Der Aufruf an die Seelen
"Ich
bin die Liebe! Mein Herz kann die Flamme, die Es unaufhörlich
verzehrt, nicht zurückhalten.
Ich
liebe die Menschen so sehr, daß Ich Mein Leben für sie
hingegeben habe.
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Aus
Liebe zu ihnen wollte Ich im Tabernakel gefangen
bleiben. Seit Jahrhunderten wohne Ich da, Tag und Nacht,
verborgen unter der Gestalt des Brotes, und aus Liebe
ertrage Ich Vergessensein, Einsamkeit, Verachtung, Lästerungen,
Schmähungen und Gottesraub...
Aus
Liebe zu den Menschen habe Ich ihnen das Bußsakrament
hinterlassen, um ihnen Verzeihung zu schenken, nicht nur
ein- oder zweimal, sondern so oft sie ihrer bedürfen,
um die Gnade wieder zu erlangen. Ich erwarte sie. Ich
sehne mich danach, daß sie kommen, um ihre Sünden
abzuwaschen, nicht mit Wasser, sondern mit Meinem
eigenen Blute. Im Laufe der Jahrhunderte habe Ich auf
mancherlei Weise Meine Liebe zu den Menschen und Mein
sehnliches Verlangen nach ihrem Heil geoffenbart. Ich
habe sie Mein Herz erkennen lassen. Diese Andacht war
wie ein Licht, das die Welt erleuchtet hat, und auch
heute ist sie das Mittel, das die meisten Arbeiter in
Meinem Weinberge anwenden, um die Herzen zur Umkehr zu
bewegen.
Jetzt
aber will Ich noch mehr. Als Antwort für Meine Liebe zu
den Menschen verlange Ich ihre Gegenliebe. Ich will, daß
sie an Meine Barmherzigkeit glauben, daß sie alles von
Meiner Güte erhoffen und niemals an Meiner Verzeihung
zweifeln.
Ich
bin Gott, doch ein Gott der Liebe! Ich bin Vater, doch
ein Vater, der mit Güte und nicht mit Strenge liebt.
Mein Herz ist unendlich heilig, aber auch unendlich
weise: Es kennt das Elend und die Gebrechlichkeit der
Menschen und neigt sich mit unendlicher Barmherzigkeit
zu den armen Sündern herab.
Ja,
Ich liebe sie, nachdem sie ihre erste Sünde begangen
haben, wenn sie zu Mir kommen und demütig um Verzeihung
bitten... Ich liebe sie noch, wenn sie ihre zweite Sünde
beweint haben; und wenn sich das wiederholt, Ich sage
nicht milliardenmal, sondern Millionen von milliardenmal,
so liebe Ich sie und verzeihe ihnen, und Ich wasche ihre
letzte wie ihre erste Sünde in Meinem Blute.
Ich
werde der Seelen nicht überdrüssig, und Mein Herz
harrt ohne Unterlaß, daß sie kommen, sich hineinzuflüchten,
um so mehr, je elender sie sind! Sorgt ein Vater sich
nicht mehr um ein krankes Kind als um die gesunden?
Umgibt er es nicht mit größerer Zärtlichkeit? So
ergießt sich das Mitleid und die Zärtlichkeit Meines
Herzens reichlicher noch über die Sünder als über die
Gerechten.
Die
Sünder will Ich lehren, daß das Erbarmen Meines
Herzens unerschöpflich ist. Den Lauen und Gleichgültigen
will Ich sagen, daß Mein Herz ein Feuer ist, das sie
alle durchglühen will, weil Es sie liebt. Die Frommen
und Guten sollen wissen, daß Mein Herz der Weg ist, auf
dem sie zur Vollkommenheit schreiten und sicher ihr
ewiges Heil erlangen werden. Von den Mir geweihten
Seelen, von Priestern und Ordensleuten, von Meinen
Auserwählten verlange Ich, daß sie Mir ihre Liebe
schenken und nicht an Meiner Liebe zweifeln, vor allem
aber, daß sie Mir ihr Vertrauen schenken und nicht an
Meiner Barmherzigkeit zweifeln! Es ist so leicht, von
Meinem Herzen alles zu erwarten!" (11.
Juni 1923, S. 491) * Wir verweisen nach dem Datum auf
die entsprechende Seite im Buch: "Die Liebe ruft -
Botschaft des Herzens Jesu..."
"Ich
will zeigen, daß sich Mein Werk auf Nichtigkeit und
Armseligkeit gründet, und daß gerade dies der erste
Ring jener Liebeskette ist, die Ich von Ewigkeit her für
die Seelen bereitet habe. Ich werde Mich deiner
bedienen, um zu zeigen, daß Ich das Elende und Geringe,
ja das Nichts liebe.
Ich
will den Seelen kundtun, wie sehr Mein Herz sie liebt
und ihnen verzeiht; wie sogar ihr Versagen Mir wohlgefällig
ist... ja, schreibe es... Mir wohlgefällig ist. Ich
sehe ins Innerste der Seelen; Ich sehe ihr Verlangen,
Mir zu gefallen, Mich zu trösten, Mich zu
verherrlichen... und wenn sie nach dem Fallen ihre Schwäche
einsehen und sich verdemütigen, so trösten und
verherrlichen sie gerade dadurch Mein Herz.
Es
liegt wenig daran, daß sie so klein sind; Ich ergänze,
was ihnen mangelt.
Ich
werde zeigen, wie Mein Herz sich sogar ihrer Schwäche
bedient, um vielen Seelen das Leben wiederzugeben, das
sie verloren haben.
Ich
will kundtun, daß das Maß Meiner Liebe und
Barmherzigkeit für die Sünder keine Grenzen kennt. Ich
will ja verzeihen. Ich bin immer bereit, alle, die zu
Mir kommen, in Liebe aufzunehmen. Niemand soll mutlos
werden; sie sollen nur kommen, sich in Meine Arme werfen
und nichts fürchten, denn Ich bin ihr Vater!
Viele
Meiner Bräute verstehen nicht genug, was sie tun könnten,
um jene für Mein Herz zu gewinnen, die in einem Abgrund
von Unwissenheit leben, ohne es selber zu ahnen. Ich möchte
sie an Mich ziehen, um ihnen das wahre Leben zu
schenken.
Ja,
Ich werde dich die Geheimnisse Meiner Liebe lehren,
Josefa, und du wirst ein lebendiger Beweis für Meine
Barmherzigkeit sein; denn wenn Ich schon dir, trotz
deines Elendes und deiner Niedrigkeit, so viele Beweise
Meiner besonderen Liebe gebe, was werde Ich erst für
andere Seelen tun, die viel großmütiger sind als
du!" (6. August 1922, S. 274)
"Komm,
geh ein in Mein Herz! Es ist dem Nichts so leicht, sich
in diesem Abgrund der Liebe zu verlieren!...
So
werde Ich deine Niedrigkeit und dein Elend verzehren.
Ich
will in dir wirken, durch dich sprechen und Mich durch
dich zu erkennen geben. Wie viele werden in Meinen
Worten das Leben finden! Wie viele werden Mut fassen,
wenn sie den Wert ihrer Mühen erkennen! Ein kleiner Akt
der Geduld, der Losschälung, der Großmut kann ein
Schatz für sie werden und Meinem Herzen viele Seelen
gewinnen..." (7. August 1922, S. 275)
"Ich
schaue nicht auf die Leistung, sondern auf die Meinung.
Das Kleinste, das aus Liebe getan wird, kann sehr
verdienstlich sein und Mir viel Trost bereiten... Nur
Liebe will Ich... Ich suche, Ich verlange nichts als
Liebe!..." (8. September 1922, S. 296)
"Ist
eine Seele großmütig genug, Mir alles zu geben, was
Ich von ihr verlange, so häuft sie Schätze auf für
sich und die Seelen und entreißt viele dem Wege des
Verderbens.
Die
Seelen aber, die Mein Herz auserwählt hat, sollen durch
ihre Opfer und ihre Liebe der Welt Meine Gnaden
vermitteln.
Ja,
die Welt ist voller Gefahren... Wie viele arme Menschen,
die zum Bösen neigen, brauchen stets sichtbare oder
unsichtbare Hilfe! Ich wiederhole es: ob die Meinen wohl
gedenken, welcher Schätze sie sich und andere berauben,
wenn sie nicht großmütig sind?
Ich
will nicht sagen, daß eine Seele schon deshalb von
ihren Fehlern und Armseligkeiten befreit ist, weil Ich
sie auserwähle. Sie kann fallen, und sie wird noch mehr
als einmal fallen. Wenn sie sich aber demütigt und ihr
Nichts erkennt, wenn sie versucht, ihren Fehler durch
Großmut und Liebe wieder gut zu machen, wenn sie sich
von neuem Meinem Herzen anvertraut und sich Ihm überläßt,
so erweist sie Mir größere Ehre und kann den Seelen
mehr Gutes tun, als wenn sie nicht gefallen wäre...
Ihre Armseligkeit macht Mir nichts aus... Ich verlange
aber ihre Liebe.
Ja,
eine Seele kann Mich trotz ihrer Armseligkeiten bis zur
Torheit lieben... doch versteh es wohl, daß Ich nur von
Fehlern spreche, die aus Unachtsamkeit und
Gebrechlichkeit entspringen, aber nicht von überlegten
und freiwilligen Fehlern.
Opfere
dein Leben auf, wenn es auch unvollkommen ist, damit
alle Meine auserwählten Seelen die wunderbare Aufgabe
recht begreifen, die sie durch ihre gewöhnlichen
Handlungen und täglichen Mühen vollbringen können.
Sie sollen nie vergessen, daß Ich sie so vielen anderen
vorgezogen habe, nicht wegen ihrer Vollkommenheit,
sondern wegen ihres Elends. Ich bin ganz Liebe, und das
Feuer, das Mich entflammt, verzehrt alle ihre Schwächen.
Ich
werde dir noch andere Geheimnisse Meines Herzens
mitteilen. Aber Mich verzehrt immer das gleiche
Verlangen, daß die Menschen mehr und mehr Mein Herz
erkennen!" (20. Oktober 1922, S. 306)
"Schreibe
für Meine Seelen:
Jene,
die in ständiger Vereinigung mit Mir leben,
verherrlichen Mich und wirken in hohem Maße zum Nutzen
der Seelen. Verrichten sie eine Arbeit, die in sich nur
wenig Wert hat, tauchen diese aber in Mein kostbares
Blut oder vereinigen sie mit der Arbeit, die Ich selbst
während Meines irdischen Lebens verrichtete, wieviel
Frucht wird sie für das Heil der Seelen bringen; mehr
vielleicht, als hätten sie der ganzen Welt gepredigt!
Gleichviel ob sie studieren, reden oder schreiben, ob
sie putzen, nähen, sich erholen; solange die Tätigkeit
nicht durch Laune bestimmt, sondern durch Gehorsam oder
Pflicht geregelt ist und in inniger Vereinigung mit Mir
verrichet wird, ist sie fruchtbar für die Seelen...
Ich
wünsche so sehr, daß die Menschen das verstehen. Nicht
die Handlung in sich bestimmt ihren Wert, sondern die
Absicht, in der sie verrichtet wird. Als Ich in der
Werkstatt zu Nazareth arbeitete, erwies Ich Meinem
himmlischen Vater ebenso viel Ehre wie in Meiner öffentlichen
Lehrtätigkeit.
Viele,
die in den Augen der Welt eine angesehene Stellung
haben, erweisen Meinem Herzen große Ehre. Ich habe aber
auch viele Seelen, die in der Verborgenheit ihres
schlichten Tagewerkes sehr nützliche Arbeiter in Meinem
Weinberge sind; denn die Liebe treibt sie an, und sie
verstehen es, ihre geringfügigsten Handlungen in Mein
Blut zu tauchen und so mit dem Gold der guten Meinung zu
bedecken.
Meine
Liebe geht so weit, daß die Seelen aus den kleinsten
Dingen große Schätze gewinnen können. Wenn sie am
Morgen in Vereinigung mit Mir ihren ganzen Tag aufopfern
und innig verlangen, daß Mein Herz sich seiner zum
Heile der Seelen bediene, wenn sie all ihre Pflichten
aus Liebe erfüllen, Stunde für Stunde und Minute für
Minute, wie viele Schätze sammeln sie an einem Tage!
Solche
Seelen werde Ich Meine unerschöpfliche Liebe immer mehr
offenbaren. Sie werden erkennen, wie leicht es für ein
liebendes Herz ist, sich von der Liebe leiten zu
lassen." (30. November 1922, S. 320)
"Schreibe
für Meine Seelen:
Mein
Herz ist ganz Liebe, und diese Liebe umfängt alle
Menschen. Wie aber kann Ich Meinen auserwählten Seelen
begreiflich machen, daß Mein Herz sie besonders liebt
und sich ihrer bedienen will, um die Sünder und so
viele gefährdete Seelen zu retten?
Deshalb
sollen sie wissen, wie stark Mein Verlangen ist, sie zu
heiligen. Die Vollkommenheit besteht im Wesentlichen
darin, alle gewöhnlichen alltäglichen Handlungen in
Vereinigung mit Mir zu verrichten. Wo dieser Grundsatz
verstanden wird, vergeistigt sich jedes Tun.
Wenn
eine Seele brennt vor Verlangen zu lieben, so fällt ihr
nichts schwer; fühlt sie sich aber kalt und ohne
Schwung, so wird ihr alles mühsam und hart. Dann soll
sie zu Meinem Herzen kommen und wieder Mut fassen!...
Sie soll Mir ihre Niedergeschlagenheit aufopfern, sie
mit Meinem glühenden Eifer vereinigen und dann in
ruhiger Sicherheit bleiben; denn ihr Tagewerk wird von
unermeßlichem Wert für die Seelen sein. Mein Herz
kennt ja alles menschliche Elend und erbarmt sich
seiner.
