Ein Mutterherz für alle
Pfr. Alfons Maria Weigl.

Nachdruck und Vervielfältigung jeder Art vorbehalten!
© Copyright

   
   





  

Inhaltsverzeichnis

 

Ein Mutterherz für alle
A. M. WEIGL

3. Marienbuch wieder mit 70 Geschichten
neu herausgegeben von Klemens Kiser

Ein Mutterherz für alle
Alfons Maria Weigl

Mit Genehmigung des Inhabers der Rechte.
1974 Original 244 Seiten

Erklärung
In Übereinstimmung mit den Dekreten Urbans VIII. wird hiermit erklärt, daß den geschilderten Vorgängen kein übernatürlicher Charakter beizumessen ist, solange die oberste kirchliche Behörde hierüber kein Urteil abgegeben hat.

WIDMUNG
Meinem einstigen H. H. Pfarrer, dem Hochwürdigsten Herrn Weihbischof Josef Hiltl von Regensburg sei dieses Marienbuch zum 80. Geburtstag (30.8.1969) in herzlicher Dankbarkeit gewidmet.

Mit kirchlicher Druckerlaubnis

Inhalt

Er liebte Maria aus ganzer Seele

Sie ist die Mutter aller Menschen

I. Ein Mutterherz für alle, die Maria lieben, sich Ihr ergeben und zu ihr rufen

Zuletzt wird ihr makelloses Herz triumphieren

Maria, die Mutter Jesu, und die Moslems

Maria öffnet die Tür

Sie schlägt die Schlachten Gottes.
Mariens Eingreifen im Weltgeschehen

Bedeutende Marienverehrer einst und heute
Don Bosco begann mit einem Ave-Maria sein großes Werk

“Ich liebe, die mich lieben”

“Laß die Welt und schenke dich mir!”

Therese Neumann und die Gottesmutter

Pater Pio lebte und starb mit Maria

Rettung im Sturm

“Der Wüstling hinter mir”

“Allein den Betern kann es noch gelingen”

So belohnt die Maienkönigin

“Vertrau dich der himmlischen Königin an!”

“Die Schlange - die Schlange”

Aus dem Erleben eines Priesters

Zwei hoffnungslose Fälle

Was die Mutter vermag

“Ihr verdanke ich meinen Klosterberuf”

Um das Madonnenbildnis

Ein Gottesgericht auf Ceylon

Ein neues Tor tut sich auf

Rosenkranz und Eucharistie

Der Rosenkranz der toten Mutter

Douglas Hyde, der einstige Kommunist

Mit Ketten an den Händen (Bericht aus China)

Die heldenhafte Joana Hsiao

Eine Nacht im zerschossenen Bahnhof

Der Rosenkranz in der Boeing 727

Der Rosenkranz in der Schublade

Am liebsten betet sie den “jenseitigen” Rosenkranz

So vollendete ein treuer Rosenkranzbeter

Alle waren sprachlos

II. Ein Mutterherz für alle, die Ihre Bilder und Statuen ehren; für alle, die ihre Medaillen oder Skapuliere mit Vertrauen tragen

“Die Hoffnung der Hoffnungslosen”

Ein Kommunist als Werkzeug Mariens

Sofort wurden die Polen freundlicher

Als Sklavin versteigert

“Ich möchte die Mutter Gottes sehen”

“Eine einzige Wand nur war stehen geblieben”

“Bitte, erklären Sie uns die Medaille!”

Vom Tod errettet

Eines Tages kam mir ein Gedanke”

Sie trugen mit Vertrauen das geweihte Gnadenzeichen.

“Glücklich wie ein Erstkommunikant”

Auffallende Heilungen an Christen und Mohammedanern (acht Beispiele)

Wir dürfen uns in Mariens Schutzgewalt hüllen (zwölf Beispiele)

Ihr müßt die Skapuliere zu Hunderttausenden verbreiten!

III. Ein Mutterherz für alle, die vertrauend zu ihren Gnadenstätten kommen

Die Heilung eines Kindes, das verblödet und gelähmt war

Heilung von Gebärmutterkrebs

Die Lourdesheilungen sind keine seltsamen Geschichten

2000 Gelähmte in Lourdes

Durch Lourdeswasser wunderbar geheilt

Was ist aus den in Lourdes Geheilten geworden?

