesetzte Opfer darzubringen, um die ganze Welt zu retten.” Der Priester ist der sichtbare Christus auf Erden. Der Heiland hat vom Kreuz herab, als er die Worte gesprochen hat, ‘Frau, siehe da deinen Sohn!' alle Priester durch Johannes der Mutter übergeben und die Mutter hat sie alle als ihre Söhne angenommen.” (4.2.1954) “Liebes Kind, wenn ich einem Volk die Priester wegnehme und die Kirchen schließe, so ist das die größte Strafe.” (14.10.1930)
So erhebend der Heiland über die Würde und Macht Gier Priester spricht, so ernst spricht er aber auch über ihre Gefährdung: “Liebe Seele, glaube, es wird zu wenig für meine Priester gebetet. Bedenke, wenn sich Satan mit Versuchungen an mich herangewagt hat, um wieviel mehr wird er sich an meine Priester heranwagen. Flehe bei allen Gebeten und Bitten zu meiner Mutter für die Priester.” (10.12.1930) Im einzelnen werden als Gefahrenquellen genannt: Üppiges Leben, zu viel Sorge für Geld, für Irdisches, zu wenig Marienliebe, Vernachlässigung des Gebetes, Mangel an Opfergeist, Angst vor Verfolgung.
Noch ernster werden die Worte, wenn der Heiland über das Versagen der Priester spricht: “Kind, schreibe, daß die Beleidigungen, die mir von meinen Priestern zugefügt werden, groß sind. Die einen treten aus und fallen vom Glauben ab; aber sie sind gezeichnet und sind Priester in Ewigkeit. Die anderen trinken beim Meßopfer nicht mein Kostbares Blut, sondern nur Wein.” (14.5.1937) “Was ist das für eine große Schuld, daß so viele hl. Meßopfer nicht mehr sind, die sein sollen und die nicht mehr sein werden. - Liebe Mutter, erwecke viele für den Priesterstand!” (22.7.1953) “Hätten wir mehr hl. Priester, wäre das Volk nicht so verkommen.” (9.5.1937) “Es wird eine Zeit kommen, da es viele goldene Priester geben wird und hölzerne Kelche.” (1.5.1953) Und erst die abgefallenen Priester!
“Kein Priester ist noch ausgetreten und keiner wird austreten als nur wegen dieser Sünde (Unkeuschheit).” (25.3.1943) “Kind, von den abgefallenen Priestern wird mein Herz am meisten verwundet, denn von diesen wird die Kirche am meisten verfolgt. O bete und opfere immer deine nächtlichen Leiden durch die Hände meiner lieben Mutter auf, daß die Priester zurückkehren ins Vaterhaus. Ich liebe sie immer noch.” (5.6.1943) “Du weißt, daß das Priesterherz auch Jesu Herz ist, und wenn eine Priesterseele sich abwendet von meinem göttlichen Sohn, so wird sein Herz aufs neue mit Dornen umwunden.” (10.6.1939)
Nicht die geringste Kritik über Priester!
Und doch läßt der Heiland nicht die geringste Kritik oder gar eine Verachtung seiner Priester zu. Er sagt: “Niemals soll man den Stab über einen Priester brechen, auch wenn er gefehlt hat, sondern man soll beten und Sühne leisten, auf daß ich ihm wiedermeineGnade zuwende. Er allein vertritt ganz meine Stelle, auch wenn er nicht nach meinem Beispiel lebt.” (29.6.1929) “Wenn ein Priester gefallen ist, dann soll ihm die Hand zum Aufstehen gereicht werden durch Gebet und nicht durch Lästerungen. Ich selbst werde sein Richter sein. Niemand als ich allein. Wer über meine Priester das Urteil spricht, hat es über mich gesprochen; Kind, laß niemals über einen Priester lästern, nimm ihn in Schutz.” (Christkönigsfest 1937) “Kind, urteile niemals über deinen Beichtvater, sondern bete viel für ihn und opfere jeden Donnerstag durch die Hände meiner lieben Mutter die hl. Kommunion für ihn auf.” (18.6.1939)
“Nimm niemals mehr ein abwegiges Wort über einen Priester an und sage selbst kein unrechtes Wort über sie, wenn es auch wahr wäre. Jeder Priester ist mein Stellvertreter, und mein Herz wird dadurch gekränkt und beleidigt. Hörst du ein Urteil (über sie), bete ein Ave Maria.” (28.6.1939) “Wenn du einen Priester siehst, der die hl. Messe nicht würdig zelebriert, dann sage nichts über ihn, sondern sage es mir allein. Ich, deine Mutter, werde alles ersetzen. Ich stehe ja bei ihm am Altar.” (30.8.1942) Mutter Vogl selbst schreibt: “Wenn es einmal vorkommt, daß ein Priester einen Fehler begeht, weil die Priester auch alle Menschen sind, dann werden alle verachtet, anstatt daß man für sie betet und opfert. Wir wollen auch über jene Priester den Stab nicht brechen, die ausgetreten sind. Diese haben ihre Priesterwürde nicht erkannt und haben die Mutter Gottes nicht verehrt. Alle Priester, die die Mutter Gottes nicht lieben, haben das Wort Jesu vom Kreuz herab nicht verstanden: ‘Siehe da deine Mutter!” (24.2.1954)
Alle diese Mahnungen haben Mutter Vogls Seele gar tief ergriffen. Sie zeigte in Wort und Tat große Ehrfurcht vor jedem Priester als dem Stellvertreter Jesu. Sie duldete keine Kritik über sie. Wenn sie wirklich einmal urteilte, so bereute sie das tief. Um so mehr betete und opferte sie für die Priester. Der Heiland hat sie ja so oft darum gebeten: “O bete viel für meine Priester, daß sie über alles die Reinheit lieben, daß sie mit reinen Händen und reinen Herzen das hl. Opfer feiern. Freilich ist das Meßopfer ein und dasselbe, wenn es auch von einem unwürdigen Priester dargebracht wird, aber die Gnadenfülle, die auf das Volk herabgerufen wird, ist nicht die gleiche.” (28.2.1938) “Bete viel für die Priester und um Priesterberufe, damit bald die Einheit der Kirche komme!” (22.7.1953) “Kind, wenige sind es, die mich um Gnaden für die Priester anrufen.” 25.9.1938) “Kind, für die gefallenen Priester haben mich wenige, ja fast gar niemand angerufen. Da kannst auch du Sühne leisten. Opfere alle Verehrung, die mir auf der ganzen Welt dargebracht wird, für sie auf!” (19.1.1942)
“Das allernützlichste und beste Gebet, das es gibt, ist das Gebet für die Priester.” (22.8.1943) “Viel zu wenig, ja viel zu wenig wird für meine Priester gebetet. Tue alles, was du verrichtest, im Namen aller und für alle Seelen, besonders für meine Priester!” (26.6.1929) “Kind, daß du immer um hl. Priester betest, kommt vom Hl. Geist; denn die Priester sollen ein zweiter Christus sein.” (27.2.1938) “Bringe heute noch,” so hört sie um 11 Uhr nachts, “dieses Opfer und bete nochmals einen Rosenkranz im Verein mit P. Bonaventura um Marienpriester!” (13.7.1934) “Warum du um Marienpriester bitten sollst? Diese sind es, die meine Mutter aufnehmen wie Johannes. Sie sind Priester nach meinem Herzen.” (21.7.1954) Das wichtigste Gebet für alle Priester ist die gänzliche Ergebung in meinen hl. Willen, denn nur das allein führt zur Heiligkeit.” (21.9.1938)
Die Mahnungen des Heilandes für alle Priester zu beten, sind der Aufruf zu jener weltweiten Gesinnung und Liebe. Mutter Vogl war ganz Ohr für diese Wünsche und Bitten und ließ sich durch seine Gnade in den letzten Jahrzehnten ihres Lebens zu dieser geistigen Weite, zu dieser alle umschließenden Liebe führen. Ihr Führer war der Herr allein, besonders der Hl. Geist, den sie überaus verehrte und liebte.
Namentlich jene Aufforderung des Herrn: “Tue alles im Namen aller und für alle Seelen” fiel wie ein fruchtbares Samenkorn in ihre eigene Seele, in der es, wir dürfen wohl sagen, hundertfältige Frucht trug. In späteren Ausführungen werden wir ihre weltweite Liebe noch näher kennenlernen; hier wollen wir uns darauf beschränken, noch mehr über ihren Liebeseinsatz für alle Priester Jesu auf der ganzen Welt zu hören, für die sie sich in stellvertretender Weise, verborgen im Herzen des ewigen Hohenpriesters, opferte.
Treue Beterin für die Priester
Wie hat unsere Vogl-Mutter gebetet und gerungen für die Priester! Nicht nur für ihren Seelenführer und dessen Gemeinde, nein, für alle. Im Rosenkranzmonat betete sie täglich drei Rosenkränze um Priesterberufe. An jedem Priestersamstag ebenfalls drei Rosenkränze für die Priester: den ersten für alle Priester auf Erden; den zweiten für alle Priester im Fegfeuer; den dritten für alle Priester im Himmel zu ihrer größeren Ehre und Verherrlichung. Den Priestersamstag schätzte sie sehr, sehr hoch. All die Opfer und Gebete dieses Tages brachte sie in besonderer Weise für die Heiligung der Priester dar. Alljährlich dankte sie an Weihnachten ununterbrochen für das Geheimnis der Menschwerdung Christi: Immerfort flehte sie die jungfräuliche Mutter des Herrn an, sie möge das liebe Kindlein dem himmlischen Vater durch ihre reinsten Hände für die gefallenen Priester aufopfern, damit sie alle wieder zurückkehren und das große hl. Geheimnis erkennen und anbeten. Während des Krieges wurde sie nicht müde für die einberufenen Priester zu beten, damit sie nicht abfallen; für die gefangenen, daß sie standhaft bleiben; für die gefallenen, daß sie ins Vaterhaus heimkehren; für die wirkenden, daß sie nur für das Heil der Seelen besorgt seien; für die kommenden, daß sie vom Hl. Geist erfüllt werden. Wie hat sie bis zum Schluß ihres Lebens besonders für die eingekerkerten Priester gerungen, gerungen im Namen Jesu, daß der Vater im Himmel Engel sende und die Gefängnistüren öffne wie einst bei Petrus. Nachts betete sie so gerne den Rosenkranz vom heiligsten Altarsakrament, damit alle Priester mit einer innigen Liebe zum hl. Sakrament erfüllt werden. Hl. Marienpriester waren ihr großes Anliegen bis zum Ende ihres Lebens. “O könnte ich doch immer, so lange ich lebe, beim hl. Meßopfer zugegen sein, um besonders für die Priester beten zu können, und zwar für alle Priester, die waren, die es sind, die es werden und die es sein sollten.” (8.11.1943) Gott allein weiß um die Zwiesprache ihres Herzens, die sie täglich mit ihm für seine Priester gehalten hat, eine innige Zwiesprache pflegte sie besonders auch mit dem Hl. Geist und der lieben Gottesmutter in diesem Anliegen. Oft und oft verrichtete sie Herzensgebetlein in dieser Meinung. Wahrhaft eine große Beterin für die Priester! Das war noch nicht genug; sie war eine wirkliche Opferseele für die Priester. Das wollte der Heiland aus ihr machen.
“Kind, opfere dich nur für meine Priester, aber alles durch die Hände meiner lieben Mutter!” (18.11.1937) Und wie mütterlich spricht diese: “Kind, jedesmal machst du mir eine neue Freude, wenn du dich jeden Tag für die Priester zum Opfer anbietest, sind sie doch die Stellvertreter meines göttlichen Sohnes. Weißt du auch, daß es von den Priestern abhängt, ob das Volk gut oder schlecht ist?” (25.8.1938) “Kind, das ist deine Mission. Setze dein Beten, Bitten und Leiden fort für die Heiligung der Priester! Es gibt wenige Priester, die den Mut haben, heilig zu werden. Diese Gnade muß erbetet werden! Fürchte dich nicht. Ich bin in den schweren Kämpfen immer bei dir. Ich habe dein Opfer für die gefallenen Priester angenommen.” (29.3.1942) “Trage gern und ganz aus Liebe deine Leiden. Opfere sie immer zur Sühne für die Priester auf, besonders für so viele, die sich gegen die Reinheit verfehlt haben.” (1943) “Opfere heute am Priestersamstag alles für die verstorbenen Priester. Sie haben oft ein langes und schweres Fegfeuer.” (5.11.1938) “Opfere deine schweren Nächte auf für die ärmsten der Armen. Jesus hat ihnen alle Sakramente anvertraut. Sie aber haben mit dieser Gnade nicht mitgewirkt. Sie haben die Leidenschaft mehr geliebt. Kind, habe Mitleid mit ihnen.” (22.1.1942)
Und sie hatte wirklich Mitleid, tätiges Mitleid mit allen gefallenen Priestern. Sie litt für die Priester oft unbeschreibliche körperliche Wehen, noch mehr seelische. Die schwersten Kämpfe bereiteten ihr die vielen unkeuschen Versuchungen während der Nacht, womit sie jahrzehntelang bis wenige Wochen vor ihrem Tod (84-jährig) geplagt war. Sie litt dabei ganz schreckliche Ängste, weil sie stets fürchtete, sie könne in eine Sünde einwilligen. Im Gehorsam berichtete sie von Zeit zu Zeit ihrem Seelenführer: “O diese schrecklichen Nächte voller Versuchungen, aber alles, alles für die Priester, daß sie standhaft bleiben.” (15.12.1954) “Als ich heute Nacht wieder einen schweren Kampf mit häßlichen Vorstellungen durchgemacht hatte, sagte ich: ‘Lieber Jesus, nimm das alles von Deinen Priestern weg und leg es mir auf!' “ (30.12.1954) “Am Herz-Jesu-Freitag habe ich einen Kampf durchgekämpft auf Leben und Tod. Ja, das Sterben wäre leichter gewesen. Ich kann das gar nicht schildern, was das für ein Kampf war, gerade als wenn die ganze Welt mit dieser Sünde zu kämpfen hätte.” (4.2.1955) “Gern will ich in meinem hohen Alter dieses schwere Kreuz tragen, wenn ich dadurch Seelen retten kann und ganz besonders Sühne leisten für die Priester.” (2.6.1955) “O das war wieder eine schwere Nacht! Diese schweren Versuchungen, bei denen ich mich immer wieder angetrieben fühlte, zu beten: ‘Alles für die Priester!' “ -
Und dann das schwere Sterben von zwölf bis drei Uhr früh. Ich hatte gar keine Hoffnung mehr, konnte nur noch rufen: “Mein Jesus, Barmherzigkeit für all jene Priester, die exkommuniziert sind.” (30.4.1953) “O, es möchte die Natur oft aufschreien, wenn im Greisenalter das jugendliche Feuer noch so brennt; aber die Gnade überwindet alles. Der Herz-Jesu-Freitag und der Priestersamstag waren so schwer, daß ich glaubte, es geht nicht mehr; aber dann muß ich immer wieder bitten: O Jesus, würdige Dich, mich als Deine gekreuzigte Magd anzunehmen. Jede Nacht von elf bis zwölf Uhr bin ich mit der lieben Mutter Gottes auf dem Kreuzweg und bete in Ihren Anliegen (für den Seelenführer). Dazu: ‘Liebe Mutter Gottes, erwecke viele für den Priesterstand. Ich will mich aufs neue wieder für die Priester zum Opfer anbieten.'” (22.7.1953)
“Die größte Schmerzensnacht, die ich je erlebt habe, war die von Gründonnerstag auf den Karfreitag. Ich wußte mir keinen Rat mehr. Auf einmal mußte ich beten: Lieber Jesus, durch Deinen blutigen Angstschweiß am Ölberg bitten wir Dich, erbarme Dich unser, besonders der Priester, die in den Gefängnissen schmachten. Führe sie alle heraus, damit sie wieder das hl. Meßopfer dem himmlischen Vater für die sündige Welt darbringen können. Liebe Mutter Maria, bitte Du Deinen göttlichen Sohn! Er wird Dir keine Bitte abschlagen, besonders heute nicht in dieser hl. Nacht.” (16.4.1954) “Kind, ohne meine Gegenwart könntest du diese Leiden nicht ertragen. Sag es deinem Seelenführer, daß diese Leiden verborgen bleiben sollen bis nach deinem Tod.” (24.7.1937) “Weil es geheimnisvolle Leiden sind, haben sie noch mehr Wert.” (18.7.1938)
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Mutter Vogl oft auch unter anderen Anfechtungen sehr zu leiden hatte: “An zwei Tagen, am Priestersamstag und Sonntag, da glaubte ich, alle Sünden begangen zu haben. Ich war neidisch, eifersüchtig, ohne Nächstenliebe, hatte auch keine Freude mehr zum Beten. Ich habe wohl gebetet, aber ohne Andacht. Das waren schwere Stunden, ich fühlte mich ganz der Gnade beraubt. Dagegen sind alle anderen Leiden nichts. Ganz von Gott verlassen sein; aber alles, alles opfere ich mit der Gnade Gottes für die Priester auf.”
Wie aber jubelte ihr Herz, wenn sie hin und wieder von der Segensfrucht dieser Opfer und Sühneleiden für die Priester hören durfte. Als ihr der Seelenführer einmal erzählte, daß in Rußland in eigenen Schulen junge Männer direkt im Kampf gegen Gott und Kirche geschult werden, aber dann als verkappte Priester eingesetzt werden, da hörte sie am 29.8.1954 nach der hl. Kommunion: “Mein Kind, was ich dir heute sage, soll dir eine Freude und ein Hoffnungsstern sein. Du sollst nicht traurig sein über diese Mitteilung. Du hast doch immer den großen Glauben, daß gar nichts ohne Zulassung Gottes geschieht. Behalte diesen Glauben. Auch das Böse wird zugelassen, weil auch das zum Guten gewendet werden kann. So wird es mit diesen kommunistischen Priestern werden; wenn sie einmal ausgebildet sind, dann wird der Hl. Geist über sie kommen und die Kraft des Allerhöchsten wird das Böse zum Guten lenken.” So sprach die Mutter Maria und fügte hinzu: “Mein liebes Kind, mache die Aufopferung, wie du es bisher gemacht hast; gieße im Geist immer durch meine reinsten Hände das Kostbare Blut meines göttlichen Sohnes über alle Kommunisten und dein Vertrauen wird erhört werden hinsichtlich der Einheit im Glauben.” (29.8.1954)
Der gläubigen Aufopferung des Kostbaren BlutesJesu durch die reinsten Hände Mariens ist hier eine geradezu wunderbare Wirkung verheißen: die Bekehrung der Kommunisten, die Einheit im Glauben. Immer wieder verlangt der Himmel diese Aufopferung, auch für die Priester. “Opfere für sie das Kostbare Blut auf, das bei allen hl. Messen auf der ganzen Welt fließt und in allen hl. Messen fließen soll.” (22.1.1942) “Tag und Nacht soll das Kostbare Blut aufgeopfertwerden; alles durch die reinsten Hände der lieben Mutter Gottes.” (9.3.1943)
Und die gute Vogl-Mutter hat mit einem unendlichen Vertrauen täglich diese Aufopferung vollzogen. Sie sprach nie von dem Wert ihrer persönlichen Opfer, oft aber von dem unendlichen Wert des Kostbaren Blutes Christi sowie über den Wert der Tränen Mariens für alle großen Anliegen der Kirche.
Alle Priester mit Jesus zusammen
ins Herz seiner Mutter bergen
Noch eine letzte besonders wirksame Hilfe für die Priester und Ordensleute wurde ihr von der lieben Mutter Gottes gar mütterlich geraten: sie solle bei jeder hl. Kommunion nicht nur den lieben Heiland sofort in ihr Herz als in das Herz der Mutter hinein empfangen, sondern auch zusammen mit Jesus alle Priester ihr ins Herz legen: “Liebes Kind, wenn du beim Empfang der hl. Kommunion mit meinem göttlichen Sohn alle Priester in mein Herz hineinlegst, werde ich sie zusammen mit meinem lieben Heiland immer segnen.” (19.8.1938) “Kind, du sollst auch bei der geistigen Kommunion immer diese Übung machen und alle Priester zusammen mit meinem göttlichen Sohn in mein Herz hineinlegen. Ich werde alles ersetzen. Rufe oft meinen Bräutigam Josef an! Er ist der Beschützer der Reinheit und der Kirche.” (22.8.1943)
Und Mutter Vogl hielt sich treu daran. Bei jeder hl. Kommunion - und sie hatte 50 Jahre täglich diese Gnade - empfing sie Jesus in das reinste Herz Mariens hinein und mit Jesus legte sie im Geist alle Priester in ihr Herz und bat sie: “O liebe Mutter, segne alle mit Deinem lieben Jesus und auch mich arme Sünderin!” Und welch wunderbare Tröstung wurde ihr dafür zuteil: “Kind, dieser Wille und dieses Verlangen, daß du dich jeden Tag aufs neue zum Opfer anbietest und alle Priester mit meinem göttlichen Sohn bei der hl. Kommunion mir ins Herz legst, auf daß sie alle heilig', werden, ist dem Willen nach so groß wie jenes der Kleinen hl. Theresia. Mach diese Übung beharrlich weiter! Ich werde alles ersetzen.” (10.8.1942)
Welchen Reichtum und Gnadensegen eine geläuterte, vertrauende, liebende Seele mit einem weltweiten Herzen an Gottessegen niederziehen kann, wird die Ewigkeit einmal offenbaren. Ein Missionsbischof des Fernen Ostens sagte einmal: “Eine kleine hl. Theresia ersetzt mir mit ihrem Gebet und Opfer zehn Missionare. Gäbe es doch recht viele solche Seelen, die sich ganz für die Priester, für das Priesterwerden und Priesterwirken und besonders für die Priesterheiligung durch Gebet und Opfer einsetzen.” Papst Pius XI. hat das große, bedeutende Wort geprägt: “Gott im Himmel und ich auf Erden wünschen nichts sehnlicher als Gebet und Opfer für die Priester... Bitten wir Gott, daß er uns hl. Priester schenke! Haben wir diese, dann wird alles übrige folgen. Fehlt aber dies, so hilft auch alles andere nichts.” Der fromme Massilon sagte: “Das größte Geschenk, das der Himmel der Erde geben kann, ist ein heiliger Priester.” Um dieses Geschenk aber muß gebetet und gerungen werden.
Gar viele Gläubige sind treue Apostel im Päpstlichen Werk für Priesterberufe. Sie machen den Priestersamstag bzw. Priesterdonnerstag mit großem Eifer mit und empfangen dabei die hl. Sakramente; sie geben regelmäßig ein spürbares Geldopfer für die Heranbildung von Priestern. Hoch gesegnet ist all dies Tun. Aber es sollte noch mehr Seelen geben, die diesen dem Priestertum geweihten Tag mitmachen, ja, die ein tägliches Gebetsgedenken für die Priester schenken. Noch mehr Seelen sollte es geben, die ihre täglichen Pflichten mit besonderer Treue und Liebe für die Sache des Priestertums erfüllen; noch mehr Seelen sollten der Mutter Vogl gleichen, sollten beten und büßen und ihre körperlichen und seelischen Leiden und Gebrechen mit großer Geduld für sie ertragen; denn jeder Priester sollte ein zweiter Christus sein: die Wahrheit auf den Lippen, die Gnade in den Händen und die Liebe im Herzen. - Erst recht jetzt in den Jahren des religiösen Niedergangs.
Inhaltsverzeichnis
Ein Herz voll weltweiter Liebe
Theresia von Lisieux, die verborgene kleine Karmelitin, wurde durch ihre weltweite Liebe eine der ganz Großen in der Kirche Gottes. Sie hatte sich nicht nur als Schlachtopfer für die Priester angeboten, nein, noch mehr, noch viel mehr wollte sie. So wunderbar steht es niedergeschrieben in der “Geschichte einer Seele”:
“O Jesus, Deine Braut, Karmelitin und, durch meine Vereinigung mit Dir, Mutter der Seelen zu sein, das alles sollte mir genügen. Ich fühle jedoch noch andere Berufe in mir. Den Beruf eines Kriegers, eines Priesters, eines Apostels, eines Kirchenlehrers, eines Blutzeugen... Der Priesterberuf! Mit welcher Liebe trüge ich Dich, o Jesus, in meinen Händen, wenn meine Stimme Dich vom Himmel herabgerufen hätte! Mit welcher Liebe reichte ich Dich den Seelen!...
Gleich den Propheten und den hl. Lehrern möchte ich die Seelen erleuchten. Ich verlange, durch die ganze Welt zu eilen, Deinen Namen zu verkünden und Dein glorreiches Kreuz, o mein Vielgeliebter, in den Heidenländern aufzupflanzen! Aber ein einziges Missionsgebiet genügte mir nicht. Ich wollte das Evangelium in allen Weltteilen zugleich und bis auf den fernsten Inseln predigen. Ich möchte Missionär sein, nicht nur während einiger Jahre, sondern ich verlange vielmehr, es seit Anbeginn der Welt gewesen zu sein und es zu bleiben bis ans Ende der Zeiten.
Und vor allem wünsche ich Märtyrin zu sein!
Das Martyrium! Es war mein Jugendtraum, und dieser Traum nahm in der kleinen Karmelzelle nur an innerer Kraft zu. Aber auch das ist eine neue Torheit. Denn ich sehne mich nicht nur nach einer Art der Marter. Ich verlange nach allen...
Gedenke ich der unerhörten Qualen, die zur Zeit des Antichrists der Anteil der Christen sein werden, so erbebt mein Herz, und ich wollte, diese Qualen wären mir vorbehalten. Öffne, mein Jesus, das Buch des Lebens, in dem alle Taten der Hl. verzeichnet sind. All diese Taten wollte ich um Deinetwillen vollbracht haben!
Was wirst Du auf solche Torheiten erwidern? Gibt es wohl hienieden eine kleinere, schwächere Seele als die meinige? Gerade um dieser meiner Schwäche willen hat es Dir jedoch gefallen, meine kleinen kindlichen Wünsche zu erfüllen. Und heute bist Du bereit, andere Wünsche zu erfüllen, die größer sind als das Weltall...
... Die Liebe wurde mir zum Schlüssel meines Berufes. Ich begriff, wenn die Kirche einen aus verschiedenen... Gliedern bestehenden Leib hat, könne ihr das notwendigste, das edelste aller Organe nicht fehlen. Ich begriff, daß sie auch ein Herz besitzen und daß dieses Herz ein liebeglühendes sein müsse. Ich begriff, daß die Liebe allein ihre Glieder in Bewegung setzt...
Da rief ich im Übermaß meiner überquellenden Freude aus: ‘O Jesus, meine Liebe!' Endlich fand ich meinen Beruf! Mein Beruf ist die Liebe. Ja, ich habe meinen Platz im Schoß der Kirche gefunden und diesen Platz hast Du, mein Gott, mir angewiesen! Im Herzen meiner Mutter, der Kirche, werde ich die Liebe sein! So werde ich alles sein. Mein Traum wird sich verwirklichen...
... Um was ich flehe, das ist die Liebe!
Nichts anderes weiß ich mehr, als Dich lieben, o Jesus! Glänzende Werke sind mir versagt. Ich kann das Evangelium nicht verkünden, mein Blut nicht vergießen... Doch was hat dies zu bedeuten? Meine Brüder werden an meiner Statt arbeiten. Ich, das kleine Kind, verharre ganz nahe beim Königsthron, ich liebe für alle, die im Kampf stehen...
... O mein Jesus, ich liebe Dich! Ich liebe die Kirche, meine Mutter. Wohl weiß ich, daß der geringste Akt reiner Liebe ihr nützlicher ist als alle anderen Werke zusammengenommen...” -
Mutter Vogl sah ihren Beruf nicht anders: lieben, lieben, lieben, im Namen aller Seelen wollte sie lieben, gleichsam als Stellvertreterin aller wollte sie auf Erden lieben. Ja, sie wollte Gott lieben im Namen aller Seelen. Sie wollte Gott die Ehre geben im Namen aller Menschen. Gott dem allerheiligsten, großen, unendlichen gebührt Ehre von all seinen Geschöpfen; er ist Herr und Vater. “Höchste Ehre für Gott ist der Mensch, der ihn liebt.” (Ludwig Wolker.)
Zur Rettung aller Seelen
Sie wollte aber noch ein zweites: Sie wollte lieben für alle Seelen, das heißt zum Heil aller, zur Rettung aller. Dafür wollte sie beten und opfern, dulden und leiden im Namen aller und für alle Seelen. Darin sah sie die Erfüllung ihres Lebens: Gott die Ehre und den Menschen den Frieden, das Heil.
So hat es unsere liebe himmlische Mutter Maria ihrer Seele eingegeben: “Mache immer die Meinung: ‘Im Namen aller und für alle Seelen.” (14.10.1937) - “Kind, ich kann dir gar nicht sagen, wie groß es ist, wirken zu wollen im Namen aller und für alle Seelen und seinen Leib zu züchtigen mit all seinen Neigungen und Lastern, so daß ich dadurch viele Strafen von der Menschheit, die ich so sehr liebe, abwenden kann.” (20.2.1930) “Kind”, so sprach der göttliche Heiland zu ihr, “heute will ich dir sagen, daß das Wirken im Namen aller und für alle immer wieder meinen strafenden Arm von den vielen Tausenden Seelen zurückhält; denn ich bin ja die Wahrheit und halte, was ich versprochen habe, nämlich daß ihr durch unsere Liebe für alle Seelen Ersatz leisten könnt.” “Bete immer wieder die große Aufopferung im Namen aller und für alle Seelen! O möchten es doch recht viele Seelen tun, um einigermaßen mein Herz zu trösten und für die vielen Lästerungen und Beleidigungen Sühne zu leisten.” (22.6.1937) “Ihr könnt alles ersetzen im Namen aller und für alle mit Hilfe meiner Verdienste. Das ward noch keinem gegeben.” (18.12.1930) “Habe Erbarmen mit allen Brüdern und Schwestern! Bitte den himmlischen Vater um meiner Barmherzigkeit willen und im Namen aller und für alle Seelen um die Liebe zu mir! Wenn Du mich in der hl. Kommunion für alle aufnimmst, dann kann ich in diesen Seelen wirken, wenn du es auch nicht so verstehen kannst, Kind.” (27.7.1937)
“Der höchste Weg der Seelenrettung ist dieser:
Im Namen aller und für alle Seelen zu wirken und zu leiden.” (20.12.1930) Hierin offenbart sich eine wunderbare, weltweite Gottesliebe, zugleich aber auch eine wunderbare, weltweite Nächstenliebe, die im Namen aller Seelen stellvertretend liebt, aber auch gleichzeitig für alle Seelen, nämlich um ihnen das Heil erlangen zu helfen, betet und opfert, duldet und leidet. Jeder gläubige Christ ist dazu aufgerufen; denn sein Leben gehört Christus, und Christi Leben gehört vom ersten Augenblick bis zum letzten der Ehre Gottes, des Vaters, und dem Frieden und dem Heil der Menschen.
“Der Horizont unserer Liebe muß so weit sein wie der Horizont der Welt.” (Bischof
Besson von Lausanne)
Inhaltsverzeichnis
Weltweite Liebe zu Jesus
Jesus liebt die Seelen mit unendlicher Liebe
Die Liebe des Heilands zu allen Seelen ist eine unfaßbar große, eine unendliche. Johannes, der Lieblingsjünger, der an Jesu Brust das Geheimnis der Liebe Gottes gleichsam aus dem Herzschlag des Herrn erlauschen durfte, hat dies der ganzen Welt verkündet: “Da er die Seinen liebte, liebte er sie bis zum Ende.” (Jo 13,1) Paulus stammelt in tiefer Ergriffenheit von dem Ausmaß dieser Liebe, deren Höhe, Tiefe und Weite niemand zu ermessen vermag. (Vgl. Eph 3,18)
Der Heiland hat die Vogl-Mutter wiederholt darauf hingewiesen. In eindringlicher Weise spricht er oft zu ihr von seiner Liebe zu den Menschen, aber auch davon, daß er von allen Gegenliebe erwarte: “Ich bin die ewige Liebe; von der Krippe bis zum Kreuz findest du bei mir nichts als Liebe; und von da an wohne ich im Tabernakel bis ans Ende, wieder nur aus Liebe.” (27.12.1930) “Kind, nur die Liebe ist das Höchste... Ich selbst bin die Liebe.” (19.9.1937) “Und wenn es notwendig wäre, würde ich mich nochmals kreuzigen lassen für dich allein. Kannst du jetzt meine große Liebe begreifen, die ich zu jeder einzelnen Seele habe?” (1.7.1929) “Ich habe meine Liebe an die Menschen verschwendet, ganz besonders im Sakrament der Liebe.” (Fronleichnam 1930) “Sieh, wie ich mich für die Seelen jeden Tag aufs neue in der hl. Messe geistigerweise opfere und wie ich immer wieder dieselben Worte spreche: ‘Vater, verzeihe ihnen; sie wissen nicht, was sie tun!” (17.11.1930)
“Ich bin und bleibe die ewige Liebe... Aber die Liebe wird nicht geliebt.” (18.6.1937)
In seiner unendlichen Liebe schenkte uns der Heiland nicht nur sich selbst, sondern auch seine allerbeste Mutter: “Mit den Worten: ‘Frau, sieh da deinen Sohn! Sohn, sieh da deine Mutter!' habe ich euch mein letztes und größtes Testament hinterlassen, meine allerliebste Mutter. Ein größeres Geschenk außer der hl. Kommunion konnte ich nicht mehr geben. Deshalb sollt ihr recht kindlich in allen Anliegen zu ihr gehen. Ihr macht zu wenig Gebrauch davon. Es fehlt das kindliche Vertrauen. Sie ist ja eure Mutter.” (30.3.1938)
Der Heiland selbst weist des öfteren auf sein Herz als eine immerwährend sprudelnde Quelle einer nie versiegenden Liebe hin: “Kind, mein Herz ist voll Liebe zu den Menschen; sie aber lieben mich so wenig. Mein Herz hat der Hl. Geist im Schoß der reinsten Jungfrau Maria nur zum Lieben gebildet. Wie könnte es auch anders sein, da er ja der Geist der Liebe ist.” (25.6.1930) - Und am 2.6.1931: “Schöpfe recht reichlich aus der unversiegbaren Quelle meines Herzens, aus dem nur Liebe und Barmherzigkeit fließt.” - Und am 13.10.1937: “Schreibe heute nur von meiner Liebe! Mit meiner Liebe segne ich euch schon beim Erwachen. Alles, was euch den ganzen Tag über begegnet, ist von meiner Liebe ersonnen. Niemand kann leben ohne Luft und Sonne. Alles kommt von meiner Liebe zu den Menschen...”
“Mein Sohn ist die barmherzige Liebe”
“Mein Herz ist übervoll von Liebe zu den Menschen. Je mehr ich beleidigt werde, um so heftiger strahlen die Liebesflammen aus meinem Herzen.” (7.3.1930) “Meine Barmherzigkeit ist noch viel größer als alle Sünden der ganzen Welt. Jetzt sitze ich ganz besonders auf dem Thron der Barmherzigkeit. Alle werden Barmherzigkeit erlangen durch meine große Liebe.” (29.12.1930) - “O wenn die Seele nur einen Augenblick eine vollkommene Reue hat, so kennt meine Barmherzigkeit keine Grenzen. Deshalb ist jeder Augenblick so wertvoll.” (17.12.1930) -
Die Gottesmutter greift diesen Gedanken auf, wenn sie sagt: “Liebes Kind, mein Sohn ist die barmherzige Liebe und ich bin die Mutter der barmherzigen Liebe.” (1.1.1931) - Einige Jahre später sagte sie zu ihr: “Liebes Kind, sei ohne Sorge, mein göttlicher Sohn schenkt besonders solchen Seelen mehr Gnaden, die ihn einmal schwer beleidigt haben und sich ihm dann von ganzem Herzen als Opfer anbieten; denn für solche Seelen sind diese besonderen Gnaden gleichsam eine Anklage und ein großer Schmerz; dagegen solche Seelen, die Jesus niemals schwer beleidigt haben, nehmen mit der Zeit an, sie hätten diese Gnaden verdient und das führt dann oft zum Hochmut.” (5.5.1938)
Jesus liebt, auch wenn er strafen muß
“Ich muß strafen, sonst bin ich kein liebender Vater.” (13.7.1937) -“Es werden schwereTage über euch kommen; doch es ist meine Vaterliebe, die sie tragen hilft. Niemand hat eine solche Liebe zu euch wie ich. Ich bin ja für alle gestorben.” (11.7.1937) - “Da sich die Menschen nicht bessern, kann ich die Strafe als liebender, gerechter Vater noch nicht zurückziehen. Wenn die Menschen nicht Buße tun, wird noch eine zweite Strafe kommen. Diese geht vom Himmel aus. Ich will die Menschen nicht verderben, sondern alle retten. Wie lange braucht ihr noch, bis ihr meine Liebe erkennt?” (12.6.1938) - “Kind, ich bin doch nicht grausam, bin ich doch die Weisheit und die Liebe... Hier ist ja nicht die Heimat.” (Herz-Jesu-Freitag, Oktober 1942) - “Alles ist Liebe, alles ist Gnade; nützt die Zeit!” (8.10.1942)
Welchen Dank erstatten die Menschen für seine Liebe?
So bitter klagt ihr der Heiland: “Es gibt jetzt so viele, die an mir deshalb irre werden, weil ich alles Böse angehen lasse. Das kommt von meiner unergründlichen, unfaßbaren Liebe zu den Menschen. Ich kann ja auch das Böse zum Guten lenken. Kein menschliches Wesen auf Erden kann meine Liebe begreifen... Und was bringen mir die Menschen für all das, für all meine Liebe, entgegen? Verachtung, Verfolgung, Beleidigungen über Beleidigungen, und ich liebe sie dennoch. Ich schütte Gnaden über Gnaden aus. Und sie nehmen diese nicht an, weil sie meine Liebe nicht kennen.” (1.8.1937) - Geradezu erschütternd sind die Sätze, die von der Sehnsucht seines Herzens nach den Seelen sprechen: “Mein Herz ist mit Leiden angefüllt und mit Liebe überfüllt; angefüllt über den Verlust so vieler Seelen; überfüllt, da ich so gerne alle Seelen mit Liebe erfüllen möchte. Sie aber weisen meine Liebe zurück.” (12.3.1930) - “O, wenn die Menschen alle wüßten, wie sehr es meine Wonne ist, bei ihnen zu sein!” (30.8.1937) - “Mein Herz verschmachtet vor Liebe zu den Menschen.” (27.11.1937) - “Du siehst, wie alle gegen mich aufstehen, und ich liebe sie doch so sehr. Sie wissen nicht, was sie tun.” (17.9.1930) -
Immer wieder tut er sein Verlangen nach den Menschenseelen kund; immer wieder spricht er von seiner großen Liebe zu allen: “Könntest du es ganz verstehen und begreifen, wie ich die Menschen liebe, und um wieviel mehr diejenigen, die mich mehr lieben als sich selbst! Für diese gilt das Wort, daß es noch in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.” (20.6.1930) - In ähnlicher Weise äußert sich die Mutter Jesu: “Weißt du, wie weit die Liebe meines göttlichen Sohnes ist? Sie liebt alle Menschen ohne Ausnahme. Auch ich habe die noch geliebt, die meinen allerliebsten Sohn ans Kreuz genagelt haben.” (13.6.1942) -
“... um so mehr liebe ich dich”
Bei aller Begnadung finden wir im Leben der Vogl-Mutter auch stets den Kampf, die innere Trockenheit, ein Erleben von Verlassenheit und großer innerer Not. Das darf nicht wundernehmen. Je größere Christus- und Marienliebe der Widersacher in einer Seele wahrnimmt, um so mehr versucht er sie, um so mehr bemüht er sich, ihre Gnadenführungen als Täuschung und reine Einbildungen hinzustellen. Auch in solchen äußerst qualvollen Prüfungen, von denen wir später noch lesen werden, ist die gottliebende Seele nie allein; der Herr läßt sie scheinbar ohne inneren Trost in ihrer Verlassenheit, aber nur für eine Zeit, dann tut er sich der schwergeprüften Seele wieder kund, richtet sie auf, wie nur der göttlich Liebende aufrichten kann: “Je mehr du dich von mir verstoßen glaubst, um so mehr liebe ich dich.” (Allerseelen 1930) - “Ich habe alle deine Sünden mit meinem kostbaren Blut abgewaschen... Ich habe dir mein Fleisch und Blut zur Speise gegeben; nicht genug, ich habe dir auch mein kostbarstes Blut und meine Verdienste zur Verfügung gestellt, daß du jeden Augenblick wirken kannst. Tue alles mit meiner Liebe! Sie kann alles!” (7.6.1939)
So liebte unsere Vogl-Mutter!
Ergriffen von so viel Liebe des Heilands konnte Mutter Vogl nichts anderes als auch lieben und immer wieder lieben. Aber nicht nur für sich allein, nein; auch lieben im Namen aller Seelen, stellvertretend für alle. In den folgenden Kapiteln soll diese große weltweite Liebe zu Jesus aufleuchten.