Dazu
genügt es nicht, daß man sich durch die gute Meinung
einmal mit Mir vereinigt. Ich verlange nach einem
vertrauten, ständigen Zusammenleben, wie es zwischen
wahren Freunden besteht. Selbst wenn sie kein Wort
reden, bleibt doch ihre Aufmerksamkeit aufeinander
gerichtet. Das bewirkt die Liebe.
In
der geistlichen Freude ist es der Seele leicht, an Mich
zu denken, aber wenn Dunkel und Verlassenheit sie überkommen,
soll sie sich nicht fürchten! Ein Blick genügt Mir.
Ich verstehe ihn. Und wenn sie auf Mich allein schaut,
wird sie in Meinem Herzen Verständnis und Hilfe finden.
Ich
will, daß die Menschen aus Erfahrung wissen, wie sehr
Ich sie liebe! Nur dann können sie anderen... das Verständnis
Meiner Liebe vermitteln.
Ich
verlange ausdrücklich, daß alle auserwählten Seelen
ihren Blick beständig auf Mich gerichtet halten. Sonst
werden sie der Lauheit vefallen, denn diese hat ihre
Ursache darin, daß sie Meine Liebe nicht verstehen.
Nein, es ist weder schwierig noch hart, Mein Herz zu
lieben, sondern sanft und leicht. Man braucht nichts Außerordentliches
zu tun, um einen hohen Grad von Liebe zu erreichen: Ich
verlange nur die reine Meinung in kleinen wie in großen
Dingen, innige Vereinigung mit Meinem Herzen, und die
Liebe tut das übrige!..." (2. Dezember
1922, S. 322)
"Ja,
Ich bin Jesus Christus, der die Seelen so innig liebt...
Sieh dies Herz, das nicht aufhört, sie zu rufen, sie zu
behüten und für sie zu sorgen ... Sieh dies Herz vor
Verlangen nach Liebe brennen, besonders nach der Liebe
Seiner auserwählten Seelen!
Schreibe,
schreibe weiter für sie:
Mein
Herz ist nicht nur ein Abgrund der Liebe, es ist auch
ein Abgrund des Erbarmens! Ich kenne die menschliche
Schwäche, Ich weiß, daß auch die geliebtesten Seelen
nicht frei von Fehlern sind. Aber Ich will sie für das
Werk der Welterlösung gebrauchen, indem Ich den
geringsten ihrer Handlungen übernatürlichen Wert
verleihe. Nicht alle können predigen, noch die
Frohbotschaft in die Ferne zu den Heiden tragen. Aber
alle, ja alle können die Liebe und Kenntnis Meines
Herzens verbreiten, alle können sich gegenseitig
helfen, um die Zahl der Auserwählten zu vermehren, das
heißt, das ewige Verderben vieler verhindern ... und
zwar durch Meine Liebe und Mein Erbarmen.
Die
Liebe Meines Herzens geht noch weiter: Nicht nur, daß
Ich das alltägliche Leben der Menschen und ihre
geringsten Handlungen dem Heil der Seelen zugute kommen
lasse; Ich ziehe sogar Nutzen aus ihren Schwächen und
Fehlern. Ja, die Liebe verwandelt und verklärt alles,
und die Barmherzigkeit verzeiht alles!" (5.
Dezember 1925, S. 324)
"Und
nun schreibe noch für Meine Seelen:
Die
Liebe verwandelt ihre gewöhnlichsten Handlungen und
gibt ihnen übernatürlichen Wert. Aber sie tut noch
mehr: Ich liebe Meine Auserwählten so sehr, daß Ich
sogar Nutzen ziehe aus ihren Schwächen und Fehlern.
Wenn
eine Seele klar erkennt, wie elend sie ist, so hört sie
auf, sich selbst etwas Gutes zuzuschreiben. Sie erlangt
eine gewisse innere Demut, was nicht der Fall wäre,
wenn sie sich weniger unvollkommen fände. Wenn euch bei
der Arbeit oder im Apostolat das Bewußtsein eurer Unfähigkeit
überkommt... oder das Widerstreben, anderen den Weg zu
einer Vollkommenheit zu weisen, die ihr selber noch
nicht erreicht habt, so ist das wiederum ein Grund zur
Verdemütigung. Treibt euch die Selbsterkenntnis dazu,
euch Mir zu Füßen zu werfen und in innerer Beschämung
über euren geringen Fortschritt Mein Herz um Kraft und
Mut anzuflehen, so werde Ich mit ungeahnter Liebe auf
euch schauen und euer Wirken wunderbar befruchten.
Jene
aber, die nicht großmütig genug sind, die alltäglichen
Opfer zu bringen und sich wirklich zu bemühen, werden
sehen, wie ihr Leben in bloßen Vorsätzen vergeht und
unfruchtbar bleibt.
Hier
ist eine Unterscheidung nötig. Den Menschen, die
gewohnheitsmäßig etwas versprechen, ohne sich Gewalt
anzutun, um die Aufrichtigkeit ihres Strebens zu
beweisen, sage Ich: Nehmt euch in acht, damit all dieses
Stroh, das ihr in euren Scheunen sammelt, nicht Feuer fängt
oder vom Sturm verweht wird!
Das
gilt aber nicht für solche, die zwar den Tag beginnen
mit dem guten Willen, durch Selbstverleugnung oder Großmut
bei dieser oder jener Gelegenheit Mir einen Liebesbeweis
zu schenken, die aber im entscheidenden Augenblick trotz
des Vorsatzes, den sie noch vor wenigen Stunden gefaßt
hatten, versagen; Eigenliebe, Charakterschwierigkeiten
oder unnötige Rücksicht auf die Gesundheit haben sie
an der Ausführung gehindert. Wenn sie Mich demütig und
voller Beschämung um Verzeihung bitten, sobald sie ihre
Schwäche erkennen, und den Vorsatz erneuern, ihren
begangenen Fehler durch großmütige Liebe zu sühnen,
so verherrlichen sie Mein Herz und tun vielleicht mehr
Gutes, als wenn sie nicht versagt hätten*."
(12. Dezember 1923, S. 326)
*
Der Herr unterscheidet hier sehr deutlich zwischen
gewohnheitsmäßigen, freiwilligen läßlichen Sünden,
die man nicht bekämpft, und Schwachheitsfehlern, die
gesühnt werden.
Er erklärt mit diesen Worten, daß Er durch bewußte
Wiedergutmachung mehr getröstet wird, als Er durch
Schwachheit beleidigt wurde. Tatsächlich verlangt der
Akt der Demut, des Vertrauens und der Großmut, den die
Wiedergutmachung voraussetzt, einen bewußten und vollständigen
Willensakt, während ein solcher bei den
Schwachheitsfehlern nur zum Teil vorhanden war.
"Ich
will verzeihen. Ich will herrschen. Ich will über die
Menschen, über die Völker und über die ganze Welt
herrschen. Ich will Meinen Frieden bis an die Grenzen
der Erde verbreiten. Ich bin die Weisheit und das Glück.
Ich bin die Liebe und die Barmherzigkeit. Ich bin der
Friede; Ich werde herrschen!
Um
den Undank auszulöschen, will Ich einen Strom des
Erbarmens ausgießen. Um die Beleidigungen zu sühnen,
will Ich Schlachtopfer erwählen, die Verzeihung
erlangen werden... Ja, es gibt in der Welt viele Seelen,
die Mir gefallen möchten... Es gibt noch großmütige
Seelen, die Mir alles geben, was sie haben, damit Ich
Mich ihrer nach Meinem Wunsch und Willen bediene.
Ich
beginne Meine Herrschaft mit Erweisen der
Barmherzigkeit, denn Mein Reich ist ein Reich des
Friedens und der Liebe. Das ist das Ziel, das Ich
erreichen möchte, das ist da Werk Meiner Liebe!...
Meine
Botschaft richtet sich an alle: an Gerechte und Sünder,
Gelehrte und Unwissende, Vorgesetzte und Untergebene.
Allen gilt Mein Wort: Sehnt ihr euch nach Glück, so
sucht es in Mir; nach Reichtum: Ich bin der unendliche
Reichtum; nach Frieden: Ich bin der Friede. Ich bin die
Barmherzigkeit und die Liebe! Ich will König sein!...
Ich
komme, dich zu entflammen und zu verzehren... Das ist
Mein einziges Verlangen: Die Seelen entflammen... die
Welt entflammen. Ach, die Seelen weisen die Flamme
Meiner Liebe zurück! Doch Ich werde siegen! Sie werden
Mein sein, und Ich werde ihr Köng sein! Leide mit Mir,
damit die Welt Mich kenne und die Seelen zu Mir kommen.
Durch das Leid wird die Liebe siegen!"
(12. Juni 1923, S. 493)
"Ich
will, daß die Seelen sich vom wahren Licht ganz
durchdringen lassen.
Ich
will, daß die Kinder - diese unschuldigen Herzen, die
Mich nicht kennen und in der Kälte der Gleichgültigkeit
aufwachsen, unwissend um den Wert ihrer Seele - ja, Ich
will, daß diese kleinen Seelen, die doch Meine Freude
sind, einen Zufluchtsort finden, wo man sie Mich kennen
lehrt, und sie aufwachsen in Ehrfurcht vor Meinen
Geboten und in Liebe zu Meinem Herzen.
Ich
will die Herzen durch die Stärke Meiner Liebe gewinnen.
Ich will die Sitten erneuern, sie heben und veredeln,
damit die Menschen nicht mehr bloß für die Welt leben,
sondern für den Himmel. Das will nicht besagen, daß
Ich gegen den Fortschritt sei. Im Gegenteil. Ich wünsche,
daß die Menschen im Wissen, im Können und in der Macht
über die Dinge noch weiter voranschreiten. Ich will
aber, daß sie mit dem Wissen über die Dinge dieser
Welt auch das Wissen um die göttlichen Dinge vereinen.
Dann werden sie mit dem Erstreben der irdischen Güter
zugleich auch das verwirklichen, was die Größe und das
wahre Glück der Seele ausmacht.
Euch
habe Ich erwählt, Mir bei diesem Werke der Liebe zu
helfen.
Mein
Wunsch ist, daß ihr Nahrung für das Feuer seid, das
Ich über die Erde hin verbreiten will; denn was nützt
es, die Flamme zu entzünden, wenn dann nichts da ist,
das sie nährt...
Darum
will Ich eine Reihe von Seelen formen, die immer mehr
von Liebe brennen, von jener Liebe, die vertrauend sich
hingibt und alles von Meinem Herzen erhofft... Dieses
Feuers Gluten sollen sie dann über die ganze Erde
tragen." (21., 28. September 1923)
Diese Worte richtete der Herr an Josefa für die
Gesellschaft vom Heiligsten Herzen.
"Glaubt
nicht, daß Ich von etwas anderem sprechen will, als von
Meinem Kreuze.
Durch
das Kreuz habe Ich die Menschen gerettet, durch das
Kreuz will Ich sie zur Wahrheit des Glaubens und vor
allem auf den Weg zur Liebe zurückführen.
Ich
werde euch Meine Wünsche sagen: Ich habe die Welt durch
das Kreuz, das heißt durch Leiden gerettet. Ihr wißt,
daß die Sünde eine unendliche Beleidung Gottes ist und
eine unendliche Sühne fordert... Deshalb verlange Ich,
daß ihr eure Leiden und Mühen in Vereinigung mit den
unendlichen Verdiensten Meines Herzens aufopfert. Mein
Herz gehört euch. Nehmt es hin. Sühnet mit Meinem
Herzen! Flößet allen Seelen, die mit euch in Berührung
kommen, Vertrauen ein auf die Güte und das Erbarmen
Meins Herzens. Wo immer ihr den Menschen von Mir
sprechen und Mich künden könnt, sagt ihnen, daß sie
sich nicht zu fürchten brauchen, denn Ich, ihr Gott,
bin die Liebe!
Drei
Dinge lege Ich euch besonders ans Herz:
Erstens:
Die Übung der Heiligen Stunde, denn in ihr kann dem
himmlischen Vater mit Christus und durch Christus,
Seinen göttlichen Sohn, eine Sühne von unermeßlichem
Wert dargebracht werden.
Zweitens:
Die fünf Vaterunser zur Verehrung Meiner heiligen fünf
Wunden, denn durch sie wurde die Welt erlöst.
Drittens:
Die ständige Vereinigung... mit den Verdiensten Meines
göttlichen Herzens, denn dadurch gewinnen alle eure
Werke unendlichen Wert.
Nehmt
beständig eure Zuflucht zu Meinem kostbaren Blute!
Vertraut rückhaltlos auf Mein Herz! Wenige verstehen
dieses Geheimnis. Versucht wenigstens ihr es zu erfassen
und zu verwerten!" (15. Oktober 1923, S.
552)
"Die
Seelen brauchen eine Sonne, die sie erleuchtet und
belebt. Diese Sonne ist Meine Liebe. Die ganze Welt soll
in Mir den Gott der Liebe und Barmherzigkeit erkennen.
Alle Menschen sollen wissen, daß Ich Mich danach sehne,
ihnen zu verzeihen und sie zu retten. Die Sünder
brauchen vor Mir nicht zu fliehen, noch dieVerworfensten
zu fürchten. Kommt doch alle zu Mir! Als liebender
Vater nehme Ich euch mit offenen Armen auf und schenke
euch Leben, Frieden und wahres Glück!
Damit
die Menschen Meine Güte erkennen, brauche Ich Apostel,
die ihnen Mein Herz offenbaren. Zuerst aber müssen sie
selbst Es kennen, denn man kann nicht lehren, was man
selbst nicht weiß.
