Der hl. Schutzengel
unser unsichtbarer Begleiter und Beschützer

Beispiele aus den Schriften von Pfr. Alfons Maria Weigl.

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Der hl. Schutzengel unser unsichtbarer Begleiter
und Beschützer

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Der hl. Schutzengel
unser unsichtbarer Begleiter und Beschützer
 zusammengestellt von
 Klemens Kiser

op 76

Beispiele aus den Schriften von Pfr. Alfons Maria Weigl.
Der gute Pfr. Weigl hat drei Schutzengelschriften herausgegeben.
“Vergeßt eure hl. Engel nicht” - 33 Auflagen 165.000
“Schutzengelerlebnisse” - 15 Auflagen
“Schutzengelgeschichten heute” -12 Auflagen 60.000

 

Als Ruhestandspriester, schon einige Jahre krank, erlitt Pfr. Alfons Maria Weigl eines Tages in der Kirche eine große Herzschwäche. Er wurde ohnmächtig, stürzte rücklings an den Stufen des Altars und schlug mit dem kranken Hinterkopf auf das Pfla­ster. Die Gläubigen waren tief erschrocken. Nach einer guten Weile kam er wieder zu sich. Man trug ihn in die Sakristei und sein erster klarer Gedanke, den er fassen konnte, war: Daß es kein Todessturz wurde, verdanke ich meinem hl. Schutzengel, meinem Priesterengel. Es folgte ein monatelanges schweres Krankenlager, aber er überstand alles und hat die Hilfe der hl. Engel an Leib und Seele immer wieder erfahren.

Ihnen zum Dank versprach er eine kleine Schrift zu schreiben. Er schrieb dann noch zwei weitere Taschenbücher über die hl. Engel. Pfr. Alfons Weigl starb 1990. Der Herausgeber kannte ihn noch und hat vom Maristendruck, der die Rechte für seine Bücher besitzt, die Erlaubnis erhalten, diese neu zu veröffentlichen. Dafür sei Dank gesagt. Aus diesen Bücher und Schriften stammen die folgenden Beispiele.

 

Einleitung

 

Am ersten Sonntag im September feierte man früher den sog. Schutzengelsonntag und den ganzen Monat September bezeichnete man als den Schutzengelmonat. Die Kirche lädt uns dadurch ein, mehr an unsere hl. Engel zu denken. Wir werden an unseren unsichtbaren Begleiter, den hl. Schutzengel erinnert.

Der gute Gott hat ihn uns von frühester Kindheit an zur Seite gestellt. Er ist immer bei uns geblieben und will uns auch weiterhin beschützen. Der liebe Gott hat ihn uns gegeben, damit wir sicher zur ewigen Glückseligkeit gelangen. Unser Schutzengel ist bei uns, er führt uns sicher auf diesem Weg und schützt uns vor den vielen Gefahren, die für Leib und Seele bestehen.

Der Schutzengel verläßt uns nicht, auch dann nicht, wenn alle anderen Freunde uns im Stich lassen. Er ist treu bis zu unserer letzten Stunde.

Wenn heutzutage von dem Schutzengel gesprochen wird, so kommt als Antwort allzu oft ein Achselzucken oder ein Lächeln über die Einfalt derjenigen, die noch an so etwas glauben. Er wird wie eine Märchengestalt für Kinder angesehen, mehr aber gar nicht, wenn überhaupt. - Aber auch mancher, der an die hl. Engel glaubt, hat eine falsche Vorstellung von ihm oder betet zu wenig zu ihm.

Leider gibt es im Bereich der Esoterik so manche falsche Engel, die wie ein Wolf im Schafspelz uns ganz woanders hinführen wollen. Hier gilt der Satz von Mephistoles bei Goethe: ‘Warum läßt du dich mit uns ein, wenn du die Folgen nicht kannst tragen?’ Das gilt von vielem, ob Alkohol, Drogen, freier Liebe, Geld-, Macht- und Karrierestreben. Dahinter stehen auch mächtige Geister der Verführung, die uns schließlich binden.

Die Schutzengel sind hl. Engel, d.h. reine geschaffene Geister, d.h. sie schauen immerfort den dreifaltigen Gott. Sie leben in der ewigen Herrlichkeit. Der liebe Gott hat jedem von uns einen seiner hl. Engel als persönlichen Leib- und Seelenwächter geschenkt. Schon in den Psalmen beten wir: "Die Engel sollen dich auf ihren Händen tragen, daß dein Fuß sich an keinen Stein stoße".

Nicht nur unseren Leib beschützen sie in den vielen täglichen Gefahren, wie zum Beispiel im Straßenverkehr, sondern und vor allem unsere Seele. Diese wollen sie vor den vielen Fallstricken des bösen Feindes bewahren. Die alten Geisteslehrer sagen uns, daß wir auch einen bösen Engel haben, der uns immer wieder verführen will. Denn woher kommen die plötzlichen Versuchungen, die Gedanken der Rache oder wie es ein griechischer Geistlicher mal formulierte, die Filme in der Phantasie, vor denen sogar Heilige nicht geschützt sind.

Nicht allein die Kinder brauchen einen Schutzengel, der sie vor manchen unüberlegten Handlungen bewahrt, alle Menschen, auch die Erwachsenen, Jung und Alt will Gott vor den Schlingen des Teufels behüten und denen, die hineingefallen sind, wieder heraushelfen.

Was vor langer Zeit der Herr zu Moses gesagt hat, das gilt auch heute noch: "Siehe, ich sende meinen Engel, daß er vor dir hergehe, damit er dich auf deinem Weg behüte und dich an den Ort führe, den Ich bereitet habe. Achte auf ihn und hör auf seine Stimme. Glaubt nicht ihn mißachten zu dürfen." (Ex 23,20)

 

Gott hat jedem einen Schutzengel gegeben, wie einst dem jungen Tobias den hl. Raphael. Raphael begleitete den Jüngling auf seiner Reise und rettete ihn beim Baden vor dem großen Fisch in der Tigris. Raphael führte ihn weiter und Tobias gelangte sicher bei seinen Verwandten an. Der hl. Raphael verhalf dem Tobias zu einer glücklichen Ehe und holte ihm sogar das ausgeliehene Geld seines Vaters von dem Schuldner zurück. Schließlich begleitete dieser hl. Erzengel den Tobias mit seiner Frau zurück zu seinem Vater. Dort angekommen wies er den Tobias an, seinen blinden Vater zu heilen und der Vater wurde wieder sehend.

Der Vater wollte voll des Dankes diesem treuen Beschützer und Helfer die Hälfte des zurückerhaltenen Geldes dafür schenken.

Jedoch Raphael sagte ihnen: Preist Gott und dankt ihm! Gebt ihm die Ehre und dankt für alles, was er euch getan hat. - Raphael gibt sich schließlich zu erkennen und sagte wörtlich: Während all dieser Tage bin ich euch sichtbar gewesen, aber ich aß und trank nicht, ihr saht nur eine Erscheinung. Und jetzt dankt Gott, denn ich steige auf zu dem, der mich gesandt hat.

So ist es auch, falls jemand einmal die Gunst bekommen hat, seinen Schutzengel zu sehen. Was man in einem solchen Fall sieht, ist nur eine Erscheinung, damit man erkennt, der hl. Schutzengel ist da. Doch einen Körper, wie wir haben die Engel nicht und so brauchen sie auch nicht essen oder trinken.

Sie schauen immerfort den dreifaltigen Gott.

Und Sie schützen uns nach dem Willen Gottes und dafür sollen wir, wie der hl. Erzengel Raphael sagt, allezeit Gott preisen und danken.

"Siehe", so spricht der Herr zu uns: “Ich sende meinen Engel, daß er vor dir hergehe, damit er dich auf deinem Weg behüte und dich an den Ort führe, den Ich bereitet habe. Achte auf ihn und hör auf seine Stimme. Glaubt nicht ihn mißachten zu dürfen.” Ex 23.

Und so helfen uns auch heute noch die Engel Gottes, wenn wir sie treu verehren.

Hl. Schutzengel mein, laß mich dir empfohlen sein. 

 

Bezeugte Tatsachen aus dem Leben

 

Ein Priester* erzählt: 1925 durfte ich als Student meine erste Romfahrt machen. Sie hätte mir aber bei­nahe das Leben gekostet und zwar durch meinen eigenen Leichtsinn. Gleich manchen wagemutigen Rö­mern hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, manchmal von der fahrenden Trambahn abzusprin­gen. Eines Abends fuhr ich wieder von der Innenstadt in mein Quartier, das am Stadtrand lag. Es war schon ziemlich dunkel. Weil die Trambahnhaltestelle et­was weiter von meinem Hotel entfernt war, sprang ich kurzerhand wieder unter dem Fahren ab.

Mit einem Schwung sondergleichen wirbelte ich auf dem Trottoir mehrere Meter dahin, bis ich mit meinem Kopf an einer Mauer stand. Es tat mir nichts mehr, aber wäre ich drei Sekunden später abgesprungen, dann wäre ich unfehlbar mit aller Wucht an das hervortretende Mauereck gerannt und mit zerschmettertem Kopf liegengeblieben. Den ganzen Abend dankte ich mei­nem Schutzengel, der mein Leben so wunderbar be­hütet hat. Ich war ihm von dieser Stunde an mehr wie bisher verbunden. Auch als Kaplan erlebte ich mehr­mals den greifbaren Schutz des hl. Engels in Ge­fahren des Leibes und der Seele. *Vermutlich Pfr. Weigl selbst, der 1927 zum Priester geweiht wurde.


 

Die heiligmäßige Mutter Maria Theresia Meyer-Bernhold schrieb mir eines Tages: “Bitte, übergeben Sie jeden Morgen Ihre Pfarrge­meinde durch ein kurzes Stoßgebet dem Schutzengel der Gemeinde! Sie werden bald merken, wie fruchtbar sich das auswirkt." Ein andermal bat sie: “Beten Sie im Anschluß an den täglichen gemeinsamen Fati­ma-Rosenkranz im Gotteshaus zu Ehren der Engel aller Pfarrangehörigen ein Vaterunser. Sie werden die Frucht dieses Gebetsgrußes spüren lernen."

Ich tat es und gewann die innere Gewißheit, daß das Band mit den Pfarrangehörigen enger wurde. Ja, ich wurde innerlich gedrängt oft die Engel all der Meinen zu grüßen, die Engel der Kin­der, der Jugend, der 'Eltern, der Kranken, der Ster­benden, der Abseitsstehenden und der Kirchengegner. Ich wurde gedrängt mit den Engeln öfter im Gebet zu reden und alle Sorgen mit ihnen zu besprechen, gelegentlich auch eine hl. Votivmesse zum Dank zu feiern. Immer wieder wurde ich angeregt im Stillen recht häufig zu segnen und zwar nicht nur die eigenen Pfarrangehörigen, sondern alle Kranken und Ster­benden auf dem weiten Erdenrund, alle Priester, Missionare und Ordensleute, die ganze hl. Kirche Gottes, alle Regierenden und Verantwortlichen der Völker; besonders auch die Armen Seelen. Diese häu­fige Segensanregung schreibe ich in großer Dankbar­keit den hl. Engeln zu.


 

Ein Kamin stürzt ins Kinderkrankenhaus

 

Der bekannte Schutzengelpater Gerard Stegmiller aus München, ✝ 1954, berichtet folgende, erschütternde Begebenheit:

“In München war vom 8. auf 9. Febr.1949 eine Sturmnacht. Vom nahen St. Paul verkündete die Turmuhr eben dreivierteleins. Da gab es einen entsetzlichen Schlag in der Universitätskinderklinik oder “Haunersches Kinderspital": Balken krachen, Steine poltern, Eisen knirschen, Verputz hagelt nieder, Kin­der schreien auf und alles ist wieder totenstill!

Ein Hauskamin zerschlug das Dach, den Speicherboden, die Saaldecke, die Schmal­seiten der eisernen Bettstellen und begrub die Betten samt den Kindern unter einem Schutthaufen und einem Wirrwarr von Balken, Betonklötzen und Zie­geln.

Die Nachtärzte drücken die Tür einen spalt weit auf. Das Herz krampft sich zusammen. Denn da ist doch alles tot in dieser grauenvollen Stille. Aber nein: Ein Licht flammt auf. Und schon arbeitet sich der Stubenälteste mit, acht Jahren aus seinem Schutthügel heraus. “Herr Chefarzt! Geben Sie mir das Licht, da drunten liegt der Diether, da der Horst, dort der Heribert, da der Waldemar, da der Helmut und dort im Eck unser Dietlindchen!" “Und was tut Dir weh?" - “Nichts! Darum kann ich gleich das Licht halten." Eine Barm­herzige Schwester leuchtet vom Dachboden herab mit einer elektrischen Lampe. Das sofort alarmierte Auf­räumungskommando der Feuerwehr ist mit seinem Chef zur Stelle. Die Herren schaffen wirklich vor­bildlich und werden des Staunens nicht mehr fertig. Ein Betonklotz hat ein Bett zu Boden geschlagen! Doch siehe! Neben dieser “schützenden Wand" liegt wohlbehalten der Kleine und fliegt dem rettenden Arzt um den Hals, denn beim Onkel Doktor ist er wie immer, geborgen. Vereinte Kräfte bergen jetzt Kind um Kind “le­bend und unversehrt" aus dem Schuttmeer.

“Wer nicht glauben will, daß die Kinder Schutzengel ha­ben, der soll kommen und uns Schutt aufräumen hel­fen!" Im hellerleuchteten Operationssaal ein behut­sames fachkundiges Untersuchen! Wirklich keine Verletzung, nicht einmal eine Schramme, nur, die Augen sind nicht ganz staubfrei, das ist nicht schlimm; da kann man helfen. Jetzt warmes Bad, frische Wä­sche, eben überzogenes Notbett in einem Waschkorb, auf einem Liegestuhl, auf einem Sofa und die kleine Welt schläft wie selbstverständlich weiter. Aber nicht alle: Sieglindchen schaukelt lustig im Wäschekorb, wie bei Tag, wenn sie gut aufgelegt ist. Tags darauf bekam jedes Kind ein Schutzengelbildchen zur steten Erinnerung, wie sich an ihm das Schriftwort erfüllte."


 

Eine Krankenschwester war im Gefrierraum eingesperrt

 

Einmal mußte ich noch spätabends in den Keller, um aus dem Gefrierraum eine Medizin zu ho­len. Unversehens klappte hinter mir die schwere Türe, die innen kein Schloß hatte, des Gefrierraums zu und ich war gefangen. Da um diese Zeit niemand mehr um die Wege war, der mein Klopfen hätte hören können, so setzte ich all meine Hoffnung auf die hl. En­gel. Stürmisch flehte ich sie an, sie möchten mir doch bald helfen, da ja sonst die ganze Nacht niemand die Kranken im Stock betreue. Und es dauerte gar nicht lange, so wurde die Türe von außen aufgemacht, und eine alte Schwester stand davor und sagte, sie sei so gemahnt worden, doch noch einmal im Keller nach­zuschauen, ob alles stimme, und sie sei deshalb, noch' einmal rasch aufgestanden und heruntergekommen. Wie haben wir beide gedankt!" - Früher hatten die Gefrierräume nur außen Schnapp-verriegelungen! Da war gefährlich, zumal die Türen durch die Scharniere quasi von selbst zufielen. 


 

Das Auto blieb plötzlich stehen

 

„Mein Missionsgebiet ist so groß, daß ich immer schon am Donnerstagabend nach der hl. Stunde wegfahren muß, wenn ich bis zum Herz-Jesu-Freitagabend alle meine stundenweit auseinanderliegenden Leuten mit den hl. Sakramenten betreut haben wollte. Aber an einem Donnerstag ging abends ein so schweres Gewitter nieder, daß ich bis drei Uhr morgens aufgehalten wurde. Dann aber empfahl ich dem hl. Erzengel Raphael wie immer auch diese Fahrt. Etwa zwei Stunden ging es über ausgewaschene Wege ziemlich flott vorwärts.

Da stockte plötzlich der Wagen und blieb stehen. Nichts half. Ich mußte aussteigen und nachschauen. Merkwürdigerweise fehlte gar nichts; Benzintank, Zündkerzen, Hebel, alles in Ordnung. Also stieg ich wieder ein und bat die hl. Engel um ihre Hilfe. Und siehe, der Wagen sprang ganz brav an, doch mußte ich ihn schon nach wenigen Metern scharf stoppen: die ganze Straße war in einen tiefen Abgrund gerutscht. Wäre ich in dem alten Tempo weitergefahren, hätte ich un­möglich mehr bremsen können und ich wäre verloren ge­wesen."


 

Sirenenalarm läßt ein Feuer entdecken

 

„Eines Abends nach dem Essen ertönte laut die Sirene. Erschrocken sprangen alle auf, und na­türlich schaute man zuerst im eigenen Hause nach. Und richtig brannte es hinter dem Haus beim Schup­pen schon ganz hell. Sofort lief alles, um zu löschen, und es konnte das Feuer gottlob auch bald gelöscht werden. Weil wir aber nicht glauben konnten, daß man dieses Feuer in dem etwa dreiviertel Stunden entfernten nächsten Ort hatte sehen können, fragten wir telefonisch bei der dortigen Feuerwehr an, wo es brenne. Aber dort war keine Sirene gegangen, nir­gends in der Umgebung hatte man eine gehört. Aber hätten wir sie nicht gehört, wäre unser Haus in dieser Nacht abgebrannt. Nun beten wir und unsere Kinder noch lieber, daß die hl. Schutzengel uns behüten mögen."

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Die heiligmäßige Mutter Maria Theresia Meyer-Bernhold schreibt:
 

„Vielfach plauderte ich als Kind mit dem Schutz­engel. Ich erzählte ihm und gab Aufträge für den Himmel, mit allen möglichen Bitten kam ich zu ihm. Er mußte beim Lernen helfen, Schmerzen lindern. Beim Spiel durfte er mitspielen und bekam stets die besten Sachen. Beim Beten bat ich den Engel, daß er mitbete und mein Gebet dann zu Jesus und der Got­tesmutter bringe. Ich teilte mit ihm alle Schwierig­keiten und Freuden. Seine Mahnungen halfen mir sehr viel. Seine Stimme war mild und alles mit feiner Ruhe gesprochen. Es wirkte jedes Wort friedlich und stärkend. Beim An- und Auskleiden wußte ich, daß ich nicht allein war. Der Schutzengel war anwesend, und ich wollte ihn nicht durch schlechtes Benehmen kränken.

Die Schutzengelverehrung brachte natürlich Opfer mit sich, vor allem Entsagungen. Das darf ich nicht tun, weil es der Schutzengel sieht. Jenes darf ich auch nicht tun, sonst weint er. Es gehört für ein Kind manchmal Mut dazu, sich dauernd an den Schutz­engel gebunden zu wissen und durchzuhalten, denn die Versuchungen machen auch vor dem Kind nicht Halt. Andererseits ist für das Kind die Liebe zum Schutzengel ein feiner Halt und zugleich eine weise Bindung, die im Leben oft von großer und wichtiger Bedeutung sein kann. Dies war bei mir der Fall. Ich beginne jeden Tag mit dem Schutzengel, ebenso jede Nacht. Ich bitte ihn täglich um den Segen für alle, die ich lieben darf, auch für das Vaterland usw.

Ich habe nie versäumt, die neun Engelchöre zu ver­ehren. Ich betete oft und gerne zu den Himmels­chören. Jede Stadt, jedes Haus, selbstverständlich auch jede Kirche, jeder Friedhof hat seine Engel, auch Fluren und Wälder haben sie, die Schöpfung Gottes steht im Schutz der Engel!

Es gäbe noch viel mehr Elend in der Welt, wenn nicht durch Gottes Güte ganze Heere von Engeln ein­gesetzt wären. Sie sind ein machtvoller Bestand; eine Welt innerhalb unserer Welt. Ich liebe es auch, die Heiligste Dreifaltigkeit, die Gottesmutter, die Heili­gen durch die Engel zu grüßen. Schicken wir doch oft den Schutzengel zu den armen Gefangenen in Ruß­land! Das ist eine Tat der Liebe!" 


 

Eine Lehrerin berichtet:

 

Eine Woche vor Weihnachten ging ich mittags von der Schule heim. Auf der anderen Straßenseite ging ein kleines Mädchen aus meiner ersten Klasse. Als es mich erblickte, rannte es auf dem kürzesten Weg zu mir herüber und geriet unter die fahrende Straßenbahn. Das Kind wurde schwerverletzt vorgezogen, blutüberströmt. Weil ich mich an seinem Unglück schuldig fühlte, bestellte ich in unserem Kloster eine Meßnovene zu Ehren der hl. Engel in dringender Bitte um Hilfe. Ich kann die Freude und Dankbarkeit nicht schildern, als bei Schulbeginn nach Dreikönig das Mädchen wieder gesund in der Schulbank saß. Kein Schaden, keine Entstellung war zurückgeblieben. Sooft ich den Straßenbahnfahrer treffe, beteuert er mir: “Wie danke ich unserm Herr­gott, daß das Kind wieder heil ist!" 


 

Eine Krankenschwester erzählt:

 

„Als ich eines Morgens nach einem schweren Nacht­dienst auf dem Weg zur Kirche war, begegnete Mir das Auto unseres Chirurgen. Ein jäher Schrecken durchfuhr mich: Hatte er Arzt doch noch spätabends nach der letzten Operation gesagt: “Schwester, ko­chen Sie mir die Instrumente noch aus, denn ich habe gleich am Morgen wieder eine schwere Operation!" Und nun hatte ich in dieser schweren Nacht, allein im Stock bei so vielen Frischoperierten, das Aus­kochen (Sterilisieren) vergessen. Verzweifelt lief ich zurück, in der Hoffnung, vielleicht noch vor der Operation dort zu sein. Aber als ich ankam, sagte die diensttuende Schwester gleichmütig: “Der Kropf wird schon ope­riert."

Es blieb mir nichts anderes übrig, als die Hilfe der hl. Engel anzuflehen, sie mögen durch ihre Hilfe und Fürbitte gutmachen, was ich versäumt hatte und nun so bereute. Und Gott war so gut! Die Hei­lung des Patienten erfolgte gut und schnell und ohne jede Komplikation. Aber nun bitte ich die hl. Engel schon vorher um ihre Hilfe, und ich habe seit­her auch nichts mehr versäumt." 


 

Eine Pilgergruppe berichtet:

 

„Unser Ziel war Lourdes und Fatima. Mit dem Omnibus 6.000 km hin und zurück. Am ersten Tag vor der Abfahrt beteten wir auf Vorschlag eines Priesters gemeinsam im Omnibus zur Gottesmutter, zum hl. Josef, zum hl. Engel des Fahrers sowie zu allen Engeln der Mitpilger drei Ave Maria um Schütz und sicheres Geleit. Täglich am Morgen, bevor wir wieder weiterfuhren, wiederholten wir ge­meinsam unsere drei Ave Maria. Die hl. Engel gewährten uns mit Gottes und Mariens Hilfe sicheren Schutz: sie waren unsere besten Reisebegleiter wäh­rend dieser 14 Tage. Über manche Fährnisse kamen wir glücklich an all unsere Wallfahrtsziele und wie­der heil nach Haus!" 


 

Feindschaft durch Gebet zu den hl. Schutzengeln überwunden
 

Eine Großbäuerin erzählt: „Wir waren jahrelang mit der Nachbarschaft ver­feindet. Wir konnten uns gegenseitig nicht genug Bos­heiten antun. Während der Volksmission wurde ge­predigt, bei Feindschaften müsse die Absolution ver­schoben werden, bis eine Aussöhnung erfolgt sei. So haben wir uns zum Schein freundlich gegrüßt und vom Wetter gesprochen.

Wir Frauen beichteten beim gleichen Missionspater und erhielten zur Buße, einen Monat lang täglich etwas Bestimmtes zu den hl. Schutzengeln der Feinde zu beten. Wir taten es; es blieb uns nicht anderes übrig. Als der Monat zu Ende war, war auch die Feindschaft verschwunden. Wir wurden sogar gute Freunde. Die beiden Männer sind ein Herz und Sinn und lachen über die Vergangenheit: Wir haben doch wirklich gesponnen! Die beiden Frauen sind wie zwei Schwestern geworden, die ein­ander beraten und helfen. Und die Kinder sind hier und dort wie zu Hause. Und das alles nun schon sechs Jahre lang. Hochwürden, predigen Sie es oft: Bei Feindschaften still sein, aber täglich die hl. Engel der Gegen­partei anrufen." 


 

Die Frau eines Alkoholikers erzählt

 

Es war anläßlich einer Volksmission. Eine Frau aus einem Nachbarort suchte einen bestimmten Pater auf. “Hochwürden, Ihr Rat, die hl. Schutzengel der Umwelt anzurufen, hat sich schon bewährt. Mein Mann ging nicht alle Tage ins Gasthaus. Aber wenn er ging, kam er meistens spät in der. Nacht betrunken heim. Nun hörte ich Ihren Rat: besucht der Mann das Gasthaus, soll die Frau zuhause seinen Schutz­engel und die Engel seiner Tischgesellschaft vertrau­ensvoll grüßen und bitten. Sofort befolgte ich diesen Rat. Seit einiger Zeit nun kommt mein Mann um 10 Uhr heim, ist guter Dinge und nicht berauscht. Jüngst sagte er: “Frau, ich weiß gar nicht was das ist. Wenn es auf halb zehn Uhr zugeht, dann werde ich unruhig. Es treibt mich förmlich fort, das Bier schmeckt mir nimmer, die Gesellschaft paßt mir nim­mer. Es ist, wie wenn mich jemand fortziehen wollte. Da muß es mir am Herzen fehlen. Ich muß doch mal zum Doktor gehen." - “O, Dir fehlt nichts, Du bist kerngesund, ich kenne Dich doch schon lange. Geh nur immer gleich heim, das ist Dir am gesündesten." Die Frau gestand: Diese Unruhe kommt nach meiner Überzeugung vom hl. Schutzengel. Denn wäh­rend der Mann im Gasthof war, habe ich zu Ehren seines Schutzengels und der hl. Engel aller im Gasthaus den Schmerzhaften Rosenkranz gebetet, damit mein Mann sich wirklich erhole und abspanne, aber nicht der Trunksucht verfalle." 


 

Eine seit vielen Jahren bettlägerige Frau schreibt

 

Beim Morgengebet stelle ich mich täglich unter den besonderen Schutz meines Engels: Engel Gottes! Des höchsten Vaters Liebe hat mich dir anempfoh­len. Beschütze, heilige, leite, führe und regiere mich!" - Dann grüße ich die hl. Schutzengel all, meiner Kinder, Angehörigen, Freunde und Wohl­täter, aller, die mich pflegen, aller Priester, der Ju­gend und besonders aller Menschen, deren Seele in Gefahr steht ewig verloren zu gehen. Rufen die Glocken des Gotteshauses zum hl. Meßopfer, dann bitte ich meinen Schutzengel, für mich die hl. Messe zu besuchen und zwar mit dem uralten Gebet:

Hl. Schutzengel mein, geh für mich in die Kirch' hinein;
knie hin an meinen Ort, bet für mich die Messe dort" usw.
 

Sind die Schmerzen manchmal so groß, daß ich zum Beten zu müde bin, dann freue ich mich in dem Gedanken: Eure Engel schauen immerdar in das Antlitz Gottes. - Verliere ich durch Besuche oder Radio zu sehr die Sammlung in Gott, dann ist mir obiger Gedanke ein großer Trost.

Wie oft durfte ich des hl. Schutzengels Hilfe in rein natürlichen Dingen immer wieder erfahren! Wenn ich zudem ganz allein auf meinem Lager liege, weil die Angehörigen auf dem Feld sind, und ich bräuchte ganz dringend Hilfe, dann bitte ich meinen hl. Engel, er möge mir einen Menschen schicken und wirklich, es kommt jemand aus der Nach­barschaft und leistet mir Hilfe...

Wenn ich beim Rosenkranzbeten vor Müdigkeit manchmal ein­schlafe, habe ich das sichere Bewußtsein, daß mein guter Engel für mich weiterbetet. Ich glaube, es wäre eine große Leere in meinem Leben, müßte ich die Verbindung mit meinem hl. Schutzengel auf­geben. Arme Menschen, die meinen, der Schutzengel sei nur für die Kinderwelt da oder es gäbe über­haupt keinen. 

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Das Zeugnis der Hl. Schrift und der Überlieferung

 

Was sagt die Hl. Schrift von den hl. Engeln? Sie läßt uns an Hunderten Engelstellen etwas von de­ren Schönheit, Größe und Macht ahnen, aber nur ahnen.

Die Engel sind die Ersterschaffenen Gottes, seine strahlendsten Ebenbilder, ausgestattet mit einem leuchtenden Verstand, mit gottnaher Erkenntnis, mit machtvollem Willen, den Gesetzen von Raum und Zeit niemals unterworfen, kraftgewaltige Vollstrecker des göttlichen Wortes. Alles was wir von den Engeln sagen oder schreiben ist von menschlichen Er­kennen und Erleben her beurteilt; es reicht nie im entferntesten an ihre himmlische Herrlichkeit. Sie sind nach Petrus “Träger der Herrlichkeit" (2 Petr 2,11). Leider haben die Menschen diese gewaltigen Geistwesen in ihren Darstellungen verniedlicht und oft grausam verkitscht. Wir können uns die Engel nur in einer für uns verständlichen Gestalt, eines Idealmenschen, eines verklärten ju­ngen Menschen, vorstellen.

Die Hl. Schrift erwähnt die Chöre der Engel: Seraphim, Cherubim und Throne, Herrschaften, Kräfte, Gewalten und Fürste, Erzengel und Engel.

Der erste, der deutlich von den neun Chöre schreibt, ist der hl. Dionysius.

Die drei obersten Chöre sind die großen Anbeter des dreifaltigen Gottes; sie sind zugleich die Mittler zwischen Gott und den tiefer stehenden Chören.

Sie sind Diener Gottes, seiner Kirche, sowie aller Menschen. Sie führen, behüten, beraten, mahnen und verteidigen die Menschen im Kampf gegen die höllischen Mächte. Sie sind die Mittler zwischen Gott und den Menschen.

Der hl. Michael als Fürst der himmlischen Herrscharen ist ein Seraph, genauso Gabriel. Raphael sagt, daß er einer der sieben Engel vor dem Thron Gottes ist. In Lourdes sind die sieben Gaben des Hl. Geistes als sieben Seraphe dargestellt, denn die Engel vermitteln uns die Gnaden des Hl. Geistes. 


 

So spricht der Herr schon bei Moses:

 

“Siehe ich sende meinen Engel, daß er vor dir hergehe, dich auf dem Weg behüte und dich an den Ort führe, den ich bereitet habe. Achte auf ihn und hör auf seine Stimme! Glaube nicht, ihn mißachten zu dürfen. Wenn du sündigst, wird er dir nicht verzeihen, denn mein Name ist in ihm. Wenn du aber auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sage (durch diesen Engel), so werde ich der Feind deiner Feinde sein und schlagen, die dich schlagen. Und mein Engel wird vor dir hergehen.” - Diese Worte aus Ex 23,20-23, sind die Worte aus der Lesung vom Schutzengelfest und gelten für jeden von uns.

 

König David schreibt im Psalm 90, diesem ergreifenden Hohenlied des Gottver-trauens: “Gott hat seinen Engeln deinetwegen befohlen, dich zu behüten auf all deinen Wegen; sie sollen auf ihren Händen dich tra­gen, daß dein Fuß sich an keinem Stein stoße; schrei­ten kannst du auf Nattern und auf Schlangen, zer­treten wirst du Löwen und Drachen." (Ps 90,11-13)

Eine wunderbare Stelle, die uns einmalig Gottes Vaterliebe zum Menschen auf­leuchten läßt. Er hat nicht nur Seinen Sohn für uns dahingegeben; er hat uns auch Seine Diener zur Seite gestellt, die schon einmal am Anfang das Böse besiegten. Nach Seinem Willen sollen die Engel die Menschen auf allen Wegen geleiten und vor Gefahren des Leibes und der Seele behüten.

Stein bedeutet nach den Gottesgelehrten die stei­nernen Tafeln des Moses mit den Zehn Geboten Gottes. Die Engel sollen uns also zu allererst vor Übertretungen der Gottesgesetze bewahren helfen. Sie sollen uns ferner schützen vor Nattern und Schlangen, d. h. vor Bosheit, Neid, Mißgunst, Falsch­heit, Verlogenheit der Menschen und des Teufels; sowie vor Löwen und Drachen, das ist Gewalt und 'Ungerechtigkeit, denen wir im Leben ausgesetzt sind. 


 

Ihre Engel schauen das Angesicht Meines Vaters."

 

Im Evangelium sagt Jesus, die ewige 'Wahrheit selbst: “Seht zu, daß ihr keines von diesen Kleinen verachtet, denn, ich sage euch, ihre Engel schauen immerdar das Antlitz Mei­nes Vaters, der im Himmel ist." (Mt 18,10-11).

Der Herr sagt, daß sie alle einen Engel haben und daß diese Engel in das Angesicht des himmlischen Vaters schauen, etwas Wunderbares, Göttliches, und daß sie darum von dort herrliche Erkenntnisse und Macht für ihre Schützlinge erhalten. Wenn auch an dieser Stelle Jesus nur von Engeln der Kinder spricht, so ist es katholischer Glaube von Anfang an, daß alle Menschen einen Engel haben, denn es ist im Alten und Neuen Bund immer wieder von den begleitenden, schützenden, hel­fenden Engeln die Rede.

Einige Beispiele dafür: Ein Engel tröstete die weinende Hagar und zeigte ihr für das verdurstende Kind die rettende Quelle. Engel führten Lot und seine Familie aus der brennenden Stadt Sodoma. Der Engel Raphael geleitete Tobias in das fremde Land, rettete ihn vor dem Rachen des Fisches; führte ihm in Sara eine gute, tüchtige Lebensgefährtin zu, brachte ihn wieder heil nach Hause und schenkte dem blinden Vater das Augenlicht wieder. Ein Engel war bei Josua, als es soweit war, daß die Israeliten in das Land der Verheißung einziehen sollten. Ein Engel munterte Gideon zum Kampf auf. Ein Engel rettete Samson aus der Knechtschaft der Philister. Ein Engel des Herrn schlug in einer Nacht 185.000 Mann im Lager der Assyrer. Auch die Makkabäer wurden durch Engel im Kampf unterstützt.

Engel holten Petrus und Johannes aus dem Gefängnis. Ein Engel befreite den schlafenden Apostel­fürsten aus dem mit vier Wachen besetzten Kerker, und als die Jünger nachts von der Magd erfuhren, Petrus stehe draußen an der Tür und klopfe, da sag­ten sie: “Du bist von Sinnen; das ist nicht er, es ist sein Engel."

Auch erfahren wir aus der Bibel, daß die Engel den Sterbenden beistehen und ins himmlische Reich geleiten. Der Herr selbst hat uns dies in der Parabel ganz plastisch erzählt: “Da starb der Arme (Lazarus) und wurde von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen." (Lk 16,22)

Christus der Herr kam, um alle zu retten. Er will nicht, so sagt Petrus in seinem 2. Brief, daß auch nur ein einziger verloren gehe. Alle sollten zur Sinnesänderung kommen. Dazu sind die Engel als mächtige treue Helfer gegeben. Ja immer und immer ist die Rede von den hl. Engeln als Wächter und Schützer, als Begleiter und Helfer der Menschen. Es ist Glaubenssatz der Kirche, daß jeder Mensch durch das Erbarmen Gottes einen Schutzengel hat. Ein wunderbares Geschenk des himmlischen Va­ters! Da diese den einzelnen Gliedern des mystischen Leibes Christi dienen, dienen sie Christus dem Haupt selbst.

Engel sind von Anfang bei Jesus: bei der Verkündigung, bei der Geburt singen sie das Gloria, nach der Versuchung in der Wüste, am Ölberg, an Ostern und an Himmelfahrt. 


 

Das Zeugnis der Kirchenväter und Heiligen

 

Der hl. Hieronymus lehrt: “So groß ist die Würde der Seele, daß eine jede von Geburt an einen Engel zu ihrem Schutz zugewiesen erhält."

Die hl. Cäcilia sagte zu ihrem Gatten: “Ich habe einen Engel als Beschützer meines Leibes, der eifersüchtig auf meine Ehre ist; verletze sie nicht."

Der hl. Augustinus bekennt: “Wenn Gott die Menschen so sehr geliebt hat, daß Er Seinen Sohn in die Welt gesandt hat, warum soll Er nicht Seine Engel schicken? - Mit großer Sorgfalt und achtsamen Eifer stehen uns die Engel zu allen Stunden und an allen Orten hilfreich bei. Sie eilen besorgt zwischen uns und Gott hin und her." Und er fährt fort: “Ach, wie doch die Engel uns lieben: sie helfen in der Arbeit, Sie beschützen in der Ruhe, sie feuern im Kampfe an, sie krönen im Siege." Groß ist ihre Sorge; groß der Erweis ihrer Liebe zu uns.

Der hl. Bernhard sagt: Eine Seele ist nie ohne Geleit der Engel, es sage mir keiner, wo sind sie oder wer hat sie gesehen. Diese so erleuchteten Gei­ster wissen, daß euere Seele mehr Wert hat, als die ganze Welt." - Ist das nicht eine lichte, trostvolle Wahrheit? Sollen wir nicht von Herzen dafür danken! - Magnifikat !

Der hl. Thomas von Aquin lehrt: “Die hl. Engel be­ginnen ihr Schützeramt vor der Taufe. Sie verlassen die ihnen Anvertrauten nie ganz, so gottlos sie auch leben mögen."

Der Dichter Leon Bloy wagt zu sagen: “Der schmutzigste Strolch ist so wertvoll, daß er von einem beschützt wird, der über ihn ganz allein wacht." 

 


Der Glaube an den Schutzengel muß wieder lebendiger werden
 

...Die moderne Technik, genährt von einer materia­listischen Weltanschauung, hat vielfach den Glauben an Gott und an die Engel aus unserer Zeit verbannt. Dadurch, daß im täglichen Leben in Presse, Funk und Fernsehen die Wirklichkeit Gottes dauernd unter­schlagen wird, daß der Name Gottes fast nie genannt wird, noch weniger sein Wirken, wird das Christen­tum immer mehr abgebaut, ja es wird dem Christen immer schwerer gemacht.

Aber die dämonischen Auswirkungen der Technik von heute, die laufend unverantwortlichen Versuche mit Atombomben, die dadurch nachgewiesene Ver­giftung der Atmosphäre, die noch nicht vorauszu­sehenden Gefahren und Schädigungen für Menschen und Dinge, steigern das Verlangen nach Geborgen­heit, nach Hilfe, nach Schutz. Diese aber können die Menschen nicht geben. Darum wird der Glaube an den Schöpfer, der Glaube an den Schutzengel bei vielen in dieser Zeit wieder wacher, wieder lebendi­ger werden. “So mag es sein, daß nun wieder die Stunde der Engel ist, wie auch die Stunde Gottes unter dem Sturmesbrausen entfesselter Schöpfungs­kräfte neu angebrochen ist." (Winklhofer) 


 

Schutzengelerscheinungen gibt es auch heute noch.

 

Sie sind im Leben der modernen Heiligen verbürgt, ebenso im Leben be­sonders erwählter Seelen. Ich nenne P. Reus SJ (✝ 1947), die edle Mutter Maria Theresia Meyer-Bern­hold' (✝1952) und die edle Mutter Vogl (✝ 1956), die öfter ihren Schutzengel sahen und reden hörten. 


 

Das tröstende Zeugnis der hl. Kirche

 

Noch ein Zeugnis für den Schutz- und Geleitdienst unseres hl. Engels und zwar im wichtigsten Augenblick unseres Lebens darf hier angeführt wer­den: Im Augenblick unseres Heimgangs. Es ist das Zeugnis der kirchlichen Liturgie. Mit allen neun Chören umstellt die Kirche den scheidenden Christen. Sie sollen die Seele begleiten in die schweigenden Weiten der Ewigkeit, daß das Sterben durch die Hin­gabe des eigenen Lebens an den Höchsten zum Gottes­dienst werde. Die weihevollen Sterbegebete gründen in dem Schriftwort: “Deiner Seele, die aus dem Leib zieht, eile die glanzvolle Schar der Engel entgegen." 

 

Ziehe hin aus dieser Welt, im Namen der Engel und Erzengel

 

Ergreifend betet der Priester am Sterbebett fol­gende Gebete*:

“Christliche Seele ziehe hin aus dieser Welt - im Namen der Engel und Erzengel, im Namen der Throne und Herrschaften, im Namen der Fürstentümer und Mächte, im Namen der Cherubim und Seraphim. - Es weiche von dir der furchtbare Satan mit seinen Gesellen, wenn du von Engeln geleitet nahst, und entfliehe in die gestaltlose Wüste ewiger Nacht. - Möge der Himmel dir offenstehen und die Engel sich mit dir freuen! - St. Michael, Gottes Erz­engel, der zum Bannerträger der himmlischen Heerschar erkoren ward, empfange deine Seele! Gottes hl. Engel sollen dir entgegeneilen und dich in die himmlische Stadt Jerusalem geleiten."

(* Die alten Gebete vor der Liturgiereform, wo viele gute, alte Gebete einfach gestrichen wurden, wie auch das Erzengel Michaelgebet nach der hl. Messe.)

Die Kirche bittet all die liebevollen mächtigen Geister, sie möchten dem armen Sterbenden zu Hilfe kommen; sie beschwört dieselben, sie möchten die bösen Geister vertreiben, die in diesem gefährlichen Augenblick den Kranken beunruhigen.

Die Gebete der Kirche erstrecken sich über den Tod hinaus, denn sobald die Seele vom Leib geschieden ist, fleht sie innig: “Eilt herzu, Engel des Herrn; nehmt seine (ihre) Seele auf und bietet sie dem Allerhöchsten dar; - Christus möge dich emp­fangen, der dich gerufen hat, und in Abrahams Schoß* mögen die Engel dich geleiten. Nehmt seine (ihre) Seele auf und bietet sie dem Allerhöchsten dar." - (*Schoß Gottes ist gemeint.) Im Schoß des ewigen Vaters wird uns die ewige Ruhe und das ewige Glück. Von Gott haben uns die Engel empfangen; zu Gott tragen sie uns zu­rück, diese herrlichen lichten Geistwesen. 


 

Was folgern wir daraus?

 

Unbedingt mehr Glauben, mehr Vertrauen, mehr Liebe zu unseren hl. Engeln. - Wohl gilt uns Christen der Glaube und die Liebe zu Gott als das Höchste und Erstrebenswerteste; wohl bleiben die hl. Sakramente die wichtigsten Gnadenkanäle für unsere Heiligung und das hl. Meßopfer der gnadenvollste Akt unserer Gottes-verehrung; aber der Glaube und die Liebe zu den hl. Engeln helfen unser Leben viel froher, tiefer und reicher machen.

Ich schreibe ausdrücklich: der Glaube und die Liebe zu unseren heiligen Engeln (Mehrzahl!), und nicht bloß: zu unserem Schutzengel (Einzahl!), denn die Hl. Schrift sagt: “Gott hat Seinen Engeln deinetwegen befohlen." Gemeint sind auch die Engel derer, die um uns sind: deines Gatten, deiner Gattin, El­tern, Kinder, deiner Geschwister, Vor­gesetzten, Untergebenen, deiner Nachbarn, deiner Arbeitskameraden und all derer, mit denen du täglich zusammenkommst.

Gott gab in Seiner Vaterliebe jedem Menschen einen Engel zur Seite; jeder Engel darf und will in reichem Maß dienstbar sein. Freilich beengen die Engel in keiner Weise unsere Freiheit. Wie Gott sel­ber, respektieren auch die Engel die Freiheit eines jeden, denn das ist der Wille Gottes, daß wir uns frei entscheiden. Sie können es nicht verhindern, daß wir ihnen entgegen handeln, daß wir sündigen und unse­ren freien Willen mißbrauchen. Wie notwendig, daß wir ihnen, diesen großen Freunden, die immerzu in das Antlitz Gottes schauen, stets hörig, liebend und folgsam begegnen. Welch schwere Verantwortung für uns! 


 


Nichts ohne die hl. Engel - Gebet zu den Engel der Mitmenschen

 

Eine viel in Anspruch genommene Geschäftsfrau, zugleich aber treue Apostelseele, schrieb mir folgende wertvolle Zeilen:

„Der Schutzengel ist mir ein lieber, guter Freund, dem ich dankbar und sehr herzlich verbunden bin. Ich erzähle ihm von meiner Arbeit, meinen Freuden und Leiden, bitte ihn um seine Hilfe, schicke ihn mit “Aufträgen" zu Menschen, die mir lieb sind, und sage ihm recht oft Dank für seine grenzenlose Geduld, die er mit mir hat. - Eigentlich tue ich nichts, ohne die hl. Engel herzubitten. Am Morgen erbitte ich mir “Audienz" beim Engel meines Mannes, bei denen unserer Kinder, bei den Engeln unserer Angestellten, Kunden, Lieferanten und rede mit ihnen.

Den hl. Engeln überlasse ich dann alles. Sie entwirren Arger, beseitigen Mißver-ständnisse, helfen mit, wenn die Arbeit menschliche Kräfte übersteigt.

Die Engel springen ein, wenn manchmal geschäft­liche Sorgen drücken. Oft schon hat mein Mann etwa gesagt: Geh, sprich mit den Engeln! Morgen sind mehrere Tausend Mark zur Überweisung fällig. So etwas regt mich nie auf. Gott weiß, was wir brau­chen und die Engel vermögen sehr viel. Sie haben mich nie enttäuscht. Immer noch haben wir mit ihrer Hilfe zahlen können. Die Hilfe der hl. Engel erlebe ich in einem vernünftigen Anliegen prompt!

Ich grüße die Engel unserer Kirche, die Engel derer, die mit mir das hl. Opfer feiern, besonders den des zelebrierenden Priesters. Ich spreche mit den Engeln der Menschen, die mir begegnen; mit den Engeln der Menschen, denen ich besonders dankbar verbunden bin; mit den Engeln meiner Sorgenkinder - ich habe deren viele! - Ich grüße die einzelnen Chöre der Engel und mit ihnen zusammen die Got­tesmutter. Sprich “mit ein wenig Herzklopfen" mit dem gewaltigen Fürsten Michael, bete mit Gabriel, dem Marienengel, den Englischen Gruß und stehe mit dem hl. Raphael ganz auf “Du und Du". Ich fand zu ihm in der Zeit unserer Brautschaft: Mein Mann und ich mußten einen sehr schweren Weg in der Liebe gehen. - Menschlich gesehen ist und bleibt es mir unbegreiflich, wie wir es geschafft haben. Meine Mutter, sonst so lieb und gut, hat uns - ohne Übertreibung - das Leben zur Hölle gemacht. Mein Mann und ich kannten uns zehn Jahre lang!

Der h­l. Raphael hat alles gefügt. Die furchtbaren Schwie­rigkeiten, an welchen ich unsagbar litt, lösten sich friedlich. Mutter sah plötzlich klar, es tat ihr leid. Wir hatten einen herrlich schönen Hochzeitstag und das Verhältnis zwischen Mutter und uns ist ideal. Dank euch, ihr hl. Engel! 


 

Schwiegermutter und Schwägerinnen

 

Meine Schwiegermutter ist, so fährt sie fort, ein ganz schwieriger Charakter. Ein Pessimist in Rein­kultur! Sie geht sonntags in die Kirche und ein paar Mal im Jahr zu den Sakramenten. Unser religiöses Tun aber ist ihr oft ein rotes Tuch. - Meine beiden Schwägerinnen führen eine Ehe, wie es viele gibt.

Unsere Gemeinschaft ist eine herzlich frohe. Mein Mann ist sehr ritterlich zu mir und ich bin besorgt um ihn. Und wieder: ein rotes Tuch! Meine Schwägerin­nen können über ihre Ehe reden. Ich kann es nicht. Ich kann nicht mit meiner Schwieger-mutter darüber sprechen. Ich tue es beim lieben Gott. Und wieder: rotes Tuch! “Wir seien so anders!" Und jetzt kommt das Lustige. Trotz all der Dinge, an denen ich oft schmerzlich trage, habe ich ein nettes, gutes Verhält­nis zu meiner Schwiegermutter, dank der Engel. Frei­lich, manchmal bombardiere ich die Engel schier mit meinen “SOS-Signalen", aber sie kommen! Und ich vergesse nie, ihnen zu danken. Wenn wieder eine Schlacht geschlagen ist, freuen wir uns beide: die Engel und ich. Das sind meine Engelbegegnungen. Ich spreche auch mit den Engeln der Politiker usw. - Lächeln Sie jetzt?"

Ja, wir sollten viel mehr persönlichen Kontakt, liebenden Umgang, viel mehr vertrauens­volle Aussprache mit unserem Engel und denen der anderen haben! 


 

Ihr großer dreifacher Schutz

 

Der Vater-Gott im Himmel gab uns das Leben, die Gesundheit, die Arbeitskraft, lauter wertvolle irdische Güter und zu ihrer Erhaltung gab er einen unsichtbaren, aber starken himmlischen Freund als Wächter und Schützer zur Seite. Ja, die hl. Engel sind uns gegeben zum Schutz für die irdischen Güter. Wir dürfen und müssen sie ihnen empfehlen darum jeden Morgen dem hl. Engel Audienz geben mit einem herzlichen Gruß:

O Engel mein, o Schützer mein, du Führer meiner Seele, laß mich dir empfohlen sein, daß ich vor Gott nicht fehle! Beschirme mich bei Tag und Nacht, erleuchte meine Pfade, halt über mich getreue Wacht, daß mir der Feind nicht schade!"

Oder kürzer: “Guter Engel, schütze mich bei Tag und Nacht!" 


 

Begleiter auf all unseren Fahrten

 

Wenn wir ein Fahrzeug besteigen, Fahrrad, Motor­rad, Auto, Traktor, Eisenbahn, Flugzeug usw., ver­gessen wir nie, unsere hl. Engel dazu einzula­den! Grüßen wir voll Vertrauen aber auch die hl. Engel der Fahrzeuglenker sowie die Engel aller Mitfahrenden: “O bitte, gebt ihr die rechte Lenkung, sobald eine Gefahr auftaucht; seid zur Hand, wo keine andere Hand uns beisteht; wehrt den Gefahren, die uns verborgen sind! Ihr schaut ja in Gottes helles, allwissendes Angesicht." Ich glaube, die vielen erschreckenden Verkehrsunfälle würden sofort weni­ger werden, wenn die hl. Engel häufiger und vertrauensvoller zu allen Fahrten eingeladen würden. 


 

Sie sind Helfer bei der Arbeit

 

Laden wir unsere hl. Engel auch zur Arbeit ein! Wir werden freudiger, tapferer anpacken, wenn wir wissen, der Engel Gottes ist dabei! Die edle Mutter Vogl (✝1956) tat sich in ihrem hohen Alter beim Einfädeln der Nadel immer recht schwer. Was machte sie? Kindlich vertrauend bat sie jedesmal ihren Schutzengel: “O bitt schön, hilf du mir wieder!" - und sie bat nicht umsonst. Gerührt dankte sie ihm jedesmal für den Liebesdienst!

Wie viel fleißiger würden unsere Kinder lernen; wie viel folgsamer zu Hause und in der Schule sein, wenn sie angeleitet würden, gerne an ihren heiligen großen Engel zu denken und ihn zum Beten, zum Folgen, zum Lernen einzuladen, so wie es Mutter Maria Theresia Meyer-Bernhold stets als Kind tat.

Vor einer Operation sollen wir rechtzeitig die hl. Engel der Ärzte, Krankenschwestern und des Pflegepersonals bitten, damit sie alles Schä­digende und Störende fernhalten.

Vor wichtigen Unternehmungen (Prüfungen, Geschäftsabschlüssen) sollen wir unseren hl. Engel und die Engel der Beteiligten vertrauensvoll im Geist grüßen. Weil sie unwandelbar und immerdar in das Antlitz Gottes schauen, wissen sie Wege, wo uns oft alles weglos erscheint.

Darum mehr Glauben, mehr Vertrauen, mehr Liebe zu unseren hl. Engeln! Hat der hl. Bernhard nicht recht, wenn er sagt: “Welche Ehr­furcht mußt du vor so einem erhabenen Fürsten haben, der immer an deiner Seite steht! Welch inniges Vertrauen, wenn du weißt, daß er dich mit so großer Güte und Sorge umgibt! In jedem Gemach, in jedem Winkel. Sei ehrerbietig gegen deinen hl. Engel!"  


 

Mitten im Kampf der Geister

 

Der Engel Gottes ist uns gegeben zum Schutz der irdischen Güter, noch mehr aber zum Schutz der see­lischen Güter. Das kostbarste seelische Gut ist das göttliche Leben in uns, die heiligmachende Gnade. “Ihr seid teilhaftig der göttlichen Natur" (2 Petr 1,4). Dieses göttliche Gut aber tragen wir, wie der hl. Paulus sagt, in einem zerbrechlichen Gefäß. Des Schutzengels höchste Sorge ist es, daß wir durch keine Todsünde Gott aus dem Herzen treiben. Der Teufel aber, der Widersacher Gottes, der Menschenmörder von An­beginn, bietet alle Verführung auf, alle Schliche, um dem Menschen das göttliche Leben zu entreißen. Er ist ein großer Neider.

So ist der Mensch mit seinem sterblichen Leib und seiner unsterblichen Seele auf seinem Weg zu Gott in den Kampf der Geister gestellt, heute mehr denn je. Dieser Kampf ist unerbittlich bis in die letzten Kon­sequenzen. Das Wesentliche, um das es geht, ist die Beute für den Teufel. Diese Beute ist immer der Mensch, das ewige Sein des Menschen in Gott oder das ewige Nichtsein im Abgrund der Hölle - ewig ohne Gott. Seit der Stunde, da Luzifer mit seinem Anhang aus der Anschauung Gottes geworfen wurde, haben die Mächte der Finsternis die unheimliche Gier, die Menschheit in ihren Abgrund, in ihre Finsternis hineinzuziehen.

Die Glieder des geheimnis­vollen Leibes Jesu Christi wollen sie zu Gliedern des teuflischen Leibes Satans machen. Der Mensch aber aus sich allein ist nicht fähig, den Kampf mit den Mächten der Finsternis zu bestehen: er braucht den guten Engel. Gott gab in Seiner Liebe diesen guten starken Engel an seine Seite, so daß kein Mensch allein ist; er ist immer zu zweit mit ihm. Die­ser gute Engel aber wendet sein Angesicht nie vom Angesicht Gottes ab und steht auf diese Weise be­ständig im strahlenden Licht der Anschauung des Dreieinigen Gottes. In diesem Licht kann er jede Dunkelheit der herandrängenden Mächte der Hölle zurückweisen. Er kann wirksam eingreifen und helfen, so der Mensch will! An uns liegt es zuerst! 


 

Gott lieben - unser Höchstes!

 

Der Engel hilft aber auch das göttliche Leben in der Seele, in einem reichen Tugendleben zu entfalten. Er ist ja ein Abbild des dreifaltigen Gottes, wirksam in Seiner Kraft. Ein Beispiel aus unserer Zeit: Eine Or­densschwester, in ihrem Beruf außerordentlich in An­spruch genommen, aber stets voll brennenden Ver­langens, immer in der Gegenwart Gottes zu wandeln und Gott aus ganzer Seele lieben zu dürfen, betete oft während des Tages: “Lieber hl. Engel, bitte sag mir jede Stunde liebe deinen Gott!" - Und was war der Erfolg, dieses innigen Vertrauens und Betens zu ihrem guten Engel? Diese Schwester durfte Gott herzlich lieben lernen. Sie starb noch jung an Jahren als eine ganz reife, gotterfüllte Seele.  


 

Das hohe Gut der Liebe zu den Menschen

 

Wie tröstlich! Die hl. Engel helfen uns Gott lieben und sind unendlich erfreut darüber; sie helfen uns auch den Nächsten im Kreis der Familie, der Verwandtschaft, der Nachbarschaft, der Gemeinde in der rechten Weise zu lieben, nur müssen wir ihre himmlische Hilfe in Anspruch nehmen! Müssen sie wirken lassen.

Brautleute sollen nicht nur den eigenen Engel täg­lich grüßen, sondern auch den Engel des Partners; sie sollen mit dem hl. Raphael dem himmlischen Brautführer, auf Du und Du stehen! Ja nicht in den Ehestand treten, ohne vorher den guten Engel ange­fleht zu haben!

Der hl. Chrysostomus sagt: “Man beschwöre seinen hl. Engel, er möge den Geist der Unenthaltsamkeit bannen, der die Menschen nach Art der Tiere voll heftiger Leidenschaft in die Ehe treibt und den Geist des Christentums zu ersticken droht!" - Heute furchtbarer denn je!

Eheleute sollten sich täglich gegenseitig ein Segens­kreuz auf die Stirne zeichnen und den hl. Schutz­engel mutig anrufen, wenn es Differenzen gibt. Es gäbe mehr Liebe und Frieden, mehr Freude und Glück in den Ehen, wenn man mehr die gottliebenden Geister anrufen würde. Die Liebe muß das Größte in der Ehe sein! 


 

Eine werdende Mutter soll stets vertrauend den Engel des Kindes grüßen,

 

das sie von Gott gesegnet unterm Herzen tragen darf, “sie soll eine wirkliche Verehrung zum Engel ihres Herzenskindes pfle­gen".

Alle Eltern sollen täglich die hl. Schutzenge ihrer Kinder grüßen, sowie die Engel jener Menschen mit denen die Kinder umgehen und umgehen müssen. Wieviel Verderbnis, Verführung, Verhetzung kommt von außen an die Kinder heran, zu Hause und noch mehr in der Fremde. - Muß man die Kinder oder Untergebenen zurechtweisen, so grüße man vorher kurz und innig ihren Schutzengel. Diese bahnen un­seren Worten den Weg in ihre Herzen, auf daß de: Tadel angenommen wird und Besserung geschieht.

Auch Kinder sollen bei Spannungen gerne die En­gel ihrer Eltern und Vorgesetzten grüßen. Es wird ihnen nicht mehr so unnötig, verletzend und kleinlich befohlen. Der Gehorsam wird leichter und pflichtge­mäß verständlicher geleistet. Die Liebe wird wärmer Für manche Schwierigkeiten zwischen Schwiegereltern und Schwieger-kindern, sowie zwischen erwachsener Geschwistern ist die gegenseitige Anrufung des hl. Schutzengels die beste “Vermittlungsinstanz".

Sollen Engel ihre Helferrolle in unserem Leben er­füllen, dann müssen wir sie unbedingt verehren. Nicht als ob sie um jeden Preis angebettelt sein woll­ten! Sie sind immer bereit zu helfen, aber die Verehrung der hl. Engel verändert etwas in uns. Sie macht uns empfänglich für die übernatürlichen Gnaden, die sie uns vermitteln sollen.  


 

Weltweite Liebe mit Hilfe der Engel

 

Die hl. Engel helfen uns zur rechten Liebe im engen Kreis der Familie und Verwandtschaft, im weiten Kreis der Gemeinde und des Volks. Christen aber müssen in ihrer Liebe weltweit werden; heute mehr denn je. Wie aber können wir das? - Durch das wunderbare Gebet, das der HERR der ehrwürdi­gen Sr. Betrone (✝ 1946) gegeben hat: "Jesus, Maria, ich liebe euch. Rettet Seelen!" - Bitten wir' den hl. Engel, er solle uns oft daran erin­nern und dieses Gebet mit uns sprechen!

Die Gefah­ren für die Welt sind groß und ernst. Es können Hunderttausende auf einmal weggerafft werden, ja Millionen - auch ohne Krieg. Die Katastrophen in der Welt werden immer mehr, immer unheimlicher; die atmosphärischen Einwirkungen immer bedrohlicher. Der Atomstaub kann zur Weltgefahr werden. Es muß für uns Christen darum ein drängendes An­liegen sein, täglich für die Rettung der Seelen zu be­ten und zwar für alle Seelen auf dem weiten Erdenrund, besonders aber für die Sterbenden. Normal sind es täglich 300.000 und in der Woche ca. zwei Millionen, die vor Gottes Gericht treten. All diesen soll unser Gebet gehören. Wie gerne wird uns der hl. Engel weltweit beten helfen! Dem Beten folgt das Opfern und Leiden für dieses welt­weite Apostolat, für die Rettung der Seelen"  


 

Die Keuschheit ist nicht mehr modern!

