Schwester Josefa Menendez Andere Visionen

   
   





  

Der Aufruf an die Seelen

"Ich bin die Liebe! Mein Herz kann die Flamme, die Es unaufhörlich verzehrt, nicht zurückhalten.

Ich liebe die Menschen so sehr, daß Ich Mein Leben für sie hingegeben habe.

Aus Liebe zu ihnen wollte Ich im Tabernakel gefangen bleiben. Seit Jahrhunderten wohne Ich da, Tag und Nacht, verborgen unter der Gestalt des Brotes, und aus Liebe ertrage Ich Vergessensein, Einsamkeit, Verachtung, Lästerungen, Schmähungen und Gottesraub...

Aus Liebe zu den Menschen habe Ich ihnen das Bußsakrament hinterlassen, um ihnen Verzeihung zu schenken, nicht nur ein- oder zweimal, sondern so oft sie ihrer bedürfen, um die Gnade wieder zu erlangen. Ich erwarte sie. Ich sehne mich danach, daß sie kommen, um ihre Sünden abzuwaschen, nicht mit Wasser, sondern mit Meinem eigenen Blute. Im Laufe der Jahrhunderte habe Ich auf mancherlei Weise Meine Liebe zu den Menschen und Mein sehnliches Verlangen nach ihrem Heil geoffenbart. Ich habe sie Mein Herz erkennen lassen. Diese Andacht war wie ein Licht, das die Welt erleuchtet hat, und auch heute ist sie das Mittel, das die meisten Arbeiter in Meinem Weinberge anwenden, um die Herzen zur Umkehr zu bewegen.

Jetzt aber will Ich noch mehr. Als Antwort für Meine Liebe zu den Menschen verlange Ich ihre Gegenliebe. Ich will, daß sie an Meine Barmherzigkeit glauben, daß sie alles von Meiner Güte erhoffen und niemals an Meiner Verzeihung zweifeln.

Ich bin Gott, doch ein Gott der Liebe! Ich bin Vater, doch ein Vater, der mit Güte und nicht mit Strenge liebt. Mein Herz ist unendlich heilig, aber auch unendlich weise: Es kennt das Elend und die Gebrechlichkeit der Menschen und neigt sich mit unendlicher Barmherzigkeit zu den armen Sündern herab.

Ja, Ich liebe sie, nachdem sie ihre erste Sünde begangen haben, wenn sie zu Mir kommen und demütig um Verzeihung bitten... Ich liebe sie noch, wenn sie ihre zweite Sünde beweint haben; und wenn sich das wiederholt, Ich sage nicht milliardenmal, sondern Millionen von milliardenmal, so liebe Ich sie und verzeihe ihnen, und Ich wasche ihre letzte wie ihre erste Sünde in Meinem Blute.

Ich werde der Seelen nicht überdrüssig, und Mein Herz harrt ohne Unterlaß, daß sie kommen, sich hineinzuflüchten, um so mehr, je elender sie sind! Sorgt ein Vater sich nicht mehr um ein krankes Kind als um die gesunden? Umgibt er es nicht mit größerer Zärtlichkeit? So ergießt sich das Mitleid und die Zärtlichkeit Meines Herzens reichlicher noch über die Sünder als über die Gerechten.

Die Sünder will Ich lehren, daß das Erbarmen Meines Herzens unerschöpflich ist. Den Lauen und Gleichgültigen will Ich sagen, daß Mein Herz ein Feuer ist, das sie alle durchglühen will, weil Es sie liebt. Die Frommen und Guten sollen wissen, daß Mein Herz der Weg ist, auf dem sie zur Vollkommenheit schreiten und sicher ihr ewiges Heil erlangen werden. Von den Mir geweihten Seelen, von Priestern und Ordensleuten, von Meinen Auserwählten verlange Ich, daß sie Mir ihre Liebe schenken und nicht an Meiner Liebe zweifeln, vor allem aber, daß sie Mir ihr Vertrauen schenken und nicht an Meiner Barmherzigkeit zweifeln! Es ist so leicht, von Meinem Herzen alles zu erwarten!" (11. Juni 1923, S. 491) * Wir verweisen nach dem Datum auf die entsprechende Seite im Buch: "Die Liebe ruft - Botschaft des Herzens Jesu..."

"Ich will zeigen, daß sich Mein Werk auf Nichtigkeit und Armseligkeit gründet, und daß gerade dies der erste Ring jener Liebeskette ist, die Ich von Ewigkeit her für die Seelen bereitet habe. Ich werde Mich deiner bedienen, um zu zeigen, daß Ich das Elende und Geringe, ja das Nichts liebe.

Ich will den Seelen kundtun, wie sehr Mein Herz sie liebt und ihnen verzeiht; wie sogar ihr Versagen Mir wohlgefällig ist... ja, schreibe es... Mir wohlgefällig ist. Ich sehe ins Innerste der Seelen; Ich sehe ihr Verlangen, Mir zu gefallen, Mich zu trösten, Mich zu verherrlichen... und wenn sie nach dem Fallen ihre Schwäche einsehen und sich verdemütigen, so trösten und verherrlichen sie gerade dadurch Mein Herz.

Es liegt wenig daran, daß sie so klein sind; Ich ergänze, was ihnen mangelt.

Ich werde zeigen, wie Mein Herz sich sogar ihrer Schwäche bedient, um vielen Seelen das Leben wiederzugeben, das sie verloren haben.

Ich will kundtun, daß das Maß Meiner Liebe und Barmherzigkeit für die Sünder keine Grenzen kennt. Ich will ja verzeihen. Ich bin immer bereit, alle, die zu Mir kommen, in Liebe aufzunehmen. Niemand soll mutlos werden; sie sollen nur kommen, sich in Meine Arme werfen und nichts fürchten, denn Ich bin ihr Vater!

Viele Meiner Bräute verstehen nicht genug, was sie tun könnten, um jene für Mein Herz zu gewinnen, die in einem Abgrund von Unwissenheit leben, ohne es selber zu ahnen. Ich möchte sie an Mich ziehen, um ihnen das wahre Leben zu schenken.

Ja, Ich werde dich die Geheimnisse Meiner Liebe lehren, Josefa, und du wirst ein lebendiger Beweis für Meine Barmherzigkeit sein; denn wenn Ich schon dir, trotz deines Elendes und deiner Niedrigkeit, so viele Beweise Meiner besonderen Liebe gebe, was werde Ich erst für andere Seelen tun, die viel großmütiger sind als du!" (6. August 1922, S. 274)

"Komm, geh ein in Mein Herz! Es ist dem Nichts so leicht, sich in diesem Abgrund der Liebe zu verlieren!...

So werde Ich deine Niedrigkeit und dein Elend verzehren.

Ich will in dir wirken, durch dich sprechen und Mich durch dich zu erkennen geben. Wie viele werden in Meinen Worten das Leben finden! Wie viele werden Mut fassen, wenn sie den Wert ihrer Mühen erkennen! Ein kleiner Akt der Geduld, der Losschälung, der Großmut kann ein Schatz für sie werden und Meinem Herzen viele Seelen gewinnen..." (7. August 1922, S. 275)

"Ich schaue nicht auf die Leistung, sondern auf die Meinung. Das Kleinste, das aus Liebe getan wird, kann sehr verdienstlich sein und Mir viel Trost bereiten... Nur Liebe will Ich... Ich suche, Ich verlange nichts als Liebe!..." (8. September 1922, S. 296)

"Ist eine Seele großmütig genug, Mir alles zu geben, was Ich von ihr verlange, so häuft sie Schätze auf für sich und die Seelen und entreißt viele dem Wege des Verderbens.

Die Seelen aber, die Mein Herz auserwählt hat, sollen durch ihre Opfer und ihre Liebe der Welt Meine Gnaden vermitteln.

Ja, die Welt ist voller Gefahren... Wie viele arme Menschen, die zum Bösen neigen, brauchen stets sichtbare oder unsichtbare Hilfe! Ich wiederhole es: ob die Meinen wohl gedenken, welcher Schätze sie sich und andere berauben, wenn sie nicht großmütig sind?

Ich will nicht sagen, daß eine Seele schon deshalb von ihren Fehlern und Armseligkeiten befreit ist, weil Ich sie auserwähle. Sie kann fallen, und sie wird noch mehr als einmal fallen. Wenn sie sich aber demütigt und ihr Nichts erkennt, wenn sie versucht, ihren Fehler durch Großmut und Liebe wieder gut zu machen, wenn sie sich von neuem Meinem Herzen anvertraut und sich Ihm überläßt, so erweist sie Mir größere Ehre und kann den Seelen mehr Gutes tun, als wenn sie nicht gefallen wäre... Ihre Armseligkeit macht Mir nichts aus... Ich verlange aber ihre Liebe.

Ja, eine Seele kann Mich trotz ihrer Armseligkeiten bis zur Torheit lieben... doch versteh es wohl, daß Ich nur von Fehlern spreche, die aus Unachtsamkeit und Gebrechlichkeit entspringen, aber nicht von überlegten und freiwilligen Fehlern.

Opfere dein Leben auf, wenn es auch unvollkommen ist, damit alle Meine auserwählten Seelen die wunderbare Aufgabe recht begreifen, die sie durch ihre gewöhnlichen Handlungen und täglichen Mühen vollbringen können. Sie sollen nie vergessen, daß Ich sie so vielen anderen vorgezogen habe, nicht wegen ihrer Vollkommenheit, sondern wegen ihres Elends. Ich bin ganz Liebe, und das Feuer, das Mich entflammt, verzehrt alle ihre Schwächen.

Ich werde dir noch andere Geheimnisse Meines Herzens mitteilen. Aber Mich verzehrt immer das gleiche Verlangen, daß die Menschen mehr und mehr Mein Herz erkennen!" (20. Oktober 1922, S. 306)

"Schreibe für Meine Seelen:

Jene, die in ständiger Vereinigung mit Mir leben, verherrlichen Mich und wirken in hohem Maße zum Nutzen der Seelen. Verrichten sie eine Arbeit, die in sich nur wenig Wert hat, tauchen diese aber in Mein kostbares Blut oder vereinigen sie mit der Arbeit, die Ich selbst während Meines irdischen Lebens verrichtete, wieviel Frucht wird sie für das Heil der Seelen bringen; mehr vielleicht, als hätten sie der ganzen Welt gepredigt! Gleichviel ob sie studieren, reden oder schreiben, ob sie putzen, nähen, sich erholen; solange die Tätigkeit nicht durch Laune bestimmt, sondern durch Gehorsam oder Pflicht geregelt ist und in inniger Vereinigung mit Mir verrichet wird, ist sie fruchtbar für die Seelen...

Ich wünsche so sehr, daß die Menschen das verstehen. Nicht die Handlung in sich bestimmt ihren Wert, sondern die Absicht, in der sie verrichtet wird. Als Ich in der Werkstatt zu Nazareth arbeitete, erwies Ich Meinem himmlischen Vater ebenso viel Ehre wie in Meiner öffentlichen Lehrtätigkeit.

Viele, die in den Augen der Welt eine angesehene Stellung haben, erweisen Meinem Herzen große Ehre. Ich habe aber auch viele Seelen, die in der Verborgenheit ihres schlichten Tagewerkes sehr nützliche Arbeiter in Meinem Weinberge sind; denn die Liebe treibt sie an, und sie verstehen es, ihre geringfügigsten Handlungen in Mein Blut zu tauchen und so mit dem Gold der guten Meinung zu bedecken.

Meine Liebe geht so weit, daß die Seelen aus den kleinsten Dingen große Schätze gewinnen können. Wenn sie am Morgen in Vereinigung mit Mir ihren ganzen Tag aufopfern und innig verlangen, daß Mein Herz sich seiner zum Heile der Seelen bediene, wenn sie all ihre Pflichten aus Liebe erfüllen, Stunde für Stunde und Minute für Minute, wie viele Schätze sammeln sie an einem Tage!

Solche Seelen werde Ich Meine unerschöpfliche Liebe immer mehr offenbaren. Sie werden erkennen, wie leicht es für ein liebendes Herz ist, sich von der Liebe leiten zu lassen." (30. November 1922, S. 320)

"Schreibe für Meine Seelen:

Mein Herz ist ganz Liebe, und diese Liebe umfängt alle Menschen. Wie aber kann Ich Meinen auserwählten Seelen begreiflich machen, daß Mein Herz sie besonders liebt und sich ihrer bedienen will, um die Sünder und so viele gefährdete Seelen zu retten?

Deshalb sollen sie wissen, wie stark Mein Verlangen ist, sie zu heiligen. Die Vollkommenheit besteht im Wesentlichen darin, alle gewöhnlichen alltäglichen Handlungen in Vereinigung mit Mir zu verrichten. Wo dieser Grundsatz verstanden wird, vergeistigt sich jedes Tun.

Wenn eine Seele brennt vor Verlangen zu lieben, so fällt ihr nichts schwer; fühlt sie sich aber kalt und ohne Schwung, so wird ihr alles mühsam und hart. Dann soll sie zu Meinem Herzen kommen und wieder Mut fassen!... Sie soll Mir ihre Niedergeschlagenheit aufopfern, sie mit Meinem glühenden Eifer vereinigen und dann in ruhiger Sicherheit bleiben; denn ihr Tagewerk wird von unermeßlichem Wert für die Seelen sein. Mein Herz kennt ja alles menschliche Elend und erbarmt sich seiner.