Deshalb
werde Ich in den nächsten Tagen für Meine Priester und
für die gottgeweihten Männer und Frauen sprechen, und
sie werden klar erkennen, was Ich verlange. Ich will
unter den Meinen einen Bund der Liebe bilden, damit sie
bis an die Grenzen der Erde Meine Barmherzigkeit und
Meine Liebe verkünden.
Ich
will, daß die getreuen und auserwählten Seelen von dem
brennenden und stets wachsenden Verlangen nach Sühne
erfaßt werden, denn die Welt hat gesündigt... Ja, die
Welt und die Völker fordern den göttlichen Zorn
heraus. Gott aber, Der durch die Liebe herrschen will,
bittet Seine auserwählten Seelen, zu sühnen, auf daß
sie Verzeihung erlangen und neue Gnaden herabziehen.
Ich
will, daß die Welt gerettet werde, daß Friede und
Einigkeit in ihr herrschen. Ich will herrschen. Ich
werde herrschen durch die Sühne Meiner auserwählten
Seelen, indem viele eine neue Erkenntnis Meiner
Barmherzigkeit und Liebe gewinnen.
Meine
Worte werden für unermeßlich viele Seelen Licht und
Leben sein. Alle Worte werden veröffentlicht, gelesen
und verkündigt werden, und Ich will ihnen eine
besondere Gnadenkraft verleihen um die Seelen zu
erleuchten und umzuwandeln." (13. November
1923, S. 560)
"Nun
wende Ich Mich an die Seelen, die Mir geweiht sind...
Ich habe sie berufen, Mich der Welt und den Sündern
kundzutun.
Viele
von ihnen sind noch nicht zum Verständnis Meiner
Gesinnungen gelangt. Sie behandeln Mich wie jemanden,
der weit entfernt von ihnen lebt, den sie kaum kennen
und von dem sie wenig erwarten. Sie sollen ihren Glauben
und ihre Liebe neu beleben, damit sie zur vertrauten
Freundschaft mit Mir gelangen, Der sie liebt und Den sie
lieben.
In
der Familie kennt der älteste Sohn gewöhnlich am
besten die Gesinnungen und Geheimnisse des Vaters. Ihm
wird mehr anvertraut als den jüngeren Geschwistern. In
der Gottesfamilie der Kirche habe Ich auch älteste Söhne;
das sind Meine Auserwählten, die Seelen, die Mir durch
das Priestertum oder druch die Ordensgelübde besonders
geweiht sind. Sie leben in Meiner nächsten Nähe und
empfangen die auserlesensten Gnaden. Ihnen offenbare Ich
die Geheimnisse Meines Herzens. Ihnen übergebe Ich
durch ihr Amt die Sorge für ihre jüngeren Brüder. Sie
sollen sie unterweisen, leiten und ihnen Meinen Willen
kundtun. Nur wenn Meine Auserwählten Mich wirklich
kennen und lieben, wird es ihnen gelingen, auch andere
zu Meiner Erkenntnis und Liebe zu führen. oder kann man
den von Herzen lieben, dan man nicht kennt? Und kann man
vertrauensvoll mit dem sprechen, von dem man sich fernhält?
Daran
gerade möchte Ich Meine auserwählten Seelen erinnern.
Es ist wahrlich nichts Neues, aber brauchen sie nicht
eine Neubelebung ihres Glaubens, ihrer Liebe, ihres
Vertrauens? Ich will, daß Meine Auserwählten Mir größeres
Vertrauen schenken. Sie sollen Mich in der Tiefe ihres
Herzens suchen. Ich wohne in der Seele, wenn sie im
Stande der Gnade ist. Dort sollen sie Mich sehen, wie
Ich wirklich bin: als den Gott der Liebe. Sie sollen
mehr Liebe haben als Furcht; sie sollen an Meine Liebe
glauben und nie daran zweifeln. Viele wissen, daß Ich
sie erwählt habe, weil Ich sie liebte; aber wenn ihre
Fehler und Schwächen sie niederdrücken, dann werden
sie traurig, weil sie glauben, daß Ich sie nicht mehr
so liebe wie zuvor." (4. Dezember 1923, S.
571)
"Ich
sagte dir gestern, daß Mich diese Seelen nicht kennen.
Sie haben nicht begriffen, was Mein göttliches Herz
ist. Denn gerade ihre Armseligkeiten und Fehler ziehen
Meine Güte zu ihnen herab. Wenn sie ihr Unvermögen und
ihre Schwäche erkennen, wenn sie sich demütigen und
vertrauensvoll zu Mir kommen, verherrlichen sie Mich
mehr als vor ihrem Versagen.
Dasselbe
gilt für ihr Beten, sei es für sich oder für andere:
Wenn sie zögern oder an Mir zweifeln, ehren sie Mein
Herz nicht. Aber sie verherrlichen Es, wenn sie
zuversichtlich auf Erhörung ihrer Bitten hoffen, weil
sie wissen, daß Ich ihnen nichts versagen kann, es sei
denn, daß es ihren Seelen nicht zum Heile gereiche.
Als
der römische Hauptmann Mich anflehte, seinen Diener zu
heilen, sprach er zu Mir in großer Demut: 'Ich bin
nicht würdig, daß Du eingehst unter mein Dach!' Voll
Glauben und Vertrauen fügte er jedoch hinzu: 'Aber
sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund.'
Dieser kannte Mein Herz. Er wußte, daß Ich dem Flehen
einer Seele, die alles von Mir erwartet, nicht
widerstehen kann. Er hat Mich sehr verherrlicht, denn
mit der Demut verband er festes und vollkommenes
Vertrauen... Ja, der kannte Mein Herz. Und doch hatte
Ich Mich ihm nicht geoffenbart, wie Ich Mich Meinen erwählten
Seelen offenbare.
Durch
das Vertrauen erlangen sie unzählige Gnaden, nicht nur
für sich selbst, sondern auch für andere. Ich will, daß
sie diese Wahrheit tief erfassen, denn sie sollen den
armen Menschen, die Mich nicht kennen, die Gesinnungen
Meines Herzens kundtun.
Ich
wiederhole: Was Ich jetzt sage, ist nichts Neues. Aber
wie die Flamme der Nahrung bedarf, um nicht zu verlöschen,
so brauchen die Seelen neuen Aufschwung, der sie
emporreißt, und neue Glut, die sie neu belebt.
Nur
wenige von denen, die Mir geweiht sind, haben ein
unerschütterliches Vertrauen zu Mir; denn es gibt nur
wenige, die in inniger Vereinigung mit Mir leben. Alle
sollen wissen, daß Ich die Seelen so liebe, wie sie
sind. Ich weiß, daß ihre Gebrechlichkeit sie mehr als
einmal zu Fall bringen wird. Ich weiß, daß sie gar oft
nicht halten werden, was sie Mir versprechen. Aber ihr
guter Wille und ihr demütiges Vertrauen, das sie Mir
nach ihrem Fall entgegenbringen, verherrlichen Mich so
sehr, daß Mein Herz ihnen unermeßlich reiche Gnaden
schenkt.
Ich
will, daß alle Mir geweihten Seelen es wissen: Ich rufe
sie zu einem Leben inniger Vereinigung mit Mir. Sie
sollen sich nicht begnügen, mit Mir zu sprechen, wenn
sie in der Kirche vor dem Allerheiligsten sind. Zwar bin
Ich dort gegenwärtig, aber Ich lebe auch in ihnen, und
es ist Meine Freude, eins mit ihnen zu werden.
Sie
sollen Mir von allem sprechen, was ihnen am Herzen
liegt; Mich in allem um Rat fragen, alles von Mir
erbitten!... Ich lebe in ihnen, um ihr Leben zu sein.
Ich wohne in ihnen, um ihre Kraft zu sein. Ja, Ich
wiederhole es: sie sollen nicht vergessen, daß es Meine
Freude ist, ganz eins zu sein mit ihnen! Ich wohne in
ihnen; da sehe Ich sie, da höre Ich sie, da liebe Ich
sie und erwarte, daß sie Meiner Liebe entsprechen.
Viele
halten jeden Morgen ihre Betrachtung, aber oft ist es
mehr eine Formsache als eine Begegnung in Liebe. Dann
feiern sie die heilige Messe oder nehmen daran teil,
empfangen Mich in der heiligen Kommunion; aber wenn sie
aus der Kirche kommen, dann lassen sie sich von ihren
Angelegenheiten so in Anspruch nehmen, daß sie kaum
mehr daran denken, Mir ein Wort zu sagen.
In
solch einer Seele bin Ich wie in einer Wüste. Sie sagt
Mir nichts und bittet Mich um nichts, und wenn sie Trost
braucht, so sucht sie ihn oft bei den Geschöpfen,
anstatt bei Mir, ihrem Schöpfer, Der in ihr ist und
lebt!...
Ist
das nicht Mangel an Vereinigung, Mangel an innerlichem
Leben oder, was das gleiche ist: Mangel an Liebe?
Ich
will die Mir geweihten Seelen daran erinnern, daß Ich
sie auf besondere Weise auserwählt habe, damit sie in
inniger Vereinigung mit Mir leben, Mich trösten und für
alle jene Sühne leisten, die Mich beleidigen.
Sie
sollen bedenken , daß sie verpflichtet sind, Mein Herz
kennenzulernen, in Seine Gesinnnung einzudringen und
Sein Verlangen zu verwirklichen, so weit es in ihrer
Macht steht.
Wenn
ein Bauer sein Feld bestellt, so versucht er alles
Unkraut auszureißen, und scheut weder Arbeit noch Mühe,
bis es ihm gelungen ist. So will Ich, daß auch die
Meinen, sobald sie Meine Wünsche erkennen, mit Hingabe
und Eifer für Meine Interessen arbeiten und vor keiner
Mühe zurückschrecken, um Meine Ehre zu vermehren und
die Sünden der Welt zu sühnen!" (5. Dez.
1923, S. 572)
"Schreibe,
damit alle Mir geweihten Seelen es wissen: Ich rufe alle
zu einem Leben innigster Vereinigung mit Mir.
Sie
sollen Meine Wünsche kennen, Meine Freuden und
Schmerzen teilen, für Meine Interessen arbeiten, ohne Mühen
und Leiden zu scheuen.
Ich
rufe sie, Freud und Leid mit Mir zu teilen und durch
Gebet und Buße Sühne zu leisten für die Sünden der
Welt. Vor allem aber sollen sie danach streben, sich
immer inniger mit Mir zu vereinigen und Mich nie allein
zu lassen. Viele vergessen, daß Ich bei ihnen, Meinen
Vertrauten, Trost suche.
Durch
das Band der Liebe sind sie mit Mir und untereinander
geeint und gewinnen Gewalt über Mein Herz, um den Sündern
das Licht zur Erkennntis der Wahrheit und Verzeihung zu
erflehen.
Spornt
der Anblick der vielen Beleidigungen, die Ich erdulde,
ihren apostolischen Eifer an, sich für die Arbeit in
Meinem Weinberg einzusetzen, dann sollen sie es mit
unerschütterlichem Vertrauen tun; Ich werde ihrem
Flehen nicht widerstehen und ihnen die Gnade geben,
derer sie bedürfen. Alle sollen sich bemühen, Mein
Herz kennen zu lernen, Meine Gesinnungen zu verstehen,
mit Mir vereint zu leben, zu Mir zu sprechen, Mich um
Rat zu fragen. Ihr ganzes Leben sei Meiner größeren
Ehre und dem Heil der Seelen geweiht.
Der
Blick auf sich selbst soll sie nicht eng und eigensüchtig
machen: vielmehr soll ihr Herz weit werden, da sie sich
mit der Macht Meines Blutes und Meiner Verdienste
umkleidet sehen. Wenn sie auf ihre eigene Kraft
vertrauen, können sie nicht viel erreichen. Aber sie
werden stark, wenn sie mit Mir arbeiten, in Meinem Namen
und zu Meiner Ehre.
Die
Mir geweihten Seelen sollen ihr Verlangen nach Sühne
neu beleben und vertrauensvoll bitten, daß der Tag
Christi, des Königs, das heißt der Tag Meiner
Weltherrschaft anbreche! Sie sollen sich nicht fürchten,
sondern auf Mich hoffen und vertrauen.
Eifer
und Liebe für die armen Sünder verzehre sie; sie
sollen Mitleid mit ihnen haben, für sie beten und milde
mit ihnen umgehen.
Der
ganzen Welt sollen sie Meine Güte, Meine Liebe, Meine
Barmherzigkeit künden.
Gebet,
Buße und vor allem Vertrauen seien die Waffen ihres
apostolischen Wirkens; nicht das Vertrauen auf ihre
eigenen Kräfte, sondern Vertauen auf die Macht und Güte
Meines Herzens.
Meine
Apostel waren arme, ungelehrte Männer, aber sie wurden
reich und weise durch den Reichtum und die Weisheit
Gottes. Ihr Losungswort sei auch das eure: 'Herr, in
Deinem Namen gehe ich ans Werk, in Dir vermag ich
alles.'
Ein
Dreifaches verlange Ich von den Mir geweihten Seelen: Sühne,
Liebe, Vertrauen.
Sühne,
das heißt Vereinigung mit dem göttlichen Sühnopfer; für
Ihn, mit Ihm und in Ihm wirken im Geiste der Sühne und
in der Vereinigung mit Seinen Gesinnungen und Wünschen.
Liebe,
das heißt Vertrautheit mit Dem, Der ganz Liebe ist, und
Der sich herabläßt, Seine Geschöpfe um ihre Liebe und
Freundschaft zu bitten.