 

Höchstes Gut der Seele ist der Besitz Gottes und die Liebe zu Ihm. Aus der wahren Gottesliebe fließt die echte Nächstenliebe. Ein hohes Gut der Seele ist dabei die Keuschheit, leider ein sehr verkanntes und zertretenes Gut! Wenn schon Langbehn vor mehr als 100 Jahren klagen mußte “Keusch­heit ist nicht mehr modern" dann müssen wir es lei­der mit noch mehr Schmerz sagen.

Teuflisch ist der Kampf gegen dieses hohe seelische Gut; - offen und versteckt ist der Angriff. Im Namen des Geschäftes wird schamlose Re­klame gebracht; im Namen der Pressefreiheit ge­meinste Darstellungen in Büchern, Illustrierten, Film, Fernsehen und Internet. Dort breiten sich offen Lasterstätten der Unzucht aus. Fernsehen und Internet werden zu schandbaren Verführern. Eine erschreckende sexuelle Sündflut ist die Folge. Beten wir oft und mit tiefem Vertrauen zu unseren hl. Engel, ja mit allen Engeln: Weicht ihr bösen Geister der Unkeuschheit im Namen des dreieinigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. 


 

Hüter keuschen Lebens

 

Gewiß ist nach dem Urteil der Kirchenväter die Keuschheit oft ein Martyrium, zwar kein blutiges, aber nicht weniger beschwerlich, sei es hinsichtlich der Dauer durch ein ganzes Leben oder wegen der Ver­suchungen Tag für Tag. Aber gerade deswegen ist ein keusches Geschlecht ein starkes, ein Geschlecht voll übernatürlich zeugender Kraft, glücklich und geseg­net. “O wie schön ist ein keusches Geschlecht! Bei GOTT und den Menschen ist es in Ehren!" Keusch sein aber kann man nur mit der Gnade Gottes. Der hl. Schutz­engel ist ein mächtiger Hüter der Keuschheit. Er verhindert, daß uns die bösen Geister un­unterbrochen angreifen, er jagt sie in die Flucht; er beeinflußt Gemüt und Phantasie wohltuend. Er hilft im Kampf zum Sieg! - Rufen wir doch den hl. Engel bei jeder unkeuschen Versuchung.

Er hilft uns die sündige Gelegenheit fliehen: in der Flucht liegt der Anfang des Sieges! - Rufen wir vor allem auch Maria, die reinste und unbefleckt empfangene Mutter ­des Herrn! Eine wunderbare Hilfe ist nach dem hl. Ludwig Maria Grignion das Gebet: “O Mutter. und Königin, ich entsage mir selbst, meiner sinnlich fleischlichen Natur, und weihe mich ganz dir und durch dich deinem göttlichen Sohn." -

Keuschheit ist ein hohes, wenn auch sehr gefährde­tes Gut der Seele: Selig, die reinen Herzens sind! - Ob außer der Ehe oder in der Ehe; ob vor der Ehe, in oder nach der Ehe: “Kein Preis wiegt eine enthalt­same Seele auf" (Sir 26,15).

Jung oder alt! Wie viele Siege verdanken wir dem hl. Schutzengel! Wie viel mehr würden wir ihm verdanken, wenn wir noch treuer und vertrauender zu ihm stünden!

Ein alter Mann sagte einmal, jedesmal wenn er in der Versuchung zum hl. Raphael betet, geht es gut. Ein kleines Gebet zu ihm zerstört jede Versuchung. Vergißt er es aber, dann fällt er. Also immer zum hl. Raphael beten!

Vergessen wir nicht: Ohne Keuschheit kein Gnadenstand, ohne Keuschheit keinen Himmel. Selig, die reinen Herzen sind, sagt Jesus in der Bergpredigt.


 

Eine Frau erzählte mir vor Jahren einmal, sie bestelle jeden Monat zu Ehren des Schutz­engels ihrer fünf Kinder eine Votivmesse mit der Bitte, die hl. Engel möchten ihre Kinder keusch und rein durch die Jugend geleiten und sie einmal den rechten Stand wählen lassen. Ich darf bestätigen, der Segen dieser hl. Messe wurde greifbar an diesen Kindern. - Ja, die Votivmessen zu Ehren der hl. Schutzengel erfreuen diese sowie den ganzen Him­mel; noch mehr, wenn wir beim hl. Opfer persönlich mitbeten, dabei die hl. Kommunion empfangen und - das ist sehr, sehr wichtig! - dazu jedesmal den hl. Schutzengel einladen; ein Segensdank, den wir ihm dadurch abstatten dürfen! Opfer und Kommunion vermehren seine Herrlichkeit. 


 

Wider alle Angst und Verzweiflung!

 

Ein weiteres seelisches Gut, das uns der hl. Engel bewahren hilft, sei hier erwähnt: ein starkes, ein ungebrochenes Gottvertrauen! Wenn wir manchmal gesündigt haben; überkommt uns oft eine be­schämende Traurigkeit, die uns allen Mut nehmen will; wenn uns mit Göttes Zulassung unsere Gesund­heit, unsere Ehre, unser Besitz, unsere Stellung ge­raubt wird, werden wir ganz verzagt; wenn wir an die gefahrvolle Zukunft, vor der wir stehen, denken, möchte uns angst und bange werden. Gerade das ist es, was, der Teufel will:, uns angst machen, uns mutlos machen, uns zur Verzweiflung bringen. Das ist dann rein Sieg! “Er ist des Menschen ältester Feind, und alle Arten; die Menschen zu versuchen, alle die Menschen zu Fall zu bringen, hat er selbst durch den Gebrauch gelernt" (hl. Cyprian). Bringt er einen Menschen zur Verzweiflung wie Judas, dann trium­phiert er.

Um unserer Erlösung willen hat der Herr selbst am Ölberg bitterste Seelenangst bis zum Rand der Verzweiflung durchlitten - dann aber die Hilfe der Engel angenommen. Gerade in schweren Versuchungen sollen wir den hl. Schutzengel mehr als sonst an­rufen. Er darf helfen, er wird helfen. “Der hl. Engel kann weder besiegt noch verführt werden" (hl. Bernhard). 


 

Ein Tröster in Kreuz und Leid!

 

Er hilft zum rechten Vertrauen, zum Frieden der Seele, und zum starken Kreuztragen. Wenn uns auch der gute Engel Kreuz und Leid, das Gott für uns be­stimmt hat, nicht wegnehmen kann, so kann er trö­sten und stärken, auf daß wir die Prüfung bestehen. Die leidende Liebe ist ja die größte, die fruchtbarste. - Es wird mit Recht angenommen, daß Seelen, die lange krank sind, zu ihrem Schutzengel noch einen Leidensengel bekommen, damit sie ihre Heimsuchung zum Heil der eigenen Seele und zum Heil anderer Seelen tapfer tragen können: welch ein wundersamer Trost!

 

Die unsichtbaren Freunde, die uns der Himmel zur Seite stellt, sind uns gegeben zum Schutz der irdi­schen Güter, zum Schutz der seelischen Güter und nicht zuletzt zur Erreichung des ewigen Heils.

Gerade im Augenblick unseres Heimgangs verdop­pelt der Teufel seine Bemühungen, weil er weiß, daß dieser Augen­blick unsere Ewigkeit entscheidet. Auch hier gilt, was der hl. Paulus schreibt: “Wir haben zu kämpfen nicht (nur) gegen Fleisch und Blut, sondern wider die Herrschaften und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die Geister der Bosheit in den Lüften (Eph 6,12).

Der Teufel kennt, wie der hl. Papst Gregor der Große sagt: all unsere Schwächen, unsere Charakterschwächen, unsere Leidenschaften, die uns das ganze Leben hin­durch geknechtet haben. Er weiß, daß es keine Zeit gibt, die zur Verwirklichung seiner böswilligen Ab­sichten geeigneter wäre, als die Zeit unmittelbar vor dem Tod, wo der Rückblick auf die Vergangenheit und der Gedanke an die Zukunft verwirrt und in Schrecken versetzt. -

“Je mehr er aber sieht", so sagt Tertullian, “daß eine Seele frei von Sünde ist, um so grausamer greift er sie an. Seine Wut entbrennt nie stärker, als wenn die Seele im Begriffe steht, vom Leibe zu scheiden." “Er sucht”, wie der Herr selber sagt, “zu verschlingen, wen er verschlingen kann." 


 

Der Engel beschützt im Todeskampf

 

Der hl. Anselm berichtet: Osbert, einer meiner Ordensgenossen, erschien mir nach seinem Tod und sagte, der Teufel habe ihm einen schrecklichen Kampf bereitet. “Er ließ mir alle Sün­den sehen, die ich während meiner Kindheit und Jugend begangen habe; dann alle meine Nachlässigkeiten, Unterlassungen und tausend Unvollkommenheiten in die ich seit meinem Eintritt ins Kloster gefallen bin. Aber der Engel, der mir zu Hilfe kam, lief mich die Kraft seines Schutzes und die Süßigkeit seines Trostes verspüren. Er schloß meinem Ankläger den Mund und vertrieb ihn als einen Unverschämten, der es wage, mir Sünden vorzuwerfen, die längst durch die hl. Beichte und durch Bußübungen aus­gelöscht worden waren." -

Ja, der gute Engel wird in diesem Augenblick den Angriffen Satans tapfer und erfolgreich widerstehen. Seine Liebe zu uns ist deswegen so groß, weil er uns als Ebenbilder Gottes sieht und liebt; er wird uns, wie der hl. Bernhard sagt, mit seiner Wesenheit umgeben gleich einer Mauer und einem unübersteigbaren Wall gegenüber allen Mächten der Finsternis. Er wird auf die Sinne und den Geist erleuchtend einwirken und allen himmlischen Segen in diesem entscheidenden Augenblick herabrufen. - Und müßten wir ganz einsam, irgendwo verlassen, von allen Menschen, sterben, der hl. Engel ist da. Er wird uns nach dem Urteil eines Heiligen im letzten Augenblick die schönsten Worte sagen, um uns gut ins ewige Vaterhaus zu bringen. Und nicht nur er, sondern auch noch andere Helfer - Engel werden vom Vater im Himmel gesandt. 


 

Zeuge und Anwalt all des Guten

 

Wenn wir vor Gottes Richterstuhl erscheinen, wer­den unsere Engel nach Ansicht der Gottesgelehrten all das Gute vorbringen, das wir verrichtet haben; all die Schritte, die wir im Dienst Gottes getan; all die Al­mosen, die wir gespendet; all die guten Beichten, die wir abgelegt; all die hl. Kommunionen, die wir empfangen; all die Bußübungen, denen wir uns un­terzogen; all die Reuetränen, die wir über unsere Sün­den geweint haben. Wie kostbar sind Tränen, die wir aus brennender Liebesreue über unsere Sünden ver­gießen! Die hl. Engel werden Zeuge und Anwalt all des Guten sein, das wir im Leben getan.

Nicht genug: wenn unsere Seele am Ort der Reini­gung leiden und büßen muß, werden die hl. En­gel nicht ruhen, uns die Gebete und Ablässe der Hei­ligen zu verschaffen, denn “es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke für die Verstorbenen zu beten" (2 Makk 12). Sie werden uns auch die reiche Segens­frucht des hl. Opfers vermit­teln helfen und zwar dadurch, daß sie die Gläubigen zur Teilnahme anregen.

 

Die hl. Brigitta durfte von ihrem Engel erfahren, daß ein mächtiges Mittel zur Befreiung einer Armen Seele oder wenigstens zur Linderung ihrer Qualen folgendes gute Werk seit eine Engel-Votivmesse zum Dank dafür, daß Gott uns seine himmlischen Geister zum Schutz gegeben, verbunden mit der Bitte, die hl. Engel möchten den Armen Seelen ihre Liebe erweisen.


 

Mit dem Engel heimwärts!

 

Und nun der letzte Liebesdienst unseres guten hl. Engels: er darf die gereinigte Seele ins himmli­sche Paradies geleiten - heim ans Vaterherz Gottes - heim zur Mutter aller Gnaden, der Königin aller Engel - heim zu unseren lieben heiligen Freunden. Es wird wahr, was der Herr zum auserwählten Volk sprach: “Ich werde dir einen Engel geben: er wird dich geleiten, um dich endlich in das verheißene Land zu führen, das von Milch und Honig fließt" (Ex 23). Das wird des Engels größte Freude sein, eine ganze Seligkeit, seinen Schützling zum ewigen Heil, zur “liebenden Gemeinschaft mit dem Dreifaltigen Gott" führen zu dürfen.

Welch unaussprechliches Glück, wenn wir wie die unschuldigen Kinder von der Erde weg direkt zum Himmel geholt würden. - “O mein Gott, wieviel Engel", rief ein Kind sterbend aus, “und wie schön, wie schön!"

Die hl. Theresia von Avila, die beim Sterben eines Kindes zugegen war, konnte sich nicht enthalten, der trauernden Mutter zu sagen: “Mutter, o wieviel Engel eilen herbei, um die schöne Seele dieses kleinen irdischen Engels mit sich zu nehmen! Es gilt für groß und klein (Ps 90):

Gott befahl den Engeln, dich zu hüten auf deinen Wegen;

Auf Händen dich zu tragen, daß Steine deinen Fuß nicht plagen;

Auf Nattern trittst du und auf Schlangen; auf Löwen, Drachen ohne Bangen!   


 

Um die Gnade eines guten Todes

 

Ergreifend betet die Kirche in der Votivmesse “um die Gnade eines guten Heimgangs" folgendes Bittge­bet: Allmächtiger und barmherziger Gott, Du hast dem Menschengeschlecht die Arzneien des Heiles und die Gaben des ewigen Lebens geschenkt; so blicke denn gnädig auf uns und erquicke die Seelen, die Du erschaffen, damit sie in der Stunde ihres Hin­scheidens durch die Hände der hl. Engel ohne Sündenmakel vor Dich, ihren Schöpfer gebracht werden können. Durch Christus unsern Herrn.

Es gibt heute sehr edle Christen, die täglich zu den hl. Engeln aller Sterbenden beten, weil so viele in dieser entscheidenden Stunde nicht an ihren Engel denken. Diese guten Seelen rufen gleichsam stellver­tretend deren himmlische Helfer; vertrauend, liebend, dankbar. Und es ist gut so in Hinsicht auf den ge­heimnisvollen Leib Jesu Christi, dessen Glieder alle Getauften sind; ein Glied ist für das andere verant­wortlich. Glaube, Vertrauen Liebe vermag unendlich viel bei Gott; sie sind die Schlüssel zu seinem erbar­menden Herzen.

Darum grüßen wir in Liebe die himmlischen Schutzgeister unserer sterbenden Brüder und Schwe­stern; grüßen auf dem weiten Erdenrund die Engel aller Menschen, die nie eine Bitte, einen Dank, einen Gruß für sie haben. Wir erfreuen dadurch nicht nur die Engel, sondern auch den himmlischen Vater, der sie in so großer Liebe mit uns Menschen verbunden hat. Alles Vertrauen zu ihnen gilt ja letztlich ihrem unendlich erhabenen Schöpfer, in dessen Antlitz sie immerzu schauen. 


 

Kinder haben einen Schutzengel

 

So spricht der Heiland: Seht zu, daß ihr keines von diesen Kleinen gering achtet; denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.” Mt 18,10

Mit diesem Satz offenbart uns der Herr sowohl das Dasein wie die Aufgabe der hl. Schutz­engel und unsere richtige Einstellung zu ihnen. Der Heiland spricht nicht ausdrücklich von Schutzengeln. Dieser Titel hat sich erst später in der Lehre der Kirche herausgebildet. Aber sein Wort: “Ihre Engel” besagt das gleiche, ja sogar noch mehr. “Ihre Engel", das steht als Mahnung da: Wir sollen keines von diesen Kleinen verachten. Ihre En­gel wachen darüber und melden es am Throne Got­tes, was an den Kindern gesündigt wird. Gott hat so in wunderbarer Weise die Wehrlosigkeit des Kin­des durch die Macht des Engels gesichert. 


 

Kind beim Sturz aus dem vierten Stock aufgefangen

 

Es war am 23. Juni 1962, einem Samstagnachmit­tag. Eigentlich wollte Herr Roßteuscher an diesem Samstag pünktlich um 11 Uhr von Be­sorgungen aus der Stadt zurück sein. Ein alter Sport­kamerad hielt ihn aber dann doch etwas länger auf. Als er auf seine Wohnung in der Johannes-Hag-Straße zuradelte, hörte er die warnenden Rufe von Hausbewohnern. Er sah, daß in einem Fenster im vierten Stock ein Bub herumturnte. Nur noch mit seinen Ärmchen hielt sich der Kleine am Fenstersims. Er zog sich hoch und war schon fast im Fenster verschwunden, da kam er wieder und diesmal verließen ihn die Kräfte. Schon stürzte er ab. Es ging alles in Sekundenbruchteilen vor sich. Er sah den fallenden Körper, stellte sich rasch direkt in die Fallrichtung, die Arme weit aus­gebreitet. Als die Füße des Buben an seinem Ge­sicht vorbei waren, griff der Mann mit beiden Armen zu und drückte den Körper des fallenden Buben an seine Brust. Die Geschichte ist kaum zu glauben, aber durch mehrere Augenzeugen ver­bürgt.

Als ehemaliger Handballtorwart wußte Karl Roßteuscher im richtigen Augenblick zuzugreifen. Dann freilich riß ihm die Wucht des fallenden, etwa 35 Pfund schweren Körpers die Füße von der Erde. Der Aufprall des Buben auf seinen Retter war so stark, daß dieser rückwärts über eine im Hof in Hüfthöhe angebrachte Eisenstange geschleudert wurde. Erst als Roßteuscher auf den Boden auf­schlug, mußte er den Buben loslassen, den er im­mer noch an seine Brust gepreßt hielt. So zog sich das Kind noch eine etwa pfenniggroße Schürf­wunde an der Stirne zu. Ein sicherlich schnell ver­heilendes “Andenken” an den Fenstersturz, der so tragisch hätte enden müssen.

Wie aber kam der Bub dazu, aus dem Fenster zu fallen? Er hatte mit einer etwa gleichaltrigen Spiel­gefährtin aus dem gleichen Haus in seinem Zimmer gespielt, während die Mutter im Zimmer kochte. Dabei hatten die Kinder das Zimmer von innen zugesperrt. Als sie nicht mehr aufsperren konnten, schrieen sie der Mutter. Diese verständigte sofort einen im gleichen Haus wohnenden Schlossermeister. Obwohl dieser bald zur Stelle war und die Tür öffnete, war in der Zwischenzeit der Bub aus dem Fenster gestürzt. Wahrscheinlich glaubte er, bei ver­schlossener Tür wie in einer Gartenlaube aus dem Fenster steigen zu können. Das Kind dürfte die Gefahr gar nicht richtig erkannt und erfaßt ha­ben. Irgendeine Schutzvorrichtung wies das Fenster nicht auf.

Es klingt fast unglaublich. Bub und Retter waren wohlauf. Als sie anschlie­ßend im Krankenhaus genau untersucht wur­den, schüttelten die Ärzte immer wieder die Köpfe; denn weder der kleine Rainer noch sein Retter zo­gen sich, so ergab der erste Befund, irgendwelche gefährlichen inneren Verletzungen oder einen Kno­chenbruch zu.

Wenige Stunden nach seinem Fenstersturz lief der Bub schon wieder munter herum. Karl Roßteuscher mußte sich, leicht angeschlagen, ins Bett legen. Als er den Buben auffing, wurde er durch die Wucht des Aufpralls rückwärts über eine Eisen­stange zu Boden gerissen. Er fiel dabei mit Rücken und Hinterkopf auf das Betonpflaster und war da­von noch etwas benommen. So mußte der Lebens­retter den Sonntag, statt wie vorgesehen am Bade­platz, im Bett verbringen. “Es ist nicht weiter schlimm. Ich habe nur das Gefühl, als hätte ich im Bauch und am Rücken einen großen Muskelkater", meinte Karl Roßteuscher. “Als ich den Buben auf­fing, da habe ich freilich fast gemeint, er reißt mir den Bauch auseinander."

War es der Mut, die Geistesgegenwart des 33-jäh­rigen jungen Mannes, der das Kind rettete? Sicher­lich, aber noch mehr! Der Schutzengel des Kindes hatte den ehemaligen Handballtorwart zur rechten Minute hergeführt. - Augsburger Rundschau, 25. VI. 1962  


 

Hast du ihn denn nicht gesehen, Mutter?

 

Es war nicht lange nach Beendigung des letzten großen Weltkrieges. Da ging eine Mutter, mit ihrem fünfjährigen Kind an der Hand, durch die Straßen der Stadt B. Die Stadt war zum großen Teil zerstört. Von vielen Häusern war nichts übriggeblieben als nur ein Trümmerhaufen. Hie und da ragte einsam eine Mauer empor, die noch stehengeblieben war. Die Mutter mit ihrem Kind war auf dem Wege zum Einkauf. Weit hatte sie zu gehen, um zu einem Laden zu kommen. Plötzlich blieb das Kind stehen, und rührte sich nicht vom Fleck. Die Mutter, die doch weiter wollte, war nicht imstande, die Kleine mit fortzuziehen. Schon begann sie, mit ihr zu schelten. Da hörte sie ein Knistern und Knacken.

Sie drehte sich schnell um, da sah sie, wie eine schon rissige Mauer vor ihr wankte und schwankte und dann mit donnerndem Getöse herab auf den Gehsteig und die Straße fiel. Die Mutter stand zu­nächst wie erstarrt. Dann umarmte sie die Kleine und sagte: “O Kind, wenn du nicht stehen geblieben wärest, lägen wir jetzt unter der Steinmauer be­graben. Aber sag, wie kam es, daß du gerade hier nicht weitergehen wolltest?” Die Kleine antwor­tete: “Hast du ihn denn nicht gesehen, Mutter?” - “Wen denn?” fragte diese. - “Da stand ein schöner, großer Jüngling vor mir, mit einem weißen Ge­wand angetan, der ließ mich nicht weitergehen.” - “Du glückliches Kind!” rief die Mutter aus, “da hast du deinen Schutzengel gesehen. Vergiß es nie für dein Leben!" Dr. K. Oberhammer 


 

Cordulas Opfer für die Bekehrung eines alten Mannes

 

Ich stehe vor einer Schar geweckter Großstadt­kinder, zweites Schuljahr. Wir sprechen in dieser Seelsorgestunde von den Engeln. Die 18 Kinder sol­len still für sich zählen, wie viele Schutzengel in diesem Raum sind. Das Resultat lautet einstimmig: “Achtzehn!"

„Das macht mich aber ganz traurig. Habe ich denn keinen Schutzengel?"

Ein Streitgespräch kommt in Gang, das mit der Feststellung endigt, daß auch erwachsene Menschen Schutzengel haben. Ich muß noch die Ansicht wi­derlegen, daß Kinder kleine, und Erwachsene große Engel um sich haben. Engel sind immer groß, ma­jestätisch, gewaltig. Engelbabys, wie gewisse Bild­chen sie zeigen, gibt es nicht. Man könnte denen ja auch kaum zutrauen, daß sie uns vor einer Ge­fahr beschützen können.

„Wenn ein Mensch eine schlimme Sünde tut, dann fliegt aber der Schutzengel von ihm fort", meint Christine.

„Nein, er kümmert sich dann erst recht um diese armen Menschen. Denn er braucht ja nun ganz besonders einen Helfer, um wieder in Gottes Gnade zu kommen."

„Aber der Schutzengel weint doch, wenn man sündigt."

„Weinen und richtig traurig sein kann ein Engel nicht. Er schaut ja immerfort das Angesicht des allheiligen Gottes, auch wenn er auf Erden an un­serer Seite ist. Aber freilich tut es ihm sehr, sehr leid, wenn wir Gotteskinder Satansknechte werden, und der herrliche Tempel des dreieinigen Gottes, den die Seele eines Getauften darstellt, zur trauri­gen, öden Ruine wird."

„Da müht sich gewiß der Schutzengel, soviel er kann, daß dieser arme Sünder wieder auf den Weg kommt", meint Cordula, ein besonders eifriges und verständiges Kind.

„Freilich sorgt er sich dann sehr um seinen ar­men Schützling. Der war ja früher ein Kind Gottes, ein Kind des Allerhöchsten. Ein guter Christ steht also zu seinem Schutzengel so, wie wir einander als Geschwister nahestehen. Aber durch die Todsünde stirbt das göttliche Leben in der Seele, und die enge Verbindung mit Gott und den hl. Engeln hört auf. Wir können durch Gebet und besonders durch unsere Opfer den Schutzengeln helfen, daß die Todsünder wieder in Gottes Gnade kommen."

Bei Cordulas Eltern ist ein alter Mann, ein Aus­gebombter, einquartiert. Das Kind fühlt, daß dieser Mann wohl zu jenen gehört, aus denen die Sünde den Hl. Geist vertrieben hat. Der alte Ulrich spricht nie ein Gebet, weder daheim noch im Got­teshause. Er flucht schändlich, trinkt ab und zu einmal über den Durst und hat noch verschiedene an­dere Erbärmlichkeiten an sich. Am Nachmittag ent­spinnt sich zwischen ihm und Cordula, die der Alte sehr gern hat, folgendes Gespräch, das die am Fen­ster arbeitende Tante des Kindes mitangehört hat:

„Große Menschen haben auch einen Schutzengel. Wußtest du das schon, Ulrich?"

„Ach ne. Was du nicht sagst. Na, ich habe be­stimmt keinen. Ich bin dafür von mindestens zwei Teufeln besessen." - „Wo sitzen die denn?"

„Einer im Mund und einer im Bauch!" - “Dann brauchst du eben zwei Schutzengel, damit sie diese beiden Teufel aus dir austreiben können."

Eine ganze Weile überlegte Cordula. “Weißt du, Ulrich, ich besorge dir meinen Schutzengel, damit er dem deinen helfen kann, daß wieder ein Gottes­tempel aus dir wird. Ob das wohl ein Opfer ist, wenn ich das tue?"

„Na freilich. Ein ganz großes sogar. Das darfst du nicht tun, Cordelchen. Denk, wie leicht dir was passieren könnte, wenn du ohne Schutzengel rum­läufst."

„Das ist lange nicht so schlimm, als wenn du ohne den Hl. Geist im Herzen herumläufst. Und wenn ich sterben sollte, dann komme ich ja in den Himmel, und dann schicke ich dir meinen Schutzengel, damit du deine zwei Teufel mal los wirst, denn mit denen darfst du gar nie zu mir in den Himmel."

Wenige Tage später geschah es, daß Cordula auf dem Schulweg unter ein Lastauto geriet. Das Kind erlitt schwerste innere und äußere Verletzungen. Auf dem Transport zum Krankenhaus starb es.

An dem alten Ulrich ist an diesem Tag ein Gna­denwunder geschehen. Bei der Beerdigung schluchzte er wie ein Kind. Er war überzeugt, daß Gott das Leben seiner kleinen Freundin als Opfer für seine sündige Seele angenommen hat. Der Gedanke, daß als zweiter Engel nun der Schutzengel des unschul­digen Kindes ständig um seine Seele warb, bewirkte, daß der Hl. Geist bald wieder in seine Seele einziehen konnte. Nun durfte Cordula in der Selig­keit der ewigen Wohnungen Zeuge davon sein, wel­che “Freude ist bei den Engeln Gottes über einen einzigen Sünder, der Buße tut". Aus “Hoffnung” 17/1950 (Johanna Engelmann)  


 

Ich habe nie an einen Schutzengel geglaubt...

 

In einer Großstadt des Ruhrgebietes schlug die Uhr eines Kirchturmes gerade die Mittagsstunde, und gleich darauf begannen alle Glocken zu läu­ten. Da hielt auf einer sehr belebten Straße ein schwerer Lastzug mit drei Zementsilos. Der Fahrer hatte die Handbremse angezogen, war mit dem Beifahrer ausgestiegen und verhandelte nun etwa fünfzig Meter weiter an einer Baustelle mit dem Polier über das Abladen. Die Sonne schien, Kinder spielten auf den Bürgersteigen, und Mütter schoben ihre Kleinsten im Sportwagen durch die Straßen. Der Motor des Lastzuges lief noch. Plötzlich gab es einen Ruck und der Wagen setzte sich in Bewegung, erst langsam und dann, da die Straße ein ziemliches Gefälle hatte, immer schneller und suchte sich, führerlos, seinen Weg mitten durch die Groß­stadt. Von Sekunde zu Sekunde steigerte sich die Geschwindigkeit. Die Menschen ringsum begannen zu rufen und zu schreien, aber keiner konnte helfen. Ein Beherzter, der aufspringen wollte, mußte seine Absicht sogleich aufgeben, da es bei diesem Tempo Selbstmord gewesen wäre. Die beiden Fah­rer vernahmen ein Geräusch, drehten sich um und sahen dort, wo ihr Wagen gestanden hatte, nur einen leeren Platz. Und 500 Meter weiter abwärts entwickelte sich die Katastrophe!

Der Lastzug raste auf den Bürgersteig zu, aber so gespenstisch und lautlos, daß ein kleiner, etwa achtjähriger Bub, der eben seinen Bleistift aufhe­ben wollte, ihn nicht bemerkte. Im selben Augen­blick erfaßten die Räder das Kind. Der Wagen rammte einen stählernen Lichtmast, zerwühlte eine Blumenanlage und kam schließlich an der Beton­wand einer Tankstelle zum Stehen. Sofort wollten herbeieilende Passanten den Jungen, der unter dem Auto eingeklemmt war, herausziehen. Doch sie zuckten zurück. Durch den zersplitterten Lichtmast stand der ganze Wagen unter Strom. Erst als je­mand die Sicherungen entfernt hatte, konnte man das Kind befreien. Ein Arzt war schnell zur Stelle, ebenso ein Krankenwagen und die Funkstreife der Polizei. Lange noch diskutierten aufgeregte Men­schen am Unfallort und konnten sich nicht beru­higen.

Dann aber wurde die fast unglaubliche und er­lösende Nachricht laut: Der Junge war fast unverletzt, er hatte nur unbedeutende Abschürfungen er­litten und einen harmlosen Armbruch. Als der Fahrer des Lastzuges das erfuhr, schlug er beide Hände vors Gesicht. Er schämte sich nicht seiner Tränen, denn er selber hatte zwei Kinder im gleichen Alter. Dann sagte er: “Es heißt, Kinder hätten einen Schutzengel. Ich habe nie daran ge­glaubt, sondern immer spöttisch darüber gelacht. Jetzt glaube ich es nicht nur, jetzt weiß ich, daß Kinder die Lieblinge Gottes sind und einen besonderen Schutzengel haben." Hoffnung, Sept. 1963  


 

Ich aber fiel und fiel - Junge fiel vom Kirchturm

 

Meine Mutter ließ sich's nicht ausreden: jedes Kind hat seinen Schutzengel. Ich glaubte es auch. Vielmehr, ich glaube es noch. Und ich habe dafür meine Gründe. So oft ich einen Nußbaum sehe, kommt mir ein gewisser Kirchturm in den Sinn, und dann läuft es mir stets fröstelnd über den Rücken. Jawohl, die Spatzen waren eigentlich schuld. In meinen Kindertagen hatte ich eine wunderliche Liebe zu diesen Vögeln. Sie schilpten mich des Mor­gens aus dem Schlaf. Um den Mittag waren sie un­fehlbar dabei, wenn man dem Geflügel das Futter streute. Am Abend rauschten sie noch lange im Weinstock, und das kam mir besonders geheimnis­voll vor.

Natürlich war das Spatzenvolk nie um Quartier verlegen in der Dachrinne, am Scheunenbalken, im Kirchgebälk, im Starenkasten: allerwärts waren sie zuwege. Den Bauern ein Leidwesen, dem Herrn Pfarrer bisweilen eine ärgerliche Störung.

Mir aber waren die Spatzen immer und überall eine rechte Herzensfreude. Wie wäre es, wenn sie auch unter dem Turmfenster, droben bei den Blocken, eine Hausung hätten? Gedacht - getan!

Mit meinen noch ungeschickten Händen - sechs Jahre zählte ich damals - zimmerte ich einen Nist­kasten. Ein schweres Stück Arbeit. Immerhin, ich brachte die Sache so ziemlich zustande. Aber das Schwierigste war das noch nicht. Das Schwierigste würde das Anbringen hoch oben am Turm sein!

Gleichviel, es wollte gewagt werden! Eine mor­sche Bank stand nahe beim Turmfenster. Ein wacklig Ding, wenn man jetzt darauf stand. Hammer und Nagel in der Hand, halben Leibes über die Fensterbrüstung gebogen. Ei, das ging ganz gut! Ein paar Schläge auf den Nagelkopf. Der Mörtel ließ sich den Nagel gerne gefallen. Indes, der kör­nige, uralte Stein darunter?

Fester zuschlagen! Fester zuschlagen! Dabei von ungefähr einen Blick hinunter zur Erde. Ein weißes Kopftuch. Die Mutter. Sie häkelte an einem Blumenbeet in unserem Garten, der rings um die Kirche herum lag. Sie wird doch wohl die dumpfen Hammerschläge nicht hören! Wird doch wohl die Augen hübsch bei ihrer Arbeit behalten!

Aber dann die morsche, unselige Bank. Weg war sie mit einem Mal unter den Füßen. Die Schrecksekunde! Und dann war's auch schon geschehen. Der Hammer flog voraus. Den Nagel hielt ich noch krampfhaft zwischen den Fingern, als ich kopfüber, kopfunter mit einem Schrei in die Tiefe schoß. Ein blühweißes Kopftuch blendete mir in die Augen. Meine Mutter sah ich mit hochgerungenen Händen vor den rotflammenden Gladiolen stehen: “Schutz­engel - hilf!” Warum gellte das so? Mutters Stim­me klang doch sonst immer so sanft!

Ich aber fiel und fiel. Wie viele Sekunden? Mir kam es vor wie eine entsetzlich lange Zeit. Doch dann - wie war das nur? Auf einmal war's, als legten Hände sich mir um den Leib. Ganz linde Hände. Hände, die mich im Sturz fingen. Gar nicht so geschwind ging es mit mir hernieder. Es war schon fast wie ein Schweben.

Und dann prasselte es unter mir vor brechenden Zweigen. Geruch wie von frischem Nußlaub. Ein paar Herzschläge später lag ich unter unserem al­ten Nußbaum im Gras. Ein bißchen zerschunden im Gesicht, an den Beinen und Händen, aber sonst noch ganz wohlauf.

Es gab auch damals schon Zeitungen, große und kleine, die die Tagesereignisse unter die Leute brachten. Allein, ich stand dann doch nicht ge­druckt darin. War schade, aber es sollte eben nicht sein. “Wir schweigen davon!” sagte meine Mutter. “Zu allen Leuten schweigen wir davon!” Und: “Aber danken!” sagte sie. Der Vater meinte nicht anders.

Und in jenen Tagen offenbarte mir die Mutter mit stillen Worten das herrliche Geheimnis von meinem Schutzengel. Ich nahm es in mich herüber aus ihrem frommen, treuen Herzen. Und hab es bis heute darin behalten.

Nach Karl Burkert aus Eisemann-Wiggers Vorlesebuch, Verlag Pfeiffer.

    Inhaltsverzeichnis

 

Jetzt will Willy sogar einen Schutzengel

 

Familie Horbach hatte Besuch bekommen. Ganz überraschend. Und gleich drei Personen, wenn man den kleinen Willi mitzählt. Selbstverständlich woll­ten Crämers nicht über Nacht zu Gast bleiben. Aber Herr Horbach sagte, das käme gar nicht in Frage, sie dürften erst am nächsten Tag weiterfahren. “Sieht man sich nach fünf Jahren zum erstenmal, und dann soll es kein richtiger Abend werden? Aus­geschlossen!"

Die beiden Männer waren im Krieg und in der Gefangenschaft Kameraden gewesen; nun fuhren Crämers aus dem Urlaub nach Hause und hatten in der kleinen Stadt Station gemacht. Also blieb der Besuch auch zur Nacht; aber da mußte nach dem Abendbrot die Wohnung doch ein bißchen “umge­baut” werden.

„Wir versorgen rasch die Kinder, und dann ma­chen wir es uns gemütlich", sagte Frau Horbach.

Der kleine Willy sollte bei der vierjährigen Ursel im Zimmer schlafen. Herr Horbach holte aus dem Keller die alte Luftschutztrage und packte eine. dicke Matratze darauf. “Du sollst mal sehen, klei­ner Mann, wie du drauf schlafen kannst!” Jedoch der kleine Willy fand sich erst bereit, auf dem “komischen Ding” zu schlafen, nachdem seine Mut­ter ihm das schöne, große Bild mit dem dicken Goldrahmen gezeigt hatte, das über dem Notbett hing. “Sieh mal die herrlichen, riesengroßen Berge", sagte sie, “das sieht genau aus wie da in Bayern, wo wir die ganze Zeit gewesen sind."

„Ach", lachte Frau Horbach, die der kleinen Ur­sel gerade das Nachtkittelchen anzog, “sehen Sie sich nur das schreckliche Bild nicht so genau an, Frau Crämer. Ich finde es furchtbar kitschig. Aber weil Ursel soviel Spaß daran hat, hängt es hier in ihrem Zimmer. Sie kennt noch gar keine richtigen Berge."

Bald hörten die beiden Männer dann nebenan im Zimmer (die Tür war nur angelehnt), wie Frau Horbach mit der kleinen Ursel das gewohnte Nacht­gebet sprach: “Hl. Schutzengel mein, laß mich dir anbefohlen sein..."

Über Herrn Crämers Gesicht huschte ein Lächeln. Er war nicht für “so was", wie er das nannte, und der Hausherr wußte noch aus den Kriegsjahren, daß der Kamerad “von diesen Dingen überhaupt nicht viel hielt".

„Das versteht eure Kleine ja noch gar nicht", sagt er; “und übrigens, Hans, Schutzengel und so - du kennst ja meine Meinung."

Hans Horbach nickte. “Ja, deine Meinung kenn ich. Schade, daß du sie inzwischen nicht geändert hast. Aber was das Verstehen angeht: auch wir Er­wachsenen verstehen doch längst nicht alles, was wir trotzdem sagen oder tun. Im Gegenteil, je älter man wird, desto mehr sieht man ein, daß unser armer, kleiner Verstand..."

Doch da hörten sie aus dem Nebenzimmer die energische Stimme des kleinen Willi, der “das Ge­dicht” auch lernen wollte, und er gab keine Ruhe, bis die Tante ihm das Gedicht vom Schutzengel wenigstens vorgesprochen hatte; er wiederholte dann Zeile um Zeile. Seine eigene Mutter stand stumm und hilflos daneben, ihr war das Ganze et­was peinlich.

„Na", sagte Herr Crämer nebenan leise, “so sind die Kinder. Alles wollen sie nachmachen, alles wol­len sie auch haben. Sonst wird geschrien. Jetzt will unser Willy sogar einen Schutzengel. Was er sich darunter wohl vorstellt?” Und er lachte; aber die­ses Lachen sollte nur die Verlegenheit verdecken.

Als sie dann, wenig später, alle beisammen sa­ßen, kam das Gespräch noch einmal auf das Schutz­engel-Gebet und auf Engel überhaupt. Herr Horbach sagte: “Ich entsinne mich', Otto, daß du mir damals im Lager von der Geschichte bei Stalino erzählt hast. Wie war das noch? Ich meine, das paßt auch hierher."

Der andere wurde ein bißchen rot, aber dann erzählte er doch, daß er damals, im Krieg, ein Zigarettenetui besessen habe, das ihm aber bald keine Dienste mehr tun konnte, denn er brach durch ein Versehen die beiden Hälften auseinander, Scharnier war nicht mehr zu reparieren, ja, und dann verlor er die eine Hälfte auch noch und war natürlich drauf und dran, die andere fortzuwerfen; denn was sollte er damit noch anfangen? Jedoch er warf sie nicht fort und trug sie Wochen hin­durch, als wäre sie ein Wertobjekt, in der Tasche. Und auf einmal kam ihm immer häufiger der Ge­danke, oder wenn man so sagen will, die Anwei­sung, das halbe Etui in die linke obere Uniform­tasche zu stecken. Und dieser Gedanke ließ sich nicht abweisen: steck das Ding doch da oben hinein; du mußt es da oben tragen! Na ja, da war er also endlich dieser fixen Idee gefolgt.

Vier Tage später, in der Nähe von Stalino, traf ihn ein Gra­natsplitter genau vor das Etui, der Splitter rutschte seitlich ab und brachte ihm lediglich über den Rippen und am linken Oberarm Fleischwunden bei, die nach vierzehn Tagen Feldlazarett wieder in Ordnung waren. Hätte das unsinnige Etui, dieses Stück Metall, nicht dort oben gesessen - nun, man entsinnt sich: genau unter diesen kleinen Uniform­taschen oben links pflegt das Herz zu schlagen....

„Bitte schön", sagte der Erzähler, holte das halbe Etui hervor und zeigte es mit leisem Stolz der Runde, “das Ding hüte ich seither wie ein Heilig­tum."

„Dann hältst du also dieses Ding für das Wesent­liche?” fragte der Hausherr. “Nun ja, ich weiß, was du sagen willst", lenkte der andere ein, während die Frauen versonnen und sehr ernst schwiegen, “es gibt diese sogenannten inneren Stimmen, und es ist ja auch tatsächlich erstaunlich und mysteriös, so etwas. Aber ist das irgendein Beweis?"

Da ging ganz leise und vorsichtig die Tür auf, und der kleine Willy stand barfuß auf der Schwelle. “Aber was ist denn?” fragte die Mutter, und der Vater drohte in halbem Ernst: “Mach mir keinen Kummer, Junge. Jetzt marsch, ins Bett! Die kleine Ursel schläft doch auch so schön."

Willy fügte sich nur widerstrebend. Frau Crämer ging mit ihm, sie mußte ihm erst noch das schla­fende Mädchen zeigen, dann kroch er endlich wie­der unter die Decke und machte auch brav die Augen zu. -

„Wir müssen ein bißchen leiser sein, bis er wie­der schläft”, sagte die Mutter, als sie zu den an­deren zurückkam. “Und dann ist es auch sicher das ungewohnte Bett. Aber sonst schläft er eigentlich überall, auch da unten in Bayern. Hoffentlich ist er nicht krank."

Sie erzählten gedämpft weiter, zuerst gab noch jeder eine Erinnerung zum besten, Erinnerungen aus der Kindheit, aus der Kriegszeit oder der Ge­genwart, wo da irgend so ein “Zufall", wie Crämers sagten, wo da irgendein Engel, wie Horbach es beim rechten Namen nannte, am Werk gewesen war, um den Menschen vor Bösem zu bewahren. Dann endlich sprachen sie von anderen Dingen.

Und gut zwei Stunden mochten vergangen sein, da stand, ganz leise und schlaftaumelig, der kleine Willy schon wieder in der Tür.

„Hör mal, Bürschlein", nahm der Vater ihn auf den Schoß und war nahe daran, ernstlich böse zu werden: “Tut dir etwas weh? Dann zeig, wo!"

„Komm, Otto, gib ihn mal her", sagte die Frau, und auf ihrem Schoß begann der Kleine augen­blicklich vor lauter Ratlosigkeit und Müdigkeit zu weinen. Im selben Augenblick aber fuhren die Er­wachsenen erschreckt zusammen; in Ursels Zim­mer war ein Geräusch gewesen; mit zwei Schritten hatte Herr Horbach die Tür aufgerissen und das Licht angeknipst. Herr Crämer stand neben ihm, und beide Männer starrten sprachlos auf das Bild, das sich ihnen bot: Das große Gemälde über dem Notbett war von der Wand gefallen, ein Fetzen der morschen Kordel hing oben am Haken, und eine Spitze des schweren, goldenen Rahmens hatte sich gerade dort in das Kissen gebohrt, wo noch die Mulde vom Kopf des kleinen Schläfers angedeutet war.

Niemand vermochte ein Wort zu sagen. Und erst, als auch die beiden Frauen im Zimmer standen, deutete Willi mit fast schon wieder schlafenden Augen auf das Bild mit den hohen Bergen und lallte: “Bayern - ist das nun kaputt?” Doch die Großen lachten nicht. Herr Crämer war sehr blaß. “Der - Engel -", flüsterte er, und seine Hände zitterten.

Friedrich Ebbinghaus, aus Eismann-Wiggers Vorlesebuch, Verlag Pfeiffer.

 

Der hl. Bernhard sagte einmal: “Der Engel ist bei der Seele, Gott in der Seele. Jener ist wie ein Zimmer­genosse, Gott ist das Leben."  


 

Viele Engel lächelten ihm zu

 

Ich traf am Bahnhof zu R. einen Arzt, einen alten Bekannten aus meiner Militärzeit. Trotz der Freude des Wiedersehens bekam die Unterredung bald einen ernsten Charakter. Der sonst so humorvolle Mann war gerade an diesem Tage sehr ernst. “Ach ja", sagte er, “ich bin nicht mehr der lustige Doktor, den du von früher her kennst. Seit ich meinen Sohn verloren, ist es, als ob in mir etwas zerbrochen sei. Der plötzliche, tragische Tod hinterließ in mir ein Gefühl von Schuld!"

„Ein Gefühl von Schuld? - Du hast doch kein Verbrechen begangen?"

„Nein, das nicht, aber in den letzten 25 Jahren habe ich ein zu wenig christliches Leben geführt. Hat Gott vielleicht durch den Tod meines lieben Karl..."

„Sei doch still, Doktor!"

„Ich verdiene es, daß der Herrgott mich gestraft hat, aber in den gottverlassenen Jahren, die mich nun gereuen, sind glücklicherweise doch auch lichte Punkte, die mich trösten. So habe ich ungefähr 250 Kinder getauft, die sonst ohne die Taufe gestor­ben wären. Ja, 250 Kinder! - An demselben Tag, als Karl im Sterben lag, saß ich an seinem Kopf­ende. Es war halbdunkel im Zimmer; er richtete seinen Blick aufmerksam hin auf eine Stuben­ecke. - “Was siehst du denn, Karl?” fragte ich. “Ich sehe viele, viele Engel, die mir zulächeln und kommen, mich in den Himmel zu geleiten!" - „Aber ich sehe keine Engel, Karl!"

„Vater, es sind mehr als 100, mehr als 200. Sie kommen, mich zu holen, und wir kommen alle zusammen, um dich zu holen, wenn deine Stunde schlägt!"

Ich fügte damals tief ergriffen bei: ,Wenn ich würdig bin.' Einige Stunden darauf war mein Sohn tot!" - „Doktor", unterbrach ich den Arzt, “hast du denn Karl jemals erzählt von den Kindern, die du ge­tauft hast?"

„Nein, ich versichere dir, ich habe nie ein Wort davon erwähnt."

Leopold Schwarz - Aus “Hoffnung” 17/1950 


 

Zwei gefährliche Situationen

 

Im Kalender heißt der September der Herbst­monat. Das katholische Volk hat noch einen ande­ren Namen für ihn. Es nennt ihn auch den Schutzengelmonat.

In jenem Monat des Jahres 1858 gab es in der Ge­gend von Hamm, wo die Ahse in die Lippe mündet, einen aufregenden Vorfall, der lange Wochen alles Volk in Atem hielt, auch in Münsterland und in den sauerländischen Bergen und überall, wohin er drang, und er drang weithin.

Von den Zeitungen hatten zunächst die “Rhein-und Ruhr-Zeitung” und das Aachener “Echo der Gegenwart” in seiner Nummer 255 Augenzeugen­berichte gebracht; von hier waren die Berichte in alle übrigen Zeitungen gegangen, und wer sie las, schüttelte den Kopf. So leicht wie damals im Sep­tember hat im ganzen Bistum Paderborn kein Prie­ster über die Schutzengel und ihre Wirksamkeit predigen können. Denn der Vorfall, um den es sich handelte, war von einer Art, daß auch die Zweifelsüchtigen erschraken und wieder, wie einst zur Kinderzeit an die Macht des Schutzengels zu glau­ben begannen.

Der Sachverhalt selber ist einfach und bald er­zählt. An der oberen Lippe unweit von Hamm lag eine städtische Wäsche und wenige Schritte davon eine Mühle, die dem Fiskus gehörte. Sie wurde ge­trieben durch zwei hintereinanderliegende Räder von je fünfzehn rheinischen Fuß im Durchmesser, gewaltigen Ungetümen für die damalige Zeit. Weit und breit gab es keine Mühle mit solchen Rädern.

Aber die wasserreiche Lippe ist dort ein stattlicher Fluß mit erstaunlicher Kraft.

An jenem Septembertag spielten am Rand der Lippe, auf der Wiese vor der städtischen Wäsche, die beiden Kinder des Eisenbahnbeamten Weidekamp aus Hamm, der dreijährige Heinrich und sein Schwesterchen Maria, das um ein Jahr älter war. Was nun folgt, ist eine von den Begebenheiten, die sich zwar im Lauf weniger Herzschläge abspielen, die aber niemand erleben kann, ohne vor Entsetzen fast die Stimme zu verlieren: Der Knabe rutscht auf der Uferböschung aus und stürzt in die Lippe. Er wird im Nu von der starken Strömung fort­gerissen - durch die Fangbäume dem ersten Mühl­rad zugetrieben - von dessen Schaufeln gepackt und auf das zweite Rad hinübergeworfen - herausgewirbelt - wieder in das Wasser geschleudert -verschwindet - kommt wieder an die Oberfläche - jagt wie ein Pfeil dem Badehaus zu - scheint zu zerschellen - aber er klammert sich an einen hervorstehenden Balken - kann sich festhalten, bis die Augenzeugen, vor Entsetzen über den grausigen Vorfall fast gelähmt, so weit sind, daß sie herbei­eilen und ihn bergen können.

Das gellende Hilfegeschrei auf der städtischen Wäsche hatte alle Anwohner aus den Häusern ge­rufen. - Fast besinnungslos vor Schreck ist das Schwesterchen des Verunglückten auf die Straße ge­rannt und schreit - schreit, was die kleine Stimme hergeben kann, sieht nicht mehr, was um es vor­geht - sieht und hört nicht, was auf der Straße daherkommt: Ein schweres Pferdegespann im Ga­lopp! Einen Herzschlag später ist das Kind zu Boden geworfen - liegt unter den Hufen - das Fuhrwerk rasselt darüber hinweg - Frauen brechen ohnmäch­tig zusammen - aber ehe man zur Unglücksstätte kommt und das Kind aufheben will, steht es von selber auf, tränenüberströmt - aber heil und un­versehrt!

Während die Zuschauer durcheinanderschreien und sich nicht fassen können, kommt von drüben aus dem Haus bei der Bleiche ein anderes Ge­schrei: Sie haben den verunglückten Knaben in ein Haus getragen, ihn in atemloser Hast ausgekleidet und auf ein Bett gelegt; aber ehe sie mit ihren Wie­derbelebungsversuchen anfangen können, schlägt das Kerlchen die Augen auf, gurgelt ein wenig, zappelt, will aus dem Bett. Kein Zweifel: Nicht das geringste fehlt ihm!

Da erst, als es allmählich klar wurde, was vor­gegangen war, eine zweifache Kinderrettung im Verlaufe von wenigen Augenblicken, löst sich der Bann. Wo Frauen sind, da fallen sie über die Tische und weinen. Die Männer sind bleich und still. Als die Mutter an jenem Vormittag, da man ihr die beiden Kinder zurückgebracht hatte, ihren kleinen Heinrich auf den Arm nahm und ihn, weil ihr sonst nichts einfiel, fragte, wie es ihm zumute war, lächelte er nur: “Ich habe nichts gesehen als einen schönen Engel!" Aus: “Hoffnung” 17/1950 


 

Der Schutzengel in Cantu

 

Diese Geschichte hat sich am 11. Nov. 1958 in Cantu in Norditalien ereignet und war in vielen Zeitungen und Zeitschriften zu lesen: Ein großer Zirkus hatte in Cantu seine Zelte aufgebaut. Es war ein Löwenzirkus. Vier ausgewachsene Löwen sollten da ihre Kunststücke zeigen. Jeden Abend drängten sich die Kinder aus Cantu um die Käfige, wenn die Löwen gefüttert wurden. Das war aber auch zum Staunen. Diese furchtbaren Tatzen, dieses schreckliche Gebiß! Und das donnernde Gebrüll, wenn sie ihr Futter rochen, das rohe Fleisch.

Alle hatten die Löwen gesehen. Alle sprachen nur noch von ihnen, zu Hause, in der Schule, beim Spiel auf der Straße. Dann aber - am 11. Novem­ber - tönten die Nothörner von den Türmen der Stadt. Sie bliesen hastig und aufgeregt Alarm.

War Feuer ausgebrochen? Zuerst liefen alle neu­gierig hinaus auf die Straßen, doch dann stürmte alles schreiend zurück in die Häuser. Türen und Fenster wurden verriegelt und alle Blenden ge­schlossen. Kein Mensch wagte einen Blick aus dem Fenster.

Was war geschehen? Die Lautsprecherwagen des Zirkus rasten durch die Straßen und riefen aus: “Achtung! Achtung! Vier Löwen sind ausgebrochen! Einwohner von Cantu, bleibt in den Häusern! Vor­sichtig! Vorsichtig!” Ab und zu fiel ein Schreck­schuß. Sonst hörte man nichts als die vielen lär­menden Lautsprecher. Nach einer Stunde wurde ausgerufen: “Achtung! Achtung! Drei Löwen sind wieder eingefangen. Der vierte hat eine Frau ange­fallen und verletzt. Vorsichtig! Vorsichtig!"

Eine Mutter mit drei Kindern saß in der Küche ihres niedrigen Hauses und zitterte wegen der großen Gefahr. Sie betete mit ihren Kleinen zu allen hl. Engeln: “Ihr hl. Engel Gottes, kommt!” Da, ein jäher, wilder Sprung, ein Knall, als hätte der Blitz eingeschlagen: das Küchenfen­ster fiel mit Glas und Rahmen nach innen und der große Kopf des Löwen schaute herein.

Schreiend ergriff die Mutter zwei ihrer Kinder und rannte in die Scheune, auf jedem Arm ein Kind. Das Kleinste in der Wiege war zurückgeblie­ben. Sie mußte, sie wollte zurück, aber die beiden Kinder klammerten sich in Todesangst an ihre Mutter und ließen sie nicht los.

Was jetzt tun? Plötzlich wurde die arme Frau ruhiger. Sie stammelte nur immerzu: “Schutzengel, hilf! Schutzengel...” Und die beiden Kleinen sag­ten auch nur schluchzend: “Schutzengel, Schutz­engel..."

Die arme Mutter hörte Männerschritte vorsichtig nahen. Es waren Leute vom Zirkus. Aber der Löwe ließ sich nicht herauslocken. Er hatte sich neben die Wiege gelegt, als sei er müde. -

In Eile holten die Männer einen Notkäfig herbei, bauten ihn vor dem Fensterloch auf und legten dem Löwen Futter hinein. Dann warteten sie ab, mit Schußwaffen in der Hand, jeden Augenblick bereit die Bestie zu erschießen, falls sie das Kind angreifen würde.

Erst nach zwei Stunden erhob sich der Löwe, streckte sich, hob witternd den Kopf und suchte sich das Fleisch. Langsam schob er sich durch das Fensterloch und hinein in den Käfig. Er stürzte sich jetzt so gierig auf das Fleisch, daß er es gar nicht merkte, wie sich hinter ihm die Schiebetür am Käfig schloß.

Kurze Zeit danach meldete der Lautsprecher: “Alarm vorbei! Gefahr vorüber! Alle Löwen in Si­cherheit!"

Und als das Leben in der Stadt wieder seinen ge­wohnten Lauf nahm, da erst vernahmen die Leute, was geschehen war: Es war unglaublich. Der Löwe hatte in seiner Blutgier die Frau geschlagen und zerfetzt, aber er hatte zwei Stunden neben der Wiege eines zwei Monate alten Kindes gelegen und es nicht ange­rührt.

Viele eilten zu der Mutter hin; diese aber konnte ihnen nichts erzählen. Sie stammelte nur immer: “Schutzengel! Schutzengel!” Eine andere Erklärung war für sie unmöglich.

Sendbote der Hl. Familie" 


 

Auf der Säuglingsstation

 

„Wunderbar ist das Wirken der Schutzengel bei den Menschen. Sie sind die willigen Boten Gottes für die Menschen.” So schrieb einst die sel. Anna Katharina Emmerich, die ihr ganzes Leben hindurch ihren hl. Schutzengel neben sich sah. -

Das sollte auch die Auffassung aller Menschen sein, die im Leben oft den Schutz der Engel erfahren haben, die der Engel stumm bei der Hand nahm und sie, beladen mit leiblichen und seelischen Nöten, sicher auf dem rechten Pfad hielt. Aber auch jene werden es bezeugen, die durch ihren Beruf als Eltern, Leh­rer oder ähnliches selbst Schutzengeldienst an an­deren leisten dürfen. -

 

Aus meiner Arbeit als Krankenpflegerin möchte ich einige Begebenheiten erzählen:

Acht Wochen waren vergangen, seitdem ich als Krankenpflegeschülerin im Krankenhaus X arbei­tete, da wurde ich bereits zur Nachtwache in der chirurgischen Abteilung eingeteilt. Dieser waren auch die Wöchnerinnenstation und Säuglingsstation angeschlossen. Unser Krankenhauskaplan, der uns gut betreute, sagte noch vor Beginn der Nacht­wache: “Schwester, vergessen Sie die Schutzengel der Kinder nicht.” Es war am Abend des 1. Mai. Etwas beklommen hatte ich meinen Dienst als Nachtschwester angetreten. Das erste Mal im Leben nachts mit Operierten, Wöchnerinnen und Säug­lingen! Ein schweres Gewitter ging nieder; Blitze und heftige Donnerschläge begleiteten meine ersten Abendstunden. Dumpf hallten die Tritte in den langen, schwach erleuchteten Krankenhausgängen. Es war fast zum Fürchten. - Die erwachsenen Patienten waren versorgt, als ich gegen zehn Uhr abends das Kinderzimmer betrat, um die Säuglinge für die Nacht fertigzumachen. Ein lähmendes Ent­setzen packte mich, als ich einen drei Tage alten Säugling - das erste Kind nach elfjähriger Ehe - blau, Schaum vor dem Mund, im Bettchen fand. Ein Notschrei zum hl. Schutzengel! Das Hin­aufstürzen über die Treppen, das Rufen nach der Hebamme geschah in Bruchteilen von Sekunden. Dann ging es an die Arbeit! Das Kind wurde ent­kleidet, geschüttelt, mit kaltem Wasser abgerieben: noch rührte es sich nicht. Endlich, nachdem es die Hebamme an den Füßen schwenkte, den Kopf nach unten, löste sich ein Schleimpfropf (das Kind hatte während der Geburt Fruchtwasser geschluckt). Das Kind fing an zu schreien; es war gerettet.

Aber die Not dieser Nacht war noch nicht zu Ende.

Wenige Stunden später wurde eine Mutter zur Entbindung aufgenommen. Die Geburt verlief schnell und glatt; aber das Kind war eine winzige Frühgeburt. Als die Hebamme es mir auf die Sta­tion brachte, sagte sie gleich: "Schwester, wenn Ihnen dieses Kind stirbt, trifft Sie keine Schuld, es ist zu schwach.” Wieder ein Notruf zum hl. Schutzengel, und das in jeder weiteren Nacht mei­nes Dienstes. Wenn ich das in Watte gepackte kleine Bündel wickeln mußte, streckte es die zarten Glie­der, als täte es im nächsten Augenblick den letzten Atemzug. Ich war glücklich, wenn es wieder zwi­schen seinen Wärmflaschen in den Kissen lag. Gefüttert wurde es mit der Pipette, eine mühsame Verrichtung. Aber die Arbeit hatte sich gelohnt. Mein Säugling gedieh und konnte nach drei Mo­naten die Klinik verlassen.