Abkehr von jeglicher Sünde
Echte Liebe zum Heiland ist Abkehr von der Sünde. Lieben und sündigen schließen sich aus. Wahre, vom Hl. Geist eingeflößte Liebe haßt jegliche Sünde (vgl.1 Jo 3,6; 3,9). - Das in der Gottes- und Nächstenliebe verwurzelte Gotteskind kennt nur eines, seine Gebote halten: “Wer meine Gebote hat und sie hält, hat mich lieb.” (Jo 14,21) - “Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote!” (Jo 14,15)
Das wollte Mutter Vogl: jedes Gebot des Herrn bis ins kleinste erfüllen und auch die geringste freiwillige Übertretung meiden. Beglückt schreibt sie am Pfingstfest 1943 ihrem Seelenführer: “Sie haben recht: der Hl. Geist ist mit seinen Gnaden gekommen. Die größte Gnade, die ich mir denken kann, ist die volle Erkenntnis der Sünde und der Sündenschuld. Ich muß immer wieder in die Worte ausbrechen: Herr, nur keine Sünde mehr, nur keine Sünde mehr!”
Ja, nur keine Sünde mehr! Tief und groß war ihre Reue über alle begangenen Fehler ihres Lebens. Ein Reueschmerz ohnegleichen erfaßte sie, wenn sie sich z.B. einmal gegen die Nächstenliebe verfehlt hatte. Hin und wieder passierte es ihr, daß sie ein schroffes Wort sprach; daß sie abweisend, ja, verletzend war; daß sie mutlos wurde. Das tat ihr sehr, sehr leid. Da bat sie jedesmal den Heiland sofort innig um Verzeihung. Das hl. Sakrament der Beichte schätzte sie überaus hoch wegen der reinigenden, heiligenden Kraft und auch die vollkommene Reue.
Diese innere Haltung, die Liebesglut, die sie verspürte, wünschte sie allen, gar allen. Keiner sollte eine freiwillige Sünde begehen. Allen Menschen, so schreibt sie einmal, möchte ich zurufen, sie sollen Jesus nicht mehr beleidigen. Wie oft war es ihr, als trüge sie die Sündenschuld aller Menschen in ihrem Herzen. Sie fühlte sich dann als die größte Sünderin. Auf diese Weise nahm sie bewußt an den Leiden Jesu am Ölberg teil, der die Sünden der ganzen Welt fühlbar trug, und sie rang und flehte mit ihm um Erbarmen für alle Menschen: Barmherzigkeit, o Gott, Barmherzigkeit!
Sehnende Liebe nach Jesus
Mutter Vogls Liebe zum Heiland zeigte sich in einer großen Sehnsucht nach ihm. Echte Liebe ist eine verlangende, eine sehnende. Hat ihr doch der Heiland gesagt: “Die größten Liebesakte bestehen darin, immer ein inständiges Verlangen nach mir zu haben. Auch wenn sich die Seele für ganz unwürdig hält, ich sehe nur auf den Willen. Das inständige Verlangen führt zur immer größeren Vollkommenheit. Somit ist die Seele immer in inniger Verbindung mit mir.” (30.8.1937) Für den Herz-Jesu-Monat lädt Jesus sein treues Kind ein: “Benütze diesen Monat dazu, mich mit lauter Liebesakten zu erfreuen. Erwecke diese mit der Liebe meiner Mutter, auf daß sie vollkommen sind.” (1.6.1939) Weiter sagt ihr der Heiland: “Ich habe dein Versprechen angenommen, das darin besteht, daß du nur mehr von Liebesakten und Vereinigungen mit mir leben willst; auch wenn harte Stunden kommen, auch dann.” (30.6.1938)
Der Hl. Geist weiß, wie oft am Tag Mutter Vogl Akte der Sehnsucht nach Jesus, Akte der Liebe erweckt hat, und zwar mit einem weltweiten, weltumspannenden Herzen im Namen aller Seelen. Das war ja ihre besondere Berufung: im Namen aller Seelen zu lieben. Sie kleidete diese Liebesakte meist in schlichte Stoßgebetlein, von denen der hl. Franz von Sales sagt: “Sie ersetzen alles und sind durch nichts zu ersetzen.” So betete sie z. B. sehr häufig das Gebetchen: “O Jesus, ich liebe Dich aus ganzem Herzen mit Maria, Deiner liebsten Mutter, im Namen aller und für alle Seelen.” Wie eine ihr ganzes späteres Leben erfüllende Melodie klang dieser Akt der Gottesliebe in ihrer Seele.
Dankbare Liebe zu Jesus
Echte Liebe ist immer dankbar; aber weltweite Liebe ist dankbar im Namen aller und für alle Seelen. Es kommt unserer Mutter Vogl wahrlich aus dem Herzen, wenn sie am Fest der Mutter vom Guten Rat 1943 schreibt: “Heute bin ich gar nicht in der Lage, etwas anderes mit der Mutter Maria zu sprechen als nur zu danken, unausgesetzt zu danken. Mein Herz brennt von Liebe zu Jesus.” Am 18.5.1952 schreibt sie: “O ewige Liebe... Danken, danken und nur danken! O lieber Jesus, schaue nicht auf jene, die Dich beleidigen, sondern auf mich; ich will Dich für alle lieben.”
Besonders gern stimmt sie das Magnifikat an und betet es mit der lieben Mutter Gottes im Namen aller und für alle Seelen. Dies war eines ihrer Lieblingsgebete. Mit tiefer Ergriffenheit vernimmt sie die Worte des Herrn: “Deine große Dankbarkeit für alle Segnungen und Gnaden tröstet immer mein Herz.” (vgl. Ps. 93,19) (14.7.1937)
Echte Jesusliebe ist stets vertrauend
Wiederholte Male forderte unser Herr Hilfsbedürftige zu gläubigem Vertrauen auf oder er hob eine Seele, die er unter den Heiden antraf, vor seinen eigenen Volksgenossen rühmend hervor. Daraus können wir ohne weiteres erkennen, daß der Herr gerade an kühnen Bittstellern eine besondere Freude hat: “Um alles, was ihr den Vater in meinem Namen bitten werdet, wird er euch geben.” (Vgl. Jo 16,23)
Dieses Vertrauen suchte der Herr auch in seinem Kind Katharina zu erwecken und zu vermehren. Er fragt sie am 11.3.1930: “Weißt du, welche Seelen mir die meiste Freude machen? Diejenigen, die das größte Vertrauen haben. Selbst unter den frömmsten Seelen fehlt dieses grenzenlose Vertrauen. Mache du mir diese Freude, so wirst du immer erlangen, um was du mich bittest.” - “Eine Seele”, so sagt er ein anderes Mal, “die ein grenzenloses Vertrauen zu meinem Herzen hat, wird dasselbe jedesmal erobern.” (29.1.1931) Und wieder. “Die Seele, die alles in mein Herz hineinlegt und ein grenzenloses Vertrauen zu mir hat, liebe ich am meisten. Weißt du auch, wer mein Herz am schwersten beleidigt und verwundet? Das sind jene, die an meiner Barmherzigkeit verzweifeln.” (17.6.1938) Bald darauf: “Wenn du mit einem ganz kindlichen Vertrauen das Stoßgebetlein betest: ‘O hl. Herz Jesu, ich glaube an deine Liebe zu mir', dann erfreust und tröstest du mich in meinem großen Schmerz in dieser liebeleeren Zeit. Dann kannst du auch wieder großzügig sein und es im Namen aller und für alle beten.” (10.9.1938)
Nach langen Jahren ermunterte er sie: “Kind, ich habe dir schon vieles gesagt. Vergiß dich ganz und gar und verlaß dich ganz auf mich! Du wirst dich dann um nichts mehr sorgen brauchen als nur um das eine, wie du Jesus immer lieben und allen Menschen Gutes tun kannst.” (26.5.1943) Ferner. “Ich will dich den Weg lehren, den die Kleinen gehen und das ist der Weg des grenzenlosen Vertrauens... Dieser Weg, ganz mit mir vereint, ist der beste, um dem Vater im Himmel Sühne und Ersatz zu leisten. O gering ist die Zahl derer, die sich auf diesem Weg befinden.” (1.8.1930)
Als sie wieder einmal einen Fehler beging (das passierte ihr dann und wann), tröstete sie der Heiland: “Beunruhige dich nicht über diesen Fehler! Opfere gleich meine und meiner Mutter Verdienste und Tugenden auf! Ich habe es zugelassen, damit du einsehen lernst, daß du gar nichts ohne mich kannst.” (5.7.1930)
“Fürchte ja nicht, daß du zu viel verlangst!”
Die kanaanäische Frau bat einst den Herrn, er möge ihre besessene Tochter vom bösen Geist befreien. Er aber gab ihr keine Antwort. Allein durch ihr Beharren auf ihren Bitten, und zwar unter demütigenden Worten, willfahrte er ihr und lobte sie: “Frau, groß ist dein Glaube.” (Mt 15,28) Daraus ersehen wir, was der Heiland von uns erwartet: Er hat uns sich selbst gegeben und will auch uns alles gewähren; der Schlüssel hierzu ist das felsenfeste, gläubige Vertrauen. Deshalb klärte er sein Sühnekind Katharina auf:
“Mit besonderer Liebe schaue ich auf die Seele, die alles von mir verlangt und ganz auf mich vertraut. Fürchte ja nicht, daß du zu viel verlangst! Ich bin darüber betrübt, daß die Menschen so wenig von mir verlangen und sich nur an die Mitmenschen wenden, von denen sie betrogen werden. Ich allein bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.” (27.7.1930)
Und wieder: “Die demütigen, die kleinen Seelen, die ganz aus dem Glauben leben, die sind es, welche mein Herz erobern. Sie sorgen sich nicht, was die Zukunft bringen mag, wohl wissend, daß gar nichts ohne meine Zulassung geschieht. Sie helfen mir Seelen retten, da sie alle Tage aufs neue anfangen.” (9.10.1930) “Wer mich sucht, der findet die Liebe und je mehr er mich sucht, um so mehr und um so größer wird er auch die Liebe finden, denn ich bin nur die Liebe.” (24.3.1930)
Wie ergreifend sind folgende Worte: “Meine liebe Mutter bittet beständig für euch am Thron meiner Liebe. Bittet auch ihr alle im Verein mit ihr: ‘O heiligstes Herz Jesu, entzünde in allen Herzen das Feuer deiner Liebe, auf daß es in uns brenne und alles verbrenne, was nicht für dich ist, o Jesus!’” (1.6.1937)
Schwere Prüfungen des Vertrauens
Der Herr hat Mutter Vogls Vertrauen in äußeren und in seelischen Anliegen oft schwer geprüft. Nicht nur in der Zeit ihrer Ehe, auch später, ganz besonders während des Krieges. Da lebte sie sehr arm, fast ohne jede zusätzliche Hilfe an Lebensmitteln. Im Herbst 1943 wurde sie ausgebombt und verlor nicht nur ihre geräumige Wohnung in der Zweibrückenstraße, sondern auch ihre Habe. Nach der Währungsumstellung 1948 blieben ihr von der Rente ganze 12.- DM zum Leben.1951 starb ihre Tochter Kathi, die ihr eine treue, tatkräftige Gehilfin war. Als sie zeitweise immer wieder viel Krankheiten durchzumachen hatte, versuchte es ihr Seelenführer, sie in einem Münchner Altersheim unterzubringen. Drei Bittgesuche blieben unbeantwortet. Ihr Vertrauen blieb indes ungebrochen, so drückend ihre Einsamkeit und Hilflosigkeit auch war. Besucher in jener Zeit erbauten sich jedesmal an diesem Vertrauen. Wie viel größer aber war dieses Gottvertrauen in den schweren seelischen Prüfungen! Tage-, ja wochenlang litt sie manchmal an geistiger Dürre und innerer Verlassenheit, an Selbstvorwürfen über liebloses Benehmen. Sie fühlte sich dann als die größte Sünderin. Dieser Zustand erforderte ein hohes Maß immerwährenden kindlich-gläubigen Vertrauens.
Wenn sich der Herr, wenn sich die Mutter scheinbar vor ihr verbarg, betete sie ganz kindlich: “Gelt Heiland, du verläßt mich nicht. Ich vertraue ganz auf dich und deine hl. Mutter.” Ja, sie fühlte sich gedrängt, diese hl. göttliche Tugend des Vertrauens auch im Namen aller Seelen zu üben, um dadurch das Heilandsherz zu erfreuen; denn nichts - das wußte sie - erfreute das Heilandsherz mehr, als ein abgrundtiefes Vertrauen im Namen aller und für alle Seelen.
Voll Seligkeit erzählt sie am Fest Mariä-Namen 1955: “Täglich nehme ich das schöne Herz-Jesu-Bild (gemalt von Meister Erwin Schöppl-Regensburg), küsse es und bete dabei: ‘O Jesus, in dein Herz hinein, da leg ich alles, was ich bin und habe, all meine Gedanken, all meine Worte, all meine Werke, all meine Leiden, all meine Freuden, all meine Sünden, all meine Lieben, alle Anliegen des Hl. Vaters, alle Anliegen meines Seelenführers - und dann folgen noch mehrere Namen von Priestern und Laien, denen sie ihr Gebet versprochen hat!”
Wahre Liebe ist
Ganzhingabe in den Willen Gottes
Aus dem Vorausgehenden ist klar ersichtlich, daß liebendes Vertrauen auf der gänzlichen Hingabe in den heiligsten Willen Gottes ruht. Diese vollkommene Hingabe war darum Mutter Vogls großes Ziel. Der Heiland selbst lehrte sie diese. Am 14.11.1930 sagte er zu ihr: “Wisse, daß die Vollkommenheit darin besteht, nichts anderes zu wollen als nur, was ich will, ob du leidest oder nicht. Die Gleichförmigkeit mit meinem Willen verlangt gar nichts, weder Gesundheit noch Krankheit.” Und wieder: “Kind, ich gebe dir den Gipfel der Vollkommenheit an. - Das ist die vollkommene Hingabe in meinen Willen. (Herz-Jesu-Fest 1930) - Sage heute bei allem: ‘Nicht wie ich will, sondern wie du willst.' Das ist der vollkommene Weg. Damit kannst du mein Herz am meisten erfreuen.” (22.2.1930) “Die Vollkommenheit besteht darin, daß man wunsch- und willenlos ist und nur das will, was Jesus will.” (1.7.1943)
“Am Rosenkranzfest 1954", so schreibt sie, “hat mir die liebe Mutter eine große Leidensgnade erbeten, so daß ich ausgerufen habe (vgl. S. 39): ‘O Jesus, laß mich nicht sterben, sondern leiden!' Aber die Mutter hat mich anders belehrt: das sei nicht vollkommen. Es ist gut und recht so zu beten, aber dies sei mein Wille. Vollkommen sei es, wenn ich nur bete, daß ganz und überall der Wille Gottes an mir geschehe. ‘O liebe Mutter Gottes, hilf mir immer so zu beten!'” (7.10.1954) Ähnlich sagte der Heiland am 27.2.1931 zu ihr: “Am liebsten erwähle ich, was vor der Welt verborgen ist. Ich werde es noch zulassen, daß du von allen verachtet wirst. Deshalb liegt auch die ganze Vollkommenheit einer Seele in der gänzlichen Ergebung in meinen hl. Willen.”
Die Ganzhingabe verleiht
den Frieden des Herzens
“Es gibt”, so sagte ihr der Heiland, “keinen wahren Frieden der Seele außer in der gänzlichen Ergebung in meinen hl. Willen. Du darfst in schweren Fällen schon um Abwendung bitten, aber immer mit dem Zusatz: ‘Nicht wie ich will, sondern wie du willst.' Dann ist die Seele immer in Frieden.” (20.7.1930)... “Wenn du nur willst, was ich will, dann wird in dir nie die Freude oder der Friede des Herzens gestört werden... Alles, alles kommt von meinem Vaterherzen und dahinein mußt du alles legen.” (30.10.1939),... Eine Seele, die ganz in meinem Willen lebt, reißt den Himmel an sich. Sie wird nicht unruhig, da sie alles mir anheimstellt... Ich führe jede Seele auf einem anderen Weg.” (9.12.1937) - “Heute möchte ich dir sagen, wer die glücklichste Seele auf Erden ist: Diejenige, die alles von meiner Hand erwartet und ganz nach meinem Willen lebt; jetzt aber ist nur der eigene Wille Trumpf, deshalb so wenige glückliche Menschen.” (28.5.1938)
Über die gänzliche Ergebung
herrscht Freude im Himmel
So sprach der Herr zu ihr: “Über die gänzliche Ergebung in Gottes hl. Willen freut sich der ganze himmlische Hof.” (5.6.1942) ‘... Die Seelen, die sich freiwillig in meinen Willen ergeben, sind es, mit denen ich schalten und walten kann nach meinen hl. Absichten;... diese Seelen erfreuen und trösten mein Herz besonders und helfen mir Seelen retten.” (Herz-Jesu-Fest 1930)
Maria, das Vorbild eines dem Willen Gottes vollkommen ergebenen Menschen
Maria ist nur dann voll der Gnaden, wenn sie ihren menschlichen Willen so vollkommen in den Willen Gottes hineinlegte, wie das ihr göttlicher Sohn selbst getan, der von sich sagte: “Es ist meine Speise, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat. Denn hierdurch vollende ich sein Werk.” (Jo 4,34) Daß Maria ganz Abbild Christi war und niemals einen anderen Willen kannte, als den Willen Gottes, geht aus dem letzten, von ihr in der Frohbotschaft aufgezeichneten Wort hervor: “Tut das, was er euch sagt!” (Jo 2,5) Dies ist gewissermaßen der Spiegel ihrer Seele und ihres Vermächtnisses an alle, die Christus folgen. Jetzt stellte der Heiland Katharina seine Mutter als Beispiel vor Augen, indem er zu ihr sagte: “Sei in allem mit meiner Mutter vereint.
Sie hatte um gar nichts eine Sorge. Sie trug ja mich in ihrem Herzen.” (14.12.1930) Die Mutter selber ergänzt: “Kind, ich hatte in meinem Leben keine Sorgen bei allen Vorkommnissen, weil ich Jesus hatte. - Ihr aber macht euch immer Sorgen über das, was noch kommen wird. Laßt doch meinen Sohn regieren! Er macht alles recht. Glaubt doch an seine väterliche Liebe!” (5.6.1939)
Mit der Gnade des Hl. Geistes suchte Mutter Vogl nach dem Vorbild Mariens eine dem Willen Gottes ganz ergebene, liebende Seele zu werden. Über dreißig Jahre lang erneuerte sie darum täglich jenes Gelöbnis, das sie am Herz-Jesu-Fest 1920 abgelegt hatte: “Ich gelobe, mich in allem dem hl. Willen Gottes hinzugeben, damit er an mir und durch mich seinen hl. Willen erfüllen kann, - ohne Bedingung und ohne Vorbehalt!”
Am 4.11.1939 fragte sie der Herr: “Kind, willst du dich ganz mir übergeben, daß ich mit dir machen kann, was ich will?” Da gab sie die schlichte Antwort, die ihre innere Gesinnung wiedergibt: “O Jesus, ich bin ja deine Magd. Ich will nur, was du willst.”
Voll Ergriffenheit schrieb sie ihrem geistlichen Führer am 4. Nov. 1942: “Denken Sie sich, am Christkönigsfest wurde ich vom Hl. Geist angetrieben, in der Hl. GeistKirche (in München) vor dem Allerheiligsten folgendes zu versprechen: ‘Ich gelobe der allerheiligsten Dreifaltigkeit, der lieben Mutter Maria, allen Engeln und Heiligen, daß ich in allem den hl. Willen Gottes sehen und tun will. - In allem, was die Witterung, die Zeit, die äußeren Umstände, gute und böse Menschen, auch der sogenannte Zufall mit sich bringen oder mir antun - darin will ich den heiligsten Willen Gottes erkennen, der alles so ordnete, bestimmte, wollte und zuließ. Ich will fest davon überzeugt sein, daß es zu meinem Heil gereichen wird. Ich will zwar die gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln und Mittel anwenden, aber ganz mit Ergebung in den hl. Willen Gottes, ob es mir paßt oder nicht. - Und ich will den lieben Gott sorgen lassen. Dieses Versprechen gilt für alle Ewigkeit. - Darauf sah ich im Geist, wie Christus vor dem Kreuz stand und dann sich hinlegte und sich annageln ließ.”
Wahre Liebe bewährt sich vor allem in Opfern
Christus ist gekommen, um sein Leben hinzugeben. Das ist der Auftrag, den er von seinem Vater erhalten hat. (Vgl. Jo 10,18) Die Gesinnungen aber, die er bei der Hingabe seines Lebens offenbarte, sind Liebe, Liebe bis zum äußersten, Liebe bis zum Ende. (Jo13,1) Dieses Liebesopfer für die Rettung seiner Schafe vollzog er in seiner göttlichen Macht. An jene nun, die ihn aufnehmen, hat er diese Macht weitergegeben, nämlich die Macht, Kinder Gottes zu werden. (Jo 1,12) Diese Macht offenbart sich in seinen Kindern darin, daß diese sich, vereint mit dem Gotteslamm, selbst opfern aus Liebe, im Liebesopfer, ganz nach dem Beispiel ihres göttlichen Lehrmeisters.
Diese Opferliebe in Katharina Vogl zu steigern, wollten die folgenden Erleuchtungen erreichen.
So sagt zu ihr der Heiland: “Wisse, die größte Liebe ist die opfernde Liebe.” (Herz-Jesu-Freitag, Mai 1930). - “Dein Willensopfer ist mir das liebste, ob du krank oder gesund bist, ob ich dir Tröstungen oder Verlassenheit schicke; in allem muß es heißen: Nur wie Du willst, lieber Jesus! - Tust du das ganz ohne einen Eigenwillen zu haben, dann hast du die Wichtigkeit des Augenblicks erkannt.” (30.10.1930) -
“Tue alles aus reiner Liebe zu mir; auch wenn es dir noch so schwer fällt; meine Gnade genügt dir.” (15.4.1932) “Räume alles aus dem Weg, was dem Verkehr zwischen uns beiden hinderlich sein könnte!” (26.8.1930) - “Sobald du dich nach den Geschöpfen umsiehst, muß ich mich zurückziehen; denn ich will ganz allein in deinem Herzen wohnen.” (1.10.1930) - “Liebes Kind, verlaß diesen Platz zu meinen Füßen an Stelle der Magdalena nicht mehr. Mit meiner Liebe kannst du alles ersetzen.” (26.2.1931) - “Nur aus reiner Liebe zu mir kannst du diesen Kampf bestehen.” (24.9.1938) - “Lebe immer in meiner Gegenwart, dann wirst du auf das kleinste achtgeben und wirst - wo du kannst - dich abtöten, um mir Freude zu machen.” (10.3.1930) - Echte Christusliebe ist eine opfernde.
Wieviel hundert und hundert Gelegenheiten zum Opferbringen nützte Mutter Vogl Woche für Woche, um dadurch den Heiland zu erfreuen. Sie hielt ihre Sinne in strenger Zucht. Aller Weichlichkeit, aller Oberflächlichkeit, allem Leichtsinn war sie abhold. Sie war streng mit sich selbst. Sie bekam dadurch auch einen etwas herben Zug in ihr Wesen und stieß manchmal ab. Sie liebte die Opfer, die Opfer mit der Zunge, mit den Augen, mit dem Gaumen, mit den Ohren. Sie verabscheute jedes seichte nichtssagende Gespräch. Die Unterhaltung mußte im Kern um Religiöses gehen, um Gott und göttliche Dinge. Sie duldete keinerlei Ratschereien und lieblose Reden über andere. Wenn dieses Thema anklang, winkte sie sofort ab. Urteile über andere, Reden über die Fehler anderer duldete sie nicht. Wohl mag ihr selber manchmal die Zunge durchgegangen sein, dann aber empfand sie eine ernsthafte, anhaltende Reue darüber. Das Fasten mit der Zunge war ihr eines ihrer wichtigsten Opfer. Sie überwand sich auch gerne beim Genuß von Speise und Trank und lebte in ihrem Haushalt außerordentlich einfach und sparsam. Wie groß wurden alle diese Opfer vor allem aus der weltweiten Liebe heraus: Im Namen aller und für alle Seelen. Dafür wollte sie ja täglich diese Liebesopfer bringen.
Echte Christusliebe ist eine leidende Liebe
Daß eine solche Opferliebe das Ich aufzehrt, ist eine Binsenwahrheit. Das “Ich muß abnehmen, er aber muß wachsen” (Jo 3,30), muß gleich wie von Johannes dem Täufer auch für die Opfer- und Sühneseelen gelten. Diese alle dürfen das Liebesleiden oft bis zum äußersten Grad kennenlernen. Umgekehrt ist die Leidensfreudigkeit das sicherste Zeichen einer wahren Jesusliebe. Die wurde Mutter Vogl wiederholt gesagt.
“Leide ganz mit mir! Mein Herz ist verwundet. Meine Mutter steht dir zur Seite.”
(11.4.1930) - “Wer mir ähnlich werden will, muß auch mit mir gekreuzigt werden.” (13.7.1937) - “Weißt du, wann die Liebe am größten ist? Wenn sie leidend und vor der Welt verborgen ist und gar, wenn die Seele dürstet nach Leiden, um Seelen zu retten. Da wird mein verwundetes Herz mit Wonne erfüllt.” (16.7.1937)
Eine solche Seele ruft aus: “Herr, nicht sterben, sondern leiden!” (vgl. S. 36) (26.7.1937) -“Wer meine Liebe nur einigermaßen begriffen hat, für den gibt es keine größere Freude als aus der Liebe zu mir zu leiden. Ich wäre ja schon zufrieden, wenn die Menschen aus Liebe zu mir ihre täglichen Pflichten erfüllen würden. Wer mehr tut, liebt mich auch mehr. O wenn mich doch alle mir geweihten Seelen liebten, um mich zu trösten...” “Die wahre Liebe ist nur zufrieden, wenn sie leidet. Sie vergißt sich selbst und sieht nur auf mich. Ihre Leiden sind meine Leiden. Sie ist nur darum besorgt, wie sie mein Herz trösten und mich immer mehr lieben kann.” (6.8.1937) - “Schau auf mich, was ich getan, was ich ertragen und was ich gelitten habe! - Und für wen? O wie liebe ich jene Seelen, die mir hierin nachfolgen. Nur vom Kreuz geht die vollkommene Liebe aus. Im Kreuz ist Segen. Im Kreuz ist Heil und Sieg. Ich selbst bin die gekreuzigte Liebe.- Und die Menschen fliehen vor diesem Kreuz.” - “Kind, die Heiligung liegt nur im Kreuz und in der Liebe. Ich laß mich an Großmut nicht übertreffen. Wenn eine Seele um meinetwillen alles verläßt, ich selber werde ihr überreicher Lohn sein.” (2.7.1931).
Lieben auch in den größten Leiden!
Die Leiden kennen Grade. Die Liebe am Leiden verleiht diesen höchsten Wert. Das größte Liebesleid führt zur Vollkommenheit in der Liebe. Katharina, Jesu Leidensbraut, soll durch seine Werbungen zur “Liebe” werden: “Willst du mich lieben, auch in den größten Leiden?... Ich kenne deinen Schmerz, daß mich die Menschen nicht lieben. Du fragst, warum sie mich nicht lieben. - Kind, weil sie mich nicht sehen können, nicht greifbar haben. Und geistig haben sie keine Zeit, um in ihr Inneres hineinzugehen und um meineStimme zu vernehmen, die zu ihrem Herzen spricht. An meinem Leiden nimmt man Anstoß. Somit kann man mich nicht lieben. Willst du mich lieben auch in den größten Leiden?” (16.8.1937) “Das Sühneleiden so vieler Seelen tröstet mein Herz. Dir sage ich: Dulde, leide, schweige! Nicht die Opfer, nur die Liebe zeige!” (7.7.1937)
Und abermals bittet der Heiland: “Du mußt auch dieses Kreuz tragen: die Trostlosigkeit und Verlassenheit. Nur so kannst du mir ähnlich werden.” (11.5.1938) “Dein Verlangen soll nur auf das bedacht sein, wie du mir viele Schmerzen wegnehmen und dafür viele Liebesakte zuwenden kannst, um mein verwundetes Herz zu trösten.” (18.5.1938)
Auch die Gottesmutter lädt ein zur leidenden Liebe. Sie sagte eines Tages nach der hl. Kommunion zur Mutter Vogl: “Glaube fest, daß du heute meinen göttlichen Sohn empfangen hast, voll Blut und Wunden... Betrachte jetzt, Kind, seine Wunden und betrachte meine Schmerzen. Wer kann bei diesem Anblick noch über Leiden klagen'?... Trage auch du alles aus Liebe zu meinem göttlichen Sohn!” (4.7.1938) Ein Wort, das sie einmal in ihrem Innern hörte, war ihr gleichsam aus der Seele gesprochen: “Für eine gottliebende Seele ist es das schwerste Kreuz, wenn sie glaubt, keine Liebe mehr zu haben.” (5.8.1942)
Herr, leiden, nicht sterben!
In der Schule Jesu und Mariä herangebildet und dadurch stets reifer geworden, beteuert sie immer wieder ihre Leidensbereitschaft und Leidensliebe: “Meine Worte können nur heißen,” so schreibt sie am 18.6.1943 ihrem Seelenführer: “Nicht sterben, sondern leiden; ganz aus Liebe zu Jesus. Bitten wir den lieben Heiland, er möge viele Seelen erwecken, die ganz aus Liebe zu Jesus leiden oder wenigstens mit Geduld ihre Leiden ertragen. Ich will aber auch aus Liebe zu Jesus gern sterben; wie, wo und wann es ihm gefällt. - Als ich gestern wieder eine schwere Überwindung durchgemacht hatte, da fürchtete ich mich und sagte: “Lieber Jesus, wenn ich aber auf einmal unterliegen werde, was dann?” - “Liebes Kind, was dann?” -“Sofort aufstehen und dich verdemütigen. - Solange du dich gänzlich mir überläßt, werde ich für dich überwinden.”
Als ich in der Nacht des Herz-Jesu-Freitags im September 1955 rasende Schmerzen in den Beinen und Knien bekam und keinerlei ärztliche Mittel halfen, da hörte sie eine Stimme: “Willst du mit mir die Schmerzen teilen, die ich hatte, als meine Füße angenagelt wurden? - Auch die großen Schmerzen an den beiden Knien, als ich mit dem schweren Kreuz beladen mehrmals zu Boden fiel?” - Da konnte sie nichts anderes antworten als: “O Jesus, ganz soll dein Wille an mir geschehen.”
Im Kreuz- und Leidtragen erkannte sie das Wesen der Nachfolge ihres geliebten Meisters. Darin bestand für sie die höchste Stufe der echten Frömmigkeit. Darin erblickte sie auch den durchaus von aller Täuschung freien Weg wahrer Innerlichkeit. Sich in den Armen Jesu und ihrer himmlischen Mutter wohl geborgen fühlend, dankt sie unaufhörlich für alle ihr zuteil gewordenen Leidensgnaden.
So schreibt sie am 9.4.1954 dem Seelenführer: “Für mich gibt es keinen anderen Wunsch mehr als für Jesus und Maria leiden... Ich will mich in nichts anderem mehr rühmen als nur im Kreuz!... O, daß alle Jesus lieben und für ihn leiden! Liebe Mutter Maria, durch dich allein finden wir diesen Weg.
... daß alle für ihn leiden
Ja, darum ging es unserer edlen Dulderin, daß alle Menschen Jesus lieben und alle für ihn leiden. Christusnachfolge ist Kreuzesnachfolge! Jesusliebe ist Kreuzesliebe.
Darum bietet sie sich immer wieder im Namen aller und für alle Seelen zum Leiden an.
Wie erschütternd klingt folgender Bericht: “Vom 19. bis 28.Juli 1955, volle 10 Tage war es ein tägliches Sterben. So etwas habe ich seit 50 Jahren nicht erlebt. Ich konnte dabei nichts anderes mehr beten als: ‘Mein Jesus, Barmherzigkeit! O Herr, nur leiden, solange ich noch lebe - aus Liebe zu dir!' “ - Kurz vor ihrem Tod stimmt sie ein letztes Magnifikat an: “Ewiges Vergelt’s Gott für die vielen großen Segnungen und auch für die großen Leidensgnaden. Vielleicht durfte ich dem Heiland ein ganz klein bißchen ähnlich werden. Er war an das Kreuz genagelt und seine liebste Mutter konnte ihm keine Hilfe bringen. Das ist ein großes und auf Jesus schauend ein schönes Kreuz, wenn man ganz verlassen ist . .. Danken Sie mit mir für alles. - Wer lieben will, muß leiden und wer leiden will, muß lieben!” (14.10.1955)
Wem aber verdankt sie ihre große Leidensliebe?
Darüber schreibt sie in rührender Dankbarkeit am Lichtmeßtag 1953 ihrem Seelenführer: “Die liebe Gottesmutter hat mir heute die große Gnade erbeten: die Gnade der Erkenntnis der Leiden. Das ist die größte Gnade, die ich bisher erhalten habe. Oh, ich verlange sonst nichts mehr als mit Christus gekreuzigt zu werden. Liebe Mutter, dein armes kleines Kind will dich von heute an nur mehr auf dem Kreuzweg begleiten. Das ist der segensvollste Weg. - Maria, die Sündenreine, ist diesen Weg von der Krippe bis zum Kreuz gegangen und wir verschmähen diesen Weg, weil wir den Wert des Kreuzes nicht erkennen. - O liebe Mutter, erbitte mir immer die Liebe zum Kreuz und laß mich an deiner Mutterhand den Kreuzweg gehen. Hilf mir, Jesus von ganzem Herzen lieben, auch wenn es noch so schwer ist, denn wer lieben will, muß nur leiden. - Wie muß ich danken, daß ich arme Sünderin so leiden darf. Mit allen Reichtümern der ganzen Welt möchte ich alle diese Leidenstage nicht vertauschen.” -
Mit Seiner Liebe lieben
Was ist damit gemeint: “Mit Seiner Liebe lieben?” Auf diese Frage hat der göttliche Lehrmeister die Antwort gegeben: “Ich, der gute Hirt, gebe mein Leben für meine Schafe.” (Jo 10,11) “Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben einsetze.” (Jo 10,17) - Aus welchem Grund ist er auf die Erde herabgekommen?
In welchen Gesinnungen gibt er sein Leben hin? “Damit sie (durch seinen Tod) das Leben empfangen und es in überfließender Fülle empfangen.” (Jo 10,10) “Damit Seine Liebe in ihnen sei und er in ihnen.” (Vgl. Jo 17,26) “Denn das ist der Höhepunkt der Liebe, daß einer sein Leben hingibt für seine Freunde.” (Jo 15,13)
Die Seinigen sollen als seine Jünger erkannt werden. Worin besteht dieses Erkennungszeichen? In der Liebe. - “Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe zueinander habt.” (Jo 13,35) Jesus liebte, weil er als Gottmensch die Liebe ist und deshalb nur lieben kann. Das aber ist sein heißester Wunsch, daß die Seinigen von seiner Liebe erfüllt und durchglüht werden: “Wer meine Gebote kennt und sie hält, hat mich lieb.” (Jo 14,21) “Wenn einer mich liebt, so hält er mein Wort und - die Folge? - mein Vater wird ihn lieben und wir werden kommen und Wohnung bei ihm nehmen.” (Jo 14,23)
Zu dieser Liebe führt Jesus seine demütige Magd. Er bittet sie, alle in seiner und mit seiner Liebe zu lieben: “Kind, du kannst noch mehr tun. Nicht nur mit der Liebe meiner Mutter kannst du mich für alle Menschen, die mich nicht lieben, lieben; du kannst mich auch mit meiner Liebe, die keine Grenzen hat und von Ewigkeit ist, lieben. Tue alles mit meiner Liebe. Sie kann alles. Hast du schon gehört von einer Begierde-Taufe? Du kannst immer das Verlangen haben, daß alle Kinder, die geboren werden, getauft werden. Du kannst sie dem Willen nach nottaufen.” (Vgl. S. 50) (7.6.1939) - “Du glaubst, dein Herz ist zu klein, um mich für alle Menschen lieben zu können. Nimm nur immer mein Herz dazu; dann kannst du mich mehr lieben als du begreifen kannst. Meine Liebe hat kein Ende.” (13.6.1939)
“Liebe mich nur mit meiner Liebe; dann wirst du auch mich über alles lieben. Die wahre Liebe ist die größte Tugend. Sie vermag alles und fürchtet sich vor nichts. Wenn du immer mit mir und meiner Mutter vereint bist, kann Satan nichts ausrichten.” (2. 8.1937) - Und wieder: “Bleibe in meiner Liebe und tue alles mit mir und durch mich!”... Wiederholte Male sagte der Herr: “Kind, liebe mit meiner Liebe alle, die dich verachten! Ich schenke dir meine Liebe.” (17.11.1941)
Wahre Jesusliebe vereinigt sich ganz mit ihm
Das schönste Ziel der Liebe ist die Vereinigung. Aus diesem Grund nennt der Apostel die eheliche Liebe ein Abbild jener Liebe, die zwischen Christus und seiner Kirche besteht. So wie der Vater und er eins sind (Jo 17,22), so ist es sein sehnlichster Wunsch, daß alle in seinem kostbarsten Blut erlösten Brüder und Schwestern so in ihm eins seien wie der Vater und er eins sind, damit sie zur Vollendung gelangen in der Einheit. (Vgl. Jo 17,23) Um das Kind seiner Liebe mit noch größerer Sehnsucht nach der vollkommenen Vereinigung mit ihm zu entflammen, offenbart er ihr: “Gib dich ganz mir und ich gebe mich ganz dir und du wirst Wunder erleben... Schaue nur immer auf mich und nicht auf dich!” (19.7.1939) Ja, wahre Liebe sucht ihn allein, nichts anderes. Immer wieder lädt der Herr sie ein: “Liebe Seele, bleibe immer an meinem Herzen wie ein kleines Kind. Dahin bringe mir deine Opfer, deine Gebete und Leiden. Vereinige alles mit mir.” (29.12.1930) “Mein Herz verschmachtet vor Liebe. Gehe ganz in meinen Willen ein, um jeden Atemzug und jeden Pulsschlag mit mir zu vereinigen.” (27.11.1937)
Die Gottesmutter steht mit ihren Bitten hinter ihrem Sohn nicht zurück: “Kind, du trägst Jesus in deinem Herzen wie ich. Weißt du, was ich getan habe? Jedes Wort, jeder Gedanke, alle Werke, die ich verrichtete, galten meinem lieben Jesus. Mach es auch so! Sprich recht oft die Worte: Jesus, ich liebe dich. Ich liebe dich für alle Menschen, die dich nicht lieben.” (16.12.1937) - Und wieder: “Überlaß dich ganz meinem göttlichen Sohn.” (23.6.1937) - “Du mußt auf alles verzichten. Jesus allein genügt. Du mußt abnehmen, Jesus muß zunehmen. Das ganz Vollkommene ist: Ich will nur, was Jesus will und ganz verborgen in ihm leben.” (9.7.1939)
Jesus, meine Liebe!
Wie innig wiederholte die von dieser Heilandsliebe ganz tief erfüllte Seele die Worte: “Jesus, meine Liebe! Dir geb ich ganz mein Herz. O lege doch Deine Leiden in mein Herz hinein!” (23.11.1954) - “Heiland, nimm mich ganz mir und gib mich ganz dir, so wie Du mich brauchen kannst; nur laß mich nicht sündigen.” - “O lieber Jesus, meine Augen sollen von jetzt an nur mehr dich sehen; meine Ohren nur mehr dich hören; meine Zunge nur von deiner Liebe sprechen. Was du willst, das will auch ich.” - In erweiterter Form betete sie oft: “Jesus dir leb ich, du allein bist mein Leben. Dir und sonst niemand gehör ich an. - Jesus, dir sterb ich, weil auch du aus Liebe zu mir gestorben bist und ich anders nicht zu dir kommen kann als durch den Tod. Ich will gerne sterben aus Liebe zu deinem allerheiligsten Herzen, das im Tod für mich gebrochen ist; ich will sterben, wie, wo und wann es dir gefällt. Jesus, dein bin ich. Nichts soll mich von dir trennen. Darum gehör ich in Freuden und Leiden ewig dir.” Ein Gebet heroischer Liebe war dieses: “O Jesus, schenke uns allen eine so große Gnade, daß wir dürsten nach Leiden und Opfern.” Wie oft betete sie auch: “O könnte ich doch immer, solange ich lebe, beim hl. Meßopfer zugegen sein, um mich ganz mitzuopfern und ganz mitgeopfert zu werden.”
Welche Ergebenheit spricht aus den Zeilen der 83jährigen einsamen Frau die wiederholten Bittgesuche ihres Seelenführers um Einweisung in ein Altersheim werden nicht erfüllt- : “Ich bin glücklich und zufrieden, wenn nur in allem der Wille Gottes geschieht... Ich kann mit Maria von ganzem Herzen Jesus lieben im Namen aller und für alle Seelen. Das ist meine größte Freude.” - Und wieder: “Ich will mich über nichts mehr beklagen. Ich will Jesus noch mehr lieben; will leiden mit Maria zur Sühne für meine Sünden und für die Sünden der ganzen Welt.” (13.11.1954) “Mein einziger Wunsch ist nur noch, daß ich Jesus mit Maria aus ganzem Herzen lieben darf für alle Menschen, die ihn nicht lieben.” (12.11.1954) - Und wenige Monate vor ihrem Tod: “Ich will gerne leiden, ganz aus Liebe zu Jesus und seiner liebsten Mutter Maria - für alle Seelen. Nur Jesus, der Gekreuzigte, ist meine einzige Liebe. Für ihn leiden ist die einzige Freude für mich auf Erden.” (12.3.1955)
Der unendliche Segen dieser Heilandsliebe
Wie unendlich groß der Segen dieser alles hingebenden Liebe ist, erhellt aus folgenden Worten des Heilandes: “Eine Seele, die in allem mir zu gefallen sucht, ist nicht nur meine Braut oder meine Tochter. Sie ist auch meine Mutter. Wie reich ist eine solche Seele! Alle meine Verdienste stehen ihr zur Verfügung. Ich sehe nicht mehr auf ihre Sünden, sondern einzig auf ihren Willen.” (28.3.1930) Wer mich sucht, findet die Liebe, und je mehr er mich sucht, um so mehr wird er die Liebe finden. (24.3.1930)
Glücklich all die Liebenden, die wie Mutter Vogl aus ganzer Seele die unendliche Liebe des Heilandes erkennen dürfen, die aber auch mit einer nie ermüdenden Opfer- und Leidensliebe dem Heiland und seiner Mutter angehören wollen.
