Nur die Liebe rettet

Nachdruck und Vervielfältigung jeder Art vorbehalten!
© Copyright

   
   





  

Die betende und vertrauende tätige und opfernde, leidende und sühnende, reuige und hingebende Liebe

Nur die Liebe rettet

Die betende und vertrauende tätige und opfernde, leidende und sühnende, reuige und hingebende Liebe

Alfons Maria Weigl

Neu herausgegeben von Klemens Kiser

op 239 111 S. - Original 225 S.

Dieses Buch sei geweiht dem reinsten, unbefleckten Herzen Mariens, das durch ihres Sohnes Herz über alle teuflischen Angriffe, über alle Mächte der Finsternis glorreich triumphieren wird.
Es sei übergeben dem machtvollen Schutz der hl. Engel und ihrem brennenden Feuereifer für die Ehre des Allerhöchsten und für das Heil der Seelen.
Es sei gewidmet allen treuen, opferbereiten Betern des hl. Liebesaktes und allen, die das Schriftenapostolat in dieser Zeit des Glaubensniederganges kraftvoll zu fördern suchen.

       Erklärung
In Übereinstimmung mit den Dekreten Urbans VIII. wird hiermit erklärt, daß den geschilderten Vorgängen kein übernatürlicher Charakter beizumessen ist, solange die Kirche hierüber kein Urteil abgegeben hat.

       Urteil von H. H. Prälat Erhardsberger
Das neue Buch von A. M. Weigl “Nur die Liebe rettet” ist eine wertvolle Ergänzung des vielverbreiteten “Gebetsschatzes der heiligen Kirche”, indem es das persönliche Beten und Betrachten unter den Gesichtspunkt der rettenden Liebe innerhalb der “Gemeinschaft der;' Heiligen” stellt und so wieder zum Gebet der Kirche am Opferaltar zurückführt. Möge dieses neue Buch auch, wie der “Gebetsschatz”, ein großes Segensbuch für recht viele Seelen werden! Mögen es viele verbreiten helfen!
Regensburg, 15. Aug. 1973 Josef Erhardsberger, Domkapitular i. R.

Mit kirchlicher Druckerlaubnis 

V. Ein ganz neuer Auftrag: Rettet Priesterseelen!
Priester sind die Erstberufenen zur Liebe
Kleine Theresia über das Priestertum
Das Priesterbild nach Sr. Luise Margarete
Ernste Worte aus unseren Tagen
Um die Erneuerung des Priestertums
Geistl. Erkenntnisse n. Maria Sieler
Warum Erneuerung des Priestertums?
Wodurch soll sie geschehen?
Wie soll sie erfolgen?
Ein hundertfacher Sturmruf:
Rettet Priesterseelen!
Wir müssen mehr beten für Priester!
Eine Seele voll apostolischen Eifers
Eine Mutter schrieb an P. Werenfried
Eine frohmachende Tatsache

VI. Weißt du, was eine Seele wert ist?

Das Gebet der Liebe erreicht jede Seele

 

VII. Zur Vertiefung und Verinnerlichung des Liebesaktes

Millionen beten den Liebesakt

VIII. Ein Liebesakt kann vertausendfacht warden
Wie gute Menschen den Liebesakt beteten
“Wenn ich die Zeitung lese...”
Sorgen um Seelen, ein Martyrium
“Ich nenne auch den hl. Josef mit! ”
Liebesakt, vertieft durch die Beichte

IX. Höchster Grad seelenrettender Liebe: Opfern und leiden
Sühneleben der Heiligen von Lisieux
Heilsames Erlebnis am 70. Geburtstag
Der Bruder für den ermordeten Bruder

X. Die Liebe sei das Amen unseres Lebens
“Ja, wenn ich auch heilig wäre! ”
“Sie bot ihr junges Leben an”
“Ein Alleluja im Sterben ”

Ein kurzes Schlußwort
Benützte Literatur

“Höchste Ehre Gottes...”
Wenig Menschenworte haben mich in meinem Priesterleben so beeindruckt als jenes, das Generalpräses Ludwig Wolker , unser bayerischer Landsmann, Mitte der dreißiger Jahre im Schatten des Altenberger Domes zu uns Diözesanpräsides gesprochen hat. Es saß damals Adolf Hitler im Sattel. Sein Ziel war es, nicht nur die gesamte politische Macht im deutschen Volk an sich zu reißen, sondern auch die geistig-religiöse. Sein “neues Evangelium ” zielte auf den auf Blut und Rasse gegründeten “Übermenschen”. Das Christentum sollte als “artfremd” ausgerottet werden. Dafür wurde eine Reihe moderner Schlagworte und neuer Lehren erfunden, genau wie heute. Bei jener Tagung gab Ludwig Wolker für unsere Jugendarbeit ein wirklich hinreißendes und überzeugendes Leitmotiv, gleichsam als geistigen Gegenpol wider alle die verführerischen Irrlehren jener Tage:

Höchste Ehre Gottes ist der Mensch, der Gott liebt.”
Ich gestehe, wir Teilnehmer aus den 25 Diözesen Deutschlands waren von den Ausführungen über dieses Thema tief ergriffen. Hier stand das Grundgesetz des Christentums, Ziel und Weg, eindeutig und klar vor Augen. Hier galt ohne jede Einschränkung und Anbiederung:

       1  Nur einer ist der Herr - Gott allein.
       2. Ihm gebührt die höchste Ehre - Ihm allein.
       3. Der Mensch, der Ihn liebt, ehrt Ihn am meisten.

Alles Grundwahrheiten, die man damals wie heute über den Haufen rannte, weil der Mensch in seinem Hochmut sich selbst zum Mittelpunkt machte und heute wieder macht. Die Folge davon aber war und ist die wachsende geistige Unsicherheit und eine immer größer werdende Verwirrung auf allen Gebieten.

Diese Zeilen und die ersten Kapitel habe ich niedergeschrieben gerade in jenen Wochen, in denen unsere enge Gasse in schwerer Arbeit kanalisiert wurde. Es war ein nervenaufreibender, geradezu mörderischer Lärm, dem ich nur stundenweise entrinnen konnte. Nichts trifft einen kranken Kopf mehr als Motorenlärm. Viele Tage, ja Wochen war meine Arbeitskraft gelähmt. Ich erlebte, wie so oft schon, meine ganze Armseligkeit, als Werkzeug in Seiner Hand.

Aber Gottes schützende Vaterhand war über uns, über mir und den Meinen. Die hl. Engel, die wir im Namen des Dreifaltigen Gottes und im Namen ihrer Königin Maria, oft und oft täglich um ihren Schutz baten, standen uns greifbar zur Seite. Ihnen sei darum in tiefer Dankbarkeit dieses Buch gewidmet und allen hl. Engeln, die diese Schrift in viele Familien hineintragen, weit über die Grenzen unseres Landes hinaus, bis in ferne Länder. Handelt es doch über das wichtigste und schönste Thema, das es gibt, über die Liebe zu Gott und über die Liebe zu den Seelen. “Das Größte ist die Liebe.”

Du aber vergiß nie: “Der Mensch, der Gott liebt, ist höchste Ehre Gottes.” Diese Parole, ausgegeben von Ludwig Wolker, erschien Ungezählten wie eine Leitparole in dunkelster Zeit

All die nachfolgenden Zeiten sind nicht heller geworden. Es kam der Krieg; die Nachkriegszeit mit ihren großen Bedrängnissen. Da erging wieder ein Anruf von oben. Es war ein drängender Anruf des Herrn selber, an eine opferbereite, edle Ordensfrau in Italien, an die Sr. Consolata Betrone in Turin, die 1946 eines heiligmäßigen Todes starb. Ihr wurde von Jesus mehrmals der Auftrag gegeben, den sogenannten immerwährenden Liebesakt zu erwecken und Millionen dafür zu gewinnen. Dieser Liebesakt diene der eigenen Seele zur Vervollkommnung und Vollendung; er diene aber auch der Rettung von Millionen Seelen; denn nur die Liebe allein habe seelenrettende Macht. Nur die Liebe rettet die Seelen.

“Bedenke”, so hatte der Heiland zu Sr. Consolata gesagt, “ein Akt der Liebe kann über die ewige Seligkeit einer Seele entscheiden. - Versäume darum keinen einzigen Liebesakt!” Über diese Frohbotschaft, von Jesus gegeben, und über weitere Offenbarungen an begnadete Seelen unserer Zeit, die streng geprüft wurden, werden wir in diesem Buch manches lesen. Alle diese Botschaften des Himmels gehen zurück auf die wichtigste und höchste, die uns gegeben wurde. Sie stammt aus dem Mund des göttlichen Heilandes selber:

Inhaltsverzeichnis

I. “DU SOLLST DEN HERRN,
     DEINEN GOTT, LIEBEN!”

Das ist das Gebot aller Gebote
Du sollst Ihn lieben, nicht etwa mit halbem Herzen, nein, mit ganzem Herzen! Mit ganzer Seele! Mit ganzem Gemüt, ja mit all Deinen Kräften! Das ist nicht etwa eine zarte Bitte, die der Herr an dich hat, nein, das ist ein direkter göttlicher Befehl. Ein Gottesbefehl für alle! Bei Matthäus 22,37 hat Jesus diesen Befehl ausdrücklich niedergelegt, für jeden ohne Ausnahme, geltend für alle Zeiten: “Du sollst den Herrn, Deinen Gott, lieben!” Jesus erwartet von allen Liebe, auch wenn Er nicht von allen die gleichen Opfer verlangt und an alle dasselbe Maß anlegt. Er will aber aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele mit aller Kraft geliebt werden. Die umfassende Liebe hat er für alle ausdrücklich geboten. Sie ist die Zusammenfassung des ganzen Gesetzes. Wer diese Liebe hat, hat alles.

Darf man die Liebe befehlen?
Ein Mensch darf es sicher nicht. Gott aber darf es, weil Er es zu unserem Besten tut, weil die Liebe die höchste Ehre für Gott ist. Der Sohn des ewigen Vaters, eifernd für Seine Ehre, wendet sich darum auch an dich. Es kommt Ihm auch auf deine Liebe an. Er läßt darum nichts unversucht, diese deine Liebe zu gewinnen.

   Er verpflichtet             durch Seine Versprechungen.
   Er lockt dich               durch die Aussicht auf deinen Vorteil.
   Er nötigt dich              durch Seine Wohltaten.
   Er bewegt dich           durch Seine Bitten und Einsprechungen.
   Er verpflichtet dich     durch Sein Gebot.
   Er beschwört dich      durch Seine Drohungen und Segnungen.
   Er sagt dir                  durch Sein Leben und Sterben:

           Nur die Liebe ist Gottes würdig,
           nur die Liebe rettet.

Man lebt nur, um zu lieben
Dieses entscheidende Wort der hl. Theresia von Lisieux gilt gerade in Bezug auf Gott. Leben heißt Lieben. Denn alles Leben ist von Gott, der die ewige Liebe ist. Unsere Liebe ist der schuldige Dank dafür. Seine Liebe hat uns erbarmend errettet aus Sünde, Tod und ewiger Gottesferne und hat uns heimgeführt in die Liebe des Vaters. Unsere Liebe soll uns heimführen in die ewige Liebe. Man lebt nur, um zu lieben. Alles muß zur Liebe werden, um einmal in die ewige Liebe einzugehen.

Wann aber liebst du Gott?
Wenn du oft an Ihn denkst. Das kommt spontan. Du fühlst dich gedrängt. Deine Gedanken kehren, was du auch tust, immer wieder zu Ihm zurück. Liebe will nahe sein. - Wann liebst du Gott?

       Wenn du Ihm oft deine Liebe beteuerst
Das kannst du gar nicht oft genug tun. Es ist dir Bedürfnis und Freude. Wenn du Ihm immer wieder sagst: “Jesus, ich liebe Dich!” Sagt es nicht oft ein Kind zur Mutter: “Ich liebe dich” und jeder Liebende sagt es immer wieder dem Geliebten: “Ich liebe dich! ” - Wann liebst du Gott?

       Wenn du dich gern mit Ihm unterhältst.
Gespräche mit anderen interessieren dich weniger. Eine Unterhaltung aber mit Ihm (im Gebet) geht dir über alles. - Wann liebst du Gott?

       Wenn du Ihm durch Taten beweisen willst,
daß deine Liebe zu Ihm echt und wahr ist. Worte allein genügen nicht. Du willst Ihm darum durch Werke der Barmherzigkeit an den Brüdern und Schwestern deine Liebe bezeugen. Du willst wahr machen Sein Wort: “Wer Meine Gebote hat und wer sie hält, der ist es, der Mich liebt! ” (Jo 14, 21) “Wenn ihr Meine Gebote haltet, so bleibt ihr in Meiner Liebe! ” (Jo 17,11) Das ist die echte Liebe, Liebe der Tat. - Wann liebst du Gott?

       Wenn du vor keinem Opfer zurückschreckst,
um Ihm zu gefallen. Liebe will opfern. Der Kern aller Liebe ist das Opfer. Ohne Leiden kann die wahre Liebe zu Gott nicht sein. Sie ist vielmehr glücklich, für Ihn etwas tragen zu dürfen. - Wann liebst du Gott?

      Wenn du dich mit Ihm zu vereinigen suchst.
Liebe will nicht nur nahe sein, Liebe will nicht nur opfern. Liebe will sich ganz hingeben und vereinigen. “Du bist mein, ich bin dein.” Die deutsche Sprache hat leider nur ein Wort für Liebe, die lateinische Sprache dagegen drei verschiedene Worte für Liebe: Dilectio, Amor, Caritas. Sie besagen viel treffender, viel anschaulicher die Hochschätzung des Geliebten und das Verlangen, ihn besitzen zu dürfen, die Hingabe des eigenen Ich mit all seinen Wünschen und die innigste Vereinigung mit ihm. “Ich gehöre ganz und gar dir!” (Nach P. Leopold Bertsche O.Cist., dem Leiter des Marianischen Segenskreises.)

Bruder, Schwester! Liebe also ist Hingabe, Totalhingabe.
So darfst du, so sollst du Gott lieben, hingebend, selbstlos, uferlos! Zu solcher Gottesliebe möchten dir verhelfen all die folgenden Kapitel dieser Schrift; dazu auch der tägliche Einschluß in das hl. Meßopfer des Buchschreibers und dessen priesterlicher Segen; oft am Tag, besonders um 12 Uhr mittags und um 20 Uhr abends. Bitte, denk daran! Bevor du aber in diesem Buch weiterliest, Seite um Seite, vergiß nie zuvor ein kurzes “Veni Sancte Spiritus - Komm Hl. Geist” aus ganzem Herzen zu beten! Der göttliche Feuergeist wird kommen, wird dich erleuchten, durchwärmen und immer mehr durchglühen. Glaube es unerschütterlich!

Gott ist die Liebe, die feurige, unendliche Liebe. Du mußt nur viel häufiger auf Empfang dieser Liebe schalten. Deine Seele muß bereitwillige Empfangsstation sein für diese Geisteswellen göttlicher Gnaden, für dieses Feuer der Liebe! Und die Bitte, “der in uns die Liebe entzünde”, bleibt eine der wichtigsten, notwendigsten und gewaltigsten Tag für Tag.

Feuer auf die Erde
“Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu bringen, und was will ich anders, als daß es brenne” (Lk 12,49). Ein unerhört kühnes Wort, das noch keiner gesprochen, ein Wort so weltumfassend, so aufwühlend, daß wir es langsam und immer wieder überbeten müssen, um es nur ein wenig zu erahnen. Jesus, des himmlischen Vaters eingeborener Sohn, will das Feuer der Gottesliebe auf der ganzen Welt entzünden. Ja, in der Tat, darnach verlangt Sein Herz mit unaussprechlicher Sehnsucht. Sein ganzes Erdenleben, Sein bitteres Leiden und Sterben, alles, alles stand im Dienst dieses einen höchsten Zweckes. Sein Fortleben in der hl. Eucharistie gilt auch heute noch bis zum Ende der Tage diesem einen göttlichen Ziel: Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu bringen, allen Menschen in allen Erdteilen, jedem Einzelnen. Und warum dieses Feuer?

Das Größte ist das Feuer der Liebe
“Begeisternd predigte einmal der heiligmäßige Pater Eberschweiler SJ: Etwas Kostbareres als die Liebe gibt es nicht. Reich sind die Gaben der Natur, wunderbar die Geschenke der Gnade, aber aller Krone ist die Liebe, das Feuer der Liebe in den Seelen. Schätzenswert sind Gesundheit und Kraft, Bildung und Wissenschaft; kostbarer sind die Tugenden eines Herzens, aber sie alle zusammen übertrifft die Liebe.”

Darum sagt ein großer Gottliebender, der den Feuerbrand der Gottesliebe in sich trug, der hl. Paulus: “Vor allem habet die Liebe; sie ist das Band der Vollkommenheit! ” (Kol 3,14)

Beten wir mit Inbrunst: Hochheilige Dreifaltigkeit! Durch Deine Gnade wohnst Du in meiner Seele. Gib, daß ich immer mehr und mehr Dich liebe! ”

Wer die Liebe nicht hat, hat nichts.
Was nützt alles ohne die Liebe? - Nichts, rein gar nichts. Es ist das keine Übertreibung. Hört den Apostel und bedenkt jeden seiner Sätze:

  “Wenn ich mit Menschen-, ja mit Engelszungen redete,
  hätte aber die Liebe nicht,
  so wäre ich wie ein tönendes Erz
  und eine klingende Schelle.
  Hätte ich die Prophetengabe,
  wüßte ich alle Geheimnisse
  und besäße alle Erkenntnisse,
  hätte ich alle Glaubenskraft,
  so daß ich Berge versetzen könnte,
  fehlte mir aber die Liebe,
  so wäre ich nichts.
  Wenn ich all meine Habe den Armen zur Speisung austeilte,
  und wenn ich meinen Leib zur Verbrennung hingäbe,
  hätte aber die Liebe nicht,
so nützte es mir nichts.” (1 Kor 13,1-14)

So spricht Paulus, der einstige Christus-Verfolger, der wie wenige das Feuer der Gottesliebe in sein Herz aufgenommen hatte. Er meint in diesem 13. Kapitel an die Korinther sicher die göttliche Liebe und nicht die Nächstenliebe, sonst würde er nicht schreiben: “Wenn ich all meine Habe den Armen zur Speisung austeilte, hätte aber die Liebe nicht, so nützte es mir nichts.” Geradezu beschwörend ist darum sein wiederholter Bittruf:

“Trachtet nach der Liebe Gottes!”
Es gibt nach den Worten der “Nachfolge Christi” nichts Tröstlicheres als die Liebe, nichts Stärkeres, nichts Höheres, nichts Umfassenderes, nichts Lieblicheres, nichts Reicheres im Himmel und auf Erden. Denn die Liebe ist aus Gott geboren und kann nur in Gott über alles ruhen. Wenn einer liebt, so versteht er, was es ist um die Liebe, so weiß er um diesen Herzensruf an Gottes Ohr: “Mein Gott, meine Liebe, Du bist ganz mein, und ich bin ganz Dein.” Dazu sollen wir uns immer mehr befähigen, sollen “in der Liebe immer mehr Grund und Wurzel fassen, um durch sie mit der ganzen Fülle Gottes erfüllt zu werden! ” (Eph 3,17f.)

Die Liebe erfüllt mit der ganzen Fülle Gottes
Was heißt das anders, als daß unsere Seele durch sie mit allen Gottesgaben bereichert wird. Von ihr gilt das Wort der Schrift: “Es kamen mir alle Güter zugleich mit ihr und unermeßlicher Reichtum durch ihre Hände” (Wsh 7,11). Nach dem hl. Paulus befinden sich alle anderen Tugenden im Gefolge der Liebe. “Die Liebe”, so schreibt er an die Korinther, “ist geduldig, die Liebe ist gütig, die Liebe ist nicht eifersüchtig, nicht prahlerisch, nicht aufgeblasen, sie handelt nicht unschicklich, sie sucht nicht das Ihre, läßt sich nicht erbittern, trägt das Böse nicht nach... Sie hat nicht Freude am Unrecht, hat vielmehr Freude an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, duldet alles” (1 Kor 13,4-7).

      Ja, sie ist
      eine ganz wunderbare Kraft.

Sie macht tüchtig zu allem, vollbringt Vieles und Großes. Ermüdet, wird sie dennoch nicht lässig; gedrückt, wird sie nicht niedergedrückt. Erschreckt, wird sie nicht verwirrt; sondern wie eine lebendige Flamme und ein strahlendes Licht dringt sie nach oben und schwingt sich hinauf über alle Geschöpfe bis zur innigsten Vereinigung mit Gott, dem höchsten Gute (Nachfolge Christi).

O wunderbare Kraft der Liebe, die uns unzertrennlich an Ihn fesselt! Offnen wir unser Herz weit, um dieses Feuer aufzunehmen, um immer mehr davon erfüllt zu werden “in Trübsal und Angst, in Hunger und Blöße, in Gefahr und Verfolgung” (Röm 8,28).

Das Haupthindernis der Gottesliebe
So treffend hat darüber der große Gottliebende, Pater Wilhelm Eberschweiler SJ, geschrieben. Der hl. Johannes sagt: “Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm ” (1 Jo 2,15). Die Weltliebe also, die ungeordnete Liebe zu den Geschöpfen, steht der Gottesliebe im Wege. Daher der Apostel: “Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist” (1 Jo 2,15). Es gilt nicht nur die sündhafte, leidenschaftliche Weltliebe zu überwinden, auch jede ungeordnete Anhänglichkeit an die Weltdinge. Man kann das göttliche Liebesfeuer zu lodernder Glut entfachen, wenn man all diese feine Anhänglichkeit immer mehr ausscheidet und unbarmherzig den Kampf aufnimmt gegen jede läßliche Sünde und gegen alles in uns, das zur Sünde führen kann.

Dieser Weg zur Gottesliebe ist allerdings ein harter und mühsamer Weg, aber der Liebe ist nichts zu schwer. Einen anderen Weg gibt es nicht.

Darum Kampf der Eigenliebe,
die mit ihrer Sucht nach Bequemlichkeit und Genuß, nach Ehre und Lob wie mit ebenso vielen Armen sich an die Geschöpfe anklammert. Weil sie bei ihnen all das zu finden hofft, läßt sie eben nur mit Mühe und Widerstreben los. Aber was kann es helfen? Es muß sein; denn “davon möge ein jeder”, so heißt es im Exerzitienbuch des hl. Ignatius, “überzeugt sein, daß er nur insoweit in allen geistlichen Dingen, also namentlich in der Liebe Gottes, Fortschritt machen wird, als er aus seiner Eigenliebe, seinem Eigennutz, seinem Eigenwillen heraustritt!” Sind aber die Opfer, die wir bringen, die Entsagungen, die es kostet, überhaupt auch nur zu vergleichen mit dem Gewinn an Gottes Liebe?

Es gilt: sich freimachen!
Frei für die geistige Vereinigung mit Gott! Mit Recht mahnt der ehrwürdige Diener Gottes, P. W. Eberschweiler SJ (gest. 1921): “Lassen wir den Blick nicht kurzsichtig haften auf dem winzigen Gut, worauf wir etwa verzichten müssen! Wenden wir ihn vielmehr auf den unermeßlichen Schatz, den wir gewinnen sollen. Die Liebe zu Gott muß uns alles sein! Beten wir oft: “Nur Deine Liebe schenke mir und Deine Gnade, und ich bin reich genug, ich verlange nach nichts anderem! ” Das verleiht Mut, das gibt Freudigkeit ins Herz, das entfacht die Liebe. Dann bringt man gern alle Opfer. Einem Liebenden ist nichts zu schwer. So wird das Herz immer mehr frei von allen Hindernissen der Gottesliebe, wird fähig, das hl. Feuer, das Jesus auf die Erde bringen wollte, in immer reicherem Maß aufzunehmen, “denn es gibt der Herr da Seinen Segen, wo er leere Gefäße findet” (Nachfolge Christi, 4,15), d. h. Herzen, die frei sind von der Welt - und der Eigenliebe”!

Das haben alle gottliebenden, hl. Seelen auch unserer Tage erfahren dürfen, so Theresia vom Kinde Jesu, Bruder Konrad, P. Eberschweiler SJ., P. Reus SJ., Anna Schäffer, Therese Mauser, Mutter Ancilla von Gebsattel, Mutter Maria Theresia Meyer-Bernhold, Pfarrer Augustin Hieber und viele andere.
 

“Mein Gott und mein alles!”
Lassen wir nunmehr einen, von der ganzen Seligkeit der Gottesliebe erfüllten Menschen zu Worte kommen, Franziskus, den seraphischen Heiligen von Assisi. “In einer gnadenerfüllten Nacht”, so berichtet uns Thomas von Celano, “seufzte und flehte er gleichsam mit jedem Atemzug, mit jedem Pulsschlag: “Mein Gott und mein alles! Seine Seele war randvoll des ihm innewohnenden Gottes. Sie war eins mit dem Geliebten. Dieses Einssein ging über in ein unbeschreibliches Erkennen und Lieben, Schauen und wieder Lieben. Ein ewiger Kreislauf, für den er immerzu, gleich dem Lallen eines Kindes, nur einen Ausruf fand: “Mein Gott und mein Alles! ”

Sobald der Heilige das Wort Liebe Gottes hörte, war er schon entflammt. “Durch das äußere Wort allein schon wurden die inneren Seiten seines Herzens angeschlagen. Er war erfüllt, war durchglüht vom Hl. Geist.”

Wie kaum einer durfte er das kosten, was Bischof Graber in seinem Büchlein “Die sieben Gaben des Hl. Geistes” über den Besitz der Gabe der Weisheit schreibt: “Ein wundersames ineinander Verwobensein von Erkennen, Schauen, Urteilen, Erleben, Verkosten, Genießen und Lieben. Erkenntnis und Liebe verschmolzen zu einer Einheit: Eines bedingt und vollendet das andere...”

Gott nur Gott!
Eine von der Liebe Gottes erfaßte Seele kann nie genug für den geliebten Gott ihres Herzens tun. Es gibt für sie kein “Halt”, kein “Genug”. In der Seele brennt eine hl. Angst, Gott immer noch nicht alles geschenkt zu haben, Ihm vielleicht in einem Winkel des Herzens doch noch etwas vorzuenthalten, und sei es noch so geringfügig. Gott! Nur Gott! überall Gott!

Und alles, was irgendwie uns von Gott trennen könnte, muß weg, radikal weg, auf jeden Fall und für immer! Die totale Abkehr von alledem, was nicht Gott ist und nicht zu Gott führt, das bewirkte in Franz Seele der in ihm wirkende Hl. Geist.

Das ist unser Herzeleid, o lieber Hl. Geist, daß wir nicht wie Franziskus total Liebende sind, daß wir zwar Kinder Gottes heißen, es aber nicht durch und durch sind, weil wir immer noch vom Ichgeist gefesselt sind. Hl. Geist, laß Dein hellstrahlendes Licht eindringen in unsere Finsternis, damit wir die Schönheit der Gnade und den Reichtum der Tugenden erkennen und von der Sehnsucht erfaßt werden, wirkliche Gottliebende zu werden! Verwirkliche in uns zu Deiner Ehre und Verherrlichung, was Du bist, o Heiligmacher, allmächtiger Gott! - Laß mich täglich diese wichtige Bitte aussprechen: Der in uns die Liebe entzünde,

Laß mich Liebe bringen!
  Gott, mach mich zu einem Werkzeug des Friedens,
  daß ich Liebe bringe, wo Haß ist;
  daß ich verzeihe, wo Schuld ist;
  daß ich vereine, wo Zwietracht herrscht;
  daß ich Wahrheit bringe, wo Irrtum ist;
  daß ich den Glauben bringe, wo Finsternis ist;
  daß ich Freude bringe, wo Leid ist;
  daß ich die Menschen die Gottesliebe lehre, jeden Tag mehr!


“Die Liebe - meine Berufung”

Lassen wir hier auch Theresia vom Kinde Jesu zu Wort kommen! Die Heilige des Atomzeitalters, wie sie genannt wird, hat mächtige Impulse für ein Leben in der Gottesliebe gegeben, Priester, Ordensleute und Laien wurden davon ergriffen. Lesen wir in ihren zahlreichen Schriften voll Dank.

“Ich begriff, daß die Liebe alle Berufungen in sich schließt, daß die Liebe alles ist, daß sie alle Zeiten und Orte umspannt mit einem Wort, daß sie ewig ist. Endlich habe ich meine Berufung gefunden, meine Berufung ist die Liebe!

Im Herzen der Kirche, meiner Mutter, werde ich die Liebe sein... so werde ich alles sein.

Ich kenne keine großen Wünsche mehr außer dem einen: zu lieben, bis ich vor Liebe sterbe.

Nur die Liebe ist fähig, mein Herz zu weiten. Ja, der Lohn ist groß, schon hier auf Erden! Nur der erste Schritt auf diesem Weg kostet einige Anstrengung.

Ich begriff, daß ohne die Liebe alle Werke ein Nichts sind, selbst die großartigsten...

Nur die Liebe allein zieht mich noch an... jetzt leitet mich nur noch die Hingabe,
        ich habe keinen anderen Kompaß!

Ich begreife so gut, daß nur die Liebe uns dem lieben Gott wohlgefällig zu machen vermag, und so ist diese Liebe das einzige Gut, das ich begehre.

Jesus gefällt es, mir den einzigen Weg zu zeigen, der zu diesem göttlichen Glutofen führt, dieser Weg ist die Hingabe eines kleinen Kindes, das angstlos in den Armen seines Vaters einschläft... “Wenn einer ganz klein ist, so komme er zu mir” (Spr 9,4).

Das Vertrauen ist es
und nichts anderes als das Vertrauen, das zur Liebe führt. Welch tiefer Friede ergießt sich über die Seele dessen, der sich über die niedrige-sinnliche Natur erhebt!

In diesem Leben sollten wir uns an keine, auch nicht an unschuldige Dinge hängen und sie lieb gewinnen, denn unversehens gehen sie uns verloren. Nur was ewig währt, kann uns befriedigen.

     Die wahre Liebe nährt sich vom Opfer.
Je mehr die Seele auf die natürlichen Befriedigungen verzichtet, desto stärker und uneigennütziger wird die Liebe.

Und ich begreife, daß alles unter der Sonne Eitelkeit ist und Geistesplage (Pred 2,11), daß das einzige Gut darin liegt, Gott von ganzem Herzen zu lieben und hienieden arm im Geist zu sein.

Wie danke ich Jesus, daß Er mich “in den Freund schaften dieser Welt nur Bitterkeit” finden ließ! Mit einem Herzen wie dem meinen hätte ich mich fangen und mir die Flügel beschneiden lassen, wie wäre es mir dann möglich gewesen, “zu fliegen und zu ruhen?” (vgl. Ps. 54,7).

Wie vermag ich ein in geschöpflicher Liebe verfangenes Herz innig mit Gott zu vereinen?... Ich fühle, daß dies nicht möglich ist.

Wie wenig ist doch die Güte und die barmherzige Liebe Gottes bekannt. Es ist wahr, um sich Seiner Schätze zu erfreuen, muß man sich demütigen und sein Nichts anerkennen.

Und gerade das ist es, was viele Seelen nicht tun wollen. Gott! Von allen Seiten wird Deine barmherzige Liebe verkannt, verworfen; die Herzen, an die Du sie verschwenden möchtest, kehren sich den Geschöpfen zu und erbetteln von ihrer armseligen Zuneigung das Glück, statt sich in Deine Arme zu werfen und Deine unendliche Liebe anzunehmen.

O wie wenig wird der liebe Gott auf Erden geliebt, selbst von jenen, die Ihm geweiht sind!

     Ich tue alles für den lieben Gott.
Auf diese Weise kann ich nichts verlieren und fühle mich reichlich belohnt für die Mühe, die ich im Dienste des Nächsten aufwende.

Ich kenne nur ein Mittel, um zur Vollkommenheit zu gelangen: die Liebe. Lieben wir also! Unser Herz ist nur dazu erschaffen!

Glauben wir ja nicht, lieben zu können ohne zu leiden, oder zu leiden, ohne viel zu lieben. -

Ich bin froh zu leiden, weil der liebe Gott es so will. -O wie gut ist der liebe Gott. Ja, Er muß wirklich sehr gut sein, da Er mir die Kraft gibt, jedes Leid tragen zu können. - Soweit die “Kleine - Große Heilige”. (Nach Sr. Lucia - Karmel Weiden)

Um die Glut der reinen Liebe
Herr, laß mich mit dem hl. Augustinus zu Dir flehen: “O guter Jesus, lebe Du in mir, entzünde in meiner Seele die lebendige Glut der Liebe zu Dir, daß sie wachse zu loderndem Feuer. Sie brenne auf dem Altar meines Herzens, sie durchglühe mein innerstes Mark, sie entflamme die verborgenste Tiefe meiner Seele! Am Tage meiner Vollendung laß mich dann von Dir vollendet erfunden werden, der Du mit dem Vater und dem Hl. Geist lebst und als König herrschest, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

    Ein Wort vom hl. Pater Pio!
Wenn in einer Seele wenigstens das Sehnen vorhanden wäre, Gott zu lieben, so wäre dies alles; denn Gott ist dort nicht, wo die Sehnsucht nach Ihm fehlt. Sprecht zu Jesus: Willst Du eine größere Liebe von mir? Ich habe nicht mehr. Gib Du mir noch mehr, und ich werde sie Dir anbieten. Zweifelt nicht, Jesus wird dieses Anerbieten annehmen.”
 

“Ich komme mit der Liebe Gottes an kein Ende”
Vom schlichten Pförtnerbruder Konrad von Altötting wird gesagt, daß er einmal vor sich hinstammelte: “Ich komme mit der Liebe Gottes an kein Ende.” Nehmen wir das Wort, wie es ist: als die reife Erkenntnis eines Menschen, der in seinem Leben kein theologisches Buch studiert hat, wohl aber in die Schule des Herrn selbst gegangen ist und als Lehrbuch kaum etwas anderes hatte, als das Evangelium und das Kreuz. Wie oft versenkte sich der stille Pförtner vom Sankt-Anna-Kloster, der inmitten seiner schönen niederbayerischen Wiesen-, Feld- und Waldheimat herangewachsen war, in die Liebe des Vatergottes, der nicht nur die ganze Welt erschaffen, die Millionen von Sternen-Welten, sondern auch unsere Erde mit all den Menschenkindern darauf, der diese Menschen in unfaßbarer Liebe nach Seinem Ebenbilde erschaffen mit den hohen Geistesgaben des Verstandes, des freien Willens und der freien Entscheidungskraft, ja mit dem göttlichen Leben tief in der Seele. Der Mensch ward förmlich der Schlußpunkt der Liebestaten Gottes in der Schöpfungszeit, der Höhepunkt Seines liebenden schöpferischen Wirkens. Er sollte nach dem Willen des ewigen Vaters eine Wiederspiegelung Seines Wesens, Seines Lichtes, Seiner Schönheit sein.

Durch die Sünde aber ist die Liebesverbundenheit zwischen Ihm und den Menschen total zerstört worden. Der Mensch hat die Prüfung nicht bestanden, die ihm Anteil an dem ewigen, nie mehr verlierbaren Besitz Gottes gewährt hätte. Da geschah
   das Wunder aller Wunder:

Der himmlische Vater sandte Seinen vielgeliebten Sohn, um die Menschen wieder aus der Knechtschaft Satans in Sein Erbarmen, in Seine Liebe heimzuholen.

Wie oft hat sich Bruder Konrad Nacht für Nacht in der kleinen Alexius-Kapelle, die einen Blick zum Tabernakel der Kirche freigab, in die Liebe dieses göttlichen Sohnes versenkt, in die Liebe dessen, der auf die Erde herabstieg und Sich selbst in einem einmaligen Liebesakt, der die gesamte Liebe der Schöpfung um ein Unendliches übersteigt, dem Vater zum Opfer gebracht für uns. Wie mußte er immer wieder staunen vor dem für die Menschen unergründbaren Geheimnis:

Gott wird Mensch - Er, der Ewige, stirbt als Mensch.

Der Herr über alles Leben, der die Macht über alle Geschöpfe hat, stirbt den Verbrechertod am Kreuz vor aller Welt. Ja, Er kostet alle seelische Not aus, alle Schmerzen, alles Elend, um dadurch alle Schmerzen der Kinder Gottes, alle ihre Not zu heiligen. Nicht genug der Passion auf dem Opferaltar des Kreuzes. Er erneuert diese Passion unblutigerweise täglich und stündlich auf den Opferaltären der Welt in sühnender Liebe; ja, Er versenkt sich in die Ohnmacht des Brotes, auf daß wir Ihn hineinessen können und zur innersten Liebes-Verbundenheit mit Ihm werden. “Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.”

Man muß das einmal ganz auf sich wirken lassen, um zugleich vor Staunen in die Knie zu gehen und vor Freude aufzuspringen: Er, an den ich glaube, dem ich durch die Taufe und die hl. Eucharistie angehöre, liebt mich. Er weiß nicht nur über mich und über das, was mich bewegt, Bescheid, Er interessiert sich nicht nur für mich und mein Leben, nein, Er nimmt mich in Sein eigenes Sein hinein. Er ist mir nicht nur gnädig aus barmherziger Güte; Er verwendet sich nicht bloß wie ein treuer Freund für mich, nein, ich bin geradezu ein Teil Seines eigenen Lebens. So sehr umfaßt und hält mich Seine Liebe, so total umgreift mich Sein Wesen. Ich gehöre einfach Ihm, Er ist mein Leben. Wir kommen mit einer solchen Liebe an kein Ende, denn Jesus liebt anders als wir.

Seine Liebe ist total
Begreiflich, daß der Völkerapostel Paulus, ergriffen von dieser Liebe, das wunderbare Wort niederschrieb: Caritas Christi urget nos. Dieses wunderbare Wort, das, wie Bischof Rudolf Graber in einer Predigt einmal sagte, in seiner griechischen Wortbedeutung viel stärker und ausdrucksvoller ist als das deutsche Wort: “Die Liebe Christi drängt uns.” “Synechei” heißt nämlich: ganz in Anspruch genommen, ganz von etwas beherrscht sein, so daß es für Paulus und überhaupt für alle Christusglaubenden nur mehr das eine gibt, nicht mehr für sich, sondern nur mehr für Christus zu leben. So verteidigt Paulus sein Verhalten vor den Korinthern. Die Liebe Christi nimmt ihn dergestalt in Anspruch, daß er nicht mehr für sich selbst sein kann - im Gegensatz zu seinen Gegnern, die sich vor den Korinthern rühmen, daß sie religiös und geistig etwas sind. Nein, sagt Paulus, mich beherrscht nur die Liebe zu Christus, sonst nichts.

Die tiefste Offenbarung der Liebe Gottes
zu den Menschen geschah und geschieht immerzu in Jesus Christus. Jesus hat das höchste Maß Seiner Liebe an uns verschenkt. Er will aber auch in jedem Menschenherzen ein Höchstmaß an Liebe zu Gott entzünden. Wie selten wird von den Kathedern unserer Professoren, ja sogar von den Kanzeln unserer Kirchen, von der Liebe zu Gott, von der Liebe zu Seinem göttlichen Sohn Jesus Christus gesprochen, statt in unserer bedrängten Zeit, die an der Herzenskälte der Menschen zu erfrieren droht, immer wieder davon zu sprechen und dazu zu begeistern. Die Liebe zu Gott, die Liebe zu Jesus ist ein unsagbar inniges Geheimnis, das unsere Seelen auf das tiefste mit Ihm verbindet, so sehr, daß sie außer Gott nichts lieben, in Gott aber alles Geschaffene lieben.

Erst in dieser Liebe wird jede Menschenliebe verklärt: die Liebe des Kindes zu den Eltern, jede bräutliche Liebe, jede eheliche Liebe, überhaupt jede Liebe. “Das Größte ist die Liebe.” “Jeder Mensch soll so sein, daß all sein Leben Liebe sei” (Tauler).

      O ewige Liebe, die Dich bewogen hat,
Deinen Sohn für mich dahinzugeben und durch Ihn all meine Sünden hinwegzunehmen; o unfaßbares Erbarmen das in mir sogar Deine hl. göttliche Liebe entfacht und immer wieder neu entfacht, daß ich Dich aus ganzem Herzen lieben darf, um wieviel größer ist diese Liebe gegenüber jener Liebe, die nur meinen kranken Leib heilt und mich in all meiner irdischen Not tröstet!

Inhaltsverzeichnis

II. JESUS - FEUERHERD DER LIEBE

entflamme Du mein sündig Herz!
Willst Du zu einer großen Gottesliebe gelangen, genügt es allein nicht, die Hindernisse zu beseitigen, Du mußt das hl. Feuer in Deinem Herzen zu einer hellen Glut entfachen. Das geschieht in der hl. Eucharistie, beim hl. Opfer und der Kommunion.

Ja, der Altar ist der Herd der Gottesliebe, da wird Jesus stets von neuem gegenwärtig, um mit uns Seinen und unseren Vater, zu lieben. Von jeder hl. Messe gilt aufs neue: Feuer kam ich zu senden, und was will ich anderes, als daß es brenne? Da flammt die Flamme Seiner Liebe empor und reißt unsere Herzen mit hinauf: Durch Ihn und mit Ihm und in Ihm wird Dir, o Gott, alle Ehre und alle Verherrlichung. Doch noch mehr! Der Heiland erscheint nicht nur, um mit uns Seinen Vater zu lieben,

      Er kommt ganz persönlich,
um in unseren Herzen das Feuer zu entbrennen
in der innigsten Herzensvereinigung bei der hl. Kommunion. Ja, sooft der Herr Einkehr hält in unsere Seele, durchglüht Er sie mit neuem Leben und neuer Liebe. Wir würden sie gar nicht mehr wiedererkennen, wenn wir sie vorher und nachher schauen könnten. Der Dreieinige Gott hat aufs neue Seine Wohnung in ihr aufgeschlagen, und Er bleibt dort wie in Seinem Tempel. Gott aber ist Leben, Licht und Liebe; und dieses Sein Leben lebt Er in uns, und dieses Sein Licht leuchtet in uns, und diese Seine Liebe glüht in uns. Durch jede neue Vereinigung aufs neue und in neuer Pracht... So stammt denn diese neue Liebe immer wieder aus Gott... Und “wir glauben an die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott” (1 Jo 4,7. 16).

Ewige Atomkraftquelle der Liebe durchströme meine matte Seele! Vom eucharistischen Opfer und Opfermahl strömen unendlich geistige Energien in die aufnahmebereiten Seelen. Es sind die Energien jener Liebe, die sich immerzu opfert für uns, jener Liebe, die sich innigst mit uns vereinigt. Es sind geheimnisvolle, gewaltige, göttliche Liebesenergien. Wie schrieb einmal die hl. Anna Schäffer (gest. 1925) ergriffen: “Kaum daß die hl. Kommunion in meinem Herzen ist, verliere ich mich ganz in Jesus. - Jeder Morgen bedeutet für mich das schönste Fest der Liebe.” - Wunderbare Strahlkraft der hl. Eucharistie!

Soll aber die eucharistische Liebe des Herrn wirklich fruchtbar werden in uns, müssen wir viel mehr Glauben haben, und zwar kindlich demütigen Glauben, der keinerlei Zweifel aufkommen läßt an Jesu Wort: “Das ist Mein Leib, das ist der Kelch Meines Blutes.” Und aus dem Glauben heraus viel mehr Ehrfurcht, die beide Knie anbetend beugt vor dem allerhöchsten Herrn und oft in Schweigen verharrt in Seinem Heiligtum!

Aus Mangel an Glauben und an Liebe
versagen aber viele Christen dem eucharistischen Herrn die gebührende Hochachtung und Anbetung. Die Kälte und Gleichgültigkeit am hl. Ort, die Ehrfurchtslosigkeit beim hl. Opfer und der hl. Kommunion, besonders die schamlose Kleidung, mit der sich viele Frauen und Mädchen nahen, geben ernstlich zu denken, auch daß man die Knie nicht mehr beugt vor dem Herrn und Gott. Man fragt sich unwillkürlich: Armer Jesus, der Du mit all Deiner Liebe in der Ohnmacht des Brotes hier gegenwärtig bist, der Du Ströme von Segen vom Tabernakel aussendest, wo bleibt der Glaube der Deinen, wo die Liebe, wo die Sühne? Müßten wir uns nicht gedrängt fühlen, häufiger in stellvertretender Liebe zu beten: “Jesus, ich liebe Dich!”