Dazu genügt es nicht, daß man sich durch die gute Meinung einmal mit Mir vereinigt. Ich verlange nach einem vertrauten, ständigen Zusammenleben, wie es zwischen wahren Freunden besteht. Selbst wenn sie kein Wort reden, bleibt doch ihre Aufmerksamkeit aufeinander gerichtet. Das bewirkt die Liebe.

In der geistlichen Freude ist es der Seele leicht, an Mich zu denken, aber wenn Dunkel und Verlassenheit sie überkommen, soll sie sich nicht fürchten! Ein Blick genügt Mir. Ich verstehe ihn. Und wenn sie auf Mich allein schaut, wird sie in Meinem Herzen Verständnis und Hilfe finden.

Ich will, daß die Menschen aus Erfahrung wissen, wie sehr Ich sie liebe! Nur dann können sie anderen... das Verständnis Meiner Liebe vermitteln.

Ich verlange ausdrücklich, daß alle auserwählten Seelen ihren Blick beständig auf Mich gerichtet halten. Sonst werden sie der Lauheit vefallen, denn diese hat ihre Ursache darin, daß sie Meine Liebe nicht verstehen. Nein, es ist weder schwierig noch hart, Mein Herz zu lieben, sondern sanft und leicht. Man braucht nichts Außerordentliches zu tun, um einen hohen Grad von Liebe zu erreichen: Ich verlange nur die reine Meinung in kleinen wie in großen Dingen, innige Vereinigung mit Meinem Herzen, und die Liebe tut das übrige!..." (2. Dezember 1922, S. 322)

"Ja, Ich bin Jesus Christus, der die Seelen so innig liebt... Sieh dies Herz, das nicht aufhört, sie zu rufen, sie zu behüten und für sie zu sorgen ... Sieh dies Herz vor Verlangen nach Liebe brennen, besonders nach der Liebe Seiner auserwählten Seelen!

Schreibe, schreibe weiter für sie:

Mein Herz ist nicht nur ein Abgrund der Liebe, es ist auch ein Abgrund des Erbarmens! Ich kenne die menschliche Schwäche, Ich weiß, daß auch die geliebtesten Seelen nicht frei von Fehlern sind. Aber Ich will sie für das Werk der Welterlösung gebrauchen, indem Ich den geringsten ihrer Handlungen übernatürlichen Wert verleihe. Nicht alle können predigen, noch die Frohbotschaft in die Ferne zu den Heiden tragen. Aber alle, ja alle können die Liebe und Kenntnis Meines Herzens verbreiten, alle können sich gegenseitig helfen, um die Zahl der Auserwählten zu vermehren, das heißt, das ewige Verderben vieler verhindern ... und zwar durch Meine Liebe und Mein Erbarmen.

Die Liebe Meines Herzens geht noch weiter: Nicht nur, daß Ich das alltägliche Leben der Menschen und ihre geringsten Handlungen dem Heil der Seelen zugute kommen lasse; Ich ziehe sogar Nutzen aus ihren Schwächen und Fehlern. Ja, die Liebe verwandelt und verklärt alles, und die Barmherzigkeit verzeiht alles!" (5. Dezember 1925, S. 324)

"Und nun schreibe noch für Meine Seelen:

Die Liebe verwandelt ihre gewöhnlichsten Handlungen und gibt ihnen übernatürlichen Wert. Aber sie tut noch mehr: Ich liebe Meine Auserwählten so sehr, daß Ich sogar Nutzen ziehe aus ihren Schwächen und Fehlern.

Wenn eine Seele klar erkennt, wie elend sie ist, so hört sie auf, sich selbst etwas Gutes zuzuschreiben. Sie erlangt eine gewisse innere Demut, was nicht der Fall wäre, wenn sie sich weniger unvollkommen fände. Wenn euch bei der Arbeit oder im Apostolat das Bewußtsein eurer Unfähigkeit überkommt... oder das Widerstreben, anderen den Weg zu einer Vollkommenheit zu weisen, die ihr selber noch nicht erreicht habt, so ist das wiederum ein Grund zur Verdemütigung. Treibt euch die Selbsterkenntnis dazu, euch Mir zu Füßen zu werfen und in innerer Beschämung über euren geringen Fortschritt Mein Herz um Kraft und Mut anzuflehen, so werde Ich mit ungeahnter Liebe auf euch schauen und euer Wirken wunderbar befruchten.

Jene aber, die nicht großmütig genug sind, die alltäglichen Opfer zu bringen und sich wirklich zu bemühen, werden sehen, wie ihr Leben in bloßen Vorsätzen vergeht und unfruchtbar bleibt.

Hier ist eine Unterscheidung nötig. Den Menschen, die gewohnheitsmäßig etwas versprechen, ohne sich Gewalt anzutun, um die Aufrichtigkeit ihres Strebens zu beweisen, sage Ich: Nehmt euch in acht, damit all dieses Stroh, das ihr in euren Scheunen sammelt, nicht Feuer fängt oder vom Sturm verweht wird!

Das gilt aber nicht für solche, die zwar den Tag beginnen mit dem guten Willen, durch Selbstverleugnung oder Großmut bei dieser oder jener Gelegenheit Mir einen Liebesbeweis zu schenken, die aber im entscheidenden Augenblick trotz des Vorsatzes, den sie noch vor wenigen Stunden gefaßt hatten, versagen; Eigenliebe, Charakterschwierigkeiten oder unnötige Rücksicht auf die Gesundheit haben sie an der Ausführung gehindert. Wenn sie Mich demütig und voller Beschämung um Verzeihung bitten, sobald sie ihre Schwäche erkennen, und den Vorsatz erneuern, ihren begangenen Fehler durch großmütige Liebe zu sühnen, so verherrlichen sie Mein Herz und tun vielleicht mehr Gutes, als wenn sie nicht versagt hätten*." (12. Dezember 1923, S. 326)

* Der Herr unterscheidet hier sehr deutlich zwischen gewohnheitsmäßigen, freiwilligen läßlichen Sünden, die man nicht bekämpft, und Schwachheitsfehlern, die gesühnt werden.
Er erklärt mit diesen Worten, daß Er durch bewußte Wiedergutmachung mehr getröstet wird, als Er durch Schwachheit beleidigt wurde. Tatsächlich verlangt der Akt der Demut, des Vertrauens und der Großmut, den die Wiedergutmachung voraussetzt, einen bewußten und vollständigen Willensakt, während ein solcher bei den Schwachheitsfehlern nur zum Teil vorhanden war.

"Ich will verzeihen. Ich will herrschen. Ich will über die Menschen, über die Völker und über die ganze Welt herrschen. Ich will Meinen Frieden bis an die Grenzen der Erde verbreiten. Ich bin die Weisheit und das Glück. Ich bin die Liebe und die Barmherzigkeit. Ich bin der Friede; Ich werde herrschen!

Um den Undank auszulöschen, will Ich einen Strom des Erbarmens ausgießen. Um die Beleidigungen zu sühnen, will Ich Schlachtopfer erwählen, die Verzeihung erlangen werden... Ja, es gibt in der Welt viele Seelen, die Mir gefallen möchten... Es gibt noch großmütige Seelen, die Mir alles geben, was sie haben, damit Ich Mich ihrer nach Meinem Wunsch und Willen bediene.

Ich beginne Meine Herrschaft mit Erweisen der Barmherzigkeit, denn Mein Reich ist ein Reich des Friedens und der Liebe. Das ist das Ziel, das Ich erreichen möchte, das ist da Werk Meiner Liebe!...

Meine Botschaft richtet sich an alle: an Gerechte und Sünder, Gelehrte und Unwissende, Vorgesetzte und Untergebene. Allen gilt Mein Wort: Sehnt ihr euch nach Glück, so sucht es in Mir; nach Reichtum: Ich bin der unendliche Reichtum; nach Frieden: Ich bin der Friede. Ich bin die Barmherzigkeit und die Liebe! Ich will König sein!...

Ich komme, dich zu entflammen und zu verzehren... Das ist Mein einziges Verlangen: Die Seelen entflammen... die Welt entflammen. Ach, die Seelen weisen die Flamme Meiner Liebe zurück! Doch Ich werde siegen! Sie werden Mein sein, und Ich werde ihr Köng sein! Leide mit Mir, damit die Welt Mich kenne und die Seelen zu Mir kommen. Durch das Leid wird die Liebe siegen!" (12. Juni 1923, S. 493)

"Ich will, daß die Seelen sich vom wahren Licht ganz durchdringen lassen.

Ich will, daß die Kinder - diese unschuldigen Herzen, die Mich nicht kennen und in der Kälte der Gleichgültigkeit aufwachsen, unwissend um den Wert ihrer Seele - ja, Ich will, daß diese kleinen Seelen, die doch Meine Freude sind, einen Zufluchtsort finden, wo man sie Mich kennen lehrt, und sie aufwachsen in Ehrfurcht vor Meinen Geboten und in Liebe zu Meinem Herzen.

Ich will die Herzen durch die Stärke Meiner Liebe gewinnen. Ich will die Sitten erneuern, sie heben und veredeln, damit die Menschen nicht mehr bloß für die Welt leben, sondern für den Himmel. Das will nicht besagen, daß Ich gegen den Fortschritt sei. Im Gegenteil. Ich wünsche, daß die Menschen im Wissen, im Können und in der Macht über die Dinge noch weiter voranschreiten. Ich will aber, daß sie mit dem Wissen über die Dinge dieser Welt auch das Wissen um die göttlichen Dinge vereinen. Dann werden sie mit dem Erstreben der irdischen Güter zugleich auch das verwirklichen, was die Größe und das wahre Glück der Seele ausmacht.

Euch habe Ich erwählt, Mir bei diesem Werke der Liebe zu helfen.

Mein Wunsch ist, daß ihr Nahrung für das Feuer seid, das Ich über die Erde hin verbreiten will; denn was nützt es, die Flamme zu entzünden, wenn dann nichts da ist, das sie nährt...

Darum will Ich eine Reihe von Seelen formen, die immer mehr von Liebe brennen, von jener Liebe, die vertrauend sich hingibt und alles von Meinem Herzen erhofft... Dieses Feuers Gluten sollen sie dann über die ganze Erde tragen." (21., 28. September 1923)
Diese Worte richtete der Herr an Josefa für die Gesellschaft vom Heiligsten Herzen.

"Glaubt nicht, daß Ich von etwas anderem sprechen will, als von Meinem Kreuze.

Durch das Kreuz habe Ich die Menschen gerettet, durch das Kreuz will Ich sie zur Wahrheit des Glaubens und vor allem auf den Weg zur Liebe zurückführen.

Ich werde euch Meine Wünsche sagen: Ich habe die Welt durch das Kreuz, das heißt durch Leiden gerettet. Ihr wißt, daß die Sünde eine unendliche Beleidung Gottes ist und eine unendliche Sühne fordert... Deshalb verlange Ich, daß ihr eure Leiden und Mühen in Vereinigung mit den unendlichen Verdiensten Meines Herzens aufopfert. Mein Herz gehört euch. Nehmt es hin. Sühnet mit Meinem Herzen! Flößet allen Seelen, die mit euch in Berührung kommen, Vertrauen ein auf die Güte und das Erbarmen Meins Herzens. Wo immer ihr den Menschen von Mir sprechen und Mich künden könnt, sagt ihnen, daß sie sich nicht zu fürchten brauchen, denn Ich, ihr Gott, bin die Liebe!

Drei Dinge lege Ich euch besonders ans Herz:

Erstens: Die Übung der Heiligen Stunde, denn in ihr kann dem himmlischen Vater mit Christus und durch Christus, Seinen göttlichen Sohn, eine Sühne von unermeßlichem Wert dargebracht werden.

Zweitens: Die fünf Vaterunser zur Verehrung Meiner heiligen fünf Wunden, denn durch sie wurde die Welt erlöst.

Drittens: Die ständige Vereinigung... mit den Verdiensten Meines göttlichen Herzens, denn dadurch gewinnen alle eure Werke unendlichen Wert.

Nehmt beständig eure Zuflucht zu Meinem kostbaren Blute! Vertraut rückhaltlos auf Mein Herz! Wenige verstehen dieses Geheimnis. Versucht wenigstens ihr es zu erfassen und zu verwerten!" (15. Oktober 1923, S. 552)

"Die Seelen brauchen eine Sonne, die sie erleuchtet und belebt. Diese Sonne ist Meine Liebe. Die ganze Welt soll in Mir den Gott der Liebe und Barmherzigkeit erkennen. Alle Menschen sollen wissen, daß Ich Mich danach sehne, ihnen zu verzeihen und sie zu retten. Die Sünder brauchen vor Mir nicht zu fliehen, noch dieVerworfensten zu fürchten. Kommt doch alle zu Mir! Als liebender Vater nehme Ich euch mit offenen Armen auf und schenke euch Leben, Frieden und wahres Glück!