Unsagbar glücklich und segensvoll, wenn diese Liebe eine weltweite geworden ist, wenn sie im Namen aller und für alle Seelen lieben will: etwas vom Größten und Heiligsten, das es für eine Seele gibt.
Im Namen aller und für alle Jesus lieben bedeutet ihm auch die höchste Ehre geben. “Höchste Ehre für Gott ist der Mensch, der Gott liebt.” Ehre sei Gott und noch einmal: Ehre sei Gott! Das ist der Sinn aller Schöpfung; das ist der erste und wichtigste Daseinszweck eines jeden Menschen. Dann gilt aber auch das zweite: Friede den Menschen, das heißt Heil den Menschen. Gott will, daß alle Menschen gerettet werden; gerettet für den ewigen Frieden, gerettet für das ewige Leben, gerettet für die ewige Liebe.
Mutter Vogl, die nie eine höhere Schule besucht hat, dafür aber in die Schule des Heilands ging, durfte nicht nur mit weltweitem Herzen Gott lieben und ihm die Ehre geben im Namen aller und für alle, sie durfte mit weltweitem Herzen auch die Seelen lieben.
Inhaltsverzeichnis
Weltweite Liebe zum heiligsten Sakrament
Einmal sprach der göttliche Heiland ein Wort, das nachdenkliche Seelen besonders in seine Nähe zu ziehen imstande ist: “Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, ja es in Fülle haben.” (Jo 10,10) Leider denken so viele, wenn sie vom “Leben” hören, nur an das irdische Leben, an dieses sterbliche Leben. Der Herr aber hat das unsterbliche Leben im Auge, jenes Leben, das er uns als “der König, dem alles lebt”, schenken will. Um dies zu erreichen, ist er “das Brot des Lebens” geworden, jenes “Brot, das der Welt das Leben gibt.” (Jo 6,33)
Die edle Vogl-Mutter hungerte immer nach diesem Brot, nach diesem Geheimnis des Glaubens, weshalb sie immer wieder voll innerer Ergriffenheit den Satz wiederholte: “Das heiligste Altarsakrament und der Wille Gottes sind mein Himmel auf Erden.” Sie ersehnte jenes Leben, das der Heiland einst den Juden anbot, und er gab ihr dieses Leben, das sie umwandelte, in dessen Kraft sie ein Leben schenkender Liebe führen konnte. Diese Liebe entzündete sich täglich aufs neue im Gedanken an die so wunderbare Gegenwart Jesu im Tabernakel, an sein immerwährendes Opfer auf dem Altar, an sein gnadenvolles Hinschenken in der hl. Kommunion.
Jesu wunderbare Gegenwart im Tabernakel
Oft und oft sprach der Heiland von seiner immer-währenden, liebenden Gegenwart im heiligsten Sakrament zu ihr: “Meine größte Liebe ist die Liebe im Sakrament; aber wie wird diese Liebe mißbraucht durch die vielen Sakrilegien, die durch das Empfangen und dessen Spendung begangen werden.” (8.6.1939) - “Heute ist Gründonnerstag, der Tag der großen Liebe. Für eine gottliebende Seele sollte er der größte Festtag sein. Er ist zugleich der Geburtstag der ewigen Liebe; aber diese Liebe wird so wenig geliebt. Danken sollst du für die Einsetzung dieses großen Sakramentes der Liebe und zugleich Sühne leisten für die vielen Sakrilegien.” (23.3.1943) - “Liebe kleine Seele, heißt es nicht, daß es keine größere Liebe gibt, als wenn man sein Leben hingibt für seine Feinde. Ich habe noch mehr getan. Ich lebe Tag und Nacht im Tabernakel, mich dort verzehrend für die Seelen.” (2.10.1930)
“Werde ein ganz schlichtes und einfaches Kind vor dem Tabernakel und klopfe immer an. Es sind so viele Menschen, die auf irrem Weg gehen. Opfere und bete, daß viele heimkehren! Mein Herz verschmachtet vor Liebe. Gehe ganz in meinen Willen ein, um jeden Atemzug und jeden Pulsschlag mit mir zu vereinigen. Dazu mußt du ein ganz kleines Kind werden.” (27.11.1937)
Dankbar ruft die 83-jährige aus:
“O Liebe, o unendliche Liebe! O Übermaß der Liebe! So muß ich heute am Fronleichnamstag ausrufen. Wie groß bist Du! Nicht genug, daß Du ganz aus Liebe zu uns am Kreuz gestorben bist, hast Du auch das Sakrament der Liebe eingesetzt, um bei uns bleiben zu können bis ans Ende der Welt. - Und diese große Liebe wird von so vielen nicht geliebt, nein, sie wird von so vielen sogar schmerzlich beleidigt, gerade in der hl. Eucharistie!” (17.6.1954) - Als Mutter Vogl im Jahr 1953 nach vierwöchentlicher schwerster Krankheit durch die Fürbitte der lieben Gottesmutter wieder zur hl. Messe und Kommunion gehen durfte, schreibt sie voll dankbarer Seligkeit: ‘Ich habe jetzt eine so große Erkenntnis über das hl. Sakrament empfangen, daß ich ein Buch schreiben könnte. Meine Innenwelt ist allein die hl. Eucharistie.” (18.6.1953) Kurz vor ihrem Tod fleht sie: “O möchten doch alle Menschen glauben, daß Jesus im Tabernakel als wahrer Gott und wahrer Mensch zugegen ist. - Und daß der Tabernakel seine liebste Mutter ist. Die allergrößte Liebe Gottes zu den Menschen ist die hl. Eucharistie, die uns Jesus geschenkt hat.” (16.8.1955) Und sie meint: “Das Ende der Welt wird erst dann sein, wenn auf der ganzen Welt mit kindlichem Glauben und Vertrauen die Fronleichnamsprozession gefeiert wird. Dann kommt, schreibt sie, “das Ende der Welt, weil alles eucharistisch wird und der Weltgeist ein Ende nimmt “ (5.7.1943)
Die Wirkungen seiner Gegenwart
Die Gegenwart Jesu im hl. Sakrament darf sie als außerordentlich gnadenbringend erkennen. Über diese Wirkungen sprach ebenfalls der Heiland mehrmals zu ihr: “Ich bin im hl. Sakrament nicht nur die Liebe. Ich bin auch die Sonne aller Herzen.
So wie die ganze Erde von der Sonne abhängig ist, so ist die Seele von der Sonne der Gerechtigkeit abhängig. Die Seele muß immer wieder von dieser Sonne bestrahlt werden, sonst wird sie umkommen und verderben. Wird aber die Seele bestrahlt von dieser unendlichen Liebe, dann verschwinden Kummer und Sorgen, auch der Mangel an Vertrauen, weil alles Finstere in helles Licht verwandelt wird.” (16.6.1936) Und an Fronleichnam 1938: “Heute ziehe ich durch alle Straßen, um alle zu segnen, die Guten und die Bösen. Ich schließe niemand von meinem Segen aus.” (19.6.1938) Im Jahr 1937 vernahm sie folgende Worte:
“Durch die Ewige Anbetung im Herzog-Spital (München) werden große Strafen von der Stadt München abgewendet.” (10.11.1937)
Treue Tabernakelwächterin im Namen aller
Mutter Vogl zieht die Folgen aus Jesu wunderbarer, allzeit liebender Gegenwart im hl. Sakrament; sie wird zur treuen Tabernakelwächterin. Sie läßt sich nicht vergebens bitten: “So viel dir deine Zeit erlaubt, halte dich beim Tabernakel auf, wo ich als Gefangener der Liebe throne. Ganz im Schweigen kannst du mich da trösten. Schau mich nur an, und ich schaue dich an. Vergiß dich ganz, um Seelen zu retten. Das ist deine Aufgabe. Die Seele, die mich oft in meiner Gefangenschaft besucht, werde ich von der Gefangenschaft Satans befreien.” (11.5.1938) “Bete recht oft: ‘Heilig, heilig, heilig ist Gott im hl. Sakrament des Altares!' Mache öfters recht andächtig eine Kniebeuge zur Sühne für alle, die das Knie nicht beugen wollen.” Sechzehn Monate vor ihrem Heimgang hörte sie einesTages morgens beim Aufstehen die Worte: “Wenn du heute in die Kirche eintrittst, mache diese Meinung: ‘Ich will vor allen Tabernakeln knien, die waren, die sind, die sein werden und die sein sollen.' Und opfere das Kostbare Blut auf zur Sühne und Genugtuung für alle Sünden der ganzen Welt durch die reinsten Hände Mariens.” (12.6.1954)
Die kostbarsten Minuten eines jeden Tages
sind jene vor dem Tabernakel
Mutter Vogl hatte jahrzehntelang bis zum Ende ihres Lebens die liebe Gewohnheit, den Heiland so oft im Tabernakel zu grüßen, als sie den Namen Jesus aussprach, und zwar im Namen aller und für alle Seelen. Das tat sie besonders beim Rosenkranzbeten. Sie faßte das Geheimnis so: “Jesus dort im Tabernakel, den Du, o Jungfrau, vom Hl. Geist empfangen hast.” usw.
Beim Betreten einer Kirche grüßte sie mit großer Ehrfurcht und Dankbarkeit den Herrn in allen Tabernakeln der ganzen Welt. Das tat sie in ihrer weltweiten Liebe anbetend für alle Menschen, die sind und sein werden; denn der Heiland hatte ihr einmal gesagt: “Ich nehme das (dein Kommen) so an, als wären in Wirklichkeit alle zugegen.” Wie oft seufzte sie: “O liebe Mutter Gottes, ich bitte Dich, laß mich mit Dir das Magnifikat beten zur Danksagung für die Einsetzung des allerheiligsten Altarsakramentes. O wenn wir Jesus im Tabernakel nicht hätten, dann könnten wir nicht leben. Das allerheiligste Altarsakrament und der Wille Gottes sind mein Himmel auf Erden.” (15.4.1954) Wie oft mag sie beim Stundenschlag das ergreifende Gebet gesprochen haben: “Hochgelobt und gebenedeit sei das heiligste Sakrament durch das Unbefleckte Herz Mariens in allen Tabernakeln der Welt bis zum Ende der Zeiten, und zwar so viel mal als Engel und Heilige im Himmel sind, als Arme Seelen im Fegfeuer und als Menschen auf Erden waren, sind und sein werden.”
Eine einzige hl. Messe
hat mehr Wert als alle Reichtümer
Bei aller Verehrung des Altargeheimnisses und bei aller Liebe zum im Tabernakel gegenwärtigen höchsten Gut, stand doch die hl. Messe, das Andenken an das Opfer Jesu am Kreuz, im Mittelpunkt des geistlichen Lebens der Vogl-Mutter. Sie hat das Kennwort des Eucharistischen Weltkongresses in München: Pro mundi vita - für das Leben der Welt - ihrem innersten persönlichen Leben aufgeprägt. Innig flehte und betete sie darum, daß das Denkmal seiner wunderbaren Liebe nicht bloß angebetet, sondern vielmehr zum Mittelpunkt der göttlichen Verehrung gemacht werde.
Der hl. Vater legte es den aus der ganzen Welt zum Kongreß zusammengeströmten Gläubigen dringend ans Herz, das Geheimnis des Glaubens für das Leben im Alltag auszuwerten, sich aus ihm Kraft und Weihe, Bekennermut und Christusliebe, Stärke zu unerschrockenem Treuebekenntnis des Namens Jesu zu holen, um durch solch mannhaftes Beispiel die im Unglauben und in der Unsittlichkeit von ihm abgewandten Menschen aufzurütteln und zum Brennpunkt katholischen Lebens, zum Opfer Jesu auf dem Altar zurückzurufen.
Die Vogl-Mutter wußte zutiefst um das Geheimnis des die Welt erlösenden Opfers Jesu. Ihr war die tägliche Teilnahme am Opferaltar ein wahres Herzensanliegen.
Immer wieder wurde sie dazu eingeladen: “Heute sollst du so vielen hl. Messen beiwohnen als nur möglich. Ich werde dich stärken und dir Kraftverleihen; denn wisse, die hl. Messe ist das einzige und höchste Opfer auf Erden zur Sühne für die Sünden der Welt.” (23.2.1930)
Und wieder vernimmt sie die tröstliche Kunde:
Das Meßopfer ist das erste und größte Opfer auf Erden. Wer ihm in der heiligmachenden Gnade mitopfernd beiwohnt, kann auch in der gegenwärtigen Zeit fromm und heilig leben. Durch das hl. Meßopfer fließen der Seele so viele Gnaden zu, daß man durch ein einziges Opfer schon heilig werden könnte. O wenn doch meine Priester dem Volk nur das Meßopfer ganz erklären würden, die Gläubigen würden es bald als das größte Geheimnis der Liebe über alles schätzen und ehren.” (19.11.1937)
Darum blieb Mutter Vogl nie einer hl. Messe fern. Sie wollte ja im Namen aller und für alle Seelen mitopfern. Bei aller Erschöpfung durch nächtliche Sühneleiden raffte sie sich jeden Morgen neu auf und erhielt immer wieder die Kraft dazu. Denn so sagte ihr der Herr:
“Die opfernde Liebe ist die größte. Deshalb ist auch das hl. Meßopfer das größte Opfer auf Erden, weil ich da stets der opfernde Christus bin. So sage ich dir: Wenn du beim hl. Opfer zugegen bist, hat dies einen viel größeren Wert, als wenn du den ganzen Tag vor dem Tabernakel knien würdest. Freilich kannst du auch dort anbeten, loben und lieben, aber beim hl. Meßopfer kannst du mitopfern und mitgeopfert werden. Diesen großen Unterschied kennt nur die liebende Seele. Du sollst mich schon trösten im Tabernakel als Gefangenen der Liebe. Ich habe dir eben nur den großen Wert des hl. Meßopfers gezeigt.” (27.5.1938)
Und wieder hört sie: “Kind, das größte und heiligste Schauspiel für den ganzen Himmel ist die hl. Messe. Wenn der Priester zum Altar hintritt, wird er von meinem göttlichen Sohn gesegnet. Die hl. Engel umgeben den Altar. Auch ich bin an deiner Seite, wie du ja schon geschaut hast. Ja, wenn die Menschen dies alles sehen könnten, würde niemand leichtsinnig die hl. Messe versäumen. Darum sei immer recht gesammelt und dem Willen nach für alle zugegen.” (21.7.1939) - “Eine einzige hl. Messe hat mehr Wert als alle Reichtümer der ganzen Welt.” (27.4.1943) Wie oft wiederholte Mutter Vogl voll Dankbarkeit: “Das hl. Meßopfer ist mein Himmel auf Erden, weil ich dort mitopfern darf wie es einst am Kreuz war. Auch ich will mitgeopfert werden.” (18.6.1953)
Wenn ihr der Priester als Namenstagsgeschenk eine hl. Messe aufopferte, war sie selig. Die Meinung hierfür erbat sie jedesmal von der lieben Mutter Gottes. Da hörte sie einmal, sie solle darum bitten, daß Jesus den Menschen die Gnade der Erkenntnis schenken möge; denn dann werden sie ihn auch lieben. Immer wieder betete sie beim hl. Meßopfer für die Priester, daß sie mit großer Sammlung dieses heiligste Opfer feiern, aber auch um Priester, damit das hl. Meßopfer immer dargebracht werden kann. “So lange das Meßopfer noch dargebracht wird, kann die Welt immer noch gerettet werden.” (21.9.1955) Eine der größten Heimsuchungen eines Volkes ist, so wurde ihr wiederholt versichert, wenn das hl. Opfer nicht mehr gefeiert werden darf. “Betet oft und viel, daß dieses Unglück (wie in Rußland) von euch abgewendet wird. Meine liebe Mutter vergießt mit dem Hl. Vater in Rom Tränen darüber.” (12.5.1938)
Wie betete Mutter Vogl die hl. Messe mit?
Darüber belehrte sie der Heiland: “Geh mit mir den Leidensweg bis zum Kalvarienberg hinauf; immer an Stelle der Magdalena und an der Seite meiner lieben Mutter.” (14.2.1930) - Die hl. Messe bedeutete für sie die Passion Christi. Diese betrachtete sie immerund immer wieder mit Maria, welche sie bei jeder hl. Messe ganz nahe wußte. Eines Tages belehrte sie die liebe Mutter darüber. “Dieses Blut, das geistigerweise beim hl. Opfer vergossen wird, ist aus meinem Herzblut genommen.
Somit bin ich von Jesus nicht zu trennen.” Und Jesus selbst erleuchtete sie: “Kind, schließe das Auge beim hl. Meßopfer bis zur Wandlung, um bei deinem innerlichen Gebet gesammelter zu bleiben. Bei der hl. Wandlung wirst du dann mich schauen. Wie am Kreuz erhöht, werde ich auch hier alles an mich ziehen. Bitte und bete im Verein mit meiner liebsten Mutter und schütte den Kelch mit meinem Kostbaren Blut durch die Hände des Priesters und durch die reinsten Hände meiner liebsten Mutter aus über die ganze Welt, über das ganze Fegfeuer und über den ganzen Himmel zur größeren Ehre und Verherrlichung aller Engel und Heiligen.” (14.9.1937)
Tag und Nacht soll das
Kostbare Blut aufgeopfert werden
Über den unendlichen Wert des Kostbaren Blutes Jesu wurde sie oft eindringlich belehrt: “So lange mein Kostbares Blut auf dem Altar fließt, habt ihr für die Kirche nichts zu fürchten. Wenn die Sünden noch so zahlreich sind, sie werden abgewaschen werden. Es soll keine Seele verlorengehen. Auch das Sühneleiden so vieler Seelen tröstet mein Herz. Dir aber sage ich: Dulde, leide, schweige; nicht das Opfer, nur die Liebe zeige!” (7.7.1937) Am 10.6.1938 schreibt sie: “Heute wurde mir von einer heilbringenden Quelle mitgeteilt, die immer fließt und bis zum Ende der Welt nicht versiegt, selbst dann nicht, wenn das Meer versiegen würde. Wer sich in dieser Quelle fleißig reinigt, wird nicht sterben, sondern leben in Ewigkeit. Dieses Heilbad kann sogar für solche nützlich werden, die keine Zeit dafür haben oder sie noch nicht kennengelernt haben. Ihr könnt es für sie benützen. Ich habe euch die Macht dazu gegeben. Man kann es über die ganze Welt ausgießen, ebenso über das ganze Fegfeuer, sogar über den ganzen Himmel zur größeren Ehre und Verherrlichung aller Engel und Heiligen. Diese große Heilquelle ist mein Kostbares Blut, ständig aus meinen hl. Wunden fließend. Benütze recht fleißig die Zeit, die ich dir noch schenke, um aus dieser Quelle zu schöpfen.” (10.6.1938)
Wie weitete sich bei diesen Worten das Herz der Mutter Vogl! Es umfaßte die ganze Welt. Der Heiland hört nicht auf, sie über diese Geheimnisse zu belehren: “Kind, ich habe all deine Sünden abgewaschen mit meinem Kostbaren Blut. Danke heute ganz besonders für die Einsetzung des hl. Bußsakramentes. Ich habe dir mein Fleisch und mein Blut zur Speise gegeben. Nicht genug. Ich habe dir auch all meine Verdienste und mein Kostbarstes Blut zur Verfügung gestellt, damit du jeden Augenblick wirken kannst. Hast du schon gehört von einer Begierdetaufe? Du kannst immer das Verlangen haben, daß alle Kinder, die geboren werden, getauft werden. (Vgl. S. 42) Du kannst sie dem Willen nach nottaufen. Du kannst auch immer mein Kostbares Blut aufopfern für alle Kinder, die ohne Taufe gestorben sind, auf daß sie mit meinem Blut abgewaschen werden. Kind, ich habe meine Liebe ganz ausgeteilt und nichts für mich behalten. Die Menschen aber nehmen dieses Geschenk nicht an. Sie suchen eine andere Liebe, die nicht glücklich macht. Tröste mich für alle Beleidigungen, weil meine Liebe nicht angenommen wird.” (7.6.1939)
Und kurz darnach wieder: “Wenn du mich um meiner unendlichen Barmherzigkeit willen bittest und mein Kostbares Blut dem himmlischen Vater aufopferst, wirst du alles erlangen für das Heil der Seelen; denn jetzt sitze ich ganz besonders auf dem Thron meiner Barmherzigkeit.” (17.9.1937) Und noch einmal: “Liebes Kind, o möchten doch alle Priester die Gläubigen über das Kostbare Blut meines Sohnes belehren und diese darauf hinweisen; mein Blut allein ist imstande, die vielen Beleidigungen zu sühnen, die in der jetzigen Zeit begangen werden.” (22.7.1939) - “Jetzt ist die Stunde, wo man das Kostbare Blut dem himmlischen Vater aufopfern soll, um das schwere und große Kreuz abzuwenden, das die Menschen gar nicht sehen. Du hast es damals geschaut, vom Osten (kommend). Tag und Nacht soll das Kostbare Blut durch die reinsten Hände der lieben Muttergottes aufgeopfert werden, um es abzuwenden.”
Als 83-jährige stöhnt sie: “O diese schweren Kämpfe und schlaflosen Nächte! Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich so innig gebetet wie jetzt. Ich meine oft, das Herz stößt es mir heraus. Dann flehte ich: ‘Liebe Mutter, was kann und soll ich tun?' “ Die Antwort lautete: “Liebes Kind, nur das Kostbare Blut meines göttlichen Sohnes kann die Welt noch retten. Opfere es unausgesetzt durch meine Hände dem himmlischen Vater auf. Ich bin immer bei dir, ich, deine Mutter. So sollst du immer beten: ‘O liebe Mutter Maria, durch deine reinsten Hände opfern wir das Kostbare Blut deines göttlichen Sohnes dem himmlischen Vater auf zur Rettung der ganzen Welt.' “ (13.8.1954)
Ein besonders wertvolles Aufopferungsgebet erhielt sie am Fest des hl. Erzengels Michael 1954:
“Himmlischer Vater, durch die reinsten Hände der Unbefleckten Jungfrau Maria opfern wir Dir das Kostbarste Blut Deines einzig geliebten Sohnes auf, das er mit so großer Liebe und so großem Schmerz auf dem Ölberg und auf dem Kreuzweg vergossen hat und das jetzt bei allen hl. Messen fließt - auf der ganzen Welt zur Sühne und zur Genugtuung für alle Seelen, die sind und die sein werden.” |
Aus diesen der Vogl-Mutter gewordenen Unterweisungen können wir erkennen, wie treu der Herr seine Verheißung an ihr erfüllt hat. ‘,Wer mich liebt... den werde ich lieben und mich ihm offenbaren.” (Jo 14,21) Diese Offenbarungen Jesu an einzelne Seelen setzen sich im Lauf der ganzen Kirchengeschichte fort. Sie sind freilich keineswegs mit den Offenbarungen des Herrn in den Hl. Schriften zu vergleichen oder ihnen gar an die Seite zu stellen, aber sie sind immerhin Kundmachungen seiner Liebe an Seelen, die ihn heilig, demütig und treu lieben; an Seelen, die zusammen mit ihm in seinen Leiden und Prüfungen standhalten, an Seelen, die nicht von seinem Kreuz weggehen, sondern mit Maria und den Hl. unter ihm aushalten, bis sie selbst in der Liebe des Gekreuzigten vollendet sind.
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß der Herr mit diesen Offenbarungen an die Vogl-Mutter uns Menschen von heute insbesondere auf das Geheimnis des Glaubens hinweisen wollte. Diese Offenbarungen stehen ganz im Einklang mit dem von der Kirche so oft verrichteten und von Thomas von Aquin verfaßten Gebet: “O Gott, Du hast uns in dem wunderbaren Sakrament das Andenken an Dein Leiden hinterlassen...” Die Frucht der Erlösung, die allein uns Heilung von Sündenelend und Befreiung aus Satans Ketten bringen kann, ist unsere Teilnahme am bis zum letzten Tropfen für uns vergossenen Blut Jesu. Die Aufopferungen dieses Blutes, insbesondere durch die reinsten Hände Mariens, verwandeln sich in reiche Segensquellen für uns. Die Begnadete hat diese Wahrheit ganz tief erfaßt und deshalb diese Aufopferungen in jeder hl. Messe mit großem Vertrauen und in weltweiter Liebe ständig geübt und uns dadurch ein nachahmenswertes Beispiel hinterlassen.
Fast volle fünfzig Jahre tägliche hl. Kommunion
Von Jugend auf lebte und wirkte in der Seele der Vogl-Mutter die Ehrfurcht vor dem Geheimnis des göttlichen Lebens. Durch ihre vom Glauben durchdrungene Hingabe an den, der von sich sagte: “Wie ich um des Vaters willen lebe, so wird, wer mich ißt, um meinetwillen leben,” (Jo 6,57) drang sie immer tiefer in die Geheimnisse des innergöttlichen Lebens ein, wurde ihre Sehnsucht nach dem Leben “in Christo” immer glühender. Ihr lag nicht viel am natürlichen Leben; dieses wurde ihr mehr und mehr zur Schale für das Leben Christi in ihr. “Durch mich leben” und “für mich leben”, durch Jesus im Heiligsten Sakrament, dem Brot des Lebens, und für Jesus im Alltagsleben wurde schon bald ihr eigentliches Lebensziel. Jesus, der von sich bekannte: “Ich bin das Leben” (Jo 11,25) und der einem jeden, “der ihn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben schenken wird” (Jo 6,40), zog die nach seinem Leben dürstende Seele dadurch immer näher an sich, daß er ihr eine ganz glühende Liebe zum Geheimnis des Altares eingoß.
Heilandsworte über die hl. Kommunion
Wie schätzte Mutter Vogl mit dem hl. Opfer auch das Opfermahl! Durch drei Jahrzehnte hatte sie der Heiland immer wieder über die wunderbare Wirkung des hl. Gottesbrotes belehrt. Einige der wichtigsten Unterweisungen seien hier angeführt: “Ich habe euch eine Speise bereitet, die zum ewigen Leben führt, wo es keinen Hunger mehr gibt. O würden die Menschen mehr Gebrauch von dieser Speise machen! Bald würde die Welt in Liebe und Freude sich verwandeln; aber die Menschheit sieht nur auf die irdische Speise und ist blind für die geistige Speise.” (14.4.1938) - “Mit welch großen Gnaden und Verdiensten wird die Seele bereichert, die mich täglich mit Leib und Seele in ihr Herz aufnimmt. Alle meine Verdienste und mein Kostbares Blut sind ihr zur Verfügung gestellt. O würden doch alle recht ausgiebig Gebrauch davon machen, auf daß ich wieder getröstet werde und meinen strafenden Arm zurückziehen kann.” (14.3.1930)
“Du brauchst meinen Nährvater nicht zu beneiden, daß er mich auf seinen Armen tragen durfte und mit mir reden konnte.
Du darfst mich jeden Tag in dein Herz aufnehmen, wo du zu meinem Herzen sprechen darfst und ich zu deinem Herzen.” (20.3.1930) - “Es ist eine der größten Gnaden, daß du mich jeden Tag in der hl. Kommunion empfangen und dem hl. Opfer beiwohnen kannst. Sei recht dankbar dafür und opfere mir immer die Verdienste und Tugenden meiner lieben Mutter auf.” (20.10.1930) - “O wie ist doch eine Menschenseele, die mich in der hl. Hostie ins Herz aufnimmt, mit gar keinem irdischen Wert zu vergleichen! Die Engel hatten niemals dieses große Glück. Die Heiligen würden sofort den Himmel verlassen, könnten sie nochmals dieses Glück genießen.” (7.12.1937) - “Mein Herz verzehrt sich vor Verlangen, bei den Menschen zu wohnen. Ich möchte ja alle zu meinem Tisch hinführen, sie aber wollen nicht. Sogar die Kinder haben schon einen Ekel an meiner Speise, die doch die beste und letzte ist, wenn die Seele die Reise in die Ewigkeit antritt. Jetzt aber haben die Menschen für diese Speise keinen Geschmack mehr und so wird dieses Volk vor Hunger umkommen und sterben. Die Menschen werden geistig sterben. Ich will sie aber wieder zum Leben erwecken durch die Strafen.” (14.6.1938)
“O wenn doch die Katholiken den großen Wert des hl. Sakramentes erkennen würden, dann würden sie bald die Erde umwandeln; denn wer ganz in mir lebt, der lebt in der Liebe und nur noch die Liebe kann die Welt retten. Von dir, liebes Kind, verlange ich nur Liebe. Du sollst allen nur Liebe schenken und alle trösten, wo du nur kannst.” (13.7.1938)
Was eine einzige hl. Kommunion wert ist
Weiter läßt sie der Heiland wissen: “Zu einer Seele, die sich ganz unwürdig fühlt, komme ich so gerne, um sie würdig zu machen. Zu wem soll die Seele gehen, wenn sie sich von mir ferne hält? Die Menschen alle können die Seele nicht würdig machen. O wenn die Menschen ihre Sorgen auf mich legen würden, wenn sie ihr Herz ganz leer machen würden für meineGnade! Je mehr die Seele ihr Herz allem Irdischen entzieht, um so mehr werde ich es mit meiner Gnade anfüllen.” (9.8.1938) - “Liebes Kind, du mußt dich immer mit mir vereinen und dann, ganz mit mir vereint, dich dem himmlischen Vater vorstellen zur Sühne und Genugtuung. Mit mir vereint kannst du alles erlangen, wenn du ganz klein und von allem losgeschält bist.” (2.9.1938) - “Kind, du kannst niemals begreifen, was eine einzige Kommunion der Seele mitteilt und was für unendliche Gnadenschätze sie ihr bringt.” (22.3.1943) Dies sagte der Heiland zu ihr, als sie einmal von der hl. Kommunion wegbleiben wollte.
Die Bitte der Gottesmutter
Auch die Mutter des Heilandes ermunterte sie immer wieder zum treuen würdigen Kommunionempfang. So sprach sie am 18.12.1937, dem Fest der Erwartung: “Für eine gottliebende Seele gibt es keine größere Freude auf Erden, als meinen göttlichen Sohn in der hl. Kommunion zu empfangen. Diese Seele ist am frühen Morgen schon in Erwartung, so wie ich Jesus erwartet habe, und bei jeder hl. Kommunion vollzieht sich die Menschwerdung in der Seele. O wenn doch die Menschen diese große Gnade erkennen würden! Kind, mein göttlicher Sohn verlangt nur, bei den Menschenkindern zu wohnen.” Und bald hernach vernahm sie aus dem Mund der Gottesmutter: “Mein Bräutigam Joseph hat damals viele Tränen vergossen, weil uns niemand eine Herberge gab. Bei mir dagegen war es ein ganz anderer Schmerz. Ich schaute alle Menschen bis auf den heutigen Tag und sah, wie viele meinen göttlichen Sohn in der hl. Eucharistie nicht aufnehmen.” (23.12.1937)
“Niemand kann ohne dieses Brot
für die Ewigkeit leben”
Wie erschütternd und eindringlich waren die Worte über die Notwendigkeit der hl. Speise: “Niemand kann ohne dieses Brot für die Ewigkeit leben. Auch werden nur diejenigen in dieser schweren Zeit die Heimsuchungen bestehen, die hungern nach diesem Brot. - Wie viele haben dieses himmlische Brot schon lange nicht mehr genossen und werden vor Hunger sterben. O helft ihnen, daß sie zurückkehren, bevor sie sterben! Opfert recht häufig die geistige Kommunion für sie auf und bittet die Engel vom hl. Sakrament für sie.” (3.10.1930)
“Verehre ganz besonders die Engel vom hl. Sakrament und grüße heute alle Schutzengel von allen Menschen, die dir heute begegnen und mit denen du zu verkehren hast und bitte die Engel, daß sie alle hinführen möchten zum Sakrament der Liebe; denn ich allein habe ja das ewige Leben.” (29.9.1937) Wie sehr wurde die Vogl-Mutter durch diese Mahnung zu einer weiten, umspannenden Liebe zu vielen, vielen Seelen ermuntert!
Sie empfängt Jesus für alle Menschen
Mit der weltweiten Liebe ihres Herzens nimmt sie aber auch täglich alle Menschen auf dem weiten Erdenrund, die ihn nicht empfangen, in ihre hl. Kommunion hinein. Sie empfängt den Heiland dem Willen nach an Stelle aller Menschen, um ihm deren Liebe zu schenken, auch deshalb, um ihnen seine Liebe anzubieten. Dies zu tun, hat sie der Heiland gelehrt: “Wenn du mich in der hl. Kommunion für alle aufnimmst, dann kann ich in allen Seelen wirken, wenn du dies auch nicht verstehen kannst, Kind. Wenn du mir dein Herz jeden Tag zum Opferaltar anbietest, dann mußt du dich auf alle Leiden gefaßt machen. Wenn es dir ganz schwer ist, dann rufe mich an, daß ich komme und in dir leide.” (27.7.1937)
Einmal klärt sie der Herr mit großer Herablassung auf: Wer anders hat dir das eingegeben als der Hl. Geist, daß du heute beim Empfang der hl. Kommunion die ganze Jugend in mein Herz hineingelegt hast. Mein Herz ist so groß und weit, daß es die ganze Welt umfaßt. Ihr müßt nur ein recht kindliches Vertrauen haben wie die Kleine hl. Theresia.” (4.10.1938)
Es war kurz nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges, da hörte sie eines Tages auf dem Weg zur Kommunionbank, sie solle alle Soldaten mit Jesus in das Herz der Mutter Gottes hineinlegen.
Nach der hl. Kommunion vernahm sie die Worte: “Heute hast du mir die allergrößte Freude gemacht. Ich will alle segnen und ihnen meinen Jesus bringen. Tue das, so oft du kannst, auf geistige Weise! Du kannst dir gar nicht ausdenken, was das für ein hl. Werk ist.” (14.11.1939) Und dieses hl. Werk übte sie Tag für Tag, die ganzen Jahre hindurch - mit dem Herzen einer alle liebenden Mutter.
Art und Weise, gut zu kommunizieren
Der hl. Thomas von Aquin spricht in seinem lehrreichen Hymnus “Lauda Sion” davon, daß Gute kommen und daß Böse kommen. Doch wie verschieden wirkt sich in beiden der Empfang des Lebensbrotes aus: “Bösen wird er Tod und Hölle, Guten indes Lebensquelle.” Wie viel hängt daher gerade vom Empfang der hl. Kommunion ab! Je besser vorbereitet einer die himmlische Speise genießt, um so größere Segnungen wird er dadurch erlangen. Deshalb erhält die begnadete Seele ganz wertvolle Erleuchtungen von Jesus selbst. “Kind, bevor du zu meinem Tisch hintrittst, opfere mir immer den großen Schmerz meiner Mutter, den sie um mich getragen hat und alle ihre Tränen, die sie um mich geweint hat auf zur Sühne für deine Unvollkommenheiten, und alles ist dann wieder gutgemacht.” (26.9.1938) - Und kurz zuvor: “Du kannst mich niemals würdiger empfangen, als wenn du mich immer in das Herz meiner lieben Mutter hineinlegst; denn ich bin ja die Frucht ihres Leibes und da kehre ich mit Liebe ein.” (11.7.1938) “Du sollst nach der hl. Kommunion niederfallen und mich im Herzen meiner lieben Mutter anbeten, vereint mit meinem Nährvater Joseph.” (4.6.1938)
Auch die Gottesmutter läßt sich nach der hl. Kommunion vernehmen: “Du trägst jetzt Jesus ebenso in deinem Herzen wie ich ihn unter meinem Herzen getragen habe. Du glaubst, nicht würdig zu sein. So schenke ich dir meine ganze Liebe und jetzt liebe ihn in mir mit meiner Liebe.” (5.6.1939) - “Auch du kannst mit einer so großen Freude von der Kommunionbank zurückgehen, wie ich zu Elisabeth gegangen bin. Du hast das gleich große Glück. Bleib nur immer recht gesammelt, ganz vereint mit mir bei der heiligsten Dreifaltigkeit!” (30.11.1952) Ein um das andere Mal ruft sie darum beglückt aus: ‘Wenn ich die hl. Kommunion in das Herz der lieben Mutter Gottes lege, dann sind wir ja alle drei, Jesus, Maria und mein kleines Herz ein Herz und eine Seele. Wer könnte mir ein größeres Geschenk geben. Ich trage ja den Himmel in mir.” (Himmelfahrt 1952)
Mutter Vogls tägliche
Meß- und Kommuniongebete
Gehorsam gegenüber ihrem geistlichen Führer schrieb sie ihre Gebete bei der Feier der hl. Messe und Kommunion nieder: “Bei jeder hl. Messe gehe ich mit der lieben Mutter Gottes auf den Kalvarienberg. Ich sage ihr: ‘Liebe Mutter Gottes, bitte, bitte, geh du jetzt mit mir. Jesus bringt sich jetzt auf dem Altar zum Opfer dar wie einst am Kreuz.' Ich bete dann in Demut mit Maria das Confiteor, das Kyrie, das Gloria.”
Bei der hl. Opferung knie ich dann im Geist an allen Altären und Tabernakeln der ganzen Welt nieder: an allen, die waren, die sind, die sein werden und sein sollen. Im Geist opfere ich dann bei allen hl. Messen der ganzen Welt mit. Ich will, daß bei allen hl. Messen mein Herz der Opferaltar sei und ich gieße im Geist mein Herzblut in den Kelch des Priesters, um es mit dem Kostbaren Blut Jesu im Namen aller und für alle Seelen zu vereinen. - Bei der Händewaschung des Priesters bete ich: ‘Lieber Jesus, wasche uns mit deinem Kostbaren Blut und reinige uns für das ewige Leben!'
Dann gehe ich mit der lieben Gottesmutter den Kreuzweg des Heilands weiter bis zur Kreuzigung (hl. Wandlung). Da bete ich mit innigster Andacht: ‘O Schmerzen, o Marter, o Pein! Und Jesus schweigt, weil es der Wille des himmlischen Vaters ist. Er erträgt es mit Geduld, weil er mir zuliebe leidet. Wie verhältst du dich in Leiden? - Welche Ungeduld zeigst du?' Hier muß ich wieder um Verzeihung bitten.
Bei der Aufhebung der hl. Hostie bete ich:
‘Mein Herr und mein Gott! Mein Gott und mein alles! Meine gekreuzigte Liebe! Mein Jesus und mein Vater! Alles für dich durch deine liebste Mutter Maria, gar nichts für mich.' (“Leider”, so sagte sie einmal, “nehmen manche Priester die hl. Hostie so schnell wieder herab.”) Und bei der Aufhebung des hl. Kelches: ‘Jesus bringt sich jetzt ganz zum Opfer dar wie es einst am Kreuz war. Wir opfern uns mit ihm: Denken, Reden, Herz und Sinn.' Dabei mache ich das Kreuzzeichen auf Stirne, Mund und Herz. Dann bitte ich den Heiland: ‘Laß mich die Magdalena unterm Kreuz sein im Namen aller und für alle Seelen! Laß dein Kostbares Blut über unser Haupt und unser Herz fließen! O Jesus, ich selbst möchte mitgeopfert werden.' -
Das erste nach der hl. Wandlung ist dies, daß ich im Geist den Kelch durch die Hände der Gottesmutter ausschütte. (“Da bin ich so dabei”, erzählt sie, “daß mich niemand irre machen kann.” - Leute, die neben ihr knieten, bestätigten die tiefe Sammlung.) Ich bete dabei: ‘Liebe Mutter Gottes, durch deine reinsten Hände schütte ich jetzt den ganzen Kelch mit dem Kostbaren Blut Jesu Christi aus über die ganze Welt, über alle Irrgläubigen, Ungläubigen, daß sie zur Einsicht kommen, auch über alle Juden, besonders über Rußland, über die Kommunisten, daß sie sich bekehren und auch leben. Dann schütte ich den Kelch mit dem Kostbaren Blut Jesu Christi aus über alle Priester und Ordensleute in den Gefängnissen und in der Mission, über alle Priester in der ganzen Welt und ganz besonders über die mir nahestehenden Priester und deren Gemeinden. Dann sage ich: ‘Liebe Mutter Gottes, jetzt schütte ich den ganzen Kelch aus über das Fegfeuer, über alle Priester und Ordensleute im Fegfeuer, über meine Geschwister und Angehörigen.’-
Dann schütte ich den Kelch aus über den ganzen Himmel zur größeren Ehre und Verherrlichung der heiligsten Dreifaltigkeit, der lieben Mutter Maria, aller lieben Engel und Heiligen, aller hl. Priester, die so oft und mit so großer Innigkeit das hl. Blut aufgeopfert haben. - Es ist, so sagt sie, eine große Verherrlichung aller Heiligen im Himmel, wenn man für sie das Kostbare Blut Jesu Christi aufopfert. Das tat sie jeden Tag bei der hl. Messe im Namen aller und für alle Seelen.
“Beim Paternoster bete ich mit Jesus zum Vater im Himmel und versuche es so innig wie möglich. Nach dem Vater unser bete ich die ‘sieben Worte Jesu am Kreuze' (ein Gebetbuch habe ich nie, ich habe nur das Leiden Christi vor mir).”