“Du brauchst unbedingt die Hilfe der Muttergottes!”

“Ich verstehe es selber nicht!”

35.000 Soldaten pilgerten nach Lourdes

Eine schier unüberwindliche Schranke fiel

Plötzlich war die Kleine gesund

Ein Konvertit schreibt

Sie verdankten ihre Rettung der Gnadenmutter von Altötting

Maria, du meine Mutter!

Dank sei dir, du heilige Mutter von Werdenfels

Konrad Adenauer, der Muttergottesverehrer.

Bischof Rudolf Graber in Banneux am 15. Juni 1969

“Ein besonderes Anliegen führte uns nach Fatima”

Sie hat ihre Heilung vorausgesehen

Die Fatimamadonna in Prag

Niepokalanow - Die Stadt der Unbefleckten

Durch Maria zur katholischen Kirche heimgefunden

“Muttergottes, rette Rußland!”

Maria ist das große Zeichen (Bischof Graber)

Noch ein paar wichtige Schlußsätze

 

Er liebte Maria aus ganzer Seele

Papst Johannes XXIII. zählt zu den großen Marienverehrern unserer Zeit. Noch in seinem letzten Lebensjahr, am 10. Juli 1962, richtete er folgendes tief ergreifende Gebet an die Muttergottes:

“Mutter Maria, dein Name liegt mir auf den Lippen und im Herzen seit meinen Kindheitstagen! Seit meiner Kindheit habe ich gelernt, dich wie eine Mutter zu lieben, dich in jeder Gefahr anzurufen und mein Vertrauen auf deine Fürsprache zu setzen. Du siehst in meinem Inneren das Verlangen, die Wahrheit zu erforschen und dem Vollkommenheitsideal zu leben, klug und gerecht, stark und geduldig, und allen ein Bruder zu sein. Maria, hilf mir, Jesu treuer Jünger zu sein, um eine christliche Gesellschaft aufzubauen und der katholischen Kirche eine Freude zu sein! Ich grüße dich, Mutter, jeden Morgen ; ich grüße dich auf allen meinen Wegen. Ich bitte dich um Eingebung und Kraft, um meine irdischen Pflichten recht zu erfüllen, um Gott zu loben und die ewige Seligkeit zu erlangen. Maria, ich will wie du in Bethlehem und auf Golgatha immer bei Jesus bleiben. Er ist der unsterbliche König aller Zeiten und Völker. Amen.”

Aus diesen tiefen Gebetsworten erhellt, welchen Platz die Gottesmutter im Herzen dieses Papstes eingenommen hat, aber auch welchen Platz die Gottesmutter in allen Christenherzen einnehmen sollte. Durch alle Jahrhunderte ist es doch so in der katholischen Kirche gewesen, daß die gläubigen Katholiken auch immer große Marienverehrer waren. Wer hat schöner über Maria gesprochen als die Kirchenlehrer, seien es die der ersten christlichen Jahrhunderte oder seien es die des Mittelalters! Waren sie wirklich “Irregeleitete”, weil sie so sehr an der Mutter des Herrn hingen? Nein! Auch unser Hl. Vater Papst Paul VI. sagt mit Recht: “In der Kirche nimmt Maria nach Christus den Platz ein, der am höchsten und uns zugleich am nächsten ist.”

Es kann und wird niemals im Sinn unserer katholischen Kirche liegen, auch nicht im Sinn des II. Vatikanums, daß die Marienverehrung abnimmt und daß man vor lauter (eigenwilliger und darum falscher) ‘Christozentrik' (Hingerichtetsein auf Christus) seine Mutter vergißt oder sie in den Hintergrund drängt. Und es hat etwas zu bedeuten, daß das II. Vatikanische Konzil in der Konstitution über die Kirche der Mutter Gottes ein ganzes Kapitel gewidmet hat. Aus diesen Aussagen spürt man deutlich, wie die Konzilsväter die Marienverehrung in keiner Weise mindern, im Gegenteil nur fördern und steigern wollten. Das Kapitel über Maria schließt mit einem Schlußabsatz, dessen bezeichnende Überschrift lautet: ‘Maria als sicheres Zeichen der Hoffnung und des Trostes für das wandernde Gottesvolk.'