Jesus, ich liebe Dich! - Jesus, ich liebe Dich mit Maria, der allzeit anbetenden hl. Mutter! Müßten wir nicht selber öfter vor dem Tabernakel knien und die Sühnelitanei zum eucharistischen Herzen Jesu beten, wie sie im “Gebetsschatz der heiligen Kirche” angeführt ist (S. 140)? Wenn wir oft nicht selber die richtigen Worte zu unserem Beten finden, greifen wir doch zu Gebeten, die von anderen bereits geformt und von der Gnade des Hl. Geistes und Seiner Kirche befruchtet sind, so z. B.:

Je mehr Dein heiligstes Sakrament verwundet wird, desto lauter und feierlicher wollen wir rufen: “Hochgelobt und gebenedeit sei das allerheiligste Sakrament des Altares von nun an bis in Ewigkeit! ”

Je mehr Dein unendliches Opfer versäumt und vernachlässigt wird, desto eifriger und gesammelter wollen wir ihm beiwohnen!

Je mehr Deine hl. Kommunion ehrfurchtslos oder gar unwürdig empfangen wird, desto andächtiger wollen wir sie zu empfangen suchen.

Je mehr Du in Deinen Kirchen vergessen und verlassen bist, desto öfter wollen wir Dich besuchen und anbeten, Du unter uns wohnender Jesus!

   Es gilt heute mehr denn je,
was die Heiligen immer wieder sagen: Zur Erlangung der Vollkommenheit gibt es kein wirksameres Mittel, als dieses hl. Sakrament, die hl. Eucharistie. Wenn wir dieses Gut recht zu benützen verstünden, würden wir in kurzer Zeit von wahrer Liebe zu Gott erfüllt werden.
 

Der hl. Pfarrer von Ars bekennt:
“Es gibt nichts, was der Eucharistie an Größe gleichkäme! Stellt alle guten Werke der Welt einer guten Kommunion gegenüber - das ist wie ein Staubkorn neben einem Gebirge.”

Mit Ergriffenheit liest man, wie der bekannte Segenspfarrer Franz Sales Handwercher von Oberschneiding (gest. 17. 8. 1853) die morgentliche Meßfeier zum religiösen Mittelpunkt seiner ganzen Gemeinde machte (ca. 1.300 Seelen), wie ein Großteil der Männer, Frauen und Jugendlichen damals schon täglich die hl. Kommunion empfing und dadurch in der Pfarrei ein beispielhaftes religiös-sittliches Leben erblühte. Immer wiedersagte dieser seeleneifrige Priester: “Jesus als Zentrum der Erlösung in der hl. Hostie ist imstande, die heiligste und feurigste Gottesliebe zu entzünden! ”

  Mit tiefem Schmerz sagte Bischof Graber
am 7. Mai 1972 die unsere Zeit kennzeichnenden, erschütternden Worte: Trotz steigender Kommunionziffern hat die Ehrfurcht vor dem Allerheiligsten und der Glaube an den eucharistischen Herrn abgenommen.” - Was fehlt, ist die Liebe, die gläubige, opferbereite, innerliche Liebe zum Herrn.

   Du aber wartest, Herr,
Tag und Nacht in allen Tabernakeln der Welt auf die Liebe der Menschen, auf ihren Willen, sich retten zu lassen. Erinnere uns immer wieder an die Kälte und Gleichgültigkeit, an die Lauheit und Ehrfurchtslosigkeit, die Du, verborgener Gott, auf Deinen Erdenthronen erdulden mußt und laß uns stellvertretend anbeten und lieben jeden Tag! Ihr hl. Engel der Anbetung, lehret uns die Ehrfurcht vor jedem Haus Gottes, vor jedem Tabernakel, vor jeder hl. Eucharistiefeier!

     Der Hl. Vater, Papst Paul VI.
kündet darum der ganzen Welt in seiner berühmten Enzyklika “Mysterium fidei” (1966) mit Nachdruck: “Die Gläubigen mögen darum soviel als möglich, am besten täglich, aktiv am hl. Opfer teilnehmen und die hl. Kommunion empfangen! ” - “Im Tabernakel ist Christus, der wahre Emmanuel, d. h. Gott mit uns. Tag und Nacht weilt Er in unserer Mitte und wohnt in uns voll der Gnade und Wahrheit. Er tröstet uns in Trauer, Er stärkt uns in der Schwachheit, entfaltet unsere Tugenden und lädt uns zu Seiner Nachfolge ein, damit wir an Seinem Beispiel lernen, sanftmütig und demütig zu sein und nicht uns, sondern Gott zu suchen.” -

“Jeder, der eine besondere Andacht zur hl. Eucharistie hat und sich bemüht, die unendliche Liebe Gottes zu uns vorbehaltlos und großmütig zu erwidern, erfährt daher und erfaßt zutiefst mit großer innerer Freude, welch hohen Wert ein Leben hat, das mit Christus in Gott verborgen ist und was es bedeutet, mit Christus eine Zwiesprache zu pflegen, die hier auf Erden das Beglückendste und das Wirksamste auf dem Weg zur Heiligkeit ist.” - Wohlan denn!
 

“Tretet hinzu,
und ihr werdet erleuchtet werden!”
(Ps 33,6)
Sooft wir vor dem Altar knien, sei es in der hl. Messe, sei es in inniger Vereinigung mit Jesus in der hl. Kommunion, sei es zur stillen Anbetung und zu trautem Zwiegespräch bei den Besuchen des Allerheiligsten, immer stehen wir unter dem unmittelbaren Einfluß Seiner Liebesstrahlen und Energien, die von Seinem Herzen ausgehen. Immer mehr wird sich an diesem Feuer unermeßlicher Liebe unsere Liebe entzünden, so daß wahrlich von uns gelten kann: In Seiner Liebe leben wir, bewegen wir uns und sind wir. “Das sind”, wie der gottselige Diener Gottes, Pater Wilhelm Eberschweiler SJ, manchmal voll tiefer innerlicher Ergriffenheit ausrief, “Wirklichkeiten”, ja, das sind beglückende “Wirklichkeiten”.

Darum ist der kurze Gebetsakt in diesen Augenblicken wohl das Schönste, das du Jesus schenken darfst: “Jesus, ich liebe Dich.” Dieser Herzensakt kommt ja aus dem Feuer Seiner göttlichen Liebe. Jesus entzündet ihn, Jesus nährt ihn, Jesus entflammt ihn immer aufs neue bei jedem Besuch des hochheiligsten Sakramentes, bei jedem hl. Opfer und Kommunion. O wie ist Er uns nah in der hl. Hostie!

Bruder, Schwester! Hätten wir doch mehr Glauben! Den kindlichen Glauben, daß jeder Ihn lieben darf mit Seiner Liebe! Möchtest du ihn darum aus ganzer Seele lieben jeden Tag und jede Stunde und es Ihm immer wieder sagen: Ich liebe Dich!
 

Sankt Paulus, das Leitbild eines großen Christusliebenden
Nach der Damaskusstunde erblüht in seiner leiden schaftlichen, einst Christus hassenden Seele, eine Innigkeit und Kraft der Hingabe an den Herrn, die ihn zum größten Christusmystiker aller Zeiten gemacht hat. Christus ist die Herzmitte seines Lebens geworden, Christus der Gekreuzigte. Paulus lebt nicht mehr als er selbst, sondern Christus lebt in ihm; “so ferne ich aber noch im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat” (Gal 3,19). Inhalt und Ziel, Aufgabe und Arbeit seines Lebens das alles liegt für ihn in dem einen Wort: Christus (Phil 1, 21). Für Ihn leben, für Ihn sich mühen, das ist der Dank für die Gnade, die Er ihm erwiesen hat, ihm, “dem Geringsten unter den Aposteln”. Die Liebe zu Christus drängt ihn, daß er auf alles verzichtet, was das Leben dem Menschen sonst zu geben hat, auf Familie und Ehe, um ganz seinem Herrn zu gehören und der Arbeit für die Seelen (1 Kor 9, 5, 16, 23). “Denn wer sich verehelicht, sorgt für die Dinge der Welt, wie er seiner Frau gefalle und ist geteilt; der Ehelose aber sorgt für die Sache des Herrn, wie er dem Herrn gefalle” (1 Kor 7, 35 f).

   Die Liebe zu Christus drängt ihn,
die unsäglichen Entbehrungen, Sorgen und Mühsale auf sich zu nehmen, in die uns die Schilderung im 2. Korintherbrief hineinschauen läßt. Es liegt wie ein frohes Lächeln über seinem von Sorgen und Entbehrungen hart gewordenen Antlitz, wenn er einmal von diesen Dingen wider seinen Willen reden muß. Wir lesen voll Ergriffenheit in 2 Kor 11, 23-28: “Ich habe Mühseligkeiten in reichlichem Maß ertragen, Kerkerstrafen in reichlichem Maß, Mißhandlungen über die Maßen, Todesgefahren gar oft. Fünfmal empfing ich von den Juden vierzig Streiche weniger einen; dreimal wurde ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See umher.

Auf Reisen war ich oftmals in Gefahren durch Flüsse, in Gefahren durch Räuber, in Gefahren durch Volksgenossen, in Gefahren durch Heiden, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Einöde, in Gefahren auf dem Meere, in Gefahren durch falsche Brüder. Ich ertrug Mühsal und Beschwerde, häufige Nachtwachen, Hunger und Durst, viele Fasten, Kälte und Blöße. Zu allem anderen kommt noch der tägliche Andrang zu mir, die Sorge um alle Gemeinden.”
 

Es spricht keinerlei Verbitterung
aus diesen Zeilen. Nein, die Liebe zu Christus läßt sich nicht erbittern. Sie will opfern und opfert gern in Demut, Dankbarkeit und Vertrauen. Das beweisen auch seine folgenden Zeilen: “Damit ich mich nicht überhebe, ward mir ein Dorn ins Fleisch gegeben, ein Satansengel, mich ins Gesicht zu schlagen, damit ich mich nicht überhebe. Ich habe wegen dieses Leids den Herrn dreimal angerufen, daß es von mir weichen möge. Und Er hat mir geantwortet: Meine Gnade ist dir genug. Denn die Kraft kommt zur Vollendung in der Schwachheit. - Darum ist es mir wohl in Schwachheiten, unter Mißhandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Bedrängnissen um Christi willen. Denn, wenn ich schwach bin, bin ich stark ” (2 Kor 12,7-10). Man spürt bei jeder Zeile, wie Paulus den Herrn tief und innig liebt, gerade auch im Kreuz. Nicht das Kreuz hat ihn bezwungen, sondern seine Christusliebe und sein Gottvertrauen haben das Kreuz bezwungen und in einen gewaltigen Segen verwandeln dürfen.
Seine Liebe ist nicht Schwärmerei, sondern die sittliche Tat
eines reifen Mannes, die bewußte Ganzhingabe an den überaus geliebten Meister. Darum kann er auch an die Römer so überzeugend, ja mit geradezu hinreißendem, Schwung schreiben: “Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch irgendwelche Mächte - uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die da ist in Christus Jesus, unserem Herrn” (Röm 8, 31). Seine Liebe entzündete sich stets am Feuer der Seele Jesu.

Nicht genug: Die große Christusliebe und das Vertrauen auf Ihn hat er selbst noch im Gefängnis in den Lesern seiner Briefe zu erwecken versucht. So schreibt der Gefesselte von Rom aus an die Philipper: “Dahin geht mein Harren und Hoffen, daß Christus wie immer so auch jetzt an meinem Leib verherrlicht werde.”
 

Christus ist für mich das Leben,
Sterben mein Gewinn
.

Mein Wunsch ist, aufgelöst zu werden und mit Christus zu sein; denn das ist bei weitem das Bessere. Das Verbleiben im Fleische aber ist notwendiger um euretwillen.” (Phil. i, 18-25). Die tiefste Sehnsucht seines Herzens, bald mit Christus vereinigt zu werden, muß also schweigen. In echter Christusliebe spricht er zum Willen des himmlischen Vaters stark und froh sein Amen.

Paulus, der vielgeprüfte und bedrängte, weiß aus hundertfältiger Erfahrung, daß alles Leid bitter und jedes Kreuz hart ist; er weiß auch, daß Gott Seinen Auserwählten das Kreuz nicht nimmt, sondern es eher verdoppelt, damit die Kraft in der Schwachheit vollendet werde, damit die Seele reif werde in der Glut der Schmerzen, wie die Traube köstlicher wird, je mehr die Sonnenglut sie zu versengen scheint. Für ihn ist der Sinn des Leidens die Nachahmung des göttlichen Meisters. “Mit Christus bin ich gekreuzigt.” - “Alle Zeit trage ich das Todesleiden Christi an meinem Leibe.” - “Ich will in meinem Fleisch ergänzen, was an den Leiden Christi noch fehlt für Seinen Leib, die Kirche!” Darum das liebende Ja auch zum letzten großen Opfer seines Lebens, zum Martyrium. Damit besiegelt der Kämpfer für Christus seine Liebe mit dem Blut. Das Geheimnis seines Lebens war Christus, war die durch nichts enttäuschte oder jemals erkaltende Liebe zu Ihm. So strahlt sein Leben noch wirksam in unsere Zeit. Trefflich sagte einmal der unvergessene Generalpräses Ludwig Wolker: Das schönste Christusbild ist ein lebendiger, christusliebender Mensch. St. Paulus war ein solcher.

      Zum Schluß dieses Kapitels eine Anregung.
Suchen wir einmal aus den Briefen des hl. Paulus ganz kurze, kraftvolle, innige Christusgebete zusammen. Sie helfen, in uns die Liebe zu Christus beleben und befruchten. Wir finden bei Paulus eine größere Anzahl von Herzensakten wie: “Nichts kann mich trennen von der Liebe zu Christus.” - “Christus ist für mich das Leben, Sterben mein Gewinn.” - “Der Wille Gottes - unsere Heiligung! ” - “Es sei mir ferne, anders mich zu rühmen, als im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus! Durch Ihn ist mir die Welt gekreuzigt und ich der Welt.” - “Die Liebe Christi drängt mich! ” - “Wenn ich schwach bin, bin ich stark.” - “Ich vermag alles, in dem der mich stärkt.”

Meist kurze Herzensakte, die sich meist an Christus wenden. Herzensgebete gehören einmal zu einem echten Christen; sie sind Bekenntnis und haben Zündkraft.
 

Jesus verlangt das Bekenntnis der Liebe
Petrus muß es dreimal wiederholen

Es war nach der Auferstehung am See Tiberias. Zum drittenmal bereits tat sich der Herr den Seinen kund. Auf sein Wort hin warfen sie nach einem erfolglosen Fischzug in der vergangenen Nacht das Netz nochmals aus und “fingen 153 große Fische. Und obwohl ihrer so viele waren, riß das Netz nicht.” Wir lesen weiter bei Johannes 21,15-19.

Als sie das Mahl genommen hatten, stellte Jesus in Gegenwart der anderen Jünger überraschend die ernste Frage: “Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich noch mehr als diese?” - worauf dieser Ihm sagte: “Ja, Herr, Du weißt, daß ich Dich liebe.” Darauf Jesus: “Weide meine Lämmer,” Und wieder fragte ihn der Herr: “Liebst du Mich?” - Zweifelte der Herr an seiner Wahrhaftigkeit, an Seiner Liebe? Petrus mag es etwas heiß überkommen haben. Er antwortete ein zweites Mal: “Ja, Herr, Du weißt, daß ich Dich liebe.” Darauf Jesus zu ihm: “Hüte meine Schafe! ” Zum dritten Mal fragte er ihn: “Simon, Sohn des Johannes: “Liebst du Mich?” - Da überwältigte es den rauhen Fischer; er konnte nicht mehr an sich halten; tiefe Trauer erfaßte ihn. Es fiel ihm glühend heiß seine dreimalige Verleugnung ein; es war erst vor kurzem gewesen, daß er in seiner schwächsten Stunde geschworen hatte: “Ich kenne diesen Menschen nicht.” - Wie armselig hatte Petrus seine Treue, seine Liebe gebrochen; jetzt durfte er erkennen, daß es mit dem Bekenntnis der Liebe wohl um das Tiefste ging, um
    das Innerste eines Menschenherzens.
Und er sprach ein drittes Mal: “Herr, Du weißt alles - Du weißt ja, daß ich Dich liebe.” - Darauf sprach Jesus zu ihm: “Weide meine Schafe!” Auf diese bekennende, mündlich versicherte Liebe gründete der Herr die feierliche Übertragung des Hirtenamtes an Petrus, der künftig Stellvertreter des obersten Hirten sein sollte.

    Liebe, eingetaucht in echte Herzensreue
ist kostbar in den Augen des Herrn. Nicht selten fängt im menschlichen Leben erst nach einer brennenden Reue über die begangene Schuld eine große innige Gottesliebe an. Die Seele darf gnadenhaft ihre große, erbärmliche Sündenschuld vor Gott erkennen, sie mit heißen Tränen bereuen, dann aber auch die beseligende Gewißheit erfahren: Gott hat mir alles vergeben. Er hat mich liebend in Seine Arme geschlossen. So war es bei Petrus. Die Erinnerung an den schmählichen Verrat Seines Herrn und Meisters hat ihn auch im späteren Leben sicher oft mit Reue erfüllt; die Erinnerung an die hochherzige Verzeihung von seiten des göttlichen Meisters aber ebenso mit tiefem Dank und herzlicher Gegenliebe. Gott allein weiß, wie oft der Herzensakt “Herr, ich liebe Dich!” über seine Lippen kam.

Bruder, Schwester! Eine tiefe, oft wiederkehrende Reue auch über unsere kleinsten Fehler kann eine große Gottesliebe erwirken helfen. Darum sollen wir uns nie grüblerisch bei unseren Fehlern aufhalten, sollen keine Verbitterung aufsteigen lassen, die quälerisch klagt: “Es hilft ja doch nichts ich falle immer wieder! ” Nein, wir sollen herzhaft bereuen und wieder bereuen. Aus der Reue strömt die Liebe des Herzens. Darum braucht auch der größte Sünder nicht zu verzagen. Er kann mit der Gnade Gottes trotz allem ein großer Heiliger werden. Bei vielen, ganz vielen ist die Schuld eine “felix culpa” geworden, eine glückselige Schuld, weil sie mit der Kraft ihrer Seele diese Schuld bereut und Gott um so mehr dann geliebt haben. So war es bei der hl. Magdalena am Stamm des Kreuzes, so war es bei Augustinus und nicht wenigen Heiligen. Wer viel liebt, dem wird viel vergeben werden!
 

Sr. Consolata und der Liebesakt
- Ergreifende Offenbarungen

“Schon seit den ersten Exerzitien bei den Kapuzinerinnen (1929), schreibt die am 6. April 1903 geborene Sr. Consolata, “verlangte Jesus von meiner Seele, was Er in der Folge unermüdlich forderte: den immerwährenden Liebesakt. Er setzte das zu erreichende Ziel fest und sagte, ich würde die Hindernisse, die Leidenschaften und Fehler im Lichte des Liebesaktes ausmerzen. ‘Nichts darf dich vom immerwährenden Liebesakt ablenken', sagte Er bei der Betrachtung am Tage meiner Einkleidung und bei der hl. Kommunion: ‘Ich verlange von dir dieses. eine: einen immerwährenden Liebesakt!'” - Das aber ist Hingabe, Totalhingabe.

“Im Anfang lautete er: Jesus, ich liebe Dich.
Dann wünschte Jesus die Beifügung: Jesus, Maria, ich liebe Euch! Zuletzt die endgültige Form: Jesus, Maria, ich liebe Euch, rettet Seelen! ” Die erste göttliche Aufforderung erfolgte am 15. März 1934:

“Liebe Mich, Consolata, Dein Liebesakt beglückt Mich!” Diesen Anruf zur Liebe vernahm sie in der Folge immer wieder! Nur die Ewige Liebe konnte einen solch drängenden, die Menschenseele überaus beglückenden Anruf ergehen lassen. So sagte der Heiland unter anderem:

“Liebe Mich für alle
und für jedes einzelne Geschöpf, für alle und jedes einzelne liebende Herz. Mich dürstet so sehr nach Liebe! ” (13. Okt. 1935). Und wieder: “Liebe Mich für alle und bereite durch dein Gebet und deine Hinopferung die Welt auf die Ankunft des Reiches meiner Liebe vor!” (15.12.1935).

Der Dreieinige Gott will die Menschen alle am unbegreiflichen Geheimnis Seiner Drei-persönlichen Liebe teilnehmen lassen. Sein Anruf erwartet darum ergebene, bereitwillige Antwort. “Liebe mich und du wirst glücklich sein. Je mehr du mich liebst, um so tiefer dein Glück! ” Und wieder: “Jeder Liebesakt vermehrt die Treue in dir, weil er mich anzieht, der ich die Treue selbst bin!” Ermutigend fährt der Heiland fort: “Der Liebesakt schließt alle deine Vorsätze in sich ein.” “Er ist fruchtbarer als viele mündliche Gebete.” - “Er sühnt tausend Flüche” (8.10.1935). Es ist, als wollte der Herr mit diesen Offenbarungen und sich häufenden Aufforderungen unmißverständlich sagen:
 

“Nur die Liebe rettet!”
Die hingebende, opfernde, tätige, betende, sühnende Liebe. Geradezu flehentlich klingt die Mahnung: “Consolata, verharre in einem beständigen, Jesus, Maria, ich liebe Euch; rettet Seelen!' Es ist der einzige Vorsatz, der dir Kraft gibt, für all mein Verlangen nach Opfern mit Ja zu antworten.” Und Jesus begründete dies mit folgenden Worten: “Der immerwährende Liebesakt hält dich immer mit Mir vereint und macht dich jederzeit zu allem bereit!” - “Mit der Liebe sollst du dich auf das Leid vorbereiten. Wehe, wenn du aufhörst zu lieben!” das heißt, dich einem anderen Gedanken hinzugeben als dem der Liebe!

Auch der lieben Gottesmutter
bereitet der Liebesakt viel Freude. “Consolata, was willst du deiner himmlischen Mutter in der Novene (zum 8. Dez. 193 5) schenken”, so fragte sie der Heiland. “Schenke ihr ein immerwährendes Jesus und Maria...” Damit schenkst du ihr alles.” Ermutigend bezeugt der Herr ein andermal: “Der Liebesakt erringt dir die Herrschaft über deine Gedanken und Worte, daß der Böse nichts gegen dich ausrichten kann! ” (16.9.1936).

Der Heiland wollte, daß sie ganz Opfer der Liebe werde und all ihre Wünsche Ihm opfern lerne. Ihr ganzes Denken, Wollen und Fühlen sollte nur Jesus gehören. Darum die begreifliche Warnung: “Alles, was dich vom immerwährenden Liebesakt ablenkt, kommt nicht von mir, sondern vom bösen Feind.”

Wiederholte Male kommt Jesus darauf zu sprechen, daß der Liebesakt nicht im Gefühl, sondern im Willen begründet sein müsse. Ein Liebesakt ist ein Akt des Geistes, der ans Lieben denkt; ein Akt des Willens, der lieben will und liebt, mag das Herz auch gefühllos, ja “eisern oder steinern sein.”

Dieses beharrliche göttliche Drängen,
die Sr. Consolata in der andauernden Liebe zu erhalten, wie immer auch die Seelenstimmung sei, ist bemerkenswert. Lieben ohne “Gefühl” ist tatsächlich ein inneres Martyrium, und nicht wenige Seelen unterlassen in einem solchen Zustand die Akte der Liebe aus Angst, sie würden der Wahrheit nicht entsprechen. Das ist eine List des bösen Feindes, um die Seelen vom Lieben abzuhalten.

Man höre den hl. Franz von Sales: Unterlaßt nie, Gott zu sagen: “Ich liebe Dich”, auch wenn kein lebendiges Gefühl der Liebe da ist, weil wir den Wunsch und Willen haben, Ihn zu lieben. In diesem Fall kostet der unaufhörliche Liebesakt Anstrengung. Auch Sr. Consolata, gegen die der böse Feind alle Versuchungen ins Treffen führte, erlebte das. Deshalb warnte Jesus sie am 10. Okt. 1935 mit den Worten: “Consolata, es hat nichts zu sagen, daß dir der Satan und deine Leidenschaften alle nur möglichen Kämpfe in der Seele entfachen; trotz Donner, Hagel und Blitz mußt du zu dir selbst sagen: “Ich will unentwegt meinen Liebesakt von einer Kommunion zur anderen fortsetzen. Dies ist meine Pflicht, meine einzige Pflicht. So und nicht anders sollst du weiterfahren! ”
 

Es bedarf wirklich hochherziger, ja geradezu heroischer Anstrengung,
den Liebesakt beständig erwecken zu können. Es ist dazu die Gnade Gottes als erstes notwendig und viel Geduld, denn es braucht lange Zeit. Obwohl Sr. Consolata reich mit Gnaden überschüttet war, gelangte sie doch nur im Verlauf mehrerer Jahre nach und nach dazu, und immer kostete es sie Anstrengungen, auch in den letzten Jahren ihres Lebens. Also nichts von Sentimentalität und kindischer “Süßholzraspelei”, wie manche meinen!

Wohl genügt es, den Liebesakt auch nur mit dem Herzen zu sprechen und nicht immer mit den Lippen; wichtig ist es vor allem, ihn langsam zu sprechen und Wort für Wort betonend! In einem späteren Kapitel werden wir von einem neuen unerhörten Gnadenangebot aus dem Jahr 1973 lesen, wodurch Jesus den gehetzten und übernervösen Menschen unserer Tage (sowohl in der Welt als auch in Klöstern), besonders entgegenkommen will. Auf jeden Fall sollen wir oft auch unseren hl. Schutzengel bitten: Sag mir, mein guter Engel, jede Stunde, daß ich Jesus und Maria liebe. Sag du es mir, mein bester Engel-Bruder!

Zusammenfassend sei über die Formel des Liebesaktes folgendes gesagt:

1. Man kann mit so wenigen Worten einen vollkommeneren Liebesakt auszudrücken. Alles ist darin enthalten: Die Liebe zu Jesus und Maria und die Liebe zu den Seelen.

2. Es ist ein Akt reiner Liebe, mit dem man Gott das Höchste schenkt, das man Ihm schenken kann: Liebe und Seelen. Jesus wollte ein praktisches und leichtes Mittel zur Erreichung der höchsten Innigkeit der Liebe zwischen Ihm und der Seele geben. Der Liebesakt darf also
      
keine mechanisch wiederholte Formel sein,
noch weniger ist die Zahl der Liebesakte ausschlaggebend; sondern der Liebesakt ist eine unaufhörliche Hingabe der Seele an die Liebe, ein unaufhörlicher Herzenserguß und ein beständiger stiller Hochgesang der Liebe.

3. Gleichzeitig ist er ein Akt vollkommener Nächstenliebe, weil diese im Liebesakt durch das unaufhörliche Bitten für Seelen ihren höchsten Ausdruck findet. Ausdrücklich sagte Jesus am 20.6.1940: “Die Formel des Liebesaktes schließt alle Seelen ein, die Seelen im Fegfeuer, wie die der streitenden Kirche, die unschuldigen sowie die Schuldbeladenen, die Sterbenden, die Gottlosen usw.”

4. Im Liebesakt sind in einmaliger Weise die zwei großen Gebote zusammengefaßt; das erste und größte, das Gebot der Gottesliebe und das zweite, das dem ersten gleich ist, das Gebot der Nächstenliebe. Wie unendlich segensreich sich diese Liebe auswirkt, bezeugt folgender Ausspruch des Heilandes: “Bedenke, daß ein Liebesakt über die ewige Seligkeit einer Seele entscheiden kann. - Verliere keine Zeit; jeder Liebesakt ist eine Seele.”

(Anmerkung: Viele, die sich zum Beten des Liebesaktes angezogen fühlen, besonders in der Gemeinschaft, benützen den Rosenkranz. Bei den kleinen Perlen beten sie die ganze Länge des Rosenkranzes den Liebesakt, bei den großen das Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl. Geist.)
 

Daß der Liebesakt für die südländische Kapuzinerin mit ihrem lebhaften Temperament absolut
nichts Sentimentales, Weichliches, Schwächliches war,
bezeugt einzigartig die immerwährende Übung in ihren unsagbar schweren Krankheitswochen bis zu ihrer Todesstunde. Sr. Consolata litt und starb in der vollkommenen Hingabe an die ewige Liebe und im unaufhörlichen Verlangen, alle Seelen zu retten.

Eine qualvolle Tuberkulose mit Hüftlähmung zehrten ihre Kräfte auf. Man brachte sie Ende, Oktober 1945 aus ihrem Klösterlein Moriondo in ein Sanatorium in Turin, der Stadt, in der sie Kindheit und Jugend verbracht hatte. Nach dem Willen der Ärzte wurde am 17. Dezember als letzter Versuch an der Schwerkranken die Operation im Zwergfellnerv durchgeführt, eine ungemein schmerzvolle Operation, die sie ohne Betäubung durchstehen mußte. Gegen Ende derselben stöhnte sie: “Jesus, ich kann nicht mehr! ” Es folgten Monate großer Schmerzen. Am 3. Juli 1946 wurde sie wie eine Sterbende nach Moriondo zurück gebracht. Sie wog noch 35 kg. Die rauhe Kutte der Kapuzinerin verbarg nur noch ein Skelett. Einzig die Augen hatten ihr Leuchten bewahrt, so daß aus ihrem zerfallenen Gesicht noch immer die innere Schönheit strahlte. Ihr Leben war nur noch ein unaufhörlicher Akt der Liebe und des Schmerzes. An den geistlichen Vater des Klosters hatte sie kurz vorher auf einen Zettel geschrieben: “Mit dem Liebesakt, glaube ich, steht es gut. Mit meinen armen Kräften suche ich keinen einzigen zu versäumen. An das übrige denkt Gott. Meine Aufgabe ist es zu lieben und den Gipfel zu erreichen.”

Die letzten 14 Tage ihres Lebens
waren für Sr. Consolata Tage unzähliger Leiden, furchtbarer Qualen und eines fast andauernden Todeskampfes. Alles war Feuer in ihrem Innern. Ihre Zunge ließ einen erschrecken. Über ihre Lippen aber kam nie eine Klage oder ein Wort, das ihr Leiden verraten hätte. Kaum hatte sie sich von einem Anfall erholt und die Herzschwäche ein wenig nachgelassen, kehrte ihr gewohntes Lächeln wieder. Alle Mitschwestern erbauten sich an ihr. Einer Schwester, die ihr gestanden hatte, daß sie für sie um Trost in ihrem Leiden bete, antwortete Consolata: “Nein, nein, nichts - das reine Kalvaria. So muß man Seelen retten!” Sie erlebte wirklich Kalvaria: Nichts vom Himmel, kein Lichtstrahl, keine Spur des Trostes, nur dichte Finsternis des Geistes und reiner Schmerz. So blieb es bis zum letzten Atemzug. Durch soviel Leiden schien sich ihr inneres Leben geheimnisvoll zu vertiefen. Während durch ihre Finger fortwährend der Rosenkranz glitt, wiederholte ihr Herz: “Jesus, ich liebe Dich! ”

Von der Frau Oberin darum gefragt, sagte sie:
“Mit dem Herzen sage ich es unaufhörlich.”
Körperliche Schmerzen, seelische und geistige Qualen wurden von ihrer Liebe umfangen und umgewandelt. Wahrlich ein Heroismus der Liebe in Jesu Kraft! Ihr müder Blick ging immer wieder zum Herz-Jesu- und Herz-Mariä-Bild, das auf dem Tisch stand. Am Dienstag, 18. Juli 1946 gegen 3 Uhr morgens, stöhnte sie mit qualvoller Stimme, in der etwas von lautem Aufschrei des sterbenden Heilandes und zugleich ein Ausdruck unbegrenzten Vertrauens lag im Dialekt: “Jesus, hilf Du mir, denn ich kann wirklich nicht mehr.”

So erfüllte sich das Versprechen, das ihr der Heiland gegeben hatte: Ihren Durst nach Sühneleiden überreich zu stillen. Der Kelch war randvoll. Jener Satz bildete ihre letzten Worte. Gegen 6 Uhr früh sprach Gott das große Amen über ihr Leben. Sie war 43 Jahre alt geworden und stand im 16. Jahr ihrer Profeß. Mit ihrem letzten Seufzer in der Sterbenacht “Jesus, Maria, ich liebe Euch; rettet Seelen! ” war ihr Liebesakt nicht erloschen. Er drang zum Himmel und verewigte sich dort laut Versprechen vom 7. Nov. 1935: “Nein, dein Liebesakt wird mit dem Tod nicht erlöschen, sondern sich im Himmel ewig fortsetzen! ” Wir aber wollen vertrauend beten:

Jesus, Du hast Dich gewürdigt,
Sr. Consolata zur glühenden Verehrerin Deines Heiligsten Herzens zu erwählen, damit sie Deine Lehre vom unaufhörlichen Liebesakt in der Welt verbreite und in der Kirche den kleinsten Weg der Liebe begründe. Wir bitten Dich, verherrliche sie auf Erden, wie wir glauben, daß Du sie schon im Himmel verherrlicht hast, auf daß die Welt den göttlichen Ursprung und die Wirkkraft des neuen Weges zur Vollkommenheit erkenne. Zu diesem Zweck und durch ihre Fürbitte gewähre uns die besondere Gnade..., wenn sie uns zum Heil dient. Jesus, Maria, ich liebe Euch; rettet Seelen!
(Dieses Gebet kann auch als Novene verrichtet werden.)

Die Vertiefung und Verinnerlichung
        1. unserer Liebe zu Jesus
        2.unserer Liebe zu Maria
        3.unserer Liebe zu den Seelen

Das ist das Hauptanliegen all der folgenden Kapitel. Dann und wann werden einige Gedanken wiederholt werden, aber nur deswegen, weil es um das Wichtigste und das Schönste in unserem Christenleben geht, um die echte hl. Liebe. Nur die Liebe rettet: Die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Seelen. - In den anschließenden Kapiteln wird zunächst noch der erste Teil des Liebesaktes behandelt werden: “Jesus, ich liebe Dich!” Er ist ja der grundlegende Akt.
 

Alle Liebe muß erlitten werden!
- Liebe ist Hingabe

Es ist nicht so, als ob wir schon von Anfang an beim bloßen Aussprechen des Liebesaktes die ganze Fülle der Gottes- und Nächstenliebe besäßen. Ich muß als Schreiber dieses Buches der großen Lesergemeinde ein ehrliches Geständnis ablegen. Als ich vor vielen Jahren zum erstenmal von diesem hl. Liebesakt las, da wagte ich nicht, einfach hin zu beten: “Jesus, Maria, ich liebe Euch!”, sondern ich habe immer gebetet: “Ich will euch lieben, ich will Euch herzlich lieben.” Ich spürte in der Seele, erst wenn ich immer wieder sage: “Ich will Euch lieben”, dann wird es ein wirkliches Lieben; denn mit jedem Liebesakt werde ich gnadenhaft gemahnt, nicht nur mit dem Mund, sondern durch die Tat zu lieben. Liebe muß Tat werden! “Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat.”

Ich muß “Ja” sagen
zu allen Geboten des Herrn und sie bis ins Kleinste zu erfüllen suchen. Ich muß “Ja” sagen zu allen Schickungen und Fügungen, zu allen Kreuzen, die Er mir auferlegt. Ich muß “Ja” sagen zur vollen Hinnahme Seines heiligsten Willens. Das erst heißt lieben, sich ganz und ungeteilt dem göttlichen Du übergeben und sich immer mehr mit Ihm zu vereinen. So wird der Liebesakt eine ganz kostbare Hilfe. Er führt, wie der Heiland selber sagt, zum wirklichen Leben in der Liebe. Jeder Liebesakt ist ein immer neuer Gnadenanruf: Du mußt in der Tat lieben! Alle Liebe muß eropfert, muß erlitten werden. Du mußt deine Jesus-Liebe durch viel Leid und Not hindurch getragen haben. Wenn du zwar auch immer wieder versagst, dann ja nicht sich allzuviel darüber grämen! Der Heiland läßt das Versagen zu deiner Heiligung zu. Nur nicht liegen bleiben und auf dein Sündenelend starren! Schnell wieder aufstehen mit Hilfe des hl. Engels und wieder auf Jesus schauen! Er ist die heilende Liebe. - Er allein die heiligende Macht deiner Seele. Das wußten alle Heiligen, angefangen vom hl. Paulus, der sich seiner Schwächen täglich bewußt war, aber auch der Kraft Gottes in all seiner Schwachheit.”

Das wußte auch “die größte Heilige unseres Jahrhunderts”, wie der hl. Papst Pius X. Theresia von Lisieux nannte. Sie mußte sehr mit sich ringen, wie die eigene Mutter und ihre leiblichen Schwestern von ihrer Kindheit berichteten: “Sie hatte keine fügsame Natur” - “sie war zum Zorn, zum Stolz und zur Selbständigkeit veranlagt” -; sie besaß einen fast unüberwindlichen Eigensinn. Theresia war keineswegs eine geborene Heilige, aber dank der trefflichen Erziehung im Elternhaus, dank ihres zähen Ringens im Kampf gegen ihre Fehler errang sie mit der Gnade Gottes eine erstaunliche Herrschaft über sich selbst und eine beispielhafte Liebe zu Jesus.

Sie kannte den neuen Liebesakt nicht, aber sie lebte ihn. Gerade, weil dieser Gebetsakt, aus tiefer Seele gesprochen, eine innige Liebe zu Jesus wecken will, eine Liebe, die jedes Kreuz, körperliches und seelisches, buchstäblich an sich drückt, eine Liebe, die um der Seelen willen, um ihrer Heiligung und Rettung willen, betet und opfert, sühnt und leidet, so wie die Heilige es tat, gerade deswegen sollen wir immer wieder bei dieser “Kleinen” und doch so großen Heiligen in die Schule gehen und ihren Worten lauschen. Es sind kostbare Worte und Schätze aus ihren Schriften, aus Briefen an Missionare und Zwiesprachen mit ihren Schwestern. Aussprüche lassen das Bild eines Heiligen im hellen Licht erstrahlen. Wir wollen Jesus so lieben lernen wie sie.

Wenn sie auch den Liebesakt in der Form, wie ihn der Herr der Sr. Consolata geoffenbart hat, nicht kannte, aber das Feuer der Jesusliebe brannte in ihrem Herzen, und wir werden durch ihre Aussprüche gnadenvoll angeregt, die schlichte Formel des Liebesaktes besser zu begreifen und für unser Wachstum in der Jesusliebe als wertvolles Hilfsmittel treu zu benützen. Darum geht es ja. Erst vertiefte Jesusliebe; daraus innige Marienliebe und die tätige Nächstenliebe.

Theresia bekennt:
“O Jesus, mein erster und einziger Freund, Du, den ich einzig liebe!” - “Es gibt nichts, als Jesus allein! ” Alles übrige existiert nicht -... Lieben wir Ihn also bis zur Torheit! - “Es ist mein einziges Verlangen, Jesus zu lieben und Ihn lieben zu lehren!” - “Jesus, ich liebe Dich, ich schenke mich Dir für immer! ” -

“Du allein, o Jesus, vermochtest meine Seele zufriedenzustellen; denn ich verlangte bis in die Unendlichkeit hinein zu lieben.”

“Ich vermag nicht einzusehen, was mir nach meinem Tode noch mehr als das, was ich bereits besitze, zuteil werden soll... Gewiß, ich werde Jesus schauen! Was aber das Einssein mit Ihm anbelangt, so ist das schon hienieden mein Anteil.” -

Ich habe Jesus nie etwas anderes als Liebe geschenkt, Er wird mir mit Liebe vergelten. - O Jesus, ich weiß:
Liebe wird nur mit Liebe bezahlt.

Es ist wahr, daß wir alles für Jesus mit einer eifersüchtigen Liebe bewahren müssen... Wie gut müssen wir doch für Jesus arbeiten, für Ihn ganz allein! - Jesus verlangt von dir alles, alles, wie Er es von den großen Seelen verlangt. -

“Das einzige, um das Sie für meine Seele beten sollen, ist die Gnade, Jesus zu lieben und Ihn lieben zu lehren, soviel mir das nur möglich ist.

     Ihn nicht fühlen und doch alles für Ihn tun, das ist Liebe! -
Jesus ließ mich immer wieder verstehen, daß Er allein das vollkommene Glück ist, selbst dann, wenn er nicht da zu sein scheint!...

Und dennoch haben die geschlossenen Augen meiner Seele soviel zu sagen. Ich bin mir wohlbewußt, daß Und dennoch haben die geschlossenen Augen Jesu mein Herz immer wacht (Hl 5, 2) und daß Er mir Seine göttlichen Augen in der Heimat des Himmels gnädig erschließen wird.”

Jesus ist ein “Blutbräutigam” (Ex 4, 25). Er verlangt das ganze Herzblut.

O dulden wir nichts, gar nichts in unserem Herzen als Jesus!
Die Geschöpfe sind zu klein, um die unermeßliche Leere auszufüllen, die Jesus in dich hineingelegt hat. Gib ihnen also keinen Raum in deiner Seele. -

“Jesus will Ihr Herz ganz und gar besitzen. Oh, Ihre Seele ist zu groß, um sich an irdische Tröstungen zu hängen! ”

Ach, mehr denn je fühle ich, Jesus dürstet. Er trifft nur auf Undankbare und Gleichgültige unter den Jüngern der Welt und unter Seinen eigenen Jüngern findet Er, ach! so wenig Herzen, die Sich Ihm ohne Rückhalt hingeben, die die ganze Zärtlichkeit Seiner unendlichen Liebe verstehen.

Vor allem gibt es in dieser Welt nur eines zu tun : Jesus zu lieben und Ihm Seelen zuzuführen, damit Er geliebt werde.

Liebe Ihn bis zur Torheit für alle jene, die Ihn nicht lieben! Oh, das ist eine große Liebe, Jesus zu lieben, ohne die Zärtlichkeit Seiner Liebe zu fühlen: es ist ein Martyrium... Nun gut, sterben (wir) als Martyrer! -

“Vergessen Sie sich selbst Seiner Liebe wegen!... Nichts erscheint einer Seele unmöglich, die liebt.

Möge Ihr ganzes Leben Demut und Liebe sein, damit Sie bald dorthin kommen, wo ich bin, in die Arme Jesu! ”
 

In der Nacht dieses Lebens,
der einzigen Nacht, die sich nie wiederholen wird, gibt es nur eines zu tun: zu lieben - Jesus mit der ganzen Kraft unseres Herzens zu lieben.

Nirgends werden wir eine bessere Stütze finden als an Jesus. Er ist unveränderlich. Welches Glück, dies zu wissen!

Ich möchte Jesus lieben, so lieben, wie Er noch niemals geliebt worden ist.

Weder Reichtum noch Ehre, noch die Glückseligkeit des Himmels sind es, die mein Herz begehrt. Was ich erstrebe, ist die Liebe! Um Dich zu lieben, wie Du mich liebst, muß ich mir Deine eigene Liebe ausleihen, dann erst finde ich Ruhe.

Laß mich stets Dich allein suchen und finden, mögen die Geschöpfe mir nichts bedeuten und ich ihnen ebensowenig, Du aber, o Jesus, sei alles!...

Laß die Dinge dieser Erde nie meine Seele beunruhigen und nichts meinen Frieden stören; Jesus, ich bitte Dich nur um den Frieden und auch um die Liebe, die unendliche Liebe, ohne irgendeine Grenze als Dich...

Ich will einzig um Deiner Liebe willen arbeiten, in der alleinigen Absicht, Dich zu erfreuen, Dein heiligstes Herz zu trösten und Seelen, die Dich ewig lieben werden, zu retten... Ich will mich also mit Deiner eigenen Gerechtigkeit bekleiden und von Deiner Liebe den ewigen Besitz Deiner selbst empfangen. Ich will keinen anderen Thron und keine andere Krone als Dich, o mein Vielgeliebter! (Nach Sr. Lucia)

Lassen wir die Worte dieser vom Hl. Geist geführten Seele auf uns wirken!
Beten wir mit ihr: - bitte erst durchlesen und nicht voreilig beten ! -

Mein Jesus, um jeden Augenblick in vollkommener Liebe zu leben, weihe ich mich als Schlachtopfer Deiner erbarmungsvollen Liebe. Ich bitte Dich, mach mich stets vollkommener, laß die Ströme der unendlich zärtlichen Liebe, die in Dir ruhen, in meine Seele überfließen. Mein Gott, laß mich so zu einer Märtyrerin Deiner Liebe werden! Dieser Liebesschmerz möge mich würdig machen, vor Dich hinzutreten, möge schließlich meinen Tod bewirken. Dann soll meine Seele ohne Verzug sich emporschwingen in die ewigen Umarmungen Deiner erbarmungsvollen Liebe. Mit jedem Schlag meines Herzens will ich Dir, mein Vielgeliebter, unzähligemal meine Hingabe erneuern, bis endlich die Schatten schwinden und ich Dir von Angesicht zu Angesicht meine Liebe beteuern kann ewiglich. Amen.
(Theresia vom Kinde Jesu)
 

Das ist der Höhenweg einer Heiligen,
der Weg der Liebe, gegründet auf einen bergeversetzenden Glauben an die unendliche Liebe Gottes, an jene Liebe, die in einem Menschen das Feuer göttlicher Liebe entzünden und ihn vollkommen umwandeln kann.