Abend für Abend, bevor ich meinen Nachtdienst begann, habe ich meine Patienten, besonders die Kinder, den hl. Schutzengeln empfohlen. Nach vier Wochen, am Ende der Nachtwache, war ich zwar sehr erschöpft, aber froh und dankbar, daß ich mit Hilfe der Schutzengel besonders die Kinder meiner Ablösung wohlbehalten übergeben konnte. -

Die hl. Schutzengel, der hl. Erzengel Raphael, mußten später in meinem Dienst als Für­sorgerin immer mit auf die Reise bei Kindertrans­porten. Es war schon eine Verantwortung, manchmal während langer Nachtfahrten die Kinder zu betreuen, oder gar während des Krieges bei den vielen Fliegeralarmen. Ich erlebte aber oft und oft die spürbare Begleitung der hl. Engel. G. R. 

 

Endlich weiß ich, wie mein Schutzengel heißt

 

Als Annemarie und Hansjörg zur Schule gingen, lernte ich mit ihnen den Katechismus. Der kleine dreijährige Christian hörte dabei sehr aufmerksam zu. Einmal erzählte ich ihnen die Geschichte vorn Tobias. Die Kinder waren über den guten Ausgang dieser Geschichte so erfreut, daß Klein-Christian vor Freude ausrief: “Endlich weiß ich, wie mein Schutzengel heißt: Raphael. Und gelt Mama, der gehört mir allein, ganz allein.” Von da an begann eine tiefe und große Schutzengelverehrung. Im Sommer 1957 mußte unser Dreijähriger mit mei­ner Schwester in die Ferien ins Pustertal. Ich wollte den Buben nicht hergeben; er wollte auch gar nicht gerne gehen, aber meine Schwester bat mich so sehr, ihr die Freude zu machen, daß ich zustimmte. Beim Abschied sagte ich zum Buben: “Wenn du Kummer hast und die Mama brauchst, dann schickst mir halt den Raphael."

Am 20. August, dem Namenstag unseres verstor­benen Papas, hatte ich einen Traum. Ich ging in Meran über die Postgasse hinunter; da trat ein Ge­päckträger zu mir und bat mich, ein Paket zu schnüren. Sofort tat ich es im Traum; aber wäh­rend ich den Spagat durchzog, riß das Papier auf und ich hatte einen Sarg vor mir, etwa in der Größe für ein sechsjähriges Kind. Bestürzt sagte ich zum Gepäckträger: “Ja, weiß die Mama etwas davon?” Da legte er den Finger an den Mund, machte pst, pst und sagte: “Die Tanten haben es verheimlicht!” Ich wachte auf, und es befiel mich große Angst. Ich dachte nichts anderes als: Chri­stian ist krank.

Es drängte mich eine innere Stimme, sofort nach­schauen zu gehen; aber da ich mein Geschäft nicht schließen konnte und nicht ganz sicher war, ob die Tanten mit dem Buben in Bozen oder noch in Pfalzen bei Bruneck waren, schickte ich meine dreizehnjährige Annemarie nach Bozen und sagte: “Schau nach, ob die Tanten im Büro sind; denn wenn sie vom Urlaub zurück sind, sind die Buben auch da und dann bringst mir sie und sagst, daß Mama sehr große Sorge um Christian hat.” Annemarie kam erst spät abends heim und sagte: “Mama, Mama, unser lieber Raphael hat es dir richtig gesagt. Stell dir vor, die Tanten haben zwei Doktoren gerufen, weil Christian ganz schwer krank ist. Die Tanten wollten dir's verheimlichen, aber der Raphael war doch gut und hat es dir gesagt."

Am nächsten Tag fuhren wir ganz früh nach Bozen und holten unseren Buben. Er war recht schwach und elend. Der Hausarzt hatte keine Hoff­nung mehr, ebensowenig der Arzt in Bozen. Nach einer kleinen Besserung bekam der Bub Ende Sep­tember einen schweren Rückfall. Wir mußten Chri­stian in eine Klinik einliefern. Als ich ihn zum Abschied fragte, wie er mich verständigen wolle, sagte er: “Ich bete: Raphael, hol die Mama, bitte, hol die Mama!"

Die Ärzte der Klinik waren ganz verzagt über den Zustand des Buben. Dr. K. wollte ihn unbedingt operieren, da die Bauchspeicheldrüse vereitert war und er eine Kanüle hätte einsetzen müssen. Ich bat den Arzt, er solle nochmals rönt­gen und mit der Operation warten. Ich wußte, daß es für Pancreaserkrankung keine Hilfe gibt, und alle nach einem schweren Leiden daran sterben. So ging ich in der Früh darauf zur hl. Messe und sagte zur Gottesmutter: “Liebe Mutter Maria, schau, wenn es Gottes Wille ist, daß der Christian sterben muß, dann sei so gut und nimm ihn gleich zu Dir, denn ich bin nicht in der Lage die Kran­kenhauskosten zu zahlen, weil erst vor drei Jahren mein Mann gestorben ist und wir alles ersparte Geld für Arzt und Medizin gebraucht haben, ja, Schulden machen mußten. Du weißt, wie weh es mir tut, gerade ihn zu verlieren, aber mir ist Got­tes Wille gewiß recht. Wenn Du ihn aber vielleicht einmal brauchen kannst, dann schenke ich ihn Dir. Ziehe ihn Dir auf und Du darfst Dein Recht alle­zeit geltend machen."

Ich ging sehr erleichtert nach Hause und dachte, jetzt kann kommen, was will. Gegen Mittag erhielt ich von der Klinik einen Anruf: ich solle sofort kommen. Zitternd ging ich hin. Der Arzt Dr. K. kam mir entgegen und sagte: “Frau B., Sie können Ihr Bübl nach Hause nehmen. Wir haben es ge­röntgt, es ist kein Schatten mehr wahrnehmbar. Ich kann es mir nicht erklären. Was haben's denn getan?” Ich gab zur Antwort: “Sie glauben ja doch nichts, aber ich will es Ihnen sagen: ich habe sehr innig gebetet.” - “Das muß wohl so sein; anders ist es gar nicht möglich. Ihr Mütter könnt wohl viel mehr als wir Ärzte. Für uns ist oft das Schneiden leichter als so etwas. Jedenfalls gehen Sie gleich zu Ihrem Hausarzt; er wartet auf Sie, ich habe ihn angerufen, aber ich glaube kaum, daß diese Besse­rung anhält."

Christian empfing mich jubelnd: “Zieh mich schnell an, Mama. Der Raphael war da.” - “Ja, wel­cher Raphael?” fragte ich. “Der meinige", sagte er; “er hat mir eine gute Medizin gebracht; er hat ge­sagt: ,Christian, sitz auf, ich bringe dir die Medizin Gottes. Trink davon.' Oh, die war gut, wie Honig, aber nicht so süß.” Ich sagte: “Da wird halt eine Klosterfrau dagewesen sein.” “Nein, nein, Mama. Die Klosterfrauen haben einen Schleier auf, aber der Raphael hatte lange Haare und die Ärmel auf­gestülpt und einen Gürtel um die Mitte. Er war ganz hell und ganz schön, oh ganz schön, und er hat mir auch beim Trinken geholfen.” - Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir gingen zu unserem Hausarzt. Der untersuchte ihn und drückte ganz fest auf die Stelle, die vorher so schmerzte; der Bub aber spürte gar nichts. Da hob ihn Dr. V. auf, küßte Christian und sagte: “Geh schnell und laß für deinen Papa eine hl. Messe lesen; du hast Hilfe von oben bekommen. 99 Pro­zent sterben mit diesen inneren Verbrennungen; du aber bist das glückliche eine Prozent."

Da sagte Christian: “Nein, nein, nicht der Papa, sondern der Raphael hat mich gesund gemacht. Ich habe nur mit dem Raphael gesprochen, nicht mit dem Papa. Ich sagte ihm: Bitte heile mich!” - Der Arzt sagte und sagt es auch heute noch, daß dies ein wirkliches Wunder sei.

Es war der 3. Okt. 1957, als ich Christian von der Klinik abholte. Nach einigen Tagen kam unser Onkel Pfarrer auf Besuch. Wir erzählten ihm, was vorgefallen war. Dieser sagte uns, daß der Name Raphael “Medizin Gottes” bedeutet. Alle in unserer Familie lieben seitdem Raphael gar sehr, ja, wir verehren alle Chöre der hl. Engel seitdem. H. B.

Und das Beglückende: Die Heilung hat angehalten.

Die Mutter schreibt unterm 24. Okt. 1965 an den Herausgeber auf dessen An­frage: “Zu Weihnachten dieses Jahres wird Chri­stian 14 Jahre alt. Er ist 1,80 Meter groß und stark wie ein Mann und kräftiger als sein Bruder Hans­jörg mit 18 Jahren. Aus großer Dankbarkeit habe ich Ihnen diese lange Geschichte mitgeteilt. Wir alle in unserer Familie lieben die hl. Engel und ganz besonders Sankt Raphael." 

(Ende Audio oben)
 

Um Haaresbreite - Meißel fällt in Kinderwagen

 

Vor einer kleinen Strafkammer des Landgerichts in Alt-Moabit hatte sich am 12. April 1935 der Schmiedemeister Josef Hanke wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens zu verantworten. Der Anklage lag folgender Tatbestand zugrunde:

Hanke war im vierten Stock eines Hauses in der Klopstockstraße damit beschäftigt, ein schmiede­eisernes Gestell für Blumentöpfe außerhalb des Fensters anzubringen. Zu diesem Zweck schlug er mittels eines vier Kilogramm schweren Meißels und mit einem Hammer zwei Löcher in die Außen­mauer.

Hanke saß rittlings am Fensterbrett, der Ober­körper war nach außen geneigt, mit der linken Hand hielt er den Meißel, mit der rechten den Hammer.

Nach einigen schweren Schlägen drang der Mei­ßel in die Mauer, geriet jedoch auf einen harten Stein. Das schwere Eisen entglitt der Hand und stürzte senkrecht auf den Gehsteig.

In dem Haus, in dem Hanke arbeitete, be­findet sich eine Milchhandlung. Einen Meter rechts vom Eingang derselben stand ein Kinderwagen. Der schwere Meißel schlug in den Kinderwagen, in dem das vier Monate alte Kind der Postbeamtengattin Elfriede Kurbeck lag. Das Eisen schlug nur wenige Zentimeter neben dem Körper des Kindes in den Polster, durchlöcherte diesen, schlug durch den hölzernen Boden des Kinderwagens, riß die untere Metallhülle auf und schlug dann noch im Asphalt des Gehsteiges ein acht Zentimeter tiefes Loch. Das Kind blieb unverletzt.

Dann folgt kurzer Bericht über die Verhandlung, über die Strafe, die über den Schmiedemeister Hanke verfügt wurde, weil er sein Werkzeug nicht vorschriftsmäßig an Schnüren gesichert hatte. Ganz zuletzt folgt die Anmerkung eines Berichterstat­ters: Frau Elfriede Kurbeck sagte aus: “Ich war schon im Laden, als ich von einer unbestimmten, inneren Unruhe getrieben, wieder denselben ver­ließ und den Kinderwagen um einige Zentimeter nach rechts verschob. Hätte ich dies nicht getan, wäre der Meißel wahrscheinlich auf mein Kind gefallen und hätte es erschlagen..." Wer an die göttliche Vorsehung glaubt, glaubt an keinen Zufall. „Christl. Pilger” 4/1956 


 

Der Schutzengel paßte auf

 

Sechsjähriger überstand Sturz aus dem D-Zug unverletzt. - Sogar die Brille blieb heil. Die Bundesbahn ist nicht sehr glücklich, wenn starker Schnee­fall einsetzt. - Hohe Räumungs­kosten und Verspätungen sind die Folge. Aber der sechsjährige Ludwig Sommer aus Mannheim und seine Mutter werden der weißen Pracht zeitlebens dankbar sein. Am Donnerstag (7. Jan.1965) fuh­ren die beiden gegen 9 Uhr im D 19 von München nach Berchtesgaden. Der Junge ist schwer asthma­leidend und sollte nach Bayerisch-Gmain gebracht werden. Zwischen Endorf und Rimsting wollte er die Toilette aufsuchen; diese war aber wegen eines Wasserrohrschadens verschlossen. In dem Glauben, daneben sei noch eine Toilette, öffnete der Junge die Tür und stürzte aus dem fahrenden Zug. Das Fehlen des Jungen wurde erst kurz vor Prien bemerkt, als die Mutter, beunruhigt durch das lange Ausbleiben des Sohnes, auf der Toilette nachsah. Ein Mitreisender zog daraufhin die Notbremse.

Der von dem Unfall sofort verständigte Vorstand des Bahnhofs Prien machte sich mit einem Rottenwagen auf die Suche nach dem Jungen. Dieser hatte mehr als unwahrscheinliches Glück. Er stürzte in einen Schneehaufen - zehn Meter weiter stand ein Fahrleitungsmast und ein Kilometerstein -, über­schlug sich ein paarmal, erhob sich unverletzt bis auf ein paar Kratzer und kam der Suchmann-schaft bis Rimsting zu Fuß entgegen. Sogar seine Brille wurde unversehrt wiedergefunden. Die einem Ner­venzusammenbruch nahe Mutter konnte ihren Sohn wieder wohlbehalten in Empfang nehmen.
Traunsteiner Stadtnachrichten” 1965/Nr. 5  


 

... daß ich nicht der Straße anheimfiel..."

 

Letzten Herbst machte ich mit einer jungen Be­kannten eine Wallfahrt. Während der langen Fahrt erzählte sie mir aus ihrer Kindheit. Viel unermeß­liches Leid hatte sie schon als kleines Mädchen er­lebt. Ihren Vater hatte sie nie gekannt. Ihre Mutter wurde mit dem Kind von zu Hause verstoßen. In ihrer Verlassenheit vernachlässigte sie ihr Töchter­chen und überließ es der Straße. Als sie nach eini­gen Jahren wieder heiratete, konnte sie ihr armes Kind zur Adoption weggeben. Noch bevor die Pflege­mutter ankam, hämmerte sie dem Kinde die bitterharten Worte ein: “So, jetzt werde ich dich endlich los; jetzt wird eine fremde Frau kommen und dich holen!” Und sie kam, die fremde Frau in dunklen Kleidern, und führte das zitternde Kind fort in ein geordnetes, wenn auch bescheidenes Dasein. Noch höre ich die Worte der Erzählerin: “Daß ich trotz all diesem Kummer nicht zugrunde ging und der Straße anheimfiel, verdanke ich sicher meinem hl. Engel, der über mich wachte!” Die Bande zwischen Mutter und Kind blieben zerrissen. Vom pflichtver­gessenen Vater weiß man nur, daß er in einer fernen Stadt wohnt. P. J. 


 


 

Der sel. Papst Pius IX. und sein Engel

 

Papst Pius IX. erzählte mit Vorliebe ein Erlebnis aus seiner Jugendzeit, das die wunderbare Hilfe sei­nes Engels bewies. - In der väterlichen Hauska­pelle mußte er als Knabe bei der täglichen hl. Messe den Ministrantendienst versehen. Eines Tages, als er an der untersten Altarstufe kniete, während der Priester die hl. Opferhandlung vollzog, wurde ihm auf einmal angst und bange. Er wußte nicht, warum. Sein Herz begann ihm mächtig zu schlagen. Unwillkürlich wandte er seine Augen wie hilfesuchend nach der gegenüberliegenden Seite des Altares. Dort sah er einen schönen Jüngling, der ihm winkte, zu ihm herüberzukommen. Verwirrt durch diese Erscheinung wagte er nicht, vom Platz zu rücken. Aber noch nachdrücklicher winkt ihm diese leuchtende Gestalt. Da springt er auf und eilt hinüber. Diese Erscheinung verschwand. Im selben Augenblick aber stürzt vom Altar eine schwere Heiligenstatue herab gerade auf den Platz, den der kleine Ministrant soeben verlassen hatte. Oft er­zählte der Knabe später als Priester und Bischof und zuletzt als Papst dieses unvergeßliche Jugend­erlebnis und pries es als eine Fügung und Führung seines Schutzengels.


 

Es ist eine der unbegreiflichen Großtaten Gottes, daß er dem Menschen einen eigenen Engel zum Schutz für Leib und Seele gegeben hat. “Es sind dienende Geister", sagt die Hl. Schrift, “gesandt zum Dienst derer, die das Heil erlangen wollen". Empfehlen wir uns eifrig dem Schutz unseres hl. Engels.

Hieronymus Jaegen 


 

Mein Engel ist mir etwas wert

 

Ein Jugenderlebnis hat mir den Schutzengel fürs ganze Leben nahegebracht. Im St. Gallerland steht mein Elternhaus. Zu seinem Eingang führt eine ziemlich steile Steintreppe, umsäumt von einem Eisengeländer. Diese Stiege mit ihrem Geländer hatte für uns Kinder eine besondere Anziehungs­kraft. Immer wieder spielten wir darauf. Die Buben zog das Geländer an, eine Rutschpartie machte sie selig. Unsere Eltern hatten zwar diesen gefähr­lichen Sport verboten. Aber wenn es niemand sah, wurden daran doch allerlei Kunststücke vollbracht. Mein kleiner Bruder Willi mit seinen drei Jahren schaute neugierig den Turnübungen zu. In einem unbewachten Augenblick versuchte er es den Gro­ßen gleichzumachen - und fiel schwer zu Boden. Wir spielten in der Nähe mit den Puppen. Meine Schwester Klara sah ihn, warf die Puppe weg und eilte mit lautem Geschrei ins Haus: “Mutter, Mut­ter, Willi ist vom Geländer gefallen, er ist tot.” Schreckensbleich stürzte die Mutter aus der Küche zum Kind am Boden. Sie fürchtete, daß es blute oder etwas gebrochen habe. Sie hob Willi sehr be­hutsam auf und trug ihn ins Haus. Wir schlichen ganz still nach. In der Stube legte sie den Buben aufs Kanapee und schaute nach, was ihm fehle. Aber außer einigen kleinen Schürfungen konnte sie nichts entdecken. Der Kleine hatte sich bald von seinem Schrecken erholt und lachte Mutter spitz­bübisch an. Diese nahm das Kind, drückte es ans Herz und sagte ganz feierlich: “Bub, dich hat der Schutzengel gerettet.” Wir Mädchen standen sprachlos staunend vor diesem Wunder. Die Worte der Mutter beeindruckten mich so tief, daß ich sie nie mehr vergaß. Noch heute steht alles so lebendig vor meinen Augen. Jetzt mußte die Mutter nicht mehr warnen, es solle keines das Geländer bestei­gen. Ja, als einige Zeit nachher unser Vater in den besten Jahren im Sarg über die Stiege getragen wurde, verlor auch dieser Spielplatz seinen Reiz.

Dieses Erlebnis des Schutzengels beeinflußte meine Verehrung zum Schutzengel in meiner Jugend, ja bis zum heutigen Tag. Ich forschte nach, wie ich meinem Schutzgeist die Liebe am besten beweisen könnte. Da las ich in einem Buch, daß die Engel und Heiligen nichts so erfreue wie die Aufopferung des kostbaren Blutes zu ihrer Verehrung. Das leuch­tete mir ein. So begann ich oft bei der hl. Wandlung und auch während des Tages meinen En­gel durch diese Aufopferung zu erfreuen. Es scheint mir, daß ich in meinem Leben auch wirklich seine Hilfe und Nähe spüren durfte. Aus “Fegfeuer und Christliches Leben” Sept. 1962 


 

Es war auf einer Einöde

 

Die Mutter schickte die zwei Kinder ins Dorf zum Einkaufen; es waren zwei Mädchen: das eine neun Jahre, das andere fünf. Als sie heimwärts gin­gen, wieder hinauf den Berg zum Wald, siehe, da sprang ein Bursche aus dem Wald. Das ältere Mäd­chen erkannte die Gefahr und auch den Burschen und schrie in größter Not: “Hl. Schutzengel, hilf!” - Und plötzlich kam jemand auf sie zu, faßte ihre Hand, und sie kam so schnell auf den Berg, daß sie es nicht verstehen konnte. Oben sagte die Gestalt: “So, jetzt geh schnell heim, es geschieht euch nichts mehr.” Zu Hause angekommen, erzähl­ten die Kinder ihr Erlebnis. Der Fall kam vor Ge­richt, und da beteuerte das Mädchen öffentlich: “Glaubt ihr, ich bete jeden Tag umsonst zu meinem Schutzengel, wenn er mir nicht helfen würde!"

Pater A. O.Carm. 1965  


 

Kind bewahrt Eltern vor Tod im Theater

 

Ein junges Ehepaar wollte ins Theater gehen. Sie hatten ein vierjähriges Mädchen, das sie zu Bett brachten wie sonst auch immer. Als sie angezo­gen waren, begann das Kind zu schreien und zwar so heftig, daß es kaum zu beruhigen war. Die Eltern dachten, es muß doch krank sein, hat doch noch nie geweint. So entschlossen sie sich, in eine spätere Vorstellung zu gehen - und das Kind war sofort ruhig. Als es wieder soweit war, und die Eltern an nichts Schlimmes dachten, begann die Kleine wieder ein Geschrei, noch schlimmer als zu­vor; sie konnten nicht verstehen, warum das gerade heute. Es war nie zuvor. Sie blieben nun zu Hause und siehe da, nach einer kurzen Zeit heulten die Sirenen: das Ringtheater in Wien, wohin die Eltern gehen wollten, stand in hellen Flammen. Alles stürmte zu den Ausgängen. Durch das Gedränge aber wurden sie versperrt. Viele konnten nicht mehr hinaus: 200 Menschen fanden den Tod. Wer möchte da nicht sagen, daß der Schutzengel dieses Kindes diese Eltern vielleicht vor dem sicheren Tod errettet hat! Pfr D.J. 

    Inhaltsverzeichnis
 

Mein Schutzengel hat mich erhört!"

 

Waldemar war ganz vom Schlag der Jungen sei­nes Alters: rauh, verwegen, draufgängerisch, im Kirchgehen lau und säumig, um so eifriger aber beim Kartenspielen Sonntag nachmittags, wenn er mit seinen Freunden lustig am Biertisch saß, meist bis tief in die Nacht hinein. Seine Eltern mochten ja sonst nicht gerade über ihn klagen, da er ihnen mit Liebe und Achtung begegnete, gern bei jeder Arbeit half und seinen Wochenverdienst bis auf das ausbedungene Taschengeld regelmäßig abgab. Den­noch machten sie sich ein wenig Sorge um ihn, wenn er sie des Sonntags so allein zu Hause sitzen ließ, und nicht selten erst zu später Nachtstunde leicht angetrunken heim kam. Gewiß, er war ein geschickter Kartenspieler und vergnügte sich meist auf Kosten der anderen; aber sie merkten wohl, daß das lange Wirtshaussitzen und die leichtsinnige Gesellschaft sich nicht gerade zum Segen für ihren Jungen auswirkte.

Sein Arbeitsplatz war die benachbarte Eisenerzgrube, die einen ganz schönen Verdienst einbrachte, aber auch mit nicht geringer Lebensgefahr verbun­den war. Wie hatte doch die besorgte Mutter ihrem Waldemar immer wieder eingeschärft: “Vergiß doch nie, bevor du in den Schacht einfährst, deinen hl. Schutzengel anzurufen, dann wird er dich sicher behüten!” Die erste Zeit hat er's auch nie versäumt, da ihn selbst jedesmal ein Schauer er­faßte, wenn's in die dunkle Tiefe hinabging. Bald aber war alle Angst verflogen, das Schutzengelgebetchen wurde meist in lustigen Späßen erstickt und unterblieb schließlich ganz und gar.

Zwei Jahre waren so vergangen, da wurde eines Tages den Eltern plötzlich die Nachricht ins Haus gebracht: “Ihr Sohn ist soeben schwer verwundet ins Krankenhaus eingeliefert worden!” Mit banger Ahnung erfüllt eilen sie zu ihm hin, und die ern­sten Mienen des Arztes und der Schwestern sagen ihnen deutlich genug: “Hoffnungslos!” Ein Wunder überhaupt, daß er noch lebte! Da er sich gerade bei der Arbeit in der Grube aufgerichtet hatte, war der Kopf noch ziemlich heil geblieben, während der ganze Unterleib von dem herabstürzenden Gestein entsetzlich zugerichtet war.

Als die Mutter mit tränenfeuchten Augen an sein Bett herantrat und die fiebernde Hand schweigend in die ihre legte, sah sie an seinen verzerrten Ge­sichtszügen sogleich, daß er entsetzliche Schmerzen ausstehen mußte. Mitleidsvoll beugte sie sich über ihn, um ihm einige liebe, tröstende Worte zu sagen, da hörte sie, wie er zitternd zu ihr sprach: “Mutter, ach schon lange hatte ich nicht mehr zum hl. Schutzengel gebetet, wie du mir immer so ans Herz gelegt hast! Darum hat mich jetzt dieses Unglück getroffen!” Schmerzlich stöhnte er auf, dann sprach er weiter: “Ich will's nun aber nachholen, Mutter! Mein hl. Schutzengel soll mir helfen, daß ich gut sterbe!” Matt und entkräftet schloß er die Augen; doch sah die Mutter, wie er leise die Lippen be­wegte und betete.

Drei Wochen sollte das Schmerzenslager des Ar­men noch dauern; ein wahres Martyrium hatte er zu erdulden. Sein Trost war der Heiland in der h­l. Kommunion und das tägliche Gebet. Täglich besuchten ihn seine Eltern und auch seine Geschwister, und jedesmal sahen sie, wie das Antlitz des Dulders - trotz aller Pein, die er ausstehen mußte, einen ruhigeren und verklärten Ausdruck annahm. Doch konnte der Priester in den letzten Tagen ihm die hl. Hostie leider nicht mehr reichen, da er auch das Geringste, das er zu sich nahm, sogleich wieder von sich geben mußte. Dieses Opfer aber war ihm das allerschmerzlichste.

Der Morgen seines Sterbetages brach an. Als die Schwester in aller Frühe an sein Bett herantrat, ergriff der Kranke ihre Hand und flehte sie an; “Schwester, lassen Sie mich heute noch einmal den Heiland empfangen in der hl. Kommunion!” Der Schwester schnitt es tief in die Seele, sie konnte ihm ja keine zusagende Antwort geben. Da bat er noch inniger: “Schwester, erfüllen Sie mir meine letzte Bitte! Ich habe zum hl. Schutzengel gebetet, und er wird bestimmt dafür sorgen, daß alles gut geht!"

Tiefgerührt besprach sich die Schwester mit dem Geistlichen, der einer so flehenden Bitte nicht wi­derstehen konnte. Und so ging alles gut! Eine un­beschreibliche Freude und Seligkeit lag auf seinen Zügen, als kurze Zeit darauf die Eltern und Ge­schwister zum letzten Besuche zu ihm kamen. Und strahlenden Auges blickte er noch einmal zur Mutter empor, als sie schmerzbewegt seine schon erkaltenden Hände ergriff, und hauchte ihr die Worte entgegen: “Jetzt ist mir wohl, Mutter! Mein Schutzengel hat mich erhört! Ich durfte - den Hei­land - noch einmal - heute morgen - empfan­gen!"

Wenige Augenblicke noch - und Waldemar war friedlich im Herrn entschlummert, immer noch den verklärenden Schimmer der Freude auf seinem Antlitz.

Aus “Hoffnung", 13. Jg. Nr. 33 - Pfr. O.W. 


 

Näher als die Eltern

 

Daß manchem Menschenkind die leiblichen Eltern nicht so nahe stehen wie der Schutzengel, beweist folgendes Geschehnis:

Ein zwölfjähriges Hamburger Mädchen ist mit einem Kindertransport zur Erholung in die Schweiz gekommen. Die blonde Ursula sieht mit ihren strah­lenden Augen zu der Dame auf, die sie aufnehmen will. Anfangs zwar etwas scheu und zurückhaltend, aber dann von ihrer Gastgeberin in ein freund­liches kleines Zimmerchen geführt, faßt sie bald Zutrauen und beginnt schnell heimisch zu werden. Die Reise war immerhin etwas anstrengend, und so ist Ursula recht müde. Weil sie jetzt ein eigenes kleines Zimmer hat, zieht sie sich bald zu­rück. Fräulein Cuzmann, die gastfreundliche Dame, will nur noch einmal nach ihrer neuen Hausgenos­sin sehen und gute Nacht sagen. Aber da hat das sonst gar nicht mißtrauische Fräulein den Eindruck, als ob ihr Gast möglichst schnell allein sein will.

So ist sie doch ein wenig in Sorge, da sie das Kind gar nicht kennt. Woher kommt die Unruhe, das scheue Wesen? Sie zieht sich also nur scheinbar wieder zurück und kann beobachten, was der kleine Gast anstellen möchte.

Wie erstaunt ist sie aber, als das kleine Mädchen sich vor ihr Bett hinkniet, die mageren Händchen faltet und langsam ein Abendgebet zu sprechen be­ginnt. Dabei schaut sie sich aber immer ängstlich um, ob nicht jemand kommt. Es entgeht der Be­obachterin nicht, daß in den Blicken des Kindes etwas mehr ist als bloße Scheu, beim Beten nicht gesehen zu werden; etwas Angstvolles, Gehetztes! Nein, sie muß die Kleine doch einmal fragen, wa­rum sie solche Angst hat. Sie geht noch einmal in das Schlafzimmer; Ursula erschrickt, verkriecht sich in ihr Bettchen, und kommt erst nach langem Zu­reden wieder unter ihrer Bettdecke hervor. Auf die erstaunte Frage Frl. Cuzmanns, wovor sie denn solche Angst habe, erzählt sie schließlich stockend, daß es zu Hause streng verboten sei, ein Gebet zu verrichten oder aus einem Gebetbuch zu lesen.

Nach und nach erfährt das Fräulein durch die Leiterin der Verschickungsaktion, der die Eltern der Kleinen bekannt sind, die ganze traurige Geschichte von Ursulas Elternhaus: Die Eltern waren früher katholisch und erfüllten ihre kirchlichen Pflichten. Der Mann war Regierungs­angestellter. 1938 sollte er befördert werden, wurde aber übergangen. Man ließ ihn wissen, daß er nur befördert werden könnte, wenn er der SS beiträte. Als ihm seine Frau dann dauernd in den Ohren lag, gab er schließlich nach und stellte einen Antrag auf Aufnahme in diese Organisation. Nun wurde ihm die Beförderung nach einer bestimmten Bewäh­rungszeit in Aussicht gestellt, aber an eine neue Bedingung geknüpft: er sollte auch aus der Kirche austreten. Nach einigem Zögern waren beide Ehe­gatten auch dazu entschlossen. Kreuz und Heiligen­bilder wurden aus der Wohnung entfernt. Die Kinder, die noch kamen, wurden nicht getauft. Aber äußerlich ging es aufwärts: Auto, Vergnügungs­reisen, kostspielige Garderobe, alles konnte man sich jetzt leisten. Der Abfall machte sich bezahlt. Die schöne Uniform und das Freisein von “kirch­lichem Zwang” wurde als angenehme Dreingabe empfunden.

Der Krieg machte allem ein Ende. In einer Bombennacht wurde die Wohnung völlig zerstört. Von den fünf Kindern kamen vier ums Leben und übrig blieb nur die kleine Ursula. - Nach Kriegsende mußte der ehemalige SS-Mann seine Staatsstellung aufgeben und den Lebensunterhalt für sich und seine Familie als Hilfsarbeiter bestreiten. Das ver­bitterte ihn maßlos. In törichtem Trotz suchte er seiner Wut gegen Gott und alles Religiöse unver­hüllten Ausdruck zu verleihen.

Ursula hatte aber eine Schulfreundin, mit der sie oft zusammen spielte. Diese besuchte regel­mäßig den Religionsunterricht und erfüllte, ange­halten durch ihre fromme Mutter, treu ihre religiösen Pflichten. Von ihr lernte Ursula viele Dinge, auch einfache Morgen- und Abendgebete. Als sie diese aber zu Hause verrichten wollte, be­kam sie von ihrem Vater Schläge. So mußte sie es heimlich tun und immer warten, bis Vater und Mutter schliefen; dann ertönte in dem kalten, heid­nischen Elternhaus wie ein tröstlicher Klang aus der anderen Welt: "Engel Gottes, Hüter mein! Laß mich dir empfohlen sein..."

Frl. Cuzmann war tief ergriffen von dem Schicksal Ursulas und lehrte das Mädchen noch viele schöne und neue Gebete. An Leib und Seele gestärkt, verließ der kleine Gast das schöne Schwei­zerland. Und ihr Schutzengel war immer mit ihr und ließ das Flämmchen ihres Glaubens zu einem starken, kräftigen Feuer werden, das einst auch die kalte Umgebung durchwärmen sollte. Aus “Hoffnung", Jg. 23, Nr.17 


 

Ich sah meinen Engel

 

Im Jahr 1900 wurde in Brasilien ein Mädchen geboren, das später Ordensschwester wurde und zu den Begnadeten gehörte, die ihren Engel sehen konnten: Cecy Cony, die spätere Franziskanerin Sr. Maria Antonia. Sie schreibt in ihren Ju­genderinnerungen vom Eingreifen des Schutzengels in vielen Fällen und auch davon, wie sie immer wieder das Antlitz des Engels suchte, sah und von ihm Zustimmung oder Verweis für all ihr Tun ablesen konnte. Ein solches Erlebnis schilderte sie in dem Kapitel “Der Zirkusbesitzer” in ihren Aufzeichnungen.

1908 kam ein Zirkus mit kleinen Pfer­den nach Jaguarao. Sie schlug das Zelt auf einem großen Grundstück auf, das für solche Zwecke be­stimmt war. Das Grundstück war nur zwei Straßen von unserem Haus entfernt. Unser Schulweg führte uns täglich daran vorbei. Eines Abends nahm uns Papa mit zum Zirkus. Obwohl er nachher sagte, die Gesellschaft tauge nichts, der Eintritt sei kei­nen Pfennig wert, war ich ganz anderer Meinung. Ich hielt den Zirkus für das schönste auf der Welt und bedauerte sehr, nicht jeden Abend dorthin ge­hen zu können.

Die kleinen Hunde, die auf einer Strickleiter hoch hinaufkletterten, und sich dann in ein großes Bettuch hinabstürzten, das Männer unten ausgebreitet hielten; das kleine Mädchen, das auf einer Kugel tanzte; das größere, das nur mit den Füßen an einem Trapez hing: das alles ent­zückte mich. Am besten jedoch gefiel mir der häß­liche Clown mit dem gepuderten Gesicht. Er schlug seine Purzelbäume so schnell, daß er schließlich aussah wie eine rollende Kugel. Die ganze Gesell­schaft hielt ich für von anderen Menschen ganz verschiedene Wesen. Wie sie, selbst Kinder von mei­ner Größe, das alles fertigbrachten, begriff ich ein­fach nicht. Um so mehr aber bewunderte ich sie.

Jedesmal wenn mich der Schulweg am Zirkus vorbeiführte, blieb ich vor dem großen Tor stehen und versuchte, durch eine offene Spalte hindurchzuschauen. Meine Schwestern mußten mich fast mit Gewalt von dort wegziehen. Ich dachte, wenn mich doch Mama mit den Zirkuskindern spielen ließe, sie würden mir dann allerlei schöne Kunststücke vormachen. Dazu könnte ich den Clown einmal dann aus der Nähe sehen. Da ich aber im voraus wußte, Mama und auch Acacia würden es nicht erlauben, faßte ich den Entschluß, an dem Nach­mittag, an dem meine Schwestern keine Schule hat­ten, ich also allein aus der Schule kam, einfach ohne Erlaubnis in den Zirkus zu gehen. So geschah es denn auch. Ich stellte mich zunächst an den Eingang und beobachtete das Treiben der Männer, Frauen und Kinder, die sich hier herumtrieben, die ich aber nicht für Zirkusleute ansah. Ich meinte nämlich, diese seien immer so schön gekleidet wie bei den Vorstellungen. Dicht neben mir stand ein Mann mit einer Pfeife im Mund. Ich wandte mich an ihn und fragte: “Sind Sie vielleicht der Zirkus­besitzer?” Auf sein Ja fuhr ich fort: “Der Clown und die Mädchen in meinem Alter haben mir so gut gefallen, daß ich gern mit ihnen spielen möchte.” Der Mann lachte. Er nahm mich bei der Hand und sagte: “Nun, dann komm, ich bringe dich zu ihnen."

Ich hatte aber das große Eingangstor noch nicht überschritten, da hielt mich mein Schutzengel mit starker Hand zurück. Er zog mich an der linken Hand, mit der ich die Büchertasche festhielt, und der Zirkusbesitzer zerrte mich an der rechten, ließ aber plötzlich mit einer heftigen Bewegung die Hand los, stieß mich von sich und sagte: “Du dum­mes Ding, mach daß du fortkommst!” Ich erschrak und lief eiligst davon. Als ich schon nahe bei unse­rem Haus an der Straßenecke war, blickte ich nach meinem Schutzengel. Da sein Antlitz nicht traurig war, vergaß ich die Sache schnell. Meine Begeiste­rung für den Zirkus war dahin. Jetzt, wo ich das alles niederschreibe, erkenne ich erst, wovor mich mein Engel bewahrt hat. Heiliger, treuer Freund, dir von Herzen für deine Treue Dank, und dir, o Gott, Lob! Aus “Hoffnung", Jg. 23, Nr. 17 


 

Rettende Hand

 

Wir hatten daheim ein altes hölzernes Haus, das ganz von Balkonen - “Schrot” nannten wir sie - umgeben war. Hinter dem Wohnhaus waren die Wirtschaftsgebäude, darunter auch der Kornkasten, in dem das Getreide, das Rauchfleisch und auch die Brotlaibe aufbewahrt wurden. In diesen hölzer­nen Kornkästen hielt sich alles frisch, weil sie im Winter nicht zu kalt und im Sommer nicht zu warm wurden. Auch dieser Kornkasten hatte seinen Schrot (Balkon), auf den vom oberen Treppenflur aus eine Türe hinausging. Diesen Weg gingen wir immer, wenn wir von der Wohnstube oder Küche aus et­was im Kornkasten holten, während das gedro­schene Getreide vom Hof aus über eine Treppe in den Kasten getragen wurde.

An einem Herbstabend - der Tag bleibt mir ewig unvergeßlich - schickte mich mein Mütter­lein gottselig noch um einen Laib weißen Roggen­brotes hinauf. Wir hatten damals Zimmerleute im Haus, die auf den verschiedenen Schroten neue Böden legten, weil die alten von Wind und Wetter schon morsch und mürbe waren. Für diese Hand­werker brauchte Mutter das Brot. Als folgsames Kind laufe ich im Dunkel des frühen Herbstabends die altgewohnte Treppe hinauf in den oberen Haus­flur, trete durch die Türe, die zum Kornkastenschrot führt, und will auf dem Schrot weiterlaufen.

Da überfällt mich plötzlich eine Schwäche, daß mir die Knie zittern, und ich sinke zusammen wie ohnmächtig. Aber ich bin bei vollen Sinnen und kann mir nicht erklären, wie mir geschieht. Rasch überwinde ich die vermeintliche Schwäche und erhebe mich, um mit ein paar Schritten die nahe Kastentüre zu erreichen. Aber wieder drückt es mich auf der gleichen Stelle in die Knie, als läge mir eine niederzwingende Hand im Nacken. Ich denke noch an nichts Besonderes und erhebe mich wieder, um das Brot endlich zu holen. Aber da drückt es mich zum dritten Mal zu Boden, und diesmal spüre ich's deutlich wie eine Hand auf der Schulter. - Was mag das sein?

Jetzt bin ich so in Angst und Schrecken, daß ich mich nicht mehr weiter wage, sondern auf dem Bretterboden des Schrotes zurückkrieche und zur Mutter in die Küche eile, um ihr den Vorfall zu berichten. Ich sagte ihr, ein Gespenst müsse mich berührt haben; denn was wäre sonst auf dem Schrot gewesen, das mich dreimal an der gleichen Stelle in die Knie zwang? Gesehen hätte ich in der Finsternis zwar nichts, aber wo käme die Hand her, die ich im Nacken und auf der Schulter spürte, wenn nicht von einem unheimlichen Nachtgespenst?

Mutter meinte lächelnd: “Tschapperl, dummes..., wo soll denn auf dem Schrot ein Gespenst her­kommen? Du hast dich im Finstern gefürchtet und die Furcht hat dir dann alles so vorgegaukelt. In Wirklichkeit ist's nichts gewesen. Komm, zünde die Laterne an, dann gehen wir zusammen auf den Schrot, und du wirst sehen, daß kein Gespenst da ist."

Mutter nahm das Licht zur Hand und ging mit mir auf den Schrot. Als sie aber zur Stelle kam, wo es mich dreimal niedergedrückt hatte, daß ich keinen Schritt mehr weitermachen konnte, da rief die Mutter entsetzt: “Heiliger Gott - Kind! Jetzt glaub ich's selber, was du gesagt hast. Aber es ist kein Gespenst gewesen, das dich zu Boden drückte, sondern dein hl. Schutzengel! Schau, einen Schritt nur wenn du noch weitergegangen wärst, hättest du da in die Tiefe stürzen und dich zu Tod fallen müssen auf dem harten Hofpflaster."

Dem lieben Mütterlein traten die Tränen in die Augen, sie nahm mich in die Arme und drückte mich innig an sich. “Liebes Kind", sprach sie dann in heiliger Rührung, “komm, laß uns niederknien und dem hl. Schutzengel danken für die wun­derbare Rettung! Schau her, die Zimmerleute ha­ben den alten Bretterboden auf dem Schrot da weggenommen und den neuen noch nicht gelegt. Was wäre es jetzt mit dir, wenn du vorhin auf dem Gang zum Kornkasten ahnungslos ins Leere ge­treten und auf das harte Steinpflaster in die Tiefe gestürzt wärest? Nur dein Schutzengel hat dich ge­rettet. Heiliger Gott, wie können wir dir für dieses Wunder nur danken!"

Kinder, so innig hab ich noch nie gebetet wie damals auf dem Schrot daheim angesichts der gäh­nenden Tiefe, vor der mich die Hand meines h­l. Schutzengels errettet hat. Denkt immer daran, und führt euren Wandel so, daß auch euch euer Schutzengel nie verläßt. Franz Schrönghammer-Heimdal 


 

Wo war da der Schutzengel?

 

Bekenntnis eines Vaters “Elvi, bleib stehen, ein Auto kommt.” Meine kleine sechsjährige Elvira, die am Straßengraben gegenüber seltene Gräser gepflückt hatte, wollte ge­rade wieder zu mir herüberlaufen. Ich aber sah ein Auto mit übergroßer Geschwindigkeit die schnur­gerade Straße dahersausen. Mein Kind hörte mich, schaute zu mir herüber und hielt einen Moment inne. Dann blickte es zum Auto und trippelte auf einmal los. Da war das Unglück geschehen. Noch auf der linken Fahrbahnseite wurde es vor meinen Augen vom daherrasenden Auto erfaßt, eine große Strecke durch die Luft geschleudert und fiel dann auf der Straßenböschung nieder. Meine beiden äl­testen Söhne und ich rannten schnellstens hinzu.

Das Kind war tot. Mein Ältester hob es auf, ich nahm es auf die Arme und trug es in mein Haus. Meine Frau, die nebenan noch in der Abendandacht war, ließ ich sofort holen. Der Herr Pfarrer, der gerade mit dem Allerheiligsten den Segen erteilte, kam auch sogleich und spendete unserer Elvira den letzten Erweis kirchlicher Gnade, das hl. Sa­krament der Letzten Ölung. Das war am Pfingstsonntag 1965 in Ludwigsmoos (Bayern).

Am Morgen dieses Tages hatte es ihr großer Bru­der noch an der Hand zur Kommunionbank geführt, hin zum Tisch des Herrn. Selig lächelnd war es an seiner Hand wieder zurück auf den Platz der Kir­chenbank gekehrt. Die ganze Gemeinde war ergrif­fen, wie so ein großer Bruder so ein kleines sechs­jähriges Schwesterlein zum Heiland führte. Er hat es wohl in diesem Augenblick schon ganz dem Hei­land zugeführt: “Laßt die Kleinen zu mir kom­men, denn ihrer ist das Himmelreich."

Morgens hat Elvira noch mit ihrer Mama im Bett gebetet: “Wie fröhlich bin ich aufgewacht! Wie hab ich. geschlafen so sanft die Nacht! Hab Dank im Himmel, Du Vater mein, daß Du hast wollen bei mir sein! Behüte mich auch diesen Tag, daß mir kein Leid geschehen mag.” - Dann kann es doch auch kein Leid gewesen sein, was ihr geschah, weil der Herrgott das Gebet eines unschuldigen Kindes nicht unerhört läßt. Er hatte es eben fortgenommen in sein ewiges, seliges Leben. Er wußte, was dieses zarte, geistig so weit vorauseilende Kind noch alles hätte durchmachen müssen auf dieser sündigen Welt.

Elvira hatte eine ganz große Liebe zu Jesus. Meine Frau hat mit ihr oft gebetet, kirchliche Lie­der gesungen, die Bibel gelesen oder sonst religiöse Schriften. Da durfte man nie aufhören, immer wie­der mußte man weitermachen. “Bitte, lies weiter!” So kam es ganz bestimmt aus ihrem Mund. Wenn sie ihrer Mama sagte: “Dich hab ich am allerlieb­sten", dann erwiderte meine Frau: “Den Heiland mußt du aber lieber haben als mich!” Das konnte sie zunächst nicht ganz verstehen, aber sie be­mühte sich und sagte: “Ja, Mama, ich tu das, aber gleich nach dem lieben Heiland kommst du.” Als wir unser Kind im vorigen Jahr zur Frühkom­munion anmelden wollten, weil wir sie schon gut vorbereitet glaubten, sagte der zuständige Kaplan: “Bringt sie nur mal mit, ich werde mit ihr ein Büchlein durchgehen, bis sie dann so weit ist.” Eine volle Stunde gab er sich dann mit dem Kind ab. Er war so beeindruckt von dem Wissen des Kindes und seiner Heilandsliebe, daß er sagte: “Mutter, Sie brauchen nicht mehr mit dem Kind zu mir kommen; mit dem können Sie jederzeit zur Kommunion ge­hen; wenn Sie wollen, dann morgen schon.”

Es war der Samstag vor dem 1. Advent 1964. Tags darauf, am 1. Adventsonntag, kniete die kleine Elvira neben ihren Eltern und Brüdern an der Kommunionbank und empfing zum ersten Mal den Heiland. Und wie war sie selig! Oft und oft sagte sie: “Mama, ich freue mich so!” Und wenn die Mama fragte: “Warum freust du dich denn so?", dann sagte sie stets: “Ich weiß es nicht, aber ich freu mich so!” Un­bewußt wird sie sich ihrer Kindschaft Gottes, ihres innigsten Verbundenseins mit Jesus gefreut haben.

Von früh auf lehrte meine Frau das Kind mit eigenen Worten zu beten. Das hat Elvira auch oft getan, wenn sie abends allein zu Bett mußte. Das Alleinsein hat sie immer so gefürchtet, aber sie hat es meist tapfer getragen, um zu folgen und dem Heiland eine Freude zu machen. Oft und oft sagte sie das Sprüchlein, das ihre Mama sie ge­lehrt hat: “Das hab ich mir vorgenommen: in den Himmel muß ich kommen, mag es kosten was es will, für den Himmel ist mir nichts zu viel."

Nun hat sie der Herrgott beim Wort genommen und hat ihr für den Himmel ihr junges Leben ab­gefordert. Auch meine Frau hat oft dem Herrn gesagt: “Lieber tot als eine Todsünde!", wenn sie das Kind in seiner ganzen Unschuld betrachtete. Und wie hat der Herrgott jetzt ihre Mama beim Wort genommen, hat gleich das Allerletzte gefor­dert. Wir aber haben jetzt einen Schatz im Him­mel. Unser liebes Kind, das Schwesterlein seiner Brüder, wird uns helfen, darf es doch ganz sicher so nah beim lieben Gott sein, daß Er das kindliche Fürbittgebet jederzeit hört und erhört. Gerade auch das Schutzengellied hat mein Kindlein so gern mit seiner Mama gesungen:

O Engel rein, o Schützer mein, du Führer meiner Seele!
Laß mich dir anbefohlen sein, daß ich vor Gott nicht fehle!"

Die dritte Strophe aber war ihr immer die wich­tigste:
Trag mein Gebet zu Gottes Thron und fleh für meine Sünden, hilf mir Verzeihung finden."
 

Wo aber war da der hl.Schutzengel meines Kindes? Vielleicht mußte er es geradewegs in dieses Auto hineinführen, damit es auf dem Höhepunkt seines Lebens, ganz rein und unschuldig, zum lie­ben Gott gehen durfte. Es ist an einem Ort, von dem wir es nicht mehr zurückholen wollen, auch wenn uns Eltern der Schmerz noch so zer­wühlt und an die äußerste Grenze des Ertragbaren führt. Wir trösten uns mit dem Evangelium, das sie selber in der Frühe noch gehört hat, und über wel­ches der Kaplan auch für ein Kind sehr anschaulich gepredigt hat: “Nur noch eine kleine Weile! Und dann werden wir unser Kindlein im Strahlenglanz wieder sehen."

So tapfer schrieb der Vater dieses Kindes seinem priesterlichen Freund fünf Tage nach diesem leid­vollen, erschütternden Geschehen. 
A.M. Weigl 1965  


 

Unsere Wege sind oft vielgestaltig

 

Es sind gefährliche Wege, dunkle Wege, harte Wege, traurige Wege. Unsere Engel, die immerdar ins Antlitz Gottes schauen, wollen uns aus diesen Wegen heraus dem Lichte entgegenführen. Sie hel­fen den Menschen den richtigen Weg zu Gott gehen. Sie vermitteln klare Entscheidungen, wenn wir an Kreuzungen anlangen. Sie stärken uns in den schweren Prüfungen, die Gott uns schickt zur Läu­terung. - Auch in der schwersten Stunde lassen sie uns nicht allein. A.M. W.

Der hl. Augustinus sagt: “Alles in dieser sichtbaren Welt ist der Macht der Engel anvertraut." Der hl. Petrus Damianus sagt: “Wer sich mit der Hl. Schrift befaßt, weiß. daß eine Menge heimlicher Kräfte auf dieser Erde weilt, um uns im täglichen Kampf hilfreiche Hand zu bieten." 


 

Auch Erwachsene haben einen Schutzengel

 

So kündet Psalm 90,11: “Seinen Engeln gebot er ja deinetwegen, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie sollen auf ihren Händen dich tragen, daß an keinem Stein sich stoße dein Fuß."

Der hl. Paulus bekennt(Hebr 1,14): “Sind sie nicht alle dienende Geister, zum Dienste ausgesandt um deretwillen, die das Heil erben sollen?"

Der berühmte Theologe Prof. Dr. Scheeben schreibt:

„Die obigen Worte des hl. Paulus zwingen dazu, allen Engeln wenigstens irgendeine Betei­ligung beim Schutz der Menschen zuzuschreiben.... Die Väter leiten die Sorge der Engel um die Men­schen zum Teil davon her, daß sie für ihre eigene Seligkeit nicht zu sorgen brauchen und, im Voll­gefühl derselben, die Menschen ihrer teilhaftig ma­chen möchten... Daß die Engel, und zwar alle, im Auftrag Got­tes als dessen Gesandte im allgemeinen in irgend­welcher Weise zunächst für das ewige Heil der Menschen besorgt sind, ist geoffenbarte Glaubens­wahrheit und selbst schon in dem Namen "Engel” (Bote, Gesandter) ausgedrückt.

Die einzelnen Funktionen, welche die Engel, be­sonders die ordentlichen Schutzengel, gegenüber ih­ren Schützlingen ausüben, sind mannigfachster Art. Sie tun das, was Eltern und Erzieher gegenüber den ihnen anvertrauten Kindern tun. Die Hl. Schrift bietet dafür die schönsten Beispiele."

Soweit der Gottesgelehrte. Die Erfahrung des Le­bens bestätigt diese Ansicht, wie wir in den folgen­den Beispielen sehen. 


 

Der Engel Raphael und Tobias

 

Als Tobias ausging, traf er einen stattlichen Jüng­ling, der geschürzt und reisefertig dastand. Er wußte nicht, daß es ein Engel Gottes war. Er grüßte ihn und sprach: “Woher bist du, trefflicher Jüng­ling?” Jener antwortete: “Ich gehöre zu den Söhnen Israels.” Tobias fragte ihn: “Weißt du den Weg nach Medien?” Er antwortete ihm: “Ich kenne ihn. Alle Wege in dem Land bin ich oft gegangen."

Zum Vater Tobias aber sprach der Engel: “Ich werde deinen Sohn wohlbehalten hin- und zurückführen.” Tobias aber sprach: “Reist glücklich! Gott sei mit euch auf eurer Reise, und sein Engel be­gleite euch!"

Zur trauernden Mutter sagte der Vater nach der Abreise des Sohnes: “Weine nicht! Unser Sohn wird unversehrt hinkommen und wohlbehalten zu uns zurückkehren, und deine Augen werden ihn wieder­sehen. Denn ich glaube, daß ein guter Engel Gottes ihn begleitet und alles gut lenkt, sodaß er mit Freu­den zu uns zurückkehrt.” Bei diesen Worten hörte seine Mutter auf zu weinen und beruhigte sich.

Nach der Rückkehr gab sich der Engel zu er­kennen.

Nach der glücklichen, gesegneten Heimkehr seines Sohnes rief Tobias diesen zu sich und sagte ihm: “Was geben wir dem heiligen Mann, der dich be­gleitet hat?” Tobias erwiderte seinem Vater: “Va­ter, welchen Lohn können wir ihm geben oder wo­mit können seine Wohltaten gebührend vergolten werden? Er hat mich wohlbehalten hin- und zu­rückgeführt, hat selbst das ausgeliehene Geld bei Gabelus geholt, hat mir zu einer Frau verholfen und den bösen Geist von ihr getrieben und ihren Eltern damit Freude bereitet. Mich hat er bewahrt vor dem Rachen des Fisches und dich hat er das Licht des Himmels wieder sehen lassen. Durch ihn sind wir mit allen Gütern überhäuft worden. Wie können wir ihm dies alles gebührend vergelten? Ich bitte dich, Vater, frage ihn, ob er vielleicht die Hälfte von allem, was wir mitgebracht haben, an­nehmen will."

Vater und Sohn nahmen ihn also beiseite und baten ihn, doch die Hälfte von allem anzunehmen, was sie mitgebracht hätten. Doch er sagte zu ihnen insgeheim: “Preist den Gott des Himmels und dan­kt ihm vor allen Lebenden, daß er an euch sein Erbarmen gezeigt hat. - Ich offenbare euch nun die Wahrheit. Als du unter Tränen betetest und die Toten begrubst, brachte ich dein Gebet vor den Herrn. Weil du Gott wohlgefällig warst, mußtest du dich in der Prüfung bewähren. Nun hat mich der Herr gesandt, um dich zu heilen und Sarah, die Frau deines Sohnes, von den bösen Geistern zu be­freien. Denn ich bin der Engel Raphael, einer von den sieben, die vor dem Herrn stehen."

Bei diesen Worten erschraken sie und fielen zit­ternd zur Erde auf ihr Angesicht. Der Engel aber sprach zu ihnen:

„Friede sei mit euch, fürchtet euch nicht! Denn daß ich bei euch war, geschah nach Gottes Willen. Preist und lobt ihn! Es schien zwar, als ob ich mit euch aß und trank; ich genieße aber eine un­sichtbare Speise und einen Trank, den die Menschen nicht sehen können. Nun ist es Zeit, daß ich zu dem zurückkehre, der mich gesandt hat. Ihr aber preiset Gott und verkündet all seine Wohltaten!” Nach die­sen Worten entschwand er ihren Blicken. (Tob 5,5 u.12,1 f.)


 

Glück oder Schutzengel?

 

Nachstehende Begebenheit berichtet H. E. Kraus aus München und kann in den Münchener Zeitun­gen vom 21. Nov. 1936 nachgelesen und nach­geprüft werden.

Es gibt viele Menschen, die bei dem Wort “Schutz­engel” ein Lächeln der Geringschätzung kaum ver­bergen können. Und doch hat der Mensch einen Schutzengel! Ich bin' nicht geneigt, an dieser Wahr­heit rütteln zu lassen, um so weniger, als ich sie -von anderen Erfahrungen abgesehen - mit einem Erlebnis aus meinem eigenen Leben belegen kann.

Am 20. Nov.1936 ging ich gegen 10 Uhr in die St.-Peterkirche in München. Am Hochaltar wurde gerade ein Brautpaar getraut. Vor der Mariengrotte verrichtete ich mein übliches Gebet. Nach etwa zehn Minuten verließ ich die Kirche wieder, um mit dem in unmittelbarer Nähe haltenden Bus in die Ludwigstraße zu fahren.

Der Turm der Peterskirche strebt, an den Gehsteig anschließend, ohne jede Ausbuchtung nach oben bis zur Estrade, von der aus sich den vielen Turmbe­suchern eine weite und schöne Rundschau auf die Stadt München darbietet. Ich umschritt den Turm­ und wollte gerade eiligen Schrittes den eben haltenden Bus erreichen, als unmittelbar hinter mir ein unheimliches Krachen erfolgte. Im ersten Augenblick hatte ich den Eindruck, als wäre ein Gerüst von Bauarbeitern horizontal auf dem Pfla­ster aufgeschlagen. Ich schaute an der Turmmauer hinauf, an der ich ein Gerüst angebracht glaubte. Aber an der ganzen Turmmauer war nichts zu se­hen. Nur: aus der Höhe kam in langsamem Fall ein Herrenhut herunter.

Da fuhr ein Radfahrer zu mir heran, hielt und stieg ab. “Da haben Sie eben ein unverschämtes Glück gehabt", meinte er. “Wieso Glück?” fragte ich.

Der Radfahrer deutete auf einen Kleiderklumpen seitlich zu meinen Füßen.... Ich wurde leichenblaß; vom Turm war aus 63 Meter Höhe ein Mann heruntergesprungen. Und was sich als das horizon­tale Aufschlagen eines Gerüstbrettes angehört, war nichts anderes als das Brechen der Knochen und Glieder des unglücklichen Menschen beim Aufschlagen auf das Straßenpflaster. Sofort sammelte sich eine Menge Menschen an; beherzte Männer nahmen den Toten auf und trugen ihn in einen nahegele­genen Hausflur.

Der Radfahrer aber meinte noch: “Nur einen hal­ben Schritt - dann wären Sie von dem herab sau­senden Körper mit zu Boden gerissen worden und würden wohl jetzt ebenso in den Hausflur hinüber­getragen wie dieser unglückliche Mensch!"

„Schutzengel", kam es leise aus meinem Mund.

Der Radfahrer lächelte eigen, stieg wieder auf sein Rad und fuhr über den Marienplatz davon. Mag einer sagen, es wäre “Zufall” gewesen, daß gerade der Bus heranfuhr, der mich veran­laßt hätte, meine Schritte zu beschleunigen. Mag ein anderer sagen, was immer er will, ich sage, daß die schirmende Hand meines Schutzengels sichtbar über mir gewaltet hat. Aus “Hoffnung", 17/1950  



 

Fünf Menschen wurden errettet

 

In New York wurde der in der 47. Straße wohnende Bankbeamte William Cranks mitten in der Nacht durch das Klingeln seines Telefons aus dem Schlaf geschreckt. Schlaftrunken erhebt er sich und geht, unter der Einwirkung starker Kopfschmerzen etwas taumelnd, an den Apparat, wo er dann feststellt, daß es sich um eine falsche Verbindung handelt. Wie er nun seine Frau weckt, um ihr zu sagen, wie unwohl er sich fühle, bemerkt er zu seinem Ent­setzen, daß die Frau wie leblos im Bett liegt. Schnell reißt er das Fenster auf und telefoniert so­gleich der Polizei, der es dann gelingt, die Frau und die drei Kinder mit Hilfe von Sauerstoffapparaten wieder ins Leben zurückzurufen. Später stellte sich heraus, daß der Badeofen defekt war und daß des­halb Gas in das Schlafzimmer einströmte. - Der falschen Telefonverbindung also hatten hier fünf Menschen ihre Lebensrettung zu verdanken. - Die fünf glücklich geretteten Menschen müssen einen guten Schutzengel gehabt haben. Bildpost: 16. 9. 1962 


 

Der Revolver lag schon bereit

 

Eine adelige Dame, die ihren Schutzengel von Kindheit an hoch verehrte, war im Krieg Rotkreuz­schwester. Sie erlebte eine Reihe merkwürdiger, wirklich auffallender innerer Ermahnungen, durch die sie die Patienten aus höchster Leibes- und Seelengefahr erretten durfte. Sie schreibt diese in­nere Führung ihrem hl. Engel zu. Lassen wir sie selbst eines dieser Erlebnisse berichten:

Es war in Salzburg in einem Lazarett. Ich pflegte neben vielen anderen auch einen schwerverwundeten Oberleutnant. Im Nahkampf mit den Russen waren ihm mehrere Rippen eingedrückt worden. Seitdem bekam er häufig schwerste Asthmaanfälle, jedesmal schier zum Ersticken, wenn er nicht in­nerhalb kürzester Zeit eine Spritze bekam. Der junge Mensch war am Verzweifeln, weil es einfach nicht besser werden wollte. Laut ärztlicher An­weisung hatte ich ihm jeden Abend eine Spritze zu geben.