Damit unterstreicht das Konzil alle Gedanken, die das gläubige Volk schon immer über Maria gehabt hat: Maria ist und bleibt ‘das sichere Zeichen der Hoffnung' für uns alle im Kampf um die eigene Seele, aber auch im Kampf Christi um die Seelen der Menschen. Maria ist gleichzeitig der große Trost für das wandernde Gottesvolk. Wer hätte im Lauf der Geschichte mehr daran geglaubt als unser gutes katholisches Volk, das sich in den vielen Marienheiligtümern Stätten der Hoffnung in seelischer und leiblicher Not schuf. Auch in den Zeiten nach dem II. Vatikanum wird die Marienverehrung einen großen Raum im Leben der Christen einnehmen, vor allem der Katholiken. Daher lehnen wir alle Bestrebungen ab, die Maria nicht mehr im Gotteshaus dulden wollen und der irrigen Ansicht sind, man könne auch ohne Maria in der katholischen Kirche zu Jesus kommen. Die Worte ‘Per Mariam ad Jesum -Durch Maria zu Jesus ' gelten im aufgeklärten 20. Jahrhundert genau so wie früher. Christus der Herr kann keine reine Freude haben, wenn wir seine von ihm so hochgestellte und hochgeehrte Mutter einfach auf die Seite schieben, als ob es sie nie gegeben hätte.

Wie ernst ist das heute, wo es um die Entscheidung geht: Christus oder Antichristus. Bischof Rudolf Graber hat mit Nachdruck auf dem großen bayerischen Sodalentag in Regensburg gesagt: ‘Wo Satan am Werk ist, da tritt auch Maria auf den Plan. Sie schlägt die Schlachten Gottes in der Zeit. Christus hat sich den Endkampf vorbehalten. Es gibt aber für Satan keine größere Demütigung, als wenn er von einer schlichten, demütigen Frau besiegt wird . Durch Maria ist Christus in die Welt gekommen, durch Maria will er in der Welt herrschen”' (26.5.1963).

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Allen Menschen ist sie Mutter
weil sie die Mutter Christi ist, weil sie den Sohn Gottes geboren hat. Christus ist unser aller Bruder geworden in weltweiter Liebe. Darum ist Maria unser aller Mutter geworden. Augustinus sagt: “Sie, die leiblich die Mutter Christi, unseres Hauptes, ist, ist geistig die Mutter aller, die Seine Glieder sind.” Jedem ist sie mütterlich nahe, weil sie Christus ganz nahe ist; wie sie einst das Gotteskind gehegt und gepflegt hat, so ist sie die liebende Mutter der Kirche. Sie verhilft ihr zu einem gesunden Wachstum, sie schenkt durch Christus der Kirche alles, was sie braucht, aber nicht nur der Kirche und ihren Kindern, sondern allen Menschen. Weil sie ganz Hingabe an Gott war, konnte sich Gott durch sie der ganzen Menschheit schenken. Sie war gleichsam unser aller Hingabe, stellvertretend für die ganze Welt, die für das Göttliche noch nicht reif war. Gott hat in sie einen großen Reichtum der Liebe gelegt, einer Liebe, die alle Welt umfaßt. Die ganze Menschheit steht im Lichte ihrer Mutterschaft.

Unter Schmerzen hat sie uns geboren
Es war auf Golgatha unterm Kreuz. Ihr lieber Sohn litt daran unaussprechliche Schmerzen. Sein Leiden, Sein Sterben galt uns Menschenkindern, die alle in Satans Gewalt gefallen waren und wieder Kinder des himmlischen Vaters werden sollten. Mit dem Sohn litt die Mutter. Sein Leid war auch ihr Leid . Ihr ganzes Wesen war mitgekreuzigt zur Sühne und zur Rettung der Seelen, damit sie alle “das Leben haben, überreich haben”, das göttliche Leben der Gnade. Darum durfte Maria mit-leiden, stellvertretend für uns alle, und uns mit ihrem göttlichen Sohn gleichsam “heim-leiden” in die ewige Liebe des Vaters. Sie tat es mit der ganzen tiefen Liebe ihres Herzens. Vom Kreuz herab geschah auch die feierliche Proklamation ihrer Mutterschaft für alle Menschen. Durch das Wort ihres göttlichen Sohnes “Siehe da, deine Mutter!” wurde sie allen zur Mutter geschenkt. Welch ein Trost liegt in diesem Wort, in diesem einmaligen Testament der Liebe! Seit fast zweitausend Jahren verkündet unsere Kirche Maria als die großmütigste, liebevollste, treueste Mutter Christi und als Mutter aller Brüder und Schwestern Christi. Das II. Vatikanum hat diese Verkündigung so formuliert: “Indem Maria... mit ihrem am Kreuz sterbenden Sohn litt, hat sie beim Werk des Erlösers in durchaus einzigartiger Weise in Gehorsam, Glaube, Hoffnung und brennender Liebe mitgewirkt zur Wiederherstellung des übernatürlichen Lebens der Seelen. Deshalb ist sie uns in der Ordnung der Gnade ‘Mutter'. In ihrer mütterlichen Liebe trägt sie Sorge für die Brüder ihres Sohnes, die noch auf Pilgerschaft sind und in Gefahren und Bedrängnissen weilen, bis sie zum seligen Vaterland gelangen.”

