Wo
sich heute Touristen tummeln, nahe beim Lagunenstrand
von Orbetello in der Toscana, steht die Wiege des
Passionistenordens. Von ihm sagte Papst Benedikt IV.,
als er die gemilderte Ordensregel anerkannte:
«Der
Orden, der als erster hätte gestiftet werden müssen,
wurde als letzter gegründet.» Bis
zur Errichtung des 1. Klosters auf dem Monte Argentario
lebte Paul v. Kreuz teils als Eremit, teils als
Wanderprediger. Er unterrichtete das Volk, predigte
Busse und erzählte vom Leiden
Christi und gilt als erfolgreichster Prediger seines
Jahrhunderts. Seine Kongregation besitzt in der Schweiz
keine Niederlassung und ist hierzulande kaum bekannt.
Papst
Klemens XIV. wies den Passionisten 1773 das nahe beim
Kolosseum gelegene Kloster
St. Johannes und Paul zu. Hier starb Paul v. Kreuz
81 jährig beim Lesen der Leidensgeschichte nach
Johannes. Sein Leib ruht in der Basilika und das
Sterbezimmer im Generalhaus der Passionisten ist heute
noch im Original zu besichtigen.
Bei
seinem Tod am 18.10.1775 zählte seine Kongregation
bereits 200 Mitglieder in 12 Häusern und ist heute in
über 200 Häusern weltweit tätig, v.a. in N-Amerika.
Paul
v. Kreuz wurde
als ältestes von 16 Kindern einer verarmten
Adelsfamilie am 31.1694 zu Ovada (Piemont) geboren Im
Dezember 1720 schrieb er als Laie die Ordensregel der «Armen
Jesu», der künftigen Passionisten. 1121 wurden er und
sein Bruder von Papst Benedikt XIII. zum Priester geweiht.
1737 entstand auf dem Argentaroberg bei
Orbetello die 1. Niederlassung des Passionistenordens.
33 Jahre durchzog er die Toscana
und den Kirchenstaat als Missionür und Wundertäter.
.
Seligsprechung
am 1. 10. 1852
Heiligprechung am 29. 6.
1867
Festtag:19. Okt. (vor
1968 28. April)
Zwischen
Kartäusern und Jesuiten— zwischen Beschaulichkeit und
Aktion
Mit 19 Jahren erlebte Paul
seine «Bekehrung». Von der Erbschaft seines
geistlichen Vaters nahm er nur dessen Brevier an. Er
wollte nur für GOTT in völliger Armut leben. Vom
Verlangen für den Glauben zu sterben, meldete er sich
1715 für einen Feldzug der Republik Venedig gegen die
Türken. In einer Vision wurde ihm seine Lebensaufgabe
gezeigt: die Gründung des «Ordens vom Leiden Christi“.
Er wollte eine Gemeinschaft gründen, die das
beschauliche Leben eines kartäusers oder Trappisten mit
dem tätigen der Jesuiten oder Lazaristen verbindet.
Noch als Laie schrieb er nach 40 Tagen Fasten in der
Einsamkeit die strenge Ordensregel auf:
«Ich fing an, diese HI.
Regel zu schreiben am 2. Dez. 1720 und war zu Ende am 7.
desselben Monats. Als ich am Schreiben war, ging es so
schnell voran, als wenn jemand von einem Lehrstuhl
diktiert hätte. Ich fühlte die Worte mir aus dem
Herzen kommen... Durch das andächtige Betrachten der
Passion des göttlichen Heilandes werden die Herzen der
Menschen am wirksamsten von der Sündegelöst
und am leichtesten zur christlichenVollkommenheit
geführt.»
Symbol
der Passionisten.
Die Tracht besteht aus schwarzwollendem Habit mit Passionistensympol
und
Ledergürtel und Rosenkranz
Die Hauptaufgabe der Passionisten liegt in
der Förderung der Andacht
zum Leiden
Christi durch Volksmissionen und geistliche Übungen.
(Pauls
Exerzitien-Tagebuch von 1720 ist nebst über
2000 Briefen mit Fragen der Seelenführung erhalten).
Die
Scala
Sancta (HI Treppe) führt zur Sancta Sanctorum
(=allerheiligste Kapelle), die Privatkapelle der Päpste
bei der ältesten Papstkirche, der Basilika St.
Johannes im Lateran .
Kaiserin Helena liess sie 326 nach Rom bringen.