Theresia hatte diesen Glauben, dieses absolute Gottvertrauen. Auch uns bietet Gott die Gnade des Glaubens an. Glaube ist das freie Angebot Gottes an den Menschen. Gott will keinen zum Glauben zwingen. Der Glaubensakt ist der freieste, persönlichste und intimste, den niemand ersetzen kann. Der Glaube ist es, der zur Liebe führt und umgekehrt. Wer in der Liebe lebt, wie Gott sie uns gelehrt hat, dem fällt der Glaube wie eine reife Frucht in den Schoß und in das Herz. Mit ihm auch Freude und Her-zensfriede. Darum, wenn man den Menschen unserer Tage etwas raten könnte, dann wohl dieses:

Lebt in der rechten Liebe!
Unser höchster Wert bleibt immer die Liebe. Das Schönste, das Beste, das Du Gott schenken kannst, ist die Liebe. “Mein Gott, ich liebe Dich!” Die Liebe ist das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es verschwendet. Welch unbezahlbaren Wert bekommt darum der immer häufiger geübte Akt aus der Tiefe deiner Seele: Jesus, ich liebe Dich! Je öfter, je herzlicher und drängender du dieses sagst, um so mehr lernst du auch begreifen, was dieser Liebesakt einer jeden Seele abverlangt, was er gerade auch von dir will, nämlich:

Lieben in der Tat! Lieben auch im dunklen Leid! Lieben in der Tat! Immer wieder sei darauf hingewiesen, was Jesus unmißverständlich ausgesprochen: “Nicht, wer sagt, Herr, Herr, wird in das Reich Gottes eingehen (also in die ewige Liebe), sondern wer den Willen Meines himmlischen Vaters tut.” Das Tun ist das Entscheidende. Ein andermal sprach der Herr: “Wer Meine Gebote hat und sie hält (!!), der ist es, der mich liebt” (Jo 14, 21). Um es anders auszudrücken: Wer vor jeder Übertretung der hl. Gebote zurückschreckt, also vor jeder Sünde, auch der kleinsten, sogar vor jeder Unvollkommenheit, wer sich Tag für Tag ernsthaft müht, keine Halbheit aufkommen zu lassen und keine Lauheit, wer sich wirklich aus ganzem Herzen müht, kein Unrecht zu tun, sondern nur das Rechte, das Gute, das Gottgewollte, dessen Liebe ist Tat. Jeder Mensch aber ist tausend Schwächen unterworfen,
so daß die Hl. Schrift schon sagt: Der Gerechte fällt des Tages siebenmal. Da gilt nun erst recht das herzhafte Wiederaufstehen aus dem Glauben, aus der Liebe heraus! Nicht liegen bleiben, nicht einen Augenblick liegen bleiben, sondern wieder aufstehen, wieder von vorne anfangen in Demut, in Vertrauen und Liebe!

Legen wir alles, was wir im Leben schon zerbrochen und zerrissen und befleckt haben an uns und an anderen, hinein in den Schmelzofen des göttlichen Erbarmens voll gläubigen Vertrauens und mit unserem ganzen, guten Willen!
 

Wie tröstlich! Solange wir leben,
dürfen wir immer von vorne anfangen, wenn wir schwach geworden sind. Wie dankbar müssen wir dafür sein! Wieviel innerlicher wird dadurch unser Liebesakt, wieviel demütiger! Liebe muß Tat sein! Liebe muß Bereitschaft sein! Liebe muß den Willen des Geliebten bestens erfüllen! In unserem Fall - Jesu Gebote, Gottes Gebote, und mag sich die ganze Welt darüber hinwegsetzen!

Ohne Liebe keine Erfüllung der göttlichen Gebote! Arme Menschheit, die du immer ärmer an Liebe wirst! Wohin geht dein Weg? Vorbei an Gott dem Abgrund zu! Einem schrecklichen Abgrund!

Jesus lieben heißt nicht nur Seine Gebote gewissenhaft zu erfüllen suchen, sondern auch zu Seinem hl. Kreuz stehen, zu jedem Kreuz, das Seine weise Vorsehung uns auferlegt. Oft sind es harte, demütigende Kreuz! Gott prüft das Vertrauen, die Hingabe. Nur vom Kreuz, vom Blut des Herrn her können wir die Zulassung Gottes verstehen.

Jeden Tag bringt mir die Post zahlreiche Briefe in meine stille Oberroninger Klause. Wie viele dieser Briefe berichten von Krankheitskreuzen, Berufskreuzen, Versuchungskreuzen, Alterskreuzen und anderem tiefen Leid. Ich halte oft beim Lesen inne und segne alle diese Kreuzträger. Wie aber bin ich jedesmal ergriffen, wenn ein Brief ausklingt mit der Bitte:

“Helfen Sie beten, daß ich alles aus Liebe tragen kann.”
Das ist bereits große Liebe, gegründet auf Glauben und Vertrauen. Wer den Willen hat, sein Kreuz liebend zu umfangen, solange es Jesus will, wer es um Seinetwillen und der Seelen willen trägt, dessen Liebesakt wird immer echter und tiefer. Gerade in den Kreuzesstunden wirst du langsam begreifen lernen, daß Jesus dir ganz nahe ist, als dein allerbester Freund, ja als dein treuester Bruder, der dich mit Seiner ganz persönlichen Liebe umfängt, der um all deine Not weiß, bis ins Kleinste hinein, der all diese Not des Leibes und der Seele segnet, damit sie dir zum Heil wird. Er will ja zuallererst deine Heiligung. Erst in Kreuz und Leid bekommt unser Liebesakt Tiefengehalt. Jedes gedankenlose Hersagen weicht einer überlegten, vertrauenden, herzinnigen, wenn auch dann und wann wieder versagenden Liebesbeteuerung: “Jesus, ich liebe Dich - ich liebe Dich aus ganzem Herzen.”

Mit tiefer Erschütterung liest man, wie der protestantische Pastor Richard Wurmbrand, der 14 Jahre lang in kommunistischen Gefängnissen für seinen Glauben Schwerstes erduldet hat, oft nichts anderes mehr beten konnte, als nur ein stammelndes: “Jesus, ich liebe Dich!”

Wir müssen erst in die Tiefe,
müssen in die Kreuzesschule gegangen sein, in den Boden getreten sein, wie ein Samenkorn in die Tiefe. Dann erst wird unser Lieben vollendet sein. Lassen wir uns doch durch das Kreuz des Herrn retten, indem wir es mit Liebe umfangen und tragen. Es trägt uns weit über Golgotha hinauf bis zum Himmel hinein. Niemals soll sich ein Christ vor dem Kreuz ängstigen und den Blick von ihm wegwenden! Allein freilich können wir niemals ein Kreuz richtig tragen, und wenn wir vor dem Kreuz fliehen, dann fällt es dem Fliehenden meist ganz schwer in den Rücken und schlägt ihn zu Boden.

Nein, wir sollen im Kreuz unsere Rettung sehen und in der Kreuzesliebe stellen wir unsere Liebe zu Gott unter Beweis. Die Liebe zum Kreuz wird uns retten und in die Herrlichkeit einführen. Im höchsten Leid, die höchste Liebe! Das ist echte Christusliebe, ganz in den Spuren der Schmerzensmutter Maria!

Wie wertvoll ist daher immer wieder der Akt der Seele: “Jesus, ich liebe Dich!” Er sagt nichts anderes aus als: “Kreuz meines Herrn und Heilandes, unter dem die Schmerzensmutter gestanden, ich liebe dich, ich umfange dich, ich stehe zu dir, auch in den dunklen Stunden meines Lebens.” - “Jesus, ich liebe Dich”, muß ganz besonders gelten mit

Blick auf die verfolgte Kirche
Die Kirche ist der geheimnisvolle Leib Jesu Christi, ist der in Seinen Gliedern fortlebende, fortliebende, fortleidende Christus.

Bischof Dr. Rudolf Graber hat in dankenswerter Weise in seiner aufrüttelnden Schrift “Athanasius und die Kirche unserer Zeit” nachgewiesen, wie Satan von Anfang an seinen höllischen Atem gegen die Kirche gespien, wie er ihre Grundfesten in allen Jahrhunderten zu erschüttern versuchte. Viel teuflischer wie in der ersten Zeit der Christenverfolgungen ist Satan nach den Ausführungen Bischof Grabers in den letzten zweihundertfünfzig Jahren vorgegangen. Da wurden antikirchliche Vereinigungen gegründet, so die Freimaurerei 1717, der Illuminatenorden 1776, beide mit dem Ziel einer Gegenkirche mit einer neuen Religion, mit neuen Glaubenssätzen, einem neuen Priestertum, mit einer Umkehr aller von Christus gelehrten Wahrheiten. - Ziel ist eine Welt-Einheits-Religion im einheitlichen Weltstaat. Viele teuflische Helfer hat Satan dazu gefunden, auch aus den Reihen der katholischen Kirche selber. Tief erschüttert schrieb darum der hl. Papst Pius X. am 8. Sept. 1907 in seiner berühmten Enzzklika “Pascendi”:

“Die modernistischen (= neuzeitlichen) Irrtümer,
aufgetreten im Schoß der Kirche, sogar innerhalb des Klerus, drücken die göttliche Person des Erlösers in einer blasphemischen Frechheit zu einem bloßen, armseligen Menschen herab.” - “Die Modernisten sind darum schlimmer als alle anderen Feinde der Kirche, weil sie an die Wurzel die Hand anlegen, an den Glauben. ” - “Sie erkennen keine Autorität (Obrigkeit) mehr an und wollen sich keine Beschränkung mehr gefallen lassen. Der katholische Glaube ist gefährdet. Aus der Geschichte Christi ist nach ihnen alles zu streichen, was nach Göttlichem aussieht (wie Wunder, Prophezeiungen, ja auch seine Auferstehung und Himmelfahrt).” - “Es bleibt”, so sagt Pius X., “in der Kirche nichts, rein gar nichts, das nach Ansicht der Neuerer nicht reformiert werden müßte, und zwar nach ihrem Rezept.”

Mit Recht betont Bischof Graber: “Wenn man die Enzyklika des Papstes Pius X. durchstudiert, ist man betroffen von der - fast möchte man sagen - prophetischen Hellsichtigkeit dieses hl. Papstes, mit der er im Blick auf seine Zeit unsere Zeit bereits vorausgesehen hat, an deren Ende der Atheismus (Gottlosigkeit) steht. Wenn man das alles überblickt, auch die vom Papst zusammengestellten 65 Thesen der “Neuerer”, erfaßt uns
      ein heiliger Zorn,
weil man es wagt, das alles als neu und modern fortschrittlich, dem Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprechend vorzulegen, während es nur aufgewärmter, neu formulierter, fünfzig Jahre alter Modernismus ist.”
 

Es existiert tatsächlich “ein luziferischer Plan”,
den Papst Leo XIII. andeutet, wenn er sagt: “In solchen wahnwitzigen und finsteren Bestrebungen scheint sich gewissermaßen zu offenbaren, des Satans unaustilgbarer Haß und Rachedurst gegen Jesus Christus.”

“Satan ist in die Kirche eingedrungen ”, hat Papst Paul VI. vor aller Welt erklärt. Es geht wirklich “um eine gigantische Revolution in der Kirche”, wie die Pariser Freimaurerzeitung “L'humanisme ” bekannt hat. Wir alle erleben es in erschreckender Weise, wie der Glaube an das Grunddogma der Kirche, an die Gottessohnschaft Jesu Christi, der Glaube an die hl. Eucharistie immer mehr untergraben wird, auch der Glaube an die Unfehlbarkeit des Papstes; wir erleben es, wie die Beichte verschwindet, weil man an keine Sünde mehr glaubt, wie man dem Teufel den Abschied gibt und auch dem Glauben an die hl. Engel. Wir erleben es, wie dafür die Sexausschweifung und -zerrüttung in erschreckender Weise zunimmt, gemäß einer bereits vor hundertdreißig Jahren ausgegebenen geheimen Anweisung:

Machen wir keine Märtyrer in der Kirche, aber verbreiten wir das Laster in den Massen!

Was nur immer sie mit den fünf Sinnen erstreben, das soll seine Befriedigung finden... Schafft Herzen voller Laster, und ihr werdet keine Katholiken mehr haben. Das ist die Korruption (Verderbnis) im Großen, die wir unternommen haben, die Korruption des Volkes durch den Klerus, die des Klerus durch uns, die Korruption, die uns dazu führt, der Kirche das Grab zu schaufeln.”

Vergleichen wir dazu unsere Zeit! - Wir müssen bis ins Innerste hinein erschüttert werden, wenn wir sehen, wieviel sich davon bereits erfüllt hat an Zersetzung in Glaube und Moral. - Erbarmen, o Gott, Erbarmen mit Deiner hl. Kirche!

Dir aber, o Herr, möge hl. Sühne geschenkt werden für all die Schmach und Gemeinheit, für all den Undank und die Lästerungen, die Dir gerade heute in der hl. Kirche widerfahren. Um wieviel tiefer und öfter müßte aus jedem wahren Christenherzen das Bekenntnis kommen: “Jesus, ich stehe zu Dir und Deiner hl. Kirche! - Jesus, ich liebe Dich!” 

Jeder Liebesakt möge ein Bekenntnis sein, mit der Bereitschaft für Jesus und Seine Kirche kämpfen und opfern zu wollen; jeder Liebesakt möge eine Kampfansage sein wider Satan auf der ganzen Linie, eine
betende, opfernde, sühnende Kampfansage;
jeder Liebesakt, auch ein Treueschwur, sich selber jeden Angriffs auf die Kirche zu enthalten.

Wichtig aber, ganz wichtig, daß nicht nur ein paar, sondern Millionen diesen Liebesakt beten, vereint mit Maria, der hl. Mutter der Kirche. Wie sagte sie doch in Marienfried: “Setzt an die Stelle eurer sündigen Herzen mein Unbeflecktes Herz; dann werde ich es sein, die die Kraft Gottes anzieht und die Liebe des Vaters wird Christus neu in euch zur Vollendung bilden.”
Wird da unser Liebesakt nicht eine einmalige Durchschlagskraft erhalten?

Wir aber danken unserem Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Rudolf Graber für dieses mutige Buch, das in vielen Sprachen bereits übersetzt und verbreitet ist. Wir danken allen Bischöfen, allen Priestern und Laien für jedes mutige Bekenntnis in Anbetracht der ungeheuren Gefährdung, in der unsere Kirche steht. Es ist leider, mit ganz wenigen Ausnahmen, viel zu lange geschwiegen worden zu den Irrlehrern und Zersetzern innerhalb unserer Kirche, viel zu viel geschwiegen worden zu den Verleumdungen, Verdächtigungen und Schmähungen, ja, schauerlichen Gotteslästerungen von Seiten der Kirchengegner.

Da müßte wieder ein hl. Athanasius auftreten, wie damals vor mehr als 1.600 Jahren und ein Josef Görres wie vor 150 Jahren. Einmalig packend hat dieses Auftreten Bischof Rudolf in seinem Buch geschildert. Die Schmähungen und Lästerungen wider Christus werden ein Ende mehr nehmen, aber die Christen müßten auch viel entschiedener zur legalen (= gesetzlichen) Selbsthilfe reifen, gerade jetzt, da man die gottmenschliche Person es Erlösers geradezu satanisch lästert und Ihm sogar die gemeinsten “Liebesaffären” andichtet, Ihn, als einen sexuell schwachen Menschen hinstellt, wie man es in einem Pornofilm über Christus versucht. Wo bleibt die Entrüstung, wo die legale Selbsthilfe der Christen, wo das feierliche Bekenntnis und Sühnegelöbnis für unseren Herrn und Heiland Jesus Christus? Sind wir nicht manchmal zu abgestumpft oder zu feige oder gleich mutlos, wenn wir keinen Erfolg sehen? Ob unsere Proteste Erfolg haben oder nicht, wir müssen uns viel mehr rühren: um der Sache Christi willen und um unseres Gewissens willen! Dazu muß noch gelten für uns alle:
 

Auf zum sühnenden Gebet!
Millionen sind aufgerufen zu stillen Gebetsstunden! Millionen zum Beten des hl. Liebesaktes! Millionen zum Beten der Sühne-Litanei:

Je mehr Deine Geheimnisse gelästert werden - desto fester wollen wir an sie glauben, o Jesus!

Je mehr der Unglaube sich anstrengt, uns die Hoffnung auf die ewige Seligkeit zu rauben - desto mehr wollen wir auf Dich hoffen, o Jesus, Du einzige Hoffnung der Menschen.

Je mehr der Gotteshaß Deine Gottheit angreift - desto mehr wollen wir Dich anbeten, o anbetungswürdiger Jesus!

Je mehr Deine Gebote vergessen und übertreten werden - desto getreuer wollen wir sie beobachten, o Jesus.

Je mehr die Hölle zum Verderben der Seelen sich anstrengt - desto größer soll unser Eifer für ihre Rettung sein, du Eiferer für das Heil der Seelen!

Je mehr Genußsucht und Sinnenlust herrschen - desto mehr wollen wir uns im Geiste des Opfers und der Entsagung hingeben, Du mit Schmach gesättigter Jesus.

Je mächtiger die Pforten der Hölle gegen Deine Kirche anstürmen, desto treuer wollen wir zu ihr halten, o Jesus.

Je mehr die Welt sich empört gegen die unfehlbare Autorität des Papstes - desto mehr wollen wir mit kindlichem Glauben auf ihn hören und mit demütiger Hingebung uns von ihm leiten lassen, o Jesus, Du ewige Weisheit.

Je mehr die Menschen sich in Selbstsucht voneinander absondern - desto inniger wollen wir als Glieder derselben Gottesfamilie einander lieben in Dir, o liebreichster Jesus!

Je mehr die Nationen einander hassen, und befeinden, umso mehr wollen wir alle ohne Unterschied uns sammeln, um Dein heiligstes Sakrament, o Jesus.

Lasset uns beten: Göttliches Herz Jesu: gib uns Deine Gnade und mach sie in uns so stark und so mächtig, daß wir als treue Kinder Deiner Kirche Deine Apostel seien inmitten der Welt und Deine Freunde hier und in der Ewigkeit! Amen.
 

Viele Bekennende und Liebende,
auch heute noch in Rußland

Aus dem wertvollen Buch von P. Chrysostomus Dahm OSB, “Millionen in Rußland glauben”, seien folgende Tatsachen angeführt:

In Odessa fand ein Prozeß gegen gläubige Christen - Evangelische Baptisten - statt. Aus den bemerkenswerten Schlußplädoyers der Angeklagten, die auf einen Verteidiger verzichtet hatten, seien hier die eindrucksvollsten Aussagen wiedergegeben.

Der 32jährige Wassili Timtschak erklärte zu Beginn seines Schlußwortes: “Ich bin glücklich, heute auf der Anklagebank als Christ zu sitzen und nicht als Dieb oder Mörder. Ich freue mich über das Los, das mir um Christi willen beschieden sein wird. Als Christ glaube ich an Jesus Christus. Ich verkünde Ihn und werde Ihn immer verkünden. Man klagt mich an, das Wort Gottes verkündet zu haben. O ja, ich habe es getan und, werde es auch weiter tun. Ich habe Gottes Königsherrschaft verkündet und die Zeugen haben das bestätigt. In meinen Predigten sprach ich von der Liebe Gottes, daß Christus der Herr uns bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz geliebt hat, damit jeder, der an Ihn glaubt, das ewige Leben habe. Ich habe das verkündet, und ich verkünde es heute vor Ihnen und ich werde es bis zum Ende verkünden.”

Ende des Plädoyers von Y. N. Kriwoi:
“Auf Grund der Gesetze unseres Staates habe ich kein Verbrechen begangen, weder gegen die Gesellschaft noch gegen den Staat. Wenn ich aber als Christ leiden soll, bin ich bereit, mich in Ketten legen zu lassen. Ich bin seit vierzig Jahren gläubig. Es wird Ihnen nicht gelingen, mich umzuerziehen und Ihre Drohungen werden mich nicht zerbrechen.”

Der Student Gregori Boruschko
schließt mit folgenden Worten: “Ich wurde vom medizinischen Studium ausgeschlossen, aber ich hatte den Weg, der mir bevorstand, vorausgesehen... Sie halten für uns Marter bereit. In Wirklichkeit aber ist es Gott, der entscheidet, denn ohne den Willen Gottes fällt kein Haar von unserem Haupt. Das Leid ist die Lebensader des Christentums. Die Kirche lebt, sofern sie leidet, denn Christus der Herr hat das Martyrium durchlitten und uns geboten, Ihm nachzufolgen. Ich bin voller Optimismus, das heißt: Ich glaube. Wenn man uns heute verdammt, wird man uns morgen rehabilitieren. Wenn heute auf dieser Welt Ungerechtigkeit begangen wird, wird morgen die Gerechtigkeit siegen. Auch wenn diese “Dialektik” sich nicht auf Erden verwirklicht, wissen wir doch, daß sie im Himmel triumphieren wird, nach den Worten der Schrift: “Wir harren einer neuen Erde und eines neuen Himmels, wo die Wahrheit herrschen wird.” Und nun noch das eindrucksvolle Pflicht, Ihnen, Genossen Richter, zu sagen, daß kein König, kein Richter ungerechter Urteile wegen der Strafe entgeht. Ich möchte, daß Sie dies bedenken. Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heiles. Morgen wird unser Leben nicht mehr in unserer Hand sein.”

Worte, die nie vergessen werden sollen!
Im Kriegsverbrechergefängnis zu Nürnberg wurden nach der Hinrichtung der großen Nazis die Zellen getüncht. Da fand man in einer Zelle folgende Worte eingeritzt: “Versucht es mit Gott! Wir haben es ohne Ihn versucht und sind daran gescheitert.” - Möge das besonders unsere Jugend bedenken, die immer mehr von der Kirche und dadurch von Gott und Seinen Gesetzen abweicht, aber auch die Verantwortlichen der Regierung. - Wahrhaft ein Geheimnis: Der Glaube und die seelenrettende Liebe! Sie verlangen viel, sie verlangen alles. Glaube und Liebe aber retten die Seelen, das Kostbarste im Menschen.

Schlußwort der Sw. Solojowa:
“Ich erbitte kein Mitleid vom Gericht, denn es ist ein menschliches Urteil. Wie immer der Schiedsspruch ausfallen wird, ich nehme ihn mit Freuden an. Welches auch der Weg sein wird, den ich zu gehen habe, ich will Christus dem Herrn treu bleiben.

 Inhaltsverzeichnis

III. JESUS UND MARIA IN EINEM ATEMZUG

So beten wir es im Liebesakt
Mit Blick aufs Kreuz immer wieder: Jesus, ich liebe Dich. Du bist unser aller Heil und Retter! Du, unser allerbester Bruder, aber auch: “Maria, ich liebe dich! ” mit Blick unter das Kreuz. Du bist Jesu Mutter und unsere Mutter. Im Liebesakt lehrt es uns der Heiland so: “Jesus, Maria, ich liebe Euch.” Unsere Liebe zu Jesus darf von der Liebe zu Seiner reinsten Mutter nicht getrennt werden, wie es leider heute vielfach geschieht. Man kann Jesus wirklich nicht gefallen, wenn man nicht auch Seine und unsere Mutter liebt. Und unsere Gottesliebe wird nur eine vollkommene über die Gnadenhilfe Mariens. Sie ist das einzige Geschöpf, das Gott hienieden so liebte, wie Er es wünscht und will. Jesus und Maria dürfen wirklich in einem Atemzug genannt werden. Es ist nicht recht, daran Anstoß zu nehmen. Was Gott so eng verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen.

Wir wollen etwas ausführlicher auf die Frage eingehen: Wer hat denn Maria in engste Nähe zu Christus gerückt? Wer hat sie ganz an Seine Seite gestellt? Antwort: Nicht sie selber; das würde in keiner Weise zu ihrem Wesen passen, zu ihrem ganzen Bild. Ihr Charakterbild erstrahlt am schönsten bei ihrer Berufung. Diese schildert einmalig der hl. Evangelist Lukas im 1.Kapitel, als er im Anschluß an die Verkündigung des Vorläufers Johannes berichtete: “Im sechsten Monat ward der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt Galiläas namens Nazareth gesandt, zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Mann namens Josef aus dem Haus Davids. Der Name der Jungfrau war Maria. Er trat bei ihr ein und sprach: ‘Sei gegrüßt, Begnadete! Der Herr ist mit dir!' Ob dieser Anrede war sie bestürzt und sann nach, was dieser Gruß bedeute.
Der Engel aber sprach zu ihr:
 ‘Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade gefunden bei Gott.
Siehe, du sollst empfangen und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus’ geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten heißen. Gott der Herr wird Ihm den Thron Davids, Seines Vaters, geben; Er wird herrschen über Jakobs Haus in Ewigkeit und Seiner Herrschaft wird kein Ende sein.' Da sprach Maria zum Engel: ‘Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?' Der Engel gab ihr zur Antwort: ‘Der Hl. Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das aus deinem Schoß hervorgeht, Sohn Gottes heißen. Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen, und es ist schon der sechste Monat für sie, die als unfruchtbar galt; denn kein Wort von seiten Gottes wird kraftlos sein.' Da sprach Maria: “Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Worte ! “ Darauf schied der Engel von ihr.

Das war die gesegnetste Botschaft für alle. Zeiten, die größte und die wichtigste an die Menschheit, so wie das Kreuzesopfer Christi das größte Ereignis der ganzen Menschheitsgeschichte geworden ist.

Das war ein Anruf des Himmels
so gewaltig wie beim Schöpfungsanruf Gottes am Anfang der Zeit. Damals sprach Er Sein “Es werde” und die Antwort auf diesen Anruf Gottes war Erfüllung. Es ward das Licht, und es ward die ganze Schöpfung.

Was wird die Jungfrau von Nazareth, die Gott erwählt hatte, für eine Antwort geben, als es ging um die Menschwerdung des Sohnes Gottes, um das Wunder der Erlösung, wodurch die gefallene Menschheit wieder in das Erbarmen Gottes heimgeholt werden sollte? Wir haben die Antwort aus dem Mund Mariens bei St. Lukas gelesen. Sie lautete: “Ecce ancilla - fiat mihi.” Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort. Diese Antwort im Namen der ganzen Menschheit gegeben, ist ein Akt der vollkommenen Hingabe an den Willen Gottes, ein Akt der Bereitschaft, den Willen Gottes anzunehmen, und zwar aus einer tiefen Gehorsams- und Demutshaltung heraus.

“Mit Recht”, so betont das II. Vatikanum, “sind die hl. Väter der Meinung, daß Maria nicht rein passiv von Gott benutzt wurde, sondern in freiem Glauben und Gehorsam zum Heil der Menschen mitgewirkt hat.” Sie gab sich als dienende Magd des Herrn ganz der Person und dem Werke ihres Sohnes hin, “und das in tiefer Demut”.

   Demut gründet immer auf Liebe.
Nur ein demütiger Mensch kann ein Wort Gottes so gläubig annehmen wie Maria.
Ein stolzer Mensch sieht immer zuerst auf sich, auf das eigene Ich und nicht auf das Du. Ein Stolzer kennt keine Hingabe an das Du Gottes. Wie oft mag dieses demütige und doch immer liebende “Ecce fiat mihi” seit jener Verkündigungsstunde im Leben Mariens aufgeklungen haben! Schon ein paar Tage später, als sie “eilends über das Gebirge ging, um ihre Verwandte Elisabeth aufzusuchen”. Beim Eintritt ins Haus sang sie im Magnifikat das gleiche herrliche Lied ihrer demütigen Gesinnung: “Er hat herabgesehen auf seine kleine, kleine Magd.” Und da die heiligste Stunde der Geburt ihres Sohnes nahte, lag sie anbetend auf den Knien im Stall von Bethlehem, auf den Lippen und im Herzen das Gebet: Ecce ancilla fiat mihi! Wie oft mag dies schönste Gebet ihres Herzens, dieses innigste und persönlichste, in ihrem Leben sich wiederholt haben; so in den schweren Tagen, als sie fliehen mußte, in den bitteren Jahren ihrer Vertriebenheit aus der Heimat, dann im Haus zu Nazareth, wo sie als schlichte, demütige Hausfrau waltete wie eine ihres Standes, Tag für Tag, mit schwieligen, oft rissigen Händen ihre Arbeit verrichtend, es aber immer vermeidend, ihre Nachbarinnen etwas davon spüren zu lassen, daß sie mit den Ihren in einem großen Liebesgeheimnis zu Gott stand. Demut kann schweigen.

Dieses Gebet, Ecce ancilla - fiat mihi, klang in ihrer Seele auf beim Abschied ihres Sohnes, als dieser den Auftrag des himmlischen Vaters in aller Öffentlichkeit zu erfüllen begann. Still drückte sie ihm die Hand:

Mir geschehe nach deinem Wort!
Und wieder sprach sie es in jener furchtbaren Stunde der Verurteilung Jesu und bei Seinem bittersten Tod am Kreuz. Sie gab ihren allerliebsten aus vielen hundert Wunden blutenden Sohn in die Hand des himmlischen Vaters und forderte ihn nicht für sich, nein, sie beugte sich mit ihrer ganzen Seele dem Willen des Allerhöchsten, so wie ihr göttlicher Sohn sich selber ganz abstarb. Ich bin die Magd Gottes, mir geschehe nach Seinem Worte.

Wer stellt Maria an die Seite Jesu, an die Seite des Sohnes Gottes, des Mittlers zwischen Gott und Mensch? Nicht sie selbst hat das getan; das hat der himmlische Vater getan in Seiner Erbarmung und göttlichen Planung.

Er hat sie begnadet und ließ es durch Seinen hl. Engel allen kommenden Geschlechtern wissen: “Du bist die Gnadenvolle”, das heißt, die mit göttlicher Huld Erfüllte, Durchstrahlte, Beseligte. Er wirkte das große unbegreifliche Wunder und ließ aus ihrem unbefleckten Herzen das kostbare Blut entströmen, das unter Mitwirkung des Hl. Geistes den Opferleib des Sohnes bildete.

Aus ihr durfte der eingeborene Sohn des Vaters hervorgehen; Wunder aller Wunder!

Dank göttlicher Erbarmung wurde ihr reinstes, in ewiger Jungfräulichkeit Gott zugekehrtes Herz der erste Opferaltar des göttlichen Erlösers. Ihre Jungfrauenhände haben im Tempel dem ewigen Vater das göttliche Kind aufgeopfert. Ihr Herz wurde in steter Opfergesinnung mit dem Werk der Erlösung verbunden und wurde am Fuße des Kreuzes vom Schwert des Mit-Leidens, Mit-Sterbens durchbohrt.
    Ja sie ward mit ihrem Sohn gekreuzigt,
nur mit dem Unterschied, daß Er dem Leib nach, sie aber mit dem Herzen am Kreuz hing. “In der Tiefe ihres Herzens ist Maria gekreuzigt worden”, so sagt der hl. Bonaventura. Als jungfräuliche Mutter des Gottessohnes hat sie der himmlische Vater zur Miterlöserin des Menschengeschlechtes und zur Mittlerin aller Gnaden erwählt, auf daß sie den geheimnisvollen Leib Christi - das ist die Kirche - auf ihrem Schmerzensweg durch die Jahrhunderte mütterlich begleite, als Mutter der Kirche.

Sie ist die Mutter des ganzen Menschengeschlechtes geworden, als Jesus in Seiner schwersten Stunde am Kreuz das Teuerste und Liebste, das Er noch zu verschenken hatte, Seine Mutter, testamentarisch dem Jünger Johannes und mit ihm allen, für die Jesus starb, zur Mutter gab: “Frau, siehe da, deinen Sohn! Sohn, siehe da, deine Mutter!” - Und sie wurde eine Mutter für alle Not, für alle Zeit, wie es keine bessere geben kann.

Ein ewiges, unendlich kostbares Vermächtnis, das Wertvollste, das Jesus neben seinem heiligsten Sakrament hinterlassen hat:

Seine Mutter, auch unsere Mutter!
Wenn ich also bekenne, “Maria, ich liebe dich”, so will ich damit nichts anderes sagen, als daß mein Herz in tiefster Dankbarkeit zu dir steht, daß ich dich aus ganzem Herzen als Mutter anerkenne, daß ich dir folge, deine Nähe suche und daß ich mit Vertrauen meine Sorgen zu dir bringe, wie ein gutes Kind zu seiner Mutter.

Nicht Maria hat sich dazu berufen; nein, das hat der himmlische Vater getan, das hat ihr göttlicher Sohn, das hat der liebende Hl. Geist getan. Dafür ein herzfrohes Magnifikat: “Hochpreist meine Seele den Herrn, denn Er hat herabgesehen auf die Niedrigkeit Seiner Magd!” Dafür aus tiefem Herzen ein oftmaliges “Maria, ich habe dich lieb! ”


Wie steht die hl. Kirche zur Mutter Gottes?
Weil Maria in der christlichen Heilsordnung auf das engste zum Erlösungswerk ihres göttlichen Sohnes gehört, darum die hohe Verehrung und Liebe zu ihr durch alle Jahrhunderte. Schon in der frühchristlichen Zeit finden wir in den Katakomben Roms das Bildnis der hl. Mutter mit dem Kind. Aus dem dritten Jahrhundert stammt das Gebet: “Unter den Schutz deines erbarmungsvollen Mutterherzens flüchten wir uns, Gottesgebärerin! Unsere flehenden Rufe verschmähe nicht in der gegenwärtigen Not, sondern entreiße uns der Gefahr: Du Allein-Reine! Du Gesegnete!”

Durch all die Jahrhunderte immer wieder das Aufschauen zur Mutter des Herrn, zu unserer Mutter, besonders im Mittelalter. Ungezählt sind die Mariengebete, Marienlieder, Marienbilder, Marienkapellen und Dome, Mariengnadenstätten, Marienfeste. Sie alle sind Zeugnis der Liebe und Verehrung der hl. Kirche Gottes und des gläubigen katholischen Volkes. Auch die wunderbaren Mariendogmen. “Alle Marienverehrung ist letztlich ein Hin zu Christus!” (Bischof Graber)

Das II. Vatikanum sagt bestätigend:
“Alle Christgläubigen mögen inständig zur Mutter Gottes und Mutter der Menschen flehen, daß sie, die den Anfängen der Kirche mit ihren Gebeten zur Seite stand, auch jetzt, im Himmel über alle Seligen und Engel erhöht, in Gemeinschaft mit allen Heiligen bei ihrem Sohn Fürbitte einlegen möge.” -

“Die Mutterschaft Mariens in der Gnadenordnung dauert unaufhörlich an. In den Himmel aufgenommen, hat sie alle heilbringenden Aufgaben nicht abgelegt, fährt vielmehr durch ihre vielfältige Fürbitte fort, die Gaben des ewigen Heiles zu erwirken. In dieser mütterlichen Liebe trägt sie für die Brüder ihres Sohnes, die noch auf der Pilgerschaft sind und in Gefahren und Bedrängnissen weilen, Sorge, bis sie zum seligen Vaterland gelangt sind. Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter dem Titel der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen... Darum mahnt das Konzil alle Kinder der Kirche, den Kult, vor allem den liturgischen, der seligen Jungfrau Maria großmütig zu fördern, die Gebräuche und Übungen der Frömmigkeit zu ihr, die im Laufe der Jahrhunderte vom Lehramt empfohlen wurden, hochzuschätzen und das, was in früherer Zeit über die Verehrung der Bilder Christi, der seligen Jungfrau und der Hl. festgesetzt wurde, religiös zu beobachten. ” (Aus Konstitution über die Kirche)

Ich bin der tiefen priesterlichen Überzeugung:
Es kommt eine große marianische Zeit

Wahrscheinlich vorher noch eine schwere Heimsuchung über die sündige Welt. Gott allein weiß es. Sicher aber ist: Durch das göttliche Herz Jesu wird das Unbefleckte Herz Seiner Mutter triumphieren. Noch nie waren die marianischen Wallfahrtsorte soviel besucht wie heute; noch nie wurde dort soviel gebetet und geopfert wie in unseren Tagen. Ganze Nächte hindurch, und dies nicht nur einmal im Monat, nein, jede Woche, ja jede Woche zweimal; nur ein Beispiel dafür: Wigratzbad, wohin die Beter aus dem ganzen süddeutschen Raum, aus der Schweiz und Österreich zu Sühnenächten kommen. Die Mutter aller Gnaden wird Ströme des Segens erbitten dürfen für eine Erneuerung der Christenheit. Papst Paul VI. hat dazu an Pfingsten 1973 aufgerufen:

“Das Hl. Jahr 1975 dient der geistigen und sittlichen Erneuerung. Es soll die Wiederherstellung der von Christus gewollten Ordnung bei jedem Menschen, bis in die Tiefen seines Bewußtseins bewirken. Es soll die Aussöhnung jedes Menschen mit Gott bringen - und in die Ordnungen des Gemeinschaftssinns zu Gerechtigkeit, Liebe und Eintracht führen. Das Hl. Jahr soll ein messianisches Wiedererwachen, ein Reifen der Gesellschaft aus christlichem Geist sein! -

Zur Erneuerung der geistigen und sittlichen Kräfte der Kirche bedarf es einer liebevollen Hilfe von außen und oben - einer Hilfe, die uns aber doch ganz nahe und zugänglich ist. Das ist die Muttergottes. Die Gottesmutter wird uns bei ihrem Sohn die Gnaden erflehen, die wir brauchen.
Wir müssen ihre besondere Verehrung in das Hl. Jahr aufnehmen (!!), wenn es seine wahren Ziele erreichen soll! Wir müssen sie immer mehr als das Ideal und Leitbild der erlösten Menschheit sehen und erkennen lernen! - Denn sie ist die “von der Sonne durchstrahlte Frau in Offb 12", der alles überstrahlende Gegensatz zu den Bildern unserer gottabgewandten, hemmungslosen Umgebung. - Sie ist das Bild der Kirche. Sie stellt in sich die Gestalt der Kirche dar! ”

Weiter sagt der Hl. Vater von ihr: “Sie erreicht von ihrem Sohn Wunder. Wir werden auf die Hilfe, die Fürsprache der Muttergottes vertrauen müssen. Denn als Mensch kennt sie die Bedürfnisse und Leiden der Menschen. - Sie vermittelt bei ihrem göttlichen Sohn,
sie erreicht bei ihm Wunder.

Das ist ein ungemein verheißungsvolles und tröstendes Wort. Und der Papst fährt fort: “Diese Verehrung der Gottesmutter muß bei uns wieder lebendig werden, wenn wir den Hl. Geist erlangen und wirkliche Nachfolger im Geist Jesu Christi werden wollen.” (Textauszug aus der Papstrede)
 

Mutter, alle kommen zu dir (vom hl. Papst Pius X.)
Maria, du bist mit Sternen umkränzt, der Mond dient dir als Schemel deiner Füße, du thronst über den Chören der Engel. Blicke huldvoll herab in dieses Tal der Tränen und hör auf unser Rufen! Auf dich allein setzen wir unser Vertrauen und unsere Hoffnung.

Heute kannst du die unendliche Seligkeit des Himmels genießen. Doch auch du hast die Leiden unserer Verbannung verkostet und weißt, wie bitter die Tage der Menschen sind, die in Schmerzen dahinleben.

Auf dem Kalvarienberg hast du eine vertraute Stimme gehört: Frau, sieh da deinen Sohn; ihn gebe ich dir an meiner Statt. Damit wurdest du zur Mutter aller Gläubigen bestellt.

Was wäre auch das Leben der armen Adamskinder ohne dich? Ein jeder hat ein Leid, das ihn quält, einen Kummer, der ihn drückt, eine Wunde, die ihn schmerzt. Alle kommen zu dir, dem Hafen des Heils, dem Quell allen Trostes. Wenn der Sturm anschwillt zum Orkan, dann wendet der Seemann sich an dich und fleht zu dir um ruhiges Wetter. Das Waisenkind ruft zu dir, das dem Sturm des Lebens ausgesetzt ist wie eine Blume auf dem Feld. Die Armen blicken auf zu dir, wenn das tägliche Brot ihnen fehlt, und keiner bleibt ohne Hilfe, ohne Trost.

Maria, teuere Mutter, erleuchte unseren Verstand, rühre unser Herz! Die reine Liebe, die aus deinen Augen strahlt, möge auf allen ruhen und bei allen die wundervollen Früchte zeitigen, die dein Sohn uns verdiente, als Er sein Blut vergoß, während du unter Seinem Kreuz die bittersten Schmerzen littest. Amen.

Ja, allerbeste teuerste Mutter!

Wir wollen wie du, tapfer und liebend unterm Kreuz stehen. Wir wollen mit dir treu deinem göttlichen Sohne folgen. Ausdruck für diese Liebe zu deinem Sohne und zu dir sei der oftmalige herzensfrohe Gebetsakt: Jesus, Maria, ich liebe Euch - auch im Namen all derer, die Euch nicht kennen und nicht lieben, ja die Euch sogar schmähen und hassen und verfolgen.

Dein schönster Ehrenplatz
Schmerzensmutter Maria, dein schönster Ehrenplatz war nicht an der Krippe, sondern unter dem Kreuz. Dort hat dich der Wille Gottes geadelt als Mutter der Kirche, als Mutter aller Menschen, als Königin des Weltalls. Mag die Welt sagen, daß Golgotha eine Torheit sei, Tatsache ist: Wo die Mutter Jesu steht, da ist immer Weisheit. Und mag die Welt sich vor dem Kreuz als einer Last fürchten, wo du stehst, Mutter Maria, ist immer lauterste Liebe Gottes.

Im wunderbaren Schein von Glaube, Hoffnung und Liebe dürfen wir erkennen, daß der Wille Gottes für uns heißt: Wille Gottes zum Kreuz. Mutter, hilf du uns, bewußt und freiwillig den Willen Gottes bejahen und Ihn lieben, hilf uns fest stehen in diesem Willen!

Laß uns diesen hl. Willen Gottes allzeit liebend annehmen, auch wenn er Kreuztragen heißt. Laß uns in diesem Willen leben, leiden und sterben und einst durch diesen Willen in die Herrlichkeit Gottes eingehen! Amen.

   Inhaltsverzeichnis

IV. GEHEIMNIS STELLVERTRETENDER LIEBE

Darf ich eines der größten Gnadenangebote verraten, die mir Gott in meinem Priesterleben machte, aber nicht nur mir, sondern noch vielen, vielen anderen. Werkzeug hiefür wurde die heiligmäßige Mutter Katharina Vogl aus München (1872-1956). Sie erlebte eine sonnige Kindheit und Jugend in ihrer bayerischen Waldheimat (Renholding bei Vilshofen), dann auch noch später in Straubing und Ingolstadt. In der Großstadt München aber erfuhr sie “die schmerzlichste Stunde ihres Lebens”. Sie wurde, obwohl bereits mit einem Lehrer verlobt, von einem Wüstling vergewaltigt und dadurch gesegneten Leibes. Sie ließ sich aber das Kind nicht wegnehmen. Um für dieses Kind einen Ernährer zu haben, drängten ihre Geschwister nach einem Jahr zu der Ehe mit dem Schneidermeister Franz Vogl. Dieser hatte um ihre Hand angehalten. Sie aber wollte nie mehr mit einem Mann etwas zu tun haben. Nur aus der Sorge heraus, daß dieser um zwanzig Jahre ältere Mann, der aus Verbitterung viele Jahre zuvor vom katholischen zum protestantischen Glauben übergetreten war, wieder zu seinem Glauben zurückfinden möchte, willigte sie schließlich ein.

Nach einem Jahr Ehe aber erfuhr sie “zufällig” durch einen Brief, daß ihr Mann ein geschiedener sei und seine erste Frau in Amerika lebe. Er hatte ihr das alles verschwiegen, auch der kirchlichen Behörde. Sofort wollte die bereits 27-jährige die Ehe aufgeben. Ihre kirchlich geschlossene Ehe war ja nicht gültig, freilich ohne ihre Schuld. Es blieb um des Kindes willen nur die eine Möglichkeit des Zusammenlebens als Bruder und Schwester. Ihr Beichtvater riet ihr: Reden Sie erst mit dem Mann, wenn er mit Ihnen wie Bruder und Schwester zusammen sein will, dann können Sie beieinander bleiben, aber Sie dürfen nicht als Mann und Frau beisammen sein!”