Vertrauen,
das bedeutet: Dessen sicher sein, Der ganz Liebe, Güte
und Erbarmen ist; mit Dem ich lebe Tag und Nacht; Der
mich kennt und Den ich kenne; Der mich liebt und Den ich
liebe; Der die Seinen in besonderer Weise aufruft, Sein
Leben zu teilen, Sein Herz zu erkennen und alles von Ihm
zu erwarten." (6. Dezember 1923, S.
576)
DIE
LIEBE RUFT
Botschaft
des Herzens Jesu an die Welt
und
ihre Künderin
Schwester
Josefa Menéndez
aus der Gesellschaft der Ordensfrauen vom Heiligsten
Herzen Jesu
1890 - 1923
Auszug
aus dem gleichnamigen Buch von H. Monier-Vinard S.J.
SCHWESTER
JOSEFA MENÉNDEZ
Im
Kloster "Les Feuillants" zu Poitiers starb am
29. Dezember 1923 Schwester Josefa Menéndez im Alter
von 33 Jahren eines heiligmäßigen Todes. Als
bescheidene Laienschwester der Gesellschaft vom
Heiligsten Herzen Jesu hatte sie nur vier Jahre
verborgen im Orden gelebt. Allem Anschein nach gehörte
sie zu denen, deren Name der Welt auf immer unbekannt
bleiben und deren Bild selbst im Gedächtnis der
Mitschwestern rasch verblassen sollte. Doch im
Gegenteil, kaum zwanzig Jahre nach ihrem Tode beschäftigt
sich die ganze Welt mit ihr. In Amerika, in Afrika,
Asien und Ozeanien ruft man sie eifrig an und lauscht
mit Andacht und Ehrfurcht der Botschaft, die sie im
Auftrag des Herzens Jesu den Menschen vermittelt hat.
Im
Jahre 1938 erschien im Verlag des Gebetsapostolates zu
Toulouse unter dem Titel "Un Appel à l'Amour"
das Wesentliche dieser Botschaft. Kardinal Pacelli, der
heute unter dem Namen Pius XII. glorreich regiert, war
gern bereit, in einem brieflichen Vorwort allen die
Lesung anzuempfehlen. Fünf Jahre später wird dringend
eine vollständige Biographie gefordert. Man will ein so
reiches und so verborgenes Leben, in dem gerade
menschliches Unvermögen den Glanz göttlicher
Wirksamkeit wunderbar hervortreten läßt, in allen
Einzelheiten kennenlernen.
Die
zweite, vollständigere Auflage des Buches erfüllte
dieses berechtige Verlangen. Sie wurde auf Grund der
Aufzeichnungen verfaßt, die Schwester Josefa Tag für
Tag im Gehorsam niedergeschrieben hat. Sie ist umso
glaubwürdiger, als diese Aufzeichnungen durch die
genaue Erinnerung der Zeugen ihres Lebens, der Oberin
und der Assistentin im Hause zu Poitiers und des hochwürdigen
Dominikanerpaters Boyer, ihres Seelenführers, bestätigt
werden.
Man
wird das Buch mit großem Interesse zur Hand nehmen, mit
Ergriffenheit und Bewunderung lesen und mit dem festen
Willen schließen, besser zu werden und endlich Gott zu
lieben, der eine so große Liebe zu Seinen Geschöpfen
offenbart.
Alles
spricht hier von der wunderbaren Liebesvorsehung Gottes.
Die
Heilige Schrift zeigt Ihn uns in den Psalmen, wie Er mit
steter Wachsamkeit den Menschenkindern nachgeht, auf
ihre Werke schaut und die leisesten Regungen ihres
Betens beantwortet; liebevoll neigt Er sich Seinen
widerspenstigen Kindern zu. Von Anbeginn spricht Er
durch Seine Wunder und durch die Stimme Seiner Propheten
bis zu dem Tage, an dem Er selbst herabkommt, im Schoße
der Jungfrau Maria eine menschliche Natur annimmt und
den Menschen in menschlicher Sprache die große Liebe kündet,
die Sein Herz erfüllt.
Und
Jesus, das fleischgewordene Wort, überbrachte den
Menschen die Fülle der Botschaft, die Er selbst vom
Vater empfangen hatte: "Omnia quaecumque audivi
a Patre meo nota feci vobis" - "Alles,
was Ich von Meinem Vater gehört, habe Ich euch
kundgetan" (Jo. 15,15). Nichts ist dem hinzuzufügen,
was Jesus Christus gesagt hat. Mit dem Tode des heiligen
Johannes, des letzten Apostels, ist die göttliche
Offenbarung abgeschlossen und besiegelt. Man hat im
Laufe der Jahrhunderte nur ihren Inhalt auszudeuten. Er
ist von unergründlichem Reichtum. Die Menschen sind im
allgemeinen in religiöser Hinsicht so unachtsam und
oberflächlich, daß sie das Evangelium, das vertieft
sein will, nicht gründlich zu lesen verstehen. Und so
wie einst im Alten Bunde Gott Seine Propheten sandte, um
Glaube und Hoffnung Seines Volkes neu zu beleben, so
erweckt Christus von Zeit zu Zeit Seelen, denen Er die
Sendung anvertraut, den Menschen Seine Worte zu erklären
und deren Tiefe und verborgenen Sinn zu enthüllen.
Am
Ostermorgen beauftragt Er Maria Magdalena, den Aposteln
die Botschaft Seiner glorreichen Auferstehung zu
bringen; und auch in späteren Zeiten fordert Er oft
unbekannte und unbedeutende Frauen auf, der Welt Seine
Absichten zu übermitteln.
Um
nur die wichtigsten Beispiele anzuführen: Durch die
heilige Juliana von Montcornillon führte Er in der
Kirche das Fronleichnamsfest ein und belebte die Andacht
zum Allerheiligsten Altarssakrament. Durch die heilige
Margareta Maria verlieh Er der Andacht zum Heiligsten
Herzen durch neue Sinngebung und neue Zielsetzung neuen
Aufschwung.
So
verfuhr Er auch mit Schwester Josefa.
Den
beiden Erstgenannten wurde durch ihre Heiligsprechung
eine Art offzieller Anerkennung ihrer Sendung durch die
Kirche zuteil. Schwester Josefa hat diese Ehre noch
nicht erhalten; doch ehe sie die Schwester der genannten
Heiligen in der Glorie wird, ist sie schon deren
Schwester in der Gnade, und es hat Gott gefallen, auch
ihr Zeugnis zu beglaubigen. Er, Der die menschlichen
Geschöpfe mit großer Ehrfurcht behandelt: cum
magna reverentia disponis nos - mit aller Schonung
leitest Du uns (Weish. 12,18), prägt jenen, die Er
sendet, Sein göttliches Siegel auf: Man muß sie als Künder
Seiner Worte anerkennen. Gottes Wege sind nicht unsere
Wege, noch Seine Gedanken unsere Gedanken. Um besser zu
beweisen, daß alles von Ihm kommt, wählt Er schwache
Werkzeuge, die nach menschlichem Ermessen für das
beabsichtigte Werk ungeeignet scheinen.
Er
läßt Seine Kraft in der Schwachheit aufleuchten.
"Um
Seine Kirche zu gründen", sagt der heilige Paulus,
"hat Er weder die Weisen noch die Großen der Welt
erwählt." Man hätte sonst ihrer Begabung oder
ihrem Ansehen die rasche Ausbreitung des Christentums
zuschreiben können. Er berief die Unwissenden, die
Armen aus dem einfachen Volk, und machte sie zu Gefäßen
der Auserwählung.
Und
damit die Größe ihrer Sendung sie nicht blende und sie
nicht zum Stolz versuche, gefällt Er sich darin, sie
beständig ihr Nichts, ihr angeborenes Elend, ihre Schwäche
fühlen zu lassen.
Nur
in wahrhaft demütigen Seelen sind Seine Gnaden in
Sicherheit.
Das
ist die Weise der Vorsehung: Auf dem Nichts gründet
Gott Seinen Ruhm.
"Hätte
Ich eine Elendere gefunden als dich", sagte Er zur
heiligen Margareta Maria, "so hätte Ich diese erwählt."
Schwester
Josefa wird oftmals dieselben Worte hören:
"
- Hätte Ich einem elenderen Geschöpf begegnen könen,
so hätte Ich meinen Blick darauf gerichtet. Da Ich es
aber nicht gefunden habe, so bist du die Erwählte (7.
Juni 1923)."
Und
kurz nachher fügt Er bei:
"
- Ich habe dich erwählt, weil du ein unnützes und ganz
armseliges Geschöpf bist und damit in Wahrheit Ich es
sei, Der da redet, bittet, handelt (12. Juni
1923)."
Nichts
schien Josefa für eine solche Sendung
vorauszubestimmen. Das Zögern, das sie der
Verwirklichung ihres Berufes entgegenstellte, hatte von
vornherein Zweifel an ihrer Seelenstärke aufkommen
lassen. Ihre bescheidene Stellung im Orden, ihre Liebe
zum verborgenen Leben, ihre mangelnde Sprachfertigkeit
im Französischen hätten vielmehr unüberwindliche
Hindernisse sein können. (Hätte man unter den
damaligen Novizinnen, von denen die meisten Polinnen
waren, auf Grund irgendwelcher mystischer Anzeichen die
Wahl Gottes zu erraten versucht, so hätte man nicht an
Schwester Josefa gedacht; nichts an ihrem Äußeren war
auffallend und hätte eine göttliche Erwählung
vermuten lassen.)
Doch
gerade darin liegt das göttliche Zeichen: Die
bescheidene kleine Novizin, die in ihrer außergewöhnlichen
Empfindsamkeit für den Kampf so wenig geeignet
erscheint, erweist sich von unüberwindlicher Kraft. Je
mehr göttliche Offenbarungen ihr zuteil werden, umso
mehr flüchtet sie in ihr Nichts. Je mehr Gott sich ihr
nähert, desto tiefer erniedrigt sie sich. Obgleich so
augenscheinlich Gott am Werke ist, fürchtet sie ständig,
getäuscht zu werden und andere zu täuschen. Ihre Obern
gegenüber ist sie das lenksamste, gelehrigste, ihrer
Autorität ehrfürchtig ergebenste Kind. Sie sehnt sich
nach ihrer Leitung und ist zu allen Opfern bereit.
Nichts
Übertriebenes ist an ihrer Frömmigkeit, an ihrer Art
zu sein und zu handeln, alles ist einfach und wahr,
kerngesund. Sie hat Sinn für Maß und Ordnung. Das Göttliche,
das sie in sich trägt und dessen ganze Bürde sie
besonders zu gewissen Stunden empfindet, die unsagbaren
Leiden, die daraus folgen, stören ihr inneres
Gleichgewicht nicht. Auch die übermenschliche Ausdauer,
mit der sie Prüfungen und Leiden erträgt, die bei
weitem die Grenzen ihrer natürlichen Kräfte übersteigen,
bietet ihren Obern die beste Gewähr für die göttliche
Wirksamkeit.
"In
dir selbst werde Ich Mich bezeugen", hatte der
Heiland zu Josefa gesagt. Ihr Seelenführer und ihre
Obern, die zuerst zweifelnd und zurückhaltend gewesen
waren, mußten so endlich dazu gelangen, aus innerer Überzeugung
heraus Josefas Sendung Glauben zu schenken.
JOSEFAS
SENDUNG
Der
Herr enthüllt sie ihr nach und nach.
Mehrmals
schon hatte Er gesagt, Er wolle sich ihrer bedienen,
"um Seine Absichten zu verwirklichen (9. Februar
1921)" und "um viele Seelen zu retten, die Er
um so teuren Preis erworben (15. Oktober 1920)." Am
24. Februar 1921 abends während der heiligen Stunde
erneuert Er Seinen Ruf in bestimmterer Form:
"
- Die Welt kennt das Erbarmen Meines Herzens nicht. Ich
will Mich deiner bedienen, um es ihr zu künden. Ich
will, daß du ein Apostel Meiner Güte und
Barmherzigkeit seist. Ich werde dich lehren, was es
bedeutet, dich selbst ganz zu vergessen."
Und
da Josefa ihre Befürchtungen ausdrückt:
"
- Liebe, und fürchte nichts. Ich will, was du nicht
willst, aber Ich kann, was du nicht kannst; es ist nicht
an dir, zu wählen, sondern dich hinzugeben."
Einige
Monate später, am Montag, den 11. Juni 1921, wenige
Tage nach dem Herz-Jesu-Fest, an dem sie viele Gnaden
empfangen hatte, sagte ihr der Herr:
"
- Denke an Meine Worte und glaube ihnen. Ich will dich
in Meinem Herzen gefangen halten und dich in Meiner
Liebe besitzen, um dann deine Kleinheit und Armseligkeit
zu einem Werkzeug Meines Erbarmens für viele Seelen zu
machen, die durch deine Vermittlung gerettet werden. Später
werde Ich dir die Geheimnisse Meines Herzens enthüllen,
und sie werden vielen Seelen zum Heile gereichen. Ich
will, daß du alles aufschreibst und bewahrst, was Ich
dir sage. Alles wird man lesen, wenn du im Himmel bist.
Nicht wegen deiner Verdienste will Ich Mich deiner
bedienen, sondern damit die Seelen erkennen, wie Meine
Allmacht sich armer und schwacher Werkzeuge
bedient."
Und
da Josefa Ihn fragt, ob sie auch dies ihrer Oberin sagen
solle, antwortet Er:
"
- Schreibe es auf und man wird es nach deinem Tode
lesen."
So
gibt sich Gottes Absicht immer deutlicher zu erkennen:
Er erwählt Josefa zur lebendigen Opfergabe für die
Seelen, besonders für die gottgeweihten. Er erwählt
sie zur Künderin einer Botschaft des Erbarmens und der
Liebe an die Welt. Ihre Sendung ist zweifach: Sie soll Sühnopfer
und Botin sein; und diese beiden Sendungen stehen in
innerem Zusammenhang. Indem sie Sühnopfer ist, ist sie
Botin; und weil sie Botin ist, muß sie Sühnopfer sein.