Dann bete ich: ‘Lieber Vater im Himmel! Wir opfern dir jetzt den allerkostbarsten Kreuzestod deines Sohnes auf für alle, die heute sterben und jetzt in den letzten Zügen liegen; laß keine einzige Seele verlorengehen! Schenke allen die vollkommene Reue! Lieber Gott, schenke mir Seelen!' Das ist mein tägliches Beten. Dann gehe ich zur hl. Kommunion mit allen Seelen. Ich sage dabei zu Maria: ‘Liebe Mutter Gottes, schenke mir jetzt deine Reinheit, deine Demut, deine Liebe, deinen Gehorsam, deinen Glauben, dein Vertrauen, schenke mir alle deine Tugenden, schenke mir dein Herz für Jesus! Liebe Mutter Gottes, sag du jetzt alles deinem Sohn! Du weißt alles, was ich brauche.' Ich glaube, daß sie oft mit mir lächeln muß. Ich bin dann recht glücklich und selig.
Nach der hl. Kommunion, wenn ich Jesus in das reinste Herz Mariens hinein empfangen habe, sage ich: ‘Liebe Mutter, ich opfere dir jetzt deinen vielgeliebten Sohn auf. Ich lege ihn in dein Herz. O liebe Mutter, ersetze du alles bei Jesus, was mir fehlt!'
Dann gehe ich im Geist in den Himmel, um alle Engel vom heiligsten Sakrament, um alle Engel der Mutter, meinen Schutzengel und alle Engel und Hl. und Armen Seelen einzuladen, daß sie kommen und mit mir Jesus anbeten im Herzen Mariä und in meinem Herzen: ‘O bringt doch ihr die Huldigungen dar statt meiner. Sagt Jesus, daß ich ihn liebe und daß es mir unendlich leid ist, weil ich ihn beleidigt habe. Lieber will ich tausendmal sterben als ihn noch einmal beleidigen.'
Dann wende ich mich wieder an Maria mit den Worten: ‘Liebe Mutter, ich opfere dir das liebeglühende Herz deines einziggeliebten Sohnes auf, so wie du willst, daß ich es dir aufopfern soll.'
Dann bitte ich: ‘Liebe Mutter, schenke mir deinen reinsten Mund, damit ich Jesu hl. Wunden küsse; seine heiligste Seitenwunde soll jetzt und für immer meine Wohnung sein. - Leihe mir deinen reinsten Mund, daß ich Jesu allerheiligste Schulterwunde küsse sowie sein dornengekröntes Haupt, seine durchbohrten Hände und Füße, seine Kniewunden und so sein geheimnisvolles Leiden verehre. Alle diese Wunden will ich an meinem Leibe tragen, aber nicht wie ich will, sondern wie Jesus. O liebster Jesus, ich opfere dir deine Leiden auf. Ich opfere dir dein Herz auf, deine Liebe, deine Verdienste, deine Tugenden. Ich opfere dir die Verdienste und Tugenden deiner liebsten Mutter Maria auf, die Verdienste aller lieben Engel und Heiligen. Ich selbst, lieber Jesus, opfere dir mein Nichts auf, meine Schwachheit und meine Sünden, etwas anderes habe ich nicht.'
Dann gehe ich zum himmlischen Vater und sage: ‘Lieber Vater, ich liebe dich in Jesus und Maria. Im Namen Jesu des Gekreuzigten und der Unbefleckten Jungfrau bitte ich dich um Frieden und um die Eintracht auf der ganzen Welt, daß du die Feinde der Kirche demütigen wollest, auf daß sie sich bekehren und leben!'
Dann bitte ich: ‘Lieber Heiliger Geist, du Geist der Liebe und des Friedens, du süßer Gast der Seele, auch dich bitte ich im Namen Jesu des Gekreuzigten, den ich in meinem Herzen trage und durch die Fürbitte der Unbefleckten Jungfrau, deiner allerliebsten Braut, entzünde in allen Herzen das Feuer der göttlichen Liebe, auf daß es in uns brenne und alles verbrenne, was nicht für Jesus ist.'
Dann bitte ich wieder die liebe Mutter: ‘Um der Barmherzigkeit deines einzig geliebten Sohnes willen bitte ich dich, breite doch deinen Mantel über uns alle aus, bis die Gefahr vorüber ist! Segne ganz besonders die abgefallenen Priester, daß sie wieder zurückkehren ins Vaterhaus; segne alle Priester im Weinberg, daß sie für das Seelenheil größte Sorge tragen; segne alle kommenden Priester, daß sie ganz mit dem Hl. Geist erfüllt werden und ihren Beruf erkennen!'
Dann wende ich mich wieder an Jesus mit den Worten: ‘O Jesus, ich liebe dich, weil du mein Jesus bist. Zu uns komme dein Reich! Entflamme und verzehre ganz mein Herz!' - Dann bete ich noch: ‘Seele Christi hl. uns (nicht mich allein), Blut Christi tränke uns!' (So will es der Heiland.)
Dann lege ich in das heiligste Herz noch alles hinein, was ich bin und was ich habe, ganz besonders aber die Pläne der Gottlosen im Kampf gegen die Kirche alle Anliegen meines Beichtvaters und Seelenführers. Dann gehe ich nochmals zur lieben Mutter, um zu Ehren ihrer sieben Freuden die Freuden in Gott zu erbitten für uns alle, aber ganz besonders für die Priester. - Alles, alles übergebe ich den Händen der lieben Mutter, daß sie alles ersetze, was mir mangelt.”
So betete Mutter Vogl die letzten Jahrzehnte ihres Lebens bis ins Greisenalter hinein, voll heiliger Gottesglut, voll tiefer Sammlung, voll kindlicher Demut und Einfalt.
Durch die hl. Eucharistie
zur heiligsten Dreifaltigkeit
Am Herz-Jesu-Freitag des Jahres 1952 (6.6.) lud die Gottesmutter sie ein, künftig mit jeder hl. Kommunion die heiligste Dreifaltigkeit selber in ihr Herz aufzunehmen. Daran würde sie die größte Freude haben. - Das tat sie dann auch mit ehrfürchtigster Hingabe. Bei jeder hl. Kommunion sprach sie: “O liebe Mutter, ich empfange jetzt die heiligste Dreifaltigkeit in dein Mutterherz hinein so wie du willst, daß ich es tun soll.” Dann betete sie dieses Geheimnis im Herzen Mariä und im eigenen Herzen an: “O allerheiligste Dreifaltigkeit, jetzt weilst du durch deine Gnade auch in meinem Herzen. Ich bete dich im Staub an. O laß mich immer mehr dich lieben!” So durfte die edle Greisin am Ende ihres Lebens das Geheimnis des Innewohnens des dreifaltigen Gottes durch Maria zutiefst erfassen lernen.
Sühne für die schweren Sakrilegien
Mit zum Erschütterndsten, was Mutter Vogl immer wieder aus dem Mund des Heilands vernehmen mußte, gehörten seine schmerzerfüllten Klagen über die vielen Sakrilegien gegenüber seinem heiligsten Sakrament, gehörten seine schmerzvollen Klagen über die erschreckende Lauheit und Gleichgültigkeit gegenüber der hl. Eucharistie und seine wiederholten innigen Bitten um Sühne und Wiedergutmachung. So sagte er am 26.2.1930 zu ihr: “Wenn du wüßtest, was für Sakrilegien begangen, was für gottesräuberische Kommunionen empfangen werden, Kind, dann müßtest du vor Schmerz sterben!” -
“Es gibt keine größere Freude in der Hölle, als wenn Jesus in der hl. Eucharistie geschändet und mißhandelt wird.” (27.4.1937) Ein anderes Mal klagte der Heiland: “Kind, ich schaute bei der Einsetzung dieses Sakramentes alle Sakrilegien und Lästerungen bis zum heutigen Tag und ich bin und bleibe die ewige Liebe.” (18.6.1937) “Wenn ich in der Kirche ausgesetzt bin zur Anbetung, dann habe ich eine große Freude, auch wenn ich mit Vertrauen angebetet und getröstet werde. Kommen aber Seelen, die mich in der hl. Eucharistie lästern, verspotten oder gar mißhandeln, dann leide ich sehr. Wenn dann Sühne geleistet wird, kann alles wieder ersetzt werden.” (4.3.1930)
“Ich warte auf euch, ihr Opferseelen!”
Ernst und ergreifend sind darum immer wieder die Bitten Jesu um Sühne: “Opfere heute durch die Hände meiner lieben Mutter die hl. Kommunion auf für alle Priester, die nicht an meine Gegenwart im hl. Sakramente glauben! Kind, es sind viele. Wundere dich nicht, wenn ich strafen muß.” (19.8.1937) - (Es war damals Nazizeit!) Ferner: “Opfere diese deine Leiden für alle jene, die mich so gleichgültig empfangen und kein Wort für mich haben, wenn sie mich in der hl. Hostie empfangen. Siehst du jetzt meine Leiden und zugleich meine große Liebe? Ich habe alle Macht in der kleinen Hostie abgelegt. Ich nehme alle Lauheit, alle Gleichgültigkeit, ja auch alle Lästerungen hin. Ich warte auf euch, ihr Opferseelen. Wo seid ihr, um mich einigermaßen zu trösten?”
Ist dieses Klagen und Bitten nicht ein Echo des klagenden Psalmisten, der bereits tausend Jahre vor der Erfüllung im Hl. Geist das innere Weh des schmachgesättigten Herzens Jesu geoffenbart hat, wenn er schreibt: “Schmach und Trübsal erwartete mein Herz. Ich schaue aus, ob einer Mitleid habe mit mir; doch da ist keiner. Ich suche einen, daß er mich tröste, und ich finde ihn nicht.” (Ps. 68,21)
Erschütternd sagte ihr der Heiland ein anderes Mal: “Ihr sollt auch Sühne leisten für die großen Freveltaten in Rußland, wo ich in der hl. Hostie so geschändet werde.” (14.3.1930) - “Auch soll Sühne geleistet werden für die vielen zerstörten Kirchen. Mach immer die Meinung, wenn du vor dem Tabernakel kniest, daß du im Geist auch dort überall sein willst, wo Tabernakel waren, wo solche sind, sein werden und sein sollen - und opfere überall mein Kostbares Blut durch die Hände meiner lieben Mutter auf zur Sühne und Genugtuung!” (17.10.1937) Und wieder: “Empfange mich heute für alle jene, die vor lauter Pietät sich von der Kommunionbank zurückhalten. Kind, du weißt doch, wo ich Ersatz und meine Wonne finde? In einem zerknirschten und gedemütigten Herzen.” (30.9.1930)
Die Bitten des Heilands
um Sühne reißen nicht mehr ab
Besonders sind es Bitten um Sühnekommunionen, Bitten um viele geistige Kommunionen, welche immer wieder durch die reinsten Hände der Mutter Maria aufgeopfert werden sollen. So sagte der Herr z. B. am 31.3.1938 zu ihr: “Opfere heute durch die liebe Mutter Maria die hl. Kommunion auf zur Sühne für die vielen Sakrilegien, die begangen werden! O wie wird meine Liebe in den Schmutz getreten und verachtet! Die Engel verhüllen ihr Antlitz aus Ehrfurcht und was tun die Menschen? - Liebes Kind, opfere mit jedem Atemzug dem Willen nach die geistige Kommunion zur Sühne auf und besuche mich im Tabernakel, so oft es dir möglich ist. Es gibt auch Priester, die mich in diesem Sakrament nicht mit Ehrfurcht behandeln. Wie tut das meinem Herzen weh! Es gibt auch viele Menschen, die nur kommen, um zu bitten, aber nie um zu danken. O sie kennen meine große Liebe nicht.”
Immer wieder bietet der Heiland seinen getreuen Seelen auch Leiden zur Sühne an. So sagte er am 22.Mai 1938: “Liebes Kind, ich habe jeder Opferseele ein bestimmtes Leiden zugewiesen. In diesen Leiden sollen die den Lastern und Verbrechen entgegengesetzten Tugenden geübt werden. All das kann durch das Gebet allein nicht gesühnt werden. Jene Sühneseele X muß auf eine innige und wirkliche Vereinigung mit mir verzichten, um das zu sühnen, was eine andere Seele an Verbrechen begeht, da sie, so oft sie kommuniziert, einen Gottesmord begeht. Deshalb dieses viele Blutbrechen von jener Sühneseele. Und da ich alle retten will, brauche ich viele Opferseelen, Opferseelen, die meine Leiden verstehen.” Und am 15.6.1937: “X, meine vielgeliebte Braut, wird verzehrt vor Hunger und Durst nach meinem Fleisch und Blut. Kind, ich muß sie so grausam behandeln für die Sünden derer, die sich meine Diener nennen, besonders für diejenigen, die noch in Amt und Würden stehen. Bei solchen ist die Sünde eine noch größere. Diese behandeln mich schlimmer als die Henkersknechte, die mich in den Bach Zedron stürzten.” - “Du aber opfere die hl. Kommunion für diejenige Seele auf, die nicht kommunizieren kann. Ihre Sühne gehört besonders für die vielen Beleidigungen, die mir in der hl. Eucharistie zugefügt werden. Da wird immer mein Kostbares Blut mit Füßen getreten.” (8.8.1938)
Heilige eucharistische Sühne
Mutter Vogl antwortet stets mit einer großen, sühnebereiten Liebe. So fleht sie: “Liebe Mutter, hilf du mir! Liebe du mit mir besonders für alle Priester, die Jesus in der hl. Eucharistie beleidigen! Liebe Mutter, ich lege alle hl. Hostien in dein Mutterherz hinein. Würdige dich immer, daß ich mit dir bete und daß ich für alle Priester bitte!” (7.8.1954) Wenige Monate vor ihrem Tod schreibt sie: “Als ich heute die Nachricht von dem sakrilegischen Verbrechen in S. (Tabernakeleinbruch) erfahren habe, konnte ich die ganze Nacht vor Schmerz nicht schlafen. Sie haben Jesus aufs neue gekreuzigt. O wie lange wird Jesus noch schweigen. Ich möchte ihn aber bitten, er möge rufen: ‘Vater, verzeih ihnen, sie wissen nicht, was sie tun!' Er möge ihnen die Gnade schenken, daß sie sich bekehren und Sühne tun ihr ganzes Leben lang. Ich habe bei der hl. Kommunion alle hl. Hostien, die geschändet wurden, geistig empfangen und ins Herz der Mutter gelegt. Sie wird alles ersetzen und der heiligsten Dreifaltigkeit aufopfern. Auch ich will den ganzen Tag Sühne leisten.” (28.9.1955) Und am 29.12.1952: “Ich habe alle hl. Hostien im Geist empfangen und in das Herz der Mutter hineingelegt, weil in den Feiertagen das große Sakrileg begangen wurde. Das will ich neun Tage hindurch tun; auch will ich alle schweren Versuchungen und Belästigungen zur Sühne hiefür aufopfern. O diese armen Menschen, vom Satan angetrieben; daß sie doch Buße tun und sich bessern möchten!”
Bei der Nachricht über eine neue Kirchenschändung hat sie ein solches Herzeleid bekommen, daß sie nahe daran war, zu sterben. Fast die ganze Nacht lag sie im größten Sühneleid und morgens legte sie wieder alle mißhandelten hl. Hostien bei der hl. Kommunion geistig in das Herz der lieben Gottesmutter und bat sie, alles dem himmlischen Vater aufzuopfern zur Sühne für das große Sakrileg. Welch ein unsagbarer Trost für sie, als sie einmal hören durfte: “Liebe Seele, ich nehme es wirklich so an, als hättest du mich in jeder mißhandelten Hostie aufgenommen. Das können alle Sühneseelen tun. Ich könnte ja diese Menschen auf der Stelle strafen. Ich tue es nicht, denn meine Langmut und Barmherzigkeit hat keine Grenzen.” (19.5.1937)
Eine ergreifende Tatsache sei noch erwähnt
Von einem ihr schon lange bekannten jungen Mann wurde ihr eines Nachts mitgeteilt, daß er eine unwürdige Kommunion empfangen habe und zur Zeit schwer krank sei. Dessen Mutter, eine edle Frau, bat die Mutter Vogl, sie möchte ihn doch einmal besuchen. Am anderen Tag schon kam sie mit einem Gläschen Lourdeswasser, das sie über alles schätzte. Sie sagte zu dem Schwerkranken: “Ich bringe dir etwas Wertvolles, daß du wieder gesund wirst, aber zuvor mußt du eine reumütige Beichte ablegen. Du hast unwürdig kommuniziert.” Und X. nahm alles gut auf und wurde sehr ruhig. Wie seine Mutter hernach sagte, sei ihr Sohn auf diesen Besuch hin sehr nachdenklich geworden. (August 1953) Jede geistige Kommunion ist von unendlichem Wert.
Mit Nachdruck sagte zu ihr einmal der Heiland: “Viele, viele unendliche Schätze habe ich euch gegeben. Eine einzige geistige Kommunion ist mehr wert als alle Reichtümer der ganzen Welt.” (14.3.1930)
In ähnlicher Weise belehrt sie Maria: “Mein göttlicher Sohn will in diesem Monat (Dezember) die Menschen besonders zu sich rufen, auf daß sie ihm eine würdige Wohnung bereiten. Kind, dazu kannst auch du beitragen, wenn du alle deine Opfer mit mir vereint ins Kripplein hineinlegst. An Gelegenheiten hierzu wird es dir nicht fehlen. Lebe auch ganz von den geistigen Kommunionen, um für viele eine Wohnung für Jesus vorbereiten zu helfen, auf daß für viele ein wahres Weihnachten wird. Dadurch kannst du dem göttlichen Kinde ein wahres und würdiges Kripplein bauen wie es brave Kinder tun.” (2.12.1937) Und wieder: “Diesen Bund, den du geschlossen hast, daß du beim Rosenkranzbeten jedesmal, wenn du Jesus sagst, die geistige Kommunion empfangen willst, ist sehr gut, weil du dadurch beim Beten mehr gesammelt bleibst.” (3.12.1937)
Und welche Antwort gibt die gute Vogl-Mutter auf die Einladung zur häufigen geistigen Kommunion? “Ich bin an einem Kommuniontag den ganzen Tag über mit ihr beim Tabernakel, um geistigerweise zu kommunizieren und zu bitten und zu danken für alle Menschen, besonders bei den Worten: und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes dort im Tabernakel.” (8.9.1953) -Und wieder. “Heute am Gründonnerstag will ich immerzu die geistige Kommunion empfangen für alle unwürdigen und lauen Kommunionen, die je empfangen wurden und empfangen werden, Kommunionen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Alle mißhandelten und verlassenen hl. Hostien der ganzen Welt lege ich ins Mutterherz hinein zur Sühne und Genugtuung. - Heute Ostermontag mußte ich recht oft die geistige Kommunion empfangen für alle, die zu Ostern die hl. Sakramente nicht empfangen.” (1952)
Dank und wieder Dank
Was in diesen Abschnitten berichtet wurde, läßt einen untrüglichen Schluß auf die innige Verbindung der Vogl-Mutter mit dem Herrn und mit Maria zu. Es wirft dieser Abschnitt ein helles Licht in ihre ganz von Christus erfüllte Seele. In ihr sind die Worte Jesu lebendig geworden: “Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt viele Frucht.” (Jo 15,5) Ihr Leben ist im letzten Grund nichts anderes als ein ständiges Genießen “der Frucht der Erlösung”, ein Leben in und durch und aus der hl. Kommunion.
Wir verstehen in diesem Licht auch die ergreifenden Worte, die sie in ihrem Brief vom 12.4.1953 geschrieben hat: “Weißer Sonntag! O wie ist dieser Tag verantwortungsvoll und auch gnadenvoll! 70 Jahre ist es heute, daß ich die erste hl. Kommunion empfangen habe; und fast 50 Jahre, daß ich jeden Tag die hl. Kommunion empfangen habe. O ich fürchte mich, nicht genug zu danken für die großen Gnaden und Wohltaten. So glaubte ich, eine hl. Dankmesse dafür lesen lassen zu müssen und damit verbunden die Abbitte für die vielen Beleidigungen und Unvollkommenheiten, die ich begangen habe.” Und ein Jahr später gesteht sie: “Liebe Mutter Gottes, wie müssen wir für die Heiligsprechung Pius X. danken, der uns die tägliche hl. Kommunion geschenkt hat, dieser Liebhaber der hl. Eucharistie.
Du selbst bist ja die Mutter der hl. Eucharistie.” (23.5.1954)
Erwähnt sei noch, daß es unserer Mutter Vogl ein Herzensanliegen war, daß alle Kinder im Sinn des Dekrets des hl. Papstes Pius X. rechtzeitig zur ersten hl. Kommunion kommen, also schon bei Erwachen der Vernunft. Sie hat dieses Anliegen oft der Muttergottes empfohlen und sich herzlich darüber gefreut, wenn ihre Beispiele davon in Familien oder Pfarreien bekannt wurden.
“Euere Aufgabe ist es, eine weltweite eucharistische Bewegung zu entfachen”, so sprach Kardinal Julius Döpfner, Berlin, zu den zahlreichen, aus vielen Ländern herbeigeströmten Terziaren am 37. Eucharistischen Weltkongreß in München, und er fügte hinzu: “Das war das Lebensziel des hl. Franziskus.” - Mit großer Begeisterung wurden diese Worte aufgenommen. Einen Funken dieser weltweiten eucharistischen Liebe in vielen Herzen zu entfachen, wollte und will auch, wie wir aus den vorausgegangenen Kapiteln ersehen konnten, Katharina Vogl, des hl. Franziskus treueste Tochter, durch mehr als 50 Jahre.
Inhaltsverzeichnis Weltweite Liebe zur Gottesmutter Maria
Wenn je ein Mensch heiße Tränen darüber vergossen hat, weil die Mutter des Heilands von den Menschen so wenig erkannt, geehrt und geliebt wird, dann Mutter Vogl. Wie oft hat sie gefragt: “O gute Mutter Maria, warum lieben dich so viele Menschen nicht? Warum ehren dich die Protestanten überhaupt nicht?” - Aber es blieb nicht bei diesem jammervollen Klagen. Sie betete und rang, sie opferte und litt Jahre und Jahrzehntelang nur, um zu erlangen, daß alle Menschen auf dem weiten Erdenrund Maria lieben, sie noch mehr lieben möchten.
Ihre Liebe zur Gottesmutter wuchs aus einem wahrhaft kindlichen Vertrauen. Vertrauen führt immer zur Liebe. Das ist ein Grundgesetz im Reich der Gnade. Alle Menschen sollten der Gottesmutter vertrauen, sollten vertrauende Kinder dieser besten aller Mütter werden, dann würden sie es lernen, sie zu lieben; dann würden sie aber auch lernen, durch sie ihren göttlichen Sohn zu lieben. Das war in der zweiten Hälfte ihres Lebens mit eines ihrer größten Anliegen. Davon sprach sie oft mit ihrem Seelenführer; davon sprach sie immer wieder im Gebet mit dem Himmel; dafür war sie bereit, sogar ihr Leben zu schenken.
Wie erwarb sie sich dieses kindliche Vertrauen
zur Gottesmutter Maria?
Aus dem Munde des Heilandes durfte sie viele Jahrzehnte hindurch immer wieder die aufmunternde, beglückende Wahrheit hören: “Mein Kind, ich kann meiner Mutter keine Bitte abschlagen.” (15.11.1937) “Ihr sollt in allen Anliegen zu ihr gehen, und zwar recht kindlich. Ihr macht zu wenig Gebrauch davon. Es fehlt das kindliche Vertrauen. Sie ist ja eure Mutter.” (30.3.1938) “Kind, die Mutter gibt niemand auf und schließt niemand aus. Trage ihr alle Bitten vor, besonders die um heilige Priester!” (15.2.1938) “Meine Mutter führt sie alle wieder zurück.” (25.6.1932)
Die Mutter selbst sagte zu ihr, sie belehrend: “Nachdem ich deine Mutter bin und du mein Kind bist, darfst du mich immer, ja um vieles bitten. Ein Kind glaubt gar nicht, daß es um zuviel bittet.” (27.9.1938) - “Ich bin voll der Gnaden und möchte nur Gnaden ausspenden. Meine Hände sind immer bereit dazu. Benützt die Zeit, so lange ihr noch wirken könnt!” (28.10.1938) - “Meine Gnaden nehmen nie ab, auch wenn ich noch so viele austeile. Die Menschen bitten mich zu wenig und wenn sie bitten, dann nur um Irdisches. Kind, ich bin die Mutter der Gnaden; heißt es doch so schön: Sucht zuerst das Reich Gottes und alles andere, d. h. alles Irdische wird euch dazugegeben werden” (10.5.1943); und wieder einmal durfte sie hören: “Ich bin die Mutter der schönen Liebe.” (Sir 24,24) Allen denen, die mich unter diesem Titel anrufen, werde ich besondere Gnaden der Liebe zu Jesus erbitten.” (6.3.1938)
Die wunderbaren Wirkungen dieses Vertrauens
Das wahrhaft kindliche Vertrauen zur Mutter Maria bringt in den Seelen herrliche, ja wunderbare Wirkungen hervor. Die erste wunderbare Wirkung: Das Vertrauen auf die Mutter Gottes hat zur Folge, daß Maria diese Seelen zu ihrem Sohn führt und in ihnen eine tiefe innige Jesusliebe erweckt. Ohne Maria werden wir den Herrn nie aus ganzer Seele lieben können. Diese Wahrheit bestätigte einmal der Heiland selbst, als er zu ihr sagte: “Niemand kann ohne meine liebe Mutter zu mir kommen. Je mehr eine Seele meine Mutter liebt, um so mehr wird in ihr die Liebe zu mir zunehmen.” (27.3.1930) “Reich ist, wer Maria gefunden hat; denn der hat mich gefunden.” (19.11.1930) - Vergleiche hierzu das Wort im Buch der Sprüche, das die Kirche auf Maria anwendet: “Wer mich findet, findet das Leben.” (Spr. 8,35)
“Wer die Mutter nicht liebt, liebt auch den Vater und den Sohn nicht, auch wenn noch so große Worte über die Gottesliebe gesprochen werden. Sie kommen nicht vom Hl. Geist. Maria ist ja seine allerliebste Braut.” (13.8.1952) - “Kind, ich will dir noch etwas mitteilen. Wenn du betest “Jesus, ich liebe dich aus ganzem Herzen!”, dann sollst du die Worte dazusetzen: “Mit Maria, meiner liebsten Mutter, im Namen aller und für alle Seelen”. - Immer wieder möchte ich die Beifügung: “Im Namen meiner liebsten Mutter hören”. (6.1.1955) - “Und wenn du mich mit der Liebe meiner Mutter liebst, kannst du mich am meisten lieben. Und wie hat es meine liebe Mutter gemacht? - Sie war ganz in und mit meinem Willen vereint. Bist du bereit, alle Leiden, wie sie immer heißen, anzunehmen?” (4.3.1938) - Die Mutter darf also die Seelen zum Sohn führen, darf sie ganz tief in seine Liebe versenken.
“Ich bin immer da, wo Jesus ist”
Die Mutter selber bestätigte es: “Ich bin immer da, wo Jesus ist. Von dem Augenblick an, da ich Jesus, das ‘Wort des Vaters’, vom Hl. Geist empfangen habe, bin ich von Jesus nicht mehr zu trennen. Wo Jesus ist, da bin ich. Wo ich bin, da ist Jesus. Wer mich von meinem göttlichen Sohn trennt, der beleidigt den Vater und den Hl. Geist.” (12.9.1952) - Und ein andermal: “Kind, du trägst jetzt Jesus in deinem Herzen wie ich ihn unter meinem Herzen getragen habe. Du glaubst unwürdig zu sein. Darum schenke ich dir meine ganze Liebe und jetzt liebe ihn mit meiner Liebe!” (5.6.1939)
“Weißt du, was ich getan habe? Jedes Wort, jeden Gedanken, alle Werke, die ich verrichtete, galten meinem lieben Jesus. Mach es auch so! Sprich recht oft in dieser stillen Zeit die Worte: ‘Jesus, ich liebe dich. Ich liebe dich für alle Menschen, die dich nicht lieben.” (16.12.1937) Und weiter: “Kind, ich hatte in meinem Leben keine Sorgen bei allen Vorkommnissen, weil ich Jesus hatte, und ihr macht euch über das immer Sorgen, was noch kommen wird. Laßt doch meinen göttlichen Sohn regieren! Er macht alles recht. Glaubt an seine Liebe!” (5.6.1939)
Die 2. wunderbare Wirkung eines kindlichen Vertrauens!
Maria führt die Seelen zur Vollkommenheit
Eine zweite wunderbare Wirkung dieses innigen Vertrauens zu Maria besteht darin, daß sie die Seelen mehr vervollkommnet. Sie, die immer Glaubende, Demütige, ganz dem Willen Gottes Hingegebene hat das höchste Maß aller Tugenden erreicht. Sie will und wird ihre Kinder zur Vollkommenheit führen. Wie bestimmt erklärt sie: “Ich habe mich um sonst nichts bemüht als nur darum, in allem den Willen Gottes zu vollziehen - und das sollen auch meine Kinder tun. Jesus weiß besser als ich, was euch zum Heil ist. Sich immer sorgen um das, was noch kommen wird, ist nicht vollkommen.” (1.6.1943) Ferner: “Liebes Kind, betrachte mein ganzes Leben! Du wirst nirgends finden, daß ich einen eigenen Willen gehabt habe.” (9.10.1954) - “Kind, ich bin die reinste Jungfrau und ohne Erbsünde und doch habe ich immer gebetet.” (25.4.1938) Ein andermal vernahm sie: “Mit Maria aus ganzem Herzen lieben und ihm (Gott) allein dienen, ist der kürzeste Weg zur Vollkommenheit.” (24.10.1954) Maria führt die Seelen auf den Weg zur Vollkommenheit.
Die 3. wunderbare Wirkung:
Maria hilft die Sünder retten Das ist eine dritte Wirkung des innigen Vertrauens auf Maria. Sie selbst bestätigt diese Wahrheit am 20.4.1943: “Kind, du hast recht, ich bin die Zuflucht der Sünder und noch nie ist die Welt so in Sünden gelegen wie jetzt. Ihr sollt mich ganz besonders als Zuflucht der Sünder anrufen! Mit dieser Anrufung gehe ich am allerliebsten zum Thron meines göttlichen Sohnes und werde dann auch allezeit erhört.” - “Dieses Gebetlein: Maria, Zuflucht der Sünder, bitte bei deinem göttlichen Sohn!' macht meinem Jesus und mir die größte Freude, da ich ja ganz besonders für die Sünder da bin. Jesus hat mich ja für die Sünder bestimmt und ich werde keinen verlassen, der mich als Zuflucht der Sünder anruft. Bete es immer in den Anliegen und Kümmernissen!” (6.8.1943)
Welch ein Trost für die Vogl-Mutter, als ihr 15 Monate vor ihrem Tod gesagt wurde: “Ich gebe dir noch ein schönes Gebetlein an, das mit großen Gnaden verbunden ist, wenn du bei Nacht öfter den Barmherzigkeitsrosenkranz betest. So oft du recht andächtig und innig die Worte aussprichst “Mein Jesus Barmherzigkeit!”, kannst du jedesmal die geistige Kommunion empfangen. Das alles für die
Bekehrung der Sünder. Als sie um Erleuchtung darum bat, wie der Barmherzigkeitsrosenkranz gebetet werden solle, vernahm sie die Worte: “Beim Kreuzlein bete: Durch die reinsten Hände Mariens opfere ich dem himmlischen Vater den allerkostbarsten Kreuzestod ihres geliebten Sohnes für alle auf, die heute noch sterben auf der ganzen Welt, damit sie die Gnade einer vollkommenen Reue noch im letzten Augenblick erlangen, damit keine Seele verlorengeht. Bei den großen Perlen bete: O Heiland der Welt, erhöre uns und verstoß uns arme Sünder nicht, die du mit deinem Kostbaren Blut erlöst hast! Bei den kleinen Perlen bete immer: Mein Jesus Barmherzigkeit! Alles mit Maria zur Rettung der ganzen Welt.” (14.9.1954)
Mit einem nicht zu erschütternden Vertrauen betete Katharina Vogl Nacht für Nacht diesen Rosenkranz. Ihr Glaube wankte keinen Augenblick. Sie vertraute und glaubte ununterbrochen, daß Maria als die Zuflucht der Sünder sich gerade für die Ärmsten unter ihnen einsetzen wird. Diese Versicherung hat sie einst ihren geliebten drei Kindern in Fatima gegeben, da sie diese jenes Gebet der Barmherzigkeit lehrte: “LiebsterJesus, verzeihe uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen. Amen.”
Die 4. wunderbare Wirkung des Vertrauens:
Maria wird auch Satan besiegen
Dieser Sieg wurde der jungfräulichen Mutter bereits im Paradies, nach dem Sündenfall unserer Stammeltern, verheißen. Denn also sprach damals der Herr zur Schlange: “Feindschaft will ich setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinen Nachkommen und ihren Nachkommen. Sie wird dir den Kopf zertreten.” (Gen 3,5) Maria hat diese Vorhersage nicht nur während ihres Erdenlebens erfüllt, und zwar vom ersten Augenblick ihrer Unbefleckten Empfängnis an - was die Kirche feierlich hervorhebt - sondern auch zeit ihres Erdenlebens. Sie trat aber auch während der ganzen Jahrhunderte der Kirchengeschichte als die große Siegerin hervor.
Unsere Kirche feiert dieses Geheimnis Mariens in besonderer Weise am 7. Oktober; denn an diesem Tage verehrt sie die Königin des hl. Rosenkranzes auch unter dem Titel: Die Mutter vom Sieg! Fürwahr, Maria trägt diesen Ruhmestitel schon seit dem Tag, an dem sie dem Engel Gottes auf die Botschaft des Allerhöchsten die Antwort gab: “Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte.” (Lk 1,38)
In diesem Glaubensakt von unermeßlicher Größe und Tragweite hat sie einen herrlichen Sieg über Satan errungen, einen Sieg, an den die Kirche die Gläubigen auf der ganzen Welt dreimal an jedem Tag erinnert im “Engel des Herrn”. Maria fährt auch als die mit Leib und Seele im Himmel verherrlichte Königin fort, in eigener Person sowie mit Hilfe ihrer kleinen Kinder der Schlange den Kopf zu zertreten. Somit dauert die von Gott im Paradies angekündigte Feindschaft zwischen Satan und ihr, dem Weibe, ununterbrochen fort. Sie ist die “furchtbarste Feindin..., die Gott dem Teufel entgegengestellt hat.” (HI. Ludwig Maria Grignion de Montfort) Kraft ihrer Stellung ist und bleibt sie die große Siegerin in allen Schlachten Gottes.
Daß dem so ist, ließ der Herr seine treue Magd Katharina Vogl erkennen, als er zu ihr sagte: “Betet viel und wacht! Satan setzt alles daran, die Menschen zu vernichten. Ruft die Mutter an! Sie ringt mit der Schlange. Sie wird kommen und ihr den Kopf zertreten. Dann wird Frieden werden.” (26.10.1939) - “Maria hat das Ewige Wort in ihr Herz eingeschlossen. Deshalb die große Furcht Satans vor ihr. Er weiß, daß sie ihn vernichten wird. Die Satansmacht auf Erden würde nicht so groß sein, wenn die Menschen immer mehr Maria anrufen und auch mehr ihre Tugenden nachahmen würden. Sie liebt besonders die reinen Seelen.” (30.7.1938) “Satan fürchtet am meisten meine liebe Mutter, die Unbefleckte Jungfrau Maria.” (29.1.1931) -
“Satan glaubt in seinem Wahn, die Krone der Schöpfung vernichten zu können. Fürchtet euch ja nicht! Geht nur immer zu meiner lieben Mutter Maria! Fleht sie Tag und Nacht an! Sie wird ihm das stolze Haupt, das er jetzt ganz besonders erhebt, nochmalszertreten.
Jetzt ist ein großer Kampf mit den Geistern der Finsternis.” (6.9.1937) - Geradezu erschütternd sind die folgenden Worte: “Je mehr Maria ausgeschaltet wird und ihre Unbefleckte Empfängnis in einem Volk geleugnet und gelästert wird, um so länger wird das Strafgericht Gottes darüber verhängt.” (30.7.1938)
Von rührender Mutterliebe aber zeugen folgende Worte Mariens: “Liebes Kind, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, so werde ich alle meine Kinder, die mein Erzfeind schon zu besitzen glaubt, unter meinem Schutzmantel verbergen, um sie meinem göttlichen Sohne zuzuführen. Trage mir alle deine Anliegen vor, besonders die um die Rettung der Seelen.” (16.11.1930) -
“Fürchtet euch nicht! Tut alles mit mir und durch mich, dann hat Satan keine Macht über euch! Ich, eure Mutter, werde ihm das Hauptzertreten. Dann wird mein Reich auf der ganzen Welt anbrechen. Erst dann wird Frieden werden. Solange ich nicht anerkannt bin, wird auch mein göttlicher Sohn nicht als Gottessohn gepriesen und verherrlicht.” (9.10.1938) Die 5. wunderbare überaus tröstliche Wirkung: Das Reich Mariens wird kommen
Mutter Vogl war ganz erfüllt von diesem grenzenlosen Vertrauen. Nicht nur daß die Gottesmutter selber davon sprach: “Kind, ich, deine Mutter, sage dir: ‘Freut euch und frohlockt: Das Reich Mariä ist nahe!' “ (14.6.1955) - “Du sollst nicht müde werden mit Bitten, Beten und Opfern, auf daß mein Reich zu euch komme. Das darfst du auch anderen sagen.” (5.4.1943) Auch der Heiland bestätigt ihre Worte: “So wie Maria vor mir in die Welt eingetreten ist, obwohl ich seit Ewigkeit vor ihr bin, so wird auch das Reich Mariä vor meinem Reich kommen. Bete viel, daß es beschleunigt wird!” (19.5.1930) “Meiner Mutter habe ich die Macht über die ganze Erde gegeben. Sie wird euch beschützen.” (17.8.1932) -
Und 1930 schon kündete er an: “Und wenn die Welt dem Abgrund entgegengeht, dann wird von allen Völkern meine Mutter selig gepriesen, und das wird durch das Dogma ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel geschehen. Bittet recht innig, daß es bald geschehen möge!” (14.8.1930) Und 25 Jahre später: “Die ganze Hölle ist in Wut versetzt über das Dogma der Krönung Mariens zur Königin des Himmels und der Erde.” (23.1.1955)
Maria, die Mutter vom Großen Sieg
In dem Kapitel “Außerordentliche Gunstbezeugungen des Himmels” ist bereits die Geschichte von der Erscheinung Mariens als der Mutter vom Großen Sieg dargelegt worden. Seit jenem Geschehen im Jahr 1919 trug die Vogl-Mutter die tiefe Überzeugung in sich, daß Maria nicht nur die Siegerin in allen Schlachten ist, sondern auch, daß sie den Endsieg davontragen wird. Sie glaubte unerschütterlich an den Sieg der Gottesmutter durch ihren göttlichen Sohn.
Sie wünschte nichts sehnlicher, als daß alle Christen, auch die Andersgläubigen, von einem großen Vertrauen zur Mutter des Heilands erfüllt würden, weil sie allein zum Sohne führt, weil sie zur Vollkommenheit führt, weil sie die Sünder bekehren hilft und Satan allzeit besiegt. Wenn wir uns diese fünffachen Wirkungen des unerschütterlichen Vertrauens der begnadeten Katharina Vogl zusammen vergegenwärtigen, dann gewinnen wir erst eine Ahnung von den Gott und Maria allein bekannten Abgründen ihrer liebenden, sich restlos opfernden und vorbehaltlos sich verschenkenden schönen Seele. Es ist wirklich so geworden: Maria und Jesus war der Inhalt ihres Lebens.
Wie ehrte Mutter Vogl die Gottesmutter
in besonderer Weise?
Aus all dem, was wir bisher über Katharina Vogl gehört, können wir unschwer schließen, daß die Terziarin des dritten Ordens auch von einer selten tiefen Verehrung zu Maria erfüllt gewesen sein mußte, daß ihr Herz Marien-Minne ausstrahlte, daß jenes Lied, das sie so gerne sang, “Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn” das Echo ihres inneren Denkens, ihres mit Maria engst verbundenen Lebens war. Der Grundsatz des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort “Durch Maria zu Jesus” hat ihr Wesen gestaltet.
So sei es gestattet, ihr Leben als das eines echten Marienkindes auf Grund der ihr zuteil gewordenen marianischen Führungsgnaden auch nach dieser Seite hin zu beleuchten. Zunächst sei darauf hingewiesen, daß der begnadeten Seele eine ganz große Hochschätzung für den Namen Maria innewohnte.