Nach einigem Widerstreben sagte der Mann “Ja”... Aber Gott allein weiß, was die junge Frau Schweres auf sich nahm an Drohungen und Schikanen jeder Art. Sie selber bestätigte dem Schreiber dieser Zeilen öfter: “Ich schlief von jener Stunde an
15 Jahre nur auf einem Brett,
nur um mich selbst zu überwinden und Kraft für meinen Mann zu erflehen. Dieser wollte mich von Zeit zu Zeit immer wieder für sich haben. Mir aber ging es nur um seine Seele. Ich wollte alles dulden, alles tragen, damit er umkehre und ein ganzer Gottliebender werde.

Der heiligmäßige Franziskanerpater Bonaventura Blattmann (gest. 1942), ihr erster geistlicher Berater, führte sie immer mehr auf dem Sühneweg des Kreuzes. Katharina Vogl erreichte es, daß der Mann sich restlos wandelte und selbst ein großer Sühnender wurde. Er starb sehr bußfertig im Jahre 1915.

Mutter Vogl aber, die beharrlich Betende, Opfernde und Duldende wurde später Ende der zwanziger Jahre, bis zu ihrem Tod vieler innerer Einsprechungen von Gott her gewürdigt, vor allem eines großen Gnadenanrufes: “Du sollst beten und lieben, opfern und dulden im Namen aller und für alle Seelen!”
Dadurch bekam ihr Leben
eine apostolische Weite
eine weltumfassende Liebe. Wie oft erzählte sie mir in den Jahren 1939-1956, in denen ich sie seelisch betreuen durfte, von der drängenden Bitte des Heilandes:
Im Namen aller und für alle Seelen sollst du täglich die hl. Messe besuchen und Mein kostbares Blut dem, himmlischen Vater durch die reinsten Hände Meiner Mutter für alle aufopfern!

Im Namen aller und für alle Seelen sollst du täglich die hl. Kommunion empfangen und dadurch das göttliche Feuer der Liebe für die vielen Lauen, Gleichgültigen und Erkalteten, gleichsam stellvertretend in dir entfachen lassen.

Im Namen aller und für alle Seelen sollst du auch den immerwährenden Liebesakt erwecken; und je treuer und beharrlicher du es tun wirst, um so größer wird die Freude im ganzen Himmel sein, um so reicher der Segen für dich und die Seelen.

Mutter Vogl hat dieses Angebot der unfaßbaren Liebe Gottes angenommen und bis zu ihrem Todestag (4.1.1956) treu betend und opfernd erfüllt. Sie wollte lieben,

im Namen aller Seelen,
gleichsam als Stellvertreterin aller. Sie wollte Gott die Ehre geben im Namen aller Menschen, Ihm, dem unendlich Heiligen, Anbetungswürdigen, dem alle Ehre gebührt! “Höchste Ehre für Gott ist der Mensch, der Gott liebt.” Sie wollte noch ein Zweites: Sie wollte lieben für alle Seelen,
das heißt, zum Heile aller, zur Rettung aller. Dafür wollte sie beten und opfern, dulden und leiden! Darin sah sie die Erfüllung ihres Lebens: Gott die Ehre und den Menschen das Heil.

Immer wieder hat sie der Heiland in diesem Auftrag gestärkt und auch die liebe Gottesmutter. Diese sagte ihr einmal ausdrücklich: “Kind, ich kann dir gar nicht sagen, wie groß es ist, wirken zu dürfen im Namen aller und für alle Seelen und seinen Leib zu züchtigen mit all seinen Neigungen und Lastern, so daß ich dadurch viele Strafen von der Menschheit, die ich so sehr liebe, abwenden kann” (20.2. 1930).

Wer kann das Geheimnis dieser verborgenen, stellvertretenden Liebe begreifen! Längst hätte Gott, der Herr, der soviel gelästerte, verhöhnte und totgeschwiegene die Menschen, “die Krone der Schöpfung” zerschlagen können; nein, nicht vernichten will Gott, retten will Er; heimholen will Er: und alle will Er heimholen in Seine Liebe, in Seine ewige, unbegreifliche Herrlichkeit. Wenn die Menschen nur wollten! In Seiner Erbarmung zeigte der Herr diesen Weg, den Weg der stellvertretenden Liebe. Nur Gottesliebe konnte ihn erfinden.

Ich darf also stellvertretend lieben für viele - ja, für alle; schon allein, wenn ich aus ganzer Seele bete: “Ich liebe Dich - Jesus, Maria, ich liebe Euch!” -

Und erst recht, wenn ich im Leid, in der Krankheit, in seelischer Not, in tiefer Bedrängnis noch tapfer sage: “Alles aus Liebe um der Rettung der Seelen willen!” “Jesus, Maria, ich liebe Euch! ” - Geheimnis unfaßbarer göttlicher Liebe, die uns sogar beten läßt: Jesus, Maria! Wir lieben Euch - stellvertretend für die ganze Menschheit -, besonders, wenn mehrere zusammen den Liebesakt in einer Gebetsstunde, in einer Sühnenacht usw. beten.

Bruder, Schwester! Auch dein Liebesakt ist stellvertretende Liebe im Namen aller und für alle Seelen.

Ein einziger, inniger Liebesakt reicht also bis an die Grenzen der Erde, so wie die Sehnsucht der Kleinen hl. Theresia, die das Evangelium in alle Welt tragen wollte. Die Kirche hat sie, die niemals eine Missionsstation betrat, zur Patronin der Weltmission ernannt.

(Anmerkung : Mutter Vogl liegt begraben im Waldfriedhof in München. Ihr Grab wird immer wieder von Vertrauenden und Dankbaren besucht.)
 

Köstliche Frucht des Liebesaktes
Wenn du den Liebesakt immer treuer und seelenvoller betest, dann wird dir unter anderem folgende große Gnade geschenkt: Du darfst in dieser Liebe zu Jesus und Maria den ganzen Umfang der Nächstenliebe erfassen, du darfst diese große Tugend in hervorragend praktischer Weise üben. Beispielhaft ist uns wiederum Theresia von Lisieux, die Jesus und Maria über alles liebte. Hören wir, was die Schwestern über ihre Nächstenliebe sagten:

“Sie begriff, daß die Liebe nicht im Grund des Herzens eingeschlossen bleiben darf und handelte danach. Immer lag auf ihren Lippen ein freundliches Lächeln, als Zeichen der liebenden Gesinnung des Herzens, sogar in den letzten Stunden vor ihrem Hinscheiden begrüßte sie die ins Sterbezimmer eintretenden Schwestern noch mit diesem Lächeln. Wie oft hat sie in den Jahren ihres Klosterlebens ihre Mitschwestern, vor allem die ihr unterstellten Novizinnen, durch liebende Worte erfreut, getröstet, ermuntert, gemahnt. Den Frieden liebte sie über alles. Wenn sich Schwierigkeiten erhoben, so war es immer Sr. Theresia, die mit ungewöhnlichem Takt und größter Gewandtheit den Frieden in der Ordensgemeinschaft wiederherstellte.” Gegen Ende ihres Lebens schreibt sie:
 “Ich weiß jetzt, daß die wahre Liebe darin besteht, alle Fehler des Nächsten zu ertragen, sich nicht über seine Schwächen zu entsetzen, sich dagegen an seinen geringsten Tugenden zu erbauen.” Sie bemühte sich, ihre Novizinnen zu gütigem Denken über andere zu erziehen: “Sind Sie gegen jemand versucht und steigerte sich selbst diese Anfechtung bis zum Zorn, so ist Folgendes das Mittel, den Frieden wieder zu gewinnen: Beten Sie für diese Person und bitten Sie Gott, ihr das Leid zu lohnen, das Sie ihnen bereitet.” Sie berichtet im Buch “Geschichte einer Seele” folgendes treffliche Beispiel: “Eine Schwester hatte das Talent, mir in jeder Hinsicht zu mißfallen. Ihre Manieren, ihre Worte schienen mir sehr unangenehm. Ich wollte der natürlichen Antipathie (Abneigung) nicht nachgeben und sagte mir, die Liebe dürfte nicht in Gefühlen bestehen, sondern müsse sich in Werken, in Opfern äußern. Nun bemühte ich mich, für diese Schwester zu tun, was ich für den mir liebsten Menschen getan hätte. Jedesmal, wenn ich ihr begegnete, betete ich für sie und bot dem lieben Gott alle ihre Tugenden und Verdienste an,... ich suchte ihr alle möglichen Dienste zu leisten, und wenn ich in Versuchung kam, ihr auf unangenehme Art zu antworten, begnügte ich mich damit, ihr mein liebenswürdigstes Lächeln zu zeigen und versuchte, das Gespräch auf etwas anderes zu lenken.”

“Was mich anzog, war Jesus,
verborgen auf dem Grund ihrer Seele - Jesus, der das Bitterste süß macht.” - Im tiefsten war es immer Jesus, mit dem sie die Seelen liebte und eben dadurch war sie fähig, sie so hingebend zu lieben. Dieses Bewußtsein festigte sich in ihr gegen Ende ihres Lebens. Dabei blieb ihr nicht das Allerschwerste erspart. Theresias Nächstenliebe erwies sich auch im Werke. Gern bot sie andern älteren und kränklichen Schwestern ihre Dienste an, ja sie suchte deren Wünschen zuvorzukommen. Wie feinsinnig ist ihre Äußerung: “Es kann der Fall eintreten, daß ich den Schwestern etwas verweigern muß. Es gibt aber eine so liebenswürdige Art zu verweigern, was man nicht geben kann, daß die abschlägige Antwort ebenso erfreut, als hätte man das Verlangte erhalten.”
 

Der hl. Liebesakt - ein Sühneakt
Es ist ein Geheimnis der Liebe Gottes, daß wir mit einem herzhaften “Jesus, Maria, ich liebe Euch!” hl. Sühne leisten dürfen für viele Sünden und Fehler, die wir selbst begangen haben; aber auch Sühne leisten für die Sünden anderer. So sagte der Heiland zur Sr. Consolata einmal: “Ein einziger Liebesakt sühnt tausend Flüche! ” Wieviel Gleichgültigkeit und Unglauben, wieviel Haß und Neid, wieviel Lieblosigkeit und Undankbarkeit, wieviel Gottlosigkeit und Gotteslästerung dürfen wir, ja sollen wir durch den hl. Liebesakt sühnen! Es gibt keine Sünde, kein Verbrechen, das nicht nach Sühne ruft, wird doch durch jede Schuld Gottes Heiligkeit beleidigt, Gottes Ehre mit Füßen getreten, Gottes Wille freventlich verneint. Sünde ruft nach Sühne. Das Wesen der Sühne ist die Liebe, die Liebe aus ganzem Herzen!

Wie vielen, besonders jungen Leuten wird heute Unkraut ins Herz gesät. Tausendfach ist die Verführung. Dürfen wir diese Armen einfach nun fallen lassen? Es gilt zu sühnen. Sühne ist Gewalt und übt Gewalt; denn in der Sühne stellen wir uns zum Kampf gegen die Hölle, um ihr die Beute zu entreißen. Und der Dämon ist zähe, hinterlistig, brutal. Nur mit der Kraft Gottes und der Hilfe der Engel können wir durchhalten. Wieviel Sühne ist notwendig, diese Zeit zu überwinden!

Wer aber sind die wahrhaft Sühnenden und Liebenden?
Gott sucht sich oft unscheinbare Menschen, verborgene Kranke jeden Alters und Geschlechtes, schwergeprüfte Frauen und Mütter, einsame Seelen, stille Klosterleute, auch Kinder. In diesen erweist Er Seine sühnende, rettende Macht. Wie hat doch das Konzil den Kranken zugerufen: “Ihr könnt, wenn ihr wollt, die Welt retten!” Im Kreuz dürfen sie siegen, gleich unserem Herrn und Heiland. Die Last des Kreuzes wird zum großen Sieg aller Kreuzträger in der Kraft Gottes.

Aber schon die kleinen Opfer mit großer Liebe gebracht, haben sühnende, rettende Macht. Entscheidend ist nie die Größe eines Opfers, sondern immer die Größe der Liebe. “Die Liebe ist das Größte.” - Sie ist auch die höchste Sühne.
 

Schweigen lehrt lieben - mehr lieben
Im Schweigen ist Gott am nächsten. Je mehr der Mensch schweigen lernt, um so mehr lernt er lieben, um so mehr wird sein Liebesakt liebebeseelter, liebestärker, liebetiefer. überall, wo wir den Hauch Gottes spüren, steht das Schweigen, das hl. Schweigen. Nicht nur in der Natur, im stillen Wald, auf den weiten Höhen, auch vor dem Tabernakel in der einsamen Kirche, auch in den Kreuzgängen der Klöster, selbst in den Krankenstuben. Schweigen schenkt Ewigkeitskraft. -

Maria sei unsere Lehrmeisterin im innerlichen Leben,
sie, die große Schweigende! Dreimal heißt es von ihr: “Sie bewahrte die Worte schweigend in ihrem Herzen.” Die Gebetsworte des Liebesaktes - mit der Seele gesprochen, lehren die Menschen schweigen gegenüber der Umwelt; lehren sie immer stiller werden gegenüber allem äußeren Geschehen, gegenüber allen Sinnen und sinnlichen Einflüssen.

Sie lehren ihm die Liebe eines hl. Franziskus, der nichts anderes mehr begehrte, als Ihn, nur Ihn allein - gleich der großen hl. Theresia mit ihrem “Gott allein genügt” - und der sich darum immer wieder in die Stille zurückzog. Wie Franziskus taten es viele Heilige und tun es heute die innerlichen Menschen unserer Tage. Sie suchen von Zeit zu Zeit die Einsamkeit eines hl. Exerzitienortes, sie suchen jeden Abend statt Fernsehen usw. die Stille, um das Schweigen zu lernen; schweigen, nicht nur mit dem Mund, sondern mit allen äußeren Sinnen, schweigen mit der ganzen Seele. Schweigen erst lehrt lieben, mehr lieben!

Kronzeuge für diese Wahrheit ist auch der evangelische Pastor David Wilkerson aus Amerika. Als er sich um das Jahr 1960 gedrängt fühlte, der rauschgiftgefährdeten Bandenjugend New Yorks zu helfen, hat er einer inneren Eingebung folgend, erst seinen Fernsehapparat verkauft. Die Zeit von zwei Stunden, die er bisher abends für das Fernsehen verwendet hatte, widmete er nunmehr der Stille, dem Gebete und der Schriftlesung und zwar konsequent. Und die Frucht daraus? Pastor Wilkerson wurde der Neubegründer, der in aller Welt verbreiteten, segensreich wirkenden Heilig-Geist-Bewegung und der Retter vieler tausender Jugendlicher, die rettungslos dem Rauschgift und dem Verbrechertum verfallen waren.

Der Liebesakt will aufrütteln
Wie verderblich, wenn jemand sich einbildet, im Guten schon festzustehen! Es ist Verblendung, nicht sehen zu wollen, wie schnell ein kleiner Gegenwind dich umblasen kann. Der Liebesakt will ernstlich aufrütteln. Jeder, der sagt: “Ich liebe euch” muß sich fragen: Ist das wahr, stehe ich zu Jesus, stehe ich zu Seiner Mutter Maria, stehe ich zu allen Menschen als Bruder, als Schwester? Kommt mein Beten nicht bloß von den Lippen? Bin ich nicht ein Pharisäer, wenn ich selber voller Sünden, voller Unrat mir vornehme, um die Bekehrung anderer zu beten? Jeder Liebesakt soll im tiefsten eine Gewissenserforschung sein!
Wenn wir ehrlich sind, ist er oft ein armseliges Stückwerk.
Ist es nicht so? Sind wir nicht von Gott her gesehen ganz armselige, schwache, sündige Geschöpfe? Versagen wir nicht täglich, oft mehrmals am Tag? Muß nicht Demut, d. h. das ehrliche Geständnis “Gott ist alles, ich bin nichts”, die Grundtugend unseres Lebens sein? Nur so lange der Mensch demütig ist, kann er Gott lieben.

Darum allzeit Confiteor-Gesinnung,
die ehrlich an die Brust klopft und bekennt: “daß ich oft gesündigt habe in Gedanken, Worten und Werken und durch Unterlassung vieler guter Werke - durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine übergroße Schuld.” Aber weil ich weiß, daß Du mir vergibst, liebe ich Dich um so mehr und Deine hl. Mutter, die Mutter der Barmherzigkeit, und berge immer wieder mein armseliges Ich in Euer Du wie ein vertrauend Kind. Jesus, Maria, ich habe die Sehnsucht, mit Euch immer mehr verbunden zu werden und für Eure Wünsche mein Herz weit geöffnet zu halten; weiß ich doch: Liebe schaut immer auf das “Du”, nicht auf das “Ich”. Nur der demütige, nicht der stolze, auf sich schauende Mensch lernt darum Gott wirklich lieben.

Die stolze Wissenschaft unserer Tage liefert den schlagendsten Beweis dafür. Noch nie waren der Glaube an Gott, die Liebe zu Gott so wenig gefragt wie heute, gerade wegen der eminent hohen wissenschaftlichen und technischen Erfolge des 20. Jahrhunderts. Der stolze Mensch hat sich selbst zum Herrgott gemacht. Eine Folge davon aber ist die wachsende innere Not unserer Zeit, die erschreckende Unsicherheit auf den allermeisten Gebieten. Mehr Demut für uns alle! Ohne Demut keine Gottesliebe; ohne das Eingeständnis unserer Armseligkeit und Sündhaftigkeit bleibt der Liebesakt immer ein Stückwerk, ein bloßes Wortgestammel. Es soll darum stets gelten: Jesus, Maria, ich liebe Euch, obwohl ich ein Versager, ein Sünder bin (auch ich, Schreiber dieser Zeilen).

“Ich verlasse mich allein auf die Liebe.”
Theresia von Lisieux (1873-1898)

“Mit Jesus leiden; so rettet man Seelen!”
Sr. Consolata Betrone (1903-1946)
 

Nur die Liebe rettet Seelen
Die Liebe zu Gott - die Liebe zum Mitmenschen

Gott, der Unendliche, Ewige, Heilige liebt mich. Ich darf Vater zu Ihm sagen, darf göttliches Leben in mir tragen, darf einmal heim zu Ihm ins himmlische Vaterhaus. Nur einen Preis verlangt Er, den Preis einer totalen Gegenliebe: du darfst, nein, “du sollst Gott aus ganzem Herzen liebhaben, mit deiner ganzen Seele, denn das ist das wichtigste und erste Gebot” - und in einem Atemzug fährt der Herr und Gebieter allen Lebens fort: “Das zweite ist diesem gleich: Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst!”

Mit dieser Botschaft von der Liebe zu Gott und zueinander haben die ersten Christen wirklich ernst gemacht, weil sie wußten: nur die Liebe rettet für das ewige Leben. Ohne die Liebe hier, keine Liebe dort! Darum schreibt Lukas in seiner Apostelgeschichte über die ersten Christen:

“Sie beharren in der Lehre der Apostel, in der brüderlichen Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet. - Die Gläubigen standen alle zusammen und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften ihr Hab und Gut und teilten den Erlös unter alle, wie es eben not tat. Täglich verharrten sie einmütig im Tempel - sie priesen Gott und waren beim ganzen Volk beliebt” (Apg 3,42). Das Urchristentum nahm die Liebe zu Gott und gerade deswegen auch die Liebe zueinander außerordentlich ernst. Darum seine rasche Verbreitung im Volke. Das, womit sie ihre Liebe täglich nährten, war Jesus in der hl. Eucharistie. Er war ihr Kraftstrom.

Im Liebesakt, den der Herr der Sr. Consolata Betrone für unsere Zeit so sehr ans Herz gelegt hat, wollte Jesus den Christen unserer Tage ein Hilfsmittel geben, um das Leben der Liebe zu erneuern, ja, um das Leben der Liebe in einer Welt voll erschreckender Lieblosigkeit und Selbstsucht wieder vollkommener zu gestalten.

Der hl. Liebesakt wird nach Jesu Worten außerordentlich fruchtbar für das ganze innere Leben.

Jesus wollte damit nicht ein neues Stoßgebet geben, sondern einen geistlichen Weg zur Erleichterung des Lebens in der Liebe zeigen, einen Weg für die Heiligung der eigenen Seele, einen Weg für die Heiligung und Rettung anderer Seelen.

Darum immer wieder - selbst mit Willensanstrengung und mit Opfern - die Wiederholung: Jesus, Maria, ich liebe Euch, rettet Seelen, rettet Seelen!

Dies ist wie ein Alarmruf für unsere Zeit, wie ein Sturmruf, der aufwecken, aufrütteln, ja die Herzen aufreißen will! Hört ihn, ihr Menschenkinder unserer Tage, ihr Menschenkinder aller Länder: Helft! Helft der äußeren Not ab! Helft der inneren Not ab! Sie ist größer.

Schenkt seelenrettende Liebe!
Wer rettet Seelen? Jesus ist es. Er hat sie am Kreuz gerettet und fährt fort, sie durch die Verdienste Seiner unendlichen Sühne zu retten. Durch Seine Gnade dürfen wir Mithelfer in der Seelenrettung sein, und zwar nach dem Maß unserer Vereinigung mit Jesus. Apostel ist, wer im Namen Jesu wirkt, mit Ihm vereint, vom gleichen Feuer der Liebe zum himmlischen Vater entflammt, und daher auch vom gleichen Feuer für die Rettung der Seelen. Weil die Liebe das höchste und fruchtbarste Apostolat ist, durfte Consolata durch ihre unaufhörliche Liebe fortwährend mitwirken an der Rettung der Seelen. Hier noch einmal eine der Verheißungen Jesu an sie (8. Okt. 1935): “Bedenke, daß ein Liebesakt über die ewige Seligkeit einer Seele entscheiden kann. Jeder deiner Liebesakte bedeutet eine Seele. Achte also darauf, keinen einzigen Liebesakt zu unterlassen!” -

Worte aus göttlichem Mund, geheimnisvoll, schier unfaßbar. Nur eine vom Feuer der Gottes- und Nächstenliebe durchglühte Seele kann solches erreichen. Sr. Consolata hatte diese sühnende, opferbereite Seele, so daß der Herr sagte: “Jeder deiner Liebesakte bedeutet eine Seele.”

Der hl. Johannes vom Kreuz erklärt:
“Der kleinste Akt reiner Liebe hat in den Augen Gottes größere Bedeutung und ist für die Kirche und für die Seele selbst von größerer Wichtigkeit, als alle rein äußeren Werke zusammen.”

Damit ist die Notwendigkeit und der Wert des Opfers für die Rettung der Seelen nicht ausgeschlossen. Liebe und Leid gehören zusammen. Immer ist es die Liebe und nur die Liebe, welche die Seele für das Opfer bereit macht. Schon der häufige Liebesakt kann ein bedeutendes Opfer sein. Dazu aber kommen noch die vielen anderen Kreuzesopfer, die der Herr auferlegt. Erfahrungstatsache aber ist, daß nicht das Leid zur Liebe, sondern die Liebe zum Opfer führt, zum freudig und dankbar ertragenen und erlittenen Opfer. Tröstend sagte Jesus zur Sr. Consolata (24. Nov. 1935): “Ich weiß, daß der immerwährende Liebesakt Opfer kostet, besonders zu gewissen Zeiten. Aber dadurch wird er um so wertvoller. Und dann sollst du nie vergessen, daß ich dich zu Meinem Opfer der Liebe erwählt habe.”
 

Niemand geht verloren, hinter dem die Liebe steht
Eine betagte, ringende Seele unserer Tage schreibt: “Schon in meiner Jugend und auch jetzt im Alter bedrängt mich manchmal die Frage:

Warum soll ich für Menschen beten und opfern, die aus Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit oder gar aus Trotz sich immer mehr von Gott entfernen; warum beten für Menschen, die auf der Suche nach irdischem Glück keine Lust mehr haben am Religiösen, obwohl sie auch einmal ein Treuegelöbnis zu Christus und Seiner Kirche abgelegt haben; ja, warum beten und sühnen für solche, die Gott hassen und lästern? Diese Frage beschäftigt nicht wenige. Sollen wir wirklich den Liebesakt “Jesus, Maria, ich liebe Euch! Rettet Seelen! Rettet gerade diese Seelen! ” nicht doch aus ganzem Herzen immer wieder beten?

Die erschütternde Antwort
darauf gibt Jesus selbst, nicht mit Worten, nein, mit Seinem blutigen Sühnetod am Kreuz. Der Sohn Gottes stirbt den schauerlichsten Tod aus Unschuld, stirbt den Tod eines Verbrechers um der sündigen Seelen willen. Sein Blut, Seine Wunden, Sein Tod sind der höchste Sühneakt für Seinen himmlischen Vater und zugleich das Lösegeld für alle, die in der Sünde leben, ja sogar für Gotteshasser. “Vater, verzeih ihnen... ! ”

Wer Jesus liebt, muß auch die Seelen lieben, die Jesus nicht lieben. Sie alle sind Kinder des himmlischen Vaters, berufen zum ewigen Leben bei Ihm. Dazu sind sie erschaffen, daß sie einmal an Seinem seligen Leben teilnehmen dürfen. Wie viele aber sind verblendet, sind Kinder der Finsternis, sind Gefesselte Satans.

Ein Wort läßt uns aufhorchen:
“Viele Seelen gehen verloren, weil sie niemand haben, der für sie betet und opfert! ” Dieses Wort kam aus dem blutenden Herzen der bekümmertsten und besten aller Mütter, die es je gegeben, der lieben Mutter Maria. Sie sprach dies am 13. Juli 1917 in Fatima. Dies klingt ganz besonders in unsere Zeit herein.

Ein anderes gleichlautendes Wort heißt: “Es ist ein schaudererregendes Geheimnis, daß die Rettung so vieler Seelen von unserem Beten und Opfern abhängt” (Pius XII).

Bruder, Schwester, bist nicht auch du im Innersten angesprochen? Darfst du wirklich sagen, was kümmern mich die anderen Seelen, gar diese leichtsinnigen, der Welt verfallenen Lustmenschen, diese Spötter, diese Gottverächter und Gotteshasser?

Um des himmlischen Vaters willen, der Seine Sonne über alle aufgehen läßt, um Jesu willen, der für alle Sein Blut gegeben, um der Schmerzensmutter Maria willen, um des Seelenheiles dieser Brüder und Schwestern willen, müssen wir helfen, bewußt und verantwortungsvoll; denn niemand geht verloren, hinter dem die Liebe steht; niemand, für den noch gebetet und geopfert wird. Gott will, daß alle gerettet werden.

   Inhaltsverzeichnis

V. EIN GANZ NEUER AUFTRAG

Eine heiligmäßige, hochbetagte Mutter unserer Tage, die verborgen nur noch dem Gebet und Opfer lebt, die unter einer strengen priesterlichen Führung steht und alle inneren Eingebungen ihrem Beichtvater berichtet und diesem unterwirft, erhielt vom Herrn im Frühjahr 1973 mehrmals den Auftrag, folgenden Einschub in die bisherige Form des Liebesaktes zu machen:

Rettet Priesterseelen:
Also so: Rettet Priesterseelen; dann erst die bisherige Bitte: Rettet Seelen! Der Heiland wünscht diesen Einschub ganz besonders und segnet ihn überreich. Er segnet aus ganzem Herzen alle, die für die Priester beten und opfern. Dies sei heute wichtiger denn je.

Was sagte ein Kenner der Zeitsituation bereits 1971? “Die innere Not der Kirche und ihrer Priester wird von Tag zu Tag größer. - Der Priesterstand befindet sich heute in einer unverkennbaren Krisis.”
(Pater J. Fiedler SJ, Schriftleiter von “Der Sendbote des Herzens Jesu”)

Laut Jahrbuch des Hl. Stuhles haben im Jahr 1971 nicht weniger als 4.000 Priester ihr Amt aufgegeben. Solche Situationen hat es in der Geschichte der Kirche schon gegeben.

Von den Priestern aber muß die große innere Erneuerung der Kirche und des ganzen Volkes kommen, und zwar ohne Verzögerung. Ich glaube, die folgenden Seiten gehören zu den wichtigsten des ganzen Buches. Nur die Liebe rettet! Sowohl die Liebe der Priester, die ganz in der Gesinnung des göttlichen Herzens Jesu leben, opfern und wirken, als auch die Liebe der Laien, die all ihre Gebets- und Opfertreue für das Priestertum einsetzen; gerade auch mit dem Bittruf: “Rettet Priesterseelen!” Wohlgemerkt, es heißt nicht: rettet die Priester (allgemein), sondern: “rettet Priesterseelen”, also alle, die nicht nach dem Herzen ihres Meisters leben und handeln. Es heißt auch nicht: “Heiligt die Priester”, wie es viele beten, es heißt: “Rettet”, ein Zeichen, daß die Macht des Bösen schon stark eingedrungen sein muß. Jeder Tag beinahe bestätigt diese Tatsache.

Im einzelnen geht es in den folgenden Kapiteln:

  1. um das hohe Ziel des Priestertums;
  2. um ernste Aussprüche und Offenbarungen von Heiligen und mystisch Begnadeten;
  3. um die vor 25 Jahren bereits angekündigte Erneuerung des Priestertums;
  4. um die wichtige Mithilfe der Laien, besonders durch Gebet und Opfer.


Das hohe Ziel des Priestertums - Gedanken des II. Vaticanums “Durch die vom Bischof empfangene Weihe und Sendung werden die Priester zum Dienst für Christus, den Lehrer, Priester und König bestellt. Sie nehmen teil an dessen Amt, durch das die Kirche hier auf Erden zum Volk Gottes, zum Lob Christi und zum Tempel des Hl. Geistes auferbaut wird” (Konzilsdekret).

Es geht also um die Auferbauung der Seelen zum Leib Jesu Christi und zum Tempel des Hl. Geistes. Es geht, um es schlicht auszudrücken, um das Heil der Seelen, die das göttliche Leben in sich tragen sollen. “Das Eucharistische Opfer bildet Mitte und Wurzel des ganzen priesterlichen Lebens, so daß der Priester in seinem Herzen auf sich beziehen muß, was auf dem Altar geschieht” (Dekret über “Dienst und Leben der Priester”).

Der Priester darf in dreifacher Hinsicht Heilsvermittler sein.

  1. Er ist Vermittler göttlicher Glaubenslehre, die in ihrer ursprünglichen Reinheit erhalten werden muß.
  2. Er ist Vermittler göttlichen Gesetzes, das erfüllt werden muß.
  3. Er ist Vermittler göttlicher Gnadenkraft, die gespendet werden muß. Dadurch erhält er, vom Herrn selber berufen , vom Bischof, dem Nachfolger der Apostel, Auftrag und Vollmacht. Zum “Dienst am Wort” aber muß das “Zeugnis des Lebens” kommen!

Priester sind die Erstberufenen zur Liebe

“Um ihre pastoralen Ziele einer inneren Erneuerung der Kirche, der Ausbreitung des Evangeliums über die ganze Erde und des Gespräches mit der heutigen Welt zu verwirklichen, mahnt das Konzil alle Priester inständig (!) mit Hilfe der von der Kirche empfohlenen Mittel nach immer größerer Heiligkeit zu streben, um so immer mehr geeignete Werkzeuge für den Dienst am Gottesvolk zu werden.”...

“Zur treuen Erfüllung ihres Dienstes soll ihnen die tägliche Zwiesprache mit Christus, dem Herrn,

im Besuch und persönlicher Verehrung der hl. Eucharistie Herzenssache sein!” - “Durch das jungfräuliche Leben und die Ehelosigkeit (Zölibat) werden die Priester

in neuer und vorzüglicher Weise Christus geweiht; sie hangen Ihm leichter und ungeteilten Herzens an, schenken sich freier in Ihm dem Dienste für Gott und die Menschen.” - “Ihr Dienst verlangt, daß sie wie gute Hirten ihre Herde kennen und auch die, die nicht dazu gehören, herbeizuholen suchen... Allen als ihre Brüder begegnen... auf eigene Vorteile verzichtend, und nicht erstreben, was ihnen selbst, sondern was den Seelen nützt! ”...

Sie sollen Maria, die Mutter des ewigen und höchsten Priesters, die Königin der Apostel und Schützerin ihres Dienstes, mit kindlicher Ergebung und Verehrung achten und lieben. Maria bleibt das erhabene Vorbild für jeden Priester durch ihre vollkommene, liebende Hingabe an Gott, sowie durch die Reinheit und Demut ihres Herzens.

Die wenigen Gedanken aus dem Konzilsdekret besagen, daß das Leben der Priester ein Leben des Dienstes, der Liebe und Entsagung nach dem Vorbild Jesu Christi sein soll. Zur Erreichung dieses hohen Zieles möge das ganze Volk Gottes für die jetzigen und kommenden Priester inständig flehen helfen!

Wegen der hohen Berufung und der ebenso großen Verantwortung des geweihten Priesters sollen hier noch Aussprüche von Päpsten und besonders begnadeter Seelen angeführt werden.

Wichtige Papstworte!
Papst Leo XIII.: “Der Priester muß in tiefster Seele davon durchdrungen sein, daß die Welt keinen Anteil mehr an ihm hat, daß er vielmehr nach Gottes Rat auserwählt ist, wenngleich mitten in der Welt, doch wie Jesus Christus selbst zu leben! ” (22.12.1887)

Papst Pius X.: “Wir müssen darüber klagen, daß manche Priester in verschiedenen Gegenden sich nicht so bewähren, daß das Auge des christlichen Volkes - ein Vorbild fände, dem es nachfolgen könnte. - Wo aber das Heiligkeitsstreben fehlt, da muß die Korruption um sich greifen.” (4.8.1908)

Papst Paul VI.: “Kein Priesterberuf darf verloren gehen, keiner darf im ungewissen oder aus Mangel an Mitteln unvollendet bleiben!” (Weltgebetstag 1972)

 

Kleine Theresia über das Priestertum
Sie, die einen tiefen Einblick in Priesterwürde und. Priesterbürde bekommen durfte, hat besonders über die priesterliche Verantwortung geschrieben: “In Italien habe ich meine Berufung verstanden... Wenn heiligmäßige Priester in ihrem Verhalten zeigen, daß sie der Fürbitte dringend bedürfen, was soll man erst von den Lauen sagen?” “O meine liebe Celine”, so schreibt sie an ihre Schwester am 14. 7. 1889, “leben wir für die Seelen, seien wir Apostel, retten wir vor allem Priesterseelen! Diese Seelen müßten durchsichtig sein wie Kristall - ach, und wie viele schlechte Priester gibt es, wie viele Priester, die nicht heilig genug sind! Beten, leiden wir für sie - Celine, verstehst Du den Schrei meines Herzens?”

Ich will, wie unsere Mutter, die hl. Theresia, Tochter der Kirche sein und nach der Meinung unseres Hl. Vaters, des Papstes, beten, im Bewußtsein, daß seine Meinungen den Erdkreis umfassen. Darin besteht der Hauptzweck meines Lebens...

Ein andermal sagte sie: “Celine, in diesem Jahr müssen wir viele Priester gewinnen, die Jesus lieben...” - “Wir müssen Jesus Seelen anbieten. Jeder Tag zeigt uns von neuem, wie selten die Freunde Jesu sind. Viele geben an andere Dinge und Menschen ihr Herz hin statt an Jesus. Sie sollten ihr ganzes Herz dem Herrn schenken! ”

Mit Recht konnte Sr. Celine von ihr sagen: “Der Wunsch nach Heiligung der Priester und Bekehrung der Sünder durch die Priester, bildete wahrhaft die Triebkraft ihres Lebens.” - Immer wieder bekannte sie: “Unsere Gebete und Opfer haben zum einzigen Ziel, Apostel der Apostel zu sein.”

Theresias Sorge für die Missionare:
“Ich werde den Missionaren helfen.” - “Da der Eifer einer Karmelitin die ganze Welt umfangen soll, hoffe ich, mit der Gnade Gottes mehr als nur meinen zwei (geistlichen Brüdern) Missionaren nützen zu können. Ich bete für alle.” - “Ich wünsche, man schicke mich in den Karmel nach Hanoi, um viel für den lieben Gott leiden zu können. Falls ich gesund werde, möchte ich schon deshalb dorthin gehen, um keinerlei Trost zu haben, keine Freude auf dieser Welt... Ich bin mir durchaus bewußt, daß der liebe Gott unserer Werke nicht bedarf. Ich bin überzeugt, daß ich im fernen Osten in keiner Weise dienlich sein kann, aber ich werde doch leiden und lieben können. Das allein zählt in Seinen Augen.” -

Ihre Sorge um abgefallene Priester
Wie ermutigend bekannte sie einmal: Wir werden in unseren Gebeten nicht ermüden. Das Vertrauen wirkt Wunder. Und Jesus hat zur sel. Margareta Maria gesagt: “Die Seele eines Gerechten hat eine solche Macht über Mein Herz, daß sie die Verzeihung für tausend Sünder erlangen kann.”

Brüder, Schwestern! Darum geht es. Ein meertiefes Vertrauen müssen wir haben! Müssen Zweifel an Jesu unendlichem Erbarmen sofort verdrängen! Wie viele Gefallene wollen zurück und bringen den Mut nicht mehr auf. Wir müssen, wir dürfen stellvertretend für sie vertrauen!

Je aussichtsloser, um so mehr Vertrauen! Das Vertrauen wirkt Wunder. Die Heiligen sagen es uns. Wir müssen ein Wunder des Vertrauens werden! Rufen wir Maria, die Mutter der Priester, die Mittlerin aller Gnaden! Rufen wir die hl. Engel! Beschwören wir sie im Namen des Dreieinigen Gottes, daß sie die satanischen Mächte bannen helfen! Flehen wir zu allen hl. Priestern in der Seligkeit um ihre Fürbitte! Die Heiligung muß eines unserer größten Anliegen sein!
 

Das Priesterbild nach
M. Luise Margareta de la Touche

Diese heiligmäßige Schwester aus dem Orden der Heimsuchung Mariä wurde durch die religionsfeindlichen Gesetze aus ihrer Heimat Frankreich, wo sie Oberin in Mariä Romans war, ausgewiesen. Sie gründete in Vische bei, Turin (Oberitalien) ein neues Kloster der Heimsuchung. Dort starb sie 1915 im Alter von 47 Jahren. Diese edle Schwester, für die der Seligsprechungsprozeß eingeleitet ist, fühlte sich während ihres ganzen Ordenslebens gedrängt, besonders für die Priester zu beten und zu opfern. Ihr großes Ziel war es, die Priester um den Papst und die Hierarchie zu sammeln. Sie schrieb unter anderem das Büchlein “Herz Jesu und Priestertum”. Hier folgen einige wichtige, wertvolle Sätze aus ihren Schriften, die uns bekunden, daß der Priester eine Schöpfung des Herzens Jesu und des Hl. Geistes ist. Es sind ermutigende Zeilen - eingegeben vom Hl. Geist und wert, durchbetrachtet zu werden!

“Wie Maria erhält der Priester durch die Kraft des Hl. Geistes die Vollmacht, das menschgewordene Wort auf die Erde herabzurufen.” - “Christus lebt im Priester auf Erden weiter und ist dadurch gleichsam immer sichtbar bei allen Geschlechtern der kommenden Jahrhunderte.” - “Gott Vater sieht im Priester das vollkommenste Abbild des menschgewordenen Wortes, einen zweiten Christus.”
 

Mein Priester ist mein zweites Ich
“Jesus war es nicht genug, sich nur einmal Gott dem Vater als Brandopfer der Liebe für das ewige Heil Seiner geliebten Schöpfung darzubringen. Er wollte noch mehr tun. Trotz der überreichen gnadenvollen Erlösung geht die Sünde leider weiter von Geschlecht zu Geschlecht so geschwächt ist die menschliche Natur und so herausfordernd sind die Feinde, die sie bedrängen. Darum schenkte die Unendliche Liebe im Abendmahlsaal die hl. Eucharistie und das Priestertum. Letzteres ist das Herz Seines geheimnisvollen Leibes, der Kirche. Ohne Priestertum ist die Kirche tot.

“Der Priester ist der Bevorzugte Gottes, ein zweiter Christus nur für die Seelen und um der Seelen willen. Er wurde den Seelen geschenkt und die Seelen ihm.”

“Auserwählt vom Herrn soll der Priester in seinem Herzen eine brennende Glut, eine heiße Sehnsucht, eine hl. Leidenschaft für die Rettung seiner Brüder tragen. Die Rettung der Seelen sei sein großer, sein einziger Gedanke. Seine Freude sei es, auch nur eine Seele für Christus zu gewinnen.

Einen Sünder barmherzig aufnehmen, das Ebenbild Gottes von dem entstellenden Schmutz reinwaschen und die Ähnlichkeit mit Gott wieder herstellen, das schenkt tiefe innere Freuden und facht immer neuen Eifer an.”

“Der Priester Jesu möge sich aber wirklich bemühen, immer mehr frei zu werden von aller Anhänglichkeit an die Welt, von allen niederen und sinnlichen Vergnügen. Er ist kein gewöhnlicher Mensch, er ist ein Gesalbter, Geweihter, Abgesonderter...”
 

Mein Priester muß ein
weites, zartes, tiefes Herz haben,
das fähig ist, zu lieben. Der Priester ist nicht bloß Vater der Seelen, er ist auch Mutter. Er soll zu den Seelen die zarte und feinfühlige Liebe einer Mutter, deren Hingabe bis zum Opfer seiner selbst, haben. Er muß ihnen das Beste seines Wesens geben.”

Der Herr gibt Seinen Priestern nicht eine andere Natur, er nimmt sie heraus aus der Menge, ohne ihnen jedoch das allen gemeinsame Elend zu nehmen... Der Priester ist Mensch und muß es sein. Er muß die Schwäche, den Kampf, das Leid, die menschlichen Versuchungen kennen. Er muß armselig sein, um sich zu erbarmen, wie er heilig sein muß, um heiligen zu können.”

Er darf nicht mehr für sich selbst leben. Den Seelen gehören seine Mühen, sein Schweiß, die Arbeit seines Geistes und die Glut seiner Liebe. Den Seelen gilt sein Wort, sein Denken, die ganze Tätigkeit seines Lebens; den Seelen seine Ruhe, sein Leiden, sein Blut und sein ganzes Sein... ! “

Zu solcher Heiligkeit, zu solchem Eifer, zu solcher Hinopferung kommt man aber nur durch eine innige Vereinigung mit Christus. Mit Christus aber vereinigt sein, will heißen:

“Sich bilden nach Seinem Vorbild,”
eingehen auf Seine Gedanken, Seine Gesinnungen sich zu eigen machen, leben von Seinem Leben.”

“Der Herr sagte mir: “Es gibt nur ein Geschöpf, das mich liebte und liebt, wie der Priester mich lieben soll; es gibt nur ein Herz, das als Vorbild in dieser Liebe dienen soll: Das Herz meiner heiligsten Mutter.”

“Die Liebe macht rein. Je mehr man liebt, desto reiner ist man. Nur die unendliche Liebe des Herzens Jesu kann, im Herzen des Menschen herrschend, dessen irdische Triebe beseitigen und es allmählich aus den Niederungen seiner verderbten Natur zu den lichten und jungfräulichen Höhen priesterlicher Reinheit heben. Weil des Priesters Herz nicht immer genügend von Jesu Liebe lebt, deshalb ist in vielen der Eifer erkaltet und in manchen der Geist des Opfers für das Apostolat erstorben.”

“Ein andermal wurde mir gesagt, daß der Priester seinen Glauben wachsen lassen, ihn stärken und festigen soll durch die Übung der Liebe. Die Liebe ist wie ein Lebensstrom; wenn sie fehlt oder ungenügend ist, ist alles schwach, vor allem auch der Glaube. ”

“Ich werde meine Priester beauftragen, die Liebe auf Erden zu verbreiten. Ich will, daß meine Priester Sämänner der Liebe seien.

- Ich will den Haß der Welt durch die Liebe überwinden.” - “Sag ihnen, daß sie zur Quelle der Liebe kommen sollen. Meine Priester brauchen Entsagung und Liebe. Sie müssen viel und immer wieder geben. Sie sollen darum zu meinem Herzen kommen! - Oh, wenn der Priester wüßte, welche Schätze der Liebe für ihn Mein Herz in sich schließt! Er komme doch zu meinem Herzen und erfülle sich mit Liebe bis zum Überströmen, um sie auf der Welt ausstrahlen zu lassen! ” - “Margarete Maria Alacoque hat mein Herz der Welt gezeigt; zeige du es Meinen Priestern, ziehe sie alle an mein Herz! - Die Stunde ist gekommen, um allen (nicht bloß einigen), die besondere Offenbarung meines Herzens zur Kenntnis zu bringen, die der göttliche Meister ihnen schenken wollte. - Sage, so will ich es, Meinen Priestern, daß Ich ihnen Mein Herz schenke. Es ist dies ein Beweis der glühenden Liebe, die Ich zu ihnen trage und ein Pfand der Gnaden, die ich jenen geben werde, die Mir treu sind.”