Sie hat ein liebendes Herz für alle
Das Wort “Herz” ist Sinnbild. Jedes Sinnbild aber ist Kleid für das Unaussprechbare. Mariens Mutterherz versinnbildet die Makellosigkeit, die Sündenlosigkeit. Ihr Herz versinnbildet vor allem aber die Mütterlichkeit, die Liebe und Hilfsbereitschaft zu allen. Sie ist ja Mutter dessen, der die Liebe selber ist, Seine treueste Gehilfin im Heilswerk der Erlösung. Ihre mütterliche Macht und Güte erweist sich darin, der ganzen Menschheit zu helfen, für Christus reif zu werden, Ihm zu dienen, Ihn zu lieben. Ihr ist aber auch nach dem Urteil der heiligen Väter jede andere Not gegenwärtig, die Not der einzelnen wie das Elend aller Völker; sie hat ein Mutterherz für alle. Sie ist bereit, mit ihrer Fürsorge allen zu dienen, nur müssen wir kindlich vertrauend sie anrufen.

“Darum”, so sagt wiederum das II. Vatikanum, “mögen alle Christgläubigen inständig zur Muttergottes und Mutter der Menschen flehen, daß sie, die den Anfängen der Kirche mit ihren Gebeten zur Seite stand, auch jetzt im Himmel über alle Seligen und Engel erhöht, in Gemeinschaft mit allen Heiligen bei ihrem Sohn Fürsprache einlege, bis alle Völkerfamilien, mögen sie den christlichen Ehrennamen tragen oder ihren Erlöser noch nicht kennen, in Friede und Eintracht glückselig zu einem Gottesvolk versammelt werden, zur Ehre der heiligsten und ungeteilten Dreifaltigkeit!” Wir bekennen dankbaren Herzens:

Mutter Maria! Schon der Gedanke an dich ist ein Trost: daß du bist, daß du unsere Mutter bist, daß du immer für uns erreichbar bist und uns alle herzlich liebst. Mutter, hilf uns danken für allen Trost, den wir aus deinem Herzen schon empfangen haben!

Mutter, du kennst jeden persönlich so, wie nur eine Mutter ihr Kind kennt. Du weißt, wie es um einen jeden von uns steht. Deine Fürbitte für uns bei Jesus verlangt immer das, was wir am nötigsten haben; denn du weißt besser als wir, wessen wir bedürfen. Darum hilf uns, wir bitten dich, dir allzeit und uneingeschränkt zu vertrauen.

Durch dich offenbart sich das Erbarmen Gottes zu allen, die Vertrauen haben. Hilf allen Menschen! Alle bedürfen deiner Hilfe. Hilf allen Getauften, die zur Kirche deines Sohnes gehören, aber auch allen Ungetauften, allen Irregegangenen und Abgefallenen! Hilf allen an Leib und Seele Bedrängten, allen Hungernden und Darbenden, allen Kranken und Leidenden, allen Verführten und Ausweglosen, allen Liebeleeren! Alle sehnen sich nach Hilfe und nach Liebe, sehnen sich nach dir, der Mutter aller Liebe, auch wenn sie dich nicht kennen und nie von dir gehört haben. Du wirst ihnen allen in deinem Sohn die ewige Liebe bringen. Mutter, du erbarmst dich aller und kannst niemand verlassen. Von deinem Erbarmen erhoffen wir, daß ein neues Licht aufgeht über den Völkern, die im Finstern liegen. Erbitte uns, die wir an dich glauben, den Anbruch einer neuen christlichen Zeit, damit die ganze Menschheit auf den schaut, in dessen beseligenden Anblick du versunken bist für alle Ewigkeit. (nach Schwester Gertrud).