Allein schon der Name Maria bedeutete ihr Trost, Freude, Reichtum und Seligkeit. Sie sprach ihn stets mit großer Verehrung, Innigkeit und Dankbarkeit aus. Wenige Monate vor ihrem Tod schreibt sie: “O Name, so oft bekämpft und immer siegend! Name, immer ehrenvoll und triumphierend; schrecklich der Hölle; lieblich dem Himmel; heilsam den armen Sündern! Name, der uns aus unserer Angst erhebt; der uns in unseren Leiden tröstet; in unserer Schwachheit aufmuntert; in unseren Unternehmungen unterstützt. Jeden Tag meines Lebens will ich ihn mit ebensoviel Ehrfurcht und Liebe aussprechen und immer vereinigen mit dem heiligsten Namen Jesu. Diese hl. Namen sind das Lieblichste und Trostvollste, was ich im Himmel und auf Erden hören kann. Sie wird mein Mund in der Todesstunde tausendmal wiederholen bis zum letzten Atemzug.” (6.4.1955)
Sie hat sich zeitlebens aus Mariens Namen und Wesen Licht und Kraft zum Lebenskampf geholt: “Kind, mein Name ist der Hölle das Schrecklichste, dem Himmel das Liebste und der ganzen Menschheit das Heilsamste. Daher sollt ihr bei jeder Versuchung sofort meinen Namen anrufen. Ich werde euch helfen und bei Jesus für euch bitten.” (12.9.1937) - Und als sie wenige Monate vor ihrem Heimgang Maria kindlich fragte: “Mutter, was für ein Gebet ist dir zu deinem Geburtstag das liebste?”, da antwortete ihr die Mutter Maria: “Kind, liebes Kind, das Gebet, das ich aus dem Mund des Engels vernommen habe: Ave Maria! Dieses andächtig gebetet, im Namen aller Seelen, durchdringt die Wolken. Deshalb ist es auch vom Stellvertreter meines göttlichen Sohnes befohlen im Rosenkranzgebet.” (8.9.1955) Ihre Liebe zum Rosenkranzgebet war eine große, eine beharrliche. Mutter Vogl war eine der treuesten Rosenkranzbeterinnen, die es je gegeben hat.
Darum sagte sie auch: “Unter allen Andachten ist der lieben Mutter Gottes der Rosenkranz die liebste. Es sollen sich recht viel Gleichgesinnte zusammentun und eine Novene halten. Niemand soll die Einwendung machen, ein Rosenkranz jeden Tag ist zuviel. Es muß ein Opfer sein.” (26.6.1938) Und am 18.3.1955 wurde ihr mitgeteilt: “Alle Atomforschungen und Kriegsrüstungen können keinen Frieden bringen. Nur das Rosenkranzgebet allein. Dieses schönste und liebste Gebet hat der Engel vom Himmel auf die Erde gebracht. Solange dieses Gebet nicht von allen Menschen gebetet wird, gibt es keinen wahren Frieden. Warum wird das “Ave Maria” nicht von allen gebetet? Haben wir doch durch diese himmlische Botschaft alles empfangen! Unsere Erlösung haben wir durch den Kreuzestod Jesu mit seinem Kostbaren Blut erhalten. Und das alles durch Maria. Sie allein hat uns das Heil gebracht.”
Täglich den ganzen Psalter
Dabei bemühte sich Mutter Vogl, die täglich mindestens dreimal den Rosenkranz für die ganze Welt betete, bei jedem Ave Maria die geistige Kommunion zu erwecken. Sie fügte für sich, wie wir bereits gehört haben, nach dem Namen Jesus immer hinzu: “Dort im Tabernakel!”. - Also: “Gegrüßt seist du Maria - Jesus dort im Tabernakel, der für uns Blut geschwitzt hat” usw. Es möchte das Rosenkranzgebet in jeder Familie gebetet werden! Das war ihr Herzenswunsch bis zum Ende ihres Lebens. Sie betete aber auch andere Mariengebete oft und gern, so das “Magnifikat” und das “Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria”; letzteres mit einem geradezu rührenden Vertrauen. Mehr als einmal war der Schreiber dieser Zeilen Zeuge dieses vertrauensvollen Betens. Täglich verrichtet sie auch die Sühnelitanei zur Mutter Gottes auf den Knien, selbst bei großen Schmerzen. Ferner sei ihre innige Verehrung der Bilder Mariens erwähnt. Als sie - es war während des Krieges - in der Kehrichttonne im Hof ein Mutter-Gottes-Bild fand. da war sie ganz bestürzt. Sie nahm es mit Ehrfurcht aus dem Mülleimer und gab ihm einen Ehrenplatz in ihrer Wohnung. Immer wieder bat sie die Mutter um Vergebung für die schmutzige Behandlung, die man ihr angetan. - Im Vinzentinum, einem Münchner Altersheim, in dem sie täglich der hl. Messe beiwohnte, stand im Gang eine Statue der Unbefleckten mit dem Fuß auf der Schlange. So oft sie dort vorbeiging, küßte sie den Fuß der Mutter und betete: “Liebe Mutter Gottes, zertritt Satans Macht mit deinem schönen Fuß und schenke uns deinen Jesus!” - Wie war sie auch der sogenannten Hammerthaler Mutter Gottes in der Heilig-Geist-Kirche verbunden! Ihrer Fürbitte verdankte sie die wunderbare Heilung von Krankheiten. Oft ließ sie an diesem Altar eine Dankmesse feiern. Medaillen von der Mutter vom Großen Sieg trug sie stets bei sich und verschenkte sie gern an andere.
Daß die Marientage wahre Hochfeste
für sie waren, versteht sich von selbst. Sie bereitete sich darauf nicht selten durch Novenen vor. Mit ernstem Ausdruck sagte einmal der Heiland zu ihr: “Erst dann, wenn alle Feste meiner lieben Mutter wieder eingesetzt sind und ihr die Ehre erwiesen wird, die ihr als Gottesmutter gebührt, werde ich die Völker wieder segnen. Bitte recht innig im Namen aller, daß diese Zeit recht bald komme!” (8.1.1930) Am Vorabend des Festes Mariä Verkündigung 1955 hörte sie: “Wann wird dieser große Festtag einmal auf der ganzen Welt anerkannt werden? Dann, ja dann wird der Himmel triumphieren und die Hölle erzittern. Das ist das Reich Mariens, das der Vater im Himmel für die letzte Zeit aufbewahrt hat. Dann erst wird die ganze Welt erkennen, daß die Jungfrau Maria allein es war, die uns das Heil gebracht hat. Das ist die Zeit, wo ein Hirt und eine Herde sein wird. - Maria wird siegen, aber was vorher kommen wird, wird furchtbar sein.” (24.3.1955) - Auf ihre Frage, ob durch die Mariensamstage die Ehre ihres göttlichen Sohnes nicht gemindert würde, erhielt sie die Auskunft: “Du wirst meine Ehre niemals dadurch vermindern, wenn du jedesmal den Samstag ganz meiner lieben Mutter weihst, sondern sie vermehren, da meine liebe Mutter nur meinen Willen erfüllt hat.” (12.7.1930)
Soll es uns da wundern, wenn sie in die Tiefen der Festgeheimnisse Mariens eindringen durfte, besonders in das Geheimnis der Unbefleckten Empfängnis? Am 19. Sept. 1953 schreibt sie: “Es war zwölf Uhr nachts. Da hatte ich eine so wundervolle Schauung und Erleuchtung über das Unbefleckte Herz Mariens wie noch nie. Maria allein ist die Schönste, die Reinste. Sie allein ist ohne Erbsünde, von Ewigkeit her auserwählt. O wie schön ist sie! Wir alle sind mit der Erbsünde behaftet. Sie allein ist ausgenommen. Von ihr allein, aus ihrem reinsten Herzen, hat Jesus jenes Fleisch und Blut angenommen, das auch wir in der hl. Kommunion empfangen. Jetzt erkenne ich, warum die heiligste Dreifaltigkeit immer, immer in ihrem Unbefleckten Herzen Wohnung nimmt - Die Mutter muß geliebt und geehrt werden. Sie ist die Mittlerin aller Gnaden und die Krone unseres Volkes.”
Täglich betete sie mit Innigkeit: “Hochgelobt und gebenedeit sei das allerheiligste Sakrament des Altares und die Unbefleckte Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria von nun an bis in Ewigkeit.” Sie durfte einmal hören: “Kind, wenn du diesen Lobspruch recht innig und oft betest, wird der Himmel in Freude versetzt und die ganze Hölle zittert. Dieses kannst du jetzt schon beten für alle, die sind und die sein werden. Dieser Lobspruch wird noch in allen Kirchen gebetet werden. Hast du eine schwere Versuchung von Seiten Satans zu bestehen, so bete diesen Lobspruch recht andächtig.” (8.5.1930) “Satan fürchtet am meisten meine liebe Mutter, die Unbefleckte Jungfrau.” (29.1.1931) -Ganz tief ergriffen war sie, als sie in der Zeitschrift “Rosenkranz” las, daß der Kardinal-Erzbischof von Buenos-Aires angeordnet hat, daß nach der Segensandacht vor dem Allerheiligsten der Lobspruch ‘Hochgelobt' (wie oben) gebetet werde. Da mußte sie vor übergroßer Freude weinen, weil sie diese Zeit noch erleben durfte.” (4.5.1953)
Auch die Jungfrauschaft Mariens blieb ihr allezeit ein verehrungswürdiges Geheimnis. Hierüber klärte sie Maria am 19.9.1953 auf: “Kind, ich habe meinen Jesus nicht so geboren wie alle anderen Kinder geboren werden. Jesus hat meinen Schoß so verlassen wie ich ihn vom Hl. Geist empfangen habe. Mein Leib blieb völlig unverletzt, darum werde ich als die ‘unversehrte Jungfrau' angerufen.”
Gegenstand tiefster Verehrung war ihr das reinste Unbefleckte Herz Mariens,
namentlich seitdem der Heiland einmal zu ihr sagte: “Kein Herz ist so schön und so rein wie das meiner lieben Mutter. Kind, Gott könnte in seiner Allmacht noch ein schöneres Weltall mit einer schöneren Sonne und herrlicheren Sternen machen, aber eine schönere Mutter nicht mehr. Das hat der hl. Bonaventura ausgerufen und so ist es auch. Bete viel, daß dieses Fest bald nach meinem Herzensfest komme.” (28.6.1930) Es wurde vom Papst Pius XII. für die ganze Kirche vorgeschrieben und wird alljährlich am 22. August gefeiert. (Bis1969)
Eines Tages sagte der Herr zu ihr: “Das Herz Mariä ist der Tabernakel und der Thron meiner Liebe. Betet und bittet, daß recht bald alle Herzen zu diesem Thron der Liebe ihre Zuflucht nehmen! Dann wird sie sich zeigen als Königin des Friedens.” (18.5.1931) Und im Marianischen Jahr 1954 wurde ihr verkündet: “Das Unbefleckte Herz Mariens können wir Menschen, solange wir auf Erden leben, nicht genug lieben und verehren. Dieses Herz ist so heilig und mit so vielen Gnaden ausgestattet, daß bei seinem Anblick selbst der Erzengel Gabriel in Staunen versetzt wurde (als er erkannte), daß dieses Herz zur Wohnung des Allerhöchsten auserwählt wurde. Niemand auf Erden soll sich fürchten diesem Herzen zuviel Ehre und Liebe zu erweisen. Niemals kann zuviel über Maria geschrieben werden.” (15.3.1954) Wir vermeinen hier den Minnesänger der seligsten Jungfrau zu hören, der bekannte: De Maria nunquam satis! - Über Maria kann nie zuviel gesagt und geschrieben werden! (Hl. Bernhard von Clairvaux)
Mutter Vogl mußte darum immer wieder ausrufen: “O Unbeflecktes Mutterherz, wie kann ich dich genug loben und preisen! Du bist so groß, so schön, so heilig, daß Jesus sogar den Himmel verlassen hat, um in deinem Unbefleckten Herzen Wohnung zu nehmen, weil es für ihn nichts Schöneres gab. Wann werden endlich alle Menschen dieses dein Mutterherz finden, das von Jesu Liebe erfüllt ist! Mutter, liebe Mutter, bitte für uns um die Einheit im Glauben, damit bald das Angesicht der Erde erneuert werde!” (5.5.1954)
Als der Hl. Vater Pius XII. die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens weihte, empfand sie einen überaus großen Trost, eine nie mehr versiegende Freude. Diese wurde noch dadurch vermehrt, als Maria ihr sagte: “Die ganze Wut der Hölle ist entfacht durch die Weihe an mein Unbeflecktes Herz, aber fürchtet euch nicht! Die Pforten der Hölle werden die Kirche nicht überwältigen.” (18.9.1943)
Mitbegründerin der Ehrenwache Mariens
Nichts ist selbstverständlicher. als daß die Vogl-Mutter die Verehrung Mariens zu fördern trachtete; daß sie sich besonders für die Verbreitung der Andacht zum Unbefleckten Herzen der Mutter Gottes einsetzte. Es bewegte sie tief, als sie eines Tages zur Mitbegründerin der Ehrenwache des heiligsten und Unbefleckten Herzens Mariens aufgerufen wurde. Sie wußte hiervon bereits durch die Ankündigung des Herrn selbst, der am 2.1.1931 zu ihr sagte: “Liebes Kind, ich habe dich des öfteren schon hingewiesen auf unsere beiden Herzen, daß auch dem Herzen meiner Mutter die gleiche Verehrung zukommen soll, da ja mein Herz aus ihrem Herzen gebildet wurde. Ihr Herz war und ist mein Tabernakel bis zum Ende. Ich werde meinem Diener, eurem Oberhirten, die Erkenntnis verleihen, daß jetzt diese Zeit da ist. Es muß zuerst das Reich meiner Mutter kommen, und zu diesem Reich benötigt sie die Ehrenwächter. Ich werde ihnen besondere Engel zum Schutz beigeben, da Satan sie vernichten möchte, weil durch sie die Seelen wieder gerettet werden, die Satan schon zu besitzen glaubt.” Und tags darauf: “Liebe Seele, du frägst mich, wer zu den Ehrenwächtern meiner lieben Mutter berufen worden ist. Ja, alle wären berufen, in erster Linie aber meine Priester, da ja die Apostel die ersten Ehrenwächter bei ihr waren und dann die hl. Frauen. Da auch die hl. Magdalena dabei war, so sind auch die Sünderinnen dazu berufen.” (3.1.1931)
Als sich der Gründung Schwierigkeiten in den Weg stellten, ermunterte sie der Herr am 23.1.1931: “Ihr sollt nicht mutlos werden, sondern die Ehrenwache meiner lieben Mutter vorerst allein übernehmen, bis sie von der Kirche befohlen wird! Sie wird bestimmt kommen, da dies meine Sache ist und nicht die der Menschen. Die weltlichen Königinnen und Kaiserinnen hatten ja auch ihre Ehrendamen. Wieviel mehr ist dann meine liebe Mutter würdig! Sage zu deinem Beichtvater, er solle dir angeben, was zu tun ist als Ehrenwächterin meiner lieben Mutter! Mache dem Willen nach ‘im Namen aller und für alle, die sind und sein werden' die folgenden Lobeserhebungen als Sühne für die Beleidigungen, die meiner Mutter zugefügt werden: “Gebenedeit sei die erhabene und hl. Mutter Gottes! Gebenedeit sei ihre heilige und Unbefleckte Empfängnis! Gebenedeit sei das Unbefleckte Herz Mariä! Gebenedeit sei der Name Mariä, der Jungfrau und Mutter! Bete das täglich, ja öfter des Tages!” - Und einige Monate später: “Meinem Diener Bonaventura werde ich eine besondere Gnade geben, damit er dieses große Werk durchführe.” (11.6.1931) Und am 19.6.1931: “Ich habe dich zu den Erstlingen dieses großen Werkes berufen. Zeige dich dadurch würdig, daß du alles aus meiner Hand für meine hl. Absichten annimmst! - Über dieses große Werk wird einmal die ganze Welt in Staunen versetzt werden. Tue aber alles immer und überall im Verein mit dem heiligsten Herzen Jesu und Mariä! Meine Mutter hat dir schon viele Gnaden erbeten. Wende dich nur immer an sie! Du kannst gar nicht zuviel von ihr verlangen. Wenn du wüßtest, was ich für einen Schmerz habe über alle die Seelen, die so wenig oder gar nicht bitten und auch nicht danken! Tu es du im Namen aller.”
Die Ehrenwache des heiligsten und Unbefleckten Herzens Mariens mit dem besonderen Ziel der innigen Verehrung Mariens, der Nachahmung ihrer Herzenstugenden und der steten Sühneleistung für den mystischen Leib Christi im Namen aller und für alle Seelen trat in München am 7. Febr. 1932 in die Öffentlichkeit und weckte in Tausenden von Seelen freudigen Widerhall. Schon im Lauf des ersten Jahres verbreitete sie sich über ganz Deutschland und Österreich und über viele Länder Europas und Amerikas. In Anerkennung der Wichtigkeit dieser Ehrenwache hat Papst Pius XI. am 12.Aug. 1933 den Kardinal-Staatssekretär
Pacelli zum Protektor der Ehrenwache ernannt. Wenige Wochen nach seiner Erwählung zum Papst empfahl Pius XII. dem General der Franziskaner, sich um die Verbreitung der Ehrenwache anzunehmen. Und am 17. Dez.1951 hat der Hl. Vater Pius XII. die “Ehrenwache des heiligsten und Unbefleckten Herzens Mariä” zur Erzbruderschaft (unio primo primaria) mit dem Sitz in München, St. Anna -Str.19, erhoben. Von Jahr zu Jahr wächst die Zahl ihrer Mitglieder in zahlreichen Ländern.
Mutter Vogl war bis zu ihrem Tod eines ihrer treuesten Mitglieder. Sie hatte sich ja längst dem Mutterherzen Mariens für immer geweiht, und zwar in der “Vollkommenen Hingabe”, wie sie sich ausdrückte. Das Goldene Buch des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort war eines ihrer Lieblingsbücher. “Alles durch Maria! Alles mit Maria! Alles in Maria!” - Über 50 Jahre lang suchte sie dieses Vollkommenheitsideal zu verwirklichen. Täglich betete sie das Gebet zur Erneuerung der vollkommenen Hingabe an Maria. Jedes Jahr erneuerte sie die Weihe in besonders kindlicher Weise. Sie hatte auch den heroischen Akt vollzogen, wodurch sie der Gottesmutter alle ihre Werke für immer übergab und durch sie im Namen aller Seelen und für alle Seelen alles für Gott aufopferte. - Es darf noch erwähnt werden, daß sie mit viel Aufmerksamkeit und Freude die Berichte über die Arbeit der ‘Legion Mariens' verfolgte.
Besondere Verehrung der Tränen Mariens
Um der hl. Mutter willen, aber auch um der Seelen willen trug Mutter Vogl eine große Verehrung zu den Tränen Mariens im Herzen. Der Heiland hatte sie dazu aufgefordert: “Kind, von heute an bitte mich immer um der Tränen meiner liebsten Mutter willen. Diese Bitten höre und erhöre ich so gern. Sie vermögen gar vieles. Haben nicht die Muttertränen der hl. Monika ihren Sohn Augustinus zurückgeführt und der Kirche eine große Leuchte gegeben? Um wie vieles mehr werden die Tränen meiner liebsten Mutter vermögen! Ist sie doch die Mutter aller Menschenkinder auf der ganzen Welt. Sie vergießt auch jetzt Tränen wegen des Verlustes so vieler Seelen. Ganz besonders sollen mich die kleinen Kinder anrufen um der Tränen meiner liebsten Mutter willen in dieser tränenvollen Zeit, die jetzt kommen wird!” (28.9.1938) Und einige Tage später sagte er zu ihr: “Wenn du mich um Seelen bittest, so bitte mich um der Tränen meiner lieben Mutter willen, die sie vergossen hat während der drei Tage, als sie mich im Tempel verloren! Das war ihr größter Schmerz, mich verloren zu haben. - Wer mich verloren hat, hat alles verloren; dieser Verlust ist durch gar nichts zu ersetzen.” (3.10.1938)
Viel hat die gute Vogl-Mutter um Seelen gerungen, oftmals hat sie den Heiland um der Tränen seiner Mutter willen angefleht. Immer wieder versuchte sie, gleich einem mitleidenden Kind, die tränenreiche Mutter zu trösten. Als sie einmal die Mutter fragte, was ihr allergrößter Schmerz gewesen, da erhielt sie die Antwort: “Kind, es heißt immer, es sei jener Schmerz gewesen, als mein Jesus vom Kreuz herab in meinen Schoß gelegt wurde. Ja, damals hat mein Herz geblutet, als ich all diese Wunden gesehen habe und erkannte, daß dies alles zur Erlösung der Menschheit gehört. Deshalb habe ich auch alle seine Wunden an meinem Leib getragen; so bin ich die Miterlöserin geworden. Kind, der größte Schmerz in meinem Leben war, als ich Jesus verloren hatte. Denn Jesus verlieren heißt alles verlieren. Auch jetzt habe ich den größten Schmerz über eine Seele, wenn diese Jesus verloren hat; ich muß weinen darüber.” (16.9.1955)
Und ein andermal sagte ihr die Gottesmutter:
“Mein Bräutigam Joseph hatte damals viele Tränen vergossen, weil uns niemand eine Herberge gab. Bei mir dagegen war es ein ganz anderer Schmerz. Ich schaute alle Menschen bis auf den heutigen Tag, wie viele meinen göttlichen Sohn in der hl. Eucharistie nicht aufnehmen, ihm keine Wohnung geben. Jesus selbst hat das schon einmal gesagt, daß nur diejenigen bestehen werden, die ihn in der hl. Kommunion aufnehmen. Kind, das war für mich ein größerer Schmerz als der, daß wir keine Herberge bekamen. Ich war mit Jesus in Liebe vereint. Mein Bräutigam Joseph wußte von dem Geheimnis der hl. Kommunion nichts. Sein Schmerz war nur deshalb so groß, weil uns niemand eine Wohnung gab.” (23.12.1937) Und noch einmal stellte sich Katharina Vogl die Frage:
“Warum weint Maria?”
Und sie gab sich selbst die Antwort: “Weil die getrennten Christen schon so oft aufgefordert wurden, zur katholischen Kirche zurückzukehren. Sie aber hören die Stimme nicht und schlafen weiter. Deshalb weint die liebe Mutter Gottes, weil diese ihren Hochmut nicht erkennen. Sie berauben sich dadurch aller Gnaden, weil sie keine Sakramente besitzen.” Die liebe Mutter sagte: “Ich kann für diese keine Fürbitte bei meinem göttlichen Sohn einlegen, da sie mich nie anrufen.” Darauf entgegnete das mitfühlende Marienkind: “Aber liebe Mutter, wir bitten dich für alle, daß sie dich kennen und lieben lernen. Dann werden sie dich auch anrufen.” (15.5.1954)
Weil aber die edle Mutter Vogl mit all ihrer zärtlichen Liebe die Mutter Gottes nicht genügend zu trösten und zu erfreuen vermochte, darum lud sie immer wieder den Heiland dazu ein. Ja, sie opferte ihn selbst immer wieder der lieben Mutter auf. Nach jeder hl. Kommunion, die sie 50 Jahre lang bis zu ihrem Heimgang täglich empfangen durfte, legte sie im Geist mit zartester Aufmerksamkeit den göttlichen Sohn in das Herz der Mutter und lud den ganzen himmlischen Hof ein, ihn dort anzubeten. Ein größeres und würdigeres Geschenk für die Mutter als Jesus gibt es nicht. - Ja, noch mehr durfte sie das Herz der Mutter erfreuen, als sie ihr, wie wir bereits vernommen haben, in den letzten Lebensjahren nach jeder hl. Kommunion die heiligste Dreifaltigkeit selber aufopferte.
Durch besondere Erleuchtungen durfte sie die innigste Beziehung der hl. Dreifaltigkeit zur Gottesmutter kennenlernen. Sie schreibt: “Die heiligste Dreifaltigkeit ist von Ewigkeit her. Durch das Wort des Vaters hat der Sohn den Himmel verlassen und hat Fleisch und Blut angenommen aus der Jungfrau Maria, um die Menschheit zu erlösen. Dadurch ist Maria die Miterlöserin geworden und auch der Mittelpunkt der heiligsten Dreifaltigkeit. Deshalb ist sie nie von ihr zu trennen.” (18.10.1955)
Und immer wieder dachte Mutter Vogl über dieses innige Verhältnis: heiligste Dreifaltigkeit und Maria nach. Es war ihr ein Herzensbedürfnis, in dieses große Geheimnis mit der ganzen Liebe ihres Herzens einzudringen. Immer wieder empfing sie mit Jesus im heiligsten Sakrament die heiligste Dreifaltigkeit in das Herz der Gottesmutter hinein und betete sie mit dem ganzen himmlischen Hof im Herzen der Mutter an. Durch Maria zu Jesus! Durch Maria zur heiligsten Dreifaltigkeit! Welche Höhen, Tiefen und Weiten tun sich da auf!
Die Liebe zur Gottesmutter war ihr großes Herzensanliegen bis ans Ende. Alle Menschen zu Maria zu führen, alle in ihr liebeglühendes Mutterherz zu versenken, war ihr Begehr. Sie liebte die Gottesmutter wirklich, wie wir gesehen haben, mit einer ganz weltumfassenden Liebe.
Noch als Sterbende sagte sie:
“Mein einziger Wunsch ist, daß ich Jesus mit Maria aus ganzem Herzen lieben darf für alle Menschen, die ihn nicht lieben, ja sogar beleidigen. - Mutter, auch dich möchte ich für alle lieben! Mit der ganz großen Liebe deines göttlichen Sohnes glaube und vertraue ich kindlich, es zu tun.” -
Und wie jubelte ihr Herz, als sie, fast 84-jährig, sechs Monate vor ihrem Tod vernahm, sie dürfe im Himmel zu Ehren der Muttergottes noch einen Beruf ausführen. Sie legte diese Worte dahin aus, sie dürfe vom Himmel aus mitwirken, daß der Rosenkranz über die ganze Erde hin ausgebreitet werde. In der Freude ihres Herzens schrieb sie ihrem geistlichen Führer: “Möge es doch recht bald werden, recht bald! Bitte, beten Sie für mich und segnen Sie mich!”
Inhaltsverzeichnis Liebe und Vertrauen
gegenüber dem hl. Joseph
Wiederholt wurde Mutter Vogl vom Heiland und seiner lieben Mutter aufgefordert, auch dem hl. Joseph ein recht kindliches Vertrauen entgegenzubringen. Er sei ein Helfer in gar vielen Anliegen. Als solcher wurde er von unzähligen Heiligen betrachtet und verehrt und aus dem, was uns die Hl. Schrift über ihn mitteilt, ist mit unumstößlicher Sicherheit zu schließen, daß er dieses Vertrauen durchaus verdient. Ganz selbstlos hat er sich in den schweren Stunden der Erwartung seiner heiligsten Braut als umsichtiger Helfer erwiesen. Treu und in Liebe hingegeben sorgte er für das göttliche Kind und dessen Mutter in den Zeiten, da sie als Flüchtlinge die Heimatverlassen mußten. Welch großen Schmerz er deshalb durchgemacht haben muß, läßt uns das bei Mt 2,13 aufgezeichnete Engelswort ahnen: “Um das Kind zu ermorden.” - Gleich Maria litt er um den verlorenen Jesusknaben, eine Tatsache, die uns als letzte aus seinem Leben im Lukasevangelium mitgeteilt wird.
Unsere liebende Mutter, die Kirche, umfaßt das große, dem Nährvater Jesu durch die bald 2000-jährige Geschichte von den Gläubigen entgegengebrachte Vertrauen kurz zusammen in den Anrufungen der Josephslitanei: “Du Stütze der Familien, du Trost der Bedrängten, du Hoffnung der Kranken, du Schutzherr der hl. Kirche, bitte für uns!”
Ganz aus diesem Geist stammt die Aufforderung seiner heiligsten Braut vom 6.3.1938 an die Vogl-Mutter: “In irdischen Sorgen sollst du dich an meinen Bräutigam Joseph wenden! Betet neun Tage zu ihm in einer Novene! Er wird euch die Seele schicken, die zu euch paßt. Kind, sage es allen, sie sollen meinen Bräutigam Joseph mehr verehren und anrufen. Er war ja unser Beschützer und hat so väterlich gesorgt für meinen Jesus und für mich Er ist der besondere Beschützer der hl. Kirche Tags darauf sagte der Heiland zu ihr: “Kind, mein Nähr- und Pflegevater hat die allergrößte Freude, wenn er mir eine Bitte vortragen darf. Niemand wird seine Hilfe umsonst anrufen. Wenn der Betreffende das nicht bekommt, um was er bittet, so wird er eine viel größere Gnade durch seine Fürbitte erlangen.” (7.3.1938)
Helfer in den Alltagssorgen
Ergreifend erzählt sie, wie sie nach dem Tod ihres Mannes eine neue Wohnung erhielt: “Die Statue des hl. Joseph habe ich als erstes in die Wohnung getragen. Weil wir erst später einzogen und noch nichts zum Aufstellen hatten, stellte ich die Statue auf den Fußboden und sagte: “Hl. Vater Joseph, du mußt hier unser Hausvater sein.” Ihm habe ich alles übergeben. Ich mußte die Möbelstücke alle allein stellen; es war sehr schwer. Aber der hl. Joseph hat mir dabei geholfen.”
Sankt Joseph ist im besonderen der Helfer für die irdischen Anliegen und Sorgen. Er war es ja auch für den Heiland und die Mutter Gottes in den langen Jahren, wo er für das Brot, die Kleidung und die Unterkunft der Seinen sorgte. Darum finden wir die Einladung des Heilands an die ihm in besonderer Weise geweihten Seelen, die sich bewußt als Sühneopfer für die Rettung der Sünder einsetzen, ganz selbstverständlich: “Die Opferlämmer dürfen meinen Nähr- und Pflegevater ganz besonders in irdischen Sorgen und Anliegen um seine Fürsprache bei mir anrufen.” (20.3.1930) - Einen großen Trost empfand Mutter Vogl, als sie am Vorabend von Mariä Himmelfahrt 1948 die folgenden Worte hörte: “Sankt Joseph ist euer Hausvater geworden. Er wird euch nie verlassen.”
In allen durchlebten Notzeiten erfuhr die Greisin bei drückenden Nöten - ihre knappe Rente reichte ja nicht aus - immer wieder die sichtliche Hilfe des von ihr so kindlich verehrten Schutzpatrons. Gute Menschen nahmen sich um sie an. Doch nicht nur in den persönlichen zeitlichen Anliegen und Sorgen einzelner ist der hl. Joseph Helfer.
Beschützer der Kirche Gottes
Er ist der besondere Beschützer der Kirche Gottes. Als solcher soll er oft und vertrauensvoll angerufen werden. Am 5. Nov. 1930 mahnt der Heiland seine bräutliche Magd: “Du sollst in deinen Gebeten stets auch meinen Pflegevater Joseph und den sel. Bruder Konrad für die hl. Kirche anrufen; denn der hl. Joseph ist der Schutzpatron meiner Kirche und ihm schlage ich keine Bitte ab. Auch den sel. Bruder Konrad habe ich für diese Zeit über das Bayernland aufgestellt.” Am 20.Juni 1939 mahnt die Mutter Maria: “Ihr müßt ein ganz großes Vertrauen haben, daß ich komme und die Jugend von den Feinden befreie. Auch mein Bräutigam Joseph bittet ständig bei dem göttlichen Sohne. Er hat auch uns vor den Feinden beschützt, aber man bittet meinen Bräutigam Joseph viel zu wenig. Ihr sollt nicht so viel reden von dem, was noch kommen mag. Werft alle eure Sorgen auf den Herrn!” -
Am Schutzfest des hl. Joseph 1943 sagte sie: “Kind, schreibe besonders über meinen Bräutigam Joseph auf, daß er die hl. Kirche so beschützt, wie er Jesus und mich beschützt hat... O möchten doch die Menschen mehr Vertrauen zu ihm haben! Ich habe ihm mein ganzes Vertrauen geschenkt. Das grenzenlose Vertrauen dringt durch die Wolken.” Ein anderes Mal wurde die Mutter Vogl, welche die Anliegen der Kirche ganz und gar zu ihren eigenen machte, ermutigt: “Kind, wenn du ein Anliegen wegen der hl. Kirche hast, gehe nur zum hl. Joseph mit einem ganz großen Glauben und Vertrauen!” (23.6.1943)
Beschützer und Freund aller Priester
Kraft seines Amtes als Hüter und Pflegevater der hl. Familie, insbesondere des Sohnes des ewigen Vaters, des Hohenpriesters nach der Ordnung des Melchisedech, ist der hl. Joseph vom Herrn in besonderer Weise zum Freund und Beschützer der Priester des Neuen Bundes bestellt. Diese Tatsache bestätigte die himmlische Mutter, als sie am . März 1938 zu ihrer Freundin sagte: “Kind, deine liebe Mutter will dir mitteilen, daß der hl. Joseph viel zu wenig für die Priester angerufen wird. So wie er für meinen Jesus und für mich besorgt war, ebenso besorgt ist er auch heute noch für die Priester, sind sie doch die Stellvertreter meines göttlichen Sohnes. Liebes Kind, bitte du recht innig den hl. Joseph für die Priester um eine große Liebe und um Beharrlichkeit im Dienst Gottes!”
Die Worte seiner Mutter bekräftigte der Heiland selber, als er am 4.Juni 1938 zu seiner erwählten Sühneseele sagte: “Kind, du solltest nach der hl. Kommunion niederfallen und mich im Herzen meiner lieben Mutter anbeten; ganz besonders heute am Priestersamstag im Verein mit meinem Nährvater Joseph. Er ist der besondere Beschützer der Priester. Er ist ja auch der Freund meines Herzens und mein Herz ist ein Priesterherz; deshalb werden auch die Priester von ihm ebenso beschützt, wie er mich vor den Feinden beschützt hat. Ich schlage ihm keine Bitte ab. Er wird viel zu wenig angerufen für die Priester.” Und wenige Tage darauf: “Schreibe, daß die Priester besonders den hl. Joseph um die Tugend der Reinheit anrufen sollen. Jetzt mehr wie vorher.” (8.6.1938)
Am Priestersamstag im März 1943 hörte sie: “O möchten doch alle Priester meinen Bräutigam Joseph recht verehren! Er ist besonders der Beschützer der Keuschheit. Da jetzt die Versuchungen mehr als früher auch an die Priester herantreten, so werden sie von ihm diese große Gnade erlangen. Man soll auch meinen Bräutigam anrufen um hl. Priester.”Am 22.Aug. 1943 sagt ihr die Gottesmutter. “Das allernützlichste und beste Gebet ist das Gebet für die Priester. Wie die Priester sind, so ist auch das Volk Kind, du sollst bei der geistlichen Kommunion immer alle Priester in mein Herz hineinlegen. Rufe auch recht oft meinen Bräutigam Joseph an! Er ist der Beschützer der Reinheit und der hl. Kirche.”
Der beste Nährboden für Priesterberufe, ja für heilige Priester, sind gute Familien. Darum die besondere Bitte des Heilandes: “Kind, bitte heute meinen lieben Nährvater recht innig um heilige Familien, auf daß wieder heilige Priester aus ihnen hervorgehen.” (29.3.1930)
Vorbild für das innerliche Leben
Welchen Trost können solche Erleuchtungen Seelen, die sich in Gebet, Opfer und leidender Liebe für die Heiligung der Braut Jesu Christi, insbesondere für deren Priester als den erwählten Freunden des Herrn verzehren, bringen! In den dunklen Nächten ihrer Seelen brauchen sie Vorbilder, an die sie sich, ohne sich nur im geringsten fürchten zu müssen, klammern können. Aus diesem Grund empfiehlt ihnen der Herr selbst seinen Nähr- und Pflegevater. Jesus wünscht, daß er, sein sorgsamer Beschirmer, besonders verehrt wird und daß er als der große Helfer in irdischen Nöten, als Beschützer der hl. Kirche und als Freund der Priester angerufen wird.
Gerade auf diese Tatsachen kommt Jesus bei seiner Mitteilung vom 12.11.1937 an seine Erwählte zu sprechen: “Kind, wenn du mich im Herzen Mariä mit allen Engeln und Heiligen anbetest, dann sollst du es ganz besonders mit meinem Nährvater Joseph tun. Er war der erste, der mich im Herzen Mariä angebetet hat.” Dies Wort öffnet gleichsam die Tür in das Innere seines Herzens. Der hl. Joseph, dem Gott jenes erhabene und einmalige Amt anvertraut hat, ist ein nachahmenswertes Vorbild der Innerlichkeit. Wie könnte es auch anders sein! In der Schule Jesu und Mariä erzogen, ist er diesen beiden Herzen durchaus ähnlich geworden.
Daß die Vogl-Mutter seine gelehrige Schülerin war, geht aus den ergreifenden Worten eines ihrer letzten Briefe hervor: “Wie hat der hl. Joseph die große Botschaft vom Himmel aufgenommen, als ihm gesagt wurde: ‘Fürchte dich nicht, Maria zu dir zu nehmen!' Wie hat er sie in großer Demut geehrt und sie geliebt als die Mutter Jesu! Und was tun wir? - Die Irrlehrer verachten und verwerfen die Botschaft vom Vater im Himmel, die er uns durch den Engel gesandt hat.”
Besondere Verehrung im Monat März
Wiederholt wird die edle Vogl-Mutter dazu aufgefordert, den hl. Joseph besonders im Monat März zu verehren. Er werde ihr die wahre Demut erbitten und die Ergebung in den Willen Gottes. Auch trachtete sie stets danach, an jedem Mittwoch dem hl. Joseph eine besondere Freude zu machen. An einem Mittwoch fragte sie zutraulich wie ein Kind die Gottesmutter: “Ist es dir recht, wenn ich heute die hl. Kommunion deinem Bräutigam aufopfere?” und sie erhielt zur Antwort: “Wenn du meinem Bräutigam Joseph zu seiner größeren Ehre und Verherrlichung die hl. Kommunion aufopferst, kannst du mir die größte Freude machen.” (2.6.1943)
Sankt Joseph erweist sich in unserer Zeit immer mehr als Helfer der Menschen wie der ganzen Kirche. Im Kampf gegen die Dämonen ist er wahrlich “der Schrecken der bösen Geister”. Im Kampf um die Rettung der Seelen ist er der treueste und zuverlässigste Helfer. Jede Seele, die den Heiland und seine Mutter liebt, wird auch den hl. Joseph lieben, lieben im Namen aller und für alle Seelen.
Inhaltsverzeichnis Weltweite Liebe zu den Seelen
“Wer sich von allen Freveln, die er verübt, abgewandt hat, wird nicht sterben, sondern das Leben haben. So spricht der Herr, der Allmächtige.” (Ez.18,28) Welchen Trost verbreitet dieses Gotteswort! Welcher Sünder, und wäre er durch seine Ungerechtigkeit noch so weit von den Wegen der göttlichen Gebote abgeirrt und dadurch dem Tod der Seele verfallen, wird durch dieses Wort des Herrn, der ihm das Leben verheißt, nicht in der tiefsten Seele angesprochen. Im Alten Bund schon wirft Gott die Frage auf: “Wie sollte ich Wohlgefallen haben am Tod des Sünders? Nein, daran habe ich Wohlgefallen, daß er sich bekehre von seinen Wegen und lebe.” (Ez.18,23) Der Herr, der das ewige Leben ist, sehnt sich danach, den Menschen, die er erschaffen hat, die sein Eigentum sind, aus Liebe sein Leben zu geben, das die Schlange ihnen geraubt hat. Deshalb wirbt die ewige, unerschaffene Liebe um die Liebe seiner Geschöpfe und versichert einem jeden aus ihnen: “Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt und dich deshalb voll Erbarmen an mich gezogen.” (Jer 31,3)
Die Liebe zu seinen Brüdern und Schwestern und nur sie, bewog das ewige Wort des Vaters, die Herrlichkeit zu verlassen, denn der Vater “liebte die Welt - nämlich die unsterblichen Menschenseelen so sehr, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab.” (Jo 3,16) Der menschgewordene Sohn Gottes aber offenbart seine Liebe zu den Seelen auf mannigfache Weise und versichert sie: “Ich bin gekommen, daß sie das Leben haben, ja es in überfließender Fülle haben.” (Jo 10,10)
Diese Sehnsucht des Guten Hirten war mit seinem Leiden und Sterben am Marterholz des Kreuzes nicht gestillt. Sie ist eine ewige, unstillbare. Darum sucht er sich in seiner Liebe immer wieder aufs neue Seelen, die sich seinem liebeglühenden Herzen weihen und die bereit sind, sich selbst gestorben, ihm in der Kreuzesnachfolge ähnlich zu werden, ihm in seiner Liebe, in seiner unbegrenzten Liebe zu den Seelen ähnlich zu werden und seine Liebe bis ans Ende nachzuahmen. Dem Ich ganz erstorbene Seelen formt er zu seinen Werkzeugen; sie erfüllt er mit seinem Seelenhunger und mit seinem Seeleneifer. Solche Seelen werden mehr und mehr erfüllt von der Sehnsucht nach der Rettung der Seelen. Sie kennen schließlich nur noch eines: Seelen retten, mag der Preis noch so hoch sein. Sie rufen und flehen mit dem hl. Franz Xaver: “Gib mir Seelen, Herr! Alles andere nimm mir!” Auf diese Höhen führte Jesu liebendes Herz auch die Sühnemutter Katharina Vogl, die sich im Feuerofen der göttlichen Liebe ganz verzehren ließ. Was Wunder, daß sie durch Maria, die sie dazu aufmunterte, unausgesetzt, jahrzehntelang für die Rettung der Seelen betete, um Seelen rang, opferte und litt, ja daß sie, um deren Rettung zu erlangen, immer und immer wieder selbst ihr Leben dem Herrn anbot.