Damit die Menschen Meine Güte erkennen, brauche Ich Apostel, die ihnen Mein Herz offenbaren. Zuerst aber müssen sie selbst Es kennen, denn man kann nicht lehren, was man selbst nicht weiß.

Deshalb werde Ich in den nächsten Tagen für Meine Priester und für die gottgeweihten Männer und Frauen sprechen, und sie werden klar erkennen, was Ich verlange. Ich will unter den Meinen einen Bund der Liebe bilden, damit sie bis an die Grenzen der Erde Meine Barmherzigkeit und Meine Liebe verkünden.

Ich will, daß die getreuen und auserwählten Seelen von dem brennenden und stets wachsenden Verlangen nach Sühne erfaßt werden, denn die Welt hat gesündigt... Ja, die Welt und die Völker fordern den göttlichen Zorn heraus. Gott aber, Der durch die Liebe herrschen will, bittet Seine auserwählten Seelen, zu sühnen, auf daß sie Verzeihung erlangen und neue Gnaden herabziehen.

Ich will, daß die Welt gerettet werde, daß Friede und Einigkeit in ihr herrschen. Ich will herrschen. Ich werde herrschen durch die Sühne Meiner auserwählten Seelen, indem viele eine neue Erkenntnis Meiner Barmherzigkeit und Liebe gewinnen.

Meine Worte werden für unermeßlich viele Seelen Licht und Leben sein. Alle Worte werden veröffentlicht, gelesen und verkündigt werden, und Ich will ihnen eine besondere Gnadenkraft verleihen um die Seelen zu erleuchten und umzuwandeln." (13. November 1923, S. 560)

"Nun wende Ich Mich an die Seelen, die Mir geweiht sind... Ich habe sie berufen, Mich der Welt und den Sündern kundzutun.

Viele von ihnen sind noch nicht zum Verständnis Meiner Gesinnungen gelangt. Sie behandeln Mich wie jemanden, der weit entfernt von ihnen lebt, den sie kaum kennen und von dem sie wenig erwarten. Sie sollen ihren Glauben und ihre Liebe neu beleben, damit sie zur vertrauten Freundschaft mit Mir gelangen, Der sie liebt und Den sie lieben.

In der Familie kennt der älteste Sohn gewöhnlich am besten die Gesinnungen und Geheimnisse des Vaters. Ihm wird mehr anvertraut als den jüngeren Geschwistern. In der Gottesfamilie der Kirche habe Ich auch älteste Söhne; das sind Meine Auserwählten, die Seelen, die Mir durch das Priestertum oder druch die Ordensgelübde besonders geweiht sind. Sie leben in Meiner nächsten Nähe und empfangen die auserlesensten Gnaden. Ihnen offenbare Ich die Geheimnisse Meines Herzens. Ihnen übergebe Ich durch ihr Amt die Sorge für ihre jüngeren Brüder. Sie sollen sie unterweisen, leiten und ihnen Meinen Willen kundtun. Nur wenn Meine Auserwählten Mich wirklich kennen und lieben, wird es ihnen gelingen, auch andere zu Meiner Erkenntnis und Liebe zu führen. oder kann man den von Herzen lieben, dan man nicht kennt? Und kann man vertrauensvoll mit dem sprechen, von dem man sich fernhält?

Daran gerade möchte Ich Meine auserwählten Seelen erinnern. Es ist wahrlich nichts Neues, aber brauchen sie nicht eine Neubelebung ihres Glaubens, ihrer Liebe, ihres Vertrauens? Ich will, daß Meine Auserwählten Mir größeres Vertrauen schenken. Sie sollen Mich in der Tiefe ihres Herzens suchen. Ich wohne in der Seele, wenn sie im Stande der Gnade ist. Dort sollen sie Mich sehen, wie Ich wirklich bin: als den Gott der Liebe. Sie sollen mehr Liebe haben als Furcht; sie sollen an Meine Liebe glauben und nie daran zweifeln. Viele wissen, daß Ich sie erwählt habe, weil Ich sie liebte; aber wenn ihre Fehler und Schwächen sie niederdrücken, dann werden sie traurig, weil sie glauben, daß Ich sie nicht mehr so liebe wie zuvor." (4. Dezember 1923, S. 571)

"Ich sagte dir gestern, daß Mich diese Seelen nicht kennen. Sie haben nicht begriffen, was Mein göttliches Herz ist. Denn gerade ihre Armseligkeiten und Fehler ziehen Meine Güte zu ihnen herab. Wenn sie ihr Unvermögen und ihre Schwäche erkennen, wenn sie sich demütigen und vertrauensvoll zu Mir kommen, verherrlichen sie Mich mehr als vor ihrem Versagen.

Dasselbe gilt für ihr Beten, sei es für sich oder für andere: Wenn sie zögern oder an Mir zweifeln, ehren sie Mein Herz nicht. Aber sie verherrlichen Es, wenn sie zuversichtlich auf Erhörung ihrer Bitten hoffen, weil sie wissen, daß Ich ihnen nichts versagen kann, es sei denn, daß es ihren Seelen nicht zum Heile gereiche.

Als der römische Hauptmann Mich anflehte, seinen Diener zu heilen, sprach er zu Mir in großer Demut: 'Ich bin nicht würdig, daß Du eingehst unter mein Dach!' Voll Glauben und Vertrauen fügte er jedoch hinzu: 'Aber sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund.' Dieser kannte Mein Herz. Er wußte, daß Ich dem Flehen einer Seele, die alles von Mir erwartet, nicht widerstehen kann. Er hat Mich sehr verherrlicht, denn mit der Demut verband er festes und vollkommenes Vertrauen... Ja, der kannte Mein Herz. Und doch hatte Ich Mich ihm nicht geoffenbart, wie Ich Mich Meinen erwählten Seelen offenbare.

Durch das Vertrauen erlangen sie unzählige Gnaden, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Ich will, daß sie diese Wahrheit tief erfassen, denn sie sollen den armen Menschen, die Mich nicht kennen, die Gesinnungen Meines Herzens kundtun.

Ich wiederhole: Was Ich jetzt sage, ist nichts Neues. Aber wie die Flamme der Nahrung bedarf, um nicht zu verlöschen, so brauchen die Seelen neuen Aufschwung, der sie emporreißt, und neue Glut, die sie neu belebt.

Nur wenige von denen, die Mir geweiht sind, haben ein unerschütterliches Vertrauen zu Mir; denn es gibt nur wenige, die in inniger Vereinigung mit Mir leben. Alle sollen wissen, daß Ich die Seelen so liebe, wie sie sind. Ich weiß, daß ihre Gebrechlichkeit sie mehr als einmal zu Fall bringen wird. Ich weiß, daß sie gar oft nicht halten werden, was sie Mir versprechen. Aber ihr guter Wille und ihr demütiges Vertrauen, das sie Mir nach ihrem Fall entgegenbringen, verherrlichen Mich so sehr, daß Mein Herz ihnen unermeßlich reiche Gnaden schenkt.

Ich will, daß alle Mir geweihten Seelen es wissen: Ich rufe sie zu einem Leben inniger Vereinigung mit Mir. Sie sollen sich nicht begnügen, mit Mir zu sprechen, wenn sie in der Kirche vor dem Allerheiligsten sind. Zwar bin Ich dort gegenwärtig, aber Ich lebe auch in ihnen, und es ist Meine Freude, eins mit ihnen zu werden.

Sie sollen Mir von allem sprechen, was ihnen am Herzen liegt; Mich in allem um Rat fragen, alles von Mir erbitten!... Ich lebe in ihnen, um ihr Leben zu sein. Ich wohne in ihnen, um ihre Kraft zu sein. Ja, Ich wiederhole es: sie sollen nicht vergessen, daß es Meine Freude ist, ganz eins zu sein mit ihnen! Ich wohne in ihnen; da sehe Ich sie, da höre Ich sie, da liebe Ich sie und erwarte, daß sie Meiner Liebe entsprechen.

Viele halten jeden Morgen ihre Betrachtung, aber oft ist es mehr eine Formsache als eine Begegnung in Liebe. Dann feiern sie die heilige Messe oder nehmen daran teil, empfangen Mich in der heiligen Kommunion; aber wenn sie aus der Kirche kommen, dann lassen sie sich von ihren Angelegenheiten so in Anspruch nehmen, daß sie kaum mehr daran denken, Mir ein Wort zu sagen.

In solch einer Seele bin Ich wie in einer Wüste. Sie sagt Mir nichts und bittet Mich um nichts, und wenn sie Trost braucht, so sucht sie ihn oft bei den Geschöpfen, anstatt bei Mir, ihrem Schöpfer, Der in ihr ist und lebt!...

Ist das nicht Mangel an Vereinigung, Mangel an innerlichem Leben oder, was das gleiche ist: Mangel an Liebe?

Ich will die Mir geweihten Seelen daran erinnern, daß Ich sie auf besondere Weise auserwählt habe, damit sie in inniger Vereinigung mit Mir leben, Mich trösten und für alle jene Sühne leisten, die Mich beleidigen.

Sie sollen bedenken , daß sie verpflichtet sind, Mein Herz kennenzulernen, in Seine Gesinnnung einzudringen und Sein Verlangen zu verwirklichen, so weit es in ihrer Macht steht.

Wenn ein Bauer sein Feld bestellt, so versucht er alles Unkraut auszureißen, und scheut weder Arbeit noch Mühe, bis es ihm gelungen ist. So will Ich, daß auch die Meinen, sobald sie Meine Wünsche erkennen, mit Hingabe und Eifer für Meine Interessen arbeiten und vor keiner Mühe zurückschrecken, um Meine Ehre zu vermehren und die Sünden der Welt zu sühnen!" (5. Dez. 1923, S. 572)

"Schreibe, damit alle Mir geweihten Seelen es wissen: Ich rufe alle zu einem Leben innigster Vereinigung mit Mir.

Sie sollen Meine Wünsche kennen, Meine Freuden und Schmerzen teilen, für Meine Interessen arbeiten, ohne Mühen und Leiden zu scheuen.

Ich rufe sie, Freud und Leid mit Mir zu teilen und durch Gebet und Buße Sühne zu leisten für die Sünden der Welt. Vor allem aber sollen sie danach streben, sich immer inniger mit Mir zu vereinigen und Mich nie allein zu lassen. Viele vergessen, daß Ich bei ihnen, Meinen Vertrauten, Trost suche.

Durch das Band der Liebe sind sie mit Mir und untereinander geeint und gewinnen Gewalt über Mein Herz, um den Sündern das Licht zur Erkennntis der Wahrheit und Verzeihung zu erflehen.

Spornt der Anblick der vielen Beleidigungen, die Ich erdulde, ihren apostolischen Eifer an, sich für die Arbeit in Meinem Weinberg einzusetzen, dann sollen sie es mit unerschütterlichem Vertrauen tun; Ich werde ihrem Flehen nicht widerstehen und ihnen die Gnade geben, derer sie bedürfen. Alle sollen sich bemühen, Mein Herz kennen zu lernen, Meine Gesinnungen zu verstehen, mit Mir vereint zu leben, zu Mir zu sprechen, Mich um Rat zu fragen. Ihr ganzes Leben sei Meiner größeren Ehre und dem Heil der Seelen geweiht.

Der Blick auf sich selbst soll sie nicht eng und eigensüchtig machen: vielmehr soll ihr Herz weit werden, da sie sich mit der Macht Meines Blutes und Meiner Verdienste umkleidet sehen. Wenn sie auf ihre eigene Kraft vertrauen, können sie nicht viel erreichen. Aber sie werden stark, wenn sie mit Mir arbeiten, in Meinem Namen und zu Meiner Ehre.

Die Mir geweihten Seelen sollen ihr Verlangen nach Sühne neu beleben und vertrauensvoll bitten, daß der Tag Christi, des Königs, das heißt der Tag Meiner Weltherrschaft anbreche! Sie sollen sich nicht fürchten, sondern auf Mich hoffen und vertrauen.

Eifer und Liebe für die armen Sünder verzehre sie; sie sollen Mitleid mit ihnen haben, für sie beten und milde mit ihnen umgehen.

Der ganzen Welt sollen sie Meine Güte, Meine Liebe, Meine Barmherzigkeit künden.

Gebet, Buße und vor allem Vertrauen seien die Waffen ihres apostolischen Wirkens; nicht das Vertrauen auf ihre eigenen Kräfte, sondern Vertauen auf die Macht und Güte Meines Herzens.

Meine Apostel waren arme, ungelehrte Männer, aber sie wurden reich und weise durch den Reichtum und die Weisheit Gottes. Ihr Losungswort sei auch das eure: 'Herr, in Deinem Namen gehe ich ans Werk, in Dir vermag ich alles.'

Ein Dreifaches verlange Ich von den Mir geweihten Seelen: Sühne, Liebe, Vertrauen.

Sühne, das heißt Vereinigung mit dem göttlichen Sühnopfer; für Ihn, mit Ihm und in Ihm wirken im Geiste der Sühne und in der Vereinigung mit Seinen Gesinnungen und Wünschen.

Liebe, das heißt Vertrautheit mit Dem, Der ganz Liebe ist, und Der sich herabläßt, Seine Geschöpfe um ihre Liebe und Freundschaft zu bitten.