Wichtige Nachbemerkung:
Etwa 45 Schwestern des von Margareta Luise gegründeten Klosters der Heimsuchung in Vische halten ständig betend Wacht vor dem ausgesetzten Allerheiligsten und bieten ihr ganzes Streben und Opfern dem ewigen Priesterkönig an für Seine Priester. Im Werk der “Unendlichen Liebe”, das im Kloster Vische seinen Sitz hat, sind viele treue Beter und Beterinnen, wahre Opferseelen über die ganze Welt hin - Priester, Ordensleute und Laien - zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, zu opfern und nicht nur zu beten für die Heiligung aller Priester und Ordensleute. (Anmeldungen an: Betania del Sacro Cuore, I-10030 Vische [Torino])
 

Ernste Worte aus unseren Tagen
Eine Sühneseele Italiens erhielt den Auftrag:

Bete, bete viel für alle jene geweihten Seelen, die die Begeisterung und die Freude im Dienste des großen Königs verloren haben. Wie kann man in einem so bedauernswerten Zustand leben? Bete auch für alle jene Priester, die dieses unermeßliche Wunder am Altar vollbringen und deren Glaube nur allzusehr ermattet ist. Es ist wie bei einer Kerze, die halb erloschen ist, die nur wenig oder überhaupt kein Licht mehr gibt! (19. Sept. 1967)

Die Ordenskongregationen haben im allgemeinen alle die Türen dem Weltgeist geöffnet, und es ist kein Platz mehr für Mich in diesen Anstalten... Für so viele von ihnen wäre es besser, sie bestünden nicht! Die verlockenden Reformen gefallen allen. (9.1.1968)

Opfere für die Ordensseelen, die herumschweifen... für die Priester, die den Becher der Vergnügen in Händen haben und nicht aufhören, daraus zu trinken bis zum letzten Tropfen. Nicht dieses war die Reform, die sich die Kirche vornahm! (11.1.1968)
 

Erschütternd ist folgende Heilandsklage
Die größten und bittersten Schmerzen kommen mir von den Priester- und Ordensseelen! (25. 5. 1968)

Seid wahrhaftige Zeugen Christi, entblößt von allem menschlichen Anhängsel an Gütern, an persönlichen Interessen, entblößt von der Gier nach Geld, dem Mammon dieser Zeiten! So müßten die Seelen sein, die Mir geweiht sind! O meine Tochter, unterstreiche das, was Ich dir wiederhole: Die größten und bittersten Schmerzen kommen Mir von den Priester- und Ordensseelen! (25. 5. 1968)

Es ist die Heiligkeit einer Seele, die über den politischen Ereignissen der Völker steht. Die Welt wird ihr Gleichgewicht finden, wenn die Priester- und Ordensseelen das ihrige gefunden haben werden. Der Friede der Welt hängt ab von der Heiligkeit der Kirche, von der ihrer Kinder. (23. Aug. 1968)

Herr, ich bitte Dich,
so fleht die Begnadete voll Inbrunst, wenn der Friede der Welt von der Heiligkeit der Kirche abhängt, gewähre ihr durch die Verdienste Deiner so grausamen Passion und Deines Todes am Kreuz, daß alle Priester- und Ordensseelen bekleidet seien mit Heiligkeit und liliengleicher Reinheit. (20. 2. 1969)

Es sind Meine Theologen, die Gesetzesgelehrten, die Tiber den Büchern brüten, um darin die Wahrheiten zu suchen! Aber die Liebe findet sich nicht in den Seiten der Bücher und auch nicht der Glaube! Sie haben die Liebe verloren und mit der Liebe auch den Glauben. (6. April 1969) (Aus: “Vade mecum ”)

Mach aus mir Dein zweites Ich!
O mein Jesus, ich weihe mich Deinem allerheiligsten Herzen. Nimm mein ganzes Sein und wandle mich um in Dich. Laß meine Hände Deine Hände sein, meine Füße Deine Füße, mein Herz Dein Herz. Laß mich sehen mit Deinen Augen, hören mit Deinen Ohren, sprechen mit Deinem Munde, lieben mit Deinem Herzen, begreifen mit Deinem Verstande, dienen mit Deinem Willen, und laß mein ganzes Wesen Dir geweiht sein. Mache aus mir Dein zweites Ich. Jesus, sende mir Deinen Hl. Geist, damit er mich lehre, Dich zu lieben und durch Dich zu leben, mit Dir, in Dir und für Dich. Amen. (Pius XII.)
 

Um die Erneuerung des Priestertums
Nach den Erkenntnissen von M. Sieler (1899-1952)

Ungemein tröstlich sind in diesem Zusammenhang die rein geistigen Schauungen, die der Herr einem Steiermärker Mädchen für unsere Zeit geschenkt hat und die nach gründlicher Prüfung bedeutender Gelehrter wie Pater Garrigou-Lagrange OP und Pater Merk SJ (beide in Rom) von Jesuitenpater Josef Fiedler, Innsbruck, kurz zusammengefaßt und niedergeschrieben wurden in dem Büchlein “Um die Erneuerung des Priestertums” und in der Monatsschrift “Der Sendbote des Herzens Jesu” (die Nummern ab Juli 1970).

Maria Sieler wurde am 3. Febr. 1899 als zweites Kind des Landwirtes Ferdinand Sieler in der Gemeinde Wintersdorf, Pfarrei St. Ruprecht an der Raab (Steiermark) geboren. Dieses schlichte Bauernmädchen lernte frühzeitig den Heiland herzlich lieben. Jesus nahm sie frühzeitig in Seine Leidensschule durch den frühen Tod des Vaters, durch viele Krankheiten und andere Prüfungen. “Im Leiden lernt man”, so schrieb sie später, “seinen eigenen Willen aufzugeben. Wenn man es auch selbst nicht fühlt, wie es vor sich geht, unmerklich wird man doch für die Gnade bereiter.” Die zweimaligen Versuche, in einem Kloster die Erfüllung ihres Lebens finden zu dürfen, schlugen fehl.. Jedesmal schickte man sie wegen ihrer schwächlichen Gesundheit nach Hause. Maria war viel krank, ja sie wurde der Wundmale Christi gewürdigt und durfte die quälenden Schmerzen der Stigmen erleiden, ohne daß die Stigmatisation nach außen hin sichtbar geworden wäre. Vor allem aber ließ der Herr sie an Seinen inneren Leiden teilnehmen, an Seinem Heilandsschmerz, “weil Er im Allerheiligsten Sakrament oft wie ein Nichts behandelt werde”, “weil die Kirche in sich zerfallen sei, da die Gnade Gottes nicht voll gelebt und verwertet werde”, “weil nur in wenigen Seelen die Früchte der Erlösung ganz zur Entfaltung kommen; und doch stelle sich der Herr mit dem ganzen Reichtum der erworbenen Gnaden zur Verfügung.”
- Von den hinterlassenen Schriften Maria Sielers geht, wie ihr erster Seelenführer Pater Michael Lenz OP. (Graz) schreibt,
etwas ungemein Tröstliches, aus:
Keine Drohungen mit neuen Strafgerichten Gottes, sondern die immer von neuem wiederholte Ankündigung des Herrn, daß Er eine große innere Erneuerung Seiner Kirche vorbereite und diese Erneuerung durch die Priester durchführen wolle; Er werde ihnen “neue Gnaden” schenken. “Ich will”, so vernahm sie, “die Kirche durch die Priester erneuern... Ich will Meiner Kirche neue Priester, neue Hirten geben. Ich gebe Meiner Kirche zu jeder Zeit jene Gnaden, die sie gerade für die betreffende Zeit braucht.”

Zur Begründung für all ihre äußeren und inneren Leiden sagte Er ihr, die von 1939 bis 1952 in Rom in voller Verborgenheit lebte und litt und dort am 29. Juli 1952 opferbereit starb, schon im Jahr 1926: “Ich bereite eine allgemeine Erneuerung des Priestertums vor, und du sollst mir Opfer sein!” Zahlreich und ermutigend waren die vielen inneren Heilandsoffenbarungen, die sie erhielt! Sie schrieb sie im Gehorsam nieder.
 

Warum Erneuerung des Priestertums?
Wir lassen Maria Sieler selber berichten, die es wohl nie gewagt hätte, Kritik an den Priestern zu üben, zumal sie nach dem zweimaligen, vergeblichen Versuch, ins Kloster zu gehen, innerlich ganz vernichtet und äußerlich tief gedemütigt war. Sie aber wurde durch wirklich mystische Erkenntnisse dazu gedrängt. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß die Mitteilungen des Herrn nicht in erster Linie für die damalige Zeit der dreißiger Jahre, sondern für unsere Zeit gegeben worden sind. Maria schreibt in ihrem Tagebuch:

“Jesus würdigte Sich oft, mich schauen zu lassen, wie die Priester dem Geist Seines Herzens und Seinen Absichten vielfach nicht entsprechen, wie Er von ihnen verleugnet, verraten wird, und wie sie ihre persönlichen Interessen an die erste Stelle setzen und die Würde ihres hl. Standes mißbrauchen.”

“Wir dürfen hier nicht verallgemeinern”, schreibt Pater Fiedler. “Es gab ohne Zweifel in den dreißiger Jahren Priester, und es gibt sie heute noch, die sich ehrlich bemühen, dem Ideal Christi zu entsprechen, wenn es ihnen auch nicht immer gelingt.” Der Herr fuhr fort:

“Wie sehr liebe Ich Meine Priester!”
“Wie sehr wünsche ich, Mein Leben in ihnen wiedergelebt zu sehen. Sie sollen die Freude Meines Herzens sein, aber wie sehr werde Ich von ihnen entehrt und beleidigt!”

In einem Brief vom 27. April 1948: An Dr. Rudolf Graber, damals Professor in Eichstätt, heute Bischof von Regensburg, schreibt Maria Sieler: “In unzähligen Gnadenstunden ließ mich der Herr schon vor Jahren eine kommende und sich auswirkende Glaubensverflachung sehen; die Hölle werde alles aufbieten, um der Kirche Gottes Schaden zuzufügen. Der Herr ließ mich auch die Mängel bei den heutigen Priestern schauen, die aus sich nicht die Kraft haben, den Schäden der heutigen Zeit wirksam zu begegnen.” - Viele Priester würden für sich selbst leben, im Beruf ihr zeitliches Fortkommen sehen und so wenig höhere Interessen haben.

Maria Sieler faßt zusammen:
“So und ähnlich sagte Jesus wiederholt, Jahre hindurch. In inneren Bildern ließ Er mich schauen das Leid Seines Herzens über das Versagen Seiner Priester, wie die Hölle und die Feinde Seiner Kirche darüber jubeln und sich schon den Sieg versprechen.”
 

Wodurch soll die Erneuerung geschehen?
Der Herr gab der großen Dulderin wiederholt zu erkennen, daß Er eine allgemeine Erneuerung des Priestertums vorbereite; diese Erneuerung werde von den Priestern ausgehend auch die Gläubigen erfassen. Sie selber aber müsse sich Ihm ganz zum Opfer bringen. Er sprach zu ihr: Ich will Gnaden der Erneuerung über sie ausgießen. Ich selbst will in den Priestern wieder lebend sein. Du sollst mir ein Opfer sein für die Priester... Durch dich will ich neue Gnaden ausströmen lassen für das Priestertum und somit für die Seelen.” - “Aber, mein Heiland, ich bin ein schwaches Mädchen, was wirst Du mit meiner Armseligkeit erreichen?” -

“Den Kleinen will Ich Mich offenbaren,
daß man daraus erkennen kann, daß es von Mir kommt. Ich will dich zu einem Opfer für mein Priestertum.”

Was der Herr von Maria Sieler in außergewöhnlicher mystischerWeise verlangt hat, dazu sind alle Gläubigen aufgerufen. Die gegenwärtige Krise, von der die Priester erfaßt sind, wird voraussichtlich erst dann überwunden werden, wenn die Gläubigen viel mehr als bisher für die Priester beten und opfern.

Das ganze gläubige Volk der Kirche müßte sich jetzt zu einem Gebetssturm für die Priester zusammenfinden! Wie einst Petrus, als er über das Wasser ging und zu versinken drohte, verzweifelt aufschrie und zum Herrn rief: “Herr, rette mich! ” (Mt 14,30), so müßten nicht nur die Priester in der Bedrängnis unserer Tage immer wieder rufen: “Herr, rette uns! ”, sondern auch die Gläubigen: “Herr, rette sie!” - “Jesus, Maria - rettet Priesterseelen!” - Eine weitere ernste Frage:

Wie soll die Erneuerung erfolgen?
Darüber belehrte der Heiland die opferbereite Beterin wie folgt: “Ich will von den Priestern alles entfernen, was die Seelen hindern könnte, zu Mir zu kommen.” - Aus eigener Kraft werden die Priester nicht imstande sein, gewisse Fehlhaltungen zu überwinden.

Christus selbst muß mit der Erneuerung beginnen.

Er wird die Priester an Sein Herz ziehen. Wenn sie erst wieder ganz innig mit Ihm verbunden sind, werden sie erkennen, was der Herr von ihnen erwartet, und sie werden imstande sein, alles zu überwinden, was für die Menschen ein Hindernis sein könnte, zu Christus zu gelangen.

Der Herr will die Erneuerung der Priester bewirken, indem Er ihnen Sein Leben mitteilt: “Ich will in Meinen Priestern wieder lebend werden. Ich will den ersten Geist in Meiner Kirche erneuern!” - “Der Priester soll eins sein mit Mir in der Gesinnung, in der Absicht, im Seeleneifer, im Opfern und Leiden. Er soll ein zweiter Christus sein! Das war Meine Absicht, als Ich das Priestertum einsetzte, daß Ich in Meinen Priestern weiterlebe - um die leidende und gedrückte Menschheit wieder an mich zu ziehen.” Zugleich mit Seinem Leben teilt der Herr den Priestern Seine Liebe mit: “Meine Liebe soll in den Priestern wieder herrschen, um die erkaltete Welt durch die Liebe wieder zu erwärmen. Ich will ihnen gleichsam Mein Herz öffnen und sie ganz an Mich ziehen. Von ihnen erwarte ich alles. Ich will mit ihnen teilen, was der Vater Mir an Liebe für die Seelen in Mein Herz gelegt hat.

Ich will ihnen Mein Hirtenherz schenken.”
“Die Priester sollen vor allem an Meine große Liebe glauben!” Der Herr ließ Maria erkennen: ‘Der Priester sei der Erstberufene, um die inneren Leiden seines Meisters zu teilen -. Er soll eins sein mit Jesus in der Opfergesinnung!' - “Das Leben der Priester soll Abtötung und Entsagung sein... Ihr Leben sollen die Priester auf dem Altar verbringen; sie sollen ein Opfer mit Mir sein in beständiger Hingabe an den Vater, sollen ein Leben der Sühne für die Sünder leben.” Weiter darf Maria Sieler klar erkennen: Alle Gnaden der Erlösung und der Heiligung für die Seelen müssen vom Priester sozusagen mitverdient werden durch ein beständiges Mitopfern mit Christus. Nur ein priesterliches Opferleben wird die Erlösungsgnade Jesu für die Seelen zu ihrer vollen Frucht, Kraft und Wirksamkeit gelangen lassen.

Maria Sieler, deren Leben immer mehr ein Opfer geworden, verstand den Herrn wie wenige. “In jedem Priester soll wieder das Opfer Jesu Christi erneuert werden. Dadurch soll der Priester zur Christusähnlichkeit herangebildet werden und sollen neue Gnaden für die Menschheit verdient werden. Das soll keine bloße Gefühls- oder Formsache sein, sondern der Priester wird durch ein wirkliches, volles Bereitschaftsopfer in die Opfergesinnung und das Erlöserleben Jesu hineingezogen, wodurch ihm dann diese “neuen Gnaden” des wirklichen Lebens mit Jesus mitgeteilt werden.”

Auf die Frage an den Herrn, ob Er das Priestertum nicht als ein zu hohes, geistiges Ziel hinstelle, so daß niemand wage, Priester zu werden, antwortete Er: “Ich vergesse nicht, daß sie Menschen sind und weiß, daß sie trotz ihrer hohen Würde immer Menschen bleiben. Aber Ich will sie zu Höherem befähigen. Dadurch werden ungleich mehr diesem Ziele zustreben, weil dadurch auch viele, die persönliches und irdisches Fortkommen im Beruf suchen, abgehalten werden.”

Maria, die Mutter der Priester, wird die große Gnadenvermittlerin sein dürfen. Darum lesen wir in den Aufzeichnungen Maria Sielers:

“Maria wird die Führerin sein
bei der Erneuerung der Priester nach den Absichten des heiligsten Herzens Jesu. Sie wird sich auch heute noch als starke Frau erweisen, die der Schlange den Kopf zertreten hat, und sie wird ihre Würde und Macht als Miterlöserin dem verderbten Geiste der Jetztzeit entgegenstellen. Niemand steht dem Herzen Jesu so nahe wie der Priester. Deshalb will Maria ihre ganze Mutterliebe aufwenden, um ihrem göttlichen Sohne würdige Priester zu vermitteln.”

Bischof Rudolf Graber sagte 1971 in Altötting so treffend: “Der sterbende Herr hat dem Jünger, den Er liebte, Seine Mutter anvertraut. Er hat damit auch zu erkennen gegeben, daß Priester und Maria zusammengehören. In dem Wort: ‘Der Jünger nahm sie zu sich' (Jo 19,27) ist uns ein Zeichen gegeben, wie die Krisis heute überwunden werden kann: dadurch, daß der Priester sich eng an die Gottesmutter anschließt. Priester und Maria müssen wieder eng zusammenrücken, denn sie gehören zusammen.” -

An der Gottesmutter wird es nie fehlen. Wenn Kinder in Not sind, kommen sie zur Mutter; wenn aber Kinder in Gefahr sind, kommt die Mutter zu ihnen. Denken wir an die vielen Marienerscheinungen im Lauf der Kirchengeschichte, aber auch heute. Auf ihre mächtige Fürbitte hin, kann die Liebe ihres Sohnes aus Abtrünnigen Apostel machen, aus ekelerregenden, lasterhaften Sündern Siegeszeichen Seiner Barmherzigkeit. Sie kann von Ihm den Triumph Seiner Liebe erbitten für jede einzelne Seele - Priester- wie Laienseele -, die jetzt lebt und bis zum Ende der Zeiten leben wird. Nur beten müssen wir darum und opfern und sühnen helfen.
 

“Das Werk des Hohenpriesters”
In jenen Jahren ließ der Herr Maria Sieler erkennen, daß Er zur Erneuerung des Priestertums ein eigenes Werk gegründet haben wolle, “Das Werk des Hohenpriesters” oder kurz “Priesterwerk” genannt. Es soll sich über die ganze Welt ausbreiten und Ordens- und Weltpriester umfassen. In diesem Werk sollen sich alle die Priester zusammenschließen, die zuerst auf jene tiefsten Absichten der unendlichen Liebe Gottes eingehen, die also ganz nach dem Geiste Jesu leben und sich dem Zeitgeist entgegenstellen.

Am 7. April 1971 hat sich im Exerzitienhaus “Maria Hilf” (Kufstein-Kleinholz, Tirol) in der “Erkenntnis, daß von der heutigen innerkirchlichen Krisis am stärksten die Priester betroffen sind, eine Anzahl von Priestern aus dem mitteleuropäischen Raum zum “Werk des Hohenpriesters” (Opus Summi Sacerdotis, abgekürzt OSS) zusammengefunden. [Wurde nach Heiligenkreuz verlegt.]

Das Bestreben dieser Priester ist,
die Totalhingabe an Christus, den Hohenpriester, im Leben zu verwirklichen. Deswegen stehen sie treu zu dem, was vor allem das Konzil von Trient und das II. Vatikanum sowie die letzten Päpste über das Priestertum gesagt haben; sie stehen treu zu ihren Bischöfen, treu zum Zölibat. Sie hegen eine innige Andacht zur Gottesmutter. Maria bleibt das erhabene Vorbild für jeden Priester durch ihre vollkommene, liebende Hingabe an Gott, sowie durch die Reinheit und Demut ihres Herzens. In besonderer Weise verehren sie das Unbefleckte Herz Mariens, weil uns gerade durch diese Andacht die Rettung aus der Glaubensnot unserer Zeit verheißen ist.

Sie verehren die Engel und Heiligen als ihre Vorbilder, Fürsprecher und Mitkämpfer.

Besondere Verpflichtungen sind diese:
Die Mitglieder des Priesterwerkes beten täglich das Brevier und wenn irgend möglich wenigstens einen Teil des Rosenkranzes; sie feiern täglich die hl. Messe.

Sie empfangen regelmäßig das Sakrament der Buße.

Sie nehmen an Einkehrtagen, Besinnungsstunden und Exerzitien teil, vor allem am Donnerstagabend beten und sühnen sie füreinander und alle Priester der Kirche, besonders auch für jene, die ihr Priesteramt aufgegeben haben.

Sie bekennen sich durch ihre Kleidung in aller Öffentlichkeit als Priester. Sie führen bewußt ein einfaches Leben im Sinne der vom Konzil geforderten Armut; sie halten Maß im Gebrauch der Wohlstandsgüter und distanzieren sich von allen Vergnügungen, die ihr priesterliches Wirken beeinträchtigen könnten.

Als erster Bischof hat Dr. Rudolf Graber in seiner Diözese Regensburg das “Werk des Hohenpriesters” kanonisch errichtet. [Wurde nach Heiligenkreuz verlegt - die Diözese Regensburg hat das Priesterseminar abgegeben.]

Dank sei dem Herrn
für dieses große Gnadenangebot, das Er damit Seinen Priestern gemacht hat! Der Heiland wird Wort halten und das Priestertum erneuern, aber nicht ohne ihren Willen. Es hängt vom freien Willen jedes einzelnen ab. Das hohe Gut der freien Willensentscheidung will der Herr immer gewahrt wissen. Gegen alle satanischen Einwirkungen aber müßte sich jetzt mehr denn je das ganze gläubige Volk zu einem Gebetssturm für die Priester zusammenfinden und dieses große Erneuerungswerk opfer- und sühnebereit unterstützen helfen. Die Priester sind die Stellvertreter Gottes.

Ein hundertfacher Sturmruf
Das Konzilsdekret sagt: “Die dem Glauben neu erstandenen Hindernisse, die scheinbare Vergeblichkeit ihres seelsorgerlichen Wirkens und die oft schmerzvoll erfahrene Einsamkeit können Priester zur Mutlosigkeit verleiten.” - Dazu kommen, wie wir wissen, die ungeheuren sittlichen Gefahren und Lockungen unserer Zeit, besonders der verführerische Weltgeist. Beste Priester sind schwach geworden; gar manche lau und verantwortungslos im hl. Dienst. Dem Teufel geht es von allen Seelen am allermeisten um die Priesterseelen.

  Das gläubige Volk sagt:
  Es steht und fällt ein Volk mit seinen Priestern!
  Hl. Priester - ein heiliges Volk;
  Unheilige Priester - ein unheiliges Volk.

Daß all die Schwachgewordenen und Gefallenen, aber auch all die Lauen und vom Weltgeist Erfüllten wieder zurückfinden in die Liebe dessen, der sie am Weihetag “Seine Freunde” genannt hat, daß sie das große Ärgernis in ihrer Gemeinde wieder gutmachen und standhaft bleiben inmitten aller geistigen und sittlichen Gefahren, dazu ist ein gerütteltes Maß an Gebet und Opfern notwendig.

Wir wollen nicht anklagen und richten; nein, retten und helfen müssen wir, die Liebe will und darf retten. Der Flehruf: “Jesus, Maria, ich liebe Euch - Rettet Priesterseelen! ” muß zum Sturmruf werden!

Ein Laie verfaßte aus der Not und Angst seines Herzens folgende Bittrufe:

Rettet Priesterseelen!

Rettet sie aus der Umklammerung des selbstherrlichen “Ich”!

Rettet sie aus der Umklammerung der Welt und ihrer Lüste!

Rettet sie aus der Umklammerung Satans und seiner finsteren Macht!

Rettet alle, die ihre erste Liebe verlassen haben und nicht bedenken, von welcher Höhe sie abgeglitten sind!

Rettet alle, die die demütige Ehrfurcht in selbstherrlichen Hochmut verwandelt haben, weil sie nur mehr sich und nicht mehr Ihm die Ehre geben!

Rettet alle, die mit ihrem “non serviam ” Seine Liebe verraten und immer wieder verkaufen um Silberlinge!

Rettet alle, die nicht mehr knien vor Ihm und Ihn allein anbeten, sondern selbst Herr sein wollen und nimmer Knecht!

Rettet alle, die nicht mehr ausharren im Gebet und Frucht bringen in Geduld!

Rettet alle, die keinen Glauben mehr haben, der Berge versetzt!

Rettet alle, die nicht mehr aus diesem Glauben leben und Kranken die Hände auflegen und heilen an Seele und Leib und nicht mehr befehlen, den bösen Geistern zu weichen!

Rettet alle, die die gesunde Lehre nicht mehr ertragen und sich Fabeleien zuwenden, um ihren eigenen Ohren zu schmeicheln, der Wahrheit sich aber verschließen!

Rettet alle, die nicht nur ein Jota vom Gesetz abstreichen, sondern Teil- und Kernstücke von Gottes Wort!

Rettet alle, die sich selber weiden, nicht aber die Herde, nicht verbinden die Verwundeten, nicht zurückholen das Verscheuchte und nicht suchen das Verlorene!

Rettet alle, die nicht gute Hirten sind, sondern Mietlinge, denen an den Schafen nichts liegt, die sagen: Bin ich denn der Hüter meines Bruders!

Rettet alle, die die Brüder in den Missionen hungern und darben lassen, sich's aber wohl sein lassen!

Rettet alle, die nicht mehr bitten den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter sende in Seinen Weinberg!

Rettet alle, die liebäugeln mit der Sünde und nicht wehren den Anfängen!

Rettet alle, die zum Greuel geworden vor Gott in ihrer Gier nach Sex!

Rettet alle, die selbstherrlich sagen, wer anders denkt als sie, hätte keinen Hl. Geist!

Rettet alle, die Maria, die reine Magd, entehren und ihr Herz aufs neue mit Schwertern durchbohren!

Rettet alle, die dem Vater der Christenheit die Schlüssel des Himmelreiches entwinden wollen, um selber zu binden und zu lösen!

Rettet alle, die zum schalen Salz der Erde geworden, oder zu Salzsäure, die alles zerfrißt, zu Dynamit, das alles zersprengt!

Rettet alle, denen nicht mehr gegeben wird, weil sie nicht bitten, die nimmer finden, weil sie nicht suchen, denen nicht aufgetan wird, weil sie nicht anklopfen wollen und so zu Blindenführern geworden sind!

Rettet alle, deren Beten Geplapper geworden mit leeren Worten, weil sie die machtvolle Sprache der Stille nicht mehr verstehen!

Rettet alle, die die Finsternis mehr lieben als das Licht und so Finsternis werden den Menschen!

Rettet alle, die sich gegen die Ordnung und Weisheit Gottes auflehnen und gegen den Hl. Vater und uns vorenthalten sein Wort!

Rettet alle, die sich selbst hörig geworden, vom eigenen Wissen berauscht, doch verkümmerten Gemütes sind!

Rettet alle, die nicht mehr sagen: “Er, den ihr sucht, ist hier' - Er ist wahrhaft auferstanden - Er geht euch voran!”

Rettet alle, die zu Mühlsteinen geworden dem eigenen Herzen, weil sie Anlaß zur Sünde alle Tage den Kleinen geben!

Rettet alle, die die Wasser der Gnade nicht ausgießen über sich und die Seelen, weil sie die Schätze des Himmels vergraben und nicht allezeit beten im Hause Seiner Liebe, wie einst ein Pfarrer von Ars!

Es steht geschrieben: “Du bist Priester ewiglich nach der Ordnung des Melchisedech!” Christus hat gesagt: “Nicht Ihr habt Mich erwählt, sondern Ich habe euch erwählt und dazu berufen, daß ihr hingeht und Frucht bringt - bleibende Frucht! ”

Aus einem Brief vorn 27. 8. 1973
“... Ich lebe in beständiger Angst um unsere Priester! Vor Jahresfrist hat uns unser Seelsorger verlassen. Welch ein Leid für unsere Kirche! Welch ein Ärgernis für die Gläubigen! Fast meine ich, unser Beten hat keine Kraft mehr.”
 

Theologie aus dem Gefrierfach
Eine Oberin unserer Tage, die eine schwere Verantwortung für viele trägt, schreibt zu Beginn ihres Briefes: “Jesus, Maria, ich liebe Euch; rettet Priester- und Ordensseelen! - Dies Gebet ist unser Stundengebet. Ich liebe es sehr, nicht nur zum Stundenanfang, sondern oft bei der Arbeit und in schlaflosen Stunden. Ich bin sehr froh darüber, daß den Laien immer mehr die Augen aufgehen über die Sorgen und Aufgaben der Kirche, über die Verantwortung, die sie dafür tragen. Wohl sagen manche, die Laien seien oft zu sentimental geworden, die Religion hätte sich zu sehr im Gefühl entfaltet. Was aber ist heute? Wir erhalten eine Kühle, die mehr aus dem Gefrierfach kommt - verzeihen Sie, bitte, den Ausdruck - eine Theologie, die keine Liebe zum Herrn, spezifisch keine Opfer mehr anerkennen will. Das beweisen die halbleeren Kirchen, in denen man mit dem Bild der Gottesmutter und der Heiligen aufgeräumt hat. Sie alle müssen wieder zurückgeholt werden. Und das Gebet vieler Christen müßte dieser Akt tiefer Herzensliebe und innigen Vertrauens sein: “Jesus, Maria, ich liebe Euch! Rettet Priester- und Ordensseelen und vor allem die gleichgültigen Christenseelen!”

“Sich für die Seelen hinopfern, ist schön und groß. Aber sich für die Interessen und die größere Ehre Gottes in den Seelen der Priester hingeben, ist so schön, so groß, daß man dazu tausend Leben, tausend Herzen haben müßte”, so sagte die Gründerin der Kongregation der Töchter des Herzens Jesu, Maria von Jesus Deluil-Martiny. Von einem Anarchisten 1884 überfallen, besiegelte sie mit ihrem Blut ihre Ganzhingabe an Jesus.

Wir müssen mehr beten für die Priester
Der göttliche Heiland sprach einst zu Maria Lataste: “Meine Tochter, bete viel, ach, bete viel für Meine Priester! Die Menschen wissen gar nicht, was es Großes und Heiliges um die Priester ist. Wer meine Priester beschimpft oder verachtet, begeht ein Sakrileg.” - Bete:

Ich grüße dich, o Maria, durch das Herz deines lieben Sohnes als die weiße Lilie der allerheiligsten Dreifaltigkeit; ich bitte dich demütig, opfere du dem ewigen Vater jene kostbaren Bluts- und Wassertropfen auf, welche aus dem Herzen Jesu geflossen, als Bittopfer, Er wolle der Kirche viele hl. Priester und eifrige Ordensleute senden.

O Maria, meine liebste Mutter, ich bitte dich durch alle Leiden beim Tode deines Sohnes, opfere du dem ewigen Vater das Blut deines lieben Sohnes auf für die leidenden Priester- und Ordensleute im Fegfeuer. Amen.

Anläßlich einer Predigt in einer Kleinstadt
unserer Diözese Regensburg flocht der Pater folgende Sätze ein: “Ich kann meiner Mutter nicht genug danken; sie betet immerzu für mich, nicht nur in der Kirche, nein auch bei der Arbeit daheim, auf dem Feld, im Stall beim Füttern und Melken. Dieses Muttergebet ist mir großer Trost und starke Hilfe. Ewig Dank meiner lieben, guten Mutter!

In einer stillen Stunde
erzählte mir ein durch ein Kriegsleiden schwer angeschlagener, einfacher Mann: “Herr Pfarrer, in dieser schweren Krisenzeit unserer Kirche stehe ich jede Nacht zwei bis drei Stunden auf zum Gebet und das schon seit dem Jahr 1966. Ich mache auch mit Freunden in unserem Gebetskreis oft ganze Sühnenächte mit. Das erste Gebet gilt stets dem schwersten Anliegen, den schwachgewordenen Priestern und all denen, die ihren hl. Beruf vernachlässigen. Wir werden immer mehr eine Herde ohne Hirten! Wie waren doch die Priester in harten Zeiten stets ein Halt für die Gläubigen! Ihr Wort, ihr Trost, ihre Führung bedeutete unendlich viel. Der Priester war Arzt für unsere Seelen, vor allem auch Führer unserer Jugend. Diese ist heute ganz auf sich allein gestellt. Das Vertrauen zu unseren Priestern schwindet immer mehr. Der ganze priesterliche Stand leidet mit jedem Schwachgewordenen.” - Dies und vieles andere sagte mir der Laie. Man hörte förmlich den erschütternden Angst- und Flehruf heraus, der aus dem Herzen vieler, noch tief gläubiger Seelen emporsteigt. Diese alle sehen mit eigenen Augen, wohin das Beispiel so vieler Seelenhirten führt. Satan weiß zu gut: Erst den Hirten schlagen, dann die Herde!

Welchen Tag im Kirchenjahr
fürchtet der Teufel am meisten
?”

So fragte ich 1932 die Therese Neumann von Konnersreuth. Ohne langes Besinnen sagte sie mir: Den Tag der hl. Priesterweihe.

Ich habe oft über diese Antwort nachgedacht. Inzwischen sind über 40 Jahre vorübergegangen. Was würde die Therese Neumann wohl heute sagen?
 

Bete den Priesterrosenkranz
das heißt, den gewöhnlichen Rosenkranz, nur mit folgenden Geheimnissen:

1. Jesus, durch die Verdienste Deiner Todesangst schenke uns seeleneifrige Priester!
2. Jesus, durch Deine schmerzhafte Geißelung schenke uns jungfräulich-reine Priester!
3. Jesus, durch Deine Dich verhöhnende Dornenkrönung schenke uns demütige und gehorsame Priester!
4. Jesus, durch die Leiden Deines bitteren Kreuzweges schenke uns geduldige und beharrliche Priester!
5. Jesus, durch Deinen furchtbaren Kreuzestod schenke uns Priester, die sich selbst und der Welt abgestorben sind!
(P. Johannes Schmid, Passionist)

Anmerkung: Eine Anzahl guter Gebete für Priester stehen in dem wertvollen Buch: A. M. Weigl, “Gebetsschatz der heiligen Kirche”.
 

Ein zeitaufgeschlossener Dichter betet:
“Herr, draußen geschieht Furchtbares und Dein Haus selbst ist in Gefahr. Wir bedürfen der Priester, die in der Kraft des Sakramentes mitten durch unser Leben schreiten und unter uns stark sind durch Deinen Frieden! - Keine Gewalt und kein Gesetz vermögen das Priesterweihe-Sakrament aufzuheben, das Dein Sohn, o Gott, gestiftet hat! - Wir bitten von ganzem Herzen um Priester, die sich der reinigenden, schützenden Kraft dieses Sakramentes unterwerfen, die durchaus nichts anderes sein wollen als wirkende Träger dieser Kraft. - Laß sie das Heilige im Herzen tragen und unversehrt durch die Drohung und Anfechtung und scheinbare Erniedrigung hindurch bringen! - Mein Herr und mein Gott! Wie könnten wir uns die Heiligung der Welt erhoffen in dieser Stunde, wenn nicht durch Priester, die durchglüht vom Sakrament, unser Dasein an sich ziehen - hinauf zum Kreuz! Wir bitten Dich um solche Priester, durch die Du siegen wirst und um die Gnade, sie auf ihrem ernsten Weg durch diese Zeit zu verstehen, ihnen zu folgen und ihnen nahe zu sein! (Aus: Reinhold Schneider, “Gebet um Priester in der Zeit”)
 

Eine leidbedrängte Sozialbeamtin schreibt:
“Ich kann nichts Großes tun. Selbst richtige Opfer zu suchen, dazu bin ich noch viel zu feige. Ich nehme nur das an, was Gott mir schickt. Gott muß viel Geduld mit mir haben, aber der Liebesakt ist gleichsam mein seelischer Atem geworden. Oft bete ich ihn für den Hl. Vater und empfehle dem Heiland und Seiner Mutter all seine großen Sorgen, all sein Leid, all seine schweren Entscheidungen. Ich empfehle im Liebesakt dem Herrn und seiner Mutter, auch alle Bischöfe der ganzen Welt. Von ihrem Sosein, von ihren Entscheidungen hängt es oft ab, wie die Priester sind. Ist der Bischof mutig, werden es viele Priester tun. Steht der Bischof treu zum Hl. Vater, werden es viele Priester sein. Ist der Bischof ein glühender Marienverehrer, werden es viele Priester sein. In den Liebesakt schließe ich auch alle Priester ein, besonders die Zweifler, die Ringenden, die Verirrten. Oft bete ich: Rette alle!
 

Eine Seele voll apostolischen Eifers schrieb 1973 dem Verfasser
Ich bete für die Priester oft und gerne den Marienfrieder Immakulata-Rosenkranz: “Durch deine Unbefleckte Empfängnis erleuchte, leite, stärke und heilige unseren Hl. Vater!

Durch deine Unbefleckte Empfängnis erleuchte, leite, stärke und heilige unsere Bischöfe!

Durch deine Unbefleckte Empfängnis erleuchte, leite, stärke und heilige unsere Priester und Ordensleute!

Durch deine Unbefleckte Empfängnis hole die verirrten Priester wieder zurück zu Jesus, unserem ewigen Hohenpriester!

Durch deine Unbefleckte Empfängnis erlöse die ärmsten Priesterseelen aus den Qualen des Fegfeuers!

Untertags wiederhole ich immer wieder die Gebete: “Jesus, Maria, rettet Priesterseelen!”, besonders für die sterbenden Priester,
für alle Priester, die bedrängt sind,
in irgendeiner Form - sei es durch Frauen, sei es in Glaubensdingen, sei es, daß sie an ihrer Berufung zweifeln für alle Gefährdeten, für die Missionare auf ihren oft gefährlichen und einsamen Wegen, für die, die ganz allein stehen, und auch für die, welche zu hohen kirchlichen Würden gelangt sind und vergessen, daß sie Diener aller sein sollten. Ich bete den Liebesakt auch für die Priester aus den Ländern, die im politischen Brennpunkt stehen: für die irischen, südamerikanischen, asiatischen usw. Dann für die werdenden Priester, daß sie ihrer Berufung folgen können: Schütze sie vor schlechten Kameraden (sexuell) und vor glaubensschwachen Lehrern; ich bete den Liebesakt vor allem aber für die abtrünnigen Priester, für suspendierte. Besonders auch für die Priester, die in unserer Gemeinde tätig waren und abgegangen sind. Ich vergesse aber auch nicht zu beten um einen Priester aus unserer Familie, bzw. aus unserem Geschlecht und opfere die Freude, das noch erleben zu können, dafür auf, daß er ein guter Priester wird.

Am Schluß schreibt diese Seele:
Ich finde, als Gegenstück zu unserem Beten für die Priester, sollten die Priester ebenso intensiv für die Familien beten; denn ohne gute Familien keine Priester, keine Ordensleute, keine wirkenden Laien.
 

Eine Mutter schrieb an P. Werenfried
Es ist der Brief einer Mutter aus der Schweiz: “Wir möchten Ihnen 30.000 (Schweizer) Franken geben für die Ausbildung von Priestern, die es sonst nicht werden können. Ich war viele Jahre krank. Zehn Jahre konnte ich überhaupt keinen Haushalt mehr machen. Zwei Kinder hatten wir und da hieß es, ja keine Kinder mehr. Als dann trotzdem das dritte unterwegs war, sagte der Arzt, ich hätte von hundert nicht eine ganze Chance das zu überstehen, darum sei es besser, das Kind zu nehmen. Was ich selbstverständlich verweigerte und felsenfest auf Gott vertraute, so daß ich es mit seiner Hilfe überstanden habe und nie Angst davor hatte. Später hatte ich in größeren Abständen noch drei Kinder, nochmals unter schweren Verhältnissen, und ich opferte alles auf, daß Gott doch einen von den Buben zum Priestertum rufen möge. Von da an sparte ich jeden Rappen für dieses Ziel, nähte und strickte alles selber, daß er nicht etwa dann wegen Finanziellem das Studium nicht machen könnte. Tatsächlich wollte unser letzter Bub Priester werden und ging zum Studium. Jetzt konnte er leider nicht weitermachen und wurde nach vier Jahren heimgeschickt, weil er zu wenig Talent hat. Darum möchte ich das so schwer Ersparte für andere Priesterberufe geben.

Denn es war nicht leicht, das zusammenzubringen. Mein Mann ist ein gewöhnlicher Fabrikarbeiter, ich war meistens in Behandlung und wir hatten 6 Kinder groß zu ziehen; somit sehen Sie, warum wir das Geld nur für diesen Zweck ausgeben möchten. Seit ich gestern Ihren letzten Brief gelesen habe, bin ich überzeugt, das einzig richtige ist, Ihnen das Geld zu geben, daß Sie es für dieses Ziel verwenden.”

Gott segne diese edle, opferbereite Mutter für Zeit und Ewigkeit! Die große Sorge um Priester- und Ordensnachwuchs, dieses täglich wachsende Anliegen, gehört dringend in den Bittruf: Rettet Priester! Rettet Priester aus der Wohlstandsatmosphäre unserer Tage! Nur aus Opfern erwachsen Priester- und Ordensberufe! Besonders aus den Opfern gläubiger Familien!

Möchte darum auch das Anliegen des vor Jahrzehnten durch den seeleneifrigen Salvatorianerpater Paschalis Schmid gegründeten Priesterhilfswerkes wieder viel ernster genommen werden, das Anliegen um Weckung von Priesterberufen, um die Heiligung der Priester, um die Heimholung der abgegangenen Priester. Die hl. Kommunion am Priesterdonnerstag oder Priestersamstag, für dieses Anliegen aufgeopfert, ist ein unendlicher Segen. Das Priesterhilfswerk (PWP) sollte in jeder Pfarrei eingeführt werden. Es ist getragen von dem Heilandswort: “Bittet den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in Seinen Weinberg sende!”

Ewiges Gottvergelt's
für alles Gebet, für jede hl. Sühne, die man uns Priestern schenkt!
 

Eine FROHMACHENDE TATSACHE

Wie Priester unserer Tage ihr hl. Amt sehen!
Wieviel guter Wille, wieviel Eifer bei Priestern und Seelsorgern unserer Tage vorhanden ist, zeigen die anläßlich von priesterlichen Besinnungskursen im Frühjahr 1973 im Diözesan-Exerzitienheim Haus Werdenfels am Schluß anonym niedergeschriebenen Bekenntnisse.

Hier seien ein paar wenige herausgegriffen.

Als Seelsorger möchte ich sein, wie Gott zu mir ist: einer, der die anderen Menschen nach Hause” trägt, zu Gott, zur Geborgenheit, zum Glück.

Als Seelsorger heute möchte ich sein wie der Hirt, der nicht wegläuft; ich will mich nicht selber weiden, sondern für die anderen einstehen.

Ich möchte ein Hochzeitslader sein, der alle Menschen in der Gemeinde zum Hochzeitsmahl einlädt und dem Bräutigam Christus zuführt.

Als Seelsorger möchte ich wie ein zuverlässiger Bergführer, den mir Anvertrauten Helfer und Weggefährte sein auf dem gefahrvollen Aufstieg zum Gipfel, wobei mir auch die Widerspenstigen und Eigenwilligen ins Herz geschlossen sind.

Als Seelsorger von heute möchte ich ab und zu spüren, hinter mir die Dornen und die Wüste, vor mir die gesicherte, wenn auch entfernte Herde, auf meinen Schultern das gerettete Opfer, an der Wange meiner Seele den stillen Kuß des Dankes, dann gleich wieder auf Suche in Dornen und Fels.

Als Seelsorger möchte ich werden wie Du, Herr - ganz Mensch und ganz dem Vater gehörend, ein Mensch, zu dem die Menschen Vertrauen haben, der ihre Nöte und Schuld mittragen darf und der ihnen seine Liebe geben darf. Herr, schenk uns allen Kraft!