In den folgenden Kapiteln sind wieder ca. 70 ermunternde Beispiele vornehmlich aus der neueren Zeit angeführt. Diese besagen uns, daß Maria ein Mutterherz für alle hat, die vertrauend zu ihr kommen. Diese Beispiele sind wahr und von den Verfassern als Tatsachenberichte bezeugt. An dieser Stelle herzlichen Dank den Verlegern und Verfassern für die Druckerlaubnis.

Die beiden ersten Marienbändchen mit je 70 Geschichten (“Vertrau auf die Mutter” - “Seine Mutter - meine Mutter”) haben schon viel Vertrauen wecken dürfen. Diese Bücher sind weithin im In- und Ausland verbreitet und werden immer wieder gern gelesen. Möge auch dieses dritte Bändchen “Ein Mutterherz für alle” ein echtes, kindliches Vertrauen zu unserer guten Mutter Maria wachrufen! Gerade das Vertrauen ist das Entscheidende in unserem Leben. Nach dem großen heiligen Bernhard erlangen wir von Gott so viele Gnaden, als wir Vertrauen haben . Je größer, je weiter unser Krüglein Vertrauen ist, das wir Bittende bereithalten, um so mehr darf Maria, die Mittlerin aller Gnaden, aus dem unerschöpflichen Quell göttlicher Barmherzigkeit und Liebe schöpfen und dieses unser Krüglein füllen. Darum, liebe Brüder und Schwestern: Vertrauen und wieder Vertrauen! Gott ist die Liebe und Maria die Mutter der Liebe!

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I. EIN MUTTERHERZ FÜR ALLE, DIE MARIA LIEBEN, SICH IHR ERGEBEN UND ZU IHR RUFEN

Zuletzt wird ihr makelloses Herz triumphieren - triumphieren in der ganzen Welt

Wenn in Deutschland jemand zu seiner Braut “Herz” sagt, so ist dies ein Kosename. Auf den Philippinen und anderwärts gibt es aber tatsächlich den Frauenvornamen “Corazón”, d. h. “Herz”. Sogar Ortschaften tragen diesen Namen. Die Nachforschung ergibt, daß dieser Name stets eine Abkürzung für “Corazón de Maria” (“Herz Mariens”) darstellt. In Brasilien treffen wir den Ortsnamen “Caracao de Maria” noch ungekürzt. Diese und viele andere Berichte über die in der weiten Welt verbreitete Herz-Mariä- Verehrung verdanken wir dem am 3. April 1968 in Steyl verstorbenen hochbetagten Missionswissenschaftler Prof. Dr. Anton Freitag SVD.

Dieser begnadete Priester war der erste Doktor der Missionswissenschaft und ein großer Marienverehrer. Ein Beweis seiner glühenden Marienverehrung ist besonders sein im Marianischen Jahr 1954 erschienenes Buch “Dich preisen die Völker”, an dem er 13 Jahre lang gearbeitet hat. Darin legt er die Beziehungen zwischen Marienverehrung und Weltmission dar und berichtet vor allem über die Marienverehrung in den Missionsgebieten. So ist es nicht verwunderlich, daß er als Steyler Pater auch die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens mit großer Sorgfalt in seinem Werk berücksichtigt hat. Die Herz-Mariä-Verehrung war ja von Anfang an ein fester Bestandteil im Frömmigkeitsleben der Steyler Missionsgenossenschaft.

Im Mittelpunkt der Einzelberichte stehen die Weihen an das Herz Mariens . Wir erfahren von einer ausdrücklichen Weihe an das Herz der Gottesmutter im Basutoland (Afrika), in Indonesien, in Japan, Kanada, Vietnam und darüber hinaus in vielen anderen Missionsländern.