Es war wieder an einem Abend. Ich hatte ihm bereits die Spritze verabreicht und lag todmüde im Bett. Der Dienst war ja streng. Da überkam mich auf einmal eine starke innere Unruhe: “Wenn dieser schwerleidende junge Mensch einen Revolver bei sich hätte? - Schau doch einmal nach bei ihm!” Dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los. Ich wehrte mich eine Weile dagegen, wie man sich als Tod­müder gegen jede Anstrengung wehrt; aber ich bekam keine Ruhe mehr. Ich mußte aufstehen und nachschauen. Ohne Licht zu machen, begab ich mich ganz leise ins Krankenzimmer. Der Patient schlief. Ich bückte mich, zog den Koffer unterm Bett hervor und fing an, darin im Finstern zu su­chen. Ich tastete die einzelnen Gegenstände ab. Es war, als führte mich eine Hand. Richtig! Da war der Revolver. Ich nahm ihn zu mir und ver­barg ihn in meinem Zimmer. Jetzt konnte ich ruhig einschlafen.

Am nächsten Morgen machte ich, wie üblich, meine Krankenvisite in allen Zimmern. Als ich das Zimmer des Oberleutnants betrat, schaute mich dieser eigenartig fragend an. Ich dachte: Da ist et­was passiert. Plötzlich fragte er: “Schwester, wo ist mein Revolver? Haben Sie ihn mir fortgenommen?” “Ja, ich hab ihn seit gestern Abend auf meinem Zimmer.” Etwas erregt sagte er: “Denken Sie, Schwester, ich hätte mich heute Nacht aus Ver­zweiflung erschießen wollen, weil ich einfach diese Qual nicht mehr aushalten wollte.” Jetzt erzählte ich ihm, daß ich ausgerechnet gestern abend von dieser Unruhe ergriffen worden sei; alle die Wo­chen vorher, in denen ich ihn pflegte, sei mir nicht ein einziges Mal der Gedanke an den Revolver ge­kommen. Ich sagte ihm offen ins Gesicht: “Das verdanken Sie meinem Schutzengel. Er war der nächtliche Mahner."

Der junge Mann war betroffen. Er sprach sich jetzt manches Leid von der Seele. Ich hörte müt­terlich zu und konnte ihn dann überzeugen, daß er wieder einmal gut beichten müsse. Er gestand mir, daß er schon jahrelang nimmer ge­beichtet hätte. Bald war Gelegenheit dazu. Wir gingen beide zusammen zur hl. Kommunion. Allein, so meinte er, hätte er nach so langer Zeit nicht mehr die rechte Schneid. Gern ging ich mit ihm und dankte dabei dem Herrn für seine Er­barmung und dem hl. Engel für seine gna­denhafte Hilfe.

Der Schwerleidende aber ist nach wochenlanger Behandlung wieder genesen und konnte sich einer guten Gesundheit erfreuen. A. M. Weigl 


 

Wir lagen in vorderster Kampflinie

 

Drüben an der Wolga - und im Norden die to­bende Schlacht: zerwühlte Erde, brennende und rauchende Trümmer, das nie endende Aufblitzen und die Einschläge der Granaten, Rauchsäulen und das seit Stunden schon anhaltende, alles in Schmutz und Rauch hüllende Trommelfeuer der Stalinorgeln - ein furchtbares, grausiges Bild. Das Wasser tropft von den Wänden des Unterstandes, uner­bittlich geht die Zeit dahin. Schweigend hocken wir auf engstem Raum zusammen und sinnen. Wie viele Kameraden sind in den letzten Tagen gefallen, verwesen nun irgendwo zwischen den Stellungen! - Man muß alle Seelenkräfte zusammennehmen, um durchhalten zu können.

Vor einer Woche war hier in vorderster Linie ein katholischer Feldgottesdienst gewesen. Es war ein verhältnismäßig ruhiger Tag, und so hatte der Divisionspfarrer die hl. Messe ziemlich unge­stört zu Ende lesen können. Zum Schluß hatte er uns allen die hl. Kommunion gereicht. - Im feindlichen Feuer waren wir Gott wieder viel näher gekommen. Der Pfarrer hatte in seiner Predigt nicht viel Worte gemacht, einige kurze, markante Sätze, gerade das Richtige für uns. Am Ende hatte er uns zugerufen: "Betet zu eurem Schutzengel! Ihr habt einen mächtigen Helfer in ihm; vertraut ihm nur!” Dann hatten wir das alte Lied gesungen: “Du mein Schutzgeist, Gottes Engel, weiche, weiche nicht von mir..."

Das Feuer draußen wird lebhafter. Wir wissen, heute Nacht steigt der große Angriff. Die russischen Batterien beschießen unsere rückwärtigen Linien: Sperrfeuer! - Ein furchtbares, gewaltiges Schau­spiel! Das Feuer wird verlegt, kommt immer näher - immer näher. Langsam machen wir uns fertig. Gegenüber unserer Stellung scheint die Welt unter­zugehen. Wie Nadelstiche dringen Kälte, Wind und Regen durch unsere verschlissenen, fadenscheini­gen, verdreckten Mäntel. - Plötzlich das Zeichen zum Angriff. Die jetzt vom Feind besetzte Stellung soll wiedergewonnen werden. Ein sumpfiges, von zerschossenen Bäumen und zerwühlten Gräben be­decktes Waldstück, wie gepflügt alles, weite Granat­trichter, Baum- und Kleiderfetzen; Leichen, Leichen. immer wieder Leichen - ein Feld des Grauens. Wir springen von Granattrichter zu Granattrichter. Einschläge rechts und links, vorne und hinten. Mit keuchendem Atem, die Stirnadern dick angeschwol­len, so geht es durch die Nacht ins Unbekannte, ohne den Weg zu kennen, ohne eine Stellung zu wissen. - Da, der Angriff -scheint zu stocken. Die russische Artillerie hat sich in den letzten Tagen genau eingeschossen. Sie belegt uns mit einem Ha­gel von Granaten. Der Feind schießt Sperrfeuer.

Eine irrsinnige Angst umfängt mich, Todesangst angesichts der Aussichtslosigkeit, aus diesem Höl­lenkessel hinauszukommen. Trifft es dich - trifft es dich nicht? Eine Granate schlägt einige Meter vor mir ein. Ihren Sprengstücken entging ich nur dadurch, daß ich tief im Dreck eines Trichters lag. Die Sekunden werden zu Ewigkeiten. Ich liege be­wegungslos da, den Kopf tief eingezogen, im gelben Schlammwasser und warte auf die nächsten Ein­schläge. Herr und Gott, soll denn alles zu Ende sein? Mein Herz schlägt bis in den Hals vor Angst.

Da plötzlich ist es mir, als ob jemand mir zu­riefe: “Bete zu deinem Schutzengel! Er kann dir helfen.” Der höllische Lärm ist unbeschreiblich, die Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Beten? Wer kann denn hier beten! “Du mußt beten!” So höre ich immer eindringlicher eine innere Stimme sagen. Beten, ja beten! Dann bete ich zu meinem Schutz­engel. Viele Worte machen kann ich nicht mehr. Ein Gebet fällt mir ein, ein kleines Gebet, das die Mutter mich einst vor vielen, vielen Jahren - vor Jahrhunderten, dünkt es mich - gelehrt hat, das ich als Kind in kindlicher Sorglosigkeit dahergeplappert habe, das ich schon lange, wie lange schon, vergessen hatte... : “Hl. Schutzengel mein, laß mich dir empfohlen sein...” Ich glaube, ich habe noch nie ein Gebet mit größerer Inbrunst, mit innigerem Vertrauen, ja mit leidenschaftlicherer Hingabe gebetet.

Und da, inmitten von Blut und Leichen und im Angesicht des Todes überkam mich auf einmal ein tiefes Glücksgefühl der Geborgenheit. Ich wußte, ich würde durchkommen. - Der Kampf ging wei­ter. Durch zerschossene Wälder rückten wir im Granathagel vor, immer vorwärts - vorwärts durch dichtes Sperrfeuer, um uns ein Wall Toter und Verwundeter. Der Lehm klebte dick an Händen und Füßen. Immer weiter, immer vorwärts, hin­durch durch das große Morden, durch das Don­nern, Krachen, Brüllen und Toben. In zwei Tagen und zwei Nächten hatten wir einige Kilometer Geländegewinn erzielt, bezahlt mit Hekatomben Gefallener. Mir geschah nichts. Ich kam heil durch die Hölle an der Wolga hindurch.

Wenn mich wieder Angst und Furcht in grau­samer Stärke befielen, ich brauchte nur an meinen Schutzengel zu denken, zu ihm zu beten - und es wurde ruhig in mir. Ich wußte, Gott hatte die Entscheidung über mein Leben in seine Hände ge­geben; er hat mich behütet während des ganzen Krieges; er hat mir die Kraft und Stärke gegeben, mein Kreuz auf mich zu nehmen und auszuhalten.

„Bleib mir dann zur Seite stehen, wenn mir Grauen macht der Tod;
als das kühle scharfe Wehen vor des Himmels Morgenrot.
Wird mein Auge dunkler, trüber, dann erleuchte meinen Geist;
daß ich fröhlich zieh 'hinüber, wie man nach der Heimat reist.”

Aus “Hoffnung", 17/1954 


 

Seinen Engeln hat der Herr geboten..."

 

Es war im Oktober 1960. Wir gründeten eine neue Niederlassung in Spanien; ich sollte eine Schwester per Eisenbahn nach Saldania bei Palencia bringen, während die übrigen im Auto vorausgefahren wa­ren. Die Reise anstelle der dafür bestimmten, aber plötzlich erkrankten Oberin kam für mich ganz unvorhergesehen. Sie fiel in die Zeit des Wechsels zwischen Sommer- und Winterfahrplan. Ich hatte keine Zeit mehr, mich etwas in die spanische Spra­che zu vertiefen. Das Hauptverkehrsbüro in Mün­chen meldete, daß der Winterfahrplan für das Aus­land noch nicht da sei. Das Verkehrsbüro in Augs­burg schrieb dazu noch unsere Fahrkarte von Irun nach Spanien irrtümlicherweise nach Valencia statt nach Palencia. In Ulm wurde das Gepäck nur bis zum französisch-spanischen Grenzbahnhof Irun an­genommen. So mußten wir unsere Reise mit ver­schiedenen Schwierigkeiten beginnen und fortset­zen. Ich vertraute auf die Führung und den Schutz der hl. Engel, die ich ohnedies sehr verehre.

Bereits auf dem Weg nach Paris erfuhren wir, daß der vom Reisebüro angegebene Zug Paris-Toulouse nicht verkehre. Wir erkundigten uns nach einem anderen und versprachen gleichzeitig den hl. Engeln die Aufopferung einiger hl. Messen und Kommunionen, wenn sie uns glücklich ans Ziel kommen helfen. - So kamen wir nachts um 12 Uhr nach Toulouse, wo uns die hl. Engel in ein gutes Nachtquartier führten. Am Morgen ging es weiter nach Lourdes, wo wir na­türlich Aufenthalt nahmen,, um am Abend schließ­lich nach Überwindung großer Reiseschwierigkei­ten nach Irun zu kommen, weil uns wieder unser Fahrplan trotz eingeholter Erkundigungen in Frankreich sehr enttäuschte. Abends neun Uhr erreichten wir glücklich die Grenzstation Irun am Golf von Biskaya. Alles sprach bereits spanisch. Wir, der Sprache unkundig, sollten nun erstens unsere ver­schriebene Fahrkarte ungültig machen lassen, zwei­tens eine neue lösen, drittens unsere Koffer aus dem Zoll holen.

Ich nahm zu den hl. Engeln meine Zuflucht. Und die Hilfe kam. Wir stiegen die Treppen des Bahnsteigs hinauf zur Fahrkartenhalle. Oben stand ein junger, vornehmer Herr da, gerade so, als hätte er auf uns gewartet. Er fiel mir durch seine etwas anders geartete Kleidung auf. Er sprach uns an, ob wir aus Deutschland kämen. Freudig überrascht fragte ich: “O, sprechen Sie deutsch?” “Ja, ich spreche deutsch.” “Sprechen Sie auch spanisch?” “Ich spreche auch spanisch.” Und weiter: “Kann ich Ihnen vielleicht etwas helfen? Ich werde alles gerne für Sie besorgen.” Er machte einen so ver­trauenswürdigen guten Eindruck, daß wir ihm ohne Bedenken unsere Angelegenheiten klarlegten. Er besorgte alles, ließ unsere Fahrkarten löschen, be­sorgte die neuen und löste das Gepäck beim Zoll­amt aus. Ein alter Zollbeamter wünschte, daß wir die Koffer öffneten. Das gefiel unserem Beschützer nicht. Er ging weg, kam kurz darauf mit einem jungen Zollbeamten wieder, der einfach die Plomben abschnitt und die Koffer herausgab. Schließlich erbot er sich noch, unsere Koffer zum Zug zu brin­gen. Er überließ uns sein Handgepäck; eine leere Mappe und einen ganz leichten Koffer. Eben fuhr der Expreßzug ein. Wir freuten uns, einen guten Reisebegleiter zu bekommen. Allein er hatte uns gegenüber seine Pflicht getan und verabschiedete sich mit dem Bemerken, er habe einen anderen, Wagen.

Solange der gütige Beschützer bei uns war, wa­ren meine Augen gehalten. Als er weg war, durch­zuckte es mich mit freudiger Gewißheit: “Seinen Engeln hat der Herr geboten...” - Man mag von diesem Erlebnis denken, was man will: ich freue mich darüber, so oft ich mich daran erinnere." Sr. W. R. 1965 


 

In schwerster Ehekrise

 

In einer ganz schweren Not half mir ein Engel offensichtlich (die Erzählerin und ihr Gatte sind be­reits tot):

Ich hatte nach dem zweiten Weltkrieg ein Mäd­chen aufgenommen in Kost und Logis, für ganz bil­liges Geld, 10.- DM im Monat. Es war als Straßen­bahnschaffnerin beschäftigt. Mein Mann besorgte ihm eine Stelle als Wachtmeisterin im Gefängnis, wo er in der kriminal-biologischen Forschungsstelle tätig war. Dies Mädchen machte mir großen Kum­mer, indem es sich an meinen weich veranlagten, lungenkranken Mann heranmachte, ohne daß ich es wußte. Mir fiel nur auf, daß es sehr gereizt und frech gegen mich war. Und eines Tages faßte mein Mann den Mut, mir alles einzugestehen: “Laß mich doch nie allein!” sagte er, “die A. B. ist stärker als ich, die vergewaltigt mich förmlich...” - Ich war erschüttert und sagte: “Wann denn?” - "Ja, wenn du zur Kirche gehst... “ - “Und nachmittags, wenn du einkaufen gehst.” - Mein Mann kommt um 16 Uhr vom Dienst, und da er krank ist, legt er sich sofort zu Bett.

Ich blieb also bei ihm sitzen mit einer Handar­beit, und als sie reinguckte ins Zimmer und mich da sitzen sah, verschwand sie schnell in ihrem Zimmer (sie hatte einen Raum für sich), mußte erst den Flur überqueren und durchs Wohnzimmer, um ins Schlafzimmer meines Mannes zu gelangen. Mein Mann hatte mir das Versprechen abgenommen, ihr keinen Ton zu sagen, sie nichts merken zu lassen, daß ich davon wüßte. Das war wohl das Schwerste, was in meiner Ehe verlangt wurde! - Aber ich bat meinen Schutzengel ganz innig und den ihrigen, daß er sie bewegen solle, von selber auszuziehen. Denn hätte ich ihr gekündigt, so hätte ich die Ehre meines Mannes in Gefahr gebracht.

Das war entsetzlich schwer: dies Menschenkind weiter noch am Tisch zu haben und in meiner Wohnung, noch ein halbes Jahr lang. Ich hab die­sen Zustand nur ertragen können, indem ich täglich, stündlich meinen Engel um Kraft bat. Und er half: das Mädchen zog von selber aus und ging in Frie­den fort. Sie hatten beide gebeichtet in St. Elisabeth. Es ist jetzt gut verheiratet an einen Wachtmeister. - Es war eine furchtbare Kraftprobe damals für mich. Und ich wäre bestimmt zusammengebrochen, hätte mein Engel mich nicht gestärkt. Dafür sei ihm innig Dank gesagt! M. C. 1951 


 

Es war in Rom

 

Ein junger Russe stand vor mir. Ich hatte den Eindruck, daß er mit seinen Händen ein Hufeisen auseinanderbrechen könnte. Er war aus dem Osten geflohen und erzählte mir: „Ich wurde in Rom, wo ich mich länger aufhielt, von Landsleuten freundlich angehalten und gebe­ten, ihnen Lotse zu einem bestimmten Punkt der Stadt zu sein. So groß zunächst meine Freude war, wußte ich doch bald, daß ich in eine Falle gegan­gen war.

Nach kurzer Fahrt stand ich zum Verhör in einem Raum vor einem Tisch, an dem lauter Kommunisten saßen. Einer mit Pistole an der Seite bewachte mich. Meine Lage war schlimm. Da rief ich zu den Engeln, und auf einmal überkam mich eine Kraft, als würde Eisen in mich fahren, und dann geschah es: Mit einem Schlag lag der Kommunist neben mir am Boden, und dann packte ich den Tisch, an dem die anderen saßen, hob ihn auf und warf ihn auf die Sitzenden und - draußen war ich. O, mein Engel und ich, wir halten seitdem noch fester zusammen!" 


 

Jetzt habt ihr andere Gesichter'

 

Bundeswehromnibusse rollen über die Straßen. Ziel: Altötting - Franziskushaus! Ich sitze mit meinem unsichtbaren Begleiter im VW und steuere aus anderer Richtung auf dasselbe Ziel los. Die Rede mit meinem himmlischen Be­gleiter sind nur kurze Gedanken. Auch die Rede der Engel zu den Menschen ist immer kurz und knapp. Vergleiche die Hl. Schrift: Apg 12,1-11 oder Mt 2, 13-20.

Ich sage: “Hl. Engel, ruf Großalarm aus für alle Engel der Gebirgsjäger! Hl. Krieg steht bevor!” Einige Zeit später: Die Militärfahrzeuge mit über hundert Gebirgsjägern sind eben in den Hof des Exerzitienhauses eingebogen, und schon schlie­ßen zwei Schwestern wie Cherube des Paradieses die großen Tore und verschließen sie fest.

Was der Standortpfarrer Ludwig Radlmaier und sein treuer Pfarrhelfer und manche betende Mutter seit Monaten mit viel Geduld vorbereitet haben, das soll nun in wenigen Stunden durch einen himm­lischen Gewaltstreich zum Abschluß gebracht wer­den. “O Gott, in wunderbarer Ordnung hast Du En­geln und Menschen ihre Dienste angewiesen."

Die Kämpfer von oben warten mit heiligem In­grimm auf den Einsatzbefehl - des Priesters. Es ist eine erbitterte Feindschaft zwischen den Söhnen des Himmels und den Teufeln. -

„Jetzt los, ihr Kraftgewaltigen Gottes, schlagt zu!” Während ich in meinen Exerzitienvorträgen die Ge­müter der Männer zum Gekreuzigten führe und mit ihnen Gebete der Reue spreche, stürzen sich die hl. Engel auf die höllischen Rebellen, die sich oft schon seit Jahren in den Seelen eingenistet hat­ten, von Tag zu Tag Sünde und Verführung speiend.

Wenn ein Starker das Haus bewacht, dann ist es bewacht. Wenn aber ein stärkerer über ihn kommt, dann ist der Starke verloren, sagt der Herr.

Ein sonnenverbrannter Unteroffizier, die Gebirgsjägermütze verwegen über die Stirn gezogen, sagte, bevor er mit seinen Soldaten wieder den Bus bestieg:

„Ihr Jäger, wenn ich überlege, wie ihr vor den Exerzitien dreingeschaut habt, dann muß ich sagen, daß ihr jetzt schon viel schönere Gesichter habt.” Man glaubt nicht, was die Gnade Gottes an so wilden Männern ausrichten kann!  


 

In wichtigen Ehefragen

 

Aus einem Brief vom 16. März 1965 an den Verfasser:

„Und jetzt muß ich Ihnen noch etwas erzählen, was Sie sicher freut, weil es die Engel betrifft. Ich muß hier im Ort Ehe- und Erziehungsberatung halten, und Sie können sich denken, daß von dieser Möglichkeit großer Gebrauch gemacht wird. Manch­mal kann man es kaum fassen, wieviel mensch­liches Leid da ist. Oft schicken mir Behörden ihre Sorgenkinder, wenn sie keinen Ausweg wissen. Die Leute, die kommen, sind wirklich nicht immer religiös eingestellt. Wissen Sie, was ich tu? Zunächst immer vorher zu den Engeln der Beteiligten und dem meinen beten. Oftmals, eigentlich immer, rufe ich noch die großen Sieben an, die ich besonders gern verehre, sowie die Engel des Tages. Dann höre ich die Leute an und versuche, mich in sie hinein­zudenken und mir nüchtern von ihrer Sorge ein Bild zu machen. Außer den rechtlichen Mitteln und Wegen, die mir zur Verfügung stehen, spreche ich immer, in jedem Fall klar und unmißverständlich von der Kraft der Engel und ihrer Hilfe. Und das Echo?

Zunächst großes Staunen, oft auch verständnis­loses Schauen. Ja, und dann muß ich, wohl immer, ganz von vorn anfangen und wie einem kleinen Kind diesen großen Menschen erzählen, daß wir einen Engel haben, warum usw. Daß dieser Engel eine Person ist! Geist mit ungeahnten Kräften. Ich muß erklären, daß es gute und böse Geister gibt. Und dann geht immer ein Erahnen über die Ge­sichter, und jeder sagt dann: “Ja, wenn das so ist! Warum sagt man uns das nicht? Das haben wir eigentlich so noch nie gehört."

Und dann erzähle ich ein bißl von mir, wie oft ich die Hilfe und Kraft der Engel erlebe, daß ich sie herzlich lieb habe und verehre, und dann einigen wir uns immer darin, daß wir gemeinsam zu den Engeln der Sorgenkinder beten. Und jetzt kommt was Lustiges. Kommt doch da neulich eine Frau und sagt: Sind Sie die Frau, die über die Engel erzählen kann? Ich hätte eine große Sorge, und bei uns im Dorf hat man gesagt, da müßte ich nach K. fahren.

Sie sehen, sogar von auswärts kommen sie; ich habe etwas wie eine Engelauskunftei. Ich sage den Leuten natürlich nur das, was man als Christ über den Engel wissen soll. Und freuen tut es mich na­türlich mächtig, wenn ich den echten Hunger der Menschen verspüre. Und nachher bleibt mir halt dann wieder das Weiterleiten an die Engel. N. E.

Welch begrüßenswerte Gewohnheit, täglich am Morgen schon die Engel all der Menschen zu grü­ßen, mit denen wir tagsüber zusammenkommen! Also die hl. Engel unserer Eltern, Kinder, Ge­schwister und des Hauspersonals; die Engel un­serer Chefs, Arbeitskollegen, Untergebenen; die En­gel der Leute in der gleichen Wohnung, im gleichen Haus, in der gleichen Ortschaft und in der Ver­wandtschaft. Als Geschäftsleute auch die Engel der Lieferanten, Kundschaften, Konkurrenten und Behörden! 
Pater Gerard O. Cap.


 

Ich schickte den Schutzengel zu Pater Pio

 

Zwei Eheleute, von denen Mann und Frau Unter­richt gaben, fanden eines Tages, als sie von der Schule nach Hause kamen, ihr Kind im Fieber vor. Sie wandten alle Hausmittel an, doch ohne Erfolg. Es war bereits Mitternacht. Da sagte der Mann zu seiner Frau: “Wir müssen doch schlafen gehen und morgen wieder in die Schule. Schlaf du hier beim Kind, ich gehe ins andere Zimmer schlafen.” Doch bevor er schlafen ging, fiel ihm ein, daß er in den P.-Pio-Büchern gelesen hatte, daß man den hl. Schutzengel zu ihm schicken könne. So tat er es auch. Es war gerade fünf Minuten vor 1 Uhr früh. Um 3 Uhr wachte er auf. Sein erster Gedanke war:

Was wird mit dem Kind sein? Er hielt sofort Nachschau und fand das Kind gesund im Bett. Aus Freude weckte er die Frau auf und sagte: “Das Kind ist ge­sund.” Diese gab zur Antwort: “Das kann ich mir schon denken wieso; ich habe ja, bevor ich schlafen ging, den hl. Schutzengel zu P. Pio geschickt.” Es stellte sich nun heraus, daß dies beide getan hatten.

Aus Dankbarkeit fuhr der Mann einige Wochen später zu P. Pio, um sich bei ihm persönlich zu bedanken. Wie er in die Sakristei ging, war soeben P. Pio von vielen Männern umringt, doch als er die­sen Mann sah, sagte er humorvoll, mit dem Finger auf ihn deutend: “Bei euch hat man nicht einmal in der Nacht Ruhe."

Verlegen entschuldigte sich der Lehrer, doch P. Pio gab gütigst zur Antwort: “Was brauchst du dich zu entschuldigen? Ich habe immer Freude, wenn Schutzengel kommen, auch wenn es in der Nacht ist.” Der Mann wollte sich bedanken. “Geh zum Tabernakel oder zur Madonna", war die Antwort. Doch der Mann sagte verlegen und schüchtern (da alle auf ihn blickten) noch folgendes: “P. Pio, dürfte ich Sie fragen, welcher Schutzengel war zuerst bei Ihnen, der von meiner Frau oder meiner?” Lächelnd gab P. Pio zur Antwort: “Dein Schutzengel war fünf Minuten vor 1 Uhr bei mir, der von deiner Frau etwas später!" Karl Wagner: “Pater Pio" 


 

In höchster Lebensgefahr

 

Am 13. 4. 1945 geriet ich als Fürsorgerin in große Lebensgefahr. Es gab keine Fahrgelegenheit mehr von meinem Wohnort zum Dienstort. Also wanderte ich früh um 6 Uhr acht Kilometer bis zu meiner Dienststelle. Ich kam vorbei an der Kapelle unse­res Missionshauses, wo gerade an diesem Tage eine hl. Messe für die Anliegen unserer Familie ge­feiert wurde. Ich konnte nur im Geist anwesend sein und empfahl mich und die Meinen in Gottes Schutz und in den Schutz der hl. Engel.

Es war bekannt, daß die Alliierten auf unser Ge­biet im Vormarsch waren. Im Laufe des Vormit­tags holte ich mir telefonisch noch Anweisungen meiner vorgesetzten Stelle. Plötzlich erfaßte mich eine große Unruhe; ich legte den Telefonhörer auf, noch bevor das Gespräch beendet war, und verließ mein Dienstzimmer. Eben hatte ich den Hausflur erreicht, da kam ein Zischen durch die Luft, es folgte ein harter Knall. Der Artilleriebeschuß hatte begonnen. Die ersten Granatsplitter zertrümmerten die Fenster meines Dienstzimmers und bohrten sich in Kopf- und Bauchhöhe in die Tür, durch die ich das Zimmer vor wenigen Augenblicken verlassen hatte. Nun gab es kein Arbeiten mehr.

Ich suchte Zuflucht in einem benachbarten Heim für Kinder und alte Leute. Die ganze Belegschaft war schon in den Luftschutzkellern; man trug gerade die Mittagsverpflegung herunter. Ich stand noch in der Heimküche, da zerbarsten in unmittel­barer Nähe wieder einige Granaten und zertrüm­merten die Fenster im Heim. Mir flogen die Glas­splitter um die Ohren ohne mich zu verletzen. Während des anhaltenden Beschusses mußten die Kinder und alten Leute, die alle sehr verängstigt waren, in andere Kellerräume verlegt werden, da die Verschalungen an den Luftschutzkellerfenstern herausgeflogen waren. Am späten Nachmittag bot das ganze Haus einen trostlosen Anblick, überall zertrümmerte Fenster, Mauerlücken etc. - Die Straßen waren unruhig. Verwundete wurden ab­transportiert. Kuriere sausten hin und her.

Mich trieb es zu meinen Angehörigen nach Hause. Gegen den Rat der Heimleiterin machte ich mich auf. Ich wählte einen Umweg durch den Wald. Der hl. Schutzengel mußte mit. An einer Flakabwehrstellung mußte ich vorbei. Ich hatte sie eben passiert, da wurde mit solcher Heftigkeit aus allen Rohren losgefeuert, daß ich vor Schrecken am Bo­den landete. Dann aber ging es weiter im Trab. Die Sorge um meine Angehörigen gab mir letzte Kraft. Es dunkelte schon, als ich völlig erschöpft zu Hause ankam. Noch war in meinem Wohnort nichts ge­schehen. Auf mein Geheiß ging's anschließend, auch ohne Alarm, in den Luftschutzkeller. Und in dieser Nacht setzte der Artillerie-Beschuß auf die Stadt ein, der manches zerstörte und etliche Menschen­leben forderte.

Unser Haus und meine Angehörigen blieben ver­schont. Wir fanden am anderen Morgen im Garten nur einige Glassplitter. - Und wie an diesem Tag mußte ich noch an manchen anderen Tagen der schweren Nachkriegszeit und später den hl. Engeln für Schutz und Geleit danken.

Es, ist schon ein Geheimnis um die Engel, um ihr stilles Wirken in unserem ständig bedrohten Leben. Aber daß Gott sie seinen Kindern als “königliche Leibgarde” (Scheeben) zur Seite gestellt hat, ist nicht zu leugnen, und die Dankbarkeit dafür sollten wir dadurch beweisen, daß wir immer bereit sind, uns von unserem Engel führen zu lassen und seinem Anruf zu folgen! G. R. 


 

Schluß mit meinem Leben!"

 

Eine Bekannte von mir war sehr unglücklich ver­heiratet. Ihr Mann war Trinker. Fast jeden Freitag kam er besoffen nach Hause. Die Frau litt namenlos darunter. Ich wußte um dieses Leid. Daher be­suchte ich sie oft an diesen Tagen, um ihr etwas Trost zu bringen. Ich schaltete aber auch den Him­mel ein. Jeden Tag rief ich die Schutzengel dieser Familie, den des Mannes, den der Frau und die Engel der Kinder an, sie möchten eine Gesinnungs­änderung des Unglücklichen herbeiführen.

Es war wieder an einem Freitag. Ich verspürte eine mir unerklärliche Unruhe. Ich mußte zu die­ser Frau. Obwohl sie eine Wegstunde von mir ent­fernt wohnte, machte ich mich abends noch auf den Weg zu ihr. Kaum hatte ich sie begrüßt, als sie mir sagte: “Du kommst gerade recht. Heut will ich Schluß machen mit meinem Leben. Ich kann nicht mehr. Zwanzig Tabletten liegen schon bereit. Schau Du, bitte, hernach auf meine Kinder!” Die Frau war völlig durcheinander. Ich selbst war auch erschüt­tert. Ich bin fast bis Mitternacht geblieben und habe versucht, alle Geschütze aufzufahren, um sie von dem Schrecklichen abzubringen. Ich betete dazwi­schen immer wieder zum hl. Engel, der die Macht des Bösen bannen möge. Endlich konnte ich ihr das Versprechen abringen, vernünftig zu sein. Auf dem ganzen Heimweg aber beschwor ich ihren Schutzengel und den ihres Mannes: “Bitte, helft ihr! Besiegt Satan! Laßt sie nicht untergeh'n!”

Einige Tage später erfuhr ich, daß der Mann viel früher als sonst am Zahltag nach Hause kam. Er war auch von einer Unruhe getrieben, wie er sagte, erfüllt von einer Sorge um seine Gattin. Noch nie hatte er von einer solchen gesprochen.

Da konnte ich die Hilfe der Schutzengel direkt greifen. Ich aber hörte nicht auf, für diesen Unglücklichen und seine Frau täglich weiterhin zu be­ten und sie dem mächtigen führenden Schutz ihrer hl. Engel zu empfehlen. W. P.

 

Die guten Mächte gegen die bösen Mächte!

Die Bosheit, die Scheinheiligkeit, Falschheit, Ver­logenheit, Ungerechtigkeit, Dummheit und Eifer­sucht der Menschen sind Zulassung Gottes, weil er auch den bösen Willen nicht antastet. Gegen alle diese bösen Mächte aber hilft die Anrufung der Engel. Es gilt das Heilandswort: “Es geschehe dir so, wie du vertraut hast!" 

    Inhaltsverzeichnis

 

Ein Lkw-Rad rollte wie ein Geschoß ins Schaufenster!

 

Leverkusen-Schlehbusch hatte am Mittwoch (29. Mai 1965) nachmittags eine Ereignis, das die Gemüter bis in die späten Stunden er­regte. Ein in Richtung Mittelberg fahrender Lkw aus Leverkusen hatte auf der “Bergischen Land­straße” das linke Vorderrad verloren. Wie ein Ge­schoß schnellte es über die Straße und sprang in die Schaufenstervitrine des Schuhhauses Müller.

Die Vitrine wurde schwer beschädigt. Nur durch viel Glück wurde größeres Unheil verhindert. Das Lkw-Rad war zufällig auf eine eiserne Säule der Vitrine geprallt und gestoppt worden. Sonst wäre es vielleicht durch das Hauptschaufenster in den Laden geschossen. Glück hatte auch eine Kundin, die gerade das Geschäft betreten wollte. Das Rad schnellte nur einen Meter entfernt an ihr vorbei.

Der Lkw war nach dem Radverlust auf der Achse gelandet. Verletzt wurde auch dadurch niemand. - So stand es in der Zeitung. So schreiben und denken die meisten Menschen unserer Tage: “Nur durch viel Glück - zufällig -.” Diese Begriffe: “Glück", “Zufall", “Schicksal” sind heute gang und gäbe. Sind sie aber nicht im tiefsten Ausflüchte, ja Ausreden einer nicht mehr christlichen Welt? Ein wirklicher Christ weiß um das Walten eines per­sönlichen Vatergottes und seiner von ihm bestell­ten Schutzengel, weiß aber auch um die schädi­gende Macht böser Engel, gegen die wir die guten Engel rufen müssen, und zwar täglich. Hinter allem sogenannten Glück steht immer Gottes Vaterliebe. 


 

Der Schutzengel führt mich ans Sterbebett

 

Jeden Morgen fügte ich meinem Morgengruß an Gott folgende Bitte bei: “O Gott, führe mich durch meinen hl. Schutzengel den rechten Weg Dei­ner Gnade und Liebe; führe mich zu den Menschen, denen ich helfen soll; führe mich dorthin, wo im­mer Du mich brauchen kannst!"

So hat mich am 13. April 1964 wieder einmal mein Weg ins Krankenhaus geführt. Ich stand auf einem Gang, wußte aber plötzlich die Zimmernummer nicht mehr, in der mein Bekannter lag. Da, auf einmal war es, als ob jemand sagte: “Geh schnell in das Zimmer hinein, vor dem du stehst!” Ich öff­nete die Tür und siehe, da war der Kranke, den ich besuchen wollte. Er freute sich sehr über mein Kommen. Ich unterhielt mich mit ihm. Er war bei vollem Verstand. Aber mitten in der Unterhaltung zuckte er zusammen. Seine Kräfte schwanden, sein Gesicht verfärbte sich. Ich war erst sehr bestürzt, faßte mich aber sofort und betete laut und ein­dringlich zweimal: “Mein Jesus, Barmherzigkeit!” und zweimal: “Jesus, verzeih uns unsere Sünden!” Ich gab ihm noch mein Sterbekreuzlein vom Rosen­kranz zum Kuß. Währenddessen tat er den letzten Atemzug.

Als die Angehörigen sofort gerufen wurden, war es ihnen ein großer Trost, daß ich bei ihrem Vater war und noch diese Reuegebete vorbeten konnte. Ich glaube sicher, daß mich der hl. Schutz­engel im rechten Augenblick ans Sterbebett geführt hatte. Frau M. Sch. 


 

Die hl. Engel halfen zu einem Priesterheim

 

Ein leidender Priester, der schon lange nicht mehr in der aktiven Seelsorge tätig sein und nur sitzend im Zimmer die hl. Messe feiern konnte, suchte in seinen alten Tagen ein bescheidenes, stil­les Heim ohne seelsorgliche Verpflichtungen. Aber wie sollte er dazu kommen? Seine Ersparnisse hatte er Zeit seines Priesterlebens für die Kranken, Ar­men und für die Heidenmission geopfert. Da nahm er seine Zuflucht zur hl. Familie und zu den Schutzengeln.

Diese sollten zu einem Heim verhelfen, in dem er selbst und nach ihm wieder ein kranker Prie­ster seinen Lebensabend verbringen kann. Die gute hl. Familie von Nazareth ist mit vielen Engeln am Werk gewesen. Das geschah so:

Unerwartet konnte der Priester im Frühjahr 1965 in der Nähe seiner Heimat ein bescheidenes Arbeiterhäuschen mit Garten erwerben. Nach wenigen Wochen schon erhielt er die behördliche Geneh­migung für einen Anbau mit Unterkellerung. Die Witterung in diesem Frühjahr aber war geradezu katastrophal. Es gab immerzu Regen, ja oft direkte Wolkenbrüche. Eigenartigerweise aber störte das Wetter fast in keiner Weise den Fortgang des Baues. Maurer und Baumeister sagten: “Wir mußten nie unsere Arbeit unterbrechen. Wir sind nie bis auf die Haut naß geworden - wie sonst so oft. Tags­über war das Wetter erträglich, während abends nach Arbeitsschluß oft ein strömender Regen ein­setzte. Es war uns direkt auffällig."

Dank der Hilfe der hl. Familie und der hel­fenden Engel fanden sich in rascher Folge auch die Handwerker, die das Werk vollenden halfen: die Installateure und Heizungsmonteure, die Elektriker, Fliesenleger, Spengler, Schreiner und Maler. Wie die Speichen eines Zahnrades griffen sie rechtzeitig ineinander und das in einer Zeit, wo Handwerker im deutschen Wirtschaftsraum wirklich Mangel­ware geworden sind.

Täglich segnete der Priester aus der Ferne die Baustelle, die er selber krankheitshalber nicht ein einzigesmal besuchen konnte. Täglich grüßte er die Engel aller Beteiligten, sowohl der Bauleute und Handwerker wie aller, die damit zu tun hatten. Im voraus opferte er neun hl. Dankmessen zu Eh­ren der hl. Familie und aller Schutzengel, besonders auch der Engel der Wohltäter.

Die Finanzierung des Heimes war ja mit etwas vom Entscheidendsten. Dank der Hilfe des Him­mels haben liebe Verwandte und gute Freunde in auffallender Weise das Heim finanzieren helfen. Es ist ein Heim der Liebe geworden. Erbaut von der Liebe, erbaut für die Liebe, für einen kranken Priester geeignet.

Die guten hl. Engel haben greifbar in den 'Herzen die Liebe mobilisiert. Zu Beginn des Schutzengelmonats September konnte der kranke Priester mit den Seinen unter den Segenswünschen des Bi­schofs in dieses Heim einziehen.

Nicht genug, dieser Priester, der schon neun Jahre lang an den Folgen einer Gehirnhautentzündung leidet, will mit Hilfe der hl. Familie, der hl. Mutter Anna sowie der Schutzengel das be­gonnene Werk weiterführen und auch für andere leidende Priester, die in der aktiven Seelsorge gar nichts mehr vermögen, ein stilles Heim schaffen helfen, womöglich jeder mit einem eigenen Haus­halt... 


 

Plötzlich ertönte die Klingel des Hotels

 

Gedrückt und unlustig nahm eine Frau von nicht viel mehr als 35 Jahren die mit kost­baren Läufern belegten Treppenstufen des Hotels. Es wäre müheloser für sie gewesen, den Fahrstuhl zu benutzen. Aber der Fahrstuhl war den Gästen vorbehalten und dem Personal die Benutzung ver­boten. Frau Anna Beuler gehörte zum Personal. Sie hatte seit einiger Zeit in dem Hotel eine Halbtags­stelle inne mit dem Auftrag, die Zimmer des drit­ten Stockwerkes jeden Vormittag in Ordnung zu bringen. Frau Anna litt unter dieser Arbeit weniger körperlich als seelisch. Aber ihr Mann war aus dem großen Krieg nicht zurückgekehrt, und die kleine Pension eines unteren Postbeamten, der noch nicht viele Dienstjahre hatte, reichte nicht für sie und ihre zehnjährige Tochter.

Die Mutter hing mit ganzer Liebe an dem Kind. Sie betrachtete es als heiliges Vermächtnis ihres Mannes, mit dem sie nur wenige Jahre in glücklicher Ehe zusammenleben durfte. Gisela aber hing auch an ihrer Mutter. Wenn sie mittags aus der Schule kam und Frau Anna fast zu derselben Stunde von ihrer Arbeit im Hotel, dann gab es stets ein frohes Wiedersehen, als wären sie nach langer Zeit aus der Fremde wieder heimgekehrt - das Kind zu seiner Mutter und die Mutter zu ihrem Kind. Gisela hatte stets viel zu erzählen von dem, was sie inzwischen erlebt hatte - in der Schule und auf dem Heimweg. Doch gestern war Gisela mit Tränen in den Augen heimgekommen. Die Kin­der hätten sie verspottet und ausgelacht wegen ih­res Mantels. Den habe sicher schon ihre Großmutter getragen, hätten sie gesagt, so altmodisch und schä­big sehe er aus.

Frau Anna wurde es schwer ums Herz, als Gisela ihr dies erzählte, und am liebsten hätte sie mit dem Kind geweint. Sie hatte diesen Mantel von einer alten Dame für Gisela geschenkt bekommen. Er war schon etwas abgetragen und auch zu groß für ihre Tochter. Aber sie war dennoch sehr dankbar gewesen für diese Gabe; denn sie hatte für den Winter Holz und Kohlen besorgen und einige Anschaffungen machen müssen, die für den Haushalt unentbehrlich waren, so daß das Geld für einen neuen Mantel nicht reichte. Dafür hatte sie jetzt dem Kinde ein Paar Schuhe kaufen können. Die alten waren schon seit langem brüchig, so daß Gi­sela bei Regen stets mit nassen Füßen nach Hause kam. Die Mutter hatte gestern ihre weinende Toch­ter zu beschwichtigen versucht. “Ach, Gisela", hatte sie gesagt, “laß sie nur reden! Diesen Winter hat Mutter kein Geld mehr für einen Mantel; aber nächsten Winter wirst du - wenn Gott will -einen neuen bekommen."

Die Tochter hatte sich bemüht, sich damit zu­frieden zu geben. Aber es. war ihr doch sehr schwer geworden, wenn sie an die Spötteleien ihrer Schul­kameradinnen dachte. “Mutter", hatte sie gesagt, “weißt du was? Ich trage einfach keinen Mantel mehr, ich friere ja nicht.” Die Mutter hatte darauf geschwiegen und im stillen überlegt, ob es viel­leicht doch noch möglich sei, die Anschaffung zu machen.

Auch jetzt, da sie im dritten Stockwerk des Hotels die Zimmer reinigte, ließen ihr die Gedanken keine Ruhe. Während sie ihre Arbeit verrichtete, über­legte und rechnete sie; doch sie 'fand keinen Aus­weg. So kam sie, mit sich selber und ihrem Leben hadernd, auf Zimmer 17. Es war ein Einzelzimmer, das ein vornehmer Herr bewohnte, der vor einer Woche in einer Prachtlimousine vorgefahren war. Frau Anna ordnete in gewohnter Geschicklichkeit das Bett und wollte eben zum Staubtuch greifen, als sie bemerkte, daß in der halbgeöffneten Schublade des Nachttisches eine Brieftasche lag. Vielleicht war es nur das kostbare Krokodilleder, das Frau Anna bewog, die Tasche in die Hand zu nehmen. Dann aber - es war wie in einem Zwang - öffnete sie die Brieftasche, und ihre Augen wurden groß und größer: Geldscheine, die Frau Anna Beuler in sol­cher Menge noch nie gesehen hatte, leuchteten ihr entgegen. Sie schrak zurück; doch vermochte sie sich von dem Anblick nicht zu trennen, und eine Stimme raunte ihr ins Ohr: “Es ist nicht recht: der eine kann sich alles leisten, und der andere hat nichts - nicht einmal so viel Geld, um seinem Kind einen Wintermantel zu kaufen! Arbeitest du denn weniger als die Menschen, die im Luxus le­ben? Den ganzen Tag bist du auf den Beinen, und die anderen fahren zu ihrem Vergnügen in der Welt umher. Oder bist du so schlecht, daß Gott dich strafen will mit deiner Armut?” Frau Anna lachte. Es war ein böses Lachen.

Nimm doch wenigstens einen Fünfzigmarkschein heraus", flüsterte es weiter, “es wird kaum be­merkt werden, daß er fehlt. Dir aber ist er eine gute Hilfe zu einem neuen Mantel für dein Kind."

Frau Anna zitterte, und der Schweiß trat ihr auf die Stirn. Sie bemühte sich, die Versuchung zum Schweigen zu bringen, doch es gelang ihr nicht. “Hast du denn dein Kind nicht lieb?” sprach es schon wieder. “Oder sind die anderen Kinder mehr wert als deine Tochter?"

Mein Gott, wer war das nur, der auf sie einredete? Ein Schauer durchrieselte den Körper der Frau, und sie fühlte, wie sie schwach und schwächer wurde. Schon suchten ihre Finger nach einem Fünf­ziger, als plötzlich die Schelle des Hotels ertönte, dreimal. Das war das Zeichen, daß sie gewünscht wurde. Sie legte die Brieftasche hastig in die Schub­lade zurück und lief hinunter. “Frau Beuler", rief ihr der Portier entgegen, “Sie werden am Telefon verlangt.” - “Wer? Ich?” - “Ja.” Er überreichte ihr den Hörer. “Wer ist da?” fragte Frau Anna in die Muschel, “Gisela? Was gibt es denn? - Wie? Nichts? - Hallo, Gisela? - Hallo!” Keine Antwort mehr.

Frau Anna legt den Hörer langsam und nach­denklich auf die Gabel. Dann ging sie wieder die Treppen hinauf. Aber wie war ihr? Sie nahm die Stufen so leicht und beschwingt und so froh. Was war denn nur mit ihr geschehen? Auf dem Flur begegnete sie dem Mieter von Zimmer 17, der die vergessene Brieftasche geholt hatte. Als Frau Anna an diesem Mittag heimkam, wartete Gisela schon vor dem Haus auf sie. “Nicht böse sein, Mutter!” sprang sie ihr entgegen. “Ich hatte plötzlich so eine Angst um dich und mußte unbedingt deine Stimme hören.” “Warst du denn nicht in der Schule, Gi­sela?” - “Doch, Mutter, aber ich bin in der Pause schnell zu Krämers nebenan gelaufen; sie haben ja ein Telefon."

Frau Anna war so erschüttert, daß sie im Augen­blick kein Wort mehr sagen konnte. “Bist du wirklich nicht böse, Mutter?” hörte sie ihres Kindes Stimme. “Wie könnte ich denn meinem Engel böse sein!” sagte die Frau. Aber Anna Beuler dachte nicht an ihr Kind, als sie dieses aussprach. Sie dachte an den Engel, den Gott ihr zum Schutz bei­gegeben. Ob er sich ihres Kindes bedient hatte, um zu verhüten, daß sie zur Diebin wurde?

„Wer denn sonst", sagte sie, “hätte mein Kind an­getrieben, mich in der Pause anzurufen!"

Aber wer wollte diese Frage leichtfertig bejahen? Wer auch wollte sie verneinen, der glaubt, daß Gott die Würde eines Menschen so hoch einschätzt, daß er jedem zu seiner Behütung einen Engel zuwies, der ihm besonders in der Versuchung mahnend zur Seite steht? Im Psalm 90 heißt es: Seinen Engeln hat Er geboten, auf allen deinen Wegen dich zu be­hüten, damit dein Fuß nicht stoße an einen Stein.” Was sind Versuchungen anders als Steine auf un­serem Lebensweg?

I. H. - Aus Eismann-Wiggers Vorlesebuch 


 

Erlebnisse eines Seelsorgers

 

Als junger Kaplan stürzte ich auf einem sehr eiligen Versehgang mit meinem Fahrrad über einen steilen Rain. Ich machte einen richtigen Purzelbaum damit ins Feld. Dank der Hilfe des lieben Engels ist mir und dem Fahrrad nichts passiert.

Als Pfarrer wurde ich eines Abends beim Heim­fahren mit meinem Motorrad von einem betrun­kenen Autofahrer gerammt und über die Böschung hinuntergestoßen. Ich stürzte zwischen eine Tele­fonstange und einen Grenzstein hinein. Mein linker Arm war etwas luxiert. Ich hatte wohl arge Schmerzen, aber sonst ist nichts passiert. Wie leicht hätte ich mit einem zerschmetterten Schädel am Grenz­stein liegen bleiben können!

Ein andermal lief mir ein siebenjähriger Bub wie blind ins Auto hinein. Ich fuhr ihn zusammen wie ein Huhn. Ich konnte beim besten Willen nichts dafür. Ich glaubte, der Bub sei tot. Dieser aber hatte kaum sichtbare Hautabschürfungen an Stirn und Knie. Seine dreizehnjährige Schwester sagte mir: “Wir beten alle Tage vor dem Schulgehen mitein­ander das Morgengebet und auch zum Schutzengel.”

Wenn ich verreise mit Bahn oder Bus, bete ich gerne, daß die Gottesmutter und die hl. Engel mir helfen möchten, daß ich mit solchen Menschen zusammentreffe, die mich brauchen, de­nen ich irgendwie priesterlich helfen soll und darf. Dieses Gebet wird meistens, manchmal geradezu ergreifend schön, erhört. Oft gibt es bei diesen Be­gegnungen mit Fremden Verbindungen, die jahre­lang nach beiden Seiten hin sich fruchtbar erweisen. Wir sollten es uns zur eisernen Gewohnheit machen, zu den Schutzengeln aller Menschen, zu denen wir gehen, oder die uns begegnen, zu beten! Das gäbe viele gnadenvolle Lenkung. Pfr. L.F. 


 

Ein geheimnisvoller BoteErlebnis eines Pfarrers

 

Es war im Dezember. Draußen war ein schreck­liches Wetter. Ich fühlte mich nicht besonders wohl. Eben wollte ich zu Bett gehen, als die Nachtglocke der Pforte läutete.

Als ich auf die Straße trat, sah ich einen kleinen Jungen mit einer grauen Kapuze sich eben schleu­nigst entfernen. Er ging in der Richtung auf die Grenze zu. Ich rief ihm nach, er möge etwas war­ten; er wandte aber bloß den Kopf, machte mir ein Zeichen, nachzukommen und fing an zu laufen.

Ich kehrte in die Kirche zurück, um das Aller­heiligste zu holen, weckte den jungen Seppli, meinen Ministranten, auf und ging dann so schnell als mög­lich den Weg, den der junge Unbekannte, den ich nicht mehr sah, genommen hatte. Mein armseliges Licht leuchtete keine zehn Schritte weit in die stockdunkle Nacht. Auf der Brücke angekommen, wußte ich nicht, wohin ich mich wenden sollte. Von dort führt ein Weg durch das Dorf, ein zwei­ter auf die Alm und der dritte neben dem Bach in vielen Windungen in das Tal des Doubs.

Warum ich diesen letzten Weg gewählt habe, weiß ich nicht. Vielleicht weil die Hunde im Dorf still waren, die sicher gebellt hätten, wäre dort jemand vorbeigekommen. Ich hätte aber ebensogut den Weg zur Alm einschlagen können.

Der Weg war beschwerlich. Man sah gar nichts. Der Junge blieb verschwunden, mein Rufen blieb ohne Antwort. Gut zwanzig Minuten war ich ge­gangen; ich wollte eben umkehren, da drang ein leises Wimmern zu mir: “Mama - Mama!” ich rief: “Heda?” - “Mama - Mama!” schrie tief unten an der Böschung eine sehr kindliche Stimme. Wir stie­gen hinunter und fanden unten jämmerlich weinend den Jungen mit der grauen Kapuze. “Sind Sie wirk­lich unser Pfarrer? Die Mutter ist so schlecht daran und mir tun die Füße so weh!” - Seppli nahm den Buben, der sich den Fuß verstaucht hatte, auf die Schulter. Wir fanden die Frau in den letzten Zügen liegend.

Der Sachverhalt war der gewesen: Als die arme Frau gefühlt hatte, daß es ums Letzte ging, da hatte sie ihren Jungen zu mir geschickt, den fünf­jährigen Jean. - Später erfuhr ich von dem Kind das Merkwürdige. Er war gar nicht zu mir gekom­men, er hatte gar nicht die Glocke geläutet - der arme Kerl hätte in der Nacht den Weg verfehlt, war über die Böschung gestürzt und ohnmächtig geworden. Als er wieder zu sich gekommen war, da hatte er jämmerlich nach der Mutter gerufen. Nicht lange; denn bald sei ich, der Pfarrer, gekom­men. O ja, es gibt eben mehr Dinge zwischen Him­mel und Erde als unsere Schulweisheit sich träu­men läßt; auch das Wirken der hl. Schutz­engel gehört dazu.

Augsburger kath. Kirchenzeitung” 39/1954 


 

Plötzlich fällt er um

 

Ostfront 1945. Klirrender Frost begleitet den Rück­zug des deutschen Heeres in Polen. Längst ist das Rattern der letzten Wagen im Westen erstorben -nur ein kleines deutsches Kommando bleibt zurück und vermint die Straße. Nichts rührt sich im nahen Wald. Stille, unheimliche Stille allüberall.

Mißmutig und frierend stapft ein junger Grena­dier seine Wachroute entlang. Hin und her. Hin und her. Plötzlich fällt er um - einfach um auf ebe­nem Trampelpfad, ohne auszurutschen oder einge­schlafen zu sein, und im selben Augenblick zischen die MP-Garben eines russischen Spähtrupps knapp über ihn hinweg. Zufall? Oder war es der Schutz­engel, der wußte, daß dieser Grenadier einmal Prie­ster werden sollte? Aus “Maria vom Guten Rat”, 1956/Nr. 9 


 

Wozu denn immer das Schutzengelgebet!”

 

Vor einigen Jahren verletzte sich eine mir be­kannte Frau ziemlich stark an der Hand. Es kam auch noch Blutvergiftung dazu, und auf ein Haar hätte es ihr bald den Arm und das Leben gekostet. Als ich davon erfuhr, sagte ich ihr auf Grund meiner eigenen Lebenserfahrung: “Rufen Sie doch den hl. Schutzengel an! Wir sind tatsäch­lich von so vielen Gefahren umgeben, da tut der Schutz von oben wirklich not.”

“Ach”, seufzte sie tief auf, “das habe ich ohnehin mehrere Jahre lang täglich getan, habe es schließ­lich teuer büßen müssen.” - “Was, das Schutzengelanrufen haben Sie büßen müssen? Nicht möglich! Ausgeschlossen!”

“Nein, nicht so, ich muß mich deutlicher aus­sprechen. Daß ich die Schutzengelverehrung nach mehrjähriger Übung aufgab, habe ich schwer büßen müssen. Gerade an jenem Tag, wo mir das Unglück passierte, hatte ich mir gedacht: Geh, wozu denn immer dieses Schutzengelgebet! Das paßt doch mehr für Kinder. Erwachsene Leute können doch auf sich selber aufschauen und sich in acht nehmen. In Zu­kunft laß ich das bleiben! - Und sieh, schon we­nige Stunden danach war das Unglück geschehen. Das merk ich mir aber!” Altöttinger Liebfrauenbote 1929 


 

Es wurde immer unheimlicher

 

Als junger Gymnasiast wurde ich einmal von mei­nem Onkel, der Pfarrer in einem größeren ober­pfälzischen Dorf in der Nähe eines Industriegebietes war, eingeladen, einen Teil der Sommerferien bei ihm zu verbringen. Müde kam ich nach einer mehr­stündigen Bahnfahrt bei ihm an und wurde von ihm und einer gütigen älteren Haushälterin freundlich aufgenommen. Leider fand ich in der ersten Nacht keine rechte Ruhe. Durch lautes Schreien wurde ich aus dem tiefen Schlaf jäh aufgeweckt. Leute liefen lärmend auf der Straße herum; dann läutete die Glocke des Pfarrhofes. Ich bekam einen rich­tigen Schrecken und fand keine Ruhe mehr bis zum Morgen. Da erfuhr ich, daß in der Nacht bei einer Rauferei ein Mann erstochen worden war, und daß man meinen Onkel noch zu dem Ster­benden geholt hatte. Das war kein guter Anfang meiner Ferienzeit.

Nicht lange darauf kam eine Frau mit ihrem klei­nen Neffen im Pfarrhof an. Sie wollte unbedingt meinen Onkel in einer wichtigen Angelegenheit sprechen, doch er war gerade nach Regensburg ge­fahren und kam erst gegen Abend zurück. Da die Frau von weit hergekommen war, wollte sie unbe­dingt warten und dann mit dem letzten Zug kurz vor Mitternacht nach Hause fahren. Mein Onkel kam, die Angelegenheit wurde erledigt, und ich er­hielt den Auftrag, die Frau mit ihrem kleinen Nef­fen zum Bahnhof zu begleiten, der etwa drei Kilo­meter entfernt war.

Nach einer Stünde machten wir uns auf den Weg. Als wir aus dem Dorf heraus in die dunkle Nacht traten, sahen wir, daß in der Nähe des letzten Licht­mastes ein Mann stand. Wir gingen nichtsahnend vorbei. Doch nach kurzer Zeit merkten wir, daß dieser Mann etwa fünfzig Meter hinter uns her­ging. Wir dachten uns nichts weiter und vermute­ten, er werde auch auf den Bahnhof gehen. Ohne zu sprechen gingen wir weiter. Aber die Schritte des Mannes hinter uns wurden uns immer unheim­licher. Da sagte die Frau leise zu mir, wir sollten schneller gehen. Da schlug auch der Fremde, der uns folgte, einen schnelleren Schritt ein, so daß der Ab­stand zwischen ihm und uns fast immer der gleiche blieb. Jetzt wollten wir es anders machen. Wir blie­ben stehen und wollten den Unbekannten an uns vorübergehen lassen. Doch da blieb auch er stehen und wartete, bis wir wieder weitergingen.

Die Sache wurde immer unheimlicher. Auch die Frau war schon ganz aufgeregt und machte mir ein Zeichen, daß wir laufen sollten. Wir nahmen den noch nichts ahnenden Jungen in die Mitte und fin­gen zu laufen an. “Warum lauft ihr denn jetzt?” fragte der Bub, und wir konnten ihm keine rechte Antwort geben. Wir schauten flüchtig zurück und siehe - auch der Mann hinter uns lief jetzt. Wir gingen wieder langsamer und wußten keinen Rat mehr. Mein Herz klopfte laut. Ich war ja nur ein Junge, hatte keine Waffe und sollte die Frau mit dem Kind zum Bahnhof begleiten, damit sie keine Angst hätten, und jetzt hatte ich selber Angst.