Vertrauen, das bedeutet: Dessen sicher sein, Der ganz Liebe, Güte und Erbarmen ist; mit Dem ich lebe Tag und Nacht; Der mich kennt und Den ich kenne; Der mich liebt und Den ich liebe; Der die Seinen in besonderer Weise aufruft, Sein Leben zu teilen, Sein Herz zu erkennen und alles von Ihm zu erwarten." (6. Dezember 1923, S. 576)

 

DIE LIEBE RUFT

Botschaft des Herzens Jesu an die Welt

und ihre Künderin

Schwester Josefa Menéndez
aus der Gesellschaft der Ordensfrauen vom Heiligsten Herzen Jesu
1890 - 1923

Auszug aus dem gleichnamigen Buch von H. Monier-Vinard S.J.


SCHWESTER JOSEFA MENÉNDEZ

Im Kloster "Les Feuillants" zu Poitiers starb am 29. Dezember 1923 Schwester Josefa Menéndez im Alter von 33 Jahren eines heiligmäßigen Todes. Als bescheidene Laienschwester der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu hatte sie nur vier Jahre verborgen im Orden gelebt. Allem Anschein nach gehörte sie zu denen, deren Name der Welt auf immer unbekannt bleiben und deren Bild selbst im Gedächtnis der Mitschwestern rasch verblassen sollte. Doch im Gegenteil, kaum zwanzig Jahre nach ihrem Tode beschäftigt sich die ganze Welt mit ihr. In Amerika, in Afrika, Asien und Ozeanien ruft man sie eifrig an und lauscht mit Andacht und Ehrfurcht der Botschaft, die sie im Auftrag des Herzens Jesu den Menschen vermittelt hat.

Im Jahre 1938 erschien im Verlag des Gebetsapostolates zu Toulouse unter dem Titel "Un Appel à l'Amour" das Wesentliche dieser Botschaft. Kardinal Pacelli, der heute unter dem Namen Pius XII. glorreich regiert, war gern bereit, in einem brieflichen Vorwort allen die Lesung anzuempfehlen. Fünf Jahre später wird dringend eine vollständige Biographie gefordert. Man will ein so reiches und so verborgenes Leben, in dem gerade menschliches Unvermögen den Glanz göttlicher Wirksamkeit wunderbar hervortreten läßt, in allen Einzelheiten kennenlernen.

Die zweite, vollständigere Auflage des Buches erfüllte dieses berechtige Verlangen. Sie wurde auf Grund der Aufzeichnungen verfaßt, die Schwester Josefa Tag für Tag im Gehorsam niedergeschrieben hat. Sie ist umso glaubwürdiger, als diese Aufzeichnungen durch die genaue Erinnerung der Zeugen ihres Lebens, der Oberin und der Assistentin im Hause zu Poitiers und des hochwürdigen Dominikanerpaters Boyer, ihres Seelenführers, bestätigt werden.

Man wird das Buch mit großem Interesse zur Hand nehmen, mit Ergriffenheit und Bewunderung lesen und mit dem festen Willen schließen, besser zu werden und endlich Gott zu lieben, der eine so große Liebe zu Seinen Geschöpfen offenbart.

Alles spricht hier von der wunderbaren Liebesvorsehung Gottes.

Die Heilige Schrift zeigt Ihn uns in den Psalmen, wie Er mit steter Wachsamkeit den Menschenkindern nachgeht, auf ihre Werke schaut und die leisesten Regungen ihres Betens beantwortet; liebevoll neigt Er sich Seinen widerspenstigen Kindern zu. Von Anbeginn spricht Er durch Seine Wunder und durch die Stimme Seiner Propheten bis zu dem Tage, an dem Er selbst herabkommt, im Schoße der Jungfrau Maria eine menschliche Natur annimmt und den Menschen in menschlicher Sprache die große Liebe kündet, die Sein Herz erfüllt.

Und Jesus, das fleischgewordene Wort, überbrachte den Menschen die Fülle der Botschaft, die Er selbst vom Vater empfangen hatte: "Omnia quaecumque audivi a Patre meo nota feci vobis" - "Alles, was Ich von Meinem Vater gehört, habe Ich euch kundgetan" (Jo. 15,15). Nichts ist dem hinzuzufügen, was Jesus Christus gesagt hat. Mit dem Tode des heiligen Johannes, des letzten Apostels, ist die göttliche Offenbarung abgeschlossen und besiegelt. Man hat im Laufe der Jahrhunderte nur ihren Inhalt auszudeuten. Er ist von unergründlichem Reichtum. Die Menschen sind im allgemeinen in religiöser Hinsicht so unachtsam und oberflächlich, daß sie das Evangelium, das vertieft sein will, nicht gründlich zu lesen verstehen. Und so wie einst im Alten Bunde Gott Seine Propheten sandte, um Glaube und Hoffnung Seines Volkes neu zu beleben, so erweckt Christus von Zeit zu Zeit Seelen, denen Er die Sendung anvertraut, den Menschen Seine Worte zu erklären und deren Tiefe und verborgenen Sinn zu enthüllen.

Am Ostermorgen beauftragt Er Maria Magdalena, den Aposteln die Botschaft Seiner glorreichen Auferstehung zu bringen; und auch in späteren Zeiten fordert Er oft unbekannte und unbedeutende Frauen auf, der Welt Seine Absichten zu übermitteln.

Um nur die wichtigsten Beispiele anzuführen: Durch die heilige Juliana von Montcornillon führte Er in der Kirche das Fronleichnamsfest ein und belebte die Andacht zum Allerheiligsten Altarssakrament. Durch die heilige Margareta Maria verlieh Er der Andacht zum Heiligsten Herzen durch neue Sinngebung und neue Zielsetzung neuen Aufschwung.

So verfuhr Er auch mit Schwester Josefa.

Den beiden Erstgenannten wurde durch ihre Heiligsprechung eine Art offzieller Anerkennung ihrer Sendung durch die Kirche zuteil. Schwester Josefa hat diese Ehre noch nicht erhalten; doch ehe sie die Schwester der genannten Heiligen in der Glorie wird, ist sie schon deren Schwester in der Gnade, und es hat Gott gefallen, auch ihr Zeugnis zu beglaubigen. Er, Der die menschlichen Geschöpfe mit großer Ehrfurcht behandelt: cum magna reverentia disponis nos - mit aller Schonung leitest Du uns (Weish. 12,18), prägt jenen, die Er sendet, Sein göttliches Siegel auf: Man muß sie als Künder Seiner Worte anerkennen. Gottes Wege sind nicht unsere Wege, noch Seine Gedanken unsere Gedanken. Um besser zu beweisen, daß alles von Ihm kommt, wählt Er schwache Werkzeuge, die nach menschlichem Ermessen für das beabsichtigte Werk ungeeignet scheinen.

Er läßt Seine Kraft in der Schwachheit aufleuchten.

"Um Seine Kirche zu gründen", sagt der heilige Paulus, "hat Er weder die Weisen noch die Großen der Welt erwählt." Man hätte sonst ihrer Begabung oder ihrem Ansehen die rasche Ausbreitung des Christentums zuschreiben können. Er berief die Unwissenden, die Armen aus dem einfachen Volk, und machte sie zu Gefäßen der Auserwählung.

Und damit die Größe ihrer Sendung sie nicht blende und sie nicht zum Stolz versuche, gefällt Er sich darin, sie beständig ihr Nichts, ihr angeborenes Elend, ihre Schwäche fühlen zu lassen.

Nur in wahrhaft demütigen Seelen sind Seine Gnaden in Sicherheit.

Das ist die Weise der Vorsehung: Auf dem Nichts gründet Gott Seinen Ruhm.

"Hätte Ich eine Elendere gefunden als dich", sagte Er zur heiligen Margareta Maria, "so hätte Ich diese erwählt."

Schwester Josefa wird oftmals dieselben Worte hören:

" - Hätte Ich einem elenderen Geschöpf begegnen könen, so hätte Ich meinen Blick darauf gerichtet. Da Ich es aber nicht gefunden habe, so bist du die Erwählte (7. Juni 1923)."

Und kurz nachher fügt Er bei:

" - Ich habe dich erwählt, weil du ein unnützes und ganz armseliges Geschöpf bist und damit in Wahrheit Ich es sei, Der da redet, bittet, handelt (12. Juni 1923)."

Nichts schien Josefa für eine solche Sendung vorauszubestimmen. Das Zögern, das sie der Verwirklichung ihres Berufes entgegenstellte, hatte von vornherein Zweifel an ihrer Seelenstärke aufkommen lassen. Ihre bescheidene Stellung im Orden, ihre Liebe zum verborgenen Leben, ihre mangelnde Sprachfertigkeit im Französischen hätten vielmehr unüberwindliche Hindernisse sein können. (Hätte man unter den damaligen Novizinnen, von denen die meisten Polinnen waren, auf Grund irgendwelcher mystischer Anzeichen die Wahl Gottes zu erraten versucht, so hätte man nicht an Schwester Josefa gedacht; nichts an ihrem Äußeren war auffallend und hätte eine göttliche Erwählung vermuten lassen.)

Doch gerade darin liegt das göttliche Zeichen: Die bescheidene kleine Novizin, die in ihrer außergewöhnlichen Empfindsamkeit für den Kampf so wenig geeignet erscheint, erweist sich von unüberwindlicher Kraft. Je mehr göttliche Offenbarungen ihr zuteil werden, umso mehr flüchtet sie in ihr Nichts. Je mehr Gott sich ihr nähert, desto tiefer erniedrigt sie sich. Obgleich so augenscheinlich Gott am Werke ist, fürchtet sie ständig, getäuscht zu werden und andere zu täuschen. Ihre Obern gegenüber ist sie das lenksamste, gelehrigste, ihrer Autorität ehrfürchtig ergebenste Kind. Sie sehnt sich nach ihrer Leitung und ist zu allen Opfern bereit.

Nichts Übertriebenes ist an ihrer Frömmigkeit, an ihrer Art zu sein und zu handeln, alles ist einfach und wahr, kerngesund. Sie hat Sinn für Maß und Ordnung. Das Göttliche, das sie in sich trägt und dessen ganze Bürde sie besonders zu gewissen Stunden empfindet, die unsagbaren Leiden, die daraus folgen, stören ihr inneres Gleichgewicht nicht. Auch die übermenschliche Ausdauer, mit der sie Prüfungen und Leiden erträgt, die bei weitem die Grenzen ihrer natürlichen Kräfte übersteigen, bietet ihren Obern die beste Gewähr für die göttliche Wirksamkeit.

"In dir selbst werde Ich Mich bezeugen", hatte der Heiland zu Josefa gesagt. Ihr Seelenführer und ihre Obern, die zuerst zweifelnd und zurückhaltend gewesen waren, mußten so endlich dazu gelangen, aus innerer Überzeugung heraus Josefas Sendung Glauben zu schenken.

 

JOSEFAS SENDUNG

Der Herr enthüllt sie ihr nach und nach.

Mehrmals schon hatte Er gesagt, Er wolle sich ihrer bedienen, "um Seine Absichten zu verwirklichen (9. Februar 1921)" und "um viele Seelen zu retten, die Er um so teuren Preis erworben (15. Oktober 1920)." Am 24. Februar 1921 abends während der heiligen Stunde erneuert Er Seinen Ruf in bestimmterer Form:

" - Die Welt kennt das Erbarmen Meines Herzens nicht. Ich will Mich deiner bedienen, um es ihr zu künden. Ich will, daß du ein Apostel Meiner Güte und Barmherzigkeit seist. Ich werde dich lehren, was es bedeutet, dich selbst ganz zu vergessen."

Und da Josefa ihre Befürchtungen ausdrückt:

" - Liebe, und fürchte nichts. Ich will, was du nicht willst, aber Ich kann, was du nicht kannst; es ist nicht an dir, zu wählen, sondern dich hinzugeben."

Einige Monate später, am Montag, den 11. Juni 1921, wenige Tage nach dem Herz-Jesu-Fest, an dem sie viele Gnaden empfangen hatte, sagte ihr der Herr:

" - Denke an Meine Worte und glaube ihnen. Ich will dich in Meinem Herzen gefangen halten und dich in Meiner Liebe besitzen, um dann deine Kleinheit und Armseligkeit zu einem Werkzeug Meines Erbarmens für viele Seelen zu machen, die durch deine Vermittlung gerettet werden. Später werde Ich dir die Geheimnisse Meines Herzens enthüllen, und sie werden vielen Seelen zum Heile gereichen. Ich will, daß du alles aufschreibst und bewahrst, was Ich dir sage. Alles wird man lesen, wenn du im Himmel bist. Nicht wegen deiner Verdienste will Ich Mich deiner bedienen, sondern damit die Seelen erkennen, wie Meine Allmacht sich armer und schwacher Werkzeuge bedient."

Und da Josefa Ihn fragt, ob sie auch dies ihrer Oberin sagen solle, antwortet Er:

" - Schreibe es auf und man wird es nach deinem Tode lesen."