Das
Sühnopfer
Ein
Schlachtopfer ist seinem Wesen nach dem Tode
ausgeliefert und zwar zumeist dem Sühnetod.
Wenn
man sich auch als Sühnopfer anbieten kann, um dadurch
Gott Freude und Ruhm zu bereiten, so führt Gott doch größtenteils
nur jene Seelen auf diesen Weg, denen Er eine
Mittlersendung anvertraut: Sie sollen leiden und sühnen
für andere, denen ihre Hinopferung zugute kommt. Sie
ziehen Gnaden der Erbarmung auf die Seelen herab und
halten die strafende göttliche Gererchtigkeit von ihnen
zurück. Es versteht sich von selbst, daß man sich eine
solche Aufgabe nicht anmaßen darf. Um sich so zwischen
Gott und Sein Geschöpf zu stellen, bedarf es der göttlichen
Zustimmung. Wie könnte ein Mensch vermitteln, den Gott
nicht dazu berufen hat?
Schon
im Alten Testament durfte man Gott nicht irgendwelche
Schlachtopfer darbringen. Um gnädige Aufnahme zu
finden, mußten sie von dieser oder jener genau
betimmten Art sein. Sie mußten ohne Flecken oder Makel
in voller Jugendkraft stehen. Sie mußten vor allem
durch einen Priester nach vorgeschriebenem Ritus
dargebracht werden, und eben dieser Ritus, streng
gefordert und beobachtet, war Ausdruck der Gesinnung,
die den opfernden Priester und den Spender beseelen
sollte.
Im
Neuen Testament, in dem das neue Opfer die alten ablöste,
ist Jesus Christus der einzige Mittler, der einzige
Priester, die einzige Opfergabe; und Seine Hinopferung
hat nicht mehr einen bloß stellvertretenden, sondern
einen wirklichen und unendlichen Wert.
Will
sich also der Herr andere lebendige Opfergaben
zugesellen, so müssen sie, um in Sein Opfer mit
einzugehen, mit Ihm nur ein Leben haben, an Seiner
Gesinnung teilnehmen. Folglich können es nur
menschliche, mit Verstand und Willen begabte Personen
sein.
Diese
Personen wählt Er selbst, und, da sie freien Willen
haben, verlangt Er ihre Zuistimmung. Geben sie Ihm
diese, so liefern sie sich Ihm dadurch gänzlich aus. Er
verfügt daher über sie unumschränkt.
Die
Christus ähnliche und in Ihn verwandelte Opferseele
stellt dem himmlischen Vater die Gesinnung Jesu Christi
dar und Christus gegenüber die Gesinnung, die jene
Menschen haben sollten, welche sie vertritt; sie
verharrt im Zustand der Erniedrigung, der Buße, der Sühne.
Auf
Grund dieses Hineingenommenseins in Jesus Christus nimmt
sie innigsten Anteil an Seiner Passion; sie erduldet die
Peinen und Todesnöte in verschiedener Stärke und auf
mannigfache, doch zumeist übermenschliche Weise.
Oft
sühnt sie für namentliche, bekannte Sünder, erduldet
die gerechten Strafen für deren Verbrechen.
Krankheiten, Prüfungen jeder Art, sogar Verfolgungen
seitens des bösen Geistes, dessen Spielball sie wird.
Dies
war in selten hohem Grade bei Schwester Josefa der Fall.
Sie
ist Opfergabe auf Grund des ausdrücklichen Wunsches
Unseres Herrn, und sie ist es ohne Vorbehalt. Nicht nur
ist ihr ganzes Wesen als Sühnoper Gott hingegeben, auch
die einzelnen Eigenschaften Gottes finden in ihr eine
entsprechende Opferhuldigung.
Die
heilige Theresia vom Kinde Jesu hat sich als Sühnopfer
der barmherzigen Liebe angeboten; Marie des Vallées war
besonders gekennzeichnet als Sühnopfer der göttlichen
Gerechtigkeit; die heilige Margareta Maria war sowohl
der Gerechtigkeit als der Barmherzigkeit geopfert: Dies
gilt auch von Schwester Josefa, und der Herr erklärt es
ihr ausdrücklich und noch genauer als der heiligen
Margareta Maria.
"
- Ich habe dich als Sühnopfer Meines Herzens erwählt
(19. Dezember 1920)."
"
- Du bist das Sühnopfer Meiner Liebe (2. Oktober 1922,
23. November 1920)" - "Meiner Liebe und Meiner
Barmherzigkeit (30. Juni 1921)."
"
- Ich will, daß du das Sühnopfer der göttlichen
Gerechtigkeit und der Trost Meines Herzens seist (9.
November 1920)."
Um
Gott in all diesen Eigenschaften zu verherrlichen, mußte
sie leiden.
"
- Du leidest in deiner Seele und an deinem Leibe, weil
du das Sühnopfer Meiner Seele und Meines Leibes bist.
Wie solltest du kein Herzeleid tragen, da Ich dich als Sühnopfer
Meines Herzens auserwählt habe (19. Dezember
1920)?"
Als
Sühnopfer des Herzens Jesu leidet sie, um dieses durch
den Undank der Menschen verwundete Herz zu trösten;
als
Sühneopfer der Liebe und Barmherzigkeit leidet sie,
damit die barmherzige Liebe Jesu die von Ihm so
geliebten Sünder mit Ganden überhäufen könne;
als
Sühnopfer der göttlichen Gerechtigkeit trägt sie die
Qualen der Verdammnis und sühnt für viele
Verbrecherseelen, die ihr das Heil verdanken werden.
Ihre
Sendung verlangt von ihr dauernde Hinopferung. Der Herr
verbirgt ihr dies nicht:
"
- Liebe, leide, gehorche, so kann Ich Meine Absichten in
dir verwirklichen (9. Januar 1921)."
Und
am 12. Juni 1923 bestätigt Er ihr alle Seine Absichten:
"
- Du wirst in tiefster Verborgenheit leben; weil du aber
von Mir als Opfer erwählt bist, wirst du leiden, und im
Abgrund des Leidens versenkt, wirst du sterben. Suche
weder Ruhe noch Erleichterung; du wirst sie nicht
finden; denn so ist es Mein Wille. Meine Liebe wird dich
stützen, Ich werde dich nie verlassen."
Wenn
der Heiland sie aber so leiden lassen will, verlangt Er
vorher ihre Zustimmung. Obgleich Er der Herr und Meister
ist, beugt Er sich vor dem freien Willensentscheid, den
Er Seinem Geschöpfe gelassen hat.
"
- Du aber, willst du?" fragt Er Josefa; und da sie
furchtsam zaudert, entfernt sich der Herr und läßt sie
trostlos über diesen Abschied zurück. Und die
Muttergottes kommt, um ihr zu sagen:
"
- Vergiß nicht, daß deine Liebe frei ist (3. März
1922)."
Mehrmals
wird Josefa sich Ihm entziehen, dann verschwindet Jesus,
und sie muß Ihn wiederholt rufen, damit Er ihr doch
geben möge, was Er ihr zuvor anbot.
Meistens
aber nimmt sie an, und mit welcher Hochherzigkeit (Gott
drängt nichts auf; Er zwingt nicht; um jedoch die gewünschte
Zustimmung zu erlangen, geht Er mit göttlicher
Geschicklichkeit vor. Er entfernt sich nach ihrem
Zaudern, und Seine Abwesenheit, die für Josefa unerträglich
wird, bewegt sie zu vollkommener Zustimmung. Oder Er
sagt ihr nicht gerade heraus, daß Er sich ihrer
bedienen will, um zur Welt zu sprechen - der Schrecken wäre
zu heftig gewesen; Er sagt ihr einfach: "Willst du
leiden? Willst du Sühnopfer sein?" Ein Sühnopfer
braucht nur zu leiden, nicht hervorzutreten, und Josefa
nimmt an.)!
"Ich
habe mich Ihm zur Verfügung gestellt, sagt sie, damit
Er mit mir mache, was Er will."
Gott
weiß von da an, daß Er nach Seinem Wohlgefallen
handeln kann, und wiederholt es ihr:
"
- Ich bin dein Gott, du gehörst Mir, du hast dich
ausgeliefert; von nun an kannst du Mir nichts mehr
verweigern (23. Juli 1921)."
"
- Was sollte Ich tun, wenn du dich Meinem Willen nicht
überläßt (21. April 1922)?"
Sie
gibt sich Ihm anheim. Wie ihr Meister wird auch sie die
freiwillig dargebrachte Opfergabe sein: Oblatus est
quia ipse voluit. - Er ward geopfert, weil Er es
selbst wollte. Wie Er wird auch sie reine Opfergabe
sein. Man kann nicht für die andern sühnen, wenn man für
sich selbst zu sühnen hat. Und Gott hat Josefa rein
erhalten. Man findet in ihrem Leben keinen einzigen
wahrhaft freiwilligen Fehler. Ihre größten
Treulosigkeiten bestehen nach ihrem eigenen Geständnis
in der zu zögernden Beantwortung der Gnadenrufe, im
Zaudern angesichts einer Aufgabe, die sie erschreckt;
nichts also, das auch nur im geringsten ihr Herz und
ihre Seele beflecken könnte.
Der
Herr wachte eifernd darüber.
"
- Ich will dich so selbstvergessen und so hingegeben an
Meinen Willen, daß Ich dir künftig nicht die kleinste
Unvollkommenheit durchgehen lasse, ohne dich aufmerksam
zu machen (21. Februar 1921)."
Mehrmals,
wenn Er von ihr verlangt, sich als Sühnopfer
hinzugeben, schenkt Er ihr zuvor eine besondere Gnade
vollkommener Reinigung.
"
- Jetzt leide für Mich, Josefa; doch zuvor werde Ich
auf deine Seele einen Strahl der Liebe fallen lassen, um
sie zu reinigen; denn du mußt rein sein, wie es sich für
Meine Opferseelen ziemt (17. Juni 1923)."
Bei
solcher Reinheit braucht das Leiden nicht zu läutern,
sondern bringt andern Seelen die Früchte des Heiles.
Wie
es bei allen wahren Opfergaben der Fall ist, weist auch
Josefas Leiden einen zweifachen Charakter auf:
Sie,
die von Jesus Christus selbst erwählt wurde, um Sein
Erlösungswerk als Sühnopfer fortzusetzen und zu
vollenden, muß dem Heiland vollkommen gereint sein und
Christi Leiden teilen, indem sie die gleichen Schmerzen
duldet wie Er. Da sie Sühnopfer für die Sünden
anderer ist, muß ihr Leiden zu den Sünden in Beziehung
stehen, die gesühnt werden sollen.
a)
Teilnahme am Leiden Christi
Christi
Leiden allein hat die Kraft zu erlösen. Nur durch das
Blut des Lammes kann die Seele von Sünden gereinigt und
gerettet werden. Der laute Schrei des sterbenden
Heilandes ist ein drängender Ruf an das ganze
Menschengeschlecht. Möchten doch alle zu den Quellen
des Erlösers eilen, denen alle Gnaden entströmen.
Mit
den Seelen, die dem Rufe folgen, vollzieht sich die
lebenspendende Berührung unmittelbar. Leider halten
sich viele absichtlich fern. Um auch sie zu erreichen,
bedient sich Christus anderer Seelen, die Er zu
Vermittlern Seines Erbarmens macht. Diese fruchtbarsten
Reben am geheimnisvollen Weinstock sind infolge ihrer
engen Verbindung mit dem Stamme durchpulst vom göttlichen
Gnadenstrom. Sie machen sich für die Sünder
verantwortlich. Eins mit ihnen, wie sie eins mit
Christus sind, vollzieht sich durch sie das Einströmen
der Gnade. Das sind die Opferseelen.
Um
diesen Beruf zu erfüllen, müssen sie dem gekreuzigten
Christus so innig verbunden sein, daß ihre Herzen im
vollen Einklang mitdem Seinen schlagen; Er aber prägt
den Tiefen ihrer Seele, ihres Herzens und ihres Leibes
Sein schmerzhaftes Leiden ein, um aus ihnen Seine
lebendigen Abbilder zu gestalten.
In
solchen Seelen erneurt Er all Seine Geheimnisse: Sie
erfahren wie Er Widerspruch, Verfolgung, Demütigung,
Geißelung, Kreuzigung; und was die Menschen ihnen nicht
zufügen, das vollendet Gott selbst durch geheimnisvolle
Schmerzen, Todesangst, Wundmale, die sie zu lebendigen
Bildnissen des Gekreuzigten machen.
Leicht
ist die Macht zu ermessen, die der Fürsprache und
Vermittlung solcher Seelen bei Gott zukommt, wenn sie
die göttliche Barmherzigkeit für das Heil ihrer Brüder
anflehen; es ruft ja in ihnen und durch sie das kostbare
Blut Jesu Christi zum Vater, unendlich beredter als
Abels Blut!
Sühnopfer
sind wie enteignet zugunsten der Anderen. Ihnen drückt
die Passion Christi das Siegel auf und bringt durch sie
hindurchströmend in anderen Seelen Früchte des Heiles
hervor. So sind sie Träger der Gnade von Kalvaria.