Einzelne Blutstropfen auf den 28 Stufen erinnern
an den gegeisselten und mit Dornen gekrönten
Jesus, der über diese Treppe zu Pontius Pilatus
geführt worden ist. Passionisten-Patres betreuen
diese Stätte und kommen damit ihrem 4. Ordensgelübde
nach, die Andacht
zum Leiden Christi zu fördern.
Man darf die mit Holz verkleidete Marmortreppe nur
hinauf knien und soll sich dabei betend in die
Passion Christi vertiefen. Damit ist ein
vollkommener Ablass verbunden.
VERBREITUNG der Passionisten
Beim Tod des
Gründers 1775 war die Kongregation der Passionisten nur
in Mittelitalien verbreitet. Obwohl Paul vom Kreuz
selbst bereits daran gedacht hatte, Mitglieder seiner
Gemeinschaft in die Auslandsmission zu senden, wurde
dieser Gedanke erst im Jahre 1781 verwirklicht mit der
Eröffnung der ersten Mission unter den Katholiken in
Nordbulgarien.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts musste das noch junge
Institut die durch die napoleonischen Gesetze verhängte
Klosteraufhebung erleben. Die Wiederaufnahme des
klösterlichen Lebens begann im Jahre 1814. In der ersten
Hälfte des 19. Jh. wurden Kommunitäten in Belgien,
Frankreich, England und Irland gegründet. 1852 machten
die Passionisten ihre erste Gründung in den USA. In den
folgenden Jahren verbreiteten sie sich in Mexico und in
anderen Ländern Lateinamerikas. 1878 wurde eine Gruppe
nach Spanien geschickt und, wenig später, nach
Australien.
1921 begaben sich einige Passionisten in die Mission
nach China. 1922 erfolgte die Gründung in Deutschland
[Bild rechts] und ein Jahr danach in Polen. 1925 kamen
sie nach Österreich [Bild unten]. 1930 begannen die
Passionisten mit ihrer missionarischen Tätigkeit im
Kongo und 1934 in Tansania. 1946 kamen sie in Indonesien
an, 1951 in Schweden, 1954 in Japan und 1981 in Indien.
GEISTLICHES TESTAMENT DES GRÜNDERS
„Vor allem
empfehle ich die Beachtung jener heiligen Ermahnung, die
Jesus Christus seinen Jüngern gab: Daran werden alle
erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander
liebt. (...) Desweiteren empfehle ich Euch, dass in der
Kongregation immer mehr der Geist des Gebetes, der Geist
der Einsamkeit und der Armut aufblühe. Seid gewiß: wenn
man diese drei Dinge bewahrt, wird die Kongregation
leuchten wie die Sonne im Angesicht Gottes und der
Völker.“
AUS DEN KONSTITUTIONEN DER KONGREGATION VOM LEIDEN JESU
CHRISTI
Die Berufung
zum Passionistenleben
1. Der heilige Paul vom Kreuz sammelte Gefährten, damit
sie in Gemeinschaft leben und den Menschen das
Evangelium verkünden.
Im Anfang gab er ihnen den Namen: „Die Armen Jesu“. Ihr
Leben sollte nämlich auf die evangelische Armut
gegründet sein, welche die notwendige Voraussetzung ist,
um die anderen evangelischen Räte befolgen zu können, um
im Gebet zu verharren und um das Wort vom Kreuz
unablässig zu verkünden.
Er wollte, dass alle, die sich ihm anschließen, wie die
Apostel leben und einen tiefen Geist des Gebetes, der
Buße und der Einsamkeit pflegen, um zur innigsten
Vereinigung mit Gott zu gelangen und Zeugen seiner Liebe
sein zu können.
Er war mit den Nöten und Leiden der Menschen seiner Zeit
wohl vertraut. Als wirksamstes Mittel dagegen verkündete
er mit großem Nachdruck das Leiden Christi, „das größte
und überwältigendste Werk der Liebe Gottes“.
2. Die Kirche erkannte beim heiligen Paul vom Kreuz das
Wirken des Heiligen Geistes. Mit höchster Autorität
bestätigte sie unsere Kongregation und ihre Regel und
gab uns den Auftrag, durch unser Leben und unser
Apostolat das Evangelium vom Leiden Jesu zu verkünden.
Diese Sendung behält ihre Kraft und zeitlose Gültigkeit.
Um sie zu erfüllen, leben wir in apostolischen
Gemeinschaften zusammen und arbeiten für das Kommen des
Reiches Gottes. Im Vertrauen auf Gottes Hilfe streben
wir, trotz menschlicher Begrenztheit danach, dem Geist
des Evangeliums und dem Erbe unseres Gründers treu zu
bleiben.