So gibt sich Gottes Absicht immer deutlicher zu erkennen: Er erwählt Josefa zur lebendigen Opfergabe für die Seelen, besonders für die gottgeweihten. Er erwählt sie zur Künderin einer Botschaft des Erbarmens und der Liebe an die Welt. Ihre Sendung ist zweifach: Sie soll Sühnopfer und Botin sein; und diese beiden Sendungen stehen in innerem Zusammenhang. Indem sie Sühnopfer ist, ist sie Botin; und weil sie Botin ist, muß sie Sühnopfer sein.

Das Sühnopfer

Ein Schlachtopfer ist seinem Wesen nach dem Tode ausgeliefert und zwar zumeist dem Sühnetod.

Wenn man sich auch als Sühnopfer anbieten kann, um dadurch Gott Freude und Ruhm zu bereiten, so führt Gott doch größtenteils nur jene Seelen auf diesen Weg, denen Er eine Mittlersendung anvertraut: Sie sollen leiden und sühnen für andere, denen ihre Hinopferung zugute kommt. Sie ziehen Gnaden der Erbarmung auf die Seelen herab und halten die strafende göttliche Gererchtigkeit von ihnen zurück. Es versteht sich von selbst, daß man sich eine solche Aufgabe nicht anmaßen darf. Um sich so zwischen Gott und Sein Geschöpf zu stellen, bedarf es der göttlichen Zustimmung. Wie könnte ein Mensch vermitteln, den Gott nicht dazu berufen hat?

Schon im Alten Testament durfte man Gott nicht irgendwelche Schlachtopfer darbringen. Um gnädige Aufnahme zu finden, mußten sie von dieser oder jener genau betimmten Art sein. Sie mußten ohne Flecken oder Makel in voller Jugendkraft stehen. Sie mußten vor allem durch einen Priester nach vorgeschriebenem Ritus dargebracht werden, und eben dieser Ritus, streng gefordert und beobachtet, war Ausdruck der Gesinnung, die den opfernden Priester und den Spender beseelen sollte.

Im Neuen Testament, in dem das neue Opfer die alten ablöste, ist Jesus Christus der einzige Mittler, der einzige Priester, die einzige Opfergabe; und Seine Hinopferung hat nicht mehr einen bloß stellvertretenden, sondern einen wirklichen und unendlichen Wert.

Will sich also der Herr andere lebendige Opfergaben zugesellen, so müssen sie, um in Sein Opfer mit einzugehen, mit Ihm nur ein Leben haben, an Seiner Gesinnung teilnehmen. Folglich können es nur menschliche, mit Verstand und Willen begabte Personen sein.

Diese Personen wählt Er selbst, und, da sie freien Willen haben, verlangt Er ihre Zuistimmung. Geben sie Ihm diese, so liefern sie sich Ihm dadurch gänzlich aus. Er verfügt daher über sie unumschränkt.

Die Christus ähnliche und in Ihn verwandelte Opferseele stellt dem himmlischen Vater die Gesinnung Jesu Christi dar und Christus gegenüber die Gesinnung, die jene Menschen haben sollten, welche sie vertritt; sie verharrt im Zustand der Erniedrigung, der Buße, der Sühne.

Auf Grund dieses Hineingenommenseins in Jesus Christus nimmt sie innigsten Anteil an Seiner Passion; sie erduldet die Peinen und Todesnöte in verschiedener Stärke und auf mannigfache, doch zumeist übermenschliche Weise.

Oft sühnt sie für namentliche, bekannte Sünder, erduldet die gerechten Strafen für deren Verbrechen. Krankheiten, Prüfungen jeder Art, sogar Verfolgungen seitens des bösen Geistes, dessen Spielball sie wird.

Dies war in selten hohem Grade bei Schwester Josefa der Fall.

Sie ist Opfergabe auf Grund des ausdrücklichen Wunsches Unseres Herrn, und sie ist es ohne Vorbehalt. Nicht nur ist ihr ganzes Wesen als Sühnoper Gott hingegeben, auch die einzelnen Eigenschaften Gottes finden in ihr eine entsprechende Opferhuldigung.

Die heilige Theresia vom Kinde Jesu hat sich als Sühnopfer der barmherzigen Liebe angeboten; Marie des Vallées war besonders gekennzeichnet als Sühnopfer der göttlichen Gerechtigkeit; die heilige Margareta Maria war sowohl der Gerechtigkeit als der Barmherzigkeit geopfert: Dies gilt auch von Schwester Josefa, und der Herr erklärt es ihr ausdrücklich und noch genauer als der heiligen Margareta Maria.

" - Ich habe dich als Sühnopfer Meines Herzens erwählt (19. Dezember 1920)."

" - Du bist das Sühnopfer Meiner Liebe (2. Oktober 1922, 23. November 1920)" - "Meiner Liebe und Meiner Barmherzigkeit (30. Juni 1921)."

" - Ich will, daß du das Sühnopfer der göttlichen Gerechtigkeit und der Trost Meines Herzens seist (9. November 1920)."

Um Gott in all diesen Eigenschaften zu verherrlichen, mußte sie leiden.

" - Du leidest in deiner Seele und an deinem Leibe, weil du das Sühnopfer Meiner Seele und Meines Leibes bist. Wie solltest du kein Herzeleid tragen, da Ich dich als Sühnopfer Meines Herzens auserwählt habe (19. Dezember 1920)?"

Als Sühnopfer des Herzens Jesu leidet sie, um dieses durch den Undank der Menschen verwundete Herz zu trösten;

als Sühneopfer der Liebe und Barmherzigkeit leidet sie, damit die barmherzige Liebe Jesu die von Ihm so geliebten Sünder mit Ganden überhäufen könne;

als Sühnopfer der göttlichen Gerechtigkeit trägt sie die Qualen der Verdammnis und sühnt für viele Verbrecherseelen, die ihr das Heil verdanken werden.

Ihre Sendung verlangt von ihr dauernde Hinopferung. Der Herr verbirgt ihr dies nicht:

" - Liebe, leide, gehorche, so kann Ich Meine Absichten in dir verwirklichen (9. Januar 1921)."

Und am 12. Juni 1923 bestätigt Er ihr alle Seine Absichten:

" - Du wirst in tiefster Verborgenheit leben; weil du aber von Mir als Opfer erwählt bist, wirst du leiden, und im Abgrund des Leidens versenkt, wirst du sterben. Suche weder Ruhe noch Erleichterung; du wirst sie nicht finden; denn so ist es Mein Wille. Meine Liebe wird dich stützen, Ich werde dich nie verlassen."

Wenn der Heiland sie aber so leiden lassen will, verlangt Er vorher ihre Zustimmung. Obgleich Er der Herr und Meister ist, beugt Er sich vor dem freien Willensentscheid, den Er Seinem Geschöpfe gelassen hat.

" - Du aber, willst du?" fragt Er Josefa; und da sie furchtsam zaudert, entfernt sich der Herr und läßt sie trostlos über diesen Abschied zurück. Und die Muttergottes kommt, um ihr zu sagen:

" - Vergiß nicht, daß deine Liebe frei ist (3. März 1922)."

Mehrmals wird Josefa sich Ihm entziehen, dann verschwindet Jesus, und sie muß Ihn wiederholt rufen, damit Er ihr doch geben möge, was Er ihr zuvor anbot.

Meistens aber nimmt sie an, und mit welcher Hochherzigkeit (Gott drängt nichts auf; Er zwingt nicht; um jedoch die gewünschte Zustimmung zu erlangen, geht Er mit göttlicher Geschicklichkeit vor. Er entfernt sich nach ihrem Zaudern, und Seine Abwesenheit, die für Josefa unerträglich wird, bewegt sie zu vollkommener Zustimmung. Oder Er sagt ihr nicht gerade heraus, daß Er sich ihrer bedienen will, um zur Welt zu sprechen - der Schrecken wäre zu heftig gewesen; Er sagt ihr einfach: "Willst du leiden? Willst du Sühnopfer sein?" Ein Sühnopfer braucht nur zu leiden, nicht hervorzutreten, und Josefa nimmt an.)!

"Ich habe mich Ihm zur Verfügung gestellt, sagt sie, damit Er mit mir mache, was Er will."

Gott weiß von da an, daß Er nach Seinem Wohlgefallen handeln kann, und wiederholt es ihr:

" - Ich bin dein Gott, du gehörst Mir, du hast dich ausgeliefert; von nun an kannst du Mir nichts mehr verweigern (23. Juli 1921)."

" - Was sollte Ich tun, wenn du dich Meinem Willen nicht überläßt (21. April 1922)?"

Sie gibt sich Ihm anheim. Wie ihr Meister wird auch sie die freiwillig dargebrachte Opfergabe sein: Oblatus est quia ipse voluit. - Er ward geopfert, weil Er es selbst wollte. Wie Er wird auch sie reine Opfergabe sein. Man kann nicht für die andern sühnen, wenn man für sich selbst zu sühnen hat. Und Gott hat Josefa rein erhalten. Man findet in ihrem Leben keinen einzigen wahrhaft freiwilligen Fehler. Ihre größten Treulosigkeiten bestehen nach ihrem eigenen Geständnis in der zu zögernden Beantwortung der Gnadenrufe, im Zaudern angesichts einer Aufgabe, die sie erschreckt; nichts also, das auch nur im geringsten ihr Herz und ihre Seele beflecken könnte.

Der Herr wachte eifernd darüber.

" - Ich will dich so selbstvergessen und so hingegeben an Meinen Willen, daß Ich dir künftig nicht die kleinste Unvollkommenheit durchgehen lasse, ohne dich aufmerksam zu machen (21. Februar 1921)."

Mehrmals, wenn Er von ihr verlangt, sich als Sühnopfer hinzugeben, schenkt Er ihr zuvor eine besondere Gnade vollkommener Reinigung.

" - Jetzt leide für Mich, Josefa; doch zuvor werde Ich auf deine Seele einen Strahl der Liebe fallen lassen, um sie zu reinigen; denn du mußt rein sein, wie es sich für Meine Opferseelen ziemt (17. Juni 1923)."

Bei solcher Reinheit braucht das Leiden nicht zu läutern, sondern bringt andern Seelen die Früchte des Heiles.

Wie es bei allen wahren Opfergaben der Fall ist, weist auch Josefas Leiden einen zweifachen Charakter auf:

Sie, die von Jesus Christus selbst erwählt wurde, um Sein Erlösungswerk als Sühnopfer fortzusetzen und zu vollenden, muß dem Heiland vollkommen gereint sein und Christi Leiden teilen, indem sie die gleichen Schmerzen duldet wie Er. Da sie Sühnopfer für die Sünden anderer ist, muß ihr Leiden zu den Sünden in Beziehung stehen, die gesühnt werden sollen.

a) Teilnahme am Leiden Christi

Christi Leiden allein hat die Kraft zu erlösen. Nur durch das Blut des Lammes kann die Seele von Sünden gereinigt und gerettet werden. Der laute Schrei des sterbenden Heilandes ist ein drängender Ruf an das ganze Menschengeschlecht. Möchten doch alle zu den Quellen des Erlösers eilen, denen alle Gnaden entströmen.

Mit den Seelen, die dem Rufe folgen, vollzieht sich die lebenspendende Berührung unmittelbar. Leider halten sich viele absichtlich fern. Um auch sie zu erreichen, bedient sich Christus anderer Seelen, die Er zu Vermittlern Seines Erbarmens macht. Diese fruchtbarsten Reben am geheimnisvollen Weinstock sind infolge ihrer engen Verbindung mit dem Stamme durchpulst vom göttlichen Gnadenstrom. Sie machen sich für die Sünder verantwortlich. Eins mit ihnen, wie sie eins mit Christus sind, vollzieht sich durch sie das Einströmen der Gnade. Das sind die Opferseelen.

Um diesen Beruf zu erfüllen, müssen sie dem gekreuzigten Christus so innig verbunden sein, daß ihre Herzen im vollen Einklang mitdem Seinen schlagen; Er aber prägt den Tiefen ihrer Seele, ihres Herzens und ihres Leibes Sein schmerzhaftes Leiden ein, um aus ihnen Seine lebendigen Abbilder zu gestalten.

In solchen Seelen erneurt Er all Seine Geheimnisse: Sie erfahren wie Er Widerspruch, Verfolgung, Demütigung, Geißelung, Kreuzigung; und was die Menschen ihnen nicht zufügen, das vollendet Gott selbst durch geheimnisvolle Schmerzen, Todesangst, Wundmale, die sie zu lebendigen Bildnissen des Gekreuzigten machen.

Leicht ist die Macht zu ermessen, die der Fürsprache und Vermittlung solcher Seelen bei Gott zukommt, wenn sie die göttliche Barmherzigkeit für das Heil ihrer Brüder anflehen; es ruft ja in ihnen und durch sie das kostbare Blut Jesu Christi zum Vater, unendlich beredter als Abels Blut!

Sühnopfer sind wie enteignet zugunsten der Anderen. Ihnen drückt die Passion Christi das Siegel auf und bringt durch sie hindurchströmend in anderen Seelen Früchte des Heiles hervor. So sind sie Träger der Gnade von Kalvaria.