Diese
sind Miterlöser im wahren Sinne des Wortes: Die Nächstenliebe
drängt sie; ihnen enthüllt Gott in der Beschauung die
Unermeßlichkeit Seiner Liebe zu den Seelen und Seinen
Schmerz über den Verlust der Sünder. Dieser Anblick
bricht ihnen das Herz. Das Verlangen, Jesus zu trösten,
bleibt nicht dabei stehen, Ihm ihre Liebe zu beteuern,
es weckt ihren Eifer. Sie wollen um jeden Preis Seelen
zu Christus führen, und Er, Christus, facht diesen
Eifer noch mehr an. Er teilt ihnen Seine brennende Liebe
zu den Seelen mit, von nun an lieben sie sozusagen mit
Seinem Herzen. Diese Liebe gibt ihnen übermenschliche
Ausdauer, wie Josefa sie selbst gut beschreibt:
"Seit
zwei bis drei Wochen fühlt meine Seele den Zug zum
Leiden. Früher hatte ich Angst vor allem. Wenn Jesus
mir sagte, Er habe mich zum Sühnopfer ausersehen, so
schauderte mein ganzes Wesen; jetzt ist es das
Gegenteil. Es gibt Tage, an denen ich so sehr leide, daß
ich nicht leben könnte, wenn Er mich nicht aufrecht
hielte, denn keines meiner Glieder bleibt verschont!
Trotzdem möchte meine Seele noch viel mehr für Ihn
erdulden, wenn auch nicht ohne Widerstreben der
sinnlichen Natur. Wenn die Schmerzen anfangen, so
zittere ich und weiche unwillkürlich zurück; doch im
Willen ist eine Kraft, die zustimmt, die sogar noch mehr
leiden möchte; würde ich in solchen Augenblicken vor
die Wahl gestellt, entweder in den Himel einzugehen oder
weiter zu leiden, so zöge ich es tausendmal vor, weiter
hier zu leiden, um Sein Herz zu trösten, und doch
verzehre ich mich vor Sehnsucht, zu Ihm zu gehen. Ich
weiß, daß Jesus diese Verwandlung bewirkt hat (30.
Juni 1921)."
Josefa
hat recht: Diese Kraft kommt nicht aus ihr, sondern aus
Jesus; oder vielmehr, es ist Jesu eigenste Kraft, die in
sie einströmt, Er teilt ihr Seine Gesinnungen, Seine Wünsche,
Seine Leiden mit. (" - Es ist Meinem Herzen ein
Trost, wenn Es sich mitteilen kann. Ich komme in dein
Herz, um darin zu ruhen, wenn eine Seele Mich kränkt,
und es ist Mein Wunsch, ihr Gutes zu tun, der in dich übergeht
und der deine wird." (23. Oktober 1922)).
"
- Weil du bereit bist zu leiden - sagt Er ihr - so
leiden wir gemeinsam (19. Dezember 1920)."
Und
Er gibt ihr Sein Kreuz:
"Jesus
kam, mit dem Kreuze beladen, und legte es auf meine
Schulter (18. Juli 1920)."
"
- Ich bringe dir Mein Kreuz, denn Ich will es auf dich
legen (26. Juli 1921)."
"
- Ich will, daß du Mein Simon von Cyrene seist. Du
wirst Mir helfen, das Kreuz tragen (23. Februar
1922)."
"
- Mein Kreuz sei dein Kreuz (30. März 1923)."
Und
dieses Kreuz, das Er unzählige Male auf ihre Schultern
legt, trägt sie Stunden, Tage, ja ganze Nächte lang.
Er
vertraut ihr Seine Dornenkrone an, die sie oft so lange
trägt, daß sie gleich Ihm nicht weiß, wohin sie den
schmerzenden Kopf legen soll:
"
- Ich gebe dir meine Dornenkrone. Beklage dich nicht darüber,
denn das ist Teilnahme an Meinem Leiden (26. November
1920)."
"
- Ich selbst werde deine Stirne mit Meiner Dornenkrone
umgeben (17. Juni 1923)."
Er
läßt sie Seine Seitenwunde fühlen:
"
- Dieser Schmerz - so sagt ihr die Muttergottes am 20.
Juni 1921 - ist ein Funke aus dem Herzen meines Sohnes;
wenn er heftiger wird, so ist er das Zeichen, daß zu
dieser Stunde Jesu Herz von einer Seele tief verwundet
wird."
Er
will, daß sie den Schmerz der Nägel in ihren Händen
und Füßen empfinde.
"
- Ich will dir einen neuen Liebesbeweis geben: Heute
wirst du den Schmerz Meiner Nägel teilen. (16. März
1923)."
Und
am Karfreitag, den 30. März 1923, erleidet sie eine
wahre Kreuzigung:
"
- Lege deine Hände unter Meine Hände, deine Füße
unter Meine Füße, um dich mit Meinen Schmerzen zu
vereinigen. Deine Glieder sollen mit den Meinen
leiden."
Er
gesellt sie enge den Qualen Seiner Seele und Seines
Herzens zu:
"
- Jeden Freitag und besonders am ersten Freitag im Monat
werde Ich dich an der Bitterkeit Meines Herzens
teilnehmen lassen und du wirst in besonderer Weise die
Qualen Meiner Passion erdulden (4. Februar 1921)."
Am
1. März 1922 erscheint Er ihr mit blutigem Antlitz:
"
- Komm, ruhe in Meinem Herzen und nimm teil an Seiner
Bitterkeit."
"Er
zog mich an Sein Herz, und meine Seele wurde von solcher
Todesangst und Bitterkeit erfüllt, daß ich es nicht
beschreiben kann."
Und
wie Jesus leidet sie für die andern.
"
- Ich will, daß dein ganzes Wesen leidet, um Mir Seelen
zu gewinnen (21. Dezember 1920)."
"
- Eine Seele beleidigt Mich durch ihre Sünden. Hab
keine Furcht, wenn du dich verlassen fühlst, denn Ich
wede dich an der Todesangst Meines Herzens teilnehmen
lassen (13. September 1921)."
"
- Behalte Mein Kreuz, bis diese Seele die Wahrheit
erkennt (24. März 1923)."
"
- Nimm Mein Kreuz, Meine Nägel, Meine Dornenkrone. Ich
werde den Seelen nachgehen (17. Juni 1923)."
Diese
wenigen Beispiele genügen; es finden sich noch viele in
diesem Buche. Als Sühnopfer nimmt Josefa an allen
Qualen Jesu teil; ihren Gliedern wie ihrem Herzen sind
die unsagbaren Leiden Christi eingeprägt. Sie ist ganz
eins mit Jesus, dem Gekreuzigten; Seine Todesängste
martern sie, Seine Wünsche verzehren sie; derselbe
brennende Durst nach dem Heil der Seelen veranlaßt sie,
sich aufzopfern, um wieder gutzumachen und zu sühnen.
b)
Verfolgungen durch den Teufel
Und
Gott läßt zu, daß von allen Seiten Prüfungen über
sie hereinbrechen.
Wenn
sie von Krankheit verschont blieb (doch kann man es
wissen,da sie sich nie beklagte?) und wenn sie von ihren
Mitmenschen keine Leiden erduldet hat (weder in ihrem
Leben vor dem Eintritt noch im Orden erscheinen jene großen
Prüfungen, die wir bei einer heiligen Margareta Maria
finden), so war sie hingegen, mehr als viele andere, der
Wut Satans ausgeliefert. Das ist nicht erstaunlich.
Selten
gibt es Heiligenleben, in denen sein böswilliger Zorn
sich nicht austobt. Als persönlicher Feind Jesu
Christi, den er in der himmlischen Glorie nicht
erreichen kann, setzt er alle Kräfte seiner dämonischen
Macht in Bewegung, um Gottes Werk in der Welt zu hemmen.
Je
mehr eine Seele von Christus geliebt wird, desto
leidenschaftlicher ist Satan auf ihren Untergang
bedacht; zweifellos aus dem stolzen Verlangen heraus,
die Zahl seiner unseligen Untertanen zu vermehren, vor
allem aber aus der teuflischen Absicht, Christus die
Seelen zu entreißen, die Er liebt und mit dem Preis
Seines Blutes erkauft hat. Satan greift also mit
Vorliebe die Heiligen und die Gottgeweihten an, die er
beschmutzen, verführen und entehren will. Am heftigsten
wütet er gegen die miterlösenden Seelen. Josefa war
ihm also ganz besoders verhaßt.
Aus
Liebe zu Jesus hatte sie freudig das dreifache Opfer
gebracht, das sie am meisten kostete: Die Trennung von
Mutter, Schwester und Heimat. Sie hatte sich für das
Heil der Seelen angeboten und sollte beträchtlich viele
der Hölle entreißen. Darum werden wir sehen, wie Satan
sich ihr in den Weg stellt und förmlich sein Spielzeug
aus ihr macht. Gott läßt ihm größere Gewalt über
die Opferseelen. Entspricht das nicht dem Wesen ihrer
Berufung (man vergleiche besonders die teuflischen
Verfolgungen, wie sie die heiligen Margareta von Cortona,
die heilige Veronika Giuliani, der heilige Pfarrer von
Ars und so viele andere erlitten haben!)?
Solche
Seelen erklären sich bereit, die Sünden anderer auf
sich zu nehmen und deren Folgen zu tragen.
Willigt
der Mensch in die Sünde ein, so räumt er, ob er es nun
will oder nicht, bewußt oder unbewußt, dem Teufel eine
große Macht über sich ein, Macht der Verführung und
der Besitznahme. Man nimmt es gewöhnlich kaum wahr;
denn der Teufel verstellt sich meisterhaft, um die
Seelen nicht zu beunruhigen. Er stärkt die böse Natur,
hinter der er sich verschnazt, und von da aus vermehrt
er die Gelegenheiten zur Sünde und wiegt die Seele in tödliche
Schlaffheit ein.
Setzt
sich aber eine Opferseele für den Südner ein, so stößt
der Teufel auf einen Willen, der ihm hartnäckig
widersteht. Da er unfähig ist, sie zur Sünde zu
bewegen, rächt er sich wütend und übt an ihr die
Macht aus, die er über den Schuldigen selbst besitzt.
Gott
läßt dies vor allem zu, um die Existenz des Teufels,
die viele bezweifeln, zu beweisen. Er exisitert ebenso
wie die Hölle, die man mit ihm vergessen oder im
Schweigen begraben möchte.
Er
ist durchaus ein wirkliches Wesen, und in seinem
Verhalten den Heiligen gegenüber erscheint er in der
ganzen Verderbtheit seiner Natur. Und ist seine
Grausamkeit schon so groß gegen Seelen, über die er
letzten Endes nur sehr beschränkt Macht besitzt, wie
grausam mag er dann erst mit den Verdammten verfahren,
die er völlig in seiner Gewalt hat? Wer wagt zu
behaupten, daß eine solche Lehre überflüssig sei,
besonders heutzutage?
Gott
will ferner den Stolz des Fürsten der Finsternis beschämen.
Trotz all seiner Macht und hartnäckigen Wut erreicht er
nichts und endet nur mit einer Niederlage. Gottes Ehre
aber wird dadurch wunderbar vermehrt!
So
war es bei Schwester Josefa.
Mit
allen Mitteln sucht der Teufel sie zu betrügen,
verkleidet sich als "Engel des Lichtes", nimmt
sogar die Züge Jesu Christi an; meistens aber sucht er
sie durch Quälereien gewaltsam von dem Wege abzuziehen,
auf dem sie ihm so viele Seelen entreißt.
In
diesem Ringen, bei dem menschliche Schwachheit und
satanische Macht einander gegenüberstehen, greift Gott
ein, um die Standhaftigkeit Josefas zu stärken. Er gibt
ihr sieghafte Kraft, so daß sie alle Versuchungen und
Leiden überwindet. Die Macht des Teufels zerschellt an
Josefas Gebrechlichkeit. Mit göttlicher Hilfe
triumphiert sie, das "Nichts", das
"Elend", wie der Herr sie nennt, über den
"bewaffneten Starken".
Doch
was hatte sie nicht alles zu erdulden!
Seit
ihrem Postulat hageln die Schläge von unsichtarer Hand
Tag und Nacht auf sie herab, besonders wenn sie betet
und ihren Willen zur Treue kundgibt. Sie wird gewaltsam
aus der Kapelle gezerrt oder daran gehindert,
einzutreten.
Dann
folgen einander Erscheinungen des Teufels als
widerlicher Hund oder als Schlange oder - noch
schreckicher - in menschlicher Gestalt.
Bald
entführt Satan sie oft und öfter, trotz der
Wachsamkeit der Obern. unter deren Augen verschwindet
sie plötzlich, und man findet sie erst lange Zeit später,
auf einem Speicher zu Boden geworfen, unter Möbelstücken
oder an irgendeinem einsamen Ort. In Gegenwart der Obern
brennt der Teufel sie; ohne daß er den Anwesenden
sichtbar wird, sehen diese Josefas Kleider in Flammen
und tiefe Brandmale an ihrem Leibe.
Gedanken
der Verzweiflung und Gotteslästerung, abscheuliche
Versuchungen halten Tage und Nächte lang an. Gott
verbirgt sich unterdessen, und sie weiß nicht mehr,
woran sie ist, so sehr fühlt sie sich der Willkür des
gemeinsten aller Wesen ausgeliefert.
Endlich
erlaubt Gott sogar, was in den Heiligenleben äußerst
selten vorkommt (mehrere Heilige hatten Höllenvisioen,
nur wenige sind wirklich hinabgestiegen; noch seltener
sind solche, die, wie Schwester Josefa, zur Sühne häufig
zur Hölle hinabstiegen. Bei der heligen Veronika
Giuliani (geb. 1660, gest. 1727), einer Zeitgenossin der
heiligen Margareta Maria und so wie diese und Schwester
Josefa eine Opferseele, scheint das gleiche der Fall
gewesen zu sein), daß der Teufel sie lebendig in die Hölle
versetzt. Sie verbringt dort lange Stunden, manchmal
eine ganze Nacht, in unbeschreiblichen Todesängsten.