Noch zehn Minuten, und wir kamen in einen tie­fen Wald, den wir durchqueren mußten. Bis wir dahin kamen, mußte Hilfe kommen. Wir durften auf keinen Fall uns mit diesem seltsamen Begleiter hinter uns in den Wald wagen. Aber was sollten wir tun? Umkehren und ihm gerade in die Hände laufen? In der ausweglosen Verzweiflung sagte die Frau zum kleinen Jungen: “Bet mal zum hl. Schutzengel!”

Und schon fing er mit seiner hellen Kinderstimme an: “Hl. Schutzengel mein, laß mich dir empfohlen sein!” Weiter kam er nicht, denn da kam plötzlich aus dem Wald ein Licht heraus und näherte sich uns mit ziemlicher Ge­schwindigkeit. Es kam näher, und ich sah, daß es ein Radfahrer war. Ich schrie ihm von weitem mit lauter Stimme zu: “Halt! Bitte halt! Steigen Sie ab!” Er bremste, und vor uns stand ein kräftiger junger Mann. Aufgeregt erzählten wir ihm kurz alles. Er leuchtete zurück: der unheimliche Verfolger war verschwunden.

Der junge Mann begleitete uns durch den Wald zum Bahnhof, wo wir uns von der Frau und dem Kind verabschiedeten. Dann begleitete er mich nach Hause. Auf dem Weg erzählte er mir, daß er gerade von der Nachtschicht vom Werk komme. Für uns war es klar, daß ihn der hl. Schutz­engel auf das Gebet des Kindes hin geschickt hatte. Als ich bei meinem Onkel ankam, bekam ich Schüt­telfrost und phantasierte. Erst nach drei Tagen war ich wieder auf den Beinen und konnte alles Er­lebte dem erstaunten Onkel erzählen. 
Aus “Maria vom Guten Rat”, Okt.1959 


 

Mütter erzählen...

 

Aus Berlin:

Ich kam einmal, als ich noch berufstätig war, aus der Kirche und wollte über die Leipzigerstraße in Berlin gehen, um in das Bürohaus zu gelangen. Als ich auf die Fahrbahn gehen wollte, faßte mich je­mand an. Ich drehte mich um, aber niemand war da. In dem Augenblick fuhr ein Auto vorbei. Hätte ich meinen Weg ohne Unterbrechung fortgesetzt, wäre ich sicher überfahren worden. E. W. 1962

Aus Bayern:

Unser Sohn Sepp war mit dem Bulldogg beim Ackern. Weil es an einer gefährlichen Stelle war, machte er es selbst und nicht der Knecht. Auf ein­mal überfiel mich daheim eine große Sorge. Ich hatte keine Ruhe mehr. Was machen? Ich gab in die Richtung sofort Weihwasser und betete zu seinem Schutzengel. Eine Viertelstunde nachher kam Sepp, blaß: “Mama, beinahe wäre ich mit dem Bulldogg drei Meter hinuntergestürzt, er hängt noch an der Leite des Abhangs. Hätte ich nicht den Igel, eine kleine Walze, schon vorher weggemacht, wäre ich mit der Maschine hinunter, vielleicht tot.” M. K. 1962

Aus Süddeutschland:

Unser Sohn (18 Jahre) fuhr von der Arbeit mit dem Moped heim, reihte sich in der Hauptstraße ein, weil er links abbiegen mußte und von unten ein Auto kam. Er stand also und -wartete; auf ein­mal hat ihn von hinten ein Auto angefahren und hat ihn ein paar Meter vorgerissen. Das Hinterrad war zusammengedrückt und er selbst saß auf der Straße. Der Autofahrer hinter ihm war scheinbar nicht ganz nüchtern gewesen. Das war im vergan­genen Herbst. Unser Sohn kam mit dem Schrecken davon. Er ließ das Moped stehen und ging heim, ganz blaß, und sagte: “Mama, heut hab ich einen guten Schutzengel gehabt, ich könnte tot sein.”

Die Polizei, die gerade dazukam, fragte unsern Sohn, wie das war. Er konnte nur sagen: “Ich weiß es nicht. Auf einmal saß ich auf der Straße.” Der Polizist hat geschmunzelt und gesagt: “Mehr Glück kann man nicht haben.” - Ich muß noch beifügen, daß wir seit siebzehn Jahren täglich abends den Fa­tima-Rosenkranz beten und anschließend das Gebet: “Ihr hl. Engel meiner täglichen Umwelt...”

M. B. 1963 


 

Mit Hilfe der Engel ging es - Eine Schwester berichtet:

 

Vielleicht macht es Ihnen Freude, wenn ich Ihnen sage, daß ich, neu angeregt durch Ihr Schriftehen, wieder viel mehr zu den hl. Engeln bete und auch andere dazu anrege. Als Leiterin der Pfarrbü­cherei stand ich kürzlich vor einer direkten Krise: Meine Kräfte versagten und alle Mitarbeiter “spur­ten” nicht, so daß ich bereits unserm Präses gesagt hatte: “Ich kann nicht mehr! Was halten Sie von dem und dem als Nachfolger?” H. H. Kaplan hatte schon ja gesagt und ging. Es war Abend. Ich betete zu den hl. Engeln aller Beteiligten - setzte mich nachts, ganz spät noch, hin und schrieb auch dem H. H. Kaplan: “Stop! Vielleicht geht's doch ohne wesentliche Änderung, aber bitte, beten Sie mit mir zu den hl. Engeln aller Beteiligten und zum Hl. Geist!” Die Antwort: “Ja, das will ich tun!” Heute läuft alles bestens. Wir haben die Ausleihzeiten verlegt, wir haben jetzt drei Mit­arbeiter weniger, aber die, die dabei sind, sind ganz und gar dabei!” L.W. 1962 

 

Eine Lehrerin schreibt:

 

Als junge Lehrerin, bestimmt nicht den Hinterhältigkeit des Dritten Reiches gewachsen, mußte ich zur Gauamtsleitung in X. Es galt, die Anstellung zu erkämpfen! Gewiß, innerlich war ich bereit, dem Herrn den Beruf zu opfern. Aber ebenso klar wollte Gott trotzdem das Bemühen darum. Die Regierung hatte mir, auf Grund der Qualifikation, versprochen, daß ich beim ersten Schub der Anstellung sein sollte. Tatsächlich wurde ich übergangen. Grund: Vor allem meine voraus­gehende Arbeit in der katholischen Jugend. Der Tag des Kampfes kam. Ich empfing die hl. Kommunion. Zur hl. Messe war nicht mehr Zeit. Nach der hl. Kommunion innere Anre­gung: “Öffne den Schott!” Ich tat es, und mein Auge fiel auf die Schriftstelle: “Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her...” Dann schaute ich nach dem Tag: 8. Mai, Erscheinungsfest des hl. Erzengels Michael. - Mit Mut und Vertrauen fuhr ich zur Gauamtsleitung. Keine Spur mehr von Angst, aber das Bewußtsein des Zeugen: “In jener Stunde wird es euch gegeben werden!”

Der betreffende Parteimann hatte mir gesagt: “Ich habe Achtung vor Ihnen, weil Sie Überzeu­gung haben...” Die Anstellung erfolgte. An einem abgelegenen Ort durfte ich im Verborgenen wirken als christliche Lehrerin, sogar im Sinne des Kommuniondekretes Pius X. bezüglich der Frühkommunion. K. H. 1965  


 

Mir selbst war nichts passiert

 

So schreibt ein Mann: Bin 74 Jahre, noch rüstig und fahre noch gerne Rad, fühle mich sicher im Verkehr; vor mir braucht keiner in Sorge zu sein, umgefahren zu werden; aber ich bin öfters in Sorge, angefahren zu werden. Fahre fast alle Tage zur hl. Messe. So fuhr ich auch am 1. Dez. 1961 zur Abendmesse um 1/27 Uhr. Es war sehr finster und regnete dazu. Mein neues Rad war vorschriftsmäßig beleuchtet, hinten und vorne, auch die Pedale. Ich fuhr ganz rechts auf der Fahrbahn. Da überholte mich ein Lastzug, ich wurde von dessen Anhänger am lin­ken Mantelärmel erfaßt, vom Rad gerissen, auf die Fahrbahn geschleudert; ich lag jetzt hinter dem Lastzug, das Fahrrad auf mir.

Im Moment kein Gegenverkehr, auch von hinten die nachfolgenden Autos etwa sechzig Meter zurück. Ich raffe mich schnell von der Fahrbahn auf, setze mich wieder aufs Rad, als wenn nichts passiert wäre, und fuhr weiter; zwar hing am linken Man­telärmel ein Fetzen herunter, den mir das Fahrzeug ausgerissen hatte. Mir selbst war nichts passiert, auch mein Rad hatte keinen einzigen Kratzer da­vongetragen. Ob der Lastwagenfahrer mich über­haupt gesehen hat, weiß ich nicht. Er fuhr sein Tempo weiter, vielleicht war sein Scheibenwischer nicht in Tätigkeit oder nicht in Ordnung, oder er selbst benebelt.

Mein hl. Schutzengel hat mich hier sichtlich beschützt, ich bete ja auch täglich zu ihm. Habe schon oft in meinem Leben, besonders in den Kriegs- und Nachkriegsjahren erfahren, was die Engel für uns Menschen bedeuten, besonders wenn man sich ihnen anvertraut im Gebet. 
Alfred Gillner 1962  


 

Hart an den Randstein heran!”

 

Ich fuhr in Fürstenfeldbruck vor ungefähr dreißig Jahren mit dem Fahrrad den etwa vierzig Meter breiten Marktplatz hinauf. Vor mir lag das große Amtsgerichtsgebäude, das den ganzen Platz ab­schließt. Links weg führt die Straße nach Puch, in dessen Friedhof der berühmte Rembrandtdeutsche Langbehn wunschgemäß seine letzte Ruhestätte ge­funden hat. Rechts weg gehen die Straßen nach Augsburg und nach Maisach. Ich fuhr ziemlich schnell, etwa zehn Meter links vom Bürgersteig, den Marktplatz aufwärts. Da sagte eine innere Stimme zu mir: “Nicht mehr treten, ganz an den Randstein fahren!” Ich war etwa zehn Meter vor der Kurve, Richtung Maisach angekommen. Als ich ungefähr einen Meter vor der Kurve fuhr, kam ein Auto in hohem Tempo um die Kurve gebraust. Wäre ich nicht am Randstein gewesen, so wären wir beide frontal zusammengestoßen, und ich wäre zerschmettert am Boden gelegen. Gleichzeitig kam ein Mädchen von etwa 18 Jahren aus der Pucherstraße mit ihrem Rad daher. Das Auto überfuhr das Rad. Es war unbrauchbar. Das Mädchen selbst machte einen Salto mortale und stand völlig un­verletzt auf seinen Beinen. Als ich dies sah, fuhr ich weiter. Auf dem Rückweg stellte ich die Brems­spuren des Autos fest: 25 Zentimeter neben dem Randstein des Bürgersteiges. So umsorgt der gute hl. Schutzengel, der einen jeden durchs Leben geleitet, das ihm zur Führung anvertraute Gottes­kind. “Ihre Engel schauen im Himmel allezeit das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist”, sagt Jesus (Mt 18,10). Gott hat jedem Engel seine Auf­gabe zugeteilt. “Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, damit er dich auf dem Weg behüte und dich an den Ort bringe, den ich für dich bestimmt habe.” 
Pater I. R. 1965 


 

Hab acht auf deinen Engel und gehorche...”

 

Es war am 1. Mai 1943. Ich sollte um 15 Uhr eine Seelsorgsaushilfe auf den Weißen Sonntag antreten. Ich war spät daran und hatte es eilig. Von einem Mitbruder entlieh ich ein Damenrad mit einem Kin­dersitz auf der Balance. Ich steckte meine Akten­tasche in den Kindersitz. Da hörte ich die innere Stimme: “Bind's an!” - Ach, dachte ich, bis ich lang eine Schnur hole, stecke ich sie recht fest in den Kindersitz. Und fuhr ab. - Auf die Asphalt­straße gekommen, gab ich Tempo, da es nun einen Kilometer abwärts ging. Aber dann geschah's. Ich wußte nichts mehr davon. - Nur: Jetzt bekommst du die hl. Ölung. Später sah ich den Arzt vor mir. Ich lag im Krankenhaus. Was war geschehen? Die Aktentasche war aus dem Kinder­sitz geglitten und in das Vorderrad hinabgerutscht. Ich selbst war auf die Straße geschleudert worden. Das Kinn war vom Kinnbacken gelöst und mußte mit einer siebenfachen Naht festgemacht werden. Ich hatte außerdem einen Schädelbruch erlitten und war so entstellt, daß mich nicht einmal mein Vater erkannte. Erst am 25. Mai konnte ich aus dem Krankenhaus entlassen werden, war aber gesund­heitlich noch lange nicht auf der Höhe. - All das war die Folge meines Ungehorsams gegenüber je­ner warnenden “Stimme” meines hl. Schutz­engels, die mir doch so bekannt war. 
Pater I. R. 1965 


 

Ich schrie: “Schutzengel!”

 

Heute war wieder Gruppennachmittag (Schönstatt Bund). Da wir Bundesschwestern ziemlich verstreut in unserem bayerisch-schwäbischen Hei­matland wohnen, müssen wir uns immer einen Treffpunkt ausmachen, wohin alle ungefähr gleich gut kommen können und wo auch gleichzeitig ein geeigneter Rahmen geboten ist. Heute war es wieder Krumbach in Schwaben. Meine Bundesschwester Elfriede, eine Müllerstochter, nimmt mich immer in ihrem Opel Rekord mit. Ich habe mich bei ihr im Wagen immer wohler gefühlt wie in anderen Autos. Wir beten nämlich immer den Rosenkranz, wenn wir so unterwegs sind. Heute waren die Stra­ßen den ganzen Tag eisfrei und die Hinfahrt klappte sehr gut, obwohl ich ihr fortwährend von P. Petrus erzählte, dessen Predigten in Roggenburg ich eben hinter mir hatte.

Nach einem eifrigen Gruppennachmittag mit an­schließender Kaffeestunde verabschiedeten wir uns als erste, da Elfriede es um diese Zeit immer schon eilig hat, wieder heimzukommen in den Stall. Un­sere Gruppenführerin wünschte uns eine gute Heim­fahrt und sagte noch: “Glatteis hat es ja heute nicht.” - Wir fuhren zum Ort hinaus, Richtung Weißenborn, meiner Heimat zu, dort werde ich im­mer vors Haus gebracht, und Elfriede muß noch weiter bis Remmeltshofen bei Neu-Ulm. Ich suchte nach meinem Rosenkranz, den ich im Auto - schon wegen des Ablaß- und Sterbekreuzchens - ­immer in die Hand nehme. Elfriede sagte: “Suchst du etwas?” “Ja, meinen Rosenkranz.” - “Bete nur laut, dann kann ich mitbeten!” So taktvoll und ent­gegenkommend ist sie, meine gute Elfriede. -

Während des Betens sah ich, daß die Straße einen Filmüberzug hatte, sie schimmerte verdächtig matt­hell. Ich dachte, daß Elfriede das ja auch sehe, und betete weiter. Nach dem Krumbacher Wald fällt die Straße in eine berüchtigte Doppelkurve, an deren Rändern schon mehrere Leichensteine stehen dürften. Ich schaute auf den Tacho; 80 km. Elfriede sah das Warnungsschild und ging mit der Ge­schwindigkeit herunter. Sie bremste in der Kurve - und wir gerieten ins Schleudern. Ich sah nur, wie wir plötzlich quer, zur Fahrbahn waren. Ein dumpfer Schlag: wir flogen im Auto hin und her, schlugen mit den Köpfen zusammen und dann sah ich, wie die linke Wagentür aufging und Elfriede vom Sitz gestoßen hinausrutschte, sich aber am Steuer noch einhielt. Der Wagen wurde vom An­prall an den Grenzstein zurückgestoßen, tanzte nochmals - ich schrie “Schutzengel!” und dann schauten wir uns nur noch an. In der nächsten Se­kunde stand der Wagen - im Straßengraben, ein weiterer Grenzstein hatte ihn gestoppt.

Uns beiden fehlte nichts, praktisch nichts. Wir kamen kaum zur Besinnung, da standen schon ein paar andere Autofahrer da, sie zeigten Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. Trotz des Hinausrutschens aus dem Auto hatte Elfriede nur einen schmutzi­gen Mantel und ich hatte leichte Kopfschmerzen. Aber das Auto! Zwei Grenzpfähle ausreißen, das sieht man auch einem Opel Rekord an. Ein Trumm lag auf der Straße, ich glaube, es war der Wagen­heber; die Kotflügel an allen Seiten eingedrückt. Jedoch kein Glas kaputt und der Motor und die Reifen ganz. - Was tun? Weit und breit ist in der ganzen Gegend kein Unfallkommando, nicht ein­mal ein Telefon. Der Mann, den die Vorsehung uns in diesem Augenblick geschickt hat, sagte: “Der Wagen läuft weiter, wir müßten ihn bloß aus dem Graben heben.” Sofort packten die inzwischen auch herzugekommenen anderen Männer an, und ich stoppte oben an der Kurve so lange die anderen Fahrzeuge, mit dem Kopftuch winkend und ge­wärtig, daß auch sie ins Schleudern kommen und mich, wie wir den Grenzstein, überfahren könnten.

Im Nu stand unser Wagen wieder in Fahrtrich­tung. Ich fiel schier hin, so spiegelglatt war die Straße; dann faßte ich die Tür des Unglücksautos - und stieg wieder ein. - Der gute Herr klärte uns noch sachlich auf, was zu tun sei, und verschwand. Wir konnten kaum Vergeltsgott sagen. Elfriede nahm das Steuer wieder in die Hand. Wir fuhren ganz langsam weiter und beteten da weiter, wo wir aufgehört hatten. Wie hätte das ausgehen können! Wie schwer sind andere bei geringeren Geschwin­digkeiten schon verunglückt! Und in so abgelegener Landschaft! - Mein guter Schutzengel! Nicht ein­mal schwer aufgeregt haben wir uns. Ist das nicht ein Triumph der hl. Engel! Nachher erfuhr ich, daß Elfriede das Glatteis nicht gesehen hatte, auch die Tücke der Kurve nicht kannte. Ich werfe mir jetzt vor, daß ich nicht gewarnt hatte. 
Wilhelmine Wagner 1962 


 

Ich besprach alles mit dem Engel.”

 

Seit meiner Kindheit verehre ich die Engel innig. Doch ganz lebendig erst, seitdem ich P. Winkel kennenlernte 1932. Den frommen Jesuiten, der uns getraut hat und der am 7. April 1941 an einer An­gina starb. Er lebte ganz mit seinem Engel und er­reichte viel von den Engeln seiner Umgebung. Das habe ich von ihm gelernt! Wenn ich ihn auf dem Bahnhof in Hannover abholte, so war es unmöglich, ihn in dem Gewühl zu treffen. Aber erstaunlicher­weise hielt der D-Zug mit dem Abteil, in dem P. Winkel saß (er stand am Fenster und winkte mei­stens), immer gerade da, wo ich wartend stand. Als ich ihm meine Verwunderung darüber ausdrückte, sagte er ganz schlicht: ich habe deinem Engel Be­scheid gesagt.- Und in all der drückenden seeli­schen und auch körperlichen Not, die das Verlöbnis mit einem Lungenkranken mit sich bringt, hat uns der Schutzengel oft geholfen. Seit P. Winkel be­sprach ich alles mit meinem Engel, lebte richtig mit ihm, bat ihn, mir die Kohlen mit hinauf zu tragen aus dem Keller, da ich schwächlich bin. Er tat es, denn bald schienen sich meine Kräfte zu verdoppeln.

Einmal mußte ich Holz holen. Die Frau, die mir helfen wollte, sagte in letzter Minute ab. Die Kinder waren in der Schule. Aber der Bauer, der das Holz gesägt hatte, wollte sofort den Hof blank haben. Da nahm ich voll Vertrauen die schwere Schubkarre und bat meinen Engel, mir zu helfen. Er tat es! ich fuhr achtmal die schwere Schubkarre mit dem Holz nach Hause und verstaute alles allein bzw. mit meinem Engel im Keller, ohne Schaden zu leiden, denn ich war damals lungenkrank, hatte eine kleine Kaverne und durfte an sich so schwere Arbeit nicht tun. Aber es ging gut mit Hilfe meines Engels.

Einmal - es war kurz nach dem Auto­unfall meines Mannes(Anfang Dezember 1947) - fuhr ich nach Hannover, um im Vinzenzkrankenhaus mein Gedicht für die Weihnachtsfeier abzugeben, um das mich Sr. Beda gebeten hatte. Sie gab mir für meinen kranken Mann eine Flasche Erdbeersaft, Apfelmost und Butter mit. Beim Bahnhof hielt die Straßen­bahnlinie 3, mit der ich bis Endstation Empelde fahren mußte. Doch als ich einsteigen wollte und schon auf dem Trittbrett stand, drängten drei Män­ner in dem Gewühl dermaßen, daß ich herunter­stürzte und auf dem Asphalt lag; die Bahn fuhr ab. Ich hob meine Einkaufstasche hoch, damit nur ja der Erdbeersaft für meinen kranken Mann nicht auslief und die Flaschen heil blieben, da doch so große Not an Lebensmitteln war. An mich selber dachte ich nicht. Wie betäubt lag ich da. Auf ein­mal sehe ich ein bekanntes Gesicht: eine Dame hebt mich auf und geleitet mich in die nächste Straßen­bahn und fährt ganz mit. Sie sagte: “Vor einem Jahr haben Sie mir anempfohlen, meinen Schutz­engel ganz lebendig zu verehren. Ich hatte gerade Dienst in der Bahnhofsmission. Da fühlte ich mich plötzlich innerlich getrieben, hierher zu kommen an die Haltestelle der “3", und da sah ich Sie auf der Straße liegen.” - Es war die Lehrerin aus Empelde, die mich früher in R. mal besucht hatte. Offenbar hat mein Schutzengel sie herbeigeführt, um mir zu helfen. 
M. C. 1951 


 

Ihre Hilfe blieb nie aus

 

Kapuzinerpater Gerard Segmüller, bekannt als Schutzengelpater, bleibt mir, so schreibt eine Münch­nerin, seit meinen Kindheitstagen in steter Erinne­rung. Ich entsinne mich noch sehr gut seiner Pre­digten in St. Josef, die auf meine kindliche Seele tiefen Eindruck machten. Er ist es, dem ich es vor allem verdanke, daß ich schon frühzeitig in mei­nem Leben meinen eigenen Schutzengel und die meiner Umwelt verehren und lieben lernte. Es ist gewiß nicht mein Verdienst, sondern Gnade Got­tes, wenn es mir zur Gewohnheit geworden ist, die Schutzengel all der Menschen, die mir nahestehen und die ich in Gefahr weiß, stets vertrauensvoll anzurufen. Ich muß gestehen, die Hilfe der hl. Engel blieb nie aus. Es war oft so, als wäre hier ein wahres Wunder geschehen. Es ist etwas ganz Großes um die gläubige Verehrung der hl. Schutzengel. Ich grüße täglich auch die Engel aller Verlassenen und Leidenden, aller Verzweifelnden und Sterbenden. 
F. O.1961 


 

Die unsichtbare Macht

 

Durch die systematischen Luftangriffe auf Stet­tin wurde ein Stadtbezirk nach dem anderen zer­stört. Aber nie werde ich den einen Samstag im Herbst des Jahres 1944 vergessen, an dem mein Leben wunderbarerweise gerettet wurde.

Ich wollte zum Dienst gehen, und meine Tochter steckte mir einige Fettmarken zu, damit ich in einer Fischküche mein Mittagessen einnehmen konnte. ich wunderte mich darüber, weil damals die Fett­marken recht kostbar waren, und fragte auch, ob sie sie denn entbehren könne. Doch meine Tochter antwortete: “Ja! Ich habe sie gerade für dich auf­gespart, weil ich weiß, wie gerne du Fisch ißt.” So nahm ich dankbar an und ging zur Arbeit.

An Samstagen arbeite ich gewöhnlich bis zwei Uhr nachmittags in einem Baubüro. Nun bewog mich irgend etwas, an diesem Tag eine Stunde früher Schluß zu machen. Ich wollte noch zur Essigfabrik K. fahren, bei der ich Monats- und Jahresabschlüsse sowie die Überwachung der Buch­haltung übernommen hatte. Als das besorgt war, erlaubte ich mir, voll Stolz auf meine Fettmarken, die Prokuristin der Essigfabrik zum Fischessen ein­zuladen. Doch diese erwiderte mein Angebot mit einer Gegeneinladung: “Herr N., Sie sind doch ein großer Kuchenfreund. Ich kaufe guten Kuchen, koche Bohnenkaffee, und Sie essen mit uns. Ihre Fettmarken werden Sie schon noch früh genug los.” Frau R. war nicht weniger eigensinnig und bestand auf ihrer Einladung. “Wenn Sie denn durchaus nicht wollen, gehe ich eben allein!”

Damit verließ ich das Büro. In der Fischküche ging es lebhaft zu, aber kaum war ich mit dem Essen fertig - heulten die Sirenen Vollalarm. Der Sender meldete: “Mit einem Terrorangriff auf Stet­tin ist zu rechnen. Starke Bombengeschwader im Anflug auf die Stadt.” Jetzt wollte ich so schnell wie möglich zurück zur Essigfabrik. Der Weg führte am Bahnhofsbunker vorbei.. Als ich ihn erreicht hatte, blieb ich plötzlich stehen. Eine innere Stimme sagte mir: “Gehe nicht in den Fabrikbunker, son­dern in diesen hier!” Nachdenklich folgte ich die­ser Einsprechung und stieg in den sicheren Bunker hinab. Schon nach etwa fünf Minuten verkündete der Stadtsender: “Der Angriff auf unsere Stadt be­ginnt.”

Im gleichen Augenblick dröhnten auch schon die Flakgeschütze, und noch viel gewaltiger vernah­men wir die Einschläge der schweren Bomben. Der feste Bunker zitterte unaufhörlich zwanzig Minuten lang. Dann Stille und endlich Entwarnung.

Als ich die Straße betrat, bot sich mir ein Bild schrecklicher Verwüstung. Kein Haus, keine Mauer war heil geblieben. Nichts Gutes ahnend, lief ich zur Fabrik. Ich konnte mich der Tränen nicht er­wehren, als ich des Fabrikgeländes ansichtig wurde; die Gebäude waren vom Erdboden verschwunden. Die Rettungskolonne kam, hielt aber die Freilegung des Bunkerraumes für zwecklos. Die Männer gingen weiter. Ich versuchte allein, einige Steine unter der eingebrochenen Betondecke des Bunkers hervorzu­ziehen, und es gelang mir auch. Es entstand eine kleine Öffnung, durch die ich einen Namen in den Keller rief. Eine schwache Stimme antwortete. Einige Leute, die sich inzwischen angesammelt hatten und die Antwort hörten, faßten voll Mut und Zuversicht sofort mit an und begannen planmäßig die Rettungsarbeit.

Mit Hammer und Meißel wurden die Eisenstäbe der durchlöcherten Betondecke durchgeschlagen. Als eine ausreichende Öffnung freigelegt war, ließ sich ein schmächtiger junger Mann in den Keller hinab. Seiner Anstrengung gelang es, zuerst die Frauen herauszuheben. Als erste kam Frau R. ans Licht des Tages. Sie blutete aus vielen Wunden, in die außer­dem der scharfe Essig gedrungen war, denn über dem Bunker hatte sich ein Lagerraum befunden, und der Inhalt der Essigfässer sich in den Keller­raum ergossen. Stöhnend sagte Frau R.: “Herr N., haben Sie einen guten Schutzengel!” Drei Frauen waren die einzigen, die lebend geborgen werden konnten. Weitere zehn männliche Angestellte waren tot. So endete dieser Tag.

Dreimal an diesem Tag war das Walten einer höheren Macht zu spüren gewesen: Warum gab mir ausgerechnet an diesem Tag meine Tochter die Fett­marken mit? Warum lehnte ich gerade an diesem Tag die Einladung zum sonst so begehrten Kuchen­schmaus ab, und warum verließ ich das Baubüro um die eine entscheidende Stunde früher, die Stunde, die ich sonst in der Essigfabrik zugebracht und wodurch ich den Tod im Fabrikbunker gefunden hätte? Zufall? Drei Zufälle? Oder zeugen nicht diese drei für mich glücklichen Umstände von einer ge­heimen unsichtbaren Macht, die wohlwollend un­sere Schritte lenkt - von der Stimme und der Gewalt unseres hl. Schutzgeistes? Seit jenen Tagen wurde mein Glaube an die Schutzengel unerschütterlich. 
Aus “Hoffnung”, 23. Jg., Nr. 17 


 

Gefährliche Situation im Wald

 

Es war am 26. Juli 1947, zu der Zeit also, in der wir Normalverbraucher alle mehr oder weniger hungern mußten. Ungefähr 34 Kilometer von meinem Wohnort Amberg entfernt, kannte ich eine Frau, von der ich wußte, daß sie mich nie mit leerer Tasche abziehen ließ. Sie hatte während der letzten Kriegsjahre auf meiner Station als Patientin gele­gen und glaubte, daß sie mir ihr Leben zu verdan­ken habe. An jenem Tage machte ich mich also mit dem Rad auf den Weg nach N. Zuvor betete ich noch zu meinem hl. Schutzengel, den zu ver­ehren ich damals durch eine fromme Frau angeregt worden war. Die Straßen waren damals noch belebt und unsicher. In N. verweilte ich eine Zeitlang bei der Frau, die mir Eier gab. Ich freute mich könig­lich darüber. In einem Eimerchen wohlverpackt, verstaute ich sie auf dem Fahrrad. Dann trat ich den Heimweg an. Wie würde sich meine Mutter und auch meine Schwester, die mit ihren drei Kin­dern als Flüchtling bei uns wohnte, darüber freuen!

Ein Gewitter war im Anzug. Kaum war ich un­terwegs, da prasselte schon der erste Regenschauer hernieder. Obwohl ich mich unter dicht belaubte Bäume stellte, wurde ich durchnäßt. Mit meiner empfindlichen Ware auf dem Rad wollte ich die Hauptverkehrsstraße benutzen, die, wenngleich län­ger, doch viel besser befahrbar war. Angesichts des drohenden Gewitters entschloß ich mich aber doch zu dem kürzeren Weg der Hinfahrt, der ziemlich holperig war und zum Teil durch Wald führte. Die Wolken ständen dunkeldrohend am Himmel. Der Wald war, obgleich es erst gegen 15 Uhr war, be­reits in Zwielicht getaucht.

Da sah ich plötzlich vor mir einen Mann, der sein Motorrad quer über den Weg gestellt hatte. Aus seinem Rucksack schaute ein Gewehrlauf. Aha, dachte ich, Kontrolle. Mit den Eiern im Gepäck bekam ich doch ein leichtes Herzklopfen. Als ich ganz nahe herangefahren war, sah ich, daß es sich um zwei Männer handelte, die ihre beiden Fahrräder dicht nebeneinandergestellt hatten. Was sie für Gesichter hatten! Der eine, unleugbar ein Pole mit typisch breiter Nase und Schildmütze, der andere war schwarz mit langen Haarsträhnen, die ihm ins Ge­sicht fielen. Die beiden mochten etwa Mitte der zwanziger Jahre sein. Ich spürte es sofort, daß die beiden mich überfallen wollten. Für einen Augen­blick schloß ich meine Augen und betete: ‘Hl. Schutzengel, hilf mir jetzt!

Seit einiger Zeit war die Gegend hier sehr un­sicher. Eine Beerenleserin war umgebracht worden und auch sonst hatten sich allerlei Vorfälle ereig­net, aus denen zu schließen war, daß dieser Wald zum Schlupfwinkel für Verbrecher diente. - Nach­dem ich das Stoßgebet verrichtet hatte, fuhr ich an den beiden vorbei. Sie starrten mich böse an, taten mir aber nichts. Im Gegenteil: es war, als ob sie stumm wären und an ihren Platz gefesselt. Nachdem ich an den beiden Menschen vorbei war, erfaßte mich plötzlich ein kalter Schauer. Ich fuhr wie gehetzt weiter, bis ich wieder an gefahrlosere Gegenden kam. Noch nie war ich ängstlich gewe­sen, trotzdem ich sehr viel allein unterwegs war. Ich fühlte hier instinktiv, daß die beiden Männer mich hatten überfallen wollen, aber durch meinen Schutzengel daran gehindert worden waren. 
“Hoffnung”, Jg. 23, Nr. 17 


 

Kann da etwas dran sein?

 

Ich fuhr mit meinem Motorrad vor einigen Mo­naten auf der Waldstraße, die nach X. führt. Plötz­lich bekomme ich eine Panne. Weit und breit kein Mensch und kein Fahrzeug, zu sehen. Ich mache mich daran, den Schaden festzustellen; wechsle die Zündkerzen aus, sehe den Vergaser nach und kann nichts finden. Ich versuche aufs neue zu starten, trete an - nichts! Der Motor springt und springt nicht an. Ratlos, aber auch wütend, will ich mir gerade durch einen Fluch Luft machen, da -ja, ob du es nun glaubst oder nicht - höre ich eine klare Stimme: “Halt! Der Motor springt nicht eher an, als ich mit dir gesprochen habe.” Ich fahre erschreckt herum und gewahre zu meinem noch größeren Erstaunen eine hohe, edle Priestergestalt. Aber der wohlgestaltete Fremde in den priester­lichen Gewändern war kein Priester, war über­haupt kein Mensch.

Ich bin dein Schutzengel. Gott läßt dir sagen: wenn du dein Leben nicht besserst, wirst du in- einem halben Jahre tot und verdammt sein.” - Ja, ich weiß, es klingt unwahrscheinlich, märchen­haft, aber ich habe es erlebt. Wenn ich noch nach­träglich eine Sinnestäuschung darin sehen wollte, mein jetziger Zustand belehrt mich eines Besseren. Seit einiger Zeit werde ich immer elender, nehme rapid ab und glaube wirklich bald an meinen frü­hen Tod.

“Aber was wurde aus der Gestalt?” wollte Egon noch wissen, dem ich dies erzählte. “Das ist ja 'das Seltsame”, berichtete Gustav weiter, “die Gestalt verschwand, wie man das immer so in ähnlichen Geschichten lesen kann. Und merkwürdigerweise sprang auch mein Motor beim ersten Versuch an, ohne daß ich noch etwas daran gedacht hatte. Aber mein Erlebnis ist nun mal keine Kalendergeschichte. Ich wollte, ich hätte bloß geträumt! Ich nahm die ganze Sache auch nicht ernst Ich trieb es so wie bisher; meine Frau hatte nichts zu lachen, und in die Kirche brachte mich die Engelsgestalt auch nicht, meine anderen leichtsinnigen Streiche sind dir zum Teil bekannt; vieles ist schlimmer, als es die Leute erzählen. Aber seit ich an diesem uner­klärlichen Kräfteverfall leide, vor dem auch die Ärzte ratlos stehen und weder Ursache noch Heil­mittel wissen, scheint mir die geheimnisvolle Bot­schaft von bitterem Ernst zu sein. Ich werde wohl bald, sterben müssen.”

Der Freund hatte meine Anklage und die Be­fürchtung erschüttert angehört und meinte nun voll tiefem Ernst: “Ja höre, Gustav, wenn das so ist, wie du erzählst, so ist ja kaum noch ein Zweifel möglich, daß Gott dir auf diese wunderbare Weise eine letzte eindringliche Mahnung zur Lebensbes­serung zukommen ließ. Ich würde an deiner Stelle einmal mit einem Priester sprechen darüber.” Ich widersprach nicht mehr. Nein, ich nahm mir die Mahnung des Freundes zu Herzen und - begann mit einer Beichte meine Lebensbesserung. Und die Mahnung des Schutzengels war nicht vergeblich ge­wesen. Ich wurde ein anderer. Gleichzeitig mit mei­nem ernsthaften Streben, ein anständiger Mensch, ein guter, treuer Gatte zu sein, kehrten meine alten Kräfte wieder, die ich früher nur zur Sünde mißbraucht hatte und ich dankte Gott. 
Authentischer Bericht von P.K.“Hoffnung”, 1923; 


 

Darum laßt uns, Brüder, Gottes Engel innig lieben!

 

Sie werden einmal unsere Miterben sein. Jetzt sind sie unsere Führer und Schützer auf all un­seren Wegen. Die hl. Engel können nicht über­wunden werden. Sie können auch selbst nicht in die Irre führen. Sie sind getreu, klug und mächtig. Was sollen wir fürchten? Folgen wir ihnen doch in Treue, so wandeln wir im Schutz des Himmels­gottes. So oft darum eine heftige Versuchung dich überkommt, rufe deinen Schutzengel an, deinen Führer, deinen Helfer in guten und in bösen Stunden! Der hl. Bernhard 


 

Erlebnis in bitterster Gefangenschaftsnot

 

Es war im Jahr 1919. Ich befand mich mit etwa 800 Kriegskameraden im Gefangenenlager Tours in Frankreich. Heimweh und Hunger zehrten an un­serer Lebenskraft. Hunger - Hunger! Täglich star­ben liebe Kameraden an Erschöpfung. Wann werde ich drankommen?

Eines Abends hatte ich ein Erlebnis, das ich nie mehr vergessen werde:

Schon brennt das Licht dort an der Wache, wo mehrere französische Soldaten stehen. Meine Ka­meraden liegen bereits mit knurrendem Magen auf den harten Holzpritschen. Sie können vor Hunger nicht schlafen. Ich gehe noch im Hof auf und ab und bete den Rosenkranz. Bei einem “Vater unser” bleibe ich stehen und bete aus Herzensgrund: “Va­ter im Himmel, gib mir doch etwas zum Essen, sonst sterbe ich auch bald wie meine Kameraden.” “Voulez vous du pain?” (Wollen Sie Brot haben?), sagt da, während ich noch bete, ein französischer Soldat. “Oui, monsieur!” (Ja!), sage ich begierig. Er gibt mir zwei große Stücke weißes Weizenbrot und zwei große Stücke gebratenes Schweinefleisch. Ich kann gerade noch zweimal “Merci bien!” (Vie­len Dank!) sagen, und der Soldat war fort. Einfach plötzlich weg, so wie er früher plötzlich auf denk weiten leeren Hof vor mir gestanden hatte. So­gleich ging ich zu der Baracke, wo ein guter, treuer Kamerad schon auf der Pritsche lag. “Jupp, komm heraus!” “Ach was”, sagte er, “laß mich doch, ich bin so schwach.” “Komm doch schnell, ich muß dir was sagen.” Endlich kommt er. “Da schau, was ich habe!” Er traute seinen Augen nicht, als er in meinen beiden Händen Brot und Fleisch sah. Ich erzählte: “Jupp”, sagte ich, “ohne Zweifel war das mein Schutzengel. Ich hatte doch immer die Wache, die am anderen Ende des Hofes stand, im Auge gehabt. Nichts rührte sich dort. Außerdem hätte es kein französischer Soldat gewagt, zu mir zu kom­men oder mir gar etwas zu geben.” Dann aßen wir mit Ehrfurcht von dieser Him­melsgabe. Immer wieder mußte ich sagen: “Du, das war der Schutzengel.”

Das glaube ich noch heute im Jahre 1965. 
Pater Benedikt Rixner SVD 


 

Der Schutzengel und der plötzliche Tod

 

Von 1944 bis 1946 war ich als Krankenvikar bei einem kranken Pfarrer in einem schwäbischen Dorf. Da hatte ich zwei Erlebnisse, die in aller Deutlich­keit die Sorge der Schutzengel für das Heil der Seele offenbaren.

Im April des Jahres 1945 war die erste Begeben­heit. Am Samstag vor dem Guten-Hirten-Sonntag, am 13. April, kam vormittags während der Schul­pause ein Bub aus den oberen Klassen zur mir aufs Zimmer ins Pfarrhaus und sagte mir: “Es fällt ge­rade eine Schulstunde aus. Ich habe schon lange nicht mehr gebeichtet. Darf ich jetzt beichten?

Er war ein ordentlicher und ehrfürchtiger Bub. Aber durch die Wirren des Kriegsendes und wohl auch durch den Einfluß der Nazizeit war er beim Sakramentenempfang nicht so fleißig und hatte noch nicht die Ostersakramente empfangen. Er kniete sich dann auf den Betschemel und bereitete sich vor. Da er gut begabt und im Grunde auch religiös veranlagt war, brauchte er kein Buch. Etwa zehn Minuten dauerte seine Vorbereitung, während ich an meiner Predigt über den “Guten Hirten” ar­beitete. Dann kam er an den Tisch, kniete sich vor mir nieder und legte sein Bekenntnis ah, Ich sprach ihm dann vom Guten Hirten, der sein Schäflein auf die Schulter nimmt und zur Herde zurückträgt. Da ich aber merkte, daß er sich nicht gern mit einem “Schäflein” vergleichen ließ, sagte ich ihm etwas über die Auferstehung und über den macht­vollen Sieger über Tod und Teufel.

Ich erinnere mich dessen noch sehr deutlich, wie er mich dabei auf einmal mit seinen großen, dunk­len Augen ansah, als ob irgend eine Vorahnung der kommenden Dinge in ihm lebendig sei. Nach der Absolution ging er in die Kirche. Nach einiger Zeit verließ er sie und ging pfeifend zur Schule zurück. Am nächsten Morgen kommunizierte er in der Frühmesse. Mir fiel seine Sammlung und sein gro­ßer Ernst auf. Während des Amtes blieb er daheim. Er wohnte in der Nähe der Kirche.

Als das Amt aus war - ich war beim Auskleiden in der Sakristei - da erscholl plötzlich das Knattern von Maschinengewehren. Zum erstenmal im Dorf ein Tieffliegerangriff! Voll Schrecken liefen viele Leute wieder ins Gotteshaus. Ich nahm das hl. Öl und eilte hinaus. Sofort wies man mich auch schon auf die Unglücksstelle. Es war im Hof, der zum Elternhaus des Buben gehörte. Dort bot sich mir ein schauerliches Bild. Einige ältere Burschen hatten mit einem Fernglas die Flieger beobachtet, von denen plötzlich einer auf sie herabgestoßen war und auf die Burschen geschossen hatte. Einem war der Fuß ab, andere waren sonst verletzt. Un­beachtet lag an der Mauer des Hauses der Bub. Ich sah ihn sofort, hob ihn auf und trug ihn ins Haus. Aber auf der Türschwelle schaute er mich wieder mit seinen schönen Augen an, legte den Kopf zur Seite und war tot. Sogleich spendete ich ihm noch das Sakrament der Letzten Ölung. Dann lag er wie verklärt auf dem Totenbett. Eine Kugel hatte ihn ins Herz getroffen. Nun war er dem Guten Hirten begegnet. Der Sieger über Tod und Teufel hatte ihn in sein Lichtreich aufgenommen. Der Schutzengel hatte ihn tags zuvor gemahnt, während seine Kameraden Fußball spielten, im Sakrament der Buße seine Seele zu reinigen und kurz vor seinem Tod die hl. Kommunion zu empfangen.

Zehn Tage später haben die Franzosen das Dorf eingenommen. Kurz darauf, Anfang Mai, tat der Schutzengel den gleichen Dienst an einer Frau. An einem Wochentag kam morgens schon vor sechs Uhr eine Frau ans Pfarrhaus und bat um die Beichte und hl. Kommunion. Sie sagte, sie könne nicht bis zur hl. Messe warten, da sie Waschtag habe; es ließ ihr etwas keine Ruhe, sie wolle vor­her die Sakramente empfangen.

Gegen neun Uhr kam jemand zum Pfarrhaus ge­eilt und meldete mir, daß jemand von einer Kugel getroffen worden sei. Ich war erschüttert, als ich wenige Minuten später diese Frau in ihrer Wasch­küche tot fand. Sie hatte über der Waschküche ihr Gastzimmer, das von einem französischen Offizier belegt worden war. Dieser hatte tags zuvor einem Deutschen einen Revolver oder eine Maschinen­pistole abgenommen. Sein Bursche sollte sie rei­nigen. Dieser wußte nicht, daß sie geladen war. Während er an der Waffe herumhantierte, ging sie los, die Kugel ging durch den Fußboden des Zim­mers und traf die Frau, die an der Wanne stand, direkt ins Genick. Sie konnte noch zwei Schritte machen und brach tot zusammen. Gott hatte ihre Seele in die ewige Heimat geholt.

Weder die Frau noch der Bub hatten beim Emp­fang der Sakramente an den Tod gedacht. Für sie aber hatte der Schutzengel gesorgt.

P. Bonifaz, Admont (aus Benediktusboten) 


 

Welch hohes Interesse

 

hat doch der heilige Gott, um uns ganz sicher in den Himmel zu bringen, weil er eigens Fürsten des Himmels beauftragt, unsere ständigen Weggefährten, Führer und Schützer zu sein!

Der hl. Engel an unserer Seite ist der An­beter, Wächter und Diener des in uns wohnenden Gottes. Er begleitet uns zu unserem besonderen Gericht. Er tröstet uns im Fegfeuer und ist unser mitjubelnder Gefährte im Himmel.

Pater Gerard O. Cap. 


 

Schutzengel führt gut in die ewige Heimat

 

Es war an einem kalten Winterabend. Unheimlich heulte der Sturm in dem Geäst der Bäume. Schnee und Wind hatten Gräben und Schluchten angefüllt und verweht, daß die Landwege keine Spur mehr erkennen ließen und das Reisen überaus gefährlich machten.

Ganz ermattet, von Kälte fast erstarrt, schleppte sich ein Greis mühsam durch ein Tal des schotti­schen Hochlandes. Die Kälte drang ihm durch Mark und Bein. Der Greis in grober Bauernkleidung war ein katholischer Bischof. Es war kurz nach der Glaubensspaltung, als die Strafgesetze in Schott­land jede katholische Religionsausübung streng un­tersagten und auf alle bekannten Katholiken in schlimmster Weise angewandt wurden. Der Tod durch Henkershand drohte jedem katholischen Prie­ster, der bei der Ausübung seines heiligen Amtes angetroffen wurde. Trotz aller Gefahren aber ging der Bischof in seinem Bistum von Ort zu Ort, um die noch vorhandenen wenigen Priester zu trösten und zu ermutigen. Am Morgen jenes Tages hatte er einen von ihnen besucht, und er hoffte, vor Ein­tritt der Dunkelheit einen anderen zu erreichen.

Die Zahl der Katholiken war infolge der Verfol­gungen gering geworden - und noch geringer war die Zahl derjenigen, die sich erlauben konnten, einen Priester zu beherbergen. Schon lange spähte der ehrwürdige Greis nach dem Licht eines Hauses oder einer Felsschlucht, um Schutz zu finden gegen den immer schärfer werdenden Nordostwind, doch vergeblich. Vollständig erschöpft, war er nahe da­ran, in den Schnee niederzusinken und den Tod zu erwarten, überzeugt davon, daß Gott das Opfer seines Lebens nun von ihm forderte, als er plötz­lich eine armselige Hütte vor ihm sah. Gott dan­kend näherte er sich ihr, klopfte an und wurde eingelassen. Die Hütte hatte nur zwei Räume, eine Küche und ein Schlafzimmer. Eine alte, sauber gekleidete Frau begrüßte den Greis und half ihm, den mit Eis und Schnee bedeckten Mantel auszu­ziehen. Dann schob sie ihm einen Stuhl an den warmen Herd.

“Ich würde Ihnen gern ein Bett überlassen, aber in dem einen, das wir besitzen, liegt mein kranker Mann, der wohl kaum die Nacht überleben wird.” - “Oh, ich bin schon glücklich, hier am warmen Herd sitzen zu können”, erwiderte der Greis, “aber wenn ich für Ihren Mann etwas tun kann, ich ver­stehe etwas von der Heilkunde.” “Meinem Mann ist nicht mehr zu helfen. Im Laufe des Tages war der Arzt hier, und er meinte, daß mein Mann bei seinem hohen Alter schon längst gestorben sein müßte. Er aber will vom Sterben nichts wissen und be­hauptet immer, seine Zeit sei noch nicht gekom­men. Wie schrecklich, plötzlich zu sterben, ohne auf den Tod vorbereitet zu sein”, fügte die Frau wei­nend hinzu.

Der Bischof bat die Frau, ihn zu dem Kranken zu führen. Hier sah er sofort, daß der Mann nur noch wenige Stunden zu leben hatte. Nachdem er sich einen Augenblick mit dem Kranken unterhalten hatte, fragte er ihn, ob der Tod ihn wohlvorbe­reitet finde. “Ich weiß, daß ich äußerlich dem Tod verfallen bin, aber meine Zeit ist noch nicht ge­kommen”, antwortete der Kranke. “Welchen Grund haben Sie, anzunehmen, daß für Sie die Gesetze, der Natur verändert sind?” fragte darauf der Bischof. “Das will ich Ihnen sagen”, erwiderte der Ster­bende. “Was soll ich mich noch fürchten. Ich bin Katholik. Trotz aller Gefahren bin ich meinem Glauben treu geblieben. In den dreißig Jahren, in denen ich in dieser Wildnis wohne, habe ich nur zweimal einen Priester gesehen. Jeden Tag aber habe ich meinen Schutzengel gebeten, sorgen zu wollen, daß ich nicht sterbe ohne die Tröstungen der Religion. Ich weiß und fühle es, daß dieses Gebet erhört wird. Gott ist gütig. Sobald ein Prie­ster an mein Krankenbett tritt und mich mit den hl. Sakramenten versehen hat, werde ich ster­ben, eher nicht.”

Einen Augenblick war der Bischof sprachlos, dann sagte er: “Mein Sohn, bereite dich auf den Tod vor, ich bin ein katholischer Priester.” Er spendete dem glücklichen Greis die Sterbesakramente, der wenige Stunden später an der Hand seines Schutzengels ins himmlische Vaterland ging. 
Der christliche Pilger, 39/1952 

 

 

Schutzengel sein im Leben
 

Schwester! Bruder! Laßt uns Engel sein,

Die himmelsfroh durchs Leben eilen!

Nur Gottessehnsucht tief im Herzen drin,

Und warme Lieb' zum Helfen und zum Heilen!

Kein Weg sei uns zu hart, zu lang, zu weit.

Da, wo es gilt, des Herren Reich zu mehren!

- Martha Weber/Schweiz 

      Inhaltsverzeichnis
 

Maria Katharina, ein Engel von Gott geschenkt

 

Am 24. Mai 1961, 19 Uhr, erlitt in Gaustadt bei Bamberg die zwölfjährige Maria Katharina einen Unfalltod. Dieser unerwartete Tod erschütterte alle, die das Kind auch nur flüchtig kannten. Maria Katharina war überragend in jeder Art: In allen Schulfächern; auch in allen musischen Fächern. Sie konnte beseelt schön malen, zeichnen, sang innig, spielte Klavier, Flöte, Mundharmonika. Sie war auch ganz lebensnah; konnte radeln, rodeln, Ski­fahren, schlittschuhfahren, schwimmen, ballspielen. Machte gern und gut Haus- und Gartenarbeit. Sie sah, was zu tun war. Sie tat alles beseelt.

Am Karfreitag ging sie zur Kirche mit Steinchen im Schuh. Die Angehörigen merkten es nur am Hinken. Als beim Kuckucksruf Kinder sich ausdachten, was sie sich wünschen sollten, rief Maria: “Ich wünsch mir den Himmel!” In einem Schulheft steht in einem Aufsatz von ihr: “Wenn ich mal eine Stiefmutter haben sollte, will ich beten, daß sie mich liebt und daß ich sie lieben möchte....” Eine Frau mußte zum Bahnhof, ca. sechs Kilometer. Maria lief unaufgefordert mit, um tragen zu helfen.

Im Ertragen von Unrecht war sie heldenhaft. Sie trug hartes Unrecht nicht einen Augenblick nach. Wenn solches geschah, glich sie sofort aus. Sie konnte mit einem Nein nicht leben. Es war uns ein Geheimnis, wie sie schweigend über Unrecht siegte. Sie war ein Himmelskind, ein Engel, aber auch auf der Erde daheim. Das Kind berechtigte zu der Zu­versicht, eine große, segensreiche, kulturschaffende Frau zu werden.

An der Unfallstelle blieben einige hundert Men­schen über eine Stunde schweigend stehen, bis Maria in die Friedhofskapelle gefahren wurde. Wir fanden nach ihrem Tod in ihrem Gebetbuch ein Gebet, das sie wohl selbst geformt hat. Es ist handgeschrieben und hat die Handschrift der Sie­benjährigen:

Gott, nimm meinen Mund.
Ich will heute nur Gutes sagen.

Nimm meine Hände.
Ich will fleißig arbeiten.

Nimm meine Füße,
sie sollen mich tragen, wohin Du es willst.

Nimm meine Ge­danken.
Ich will Dich lieben und keine Sünde denken.

Gott, ich gehöre Dir.”
 

Nach diesem Gebet lebte sie, lebte das Leben eines Engels, das vielen zum Vorbild wurde. Gleich Maria Katharina beten heute schon viele Kinder dieses Gebet und wollen leben wie sie.

Ihr Klassenlehrer sagte an ihrem Grab: “Maria hat mich nur einmal betrübt: Durch ihren Tod.” Der 78-jährige Lehrer, der sich die ganze Woche auf die Musikstunde freute, die er ihr gab, sagte: “Ihr Tod muß fruchtbar werden, dann verliert er seine Furchtbarkeit. Nein, der ̦Zufall' hat keine zer­störende Macht; der Tod ist kein ̦Räuber'. Es ist an uns, den ̦Zufall' zur Vorsehung zu machen. Gott hat uns durch sie ein Stück Paradies erleben lassen. Er will uns zuweilen das Paradies erleben lassen. Die Guten bringen es zurück. Das Paradies wird dann zu unserer Aufgabe. An unserem Kind wur­den wir gewahr: In der hohen Welt gilt nicht Alter noch Geschlecht. Gilt nur die hohe Welt. Dies Kind bekam es früh, groß zu schenken und zu führen. Es war ein Engel, von Gott geschenkt.” 
Nach Josef Kühnel  


 

Der Schutzengel Alois

 

Der Alois war was Besonderes, das wußten sie im ganzen Dorf. Sie nannten ihn auch nicht anders als den Schutzengel oder kurz den Engel. Wer aber ob dieser Ehre neugierig wurde und den Schutz­engel sehen wollte, der spürte zuerst eine arge Ent­täuschung. Denn der Bub im Rudel der anderen Dorfbuben war schon gar nichts Außergewöhnliches. Genau so sommersprossig, genau so ruppig, um kein Härchen zahmer, um keine Faser besser angezogen. Barfüßig wie alle, geflickte Hosen und vollgestopfte Taschen mit Spagatschnüren, alten Nägeln, ein paar schöngeformten Kieseln, einigen Eicheln, abgebrann­ten Zündhölzern. Das alles gab es beim Schutzengel Alois genau so wie bei den anderen. Auch im Re­den kein Unterschied. Er sprach die echte kernige Bubensprache. Und im Wettrennen die fliegenden Beine, im Futtern die gleichen schnellen Finger, dasselbe Geschleck und derselbe unergründliche Magen wie bei den fünfundsiebzig. Was soll man da sagen zu einem so seltsamen Namen?

Die Nörgler gingen allemal den gleichen Weg. Sie zogen den Mund schief, und dann meinten sie so nebenbei: “Schutzengel? Schutzengel! Ist ein Un­sinn und beinah eine Sünd für so einen Lauskerl.” - Aber dann fing einer aus der Reihe der Alten zu reden an. Er führte den Fremden ein Stückerl hin­ter die Häuserreihe oder neben den Bauerngärten entlang, stocherte seine Pfeife behaglich durch, und dann begann er: “Was die Stadtleut nicht mit ihren zehn Fingern dergreifen, das glauben sie nicht. Und weil der Alois nicht einen strohgelben Schopf hat wie ein Heiligenbild und nicht Tag und Nacht mit gefalteten Händen wie eine leibhaftige Kerze geht, so gilt er nicht. Aber wir Bauern wissen's und un­sere Kinder wissen's grad ebenso. Drei Stückln will ich Ihnen erzählen.

Das einmal war’s im Winter. Die Buben sind in der Schul wie auf Brennesseln gesessen. Jeder hat nur drandenken müssen: Die Froschlacken ist zu! Eis gibt's. Ob's noch anhalt bis Nachmittag? In der ersten Pause war die Rede nur vom Schlittenfahren und Rodeln. Der Alois aber hat weit andere Gedan­ken gehabt. Immer ist in seinem Hirnkastl der Satz herumgestolpert: ,Alle sein da bis auf den Toni. Grad der Toni fehlt.' Krank ist er nicht, er hat ihn heut früh noch gesehn... und g'lacht hat er und 'rübergeschrien: ,Dumm bist, Aloisl, dumm seid's alle miteinander, an einem schönen Eistag Schul­hocken geh'n....”

Wie es neun war, hätt der Alois die Tintenflaschen aus der Oberlehrerwohnung holen sollen; mit einem abgrundtiefen Seufzer ist er hinüber, hat die Fla­schen g'nommen, dann aber nur schnell in den Schnee hingestellt und ist fort. Wie der Stein von den Schleudern, so geschwind. Zur Froschlacken. Hat nicht gewußt warum, hat rennen müssen, hat's brennheiß in sich g'spürt. Bei der Schmied'n ist ein Brett an der Mauer gelehnt. Das hat er mitgenom­men, unter den Arm geschoben und ist weiter -weiter.

Was dann war? Später hat er's erzählt. Dort ist der Toni am Eisrand Schlittschuh g'fahrn, und grad hat er woll'n in die Mitten 'nein, da war er auf ein­mal weg. Ein Schrei und nichts mehr - eingebro­chen. Wenn der Alois nicht hätt sein Brett hin geschob'n und drauf weitergerutscht wär, so weit, bis er den Lauser erwischt und herausgebracht hat, dem Toni hätt kein Doktor und kein Nix mehr g'holfn. Der ̦Schutzengel' hat den tropfnassen Toni auf den Rücken g'nommen und bis zur Schmied'n g'schleppt, dort hat ihn der G'sell in die Werkstatt tragen und der Alois ist davon. ln die Schul. Die Flasche ist zwar nicht mehr im Schnee g'steckt, die Tintengläser haben nicht so lange warten können.

Aber wie der Bub bei der Tür 'nei ist, kerzengrad und gar nicht so, als tät er jetzt den Lehrer fürch­ten, sind alle still gewesen. Keiner hat g'wußt, was war, aber jeder hat g'spürt, daß was Großes vom Alois ausgegangen ist, wie das Licht von der Sonn'. Und der Lehrer hat nur g'fragt: ,Schutzengel, was hast du wieder getan?' Drauf hat er g'sagt: ,Den Toni aus der Froschlack'n außerzog'n - war grad Zeit.'

Dann sind alle miteinander aufg'standn und ha­ben ein Vaterunser gebetet für den Toni und eins für den Alois. Wenn's auch nicht Religionsstund war. Wie dann alle Buben fort waren, hat der Leh­rer wissen woll'n: ̦Alois, wie kommt's, daß du's immer grad zur richtigen Zeit weißt?' - ,Spür'n tu ich's. Wird wohl mein richtiger Schutzengel sein, der mich dann schickt. Beten tu ich alle Tag drum.'

So war's ein andersmal im September. Alles hat Heidelbeeren zupft. Von der alten Eggerlies sind die sieben Enkelkinder auf dem Schlag g'wesen, auch das kleine, halbgescheite Gretele. Hat auch woll'n große glänzende Schwarzbeeren finden. Jed's hat ein Körbl voll g'habt und war voller Freud. Wie der Alois essentragen gangen ist, grad über die Kreuzstraßen hinaus, ist er den sieben begegnet. Er hat nix denkt und nix g'spürt. Auf einmal, wie er das Gretele genau anschaut, reißt's ihn jäh herum, er springt hin und schütt' das Haferl in sein Eß-tasch'n hinein. Das Dirndl hat plärrt, da hat er ihr ein Stück von seinem Weck'n gegeben, dann war wieder still. Die Nachbarin aber hat den Alois an­geherrscht: ,Schämst du dich nicht, einem kleinen Mäderl die Schwarzbeer'n wegzustehlen?” Da sind seine Augen groß und finster word'n und, er hat die Tasche vor ihre Füße ausgeleert. ,Schaut's nach, Basl, da müss'n giftige genug drunter sein.' Und, dabei hat er auch die großen glänzenden Kugeln gezeigt.... Die Nachbarin hat's in die Schul tragen, der Lehrer ist zu Tod erschrocken: ̦Einbeeren', hat er g'stottert und wieder hat er g'sagt: ,Der Alois ist unser Schutzengel!'