Die erschütternde Bitte des Heilandes
Jesus aber ließ sie immer tiefer in die Abgründe seines liebeglühenden Herzens schauen und offenbarte ihr seine Liebe. So gab er ihr, gleichsam ohne zu ermüden, immer wieder kund:
“Ich liebe die Seelen so sehr.” (29.3.1931) - “Ich suche nur die Seelen.” (28.11.1937) “Sorge dich um gar nichts mehr als nur um das eine, wie du den Seelen zu Hilfe kommen kannst.” (22.10.1937) - “Stelle du dich vor den Sünder hin, um Sühne zu leisten.” (18.9.1937) - “Die wahre Liebe nimmt sich ganz besonders der Sünder an, wenn sie auch weiß, daß sie selbst zu den Sündern gehört.” (19.9.1937) “Die Liebe zu mir hat in erschreckender Weise abgenommen. Groß ist die Seelennot... Hilf auch du mir Seelen retten!” (27.3.1930) - “Bittet und opfert und helft mir Seelen retten. Ich bin immer noch der Gott der Liebe und der Barmherzigkeit.” (9.1.1938) “Die größte Gnade ist diese, wenn eine Seele ganz mir gehört und ich ganz ihr.” (1.3.1930)
“Durch die Wiederholung des Lobspruchs, den du heute Nacht gehört hast, machst du mir immer eine besondere Freude: ‘O lieber Jesus, alles zu deiner großen Ehre und Verherrlichung, für die Rettung der Seelen.' - Denn wisse: Durch eine Seele, die sich zu mir bekehrt, wird meine Ehre mehr gefördert als durch hundert laue Seelen, die meine Ehre verbreiten.” (12.7.1930) - “Laß dich von heute an ganz wie ein Blinder an meiner Hand führen, um nur noch für die Seelenrettung zu leiden und zu leben...” (13.11.1930) Am 12.8.1937 hört sie aus Jesu Mund die erschütternden Worte: “Wer mich verloren hat, hat alles verloren. O bitte recht innig meine liebe Mutter, daß sie dir helfen möge, alle die heimzuführen, die mich verloren haben. Deine Leiden und deine Gebete sollen alle umfassen, die sind und die sein werden.”
Auch Maria läßt sie in ihr von Leid
durchbohrtes Herz schauen:
“Ich habe damals schon, als ich meinen Sohn verloren hatte, geschaut, wie viele Seelen Abschied nehmen von meinem Jesus. Ohne Jesus aber kann man nicht glücklich sein. O sie wissen gar nicht, was sie tun. Kind, dadurch ist mein Mutterherz doppelt verwundet worden.” (15.9.1937) Und wieder hört sie die Mutter klagen: “Liebes Kind, du kannst meinen Schmerz nicht begreifen, den ich damals hatte, als mein göttlicher Sohn in die Wüste ging. Ich habe die 40 Tage mein Brot mit Schmerzen und Tränen gegessen. Alle meine Gedanken waren Tag und Nacht bei ihm; aber noch viel größer ist mein Schmerz über all die Seelen, die sich ganz von meinem göttlichen Sohn getrennt haben... Hilf ihnen Jesus suchen!” (2.3.1938) Und weiter bittet die Gottesmutter am Weihnachtsfest 1952: “Du sollst dich immer zum Opfer anbieten, immer mitopfern und mitgeopfert werden! Alles zur Rettung der Seelen!”
Wieviel sind doch die Seelen wert?
So mußte sich Mutter Vogl immer wieder nach all diesen Worten aus berufenem Mund fragen! Darum ruft die fast 84-jährige inmitten all ihrer großen Leiden, womit sie der Himmel gesegnet hat, aus: “Gerne will ich in meinem hohen Alter weiter dieses schwere Kreuz tragen, wenn ich damit Seelen retten kann. Gerne will ich Sühne leisten... O liebe Mutter, hilf du mir immer, du sündenreine Magd, du Zuflucht der Sünder!” (2.6.1955) Ganz groß war in ihr das innige Verlangen, dem Heiland Seelen retten zu helfen. Im Dezember 1952 schreibt sie ihrem Seelenführer: “Wie viele haben jetzt keine Herberge, keinen Platz für Jesus... Ich habe oft ein großes Herzeleid für diese Ärmsten der Armen.
Was tut sie alles für die Seelenrettung?
Vor allem schenkt sie viel, viel Gebet. Mutter Vogl war eine große Beterin. Der Heiland hat sie immer wieder dazu ermuntert: “Wenn ich meine Gnade einen Augenblick zurückziehe, bist du die Sünderin; deshalb heißt es immer beten, beten.” (17.9.1937) - “Die Menschen müssen wieder beten lernen.” (27.8.1939) - “Ich habe jedem den freien Willen gegeben. So ist jeder selbst schuld, wenn seine Seele verlorengeht. Und diese geht verloren, wenn der Mensch zu beten aufhört. Die Worte, die ich damals zu den Aposteln gesprochen habe: Wachet und betet, die gelten bis zum Ende der Welt. Ebenso die anderen: Ohne mich könnt ihr nichts tun. Weil die Menschen nur nach dem Irdischen trachten und das Gebet verlassen haben, ist es soweit gekommen, daß sie den Götzen anbeten, der sich auf den Thron gesetzt hat.” (15.3.1938)
Wie innig lädt sie der Herr am 11.7.1936 ein: “Mache heute in einer Kirche eine halbe Stunde Anbetung, ganz verborgen, im Verein mit mir. Tu das dem Willen nach für alle, die sind und noch sein werden. Ich nehme es so an, als wären alle in Wirklichkeit zugegen. Da laß nur dein Herz zu mir reden.”
Die Gottesmutter greift diese ernste Mahnung zum Gebet immer wieder auf: “Betet ohne Unterlaß! Mein göttlicher Sohn ist gar nicht zu versöhnen, da die Menschen sich nicht bessern. Es gibt ja keine Liebe mehr. Alles ist irdisch gesinnt und verweltlicht.” (8.9.1943)
Am Himmelfahrtsfest 1937 bittet die Gottesmutter: “Kind, liebes Kind, heute darfst und sollst du ganz besonders um Gnaden bitten. Heute teile ich mehr Gnaden aus als sonst. Und weißt du, um was du bitten sollst? Bitte mich um die Gnade des Gebetes im Namen aller und für alle; denn die Gnade des Gebetes ist für diese schwere Zeit die größte und nützlichste.
Mutter Vogl liebte neben dem liturgischen
Gebet, neben dem Rosenkranz und dem hl. Kreuzweg vor allem die Stoßgebete:
Da ihr die Seelenrettung ein Herzensanliegen war, darum fielen ihr auch
stets diesbezügliche Gebete ein. So gerne wiederholte sie die von Maria in
Fatima vorgebetete und von der Mutter Kirche angenommene Bitte:
“O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer
der Hölle und führe alle (!) Seelen in den Himmel; besonders jene, die
deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.”
Ein anderes Lieblingsgebet:
“O Jesus, ich liebe dich aus ganzem
Herzen mit Maria, deiner lieben Mutter, im Namen aller und für alle Seelen.”
Hocherfreut war sie auch über das
wunderbare Gebet der heiligmäßigen Schwester Consolata Betrone (gest.1946):
“Jesus, Maria! Ich liebe euch, rettet
Seelen.”
Oft wiederholte sie:
“O Jesus, schenke doch allen Menschen
deine Gnade und deine Liebe!”
- “O Jesus, ich bitte dich
aus ganzem Herzen für mich und für alle Menschen um deine himmlische Gnade,
weil ohne deine Gnade niemand etwas Gutes wirken kann; auch niemand ohne
deine Gnade und Liebe ohne Sünde leben kann.”
“O mein Jesus, ich will dich trösten und lieben für alle, die Dich
heute so schwer beleidigen. Ich will es mit Maria, meiner liebsten Mutter,
tun, damit sie allen die Gnade der Reue und Buße erbittet.”
- “Lieber Jesus, ich
möchte alles durch deine liebe Mutter ersetzen für alle, die Dich nicht
lieben, ja, Dich sogar beleidigen.”
- “O Jesus, ich will
keinen Trost mehr, ich will Dich trösten für alle Herzen, die Dich
beleidigen: O Jesus, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Sie
kennen ja Deine Liebe nicht. O könnte ich Dich doch für alle lieben!”
Immer wieder ermutigte sie der Heiland zum Gebet für die Rettung der Seelen. So am 25.10.1930: “An dir kannst du sehen, wie ich die Menschen liebe. Deshalb flehe recht viel für alle Menschenherzen. Sage ganz besonders auch diese Bitte:
O liebster Jesus, ich opfere dir alle Herzen auf, die sind und noch sein werden durch die Hände deiner allerliebsten Mutter Maria mit der innigen Bitte, daß du sie alle mit deinen Verdiensten und Schätzen, besonders aber mit deiner Liebe bereichern wolltest!” - “Liebes Kind, rufe mich von jetzt an immer um meiner unendlichen Barmherzigkeit willen für alle Seelen an.” (14.11.1937)
- “ ‘Mich erbarmt des Volkes', so möchte ich heute ausrufen über all jene, die das große Gut des Glaubens verloren haben. Bitte in meinem Namen für alle, daß sie den Glauben wieder finden!” (21.9.1930) - Wieder kündet ihr der Heiland: “Eine größere Freude kannst du mir nicht machen, als wenn du mich um Gnade und Barmherzigkeit für die Sünder anrufst.” (2.9.1937)
- “Diese Bitte gefällt mir ganz besonders, wenn du mich um meiner großen Barmherzigkeit willen für alle Sünder anrufst! - Möchte es doch viele Seelen geben, die diese Gnade annehmen und damit wirken... und für sie mit meinen Verdiensten die Bekehrung erbitten.” (28.2.1938)
Welchem von allen Gebeten
ist sichere Erhörung versprochen?
Als Katharina Vogl eines Tages den Herrn bat, ihr zu sagen, welches Gebet er besonders gern und sicher erhöre, antwortete ihr Jesus: “Wenn du mich um meiner unendlichen Barmherzigkeit willen bittest und mein Kostbares Blut dem himmlischen Vater aufopferst, wirst du alles erlangen.” (17.7.1939) Das bestätigte ihr wenige Monate später am 6.12.1939 Maria: “Wir werden alles erlangen, was wir um der Barmherzigkeit meines einziggeliebten Sohnes willen erbitten, wenn dies zum Heil unserer Seelen nützlich ist.” - Je weltweiter nun dieses Gebet ist, um so umfassender wird es, je selbstloser und ich-leerer die Seele geworden ist, um so heilandsähnlicher ist es. Er bestätigte ihr dies am 9.1.1938: “Wenn du ganz mit mir vereint bist, darfst du nie für dich allein beten, sondern mußt mit deinem Gebet alle umfassen. Ich habe für alle gebetet. Das ist mein Geist. Bete auch immer: ‘Seele Christi, heilige uns! Blut Christi, tränke uns!' Nur die Liebe zu meinem Herzen, kann all dies erfassen.”
Katharina Vogl ist, wie wir sehen, eine gelehrige Schülerin ihres göttlichen Lehrmeisters. Sie hat seine Gnaden nicht bloß empfangen, sondern in ihnen die wertvollen Talente erkannt, die er ihr anvertraute, damit sie diese nütze und Katharina hat eifrig mit den erhaltenen Gnaden mitgewirkt und deshalb ist ihre Liebe immer weiter geworden und damit auch ihr Gebet. Der Herr hat uns diese Weltweite schon im Vaterunser gelehrt, in jeder seiner Bitten. Es ist aber der Hl. Geist, der die Seele unserer Gebete sein will.
Inhaltsverzeichnis Der Hl. Geist und die Rettung der Seelen
Der Herr hat den Gläubigen die Gabe aller Gaben, den Hl. Geist, mit den Worten angeboten: “Wie gern gibt euer Vater vom Himmel her den Hl. Geist denen, die ihn darum bitten.” (Lk 11,13) Die Verehrung des Hl. Geistes ist Gemeingut aller Heiligen. Der scheidende Heiland schickte seine Begleiter vom Ölberg in die Stadt zurück mit dem Auftrag dort zu bleiben, bis sie mit der Kraft von oben ausgerüstet sind. (Lk 24,49) Wie inbrünstig mögen alle im Verein mit Maria, der Braut des Hl. Geistes, in diesen Tagen um den Tröstergeist gefleht haben! Ihre Herzen glichen Magneten, die den Hl. Geist anzogen. Sie und ihre Nachfolger gedenken bestimmt oftmals der Worte Jesu: “Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht.” (Jo 6,44) Diese Zugkraft zu Gott hin ist niemand anderer als der Hl. Geist. “Wo dieser waltet, da herrscht Freiheit.” (2 Kor 3,18) Wo dieser waltet, gestaltet er den Leib zu seinem Tempel. (Vgl. 1 Kor 6,19) Wer aus diesem Geist lebt, wandelt auch gemäß seiner Führungsgnaden, er bleibt in inniger liebender Verbindung mit dem Hl. Geist, er läßt sich von ihm führen, denn er ist ein “Kind Gottes”. (Röm 8,14) Der hl. Ludwig Maria von Grignion hat es uns versichert, daß wir den Hl. Geist nie genug anrufen und verehren können, denn er formt als Heiligmacher die Hl. Gottes, gestaltet sie zu immer herrlicheren Tempeln Gottes und kann seine Liebe in sie eingießen, durch die er sich uns schenkt. (Vgl. Röm 5,5)
Soll es uns da wundernehmen, wenn Frau Katharina Vogl in einem ganz vertrauten und innigen Verhältnis zum Hl. Geist lebte, den der Vater zusammen mit unserem Erlöser, seiner Verheißung gemäß, in unsere Seelen ausgießt? Durch den er sie befruchtet? Durch den er sie in gutes Ackerland umgestaltet, das 60-, ja 100-fache Frucht bringt? Die Vogl-Mutter war bis in ihr Innerstes von der Bedeutung und Aufgabe des Hl. Geistes für die Heiligung der Seelen durchdrungen. Ihrer wunderbaren Führung durch den Hl. Geist verdankte sie ihre Treue gegenüber dem lieben Gast der Seele, der sie oftmals erleuchtete und in seine Wahrheit einführte. Sie durfte erkennen: Wer dem Hl. Geist verbunden ist, ist dem Feuerherd der Liebe, dem Feuerbrand der Liebe verbunden. Erst durch den Hl. Geist lernt die Seele Gott lieben, lernt aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, lernt mit allen Kräften Gott und den Nächsten lieben. Der Hl. Geist ist der Gott der Liebe, der entzündenden, verzehrenden, heiligenden Liebe.
Das ist der Grund, weshalb sie so oft aufgefordert wurde, den Hl. Geist auf Kirche und Volk, auf Regierende und Staaten herabzurufen. So bat sie beispielsweise an Pfingsten, am 15. Mai 1931, der göttliche Heiland: “Betet recht innig! Ruft ganz besonders meine liebe Mutter an, daß sie beim Hl. Geist anhalten möge, damit recht bald die Männer kommen, die voll des Hl. Geistes sind, auf daß die Menschen wieder zurückkehren.”
Am 25.6.1939 durfte sie die Kunde vernehmen: “In dieser Woche soll mehr um den Hl. Geist gebetet werden denn je und zwar für alle Völker der Erde. Der Hl. Geist ist überall ausgeschaltet. Deshalb die große Sprachenverwirrung und Finsternis. Ihr könnt gar nichts ohne den Hl. Geist. Saulus wurde erst sehend, als der Hl. Geist auf ihn herabkam. Ihr sollt viel mehr beten als reden. Alle Proteststürme nützen nichts; nur ein Gebetssturm ist imstande, mich zu versöhnen.” Das Gebet zum Hl. Geist bewirkt die Bekehrung der Sünder. Wie trostvoll sind doch die Worte, mit denen ihr der Herr versichert: “Kind, das Gebet zum Hl. Geist, das du nach dem schweren Versuchungskampf für diese Ärmsten der Armen (Sünder) verrichtet hast, ist sehr gut; denn nur durch Erleuchtung von seiten des Hl. Geistes werden sie ihre Verirrungen einsehen.” (11.8.1937)
Der Hl. Geist wird aber auch in das ganze Weltgeschehen eingreifen. In der Hl. Nacht des Kriegsjahres 1942 sagte ihr eine innere Stimme, daß durch den Hl. Geist ein so großes Geschehen kommen wird, wie es die Welt noch nie erlebt hat. Und schon vorher: “Es werden Männer kommen, die ganz vom Hl. Geist erfüllt sind. Sie werden zum Volk sprechen und viel Segen stiften. Diese werden die Kirche stärken. Aber es muß viel für sie gebetet und geopfert werden.” (25.6.1939) Ja, schon im Jahr 1930 forderte sie Maria auf: “Bitte heute im Namen meines göttlichen Sohnes um die Aussendung des Hl. Geistes über die ganze Welt, besonders über Rußland! Der Hl. Geist wird viel zu wenig verehrt.”
An Pfingsten 1954 lehrte sie eine innere Stimme den folgenden inhaltstiefen Flehruf: “O lieber Hl. Geist, Du Geist der Liebe und des Friedens, Du großer Geist der Wahrheit, Du bist so wenig erkannt und geliebt, aber ohne Dich können wir nichts, ja gar nichts tun. Du Geist der Liebe, wir bitten Dich durch die liebe Mutter Maria und alle hl. Apostel, komm herab auf die liebeleere Welt mit all Deinen sieben Gaben!”
Der Heilig-Geist-Rosenkranz
Als eines der wertvollsten Gebete zu Ehren des Hl. Geistes wurde bereits 1930 der Hl. Geist-Rosenkranz bezeichnet. Die Gottesmutter sagte zu ihr: “Liebes Kind, die schönsten Rosen bringst du mir mit dem Hl. Geist-Rosenkranz. Mein göttlicher Sohn neigt sich so gern zu diesen Bitten hernieder und der ganze Himmel freut sich darüber.” (4.10.1930) - Der Heiland selber bestätigte dies am 2.12.1930: “O liebe Seele, die Menschen haben fast alle das höchste Gut der Seele verloren, den Hl. Geist; deshalb diese Finsternis auf der ganzen Welt und diese Sprachenverwirrung. Der Hl. Geist ist überall ausgeschaltet und doch kann niemand etwas ohne den Hl. Geist tun; deshalb kannst du mir im Verein mit Maria und durch Maria kein kräftigeres Gebet darbringen als gerade diesen Hl. Geist-Rosenkranz im Namen aller und für alle Herzen.” Und noch einmal versichert er sie am 30.1.1931: “Kind, du kannst die Größe gar nicht begreifen, die in den Bitten des Hl. GeistRosenkranzes liegt. Bete ihn recht oft und mit großer Andacht. Ich werde euch dafür große Männer senden, die ganz vom Hl. Geist erfüllt sind. Sie werden zum Volke reden vom Geist der Liebe und der Wahrheit, auf daß sie alle vom Hl. Geist erfüllt werden; erst dann werden viele ihre Blindheit erkennen und einsehen, was zum Frieden führt... Um diese Männer soll recht viel der Heilig-Geist-Rosenkranz gebetet werden.”
Die Geheimnisse des Heilig-Geist-Rosenkranzes:
1. “Der unser Herz für die Gnadenfülle des Hl. Geistes empfänglich machenwolle.”
2. “Der uns den Hl. Geist erbitten und in uns die drei göttlichen Tugenden vermehrenund stärken wolle.”
3. “Der uns durch den Hl. Geist stärken, erleuchten, leiten, regieren, führen undheiligen wolle.”
4. “Der unser Herz mit der Liebe des Hl. Geistes entzünden und mit tiefster Demut,Sanftmut, Geduld, Ergebung, Hingabe, Kraft und Heiligkeit erfüllen wolle.”
5. “Der uns die sieben Gaben und die zwölf Früchte des Hl. Geistes erflehen,alles Gute verleihen und alles Böse abhalten wolle. Amen.”
Dieser Rosenkranz sollte auf Wunsch der Gottesmutter überall verteilt und fleißig gebetet werden. Am Fest Maria vom Berg Karmel 1930 mahnt sie: “Kind, gelt du weißt es, daß ohne den Hl. Geist niemand etwas vermag. Ich bin die Braut des Hl. Geistes. Rufe mich, so oft es dir möglich ist, im Hl. Geist-Rosenkranz an. Diese Bitten, die darin enthalten sind, werden auf meine Fürbitte hin von der Heiligsten Dreifaltigkeit ganz besonders erhört. Sage deinem Seelenführer, er soll diesen Rosenkranz in Druck geben, auf daß er überall verteilt und fleißig gebetet werde. Durch diese Gnaden wird die Menschheit wieder mit Liebe erfüllt. Der Hl. Geist ist ja der Geist der Liebe.”
Wie oft hat Mutter Vogl auf diese Anleitung hin den Hl. Geist angerufen! Wie oft den Hl. Geist-Rosenkranz gebetet und betrachtet, und zwar im Namen aller und für alle Seelen.
Inhaltsverzeichnis
Die Gottesmutter,
Helferin in der Seelenrettung
Der Hl. Geist ist der Geist der Liebe. Sein Sehnen besteht darin, die Herzen zu erfüllen und zu verbinden. Er vermag dies. Die hl. Kirche ruft ihn in einem ihrer herrlichen Hl. Geist-Gebete nicht umsonst als die “remissio peccatorum - die Vergebung jeglicher Sünden” an (Kommuniongebet am Pfingstdienstag). Er reinigt voll geduldiger Milde unsere Seelen und möchte durch sein liebevolles Werben alle Sünder zu Gott zurückführen. Vom gleichen Seeleneifer ist auch seine heiligste Braut durchglüht, Maria, der die Rettung der Seelen ein allerhöchstes Anliegen ist. Aus diesem Grund wendet sie sich einmal klagend an ihr geliebtes Kind Katharina: “Ich habe einen großen Schmerz darüber, daß jetzt so viele Menschen in der Finsternis wandeln. Stelle sie alle unter meinen Schutzmantel, auf daß sie wieder sehend werden. Ich werde sie alle meinem Sohne vorstellen und für sie Fürbitte einlegen.” (4.9.1938) Auf seine Mutter weisend sagt der Heiland: “Du kannst mir viele Seelen durch ihre mächtige Fürbitte zuführen. Sei immer ihr kleines Kind!” (6.7.1929) - “Ihr habt eine ganz große Fürsprecherin an meiner lieben Mutter!” (27.3.1930)
Es kommt unserer Mutter Vogl wirklich aus dem Herzen, als sie einmal mitten im Krieg schreibt: “Ich möchte allen Menschen die Gnade erbitten, daß sie Jesus erkennen und lieben möchten; dann hätte auch der Krieg ein Ende.” (24.12.1942) Oder wenn sie zum Heiland sagt: “Lieber Heiland, wenn du mich jetzt als die Unwürdigste fragen würdest, um was ich bitten solle, dann würde ich nur um die eine Gnade für alle Menschen bitten, daß sie sich in wahrer Reue und Demut den Priestern zeigen; denn dann wird das Antlitz der Erde erneuert werden.” (26.6.1929)
Vertrauensvoll fleht sie zur Gottesmutter
für die Seelen
Mutter Vogl konnte recht kindlich sein in ihren Gebeten. Voll Einfalt und Kindlichkeit redet sie oft mit dem Heiland, mit der Mutter Gottes. Sie formuliert selbst Gebete oder spricht solche, die ihr eingegeben werden: “O Maria, liebevollste Mutter der Menschheit, erflehe der ganzen Menschheit das Vollmaß des Werkes der Barmherzigkeit, damit ihr dadurch das Meer der Liebe, der Gnade und des Lichtes im Höchstmaß zukomme.”
“O liebe Mutter, nur durch Dich kann in dieser gottlosen Zeit Jesus wiedergefunden werden. So muß ich auch heute wieder um Hilfe bitten. Mutter, ich weiß ja, daß Du gewiß nicht böse bist, wenn ich so viel bitte; du bist ja die Mutter der Gnaden, ja voll der Gnaden und da kann ich nicht anders als immer wieder bitten, weil so viele Jesus ganz verloren haben, daß sie ihn durch Dich, liebe Mutter, wiederfinden. Besonders für eine Seele, die auch von einer Mutter mit Schmerzen gesucht wird, bitte ich. Aber in allen meinen Bitten soll ganz der hl. Wille Gottes geschehen.” “O Mutter Maria, schaue auf all die armen Menschen, die Dich nicht als Fürsprecherin brauchen und nie mit dir beten. Habe Mitleid mit ihnen und bitte für alle.”
“O liebe Mutter, laß mich mit dir opfern und leiden! Verschone mich nicht! Rette die ganze Welt! Du mußt geliebt und verherrlicht werden! Schenke mir Seelen!” “O liebe Mutter, mit meinem Schutzengel, der auch immer bei mir ist, bitte ich dich um deiner Tränen auf dem Kreuzweg willen für jene Seelen, die Jesus schon lange verloren haben, daß sie zu Ostern in einer guten Beichte Jesus wiederfinden, Jesus, das einzige Glück auf Erden.” -
“Ich möchte dich, o Mutter, für alle, die keine Liebe zu dir haben, von ganzem Herzen lieben und deine Leiden für dich tragen, daß noch alle Menschen dich kennenlernen und dich lieben.” - “O unbeflecktes Mutterherz, wie bist du so schön! Du ganz allein kannst die Satansmacht zertreten. Komm uns zu Hilfe, du Sündenreine, du Braut des Hl. Geistes, daß doch alle Menschen gerettet werden! Satan ist am Werk. Er triumphiert überall... Der unheilige Geist ist in die Seelen gefahren.” “Mutter Maria, heute bist du ja die Mutter von der Erlösung der Gefangenen. Darum habe ich heute eine ganz große Bitte. Darf ich sie dir sagen, Mutter? Du möchtest das Band der Sünde von allen Kommunisten lösen. Sie sind die ärmsten der Gefangenen. Liebe Mutter, die heiligste Dreifaltigkeit, die ich bei der hl. Kommunion in dein Mutterherz gelegt habe, wird dir keine Bitte abschlagen.” -
Muß einem die folgende Selbstenthüllung dieser tiefgläubigen und vom Hl. Geist geformten Seele nicht zu Herzen gehen? Am 21.10.1954 äußerte sie sich: “Ich bete für mich um nichts. Ich bete immer für die anderen. Ich kann dem H. H. Pater Bonaventura nicht genug danken, daß er mich so abgerichtet hat. Fünfzig Jahre habe ich alles im Gehorsam getan und im Gehorsam gelebt.”
Was gibt ihr den Mut, für alle Menschen zu beten?
Ein jeder, der auf dem Sühneweg seine Erfahrungen gesammelt hat, weiß, welch seelische Belastung jedes in der Sühnehaltung verrichtete Gebet im Gefolge hat. Noch schwerere innere Leiden aber bereiten den Sühneseelen Opferangebote für die Rettung von schweren Sündern. Natürlicherweise schreckt jeder vor solchem Tun zurück. Allein die vom Hl. Geist der Stärke ihm angebotene geistige Kraft hält und befestigt ihn in den Fesseln seiner Liebe und hilft ihm, das Ich selbstlos zu opfern, um mit dem hl. Apostel Andreas auszurufen: “O bona crux!”
Von solchen Gesinnungen erfüllt, wendet sich jede ganz Kind gewordene Seele vertrauensvoll an ihre Mutter, an die liebe teuerste Jungfrau. Das tat auch Katharina, zumal sie der Herr selbst wiederholt dazu aufforderte. So sagte er am 7.1.1931 zu ihr: “Kind, ich habe dir meine Mutter ganz geschenkt. Gehe nur mit recht kindlichem Vertrauen zu ihr, dann wirst du alles von ihr erlangen. Kind, meine Mutter hat eine überaus große Freude, wenn sie recht oft an meinem Throne Fürbitte bei meiner barmherzigen Liebe einlegen darf, da ja sie allein meine ganze Liebe erfassen kann. Opfere mir recht oft durch ihre reinsten Hände alle Herzen auf, die sind und noch sein werden, mit der Bitte, daß sie alle gerettet werden.” - Und wieder: “Meiner lieben Mutter habe ich die Macht auf Erden gegeben. Sie will, daß sie... mit einem großen Vertrauen angerufen wird.” (24.6.1937)
Und wieder: “Kind, von heute an bitte mich immer um der Tränen meiner liebsten Mutter willen. Diese Bitten höre und erhöre ich so gerne. Sie vermögen vieles. Haben nicht die Muttertränen der hl. Monika ihren Sohn Augustinus zurückgeführt und der Kirche eine große Leuchte gegeben? Um wieviel mehr werden die Tränen meiner liebsten Mutter vermögen. Sie ist doch die Mutter aller Menschenkinder auf der ganzen Welt.” (28.9.1938) - Und noch einmal: “Nur das grenzenlose Vertrauen wird alles erringen. Meine Mutter ist ja die Zuflucht der Sünder. Setze dein Kindsein fort und fürchte gar nichts! Sie hat dich noch nie betrogen. Sie wird so gewiß der Welt den Frieden bringen, wie sie ihr das Heil gebracht hat.” (9.11.1939)
Es war aber auch die Gottesmutter selber, die ihr treues Kind immer wieder zu einem kindlichen Vertrauen ermutigte. So sagte sie am 27.9.1938 zu ihr: “Nachdem ich ganz deine Mutter und du mein Kind bist, darfst du immer um vieles bitten. Ein Kind glaubt gar nicht, daß es zu viel bittet.” (27.9.1938)
“Wenn mich doch die Menschen mehr um meine Fürbitte anrufen würden! O sie kennen meine Macht bei meinem göttlichen Sohn nicht!” (10.10.1930) “Ich bin die Mutter Gottes und auch eure Mutter. Ihr müßt nur ein festes Vertrauen haben, daß ich alles erbitten kann. Bittet viel und ohne Unterlaß... Es ist meine größte Freude, wenn ich immer angerufen werde. Ich nehme die Blumen so gerne an; aber der geistliche Blumenstrauß mit dem Rosenkranz ist mir noch viel lieber.” (11.10.1938) - “Kind, wer mich mit dem großen Glauben, den ich gehabt habe, anruft, der wird alles erlangen, um was er mich bittet. Meine Base Elisabeth hat schon die Worte ausgesprochen: Selig bist du, weil du geglaubt hast!” (9.1.1931) “Kind, so gewiß ich das Licht in den Tempel getragen habe, damit es die Heiden erleuchte, so gewiß werde ich auch jetzt wieder das Licht in den Herzen der Menschen anzünden, das bereits überall am Erlöschen ist. Sei recht beharrlich im Vertrauen und im Gebet und nimm alles aus der Hand Gottes an!” (2.2.1931)
Ganz von diesem wunderbaren, sieghaften Vertrauen erfüllt, ist das Jubiläumsgebet Pius XII.: “Mutter der Barmherzigkeit, erlange uns vor allem jene Gnade, die in einem Augenblick die Menschen umzuwandeln vermag.”
Mit einem unerschütterlichen und ganz kindlichen Vertrauen hat sich die edle Mutter Vogl stets an die liebe Gottesmutter gehalten. Gar oft sagte sie: “Wir müssen das vollkommene Vertrauen zur Mutter Gottes haben und dürfen nicht zaghaft und kleinmütig werden, sondern uns freuen.”
Wenn sie manchmal recht zu leiden hatte, besonders seelisch, dann bestellte sie eine hl. Dankmesse zu Ehren Mariens. Sie war eben davon überzeugt: Maria wird immer helfen! Darum schon ihr Dank im voraus. Das Vertrauen gab ihr den Mut dazu, besonders das Vertrauen zur Mutter Maria. Das Vertrauen sollte auch in uns allen den Mut zu einer weltweiten Liebe erwecken, zu einer Liebe, die alle Menschen für Gott retten will.
Mutter Vogl wendet sich in ihren Gebeten gerne auch an die Heiligen, besonders den hl. Joseph und ihre Namenspatronin; auch an die hl. Engel, die sie sehr verehrte. Mit ihrem hl. Schutzengel unterhielt sie ein besonders vertrautes Verhältnis; ihn grüßte sie täglich; ihn rief sie oft an, hatte ihr doch der Herr gesagt: “Rufe immer gleich deinen hl. Schutzengel als Schutz und Beistand an!” (29.6.1939) - Ihn bat sie täglich um die rechte Sammlung beim Gebet. Gerade dem hl. Schutzengel verdankt sie eine große Gebetsfreudigkeit und Gebetssammlung. In einem sehr alten Gebetbuch fand sie das folgende
Gebet zu den neun Chören der Engel, das sie sehr gern und mit großem Vertrauen betete:
“Hl. Engel, die ihr vom feurigsten Eifer für unser Heil erglüht, besonders ihr, unsere Hüter und Beschützer, wacht über uns und beschützt uns jederzeit und überall!
Ihr hocherhabenen Erzengel, würdigt euch, uns durch die vielen Gefahren, welche uns von allen Seiten umgeben, zu leiten und zu führen!
Ihr erlauchten Fürstentümer, die ihr über die Reiche und Länder wacht, wir beschwören euch, unseren Leib und unsere Seele zu regieren und uns auf dem Weg der Gerechtigkeit zu erhalten!
Ihr unüberwindlichen Mächte, verteidigt uns gegen die Anfälle des bösen Feindes, der allezeit umherschleicht, um uns zu verschlingen!
Ihr himmlischen Kräfte, habt Mitleid mit unseren Schwächen und erfleht uns vom Herrn die Kraft und den Mut, alle Widerwärtigkeiten und Drangsale des Lebens mit Geduld zu ertragen!
Ihr höchsten Herrschaften, regiert unseren Geist und unsere Herzen und unterstützt uns, damit wir den Willen Gottes erkennen und treu erfüllen!
Ihr obersten Throne, über welchen der Allmächtige ruht, erlangt uns den Frieden mit den Nächsten und mit uns selbst!
Ihr leuchtenden Cherubim, verscheucht die Finsternis unserer Seelen und erleuchtet unsere Augen mit dem Gotteslicht, damit wir die Heilswahrheiten wohl erfassen können!
Ihr höchsten Seraphim, allzeit von der feurigsten Liebe erglüht, entzündet unsere Seelen mit dem Feuer der göttlichen Liebe!”
Gerne segnete sie alle Menschen
mit dem hl. Kreuzzeichen
“An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.” (Mt 7,16) Wer unter der Gnadenführung des Hl. Geistes und seiner Braut täglich mehr und mehr in Gott hineinwächst, wer täglich aus den quellenden Wassern der Gnade schöpft und trinkt, wächst, wie der große Ordensstifter Benediktus sagt, mehr und mehr in Gott hinein. Er lernt aus der persönlichen Erfahrung die Wege zur Erlangung der Vollkommenheit kennen.
Dieser Glaube sagt ihm, daß alles Heil vom Kreuz des Herrn kommt, sagt ihm, daß das Kreuz, das Zeichen des Widerspruchs, zum Zeichen des Segens und des Sieges geworden ist. In ihrem langen innerlichen, gottverbundenen Leben machte Katharina Vogl immer wieder persönlich diese Erfahrung. In ihrer ichlosgewordenen Seele setzte sie die ihr gewordenen Erleuchtungen in die Tat um und machte sie zu Quellen des Segens für sich und für andere. Auf diese Weise erfüllte sie die Aufforderung des Apostelfürsten: “Liebt einander innig mit lauterem Herzen!” (1 Petr 1,22)
Ganz tief ergriff sie der Bericht über den Abschied Jesu von den Seinigen: “Während Jesus sie segnete, schied er von ihnen und fuhr in den Himmel auf.” (Lk 24,51) Sie erkannte, daß der Segen Jesu eine überquellende Kraft besitzen müsse, die im letzten Segen des Herrn auf die anwesenden etwa 120 Personen übergegangen ist. Daher galt ihr der Priestersegen stets als etwas Heiliges und Begehrenswertes. Sie ließ keine Gelegenheit unbenutzt, sich den Priestersegen zu erbitten. Jede Stunde kniete sie sich nieder zum Stundengebet, erweckte die geistige Kommunion und schloß sich in den Stundensegen ein, den ihr der Seelenführer versprochen hatte. Öfters sprach sie davon, daß die Gläubigen den Priestersegen viel mehr schätzen und begehren, ja sich in diese Segenskraft hinein bergen sollten. Sie selber segnete sich sehr oft mit dem hl. Kreuzzeichen, dem Segenszeichen, und nahm das Weihwasser. “Wenn jemand”, so erzählte sie einmal, “an meiner Tür läutet, mache ich, bevor ich öffne, das Kreuzzeichen innerhalb der Tür und sprenge Weihwasser. So segne ich alle Eintretenden.” (30.10.1952)
Ein andermal berichtet sie, daß sie mit einem kleinen Reliquienkreuz oft ein Segenskreuz über ganz Rußland hin macht und dabei den Privat-Exorzismus betet: “Seht das Kreuz, ihr feindlichen Mächte und flieht; der Löwe aus dem Stamme Juda, die Wurzel David hat gesiegt. Alleluja. Im Namen Jesu des Gekreuzigten, im Namen der Unbefleckten Jungfrau Maria beschwöre ich euch, ihr bösen Geister, weicht von diesem Ort! Fahrt hinab in den Abgrund der Hölle und kehrt nicht mehr zurück!” Auch über Genf und die Politiker, die dort tagten, machte sie oft ein Segenskreuzlein.
Jeden Abend hob sie ihr kleines Holzkreuzlein auf und sprach mit Innigkeit: “Es segne alle Menschen Gott der Vater und der Sohn und der Hl. Geist und Maria, die Gnadenspenderin. Amen!”
Als der Hl. Vater Pius XII.1954 wochenlang krank darniederlag, hat sie ihn täglich im Verein mit der lieben Mutter Gottes gesegnet: “Ich bin so einfältig”, erzählte sie damals in kindlicher Weise, “und berühre erst immer die Hand der lieben Mutter Gottes an der kleinen Gipsfigur meines Zimmers, dann erst spreche ich den Segen und mache das Kreuzlein über das Photo des Hl. Vaters.”
Weihwasser über die ganze Welt
Die Kirche lehrt ihre Kinder, nicht nur den Priestersegen und die kirchlichen Segnungen überhaupt zu schätzen, sondern auch sämtliche Sakramentalien. Zu diesen gehört als bekanntestes und zumeist angewendetes das Weihwasser. Rührend ist es, wenn Katharina Vogl erzählt: “Jeden Abend gieße ich das Weihwasser aus, und zwar im Namen aller; ich sprenge es über alle Seelen aus, auf alle meine geistigen Kinder auf der ganzen Welt, weil mich P. B. lehrte, ich dürfe die geistige Mutter für alle sein; sodann sprenge ich das Weihwasser über alle Krankenhäuser, Irrenhäuser, Unzuchthäuser, Zuchthäuser aus sowie über alle Kinder, die ohne Taufe gestorben sind, über alle Kinder, daß sie die Taufe erlangen. Das ist allabendlich mein Weihwasserausgießen vor dem Bettgehen.”
Katharina Vogl war von dem gnadenvollen Gedanken erfüllt, daß das Weihwasser wirklich die im Weihegebet der Kirche angegebenen großen Wirkungen zeitigt, nämlich die bösen Geister bannt, Pesthauch und schädliche Luft abwehrt, die Gesundheit schützt, das Wohl und die Ruhe der Menschen sichert. Sie war fest davon überzeugt, daß das Kreuzzeichen als Zeichen des Blutes und der Liebe Jesu, als Zeichen seines Erbarmens und seiner Macht eine bannende und schützende, eine heilende und heiligende Kraft enthält, daß nach dem Maß des Glaubens und Vertrauens des einzelnen der dreifaltige Gott selbst mit dem Kreuzzeichen eines jeden Christen mitsegne. (Vgl. die Schrift: A. M. Weigl: “Schütze und segne Dich und die Deinen mit Weihbrunn”)
Wir alle können und dürfen
mitbeten und mitsegnen
Weil wir nach der Lehre der Kirche als lebendige Bausteine, als Tempel des Hl. Geistes zu einer hl. Priesterschaft gehören (vgl.1 Petr 2,5), darum obliegt der Segensdienst nicht nur dem geweihten Priester des Herrn, sondern allen Christen, die infolge ihrer Taufe als ein königliches Priestertum Gott als Eigentum gehören. (1 Petr 2,9) Katharina Vogl lebte und wirkte ganz aus dieser Glaubenswahrheit.
Liebe Brüder und Schwestern in Christo! Darin liegt auch unsere wirksame Mithilfe zur Rettung der Seelen:
Beten! Viel beten und segnen! Weltweit beten und segnen! Weltweit ganz besonders jedes Vaterunser beten, jedes Ave Maria! Alle Menschen segnen im Namen des großen dreifaltigen Gottes! Sagt: “Gute Mutter Maria, bitte, segne du im Namen des großen dreifaltigen Gottes alle, alle Seelen, besonders die Sterbenden!” Macht dabei ein Segenskreuzlein mit dem Daumen in die Luft!
Das Kreuzzeichen ist das wunderbare Zeichen der Erlösung, des Heiles für alle. Seine verlängerten Balken umfassen die ganze Welt. Es ist wirksam nach dem Maß unseres Glaubens und Vertrauens; ganz besonders aber nach dem Maß unserer Liebe. Nur helfen wollen, viel helfen wollen! Retten wollen, alle retten wollen! Es kommt so viel auf unseren guten Willen an, auf unsere Sehnsucht! Wenn uns die täglichen Pflichten, Sorgen und Leiden nicht viel Zeit und Kraft fürs Beten lassen, dann wenigstens die Sehnsucht darnach haben! Augustinus sagte das wunderbare Wort: “Die Sehnsucht betet stets, auch wenn die Zunge schweigt. Hast du immer Sehnsucht, dann betest du immer.” Wie trostvoll! -
Darum jeden Morgen und Abend folgende weltweite Bitten der Sehnsucht: “O Heiland! Jeder Pulsschlag meines Lebens sei durch die Fürbitte Mariens, der Mutter aller Gnaden, ein Akt der vollkommenen Reue im Namen aller und für alle Seelen (Mein Jesus, Barmherzigkeit!). Jeder Pulsschlag meines Lebens sei ein Akt der Liebe. Jesus, Maria, ich liebe euch! Rettet Seelen! Jeder Pulsschlag meines Lebens sei ein Segen für die ganze Welt hin! über alle Menschen, über alle Armen Seelen im Fegfeuer!” - Gregor der Große sagt: “Unsere Bitten werden um so schneller zu Gott empor getragen, je größer die Glut der Liebe ist, mit der wir füreinander beten.”