Mehr als hundert mal ist sie in diesen Abgrund
niedergestiegen, und immer glaubte sie sich zum
erstenmal hineinversenkt und meinte, seit Jahrhunderten
dort zu weilen. Bis auf den Gotteshaß hat sie an allen
Martern teilgenommen; eine besondere Qual bereitete es
ihr, die fruchtlose Selbstanklage der Verdammten zu hören,
ihre haßerfüllten Ausbrüche von Schmerz und
Verzweiflung.
Kommt
sie aus der Hölle zurück, gebrochen und zerschlagen,
so erscheint ihr alles Leid ein geringer Preis für die
Rettung der Seelen; und hat sie wieder ins Leben zurückgefunden,
so kann ihr Herz nicht an sich halten bei dem Gedanken,
daß sie noch zu lieben vermag.
Ihre
große Liebe trägt sie. Doch manchmal lastet die Prüfung
schwer auf ihr. Wie Jesus in Gethsemani, so hat sie
Stunden der Niedergeschlagenheit und der Todesangst. Als
Zeugin des Untergangs so vieler Seelen fragt sie sich,
wozu diese Höllenfahrten und schrecklichen Leiden?
Rasch aber hat sie sich wieder in der Hand, und ihr Mut
läßt nicht nach. Die allerseligste Jungfrau hilft ihr:
"
- Während du kämpfst, hat der Angriff des Teufels
weniger Macht über diese Seele (22. Juli 1921)."
"
- Du leidest, damit dein Vielgeliebter ruhen kann. Genügt
dirdas nicht, um dir Mut zu geben (12. Juli 1921)?"
Und
der Heiland enthüllt ihr die Schätze der
Wiedergutmachung und Sühne, welche diese Prüfung
birgt. Gott erlaubt auch, daß sie in der Hölle bei
Wutausbrüchen des Teufels zugegen ist, wenn ihm Seelen
entgehen, die er schon zu fassen glaubte, nämlich jene,
für die sie Sühne leistet.
Die
beiden Gedanken, daß sie einerseits dem Heiland Trost
und Ruhe bietet, anderseits Ihm Seelen gewinnt, stützen
und beleben ihren Mut.
Obwohl
sie vor dem Teufel instinktiv Furcht empfindet, da sie
aus Erfahrung seine Bosheit und Macht nur zu gut kennt,
hält diese Angst sie doch niemals von der Pflichterfüllung
ab. Eine bestimmte Zeit hindurch entführte er sie fast
täglich, wenn sie sich an ihr Amt begibt: Sie sieht es
voraus, sie zittert, doch sie weicht vor dieser
Bedrohung nie zurück, und jeden Morgen ist sie mit
gleichem Mut entschlossen, der Furcht nicht nachzugeben.
Bei
solch heldenhafter Treue erscheint es wunderbar, daß
Josefa, unter dem Eindruck der Angst und - manchmal -
ihres Widerwillens, sich in ehrlicher Überzeugung für
eine undankbares und treuloses Geschöpf hält und
glaubt, nichts für Gott getan zu haben.
Nach
Nächten unsäglicher Qual nimmt sie gebrochen, aber
tapfer bei Morgengrauen ihre tägliche Arbeit auf, ohne
sich von irgendeiner Übung des gemeinschafltichen
Lebens dispensieren zu lassen. Hier brennt das Feuer des
Herzens Jesu; denn alles, was sie in der Hölle erduldet
hat, alles, was ihr als Anteil am Leiden Christi widerfährt,
ist weit entfernt davon, sie zu entmutigen oder zu bedrücken,
sondern belebt und vermehrt nur ihren Leidensdurst.
Wie
einst die heilige Margareta Maria opfert sie sich für
die Ordensleute, für die Priester, die Sünder. Sie überläßt
sich vollständig dem Wohlgefallen Gotte: Ihm gibt sie
sich anheim, nur Ihn will sie trösten. Sie bietet sich
für alle Martern an, um Ihm Seelen zu gewinnen, die ihr
zumeist unbekannt sind, die sie aber um Seinetwillen glühend
liebt.
Zu
Beginn sagten wir: Sie mußte lebendige Opfergabe
werden, um Vermittlerin der Botschaftdes Herrn zu sein.
Hat sie nicht Anrecht, von den Menschen gehört zu
werden, da sie so viel für sie gelitten hat?
Und
sie, die so gut um die Liebe Jesu zu den Seelen wußte,
ward sie nicht mehr als andere auserwählt und bereitet,
der Welt die Botschaftder Liebe und Barmherzigkeit zu
bringen?
DIE
BOTSCHAFT
I.
Wesensgehalt
Es
ist eine Botschaft der Liebe und Barmherzigkeit.
Nirgends ist sie als Ganzes gegeben; doch man findet sie
bruchstückweise auf fast allen Seiten des Buches. Die
wesentlichen Punkte werden oftmals in wenig
unterschiedlichen Formen wiederholt.
Es
folgt hier eine gedrängte Zusammenfassung:
A)
Vor allem wird das Herz Jesu und Seine übergroße Liebe
zu den Menschen in ergreifender Weise gezeigt. Es ist,
als ob diese neue Offenbarung des heiligsten Herzens
dazu bestimmt sei, jene, die einst die heilige Margareta
Maria empfangen hat, zu bestätigen und in gewissen
Punkten zu ergänzen.
Seit
dem Jahre 1675 sind zweieinhalb Jahrhunderte verflossen.
Neue Andachtsrichtungen kamen in der Kirche auf.
Augenblicklich begeistern sich die Menschen mit Recht für
das Geheimnis vom mystischen Leibe Christi, einer
Wirkichkeit, die das Innerste der christlichen Seele berührt.
Es scheint, als ginge die Verehrung des Heiligsten
Herzens Jesu zurück, als würde sie immer weniger
verstanden. (In seiner Enzyklika über den mystischen
Leib Christi vom Juni 1943 sagt Pius XII., daß die
Andacht zum heiligsten Herzens Jesu die Seelen für das
Verständnis der Lehre vom mystischen Leibe Christi
vorbereitet hat. Zweifellos setzt der Gedanke einer Sühneleistung
für andere, den der Herr mit der Verehrung des
Heiligsten Herzens verbunden und zu einem ihrer
wesentlichen Bestandteile gemacht hat, die Einheit aller
Christen untereinander im mystischen Leibe voraus.
Hingegen könnte aber die Andacht zum mystischen
Christus, zum "totalen" Christus, mit ihren
weiten Horizonten oberflächliche Seelen dazu verführen,
die Herz-Jeus-Verehrung für zu eng zu halten. Sie
begreifen nicht, daß die Andacht zum heiligsten Herzen
Jesu eben die Andacht zum leidenden, aus Liebe
verwundeten Christus ist, der alle Glieder des
mystischen Leibes in dieser Liebe mit sich und
untereinander vereint.)
Scheinbar
halten viele sie für eine Beeinträchtigung der
Verehrung des totalen Christus, oder für eine Andacht,
an der das Gefühl, oder besser gesagt die Sentimentalität
zu großen Anteil hat.
Gegen
diese irrigen Auffassungen wendet sich der Herr mit
aller Entschiedenheit. Tatsächlich gibt Er Sein
leibliches, von der Lanze durchbohrtes Herz den Menschen
hin; dieses Herz, das uns so sehr geliebt hat und so
wenig Gegenliebe empfängt, dessen noch immer geöffnete
Wunde uns in unendlicher Liebe ruft.
Wie
jede wahre Liebe, so verlangt auch Jesu Liebe
Erwiderung, umso mehr, als die Menschen nur dadurch
hienieden glücklich sein und die ewige Seligkeit
erlangen können. Verweigern sie diese Gegenliebe,so mögen
sie der furchtbaren Hölle gedenken, die ihrer wartet!
Und
das Herz Jesu richtet durch Josefa einen lauten Aufruf
zur Liebe an die Welt.
B)
Um die Menschen wirksamer anzuziehen, offenbart das
Heiligste Herz durch sie - und darin liegt das Neue und
Kraftvolle der Botschaft - Seine unendliche
Barmherzigkeit.
Er
liebt sie alle, so wie sie sind, auch den Elendesten,
sogar den Sündigsten, man könnte fast sagen, den
Elendesten und Sündigsten besonders.
Er
verlangt von den Menschen weder ihre Fähigkeiten noch
ihre Tugenden, sondern ihr Elend und ihre Sünden.
Armseligkeit und Fehler bilden also durchaus kein
Hindernis, sondern sind geradezu ein Grund mehr, sich
Ihm zu nahen.
Dies
ist das Geschenk, das Gott in Seiner Barmherzigkeit von
den Sündern erwartet, unter der einzigen Bedingungn, daß
sie wahrhaft bereuen und bereit sind, sich aus Liebe zu
Ihm zu bekehren.
Sein
Herz wartet mit liebender Ungeduld auf die Rückkehr
Seiner armen Verirrten. Es verspricht ihnen volle
Verzeihung.
"
- Nicht die Sünde selbst verwundet Mein Herz am
meisten, sagt Er, sondern daß die
Seelen sich nicht zu Mir flüchten, nachdem sie sie
begangen haben (29. August 1922)."
Er
will ihr Vertrauen auf Seine Güte und Sein unendliches
Erbarmen.
C)
An die Ihm geweihten Seelen, die Er mit besonderer
Innigkeit liebt, richtet Jesus den Ruf, Sein Erlöserleben
zu teilen.
Er
will, daß sie Ihm Vermittler seien, um die Seelen zu
retten; deshalb fordert Er von ihnen den Geist des
Opfers in der Liebe.
Meistens
verlangt Er keine großen Leiden, sondern Er lehrt Seine
auserwählten Seelen den Wert der gewöhnlichen
Handlungen. Werden auch die geringfügigsten im Geiste
der Hinopferung und der Liebe verrichtet, gewinnen sie
große Bedeutung (30. November 1922; 2. Dezember 1922).
Er
enthüllt ihnen den Wert der geringsten Opfer, die sie
in der Heiligkeit weit voranbringen und die zugleich der
Rettung vieler Seelen dienen können (20. Oktober 1922).
Dagegen
erinnert Er sie an die Gefahr der kleinen Nachlässigkeiten.
Sie werden zur abschüssigen Bahn, auf der die Seelen in
große Treulosigkeiten abgleiten und den Strafen der Hölle
verfallen könnten, wo sie unvergleichlich mehr zu
leiden hätten, als weniger begnadete Seelen (3. August
1921; 12. Dezember 1922; 14., 15., 20., 24. März 1923;
4. September1922).
Die
gottgeweihten Seelen sollen ihr Vertrauen auf das Herz
Jesu neu beleben.
"
- Ihre Armseligkeit macht Mir nichts aus; sie
sollen erkennen, daß Ich sie noch inniger liebe, wenn
sie sich nach ihren Schwächen und Niederlagen demütig
in Mein Herz flüchten: Dann verzeihe Ich ihnen und
liebe sie immerdar."
"
- Weißt du nicht - fügt Er hinzu - daß
Ich die Seelen umso mehr liebe, je armseliger sie sind?"
Und
Er besteht darauf:
"
- Ich will nicht sagen, daß eine Seele schon
deshalb von ihren Fehlern und ihrer Armseligkeit befreit
sei, weil Ich sie auserwähle. Sie kann fallen und sie
wird noch mehr als einmal fallen. Wenn sie sich aber
demtütigt und ihr Nichts erkennt, wenn sie versucht,
ihren Fehler durch Hochherzigkeit und Liebe wieder
gutzumachen, wenn sie sich von neuem Meinem Herzen
anvertraut und sich Ihm überläßt, so erweist sie Mir
größere Ehre und kann den Seelen mehr Gutes tun, als
wenn sie nicht gefallen wäre. Ihre Armseligkeit macht
Mir nichts aus, Ich verlange aber ihre Liebe
(20. Oktober 1922)."
Das
Herz Jesu erwartet also von den Seinen Demut, Vertrauen
und Liebe.
D)
Allen endlich ruft Er unermüdlich Sein bitteres Leiden
in Erinnerung, das ja Zeugnis Seiner unendlichen Liebe
zu den Menschen und zugleich der einzige Weg des Heils
ist.
Immer
offenbart sich das schmerzerfüllte und leidende Herz
Jeus. Es ermahnt uns und fleht uns an mit Hinweis auf
Seine unermeßlichen Schmerzen. Wie sehr muß Er uns
lieben, wenn Er für uns soviel Leid auf sich genommen
hat! Wie schreckich aber ist das Ungklück derjenigen,
die sich durch eigene Schuld der Erlösung entziehen!
Durch
seine Sünde hat der Mensch die Beziehung zu Gott
abgebrochen. Seither klafft ein unüberwindlicher
Abgrund. Christus schlägt durch Sein bitteres Leiden
die Brücke zwischen sich und den Menschen. Um zu uns zu
gelangen, überschreitet Er den Abgrund unserer Sünde;
Er tilgt sie mit Seinem Blut. Nun ist der Weg zu Gott
wieder offen, doch man muß die Passion durchschreiten,
um die Verbindung mit Ihm wieder aufzunehmen. Unmöglich
also kann man sich retten, ohne auf irgendeine Weise das
Leiden Christi zu teilen. Es gibt keine andere Wahl:
Leiden oder Hölle.
Es
ist Sendung und Aufgabe der Gottgeweihten, sich ganz in
die Passion hineinzustellen, sie in sich eindringen zu
lassen und durch persönliche Opfer den Seelen, für die
sie beten und sich hingeben, die Früchte des Leidens
Christi zu vermitteln und ihnen den Weg zu öffnen zu
den Quellen seiner Kraft.
II.
Zeitgemäßheit
Diese
so eindringliche Botschaft ist erschütternd zeitgemäß.