Diese sind Miterlöser im wahren Sinne des Wortes: Die Nächstenliebe drängt sie; ihnen enthüllt Gott in der Beschauung die Unermeßlichkeit Seiner Liebe zu den Seelen und Seinen Schmerz über den Verlust der Sünder. Dieser Anblick bricht ihnen das Herz. Das Verlangen, Jesus zu trösten, bleibt nicht dabei stehen, Ihm ihre Liebe zu beteuern, es weckt ihren Eifer. Sie wollen um jeden Preis Seelen zu Christus führen, und Er, Christus, facht diesen Eifer noch mehr an. Er teilt ihnen Seine brennende Liebe zu den Seelen mit, von nun an lieben sie sozusagen mit Seinem Herzen. Diese Liebe gibt ihnen übermenschliche Ausdauer, wie Josefa sie selbst gut beschreibt:

"Seit zwei bis drei Wochen fühlt meine Seele den Zug zum Leiden. Früher hatte ich Angst vor allem. Wenn Jesus mir sagte, Er habe mich zum Sühnopfer ausersehen, so schauderte mein ganzes Wesen; jetzt ist es das Gegenteil. Es gibt Tage, an denen ich so sehr leide, daß ich nicht leben könnte, wenn Er mich nicht aufrecht hielte, denn keines meiner Glieder bleibt verschont! Trotzdem möchte meine Seele noch viel mehr für Ihn erdulden, wenn auch nicht ohne Widerstreben der sinnlichen Natur. Wenn die Schmerzen anfangen, so zittere ich und weiche unwillkürlich zurück; doch im Willen ist eine Kraft, die zustimmt, die sogar noch mehr leiden möchte; würde ich in solchen Augenblicken vor die Wahl gestellt, entweder in den Himel einzugehen oder weiter zu leiden, so zöge ich es tausendmal vor, weiter hier zu leiden, um Sein Herz zu trösten, und doch verzehre ich mich vor Sehnsucht, zu Ihm zu gehen. Ich weiß, daß Jesus diese Verwandlung bewirkt hat (30. Juni 1921)."

Josefa hat recht: Diese Kraft kommt nicht aus ihr, sondern aus Jesus; oder vielmehr, es ist Jesu eigenste Kraft, die in sie einströmt, Er teilt ihr Seine Gesinnungen, Seine Wünsche, Seine Leiden mit. (" - Es ist Meinem Herzen ein Trost, wenn Es sich mitteilen kann. Ich komme in dein Herz, um darin zu ruhen, wenn eine Seele Mich kränkt, und es ist Mein Wunsch, ihr Gutes zu tun, der in dich übergeht und der deine wird." (23. Oktober 1922)).

" - Weil du bereit bist zu leiden - sagt Er ihr - so leiden wir gemeinsam (19. Dezember 1920)."

Und Er gibt ihr Sein Kreuz:

"Jesus kam, mit dem Kreuze beladen, und legte es auf meine Schulter (18. Juli 1920)."

" - Ich bringe dir Mein Kreuz, denn Ich will es auf dich legen (26. Juli 1921)."

" - Ich will, daß du Mein Simon von Cyrene seist. Du wirst Mir helfen, das Kreuz tragen (23. Februar 1922)."

" - Mein Kreuz sei dein Kreuz (30. März 1923)."

Und dieses Kreuz, das Er unzählige Male auf ihre Schultern legt, trägt sie Stunden, Tage, ja ganze Nächte lang.

Er vertraut ihr Seine Dornenkrone an, die sie oft so lange trägt, daß sie gleich Ihm nicht weiß, wohin sie den schmerzenden Kopf legen soll:

" - Ich gebe dir meine Dornenkrone. Beklage dich nicht darüber, denn das ist Teilnahme an Meinem Leiden (26. November 1920)."

" - Ich selbst werde deine Stirne mit Meiner Dornenkrone umgeben (17. Juni 1923)."

Er läßt sie Seine Seitenwunde fühlen:

" - Dieser Schmerz - so sagt ihr die Muttergottes am 20. Juni 1921 - ist ein Funke aus dem Herzen meines Sohnes; wenn er heftiger wird, so ist er das Zeichen, daß zu dieser Stunde Jesu Herz von einer Seele tief verwundet wird."

Er will, daß sie den Schmerz der Nägel in ihren Händen und Füßen empfinde.

" - Ich will dir einen neuen Liebesbeweis geben: Heute wirst du den Schmerz Meiner Nägel teilen. (16. März 1923)."

Und am Karfreitag, den 30. März 1923, erleidet sie eine wahre Kreuzigung:

" - Lege deine Hände unter Meine Hände, deine Füße unter Meine Füße, um dich mit Meinen Schmerzen zu vereinigen. Deine Glieder sollen mit den Meinen leiden."

Er gesellt sie enge den Qualen Seiner Seele und Seines Herzens zu:

" - Jeden Freitag und besonders am ersten Freitag im Monat werde Ich dich an der Bitterkeit Meines Herzens teilnehmen lassen und du wirst in besonderer Weise die Qualen Meiner Passion erdulden (4. Februar 1921)."

Am 1. März 1922 erscheint Er ihr mit blutigem Antlitz:

" - Komm, ruhe in Meinem Herzen und nimm teil an Seiner Bitterkeit."

"Er zog mich an Sein Herz, und meine Seele wurde von solcher Todesangst und Bitterkeit erfüllt, daß ich es nicht beschreiben kann."

Und wie Jesus leidet sie für die andern.

" - Ich will, daß dein ganzes Wesen leidet, um Mir Seelen zu gewinnen (21. Dezember 1920)."

" - Eine Seele beleidigt Mich durch ihre Sünden. Hab keine Furcht, wenn du dich verlassen fühlst, denn Ich wede dich an der Todesangst Meines Herzens teilnehmen lassen (13. September 1921)."

" - Behalte Mein Kreuz, bis diese Seele die Wahrheit erkennt (24. März 1923)."

" - Nimm Mein Kreuz, Meine Nägel, Meine Dornenkrone. Ich werde den Seelen nachgehen (17. Juni 1923)."

Diese wenigen Beispiele genügen; es finden sich noch viele in diesem Buche. Als Sühnopfer nimmt Josefa an allen Qualen Jesu teil; ihren Gliedern wie ihrem Herzen sind die unsagbaren Leiden Christi eingeprägt. Sie ist ganz eins mit Jesus, dem Gekreuzigten; Seine Todesängste martern sie, Seine Wünsche verzehren sie; derselbe brennende Durst nach dem Heil der Seelen veranlaßt sie, sich aufzopfern, um wieder gutzumachen und zu sühnen.

b) Verfolgungen durch den Teufel

Und Gott läßt zu, daß von allen Seiten Prüfungen über sie hereinbrechen.

Wenn sie von Krankheit verschont blieb (doch kann man es wissen,da sie sich nie beklagte?) und wenn sie von ihren Mitmenschen keine Leiden erduldet hat (weder in ihrem Leben vor dem Eintritt noch im Orden erscheinen jene großen Prüfungen, die wir bei einer heiligen Margareta Maria finden), so war sie hingegen, mehr als viele andere, der Wut Satans ausgeliefert. Das ist nicht erstaunlich.

Selten gibt es Heiligenleben, in denen sein böswilliger Zorn sich nicht austobt. Als persönlicher Feind Jesu Christi, den er in der himmlischen Glorie nicht erreichen kann, setzt er alle Kräfte seiner dämonischen Macht in Bewegung, um Gottes Werk in der Welt zu hemmen.

Je mehr eine Seele von Christus geliebt wird, desto leidenschaftlicher ist Satan auf ihren Untergang bedacht; zweifellos aus dem stolzen Verlangen heraus, die Zahl seiner unseligen Untertanen zu vermehren, vor allem aber aus der teuflischen Absicht, Christus die Seelen zu entreißen, die Er liebt und mit dem Preis Seines Blutes erkauft hat. Satan greift also mit Vorliebe die Heiligen und die Gottgeweihten an, die er beschmutzen, verführen und entehren will. Am heftigsten wütet er gegen die miterlösenden Seelen. Josefa war ihm also ganz besoders verhaßt.

Aus Liebe zu Jesus hatte sie freudig das dreifache Opfer gebracht, das sie am meisten kostete: Die Trennung von Mutter, Schwester und Heimat. Sie hatte sich für das Heil der Seelen angeboten und sollte beträchtlich viele der Hölle entreißen. Darum werden wir sehen, wie Satan sich ihr in den Weg stellt und förmlich sein Spielzeug aus ihr macht. Gott läßt ihm größere Gewalt über die Opferseelen. Entspricht das nicht dem Wesen ihrer Berufung (man vergleiche besonders die teuflischen Verfolgungen, wie sie die heiligen Margareta von Cortona, die heilige Veronika Giuliani, der heilige Pfarrer von Ars und so viele andere erlitten haben!)?

Solche Seelen erklären sich bereit, die Sünden anderer auf sich zu nehmen und deren Folgen zu tragen.

Willigt der Mensch in die Sünde ein, so räumt er, ob er es nun will oder nicht, bewußt oder unbewußt, dem Teufel eine große Macht über sich ein, Macht der Verführung und der Besitznahme. Man nimmt es gewöhnlich kaum wahr; denn der Teufel verstellt sich meisterhaft, um die Seelen nicht zu beunruhigen. Er stärkt die böse Natur, hinter der er sich verschnazt, und von da aus vermehrt er die Gelegenheiten zur Sünde und wiegt die Seele in tödliche Schlaffheit ein.

Setzt sich aber eine Opferseele für den Südner ein, so stößt der Teufel auf einen Willen, der ihm hartnäckig widersteht. Da er unfähig ist, sie zur Sünde zu bewegen, rächt er sich wütend und übt an ihr die Macht aus, die er über den Schuldigen selbst besitzt.

Gott läßt dies vor allem zu, um die Existenz des Teufels, die viele bezweifeln, zu beweisen. Er exisitert ebenso wie die Hölle, die man mit ihm vergessen oder im Schweigen begraben möchte.

Er ist durchaus ein wirkliches Wesen, und in seinem Verhalten den Heiligen gegenüber erscheint er in der ganzen Verderbtheit seiner Natur. Und ist seine Grausamkeit schon so groß gegen Seelen, über die er letzten Endes nur sehr beschränkt Macht besitzt, wie grausam mag er dann erst mit den Verdammten verfahren, die er völlig in seiner Gewalt hat? Wer wagt zu behaupten, daß eine solche Lehre überflüssig sei, besonders heutzutage?

Gott will ferner den Stolz des Fürsten der Finsternis beschämen. Trotz all seiner Macht und hartnäckigen Wut erreicht er nichts und endet nur mit einer Niederlage. Gottes Ehre aber wird dadurch wunderbar vermehrt!

So war es bei Schwester Josefa.

Mit allen Mitteln sucht der Teufel sie zu betrügen, verkleidet sich als "Engel des Lichtes", nimmt sogar die Züge Jesu Christi an; meistens aber sucht er sie durch Quälereien gewaltsam von dem Wege abzuziehen, auf dem sie ihm so viele Seelen entreißt.

In diesem Ringen, bei dem menschliche Schwachheit und satanische Macht einander gegenüberstehen, greift Gott ein, um die Standhaftigkeit Josefas zu stärken. Er gibt ihr sieghafte Kraft, so daß sie alle Versuchungen und Leiden überwindet. Die Macht des Teufels zerschellt an Josefas Gebrechlichkeit. Mit göttlicher Hilfe triumphiert sie, das "Nichts", das "Elend", wie der Herr sie nennt, über den "bewaffneten Starken".

Doch was hatte sie nicht alles zu erdulden!

Seit ihrem Postulat hageln die Schläge von unsichtarer Hand Tag und Nacht auf sie herab, besonders wenn sie betet und ihren Willen zur Treue kundgibt. Sie wird gewaltsam aus der Kapelle gezerrt oder daran gehindert, einzutreten.

Dann folgen einander Erscheinungen des Teufels als widerlicher Hund oder als Schlange oder - noch schreckicher - in menschlicher Gestalt.

Bald entführt Satan sie oft und öfter, trotz der Wachsamkeit der Obern. unter deren Augen verschwindet sie plötzlich, und man findet sie erst lange Zeit später, auf einem Speicher zu Boden geworfen, unter Möbelstücken oder an irgendeinem einsamen Ort. In Gegenwart der Obern brennt der Teufel sie; ohne daß er den Anwesenden sichtbar wird, sehen diese Josefas Kleider in Flammen und tiefe Brandmale an ihrem Leibe.

Gedanken der Verzweiflung und Gotteslästerung, abscheuliche Versuchungen halten Tage und Nächte lang an. Gott verbirgt sich unterdessen, und sie weiß nicht mehr, woran sie ist, so sehr fühlt sie sich der Willkür des gemeinsten aller Wesen ausgeliefert.

Endlich erlaubt Gott sogar, was in den Heiligenleben äußerst selten vorkommt (mehrere Heilige hatten Höllenvisioen, nur wenige sind wirklich hinabgestiegen; noch seltener sind solche, die, wie Schwester Josefa, zur Sühne häufig zur Hölle hinabstiegen. Bei der heligen Veronika Giuliani (geb. 1660, gest. 1727), einer Zeitgenossin der heiligen Margareta Maria und so wie diese und Schwester Josefa eine Opferseele, scheint das gleiche der Fall gewesen zu sein), daß der Teufel sie lebendig in die Hölle versetzt. Sie verbringt dort lange Stunden, manchmal eine ganze Nacht, in unbeschreiblichen Todesängsten. Mehr als hundert mal ist sie in diesen Abgrund niedergestiegen, und immer glaubte sie sich zum erstenmal hineinversenkt und meinte, seit Jahrhunderten dort zu weilen. Bis auf den Gotteshaß hat sie an allen Martern teilgenommen; eine besondere Qual bereitete es ihr, die fruchtlose Selbstanklage der Verdammten zu hören, ihre haßerfüllten Ausbrüche von Schmerz und Verzweiflung.