Die Menschen wollen nahe sein bei einem, der sie tragen kann; sie suchen Richtung für sich; suchen Schutz vor sich und dem eigenen Scheitern. Kann ich das für die Menschen in unserer Gemeinde sein? Nur wenn ich all das selbst finde, Herr!

Als Seelsorger von heute möchte ich sein wie ein Töpfer, der an großen Werken mitarbeiten darf, der nichts zerschlägt, sondern zur Vollendung hilft!

Als Seelsorger meiner Gemeinde möchte ich sein: nicht wie der Führer, Offizier, der heroisch den Weg ebnet und voran geht, sondern wie der große, liebende Bruder, der mit allen Schwestern und Brüdern im Glauben dem einzigen und wahren Hirten Christus nachfolgt, und so das kernige Brot, das wahre Lebensbrot reicht, zu lebendigen Quellen führt und den rechten Weg findet zur Freude des Lebens im Heil Gottes. Herr, laß mich treu zu dieser Berufung stehen und Dein guter Knecht sein.

Herr, hilf mir, meiner Gemeinde ein guter Hirte zu sein, der mit großer Liebe für jeden einzelnen da ist. Hilf mir besonders, ein liebendes Auge für all die zu haben, die in die Irre laufen. Gib mir Dien-Mut, sie ohne Schelte zurückzuholen; laß mich selbstlos allen dienen!

Als Seelsorger möchte ich sein: Licht für die Suchenden; Antenne, die die Botschaft Gottes empfängt und weitergibt; Musik, die Heilung bringt und Freuden verbreitet.

Als Seelsorger möchte ich sein wie ein Christophorus, der die Menschen durch die Fluten der Glaubensnot und Gefährdungen des Lebens hindurch trägt zu den Gestaden der Ewigkeit. Als Seelsorger möchte ich nicht nur selber von Gott gehalten und getragen sein, sondern den anderen Halt und Stütze geben.

Ich möchte ganz leer sein von mir selber, ohne viel Pläne, aber offen; und warme, bergende Heimat jedem, der mir begegnet.

Als Seelsorger von heute möchte ich mit den mir Anvertrauten mitempfinden, mitleiden, mittragen. Etwas von der Hirtensorge des Herrn sollte so auch durch mich spürbar werden! - Der Herr segne alle, die solch guten Willen haben!
 

Ein auffallendes Zeichen,
wie dankbar unser gläubiges Volk für edle, heiligmäßige Priester ist, besagt folgende Tatsache: Die Kleinschrift von A. M. Weigl, “Franz S. Handwercher, ein eucharistischer Segenspriester” ist bereits in 8. Auflage erschienen und wird immer neu verlangt.

Und das Büchlein von Lüthold-Minder, “Segenspfarrer vom Allgäu” (Augustinus Hieber) hat in ganz kurzer Zeit bereits drei Auflagen erreicht. (Miriam-Verlag, Jestetten)

Wenn dieses Buch nur eines erreichen würde!
Mehr persönlichen Gebets- und Opfereinsatz für alle Priester der Kirche; dann wäre unendlich viel erreicht. Es geht aber beim Liebesakt-Beten nicht nur um Priesterseelen, es geht um alle Seelen. Das ist die echteste Nächstenliebe, anderen nicht nur zu helfen in den täglichen Leibesnöten, sondern noch viel mehr in den Nöten der Seele. Darum lehrte der Heiland die Sr. Consolata beten: Jesus, Maria! Ich liebe Euch! Rettet Seelen!

    Inhaltsverzeichnis

VI. JESUS, MARIA - RETTET SEELEN!

Weißt du, was eine Seele wert ist?

Sie ist ein Hauch des ewigen, unendlichen Schöpfergottes. In die sterbliche Hülle des Leibes hat Gott die Kraft der Unsterblichkeit gebettet. An ein ewiges Fortleben glauben selbst die primitiven Naturvölker in den Urwäldern Afrikas; daran glaubten die hochentwickelten Naturvölker der Vergangenheit: Griechen, Römer, Perser usw.

Kennst du den Preis für eine Menschenseele? Überlege einmal! Gott, der Schöpfer alles Seins, der ewige Vater sendet Seinen Sohn: Dieser wird Mensch. Er, der Macht hat über alles Leben, Er überliefert sich freiwillig dem Tod. Er stirbt den Verbrechertod am Kreuz. Den letzten Tropfen Seines Blutes läßt Er aus Seinem zerschundenen Leib keltern, aus Händen und Füßen, Haupt und Herzen. Nicht genug, der Sohn des himmlischen Vaters opfert sich täglich ungezählte Mal auf den Altären in geheimnisvoller Weise. “Das ist Mein Blut, das für euch vergossen wird.” Das göttliche Blut rinnt von den Opferaltären bis zum Jüngsten Tag.
Es sind Ströme von Gottes-Blut.
Wofür? Alles für die Seelen, auch für deine Seele, die ein Hauch des ewigen Vaters ist. Ein Lichtfunke aus Seinem ewigen Licht, ein Liebesstrahl aus Seiner unvergänglichen ewigen Liebe. O Mensch, daß du doch deine Würde erkenntest! Und deine Berufung, dein Nicht-mehr-los-Können von Gott, das Widerstrahlen Seiner Schönheit durch alle Ewigkeiten. Hinter jeder Menschenseele steht die ewige Liebe Gottes - greifbar geworden in der Menschwerdung Christi und Seiner Vollendung am Kreuz. Jede Menschenseele ist Eigentum des Herrn und muß für Ihn gerettet werden. Es gilt darum:

Wer eine Seele rettet, rettet mehr als die ganze Welt.

Es muß eine erregende Szene gewesen sein, als Christus vor Seinen Jüngern einmal eine Waage in die Hand nahm (nur im Geist) und in die eine Waagschale mächtig viel Gold hineinlegte und andere Schätze sowie die Wissenschaft der Welt und alle Ehren und alle Lüste und alle Besitztümer, ja die ganze Welt - und in die andere Waagschale nur eine einzige Menschenseele, und diese einzige Menschenseele wog gewaltig und zog in die Tiefe, so daß die andere Waagschale gewichtlos schien. Jetzt lernten die Jünger ein wenig Sein Wort ahnen: “Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine Seele verliert.”

Die Seele hat unendlichen Wert, mehr als die ganze Welt, wie der Herr selber sagt. Darum ringt Satan um den Besitz einer jeden Seele. Sie ist das Ziel seines dämonischen Hasses, das Ziel seiner Angriffe. Er will das Ebenbild Gottes vernichten; er täuscht darum die irdischen Werte als höchste Werte vor: Sinnenlust, Ehre, Besitz. Er verdunkelt den Blick der Seele und versucht sie zu verwirren in Unruhe, Ratlosigkeit und Verzweiflung. Er verdreht die Worte Christi durch seine Helfer und versteht es, alles der Welt anzupassen. Unsere Zeit ist das erschütternde Beispiel dafür.

Weil die Seele unendlichen Wert hat, läßt sie Gott erst recht nicht in Ruhe. Er mahnt und zieht, bis die Gnade Einlaß findet. Gottes ewige Vatersorge müht sich um jede einzelne Menschenseele. Jede soll heimfinden ins ewige Vaterhaus.
Dies ist auch
des Erlösers tiefster Wunsch:

“Vater, Ich will, daß, wo Ich bin, auch die seien, die Du Mir gegeben hast, damit die Liebe, mit der Du Mich geliebt hast, in ihnen sei und Ich in ihnen sei” (Jo 17,24-26). Darum geht es Jesus. Er will keinen verdammen, der nicht selber verdammt werden will. Er will jeden zum Vater führen und durch uns auch den Bruder und die Schwester neben uns.

Das ist auch die brennendste Muttersorge Mariens, ihr tiefer, großer Herzenskummer, den sie in Fatima (13.7.1917) rührend zum Ausdruck gebracht: Die Sünder sollen vor dem namenlosen Unglück der ewigen Verdammnis bewahrt bleiben! Keiner soll von der ewigen Liebe Gottes ausgeschlossen sein. Darum lehrt sie selber die Kinder, wie die besorgteste Mutter, folgendes Gebet, das sie am Ende eines jeden Rosenkranzgesetzes beten sollten:

      O Jesus, verzeih uns unsere Sünden,
      bewahre uns vor dem Feuer der Hölle,
      führe alle Seelen in den Himmel,
      besonders jene, die Deiner Barmherzigkeit
      am meisten bedürfen!

Es ist so wichtig, immer auch an die eigene Seelenrettung zu denken: “Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle”, aber auch an die Rettung aller Sünder! Ist das der Sr. Consolata mitgeteilte Gebet: “Jesus, Maria - rettet Seelen!” nicht ein Sturmgebet für alle wahrhaft Gottliebenden! Nur das Blut Christi kann Seelen retten, nur Sein Erbarmen. Wir sind ganz kleine Helfer dabei:

  durch unser Vertrauen auf Gottes Erbarmen,
  durch unseren Gehorsam gegenüber Seinem Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst,
  durch unsere Bereitschaft, die Brüder und Schwestern Jesu Christi vor dem Allerschlimmsten zu bewahren,
          vor der ewigen Hölle.

So oft und so erschütternd ernst spricht der Heiland von der ewigen Nacht, wo Heulen und Zähneknirschen sein wird. Er aber will keine Seele verdammen, die es nicht selber will. Erschreckend furchtbar ist es, seine eigene Verdammnis zu wollen und auch selbst zu verschulden. Und dann Gott ewig hassen, hassen wie die Teufel und Verdammten es tun. Nein, nein! Die von Gott und für Gott erschaffene Seele soll heim zu Ihm, ins ewige Licht, in die ewige Schönheit, in die ewige Liebe. Sie darf und soll Gott lieben statt zu hassen, soll Ihn loben und preisen und anbeten und darin ihre höchste, ja beglückendste Seligkeit finden. Oh, wie dankbar sind die Geretteten! Das ist die Vollendung: “Vater, Ich will, daß, wo Ich bin, auch die seien, die Du Mir gegeben hast.”
 

Seelenrettung ist Liebe - Das Gebet der Liebe erreicht jede Seele
Wir dürfen in echter Bruder- und Schwesternliebe vielen die Heimkehr zu Gott erbitten, das Reich Seiner Liebe und Seines Lichtes erflehen. Wenn wir für sie inständig wie Brüder und Schwestern beten - nicht etwa ein paar wenige nur, nein, Hunderttausende, Millionen - dann kann unser Beten in ihnen ein Verlangen nach Gott hervorrufen, eine Bereitschaft. Diese Bereitschaft ist es, die den Menschen auf Gott einstimmt. Wenn wir so helfen, einen Menschen, besonders einen Sterbenden, Gott zuzuwenden, dann verbinden wir ihn mit Gott. Und selbst, wenn eine undurchdringliche Mauer bisher zwischen Gott und der Seele gestanden, Gott läßt auf unser inständiges, vertrauensvolles Rufen und Flehen einen neuen Strahl des Glaubens und die Sonne Seiner Gegenwart in die Seele hineinleuchten. Die Seele fühlt ein Verlangen nach Gott und öffnet sich Ihm nach dem Grad unseres Glaubens und Vertrauens. Je stärker wir glauben und hoffen, um so größer die Gnaden.

Sagt nicht der Herr selbst: “Bittet, und ihr werdet empfangen! ” - “Was immer ihr in Meinem Namen gläubig erbittet, wird geschehen!” Er sagt es wiederholt auf verschiedene Art, und immer wieder verlangt Er Glauben und Vertrauen. Das fürbittende, vertrauende Gebet vermag Tausenden und Abertausenden zu helfen. Das Gebet der Liebe erreicht jede Seele. “Es ist die stärkste Kraft der Welt”, wie mit Recht Frank C. Laubach sagt.
 

Wagt nur zu glauben, wagt zu hoffen,
daß Berge versetzt werden können! Sagt nicht der Heiland: “Ich bin nicht gekommen, Gerechte zur Umkehr zu rufen, sondern Sünder” (Lk 5,31).

Das Gebet ist die mächtigste Form der Energie, die wir ausstrahlen” (Dr. Carell).

Dem berühmten Atomforscher unserer Tage, N. Stovel, gelang es mit noch einigen Forschern, die strahlende Wirkung der Gebetskraft einer sterbenden Frau sogar mit modernsten Meßinstrumenten festzuhalten. Diese ausstrahlende Wirkkraft war fünfundfünfzigmal größer als die früher mit dem gleichen Instrument gemessene Energie des größten amerikanischen Rundfunksenders.

Je mehr wir beten für die Rettung der Seelen, das heißt für ihre Heimkehr zu Gott, in das Reich Seiner Liebe, um so mehr werden wir erfahren, daß Gott unser Flehen erhört, weil Er die Liebe ist, weil Er das Erbarmen und das Heil aller ist. Nur sollten wir nicht soviel um eitle Dinge dieser Welt bitten, sondern um das Reich Gottes in uns, in allen Brüdern und Schwestern, besonders in den Sterbenden. “Suchet zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch dazu gegeben werden!” Aber noch einmal: Eine große Armee Betender und Vertrauender müssen wir werden! “Wer heute Beter mobilisiert, erreicht mehr als der klügste Theologe.” Darum bitte in eurem Bekanntenkreis immer wieder um Liebesakt-Beter werben, bei Kindern schon und auch bei Jugendlichen, besonders aber bei Kranken und Kreuzträgern!

Es geht ja letztlich auch um die vielen Hunderte Millionen,
die den nichtchristlichen Religionen angehören und die auch gerettet werden sollen. Wir dürfen und müssen mit unserem Beten die Missionare und Missionsschwestern, die in allen Weltteilen nicht selten bis zur Erschöpfung ihrer Kräfte wirken, kraftvoll unterstützen.
 

Herz und Glaube müssen dabei sein
Die wahre Liebe eines christusverbundenen Herzens und der kindliche Glaube erzeugen Gebetswellen, die alle erreichen, nah und fern, auch die verhärtetste Sünderseele. Wir müssen nur lernen, mehr für andere zu beten. Das macht auch unsere Seele froh und reich. Und hätten wir nur die Sehnsucht, allen Sterbenden - es sind täglich 500.000 - einen guten Heimgang zu erbitten und zu erwirken, diese Sehnsucht, dieses Verlangen nach Gott gleichsam stellvertretend im Namen anderer, ist eine verborgene, eine große Kraft. Ein edler Mensch hat einmal gesagt: “Ich danke meinem Gott, daß Er mich mein ganzes Leben hindurch einen Mann der Sehnsucht hat sein lassen.” Dabei geht es nicht um lange Gebete, es genügen kurze Akte: “O Gott, mögen alle Sterbenden dieses Tages hungern nach Dir.” Oder der Herzensakt: Jesus, Maria, ich liebe Euch, rettet Seelen!

Allein schon die Worte Jesus - Maria
wirken unendlich segensreich. Atmen wir das Wort Jesus, das Wort Maria mit jedem in diesem Augenblick Sterbenden gleichsam zusammen. Sagen wir im Namen der Sterbenden in Liebe: Jesus, Jesus - Jesus heißt ja Heiler. Desgleichen auch im Namen aller Sterbenden: Maria. Sie ist ja die fürbittende Allmacht, die Mutter der Barmherzigkeit.

Dieses Beten in einem Satz oder in zwei Worten spricht auch unsere Jugend an, wenn sie angeleitet wird, es schöpferisch zu tun für eine “bessere Welt” und nicht zuletzt für die Sterbenden, daß das Reich Gottes zu ihnen komme. Wenn Hunderttausende, wenn Millionen Menschen täglich den Namen “Jesus und Maria” immer wieder gläubig und liebend sprechen, im Namen all derer, die Gott an diesem Tag oder in dieser Nacht vor Sein Gericht ruft, welch wunderbare Segensmacht würde davon ausströmen! Ausströmen über die ganze Welt hin! Und das Beglückende für uns selber: Wenn wir dadurch Seelen zu Gott lenken - bekannte und unbekannte - so hat dieses
                  eine Rückwirkung auch auf uns.

Es bringt Liebe in unsere Seelen, es macht uns besser. Unsere Gedanken werden weiter und höher. Unsere Selbstsucht schmilzt! Wir kommen Gott näher, wir segnen die Menschheit. Unsere Selbstlosigkeit wird zu einem Kanal des Segens zwischen der Kraft Gottes und der Not der Menschen, besonders der Sterbenden. Gott der Starke, gebraucht und segnet unsere Schwachheit. Und noch ein Wichtiges: Wenn wir Stunden der Nacht nicht schlafen können, sollten wir diese Stunden für die Rettung derer nutzbar machen, die Gott in dieser Nacht heimruft, daß Sein Reich, Sein Friede zu ihnen komme. Setzen wir doch die alles entscheidende Macht des Gebetes für die entscheidendste Stunde eines jeden Menschenlebens ein. -

(Mehrere Gedanken davon aus dem Buch Frank Laubach: “Die stärkste Kraft der Welt ist das Gebet)

   Inhaltsverzeichnis

VII. Zur VERTIEFUNG und VERINNERLICHUNG des Hl. LIEBESAKTES
mögen in Sorge um die Rettung der Seelen folgende Überlegungen beitragen:

Jesu Blut: “Schatz aller Schätze
Mit Jesu heiligstem Namen ist vor allem Jesu Blut ein überaus kostbares, seelenrettendes Mittel. Nur Seine Liebe rettet; rettet durch Hingabe Seines göttlichen Blutes, das so reich geflossen von der schaurigen Blutschweiß-Nacht angefangen, bis zur Vollendung am Kreuz, wo Er Seinen letzten Tropfen für die Heimholung der Seelen geopfert. Nicht genug damit! Er füllt bis zum heutigen Tag jeden Opferkelch auf unseren Altären randvoll bis zum Überströmen; heben doch viermal in der Sekunde Priester auf der Welt den Opferkelch des Heiles empor. “Wahrhaft, ihr seid” - so sagt der hl. Petrus, “nicht mit vergänglichen Werten, mit Gold und Silber losgekauft, sondern durch das Kostbare Blut Christi (1 Petr). Und Paulus schreibt an die Kolosser: “Es hat Gott gefallen, alles durch Ihn (Christus Jesus), zu versöhnen, in dem Er Frieden stiftete durch das Blut Seines Sohnes” (Kol 1,20).

Darum flehen wir inbrünstig

“Vater, gieße Du, um des kostbaren Blutes Deines Sohnes willen, Dein unendliches Erbarmen aus über alle Seelen, daß sie nicht eine Beute Satans werden; reiße sie in letzter Minute weg vom Abgrund des Verderbens! Schenke den Sterbenden, auch denen, die nicht bereitet sind, um des kostbaren Blutes willen einen Augenblick überwältigender Gnade, daß sie sich mit einem letzten Gedanken der Reue und Liebe Dir zuwenden. Auch wenn sie noch so lange sühnen müßten in der anderen Welt. Herr, nur verloren gehen lasse sie nicht! ” -

Die Verehrung des kostbaren Blutes vertieft ganz einmalig unseren Liebesakt. Ebenso folgendes Gnadengeheimnis:

Jesu Antlitz: “die kostbarste Münze”
Der Vater im Himmel gab uns im Blut Seines Sohnes einen Quell sühnender, rettender Macht. Gottes unendliche Barmherzigkeit übergab uns auch eine Münze kostbarer als jede Goldmünze. Es ist dies das hl. Antlitz Jesu Christi. Mit dieser Münze dürfen wir unsere Schulden bezahlen; ja, auch die Schulden vieler Sünder und Sterbender. Eindringlich hat der Heiland der heiligmäßigen Karmelitin Maria vom hl. Petrus in Tours (gest. 1848) gesagt: “Ich habe alle Sünden der Menschheit auf mein Haupt gelegt. Opfere also Meinem himmlischen Vater Mein Antlitz auf, denn dies ist das Mittel, um Ihn zu besänftigen. Durch dieses hl. Antlitz wirst du das Heil so mancher Sünder erlangen, und durch diese Opfergabe wird dir nichts verweigert. Wie man sich in einem irdischen Reich durch die Geldmünzen, die das Bild des Herrschers tragen, alles verschaffen kann, so kann man auch mit Meinem heiligsten Antlitz alles erlangen. Wenn ihr Meinem Vater das heiligste Antlitz aufopfert, werdet ihr wie mit einer himmlischen Münze die Bekehrung der Sünder erlangen.” - “In ihrer Todesstunde werde ich das Antlitz ihrer Seele von allen Flecken der Sünde reinigen und ihnen ihre ursprüngliche Schönheit zurückgeben.”

Ähnlich ergreifend und beschwörend sprach der Herr zur Sr. Maria Pierina in Rom (gest. 1945): “Sooft man Mein Antlitz betrachtet, werde Ich Meine Liebe in die Herzen senken und durch das hl. Antlitz wird man die Rettung vieler Seelen erlangen.” - Immer wieder betonte Jesus geradezu flehentlich: “Sooft du Mein heiligstes Antlitz dem himmlischen Vater aufopferst, wirst du die Rettung und Heiligung vieler Seelen erwirken. Und wenn du es für Meine Priester aufopferst, werden Wunder der Gnade geschehen!” -

Wer sich in Jesu heiliges Blut und Antlitz betrachtend versenkt, dessen Liebesakt bekommt Tiefengehalt, ebenso wer folgendes Geheimnis liebend überdenkt:

Herz Jesu - Urquell rettender Liebe
Der im Jahr 1947 in Brasilien verstorbene Jesuitenpater Johann B. Reus , ein gottbegnadeter Mystiker, sah oft und oft in Visionen, wie aus dem Herzen Jesu zwei Glutströme ausgingen. Der eine loderte zum himmlischen Vater empor, der andere abwärts zum Altar dem zelebrierenden Priester entgegen.

“Die Bedeutung”, so schreibt der Pater, “ist klar: Aus dem Herzen Jesu wird dem himmlischen Vater die größtmögliche Verehrung, aber zu gleicher Zeit geht ein Strom des Segens über die ganze Kirche hin, besonders auch zu den Sterbenden. Wir können nicht oft und vertrauend genug das göttliche Herz Jesu dem himmlischen Vater für alle Sterbenden aufopfern. Dieses Herz ist die höchste Sühne für alle Sündenschuld. Dieses Herz ersetzt alle Mängel unsererseits. Es wird zum Himmelstor für die Seelen.”

“In letzter Zeit”, so schrieb Pater Reus im Juli 1945 in sein Tagebuch, “bitte ich Jesus um viele Seelen. Ich opfere Ihm alles auf, meine Beschwerden und Leiden.
Alles für die Seelen. Ich bitte Ihn immer um tausend Seelen,
weil Er einmal einer Heiligen sagte: Ein Gerechter könne für tausend Seelen Gerechtigkeit erlangen. Die einzige Möglichkeit, etwas zu erhalten, ist die unendliche Freigebigkeit, Barmherzigkeit und Güte Gottes, ist die Güte des heiligsten Herzens Jesu; einen anderen Weg gibt es nicht! ” Und Pater Reus ergänzt: “Der tiefste Gnadenquell ist und bleibt das göttliche Erlöserherz; der Kanal aber, in dem uns die Gnaden zufließen, ist Maria. Immer steht sie dort, wo ihr vielgeliebter Sohn helfen und retten will. Es kommt auf unser Vertrauen an.”

Wir müssen nicht nur trauen, nein vertrauen. Darin liegt etwas Totales. Das Vertrauen ist eine Großmacht, erst recht, wenn wir unser Vertrauen mit der himmlischen Mutter verbinden. “Ihr Vertrauen stellt das Höchstmaß aller irdischen Macht dar. Gehen wir gerne zur Mutter und mit der Mutter zum Herzen ihres göttlichen Sohnes, immer mit der Absicht und Bitte: auch für alle Sterbenden! Lieber Jesus, ich bitte Dich, durch Deine heiligste Mutter, laß die Sterbenden des heutigen Tages Dich einen Augenblick anbeten und lieben!
 

Nein, niemand braucht verzweifeln
Und an niemand sollen wir verzweifeln, solange er noch atmet. Maria, die Mutter des Gottessohnes, ist die Bürgschaft unserer Hoffnung. Sie ist wirklich die Mutter der Hoffnungslosen. Sie ist die Zuflucht der Sünder, die Trösterin der Betrübten, das Heil der Kranken. Nicht umsonst sagt der große hl. Bernhard: “Gott will, daß wir alles durch Maria erlangen.” Alles, alles durch Maria! Hinter ihr steht ihr göttlicher Sohn; Er ist das Heil aller Menschen, der Urquell aller Gnaden, die ewige Allmacht und Liebe. “Sie ist die Straße zu Christus” (Paul VI.). Sie will alle zu Ihm führen. Wir müssen nur das Krüglein Vertrauen bereit halten!

Ganz besonders sei hingewiesen auf die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariä, das nach dem Willen ihres göttlichen Sohnes vielen Sündern, selbst in der Todesstunde noch zum Heile sein wird. Auch der tägliche hl. Rosenkranz, die Wunderbare Medaille, das braune und grüne Skapulier, der Herz-Mariä- Sühnesamstag gelten als Zeichen ihrer besonderen Huld. Nein, niemand braucht verzweifeln. Die Mutter der Erbarmung und Liebe hat uns diese Gnadenerweise in ihren tröstenden, von der Kirche anerkannten Erscheinungen angeboten. Wir müssen nur mehr Vertrauen haben, viel mehr Vertrauen und immer wieder danken für ihre Mutterliebe.
 

Millionen beten bereits den Liebesakt
Der Heiland sagte zur Sr. Consolata Betrone, die Er als Seine Botschafterin des immerwährenden Liebesaktes erwählt hat:

Wenn dein letztes “Jesus, Maria, ich liebe euch, rettet Seelen! ” gebetet sein wird, werde Ich es erhören und es an Millionen von Seelen weitergeben, die, obwohl Sünder, es aufnehmen werden und dir folgen auf dem einfachen Weg der Liebe und des Vertrauens, und alsdann werden sie mich lieben.” Und weiter sprach der Herr zu ihr: “Sie werden nicht nach Tausenden zählen, die ‘Kleinsten’,
Anmerkung : Die Kleinsten sind alle, die in der Gesinnung des Liebesaktes leben wollen. es werden Millionen und Millionen sein. Ihnen wird nicht bloß das weibliche Geschlecht angehören, sondern auch die Männerwelt.” Am 4. Sept. 1936 schrieb Sr. Consolata in ihr Tagebuch: “Und die -Kleinsten' werden die Gottesmutter gar sehr lieben, weil der immerwährende Akt der Liebe, den sie Jesus schenken, auch der allerseligsten Jungfrau gilt. So wie jetzt die Welt zur Kleinen hl. Theresia emporschaut, so werden diese Millionen der ganzen Welt zu dir aufschauen.”

Es wird sich erfüllen, was ihr der Herr 1935 offenbarte: “Denke daran, daß ein Akt der Liebe über das Heil einer Seele entscheidet! ” - - - Und auch die liebe Muttergottes ermunterte sie am 10. Okt. 1935 : “Erst im Himmel wirst du den Wert und den Segen eines Liebesaktes erkennen.”

Es ist bereits eine Millionenkette.
Auch du bist ein Glied dieser Millionenkette. Sie trägt dich mit, wenn du einmal schwach werden und deinen Anfangseifer wieder aufgeben möchtest.

Und das Glied auf der anderen Seite neben dir ist viel leicht noch viel schwächer als du. Es ist ein Menschenkind in einer gottlosen, verkommenen Umgebung, schwer geprüft und heimgesucht. Es wartet auf eine Stützung, auf eine geistige Energieaufladung. Du darfst sie ihm geben, diesem Bruder, dieser Schwester, die am Leben zerbrechen möchten. Geistige Aufladung und Stütze und Halt in der Gnade des Herrn! Darum sollst du um so treuer Jesus lieben, Maria lieben. Wir bilden ja alle das “Corpus-Christi-Mysticum”- den mystischen Leib Jesu, dessen Haupt Christus selbst ist und dessen Glieder wir alle miteinander sein dürfen, du und ich, wir alle, ja alle, für die der Herr gestorben ist.

Ja, es sind viele Millionen, die diesen Liebesakt beten, sogar Kinder und Jugendliche sind in großer Zahl dabei. Es ist
eine gewaltige Beter-Armee.

Sie wird wachsen, sie muß wachsen über die ganze Welt hin. Alle die Beter und Beterinnen werden selber in der Liebe wachsen, so wie Sr. Consolata, die nicht nur diesen immerwährenden Liebesakt von Früh bis Abend immer wieder übte, sondern aus dieser gelebten Liebe heraus in allen Menschen Jesus sah und ein lächelndes Ja zu ihnen hatte; die zu allem, was Gott von ihr wollte, ein dankbares Ja sprach durch die Erfüllung der Gebote und Standespflichten, ein Ja zu Seinen Fügungen, Führungen und Zulassungen. Sie erfüllte, so gut sie konnte, die Heilandsbitte: “Consolata, liebe Mich für alle und für jedes Meiner Geschöpfe, für jedes einzelne Herz, das da lebt. Mich dürstet so sehr nach Liebe” (so der Heiland am 13. Okt. 1935).

   Inhaltsverzeichnis

VIII. EIN LIEBESAKT KANN VERTAUSENDFACHT WERDEN

Ein unerhörtes Gnadenangebot des Himmels

Sr. Consolata Betrone hat vom Herrn den Auftrag erhalten, den immerwährenden Liebesakt zu erwecken. Er sagte ihr: “Erinnere dich daran, daß es die Liebe ist, die Ich von Meinen Geschöpfen verlange” (Ostern 1936). “Ich will, daß du Mir während des ganzen Tages vom Augenblick des Erwachens am Morgen bis zum Einschlafen am Abend keinen Liebesakt raubst, keinen einzigen, verstehst du! ” (31.7.1936).

Jesus wollte die Schwester zu einer außergewöhnlichen Beständigkeit in der Liebe führen und sie darin festigen: “Bleibe deinem Vorsatz treu!

Erneuere den Liebesakt Stunde für Stunde,
und Ich will dir alles gewähren, Consolata, wirklich alles” (13. 9.1936). “Der Liebesakt soll künftig dein Lebensinhalt sein; es wird aber auch dein Kreuz sein, nicht einen einzigen zu unterlassen. Das Kreuz der Liebe ist für Mich und die Seelen fruchtbarer als jedes andere Kreuz” (16.11.1935). “Bedenke, daß ein Liebesakt über die ewige Seligkeit einer Seele entscheiden kann. Verliere keine Zeit, jeder Liebesakt ist eine Seele! ”

Weiter sagte der Herr zu ihr: “Ich weiß, daß der immerwährende Liebesakt Opfer kostet, aber dadurch ist er um so wertvoller, das sollst du nie vergessen, daß Ich dich zu einem Opfer der Liebe erwählt habe, zu einem Schlachtopfer der Liebe!” (24.11. 1935). - “Ich will dich auf alle Höhen der Liebe und des Schmerzes führen.” - “Es gefällt Mir, in einer Seele selbst wirken zu können!”

NB: Alle Zitate stammen aus dem mit kirchlicher Druckerlaubnis erschienenen Buch von P. Sales Lorenzo, “Jesus spricht zur Welt”.

Der Heiland verlangte von Sr. Consolata, die sich Ihm ganz hingegeben hatte, zuletzt das heroische Gelübde,
keinen einzigen Liebesakt in ihrem Leben zu unterlassen. Am 18. Juni 1936 legte sie dieses schwerwiegende Gelübde ab. Dieses Gelübde war kein bloßes Kreuztragen mehr, sondern ein wirkliches Hängen am Kreuz, um so das Sühneopfer der Liebe zu vollenden. Dabei war Sr. Consolata in einen harten Alltag der Arbeit gestellt als Sekretärin, Köchin, Pförtnerin und Schusterin. Es war ein ganz außergewöhnlicher Weg, ein Höhenweg, ein Kreuzweg der Liebe, den der Heiland die Schwester führte.

Wir fragen uns unwillkürlich:
Wer von uns könnte diesen Weg gehen? Doch niemand, den der Herr nicht ganz persönlich dazu ruft. Gott mit einer solchen Innigkeit und Kreuzeshingabe lieben und für die Seelen bis zum letzten Opfer bereit sein, ist höchste Begnadung. Nur wenige sind dazu erwählt. Und doch hat der Herr in Seinem Erbarmen für alle ein ganz neues, großes Gnadentor aufgestoßen.

Ein Tor, das jedes von uns in eine größere, innigere Gottesliebe hineinführen kann: Die gleiche leid-begnadete Seele, die im Frühjahr 1973 die innere Eingebung erhalten hatte, künftig zu beten und beten zu lassen: “Rettet Priesterseelen! ” erhielt gleichzeitig vom Herrn den Auftrag, den Liebesakt zu erweitern und gleichsam zu vertausendfachen:

  Jesus, Maria, ich liebe Euch!
  Rettet Priesterseelen, rettet Seelen -
  mit der großen Bitte, diesen Liebesakt mit jedem Atemzug, mit jedem Pulsschlag tausendmal wiederholen zu dürfen.

Heißt das nicht, die Gnade Gottes direkt herausfordern? Ich darf mit jedem Pulsschlag den Liebesakt tausendmal wiederholen, also tausendmal einen Akt der Liebe zu Gott setzen, tausendmal einen Akt der Liebe zu den Seelen! Klingt das nicht etwas zu übertrieben?

Ich frage anders: Ist es nicht, als ob der Herr den gehetzten Menschen unserer Tage in besonderer Weise entgegenkommen wollte, den vielen Müden, Schwachen und Kraftlosen, indem Er auch ihnen jeden Herzensakt der Liebe vertausendfachen will? Ist doch jeder Mensch, der Gott liebt, höchste Ehre für Gott.

Ist es nicht, als ob der Herr bei der zunehmenden Gottlosigkeit unserer Zeit all Seinen Getreuen, die ja oft auch nur armselige Sünder sind,
                      eine ungeheure Chance
geben wollte, stellvertretend, für alle kalten, abgestorbenen und gottfernen Menschen dem heiligen, unendlichen Gott Liebe und Sühne zu schenken, und zwar vertausendfacht, um gleich tausend Seelen Gnade erflehen zu dürfen!

Und noch ein wichtiger Gedanke: Ist es nicht, als wollte der Herr mit diesen ungezählten abertausenden Liebesakten all der Gottverachtung in unseren Tagen und den vielen schrecklichen Beleidigungen und Gotteslästerungen einen gewaltigen Ozean sühnender Liebe entgegensetzen!

Diese vertausendfachte Liebe, wenn wir sie so nennen dürfen, ist
   eine wunderbare Brücke
die über alle Abgründe hinweg, über alle Tiefen und Entfernungen vom Menschenherzen hinaufführt zu Gott, eine Brücke, die zugleich hinführt zu den Menschen, auch zu den entferntesten. Es ist nicht ein neues Gebot, das uns der Herr mit dem Liebesakt gibt, es ist nur ein neuer Gnadenanruf. Du kannst darauf antworten oder nicht. Die Liebe unterliegt keinem Zwang. Glücklich, wenn du ein herzhaftes

“Ich will” sprichst und gerne betest: Jesus, Maria, ich liebe Euch,

       Rettet Priesterseelen, rettet Seelen! -

       mit der großen Bitte, diesen Liebesakt
       mit jedem Atemzug, mit jedem Pulsschlag
       tausendmal wiederholen zu dürfen.

NB! In dieser neuen Form muß der Liebesakt erst bekannt werden! Im folgenden Kapitel konnten als Briefschreiber nur die Beter des bisherigen Liebesaktes (nach Sr. Betrone) berücksichtigt werden. Sicher werden unsere Leser den Liebesakt künftig auch in der neuen, erweiterten und auch gutgeheißenen Form beten!

 

WIE GUTE MENSCHEN
DEN LIEBESAKT BETETEN

Ein pensionierter Beamter schreibt:

Mein oftmaliger täglicher Liebesakt gehört hauptsächlich drei Gruppen:

1. Allen Gefangenen, besonders denen, die um ihres Glaubens und der Gerechtigkeit willen in Gefängnissen oder in Lagern schmachten und an Leib und Seele gemartert, nicht selten elend zu Grunde gehen müssen.

1. Allen, die gefangen und gefesselt sind durch Wollust und Leidenschaft und aus eigener Kraft nicht mehr frei davon werden.

2. Allen, die in Todsünden gefangen und verstrickt sind und sich davon nicht mehr lösen wollen. “Jesus, Maria, ich liebe Euch, rettet Seelen, rettet besonders diese Seelen! ”

Eine Hausfrau und Mutter unserer Tage:
“Auf all meinen Einkaufswegen bete ich gerne den Liebesakt, und zwar für alle, die mir begegnen und schicke ihnen außer einem Segensgruß auch dieses Gebetsflehen des Liebesaktes nach, vorausgesetzt, daß ich allein gehe; sonst mache ich eine zusammenfassende Meinung. Im Fernsehen kommt bei der Tagesschau oftmals die Bitte über meine Lippen: Rettet die Verletzten und Verunglückten dieses Tages und die Seelen aller, die heute starben. Häufig bete ich auch den Liebesakt für alle, die in großes Leid geraten sind, für Angehörige von Verstorbenen, Erkrankten, Verunglückten, Irregehenden. “Barmherziger Jesus, Mutter der Barmherzigkeit, rettet sie! ” Ich vergesse auch nie das Gebet zu den hl. Engeln: Helft, daß ich kein Ärgernis gebe, daß andere durch mich nicht vom Glauben und der christlichen Moral abkommen! ”

Aus Wien kommt die Mitteilung:
“Es imponiert mir diese von Gott geschenkte Weise, an der Rettung von Seelen mitarbeiten zu dürfen, ganz besonders. Mein ganzes Arbeiten, Beten und Leiden soll immer umrahmt sein vom Liebesakt. Könnte ich doch Millionen retten; jetzt schon auf Erden und dann vom Himmel aus. Ich höre immer wieder im Geist das Wort des Heilandes an Sr. Consolata: “Verliere keinen Augenblick! Jeder Liebesakt ist eine Seele! - Ach kenntest du den Wert eines Liebesaktes! ”

Ein Priester, der unterm Kreuz geht:
“Wenn mich manchmal ein Leid ganz besonders niederdrückt, dann bete ich den Liebesakt für den allergrößten Sünder, der gerade im Sterben ist und in höchster Gefahr, der Finsternis und Bosheit Satans für immer zu verfallen. “Jesus, Maria, rettet diese Seele, diese allerärmste Sünderseele! Ich will mein Kreuz gern dafür tragen, aber entreißt dem Teufel alle Gewalt über diese Seele! Helft auch mir die Macht des Bösen immer mehr überwinden!”

Eine Vielgeprüfte schreibt:
“Kein Leid ist so groß, daß es nicht in der Gnade des Herrn überwunden werden kann; keine Last ist so schwer, daß sie nicht in der Kraft des Glaubens getragen werden kann; kein Leben so hart, daß es nicht in Gottes Namen weiter geschleppt werden kann bis zu der Stunde, da die Botschaft kommt: Ich gehe heim zum Vater.” - Mit diesem Trostgedanken von Kardinal Faulhaber opfere ich den Liebesakt oft am Tag für die vielen kreuzbeladenen Menschen auf, besonders für die Verzweifelnden und für die ungezählten Sterbenden eines jeden Tages, auch für die gefährdeten und schwachgewordenen Priester.

Ein mitten im Leben stehender Mann:
So oft höre ich da und dort in einer Gesellschaft, oft auch innerhalb meiner eigenen Verwandtschaft bitterböse Kritik und harte Urteile über andere - natürlich über solche, die nicht anwesend sind. Meist ist der Anlaß irgendein Ärgernis, das sie gegeben haben oder überhaupt ihr ganzes liederliches Leben, über das man sich empört. Früher habe ich auch dabei mitgetan und kräftig draufgehauen. Seitdem ich aber den Liebesakt kenne, besonders das Gebet: “Rettet Seelen! ” - fange ich immer still zu beten an: “Jesus, Maria, rettet diese Seele, über die es jetzt geht! ” Ich weiß, daß die Kritik, das harte Aburteilen diesen Menschen nichts nützt, sondern nur das Gebet. Möge es auch denen zugute kommen, die über sie herfallen!

Ein Seelsorger unserer Tage:
Brennend not tut heute eine Armee von Betern, die täglich mehrmals stürmisch zum Himmel rufen: “Jesus, Maria, ich liebe Euch; rettet Seelen!” und die dabei besonders die vielen Mütter einschließen, deren Herz brechen möchte über die erwachsenen Kinder, die dem Glauben immer mehr entfremdet werden, die nur noch dem Diesseits leben und den Lüsten dieser Welt, sich aber keinen Deut mehr kümmern um Gott und ihre unsterbliche Seele. Das ist ein Schmerz, der viele Mütter, die sich ehrlich um eine gute religiöse Erziehung bemüht haben, Tag und Nacht weinen und schier verzagt werden lassen möchte.

Hier darf ein Wort des großen hl. Don Bosco angeführt werden: “Wenn ich die Unschuld eines Kindes nur um eine Stunde länger erhalten könnte, dann würde ich meine ganze Arbeit dafür einsetzen.” So kostbar ist der Wert der Seele.

“Und wenn die Schmerzen ganz arg werden...“
Eine Frau und Mutter, schon sieben Jahre an ein sehr hartes Krankenlager gefesselt, oft mit Schmerzen gepeinigt, bekennt: “Und wenn die Schmerzen ganz arg werden, dann hundertmal: “Jesus, Maria, ich liebe Euch; rettet Seelen! ” Das kann ich immer noch beten. Schade um jede Minute, die dem Gebet entzogen wird. Und wenn mir manchmal die Tränen kommen möchten vor Schmerzen, dann sage ich: “Nein, nicht eine Träne deswegen, das liegt nicht im Willen Gottes.”

Möge die Kraft Gottes solche Leidens- und Sühneseelen jeden Augenblick stärken und überreich segnen! Sie dürfen wirklich geistige Atomkraftwerke für die ganze Welt sein.

Eine vielgeprüfte greise Witwe:
“Ich weiß, der Brunnen der Liebe Gottes ist der tiefste, den es gibt. Er reicht bis in die Unendlichkeit hinein. Darum komme ich immer wieder mit großem Vertrauen zu dieser Liebe. Ich habe den Mut, ganz große Bitten an diese unendliche Liebe zu richten. Diese Bitten werden erfüllt, gar wenn es um Seelen geht, um Todsünderseelen. Keine Bitte ist umsonst, nicht eine einzige. Ich weiß, auch meine Fehler werden Jesus nicht hindern, meine Bitten anzunehmen, weil er die unendliche Liebe ist. Ich bin mir stets meiner vielen Sünden täglich bewußt und bitte immer wieder um Erbarmen, besonders aber um Demut. Der Herr erfüllt diese Bitte. Er demütigt mich stets durch die Erinnerung an die viele Schuld meines vergangenen Lebens; Er demütigt mich durch tägliche Altersbeschwerden; Er demütigt mich durch die Schwächen und Fehler meiner Mitmenschen; Er demütigt mich durch viele innere Prüfungen, vor allem die der gänzlichen Verlassenheit. Ich aber bete immer wieder:
Jesus, Maria, ich will Euch lieben. Rettet meine Seele! Rettet alle Seelen, rettet Priesterseelen!” Ich spür grade in unserer Zeit, daß der Liebesakt ein Sturmgebet ist für all die Not, die überall in unserem Volk eingedrungen ist.”

“Gnaden, die in einem Augenblick die Seelen umwandeln können.” Eine mir bekannte Vinzenzschwester erzählte mir dieses Erlebnis: Sie betreut die Kranken der Stadt und wurde zu einem schwerkranken Mann gerufen. Die Frau war evangelisch, der Mann katholisch. Seit 40 Jahren hatte er nicht mehr gebeichtet. Er lehnte jedes religiöse Gespräch ab. Nun schickte die Schwester einen Gebetssturm zum Himmel: Jesus, Maria, rettet diese Seele! Als sie am dritten Tag betend vor dem Krankenlager saß, wurde es ihr unheimlich zumute. Sie hatte das Gefühl, als wenn noch jemand im Zimmer wäre. In der Nacht hörte sie ein merkwürdiges Geräusch, das immer stärker wurde; sie nahm den Rosenkranz fester in die Hand und rief laut um Hilfe zur Zuflucht der Sünder. Sie flehte, wie es der Hl. Vater Pius XII. in seinem bekannten Weihegebet an das Unbefleckte Herz Mariä tat: “O Mutter der Barmherzigkeit, erbitte uns von Gott vor allem jene Gnaden, die in einem Augenblick die Seelen umwandeln können! ” Da wurde der Kranke sehr unruhig und bäumte sich auf, plötzlich aber bat er um den Besuch des Pfarrers. Der war bald zur Stelle. Nachdem der Schwerkranke die hl. Beichte und die hl. Kommunion empfangen hatte, wurde er ganz ruhig; auch das Geräusch war nicht mehr da. Am anderen Tag ist er ruhig gestorben. Die Schwester ist überzeugt, daß Satan um diese Seele gekämpft hat, daß er aber aufgeben mußte gegenüber der mächtigen Schlangenzertreterin, der Mutter der Barmherzigkeit.