Überall
wuchert erschreckend die Sünde auf. Der Stolz des
Menschen, der ohne Gott auskommen will, maßt sich an,
die Erde in ein Paradies zu verwandeln. Er erreicht
damit nur, sie zu einem Vorraum der Hölle zu machen, in
dem Unmoral und Gottlosigkeit herrschen, wo alle bösen
Leidenschaften sich austoben, wo die wildesten Kriege
entfesselt werden und wo die unermeßliche Überzahl der
Menschen in Armut und Knechtschaft leidet, ohne den
Trost, den allein der Glaube geben kann.
Das
Gottesherz neigt sich Seinen armen Kindern zu. Es weist
ihnen den Weg zu Glück, Frieden und Heil.
Diese
Botschaft wird den Menschen nicht nur übermittelt, sie
wird gelebt. Jesus Christus belehrt uns nicht nur durch
das, was Er Josefa sagt, sondern auch durch das, was Er
in ihr wirkt: Worte begeistern, Taten reißen hin.
Will
man Gottes Liebe zu den Seelen erkennen, so lausche man
mit Josefa den Schlägen Seines Herzens. Jesus sagt:
"
-- Mit jedem dieser Schläge rufe Ich eine Seele (26. Oktober 1920)." Kann man an der Wirklichkeit dieser
Liebe zweifeln, wenn man sieht, wie sie das Herz Josefas
entflammt und es so unerschrocken und tapfer macht, um
die Seelen vor der Hölle zu retten?
Kann
man an der Unermeßlichkeit dieser Liebe
zweifeln, wenn Josefa ein unaussprechliches Martyrium
auf sich nimmt, dessen Wirkkraft offensichtlich ist,
wenn sie, die darum weiß, uns sagt, ihre Liebe sei
nichts im Vergleich zu Jesu Liebe, ihr Leiden sei nur
ein Schatten, verglichen mit Seiner Passion (28. Oktober
1920)?
Kann
man zweiflen an der Güte dieser Liebe, wenn man
im Leben Josefas von dem unermeßlichen Kummer des
Herzens Jesu über das Verderben der Seelen und von
Seiner Freude über ihre Heimkehr hört (25. August
1920; 26. Dezember 1920; 3., 4. August 1921; 29. Juli
1921; 3., 12., 25. September 1922)?
"
-- Hilfe Mir --
so sagt Er -- hilf Mir, Mein Herz den Menschen zu
enthüllen. Sieh, Ich will ihnen sagen, daß sie
vergebens ihr Glück fern von Mir suchen; sie werden es
nicht finden. Leide und liebe, denn wir müssen Seelen
retten (13. Juni 1923)."
Wie
sollte man in Josefas echter Liebe zu den Seelen nicht
die große Liebe des göttlichen Herzens wiedererkennen,
die allein sie so entflammen konnte?
Ebenso
kündet das Leben Josefas auch die unendliche
Barmherzigkeit des Heilandes.
"
-- Ich werde dich lieben --
sagt Er ihr am Herz-Jesu-Fest, den 8. Juni 1923 --
und die Seelen werden Meine Liebe erkennen an der Liebe,
die Ich zu dir hege.
Ich
werde dir verzeihen, und die Seelen werden Meine
Barmherzigkeit erkennen an der Verzeihung, die Ich dir
schenke."
Eines
Tages sagt Er sogar:
"
-- Ich liebe die Seelen bis zur Torheit (27.
September 1922)."
Das
mag überraschen; aber finden sich nicht
gleichbedeutende Worte auch in der Heiligen Schrift?
"Könnte
eine Mutter ihres Kindes vergessen? Ich werde dich nie
vergessen! Sieh, dein Name ist in Meine Hand
geschrieben" (Is. 49, 15-16).
"Wo
sind deine Sünden? Ich habe sie auf den Grund des
Meeres versenkt" (Mich. 7, 19; Is. 38, 17).
"Er
hat mich geliebt und sich für mich dahingegeben"
(Gal. 2, 20).
Ist
das nicht Torheit?
Auch
von der Hölle und ihrer Wirklichkeit bringt uns Josefa
eine selbst erlebte Botschaft. Alle Leiden der Passion,
die sich in ihr fortsetzen, alle Verfolgungen durch den
Teufel und die Abstiege zur Hölle haben keinen anderen
Zweck, als die Seelen dem Verderben zu enreißen und die
Sünder auf den Weg des Heiles zurückzuführen. Wie könnte
man die Existenz von Teufel, Hölle und Fegfeuer nicht
glauben oder den Wert des stellvertretenden Leidens
bezweifeln, wenn man die erschütternden Stellen liest,
in denen sich diese großen übernatürlichen Wahrheiten
dem Leibe und der Seele Josefas einprägen?
Das
Wesentliche der Botschaft bringt uns nichts Neues; es
enthüllt nur eindringlicher und klarer, was wir durch
den Glauben schon wissen.
"
-- Ich wiederhole es nochmals: Was Ich jetzt sage, ist
nichts Neues. Aber wie die Flamme der Nahrung bedarf, um
nicht zu verlöschen, so brauchen die Seelen neuen
Aufschwung, der sie emporreißt, und neue Glut, die sie
belebt (5.
Dezember 1923)." Und welche Kraft hat der
Rufe, den die demütige Josefa vermittelt!
III. Glaubwürdigkeit
Man
konnte schon feststellen, daß die Botschaft nicht nur
in den Worten besteht, die Josefa anvertraut sind;
vielmehr ihr ganzes Leben gibt Zeugnis. Ja, diese
Bevorzugte des Herzens Jesu spricht sogar vorwiegend
durch ihr Leben. Ihr ganzes Dasein ist ein wunderbaer
Beweis für die göttliche Wirksamkeit.
Sie
allein hat die Worte des Herrn gehört. Sie allein ist
also Zeuge. Ihr Leben aber bürgt für die Wahrheit
dieser Botschaft. Aus nächster Nähe wurde es von
berufenen Zeugen beobachtet. Sie können uns die
unbestreitbare Tugend der kleinen und verborgenen Botin
von Gottes unendlicher Liebe und auch die Wirklichkeit
ihrer übernatürlichen Zustände bestätigen, für die
sie greifbare Beweise haben.
Ihre
Tugend wurde allgemein anerkannt, obwohl sie nicht auffällig
hervortrat. Josefa ist immer mehr nachzuahmen als zu
bewundern gewesen. Aber unbewußt empfand man ihren
starken und nachhaltigen Einfluß. Nie suchte sie das
Ihre; in allem war sie vollkommen abgetötet; sie
gehorchte ohne Vorbehalt; sie war geduldig und sanft.
Das bewirkte ihre tiefe Demut.
"
-- Du bist das Echo Meiner Stimme",
hat der Herr ihr gesagt (10. Dezember 1922), und
wirklich ist alles in ihr Sein Widerhall.
Diese
schlichte Tugend überzeugt uns von dem wahren und
tiefgreifenden Wirken Gottes in Josefas Seele und könte
schon allein ihre übernantürlichen Zustände als von
Gott kommend beglaubigen.
Dennoch
verhalten sich ihre Obern absichtlich eine Zeitlang zögernd
und abwartend. Man muß ihnen danken für diese kluge
Zurückhaltung und für dieses natürliche Mißtrauen,
das Beweise fordert. Unschuldig und ehrlich, wie sie
war, hätte Josefa niemals täuschen wollen. Und doch könnte
man sich fragen, ob sie nicht selbst die Getäuschte
ihrer Phantasie und ihres Herzens gewesen sei. Das kommt
häufig, auch bei wahrhaft frommen Seelen vor. Josefa
aber -- und dies war ein sehr gutes Zeichen -- lebte in
dauernder Furcht und war ganz bereit, alles, was ihr
widerfuhr, auf das Wort ihrer Obern hin als Illusion
anzusehen. Nichts ist bedeutsamer als diese Tatsache.
Sie
war nach Rom gekommmen, um der Ehrwürdigen Mutter
Generaloberin im Namen des Heilandes eine Botschaft zu
überbringen, die die Gesellschaft des Heiligsten
Herzens Jesu betraf. Unter dem lügnerischen Einfluß
Satans glaubt sie plötzlich, nur der Spielball des
Teufels zu sein; es scheint ihr, als wäre ihr in
Wahrheit gar keine Botschaft von Gott aufgetragen
worden. Ohne zu zaudern, ohne auf den Nachteil zu
achten, den sie dadurch in der Meinung ihrer Obern
erleiden könnte, gesteht sie ihre Angst ein, ihre Überzeugung,
sich alles nur einzubilden und bittet, ihr nichts zu
glauben. Diese selbstlose Wahrheitsliebe in solchem
Augenblick bezeugt allein schon Josefas Glaubwürdigkeit.
Nur eine heldenhaft demütige und selbstvergessene Seele
vermag so zu handeln. In ihren Aufzeichnungen finden wir
die gleiche Aufrichtigkeit.
Im
Auftrag des Herrn und der allerseligsten Jungfrrau hält
sie ihre Obern über alles auf dem Laufenden. "Du
mußt schreiben!" hat der Meister zu ihr gesagt.
Zweifellos will Er, daß von Seinen Worten nichts
verloren gehe (6. August 1922). Doch Er beabsichtigt
dadurch auch, das geringste Tun und Lassen Josefas unter
Kontrolle zu stellen, um ihr desto mehr Glaubwürdigkeit
zu verschaffen. In diesen Aufzeichnungen nun findet sich
nichts Unnützes, nichts Falsches, nichts auch nur Mißverständliches,
nichts, was sie selbst zur Geltung brächte oder einen
Schatten von Eitelkeit verraten könnte; alles ist
richtig, maßvoll, ergreifend, heilig.
Ihre
übernatürlichen Zustände entgehen dieser Kontrolle
nicht.
Steigt
sie zur Hölle hinab oder kommt sie aus der Ekstase
wieder zu sich, so sind ihre Vorgesetzten an ihrer Seite
und überwachen aufmerksam und mütterlich ihre Rückkehr
zum normalen Leben; sie zeichnen die im Verlaufe dieser
ergreifenden Stunde geäußerten Worte auf.
Tritt
sie mit dem Fegfeuer in Verbindung und erfährt sie von
den Seelen, die sie um Hilfe anflehen, Namen, Ort und
Datum ihres Todes, so erweisen sich diese genauen
Feststellungen jedesmal als richtig, wenn sie nachgeprüft
werden.
Ebenso
ist kein Zweifel möglich über die Tatsache der Entführungen
Josefs durch den Teufel: Sie geschahen vor den Augen der
Obern, die machtlos waren, sie zu verhindern. Ebenso
beglaubigt sind auch die Verbrennungen, die an ihrem
lebendigen Leibe und an den Resten der geschwärzten Wäsche,
die noch aufbewahrt sind, festgestellt werden konnten.
Noch
überzeugender aber wirkt es, daß all diese
geheimnisvollen Verfolgungen des Satans
(Teufelsvisionen, Abstiege zur Hölle) weder ihren
Seelenfrieden noch ihr inneres Gleichgewicht stören,
und daß sie ebenso ruhig und verschwiegen bei den
Erscheinungen Christi und der allerseligsten Jungfrau
bleibt (liebliche Erscheinungen des Jesuskindes zu
Weihnachten, der allerseligsten Jungfrau, "so schön
und mütterlich", wie Josefa sie immer
beschreibt.), die so leicht ihre Einbildunskraft und ihr
lebhaftes Gemüt hätten errregen können; ja, daß sie
nicht einmal das so natürliche Bedürfnis fühlt,
anderen davon Mitteilung zu machen. Ihre Obern, die
alleinigen Mitwisser jener Gunstbeweise, heben hervor,
mit welch äußerster Zurückhaltung Josefa darüber
Rechenschaft gibt.
Menschlich
gesprochen, hätten sie in so großen Leiden um
Linderung bitten müssen (Nächte in der Hölle oder
unter der Kreuzeslast oder mit stechenden Schmerzen von
der Dornenkrone usw.); aber sie spornen nur ihren Eifer
an, aus Liebe zum Herzen Jeus noch mehr zu leiden für
das Heil der Seelen, die Er bis zur Torheit liebt.
So
stimmen die Aufzeichnungen in ihrer Gesamtheit mit
Josefas Leben überein und bezeugen das Wirken Gottes in
ihr. Sogar die außergewöhnlichen Tatsachen bergen
bedeutungsvollen Sinn. Keine Einzelheit ist überflüssig:
Keine Offenbarung, kein Wort findet sich, das nicht eine
dogmatische Wahrheit stärker betonte und nicht tieferes
Verständnis für das Herz Jesu, Seine Liebe, den Preis
der Seelen, das Glück des Himmels und das rettungslose
Unglück der Verdammten vermittelte.
Alles
in diesem Leben ist Gnade und zugleich ein Aufruf, der
auch uns nicht gleichgültig lassen kann.
Zweifellos
werden Theologen und Geisteslehrer die Aufzeichnungen
dieser demütigen, in den Augen der Welt ungebildeten
Schwester lesen und betrachten. Wie über die heilige
Theresia vom Kinde Jesu werden auch hierüber zahlreiche
Werke erscheinen, die den tiefen Lehrgehalt entwickeln
und die Geheimnisse der Liebe bekanntmachen wollen.
Doch, was noch besser ist, die Lesung wird unzählige
Gnaden der Bekehrung und Heilgung zur Folge haben. Die
Welt mag staunen, daß aus Josefas Leben -- einem
solchen "Nichts" -- so Großes hervorgeht;
doch gerade dieses Nichts erbringt den Beweis.
Wahrlich,
die Botschaft trägt das göttliche Siegel.
Digitus
Dei est hic. -- Das ist der Finger Gottes.
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