Kommt sie aus der Hölle zurück, gebrochen und zerschlagen, so erscheint ihr alles Leid ein geringer Preis für die Rettung der Seelen; und hat sie wieder ins Leben zurückgefunden, so kann ihr Herz nicht an sich halten bei dem Gedanken, daß sie noch zu lieben vermag.

Ihre große Liebe trägt sie. Doch manchmal lastet die Prüfung schwer auf ihr. Wie Jesus in Gethsemani, so hat sie Stunden der Niedergeschlagenheit und der Todesangst. Als Zeugin des Untergangs so vieler Seelen fragt sie sich, wozu diese Höllenfahrten und schrecklichen Leiden? Rasch aber hat sie sich wieder in der Hand, und ihr Mut läßt nicht nach. Die allerseligste Jungfrau hilft ihr:

" - Während du kämpfst, hat der Angriff des Teufels weniger Macht über diese Seele (22. Juli 1921)."

" - Du leidest, damit dein Vielgeliebter ruhen kann. Genügt dirdas nicht, um dir Mut zu geben (12. Juli 1921)?"

Und der Heiland enthüllt ihr die Schätze der Wiedergutmachung und Sühne, welche diese Prüfung birgt. Gott erlaubt auch, daß sie in der Hölle bei Wutausbrüchen des Teufels zugegen ist, wenn ihm Seelen entgehen, die er schon zu fassen glaubte, nämlich jene, für die sie Sühne leistet.

Die beiden Gedanken, daß sie einerseits dem Heiland Trost und Ruhe bietet, anderseits Ihm Seelen gewinnt, stützen und beleben ihren Mut.

Obwohl sie vor dem Teufel instinktiv Furcht empfindet, da sie aus Erfahrung seine Bosheit und Macht nur zu gut kennt, hält diese Angst sie doch niemals von der Pflichterfüllung ab. Eine bestimmte Zeit hindurch entführte er sie fast täglich, wenn sie sich an ihr Amt begibt: Sie sieht es voraus, sie zittert, doch sie weicht vor dieser Bedrohung nie zurück, und jeden Morgen ist sie mit gleichem Mut entschlossen, der Furcht nicht nachzugeben.

Bei solch heldenhafter Treue erscheint es wunderbar, daß Josefa, unter dem Eindruck der Angst und - manchmal - ihres Widerwillens, sich in ehrlicher Überzeugung für eine undankbares und treuloses Geschöpf hält und glaubt, nichts für Gott getan zu haben.

Nach Nächten unsäglicher Qual nimmt sie gebrochen, aber tapfer bei Morgengrauen ihre tägliche Arbeit auf, ohne sich von irgendeiner Übung des gemeinschafltichen Lebens dispensieren zu lassen. Hier brennt das Feuer des Herzens Jesu; denn alles, was sie in der Hölle erduldet hat, alles, was ihr als Anteil am Leiden Christi widerfährt, ist weit entfernt davon, sie zu entmutigen oder zu bedrücken, sondern belebt und vermehrt nur ihren Leidensdurst.

Wie einst die heilige Margareta Maria opfert sie sich für die Ordensleute, für die Priester, die Sünder. Sie überläßt sich vollständig dem Wohlgefallen Gotte: Ihm gibt sie sich anheim, nur Ihn will sie trösten. Sie bietet sich für alle Martern an, um Ihm Seelen zu gewinnen, die ihr zumeist unbekannt sind, die sie aber um Seinetwillen glühend liebt.

Zu Beginn sagten wir: Sie mußte lebendige Opfergabe werden, um Vermittlerin der Botschaftdes Herrn zu sein. Hat sie nicht Anrecht, von den Menschen gehört zu werden, da sie so viel für sie gelitten hat?

Und sie, die so gut um die Liebe Jesu zu den Seelen wußte, ward sie nicht mehr als andere auserwählt und bereitet, der Welt die Botschaftder Liebe und Barmherzigkeit zu bringen?

 

DIE BOTSCHAFT

I. Wesensgehalt

Es ist eine Botschaft der Liebe und Barmherzigkeit. Nirgends ist sie als Ganzes gegeben; doch man findet sie bruchstückweise auf fast allen Seiten des Buches. Die wesentlichen Punkte werden oftmals in wenig unterschiedlichen Formen wiederholt.

Es folgt hier eine gedrängte Zusammenfassung:

A) Vor allem wird das Herz Jesu und Seine übergroße Liebe zu den Menschen in ergreifender Weise gezeigt. Es ist, als ob diese neue Offenbarung des heiligsten Herzens dazu bestimmt sei, jene, die einst die heilige Margareta Maria empfangen hat, zu bestätigen und in gewissen Punkten zu ergänzen.

Seit dem Jahre 1675 sind zweieinhalb Jahrhunderte verflossen. Neue Andachtsrichtungen kamen in der Kirche auf. Augenblicklich begeistern sich die Menschen mit Recht für das Geheimnis vom mystischen Leibe Christi, einer Wirkichkeit, die das Innerste der christlichen Seele berührt. Es scheint, als ginge die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu zurück, als würde sie immer weniger verstanden. (In seiner Enzyklika über den mystischen Leib Christi vom Juni 1943 sagt Pius XII., daß die Andacht zum heiligsten Herzens Jesu die Seelen für das Verständnis der Lehre vom mystischen Leibe Christi vorbereitet hat. Zweifellos setzt der Gedanke einer Sühneleistung für andere, den der Herr mit der Verehrung des Heiligsten Herzens verbunden und zu einem ihrer wesentlichen Bestandteile gemacht hat, die Einheit aller Christen untereinander im mystischen Leibe voraus. Hingegen könnte aber die Andacht zum mystischen Christus, zum "totalen" Christus, mit ihren weiten Horizonten oberflächliche Seelen dazu verführen, die Herz-Jeus-Verehrung für zu eng zu halten. Sie begreifen nicht, daß die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu eben die Andacht zum leidenden, aus Liebe verwundeten Christus ist, der alle Glieder des mystischen Leibes in dieser Liebe mit sich und untereinander vereint.)

Scheinbar halten viele sie für eine Beeinträchtigung der Verehrung des totalen Christus, oder für eine Andacht, an der das Gefühl, oder besser gesagt die Sentimentalität zu großen Anteil hat.

Gegen diese irrigen Auffassungen wendet sich der Herr mit aller Entschiedenheit. Tatsächlich gibt Er Sein leibliches, von der Lanze durchbohrtes Herz den Menschen hin; dieses Herz, das uns so sehr geliebt hat und so wenig Gegenliebe empfängt, dessen noch immer geöffnete Wunde uns in unendlicher Liebe ruft.

Wie jede wahre Liebe, so verlangt auch Jesu Liebe Erwiderung, umso mehr, als die Menschen nur dadurch hienieden glücklich sein und die ewige Seligkeit erlangen können. Verweigern sie diese Gegenliebe,so mögen sie der furchtbaren Hölle gedenken, die ihrer wartet!

Und das Herz Jesu richtet durch Josefa einen lauten Aufruf zur Liebe an die Welt.

B) Um die Menschen wirksamer anzuziehen, offenbart das Heiligste Herz durch sie - und darin liegt das Neue und Kraftvolle der Botschaft - Seine unendliche Barmherzigkeit.

Er liebt sie alle, so wie sie sind, auch den Elendesten, sogar den Sündigsten, man könnte fast sagen, den Elendesten und Sündigsten besonders.

Er verlangt von den Menschen weder ihre Fähigkeiten noch ihre Tugenden, sondern ihr Elend und ihre Sünden. Armseligkeit und Fehler bilden also durchaus kein Hindernis, sondern sind geradezu ein Grund mehr, sich Ihm zu nahen.

Dies ist das Geschenk, das Gott in Seiner Barmherzigkeit von den Sündern erwartet, unter der einzigen Bedingungn, daß sie wahrhaft bereuen und bereit sind, sich aus Liebe zu Ihm zu bekehren.

Sein Herz wartet mit liebender Ungeduld auf die Rückkehr Seiner armen Verirrten. Es verspricht ihnen volle Verzeihung.

" - Nicht die Sünde selbst verwundet Mein Herz am meisten, sagt Er, sondern daß die Seelen sich nicht zu Mir flüchten, nachdem sie sie begangen haben (29. August 1922)."

Er will ihr Vertrauen auf Seine Güte und Sein unendliches Erbarmen.

C) An die Ihm geweihten Seelen, die Er mit besonderer Innigkeit liebt, richtet Jesus den Ruf, Sein Erlöserleben zu teilen.

Er will, daß sie Ihm Vermittler seien, um die Seelen zu retten; deshalb fordert Er von ihnen den Geist des Opfers in der Liebe.

Meistens verlangt Er keine großen Leiden, sondern Er lehrt Seine auserwählten Seelen den Wert der gewöhnlichen Handlungen. Werden auch die geringfügigsten im Geiste der Hinopferung und der Liebe verrichtet, gewinnen sie große Bedeutung (30. November 1922; 2. Dezember 1922).

Er enthüllt ihnen den Wert der geringsten Opfer, die sie in der Heiligkeit weit voranbringen und die zugleich der Rettung vieler Seelen dienen können (20. Oktober 1922).

Dagegen erinnert Er sie an die Gefahr der kleinen Nachlässigkeiten. Sie werden zur abschüssigen Bahn, auf der die Seelen in große Treulosigkeiten abgleiten und den Strafen der Hölle verfallen könnten, wo sie unvergleichlich mehr zu leiden hätten, als weniger begnadete Seelen (3. August 1921; 12. Dezember 1922; 14., 15., 20., 24. März 1923; 4. September1922).

Die gottgeweihten Seelen sollen ihr Vertrauen auf das Herz Jesu neu beleben.

" - Ihre Armseligkeit macht Mir nichts aus; sie sollen erkennen, daß Ich sie noch inniger liebe, wenn sie sich nach ihren Schwächen und Niederlagen demütig in Mein Herz flüchten: Dann verzeihe Ich ihnen und liebe sie immerdar."

" - Weißt du nicht - fügt Er hinzu - daß Ich die Seelen umso mehr liebe, je armseliger sie sind?"

Und Er besteht darauf:

" - Ich will nicht sagen, daß eine Seele schon deshalb von ihren Fehlern und ihrer Armseligkeit befreit sei, weil Ich sie auserwähle. Sie kann fallen und sie wird noch mehr als einmal fallen. Wenn sie sich aber demtütigt und ihr Nichts erkennt, wenn sie versucht, ihren Fehler durch Hochherzigkeit und Liebe wieder gutzumachen, wenn sie sich von neuem Meinem Herzen anvertraut und sich Ihm überläßt, so erweist sie Mir größere Ehre und kann den Seelen mehr Gutes tun, als wenn sie nicht gefallen wäre. Ihre Armseligkeit macht Mir nichts aus, Ich verlange aber ihre Liebe (20. Oktober 1922)."

Das Herz Jesu erwartet also von den Seinen Demut, Vertrauen und Liebe.

D) Allen endlich ruft Er unermüdlich Sein bitteres Leiden in Erinnerung, das ja Zeugnis Seiner unendlichen Liebe zu den Menschen und zugleich der einzige Weg des Heils ist.

Immer offenbart sich das schmerzerfüllte und leidende Herz Jeus. Es ermahnt uns und fleht uns an mit Hinweis auf Seine unermeßlichen Schmerzen. Wie sehr muß Er uns lieben, wenn Er für uns soviel Leid auf sich genommen hat! Wie schreckich aber ist das Ungklück derjenigen, die sich durch eigene Schuld der Erlösung entziehen!

Durch seine Sünde hat der Mensch die Beziehung zu Gott abgebrochen. Seither klafft ein unüberwindlicher Abgrund. Christus schlägt durch Sein bitteres Leiden die Brücke zwischen sich und den Menschen. Um zu uns zu gelangen, überschreitet Er den Abgrund unserer Sünde; Er tilgt sie mit Seinem Blut. Nun ist der Weg zu Gott wieder offen, doch man muß die Passion durchschreiten, um die Verbindung mit Ihm wieder aufzunehmen. Unmöglich also kann man sich retten, ohne auf irgendeine Weise das Leiden Christi zu teilen. Es gibt keine andere Wahl: Leiden oder Hölle.

Es ist Sendung und Aufgabe der Gottgeweihten, sich ganz in die Passion hineinzustellen, sie in sich eindringen zu lassen und durch persönliche Opfer den Seelen, für die sie beten und sich hingeben, die Früchte des Leidens Christi zu vermitteln und ihnen den Weg zu öffnen zu den Quellen seiner Kraft.

 

II. Zeitgemäßheit

 

Diese so eindringliche Botschaft ist erschütternd zeitgemäß.