Satan ringt um jede Seele, auch um die deine. Vergiß das nie! Bete in jeder Versuchung den Liebesakt. Er ist die beste Abwehr. Nur die Liebe und das Vertrauen zu Gott überwinden Satan.

Ein Erzieher bekennt:
Beim Liebesakt-Beten mühe ich mich, so gut ich kann, um eine rechte Kindlichkeit, um das wahre Kindsein vor Gott. Darunter ist nicht zuerst das unberührte Entwicklungsalter des Menschen gemeint, sondern die Wesenheit des Kindes, das Einfache, Gläubige, Vertrauensvolle, Unbekümmerte, Wahrhafte und Reine. Diese Eigenschaften sind bei den erwachsenen Menschen meist mehr oder weniger verschüttet. Der erwachsene Mensch ist meist nicht einfach, sondern kompliziert; seine Gläubigkeit ist durch Enttäuschung oder Kritiksucht zerstört; das Vertrauen ist einem berechtigten Mißtrauen gewichen; das Unbekümmertsein geht in den Sorgen um die Existenz verloren, die Wahrheit wird nach Vorteil oder Gefühl gebogen; die Reinheit im späteren Leben kaum mehr geachtet, und doch will Gott das Kindsein. Er sprach immer wieder davon, Er knüpft sogar die Erreichung des ewigen Zieles, des Himmelreiches, an die Bedingung, erst Kindwerden zu müssen. Ja, wir müssen in unserem Leben lernen, wieder mehr Kind zu werden, rein und lauter und wahr, froh und gläubig und unbekümmert in Gott! Gerade im schlichten Gebet des Liebesaktes soll das Kindsein vor Gott wieder in uns Menschen erstehen. In diesem echten, kindlichen Vertrauen soll aber auch unser Bitten aufsteigen: Jesus, Maria, rettet die Seelen unserer heute so gefährdeten Kinder und Jugendlichen! Rettet die Seelen aller Leidenden und Unterdrückten, aller Gefangenen und Verzweifelnden, aller Sünder und Sterbenden, rettet die Seelen aller Menschen!

“Wenn heute so viele Katastrophen eintreten”,
so schreibt ein leidbeladener Mensch unserer Tage, “dann stehen dahinter nicht die guten Engel, denn Gott will nicht die Vernichtung des Menschen durch den Stoff, sondern die Rettung des Menschen. Hinter der Auflehnung der Naturkräfte stehen jene Dämonen, die mit Feuerbrünsten und Überschwemmungen, mit Explosionen und Lawinen, mit Blitz- und Hagelschlägen, mit den Schädigungen der Umweltverschmutzung, mit Mißernten und Mißgeburten arbeiten und die Menschen quälen und zur Vernichtung bringen wollen. Wenn Gott aber das Aufbäumen der Materie unter der satanischen Peitsche zuläßt, dann nur, damit der Hochmut der Menschen nicht ins Unermeßliche steige und in der Stunde der Not auch eine Stunde der Besinnung komme, wo der Weg zu Gott neu gefunden werden kann. Hier heißt es mitbeten und mitopfern, daß die Gnade auch angenommen wird. Hier gilt: Jesus, Maria, rettet alle diese schwer Heimgesuchten!

Ein Missionar berichtet:
D
on Bosco hatte in seinem Zimmer einen Spruch angebracht: “Jeder Augenblick ist ein Schatz.” Ein wahres Wort! Das gilt auch von jedem Liebesakt, den wir erwecken.
Jeder Liebesakt ist ein Schatz für die ganze Ewigkeit. Nützen wir dafür die kurze Lebenszeit, die uns gegeben ist! Die Heiligen haben das am besten verstanden. Wenn das Feuer der Liebe, so sagten sie sich, in uns brennt, dann vermag es auch auf andere überzuspringen; als Leben weckender Funke auf die Seele derer, die unseren Lebensweg kreuzen und auf alle, die uns um Christi willen Brüder sind und für die wir Verantwortung tragen. Ja, jeder Liebesakt ist ein Schatz, der Segen und Heil bringt; allein schon der Name Jesus, mit Vertrauen ausgesprochen. Wie viele Christen, auch evangelische, haben ein großes Vertrauen auf diesen Namen! Sie rufen ihn täglich und erfahren die Macht dieses Namens in dem heute immer schwerer werdenden Alltag, besonders im ehelichen Leben, für das nach wie vor Gottes Gesetze uneingeschränkt gelten, für die gerade heute immer schwieriger werdende Erziehung, für das Berufsleben usw. Es ist einfach unmöglich, all diese Probleme zu bewältigen, ohne eine große Liebe zu Jesus, ohne ein großes Vertrauen zu Ihm und Seiner allzeit hilfsbereiten Mutter, darum soll der Liebesakt oft erweckt werden, sowohl von Priestern wie Laien!

Ein Akademiker unserer Tage gesteht:
Ich halte es mit Josef Görres, der bereits vor 150 (200) Jahren sagte: “Was ist heute noch fest und ruhig in der Kirche, im Christentum, in unserem Glauben? Was wankt und wackelt nicht? Was wird nicht angefochten von außen und am härtesten von innen, von Theologen, von Priestern? Ich aber glaube an die betende Kirche aus Laien und Priestern, an die duldende, sühnende. Lauter Begriffe, die heute vielen fremd oder lächerlich geworden sind, die aber dennoch die ruhenden Mächte im Christenvolk sind!” - Hat Görres nicht auch für unsere Zeit gesprochen? Ist nicht auch für den Glaubensabfall unserer Zeit “der Schrumpfprozeß des Betens” die Hauptursache? Bei Priestern und Laien, in Familien und Klöstern? Müßten wir alle nicht wieder mehr, viel mehr beten! Eine “betende Kirche” sein! Welch eine Hilfe könnte dafür auch der seelenvoll gebetete Liebesakt werden! Eine Wandlung kann nur Gott bringen. Gott läßt sich dabei helfen durch uns sündige Menschen. Er wartet darauf.

“Keine Bitte ist zeitgemäßer”
als diese, so schreibt ein ernster Beobachter von heute. Ich denke bei der Bitte: “Rettet Seelen!” auch an all die Kinder, die im Mutterschoß gemordet werden; an die Seelen all derer, die ohne Taufe sterben.

Jesus, Maria - rettet diese Seelen für den Himmel! Laßt unsere Begierde nach der hl. Taufe stellvertretend für sie gelten! Dieses heiße Begehren und Verlangen, von der Erbschuld gereinigt zu werden und in die ewigen Himmelsfreuden einzugehen! Deinem Erbarmen, o Gott, ist keine Schranke gesetzt! Deiner Liebe keine Grenze!

Das wird einmal ein Stück unseres Himmels sein, all die unergründlichen Geheimnisse Deiner Barmherzigkeit in der Ewigkeit begreifen, bestaunen und anbeten zu dürfen.

Und noch einmal: “Rettet Kinderseelen! ” so fährt der Briefschreiber fort: “Jesus, Maria, rettet die Seelen der vielen Kinder, die heute in Gefahr sind, ihr Schamgefühl restlos zu verlieren durch die allzu frühe, manchmal geradezu skandalöse Sexual- Aufklärung in der Schule; durch manche Fernsehsendungen, die an Schamlosigkeit alles bisher Dagewesene überbieten; durch das unsittliche Benehmen mancher Junger und auch Erwachsener in Bädern und öffentlichen Plätzen, ganz zu schweigen von der Schmutzliteratur unserer Illustrierten und Magazine, die in keinem christlichen Haus geduldet werden dürfen. Wenn die Scham in einem Menschen zerstört ist, ist das Tor zur Unzucht offen. Ein Volk aber, das der Unzucht verfällt, geht unweigerlich zugrunde. Ich denke an das Römer-Volk. Darum der ernste Flehruf: Rettet die Seelen unserer Kinder vor der Porno-Pest Satans!”

“Wenn ich die Zeitung lese”,
so steht in einem anderen Bericht, erschrecke ich manchmal über die Schlagzeilen: Flugzeug mit 140 Insassen entführt. Sie warten eineinhalb Tage bangend ihres Geschicks - bei einer brennenden Hitze von 40 Grad; auch Frauen und Kinder sind dabei. Oder: “Durch die Dürrekatastrophe sind Millionen Menschen in Afrika vom Hungertod bedroht!” (Sommer 1973). Man liest das, hat ein Bedauern; wer aber fleht wenigstens für diese Armen, daß ihnen noch rechtzeitig Hilfe wird; daß sie nicht verzweifeln in ihrer furchtbaren Lage! - Oder wenn ich lese von den 20.000 Verkehrstoten - Jahr für Jahr auf unseren Bundesstraßen - von den vielen Tausenden, die durch Überschwemmungen, durch Erdbeben, Feuersbrünste so schnell vor Gottes Gericht gerufen werden. Sie alle gehören in mein Flehen: Jesus, Maria, ich liebe Euch, rettet ihre Seelen vor dem ewigen Tod! ”

Wie schrecklich erst, wenn eine allgemeine Katastrophe als Gericht Gottes über die Welt hereinbricht, weil sich die Sünden der Menschen, ihr Unglaube, ihre Unsittlichkeit, ihre Gotteslästerungen von Tag zu Tag häufen und zum Himmel schreien und Gottes Strafgericht direkt herausfordern. Millionen können auf einmal hinweggerafft werden! Die Gebete der Gläubigen, die Seine Gebote halten, haben Macht am Thron Gottes. Sie vermögen Gottes Gericht aufzuhalten und einzudämmen. Sie vermögen die Seelen vor der Finsternis der ewigen Verdammnis zu bewahren. Die am Abgrund stehende Welt schreit heute förmlich nach Menschen, die durch Gebet und Opfer Gottes Erbarmen über sie herabrufen.

“Sorgen um Seelen ein Martyrium”
Wer Verantwortung für Seelen hat, versteht die Schwere dieses Satzes. Die Sorge um die Seelen der Angehörigen kann ein wahres Martyrium werden. Wie oft schon habe ich das aus den vielen Briefen an mich herausgelesen.
Nur ein paar wenige Schlagzeilen
seien hier angeführt, die ich Tag für Tag in Briefen zu lesen bekomme.

“Unser Sohn ist ein Trinker, nahe dem Säuferwahn. ”

“Meine erwachsenen Kinder besuchen alle keinen Gottesdienst mehr.”

“Unsere Ehe ist total zerbrochen.”

“Mein Mann todkrank, lehnt jeden priesterlichen Beistand ab.”

“Unsere Tochter lebt schon jahrelang mit einem Geschiedenen zusammen.”

“Wir alten Eltern haben kein Wort mehr mitzureden.”

“Meine Frau hat sich mit Leib und Seele einer Sekte verschrieben.”

 “Unser Sohn hat ein Verhältnis mit einem sittlich verkommenen Mädchen.”

“Mein Priestersohn hat seinen Beruf aufgegeben und eine Geschiedene geheiratet.”

“Unser Ältester gehört einer Rauschgiftbande an.”

“Unsere einzige Tochter ist total dem Heroin (Rauschgift) verfallen.”

“Unsere beiden Jüngsten sind von Schulkameraden restlos verdorben worden.”

Und so viele andere Sorgen! - Nachrichten, die das Herz bluten machen!

Ihr bedrängten Gatten! Ihr armen Eltern!
Ihr müßt ein Wunder des Vertrauens werden, wenn ihr nicht verzweifeln wollt. Ihr müßt beten um die göttliche Tugend der Hoffnung! Ihr müßt den Himmel bestürmen Tag und Nacht! Immer wieder muß aus eurem Herzen der Flehruf aufströmen: Jesus, Maria, rettet Seelen, rettet die Seelen unserer Kinder! Rettet die Seele des Gatten, der Gattin! Nur das Gebet der Liebe hat rettende Macht.

Eine schwerbedrängte Gattin:
“Oft bete ich den Liebesakt unter Tränen, mein Kreuz in der Hand fest umklammernd, in banger Sorge um die Seelen meiner gottfernen, gottbeleidigenden Angehörigen. Dies Gebet ist mir wie ein rettender Strohhalm! Ohne dieses Gebet hätte ich vielleicht schon meinen Verstand verloren.”
 

“Ich nenne auch den hl. Josef mit”
Die dieses schrieb, hat sicherlich recht. Der Verfasser dieses Buches hält sich ehrfürchtig an die Anweisung, wie sie der Herr der Sr. Consolata gegeben hat: “Jesus, Maria, ich liebe euch!” Er ist aber der festen Überzeugung, daß jeder, der sich innerlich angeregt fühlt und eine besondere Verehrung zum hl. Josef hat, im Liebesakt auch seinen Namen nennen darf. Gewiß hat der hl. Josef die Erlösungstat des Sohnes Gottes nicht bis zum “Consumatum est” auf Golgotha mitleiden dürfen wie Maria, die Miterlöserin, aber als Nähr- und Pflegevater Jesu Christi, als Bräutigam und Gemahl der seligsten Jungfrau steht er im Werk der Erlösung diesen beiden am nächsten. Gar viele nennen darum in Verehrung, Liebe und Dankbarkeit jedesmal beim Liebesakt auch seinen Namen und beten so:
Jesus, Maria, Josef, ich liebe euch! ”

Ein Lourdespilger berichtet:
Allgemein fiel bei unserem Krankenpilgerzug zur Gnadenmutter von Lourdes auf, daß sich ein etwa dreißigjähriger junger Mann um eine Kranke sehr bemühte, sie ganz selbst versorgte, sie auch beim Ein- und Aussteigen förmlich auf den Händen trug. Es ist ein bekannter Professor, jung verheiratet. Diese Kranke ist seine Gattin, Studienrätin, seit einem Jahr an multipler Sklerose erkrankt; sie wird noch einige Jahre leben, aber ihr Zustand verschlimmert sich mehr und mehr. Sie klagt nicht. Er tut ihr alles. In seiner Seele ist bei dieser Hingabe an den geliebten Menschen, eine tiefe Liebe zu Jesus und Maria. Wirklich das wunderbarste Wallfahrtsgeschenk an heiliger Stätte. Beide durften gewiß in ihrem großen Leid die Kraft dieser hl. Namen erleben: Jesus und Maria. Ich glaube, alle dürfen das, wenn sie immer wieder gleichsam mit der Seele atmend sprechen: “Jesus, Maria, ich liebe Euch!” Wie viele unserer Krankenschwestern und Pflegepersonen in Krankenhäusern, Altersheimen und Pflegeheimen, deren Dienst oft sehr schwer, ja manchmal überfordernd ist, finden nur noch Kraft im Herrn und Seiner Mutter, deren Namen sie immer wieder rufen, für sich und ihre Pflegebefohlenen. “Jesus, Maria, ich liebe Euch!”

Eine große Kreuzesseele schreibt:
“Alle meine Schmerzen, Ängste, Traurigkeiten und dunklen Stunden vereinige ich mit Jesu Schmerzen, mit Seiner Ölbergsangst und Traurigkeit und mit Seinen dunklen Stunden. So wird alles Leid durch Jesu Leid “millionenfach” aufgewertet. Das alles lege ich oft mit großem Glauben und Vertrauen in das “Jesus, Maria, ich liebe Euch...” und erbitte mir viele, viele Seelen. Und wenn ich so ganz am Boden liege und nicht mehr ein noch aus weiß, dann bitte ich einfach um tausend Seelen. Ja, ich kann verraten, daß ich auch schon höher gegangen bin, so tief stecke ich manchmal im Leid. O, das gibt dann wieder Ziel und Richtung! - Gottes Liebe ist ja nicht menschlich klein - sondern göttlich groß. Da darf man doch viel erwarten. “Man erlangt eben soviel von Ihm, als man erhofft”, sagt Klein-Thereschen. Und der H. H. Bischof, der in der Weihnachtsnacht am Fernsehen die Predigt hielt, sagte: “Schrauben wir unsere Erwartungen höher!' Dieses Wort nütze ich aus und werde es nicht vergessen.”

Überaus tröstlich sind alle diese Briefausschnitte, die um viele vermehrt werden könnten. Sie geben uns Einblick in das Beten und Opfern vieler edler Seelen in unserer Zeit. Mögest auch du zu diesen treuen Helfer-Seelen gehören!
 

Liebesakt, vertieft durch die Beichte
- Ein aktuelles Kapitel

Je mehr du dich mühst, deine eigene Seele zu heiligen, um so mehr Segen darfst du auch anderen erflehen. Eines der kostbarsten Mittel der Seelenheiligung ist die hl. Beicht. Sie ist wie eine “Goldene Brücke”, über die uns das Erbarmen Gottes überreich zuströmt. Dieses große Sakrament trägt den Stempel des göttlichen, alles reinigenden Blutes.

Es ist hohe Zeit, dieses überaus regenbringende Sakrament der Kirche aufzuwerten, auch die sogenannte Andachtsbeichte der läßlichen Sünden, die aus dem Lebensbereich vieler Katholiken, selbst Priester, praktisch schon ausgeklammert ist.
“Diese Herabsetzung der Beichte ist nach den Worten Papst Pius XII. eine Praxis, die dem Geist Christi fremd ist und für die hl. Kirche ein Unsegen ist” (Enzyklika “Über den Mystischen Leib Christi). - Die Lauheit wird überhandnehmen. Die Menschen sind sich selbst überlassen.

Die heutigen Bußandachten können sicherlich eine Bußgesinnung wecken helfen, aber niemals das Sakrament der Buße ersetzen. Darum darf auch auf eine bloß allgemeine Bußandacht hin keine Absolution erteilt werden, außer wie bisher bei der Ohrenbeichte: Die neue Bußordnung der Kirche sagt ausdrücklich: Wichtig und segensreich ist
die regelmäßige Beichte,
in der wir dem Herrn begegnen. Durch das persönliche, nicht formelhafte Bekenntnis werden wir unserer Sündhaftigkeit deutlicher bewußt. In der Lossprechung erfahren wir dann die Vergebung Gottes. Gott ist Vater. Wenn Er verzeiht, verzeiht Er ganz. Aber Er läßt uns als Menschen. Er stellt uns nicht schlagartig um wie einen Automaten, er läßt uns allmählich reifen und neu werden, wenn wir Hunger und Durst nach Ihm haben. Unsere Sünden und Fehler trüben ja nicht bloß unser Verhältnis zu Gott, sie schädigen auch unsere Familie, unsere Pfarrei, unsere Diözese, die ganze Kirche. Darum ist es gut, vor der Beichte alle Angehörigen um Verzeihung zu bitten.

Gerade im Hinblick auf den oftmaligen Liebesakt möge gelten: Gehe um deiner Selbstheiligung willen wieder häufiger und mit wahrer Bußgesinnung zur hl. Beichte; nicht nur, wenn du Todsünden hast, sondern auch, wenn du geringfügige Fehler begangen. Es geht nicht nur um die Sündenvergebung allein, es geht auch um viele kostbare Gnadenhilfen, die dir der Hl. Geist mit jeder guten Beichte schenkt. Es geht um ein wirkliches Geist-Schöpfen. (NB: Beten wir darum, daß uns immer opferbereite “Beichtväter” geschenkt werden!)

Nimm bitte von den fünf Erfordernissen einer guten Beichte, den sogenannten 5 B (besinne dich, bereue, bekenne, büße, bessere dich), das letztere besonders ernst.
Du mußt dich wirklich bessern, d. h.
dich innerlich freimachen
von jeder Anhänglichkeit an eine Sünde, auch an eine bewußte läßliche Sünde. Gott will uns ganz, nicht halb! Darum entschiedene Umkehr, ganze Hinwendung zu Gott, Abbau aller “Wenn und Aber”, Rückkehr zu jener ersten Liebe, die Christus das große und erste Gebot nennt. Alles nur Oberflächliche, Gewohnheitsmäßige, Unehrliche, Lügenhafte, Herrschsüchtige, Ehrsüchtige, Unfreundliche, Mißgünstige, Neidische, das sich in unser Alltagsleben einschleicht und festsetzen will, steht im Widerspruch zum wahren christlichen Bußgeist.

Beichte soll wirklich wandeln helfen
So schärft es uns die Konstitution über die Ablässe vom 1. Jan. 1967 und das Ablaßbuch von 1968 aufs neue ein.

Es gilt also, auch die kleinste Sünde ernst zu nehmen, jeden Gedanken, jeden Blick, jedes Wort; es gilt immer mehr in der Liebe Christi zu leben. Das verlangt ja auch der Liebesakt, den du so häufig betest. Wenn du nicht besser und treuer in der Liebe Jesu leben willst, wird dein Liebesakt eine Lüge. Es muß aber gelten: Liebe ohne Lüge, auch ohne die kleinste Lüge!

In diesem Zusammenhang nennt uns ein Priester unserer Tage
ein wertvolles Mittel der Lebensbesserung
Es ist dies H. H. Pfarrer Ruprecht Scherer aus Westfalen. Er erzählt:
Ich war noch ein Schulkind; da erlauschte ich aus einem Gespräch zwischen zwei Erwachsenen folgende Äußerung einer längst verstorbenen Bankbeamtin: Irgendein Priester habe ihr den Rat gegeben, sie solle die sakramentale Buße, die ihr der Beichtvater bei der letzten Ohrenbeichte auferlegt habe, Tag für Tag bis zu ihrer nächsten Beichte freiwillig wiederholen ; und dann solle sie es jedesmal mit der neuen Buße wieder ebenso halten; durch eine solche tagtäglich geübte Bußtat könne sie ihre Bußgesinnung ein Leben lang würdig zum Ausdruck bringen. Dieses Kindheitserlebnis habe ich nie mehr vergessen.

Am Tag, bevor ich die hl. Priesterweihe im Dom zu Paderborn empfing, hatte ich mir eine persönliche Tagesordnung zurechtgemacht. Darin heißt es in Punkt V: Um mich zu heiligen, will ich in aufrichtiger Bußgesinnung, die bei der letzten Beichte erhaltene Bußübung täglich bis zur nächsten Beichte verrichten, und
  zwar zur Buße für eigene und fremde Sünden.

Inzwischen hat mich der allmächtige Gott bis ins 40. Jahr des Weihepriestertums geführt, und derselbe allgütige Gott hat ebenso gefügt, daß ich ehrlichen Herzens vor Ihm gestehen darf, dem fünften Punkt meiner damaligen und heute noch gültigen Tagesordnung auch nicht an einem einzigen Tag untreu geworden zu sein. Ich habe den Segen dieser Übung handgreiflich an mir selbst erfahren dürfen.” Er fährt fort:

“Jedem gläubigen Leser dieser Zeilen aber, der sich nicht urteilsschwach vom Strom der Zeit mitreißen läßt und dem die seit Jahrhunderten bewährte Praxis der Kirche und der lehramtlichen Äußerung Pius XII., mehr bedeutet als der Meinungswirrwar unserer Tage, sei
die inbrünstige Bitte ans Herz gelegt,
in fester, zielbewußter Ordnung die regelmäßige Andachtsbeichte und darüber hinaus die tägliche Wiederholung der ihm bei der letzten Beichte auferlegten Buße in sein christliches Lebensprogramm einzubauen und niemals zu vergessen, daß wir dem traurigen Schwund des sakramentalen Lebens in der Gegenwart durch nichts, durch gar nichts wirksamer begegnen können, als wenn wir im vorbildlichen Empfang der hl. Sakramente unserer Umgebung Vorbild sind oder wieder werden!”

(Soweit H. H. Pfarrer Scherer, dem wir für diese Anregung herzlich danken.) Erst sich selber bessern und heiligen, um andere bessern zu können.

Im Zusammenhang noch eine wertvolle Anregung der mystisch begnadeten Mutter Vogl, München (gest. 1956). Sie hat mir persönlich mehrmals erzählt, daß sie auf ein inneres Drängen hin mit Erlaubnis ihres Beichtvaters Pater Bonaventura Blattmann OSF, den Heiland gebeten habe, Er möge bei ihren regelmäßigen Andachtsbeichten ihre Gewissenserforschung, ihre Reue, ihr Bekenntnis, ihre guten Vorsätze, ihre Buße
stellvertretend auch für die sterbenden Todsünder
annehmen, ja der Heiland möge ihnen in Seiner unendlichen Barmherzigkeit auch die Gnade der hl. Absolution zukommen lassen. In ihrem bergeversetzenden Glauben und Vertrauen setzte sie ganz auf das Erbarmen Jesu. Dieses Vertrauen ließ sie immer wieder um diese größte Gnade bitten, einzig nur, um Seelen retten zu dürfen.

Wir wissen, Gott hat jedem Menschen, auch dem größten Sünder den freien Willen gegeben. Der Mensch kann sich für und gegen Gott entscheiden. Letztlich hängt alles vom Willen des Einzelnen ab. Wer aber kennt das Geheimnis der unendlichen, unbegreiflichen, göttlichen Barmherzigkeit? Wer die Macht des kindlichen, bergeversetzenden Glaubens? “Selig, weil du geglaubt hast.”

Wir wollen das Beten des Liebesaktes auf jedwede Weise zu vertiefen und zu verinnerlichen suchen. Unser Beten möge immer mehr aus einer gottgeeinten, liebenden Seele zum Himmel steigen!

Hier sei empfohlen
das viel gelesene Buch: A.M. Weigl, “Mutter Vogls weltweite Liebe” und “Liebe siegt im Opfern” - über die oberschlesische Mystikerin Mariella Klimatska.

    Inhaltsverzeichnis

IX. HÖCHSTER GRAD
SEELENRETTENDER LIEBE:

Opfern und Leiden
Erst die alles hingebende, hinschenkende Liebe vollendet das Apostolat der Seelenrettung. Das sprechendste, das schönste Beispiel hiefür ist der Heiland selber. “Weil Er die Seinen liebte, liebte Er sie bis zum Ende”, - bis zum blutigen Tod am Kreuz. Nicht genug. Er verschenkt sich bis zum Ende der Zeiten in die Opferhostie, in die Ohnmacht des Brotes und gibt sich jedem hin mit Gottheit und Menschheit, auch an die sündigsten, wenn sie nur umkehren in Reue und Liebe. Knie Mensch, knie und bete in Dankbarkeit den Herrn, deinen Gott, an und sage es Ihm jeden Tag und jede Stunde: Herr, ich danke Dir; Herr, ich liebe Dich!

Die höchste Stufe seelenrettender Liebe ist die opfernde, die leidende Liebe. Beweis dafür ist neben allen anderen Aposteln wie anfangs bereits ausgeführt, der Völkerapostel Paulus. Es ist überwältigend, in der Apostelgeschichte von seinem Opferleben als Missionar und Wanderprediger in den weiten kleinasiatischen Provinzen zu lesen. Wahrlich ein Einsatz für die Seelen, der keine Schonung kannte, ein Mühen um sie bis zur Selbstaufopferung, bis zur totalen Erschöpfung.

Noch dazu war Paulus innerlich und äußerlich hart bedrängt. Er schreibt selbst “von dem anderen Gesetz, das er in seinen Gliedern spüre”; er schreibt “von einem Stachel, der ihm ins Fleisch gegeben ist”; dazu die äußeren Bedrängnisse von seiten des Judentums und des gottlosen Heidentums! Wie wurde er von ihnen gehaßt und verfolgt, gegeißelt und gesteinigt, bis schließlich nach langen Gefangenschaftsjahren in Rom sein müdes Haupt unterm Henkerbeil fiel.

Und warum alle diese Opfer? - Weil ihn “die Liebe Christi drängte”, weil er “an seinem Fleische ergänzen wollte, was an den Leiden Christi noch fehlte für Seinen Leib, die Kirche; weil er “allen alles sein wollte, um auf jeden Fall etliche zu retten”.

Nur eines richtete ihn immer wieder auf: “Ich vermag alles, in dem der mich stärkt.” - “Gottes Kraft kommt in der menschlichen Schwachheit zur Vollendung.”

Wahrlich, über dem Leben des Völkerapostels steht das Wort: seelenrettende, opfernde, leidende Liebe ganz groß geschrieben. Nicht minder über dem Leben abertausender Heiliger der Kirchengeschichte, deren Leben sühnende, alles hingebende Liebe im Dienste der Seelenrettung gewesen. Ich greife nur das

Sühneleben der Heiligen von Lisieux
heraus, weil sie gerade unserer Zeit als Leitbild gegeben ist. Der Biograph berichtet von ihr: Sie trat alles für die Seelen ab, sogar die tiefen persönlichen Gedanken, die Geistesblitze und die Güter des Herzens, Reichtümer, an die man sich wie an ein Eigentum hängt, das niemand antasten darf”. Sie schreibt an einen Missionar: “Wäre ich reich gewesen, so hätte ich keinen Armen Hunger leiden sehen können, ohne ihm sogleich etwas zu geben. Ebenso gebe ich alles, was ich an geistlichen Schätzen erwerbe, sofort den Seelen. Fühle ich doch, daß sie in Gefahr stehen, ewig verloren zu gehen. So fand ich noch keinen Augenblick, wo ich mir sagen konnte: “Jetzt will ich für mich selbst arbeiten.”

Im klösterlichen Alltag bot sich ihr reiche Gelegenheit zum Opfern. Ganz besonders aber in den letzten achtzehn Monaten ihres Lebens. Eine im Frühjahr 1896 bei ihr ausgebrochene Lungentuberkulose zehrte langsam ihre Kräfte auf und führte zu einem wahren Martyrium. Um nur einiges Wenige zu erwähnen: In den letzten Wochen “traten täglich zwei- bis dreimal heftige Blutungen ein. Hustenstöße mit Erstickungsanfällen verbunden, traten oftmals auf... der Körper zehrte so sehr ab, daß die Knochen durch die Haut brachen und an vielen Stellen grausame Wunden verursachten. Die Tuberkulose der Gedärme war brandig geworden, so daß die Heilige sich die Worte Christi zu eigen machen konnte: “Ich bin ein Wurm und kein Mensch”. Nichts konnte Ihren brennenden Fieberdurst löschen... “Wenn ich trinke”, sprach sie, “so ist es, als wenn ich Feuer zu Feuer gieße.” Wenn man, um die stundenlangen Hustenanfälle zu lindern, sie aufrichtete, so kam es ihr vor, als wenn sie auf spitzen Nägeln säße, und sie beschwor die Anwesenden, für sie zu beten. (Petiot)

Vor ihr stand gerade in diesen schwersten Wochen der Gedanke, den sie einmal niedergeschrieben hatte: “Gott will, daß die Rettung der Seelen von unseren Opfern und unserer Liebe abhängt.” - “Ich verlasse mich nur noch auf die Liebe! ”

Am meisten litt die Heilige achtzehn Monate hindurch
unter einem seelischen Martyrium.

Eine schauerliche Finsternis hatte sich über ihren Geist gelegt; das Glaubenslicht, das ihr stets so hell geleuchtet hatte, drohte zu erlöschen. Furchtbare Glaubenszweifel quälten sie bei Tag und Nacht. Zuweilen schien es ihr, als gäbe es für sie nie einen Himmel, als gehe sie der Verdammnis oder einem ewigen Nichts entgegen. Dann fühlte sie sich zur Verzweiflung versucht. Aber Gott verließ sie nicht. Trotz der Finsternis und der Stürme in den oberen Seelenschichten blieb wenigstens ihr tiefstes Innere in Frieden.

Noch auf ihrem Sterbebett
versicherte sie mit Nachdruck: “Nein, nie hätte ich es für möglich gehalten, daß man soviel leiden könne - Ich vermag es nur durch mein außerordentlich großes Verlangen nach Rettung der Seelen zu erklären. - Alles, was ich über mein Verlangen nach Leiden schrieb, ist ganz wahr. Ich bereue nicht, mich der Liebe hingegeben zu haben. - Oh, ich wollte nicht weniger leiden! ” -

Geheimnis der Liebe Gottes! Er schenkt der Welt immer wieder große Opfernde, Sühnende, Leidende für die Rettung der Seelen, meist ganz verborgene Seelen. Sie er, leiden oft die Sterbensnot; das Leid ist ihnen zum Gebet geworden. Sie wissen:

Eine einzige Seele zu Gott bekehren,
ist von unendlichem Wert, weil ihr dadurch der Besitz. Gottes geschenkt wird. Der Teufel findet immer wieder Einbruchstellen in der menschlichen Seele. Wie notwendig, daß jeder Mensch gegen seine Schwächen kämpft und wieder kämpft, gegen Empfindlichkeit, Menschenfurcht, Hochmut usw., und wenn er selber die Kraft nicht mehr hat, daß andere ihm die Kraft erbitten und eropfern! Der Weg der Seelenrettung, der Heimholung von solchen, die sich der Sünde ergeben, dem Laster, dem Unglauben, dem Haß, der Feindschaft usw., geht nur über das Kreuz, über das körperliche und seelische Kreuz, das der Herr uns auferlegt, aber auch über das Opfer, das wir uns selbst auferlegen. Im Kreuz und Opfer dürfen wir siegen.

“Hochwürden, Ihre Tage sind gezählt”
Ende Januar 1972 kämpfte im Krankenhaus von P. in der Nähe von Lodz (Polen) der an Leukämie erkrankte Priester L. mit dem Tod. In der Militärabteilung desselben Krankenhauses lag auch ein Offizier im Sterben. Trotz seines nahe bevorstehenden Todes lehnte er jeden religiösen Beistand ab und immer, wenn jemand von Gott nur sprach, begann er zu fluchen. Auf Grund der inständigen Bitten der Mutter des Offiziers, einer eifrigen Christin, die von dem Wunsch beseelt war, ihren Sohn zu Gott zu führen, entschlossen sich zwei Krankenschwestern, den schwerkranken Priester L. um Hilfe zu bitten.

Und dies ist nun der Bericht einer von ihnen, der alten Sr. A. C.: Wir gingen in das Zimmer des Priesters; ich sagte zu ihm: “Hochwürden, Ihre Tage sind gezählt, und deshalb bitte ich Sie, Ihre Schmerzen und Ihr Sterben für die Bekehrung jenes ungläubigen Kranken aufzuopfern.” Der Priester fragte: “Muß ich wirklich sterben?” Ich antwortete ihm mit ja. Darauf dankte er mir für meine Offenheit und sagte: “Sie können sich darauf verlassen, daß ich das bereitwillig tun werde.” Kurz bevor er starb, erinnerte ich ihn noch einmal an sein Versprechen, und er bewegte, da er nicht mehr sprechen konnte, zustimmend den Kopf.

Nach seinem Heimgang beteten wir das “Subvenite” und verließen das Zimmer. Im Flur kam uns ganz aufgeregt die diensttuende Schwester entgegengerannt und erzählte, daß der Offizier zu schreien aufgehört habe und inbrünstig um einen Beichtvater bitte. Schon nach kurzer Zeit konnte er als völlig geheilt aus dem Krankenhaus entlassen werden. Wie ich später erfuhr, wurde er aus der Armee ausgestoßen, da er sich als praktizierender Katholik bekannt habe.” (Beeidigter Bericht)

Wahrhaft ein Geheimnis: die seelenrettende Liebe. Sie verlangt viel, sie verlangt alles, aber sie rettet Seelen.

Ein einmaliges Beispiel
hingebender Liebe gab auch der erst vierzehnjährige Student Bernhard Lehner von Herrngiersdorf, der krank im Kinderspital Regensburg lag. Während des Fliegeralarms am 24. Jan. 1944 flüsterte er der Krankenschwester zu: “Wenn ich jetzt sterben könnte für jene, die unvorbereitet sterben! - Ich bin ja bereitet.” - Am Abend dieses Tages starb er, vollkommen ergehen das Sterbekreuzlein fest umklammert: “Es hat niemand eine größere Liebe, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde.” Das wollte Bernhard. Groß und weit und tief war die Liebe in diesem kleinen Bubenherzen. Seelen wollte er retten, Seelen, die nicht auf das Kommen der Herrn gefaßt sind. Das ist ein wahrhaft priesterlicher... Werk. (Bernhards Seligsprechung wurde 1952 eingeleitet. Viele Pilger kommen an sein Grab in Herrngiersdorf. - Vergleiche die Kleinschrift: A. M. Weigl: “Heimgehen dürfen wie Bernhard”, St. Grignionsverlag, Altötting.)

Der hl. Pater Pio gesteht:
“Jesus wählt für Sich einige Seelen aus, unter diesen hat Er, ganz ohne mein Verdienst, auch die meine erwählt, um sie teilnehmen zu lassen an der großen Aufgabe, Menschen zu retten. Je mehr diese Seelen ohne jeden Trost leiden, desto mehr erleichtern sie die Schmerzen des Heilandes. Das ist der einzige Grund, warum ich mir wünsche, immer mehr zu leiden und ohne Trost zu leiden. Das macht meine ganze Freude aus.”

“Ja, ich liebe das Kreuz, das Kreuz allein. Ich liebe es, weil ich es immer auf den Schultern Jesu sehe. Mein guter Jesus sieht, daß mein ganzes, mein ganzes Herz Ihm und Seinem Leiden geweiht ist. Jesus allein kann verstehen, welche Qual es für mich bedeutet, wenn ich mir das schmerzvolle Geschehen auf Kalvaria vergegenwärtige.”

Eine verborgene Opfernde
Ich weiß von einer tapferen Beamtenfrau, einer edlen Mutter, folgende Tatsache: Vernahm sie, daß in ihrer Pfarrei jemand mit dem Glauben vollkommen gebrochen hatte, dann galt diesem ihr Beten in verstärktem Maße; sie rang und opferte im Verborgenen oft jahrelang für diese gefährdete Seele. Dafür trug sie auch das schwere Leid, das Gott ihr viele Jahrzehnte ihres Lebens auferlegt hatte, ein Angstleiden der Seele, das sie förmlich marterte. Als sich diese gute Mutter hochbetagt im Jahre 1969 zum Sterben niederlegte, war es ihr großer Trost, ein wenig an der Rettung von Seelen mitgewirkt zu haben. Sie hütete aber dieses Geheimnis bis in ihre letzten Lebenstage hin. Erst dann gestand sie in einem stillen Augenblick voll Dankbarkeit, daß sich manche ihrer “Sorgenkinder” auf dem Sterbebett bekehrt hatten und eines friedlichen Todes gestorben seien. Ihre Seele hatte dann jedesmal ein Magnifikat gejubelt. Sie selber hatte einen siebzehnstündigen Todeskampf, den sie mit großer Ergebung auch im Geist heiliger Sühne für sich und andere durchkämpfte. Wie manche solcher edler Opferseelen gibt es auch heute noch! Gott segne sie! Gott stärke sie! (A. M. Weigl)

“Ein Akt der Liebe und der demütigen Hingabe von einer bedrängten Seele verrichtet, verherrlicht Gott mehr als jene Anmutungen, die aus den Flammen fühlbarer Liebe hervorgehen ” (Mutter Maria von Jesus).

“O schreckliche Verweichlichung im religiösen Leben! Jesus will keine Liebe in bloßen Worten und Vorsätzen, sondern Hingabe, praktische Ausführung, sonst ist alles Gefühlsduselei” (Gemma Galgani).

“Wie kostbar ist vor Gott die stille, ergebene, nur Ihm und Seinen hl. Engeln bekannte Hinnahme einer jeglichen Widerwärtigkeit ” (P. W. Eberschweiler).

Gott nur ein Atom Ehre mehr geben zu dürfen, ist alles Leiden, alles Opfern wert.
 

Heilsames Erlebnis am 70. Geburtstag
Im Herbst 1972 wurden in unserer Gemeinde Oberroning in allen Straßenzügen die Rohrleitungen für die zentrale Wasserversorgung von auswärts verlegt. Wir freuten uns alle auf das gesunde Wasser, das wir nun bekommen sollten. Im Frühjahr 1973 erfolgte der Rohranschluß von der Straße her in jedes Haus hinein. Ausgerechnet an meinem 70. Geburtstag (16. März 1973), den ich als Kranker in aller Stille und Zurückgezogenheit begehen wollte, kamen früh drei Arbeiter, um den Anschluß von der Hauptleitung in unseren Keller zu legen. Ich selbst kann seit Jahren wegen Kreislaufschwäche erst gegen Mittag aufstehen. Bald nach sieben Uhr begann das “Kompressor-Rattern” im Keller, über dem mein Schlafzimmer liegt. Die Arbeiter mußten die Bleibetonwand des Kellers durchbohren.

Statt einer halben Stunde normaler Bohrzeit arbeiteten sie wegen der starken Bleibetonmauer ununterbrochen über drei Stunden im Keller und dann noch eine geraume Zeit, bis sie sich durch das steinige Gartenstück mittels einer Rakete durchkämpften. Diese drei Männer wechselten in der Arbeit miteinander ab. Sie waren alle ins Schwitzen gekommen.

Auch ich zitterte am ganzen Körper
und glaubte, mit meinem kranken, lärmempfindlichen Kopf nicht mehr durchhalten zu können. Alles Verschließen und Verstopfen der Ohren nützte nichts. Nur immer wieder das Gebet: “Jesus, Maria, ich liebe Euch, rettet Seelen!” Nebenbei wurden im ganzen Haus sämtliche Zimmer mit feinem Betonstaub bedeckt, so daß man auf allen Möbeln schreiben konnte.

Erst gegen Abend fand ich die Lösung dieses “Jubiläumsgeschenkes”, das mir der Himmel machte. Sie lautete: Alle Menschen, die die Sünde lieben, legen einen geistigen Bleibeton-Panzer um ihre Seelen. Soll aber durch diesen Panzer die Gnade Gottes wieder in die Seelen dringen, dann braucht es wirklich Gewalt, die Gewalt des Opfers und der hl. Sühne. Die Sünderseelen werden nur gerettet über schwerste Opfer, über die Anteilnahme am Kreuzesmartyrium Christi. Das ist der tiefe Sinn all der Leiden und Betrübnisse, die opfernde Menschen für die Bekehrung der Seelen auf sich nehmen wollen. Nur die Liebe rettet, die betende, sühnende, leidende Liebe. Ich dankte Gott am Abend vor dem Tabernakel unserer kleinen Hauskapelle herzlich für diese Erkenntnis und - das ist noch das Wichtigere - für seine wahrhaft himmlische Kraft, die das alles ertragen half. Es war ein Geburtstagsgeschenk seltener Art. Vergessen wir nie: Gerade in unserer Zeit so vieler “Bleibeton-Gepanzerter” sollten recht viele Christen das “Ja” zu ihrem täglichen, oft sehr schweren Kreuz immer wieder erneuern. Das hilft am meisten Seelen retten - bereitwilliges Beten und Opfern, wie es die Mutter Gottes in Fatima gesagt hat, wenn möglich verbunden mit dem hl. Liebesakt. (A. M. Weigl)
 

Der Bruder für den ermordeten Bruder - Ergreifendes Priestererlebnis
Zu den erschütterndsten Erlebnissen meiner ersten Priesterjahre gehört dieses:
In einer Sonntagsnacht gegen halb ein Uhr läutet plötzlich schrill die Hausglocke im Pfarrhof. Ich schnell ans Fenster: “Was ist denn los?” - “Herr Kooperator! Kommen Sie geschwind hinunter ins Dorf! Im Wirtshaus haben's einen mit dem Messer erstochen. - Er ist wahrscheinlich schon tot.” - Ich ziehe mich rasch an, stecke das hl. Öl ein; schnell bin ich drunten beim Bräuwirt. Vor der Haustüre steht eine Gruppe Leute. Sie wichen auseinander, als sie mich sahen. Da liegt auf dem Pflaster ein junger Bursch, 26 Jahre, mir wohl bekannt. Neben ihm eine Lache Blut. Ich greife nach dem Puls, tot! - Ich knie mich neben der Leiche nieder, gebe ihm die hl. Ölung und dann bete ich mit den Umstehenden laut: “O Herr, gib ihm die ewige Ruhe! - Drei Vater unser.”