Eine Weile ist der Bauer still neben dem Städter hergangen. Endlich hat er weitergeredet. “Und was ich euch jetzt erzähl', das war erst vorige Wochen. Es war selber im Schutzengelhof. Im Dorf war ein Karussell aufgestellt. Im Schutzengelhof gibt’s kei­nen übrigen Pfennig für Ringelspiel und Schaukel­fliegen. Da haben sich die Kleinen selber eine Hut­schen machen woll'n. Sie haben gewartet, bis der Alois Futterholn g'fahr'n ist, dann sind die zwei Buben auf den Misthaufen, von dort auf die Mauer, dann auf den alten Birnbaum nauf, werfen zwei Kälberstrick drüber, schieben unten ein Brettl in die Schlingen und die Hutschn war fertig. Erst ist der eine g'fahrn, dann der andere. Der Ast hat sich gebogen, keiner hat's g'spürt. Wie das Dirnderl drankommen soll und sich doch ein bisserl fürcht, schreit der Kleine, der Simon: “Wir fahr'n mit, dann passiert dir nix. Du hockst am Brettl, und wir stehn drauf.” Da geht's Hoftor auf und der Alois stürzt herein wie ein Wilder. Die drei Lauser fahr'n zusammen. Der kann doch jetzt noch nicht da sein? Aber der Alois ist rot wie das Feuer in der Kuchl, reißt das Dirndl vom Brett herunter, dann ist er mit einem Satz überm Misthaufen am Baum - will den Strick lösen, der Ast kracht und saust mit dem Alois runter. Drunten großes Geschrei, drei plärren, nur der Alois wischt sich das Blut mit dem Rock­ärmel von der Nasen, dann fährt er sich ein paarmal über den Schädel. Der Vater ist auch gleich da. Alle reden auf den Buben ein, der aber geht zum Ast und zeigt auf die Bruchstelle: ̦Da schaut's das an! Ist nur mehr an der Rinden g'hängt. Wenn alle drei g'hutscht hätten, wär a Unglück g'schehn. Wir haben nit viel g'sagt, das gibts nicht bei uns Bauern. Aber der Alois ist und bleibt unser Schutz­engel.”

Da hat's der Städter auch geglaubt und hat den Buben noch eine Weile von der Wetterlinden aus zugeschaut. Wie sie um ihren Ball gerannt sind! Und der Mann unter der Linde hat sich nicht ge­schämt und hat dasselbe getan wie ,die Kinder mit dem Lehrer, er hat ein Vaterunser gebetet, lang­sam und jedes Wort voller Andacht, für den “Schutzengel”.
Margarete Seemann im “Seraph. Kinderfreund” 9/1962 


 

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder...”

 

Man möchte sich vor ihm fürchten! Flackernd sind seine Augen, drohend, unheilvoll, unstet die Hände. Unwillkürlich rücken die andern im Abteil zur Seite. Den Greis kümmert es nicht.

Eine junge Dame mit verhärmten Zügen steigt mit einem Kind ein, anzusehen wie ein Sonnen­strahl. Neugierig schaut die Kleine sich um, setzt sich dann mit lieblichem Lächeln neben den grim­men Alten, als hätten die Leute eigens für sie dort Platz gemacht. Umständlich zieht das Kind einen weißen Rosenkranz aus der Tasche. Die erstaun­ten Blicke der andern merkt es nicht. Furchtlos lehnt es sich an den finstern Alten. Der schaut wie gebannt auf die Kinderhände, auf die weißen Per­len, auf die Kinderlippen, die erst leise, dann im­mer hörbarer Ave um Ave beten. Ob auch er ein­mal so Rosen gepflückt hat für die himmlische Mutter? - “Heilige Maria, Mutter Gottes, bitt für uns Sünder!” bettelt laut ein vertrauendes Kinder­herz. Der Alte zuckt zusammen, als hätte es ihn ins Innerste getroffen. -

Gnadenruf? - Eine Pause macht die kleine Unschuld. Ein Kreuzzeichen. Sie greift nach dem Ärmel des Alten: “Du, ich muß ̦der Mutter Gottes ,Danke schön' sagen, daß sie den Vater wieder ge­sund gemacht. Darum gehen wir wallfahrten. Und wohin fährst du?” -- Als der Schaffner die Fahr­karten nachschaut, löst der Alte nach - bis Kevelaer. Er will auch einmal wieder nach Jahrzehnten der Heimatlosigkeit - zur Mutter! Kindeswort hat seinem frierenden Herzen die beglückende Wärme geschenkt. - Das Kind wurde zum Schutzengel.
“Hoffnung”, 13. Jg., Nr.33 


 

Martha wurde eine andere durch einen menschlichen Engel

 

In einem Spital der Innerschweiz wurde ein 26­jähriges Mädchen eingeliefert: Martha. Sie sah un­heimlich aus. Fast etwas Dämonisches hatte sie an sich. Schwarze Haare, schwarze Augen und darin ein dunkles Glimmen. Die Schwestern wußten: die Martha ist von ihrer eigenen Mutter zu einem Sün­denleben verführt worden. Das war ihr Beruf. Da­mit verdiente sie ihr Geld. Von da her hatte sie ihre feinen Kleider und Mäntel. - Martha hatte immer Krach mit den andern Mädchen im Saal. Sie war wie ein- böser Teufel: herrisch, grimmig, jäh-auffahrend. Sie hatte hundert Wünsche und schikanierte alle. War es die tiefe Unruhe ihres Gewissens?

Da wurde auch die Lisbeth in den gleichen Saal gebracht. Ausgerechnet neben Martha. Die Lisbeth war ein blondes, 22-jähriges, liebes Mädchen. Dem stand es deutlich im Gesicht geschrieben, daß es kein schlechtes Gewissen hatte. Es erzählte von seiner strengen Stelle, von dem arg kleinen Lohn. - “Ich weiß dir schon einen bessern Verdienst, Lisbeth! Es braucht nicht so anstrengende Arbeit, die einen krank macht. Und es ist ein feines Leben. Die einen Männer zahlen mir 20 Franken, andere noch mehr wenn ich ihnen zu Willen bin.” Die Lisbeth fuhr der Martha über's Maul: “So schäm' dich doch in den Boden hinein! Für das bist du gut genug? Von da her hast du die schönen Kleider? Keinen Rappen möcht ich so verdienen. Lieber ver­hungern und in alten Lumpen sterben!”

Eines Tages war Gebrüll im Saal. Fast wie ein Satan tobte die Martha gegen die Lisbeth. In ihrer Wut hatte sie sich ganz vergessen. Die Schwester Oberin kam. Sie merkte bald, warum der Hexentanz losgegangen war. - “Martha, passen Sie auf! Ein solcher Wutanfall könnte das Ende sein. Es kann mit Ihrer Krankheit immer noch auf beide Seiten gehen. Wollen Sie so in die Ewigkeit? Heute Nacht kann es noch sein!” - Tod - Tod - das war für Martha wie eine kalte Dusche. Sofort wurde sie ruhiger und sann nach. Sie redete nicht mehr viel. Eines Tages begann Martha laut zu heulen. “Schwe­ster, wenn die Lisbeth eine solche Mutter gehabt hätte wie ich - um kein Haar wäre sie besser!”

Das reine Mädchen hatte mit der Zeit nur durch seine Art, zu leben und zu reden und zu beten, auf die wilde Martha einen eigentümlichen Einfluß be­kommen. Die Martha selber wollte es zwar nicht haben. Wenn sie aber die Lisbeth so oft kommu­nizieren und nachher in eine heilige Sammlung ver­sunken sah, gab es ihr einen Stich ins Herz. Und wenn sie die Lisbeth täglich in einem guten Buch lesen sah, so gab es ihr einen zweiten Stich. Und wenn dann Lisbeth in ihren eigenen Nöten und der schweren Krankheit immer so geduldig und freund­lich war - auch gegen sie, die Martha - dann war der Stich am stärksten.

Endlich war die Panzerwand durchstoßen. Martha wollte beichten und einmal auch das Glück haben, das sie auf Lisbeths Gesicht nach der hl. Kom­munion so oft sah. Sie wollte auch kein so böser Teufel mehr sein, sondern gefällig und gütig wie die Lisbeth. “Ich kann aber doch nicht beichten”, sagte sie zur Nachbarin. “Ich vergehe ja vor Angst!” - Lisbeth tröstete sie und half ihr auf sehr zart­fühlende Weise. Und schließlich gelang es: die Mar­tha machte Frieden mit Gott in einer guten Beicht. Immer mehr bekam Martha durch Lisbeths Bei­spiel einen heftigen Hunger nach dem Brot der Starken. Einmal fragte sie: “Darf ich auch alle Tage kommunizieren wie Du?”

Martha wurde langsam eine andere. Es ging zäh. Aber es ging. Sie wurde freundlicher und viel ge­duldiger. Und als sie fortgegangen und in einer Stelle war, da vernahm die Leitung des Spitals: Martha ist gut geblieben. “Ich hatt' einen Kamera­den, einen bessern find'st du nit!” Was so selten vorkommt, hier war's geschehen: die gute Kameradin hat die schlechte besiegt, weil die gute ganz gut war - ein Engel war. 
Aus “Lebenskunde” (Rex-Luzern) 


 

Loh-Pa-Hong der Engel der Armen

 

“Bitte, hier der Herr, Direktor! Über dem Büro steht in großen chinesischen Lettern: “Direktion der Straßenbahn von Shanghai - Schiffahrtsgesellschaft Loh-Tsu”. Man tritt in einen großen, hellen Raum. Ein freundlicher Mann in chinesischer Kleidung empfängt den Besucher. über dem Schreibtisch des Direktors der Straßenbahngesellschaft von Shanghai steht eine große Herz-Jesu-Statue. Er schämt sich nicht, Farbe zu bekennen, denn Loh-Pa-Hong ist ein Nachkomme des Märtyrergeschlechtes Loh, das schon seit 700 Jahren katholisch ist trotz aller Ver­folgungen. Am Morgen hat der Herr Direktor bei der hl. Messe ministriert. Nachmittags wird er, wie jeden Tag, einen Besuch beim Allerheiligsten machen. Am Sonntagvormittag geht er zu Fuß durch die Straßen Shanghais. In einiger Distanz folgt sein Auto. Hier findet er bald einen armen Kuli, da ein krankes Kind in der Sonne, dort einen hungernden Alten. Dann fährt das Auto auf einen Wink des Herrn Direktors vor. Der Arme wird auf die Polster gebettet und ins St. Josephsspital ge­bracht. 3000 Kranke werden ständig dort gepflegt. Zahlen können sie nicht. Direktor Loh-Pa-Hong wird das besorgen. Es ist sein Spital.

Im Verlauf der Jahre sind andere Häuser dazu­gekommen. Schulen, Waisenhäuser, Altersheime. Tausende von armen Chinesen - meistens Heiden - werden dort verpflegt. Herr Direktor Loh-Pa-Hong bezahlt. “Aber, Herr Direktor, woher neh­men Sie denn das viele Geld?” Es ist wahr, Millio­nen gehen durch seine Hände. Er ist sehr reich. Und doch sehr arm. Denn die Millionen sind immer bald weg. Da ist denn der Direktor der Straßenbahn­gesellschaft von Shanghai zum Bettler geworden. Heidnische Chinesen haben zu seinen Millionen noch große Summen beigesteuert. So geht es. Nun wachsen gar zwei neue Hospitäler aus dem Boden heraus: Eines für Lungenkranke, eines für Wöch­nerinnen.

Der Herr Direktor ist für diese armen Menschen wirklich der Heilbringer geworden. Sie verehren ihn fast abgöttisch. “Aber Herr Direktor, ist das die ganze Bezahlung, die Sie erhalten für all diese Werke?” - Da lächelt Loh-Pa-Hong: “Ich glaube nicht, denn sonst würde ich das nicht können.” - “Aber warum verschwenden Sie Ihre Millionen denn?!” - Loh-Pa-Hong lächelt - und schweigt. Er weiß warum.

Im Jahr 1938. War es im Büro der Direktion? War es auf der Straße? War es in der Stille der mittäglichen Anbetung des Allerheiligsten - es kracht ein Schuß! Noch einer und wieder einer! Loh-Pa-Hong stürzt zusammen.

Sterbend wurde er dem großen Heilbringer ähnlich, dem Heiland. Er war ein Christ. Und wie Christus ging er vorbei - starb, von Mörderhand getroffen - nachdem er “Wohltaten spendend” durch sein Volk gegangen war. Und in den Spitälern weinten die Kinder, die Greise und Krüppel. Als ein wirklicher Engel der Armen lebt er in ihren Seelen weiter. 
Aus “Lebenskunde” (Rex-Luzern) 


 

Sie war der Schutzengel ihres Mannes

 

Neugierig guckte der Mond in eine Dachkammer. Er sah ein 15-jähriges Mädchen auf den Knien, die Augen starr auf das Bild des Gekreuzigten gerich­tet. Das bleiche Licht des Mondes wob einen Schleier um die beiden, um den am Kreuz und um das Mäd­chen vor ihm. Das Leid ihres Heilandes geht ihr gewaltig tief, der jungen Rita. Sie erschauert ob der Liebe, die Gott ihr im Leiden Seines Sohnes gezeigt und geschenkt hat.

Oft kauerte sie in einem dunklen Winkel der Dorfkirche und betete und sann über die blutige Krone ihres Geliebten nach. Ja, diese Krone wollte sie mit Ihm teilen, in einem Leben der Armut und Buße - im Kloster. Das war ihr Traum. In dieser Nacht aber träumte Rita nicht. Da war ihr Gesicht bleich wie das Gesicht auf dem Kreuze. Denn ihre Eltern hatten ihr verkündet: “Aus dem Kloster wird es - nichts! - Du heiratest! Wir haben schon einen Mann für dich gefunden!” - Darum ist Rita in dieser Nacht so fahl. Und ihr Herz hämmert. Sie preßt die heiße Stirne an das Kreuz.

Am anderen Tage spricht sie die Worte, die einst in der Ölbergsnacht der Herr ihr vorgesprochen hatte: “Wenn es möglich ist, Vater... doch nicht mein, sondern Dein Wille geschehe...“ Rita glaubte Gottes Willen zu tun und - heiratete, 15­jährig, nach dem Brauch jener Zeit.

Acht Tage nach der Hochzeit erhielt die junge Frau die ersten Schläge - wilde Flüche hallten durch das Haus. Der Mann konnte seine Frau nicht fromm sehen. Er war ein überaus jähzorniger, gewalttätiger und leichtsinniger Mensch, Rita aber ein stilles, sehr empfindsames und gottinniges We­sen. Was jetzt? Schimpfen? Auch fluchen? Dem Mann davonlaufen?

Eine “moderne” Frau in dieser Lage würde toben: “Wenn du mich noch ein einziges Mal schlägst - laß ich mich scheiden!”

Von Rita hörte der Mann keine solchen Worte. Sie sah dieses Los als die ihr von Gott zugedachte Aufgabe an. Jetzt konnte sie mit ihrem Heiland die Dornenkrone teilen..., die Schläge und die Verach­tung und Verwünschung. Auch nicht einmal klagte sie ihre Eltern an. Tag für Tag die gleichen Sze­nen: Höllenszenen. Rita verkündet ihr Leid keiner “verschwiegenen” Nachbarin am Dorfbrunnen. Sie trägt es mit einer unerhörten Geduld. Sie opfert es auf für die Seele ihres Mannes und ihrer zwei Söhne. Sie liebt - trotz Schlägen! So war es volle 18 Jahre.

Doch eines Tages - was war das? Ein Traum aus den Tagen der Jugend - kniete ihr Mann, Paul Ferdinand, vor Rita nieder; er faßte ihre Hände, und ein hilfloses Schluchzen erschütterte die starke Gestalt: “Rita, verzeih mir!” Und Rita verzieh, unter Tränen. Jetzt blühte das Glück in dem Hause Ri­tas in Rocca. Der Mann nahm sich fest zusammen Wohl brannte ihm manchmal die Wut noch durch. Aber dann rannte er hinaus, bis sein Zorn verraucht war. Er hat Rita nie mehr geschlagen. Er emp­fand etwas wie eine Scheu vor übermenschlichem. Sie war ihm wie ein Tabernakel geworden, darin­nen Gott wohnt. Einmal sah Rita durch das Fenster eine ganze Reihe Männer kommen. Was haben sie? Sie tragen etwas ganz sorgfältig. Es sieht aus wie eine Tragbahre. War es ihr scharfes Auge? War es ihr frauliches Gespür? War es ihre Liebe? - Ein gellender Schrei! Es flimmert vor ihren Augen. Es wird dunkel und schwarz, es wird Nacht - und als die Männer mit ihrer Last vor dem Hause an­kommen, liegt eine ohnmächtige Frau neben der Leiche ihres Mannes. Paul Ferdinand war von Mörderhand getroffen worden.

Der Mann erwachte nicht mehr. Aber Rita er­wachte wieder aus ihrer schweren Ohnmacht. “Wo bin ich? Wer bist du?” Ein Mann kniet vor ihr. Er hält ihre Knie umschlungen und bettelt mit To­desangst: “Rita, verzeih mir, ich bin - der Mör­der!” - Rita starrt ihm in die Augen, dann schießt das Blut in ihre Wangen, das feurige, südländische Blut. - Eine Woge von Haß und Rachedurst stürzt an ihr Herz - eine Sekunde - dann sieht sie ein anderes Bild - das von der Dachkammer. Das mit den ausgestreckten Armen, mit den zwei blutüberronnenen Augen, mit den fieberdürren Lippen. Und ein Wort klingt irgendwo: “Vater, verzeih ihnen...” Mit schwerem Atem und jagendem Puls und wie­der blutleerem Antlitz stößt sie mühsam hervor: “Ja, ich verzeihe - auch dir!

Rita gibt dem Mörder Asylrecht im Haus. So lange durfte ihn die Polizei nicht holen. Den Gat­tenmörder schützt sie vor dem Beil des Henkers; aber vor der Wut ihrer rachsüchtigen Söhne kann sie ihn auf die Dauer nicht schützen. Sie sind wie ihr Vater. Ein neuer Kampf brach los in dem gequälten Herzen der Mutter. Ist's nicht genug an einem Mord? An einer Todsünde? Soll sie beten, daß Gott lieber ihre Söhne wegnehme von der Erde, als daß sie ein Verbrechen auf ihre Seele häufen? Sie ist bereit zum Opfer. Und Gott nimmt es an. Die Söhne werden krank. Und bald steht Rita an einer neuen Totenbahre, dann an einer zweiten. “Herr, gib ihnen die ewige Ruhe!...” Rita betet es nur tonlos mit bei der Beerdigung. Sie sieht die Särge versunken im dunklen Schoß der Erde, hört die Menge beten - wie aus der Ferne. Jetzt ist Rita wieder allein.

Ungeheuerlich ist ihr Schmerz. Aber doch gelingt es ihr, ein ganzes Ja dem Vater im Himmel dazu zu sagen. Mitten im Schmerz flammt die Sehnsucht ihrer Jugend wieder auf: Ins Kloster. Man nimmt sie endlich auf. 44 Jahre betet, leidet sie, pflegt sie die Kranken, als ob diese Christus wären. Dann ist sie reif, überreif für die Fahrt über die Sterne.

Am 24. Mai 1900. Der Petersdom in Rom ist mit Menschen gefüllt. Auf einem erhöhten Thron hat Leo XIII. Platz genommen, inmitten vieler Kardi­näle und Bischöfe. Die Allerheiligenlitanei ertönt und die Bitte um den Hl. Geist. Dann verkün­det der Papst als Stellvertreter Jesu Christi, als oberster und vom Hl. Geist unfehlbar ge­führter Lehrer der Kirche, daß Rita von Cascia hiermit in das Verzeichnis der Heiligen eingetragen und in der ganzen Kirche als Heilige verehrt werden soll. Der Vorhang fällt. In tausendfachem Licht­gefunkel strahlt das Bild der hl. Rita auf. Die Orgel braust, das “Großer Gott” erklingt aus dem Mund der Tausende, die Gewölbe beben ob den Rufen. Es war schon Grund dazu!

Sie war ein Engel, der Schutzengel ihres Mannes und des Mörders ihres Mannes. Der Schutzengel ihrer Kinder. Eine vollendete, feine reife Frau, eine Heilige. 
Aus “Lebenskunde” (Rex-Luzern) 


 

... wenn ich auch ein grober Kerl bin”

 

Jules Douthulst war der große, starke, knochige Kerl, der den Peter Mardyk für die Jocisten ge­wann. Er trug eine alte, abgegriffene Mütze auf sei­nem Quadratschädel. Seine Golfhose war geflickt. Das klappernde Rad war sein unzertrennlicher Be­gleiter. Der Vater war ein Säufer. Die Mutter starb im Rausch. Julius hatte keine Eltern, kein Heim. keine Arbeit. Er schlug sich mit den Schmugglern an der französisch-belgischen Grenze und führte ein Leben zwischen Tag und Nacht. Aber da packte ihn der kleine belgische Arbeiter-Apostel Cardijn mit seiner zündenden Lehre: Christus will den Ar­beiter herausreißen aus seinem Elend. Douthulst horchte auf. Dann sah er es ein. Er kämpfte sich aus der Sünde hinauf. Aber nun brannte die Flamme der Leidenschaft für das Gute. Er wollte dem ärm­sten Volke das Christus-Glück bringen. Er wußte schon um dessen Schmutz und Elend und gele­gentliche Niederträchtigkeit. Aber das erinnerte ihn an sein eigenes bitteres Schicksal. Er verstand, was es heißt, sich daraus emporzuarbeiten. Er weiß, daß in dieser Masse Menschen sind, die fähig wären zum Guten und zum Kämpfen, genau wie er. Aber niemand hält ihnen die Hand hin....

Zu Hause ist er eigentlich nur, wo es nach Wolle, Tabak, Zwiebeln und Fett riecht. Hier geht er im­mer noch am liebsten spazieren. All das zeigt ihm die Arbeit, die noch geleistet werden muß, um seine armen Brüder hochzubringen zu einem sonnigen, erträglichen Christenleben.

Darum feuert er die Kameraden, die er in unend­lich mühsamer Arbeit für die Jocisten gewinnt, an. “Zu den Armen, den Verstoßenen, den Zerlumpten, den Hinterhäuslern müßt ihr die frohe Botschaft bringen! Die wissen ja rein nichts von Christus und seinem Glück!”

Er begann mit Mardyk Plakate für die Versamm­lungen aufzuhängen. Es kam zu Schlägereien mit den Kommunisten. Douthulst brachte Beulen nach Hause. Die Lauen und Angsthasen blieben von da an weg. - Sie arbeiteten in der Nacht. Da traf Douthulst oft altbekannte Kameraden aus der Ta­bak-Schmugglerzunft. Die wollte er auch gewin­nen! Mardyk sagte zu Douthulst: “Du verlierst deine Zeit. Mit diesen Menschen ist ja nichts mehr anzu­fangen!” - “Nein!” lärmte Douthulst, “sie sind nicht verloren! Es ist noch etwas zu machen. Wenn es aber niemand versucht?!”

Die Musterchristen aus dem “Zirkel” schimpften über diese Art nächtlicher Streiche. “So etwas ge­hört sich nicht! Douthulst, zieh dich doch zurück... dein grober Dialekt, deine Unfähigkeit zum Reden, dein Weinen und Wütendwerden... dein Herum­streichen und Diskutieren in zweifelhaften Wirt­schaften!” Mardyk aber warf ihnen als Antwort für Douthulst schon einige Brocken an den Kopf: “Hat denn nicht das Leben Jesu sich unter Zöll­nern und Sündern abgespielt?” - “Ja”, sagten die Muster-christen, “das schon! Aber diese Schläge­reien sind gegen die Liebe! Das hat mit Christen­tum nichts zu tun!” - “Was, Schlägereien? Wer hat denn angefangen? Das Sichwehren gegen die Kerle, die uns verprügeln, soll gegen die Liebe sein?” “Die Liebe”, schrie Douthulst die Herren vom Zirkel an, “die Liebe befiehlt uns, endlich Schluß zu machen mit der Vergiftung unseres Vol­kes durch falsche Lehren und all die Schweinereien! Die Liebe ist etwas Mutiges, Starkes! Sie schreibt uns einmal vor, denen zu Hilfe zu kommen, die man mordet! Selbst wenn man die Fäuste brau­chen muß, um sie zu retten!”

“Nehmt einmal an, in der Fabrik steht ein Ar­beiter. Er erzählt seinem Lehrling, der sich nicht zu rühren wagt, unsaubere Geschichten: ,Das muß man tun, das ist gesund, das gehört zum Leben wie Essen und Trinken Ihr seid da und hört es. Ihr legt Protest ein. Der Saukerl fährt weiter mit sei­nen Geschichten vor dem Lehrbuben, was macht ihr dann?” - “Wir gehen weg, um nichts mehr zu hören!” - “Nein, bei Gott, nein! Hier heißt es nicht weglaufen, um nichts mehr zu hören! Hier heißt es: draufhauen! Mit irgend etwas draufhauen! Selbst wenn man schwach ist. Das muß aufhören!”

Das war ganz Douthulst. In der Fabrik hatte er einem Spinner die Spule an den Kopf geworfen, weil dieser Lump den Jungen solche Geschichten erzählte und nicht schweigen wollte. Aber rings um Douthulst wurde die Luft langsam sauberer, denn er war daneben ein ganz verträglicher Ka­merad und hilfsbereiter Kerl. So geht er einsam, von vielen verlacht, von manchen bewundert, un­ter seinen Kameraden von der Joc, seine Wege. Außer ihnen hat er überhaupt niemanden: keine Frau, keine Eltern, kein Heim.

Auf seiner Bude kocht er sich am Abend auf einem Spirituskocher ein ärmliches Mahl. Nachher näht er einen Flicken mehr auf seine Hemdärmel. Dann geht er an die Arbeit: er versucht zu lesen, er lernt rechnen; er lernt die Rechtschreibung, denn er kann keinen ganzen Satz schreiben; er gibt sich Mühe, seinem armen Kopf einige Gedanken und seinem Quadratschädel einige Fetzen Bildung bei­zubringen, und alles für die Joc, damit man ihn hört und an seine Ideen glaube und eifriger ans Werk gehe... Er spürt zu gut: “Ich bin auf dem rechten Weg, wenn ich auch ein grober Kerl bin...”

Er hat recht, weil er mehr Vertrauen hat in die Menschen, trotz ihrer Erbärmlichkeiten. Mag einer noch so tief gefallen sein; Douthulst gibt seine Sa­che niemals auf. Und er hat auf seinen starken Schultern Peter Mardyk und die ganze Arbeiter­gruppe von Roubaix durch das Unwetter der An­feindungen getragen.

Warum? Weil er Christus sieht in jedem zerfetz­ten Gesellen, weil es ihn drängt, den Armen heim­zuholen...

Der richtige Nachfolger Christi ist er - Douthulst, ein Schutzengel seiner Brüder!

Aus Van der Meersch “Menschenfischer” (Winfried Verlag, Ausgburg) 


 

Sie war der Engel ihrer 14 Kinder

 

Vor 25 Jahren schon ist sie hinübergegangen, eine Mutter, ganz nach dem Herzen Gottes, ein wahrer Schutzengel ihrer Kinder. Sie war 35 Jahre Lehrersfrau in einem oberpfälzischen Dorf nahe bei Regensburg. Vierzehn Kindern hat sie das Leben geschenkt. Alle vierzehn hat sie zusammen mit dem tieffrommen Gatten großgezogen und zu an­sehnlichen Lebensstellungen verholfen. Heute noch ist sie ihren Kindern ein leuchtendes, unvergeßliches Vorbild.

Was hatte diese Mutter einen innigen Kontakt mit Jesus im hl. Sakrament! Täglich wohnte sie dem hl. Opfer bei, obwohl sie von schwäch­licher Gesundheit war. Mehrmals am Tag eilte sie immer wieder für einen kurzen Augenblick zum Tabernakel. Schulhaus und Gotteshaus standen ja nachbarlich beisammen. Das liebende Herz dort und das liebende Herz hier schlugen innig zu­sammen. Jeder Tabernakelbesuch wurde für sie liebende Anbetung und dankbare Verehrung des in der Brotsgestalt gegenwärtigen Gottes. Bei jedem Besuch erbat sie sich den himmlischen Segen für ihre zahlreiche Kinderschar.

Mutter Margarethe konnte man oft im Gotteshaus finden. Dort wurde ihr Gottvertrauen stets neu ge­stärkt; dort auch ihr von Natur aus heiteres Wesen immer wieder von innen heraus durchstrahlt und besonnt. Vom Tabernakel her erfuhr sie die gna­denhafte Führung, die sie ihren Kindern eine wirk­liche Segensmutter werden ließ.

Begreiflich, daß so eine Mutter eine zarte Liebe zu Maria, die ja die Mutter aller Kinder und aller Mütter ist, allzeit im Herzen trug, aber auch eine große Liebe zu den hl. Engeln, zum eigenen wie zu denen ihrer Kinder. Sie erkannte in ihnen ihre treuesten Freunde, ihre besten Verbündeten. Sie zweifelte keinen Augenblick an ihrer himmli­schen Macht und Güte, an ihrer wunderbaren Füh­rung. Diese Mutter wußte die Engel ganz nah bei ihren Kindern und freute sich dessen. Täglich über­gab sie alle vierzehn und später auch die Schar der Enkelkinder dem sicheren Geleit ihrer Engel.

Was war das der Mutter ein kummervolles An­liegen, als ihre älteste Tochter, erst 13-jährig, nach Amerika gehen sollte. Die Eltern selbst wünsch­ten es so nach reiflicher Überlegung. Der kinder­lose Bruder des Vaters hatte drüben ein sehr gut­gehendes Geschäft, ja ein reiches Vermögen er­worben. Er wollte um jeden Preis eines aus der großen Kinderschar seines Bruders adoptieren und so die Sorgen der kinderreichen Lehrer-Eltern min­dern helfen. Darum entschlossen sich letztere, ein Mädchen überfahren zu lassen. Die Älteste war be­reit, dem Wunsch der Eltern zu willfahren. “Mein Kind! Nur unter dem Schutz deines hl. Engels laß ich dich ziehen. Täglich empfehl' ich dich in der Fremde seiner Liebe und seinem Schutze. Vergiß auch du ihn nicht!” Mit diesen Worten nahm sie Abschied, nachdem sie noch ein Segenskreuzlein auf des Kindes Stirne, Mund und Brust gezeichnet hatte. Auch die übrigen Kinder mußten in die Fremde, die fünf Buben zum Studium, ebenso die Mädchen bis auf einige, die in Stellung gingen, fast alle in die Großstadt. Sie aber wußten sich geborgen unter den segnenden Händen ihrer betenden Mutter daheim. Allen leuchtete das Bild der Mutter in die Seele, auch weithin in die Fremde. Sie ist zu einem Leitbild für jedes der ihren geworden, zu einem wirklichen Schutzengel. Heute noch schauen alle. obwohl den meisten schon die Schläfen ergraut sind, voll Dankbarkeit auf diese Mutter.

Dabei waren die äußeren Verhältnisse in dieser Familie alles andere als rosig. Das Einkommen eines Lehrers von damals war sehr dürftig. Die Wohnverhältnisse eng. Kinderkrankheiten sehr häu­fig. Die Mutter selbst infolge zahlreicher Magen­geschwüre viel krank und gebrechlich, aber all dies Leid war überstrahlt von ihrer grenzenlosen Mut­terliebe, von ihrer tiefinnerlichen Gotteskind-Natur. Die Opfer dieser Mutter waren die Bausteine, für die ganze Familie geworden. Ihr Herz war wie ein Sonnenquell, darin alle das Wunder der Liebe schauen durften. Gott schenkte dieser edlen Frau aber auch die Gnade, daß sie einen liebebesonnenen einmalig schönen Lebensabend bei ihren Kindern verleben durfte. Ihre Opfer wurden reichlich auf­gewogen.

Als sie 79-jährig an einem Donnerstagmorgen während der hl. Messe von ihren Kindern schied, war der Schmerz und die Trauer unendlich groß. Sie alle aber wußten: Es ist nur ihre körper­liche Hülle von uns gegangen, nicht aber ihre liebende Seele. Diese lebt mitten unter den Ihren wei­ter wie ein unsichtbarer guter Engel bis zur Stunde. 
A. M. Weigl 


 

Ein Schutzengel im Priestergewand - der hl. Don Bosco

 

Es versöhnt uns mit manchen Verfallserschei­nungen unserer Zeit, zu sehen, daß ein Mann von solchem Eigenwuchs wie Don Bosco sich behaupten und heilig werden konnte; denn solche Gestalten sind Zeugen für das unerschöpfliche Gnadenwirken Gottes, das stärker ist als alle satanischen Mächte der Welt.

Ist es nicht herrlich und beglückend, wie dieser bettelarme Bauernbursche von Becchi in Piemont sich emporrang zum Studium und zum Priestertum, wie er in den heißen Sommern als Knecht auf den Äckern arbeitet, um an den langen Wintertagen die lateinischen Klassiker studieren zu können. Nichts ist ihm zu schmutzig oder zu schwer, wenn er da­durch etwas Schul- und Pensionsgeld verdienen kann; er flickt die Strohstühle, strickt Strümpfe, gibt Nachhilfestunden und läßt sich weder durch den Spott der Mitschüler noch durch die neidischen Schikanen seines Stiefbruders abschrecken. Seine Jugend ist hart wie kaum eine zweite, aber sie ist ­dennoch fröhlich und fromm, so fröhlich, daß im­mer ein ganzer Schwarm von Buben um ihn herum ist, die ihm mit einer blinden Ergebenheit folgen.

Seine unbestrittene Autorität hat ihre Gründe; es imponiert dieser Straßenjugend, daß Giovanni Bosco mit den Händen ein Hufeisen biegt, daß er auf ein galoppierendes Pferd springt, daß er zaubern, seiltanzen, feuerschlucken, zahnziehen und musizieren kann, daß er ein Allerweltskerl ist, den sie alle nachahmen möchten. Er aber wußte genau, warum er die Bubenschar mit allen Kunststücken seiner Kraft und Geschicklichkeit an sich fesselte. Trotz seiner Jugend war ihm der Apostelberuf eingebrannt; er wollte aus den Nachläufern, aus verlotterten und sich selbst überlassenen Halb­wüchsigen wertvolle Menschen, eine Sturmschar Christi machen. Deshalb führte er sie regelmäßig nach seinen Vorstellungen in die Kirche, betete mit ihnen den Rosenkranz oder hielt ihnen flammende Ansprachen; wo er ein Jahr lang gelebt hatte, war die Jugend wie verwandelt und brachte ihrerseits einen neuen Geist in die Familien.

Seine kleinen Freunde haben ihm schmerzlich nachgetrauert, als er mit zwanzig Jahren ins Prie­sterseminar eintrat. Nachdem er Priester geworden war, gab man ihm zuerst eine unbe­deutende Seelsorgestelle, und er war demütig ge­nug, seine umfassenden Kenntnisse auf allen Gebie­ten zu verschweigen und zu verbergen, um nichts zu sein als ein guter Hirt, der auch dem geringsten Menschenkind die Liebe des gekreuzigten Erlösers entgegenbrachte. Bald aber erweitert Don Bosco das Feld seiner Tätigkeit, indem er sein Augenmerk besonders den bisher weniger beachteten Rand­gebieten der Pfarrseelsorge zuwendet. Kranke, Sol­daten, Gefangene, Fürsorgezöglinge und die ver­wahrlosten Großstadtjungen Turins sind seine Lieb­linge, für die er jede Minute und jeden Soldo op­fert. Es erbarmt ihn, das Los der Niemandskinder ansehen zu müssen, die von Betteleien und Diebstählen leben, im Rinnstein nächtigen, von der Po­lizei gehetzt und nicht einmal in den Kirchen ge­duldet werden. Dieser Jugend ein Vater und Führer, ein wahrer Schutzengel zu sein, ist nun der Inhalt seines ganzen künftigen Daseins.

Er sammelt sie um sich auf Wiesen und in Scheu­nen, er unterhält sie mit tausend Kunststücken. Er schreibt Theaterszenen für sie, richtet Werkschu­len ein, erklärt ihnen den Katechismus und die täg­lichen Gebete, er schafft ihnen ein Heim und lebt selbst von Wasser und Brot, um ihnen eine Suppe vorsetzen zu können. Verständnislos schauen Re­gierung und Klerus seinen Bemühungen zu; der Staat läßt ihn überwachen, und einige Amtsbrüder machen sogar den Versuch, ihn in einer Irrenanstalt unterzubringen. Aber Don Bosco ist stärker, klüger und mutiger als alle seine Widersacher; auch ein Mordanschlag bringt ihn nicht zum Versieht auf ein Liebeswerk, das er für notwendig erachtet.

Unter unbeschreiblichen Mühen und Entbehrun­gen baut er zäh seinen großen Plan einer umfassen­den Jugendorganisation aus. Sein Grundsatz lautet: “Der Teufel rastet nie, den Seelen zu schaden, dar­um darf auch ich nie rasten in der Arbeit für das Heil der Seelen.”

Seinen Jungen zuliebe gibt er Zeitungslektüre und Gesellschaften auf; sie dürfen ihn zu jeder Stunde des Tages und der Nacht beanspruchen. Er will keine Kopfhänger aus ihnen machen, sondern zu seinen Erziehungsgrundsätzen gehört die Freude, gehört die Freiheit, gehört der Sport. Die Jungen vergelten seine Liebe mit grenzenloser Dankbarkeit; auf den Schultern tragen sie ihn an seinen Platz, laufen sechzig Kilometer weit ihm entgegen, er kann es wagen, ohne einen einzigen Wachsol­daten mit dreihundert Sträflingen einen Ausflug zu machen, ohne daß einer davonläuft. Als seine tapfere Mutter den Haushalt für ihn und seine Schütz­linge übernommen hatte, ging es langsam einer bes­seren Zukunft entgegen. Aus den Reihen der Gas­senbuben erwuchsen ihm begeisterte Helfer; die tüchtigsten bildete er zu Lehrern und Hilfskate­cheten aus; neue Häuser, Werkstätten und Hospize entstanden, mit vierzig Centesimi in der Tasche be­gann er den Bau einer Marienkirche, und mochte auch die Schar seiner Zöglinge ins Riesenhafte wachsen, da war keiner, den er abgewiesen hätte. Daß dieses gewaltige Werk der Jugendrettung nicht mit seinem eigenen Leben stehen und fallen dürfe, wurde ihm immer klarer. Seit dem Jahr 1854 be­schäftigte er sich deshalb mit der Gründung einer eigenen Kongregation, die er nach dem hl. Franz von Sales “Salesianer” nannte. Mit dem Se­gen des Papstes kehrte er 1858 von Rom zurück. Das Angebot, ihn zum Geheimkämmerer zu ma­chen, hatte er abgelehnt; er wollte für seine Jungen der einfache Pfarrer bleiben. Durch die Kraft sei­ner Ideen und seiner Persönlichkeit erzwang er sich die Achtung der Staatsmänner.

So lange er lebte, gingen zweitausendfünfhundert Priester aus seinen Anstalten hervor; zu ihrer Un­terstützung gründete er die Schwesternkongrega­tion der Töchter Mariens; ein Hilfswerk für Spät­berufene sammelte die wertvollsten Kräfte aus den schaffenden Ständen und ebnete ihnen den Weg zum Priestertum. Mit der Ausbreitung seines Wer­kes mußten neue Jugendheime, Werkschulen und Kirchen in Italien, Frankreich, Spanien, Argentinien und Uruguay geschaffen werden. Als Don Bosco starb, bestanden insgesamt zweihundert Häuser der Genossenschaft, in denen über zweihunderttausend Zöglinge die Segnungen einer religiösen und wirt­schaftlichen Lebensschulung erfahren hatten.

Es ist wahrhaft ein Wunder, wie die Mittel für ein solch umfassendes Liebeswerk zusammenflossen.

Wie er es fertigbrachte, die ungeheure Arbeitslast zu bewältigen, schien selbst denen unbegreiflich, die immer um ihn waren. Er trug ja nicht nur die Leitung der gesamten Genossenschaft und die Sorge für eine Armee auf seinen Schultern, sondern wollte diese Armee auch geistig beeinflussen und vor­wärtstreiben. Deshalb seine Reisen, auf denen er unterwegs sich mit Brot und Kastanien begnügte, deshalb seine ausgedehnte Korrespondenz von meh­reren hundert Briefen täglich, deshalb seine rege schriftstellerische Tätigkeit, insbesondere durch Herausgabe der “Katholischen Volksbücher”. Sogar auf Reisen gönnte er sich keinen Augenblick der Ruhe. Während er selbst die Zügel in die Hand nahm, hörte er die Beichte des Kutschers.

Er erlebte noch die Freude, daß im Januar 1888 viele deutsche Rompilger unter Führung des Erz­bischofs von Köln und des Bischofs von Trier ihn besuchten, zum Zeichen, daß seine große Idee, die Pädagogik der Liebe, auch in Deutschland Wurzeln geschlagen hatte. Am Fest des hl. Franz von Sales empfing er die Sterbesakramente; in der Frühe des 31. Jan. 1888 schied er unter den Gebeten und Tränen seiner Schützlinge aus diesem Leben. Die Entwicklung seines Werkes hat dem schönen Wort recht gegeben, mit dem er die scho­nungslose Aufopferung aller Kräfte rechtfertigte: “Wer von der Arbeit getötet stirbt, zieht auf seinen Posten Hunderte, die ihn ersetzen.” 
Gekürzt aus Hümmeler “Helden und Heilige” 


 

Es ist eine große Gnade andern ein Schutzengel sein zu dürfen.

Gott schenkt den demütig Vertrauenden diese Gnade. Es ist aber auch eine Gnade, an seinen eigenen Schutzengel zu glauben und mit ihm einen wirklichen, persönli­chen Kontakt zu haben. Wieviel Tränen und Leiden wären uns im Leben erspart geblieben, hätten wir immer den Einsprechungen unseres Engels gefolgt! Die Engel geben ja nur Einsprechungen, die zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen sind. Manches Unglück unseres Lebens wäre nicht eingetreten, hätten wir uns im entscheidenden Augenblick sei­nem Schutz empfohlen! Viele Sünden wären nicht geschehen, hätten wir mit unserem Engel häufiger Zwiesprache gehalten. Es ist wirklich so. Die En­gel, diese himmlischen mächtigen Lichtwesen, sind unsere besten Freunde. Sie sind uns, wie einmal jemand sagte, näher als unser eigener Atem. Im Auftrag Gottes und mit Seiner Liebe und Seiner Güte gewähren sie dem Leib Schutz, Führung der Seele, Geborgenheit dem ganzen Leben.

Die Menschen unserer Zeit aber vertrauen zuviel auf ihr eigenes Können, auf die eigene Kraft, auf Technik und Wissenschaft, welche aber bei aller Präzision viele Gefahrenmomente in sich schließen.

Die in diesem Büchlein aufgeführten Beispiele be­weisen, daß es unsichtbare Kräfte gibt, die höchste äußere und innere Gefahren abzuwehren imstande sind. Es sind unsere Engel. Nur müssen wir an sie glauben, müssen zu ihnen beten und zwar aus der Tiefe! Oft schon genügt ein Gedanke an sie, ein Wort zu ihnen. Im folgenden sind einzelne längere Gebete angeführt.

Brüder! Schwestern! Wählt daraus, was euch zu­sagt! Es kommt nie auf die Zahl und auf die Länge der Gebete an. Es kommt beim Beten immer auf die Kraft des Vertrauens und die Kraft der Liebe an. 


 

Bei der Gestapo

 

Es war im Jahr 1937. Wir kamen aus der Kapelle; es war gerade 6 Uhr, da schellte das Telefon. „Hier die Ge­heime Staatspolizei. Die Schwester X. hat sofort zu er­scheinen." Wir gingen zu zweit. Würde man uns trennen wie gewöhnlich? Nein, diesmal durften wir beide ins gleiche Zimmer. Ein Tisch, vier Stühle, zur Linken saß ein SS-Mann, im Rücken stand ein Herr in Zivil, rechts saß ein zweiter Herr in Zivil. Ein großer weißer Bogen wurde mir hingeschoben. Der SS-Mann begann, die anderen se­kundierten in der Rede. „Wir möchten Ihnen die soziale Arbeit anvertrauen. Leute wie Sie können wir brauchen." Einen Herzschlag lang war ich verstummt. Da sprachen sie weiter: „Unterschreiben Sie, daß Sie aus der Kirche aus­treten." An der tiefen Blässe, die das Gesicht meiner Be­gleiterin zeichnete, spürte ich die Gefahr dieser Stunde.

Es war eine atemlose Stille - dann wandte ich mich an den SS-Mann: „Würden Sie ein Vaterunser beten, wenn Rosen­berg es verlangte?" Ein höhnisches Lachen: „Ich fühle mich mit dem Mythos des 20. Jahrhunderts unter dem Arm s...wohl. Nein, das kommt nicht in Frage." Er schlug mit der Hand auf den Tisch und schob mir den weißen Bogen noch näher: „Unterschreiben Sie!"

„Nein, nie. Schauen Sie, das ist in der katholischen Kirche ganz anders. Wenn der Hl. Vater in Rom etwas befiehlt, dann geschieht das auf dem ganzen Erdkreis. Dann würde dieses Vaterunser von jedem Katholiken auf der ganzen Erde gebetet werden. Und für diese heilige, römisch-katholische Kirche lege ich jederzeit meinen Kopf hin. Das ist nämlich der große Unterschied zwischen uns. Sie wollen 2000 Jahre alt werden und wir - sind es." Der SS-Mann stand jäh auf und schlug die Tür hinter sich ins Schloß. Der Herr in Zivil hatte leise das Zimmer verlassen, und nun waren wir mit dem letzten allein: „Es ist gefähr­lich, was Sie tun; sehr gefährlich. Auch der Kopf einer Oberin kann wackeln." Vielleicht war es das Letzte, was mir zu sagen blieb, denn noch wußten wir nicht, - würden sie uns gehen lassen? „Ich verstehe, daß Sie so reden müssen, aber verstehen Sie auch mich, wenn ich Sie bitte: Haben Sie Erbarmen mit Ihrer eigenen unsterblichen Seele!"

Ich will nicht festhalten, was wir noch gesprochen haben. Als wir auseinandergingen, da gaben wir uns ganz herzlich die Hand, und es standen uns beiden die Tränen in den Augen. Am nächsten Morgen aber überbrachte eine unserer Schwestern ihm unser Büchlein „Nur wer brennt - zün­det" - so hatte ich es ihm versprochen. Das war der Auf­takt gewesen für viele Vernehmungen. Das war eine An­sage zum Kampf. Es war aber auch ein Anruf der Liebe Gottes, die uns in diesen Jahren so oft die Frage stellte: „Liebst du mich mehr als diese?" Und nur Seine Gnade und Seine Kraft und die Nähe Seiner hl. Engel war es, die uns laut und leise sagen ließ: „Herr, Du weißt alles, - Du weißt aber auch, daß ich Dich liebe!"

Aus „Vom jenseitigen Ufer" 


 

Das Heldenstück eines werdenden Priesters

 

Am 4. Aug. 1947 war in Ursberg Primiz. Ein wunder­volles Bild: die andächtige Menge im Klosterhof, flankiert von dem hohen Turm der alten Prämonstratenserkirche, eingerahmt vom Mutterhaus, unter dessen Hauptportal der kunstvoll geschmückte Altar stand. Unter dem Dreiklang der wieder heimgekehrten Glocken kam die Primizprozession vom Priesterhaus Salvator herüber.

Ein Jesuit, Pater M., dem die Seelsorge in einem der Häuser in Ursberg anvertraut ist, hielt die Festpredigt. Ein Satz darin ließ mich vor allem aufhorchen: “Die beiden Herren, die heute dem Primizianten bei seiner ersten Messe assistieren, werden besonders mit ihrem Dankgebet sein Erstlingsopfer begleiten." Wieso sind diese würdigen, schon ergrauten Herren dem jungen Priester zu solchem Dank verpflichtet? -

Die hl. Handlung nahm ihren Fortgang, und man erlebte mit dem Jungpriester den Höhepunkt der hl. Messe: die Wandlung in der Erstmesse. Zuletzt brauste das Tedeum unter Glockengeläute über den Klosterhof. Man kehrte in das Priesterhaus zurück. Die Menge zer­streute sich. Mir ließ der oben erwähnte Satz in der Primizpredigt keine Ruhe, und als ich am folgenden Tag dem alten Herrn begegnete, der bei der Primiz den Diakon ge­macht hatte, fragte ich ihn geradeheraus: “Wieso sind Sie dem jungen Herrn zu Dank verpflichtet?"

Wir setzten uns auf eine Bank im Garten. Uns beschattete ein mächtiger Apfelbaum, an der Hausmauer stieg ein Rebstock mit rei­fenden Trauben reich beladen zum Dachfirst. Ein Lächeln der Erinnerung - halb froh, halb traurig stieg in das Ge­sicht des Herrn Pfarrers aus Oberschlesien. „Ja, sehen Sie, das war ein Husarenstück, wirklich wert, daß man es fest­hält. Es betraf jenen berüchtigten Todesmarsch aus dem Lager Dachau. Wir waren schon einige Tage unterwegs. Es war im April des Jahres 1945, sehr kalt und naß. Zu Tode erschöpft rasteten wir in der Nähe des Ammersees. 8000 Leute mit grausigem Hunger, todmüde, die Füße voller Blasen. Wir hatten uns von gesammeltem Reisig und etwas Heu ein Lager zurechtgemacht, wir aus dem Priesterblock. Eine Plane hatten wir uns mitgenommen und diese nun als niederes Zeltdach darüber gespannt. Eben wollten wir uns darunter verkriechen, um einigermaßen Schutz zu finden für die kommende Nacht, als ein Lastwagen mit großem Getöse auf der nahen Landstraße hielt. Ihm entstieg ein Oberleutnant der Wehrmacht. Jung, energisch, wohlge­wachsen, an der Brust die Auszeichnungen für größte Tap­ferkeit. An der einen Hand waren einige Finger wegge­schossen.

Der SS-Kommandant unseres Lagers war sofort bei ihm, und wir hörten die schneidige Stimme des Oberleutnants: “Befehl, die alten und fußkranken Geistlichen sollen im Lastwagen weggebracht werden." Eine Frage, offenbar nach dem Grund des Wegbringens, wurde mit einem Ach­selzucken beantwortet. Wir deuteten dieses Achselzucken dahin, daß wir zur Exekution fortgebracht werden sollten.

Vorher hatte ein SS-Mann, von dem wir wußten, daß er es gut mit uns meinte (es gab auch solche), gesagt: “Es steht euch nichts Gutes bevor; haut ab!" Aber wie hätten wir bei der starken Bewachung abhauen können! Wir stiegen also in den Lastwagen, der Offizier sprang auf, würdigte uns keines Blickes, und weg ging's in sausender Fahrt. Der Fahrer kam mir bekannt vor - ist das nicht - ein aus Dachau entlassener Geistlicher? Aber die Hoffnung schwand bald - das kann ja nicht sein. Wir fuhren und fuhren, und wir dachten alle das gleiche: warum brauchen sie so lange? warum fahren sie so weit. Zuletzt war uns alles gleich. Tod wird auf jeden Fall Erlösung bedeuten. Es war schon über 10 Uhr nachts, als man uns aussteigen hieß, mit freund­licher Stimme. Ist doch noch etwas wie Erbarmen in dem jungen Offizier? Mit letzter Kraft, fast wollten die Füße den Dienst versagen, erstiegen wir die Höhe, und o Wun­der - es kamen uns schwarze Gestalten entgegen unter einem hellerleuchteten Portal, die uns umarmten, ans Herz drückten, die vor Rührung lachten und weinten. Man führte uns an eine weißgedeckte Tafel und, nachdem wir uns gestärkt hatten, jeden in ein Zimmer, in dem ein weiß­überzogenes Bett stand! Man gab uns Gelegenheit zum Baden! Wir erlebten alles wie ein Wunder. Als wir unsere Gefangenenkleidung mit den Kleidern der Jesuiten aus Pullach - denn da waren wir gelandet -, gewechselt hat­ten, gingen wir noch einmal ins Refektorium. Dort stand glücklich unser lachender Retter, Frater X., der heute seine Primiz gehalten hat. Er schüttelte jedem von uns die Hand.

Wie ist es zu dem Streich gekommen? Sehen Sie, das ging so: Nach dem 20. Juli wurden alle Jesuiten aus dem Heer gestoßen, darunter auch Frater X., der damals Student der Theologie in Pullach war. Als er nun von unserem Todesmarsch hörte, bekam er Befehl von seinem Gewissen, so viele als möglich von uns herauszuhauen. Der Fahrer war wirklich der Priester, den ich einen Augenblick zu erkennen glaubte. Und siehe, es war ihm gelungen!

Der Erfolg hat den jungen Oberleutnant a. D. noch mu­tiger gemacht. Am folgenden Tag fuhr er noch einmal hin, diesmal in Zivil. Er machte aber vorher einen Abstecher über München, versorgte sich bei der Wehrmachtverpflegungsstelle mit genügend Brot, ergatterte einige Flaschen Schnaps, die er dem SS-Kommandanten aushändigte, für Häftlinge, die eventuell schlapp machen unterwegs; dann lud er nochmals seinen Lastwagen voll mit geistlichen Her­ren und brachte sie auch diesmal wohlbehalten nach Pul­lach.

Als ich vor sieben Jahren geschnappt und nach Dachau gebracht worden war, da betete ich jeden Tag zum hl. Petrus, er möge doch auch uns einen Engel schicken, der uns heraushole aus der Gewalt unserer Feinde. Das Gebet wurde erhört. Gleich zwei Engel schickte uns der liebe Herrgott: den Fahrer unseres rettenden Wagens und den, schneidigen Engel, der heute Primiz hielt und der seinen Mut, sein Gottvertrauen und seine brüderliche Liebe schon in jungen Jahren unter glänzenden Beweis gestellt hat. 
Aus der “Augsburger kath. Kirchenzeitung" 1947/48 


 

Mordanschlag vereitelt - Eine hochbetagte Arztwitwe erzählt:

 

Mein Vater war Arzt in einem schönen Landstädtchen Österreichs. Er galt als sehr pflichttreu und religiös. Unsere ganze Familie war als streng katholisch bekannt; sie setzte sich stets für die Rechte der Kirche und ihre Priester ein. Einige Kirchengegner haßten uns deswegen. Diesen Haß bekam ich auch nach dem Tod meiner Eltern verschiedent­lich zu spüren. Ein Erlebnis ist mir unauslöschlich einge­prägt geblieben. Es war ein Jahr nach dem Tod meines Vaters. Ich war noch nicht verheiratet, da hatte mich an einem Novemberabend plötzlich eine unheimliche Angst gepackt. Ich sagte zu meiner Angestellten, mit der ich ganz allein in der großen Villa war: „Geh schnell hinaus und schau, ob das Gartentor schon abgesperrt ist." Sie antwor­tete: „Ja; ich selber tat es." Unser großer Schäferhund lag im Vorzimmer und schlief. Nach einiger Zeit hörte ich plötzlich Geräusche. Es schienen Tritte zu sein, die vom Garten her über die Stiege kamen. Ich sprang auf, eilte zur Zimmertür, um sie schnell abzuschließen, nahm aber vorher noch Weihwasser aus dem Gefäß an der Tür; da drückte schon jemand auf die Klinke und schob den Fuß herein.

Ein früherer Angestellter meines Vaters, den wir entlas­sen mußten, stand vor mir. Wild-trotzig war sein Blick. In der Hand hielt er eine Hacke. „Schutzengel hilf!" - das war alles, was ich noch herausbrachte. Der Hund lag ruhig im Zimmer und schlief. Er kannte ja den Eindringling. Krampfhaft umkrallte dieser den Hackenstiel. Nochmals rief ich laut: „Schutzengel!" Mein Mädchen stand wie an­genagelt vor Schreck. Auch der Eindringling war für einen Moment ganz starr. Er schien nicht vom Fleck zu kommen. Diesen Augenblick benützte ich. Schnell hinaus zur hinteren Tür und durch den Garten zum Nachbarn, einem Ober­lehrer. Der Eindringling folgte nicht.

Der Oberlehrer meinte: Sofort die Polizei anrufen! „Nein", sagte ich. „Es ist uns nichts geschehen; wir hatten einen großen Schutz. Zeig ich ihn an, dann wird der Haß noch größer."

Später fiel dieser unglückliche Mensch noch tiefer. Die Polizei faßte ihn. Er verbüßte eine längere Zuchthaus­strafe. Ehrlich gestand er auch, daß er als Anarchist einen Mordanschlag auf mich beabsichtigt hatte.

Nach verbüßter Zuchthausstrafe trat er als Büßer in ein Kloster ein, um dort zu sühnen. Heute noch danke ich meinem hl. Engel, daß er mir damals augenblicklich geholfen hat, aber auch dafür daß dieser arme, irregegan­gene Mensch zu Gott und Kirche heimgefunden hat." 
Fr. Dr. H. T. 


 

Engel rettet aus russischem Schneesturm

 

Ein schrecklicher Schneesturm tobte in der Nacht. Die beiden Frauen, die mühsam gegen den Sturm ankämpften, trugen Stiefel und waren in große Wollschals gehüllt. Ihre Gesichter waren eis- und schneeverkrustet und vom Frost erstarrt. Als der Lagerführer sie beim Morgengrauen mit dreißig Rubel und einer Liste von Aufträgen in die Stadt K. losgeschickt hatte, schien es ein strahlender Tag und eine ungefährliche Reise zu werden. Gegen Abend aber schlug das Wetter unversehens um. Das Lager konnte zwar nur wenige Werst entfernt sein, aber wie sollten sie es errei­chen? Sie liefen Gefahr, in eine Herde von Wölfen zu ge­raten, die die Steppe unsicher machten. Vor allem durften sie nicht dem heimtückischen Schlafbedürfnis nachgeben und sich bei ihrer Erschöpfung in den weichen Schnee setzen.

Sr. Kinga schlug ein großes Kreuzzeichen, legte den Stock auf die Erde und tat den ihrer Gefährtin hinzu. Dann hob sie den ersten wieder auf, legte ihn in der Ver­längerung des zweiten hin und so fort. Zwar kamen sie nur verzweifelt langsam voran, hatten aber die Gewißheit, sich in gerader Linie vorwärtszubewegen. Sr. Kinga gestand ihrer Gefährtin nicht, daß sie längst jede Orientie­rung verloren hatte. Warum sollte sie „der Kleinen" Angst machen? So näherte sie nur den Mund dem Ohr der an­deren und schrie: „Wenn wir stehenbleiben, sind wir ver­loren!" Schließlich brach Schwester Gertrud zusammen: „Lassen Sie mich sterben, Sr. Kinga! Sie sind stärker, allein werden Sie es schaffen!"

Das war das Ende. Natürlich würde sie nicht allein weitergehen. Und schon ließ sich Sr. Kinga an der Seite ihrer Gefährtin niedergleiten und gab den Kampf auf. - Plötzlich fühlte sie unter dem Schnee etwas Hartes. Gerade an diese Stelle hatte ihr guter Engel sie geleitet. Mit der behandschuhten Hand begann sie zu tasten. Das war ja ein steinerner Brunnenrand! Wo ein Brunnen war, mußte auch ein Haus sein! Mit einem Satz richtete sie sich auf und fing an, ihre Gefährtin zu schütteln: „Sr. Gertrud, ich habe einen Brunnen entdeckt." Die Jüngere schien gar nicht darauf zu reagieren. So begann sie, mit ihrer Stange große Kreise um Schwester Gertrud zu ziehen. Dabei stieß sie auf eine Mauer. folgte ihr und fand eine halbverschneite Tür. Und schon fing sie an, wie wütend zu pochen.