Die tägliche hl. Messe und Kommunion für alle Seelen!
Am 4. Adventsonntag erfleht unsere Mutter, die hl. Kirche, für und im Namen aller ihrer Kinder, es möchte in uns infolge der häufigen Mitfeier dieses Glaubensgeheimnisses das Heilswerk, die Heilsfrucht zunehmen. Das in unendlicher Liebe auf dem Altar des Kreuzes und das in der nämlichen unendlichen Liebe auf dem Opferaltar unserer Kirche gefeierte Opfer Jesu Christi ist unsagbar mehr als das Gebet für die Seelen. Von dieser Wahrheit war Frau Vogl zutiefst durchdrungen, weshalb sie geistigerweise täglich alle Menschen mit sich zum hl. Meßopfer und zur Kommunionbank nahm.
Hierzu wurde sie auch durch innere Erleuchtungen aufgefordert, wie etwa am 27.7.1937: “Wenn du mich in der hl. Kommunion für alle aufnimmst, dann kann ich in allen Seelen wirken, wenn du es auch nicht verstehen kannst, Kind!” Und am 18.12.1937 sagte Maria zu ihr: “Kind, mein göttlicher Sohn verlangt nur bei den Menschenkindern zu wohnen! Nimm du ihn dem Willen nach bei jeder hl. Kommunion für alle, die ihn nicht aufnehmen, in dein Herz auf. Lege dann alle in mein Herz hinein. Ich will alles ersetzen und dem himmlischen Vater aufopfern.” -
Mutter Vogl erweckte so gerne auch die geistliche Kommunion besonders für alle, die das himmlische Brot schon lange nicht mehr empfangen haben, zumal der Herr sie wiederholte Male aufforderte, im Namen aller und für alle Seelen zu wirken. Mit dankbarer Freude greift sie diese große Gnadengelegenheit auf und erweckt Akte der Liebe für die Seelen, die es nicht tun; dankt für alle, die nicht danken; erweckt Akte des Vertrauens und der Hingabe. Und das alles, weil der Heiland es so wünschte und seinen ausdrücklichen Segen für die Seelen dafür versprach. “Liebe du mich für alle! Sende recht viele Liebesakte empor zu meinem Thron! Gehe, so oft du kannst, zu meinem Tabernakel, um für meine nicht erkannte Liebe Ersatz und Sühne zu leisten.” (1.8.1937)
Auf innere Eingabe hin legte sie mit Erlaubnis ihres Beichtvaters gerne auch die sogenannte stellvertretende Sühne-Beicht ab. Sie bot dem Heiland ihre Gewissenserforschung, ihre Reue, ihr Bekenntnis, ihre Buße stellvertretend für alle Sünder an und erbat für sie die Absolution. Noch als 80-jährige tat sie es: “O Jesus, alles für die Rettung der Sünderseelen.” (17.4.1952)
Wie Mutter Vogl dürfen und sollen auch wir weltweit sein in jeder hl. Messe. Alle Menschen auf dem weiten Erdenrund dürfen wir darin einschließen; für alle das Confiteor sprechen, für alle das Kyrie flehen; alle Menschenanliegen und Menschenseelen auf die Opferpatene legen und bei der hl. Wandlung dem himmlischen Vater seinen vielgeliebten Sohn für alle Seelen aufopfern; bei der hl. Kommunion dann den Heiland für alle Seelen empfangen wollen - wirklich oder geistigerweise. In dieser weltweiten Liebe wird das Meßopfer ganz besonders fruchtbar. Und wenn wir zur Beicht gehen, tun wir es in tiefer Reue über die eigene Sünden und Fehler, aber auch in weltweiter Liebe stellvertretend für alle Sünderseelen auf dem Erdenrund. “O Heiland, ich möchte dir dieses hl. Sakrament der Erlösung samt der gnadenvollen Absolution gerne für alle Sünder aufopfern, ganz besonders für die Sterbenden.”
Am 17.3.1930 durfte sie aus Jesu Mund die trostvolle Kunde vernehmen: “Liebe Seele, du weißt, ich habe immer von meiner grenzenlosen Liebe zu dir gesprochen. Ich sage dir, niemand geht verloren, außer jene, welche es selbst wollen, denn ich bin barmherzig, so daß jemand, der mich im letzten Augenblick mit reuevollem Herzen anruft, gerettet wird. Und um diese Gnade müßt ihr alle ganz besonders bitten, auf daß viele gerettet werden.”
Es sind täglich Hunderttausende, in einer Woche eine Million Menschen, die vor Gottes Gericht treten müssen. Wie viele von ihnen sind nicht darauf vorbereitet, sind in Gefahr, ewig von Gott getrennt zu werden! Muß es einen nicht erschüttern, wenn wir die Gottesmutter in Fatima sagen hören: “So viele Seelen gehen verloren, weil niemand für sie betet.” - Die Botschaften von Lourdes und Fatima haben Katharina Vogl tief ergriffen. Wenn auch von manchen Gläubigen die Erscheinungen der Gottesmutter mit der Bemerkung abgetan werden, sie seien keine Dogmen, und wenn sie deshalb sorglos an den dringenden Bitten Mariens vorübergehen; viele, und unter ihnen auch Mutter Vogl, nahmen sie sehr ernst. Nicht minder auch das Wort des hl. Vaters Pius XII.: “Es ist ein schaudererregendes Geheimnis, das man nie genug betrachten kann, daß die Rettung so vieler Seelen abhängig ist von den Gebeten und freiwilligen Bußübungen der Glieder des geheimnisvollen Leibes Christi.” (Rundschreiben “Mystici corporis”) Katharina Vogl wußte um das Geheimnis vom mystischen Leib Christi und lebte aus diesem Geheimnis. -
Opfer und Leiden für die Seelenrettung
“Christus hat im irdischen Leben gelitten; darum wappnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung!” (1 Petr 4,1) Mutter Vogl hat diese Aufforderung beherzigt und auf sich angewendet: Ihre Liebe zu den Seelen nahm durch ihre auf sich genommenen Opfer und Leiden stets zu. Der Herr nimmt seine Aufforderung: “Wer mir nachfolgen will, muß sich selbst aufgeben und täglich sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen” (Lk 9,23) ganz wörtlich und überaus ernst. Jesus kann keine Mitläufer brauchen, er kann keine Halben und keine Mittelmäßigen brauchen. Der Herr ist in seiner Art ein Revolutionär. Er stellt - und er allein hat das Recht dazu - den Totalitätsanspruch an alle, die ihm folgen. Aber das nur, weil er selbst uns geliebt und für uns gelitten und uns dadurch ein Beispiel hinterlassen hat, damit wir in seinen Fußtapfen wandeln. (Vgl.1 Petr 2,21) Das Fortschreiten auf diesem Weg setzt die Treue im Kleinen voraus, die ihre innere Kraft aus dem lebendigen Glauben zieht, der zur Beharrlichkeit führt.
Niemand gebe sich falschen Vorstellungen hin: Frau Vogl hat in jahrelanger Trockenheit, hat jahrelang ohne innere Erleuchtungen und Erkenntnisse ganz schlicht, aus Liebe zum Gekreuzigten, den Willen Gottes erfüllt und einfach, in der Absicht, Gott dadurch zu verherrlichen, sich im Gehorchen geübt. Sie harrte aus in Geduld und so wurde ihr Herz stark. Sie übte sich in der Sehnsucht, Seelen zu gewinnen. Und das, obwohl sie vielfach keine äußeren Erfolge sah. Sie glaubte eben an die Wahrheit jenes Wortes Jesu, das er über den unendlichen Wert einer einzigen Menschenseele gesagt hat. Durch das treue Leben aus diesem Glauben, durch das demütige heilshungrige Lesen der Hl. Schrift, wurde ihr Inneres weit und groß, wurde es schließlich weltweit.
Treue um Treue!
Der Herr liebt die treuen Seelen, die sich seiner Liebe ausliefern und sein Wort halten. Zu diesen Treuen zählt Mutter Vogl ohne Zweifel und so kam es, daß sich Jesu Wort an ihr erfüllte: “Wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm kundtun.” (Jo 14,21) Daß dieses Sich-Kund-tun neue und große Opfer im Gefolge hat, versteht sich eigentlich ganz von selbst. Das erfuhr sie Tag für Tag. Immer wieder wurde sie dazu aufgefordert: “Du sollst dir jede kleine Bequemlichkeit versagen! Kind, ich kann dir gar nicht sagen, wie groß es ist, im Namen aller und für alle Seelen wirken zu wollen und seinen Leib mit allen seinen Neigungen und Lastern zu züchtigen, so daß ich dadurch viele Strafen von der Menschheit abwenden kann, die ich so sehr liebe!” (20.2.1930) - “Du sollst auf allen Trost und auf alles Schauen Verzicht leisten, auf daß ich es anderen gebe, die sonst verlorengehen würden.”
“O diese gänzliche Losschälung von allem ist Jesus am wohlgefälligsten.” (6.7.1929) “Liebe kleine Seele, das Opfer der fünf Sinne ist mir das liebste zur Seelenrettung. Ich verlange nichts Großes und doch ist es groß in meinen Augen.” (13.9.1930) Wenn du am Morgen glaubst, du kannst vor Leiden dein Lager nicht verlassen, so komm doch; komm dennoch; mach sofort die Meinung: im Namen aller und für alle! Vereinige dich immer mit mir. Ich werde dich erquicken.” - Zum Opfern brauchte Mutter Vogl oft einen heroischen Willen; aber dank der Gnade brachte sie das Opfer der fünf Sinne; dank der Gnade raffte sie sich jeden Tag zum Besuch der hl. Messe auf, auch als 80-jährige noch, obwohl sie infolge ihrer ganz schweren Sühneleiden während der Nacht meist nur ein paar Stunden schlafen konnte und infolge davon am Morgen völlig erschöpft war. - Die tägliche hl. Messe ist auch heute für manche ein sehr großes, aber um so gnadenvolleres Opfer. Mutter Vogl sagte immer wieder ein tapferes Ja zu allen Opfern, ein tapferes Ja auch zu den Leiden, die ihr auferlegt wurden. “Lieber Heiland, du weißt schon lange, daß ich dir Seelen retten helfen will und vor keinem Leiden zurückschrecke. Schenke mir nur deine Gnade und Liebe.” (14.2.1930)-
“Durch Leiden werden mehr Seelen gerettet als durch Kirchenbesuch”, sagte am 12.4.1931 eine innere Stimme zu ihr, als sie in jenen Tagen wegen schwerer Krankheit die hl. Messe nicht besuchen konnte; früher schon, am 3.4.1930 sagte Jesus zu ihr: “Es gibt für mein Herz keine größere Freude, als daß du aus Liebe zu mir für die Rettung der Seelen leidest.” - “Kind, nur die Liebe ist das höchste, denn ich selbst bin die Liebe. Und diese Liebe nimmt sich ganz besonders der Sünder an, wenn sie auch weiß, daß sie selbst zu den Sündern gehört. Aber die Liebe ist noch größer.” (19.9.1937)
Leid von seiten der Menschen
Dem Herrn durch Leiden ähnlich werden, ist die hohe Berufung der Sühneseele. Wer von uns Sterblichen könnte das Maß der Leiden Christi, das er von seiten der Menschen während seines öffentlichen Lebens erduldet hat, nur ahnen? Die Sühneseele muß, weil sie fromm in Christus Jesus leben will, wie der Apostel sagt, Verfolgung erleiden. (2 Tim.3,12) Es ist also selbstverständlich, daß diese der Vogl-Mutter nicht erspart blieb.
Immer wieder mußte sie Kränkungen und Beleidigungen von Mitmenschen erfahren, Eifersucht, Zurücksetzung, Verkennung, ja Haß. Einmal ermunterte sie die Gottesmutter: “Du sollst dich nicht kränken, wenn du von der Umgebung Haß erfährst. Freue dich darüber; opfere es auf zur Sühne für die liebeleere Welt! Alles ist mit Haß erfüllt. Nur die Liebe allein kann die Welt noch einmal retten.” (27.2.1943) Als sie während der Kriegsjahre von einer nahestehenden Person, der sie viel Gutes tat, oftmals gekränkt wurde, sagte Maria zu ihr: “Kind, diesen ständigen Widerspruch ertragen ist besser als Beten, Tag und Nacht... Ich kenne diesen Schmerz. Schweige - und lege alles in meine Hände!” (6.4.1943)
Mutter Vogl tat es, obwohl sich ihre Natur manchmal aufbäumte; sie hatte ein stark ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl, sie war gegen Widerspruch empfindlich, aber sie wollte für die Seelen leiden, wollte Neid und Verkennung von anderen ertragen. Sie hielt sich an die ihr gewordenen Weisungen: “Hast du vom Nächsten zu leiden, so denke immer, daß ich es zugelassen habe zum Heile deiner und vieler Seelen. Kommen aber Fälle vor, wo du glaubst, sie könnten für deine Seele ein Schaden werden, so wende dich an mich mit der Bitte, daß ich es abwenden möchte... Ich werde es zur rechten Zeit abwenden.” (23.7.1930)
- “Kind, bringe mir das Opfer der Feindesliebe! - Du sollst diejenigen, die dir viel Leid zugefügt haben, mehr lieben als die, von denen du nur Gutes empfängst... Du sollst mir Seelen suchen und zuführen helfen.” (1.7.1939)
- “Sei auch nicht mehr aufgeregt über diejenigen, die sich an mir ärgern, die mich verfluchen und lästern, sondern sprich mit mir die Worte: Vater, verzeih ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.” (19.10.1937)
Die Feindesliebe ist der höchste Grad der Nächstenliebe. Zu ihr will sie der Herr erziehen: “Ich brauche eine Schar von Sühneseelen, die alles aus meiner Hand annehmen und sich über nichts beklagen. Sie sollen die Nächsten lieben wie sich selbst. Die Nächsten können auch unsere Feinde sein, wie jene, die uns jetzt peinigen. Sie sind die Werkzeuge in meiner Hand...” (30.1.1938)
Um allen Feinden diese heroische Liebe schenken zu können, zeigte ihr Jesus auch den Weg: “Kind, liebe mit meiner Liebe alle, die dich verachten. Ich schenke dir meine Liebe.” (17.11.1941)
Wie rührend ist ihr Geständnis: “Als ich heute nach der hl. Wandlung mit Jesus die sieben Worte am Kreuz betete, da mußte ich so innig bitten: Vater, verzeih ihnen: denn sie wissen nicht, was sie tun. Auch ich hab' es nicht gewußt, aber jetzt will ich dich für alle lieben und Sühne leisten.” (23.9.1953)
- Und wenige Monate vor ihrem Tod schrieb sie voll Dankbarkeit in ihr Büchlein: “Heute war der schönste Tag in meinem Leben, weil ich von einer Frau, der ich schon oft etwas geschenkt habe, auf schreckliche Weise beschimpft wurde. Als sie ausgetobt hatte, schenkte ich ihr wieder Verschiedenes und dankte ihr von ganzem Herzen. Das hat sie zur Besinnung gebracht. über mich kam eine große Freude. Ich dachte an den hl. Vater Franziskus, der sagte: “Darin besteht die vollkommene Freude.”
Sühneleiden für die Rettung
der unkeuschen Seelen
Welch erschütternde Tatsachen berichtet der hl. Apostel Paulus in seinem Römerbrief im 1,25 und 32. Aber bereits in der ältesten Zeit der Menschheitsgeschichte lesen wir: “Die Menschen sind nichts anderes mehr als Fleisch.” (Gen 6,3) Wiederholte Male nimmt der Herr während seines öffentlichen Lebens auf diese traurigen sittlichen Verfallserscheinungen Bezug. Und erleben wir den damaligen unsittlichen Zustand nicht auch in unseren Tagen?
In seinen Worten an die Vogl-Mutter bestätigte dies Jesus selbst, als er zu ihr sagte: “Der Geist der Unkeuschheit regiert die Welt; deshalb haben die Opferseelen gerade da so viel zu leiden.” (30.8.1942) Und weiter: “Satan wird dich in der Reinheit sieben. Aber fürchte dich nicht. Ich bin bei dir. Je mehr sich die Welt den unreinen Begierden hingibt, um so mehr sollst du die Reinheit hochhalten, um mein Herz zu trösten.” (12.5.1937) - “Glaube mir, die unsichtbaren Versuchungen Satans sind viel schwerer als die sichtbaren körperlichen vom Geist der Finsternis, aber überlasse dich ganz mir; ich bin es, der alles zuläßt und abwendet.” (20.6.1931) “Der Kampf um die Reinheit muß ja sein zur Sühneleistung, aber gerade die Nichteinwilligung macht die Seele in diesem Kampf immer reiner. Kind, je mehr sich jetzt die Menschen durch diese Sünde verunreinigen, um so mehr müßt ihr die Reinheit für das Höchste halten. Wenn die Seele sehen würde, mit welch großem Verlangen und welcher Liebe ich einziehe in eine reine Seele, ja sie müßte sterben vor Seligkeit. Aber auch das Gegenteil ist der Fall.” (8.6.1938)
Hier darf nochmals erwähnt werden, daß Mutter Vogl infolge unkeuscher
Versuchungen viele Jahre hindurch ein wahres Martyrium
zu erleiden hatte. Es kommen, so berichtet sie ihrem Seelenführer, jede Nacht stundenlang starke sinnliche Gefühle und Reize, wie sie solche in ihrer Jugend nicht gekannt und durchgemacht hatte. - Eine erschreckende Fleischeslust und als Folge die schreckliche Angst, sie könnte in die Sünde eingewilligt haben. Sie schreibt: “O wie leide ich da. Ich meine, ich bin verdammt Aber immer wieder erlebe ich die große Freude, wenn ich nicht eingewilligt habe. Wie rufe ich in diesem so schweren Leiden alle Engel und Heiligen an! Es ist das schwerste Leiden, ein unblutiges Martyrium, weil man immer so nah der Sünde ist.” Der Heiland hat ihr dies bestätigt: “Freilich wäre oft jedes andere Leid besser. Der hl. Paulus hat über alle seine großen Leiden keine Bitte um Wegnahme gehabt, aber über den Stachel des Fleisches hat auch er um Wegnahme gerufen und warum? Weil kein Leid so mit dem Sündigen verbunden ist; aber der Demütige und auf mich Vertrauende hat nichts zu fürchten.” (26.7.1938) Maria, die Mutter, tröstet sie:
“Sei nicht zaghaft wegen der vielen Versuchungen hinsichtlich der Reinheit. Das ist ja gerade die Reinheit, weil du es nicht willst. Es gibt keine Sünde, wenn der Wille nicht dabei ist. Lege alles in meine reinsten Hände, auf daß ich es dem himmlischen Vater mit den Verdiensten meines göttlichen Sohnes aufopfere zur Sühne im Namen aller und für alle Seelen.” (22.8.1937) Demütig und vertrauend erträgt die treue Opferseele außerdem monatelang ein schweres Augenleiden zur Sühne, weil ja “durch die Augen so viel Begierlichkeit des Fleisches in die Herzen einzieht”, erträgt auch monatelang quälende Schmerzen an den Füßen zur Sühne für die sündhaften Tänze, erleidet in der Faschingszeit Nacht für Nacht ein direktes Sterben. Alles zur Sühne für die Sünden der Unkeuschheit und im Namen aller und für alle Seelen. Ihr aufreibendstes Leiden aber, das Martyrium der Sinnlichkeit bis in die letzten Wochen ihres Lebens hinein, gehört für die Priester. So will es die Gottesmutter: “Opfere deine schweren Nächte auf für die Ärmsten der Armen, für die abgefallenen Priester. Jesus hat ihnen sein allerheiligstes Sakrament anvertraut, sie aber haben mit dieser großen Gnade nicht mitgewirkt, sondern die Leidenschaft geliebt. Kind, hab Mitleid mit ihnen. Viele möchten zurück und können nicht mehr.” (22.1.1943)
Und wieder: “Kind, ich bin bei dir mitten in den schweren Kämpfen. Ich habe das Opfer angenommen für die abgefallenen Priester.” (30.8.1942) - So ertrug Mutter Vogl jahrzehntelang qualvolle, oftmals bis zum Rand des Erträglichen gehende, körperliche und seelische Leiden im Geist der Sühne, und zwar mit der ganzen Liebe ihres Herzens!
Das Leiden einer Sterbenden
Mutter Vogl war viel krank, oft viele Wochen lang. Öfter wurde sie mit den hl. Sterbesakramenten versehen. Nicht selten erlebte sie die Schmerzen und Ängste Sterbender, um dadurch sterbenden Sündern zu Hilfe zu kommen. Am Fest der Unbefleckten Empfängnis 1952 berichtete sie deshalb ihrem Seelenführer. “Abends 6 Uhr bin ich plötzlich so krank geworden, daß ich nicht einmal mehr mein Abendgebet verrichten konnte. Um neun Uhr war ich zum Sterben. Ich war bereit dazu, aber das war so hart, daß ich einigemal laut ausgerufen habe: O ist das Sterben schwer! Drei Stunden später sagte ganz laut eine Stimme zu mir: ‘Es ist nicht dein Sterben. Die liebe Mutter hat dir heute eine Seele geschenkt und für diese mußt du sterben. Seelen retten geht nur durch Leiden!' “ Und sechs Wochen später: “Ich bin immer zum Sterben... Alles hab ich abgelegt. Ja, Jesus mußte auch ganz verlassen sterben; nicht einmal seine liebe Mutter konnte ihm eine Hilfe bringen. So habe ich es heute Nacht (am 18.1.1953) wieder erlebt und erlitten. O dieses Sterben ist schwer oder besser gesagt das Seelenretten. Jetzt verstehe ich erst, warum die Mutter zu mir sagte: ‘Kind, wirst du das alles ertragen?'”
Mehr als einmal berichtete sie ihrem Seelenführer, daß sie vom Abend bis zum Morgen wie eine Sterbende dalag, wie sie für irgendeine Seele ein direktes Sühnesterben durchlitt. Und noch war dies nicht das Schlimmste. Einem förmlichen Martyrium glichen die Tage und Wochen ihrer inneren gänzlichen Verlassenheit, ihrer Gottverlassenheit. Da sah sie nur noch ihre Sünden; da glaubte sie, ihr ganzes Tugendleben und alle ihre aus Liebe zu Gott und zum Nächsten gebrachten Opfer seien nichts als eine einzige Täuschung gewesen. Da glaubte sie das Opfer des höllischen Betruges geworden zu sein. Diese überaus qualvollen Erlebnisse, durch die sie zur Verzweiflung versucht wurde, steigerten sich noch in den letzten Jahren ihres Lebens. Ein Brief an ihren Seelenführer vom 29.3.1954 gibt von diesem, ihr Ich ganz zermarterndem Leid Zeugnis: “Es ist die ganz schwere Zeit gekommen, die gänzliche Verlassenheit. Ich habe meine Sünden so groß gesehen wie noch nie. Ich mußte Tag und Nacht weinen. Es ist nur gut, daß ich allein bin. Ich glaube, daß ich nicht mehr froh werden kann. Alles - nämlich ihr geistliches Leben - war für mich nur eine Täuschung und Einbildung. Ich bin wie in der Hölle. - Gott Dank, daß ich noch beten durfte. Das ist eine Finsternis, nicht zu beschreiben: Der größte Schmerz im Leben. Mir ist, als ob ich die Sünden der ganzen Welt begangen hätte: Ölberg - Ölberg!” -
Es war ihr zumute, als sei jede Gottesliebe in ihrem Herzen ausgelöscht. Der Heiland bestätigte ihr dies: “Für eine gottliebende Seele ist es das schwerste Kreuz, wenn sie glaubt, keine Liebe mehr zu haben.” (5.8.1942) Und er redet ihr voll mitleidiger Liebe zu, um sie zu stärken: “Sei ruhig, trage dieses Martyrium, daß du keine Liebe hast.”
... hätte ich mich nicht zum Opfer angeboten!
Von dem vielen inneren Leid zermürbt, zeigte sich Mutter Vogl einmal in ihrer ganzen Menschlichkeit. Sie erzählte ihrem Seelenführer: “Einmal bin ich in einem Leid wirklich ungeduldig geworden; da sagte ich geradewegs heraus: “Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich mich nicht zum Opfer angeboten.”
Wie viel Armseligkeit offenbart sich in diesem Versagen eines begnadeten Menschen! Der Heiland tadelte sie wohl, ermunterte sie aber aufs neue zum Opfern und Seelenretten: “Liebes Kind, immer und immer möchte ich dir die Worte zurufen: Hilf mir Seelen retten!” - “Ich bin der Seelen-Sammler. So darfst du mich heißen. Dazu brauche ich Leiden. Nur durch Leiden werden die Seelen erobert.” (6.1.1938) “Bitte nur in meinem Namen den Vater um recht viele Seelen. Vereinige immer deine Leiden mit meinen Leiden und Verdiensten. Wer anders stärkt dich in deinen großen Leiden bei Nacht als ich?” (1.9.1930) - “Denke gar nicht mehr an dich, sondern schenke mir dein ganzes Leben für alle Seelen. Entsage ganz deinem Willen und lege alles in die Hände meiner lieben Mutter.” (4.11.1930) - Auch die Gottesmutter bat sie: “Du sollst dich immer zum Opfer anbieten, immer mitopfern und mitgeopfert werden, alles zur Rettung der Seelen.” (Weihnachten 1952) -Und wie lieb tröstete Maria die Leidende und Ringende: “Mein Kind, mein göttlicher Sohn sieht nicht mehr deine Sünden; er sieht nur die Liebe, mit der du deine Leiden trägst zur Rettung der Seelen!” (7.4.1930) - Auch der Heiland flößt ihr Trost ein: “Deine gänzliche Ergebenheit in den Willen Gottes hat viel zur Rettung der Seelen beigetragen, wenn du auch niemals davon erfährst. Meine Todesangst war mein größtes Leiden, darum kam es auch dir als das größte vor, was du bisher gelitten hast, und doch war es nur eine Kleinigkeit, weil ich dich mit meinem Kostbaren Blutgestärkt habe.” (11.4.1930).-
Unser Kreuz für die Seelenrettung
Am Schlußtag des großen Eucharistischen Weltkongresses in München (7. Aug. 1960) sagte der päpstliche Legat Testa: “Wir tragen unser Kreuz nicht für uns allein, sondern für die Glieder des Leibes Christi. Liebe Brüder und Schwestern! Wie fruchtbar und gesegnet ist unser Opfer und Leiden für die Glieder des Leibes Christi, für die Rettung der Seelen.” Mutter Vogl hörte einmal das Wort: ‘ Die leidende Liebe ist die größte.” Ja, im Leiden darf der Mensch seine größte Liebe schenken. Es gibt so viele Menschen, die ähnlich wie Mutter Vogl viel an Leib und Seele geplagt sind, und zwar Jahre, Jahrzehnte hindurch; Kranke, verlassene alte Leute, Einsame, Versuchte, Verstoßene, wirkliche Kreuzträger. Es sträubt sich aber unsere Natur gegen das Leiden. Wir wollen nicht krank sein, sondern gesund; wir wollen nicht zurückgesetzt sein und beleidigt werden, sondern Anerkennung, Gerechtigkeit und Dank erfahren. Gott aber läßt oft das Gegenteil zu. Er sucht uns heim, um uns näher an sich zu ziehen; er sucht uns heim, damit wir anderen Seelen Gnaden verdienen helfen. “Niemand”, so sagt der hl. Chrysostomus, “kann seine Seele retten, wenn er nicht irgend etwas für das Heil seiner Mitbrüder getan hat.”
O wie kostbar werden all unsere Leiden, Schmerzen, Enttäuschungen, Versuchungen, Ängste usw., wenn wir sie ummünzen durch die Liebesmeinung: Alles für die Rettung der Seelen. “Heiland, hilf mir alles ertragen für die Seelen, auch wenn ich ganz und gar unwürdig bin.” -
Eine Kranke unserer Tage, die schon 20 Jahre schmerzgebeugt darniederliegt und vom Beispiel der edlen Mutter Vogl tief ergriffen wurde, schreibt dem Verfasser: “Bei den Worten ‘Hilf auch du Seelen retten' erklingen sämtliche Saiten meiner Seele zu einem harmonischen Akkord, denn sie bedeuten für mich Kranke Verdienst wie für den Gesunden die Arbeit, der Beruf. Eine begnadete Seele, die 40 Jahre lang ans Schmerzenslager geheftet war (Therese Mauser von Nittenau) sagte: ‘Mein Beruf ist das Leiden' und ich möchte hinzufügen - und Seelen retten. Du liebe, gesunde Schwester und du lieber Bruder wirst fragen, wie kann Leiden Beruf sein? - Dann, wenn ich im Leiden den hl. Willen Gottes anerkenne, anbete, und mich ihm willig beuge. Das ist gut und verdienstvoll für meine eigene Seele und wird zugleich verdienstvoll für andere Seelen. Schon am frühen Morgen, zu jeder Stunde des Tages und der Nacht (wenn ich nicht schlafen kann) opfere ich meine Schmerzen und meine Hilflosigkeit und alles, was jede einzelne Stunde Unangenehmes mit sich bringt, durch Mariens Hände dem himmlischen Vater auf - für die Bekehrung der Sünder, für die Rettung der Seelen. Oft und oft spreche ich folgendes Gebetlein, von dem es heißt, daß es andächtig gesprochen eine Seele retten kann: ‘Jesus, Maria, ich liebe euch, rettet Seelen.' Ich spreche es im Namen aller und für alle Seelen.
Und wenn du selbst ans Krankenbett gebunden bist, o lieber Leidensbruder, o liebe Leidensschwester, dann höre besonders auch du diesen Ruf: ‘Hilf auch du Seelen retten' -öffne ihm dein Herz!
Leidenszeit ist die höchste Gnadenzeit.
Papst Pius XII. hat es uns zugerufen in seiner Botschaft an die Kranken. Er war selber ein großer Kreuzträger. Es gibt so viel Unaussprechbares, Leidvolles im Leben eines Kranken. Laß nichts davon verlorengehen, auch nicht das kleinste. Alles für die Rettung der Seelen. Vielleicht sind deine Schmerzen so groß, daß du nicht viel beten kannst, oder man läßt dir nicht die nötige Ruhe dazu, dann ein kleines Stoßgebetlein, ein inniger Liebesseufzer zum Himmel empor. Leg alles in die Hände der lieben Mutter Gottes. Segne oft auch alle Menschenseelen. Du kannst dies mit deinem Herzen tun, wenn du zu schwach bist, mit dem Daumen ein Segenskreuzlein zu machen. Segne besonders alle Seelen, die in Gefahr sind verlorenzugehen. Rette sie vor dem Abgrund. Segne durch die liebenden Hände Mariens. Die Mutter hilft dir dafür dein Kreuzlein tragen.” - So eine tapfere Dulderseele unserer Tage, die schon 20 Jahre darniederliegt.
Der Heiland ruft nach Opferseelen. Wie beherzigenswert ist sein Mahnruf: “Ich brauche eine Schar von Sühneseelen, die alles aus meiner Hand annehmen. Sie sind die Werkzeuge in meiner Hand. Sühneseelen, die sich ganz aufopfern, werden meine Barmherzigkeit auf die Sünder herabziehen, auf daß sie sich bekehren; und je eher das geschieht, um so eher wird auch der Triumph der Kirche kommen. Ich suche ja nur die Seelen!” (30.1.1938) - “Ich will ja die Welt erneuern in meiner Liebe und das kann nur durch Leiden geschehen. Wer mehr leidet, dem wird auch eine größere Liebe geschenkt. Durch Leiden können noch viele bekehrt werden. Ich warte auf euch, ihr Opferseelen. Wo seid ihr, um mich einigermaßen zu trösten?” (11.3 und 19.4.1938)
“Ich habe jeder Opferseele
ein bestimmtes Leiden zugewiesen.
Da ich alle retten will, brauche ich viele Opferseelen. Jede bekommt die Gnade, die sie dazu nötig hat. - Betet um viele Opferseelen, die meine Liebe verstehen.” (22.5.1938) - Und wieder: “Ihr solltet danken für die jetzige Zeit und nicht immer ängstlich darnach fragen, was noch kommen wird. Jetzt ist die Zeit der Ernte. Ihr sollt nur wirken und Seelen retten helfen. Die wahre Liebe fürchtet auch gar nichts, weder Hunger noch Verfolgung, noch den Tod, und um diese Liebe müßt ihr euch befleißigen. Alles andere, was Sorge macht, ist vergänglich und wertlos für die Ewigkeit. Ich suche ja nur Seelen, Kind. Viele, viele haben durch diese Heimsuchung ihre Seelen wieder gerettet.” (29.4.1938)
Ja, durch Leiden werden mehr Seelen gerettet als durch die glänzendsten Predigten. Das ist die große Chance für alle Kranken, für alle Bedrängten: wirksam an der Seelenrettung mithelfen zu dürfen. - Bitte, um jeden Preis ausnützen! Aber was nicht weh tut, was nicht blutet, ist kein Opfer.
Herrliche Opferbereitschaft
eines Jungmanns unserer Tage
Ein ergreifendes Beispiel von der Bereitschaft, für die Seelen zu opfern, bringt der “Katholische Schweizerbauer” in seiner Novembernummer 1960. Er berichtet von dem Jungbauern Alois Wick aus Lütisburg. Anläßlich seiner Exerzitien 1958 erzählte dieser dem H. H. Kapuzinerpater Siegward:
“Pater, ich bin unheilbar krank. Der Arzt sagte mir, daß ich mit 30 Jahren sterben werde. Ich habe mich nun durchgerungen. Ich sage Ja zu meinem Lebensopfer. Oft geht es mir schon schwer, besonders wenn ich sehe und höre, wie meine Klassenkameraden im Leben beruflich vorwärts kommen, eine Familie gründen... Wie eine Versuchung kommt mir oft der Gedanke: Alois, nützt es überhaupt noch etwas, wenn du dich weiterbildest...? Darum bin ich in die Exerzitien gekommen, daß ich aus dem Glauben heraus die Kraft schöpfen kann für mein Opfer.
Pater, ich opfere mein Leiden, meine Krankheit, mein junges Leben auf für die Bekehrung der Sünder, für die Sterbenden, für die lieben Armen Seelen, für die Priester und Missionare, für Ihre Arbeit in der Bauernseelsorge. So hat mein Leiden doch einen tiefen Sinn. So hat mein kurzes Leben doch eine große Aufgabe erfüllt.
Und wenn's mit mir zum Letzten kommt, Pater, versprechen Sie mir, daß Sie dann kommen, wenn ich Sie rufen lasse...?”
Zwei Jahre später wurde das Urteil des Arztes wahr. Alois starb 30-jährig voll ganzer Ergebung in den Willen Gottes, voll Dankbarkeit für die Exerzitien, voll Vertrauen auf die unendliche Erbarmung Gottes. Er sagte dem Pater im Sterben noch: “Für die Exerzitien kann ich Ihnen nicht genug danken. Da habe ich beten gelernt, vertraulich reden mit dem Heiland, Ja zu sagen zu jedem Kreuz, alles aufzuopfern für die Rettung der unsterblichen Seelen. Alle sollten Exerzitien machen.”
Selbstaufopferung ist das Größte
Auch Mutter Vogl krönte ihre Liebe zu den Seelen durch die vollkommene Selbstaufopferung. Der Heiland hat sie schon früh dazu ermuntert, als er zu ihr sagte: “Wer sich aus reiner Liebe zu mir für alle zum Opfer bringt, der hat die größte Liebe. Diese Seele hat das erste und zweite Gebot erfüllt. Das sind die Opferlämmer der Liebe.” (24.3.1930) Und wieder: “Opfere dich so hin für die Seelen, wie ich mich hingeopfert habe.” (21.9.1930) Am 12.10.1937 sagte Maria zu ihr: “Liebes Kind, bringe dich jeden Tag aufs neue für die Rettung der unsterblichen Seelen zum Opfer dar, und zwar mit den Verdiensten meines Sohnes.”
Worin diese Selbstaufopferung besteht, legte ihr der Heiland am 24.10.1930 dar: “Du sollst Augen haben und keine mehr; Ohren und keine; einen Mund, aber nur sprechen, wenn es nötig ist; ebenso sollen sich deine Gedanken ausschließlich mit mir allein beschäftigen. Dann kannst du immer mehr zur Seelenrettung beitragen.” Und ein anderes Mal: “Eine Seele, die sich mir ganz hingegeben hat, kann sich nicht für die eine oder für mehrere Personen anbieten, sondern nur für alle ohne Ausnahme, wie auch ich für alle gestorben bin.” (9.7.1937) Der Erfolg einer solchen totalen Hinopferung ist ein ganz großer: “Diese Sühneseelen, die alles so annehmen und sich ganz aufopfern, werden meine Barmherzigkeit auf die Sünder herabziehen, auf daß sie sich bekehren.” (30.1.1938)
Es ist der edlen Mutter Vogl dieser gänzliche Verzicht auf sich selbst und die völlige Hingabe in den Willen Gottes oft recht schwer geworden, aber sie ist ihrer heroischen Aufgabe treu geblieben. Mit Erlaubnis ihres Beichtvaters erneuerte sie diese Selbstaufopferung bis ins hohe Alter immer wieder. Wenige Monate vor ihrem Tod schrieb sie ihrem Seelenführer: “Habe mich wieder ganz als Sühne für die Bekehrung der Sünder angeboten.”
Wie gern hätte sie auch sichtbare Werke der Barmherzigkeit getan und hätte mit vollen Händen Wohltaten ausgeteilt. Das aber blieb ihr zeitlebens verwehrt. Sie lebte immer in sehr bescheidenen Verhältnissen. Während des Krieges, wo sie ausgebombt wurde, und auch nachher bis zu ihrem Tod war geradezu die Armut ihr Gast. Ihre Rente war sehr knapp. Darüber hat sie nie gejammert. Um so mehr fällt die Hingabe ihrer selbst ins Gewicht, eine Hingabe nicht nur für eine, sondern für viele, ja für alle Seelen.
Das Wertvolle in ihrem Leben ist die Tatsache, daß sie jahrzehntelang im Namen aller und für alle Seelen betete und opferte, duldete und litt. Dieses Selbstopfer aus Liebe bereitete ihr zeitweise auch großen Trost, zumal der Heiland einmal zu ihr sagte: “Liebes Kind, heute will ich dir sagen, daß das Wirken im Namen aller und für alle Seelen meinen strafenden Arm immer noch zurückhält. Ich bin die Wahrheit und halte, was ich versprochen habe, nämlich, daß ihr für alle Seelen ersetzen könnt.” (3.6.1937)
Und früher schon: “Diese Hinopferung im Namen aller und für alle ist so groß, daß die ganze Höllenmacht daran zerschellen wird. Das ist der feste Damm, den ich für diese schwere Zeit aufgerichtet habe. Jetzt ist die ganze Hölle los; aber fürchtet euch nicht: Alle Engel und Heiligen stehen euch zur Seite. Maria, die Unbefleckte, steht an der Spitze. Sie wird die Macht Satans zertreten.” (29.1.1930)
Die kostbaren immerwährenden Aufopferungen
Mutter Vogl übergab all ihr Beten und Opfern, all ihr Wirken und Leiden stets durch die reinsten Hände Mariens dem himmlischen Vater. Sie wußte um den geringen Wert ihres eigenen Tuns und Opferns, darum übergab sie alles Maria, brachte alles dar durch Maria, der Mutter der Gnaden, insbesondere die immerwährende Aufopferung des Kostbaren Blutes Jesu sowie seines heiligsten Herzens und all seiner Verdienste.
Der Heiland selber und seine Mutter haben ihr mit längerer oder kürzerer Unterbrechung durch 30 Jahre hindurch diese Aufopferungen empfohlen. Mit so überzeugenden Worten sagte Maria zu ihr: “Liebes Kind, mein göttlicher Sohn hat euch eine Waffe in die Hand gegeben, die nach menschlicher Berechnung nicht zu fassen ist, die große gute Meinung und die kostbaren Aufopferungen im Namen aller und für alle.” (11.10.1930) Und am 17.12.1930 hörte sie den Heiland sagen: “Könntest du sehen und wissen, was mit den kostbaren Aufopferungen und der großen Meinung im Namen aller und für alle gewirkt wird, du würdest keinen Augenblick vorübergehen lassen.”
Ja, sie sind für jeden Christen etwas wahrhaft Gnadenbringendes; ein immerzu sprudelnder frischer Gnadenbronn. Im folgenden bringen wir die einzelnen überaus vielseitigen Aufopferungen, wie sie unserer Mutter Vogl vom Himmel empfohlen wurden.
Als überaus gnadenvoll bezeichnet der Heiland, wie wir bereits vernommen haben, die Aufopferung seines Kostbaren Blutes. “Unaufhörlich soll mein Kostbares Blut aufgeopfert werden, das ich mit so großer Liebe vergossen habe. Das wird viel zu wenig ausgenützt.” (9.7.1931)
Am 2.9.1930 sagt ihr der Heiland: “Heute kannst du mir die größte Freude machen, wenn du recht oft den Tag hindurch mein allerkostbarstes Blut, das ich bei der Geißelung und Dornenkrönung mit so großen Schmerzen vergossen habe, dem lieben Vater im Himmel, mit mir und meiner lieben Mutter vereint, aufopferst. Denn fast die ganze Welt ist an der Sittenlosigkeit und dem eigenen Willen erkrankt. Und für diese Sünden soll Sühne geleistet werden.”