Was war geschehen?
Zwei Burschen waren wegen einer “Schönen”, die jeder haben wollte, in der Wirtsstube in heftigen Streit geraten. Dann standen mehrere Burschen auf und gingen hinaus. Einer der zwei Liebhaber glaubte in dem, der draußen neben ihm stand, seinen Nebenbuhler zu erkennen, zog plötzlich sein langes Messer und stieß es ihm von oben in den Kopf. Der Getroffene taumelte mit einem Aufschrei rücklings und stürzte hin. In wenigen Minuten war er tot. In der Dunkelheit hatte der Stechende einen ganz Unbeteiligten getroffen. - Ich kann nicht sagen, wie mir war. Als ich diesen nach drei Tagen beerdigen mußte, brachte ich am Grab kaum ein lautes Wort heraus. Am meisten bedrückte mich die Tatsache, daß der Verstorbene ein recht unterdurchschnittlicher Christ war. Wie halt junge Menschen oft sind, die sich das Fromm-Werden aufheben auf das Alter und weil man ja vom Beten sowieso nichts hat. Ich konnte nicht anders als denken: Der arme Josef wird wohl verloren sein. Ich betete oft für ihn, konnte aber schwer den Gedanken los werden: “Wie gelebt, so gestorben,” Aber eines Tages, ein paar Monate später, kam ich zur festen Überzeugung:

Josef ist doch nicht verloren
Sicher hat ihm der barmherzige Gott in den letzten Sekunden noch die Gnade einer vollkommenen Reue über sein leichtsinniges Leben geschenkt. Und das kam so: Der Erstochene hatte einen Bruder, der noch in die Fortbildungsschule ging. Ich hatte in der Schule mit diesem meine Not. Nicht daß er bösartig gewesen wäre. Aber er kam im Unterricht ganz schwer mit. Er war wenig begabt. Ich konnte ihm in der “Religion” keine guten Noten geben. Seine Leistung war ja fast Null! - Und heute glaube ich fest: Der liebe Gott hat auch dem August in Religion eine Eins, ja sogar eine Eins mit Stern gegeben. Und zwar deswegen: Einige Monate nach dem traurigen Sterben seines Bruders bat mich die Mutter vom August, ich möge zu ihm kommen, er sei recht krank. Ich kam und kam öfter und spendete ihm die hl. Sterbesakramente. Der Arzt konnte nichts mehr versprechen.

Als ich ihn versehen hatte und noch eine Weile mit ihm betete, kam mir wieder der Gedanke an den tragischen Tod seines Bruders. Einer plötzlichen Eingebung folgend, sagte ich zu ihm: “Lieber August, du weißt, wie traurig dein Bruder hat sterben müssen. Aber ich glaube, wenn du sagen würdest: “Lieber Gott, wenn ich dem Josef noch helfen könnte, daß er nicht verdammt ist, dann will ich gerne für ihn sterben.” Ich war mir bewußt, daß ich viel von dem jungen Burschen verlangt hatte. Aber ich war sprachlos, als er nach ein paar Augenblicken Überlegung sofort antwortete: “Ja, wenn ich dem Josef noch helfen kann, daß er auch in den Himmel kommt, will ich gern für ihn sterben“... Wenige Tage später hat der barmherzige Gott das große Opfer wirklich angenommen. August starb eines recht erbaulichen Todes. - “Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde.” [P. Pio sagte, man könne auch rückwirkend für Sterbende beten.]
 

Entscheidende Hilfe für die Sterbenden
nach ihrem Tod

Viele denken: Im Augenblick des Todes fällt die Entscheidung. Für den Sünder kommt darum die Hilfe nach dem Tod zu spät, mag ein Mensch für einen Sünder noch soviel beten und opfern. - Nein, vor Gott gibt es kein Früher oder Später, vor Gott ist alles Geschehen ein Jetzt, ob gestern, heute oder morgen, Gott sieht die Gebete, die wir für einen scheinbar unbußfertigen Sünder verrichten voraus und kann ihm in den letzten Sekunden eine blitzartige Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit und damit die Gnade einer vollkommenen Reue schenken, ohne daß die Anwesenden irgend etwas wahrnehmen können.

Ich glaube fest, wir dürfen mit der größten Zuversicht annehmen, Gott hatte das heroische Lebensopfer des einen Bruders angenommen und deswegen den leichtsinnigen Bruder in den letzten Augenblicken noch soviel Gnadenlicht und hl. Liebeskraft geschenkt, daß er mit einem Akt der Reue und Liebe vor Gottes Gericht treten durfte und so gerettet wurde. Freilich sind das Wunder der Gnade. Aber “dem, der glaubt, ist alles möglich” (Lk 17,6). “Wie tröstet uns der Gedanke, daß wir Wunder der göttlichen Barmherzigkeit alle Tage, ja zu jeder Stunde durch unsere demütigen und inbrünstigen Gebete hervorrufen können” (Dr. Diesler). - Obwohl die liebe Gottesmutter in Fatima zu den drei Seherkindern gesagt hat: ‘Es gehen viele verloren, weil viel zu wenig für die Bekehrung der Sünder gebetet wird, können wir doch im einzelnen von keinem sagen, er sei verdammt, wenn wir auch allen Grund hätten, dies zu befürchten, weil wir eben nie wissen, wieviel gute Seelen zu dessen Rettung gebetet haben und noch weiter dafür beten werden. Unendlichen Dank der göttlichen Barmherzigkeit, die uns bei jedem plötzlichen Sterben Hoffnung gibt, ja, es in unsere Hände legt, mitzuhelfen, daß möglichst viele Seelen, die scheinbar gänzlich unvorbereitet sterben, dennoch in den letzten Augenblicken die Gnade eines guten Todes erlangen können. (Pfr. L. Fischl)

Papst Johannes XXIII. als Sterbender:
“Wenn Gott das Lebensopfer des Papstes will, so soll es gelten, um reichliche Gnaden für das Konzil, für die hl. Kirche, für die nach Frieden sich sehnende Menschheit zu erhalten.” - “Ich leide schwer, aber gern.” - Er starb nach hartem Todeskampf am 3. Juni 1963 abends 19.30 Uhr.

“Opfert euch für die Sünder auf!”
Als Tiefstes muß hinter jedem Gebetsakt “Rettet Seelen!” die Bereitschaft stehen, für die Seelen opfern und sühnen zu wollen. Wie ernst sagte die Liebe Frau in Fatima am 13. Juli 1917 zu den drei Hirtenkindern: “Opfert euch für die Sünder auf und sprecht oft, zumal wenn ihr ein Opfer bringen müßt: “O Jesus, das soll Dir zuliebe sein für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne für die Unbilden, die dem Unbefleckten Herzen zugefügt werden. ” - Die Liebe siegt nur im Opfern, im Erleiden. “Das Himmelreich leidet Gewalt.” Ohne Gewalt wird es nicht bezwungen. Es braucht die Gewalt der Liebe und der Sühne, des Opfers und des unerschütterlichen Vertrauens, erst recht im Einsatz für die Seelen anderer. Opfernde Hingabe ist Kreuzweg; je verborgener, um so dornenvoller.

Die 1971 verstorbene edle Dichterin Gertrud von Le Fort schreibt in ihrem Buch “Im Kranz der Engel”, daß die Mehrzahl der heutigen Menschen nur noch durch die stellvertretende Liebe gerettet werden kann. Stellvertretende Liebe aber heißt stellvertretendes Leiden - Jesus und Maria schenken allen Opferbereiten und Vertrauenden die Kraft dazu. Ohne dies ging es nicht. Wohlan denn, laßt uns die Seelen lieben, wie der Herr es will, betend und handelnd, opfernd und liebend!

                Triumphieren wird die Liebe
       Entscheidend sind nicht Worte und nicht Waffen.
       Nicht Stahl noch Nerven,
       die sich leistend straffen,
       vermögen Höllenheere zu bezwingen.
       Macht wird nie den Sieg für Gott erringen.
       In sanftem Beten, lächelnd unter Tränen,
       im Sterben Kleiner, die sich wertlos wähnen,
       marienhaft sich ganz an Gott verlieren,
       im Spiel der Gnade nach geheimen Plänen,
       wird Liebe endlich liebend triumphieren.
(Oda Schneider)

Zum Abschluß dieses Kapitels sei noch hingewiesen auf das Beten und Opfern der evangelischen Marienschwestern von Darmstadt. Ihre Gründerin, Mutter Basilea Schlink, erließ aus der tiefen Sorge um die Errettung der Seelen aus Sünde und Gotteslästerung heraus den ergreifenden,
ernsten Gebetsaufruf 1973.
Darin steht unter anderem: “Wer will mithelfen, durch Gebet und Opfer noch Menschen zu retten, die in dieser finsteren Zeit bedroht sind, ein Raub des Feindes zu werden oder schon sind? Wer will mithelfen, zu rufen, daß noch viele zur Liebe zu Jesus entzündet werden, um Ihm, ihrem Heiland, zu folgen?”

Es folgen dann ernste Beteuerungen und Gebete wie z.B. folgende:

Wir wollen uns hingeben, angesichts aller Verhöhnungen heute das klare Bekenntnis abzulegen zu Dir,

Jesus, unserem Erlöser,

zu Dir, dem hl. Gott und Richter.

Wir wollen bereit sein, es mit Opfern und Leiden zu bezahlen.

Hl. Geist, hilf uns dazu!

Entzünde unsere Herzen zum heißen Flehen und Beten in Reue und Buße. Entzünde unsere Herzen, zu opfern und leiden für Jesus, unseren verachteten Herrn.

Herr Jesus, wir wollen Dich lieben in dem Maß, wie Du heute gehaßt wirst. Du Lamm Gottes, in der Kraft Deines Blutes wehre der Macht der Finsternis, weiter voranzuschreiten. Rette noch Menschen aus Sünden und Gotteslästerung heraus! - Mache uns heute bereit durch Beten, Reue, Buße, daß, wenn Dein großes Gericht über die Erde geht, Du uns erretten kannst. Amen.

     Inhaltsverzeichnis

 

X. DIE LIEBE SEI DAS AMEN UNSERES LEBENS

Sterben aus Liebe
“Kostbar ist in den Augen des Herrn der Tod Seiner Heiligen.” Dieser Tod ist immer ein beseligender Heimgang. Beispiel von vielen dafür ist uns die hl. Theresia von Lisieux, diese Heilige der Liebe. Sie hatte ein langes Todesleiden. “Am Karfreitag” (3.4.1896), so schreibt sie, “wollte mir Jesus die Hoffnung schenken, Ihn bald im Himmel zu sehen... Ich war im Innersten überzeugt, daß Jesus mich am Gedächtnistage Seines Todes Seinen ersten Ruf vernehmen lassen wollte... Die Hoffnung, in den Himmel zu gehen, brachte mich außer mir vor Jubel.” - “Ich sterbe nicht, ich gehe ins Leben ein.” - “Der Tag meines Todes wird für mich der allergrößte Festtag sein.” - “Im Evangelium heißt es, der liebe Gott werde kommen wie ein Dieb. Bald wird Er mich stehlen kommen. Wie gerne will ich dem Dieb dabei helfen.” -

Wie ich mich nach dem Himmel sehne! - Nach jenem Sonntag in der wahren Heimat, der keinen Abend kennt.”

“Aber ich wünsche mir nicht, mehr zu sterben als zu leben. Ich lasse den lieben Gott für mich wählen. Was Er tut, das ist mir lieb.” - “Ich überlasse mich Gott, und ich bin glücklich. Was würde aus mir werden, wenn ich die Hoffnung nährte, bald zu sterben! Wie viele Enttäuschungen kämen über mich! Ich erlebe aber keine, weil ich mit allem, was der liebe Gott tut, zufrieden bin. Und weil ich nichts anderes, als die Erfüllung Seines Willens wünsche.” - “Ich freue mich nur deshalb auf den Tod, weil er Ausdruck des göttlichen Willens in bezug auf mich ist.” - “O Gott, was bedeuten mir Tod oder Leben! Mein einziges Glück ist, Dich zu lieben! ” - “Meine kleinsten Wünsche fanden Erfüllung,... also wird auch

mein größter Wunsch
Erfüllung finden, aus Liebe zu sterben.” - “Der Herr ist am Kreuz in Ängsten gestorben, und doch war es der schönste Liebestod, den man je gesehen! Aus Liebe sterben heißt nicht in Entzückung sterben.”

Im letzten Brief an den Bruder-Missionar schreibt sie:
“Wenn Sie diesen Brief in Händen halten, werde ich die Verbannung dieses Lebens verlassen haben. Dann wird Ihre kleine Schwester für immer mit Jesus vereint sein und Ihnen fortan Gnaden erlangen, ja mit Ihnen in die fernsten Missionsländer fliegen können.” - “Die Tatsache, daß der liebe Gott mich sterben läßt, während ich doch so sehr wünsche, Ihm Menschen zu retten, ist ein Beweis dafür, daß ich vom Himmel aus noch mehr Menschen retten werde.”

“Nur die Liebe allein zählt.”
“Ich bin wie ein kleines Kind, das an den Bahngleisen seinen Vater und seine Mutter erwartet, um von diesen im Zug mitgenommen zu werden. Leider kommen die Eltern nicht, und der Zug fährt ab. Aber es kommen noch weitere Züge, und ich werde nicht alles versäumen.” - “Ich kann mich auf gar nichts stützen, nicht auf ein einziges meiner Werke, um vertrauen zu dürfen... ! Aber diese Armut ist mir eine wahre Gnade... Man erfährt einen großen Frieden darin, absolut arm zu sein, auf gar nichts als auf den lieben Gott rechnen zu können.” - “Der liebe Gott verläßt mich nicht, Er hat mich noch nie im Stich gelassen.” -

“Es ist einfach unglaublich, wie sich alle meine Hoffnungen erfüllt haben. Wenn ich früher die Werke des hl. Johannes vom Kreuz las, flehte ich den lieben Gott an, all das in mir zu verwirklichen; was er darin beschreibt, d. h. mich in wenigen Jahren zu heiligen, als hätte ich ein hohes Alter erreicht, um mich schnell in der Liebe zu verzehren... Und ich bin erhört worden. ”

“Ja, wenn ich auch heilig wäre wie - -!”
So höre ich jetzt einwenden. “Wenn ich auch diese Gottesliebe hätte, diese Hingabe in den Willen Gottes und dieses Verlangen nach dem Himmel wie diese hl. Karmelitin; aber ich bin ein recht sündiger Mensch. Ich habe in meinem Leben viel falsch gemacht; ich hänge viel zu viel am Leben. Ich fürchte mich auch vor dem Leiden, ich fürchte mich vor dem Sterben. Theresia vom Kinde Jesu hat sich sicher nicht fürchten brauchen. Sie hat gewiß ein leichtes, ein ruhiges Sterben gehabt!” Nicht wenige denken und reden so.

Nun gleich zum letzteren Einwand. Ihr Sterben war kein leichtes; eher ein Martyrium, wie wir lesen werden. Nichts blieb ihr bei ihrem gräßlichen Lungenleiden an Körperqualen erspart, aber auch nichts an Seelenqualen.

Sie wollte und durfte mit Jesus “den Sühnetod sterben, weil sie sich als “Schlachtopfer für die Sünder” angeboten hatte. Es war, als würde sie für die Sünden der ganzen Welt dulden und leiden. Darum erlebte sie auch ein 'schreckliches Seelendunkel. Sie aber durfte uns Sündern auch den
                  Schlüssel zum Erbarmen Gottes
zeigen, so daß wir nicht verzagen brauchen. “Nicht weil hatte ich vor der Todsünde bewahrt blieb”, so bekennt sie, “erhebe ich mich in Liebe und Vertrauen zu Gott. Ich fühle es, selbst wenn ich alle erdenklichen Verbrechen (!) auf dem Gewissen hätte, so büßte ich nichts von meinem Vertrauen ein. Mit einem von Reueschmerz gebrochenen Herzen eilte ich vielmehr in die Arme meines Heilandes. Ich weiß, daß Er den verlorenen Sohn liebt. Ich habe Seine Worte an die Samariterin, an Maria Magdalena, an die Ehebrecherin vernommen. Niemand vermöchte mich zu schrecken; denn ich weiß, was ich von Seiner Liebe und Barmherzigkeit zu halten habe. Ich weiß, daß diese ganze Menge von Beleidigungen in Seiner Barmherzigkeit dahinschwände, wie ein Wassertropfen in der Glut. Was aber den Herrn beleidigt, was Sein Herz verwundet, ist:

“der Mangel an Vertrauen!”
So die Heilige. Ja, das Vertrauen ist der Schlüssel zu einem gottgesegneten Sterben, auch wenn das Leben noch so sündig gewesen und wenn die Schmerzen der Todeskrankheit noch so hart und quälend wären. Auf Jesus schauen! Immer wieder auf Jesus schauen! Er hat auch deinet- und meinetwegen den aller- schrecklichsten Tod auf Sich genommen, den Verbrechertod am Kreuz. Er hat Sich den furchtbarsten Schmerzen ausgeliefert, ja gleichsam der Hölle überantwortet, so daß Sein Schrei “Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen!” wie ein Verzweiflungsschrei über die Höhen von Golgotha gellt. Er hat dadurch Seinem himmlischen Vater die allergrößte Sühne geleistet, zugleich aber auch dem Schrecken des Todes ein Ende bereitet. Jesus ging nach Golgotha, um dort den Kampf mit dem Tode zu führen. Er hat deinen und meinen Tod schon mitgelitten und ihm den Schrecken genommen. Schon steht das Leuchten des Ostermorgens über dem Dunkel des Karfreitags. Dieses Wissen ist uns der größte Trost. Niemand braucht, niemand darf also verzweifeln; kein einziger Sünder, wenn er nur Vertrauen und Reue hat.

Daß Sein Sterben, daß Seine Sterbestunde bereits dem größten Sünder, einem Räuber und Mörder zum Heil
geworden, Beweis dafür ist der rechte Schächer am Kreuz. Voll Reue und voll Vertrauen hatte Dismas den Blick auf den mitgekreuzigten, verhöhnten und gelästerten Sohn Gottes gerichtet gerufen: “Gedenke meiner, wenn Du in Dein Reich kommst!” Und die Antwort lautete: “Heute noch wirst du mit Mir im Paradies sein!” Es war allein Gottes würdige Antwort. Es war gleichsam die erste Heiligsprechung, nicht etwa vollzogen an einem sündelosen Menschen, nein, an einem mit Recht zum Tod verurteilten Gewaltverbrecher, an einem Räuber und Mörder.

Und nun noch einmal zurück zum Sterben der Heiligen von Lisieux, die uns sicherlich einen guten Heimgang erflehen hilft!

Auch das Todesleiden aus Liebe. - Letzte Äußerungen
“Es ist wie auf einer Reise, wo man ja auch bereit ist, alle möglichen Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen, weil man weiß, die Reise nimmt einmal ein Ende. Und wenn sie zu Ende ist, freut man sich um so mehr.” - “Ich bereue nicht, mich der Liebe ausgeliefert zu haben, ganz im Gegenteil.”

Sooft ich kann, wiederhole ich meine Aufopferung an die Barmherzige Liebe Gottes.” - “Ich erlebe etwas Geheimnisvolles... Wäre ich nicht seelisch so schwer geprüft und hätte ich nicht die unbegreiflichen Versuchungen gegen den Glauben, so meine ich, vor Freude zu sterben, wenn ich daran denke, daß ich diese Welt bald verlassen darf.” - “Der Teufel ist um mich, ich sehe ihn nicht, aber ich spüre ihn... Er quält mich, er hält mich wie mit einer Eisenhand, damit ich nicht die geringste Linderung erlangen kann. Er mehrt mein übel, damit ich verzweifle... Und ich kann nicht beten! Ich kann nur die hl. Jungfrau ansehen und “Jesus ” sagen...” Das geringste Geräusch ist ihr unerträglich. Sie hat Ängste, fürchtet sich aus unerklärlichen Gründen und glaubt, den Verstand zu verlieren.

Der Kelch ist voll bis zum Rand.
“Nie hätte ich gedacht, daß man soviel leiden kann... Gut, gut, ich möchte nicht weniger leiden.” - “Oh, das ist das nackte Leiden, weil es keinen Trost kennt; nein, keinen einzigen!” - “Ja, mein Gott, alles, was Du willst; doch hab Erbarmen mit mir! ” - “Nie hätte ich gedacht, daß es möglich ist, soviel zu leiden! Nie! Nie! Ich kann mir das nur durch den glühenden Wunsch erklären, den ich hatte, Menschen zu retten...” - “Ich will gerne noch mehr leiden. Morgen wird es vielleicht noch schlimmer sein. Nun gut, um so besser.” - Zur Mutter Priorin gewendet, fragte sie hauchend: “Meine Mutter, ist das noch immer nicht der Todeskampf? Sterbe ich noch nicht? - Nun gut! Vorwärts! Vorwärts! Oh, ich möchte nicht weniger lange leiden! (Mit dem Blick auf das Kruzifix) Oh, ich liebe Dich!... Mein Gott... ich... liebe Dich!” (Letzte Worte Theresias)

So gehen die wahrhaft Liebenden ihren Weg - in nicht abreißender Kette - den steilen Weg gegen Golgotha und durch die schmale Himmelspforte.

Jesus im Herzen, Maria auf den Lippen,
geben ihnen Geborgenheit, Licht und Kraft in allen Stunden, besonders in den Stunden der Ölbergangst, in den Stunden des Verraten- und Verkanntseins, des Verurteilt-und Hinausgeführtwerdens, in den Stunden des Angenagelt- und Verlassenseins, in den Stunden höchster Einsamkeit. Jesus und Maria, die beiden treuesten, heiligsten Seelen, sind immer nah, bis das “Consumatum est - Es ist vollbracht” - gesprochen ist.

Erneuern wir immer und immer wieder den
Liebesakt bis zum letzten Lebenstag,
ja bis zum letzten. Herzensschlag, um ähnlich sterben zu dürfen wie Therese. Vertrauen wir ihr, die versprochen hat: “Sie werden es erleben, es wird gleichsam einen Rosenregen geben. Ja, ich werde Rosen regnen lassen.”

Ihre Weihegabe an die erbarmende Liebe
“Um jeden Augenblick in vollkommener Liebe zu leben, weihe ich mich als Brandopfer Deiner erbarmenden Liebe und bitte Dich, mich unablässig zu verzehren; die Ströme unendlicher Zärtlichkeit, die in Dir beschlossen sind, in meine Seele überfließen zu lassen, auf daß ich eine Märtyrerin der Liebe werde, o mein Gott!

Möge dieses Martyrium, nachdem es mich vorbereitet hat, vor Dir zu erscheinen, mir endlich den Tod bringen, und möge meine Seele sich ohne Verzug aufschwingen in die Umarmung Deiner erbarmenden Liebe... Ich will, o mein Vielgeliebter, mit jedem Schlag meines Herzens Dir diese Weihe unzählige Male erneuern, bis daß ich, wenn die Schatten verschwunden sind, Dir meine Liebe beteuern darf in einem ewigen Von-Angesicht-zu-Angesicht!...”

Ist das nicht in anderer Form der immerwährende Liebesakt?

O freuen wir uns, freuen wir uns auf dieses “von Angesicht zu Angesicht”. Jesus und Seine liebe Mutter, die wir im Leben sooft gegrüßt in Liebeshingabe, sie werden bei unserem Sterben zugegen sein, sie werden das Tor zum Vaterhaus öffnen und uns heimgeleiten in die ewige Liebe. Unser letztes ersterbendes “Jesus, Maria, ich liebe Euch! ” wird zur jubelnden, nie mehr endenden Liebesvereinigung mit Jesus und Maria - durch alle Ewigkeit.

An einem Sterbebett in Rom
Oktober 1938! Es drängte mich zu einer Wallfahrt in die Hl. Stadt. Die Devisengesetze waren damals sehr streng. Man durfte nur 5,- DM Hartgeld über die Grenze mitnehmen: Ein bekannter Buchhändler lud mich daraufhin als persönlichen Gast ein: Es gelang mir eine Einzelpilgerfahrt. Ich durfte bei den sogenannten “Grauen Schwestern” wohnen, ganz nahe der ehrwürdigen Marienkirche “Maria Maggiore”. Eines Abends klopfte es an die Türe. Eine Krankenschwester bat mich zu einem Sterbenden ins anschließende Krankenzimmer. Er war mit den hl. Sakramenten bereits versehen. Ich hatte leider kein Rituale (liturgisches Gebetbuch) mit den Sterbegebeten bei mir, konnte auch nicht fließend italienisch sprechen, aber ich konnte nochmals mit dem Sterbenden Reue erwecken und ihm die hl. Lossprechung geben, konnte öfter die Segenshand erheben, Weihwasser sprengen und so den finsteren Mächten wehren, die ja allen Sterbenden in der letzten Stunde besonders zusetzen; vor allem aber konnte ich immer wieder die heiligen und trostvollen Namen sprechen, die sowohl der Sterbende wie auch die umstehenden Angehörigen verstanden und mitbeteten. Es waren
                 die Namen Jesus, Maria, Josef.
Immer wieder sprach ich sie laut und langsam, mit einem großen Vertrauen. Wie noch selten in den damaligen Priesterjahren spürte ich die Strahlkraft dieser gläubig wiederholten Segensnamen, spürte die tiefe Geborgenheit, die diese Namen schenken und die bannende Wirkung wider alle satanischen Angriffe. Es war, als träten in dieser entscheidenden Stunde Jesus, Maria und Josef selber in unsere Mitte, ganz nahe ans Sterbebett und beugten sich über den mit dem Tode Ringenden, ja, als sprächen sie auch zu den schmerzgebeugten Angehörigen milde und tröstend.

Jesus, Maria, Josef, sie waren uns nahe, sie waren wirklich da. Sie sind immer da, wenn wir sie vertrauend und liebend rufen. Das gläubige, häufige Aussprechen dieser ehrwürdigsten und mächtigsten Namen macht den Augenblick des Heimganges zu einem überaus kostbaren Vertrauens- und Liebesakt. Diese heiligsten Drei mögen auch uns einmal gut nach Hause führen! Jesus, Maria, Josef, ich liebe Euch! Rettet meine Seele, rettet die Seelen aller Sterbenden! (A. M. Weigl)

Wie ein hl. Franziskus im Sterben
“Ich habe ihn gut gekannt und oft und gern besucht, den Karl Scheiblhofer. Er starb am 9. Mai 1968 in Wels (Oberösterreich). Einst war er ein lebensfroher Bursche gewesen, war Tischler von Beruf, wurde aber tuberkulös. Er kam in die Heilanstalt Grafenhof (St.Veit-Schwarzach). Dort lernte er seine Frau kennen und nahm sie später zur Ehe. Innerlich waren sie gleichgesinnt: ehrlich fromm. Die Tuberkulose heilte einigermaßen aus, doch wollten sie Kindern kein böses Erbe hinterlassen und verzichteten daher auf den Gebrauch der Eherechte. Aber dann warf ihn eine der schlimmsten und schmerzlichsten Krankheiten für immer ins Bett und über dreißig Jahre konnte Karl weder Hand noch Fuß noch den Kopf bewegen. So mußte Marie, seine Frau, alles an ihm tun, obwohl sie selber häufig krank war. Von früh bis sieben Uhr abends stand sie für fremde Leute am Waschtrog. Ihre Kleinwohnung (Zimmer und Küche) fand man immer blitzblank, die Betten hätten für “weiß, weißer, noch weißer” als Reklame dienen können. Das Schönste aber war, daß Karl nie den Humor verlor, stets heiter blieb und immer warme Teilnahme für fremdes Leid zeigte. Die eheliche Zuneigung zwischen den beiden währte ungetrübt bis ans Ende.” (So schreibt P. Odilo OFM)

Am Anfang freilich hat Karl Scheiblhofer dieses Leid, diese Prüfung nicht fassen können. Sie hat ihn total niedergedrückt. Lassen wir seine Frau, die heute noch lebt, erzählen: “Die ersten drei Jahre
      hat mein Mann viel geweint,
weil er es nicht fassen konnte, für immer lahm bleiben müssen, nie mehr in seinem Leben aufstehen zu können. Ich betete darum viel zur unbefleckten Gottesmutter um die Gnade der Ganzhingabe in den Willen Gottes. Nach drei Jahren wurde mein Beten erhört. Es war zu Beginn des Advents beim hl. Rorateamt. Ich bestürmte wieder die unbefleckt Empfangene, um die große Gnade der Ergebung für meinen Mann. Ich wurde erhört. Als ich von der Kirche heimkam, hat mein Mann, statt wieder zu weinen, mich herzlich angelacht. Ich war hocherfreut darüber und fragte ihn gleich: “Ja, Karl, was ist denn vorgefallen, weil du heute so herzlich lachen kannst?” Darauf die Antwort: “Denk dir, Mutter, ich habe heute zum ersten Mal zum lieben Gott gesagt:

“Heiliger Wille Gottes, ich bete Dich an!”
Von dieser Stunde an hat mein Mann fast nie mehr geweint, wenn ihm auch im Stillen hin und wieder eine Schmerzensträne über die Wangen lief. Schnell hat er sich wieder gefaßt und war wieder heiter und froh. Stets wußte mein Mann die Besuche aufzurichten und zu trösten. Solange wir in Ried waren, brachte ein Kapuzinerpater dem schwer Leidenden immer wieder die hl. Kommunion. Sie war die Kraftquelle seines Duldens, auch später als wir in Wels lebten, empfing er oft den Heiland. Er bot sein Leiden bewußt dem lieben Herrgott durch die Hand Mariens an, für wen und für was sie es haben wollten.

Sein Heimgang war tief erbauend.
Es war ein Sterben in der Liebe, in der vollen Bereitschaft für den hl. Willen Gottes. Eine Krankenschwester kam jeden Abend und half mir den Mann verbinden, der sich schon sehr aufgelegen hatte. Dann beteten und sangen wir hl. Lieder. Der Mann war mit ganzer Seele dabei und wenn wir aussetzen wollten, sagte er: “Weiter! Weiter! ” Als es dann zum Sterben kam, bat er mich: “Bitte, Mutter, laut beten!” - Ich tat es nur leise. Nach einer Weile bat er nochmals: “Mutter - singen!” Ich sang jetzt das Lied vom heiligsten Herzen Jesu mit der Schlußstrophe: “Und wenn die Augen brechen, entflieht der Erde Schein, will ich noch sterbend sprechen: Herz Jesu, ich bin Dein.” Dabei fielen ihm die Augen zu. Er tat seinen letzten Seufzer, um ewig bei Gott zu sein.”

So berichtet die tief ergriffene Gattin.
Das lange Leid hat ihn geläutert, das lange Leid hat diesen schlichten Mann aus dem Volk wirklich reif gemacht, ein großer Gottliebender zu werden. Als Sohn des hl. Franziskus im III. Orden hatte er einen mächtigen Fürbitter - im Leben und im Sterben.

“Wenn dir Gott einen großen, vollen Leidenskelch einschenkt, dann gibt Er dir das sicherste Pfand, daß Er dich zu einem großen Heiligen machen will!” (Ignatius von, Loyola) - Und nicht nur dich, sondern auch andere, für die du dein Leiden sühnend und liebend trägst. Was man der Liebe geopfert hat, bleibt für immer geopfert.

Sie bot ihr junges Leben an...
“... Nimm das Opfer ihres Lebens an, das sie Dir angeboten hat für die Rettung der Jugend und für die Bekehrung der Heiden in Japan... ! “ So steht geschrieben auf dem Sterbebild von Katharina Neuberger, Moosburg in Bayern, geboren am 24.Okt. 1937, heimgegangen am 11. Jan. 1957. Das Sterbebild hat keinen üblichen Trauerrand und am Grab wurde gesungen: “Großer Gott wir loben Dich!” Was war Seltsames um dieses Leben, das nach schwerem Leiden mit 19 Jahren auslöschte? Noch ist kein Jahr seitdem vergangen. Noch am Hl. Abend 1956 ließ sie sich am Krankenbett Weihnachtslieder singen und in der Silvesternacht, als das Glockengeläute durch das geöffnete Fenster drang, sang sie allein “Großer Gott... “

”Zweimal war sie bei mir in Exerzitien”, berichtet Landjugendmissionar, Pater Hermann Precht. “Sie war immer ganz dabei. Heldenmütig hat sie Gott ihr junges Leben angeboten und - der Herr hat es angenommen.”

Ein frohes, unbeschwertes Leben schien ihr geschenkt zu sein: der kaufmännischen Angestellten, die mit herzlichem Humor ihre Kameradinnen beeinflußte - der Mädchenführerin der katholischen Jugend von Moosburg (Oberbayern), die 1955 mit der Jugendgruppe ins Gebirge gefahren, die bei den Besprechungen der Verantwortlichen für die Japan-Aktion in Gars dabei war... Und dieses junge sprühende Leben hat Käthe Gott angeboten, für einen bestimmten Menschen, daß er wieder zurückfinde zu Gott, für die Jugend und die Mission. Der Herr und seine kleine Dienerin - beide bestanden bei diesem Angebot.

Sie war eine Bekennerin
In den Briefen an Pater Rupert Precht, den Bruder ihres Exerzitienmeisters, bezeugt Käthe Neuburger ihr Leiden, Ringen und Opfern.

Wir wollen sie behutsam und ehrfürchtig lesen. Denn sie sind im Angesicht des Todes geschrieben.

25. Mai 1956: “Ich will dem Herrn danken, daß ich so leiden darf - leiden, um vielleicht anderen helfen zu dürfen... Beten Sie nicht, daß ich wieder gesund werde, sondern daß ich alles so tragen kann, wie mir's der Herrgott schickt...

... Von Ihm allein strömt ja alle Kraft und Freude aus. Kraft, das Leiden geduldig zu tragen und alles in Seine Hände zu legen, alles - ja Herr Pater - mein junges Leben...”

24. Juni: “Jetzt weiß ich sicher, daß es Krebs ist... Ja, das Leben ist nicht leicht und das Kreuz wird zur schweren Last - aber Einer hat meinetwegen mehr getragen... Lachen mit den Fröhlichen werde ich nach wie vor - auch wenn’s noch so schwer fällt.”

30. Juli: “Als ich nachher (nach der Operation) zum Bewußtsein kam, waren die Schmerzen fast unerträglich. Doch als ich meine Augen zum Kreuz über meinem Bett erhob, war mir, als ob Christus mir zulächelte, und ich spürte die Kraft, die vom Kreuz ausging. So war ich trotz der Schmerzen eigentlich nie traurig. Wenn auch oft Wolken des Leids den Himmel verhängen, so ist es das Bild Christi, das immer wieder ins Leben leuchtet. Bitten Sie den Herrn, daß ich ein kleines Lichtlein sein darf, das immer brennt.”

23. August: “Ein schwererer Schlag hätte für mich nicht kommen können, als daß ich nie Mutter werden darf. Auch ich träumte davon, einmal Kranz und Schleier in Ehren tragen zu dürfen am Traualtar und dann als Frau und Mutter im Leben zu stehen. Doch Gottes Wege sind nicht die der Menschen... Vielleicht darf ich auch bald ganz zu Ihm, so wird Er mein Bräutigam bleiben für immer. Als mir der Arzt und die Schwestern Bescheid gaben, konnte ich nur beten: Ja, Herr, so wie Du willst! - und dann habe ich im Bett bitterlich geweint! ”

4. Oktober: “Die letzten Tage leide ich furchtbare Schmerzen bei jedem Atemzug. Oft muß ich nach Luft ringen, ich meine ersticken zu müssen. Und hab noch so einen weiten Weg vor mir: Ich muß heim - heim zum Vater! Einem endlos langen Tag folgt immer eine schlaflose Nacht. Für meine Mutter ist es sehr schwer. Sie hat den festen Glauben, daß irgend ein Wunder geschieht. Der Direktor unserer Firma wollte mich nach Lourdes fahren - doch ich halte ja den Transport nicht aus.”

25. Dezember: “So wie es mir jetzt geht, Herr Pater, kann ich's nicht mehr lange aushalten. Vielleicht ruft mich der Herrgott bald heim - dann hab ich einen Wunsch, daß an meinem Grabe das Te Deum gesungen wird.”

Als Schwerkranke findet Käthe noch Zeit zu

Sorge für andere als echte Missionarin

Sie kümmert sich um ein gefährdetes Mädchen, schreibt an einen Priester, der sich um sie annehmen solle. “Hier geht es ja um eine unsterbliche Menschenseele. Sicher kann ich hier einem Mädchen, das uns Schwester ist, helfen.” (30. Juli)

Erst recht kümmert sie sich um die katholische Jugendarbeit und unsere Japanmission. Sie bittet Pater Precht: “Vielleicht können Sie uns eine kleine Anregung geben für unseren Schaukasten für die Japanmission.”

30. Juli: Sie schickt Beträge für die Kirche in Izumi (Japan). Sie kauft ein Heidenkind los auf den Namen: Perpetua-Katharina (10. Sept.). Ja, sie bietet ihr junges Leben an.

25. Oktober: “Täglich bringt unser H. H. Stadtpfarrer den Einen, der allein mir helfen kann, diese furchtbaren Schmerzen zu tragen. Allein wäre es unmöglich, noch dazu, wenn man immer lachen soll, wenn Besuch kommt, obwohl man am liebsten schreien möchte. Doch ich bin dem Herrgott dankbar für dieses Leid - es war ja mein Wunsch. Ich weiß ja, daß ich dadurch anderen helfen darf - besonders Ihnen in der Jugendarbeit und dann unseren Missionaren drüben in Japan.”

Käthe äußert als letzten Wunsch, es möchte bei ihrem Begräbnis eine Sammlung für Izumi in Japan gehalten werden. Und siehe - an ihrem Sterbetag kommt ein Brief aus Japan, worin P. Jarosch ihr den Trost sagen kann: “Ich habe Ihr Bild meinen Christen gezeigt. Sie waren alle sehr beeindruckt davon, daß Sie für uns alle Ihre Leiden aufopfern. Es war für sie das Bildchen mit dem Lächeln auf dem Krankenbett mehr als eine gut-gelungene Predigt über das wahre Gesicht des Christen. Ich glaube, Sie werden diesen “anschaulichen” Unterricht nie vergessen. Mit den besten Wünschen der Christen von Izumi sendet Ihnen den priesterlichen Segen. P. Helmut Jarosch.” Wer denkt nicht da an das Wort von Professor Schütz: “Ich bin noch ein Christ, weil ich auf dem Antlitz leidender und sterbender Christen einen Glanz sah, der nicht von dieser Erde ist. Dergleichen ist mir unter Menschen sonst nirgends begegnet.” So durfte sie wahrhaftig als Missionarin in das Reich ihres Königs eingehen.

Ihre letzten Worte vor diesem seligen Heimgang waren: “Herr, ich bin nicht würdig, daß Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.” Das war am Mittwoch früh um ½ 6 Uhr, dann konnte sie nichts mehr sprechen bis zum Freitag, den 11. Jan. 1957. Abends 7 Uhr
schloß sie für immer die Augen.

Das Begräbnis gestaltete sich zu einer gewaltigen Trauerkundgebung. Gerne wurden die beiden letzten Wünsche der Verewigten erfüllt. Die Trauerversammlung spendete in einer Kollekte für die Kirche in Izumi. Ein mächtiges “Großer Gott, wir loben Dich!” beschloß die ergreifende Stunde.

“Kostbar ist in den Augen Gottes der Tod Seiner Heiligen.” - Ob auf die Altäre erhoben oder nicht - heilig sind die großen Liebenden. “Niemand hat eine größere Liebe, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde.” Sterben aus Liebe! Was gibt es Größeres und Gnadenvolleres! (Aus: “Pflug” 12/1957)

Mit einem “Te Deum” heimwärts
Ein Franziskanerpater, ein bekannter Exerzitienmeister, erzählte mir vom Heimgang seines Vaters: “Es war im Oktober 1971. Vater war schon wochenlang krank. Bei meinem letzten Besuch durfte ich die hl. Messe im Zimmer des Schwerkranken feiern. Nach der hl. Messe richtete Mutter den Vater etwas auf und nahm ihn in die Arme. “Vater”, sagte sie, “jetzt wollen wir danken für alles! Für alles Schöne, aber auch für alles Schwere. Ich singe dir das Lied vor: ‘Großer Gott, wir loben Dich.' Und die Mutter sang zwei Strophen, den Vater im Arm. Dann konnte sie nicht mehr vor Ergriffenheit. Der Vater aber bat: ‘Bitte, die 3. Strophe auch noch!' So ist er gestorben.” -

Ein Alleluja im Sterben
Zu Ostern 1973 erhielt ich eine ergreifende Mitteilung. In Argentinien starb der erste Missionsbischof der Diözese Mar del Plata, der Wolgadeutsche Heinrich Rau SVD. Als er in tiefer Sammlung die hl. Sterbesakramente empfangen hatte, bat er die anwesenden Priester und das Pflegepersonal, das Alleluja mit ihm zu singen. Sein Herz sei von Freude erfüllt. Beim Tod überschreite ja der Christ die Schwelle zum ewigen Leben und gelange zur beseligenden Schau Gottes. Der Kranke stimmte nun auf seinem Sterbelager bei klarem Bewußtsein das Alleluja an. Den Anwesenden quollen tiefgerührt die Tränen aus den Augen, und die Stimme versagte ihnen. Und so sang der Bischof allein seinen Todesgesang Gott entgegen. -

Sollte nicht unser aller Sterben auch so sein?

Dann aber müßten wir vom Osterglauben tief ergriffene Menschen werden; müßten viel mehr glauben, viel mehr vertrauen und hoffen, gerade auch in unserer karfreitagsdunklen Zeit, wo auch in der Kirche manches drunter und drüber geht. Satan wird nicht siegen. Christus hat ihn überwunden. Wir müssen nur viel mehr hinter Christus stehen, viel opferbereiter, viel liebender, viel sühnender, viel apostolischer! So können wir Ihm vieles wandeln helfen.

Hören wir auf Jesu Stimme:
Nützt die kurze Zeit und bereitet euer Herz auf mein Kommen, Ich komme bald. Wie sehne ich Mich danach, euch entgegen zu eilen, euch, die ihr mir alsdann folgen werdet, wohin ich euch führen werde. Bleibt immer in meiner Nähe! Laßt euch führen von meiner Liebe. Ihr seid ganz Mein und nichts soll euch trennen von Meiner Liebe! Leben aus Liebe, sterben aus Liebe! Nur die reuige, hingebende Liebe rettet!

Brüder, Schwestern! Beten und opfern wir füreinander! Wir alle brauchen es, damit Gott uns begnade!

    Inhaltsverzeichnis

Ein kurzes Schlußwort
Wie bei jedem unserer Bücher sage ich auch am Schluß dieses Werkes allen lieben Helfern, besonders denen, die mir schreiben und treu beten halfen, ein aufrichtiges Gott vergelt's; nicht zuletzt auch unserem hochverehrten Herrn Bischof Dr. Graber für seinen Segen. Gerade ihm ist unser Schriftenapostolat sehr am Herzen gelegen! Es war ihm eine große Freude, als ich ihm zu seinem 70. Geburtstag

(13. Sept. 1973) am Telefon sagen konnte, daß die erste Auflage des Buches “Aus dem Gebetsschatz der hl. Kirche” (25.000) bereits innerhalb 5 Monaten vergriffen sei und die zweite Auflage (wieder 25.000) schon in Auftrag gegeben sei. Die rasche Verbreitung dieses Buches sowie all unserer anderen Bücher im In- und Ausland verdanken wir den vielen edlen Apostolatshelfern, den lieben Buchfreunden. Der Himmel möge Sie alle ganz besonders dafür segnen und weiterhin auch unsere so wichtige Aktion: “Stille Hilfe für das Buch”. Der Liebesakt aber werde zum Atem unserer Seele!

    Jesus, Maria, ich liebe Euch!
Rettet Priesterseelen, rettet Seelen - mit der großen Bitte, diesen Liebesakt mit jedem Atemzug, mit jedem Pulsschlag tausendmal wiederholen zu dürfen.

Ihr in Jesu und Maria allzeit verbundener A. M. Weigl, Pfr. i. R.

   Inhaltsverzeichnis

 

Benützte Literatur

Bischof Dr. Rudolf Graber: “Athanasius und die Kirche unserer Zeit”. Verlag Kral, Abensberg.

P.Lorenzo Sales: “Consolata Betrone. Kanisius-Verlag, Freiburg CH
.
P. Lorenzo Sales: “Jesus spricht zur Welt”. Kanisius-Verlag, Freiburg CH.
 
Annette di Rocca: “Der Schatz aller Schätze”. Siegfried-Hacker-Verlag.

Frank C. Laubach: “Die stärkste Kraft der Welt - das Gebet”. Emil-Oesch-Verlag, Thalwil-Zürich.

P. J. Fiedler SJ.: “Um die Erneuerung des Priestertums”. Verlag Hacker, Gröbenzell.

P. Krumscheid SJ.: “Predigten von P. Eberschweiler”.

Sr. M. Luzia: “Gott ist Liebe”. Verlag Kral, Abensberg.

P. Ferd. Baumann; “Das Priestertum in den Schriften einer neuen Mystikerin”. Verlag Butzon & Berker, Kevelaer.

   Inhaltsverzeichnis

  www.kath-zdw.ch back top 

 Seiten-Aufrufe in ZDW   

Stats