Hinter der Tür vernahm sie ein Geräusch, und eine Frauenstimme rief: „Wer ist da?" Sr. Kinga: „Monaschki (Nonnen). Öffnen Sie schnell!" Knirschend ging die Tür auf, und die gleiche Stimme fragte mißtrauisch: „Sind Sie allein?" - „Nein, meine Begleiterin liegt im Schnee." Die Frau holte eine Laterne, und zu zweit schlepp­ten sie die völlig Erschöpfte ins Haus, wo eine jüngere Frau bereits wartete.

Nachdem sich die beiden Schwestern erholt hatten, fragte die ältere Frau: „Ist es wahr, daß Sie Monaschki sind?" - Ja. Und Sie?" - „Wir arbeiten in der Fabrik." Schließlich erhob sich die Alte, öffnete eine Truhe und nahm eine Ikone heraus. „Können Sie mir auf diese Ikone schwören, daß Sie wirklich Monaschki sind und uns nicht verraten?" Sr. Kinga: „Ich rufe Gott und seine Mutter, die hl. Jungfrau zu Zeugen an, daß wir wirklich Monaschki sind."

Die Alte aber führte darauf die beiden Schwestern in einen Keller. Er war hell erleuchtet und in eine Kapelle verwandelt. Vor einer Bilderwand hingen rote Lampen; Kerzen flackerten. In der Mitte lag auf zwei Pulten je eine Ikone des Erlösers und der Mutter Gottes, davor war ein großes Buch aufgeschlagen. Auf dem Boden aber knie­ten betend fünf Frauen. Die Alte wies auf das Buch und sagte: „Die Hl. Schrift. Wir haben nur die Bibel", fügte sie traurig hinzu. Schwester Kinga kam sich vor wie im Traum. Als sie wieder oben waren, schloß die Alte sorg­fältig die Falltür, setzte sich auf eine Bank und erzählte:

„Gott hat euch durch seinen hl. Engel zu uns ge­schickt. Seit vierzig Jahren haben wir keine richtigen Non­nen mehr gesehen, und seit dem Weggang des letzten Prie­sters sind 27 Jahre vergangen. Wir haben uns nach der Revolution hierher geflüchtet, und nie hat Gott zugelassen, daß sein Lob in diesem Haus verstummte. Die Alten star­ben, Jüngere kamen. Zur Zeit sind wir sieben. Aber das Gedächtnis ist schwach, meine Tochter. Wir fürchten, Gott nicht mehr so zu dienen, wie es nötig ist. Sagt uns, wenn wir etwas falsch machen oder vergessen haben. Doch unser heiliges Rußland wird wieder erwachen."

Am nächsten Morgen mußten die beiden Ordensfrauen wieder ins Lager zurück. Sie machten absichtlich einen großen Umweg, ehe sie zurückkehrten. Die Frauen dieses verborgenen Klosters haben die Heimkehrenden nicht wie­dergesehen. Aber es war ihnen nun die Gewißheit, daß sie nicht die einzigen waren im heiligen Rußland, die eine un­bezähmbare Hoffnung im Herzen trugen. Denn jenen Frauen war nichts als ein geduldiges Warten verblieben, Frauen, die seit 20 Jahren Weihwasser aufbewahrt hatten, indem sie es unaufhörlich verdünnten, nachdem sie den letzten Priester 1934 gesehen hatten. Aber die Hoff­nung war ihnen geblieben, daß die große Heimsuchung eines Tages zu Ende gehen werde.

Nach „Ecclesia", Paris [Im Notfall kann man Weihwasser strecken, indem man Wasser nachgießt, aber immer weniger als die Hälfte.]

 

    Inhaltsverzeichnis

Feindschaft überwunden

 

Eine hochbetagte, schon jahrelang kranke Mutter schreibt mit zittriger Hand: Hochwürdiger Herr Pfarrer! Ich teile Ihnen mit, wie mir der Schutzengel geholfen hat. Zu mei­nem großen Leidwesen lebten zwei Nachbarinnen über 6 Jahre lang in Feindschaft. Sogar während der hl. Mis­sion haben sie sich nicht versöhnt. Eine wohnte in meinem Haus parterre. Immer wieder mahnte ich, aber mein Zu­reden half nichts. Ich war traurig darüber. Da las ich in Ihrem Schutzengelbüchlein und bat die Schutzengel, sie sollen uns helfen. Denken Sie, nach ein paar Tagen waren die Nachbarinnen versöhnt! Wie danke ich dafür!

Seitdem hat dieses Schutzengelbüchlein viel Trost ge­bracht. Wenn die Männer abends nicht heimgehen, rate ich ihren Frauen immer wieder: Betet zu den Engeln eurer Männer mit großem Vertrauen und opfert die hl. Messe zu ihrer Ehre auf. 


 

Der Schutzengelpater Gerard mahnt

 

Verbinde dich oft mit dem Engel deiner Umwelt: Mit den Engeln der Eltern und Kinder, der Geschwister, des Hauspersonals, des Chefs, deiner Angestellten, deiner Ar­beitskollegen, der Untergebenen; mit den Engeln jener Menschen, die mit dir das gleiche Haus bewohnen, in der gleichen Ortschaft leben, zur gleichen Verwandtschaft ge­hören. Mußt du dich einer Operation unterziehen, rufe die hl. Engel aller Beteiligten an: die Engel der Ärzte, Krankenschwestern, der Pfleger.

Mußt du eine Prüfung, machengrüße rechtzeitig die hl. Engel aller Beteiligten: die Engel derer, die die Aufgaben geben, korrigieren, benoten, die Examensfragen stellen, über das Endergebnis entscheiden. Brauchst du einen Arbeitsposten, eine Wohnung, neues Personal usw., so bete zum Schutzengel der Menschen, die dir helfen kön­nen; denn „Gott hat Seinen Engeln deinetwegen befohlen".

An den Ausgangsstellen der Bahnhöfe unserer Städte stehen oft Hoteldiener in Reih und Glied da, bereit, einem Gast zu Diensten zu sein. Spricht ein Ankömmling einen Hoteldiener an mit „Bitte", dann nimmt ihm dieser sofort die Koffer ab, hält ihm die Ausgangstüre offen, lädt ihn ein, Platz zu nehmen im Hotelauto, und bringt ihn raschestens ans Ziel.

Ähnlich können wir uns die hl. Schutzengel unserer Umwelt vorstellen: sie stehen förmlich Spalier und warten schon darauf, daß wir sie engagieren, und sind dann ganz Aug und Ohr für uns. Gott bietet seine Gnade an, zwingt sie aber nicht auf: er hat Seinen Engeln deinetwegen be­fohlen, diese aber warten, daß du sie anrufst! 


 

Ausgeliehenes Geld zurückerhalten

 

Ich hatte für jemand eine größere Summe Geld ausge­legt. Zuerst schien es, als ob ich nichts mehr zurückbekom­men würde. Ich betete nun täglich zu den hl. Schutz­engeln aller beteiligten Personen voll Vertrauen und län­gere Zeit. Schließlich bekam ich das Geld in Raten zurück, nachdem ich auch zu den verlassenen Priesterseelen meine Zuflucht genommen hatte. Witwe A. R. 


 

Aus dem Dickicht brach eine Dogge hervor

 

An einem Augustvormittag ging Rosa, unsere Haushäl­terin, auf einem Waldweg in Richtung Maria Thann, um Moos- und Preiselbeeren zu pflücken. Kein Mensch rings­um. Bis zur Kapelle waren es etwa noch zehn Minuten zu gehen. Da tauchte etwa zwanzig Meter entfernt links von Rosa ein großer Mann auf, der einen bösartigen Eindruck machte. Rosa bekam es mit der Angst zu tun und nahm betend den Rosenkranz zur Hand. - Und alsbald ward ihr Hilfe: aus dem Dickicht brach eine große, gelbrötliche Dogge hervor und trieb den Fremden mit furchtbarem Ge­brüll abseits. Der Mann lief, so viel er nur konnte, einige Zeit von dem Tier verfolgt. Schließlich hörte das Gebell auf, der Hund kam auf Rosa zu und lief etwa vier Meter vor ihr her. Dabei schaute er immer wieder wachsam um, ob Rosa auch folge. So ging es bis zur Kapelle, wo der wundersam auf den Plan getretene Wächter verharrte. Rosa trat in das Heiligtum und verrichtete dort dankbar ihre Gebete. Als sie herauskam, war ihr “Freund in der Not” verschwunden. Sie aber dankte ergriffen ihrem hl. Engel. M. M 1966

 

Vertrauen zu unserem Schutzengel
 

Das Vertrauen zu unserem Schutzengel gründet sich auf seine Macht und Güte. In Augenblicken der Versuchung, in drohenden Gefahren, in wichtigen Angelegenheiten und großen Anliegen sollen wir um seine Hilfe und seinen Rat bitten. Ihm ist es ein leichtes, die Schliche Satans zu erkennen und zu vereiteln. Prof. A. D. Zürich  


 

Mein Schutzengel weckt mich treu”

 

Eine betagte Ordensschwester schreibt: Weil ich sehr schwerhörig bin und den Wecker morgens nie höre, aber abends meist spät ins Bett komme, bitte ich meinen hl. Engel, mich rechtzeitig zu wecken. Wir müssen ja um 5 Uhr aufstehen, um rechtzeitig zum Morgenoffizium zu kommen. Da habe ich nach meh­reren nächtlichen “Überstunden” ein paarmal verschlafen. Seitdem bete ich regelmäßig abends vor dem Einschlafen noch kurz: “Mein lieber hl. Engel, ich hab dich so lieb und danke dir für all deine treue Sorge. Bitte, sei so gut und wecke mich morgen früh wieder!”

Und ich wache immer pünktlich auf; auch heute, da ich um 3/4 5 Uhr aufstehen mußte, obwohl ich erst um 12 Uhr zu Bett kam. Dankbar bete ich dann jedesmal am Morgen: “Mein Schutzengel, du hast mich wieder geweckt, ich danke dir!” Sr. M. J. B. 

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Mein Schutzengel führte mich hin”

 

Im Dezember 1963 besuchte ich eine kranke Frau. Ich fühlte mich innerlich dazu angeregt. Als ich tags darauf wieder zu ihr kam, sagte sie: “Ich möchte gerne versehen werden. Wollen Sie mir bitte den Priester holen?” Aber der Priester war verreist.

Am nächsten Tag jammerte die Frau: “Wann kommt der Priester?” Wieder verging ein Tag. Ich ruhte nicht, bis der Priester doch noch am Nachmittag kam, ihr die hl. Kommunion brachte und die hl. Ölung spendete. Wohl meinte er hernach: “Hier passiert noch nichts. Das war übereilt.” Ich antwortete: “Wenn jemand so oft nach dem Priester fragt, wie diese Frau, dann darf man nicht länger warten!” Es war Nachmittag um 1/2 5 Uhr. Abends um 8 Uhr schon verlor die Kranke die Besinnung; als ich am nächsten Tage wieder kam, lag sie in den letzten Zügen. Sie hatte also gerade noch rechtzeitig die hl. Sterbesakra­mente bei vollem Bewußtsein empfangen. Wie dankte ich meinem hl. Schutzengel. Er hatte mich zu dieser kranken Frau geführt. M. Sch. 1967 


 

Schutzengelpost

 

Wir Schwestern pflegen, gerne die Schutzengelpost: Wenn wir jemand in Bedrängnis wissen, oder wenn beson­dere Schwierigkeiten beruflicher Art auftreten, dann rufen wir unseren Schutzengel und die Schutzengel aller Beteilig­ten an, auch wenn sie sehr weit entfernt sind, und auffal­lend gut “klappt” dann alles. Zum Beispiel war meine Schwester in N. erholungsbedürftig. Sie ist als Fernschrei­berin tätig und hat es in ihrem Amt sehr schwer, wohl auch, weil sie in ihrer Umgebung aus ihrer religiösen Über­zeugung kein Hehl macht. Nun galt es zu beten, daß ihr eine Kur genehmigt werde; seit dreißig Jahren allerdings die erste. Ferner wußte ich, daß sie sich als Alleinstehende schwer tun würde ohne Einzelzimmer.

All dies empfahl ich den hl. Engeln, besonders auch Sankt Michael, weil die dauernden Quälereien im Dienst (seit dreißig Jahren!) manchmal unerträglich wurden. Und nun: In Bad Orb im Spessart bekam sie im Sanatorium “Sonnenschein” ein Ein­zelzimmer im Anbau Sankt Michael, wo sonst nur Ärztin­nen und Schwestern untergebracht werden. Dazu fand sich eine Rotkreuzschwester, auch tief religiös, mit der sie die täglichen Spaziergänge in die Spessartwälder machen und auch das Gotteshaus besuchen konnte. - Wenn die Be­drängnisse im Dienst manchmal allzugroß werden, kommt ein Anruf oder Telegramm an die hl. Engel. Das Ver­trauen auf sie wird nicht enttäuscht. Sr. M. B., 1967 


 

Die beiden müssen auseinander!”

 

Es war zwei Tage vor dem ersten Adventssonntag 1961: Mein Mann kam abends vom Dienst nach Hause und be­klagte sich, daß ihn ein Kollege schwer beleidigt habe und daß mein Mann ihn auf Anraten anderer anzeigen wolle. Ich bat ihn flehentlich, davon abzulassen. Die ganze Nacht hindurch habe ich zum Schutzengel meines Mannes und zum Schutzengel seines Kollegen gebetet. Und mein Gebet hat eine Erhörung gefunden, wie ich es mir nicht hätte träumen lassen.

Es war so: Dieser Kollege fuhr uns öfter mit seinem Wagen zum Westerwald. So oft ich ihn Sonntag morgens vor der Fahrt bat, mit uns die hl. Messe zu besuchen, lehnte er ab und blieb im Wagen sitzen, bis wir aus der Kirche kamen. Zwei­mal sind wir auf unseren Fahrten gerade noch vor einem Unfall bewahrt geblieben; das sah ich als ein Zeichen von oben an und wollte nicht mehr mit ihm fahren. Der Ärger darüber trieb ihn dazu, meinen Mann zu verleumden.

Dieser Kollege hatte keine geregelte Arbeit und unter­hielt sich immer mit dem Pförtner des Hauses, der fast blind war und seinen Verdienst nur in Schnaps und Tabak aufgehen ließ. Diese beiden Männer sprachen am liebsten in übler Weise über Kirche und Geistliche; sie machten gern üble Witze, weshalb mein Mann immer wieder sagte: Die beiden müssen auseinander!” An diesem Abend vor dem ersten Adventssonntag sagte ich zu meinem Mann: Den Zeitpunkt bestimmt der liebe Gott!” Am Montag darauf bat ich meinen Mann nochmals herzlich, seinem Kollegen zu verzeihen, ging dann zur hl. Messe, trug dem lieben Gott, der lieben Gottesmutter und den hl. Engeln mein Anliegen vor.

Da kam mein Mann mittags überraschend nach Hause. Was war geschehen? Der Pförtner war am Morgen auf dem Weg zur Arbeitsstätte verunglückt und ins Krankenhaus gekommen. Er lebte nur noch sechs Tage. Er konnte mit den hl. Sterbesakramenten versehen werden. Gott Dank dafür!

Nun bekam der Fahrer die Stelle des Pförtners. Er hat es meinem Mann hochangerechnet, daß er ihn nicht wegen Be­leidigung verklagt und auch sonst nichts gegen ihn unternommen hatte, sonst hätte er diese Stellung nicht be­kommen. Das Erfreulichste aber war, daß auch ein charak­terlicher Wandel bei ihm eingetreten ist. Den hl. En­geln innigen Dank in diesem und anderen Anliegen!” A. D. 1965 

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Haltet den Dieb!”

 

Eine Tiroler Büroangestellte erzählt: Mein Urlaub ist bald vorüber, und ich muß wieder zurück an meine Arbeits­stelle in Venedig. Die Bürokollegen hatten mich gebeten, Schwarzbrot aus Tirol, Sterzinger Teebutter und Frankfur­ter Würstchen mitzubringen. Gerne komme ich dieser Bitte nach, und ein ganzer Koffer wird damit gefüllt. - Meine Schwester begleitet mich zum Bahnhof, ich fahre über Val Sugana nach Venedig. Außer mir ist niemand im Abteil. Kurz vor Trient kommt ein elegant gekleideter Herr; er mustert mich und mustert die Koffer und fragt mich, wohin ich fahre. Ich sage, nach Venedig. “Ach, da müssen Sie in Trient umsteigen. Soll ich Ihnen behilflich sein beim Um­steigen?” Erfreut darüber sage ich “Ja”.

Es kommt Trient: Bitte, umsteigen nach Val Sugana! Der freundliche Herr nimmt meinen schweren Koffer, fordert mich auf, auszu­steigen, er komme nach. Ich bin draußen und warte, bis der Herr mit meinem Koffer nachkommt, aber ich warte um­sonst.

Blitzschnell erfasse ich die Situation, daß ich einem Hoch­stapler aufgesessen bin, rufe meinen Engel zu Hilfe und schreie ganz laut “al ladro”, d. h. haltet den Dieb. Ich laufe zurück in das Abteil und schaue auf der anderen Seite des Zuges hinaus. Ich sehe noch den Herrn mit meinem Koffer ganz vorne in den ersten Waggon einsteigen. Der Zug wird gestoppt, der Dieb ergriffen, der Koffer abgenommen. Das ganze Bahnpersonal hilft mit. In ein paar Augenblicken ist alles erledigt.

Ich konnte weiterfahren, wenn mir auch der Schrecken noch in den Gliedern saß. Von Herzen dankte ich meinem Schutzengel für seine Hilfe. Damals machte ich den Vorsatz, künftig im Zug keinem Menschen zu sagen, wohin ich fahre. H. B. 


 

Geh weg von hier!”

 

Es war in den vierziger Jahren. Wir hatten einen kleinen Garten gemietet. Großvater ersuchte mich, Gemüsepflan­zen zu besorgen. Sogleich fuhr ich mit meinem Fahrrad in eine nahegelegene Großgärtnerei und begab mich in das Treibhaus, um nach dem Besitzer zu fragen. Inzwischen zog schnell und unerwartet ein Gewitter herauf. Ich blieb an dem einen Ende des Treibhauses stehen, um das Ende des Gewitters abzuwarten. Plötzlich hörte ich eine innere Stimme, die mir sagte: “Geh weg von hier!” Ich folgte dieser Stimme und es zog mich magnetisch an das andere Ende des Treibhauses.

Ich war dort kaum angekommen, schlug an der Stelle, wo ich vorher gestanden, ein flammender Kugelblitz ein. Im Nu war das Treibhaus eine Schwefelwolke. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich hatte einen leichten Gehörschaden erlitten und eine Herzneurose, die aber bald wieder wichen. Ich bin heute noch davon überzeugt: hier hat der Schutzengel geholfen. G. Z.



 

Täglich danken!

 

Die Verehrung unseres Schutzengels verlangt, daß wir nicht nur täglich zu ihm beten und ihn um Schutz und Hilfe bitten, sondern daß wir ihm auch täglich danken für alle Güte, Liebe und Treue und ihn um Verzeihung bitten für alle Vernachlässigung und Undankbarkeit. Wir sollen auch alles vermeiden, was ihn betrüben könnte, stets auf seine guten Eingebungen lauschen und sie befolgen. Prof. A. D., Zürich 


 

Die Front kam immer näher

 

Es war am 14. März 1945 um die Mittagszeit. Ein gan­zes Bombengeschwader von Feindflugzeugen überflog un­sere Stadt. Es warf seine furchtbare Last unter anderem auch auf ein Fabrikgebäude ab. Die Belegschaft hatte zum Teil noch bis zum Mittag gearbeitet. Und nun ruhte der Betrieb. Welch ein Glück. Aber unsere gute Schwester arbeitete doch noch auf dem Büro. Lebte sie noch? In wenigen Sekunden war nämlich die ganze Fabrik in Schutt und Asche gesunken. Das waren qualvolle Minuten in Angst und Unsicherheit für uns. Im Keller bestürmten wir den Himmel. Plötzlich hörten wir Schritte. Kam nun die Schreckensnachricht? Nein, vor uns stand gesund unsere vermeintlich unter Trümmern liegende Schwester. Sie hatte nur einen Kratzer an der Schläfe. Wie groß ist doch die Macht unserer hl. Schutzengel!

Da nun am Spätnachmittag und Abend immer noch feindliche Flieger Bomben abwarfen, flüchteten wir in der Nacht aus unserer Wohnung in ein Bauernhaus der Um­gebung. Wenige Tage nachher, am 22. März erhielt unser Haus in der Stadt einen Volltreffer. Wie gut, daß wir unser Heim rechtzeitig verlassen hatten! Wir wären alle umge­kommen.

Inzwischen kam die Front immer näher. Auf dem Bauernhof, wo wir mit noch vielen Hilfesuchenden unter­gebracht waren, schützten wir uns im Silo vor dem Beschuß der Artillerie. Wie haben wir gebetet! Den Rosenkranz ließen wir nicht mehr aus der Hand. Einige hängten ihn sich einfach um den Hals, um nur nicht ohne ihn zu sein. (Aus unserer Silogemeinschaft gingen drei Ordensberufe: ein Pater und zwei Schwestern hervor).

Am letzten Tag der Front wurden das ganze Wohngebäude und die Stal­lungen mitsamt dem Vieh ein Raub der Flammen. Wir merkten nichts davon, obwohl das Silo am Kuhstall lag. Es war mit Sträuchern überdeckt. Unbegreiflicher Weise brannten die Sträucher nicht. Der gute Gott ließ durch einen günstigen Wind die Flammen, den Rauch sowie das furchtbare Gebrüll der erstickenden Tiere in die entgegen­gesetzte Richtung tragen. Wie durch ein Wunder kamen wir alle mit dem Leben davon. Die auf dem Hof liegende deutsche Wehrmacht hatte uns am Morgen dieses Un­glückstages geraten, in den Keller zu gehen. Wir waren aber nicht darauf eingegangen und sind dadurch ein zweites Mal dem sicheren Tod entkommen.

Und dann kam der Feind

- für uns war die Front vorbei. Wir standen da und waren völlig mittellos. Unser Eigenheim in der Stadt war ein Trümmerhaufen; hier auf dem Bauernhof alles ver­brannt. Ich - schon jahrelang krank - besaß kein Bett mehr. Mein Gesundheitszustand verschlechterte sich sehr. In einer durchlöcherten Scheune auf dem Fußboden auf Stroh liegend - darauf ein blaues Inlettkissen - wurde ich mit den hl. Sterbe-sakramenten versehen. Welche Armut! Aber noch nicht genug! Der hochwürdige Herr Pater sagte mir: “Ich kann dir den Heiland nicht bringen. Ich habe keine einzige Hostie, um Zelebrieren zu können!” - Das war am Karsamstag 1945, während schon die Kirche das Alleluja sang (damals). Auf dem ausgebrannten Bauern­hof konnten wir nun nicht mehr bleiben. So fuhr man mich am Osterdienstag auf einem Leiterwagen wieder nach Bocholt, wo uns gute Nachbarn zwei Zimmer überließen. Gottes unendliche Liebe hatte uns allen “Plunder” zer­schlagen. Eine sehr heilsame Lehre!

Wenn ich an all das zurückdenke, muß ich in großer Dankbarkeit bekennen, wie gut uns unsere hl. Engel immerwährend in großen und in kleinen Nöten beraten, leiten und schützen. 
M. Sch. 1967 

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Der Schuß ging nicht los

 

Es war im Rußlandfeldzug 1941. Der Winter war mit all seinem Schrecken hereingebrochen. Ich wurde abends gegen 20 Uhr damit beauftragt, den Gefechtstroß zu führen, während das Bataillon etwa um 22 Uhr aufbrechen wollte. Waren wir doch gerade im ersten großen Rückzug begriffen. Es war ein Ort, der durch eine enge Talsenke getrennt war. Links und rechts eines kleinen Baches standen die russischen Holzhäuser, ärmliche Bauernhütten.

Durch das arg zerschnittene Gelände - ich war auf der rechten Seite, und sollte laut Marschziel mit meinen pferde­bespannten Fahrzeugen und Schlitten wieder auf die linke Seite - kam ich etwas von der Richtung ab, zu weit nach rechts, weil keine Brücke mehr hinüberführte. Zu unserem großen Leidwesen waren die ganzen Hänge spiegelglatt vereist, so daß es in dunkler Nacht böse Stürze gab. Nur gelegentlich war eine Leuchtrakete zu sehen, aber es war nicht sicher zu erkennen in dem leichten Nebeldunst, ob es sich um eine deutsche oder eine russische Rakete handelte, die einen leichten rötlichen Schein hatte im Gegensatz zur deutschen, deren Leuchtkraft mehr ins Weißliche ging. So lag plötzlich eine Ortschaft vor uns. Es hieß nun erkunden, ob sie russisch oder deutsch besetzt war. Als Führer über­nahm ich den Stoßtrupp selbst. Da wir wußten, daß wir in dieser Gegend nahe Moskau nur praktisch einen Finger in die russische Front hineingebildet hatten, der mehr als 100 km lang, aber nur etwa 8 km breit war, so konnte man nie genau sagen, wer Herr in den Orten war. Ich pirschte mich mit noch einem Unteroffizier und einem Gefreiten an die ersten Hütten heran, als plötzlich von rechts eine Ge­stalt auf die Häuser geschlichen kam. Aus dieser Rich­tung konnten eigentlich nur die Iwans kommen. Ich entsicherte und wollte eben schießen, als der Schuß nicht los­ging. Das war mir im ganzen Krieg noch nicht passiert.

Die Gestalt aber hatte das Klicken gehört und schnell gerufen: “Nicht schießen, Deutsche!” Fürwahr, das war Fügung Gottes. Es war mein eigener Rechnungsführer aus der Zahlmeisterei, auf den ich gezielt hatte, und der so schemenhaft vor mir aufgetaucht war. Wie froh war ich, daß ich da Ladehemmung hatte, wenn auch völlig uner­klärlich. Später aber überkam es mich, das könnte der Schutzengel gewesen sein, der mich auf solche Weise hin­derte, unbewußt meinen eigenen Unteroffizier zu erschie­ßen. Was wäre das für eine Gewissenspein geworden! War doch mein guter Hans ein prächtiger Bursche und ein gläu­biger praktizierender Christ, der seinen Herrgott auch im Pulverdampf, Gefechtslärm und Schlachtengebrüll nicht vergaß. Sein Schutzengel hatte wieder einmal das Äußerste von ihm abgewendet.

Wie sich hernach herausstellte, wollte der Unteroffizier, weil es so bitter kalt war, in einer Bauernhütte etwas Schutz und Wärme finden. Zu diesem Zweck ging er auf eigene Faust los, während alle übrigen meine Erkundung abwarten wollten. Dies aber hätte ihm den Tod bringen können. Ja, unsere beiden Schutzengel waren auch in die­sem schwersten aller Kriege zur Stelle. Davon bin ich überzeugt. 
Benno Kraus 


 

Seltsame Rettung

 

Am Pfingstsonntag 1945 befand sich eine Gruppe sudetendeutscher Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht in den böhmischen Wäldern. Seit Wochen hatten sie sich verborgen gehalten und waren dann der Grenze zu nach Westen gezogen in der Hoffnung, in wenigen Stun­den bayerisches Gebiet zu erreichen. Der Krieg war zu Ende, das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Den­noch hatte die Jagd auf Menschen nicht aufgehört. Die Ver­wirrung, die der Krieg in allen Köpfen angerichtet hatte, glättete sich nicht so schnell. Mißhandlungen waren am laufenden Band.

An diesem Tag schien die Sonne strahlend vom Himmel, und vielleicht war es dieser strahlende Tag, der die Gruppe herauslockte und sie unvorsichtig machte. Sie lagerten am Waldrand auf einer Wiese, und als der Jeep die schmale Straße herangebraust kam, war es zu spät. Sie waren ent­deckt. Es blieb nur die Flucht, wiederum die Flucht, aber diesmal waren die Verfolger dicht auf den Fersen. Die Chance, ihnen zu entrinnen, war gering. Ja, es erschien umso hoffnungsloser, als sich Hundegebell in die Rufe der Verfolger mischte. Man hastete durch ein Waldstück und erblickte plötzlich auf einer leichten Anhöhe eine Kapelle. Auf dieses Ziel konzentrierten sich die Flüchtlinge. Wes­halb sie ausgerechnet von diesem freistehenden Gebäude ihre Errettung erwarteten, wußte später niemand zu sagen. Wie magisch zog sie die Kapelle an, und selbst die Kinder, eigentlich schon am Ende ihrer Kräfte, faßten neuen Mut. Es war ein schweres, zermürbendes Stück Weg, das auch die letzte Kraftreserve in ihnen aufzehrte. Die Tür war offen. Als sie in der Kapelle standen, fielen sie nieder. Ruhe über­kam sie. “Die Angst”, so berichtete später einer von ihnen, “war von uns gewichen. Wir erwarteten in Geduld unser Schicksal.”

Was jetzt im einzelnen geschah und warum es so geschah, bleibt uns ein Rätsel. In dem Waldstück zwischen der Straße und dem Kapellenhügel entdeckten die Verfolger auf einmal keine Spur mehr. Wahrscheinlich erschwerte auch der Tau das Aufspüren der Spur für den Schäferhund, der vielleicht nicht gründlich ausgebildet war. Auch waren es die Milizsoldaten offenbar nicht gewohnt, hügelan durch den Wald Fliehende weiter zu verfolgen. Der Sergeant schickte einen seiner Leute hinauf zur Kapelle und kehrte mit dem Rest seiner Mannschaft zum Jeep zurück. Wer dieser Milizsoldat war, der an dem strahlenden Pfingst­sonntagmorgen über das Wiesenstück zur Kapelle hinging, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Er wird über­einstimmend als ein schmaler, ziemlich kleiner Tscheche mit strohblondem Haar und hellblauen Augen geschildert. Be­waffnet war er mit einer russischen Maschinenpistole, einer weiteren einfachen Pistole und der nötigen Munition am Gürtel. Ob er der deutschen Sprache mächtig war, wußte keiner der Flüchtlinge zu sagen. Er öffnete die Tür, trat ein und blieb - mit der Maschinenpistole im Anschlag - an der Tür stehen. Er blickte auf die Rücken der Knieen­den, blickte dann zurück durch die offene Tür der Kapelle den abfallenden Hügel hinunter auf die schmale Straße, auf der jetzt der Motor des Jeeps hörbar wurde.

Plötzlich zog er die Tür hinter sich zu, ging nach vorn zum Altar, zog den vor den beiden Altarstufen liegenden Teppich zur Seite, winkte die Knieenden heran und deutete auf eine Falltür, die sich ohne Mühe öffnen ließ. Er nickte hinunter in das Verließ, und als die zehn Menschen darin verschwunden waren, schloß er die Falltür und schob den Teppich wieder auf seinen Platz zurück. Die Eingeschlos­senen hörten, wie er die Kapelle verließ. Der kleine, aus­gemauerte Raum zog sich bis unter den Altar hin und bot ausreichend Platz für die Flüchtlinge. Weshalb er angelegt worden war, und zu welchem Zweck er diente, war in der Dunkelheit nicht erkennbar. Aber das Mauerwerk erschien alt, feucht, grob. Vielleicht stammte es aus früheren Zeiten. Man saß auf dem Boden und lauschte nach oben. Plötzlich wurden dumpfe Stimmen, Schritte, wurde Klopfen hörbar. Die Milizsoldaten hatten wohl den Angaben ihres Kameraden keinen Glauben geschenkt. Aber die Kapelle war leer, davon mußte sich selbst der Sergeant überzeugen. Die Fall­tür entdeckte er nicht. Die Fliehenden blieben bis zur Nacht in ihrem Versteck. Dann krochen sie heraus und setzten ihren Weg nach Westen fort. Es dauerte noch eine Weile, ehe sie die Grenze erreichten. Immer wieder gerieten sie auf ihrem Weg in gefährliche Situationen. Seitdem sie damals in der Kapelle so wunderbar gerettet wurden, waren sie voll unerschütterlicher Hoffnung. - Sie glaubten an die Macht und Güte ihres Engels.

Er trug kein Zeichen, dieser Milizsoldat”, berichtete einer der Geretteten, dem sich die Erinnerung daran unaus­löschlich ins Herz gegraben hat. “Seine Handlung, - wie er den Teppich zur Seite zog, wie er später die Falltür schloß... bestimmt war das vorher von ihm nicht geplant gewesen. Und vielleicht hatte er noch nicht einmal den Vor­satz dazu, als er die Tür öffnete. Weshalb er es trotzdem getan hat? Niemand weiß das. Aber es ist geschehen, und es ist an uns geschehen. Wir haben es erlebt, und wenn wir heute an einer Kapelle vorbeikommen; keiner von uns wird vorbeigehen, sondern eintreten und dankbar dieses Erlebnisses gedenken.” 
Nach Wolfgang Altendorf 

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Erlebnisbericht einer Wienerin

 

Die Barmherzigen Schwestern vom hl. Karl Borromäus, die in Wien XVIII, Gentzgasse 104, ein großes Greisenheim führen, haben dieses im Kriegsjahr 1945 dem Schutz der “Neun Chöre der hl. Engel” übergeben.

Bei dem fürchterlichen Bombardement blieb das Greisenheim wunderbar beschützt. Rundum flogen die Bomben und richteten Vernichtung an, das Heim kam mit kleinen Fensterschäden gut davon.

Aus Dankbarkeit gegen die hl. 9 Engelchöre für den besonderen Schutz ließen die Schwestern das schöne Engelbuch erscheinen und verbreiten: “Die Andacht den Neun Chören der heiligen Engel!’ von Dr. Heinrich Maria Boudon. -

Während der Bombardierung Wiens 1944/45 habe auch mir wieder den auffallenden Schutz meines hl. Engels erfahren dürfen. War ich in einem Luftschutzkeller, in dem ich mich sicher fühlte, so wollte ich natürlich diesen immer wieder aufsuchen. Bei einem nächsten Gang dorthin aber wurde ich wie von einer unsichtbaren Macht davon abgehalten und veranlaßt, anderswo hinzugehen. Das war gut so. Nach der Entwarnung, beim Heimgehen, sah ich mit Entsetzen das zerstörte Haus und den zerbombten Luftschutzkeller ohne einen einzigen Überlebenden. Und wie auffallend: So erging es mir mehrmals während der ganzen Zeit der Bombenangriffe auf Wien und auswärts. Deutlich fühlte ich das Walten meines treuen hl. En­gels.

Einige Male war ich auch im Luftschutzkeller eines Pfarrhauses in Wiens 18. Bezirk. Dort fühlte ich mich ganz sicher. Bei einem Marienbild brannte ein kleines Lichtlein, die Priester beteten Brevier; still beteten die übrigen An­wesenden, es war wie in einer Kapelle. Doch auch da be­stimmte mich eine plötzliche Unruhe und Erkenntnis, die­ses Haus fernerhin zu meiden. So lief ich beim nächsten Fliegeralarm weit weg in einen anderen Luftschutzkeller. Nach der Entwarnung eilte ich zu diesem Pfarrhaus, von dem nur mehr das Haustor erhalten war. 3 Priester, 1 kranker alter Laienbruder, eine Barmherzige Schwester und eine Kirchendienerin waren dort ums Leben gekommen.

Wie innig dankte ich Gott und dem hl. Schutzengel für den immerwährenden Schutz in diesen, aber auch in ande­ren großen Gefahren.

Noch fällt mir ein: Ich war bei meiner Freundin zu Be­such, 60 km von Wien entfernt. Am zweitnächsten Tag wollte ich wieder nach Hause fahren. Meine Freundin be­stürmte mich, bei ihr zu bleiben wegen der täglichen Bombenangriffe auf Wien; ich aber wollte unbedingt heim­fahren wegen der Sorge um meine Wohnung. So verab­schiedete ich mich und eilte zum Bahnhof, einen Weg von 25 Minuten. Plötzlich, auf halbem Weg wieder der be­stimmte Drang “Kehr' um, fahr nicht!” - Ich kehrte um. Am nächsten Tag sah ich zu meinem Entsetzen, daß der Ort in den Wiener Katakomben, in dem viele Menschen Zuflucht gefunden hatten, furchtbar zerstört war. Alle Menschen waren dort ums Leben gekommen. Es war gerade die Stelle, an welcher ich mich in letzter Zeit auf­gehalten hatte. Wieder ein deutlicher Beweis meines treuen Engelschutzes. Ihm sei Lob, Preis, Dank und Liebe allezeit! R P. 


 

Seid ihr katholische Schwestern?”
 

Eine Oberin berichtet unmittelbar nach dem Krieg:

Auf dem halben Weg nach Berlin mußten wir zurück. Ich ging an zwei Stöcken - krank. Der letzte Zug nahm uns nicht mit. Sechs Wochen nach Kriegsende 1945 stellte uns aber der Apotheker des Ortes sein Auto zur Verfügung, und wir fuhren durch unser Vaterland, auf das der Feind die Hand gelegt hatte. Fast überall war das Land vom Krieg gezeichnet, die Brücken waren zerstört. Es gab aber auch Teile des Landes, wo nicht eine Fensterscheibe zer­brochen war. Wunderbar war das Erlebnis, welches ich in meinem Leben so oft und immer wieder neu erfahre, die Einheit der katholischen Kirche. Ob die Alliierten weiß oder schwarz waren, wir merkten sofort, ob sie bei katho­lischen Schwestern den Kindergarten besucht hatten. So standen sie an der Autobahn um unseren Wagen und füll­ten unseren hungrigen Benzintank immer von neuem. “Are You catholic sisters?” “Seid ihr katholische Schwestern?” Das war ihnen Dokument genug. Aber auch die anderen haben uns mit Zuvorkommenheit behandelt.

Da kamen wir nach Magdeburg und waren Gäste des Krankenhauses der Grauen Schwestern. Die Oberin dieses Hauses wird für mich immer dastehen wie das verkörperte Bild der Caritas. Wir durften ausruhen, umgeben von sor­gender Liebe, die auch an die Weiterreise dachte. Nun kamen wir zur Elbe. Hier stauten sich die Massen. Seit Wochen lagerten sie dort und wollten hinüber. Ein großer Elbkahn, der von einem Holländer gegen allerhand Kleingeld” geführt wurde, wollte zuletzt auch uns auf­nehmen. Wir wollten mit den Russen verhandeln. Nach­dem wir unserem Fährmann gut eingeschärft hatten, daß wir noch einmal zurück müßten, fuhren wir ab. Drüben standen vier Russen, einer von ihnen sprach deutsch und französisch, aber besser französisch.

Wir wollten nach Berlin

mit einem Wagen, um erst einmal nachzuschauen, ob über­haupt von unseren Häusern noch etwas stehe, und wo die Schwestern seien. Ob sie uns sicheres Geleit geben könnten für hin und zurück? Nein, das könnten sie nicht. Ich fragte meinen Dolmetscher, wie es denn bei den Russen mit dem Beten und der Freiheit der Kirche stehe. Comme ci, comme ca”, sagte mein Russe treuherzig.

Während wir so sprachen, kamen immer mehr Russen aus dem Walde ein wenig neugierig - Manadschkes! So wollten wir denn zurück, als er mit einemmal sagte: “Du schon stehst auf unser Land.” “Und unsere Kinder, die wir drüben haben?” war meine Frage. “Hol' die Kinder, ist dein Haus kaputt in Berlin, kriegst schönstes Haus.” Das waren unsere ersten “Grenzbesprechungen”.

Wir sprangen in unseren Kahn und sagten, wir würden wiederkommen. Der Fährmann brummte (er hatte mich schon öfter angestoßen): Es ist höchste Zeit.” Wir fuhren zurück und sahen, wie in einem Jeep auf der anderen Elb­seite Amerikaner mit dem Fernglas schauten, wer da wohl vom jenseitigen Ufer der Elbe zurückkäme. Ein unerhörtes Ereignis um diese Zeit! Wir fuhren mit dem Wagen zurück. So war es also noch nichts mit der Heimfahrt.

In Bayern angekommen, fanden wir zwei Schwestern vor, die von Berlin zu Fuß nach Bayern gekommen waren, um zu berichten, daß das Mutterhaus stehe, daß es den Schwestern gut gehe und der Herrgott immer mit ihnen gewesen sei. Wir warteten ein paar Tage und fuhren wieder an die Grenze, diesmal im weißen Adler-Rennwagen. Ein Arzt des Dorfes hatte ihn uns geliehen. Am Abend erreich­ten wir den Ort Jesmitz an der Mulde. Hier war der Grenzübergang. Alle Bemühungen, heimlich über die Grenze zu kommen, scheiterten an der Furcht aller für alle. Sie flehten uns förmlich an, Leute, die uns gar nicht kann­ten, es wäre unser Tod, denn wir könnten noch die Opfer dieser letzten Nacht in der Friedhofskapelle sehen. Wir wollten wieder mit dem Russen verhandeln, - aber er kam nicht über die Holzbrücke, die halb im Wasser lag, “weil der Kommandant nicht erlaubte”. Die Amerikaner ihrerseits ließen uns nicht hinüber; wir sollten zum Captain gehen. Diesmal mußten wir hinüber; denn meine Pflicht lag in Berlin. Und ist der liebe Gott nicht auch der Herr über alle Grenzen unseres Landes, auch der Herr über die Russen?

Nur die Menschen setzen dem lieben Gott die Grenzen zur Enge und kommen deshalb über die Grenzen nicht hin­weg. Wir gingen also zur Kommandantur. Der Captain war sehr entgegenkommend. Wir sollten am anderen Mor­gen um 8 Uhr wieder da sein. Punkt 8 Uhr fanden wir uns am anderen Morgen wieder ein. Ein Jeep brachte uns zu der berüchtigten Holzbrücke. Der amerikanische Offi­zier sprang hinüber, sprach einige Worte mit dem Russen und rief uns zu: “Du sollst kommen, Du sollst schnell kommen!” Der Russe verneigte sich tief und wir gingen vorüber.

Nie werde ich vergessen, wie uns die Deutschen anschau­ten, die auf dem Feld am Wege arbeiteten, wie Gespenster aus einer anderen Welt. In der hohlen Hand riefen sie uns zu: “Kommen Sie etwa vom anderen Ufer der Mulde?” Wir schlugen ein unerhörtes Tempo ein - nur weiter, jetzt noch ein Schlagbaum - hier stand ein guter Russe, der sehr müde war und ein Kommunist, ungemein wichtig. Beide ließen uns durch. Die Flüchtlinge strömten uns ent­gegen. Wir fingen an, unseren Proviant zu verschenken. Eine Mutter führte einen Kinderwagen, laut weinend. Zwillinge lagen im Wagen, davon lag das eine im Sterben, halb verhungert. Wir verschenkten weiter unseren Pro­viant. Wir hörten, daß die Fahrt nach Berlin drei Tage dauern sollte. Ein Zug führte uns ein Stück weiter. Hier trafen wir Leute, die ihre Heimat verloren hatten und ziel­los wanderten; so verschenkten wir das Übrige, was wir noch hatten, denn wir wußten ja, daß die Heimat uns er­wartete.

In Wittenberg stand der Zug nach Jüterbog. Als wir ihn erreicht hatten, saßen schon die Reisenden auf den Dächern und auf den Puffern, es war unmöglich, noch hineinzu­kommen. Mit einem Mal sprang ein junger Mann aus dem Zug heraus, der wohl unsere Verlegenheit bemerkt hatte. Laut rufend lief er am Zug entlang: “Ich suche zwei Plätze für Schwestern, die den ganzen Krieg für uns gebetet haben.” Ein eigenartiger Aufruf!! Wo wurde je in Deutsch­land das gerufen? Wahrhaft: “Ich habe meinen Engeln be­fohlen, daß sie deinen Weg bereiten... Noch ehe sich je­mand gemeldet hatte, sprang dieser junge Mann in ein Abteil, räumte Kisten und Kasten aufeinander und bot uns einen Sitz- und einen Stehplatz an. “Das wäre eine deutsche Schande, wenn sich für Sie kein Platz gefunden hätte.” Er verneigte sich und ging. Alles staunte über die Selbstverständlichkeit, mit der er handelte. Wir möchten ihm an dieser Stelle danken, besonders für den Bekennermut.

In Jüterbog angekommen, wollten schon alle hinaus­strömen, als der Zugführer rief: “Der Zug geht das erste Mal ausnahmsweise durch bis Berlin.” Wir aber dankten Gott, daß wir sieben Wochen nach dem Krieg vom süd­lichen Bayernland herauf über die Mulde in zwei Tagen auf unserer alten Dorfaue standen - vor unserem Mutter­haus. “Ich habe meinen Engeln befohlen, daß sie dich be­hüten auf allen deinen Wegen.”
 
Aus “Vom jenseitigen Ufer” 

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Im letzten Augenblick gerettet

(Tatsachenbericht aus den letzten Kriegstagen)

 

Vor einigen Wochen traf ich bei einem Hausbesuch eine junge Frau. Sie erzählte mir die Geschichte ihrer Bewäh­rung in schwerer Notzeit: “Es war in den letzten Tagen des Krieges. Ich wohnte mit Vater und Mutter und den beiden Kindern in unserem Heimatdorf in Westpreußen. Die Eltern hatten dort im eigenen Häuschen einen kleinen Laden. Mein Mann war Soldat in der nächsten Stadt. Schon lange hörten wir in der Ferne das Getöse der Front; täglich rückte sie näher an unser Dorf heran. Wir fürchte­ten uns. Sollten wir fliehen? Die Eltern waren alt, die Kinder klein: Harald sieben, Gerhard zwei Jahre. Pferd und Wagen hatten wir nicht. Was konnte man schon in einem Handwägelchen mitnehmen? Wir blieben im Dorf. Als die Russen in das Dorf einrückten, wurden alle Männer gefangengenommen. Auch mein Vater mußte Haus und Familie verlassen. Wir haben seitdem nichts mehr von ihm gehört.

Eines Nachts wachte ich auf. Energisch wurde an die Tür geklopft. Die Mutter öffnete. Zwei russische Soldaten traten herein. Der eine, krank und müde, setzte sich auf eine Bank in der Küche. Der andere war sehr erregt und zornig. Er stieß die Tür zum Schlafzimmer auf. Ich lag im Bett, meine Kinder neben mir. Mit angsterfüllten Augen sah ich auf den Soldaten. Was wollte er von mir? Da zog er auch schon seine Pistole und legte auf mich an. Er drückte ab, aber die Pistole, die sicher geladen war, versagte. Ich zeigte auf die Kinder, versuchte ihm klar zu machen, erst die Kinder und dann mich zu erschießen. Dann faltete ich die Hände und betete: “Hl. Engel, helft uns!”

Zum zweitenmal legte der Soldat auf mich an, und wie­der versagte die Waffe. Da sah der Kamerad in der Küche auf. Er sah durch den Türspalt meine gefalteten Hände und sagte in gebrochenem Deutsch: “Du auch beten. Beten gut. Meine Mutter auch beten.” Sekunden voller Spannung, die eine Ewigkeit dauerten. Und - zum drittenmal versagte das Schießeisen. Da änderte sich plötzlich das Verhalten des Soldaten. Er brach vor mir zusammen, als hätten ihn die drei Schüsse getroffen die noch nicht ausgelöst waren. Er legte seinen Kopf auf den Bettrand und weinte -weinte wie ein Kind. Der Soldat aus der Küche kam und erzählte uns von seinem Kameraden: “Er ist Apotheker. Vor einer Stunde hat er die Nachricht bekommen, daß die Deutschen ihm Frau und Kinder erschossen haben. Nun wollte er nicht eher schlafen gehen, bis durch seine Hand eine deutsche Frau mit ihren Kindern umgekommen sei”

Ganz anders ist es gekommen. Gott hatte uns bewahrt. Ich stand auf und deckte den beiden Soldaten den Tisch, so gut ich es vermochte. Wir aßen miteinander, Russen und Deutsche, mitten im Krieg und doch als Menschen des Friedens. 
Aus “Friedensbote, Kassel” 1956/32 


 

Der Engel mit der Sonnenuhr

 

Ein Jurist erzählt: “Als ich im Mai 1940 mit meinen Sol­daten über die Marne setzte, und wir Paris stürmten, hol­ten wir uns die ersten Auszeichnungen und Beförderungen. Meine Truppe war durch gute Disziplin bekannt und so hoffte ich, daß wir uns auch als Besatzung im fremden Land einen guten Namen machen würden. Wir lernten die verschiedensten französischen Städte kennen; schließlich wurde ich nach Paris beordert und blieb dort bis kurz vor der Invasion. Meine Leute indessen wurden wieder auf die verschiedensten Kriegsschauplätze geworfen.

Erst als der Krieg in sein letztes Stadium trat, wurde auch mir wieder eine kämpfende Truppe anvertraut. Die Franzosen, die mir bis dahin aufgeschlossen begegnet waren, meine Sympathien erwidernd, wurden plötzlich sehr reserviert. Die ersten Sabotageakte der Zivilbevölke­rung waren zu verzeichnen, Partisanenkrieg schaltete sich ein. Eines Tages, schon auf dem Rückzug, wurden wir in einem nordfranzösischen Städtchen einquartiert. Auch dort fand ich nur verschlossene Gesichter. Eines Abends - wir hatten den Kommandanten gewechselt - kam der telefo­nische Befehl durch, etwaige Sabotageakte mit Erschießung von Geiseln aus dem Volk zu beantworten. Ich erkannte klar den Wahnwitz eines solchen Befehls. Der ihn gegeben, mußte einen unbeugsamen Kopf haben und unerfahren sein in der Kriegsführung - allein er war mein Vorgesetzter.

Ich hoffte indessen, mich weiterhin mit den Franzosen so gut zu verstehen, daß unliebsame Zwischenfälle vermie­den werden konnten. Da wurden eines Nachts unsere sämt­lichen Pferde vergiftet. Wir waren eine Kavallerieeinheit, und so handelte es sich um keinen unbedeutsamen Schlag. Außerdem traf es unsere Soldaten schwer, die ihre braven vierbeinigen Kameraden verloren, von denen einige den ganzen Frankreich-Feldzug mitgemacht hatten. Auch mich packte Grimm und Schmerz, als ich in die brechenden Augen meines guten “Panther” sah, der sich in schwerer Kolik wälzte und erschossen werden mußte, um seine Qual zu beenden. So etwas wurde schon in normalen Zeiten exemplarisch bestraft, und nun - der Regimentsbefehl fiel mir ein. In schweren, unruhigen Gedanken schritt ich durch die kleine Stadt und spürte, wie ich hinter den Gardinen beobachtet wurde - in Genugtuung, in Furcht? Ja, in man­chen Augen las ich Angst, besonders in denen der Frauen. Ahnten sie, um was es ging? Ich mußte natürlich das Ge­schehene melden. Und dann? Wie Zentnerlast lag es auf mir. Noch war ich unschlüssig, ob ich die Meldung weiter­geben solle, da fuhr ein Karren mit Pferdekadavern an mir vorüber, und gerechter Zorn erfaßte mich. In der erbittert­sten Phase des Krieges mußte scharf durchgegriffen wer­den; - ich beschloß...

Plötzlich sah mich ein Engel an. Er stand hoch über dem Portal der gotischen Kirche und hielt in steinernen Händen die Sonnenuhr. Blicklos waren seine Augen in die Ferne gerichtet, gegen den blaßblauen Himmel, als erwarte er jederzeit einen Befehl, der nicht von der Erde kam, sondern - von droben. Und der Schattenzeiger der riesigen Sonnenuhr zeigte genau fünf Minuten vor zwölf. Es durchschauerte mich. Eine ganze Weile stand ich stumm und starrte hinauf und die Wolken wanderten über den Engel und über mich hin. Unerbittlich rückte der Zeiger auf 12 zu. Eigentlich, so fiel mir jäh ein, hätte jetzt die Glocke beginnen müssen “Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft...” Stunde der Menschwerdung. Gott war Mensch geworden. Aber die Glocke schwieg, wie auch die Mensch­lichkeit zu schweigen schien. Ich hörte sie dennoch.
Und ich ging und gab den Bericht nicht weiter. Ein Engel hatte mich angerührt, ich mußte dem Größeren gehorchen. Zwar wußte ich, auch mein Leben stand auf dem Spiel, wenn einer Meldung machte, aber - dann kam mir das zu Hilfe, was Ungläubige Zufall nannten - ein neuer Regimentsbefehl kam durch, daß wir die Pferde zurück­lassen sollten, wir würden am nächsten Tag motorisiert. Das war der Rückzug, der Anfang vom Ende, für mich aber Befreiung, - und für die französische Bevölkerung, die aufzuatmen schien, als keine Vergeltung erfolgte.

Wir zogen ab, mit LKWs und Krafträdern. - Wenige Wochen später geriet ich in Gefangenschaft. Mit vielen Kameraden wurden wir in geschlossenen Güterwagen ins Landesinnere zurückgebracht. Wohin? Als der Zug endlich hielt, und der Verschlag geöffnet wurde, erstarrte ich fast vor Staunen. Wir befanden uns in der gleichen nordfran­zösischen Stadt, in der wir vor kurzem gelegen hatten, wo unsere Pferde umgekommen waren. Stumm marschierten wir durch die wohlbekannten Straßen. Die Leute standen da und sahen uns an. Erstaunlich viel Gesichter schienen mir frei zu sein vom Haß; lächelte mir jene Mutter dort nicht zu?

Vor dem Kriegsgericht fand sich ein Zeuge, der aussagte, welchen Regimentsbefehl wir seinerzeit hier erhalten, und daß ich ihm zuwidergehandelt hatte und zwar, wie es sich ohne mein Zutun herausstellte, in freier Entscheidung und im Bewußtsein, was es damit auf sich hatte. Es war, als ob ein Engel für mich eingetreten sei. Ich glaubte ihn wieder­zuerkennen, als ich nach kurzer Haft frei wurde und vor der Kirche stand, um von Frankreich Abschied zu nehmen.

Es war Herbst geworden. Über den fallenden Blättern stand der zeitlose Engel und sah blicklos in den Himmel und hielt die große Uhr Gott und der Sonne entgegen, immer gewärtig des Befehls von oben. Ich habe seine Mah­nung bis ans Ende bewahrt.
” C. M. L. Aus “Augsburger kath. Kirchenzeitung” 1953 Nr. 52 


 

Was mein Vater mir vom Schutzengel erzählte

 

Es war im ersten Weltkrieg in Frankreich. - Mein Vater hatte den Befehl, mit seinem Pferdefahrzeug nachts in die vorderste Stellung zu fahren und Munition und Lebens­mittel dorthin zu bringen. Als er zurückfahren wollte, hatte er auf einmal die Richtung verloren. An einer Wegkreu­zung scheute das Pferd. Dieses Tier, das meinem Vater sonst aufs Wort gehorchte, war durch nichts dazu zu brin­gen, weiterzulaufen.

Plötzlich kam meinem Vater der Gedanke: “Dann laß das Tier nur laufen, wohin es will!” - Und was geschah? - Das Pferd machte Kehrt und lief in die entgegengesetzte Richtung. Es brachte meinen Vater sicher zu seiner Truppe zurück. - Der Weg, den mein Vater einschlagen wollte, hätte direkt in die feindliche Stellung geführt. Auch die Tierwelt gehorcht dem Befehl Gottes und Seiner Engel, die Er aussendet zu unserem Schutze. E. G. 


 

Inmitten des Bombenhagels von Breslau

(Mein erschütterndstes Erlebnis)

 

“Sollte ich den Fluchtweg nach Westen wählen oder in den unzulänglichen Festungskellern Breslaus bleiben?” Das war die erregende Frage in den Januartagen 1945, als die russische Front immer näher kam. Ich wußte, daß der Tod auf den tiefverschneiten Straßen genauso auf mich lauern würde, wie in der Festung Breslau. Es stand uns nicht ein­mal ein abgestützter Keller zur Verfügung. Wir mußten uns auf das Schwerste vorbereiten. Wir hatten nur geistige Waffen zur Verfügung: Eine gute hl. Beichte, Weih­wasser, den Rosenkranz, Medaillen, dazu die Macht des Gebetes. Wie viele Stoßgebete gaben uns neuen Mut! Wie stellten wir uns immer wieder in den Schutz der hl. Engel. Im Schutz dieser himmlischen Freunde wollten wir ganz besonders geborgen sein! Gott allein weiß, was wir in jenen Tagen fast pausenlos gebetet haben!

Am Palmsonntag 1945 begaben wir uns bei hellem Son­nenschein in die Kellerkapelle auf dem Lehmdamm, um den Beginn der “Hl. Woche” mitzufeiern. Nach dem Gottesdienst stiegen wir aus der Kellerkapelle wieder hoch. Zu unserem Schrecken lag unser Stadtgebiet bereits unter Ari-Beschuß. Mit dem herzhaften Gebet:

“Hl. Schutz­engel, hl. Engel Michael - helft! helft!” liefen wir, meine Schwester und ich, unserer Wohnung zu. Als wir auf unsere Straße kamen, lag diese unter Beschuß von Schwefelgranaten. Ohne jeden Schaden kamen wir in unser Haus. Nachmittags drei Uhr setzte ein Fliegerangriff ein, er dauerte pausenlos bis zum Abend. Die gegenüberliegende Straßenseite sank in Trümmer. Schwerverwundete wurden in unser Haus getragen. Alles half, auch auf die Gefahr hin, selbst getroffen zu werden.

Karsamstag 1945: Während meine Schwester im Keller für die Festtage etwas Essen zubereitete, zog ich aus, um zur entfernt gelegenen Dominsel zu gelangen. Mein Ziel war die Unterkirche von Hl. Kreuz, in der das Hl. Grab aufgestellt war. Dort bekam man auch Karsamstagsweihwasser. Wir waren nur zwei Frauen, die vor dem Allerheiligsten am Grabaltar Anbetung hielten. Wir hielten unsere Anbetung auch im Namen derer, die nicht kommen konnten.

Der Russe beschoß am ganzen Nachmittag die Dominsel mit schwerer Artillerie. Er wurde ja dazu heraus­gefordert, weil der Nazi-Gauleiter angeordnet hatte, daß die deutschen Geschütze in unmittelbarster Nähe der alten Kirchengebäude ihre Stellungen beziehen sollten. Der Pro­test der kirchlichen Behörden hatte nichts genützt.

Die Feuerpause abwartend pirschte ich mich in Deckung bis an die große Domstraße, die ich in Eile überquerte. Mit einem herzlichen Dank an meinen Schutzengel gelangte ich in den Hof des Erzbischöflichen Palais. Dort ging's in den Keller hinunter. Unter dem Keller lag eine Krypta, in der ebenfalls das “Hl. Grab” aufgerichtet war. Dort wollte ich Auferstehung mitfeiern. Viele Menschen knieten da, ganz in Gebet versunken. Da plötzlich: ein mächtiger Auf­schrei wie aus einem Mund! “Heiliger Gott! Erbarm Dich unser!” Ein Dröhnen und Beben! Monstranz und Kerzen am Altar wankten. Was war geschehen? Das Marienstift gleich nebenan war von schweren Bomben getroffen wor­den und in einem Augenblick in Trümmer gesunken. Wir zitterten am ganzen Körper.

Es sollte jetzt die Feier der Auferstehung des Herrn be­ginnen. Auf den gleichen Wegen wie ich, war auch der Hochwürdigste Herr Weihbischof zu uns gelangt. Mitten im Todesschatten hielten wir die Auferstehungsfeier. Aus aller Mund tönte es: “Triumph Der Tod ist überwunden!” Nach der Feier ging es über Trümmer hinweg wieder nach Hause. Wir fanden dort alle noch lebend!

Ostersonntag 1945: Strahlender Sonnenschein! Wir eil­ten unter dem Schutz unserer hl. Engel in die Kellerkapelle auf dem Lehmdamm, um dort Ostern zu feiern. Das hl. Amt war noch nicht zu Ende, da waren schon russische Fliegerverbände über uns. Pausenlos griffen sie an bis abends 6 Uhr; dann erst konnten wir die Kapelle verlassen und Gott danken, daß unser Haus heil geblieben war.

Ostermontag 1945: Alles grau in grau! Wir gingen zur hl. Ostermesse. Dort waren viele deutsche Soldaten. Wir erhielten mit ihnen die hl. Absolution; sie wurde uns nunmehr jeden Tag gegeben.