3. Wir sind uns bewusst, dass die Passion Christi in
dieser Welt fortdauert bis er wiederkommt in
Herrlichkeit. Wir nehmen Anteil an den Freuden und
Leiden der Menschheit, die zum Vater pilgert. Wir teilen
vor allem die Not jener, die arm und verlassen sind und
bemühen uns, ihnen Trost zu bringen und die Last ihrer
Leiden zu lindern.
Aus der Kraft des Kreuzes Christi, die Weisheit Gottes
ist, empfangen wir die Fähigkeit, mitzuhelfen, die
Ursachen menschlichen Leides zu überwinden.
Durch den Dienst am Wort vom Kreuz ist unsere Sendung
deshalb auf die Verkündigung des Evangeliums
ausgerichtet, damit alle Menschen Christus und die Kraft
seiner Auferstehung erkennen. Jeder, der an den Leiden
des Herrn teilnimmt, wird ihm in seinem Tode ähnlich, um
so zu seiner Herrlichkeit zu gelangen. (vgl. Phil 3, 10
– 11)
Wir alle widmen uns diesem Apostolat, jeder nach seinen
Möglichkeiten und Talenten.
4. Wir nehmen bereitwillig die Verpflichtungen an, die
der persönlich Anruf des Vaters zur Nachfolge des
gekreuzigten Christus jedem einzelnen von uns auferlegt,
nämlich:
> das fortwährende Bemühen, das Evangelium zur höchsten
Norm und Richtschnur unseres Lebens zu machen;
> die ständige Bereitschaft, frohen Herzens in
brüderlicher Gemeinschaft zu leben und zu arbeiten und
die Konstitutionen im Geiste des heiligen Paul vom Kreuz
zu beobachten;
> die starke Entschlossenheit, den Geist des Gebetes in
uns zu pflegen und andere das Beten zu lehren;
> schließlich eine große Aufmerksamkeit für die Nöte der
Brüder zu haben und danach zu streben, sie durch die
Botschaft vom Kreuz zur Fülle der christlichen Berufung
zu führen.
Der
Passion des Herrn geweiht
5. Im Leiden Christi verwirklichen wir die Einheit
unseres Lebens und unseres Apostolates. Seine Passion
offenbart die Kraft Gottes, welche die Welt durchdringt,
um die Macht des Bösen zu vernichten und das Reich
Gottes aufzubauen.
Wir sind berufen an der Sendung dessen teilzuhaben, „der
sich selbst entäußerte und Knechtsgestalt annahm“ (Phil
2,7). In beständigem Gebet schauen wir auf Christus, der
in der Hingabe seines Lebens die Liebe Gottes zu uns
Menschen offenbart und uns den Weg zeigt, den wir gehen
müssen, um zum Vater zu gelangen. Dieses Schauen auf den
Herrn befähigt uns immer mehr, seine Liebe zu bezeugen
und anderen zu helfen, ihr Leben in Christus dem Vater
zu weihen.
6. Unsere Teilhabe an der Passion Christi, die zugleich
persönlicher, gemeinschaftlicher und apostolischer Natur
ist, findet ihren Ausdruck in einem besonderen Gelübde.
Durch dieses Gelübde verpflichten wir uns, das
Gedächtnis des Leidens Christi durch Wort und Tat zu
verbreiten, um ein tieferes Bewusstsein seiner Bedeutung
und seiner Kraft für jeden einzelnen Menschen und für
das Leben der Welt zu wecken.
Durch diese Verpflichtung nimmt unsere Kongregation
ihren Platz in der Kirche ein und weiht sich ganz der
Erfüllung ihrer Sendung.
Im Licht dieses Gelübdes leben wir die evangelischen
Räte. Wir bemühen uns, dieses besondere Versprechen in
unserem alltäglichen Leben zu verwirklichen.
Auf diese Weise werden unsere Gemeinschaften in der
Kirche und in der Welt zu einem Sauerteig der Erlösung.
Wir führen ein Leben, das dem Gedächtnis der Passion
Christi in unserer Zeit geweiht ist.
Tagesgebet
Barmherziger
Gott,
du
hast dem heiligen Paul vom Kreuz
eine
außergewöhnliche Liebe
zum
Leiden Christi gegeben.
Hilf
uns,
nach
seinem Vorbild den Erlöser zu lieben
und
unser eigenes Kreuz mit Geduld zu tragen.
Darum
bitten wir durch ihn, Jesus Christus.