Überall wuchert erschreckend die Sünde auf. Der Stolz des Menschen, der ohne Gott auskommen will, maßt sich an, die Erde in ein Paradies zu verwandeln. Er erreicht damit nur, sie zu einem Vorraum der Hölle zu machen, in dem Unmoral und Gottlosigkeit herrschen, wo alle bösen Leidenschaften sich austoben, wo die wildesten Kriege entfesselt werden und wo die unermeßliche Überzahl der Menschen in Armut und Knechtschaft leidet, ohne den Trost, den allein der Glaube geben kann.

Das Gottesherz neigt sich Seinen armen Kindern zu. Es weist ihnen den Weg zu Glück, Frieden und Heil.

Diese Botschaft wird den Menschen nicht nur übermittelt, sie wird gelebt. Jesus Christus belehrt uns nicht nur durch das, was Er Josefa sagt, sondern auch durch das, was Er in ihr wirkt: Worte begeistern, Taten reißen hin.

Will man Gottes Liebe zu den Seelen erkennen, so lausche man mit Josefa den Schlägen Seines Herzens. Jesus sagt:

" -- Mit jedem dieser Schläge rufe Ich eine Seele (26. Oktober 1920)." Kann man an der Wirklichkeit dieser Liebe zweifeln, wenn man sieht, wie sie das Herz Josefas entflammt und es so unerschrocken und tapfer macht, um die Seelen vor der Hölle zu retten?

Kann man an der Unermeßlichkeit dieser Liebe zweifeln, wenn Josefa ein unaussprechliches Martyrium auf sich nimmt, dessen Wirkkraft offensichtlich ist, wenn sie, die darum weiß, uns sagt, ihre Liebe sei nichts im Vergleich zu Jesu Liebe, ihr Leiden sei nur ein Schatten, verglichen mit Seiner Passion (28. Oktober 1920)?

Kann man zweiflen an der Güte dieser Liebe, wenn man im Leben Josefas von dem unermeßlichen Kummer des Herzens Jesu über das Verderben der Seelen und von Seiner Freude über ihre Heimkehr hört (25. August 1920; 26. Dezember 1920; 3., 4. August 1921; 29. Juli 1921; 3., 12., 25. September 1922)?

" -- Hilfe Mir -- so sagt Er -- hilf Mir, Mein Herz den Menschen zu enthüllen. Sieh, Ich will ihnen sagen, daß sie vergebens ihr Glück fern von Mir suchen; sie werden es nicht finden. Leide und liebe, denn wir müssen Seelen retten (13. Juni 1923)."

Wie sollte man in Josefas echter Liebe zu den Seelen nicht die große Liebe des göttlichen Herzens wiedererkennen, die allein sie so entflammen konnte?

Ebenso kündet das Leben Josefas auch die unendliche Barmherzigkeit des Heilandes.

" -- Ich werde dich lieben -- sagt Er ihr am Herz-Jesu-Fest, den 8. Juni 1923 -- und die Seelen werden Meine Liebe erkennen an der Liebe, die Ich zu dir hege.

Ich werde dir verzeihen, und die Seelen werden Meine Barmherzigkeit erkennen an der Verzeihung, die Ich dir schenke."

Eines Tages sagt Er sogar:

" -- Ich liebe die Seelen bis zur Torheit (27. September 1922)."

Das mag überraschen; aber finden sich nicht gleichbedeutende Worte auch in der Heiligen Schrift?

"Könnte eine Mutter ihres Kindes vergessen? Ich werde dich nie vergessen! Sieh, dein Name ist in Meine Hand geschrieben" (Is. 49, 15-16).

"Wo sind deine Sünden? Ich habe sie auf den Grund des Meeres versenkt" (Mich. 7, 19; Is. 38, 17).

"Er hat mich geliebt und sich für mich dahingegeben" (Gal. 2, 20).

Ist das nicht Torheit?

Auch von der Hölle und ihrer Wirklichkeit bringt uns Josefa eine selbst erlebte Botschaft. Alle Leiden der Passion, die sich in ihr fortsetzen, alle Verfolgungen durch den Teufel und die Abstiege zur Hölle haben keinen anderen Zweck, als die Seelen dem Verderben zu enreißen und die Sünder auf den Weg des Heiles zurückzuführen. Wie könnte man die Existenz von Teufel, Hölle und Fegfeuer nicht glauben oder den Wert des stellvertretenden Leidens bezweifeln, wenn man die erschütternden Stellen liest, in denen sich diese großen übernatürlichen Wahrheiten dem Leibe und der Seele Josefas einprägen?

Das Wesentliche der Botschaft bringt uns nichts Neues; es enthüllt nur eindringlicher und klarer, was wir durch den Glauben schon wissen.

" -- Ich wiederhole es nochmals: Was Ich jetzt sage, ist nichts Neues. Aber wie die Flamme der Nahrung bedarf, um nicht zu verlöschen, so brauchen die Seelen neuen Aufschwung, der sie emporreißt, und neue Glut, die sie belebt (5. Dezember 1923)." Und welche Kraft hat der Rufe, den die demütige Josefa vermittelt!

 

III. Glaubwürdigkeit

 

Man konnte schon feststellen, daß die Botschaft nicht nur in den Worten besteht, die Josefa anvertraut sind; vielmehr ihr ganzes Leben gibt Zeugnis. Ja, diese Bevorzugte des Herzens Jesu spricht sogar vorwiegend durch ihr Leben. Ihr ganzes Dasein ist ein wunderbaer Beweis für die göttliche Wirksamkeit.

Sie allein hat die Worte des Herrn gehört. Sie allein ist also Zeuge. Ihr Leben aber bürgt für die Wahrheit dieser Botschaft. Aus nächster Nähe wurde es von berufenen Zeugen beobachtet. Sie können uns die unbestreitbare Tugend der kleinen und verborgenen Botin von Gottes unendlicher Liebe und auch die Wirklichkeit ihrer übernatürlichen Zustände bestätigen, für die sie greifbare Beweise haben.

Ihre Tugend wurde allgemein anerkannt, obwohl sie nicht auffällig hervortrat. Josefa ist immer mehr nachzuahmen als zu bewundern gewesen. Aber unbewußt empfand man ihren starken und nachhaltigen Einfluß. Nie suchte sie das Ihre; in allem war sie vollkommen abgetötet; sie gehorchte ohne Vorbehalt; sie war geduldig und sanft. Das bewirkte ihre tiefe Demut.

" -- Du bist das Echo Meiner Stimme", hat der Herr ihr gesagt (10. Dezember 1922), und wirklich ist alles in ihr Sein Widerhall.

Diese schlichte Tugend überzeugt uns von dem wahren und tiefgreifenden Wirken Gottes in Josefas Seele und könte schon allein ihre übernantürlichen Zustände als von Gott kommend beglaubigen.

Dennoch verhalten sich ihre Obern absichtlich eine Zeitlang zögernd und abwartend. Man muß ihnen danken für diese kluge Zurückhaltung und für dieses natürliche Mißtrauen, das Beweise fordert. Unschuldig und ehrlich, wie sie war, hätte Josefa niemals täuschen wollen. Und doch könnte man sich fragen, ob sie nicht selbst die Getäuschte ihrer Phantasie und ihres Herzens gewesen sei. Das kommt häufig, auch bei wahrhaft frommen Seelen vor. Josefa aber -- und dies war ein sehr gutes Zeichen -- lebte in dauernder Furcht und war ganz bereit, alles, was ihr widerfuhr, auf das Wort ihrer Obern hin als Illusion anzusehen. Nichts ist bedeutsamer als diese Tatsache.

Sie war nach Rom gekommmen, um der Ehrwürdigen Mutter Generaloberin im Namen des Heilandes eine Botschaft zu überbringen, die die Gesellschaft des Heiligsten  Herzens Jesu betraf. Unter dem lügnerischen Einfluß Satans glaubt sie plötzlich, nur der Spielball des Teufels zu sein; es scheint ihr, als wäre ihr in Wahrheit gar keine Botschaft von Gott aufgetragen worden. Ohne zu zaudern, ohne auf den Nachteil zu achten, den sie dadurch in der Meinung ihrer Obern erleiden könnte, gesteht sie ihre Angst ein, ihre Überzeugung, sich alles nur einzubilden und bittet, ihr nichts zu glauben. Diese selbstlose Wahrheitsliebe in solchem Augenblick bezeugt allein schon Josefas Glaubwürdigkeit. Nur eine heldenhaft demütige und selbstvergessene Seele vermag so zu handeln. In ihren Aufzeichnungen finden wir die gleiche Aufrichtigkeit.

Im Auftrag des Herrn und der allerseligsten Jungfrrau hält sie ihre Obern über alles auf dem Laufenden. "Du mußt schreiben!" hat der Meister zu ihr gesagt. Zweifellos will Er, daß von Seinen Worten nichts verloren gehe (6. August 1922). Doch Er beabsichtigt dadurch auch, das geringste Tun und Lassen Josefas unter Kontrolle zu stellen, um ihr desto mehr Glaubwürdigkeit zu verschaffen. In diesen Aufzeichnungen nun findet sich nichts Unnützes, nichts Falsches, nichts auch nur Mißverständliches, nichts, was sie selbst zur Geltung brächte oder einen Schatten von Eitelkeit verraten könnte; alles ist richtig, maßvoll, ergreifend, heilig.

Ihre übernatürlichen Zustände entgehen dieser Kontrolle nicht.

Steigt sie zur Hölle hinab oder kommt sie aus der Ekstase wieder zu sich, so sind ihre Vorgesetzten an ihrer Seite und überwachen aufmerksam und mütterlich ihre Rückkehr zum normalen Leben; sie zeichnen die im Verlaufe dieser ergreifenden Stunde geäußerten Worte auf.

Tritt sie mit dem Fegfeuer in Verbindung und erfährt sie von den Seelen, die sie um Hilfe anflehen, Namen, Ort und Datum ihres Todes, so erweisen sich diese genauen Feststellungen jedesmal als richtig, wenn sie nachgeprüft werden.

Ebenso ist kein Zweifel möglich über die Tatsache der Entführungen Josefs durch den Teufel: Sie geschahen vor den Augen der Obern, die machtlos waren, sie zu verhindern. Ebenso beglaubigt sind auch die Verbrennungen, die an ihrem lebendigen Leibe und an den Resten der geschwärzten Wäsche, die noch aufbewahrt sind, festgestellt werden konnten.

Noch überzeugender aber wirkt es, daß all diese geheimnisvollen Verfolgungen des Satans (Teufelsvisionen, Abstiege zur Hölle) weder ihren Seelenfrieden noch ihr inneres Gleichgewicht stören, und daß sie ebenso ruhig und verschwiegen bei den Erscheinungen Christi und der allerseligsten Jungfrau bleibt (liebliche Erscheinungen des Jesuskindes zu Weihnachten, der allerseligsten Jungfrau, "so schön und mütterlich", wie Josefa sie immer beschreibt.), die so leicht ihre Einbildunskraft und ihr lebhaftes Gemüt hätten errregen können; ja, daß sie nicht einmal das so natürliche Bedürfnis fühlt, anderen davon Mitteilung zu machen. Ihre Obern, die alleinigen Mitwisser jener Gunstbeweise, heben hervor, mit welch äußerster Zurückhaltung Josefa darüber Rechenschaft gibt.

Menschlich gesprochen, hätten sie in so großen Leiden um Linderung bitten müssen (Nächte in der Hölle oder unter der Kreuzeslast oder mit stechenden Schmerzen von der Dornenkrone usw.); aber sie spornen nur ihren Eifer an, aus Liebe zum Herzen Jeus noch mehr zu leiden für das Heil der Seelen, die Er bis zur Torheit liebt.

So stimmen die Aufzeichnungen in ihrer Gesamtheit mit Josefas Leben überein und bezeugen das Wirken Gottes in ihr. Sogar die außergewöhnlichen Tatsachen bergen bedeutungsvollen Sinn. Keine Einzelheit ist überflüssig: Keine Offenbarung, kein Wort findet sich, das nicht eine dogmatische Wahrheit stärker betonte und nicht tieferes Verständnis für das Herz Jesu, Seine Liebe, den Preis der Seelen, das Glück des Himmels und das rettungslose Unglück der Verdammten vermittelte.

Alles in diesem Leben ist Gnade und zugleich ein Aufruf, der auch uns nicht gleichgültig lassen kann.

Zweifellos werden Theologen und Geisteslehrer die Aufzeichnungen dieser demütigen, in den Augen der Welt ungebildeten Schwester lesen und betrachten. Wie über die heilige Theresia vom Kinde Jesu werden auch hierüber zahlreiche Werke erscheinen, die den tiefen Lehrgehalt entwickeln und die Geheimnisse der Liebe bekanntmachen wollen. Doch, was noch besser ist, die Lesung wird unzählige Gnaden der Bekehrung und Heilgung zur Folge haben. Die Welt mag staunen, daß aus Josefas Leben -- einem solchen "Nichts" -- so Großes hervorgeht; doch gerade dieses Nichts erbringt den Beweis.

Wahrlich, die Botschaft trägt das göttliche Siegel.

Digitus Dei est hic. -- Das ist der Finger Gottes.

 

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