Kaum waren wir zu Hause angekommen, da war die Hölle los. Pausenlos bombardierten die russischen Flieger die Stadt. Die Luft erzitterte, die Erde dröhnte und bebte den ganzen Tag. Wir saßen eng aneinander gekauert, im­merzu betend, Katholiken wie Protestanten. Eine unver­gessene Gebetsgemeinschaft. Erst abends nach 6 Uhr gibt der Iwan Ruhe. Wir eilen ins Freie und kennen unsere schöne Stadt nicht mehr. Ein erschreckender Trümmer­haufen! Das war der “Untergang von Breslau!” - Wie ich später in der Presse las, sanken von den 32.000 Bauten der Stadt 22.000 in Trümmer.

Schwerste Stunden danach: der Sauerstoff fehlt. Wir werden vom Staub eingewirbelt. Ausgebombte suchen mit ihren restlichen Bündeln ein Obdach. Wenige Tage später wird auch unser Haus getroffen. Eine Bombe schweren Kalibers krepiert im Hof, zerstört aber nur einen kleinen Teil unseres Hauses. Fast wie ein Wunder ist es, daß nicht das ganze Haus in Trümmer sinkt.

Die Front ist bereits in unmittelbare Nähe gerückt. Wir müssen unseren Keller verlassen. Soldaten ziehen ein. In der Kellerkapelle finden wir Aufnahme. Wir wohnen nun direkt mit dem Heiland Tag und Nacht zusammen. Es wird fast nur noch gebetet. Das tröstendste Gebet ist der 90. Psalm: “Wer im Schutz des Allerhöchsten lebt, im Schatten des Allmächtigen ,der spricht zum Herrn... Mein Schirm und meine Wehr, mein Gott, auf den ich baue. Er deckt dich mit Seinen Schwingen... Seinen Engeln hat Er befohlen um deinetwillen, dich zu behüten auf allen deinen Wegen!”

Während draußen die Stalinorgel heult, singen wir: “Näher, mein Gott zu Dir, näher zu Dir!” Keiner weiß, ob er das Grauen überstehen wird. Fast ein Vierteljahr lang erleben wir in Breslau die “Todesstunde”. Viele müssen ihr Leben geben; viele werden gerettet.

Zum Schluß noch ein Erlebnis, das mich neben vielen anderen Erlebnissen mein ganzes Leben lang zur beson­deren Dankbarkeit gegenüber meinem Schutzengel ver­pflichtet. Um mich vor den Vergewaltigungen zu schützen, die damals an der Tagesordnung waren, schickte mich meine viel ältere Schwester für die Nacht in die Obhut einer Ordensoberin. Auf dem Weg zum Kloster laufe ich mutterseelenallein auf der Straße dahin. Da, plötzlich kommt aus einer Straße ein Lastwagen mit Mongolen! Der Lastwagen hält an. Ich muß vorbei. Ich greife sofort in meine Manteltasche nach meinem Kreuzchen und bete in­brünstig den Exorzismus. Gemessenen Schritts, wie von unsichtbarer Hand geführt, gehe ich am Lastwagen vorbei. Der Abstand zwischen mir und dem Wagen ist nur ein kleiner Schritt. Die Mongolen müssen mich sehen - und sehen mich doch nicht. Nichts passiert. Ganz erschüttert komme ich in die Klosterkapelle. Wenn ich, wie soviele andre gefaßt worden wäre, niemand hätte gewußt, wie ich verschwunden wäre. In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet! G. Z. 

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Ich hatte das Bewußtsein, geführt zu sein”

 

Im Jahr 1962 war ich beruflich in Reutlingen tätig. Auf dem Weg zu meiner Wohnung mußte ich mit dem Fahrrad eine Strecke weit die Hauptverkehrsstraße be­nützen. Es war gerade Geschäftsschluß. Auf einer Einfahrt in die Hauptstraße wartet ein großer Lastwagen mit An­hänger auf Grünlicht. Ich schob das Rad am Laster ent­lang bis zur Ampel, um auch gleich vorne dran zu sein. Bei “grün” setzte ich mich aufs Rad und bog in die Haupt­straße ein. Gleich darauf überholte mich der Laster. Zu meinem Schrecken streifte mich der mächtige Wagen am Ärmel und schob mich dabei immer weiter nach rechts dem Gehweg zu. Ich dachte in diesem Augenblick nur: Hoffent­lich hat der Wagen keinen Anhänger! Denn zwischen mei­nem Vorderrad und der Straßenkante war nur noch ein kleiner Spielraum. Da spürte ich bereits den Anhänger, der mich noch weiter nach rechts drückte. Niemand bemerkte meine Situation. Ich hatte keine Angst. Mein Rad schwankte nicht. Ich hatte das Bewußtsein, geführt zu sein. Als der Lastwagen, der erst langsam an Geschwindigkeit zunahm, mich endlich überholt hatte, stieg ich erleichtert vom Rad. Nur wenig hätte gefehlt, und die Straßenkante wäre mir zum Verhängnis geworden. Doch jetzt erst sah ich zu meinem Erstaunen, daß der an der linken Lenkstange an­gebrachte Rückspiegel, der mit seiner langen Stange sonst weit über den Ellenbogen nach links reichte, kerzengerade nach oben stand.

Wer hatte den Rückspiegel, dessen Stange festgeschraubt war, nach oben gedreht? Da mich der Laster beim Überholen so stark streifte, daß noch lang am Oberarm ein blauer Fleck zu sehen war, hätte mich der vor­stehende Spiegel zu Fall bringen müssen. Ich dankte meinem guten Engel, der mich so auffallend behütet hatte. Ich hatte ihn ja jeden Morgen um seine Hilfe angerufen. 
M. H., Lehrerin 


 

Das war die Hilfe des Schutzengels”

 

Es war im Sommer 1946. Ich besuchte damals in der 8 Kilometer entfernten Kreisstadt das Gymnasium. Da die marokkanischen Besatzungssoldaten uns die Fahrräder weggenommen hatten, mußten wir Schüler täglich mit einem Milchauto - eingepfercht zwischen den Milchkan­nen - zur Schule fahren. Eines Tages stieg ich als letzte zu. Das eine Bein hatte bereits einen Platz gefunden zwischen den Milchkannen und der Ladewand, mit dem anderen stand ich noch auf der Abstellbank für die Kannen. In diesem Augenblick fuhr der Fahrer los, im Glauben, alle seien droben. Ich verlor den Halt und konnte das andere Bein nicht mehr nachziehen. Ich fiel mit dem Kopf nach rückwärts, während das rechte Bein zwischen den Kannen eingeklemmt war. Durch das Geschrei der anderen wurde der Fahrer aufmerksam und hielt. Mein Kopf hing über dem Straßenrand, nur wenig von einem Randstein ent­fernt. Als ich mich vom Schrecken erholt hatte, und auf dem Wagen saß, da war es mir ganz klar: Das war die Hilfe des Schutzengels!

Auch heute noch grüße ich meinen Engel jeden Morgen. 
M. H. 


 

Ist denn keiner da, der hilft?”

 

Zum hl. Schutzengel habe ich immer großes Ver­trauen und eine innige Liebe. Was ich hier niederschreibe, schreibe ich in großer Dankbarkeit.

In jungen Jahren verdiente ich mein Brot mit Nähen und ging viel zu Leuten ins Haus. Eine Familie wohnte weit von meiner Wohnung entfernt. An einem Morgen wollte ich den Weg dorthin abkürzen und ging quer durch einen Wald. Es war ein herrlicher Morgen, und man konnte mit den Vögeln um die Wette singen. Das tat ich auch. Aber mit einmal sah ich vor mir eine Gestalt aus dem Gebüsch kommen. Sie war vielleicht fünfzig Schritte von mir ent­fernt. Erst hatte ich keine Angst, bis mir dann ein furcht­barer Gedanke kam. Ich blieb stehen und sah, wie der Kerl auf mich zukam. Fortlaufen nützte nichts. Mein erster Ge­danke war:

Hl. Schutzengel, hilf!” - Ist denn keiner da, der mir hilft!? Ich stand wie gelähmt und konnte mich nur langsam wenden. - Und was sehe ich! Rückwärts auf einem schmalen Querweg stand ein Mann mit Fahrrad. Da konnte ich winken, und der gute Mann kam sofort auf mich zu. Zufällig hatte er beim Vorbeifahren den bösen Mann gesehen, der aber dann sofort wieder verschwand. Nun ging ich neben dem Fahrrad meines “Schutzengels” einen anderen Waldweg und kam gut an meine Arbeitsstelle. Etwa vierzehn Tage später wurde in diesem Wald ein Mann wegen Sittlichkeitsverbrechen festgenommen. Er hatte in den Morgenstunden immer jungen Mädchen aufge­lauert. So stand es groß in der Zeitung. Auch sein Bild hatte man gebracht. - Mein hl. Schutzengel hat mich schon sehr oft beschützt, aber für diesen Fall bin ich ihm ganz besonders dankbar.

Ein anderes Ereignis! Im Winter 1954 ging ich morgens bei Frostwetter zur Kirche und stürzte auf glatter Straße so unglücklich, daß man mich gleich ins Krankenhaus brachte. Wirbelbruch! Nach der Röntgenaufnahme meinten die Ärzte, ich würde gelähmt sein; und einer sagte unter anderem, es sei sein erster Fall in seiner jahrelangen Praxis, daß ein so schwerer Bruch keine Lähmung nach sich ge­zogen habe. Er meinte, ich hätte aber Glück gehabt! Prompt gab ich ihm die Antwort: “Nein, einen Schutzengel!” Dar­auf meinte er: “Ja, wie Sie wollen.”

Elisabeth Fahnenbruck 


 

Wir hätten lebendig verbrennen können”

 

Es war vor fünf Jahren. Drei Ordensschwestern waren im Auto. Aus einer ziemlich scharfen Kurve her­ausfahrend, kam der Wagen ins Schleudern, die Schwe­ster Chauffeurin vermochte nicht mehr zu bremsen. Es überschlug uns in einer Wiese, ich weiß nicht, wie viele 'Male, so daß wir mit dem Dach auf dem Boden zu liegen 'kamen. Es war eine Angelegenheit von wenigen Sekunden. Ich sah's kommen und rief, den hochgeweihten Rosenkranz mit der wundertätigen Medaille in Händen: Liebe Mutter Gottes, hl. Schutzengel! - und schon waren wir am Boden. Die Fenster gingen in tausend Splitter, ohne uns zu verletzen. Wir lagen am Boden - und ich war draußen. Mit einem leichten Hämatom am Oberarm und dem Schrecken kam ich davon. Die Schwester Chauffeurin kam auch mit dem Schreck und einigen Blutergüssen davon. Hingegen erlitt die schwerkranke Schwester, die wir ins Provinzkrankenhaus brachten, einige kleine Knochen­brüche, von denen sie aber relativ schnell wieder genas.

Sofort hatten wir an der Unglücksstelle einen Arzt und gute Leute zur Hilfe. Als die Polizei kam und die ganze Situation überschaute, wunderte sie sich. daß wir noch am Leben waren, vor allem aber darüber, daß der Wagen nicht brannte. Das Benzin, das wir vor der Abfahrt noch frisch gefaßt hatten, war nämlich nicht zum Motor, sondern rückwärts herausgelaufen.

Die Hilfe der Gottesmutter und der lieben hl. Engel war handgreiflich, und wir konnten nicht genug danken. Noch in unzähligen Fällen des Alltags habe ich deren Hilfe erfahren. 
Sr. M. E. 


 

Eine Mutter erzählt

 

Am 2. Adventssonntag 1966 war ich bei meinem Sohn in Kempten bei der Taufe des kleinen Andreas. Abends, so gegen 6 Uhr, fuhren wir mit dem Auto heim. Meine beiden kleinen Söhne, noch schulpflichtig, fuhren mit. Ich sagte zu den beiden Kindern: Betet zu den hl. Schutzengeln, daß sie uns begleiten und uns beschützen!” Nach einer hal­ben Stunde Fahrt rammte uns ein Auto, ein mächtiger Ruck - beide Kotflügel waren kaputt. Hätte mein Sohn das Steuer nicht so fest im Griff gehabt, so hätten wir uns überschlagen. Wir fuhren langsam heim. In der Autowerk­stätte stellten sie dann noch fest, daß die Achse fast durch­gebrochen war, so daß wir alle hätten tot sein können.

Wir beteten täglich zum hl. Schutzengel. Ohne ihn hätte ich meine Kinder nie großbekommen, weil ich so viel beim Arbeiten fort war. Ich habe ein grenzenloses Ver­trauen zu unserm Herrn und Gott und zur Gottesmutter Maria. Ich bete auch viel zum hl. Antonius und zu P. Rupert Mayer. Auch sie mögen immer Fürbitte für mich einlegen.

Mein Mann glaubte an gar nichts. Er fluchte, daß uns oft angst wurde. Ich habe aber besonders während seiner Krankheit für ihn täglich zum Schutzengel mit meinen Kin­dern gebetet. In seiner letzten Stunde kam noch ein Prie­ster. Der Sterbende wollte ihn noch fortjagen, ich bat den Priester: Sagen Sie ihm, in einer Stunde sei er vor dem Herrn in der Ewigkeit! Ich ging hinaus und betete für ihn - und der Sterbende erhielt noch die Gnade einer guten Beichte und konnte die hl. Wegzehrung empfangen. Eine halbe Stunde später war seine Seele in der Ewigkeit. Für diese Gnade seines reuevollen Heimgangs kann ich nicht genug danken. 
A. W. 1967 


 

Schutzengel wurde zum Wegbereiter 
- Sehr ernste Priestergeschichte

 

Abbé Mirot saß auf einer Bank des Tuilerien-Gartens in Paris und betete Brevier. Er war ganz vertieft, daß er nicht merkte, wie ein Landstreicher neben ihm Platz nahm. - Den Priester überfallen, kam nicht in Frage. Es waren viele Menschen im Garten. Bestehlen? Auch nicht! Er hatte die Hände gefaltet und schien mitzubeten.

Abbé Mirot legte einen Finger in das Brevier, schloß das Buch und betete das Vaterunser, indem er über seine Brille weg ins Grüne sah. Als er an die Stelle kam: et ne nos inducas - führe uns nicht in Ver­suchung, antwortete der Landstreicher unwillkürlich: sed libera nos a malo, sondern erlöse uns von dem Übel. Amen.

Der Abbé wandte sich erstaunt zur Seite. Jetzt erst be­merkte er den Vagabund. Leutselig, wie er war, sagte der Priester: “Sie sind gewiß in Ihrer Jugend Ministrant ge­wesen?” - “Ja, Hochwürden”, entgegnete der Landstrei­cher kleinlaut, “ich bin Ministrant gewesen und - mehr.” - “Gar Mesner?” - “Noch mehr!”

Abbé Mirot sah wieder über seine Brille hinweg und wartete auf eine Erklärung. “Ich bin Priester gewesen.” - Dem alten Herrn fiel vor Schreck fast das Brevier aus der Hand. Die Brille rutschte ihm auf die Nasenspitze. “Prie­ster? Und was sind Sie jetzt?” - “Jetzt bin ich nichts.”

Abbé Mirot musterte seinen fragwürdigen Kollegen. Sollte es ein Schwindler sein? - Der Stromer blickte zu Boden, er fühlte das prüfende Auge des Priesters auf sich gerichtet. Er empfand die Verpflichtung, den klaren Beweis für seine Behauptung zu erbringen. - “Hochwürden den­ken, ich schwindle. Nein, ich schwindle nicht. Ich sage die Wahrheit.” - Er rezitierte - ohne Fehler - den Kanon der hl. Messe und die Gebete, die der Priester vor der Spendung der hl. Ölung betet. Dann erklärte er mit einer Fülle von Gelehrsamkeit die Gnadenlehre, die das Thema einer von ihm glänzend gelösten Preisaufgabe gewesen war.

“Genug, genug! Wahrhaftig, Sie sind ein Priester!” - Abbé Mirot begann ihn mit Hochwürden anzureden, denn er gedachte des unauslöschlichen Merkmals, das das Sakra­ment der Priesterweihe der Seele einprägt. “Ach, lieber armer Mitbruder, sagen Sie mir doch, wie das alles ge­kommen ist?” Der Priester holte tief Atem und erzählte:

“Ich stamme aus einer kleinen Provinzstadt. Mein Vater war Bürstenmacher und hatte 7 Kinder. Ich war der Jüngste. Meine Mutter hatte gelobt, mich dem Dienst Gottes zu weihen. Solange ich zu denken vermag, sprach sie davon. Wenn sie mich nach meiner Zustimmung fragte, sagte ich: “Ja”. Einmal, weil ich die Priester achtete, dann aber auch, weil ich wußte, daß dies die Mutter gern hörte, endlich, weil ich dadurch gut bei ihr stand. - Ich muß er­wähnen, daß meine Mutter bei ihrem Plan, mich Priester werden zu lassen, nicht allein die Ehre Gottes, sondern auch die eigene Ehre im Auge hatte. Sie wollte sich vor den Ihren in dem Gedanken spiegeln, einen Sohn als Priester zu haben. Gestärkt wurde sie in ihren Absichten durch meine Begabung. Ich war auf dem Gymnasium in allen Fächern der Erste, ausgenommen Mathematik. Mein Betragen war ohne Tadel. Wenn ich aber in den Ferien bei meinen Eltern weilte, wurde ich so magnetisch von der Welt angezogen, daß ich zweifelte, ob mich Gott zum Priestertum berufen habe. Ich nahm mir vor, mit meiner Mutter darüber zu reden. Vorsichtig begann ich, als wir einmal spazieren gingen. Sie blieb wie gebannt stehen. Ihr Blick war verstört. Etwas wie Irrsinn flackerte in ihren Augen.

Ich brach ab und ging zu einem anderen Thema über. Voll Schrecken erkannte ich, daß ich mit der Aussprache zu lange gewartet hatte. Sollte ich mich dem Regens des Seminars anvertrauen? Ich fand nicht den Mut, ihm eine Enttäuschung zu bereiten, denn ich übertraf alle Alumnen an Kenntnissen.

Vor der Priesterweihe offenbarte ich meinen Seelenzu­stand einem Studiengenossen und bat ihn, bei meiner Mutter vorstellig zu werden. Er besuchte in den letzten Ferien vor der Weihe, während ich bei Verwandten weilte, meine Eltern und sagte der Mutter, daß ich nach seiner Meinung - als Priester nicht glücklich werden würde. Mut­ter kam wie von Sinnen zu mir. Schaum trat ihr auf die Lippen. Sie schrie, daß die Leute zusammenliefen.

Nach den Ferien klagte der Studienkollege: “Es gibt nur zwei Möglichkeiten: einer wird unglücklich, entweder Sie, oder Ihre Mutter.” - Ich antwortete: “Dann will ich un­glücklich werden.” - Ich wurde geweiht und tröstete mich, daß ich - einmal im Amt und im Fluß der Arbeit - dar­über hinwegkommen würde. -

Aber ich bin ein schlechter Priester geworden, bin gefallen und wurde suspendiert. Zum Glück erlebte die Mutter diese Schande nicht mehr. - Ich unterwarf mich nicht den Forderungen meiner Behörde, hing meinen Prie­sterrock an den Nagel und wählte die Freiheit. Freiheit habe ich gesucht, Knechtschaft gefunden. Ich sank von Stufe zu Stufe.”
Der Priester legte seine Hände vor die Augen und weinte. Abbé Mirot schaute tiefsinnig vor sich hin. Seine Züge waren traurig, seine Augen feucht. Er wußte, es gab hier noch viel zu sagen und zu fragen, allein er wollte die schmerzende Wunde nicht unnötig berühren. - Eine Frage jedoch konnte er nicht unterlassen. Sie schien ihm zu drin­gend: “Warum sind Sie nicht reumütig zurückgekommen, nachdem Sie die Welt kennengelernt haben?” - Der abge­fallene Priester erwiderte:

“Tausend Wege führen in das Reich der Sünde. Einer in das Reich der Tugend. Der Weg ist schmal. Die Tür ist eng. Nicht alle sind veranlagt wie der verlorene Sohn, nicht alle haben einen solchen Vater. Wenigstens hatte ich keine Hoffnung, ihn zu finden. Man gleitet im Nu einen steilen, glitschigen Berg hinab. Aber hinaufzukommen, ist schwer. Ich habe es oft versucht: umsonst. Wenn der Teufel einmal eine Seele in den Krallen hat, läßt er sie nicht gleich wieder los. Er kämpft ingrimmig darum. Handelt es sich um eine Priesterseele, dann setzt er alle Macht der Hölle in Bewe­gung.”

“Und wie kam es” forschte Abbé Mirot weiter, “daß Sie mit mir anknüpften?” - “Ich habe Sie aus der Ferne beobachtet, so wie ich jeden Priester beobachte, der meinen Weg kreuzt. Eine innere Stimme hat mir zugeflüstert: geh und vertraue dich diesem Mann an! Er wird dir helfen. Vielleicht war es die Stimme meines Schutzengels. Ich bete täglich zu ihm. - O könnte ich nochmal von vorn begin­nen! Es sollte alles anders werden!”

Abbé Mirot sann einen Augenblick nach. Dann sagte er mit frischer Tatkraft: “Sie können von vorn beginnen. Ich werde Ihnen helfen.” Er besorgte dem abgefallenen Priester Kleidung, Wohnung und Arbeit; Ministrieren, Boten­gänge, Schreiberdienste, Stundengeben...

Nach einem Jahr wurde der Vagabund Mesner, zugleich Laienapostel. Mit heiligem Eifer und herrlichem Erfolg wirkte er unter den Wanderbettlern. Er kannte ihre Sprache, ihre Sitten und Unsitten, ihre Leiden und Versuchungen, kannte das Heimweh ihres Herzens und die Sehn­sucht ihrer Seele. Er durfte manche Sünder zu Christus zu­rückführen.

Im dritten Jahr trat er als Bruder in ein Kloster ein. Auch hier wirkte er mit einem Eifer, der alle in den Schat­ten stellte. Er glich einem Krieger, der - zu Anfang der Schlacht geflohen - zurückgekehrt umso tapferer kämpfte. Nach einem Jahr der Bewährung wurde er als P. Ludwig in das Kloster aufgenommen.

Abbé Mirot ist immer wie verklärt, wenn er von P. Lud­wig spricht: “Daß ich dem versinkenden Priester die Hand reichen und ihn retten durfte, erfüllt mich mit einer solchen Freude, daß ich aufjubeln könnte. Wenn ich in meinem Leben nichts geleistet hätte als dies, so hätte ich genug ge­tan.”

Erster Wegbereiter zur Umkehr aber wurde der hl. Schutzengel. Ihm gebührt besonderer Dank! Pfr. K. 

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Wie dankte ich meinem Schutzengel!”

 

Um gar manches junge, unerfahrene Mädchen zu war­nen, will ich erzählen, wie es mir bei einer Verdingerin (Arbeitsvermittlerin) in einer niederbayerischen Kreisstadt erging. - Zuerst wandte ich mich dort an die Schwestern der Marienanstalt, Da jedoch keine passende Stelle für mich frei war, wollte ich sogleich wieder heimfahren. Aber auf dem Weg zur Bahn kam ich durch ein Gäßchen, in dem ein Schild prangte mit der Aufschrift: Verdinganstalt. - Es war Sonntag gegen Mittag, als ich zu der Verdingerin in die Stube trat. Diese lobte meine Zeugnisse überaus und versprach mir die besten Stellen; nur könne sie am Sonntag nicht zu den Herrschaften gehen, weswegen ich übernachten solle. Auf meine Einwendung, daß ich in der Stadt fremd sei, wußte sie sogleich Rat. Ich sollte in Begleitung ihres Sohnes die Stadt besichtigen, mit ihm abends ins Theater gehen usw., um so die wenigen freien Stunden eines Dienstmädchens voll zu genießen. - Als ich auf diese Vorschläge nicht ein­ging und das Haus verließ, rief sie mir nach: Ich solle nur heimfahren, ein so “dummes Ding” passe nicht in die Stadt; aber mein Dienstbüchlein gab sie mir trotz Aufforderung doch nicht mit.

Noch am gleichen Abend wurde mir von Bekannten eine Stelle angeboten. Darum schrieb ich sofort um mein Dienst­buch und legte 50 Pfennig in Briefmarken bei; doch nach 8 Tagen hatte ich noch kein Buch. - Mein Weg führte mich aber wieder an dieser Stadt vorbei und ich wollte nun das Buch selbst abholen. Doch das ging nicht so leicht. Die Frau log mir vor, sie habe das Buch bei einer Herrschaft liegen. - Jetzt drohte ich ihr mit der Polizei und siehe: Im nächsten Augenblick lag das Buch auf dem Tisch. - Nachdem ich anfangs schon 2 Mark bezahlt hatte, forderte sie nochmals Geld für ihre Mühe. Doch dies war mir zu bunt; ich bezahlte ihr nichts und verließ die unheimliche Stube.

Innig dankte ich meinem Schutzengel, daß er mich, wie ich sicher glaube, einer schweren sittlichen Gefahr entrissen hatte; denn das Besichtigen der Stadt und das Theatergehen war wohl nichts anderes als eine Falle, in der schon manches Mädchen um seine Unschuld gebracht wurde. 
Ein Dienstmädchen. A. F. 


 

Aus 2000 m in die Tiefe  Fallschirmspringer

 

Bayreuth, 3. Mai 1967. “Ich hatte mit meinem Leben schon abgeschlossen. Wie ich es als Kind gelernt hatte, so betete ich in meinen letzten Augenblicken zu Gott. Ich wußte, in wenigen Sekunden würde ich am Boden aufprallen und tot liegenbleiben.” - Das erzählt der 28jährige Sport-Fallschirmspringer Man­fred Luther aus Forchheim. Wie ein Stein war Manfred aus 2.000 m Höhe zu Boden gestürzt.

Die einzige Verletzung: eine unkomplizierte Rückgratverstauchung. Manfred Luther war, wie unzählige Male zuvor, auf dem Übungsgelände der Fallschirmspringer von Bayreuth gestartet. - Nach dem Absprung zog er 700 Meter über der Erde die Reißleine. Aber es geschah nichts!

Luther: “Sofort zog ich die Ersatzschirmleine. Plötzlich öffneten sich beide Schirme und verhedderten sich. Ich glaubte, das sei das Ende.”

Mit etwa 20 Metern pro Sekunde sauste Luther in die Tiefe - mit ordnungsgemäß geöffnetem Schirm beträgt die Fallgeschwindigkeit nur etwa 7 Meter.

Luther: “Vor meinen Augen rollte meine Fallschirmspringerzeit bei der Bundeswehr wie ein überdrehter Film ab. Dann kam der Aufprall.”

Doch Luther gelang eine Seitenrolle, dann blieb er liegen. Die Ärzte des städtischen Krankenhauses Bayreuth: “In vier Wochen darf er wieder nach Hause.”

Manfred Luther: “Ich weiß jetzt, ich habe einen Schutzengel.
” Bild, 3.5.1967 


 

Da hab ich einen Lenker gehabt”

 

Mein neuer Wirkungsort H. im Allgäu liegt mehrere Kilometer von der Autostraße entfernt. So muß ich zur Bushaltestelle erst eine Stunde zu Fuß gehen. Bei der Rück­kehr am Abend will ich den einsamen Weg durch Wald und Wiesen nicht auf mich nehmen und warte an der Einbie­gung nach H. auf ein Auto, das zufällig des Weges kommt. Das Fahren per Anhalter ist hier ungefährlich, weil die meisten Autos, die hier einbiegen, Dorfbewohnern gehören, die auswärts beschäftigt sind.

Eines Abends im November wartete ich lange vergeblich auf ein Auto. Da rief ich meinen Engel an, er möge mir doch ein Auto schicken. Bald darauf kam von einer Neben­straße, die mir gegenüber in die Hauptstraße einbog, ein Auto. Es überquerte die Straße und nahm meine Richtung. Ich durfte einsteigen und erfuhr, daß der junge Mann den Weg über H. nur benützte, um auf die - drei Kilometer östlich gelegene - Hauptstraße zu gelangen. Da er mir seinen Heimatort sagte, fragte ich erstaunt zurück, warum er nicht den normalen Weg, eine gute Verbindungsstraße, zu seinem gewünschten Ziel gefahren sei, sondern bei der Dunkelheit diesen Nebenweg benützt habe. Da antwortete er: “Als ich um halb acht aus dem Stall kam, kämpfte ich innerlich, welchen Weg ich fahren solle. Da entschloß ich mich für diesen Weg. Ich glaube, da hab ich einen guten Lenker gehabt!” - Jetzt wußte ich sicher, daß mein guter Engel mir das Auto geschickt hatte, denn gerade um halb acht Uhr hatte ich ihn darum gebeten.

Lehrerin M. H. 1967 


 

Komm schnell! Es riecht nach Gas!”

(Tatsachenbericht aus dem Rheinland)

 

Es war an einem Sonntag-Nachmittag. Wir hatten uns zu einem Mittagsschläfchen hingelegt, mein Vater meine Mutter und ich. - Im Nachbarhaus sagte ein etwa drei­jähriges Mädchen zu seinen Eltern, einem Arztehepaar: “Laßt mich nicht allein! Gleich kommt der Teufel und nimmt unsere Häuser weg.”

Die Eltern waren über diese Worte ihres kleinen Töchter­chens erstaunt und erschrocken zugleich, weil sie nicht wuß­ten, wie ihr Kind auf solche Gedanken kam. - Gegen 6 Uhr nachmittags schliefen wir immer noch. Plötzlich fühlte sich meine Mutter gedrängt, in das Treppenhaus zu gehen und sie rief zur zweiten Etage, wo ich schlief: “Komm schnell! Es riecht nach Gas!” Zuerst wollte ich gar nicht aufstehen. Aber meine Mutter ließ keine Ruhe, bis ich endlich aufstand, instinktiv sofort alle Fenster aufriß und nach der Ursache forschte. Als ich die Kellertür auf­machte, war der ganze Keller voll Gas. Mein Vater ver­ständigte das Gaswerk, das sofort Leute schickte. Sie muß­ten, die Straße aufbrechen, weil das Gas von der Straße her ins Haus drang. Man konnte es nicht abstellen. - Als der Arbeiter mit der Schaufel auf das Rohr stieß, worin ein großes Loch war, gab es eine Stichflamme bis zum Dach des Hauses. - Einige Tage vorher war bei Erdarbeiten an der Leitung gearbeitet und dabei wahrscheinlich das Rohr beschädigt worden. - Die Arbeiter dichteten die undichte Stelle ab und so kamen wir ohne Unglück davon.

Wäre meine Mutter nicht gedrängt worden, aufzustehen und nachzusehen, hätte es ein großes Unglück gegeben, und wir und die Bewohner des Nachbarhauses wären wahr­scheinlich nicht mit dem Leben davongekommen.

Oft mußte ich über die Worte des Kindes nachdenken. - Der Teufel versucht auf alle erdenkliche Art und Weise uns zu verderben. Aber viel stärker sind die Schutzgeister Gottes, die überall wachen, um seine Anschläge zu ver­eiteln.

Man kommt im Leben in Situationen und Gefahren, die man trotz aller Vorsicht nicht einkalkulieren kann. Des­halb ist es so wichtig, sich den Schutzengel als Freund zu bewahren und oft zu beten:

“Sei in dieser Welt voll Mängel

Stets mein Freund, mein Führer hier;

Du mein Schutzgeist, Gottes Engel,

Weiche, weiche nicht von mir!”                  W. H. 1966 


 

Ein Priesterengel im Todesgefängnis

 

Der Jesuitenpater Augustin Rösch erzählt: “Es war im Ge­fängnis Moabit in Berlin. Niemand hatte den leisesten Verdacht, daß ich Priester war. Meine Wächter waren stets hinter mir her, daß ich mit niemand sprechen oder in Ver­bindung treten konnte. An einem Nachmittag wurde uns ein Gang in den Hof erlaubt. Da nur die zum Tod Ver­urteilten in Ketten waren, und meine Aufseher nicht wünschten, daß die anderen Gefangenen erfahren sollten, wer zum Tod verurteilt war, wurden meine Ketten gelöst. Als ich in den Exerzierhof hinausrannte, stieß ich mit einem Mann zusammen, den ich im Augenblick wiedererkannte. Es war der Mann, um den mich die Gestapo gefragt hatte. - Die SS kam, und wir mußten in drei Kreisen herummarschieren. Als wir aneinander vorbeigingen, flüsterte er mir zu: “Hochwürden, bitte die Generalabsolution!” Wie sollte ich das zuwege bringen? Wir besaßen weder Hosen­träger noch Schnürriemen und waren so mager, daß wir unsere Hosen an den Händen halten mußten. Als mir mein Freund bei der nächsten Runde in die Nähe kam, stolperte ich und schlüpfte aus meinem Schuh. Ich kniete nieder, um ihn wieder anzuziehen, und gab dabei meinem Freund die Absolution.

Sein Hintermann hatte gesehen, was vor sich gegangen war, und bei der nächsten Runde flüsterte er mir zu: “Mir auch, Hochwürden, bitte, bitte.” Dieses Mal gab ich vor, meinen Hut fallen zu lassen, und absolvierte den Gefangenen. Dieser arme Mensch war so dankbar, daß er öffentlich das Kreuzzeichen machte und laut sagte: ,Ich danke Ihnen, Hochwürden, ich danke Ihnen!' - ,Halt!' schrie die SS-Wache. ,Dort wird gesprochen. Darauf steht der Tod als Strafe. Dieser verdammte katholische Priester ist die Ursache. Gefangener (indem er sich an mich wandte), du gehst sofort in die Zelle 16 und wartest, bis du gerufen wirst.' Ich ging zum Tor und wandte mich um. Nicht einer der Gefangenen hatte sich bewegt, aller Augen waren auf mich gerichtet, und jedes Auge schien zu sagen:

̦Gott sei Dank, ein Priester ist bei uns!'

Wie oft betete ich in meiner Zelle die Oration der Komplet: Halte Einkehr, wir bitten Dich, Herr, in dieser Behausung, und alle Nachstellungen des Feindes verjage weit von ihr! Deine hl. Engel mögen wohnen in ihr und uns in Frieden bewachen, und Dein Segen sei immer­dar über uns: durch Christus, unsern Herrn. Amen.'

Und schneller, viel schneller, als ich es überhaupt je zu denken, noch viel weniger zu hoffen gewagt habe, kam Gott zu Besuch: der eucharistische Heiland selber. Ich war kaum in meinen Ketten, als die kleine Öffnung der Türe aufging. Zettel in allen Größen wurden durchgeschoben. Durch das Aufrufen meiner Zellennummer wußte jedermann, daß ich ein Priester war, und wo ich hauste. Auf diesen Zetteln standen Sündenbekenntnisse mit der Bitte um Absolution. Von da ab hatte ich keinen Augenblick mehr für mich selbst.

Eines Tages stürzte mein Wächter herein und flüsterte: ̦Hochwürden, wollen Sie zur hl. Kommunion gehen? Seien Sie morgen bereit.' Am nächsten Tag öffnete sich die Türe, und er händigte mir ein Marmeladenglas aus. ,Das Glas hat einen falschen Boden, Hochwürden`, sagte er, ,essen Sie die Marmelade, und dann werden Sie eine Hostie finden.' Kinder brachten uns diese Tröstung. Die Kinder von Berlin waren organisiert worden; nachdem sie die hl. Hostien von ihren Bischöfen und Priestern erhalten hatten, kamen sie zu den Gefängnissen und quälten die Aufseher so lange, bis sie ihnen erlaubten, ihren Vätern oder Onkeln nur ein wenig Marmelade oder diesen Extra­brotlaib zu geben. Unsere Katholiken waren unerschütter­lich und setzten Leib und Leben aufs Spiel, um uns zu hel­fen. Von da an war ich niemals mehr ohne die hl. Eucharistie in meiner Zelle. Und welchen Trost konnte ich anderen bringen! Sogar das hl. Öl wurde hereinge­schmuggelt. Tag und Nacht war ich nun beschäftigt, Beich­ten zu hören, die hl. Kommunion zu spenden und die letzte Ölung.

Ein andermal sagte mir ein fremder Aufseher: “Einige Zellen von hier liegt ein Gefangener im Sterben. Er kann die Nacht nicht mehr überleben.” Da der Aufseher ein Protestant war, so fragte ich: “Hat der Sterbende um mich geschickt? Ist er ein Katholik?” “Das weiß ich nicht”, war die Antwort, “aber ich will gehen und es herausfinden. Er ist Führer der SS und ein hoher Nazibeamter.” Der Auf­seher schlüpfte aus meiner Zelle. Einige Sekunden später kehrte er atemlos zurück. “Ja, Hochwürden, er möchte Sie sehen. Aber jetzt können Sie nicht kommen. Beten Sie, daß er noch bis Einbruch der Dunkelheit am Leben bleibe.”

In der Nacht waren unsere Zellen mit hellstem Licht beleuch­tet. Jede unserer Bewegungen wurde beobachtet. Plötzlich tauchte unser ganzer Flügel unter in tiefste Finsternis. Auf­regung, Geschrei, Flüche! Meine Zelle wurde geöffnet, und der Aufseher kam herein. “Schnell, Hochwürden, schnell. Ich bleibe hier für den Fall, daß sie die Nasen zählen. Sie werden auf dem Gang zwei katholische Wärter finden, die unterrichtet sind. An der Tür des Sterbenden ist ein verläßlicher kommunistischer Aufseher.” Mir wurde nun von den verschiedenen Männern geholfen, deren einzige Sorge es war, es zu ermöglichen, den sterbenden SS-Mann zu er­reichen. Ich hörte seine Beichte, spendete ihm die hl. Kommunion und die Letzte Ölung. Ich hatte kaum geendet, als sich auch schon die Zellentür öffnete und der kommu­nistische Aufseher flüsterte: “Schnell, oder es wird zu spät sein!” Ich stürzte den Gang hinunter zu meiner Zelle und wechselte den Platz mit meinem Aufseher - und schon flammte das Licht wieder auf. Die Drähte waren durch­schnitten worden, nur um mir zu einem außergewöhnlichen Akt der Nächstenliebe zu verhelfen.

Schon nach einigen Tagen rief man mich und andere ins “Büro”. Wir sollten zum Verhör ins Reichssicherheitshauptamt gefahren werden. Mein Nachbar im Auto zit­terte mitleiderregend. Er wußte schon zuviel von den Tor­turen. Ich suchte ihn zu beruhigen, indem ich meine ge­fesselten Hände auf seine legte. Er war ergriffen, schaute mich dankbar an und flüsterte nur: “Katholisch?” “Ja, katholischer Priester...” “Oh - Absolution.” - Ich nickte. Leise... “Jesus Barmherzigkeit... Ego te absolvo...” Nie in meinem Leben werde ich das Leuchten verges­sen, das nun in seinen Augen stand... Gesehen hab' ich ihn nie mehr. Der Herr war zu ihm gekommen und hatte einen Priester vielleicht auf seine letzte Fahrt geschickt...

Gnade Gottes in Fesseln!

Die seelische Qual - und das Alleinsein mit ihr Tag und Nacht - ohne Arbeit, ohne Lektüre, ohne Brevier, ohne alles - allein in den Fesseln sollte mürbe machen. Die Spaziergänge, zu denen man mich endlich wieder zuließ, wurden Zeiten großer Gnade: sie wurden die Beichtzeiten für die Gefangenen. Es war bekannt geworden, daß ich katholischer Priester, Jesuitenpater war. - Da drängten sich auf dem Spaziergang in den drei konzentrischen Krei­sen am Anfang die in meine nächste Nähe, die beichten wollten. Es war oft mühsam, immer gefährlich, aber un­sagbar beglückend. Mittendrin ließ einer aus einem ande­ren Kreis merken, ich solle zu ihm kommen. Aber wie das anstellen? Ein Weg war, ohne jede Erlaubnis zum Aufsicht führenden Feldwebel zu gehen und etwas zu fragen. Da wurde man heillos zusammengestaucht, und der Schluß hieß: “Los - zurück in die Reihen - sonst... !” Und dann ging ich - nicht an meinen alten Platz, sondern zu dem Mann im anderen Kreis, der beichten wollte. Viel konnte gegenseitig natürlich nicht geredet werden, aber viel, über die Maßen viel Freude, Glück, Trost gab die Absolution.

Später konnte es noch einfacher gemacht wer­den: Die Mitgefangenen schmuggelten durch gute Posten ihre geschriebenen Lebensbeichten in meine Zelle - gaben dabei ein Kennzeichen, ein Stichwort für den nächsten Spaziergang an, und so durfte ich oft eine ganze Anzahl Lossprechungen geben. Denn jetzt war es ̦organisiert'.

Eines Tages reißt jemand meine Zellentür auf - ein Kalfaktor, der inzwischen mir gut Freund geworden war, flüsterte: ,Pater, wollen Sie ein warmes Wannenbad haben?' Ich begriff nicht. Wannenbad im SS-Zuchthaus, das für uns KZ war. Wannenbad... ? ich muß sehr dumm geschaut haben... Jetzt brüllte er mich schrecklich an: “Raus, raus mit Ihnen...”, und leise sagte er: “Pater, stecken Sie Handtuch und Seife ein!” Wie im Traum mache ich es und gehe ihm nach, aus der Zelle heraus. Da war ich im Nu wach, im Nu - es standen etwa zehn der allergefürchtetsten SS-Leute da. “Was ist mit dem da?”, fragt einer von ihnen den Kalfaktor und deutet auf mich. “Der soll zum Büro.” Büro hieß soviel wie “zum Verhör” mit Prügeln, Tortur usw. “Ach so, das soll ihm gut tun! Hoffentlich bis lange in die Nacht hinein!” Es war aber erst 1/2 10 Uhr vormittags. Der Kalfaktor herrscht mich an:  Vorwärts... Tempo, Tempo...” Wie wir außer Hörweite der SS waren, sagt er rasch: “O, Pater, die dum­men Kerle! Folgen Sie mir rasch am Büro vorbei - hin­unter in den Keller. Da drunten pfeift einer leise - dort hinein. Alles Gute zum Wannenbad.”

Er war verschwun­den. Ich tat, wie er mir gesagt hatte; richtig, kaum war ich im untersten Kellergang, da pfiff es leise - irgendwo im Dunkel, und ich hörte jemand rufen: Hierher, Pater!” Plötzlich öffnete sich eine Tür. Schnell, da herein!” -Vor mir steht eine große, fast hünenhafte Gestalt mit unge­mein gütigen Gesichtszügen. Grüß Gott, Pater! Alles gut gegangen?” O, dieses heimatliche “Grüß Gott!” seit so mancher Zeit wieder zum ersten Mal zu hören. Ich erwi­derte den Gruß und fragte: “Wo bin ich jetzt?” “In einem Baderaum.” “Wer sind Sie?” “Der Bademeister”, antwor­tete er lächelnd. “Doch nicht von Beruf?” “Nein”, sagte er, “nein, Pater. Von Beruf bin ich Generaldirektor einer gro­ßen Kohlengrube.” Aber wie kommen Sie hierher?” “Wie so viele andere auch. Ich habe für meine Leute sorgen wol­len - für Essen - hab' Krach bekommen mit Bonzen, die nichts geben wollten, aber selber im Überfluß leben - wurde angezeigt - bin da.” - Seit wie lange?” Seit über 1 1/2 Jahren.” Haben Sie Verbindung mit Ihrer Frau und Familie?” “Nur verbotener Weise.” Ich sagte ihm mein Beileid. Er gab mir die Hand. Sein Gesicht zuckte etwas.

“Ja”, sagte ich, “was ist nun mit mir?” “Pater, Sie sollen auch etwas Gutes, ein warmes Wannenbad, bekommen.”

Lachend fragte ich weiter: “Was kostet das?” (Es gab nicht viel umsonst im Zuchthaus.) “Eine Zigarre oder drei Ziga­retten für so einen Wachtmeister, der damit sich gewinnen läßt. Wer badet, interessiert ihn nicht. Nur der Preis für ein Bad. Aber, Pater, wir wissen, Sie rauchen nicht - es ist schon für Sie bezahlt. Und sehen Sie: Wenn wirklich eine Kontrolle kommt, dann verschwinden Sie rasch hinter diesen Kohlenhaufen; dahinter ist eine kleine “Sackgasse” - da hinein kriechen Sie. Wenn die Posten nicht Hunde mitnehmen, wird man Sie nicht finden.” In dem Vorder­raum waren zwei Badewannen; im Nebenraum Heizkessel und anschließend Kohlenkeller.

“Also”, sagte der Bademeister, “noch etwas Geduld, Pater, und dann gibt es warmes Wasser.” Auf einmal klopft es an der Tür. Mein Herz erschrickt heillos.  Ruhig bleiben, Pater, ein gefährlicher Posten klopft nie; der reißt einfach die Tür auf.” Er öffnet. Herein kommt ein Mit­gefangener, ein ehemaliger Stellaner (Schüler der Schule “Stella Matutina” in Feldkirch). “Grüß Gott, Pater!” - “Grüß Gott!” - “Sie sind erstaunt, mich hier zu sehen, Pater?” “Ehrlich gesagt, ich bin nicht wenig erstaunt.” - “Ja, ich bekomme auch ein Wannenbad - aber, bevor das ist, Pater, etwas anderes. Ich habe morgen Termin, Verhand­lung vor dem Volksgerichtshof. Da geht es um alles - ich muß wissen, wie ich mich verhalten muß. Und darum bitte ich Sie: gehen Sie mit mir alles durch - Helfen Sie mir, was und wie ich reden soll...” Nun fing ich langsam zu begreifen an, warum ich ins Bad gehen sollte. Wir sprachen eingehend seinen ganzen Fall durch. Als wir fertig waren, - wir saßen die ganze Zeit an einem kleinen Wandtisch­lein - sagte mein Mitgefangener: “Pater, ich danke Ihnen. Gott lohne Ihnen alles!” - “So, Pater, und nun die Hauptsache. Ich weiß nicht, wie es morgen gehen wird. Das steht bei Gott - es geht ja auf Leben und Tod. Und darum, Pater, helfen Sie mir, ich möchte jetzt eine Lebensbeichte machen.” Und er begann: “Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes...” Als wir zu Ende waren mit der hl. Beichte - der Bademeister war draußen vor dem Baderaum geblieben - sagte mein Ge­genüber: “Pater, ich danke Ihnen - Gott lohne Ihnen alles - ich bin jetzt für alles bereit. Hier, Pater, habe ich Ihnen etwas Brot mitgebracht - auch ein Stücklein Wurst - essen wir noch zusammen - dann baden Sie, Pater, Sie müssen heute den ganzen Tag bis in die Nacht hier bleiben. Die SS meint, Sie seien im Verhör. Es ist organisiert: es werden eine Reihe Katholiken kommen zum Beichten; es ist Fasten- und bald Osterzeit. Behüt' Sie Gott!” Wir ver­abschiedeten uns herzlich, er ist gerettet worden; er war Vater von vielen Kindern! Gottes Gnade war gütig und mächtig in den Fesseln. Den ganzen Tag über aber kamen Beichtende.

Ich selbst erlebte wie durch ein Wunder Gottes in den letzten Apriltagen 1945 die Befreiung aus den düsteren Todeszellen und fand mit noch zwei Priestern Aufnahme bei Schwestern. 
Münchner kath. Kirchenzeitung 1949/1,2


 

Am 7. Nov 1961 ist Pater Augustin Rösch in München gestorben. Bis zum letzten Atemzug bei Bewußtsein, bat er die Umstehenden, heim Herannahen des Todes das Te Deum und das Magnifikat anzustimmen, denn jetzt komme für ihn die große Stunde, da er die Hei­ligste Dreifaltigkeit von Angesicht zu Angesicht schauen dürfe.
(Ausführlich in: A. M. Weigl “In Gottes Vater­hand”). 


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Rettung vor einem scharfen Hund

 

Es war vor etwa 10 Jahren. Auf dem Heimweg von der Pfarrkirche wollte ich den Weg abkürzen und mußte dazu einen Wald passieren, an dessen Ausgang auf einer Anhöhe ein Bauernhof lag, der von einem bissigen Hund bewacht wurde. Da ich den Hund immer an der Kette gesehen hatte, ging ich trotz meiner Angst vor bösen Hunden diesen Weg. Als ich aus dem Wald trat, hörte ich wie immer das Ge­kläff. Doch dann sah ich zu meinem Entsetzen, daß der Hund nicht an der Kette war, sondern mit wütendem Ge­bell den Abhang herabjagte, direkt auf mich zu. Ich wußte: Nur der Schutzengel kann hier helfen. Ein Ruf: "Hl. Schutzengel hilf!" Im gleichen Augenblick blieb der Köter auf halber Höhe des Abhangs wie angewurzelt stehen und konnte keinen Schritt weiter. Ich starrte fassungslos den Hund an, und dann begriff ich, daß mein Engel den Hund zurückgehalten hatte. Mit einem Dank an meinen guten Engel ging ich froh nach Hause. 
M. H. 1967 



 

Schutzengelamt - ein ernstes Amt

 

Darum noch einmal zum Schluß die wichtige Folgerung: mehr Glaube, mehr Vertrauen, mehr Liebe zu unseren hl. Engeln! Wir schenken den guten Engeln Ehrfurcht wegen ihrer hohen Würde, Gehorsam wegen ihrer göttlichen Sendung, dankbare Liebe wegen ihrer zahllosen Wohltaten und ein unbedingtes Vertrauen wegen ihrer Macht und oft bewährten Liebe. Die hl. Engel werden nie laut sein, wie ja die Geheimnisse Gottes immer stille sind.

Für uns gilt: Kein Morgen ohne ein kurzes Gebet zu den hl. Engel und hieße es auch nur: "Hl. Schutzengel mein, laß mich dir empfohlen sein!"

Das ist nicht ein einfaches Kindergebet, sondern das einsichtige Gebet des mündigen Christen, der vom Leben gehetzt wird und sich bewähren soll. - Um es nochmals nachdrücklich zu betonen: die Engel sind nicht nur für die Kinder da, sondern vor allem für die Erwachsenen. Ihretwegen ist das Schutzengelamt von Gott gestif­tet, ein echtes ernstes Amt.
 

Kein Abend ohne einen kurzen Dank für allen Schutz, für alles Geleit, für alle Engelliebe! Das Danken nicht vergessen! Kein Dienstag, ohne in be­sonderer Weise der hl. Engel zu gedenken! Die­ser Tag der Woche ist ihnen geweiht. Da sollten wir die Schutzengel der Gemeinde, der Pfarrei, der Diö­zese, der ganzen hl. Kirche besonders grüßen. Im Monat September, Schutzengelmonat, sollten wir uns ganz besonders um eine rechte Verehrung und Liebe zu unseren hl. Engeln bemühen.
 

Im Abendgebet der Kirche beten wir:

“Herr, suche heim dieses Haus und verbanne alle Nachstellungen des Feindes weit von ihm. Laß Deine hl. Engel darin wohnen, daß sie uns in Frieden be­hüten, und Dein Segen sei allezeit über uns. So bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.” 


 

Gebete

 

Hl. Schutzengel mein, laß mich dir empfohlen sein;

in allen Nöten steh' mir bei und halte mich von Sünden frei.

An Tag und Nacht, ich bitte dich, beschütze und bewahre mich. Amen.


 

O Engel rein, o Schützer mein,

Du Führer meiner Seele,

Laß mich dir anbefohlen sein,

Daß ich vor Gott nicht fehle.

Bei hellem Tag, bei finstrer Nacht

sein Licht laß in mir scheinen;

halt über mich getreue Wacht,

mein Herz lenk nach dem deinen!

Trag mein Gebet zu Gottes Thron

und fleh für meine Sünden;

durch seinen eingebornen Sohn

hilf mir Verzeihung finden!

Errette mich von Satans Macht

und von des Fleisches Lüsten;

und gegen Welt und eitle Pracht

laß mich die Waffen rüsten.

Beschütze mich im letzten Streit,

wann Leib und Seel' sich scheiden;

begleite mich zur Ewigkeit,

wo Freud' ist ohne Leiden.

 

Sind sie aus irgend einem Grund verhindert, an der hl. Messe persönlich mitzufeiern, dann beten sie folgendes Gebet:

Heiliger Schutzengel mein,

geh für mich in die Kirch' hinein.

Knie dich hin an meinen Ort,

hör' die heil'ge Messe dort.

Bei der Opf'rung bring mich dar

Gott zum Dienste ganz und gar.

Was ich hab' und was ich bin,

leg als Opfergabe hin.

Bei der heil'gen Wandlung dann

bet' mit Seraphs-lnbrunst an

unsern Heiland Jesus Christ,

der wahrhaft zugegen ist.

Bet' für die, so mich geliebt,

bet' für die, so mich betrübt.

Denk auch der Verstorb'nen mein.

Jesu Blut wasch alle rein.

Beim Genuß vom Höchsten Gut

bring mir Jesu Fleisch und Blut,

und im Geist mich ihm Verein,

laß mein Herz ein Tempel sein.

Fleh', daß allen Menschen Heil

aus dem Opfer werd' zuteil.

Ist die heil'ge Messe aus,

bring den Segen mir nach Haus. Amen.


 


 

Die Verehrung der Engel fördern helfen

ist ein ganz großes apostolisches Werk. Wir können es durch unser Beispiel! Wir können es durch ein werbendes Wort! Wir können es durch die Weiter­gabe von Schriften über die hl. Engel. Bitte. gebt dieses Engelsbüchlein in recht viele Hände! Die ewige Vatergüte Gottes möge es euch lohnen!

 

Inhalt

 

Einleitung

Bezeugte Tatsachen aus dem Leben

Ein Kamin stürzt ins Kinderkrankenhaus

Eine Krankenschwester war im Gefrierraum eingesperrt

Das Auto blieb plötzlich stehen

Sirenenalarm läßt ein Feuer entdecken

Die heiligmäßige Mutter Maria Theresia Meyer-Bernhold schreibt:

Eine Lehrerin berichtet:

Eine Krankenschwester erzählt:

Eine Pilgergruppe berichtet:

Feindschaft durch Gebet zu den hl. Schutzengeln überwunden

Die Frau eines Alkoholikers erzählt

Eine seit vielen Jahren bettlägerige Frau schreibt

Das Zeugnis der Hl. Schrift und der Überlieferung

So spricht der Herr schon bei Moses

„Ihre Engel schauen das Angesicht Meines Vaters."

Das Zeugnis der Kirchenväter und Heiligen

Der Glaube an den Schutzengel muß wieder lebendiger werden

Schutzengelerscheinungen gibt es auch heute noch.

Das tröstende Zeugnis der hl. Kirche

Ziehe hin aus dieser Welt, im Namen der Engel und Erzengel

Was folgern wir daraus?

Nichts ohne die hl. Engel - Gebet zu den Engel der Mitmenschen

Schwiegermutter und Schwägerinnen

Ihr großer dreifacher Schutz

Begleiter auf all unseren Fahrten

Sie sind Helfer bei der Arbeit

Mitten im Kampf der Geister

Gott lieben - unser Höchstes!

Das hohe Gut der Liebe zu den Menschen

Eine werdende Mutter soll stets vertrauend den En­gel des Kindes grüßen,

Weltweite Liebe mit Hilfe der Engel

Die Keuschheit ist nicht mehr modern!

Hüter keuschen Lebens

Wider alle Angst und Verzweiflung!

Ein Tröster in Kreuz und Leid!

Der Engel beschützt im Todeskampf

Zeuge und Anwalt all des Guten

Mit dem Engel heimwärts!

Um die Gnade eines guten Todes

Kinder haben einen Schutzengel

Kind beim Sturz aus dem vierten Stock aufgefangen

Hast du ihn denn nicht gesehen, Mutter?

Cordulas Opfer für die Bekehrung eines alten Mannes

Ich habe nie an einen Schutzengel geglaubt...

Ich aber fiel und fiel - Junge fiel vom Kirchturm

Jetzt will Willy sogar einen Schutzengel

Viele Engel lächelten ihm zu

Zwei gefährliche Situationen

Der Schutzengel in Cantu

Auf der Säuglingsstation

Endlich weiß ich, wie mein Schutzengel heißt

Um Haaresbreite - Meißel fällt in Kinderwagen

Der Schutzengel paßte auf

„... daß ich nicht der Straße anheimfiel..."

Der sel. Papst Pius IX. und sein Engel

Mein Engel ist mir etwas wert

Es war auf einer Einöde

Kind bewahrt Eltern vor Tod im Theater

„Mein Schutzengel hat mich erhört!"

Näher als die Eltern

Ich sah meinen Engel

Rettende Hand

Wo war da der Schutzengel?

Unsere Wege sind oft vielgestaltig

Auch Erwachsene haben einen Schutzengel

Der Engel Raphael und Tobias

Glück oder Schutzengel?

Fünf Menschen wurden errettet

Der Revolver lag schon bereit

Wir lagen in vorderster Kampflinie

„Seinen Engeln hat der Herr geboten..."

In schwerster Ehekrise

Es war in Rom

‘Jetzt habt ihr andere Gesichter'

In wichtigen Ehefragen

Ich schickte den Schutzengel zu Pater Pio

In höchster Lebensgefahr

“Schluß mit meinem Leben!"

Ein Lkw-Rad rollte wie ein Geschoß ins Schaufen­ster!

Der Schutzengel führt mich ans Sterbebett

Die hl. Engel halfen zu einem Priesterheim

Plötzlich ertönte die Klingel des Hotels

Erlebnisse eines Seelsorgers

Ein geheimnisvoller Bote - Erlebnis eines Pfarrers

Plötzlich fällt er um

“Wozu denn immer das Schutzengelgebet!”

Es wurde immer unheimlicher

Mütter erzählen...

Mit Hilfe der Engel ging es - Eine Schwester berichtet:

Eine lehrerin schreibt:

Mir selbst war nichts passiert

“Hart an den Randstein heran!”

“Hab acht auf deinen Engel und gehorche...”

Ich schrie: “Schutzengel!”

“Ich besprach alles mit dem Engel.”

Ihre Hilfe blieb nie aus

Die unsichtbare Macht

Gefährliche Situation im Wald

Kann da etwas dran sein?

Darum laßt uns, Brüder, Gottes Engel innig lieben!

Erlebnis in bitterster Gefangenschaftsnot

Der Schutzengel und der plötzliche Tod

Welch hohes Interesse

Schutzengel führt gut in die ewige Heimat

Schutzengel sein im Leben

Maria Katharina, ein Engel von Gott geschenkt

Der Schutzengel Alois

“Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder...”

Martha wurde eine andere durch einen menschlichen Engel

Loh-Pa-Hong der Engel der Armen

Sie war der Schutzengel ihres Mannes

“...wenn ich auch ein grober Kerl bin”

Sie war der Engel ihrer 14 Kinder

Ein Schutzengel im Priestergewand - der hl. Don Bosco

Es ist eine große Gnade andern ein Schutzengel sein zu dürfen.

Bei der Gestapo

Das Heldenstück eines werdenden Priesters

Mordanschlag vereitelt - Eine hochbetagte Arztwitwe erzählt:

Engel rettet aus russischem Schneesturm

Feindschaft überwunden

Der Schutzengelpater Gerard mahnt

Ausgeliehenes Geld zurückerhalten

Aus dem Dickicht brach eine Dogge hervor

“Mein Schutzengel weckt mich treu”

“Mein Schutzengel führte mich hin”

Schutzengelpost

“Die beiden müssen auseinander!”

“Haltet den Dieb!”

“Geh weg von hier!”

Täglich danken!

Die Front kam immer näher

Der Schuß ging nicht los

Seltsame Rettung

Erlebnisbericht einer Wienerin

“Seid ihr katholische Schwestern?”

Im letzten Augenblick gerettet

Der Engel mit der Sonnenuhr

Was mein Vater mir vom Schutzengel erzählte

Inmitten des Bombenhagels von Breslau

“Ich hatte das Bewußtsein, geführt zu sein”

“Das war die Hilfe des Schutzengels”

“Ist denn keiner da, der hilft?”

“Wir hätten lebendig verbrennen können”

Eine Mutter erzählt

Schutzengel wurde zum Wegbereiter (Sehr ernste Priestergeschichte)

“Wie dankte ich meinem Schutzengel!”

Aus 2000 m in die Tiefe Fallschirmspringer

“Da hab ich einen Lenker gehabt”

“Komm schnell! Es riecht nach Gas!”

Ein Priesterengel im Todesgefängnis

Rettung vor einem scharfen Hund

Schutzengelamt - ein ernstes Amt

Gebete

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