Am 29.3.1943 lehrte sie der Herr eine Aufopferung, die in besonderer Weise auf das Reich Mariens Bezug nimmt: “Himmlischer Vater, durch die reinsten Hände Mariens opfern wir dir im Namen aller Seelen das Kostbarste Blut Jesu auf, das jetzt bei allen hl. Messen auf der ganzen Welt fließt, mit der Bitte, daß das Reich Mariens bald kommen möge.”
Besonders empfiehlt der Heiland die Aufopferung des bei jeder hl. Messe fließenden Kostbaren Blutes. Es gibt nichts Kostbareres auf Erden, als das Herzblut des Gottessohnes durch die Hände des Priesters und die reinsten Hände der Jungfrau Maria bei jeder hl. Messe dem himmlischen Vater aufzuopfern.
Die begnadete Seele hat diesen Erkenntnissen im praktischen Leben Folge geleistet. Mit großer Innigkeit hat sie jedesmal nach der hl. Wandlung durch die reinsten Hände der lieben Mutter Maria den Kelch mit dem Kostbaren Blut über die ganze Welt, über das ganze Fegfeuer und den ganzen Himmel zur größeren Ehre und Verherrlichung der allerheiligsten Dreifaltigkeit, der lieben Mutter Maria und aller lieben Engel und Heiligen ausgegossen. Dieses hl. Blut bewirkt nach den Worten des Heilandes Sühne und Genugtuung und besitzt eine gewaltige Segenskraft für die Kirche.
Ganz besonders kommt es den Sterbenden zugute. Darum die Bitte: “Opfere heute ganz besonders mein Kostbares Blut und alle meine Verdienste auf für alle Menschen, die heute in der ganzen Welt sterben werden und in den letzten Zügen liegen. Damit kannst du mir heute die größte Freude machen.” (18.10.1937)
Papst Johannes XXIII. approbierte am 24.2.1960 die Litanei zum Kostbaren Blut, um dadurch die Verehrung dieses höchsten Gnadenschatzes zu fördern.
Neben der Aufopferung seines Kostbaren Blutes und Kreuzestodes empfiehlt der Heiland die häufige Aufopferung seiner geheimnisvollen Leiden, die erst am Jüngsten Tag offenbar werden, und zwar im Namen aller Seelen, die sind und noch sein werden. Sein Leib wurde bei der Geißelung gerade an der allerempfindlichsten Stelle am häufigsten geschlagen.
Werden wir nicht täglich eingetaucht in den wunderbaren Segensstrom des Kostbaren Blutes Jesu Christi? Auf Golgotha hat dieser Gnadenstrom zu fließen begonnen und bis zur Stunde nimmer aufgehört, sich heiligend und erlösend über alle Seelen zu ergießen. Tauchen wir in der täglichen hl. Messe alle Sterbenden, ja alle Menschen in dieses Kostbare Blut! Opfern wir es immer wieder dem himmlischen Vater auf; auch das Herz seines vielgeliebten Sohnes sowie auch das heiligste Antlitz Jesu Christi! Ergreifend klingt die Aufforderung des Herrn an die edle Schwester Maria Pierina de Micheli (gest. 26.7.1945). Durch die Aufopferung seines heiligsten Antlitzes wird den Seelen nichts verweigert und mit dieser Münze von unendlichem
Wert könne jedes beim ewigen Vater alles erkaufen. (Aus dem sehr lesenswerten Buch: Rigamonti “Sendbotin des hl.Antlitzes”, Kanisius-Verlag)
Voll kindlicher Ehrfurcht, Dankbarkeit und Liebe betete die Kleine hl. Theresia von Lisieux, die den Namen trägt “vom Kinde Jesu und vom heiligsten Antlitz” dieses allzeit hoch zu verehrende Antlitz an. Deshalb sprach der Herr am 12.9.1930 zu seiner treuen Magd Katharina Vogl: “Über das anbetungswürdige Antlitz hat der Höllengeist eine große Wut. Opfere es recht oft dem himmlischen Vater auf im Verein mit mir und meiner lieben Mutter für die Beleidigungen, die der heiligsten Dreifaltigkeit zugefügt werden.”
Ein andermal erbittet er folgende Aufopferung: “Opfere mich heute durch die Hände meiner lieben schmerzhaften Mutter auf, so wie sie mich vom Kreuz herab in ihren Schoß aufgenommen hat für die leidende Kirche und bete und trauere.” (25.9.1937)
Die Aufopferung seines heiligsten Herzens
Besonders wertvoll ist auch die Aufopferung des heiligsten Herzens Jesu. Der Herr sagt: “Mein Herz ist das Kostbarste im Himmel und auf Erden.” (4.7.1929) Auch seine Liebe will der Heiland immer wieder aufgeopfert wissen. Er fordert die Mutter Vogl auf: “Du hast einen Zufluchtsort in meinem Herzen. Flüchte dich dorthin... Das ist der Ort, wo dich Satan nicht erreichen kann, und opfere mir immer wieder meine Liebe auf.” (2.3.1931) - Und kurz zuvor: “Kind, meine Liebe hat keine Grenzen. Opfere immer wieder meine Liebe auf. Nur die Liebe kann die Welt noch retten.” (29.1.1931)
Überaus kostbar sind seine Verdienste
Besonders empfiehlt der Heiland auch die Aufopferung seiner Verdienste. Er sagte am 5.12.1930 zu ihr: “Du bist mit meinen Verdiensten und Schätzen geziert. Du kannst Bürge stehen für die Seelen, welche meinem Herzen so teuer sind. Alles habe ich dir gegeben, so daß du sogar Wucher treiben kannst mit meinen Verdiensten und Schätzen.” - Und am 18.12.1930: “Alle Heiligen beneiden euch um diese große Gnade. Ihr könnt alles ersetzen mit meinen Verdiensten, was noch keinem Heiligen gegeben war, im Namen aller und für alle Seelen.” - Wer dieses ganz erfaßt, wird keinen Augenblick vorübergehen lassen und aus dieser reichen Quelle schöpfen. Wie kleinlich und nichtig ist doch aller irdischer “Plem-Plem”. (6.10.1937)
Diese eben genannten Aufopferungen sollen nach dem Willen Jesu immer wieder durch die reinsten Hände Mariens geschehen. Er sagt zu ihr: “Meine liebe Mutter wird immer an eurer Seite stehen und euere Opfer und Leiden mit mir vereint dem himmlischen Vater aufopfern.” (27.3.1930) - Und am 15.2.1938: “Alles, alles soll durch meine liebe Mutter aufgeopfert werden. Ich bin immer durch ihre Hände geopfert worden. Kind, die Mutter gibt niemand auf und schließt niemand aus.”
Die Gottesmutter selber gab im Marienjahr 1954 auf die Frage: “Liebe Mutter, was kann und soll ich tun?” die Antwort: “Liebes Kind, nur das Kostbare Blut meines göttlichen Sohnes kann die Welt noch retten. Opfere es unausgesetzt durch meine Hände dem himmlischen Vater auf. Ich bin immer bei dir, ich bin deine Mutter.” (13.8.1954)
Die Aufopferung der beiden Herzen
Eine große Freude aber für den ganzen Himmel ist die Aufopferung der beiden Herzen Jesu und Mariä. Der Heiland selber bestätigt ihr dies am 28.6.1930: “Kind, opfere heute recht oft unsere beiden Herzen auf. Heute sollst du das Herzensfest meiner lieben Mutter ebenso feierlich begehen wie das Fest meines Herzens. Weißt du noch, wie ich dir die beiden Herzen in einer Kapelle lebend gezeigt habe? Die beiden Herzen leben zusammen im Himmel ewig; und kein Herz ist so schön und so rein wie das meiner lieben Mutter.” - Und am Herz-Jesu-Freitag des Oktobers 1930 sagte die Mutter zu ihr: “Du hast recht, wenn du dir Jesus ohne seine liebe Mutter und die Mutter ohne ihren lieben Sohn niemals denken kannst. Trenne uns nie voneinander und opfere immer unsere beiden Herzen dem Vater im Himmel auf zur Sühne und Genugtuung im Namen aller und für alle Seelen; denn unsere Herzen sind wie ein Herz und Schlag stets zusammen!”
Der Heiland selber wünschte immer wieder die Aufopferung des reinsten, heiligsten Mutterherzens Mariens. Am 27.9.1930 sagte er zu ihr: “Liebes Kind, opfere mir heute recht oft und innig das sorgenvolle Mutterherz auf, wie sie mich dem Vater im Himmel hingegeben hat für die werdende Kirche und bitte in meinem Namen und durch eben ihre Fürbitte um das Ende der Christenverfolgung in Rußland.” - Und am 26.11.1937: “Ich kenne deinen großen Schmerz über die Jugend. Aber du kannst ja durch das Unbefleckte Herz meiner lieben Mutter, mit meinen Verdiensten und mit meinem Kostbaren Blut alles ersetzen.” -
Voll Freude berichtet Mutter Vogl gerade im Marianischen Jahr 1954, daß Jesus die größte Freude daran habe, wenn man ihm immer wieder das Herz seiner lieben Mutter aufopfert. Dies Herz sei so heilig und mit so vielen Gnaden ausgestattet, daß darüber selbst der Erzengel Gabriel in Staunen versetzt wurde. - Bei lang anhaltenden schweren Versuchungen gegen die hl. Reinheit bringt die Aufopferung des Geheimnisses der Unbefleckten Empfängnis Mariens und ihres reinsten Mutterherzens die größte Hilfe in der Abwehr Satans. Diese Aufopferung versöhnt den Herrn, der durch die allgemeine Sittenlosigkeit der heutigen Menschheit so sehr beleidigt wird: “Opfere mir heute die Reinheit meiner lieben Mutter und ihre Unbefleckte Empfängnis auf zur Sühne für die Sittenlosigkeit der ganzen Welt!” (27.11.1930)
Zu wertvollen Aufopferungsgegenständen zählen auch die Verdienste und Tränen der lieben Gottesmutter: “Opfere mir immer die Verdienste und Tugenden meiner lieben Mutter auf!” (20.10.1930) - “Liebes Kind, du kannst... durch die kostbaren Aufopferungen im Verein mit meinen und meiner lieben Mutter Verdiensten alles wirken zur Rettung der Seelen.” (24.2.1931) - Am 17.9.1954 erkennt sie, daß “das Kostbare Blut Jesu und die Tränen seiner hl. Mutter im Marianischen Jahr nochmals die Welt retten werden”.
Mutter Vogl vergaß auch nicht die Verdienste aller hl. Märtyrer für die Rettung der Seelen aufzuopfern. (19.12.1937) - Auch wurde ihr bedeutet, sie möge immer wieder alle Menschenherzen aufopfern: “Du kannst mir nichts Wertvolleres aufopfern als alle Herzen, die jetzt leben und noch leben werden; damit hast du mir wirklich die größte Freude gemacht.Wenn du sie dann dem himmlischen Vater in meinem Herzen eingeschlossen aufopferst, wie es in den Gebeten heißt, mit meinem Leben, Leiden und meinen Verdiensten, dann sind alle Herzen damit geziert. Weißt du auch, daß das Kostbarste auf Erden das Menschenherz ist? Aus dem Herzen kommt alles, das Gute und das Böse.” (Herz-Jesu-Freitag, Juni 1929)
Unendlich groß ist der Segen und Wert
der Aufopferungen
Das Folgende ist gleichsam eine Zusammenfassung der vorhergehenden Mitteilungen: “Freut euch und frohlockt, euer Lohn wird groß sein im Himmel, wenn ihr diese Anweisungen befolgt, die ich euch gegeben habe in der großen Aufopferung im Namen aller und für alle. Das ist der Damm, daran die Satansmacht zerschellt.” (15.8.1930) - “Wenn eine Seele alles und jedes, was sie zeitlebens tun und leiden wird, mit mir und meiner lieben Mutter vereint, dem lieben Vater im Himmel zum Opfer darbringt, so darf sie mit kindlichem Vertrauen hoffen, daß sie für das, um was sie in meinem Namen bitten wird, allezeit Erhörung finden wird.” (31.7.1930) - Und noch einmal bittet der Heiland flehentlich: “Ich brauche Seelen, die ganz nach meinem hl. Willen leben und inständig meine Verdienste und mein allerkostbarstes Blut durch die Hände meiner liebsten Mutter Maria aufopfern. Kind, ich liebe die Seelen so sehr.” (29.3.1931)
Als ihr Seelenführer Mutter Vogl eines Tages für zwei recht verhärtete, verstockte Seelen um ihre Opfer und Aufopferungen bat, da schrieb sie ihm: “Für ihre zwei armen Sünder wird es noch viel Opfer und Gebete kosten; aber die liebe Mutter, die Zuflucht der Sünder, wird uns diese und noch mehr Seelen schenken. Denken Sie, noch mehr Seelen! Ich war ganz überrascht bei diesen Worten, ich hatte das nicht vor zu schreiben: Noch mehr Seelen, aber wie gut ist die Mutter.” (20.9.1955)
Verraten die folgenden, trostvollen Worte Jesu nicht höchste, weltumspannende Liebe: “Liebes Kind, du kannst mit deinem Wirken und Leiden die ganze Welt umfassen. Du glaubst nicht würdig zu sein; das ist gar niemand. Das muß ganz durch mich geschehen. Du kannst z. B. die geistige Mutter der Menschen sein. Tue das alles mit mir vereint. Jeden Augenblick und jeden Pulsschlag kannst du mir aufopfern; zugleich auch immer die geistige Kommunion für deine geistigen Kinder auf der ganzen Welt! So kannst du allen alles werden, Sühne leisten und mir Seelen retten helfen.” (30.7.1937) - Ja, wahrhaft eine weltumspannende Liebe, eine Liebe bis zum heldenmütigen Grad der Seelenrettung durch völlige Selbstaufgabe! - Die ganze Schöpfung ist ein Geheimnis der Liebe Gottes, erst recht die Menschenseele. Sie ist ein Hauch seiner Macht und Schönheit und Liebe. Hundertmal mehr wird diese Seele zum Geheimnis, wenn sie ganz der Liebe lebt.
Inhaltsverzeichnis Das größte Anliegen
ihrer letzten Lebensjahre
Während der fast zwanzig letzten Lebensjahre von Mutter Vogl, in denen ich oft eine Aussprache mit ihr hatte, ist mir, so darf ich gestehen, kein Mensch begegnet, dem das Anliegen der Wiedervereinigung aller im Glauben getrennten Christen ein solches Herzensanliegen war wie ihr. Immer wieder kam sie in ihrem Gespräch und in Briefen darauf zurück. Wenn doch die “Einheit im Glauben”, so drückte sie sich kurz aus, recht, recht bald kommen würde, ja wenn doch alle im Glauben Getrennten bald eins würden, und wieder: Wenn doch die Andersgläubigen die Gottesmutter ehren und lieben würden, denn zu Jesus kommen wir ja nur durch Maria.
Am 4.Aug. 1952 schrieb mir die Achtzigjährige, in viel Leid Getauchte: “Ich habe gebetet, daß ich am Fest Mariä Himmelfahrt sterben darf. Nein, sagte die Mutter, du hast noch eine Aufgabe.” - “Mutter, was für eine?” “Beten, opfern und leiden für die Einheit im Glauben!” Anders gibt es keinen Frieden auf der Welt. Darum opfere ich bei jeder hl. Kommunion die heiligste Dreifaltigkeit der lieben Gottesmutter auf. “Liebe Mutter Maria”, so sage ich, “bitte du die heiligste Dreifaltigkeit um die Einheit im Glauben.” Ich habe bei jeder hl. Kommunion keine andere Bitte mehr als diese. Deshalb muß ich allein sein wegen all der Leiden, die Gott noch über mich verhängt. Alles für die Einheit im Glauben. - Ich muß oft viel weinen, weil die Protestanten so arm sind. “Daß doch ein Hirt und eine Herde werde! Ich kann um sonst gar nichts mehr beten.”
Schon im März des Jahres 1952 flehte sie inständig in einer Novene zum Fest Mariä Verkündigung: “Liebe Mutter Maria, ich will ganz vereint mit dir kindlich um die Einheit im Glauben beten, daß alle Menschen den großen Tag der Menschwerdung deines Sohnes erkennen dürfen.”
Der Tag der Menschwerdung des Herrn beging der hl. Ludwig Maria von Grignion als hohen Festtag. Er wird von den heutigen Katholiken und sogar von den Priestern viel zu wenig geschätzt. Wieinnig sollten alle Christen gerade an diesem Tag, da das ewige Wort des Vaters im reinsten Schoß der Unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria die menschliche Natur annahm, der heiligsten Dreifaltigkeit und Maria danken für die Erfüllung der dem Gottesvolk immer wieder zuteil gewordenen Verheißungen. Der sel. Abt Columba Marmion aus Maredsous in Belgien hat eine große, hohe Verehrung zu diesem Glaubensgeheimnis in seinem Herzen getragen und die neuerstandene belgische Benediktinerkongregation unter diesen Titel gestellt.
Anläßlich des Katholikentages in Berlin 1952 flehte Mutter Vogl: “Liebe Mutter, heute am Katholikentag, bitte ich dich im Namen aller Glaubensbrüder und -schwestern um die Einheit im Glauben. Dein göttlicher Sohn wird dir diese Bitte nicht abschlagen. Wir brauchen ja alle deine Mutterliebe.” Jeden Tag während des Katholikentages hat sie die hl. Messe in dieser Meinung aufgeopfert, obwohl ihr der Besuch wegen ihrer Krankheit äußerst schwer fiel.
Im Marianischen Jahr 1954 wiederholte sie oft und oft: “Liebe Mutter, ich bitte dich recht innig, du mögest das Licht von Lourdes in allen Herzen anzünden, auf daß sie alle sehend werden. O bitte, bitte, zünde in allen dein Licht an!” Am 19. Febr. 1954 schrieb sie:
“Wenn ich im Himmel bin, tue ich sonst nichts mehr als um die Einheit im Glauben bitten, weil es sonst keinen Frieden in der Welt gibt. Jeden Tag sage ich bei der hl. Kommunion, wenn ich mit dem lieben Heiland die heiligste Dreifaltigkeit der Gottesmutter übergebe: ‘Liebe Mutter Gottes, wird dir das nicht zum Ekel, wenn ich dir immerdas gleiche sage? - Aber das ist dir das liebste und größte Gebet, das Gebet um die Einheit im Glauben. Das darf ich alle Tage zu dir sagen'.”
So hoffnungsfroh schreibt sie am 4. Sept. 1954:
Die Einheit im Glauben wird kommen. Der Vizepräsident des evangelischen Kirchentages Friedrich Lahrsen in Bremen sagte: ‘Wir alle leiden schmerzlich unter der Trennung. Laßt uns darum nie aufhören, Gott zu bitten, uns die Einheit in Gnaden zu schenken, welche die Menschen nicht herbeiführen können.'
Ja, Mutter Vogl war zutiefst davon überzeugt, daß die Einheit aller im Glauben getrennten Christen kommen werde. Es ist dies ein eminent wichtiges Anliegen in unseren Tagen. Das II. Vaticanum strebt dieses hohe Ziel an. Papst Johannes XXIII. hat das “Sekretariat für die Einheit der Christen” gegründet. Nach seinen Worten sind trotz der Trennung alle Christen Brüder in Christus. Papst Paul VI. ruft pausenlos zum Gebet für die Einheit.
Alle Christen werden aufgefordert, und zwar jeder einzelne, für dieses große Anliegen der Wiedervereinigung zu beten. Möge die Mutter aller Gnaden diese Gebete segnen und am Thron der heiligsten Dreifaltigkeit dieses Herzensanliegen ihres göttlichen Sohnes als unsere Fürsprecherin vortragen. Welche Glut spricht aus jenem Gebet, das der Erlöser unmittelbar vor seiner Gefangennahme im Ölgarten in Gegenwart seiner Elf zum Vater empor schickte: “Daß doch alle eins seien wie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, damit die Welt es glaube, daß du mich gesandt hast!” (Jo 17,21)
Das Geheimnis dieser weltweiten Liebe
Wenn wir uns zum Schluß fragen, wie konnte Mutter Vogl so weltweite, entscheidende Anliegen und Probleme in ihrem Herzen tragen, wie konnte diese unbekannte schlichte Frau und Mutter eine so weltweite Liebe im Namen aller und für alle Seelen in einem geradezu heroischen Grad, und das durch Jahrzehnte hindurch, üben, dann kann die Antwort nur die sein:
1. Der Ruf Gottes hat ihr dies immer wieder nahegelegt.
2. Sie hat mit einem grenzenlosen Vertrauen in einem ganz blinden Glaubenmit der Gnade mitgewirkt.
Es war eine wahrhaft unverdiente Gnade, daß sie jahrzehntelang der Ansprachen des Heilands und seiner Mutter gewürdigt und durch sie innerlich geführt wurde. Mutter Vogl war eine von Herzen demütige und einfältige Frau, die wußte, daß sie aus sich gar nichts konnte; sie betrachtete sich stets als große Sünderin. Aber, und das ist das Entscheidende, sie besaß ein kindliches, unerschütterliches Vertrauen auf dieGnade Gottes und sie glaubte, daß diese alles in ihr wirken könne. Gleich dem hl. Paulus war sie erfüllt von dem Gedanken: “Ich vermag alles in dem, der mich stärkt.” Sie glaubte felsenfest an die Liebe Gottes, an seine große, erbarmende, unendliche Liebe. Gott ist ja Liebe. (1 Jo 5,16) Sie glaubte daran, daß Gottes Liebe auch das sündigste Menschenherz entzünden und sogar zu einer heiligen, weltweiten Liebe entflammen kann.
Katharina ließ sich als gelehrige Schülerin in der Schule des göttlichen Lehrmeisters und von der Herrin aller Tugenden formen und zu jenem unbedingten, niemals zweifelnden Vertrauen erziehen, das den Herrn besonders verherrlicht. Er belohnte ihren Glauben und ihr unwandelbares Vertrauen, indem er zu ihr sagte: “Kleine Seele, mit dem kindlichen Vertrauen kannst du mehr tun als mit allen körperlichen Opfern und Leiden.” (17.9.1930) Und vier Wochen später: “Eine einzige Seele, die ein grenzenloses Vertrauen zu mir hat, kann mich trösten und Sühne leisten für Millionen Seelen, die mich durch ihre Glaubenslosigkeit beleidigen. An der Hand meiner lieben Mutter werden die Seelen zu diesem großen Vertrauen gelangen.” (13.10.1930) Oder: “Ich will die Menschen nicht verderben, sondern alle retten. Wie lange braucht ihr noch, bis ihr meine Liebe erkennt?” (12.6.1938)
Er spornte sie zu größter Kühnheit an: “Verlange vieles, ja alles von mir, komme nur zu mir und nicht zu den Menschen!” (23.7.1930) “Wenn du immer mit großem, kindlichem Vertrauen zu mir kommst, wirst du jedesmal den Sieg davontragen, wenn du auch nichts davon spürst.” (28.4.1938) Indem er ihr endlich das Urziel eines solchen Vertrauens nannte: “Mißtraue dir ganz und vertraue nur auf mich; du bist nichts und kannst nichts ohne mich. Je kleiner und demütiger du aber bist, desto größer wird dein Vertrauen werden.” (11.8.1930)
Infolge dieses Vertrauens wagte sie es mutig, im Namen aller Seelen zu wirken, das heißt, im Namen aller Gott zu lieben, Gott zu ehren und zu verherrlichen. Infolge dieses Vertrauens wagte sie aber auch mutig, für alle Seelen zu wirken, das heißt für das Heil aller Seelen auf dem weiten Erdenrunde zu beten, zu opfern und zu leiden.
Der natürlich denkende Mensch sieht sich beim Blick in dieses verborgene, stille und bedeutungslos scheinende Leben lauter Rätseln gegenüber. Der gläubige Mensch wird sich voll Erstaunen fragen: “Wie ist es möglich, durch so lange Jahre hindurch so unerschütterlich fest zu glauben, so allem Ich-Denken bar sich einfach in die Arme Gottes zu werfen?” Und dies, obwohl sie von der natürlichen Erkenntnis und von den Sinnen her kaum irgend eine Bestätigung erlangte. Aber sie glaubte einfach. Sie war durchaus davon überzeugt, daß der Herr und die Mutter selbst sich zu ihr herab ließen und sie aus dem Staub erhoben, ungeachtet all ihrer Fehler und Schwächen.
Wir sehen aus ihrem praktischen Leben, daß auch in unserer Zeit noch “Gläubige” anzutreffen sind, daß den Glaubenden, Hoffenden und Liebenden die Reichtümer der Erkenntnisse Gottes offenstehen. So bestätigt der Herr in seinen Heiligen immer wieder aufs neue, daß er den Demütigen Gnaden um Gnaden schenkt; daß diese ohne Vorbehalt und Auswahl seine Gnade annehmen, sich leermachen vom Ich und sich zum Menschen voll übernatürlicher Liebe erziehen lassen. Beim Anblick dieser schlichten, der großen Welt völlig unbekannten Münchnerin strahlt uns die innere Macht und Segenskraft der göttlichen Liebe auf, die sich aus Staub ein Abbild seiner Selbst geformt hat, einen Menschen, in dem sein Auftrag an die Seinen durch seine Gnade neu verwirklicht wurde: “Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander so liebt, wie ich euch geliebt habe.” (Jo 15,12) Wie seine Liebe ihn in den Tod am Kreuz trieb, so liebte auch diese treue Seele Tag für Tag durch lange, lange Jahre in übernatürlicher Opfer-und Leidensbereitschaft und ließ sich im Feuer dieser Liebe gleich ihrem göttlichen Liebhaber völlig verzehren.
Die hl. Theresia vom Kinde Jesu erzählte einmal ihrer Schwester Agnes von Jesu eine Begebenheit, die gleich einer Gnade in ihrem Gedächtnis haften geblieben war: “Schwester Maria von der Eucharistie wollte für eine Prozession Kerzen anzünden. Sie hatte aber keine Streichhölzer. Da gewahrte sie das Lämpchen vor den Reliquien. Als sie dort eine Kerze entzünden wollte, stellte sich heraus, daß der abgebrannte Docht nur noch ganz leicht flackerte. Es gelang ihr doch noch, die Kerze daran anzuzünden, so daß eine Kerze nach der andern für die ganze Kommunität entzündet werden konnte. Da sagte ich mir: “Wer darf sich seiner Werke rühmen?” Ein halb erloschenes Lämpchen bewirkte, daß sich ein ganzes Flammenmeer von Kerzen daran entzündete, ja fähig wäre, unzählige andere, sogar die ganze Welt zu erfassen...”
Auch wir müssen unser Flämmchen der Liebe und des Vertrauens an Jesus entzünden und weitertragen, hinein in die Häuser, in die Wohnungen, in die Familien. Wir müssen andere entzünden. Vertrauen, Vertrauen und wieder Vertrauen!
Eine einzige wahrhaft innere Seele reichte hin, um Tausenden Leben und Kraft und Begeisterung einzuflößen.” (Albert Weiß OP)
Inhaltsverzeichnis Gnaden um Gnaden
trotz Fehler und Sünden
Beinahe unzählige Male wird in der Hl. Schrift die Wahrheit betont, daß alle Menschen Sünder sind. Durch den Fall unseres Stammvaters Adam ist die Sünde, und als ihre Folge der Tod auf alle Menschen übergegangen.
Wenn in diesen Blättern über Mutter Vogls Begnadigungen und inneren Führungen ausführlich die Rede war, so ist damit durchaus nicht gesagt, daß diese Frau keine Fehler an sich gehabt hätte. Da und dort wurde in diesem Büchlein bereits darauf hingewiesen. Wir alle sind armselige Kinder Evas. In unserer aller Namen hat der reumütige König David das große Schuldbekenntnis abgelegt: “Ach, in Schuld bin ich geboren, in Sünden schon hat meine Mutter mich empfangen.” (Ps 50, 7) Von diesem Gesetz gibt es, abgesehen von Maria, der Jungfräulichen Mutter unseres Herrn, keine einzige Ausnahme. Daß wir alle sündenbeladene Menschen sind, betont der Liebesjünger Jesu: “Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.” (1 Jo 1,8)
Jeder Mensch trägt von Jugend auf sein Maß an Fehlern, Untugenden und schlimmen Anlagen und Neigungen in sich.
Mutter Vogl war sich der Wahrheit, eine Sünderin zu sein, vollauf bewußt. Sie seufzte oft unter der drückenden Last ihrer Fehler und Armseligkeiten, die sie immer wieder bekannte, bereute, beweinte und die zu überwinden und abzulegen sie allzeit bemüht war. Ihr hafteten unzweifelhaft eine Selbstsicherheit, ein gewisser Stolz an. Es fiel ihr nicht immer leicht, Belehrungen anzunehmen und dem guten Rat wohlmeinender Menschen zu folgen. Sie hat hieraus kein Hehl gemacht. Gerade diese schlimme Neigung hat ihre “große Sünde”, wie sie diese nannte, ihre Vergewaltigung, zur Folge gehabt. Diese Selbstsicherheit und Unbeugsamkeit in ihrem Wesen, dazu das schwere Ertragen von Widersprüchen hat auch zu manchen Verdrießlichkeiten Anlaß gegeben. Es gab Personen, besonders in ihrer Nachbarschaft, die sie nicht leiden konnten, auch deswegen, weil sie etwas Herbes, oft allzu Strenges an sich hatte.
Auch sind gewisse Unzulänglichkeiten gegenüber ihrem Mann festzustellen. Daß dieser am Anfang gegen sie nicht selten sehr heftig wurde, mag in ihrer zeitweisen cholerischen Gereiztheit und nach seiner Auffassung prüden und für eine Frau unnatürlichen Art sich zu geben, begründet gewesen sein. Daß dieses Verhalten durch die schweren Versuchungen gegen die Reinheit begründet war, wußte er freilich nicht. Sie müßte keine liebende und sorgende Gattin gewesen sein, wenn sie keine sexuellen Regungen, kein Verlangen nach seiner Nähe in sich verspürt haben würde. Alle derartigen Neigungen und Gefühle unterdrückte sie in harten, rücksichtslosen Kämpfen gegen sich selbst nieder. Sie war eine schöne Frau. Nur ihrer echten Jesus- und Marienliebe, ihrer schlichten Offenheit dem Seelenführer gegenüber, ihrer Sehnsucht, jakeine Sünde zu begehen, ihrem unablässigen Gebet und dem täglichen Empfang der hl. Kommunion beim hl. Meßopfer hat sie es zu verdanken gehabt, daß ihre Treue in der Wachsamkeit, ihre unerbittliche Strenge gegen sich selbst, ihre Festigkeit und Unnachgiebigkeit nicht wankte und sie es fertig brachte, 15 Jahre hindurch auf einem Brett zu schlafen. Es war ihr klar, daß sie all das nur der göttlichen Barmherzigkeit und Gnade und insbesondere dem Schutz des von ihr so sehr verehrten Unbefleckten Herzen Mariens verdankte.
Es muß auch gesagt werden, daß sie in der Erziehung ihrer Tochter Kathi (Diese ist 1951 als Terziarin des hl. Franziskus gestorben.) nicht immer eine glückliche Hand gehabt hatte. Sie ließ ihr bestimmt von Kindheit an zuviel hinausgehen. Das hatte zur Folge, daß diese nicht nur der eigenen Mutter, sondern auch anderen manche Verdrießlichkeiten bereitete.
Auch der Eifersucht war Mutter Vogl zugänglich. Sie konnte es ein paarmal nicht über das Herz bringen, wenn von ihr geliebte Seelen auch noch andere begnadete Menschen verehrten und namentlich deren Vorzüge lobten.
Die Vogl-Mutter kannte wohl ihre negativen Seiten, allein sie blieb ihnen gegenüber nicht immer fest und kämpfte nicht immer mit derselben Geradlinigkeit wie gegenüber den fleischlichen Gelüsten. Aber sie verdemütigte sich fort und fort, und dieses echte Sehnen nach wahrer Heiligkeit bewirkte, daß sie Jesu Gnadenblick gleichsam verfolgte. Es sind eben nicht die Selbstgerechten heilig in den Augen des Allheiligen, sondern jene, die sich bewußt als Sünder vor ihm bekennen. Und darin liegt der große Trost für uns Alltagsmenschen. Gott erbarmt sich der Sünder; er nimmt sich jener an, die ihn in ihren inneren Nöten und Versuchungen beharrlich anrufen. “Ich bin der Freund der Sünder.” Dies hat der Heiland immer wieder gezeigt. Und was er hienieden war, das ist er jetzt beim Vater. Weil dieSeinigen damals, und zu allerZeit ”ihre Füße waschen mußten und müssen, um ganz rein zu sein” (Jo 13,10), darum neigt er sich, der allein diese Reinigung bewirken kann, voll Liebe zu ihnen herab und macht sie rein, macht sie immer wieder rein und offenbart sich ihnen voll Huld und Erbarmen. Gerade daß die Vogl-Mutter trotz ihrer Begnadung auch Schwachheiten und Fehler hatte, ist für uns, die sie in ihren Tugenden und besonderen Gnadenauszeichnungen kennenlernen durften, ermutigend und tröstend. Möchten wir doch daraus die Lehre ziehen, daß “Gott nicht den Tod des Sünders will, sondern daß dieser sich bekehre und lebe.” (Ez 18,23) Keiner, und wäre er der schwerste Sünder, hat einen Grund an der unendlichen Liebe und Barmherzigkeit dessen zu zweifeln, der gekommen ist, “nicht die Gerechten zu berufen, sondern die Sünder”. (Mt 9,13)
Ein jeder, der zerknirschten und reumütigen Herzens bei Jesus seine Zuflucht sucht, wird Erbarmen und Heil und Gnade finden. Darum vertraue jeder auf das so ermutigende Wort des Liebesjüngers unseres Herrn: “Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten.” (1 Jo 2,1) Und lernen wir es auch, mit unseren Fehlern und Schwachheiten Geduld zu haben! Es ist einfach unmöglich von heute auf morgen heilig zu werden. Wir tragen das ganze Leben lang unser Ich mit all seinen Leidenschaften und Begierden und Unvollkommenheiten herum. “Wenn wir jedes Jahr nur eine einzige schlimme Neigung in uns zum Erlöschen brächten, würden wir bald vollkommene Menschen werden,” sagt die Nachfolge Christi. Gott läßt uns unsere Fehler zur heilsamen Demütigung bis ans Ende. Wir sollten in unseren Fehlern indes nicht nur etwas Negatives sehen. Sie bilden in den hl. Absichten Gottes höchst positive Werte. Dies hat insbesondere der hl. Völkerapostel Paulus, der sich den größten aller Sünder nennt, hervorgehoben, als er sagte: “Ich rühme mich meiner Schwachheiten, damit die Kraft Christi in mir wohne und wirke.” (2 Kor 12,19)
Ja, dem abgrundtief Vertrauenden schenkt Gott Gnade um Gnade, denn er ist die Liebe.
Inhaltsverzeichnis Ihr seliger Heimgang
Wie oft hat Mutter Vogl im Leben gebetet: “Herr, laß mich dein Antlitz nicht schauen, bevor ich heilig geworden bin!” Es war ihr eine wirkliche Sorge, einmal geheiligt vor Gottes Angesicht hintreten zu dürfen.
Wie eine Prophetin Anna lebte sie in den letzten Jahren nur noch dem Gebet, dem Opfer und den Leiden. Krankheit und Altersschwäche zehrten an ihren Kräften; aber täglich raffte sie sich zur hl. Messe auf, bis wenige Wochen vor ihrem Tod.
Zwei Krankenschwestern vom St. Anna-Heim in München (Öttinger Straße) betreuten sie abwechselnd, weil sie in ihrer Einsamkeit niemand hatte, der sie gepflegt hätte. Sie liebte ihre Einsamkeit über alles. Sie war glücklich darüber, daß sie trotz ihrer stets zunehmenden Hinfälligkeit in den letzten Lebensjahren wenigstens noch für sich kochen und die nötigsten häuslichen Arbeiten verrichten konnte. Aber jetzt waren ihre Kräfte erschöpft und sie bedurfte fremder Hilfe. Sie zeigte sich für alles überaus dankbar. Auf dem Krankenlager betete sie viel für ihre Wohltäter. Oft erhob sie ihr kleines Holzkreuz, in das Reliquien eingelassen waren, zum Segen über die ganze Welt hin und über alle Armen Seelen im Fegfeuer, fast noch bis zur letzten Stunde ihres Lebens. Sie küßte es immer wieder.
Wie oft schaute sie auf zu dem kleinen Marienbild, das über ihrem Bett hing, und zu der Kreuzigungsgruppe darüber! Ersteres war ein Schwarz-WeißDruck des bekannten Münchner Meisters Gebhard Fugel, dessen Werk im Panorama in Altötting in ergreifender Originaldarstellung zu sehen ist. Sie liebte dieses Bild gar sehr. Vom Bett aus sah sie neben der Türe das bekannte Bild der dreimal Wunderbaren, das sie stets so innig verehrte. In der Ecke ihres Zimmers stand auf einem kleinen Tischchen in Gips eine Kopie der Mutter Gottes von der Unterkirche des Bürgersaals in München: Maria sitzend, das Kind auf dem Schoß. Das war ihr kleiner Hausaltar, vor dem sie so gerne betete.
Gerade in den Krankheitswochen, wo sie zu längeren Gebeten keine Kraft mehr hatte, liebte sie die kleinen Stoßgebetlein noch mehr. Da betete sie immer wieder: “O Maria, Zuflucht der Sünder, bitte für uns bei deinem göttlichen Sohn!” Auch jenen Lobspruch, den sie 50 Jahre lang täglich gebetet hatte, wiederholte sie mit großer Sammlung und Ehrfurcht:
“Gebenedeit sei Jesus im allerheiligsten Sakrament,
gebenedeit sei der allerheiligste Name Jesu,
gebenedeit sei das allerheiligste Herz Jesu,
gebenedeit sei die erhabene Gottesmutter Maria,
gebenedeit sei die allerheiligste und Unbefleckte Empfängnis, gebenedeit sei das unbefleckte Herz Mariens,
gebenedeit sei der Name Mariens, der Jungfrau und Mutter,
gebenedeit sei Jesus in seinen Engeln und Heiligen. Amen.”
“Ich bete für mich um nichts,” so sagte sie noch, “ich bete nur für andere, nur für andere.” Ein Gebetlein, in dem nach ihrer Meinung alles eingeschlossen war, blieb bis zum letzten Atemzug ihr Lieblingsgebet: “Alles mit Maria für Jesus zur Rettung der ganzen Welt.”
Die beiden Krankenschwestern bezeugten: “Die gute Frau Katharina Vogl war eine tief treue, innerliche Seele, ihr Kranksein und ihre letzten Lebenstage waren ein Sich-Freuen, zum lieben Gott heimgehen zu dürfen. All ihr Denken und Sprechen bezog sich nur auf Gott und die Armen Seelen. Immer wieder sagte sie: “Alles zur größeren Ehre Gottes und für die unsterblichen Seelen.” Ihre letzten Stunden waren ruhig, sie wurde immer ruhiger. So war ihr Heimgang ohne jeden Todeskampf nur ein sanftes, ruhiges Aushauchen, ein Erlöschen des von ihr so treu gehüteten Lichtleins.”
Am 4. Januar 1956 durfte sie heimgehen.
Im Münchner Waldfriedhof
fand sie, die über 50 Jahre eine treue Tertiarin des hl. Franziskus, namens Monika, gewesen, in der friedlichen Ecke der Tertiarinnen von St. Anna ihre letzte Ruhestätte. Der Priester, der ihren Leib der geweihten Erde übergab, sprach von der tiefen Christus liebe, die ihr Leben erfüllte. Das Grab liegt in der Sektion 142a-VIII/22.
Schon zu ihren Lebzeiten kamen manche zu ihr um Trost. So schrieb eine leidgeprüfte Seele: “Ach, mit wieviel Not und Schmerz kam ich oft zu Frau Vogl!
Mit neuem Mut ging ich wieder heim. So lange sie lebte, war ihr größtes und einziges Ziel Gott.” Auch jetzt kommen immer wieder Menschen vertrauend an ihr Grab, um zu ihr und für sie zu beten. Wahrhaft, es geht ein Segen von diesem Grab aus.
Aus dem Sonnengesang des hl. Franziskus
Herr, Gott, ich preise Dich im stillen um Deiner Werke Pracht, auch um der Schmerzen und des Todes willen, die Du erdacht!
Denn unsre Trauer wird zur Freude wenden sich einst im Zeitenlauf, schließt Bruder Tod uns einst mit stillen Händen des bessern Lebens Pforte auf. Und selig, die so in dem Herrn sterben, ohn' Furcht noch Grau' n.
Sie werden froh die Ewigkeit erwerben und keinen zweiten Tod mehr schaun.
GEBET:
“O Gott, laß uns nach dem Vorbild der opferfreudigen Dulderin Katharina Vogl den Heiland und seine Mutter Maria immer treuer lieben und hilf uns, daß wir uns in allen Anliegen des Leibes und der Seele stets vertrauend dem Willen Gottes übergeben. Amen.”
Erkannt, geliebt und verherrlicht werde von allen Menschen der HEILIGE DREIEINIGE GOTT, die Allmacht des Vaters, die Weisheit des Sohnes und die Liebe des Hl. Geistes.
Möge der heilige, unsterbliche Gott immer mehr angebetet werden auf dem ganzen Erdkreis. Mögen alle Völker und Nationen zur Erkenntnis und Liebe Seines Allerheiligsten Namens gelangen.
Es lebe der HEILIGE DREIEINIGE GOTT in unseren Herzen und in den Herzen aller Menschen! - Hl. Arnold Janssen
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