Es ergreift uns, wenn wir lesen, wie manche Missionare in den von Kommunisten bedrohten Gebieten die Weihe ganz allein im Namen ihrer Glaubensbrüder und hinter verschlossenen Türen vorgenommen haben.

Als weiteres Mittel des Herz-Mariä-Apostolates nennt Pater Freitag die Herz-Mariä- Bruderschaften, das Herz-Mariä-Skapulier und den Herz-Mariä-Missionsverein der Claretiner.

Eine besondere Vorliebe für die Herz-Mariä-Verehrung entdeckte Pater Freitag in Neuseeland. Sie war im Vikariat Makassar (Celebes) schon vor 1946 vorhanden und bildete einen wesentlichen Zug der christlichen Lebensgestaltung. Selbst Japan kann man das “Inselreich des Unbefleckten Herzens Mariens” nennen. Sehr aufschlußreich sind auch manche Einzeltatsachen. Das Priesterseminar Ozeaniens ist nach dem Herzen Mariens benannt. Es gibt zahlreiche Herz-Mariä- Kirchen, so auf den Philippinen, in den Missionsgebieten der Claretiner und in den Scheutfelder Missionen. Die Kathedralen von Dakar (Senegal), Abidjan (Elfenbeinküste), Nidah (Dahomey), Humhang (Japan), Papeete (Gesellschaftsinseln) und Rarotonga (Cookoinseln) sind Herz-Mariä-Dome. Der chinesische Maler Lu Hang Nien hat auch ein gutes Herz-Mariä-Bild geschaffen.

Man mag die Förderung der Herz-Mariä-Verehrung als eine für das Missionswerk zweitrangige Sache ansehen. Doch man darf - so meint Pater Freitag - in dem erstaunlichen Missionserfolg auf Papeete (den Gesellschaftsinseln) einen Sieg des Unbefleckten Herzens sehen. Neben der Kathedrale ist die gesamte Mission von Papeete dem Herzen Mariens geweiht.

Pater Freitag sagt, die Herz-Mariä-Weihe sei mit der Herz-Jesu-Weihe innigst verbunden und eminent missionarisch. Sie sei ein “wirklicher Missionsdienst an der Menschheit, weil wir uns durch sie in den Dienst Mariens stellen”, um mit ihr und durch ihre gnadenvolle Vermittlung das königliche Reich ihres Sohnes bei allen Völkern und in allen Herzen aufrichten zu helfen.

Durch Maria zu Jesus!
“Sie ist die Straße zu Christus.” (Paul VI.) Nach “Stadt Gottes” 1969

Ist es abwegig zu denken, daß einmal fremdländische Missionare zu uns nach Europa kommen, um uns den wahren Glauben an Christus wiederzubringen? Der Untergang des christlichen Abendlandes scheint besiegelt zu sein. Wir aber hoffen zuversichtlich, daß Maria, die Mutter des Heiles, diesen Untergang verhindern wird, da ja die Welt, besonders auch unser Europa, ihrem makellosen Herzen geweiht wurde, und zwar durch den Stellvertreter ihres Sohnes. (8.12.1942)

“Zuletzt wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren”, so hatte Maria in Fatima verkündet.

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Maria, die Mutter Jesu, und die Moslems

Auch die Mohammedaner lieben Maria

Eine bemerkenswerte Begebenheit ereignete sich in der Mission Mitucue, Mosambik.

Zur Feier des 50. Jahrestages der Erscheinung der seligsten Jungfrau Maria an die Seherkinder von Fatima wurde am 13. Mai 19 67 eine Fackelprozession veranstaltet. Zuvor waren alle Moslems vom Berg und der Umgebung zur Teilnahme an der Feier eingeladen worden. Diese zeigten sich bereitwillig, ja, sie wünschten sogar sehr, an der Feier teilnehmen zu dürfen.

Da man wußte, daß die Moslems nicht über Religionsfragen diskutieren, befürchteten die Missionare, die Bereitwilligkeit, welche die Moslems gezeigt hatten, möchte sich vielleicht nur auf Worte beschränken. Daher fragten sich die Missionare und die Katholiken der Mission verlegen: Werden wohl die Moslems auch wirklich zur Prozession kommen?

Schüchtern befragte man darüber einige der Mission besonders wohlgesinnte Moslems. Sie antworteten:

“Wir dürfen zwar nicht diskutieren, wohl aber zuhören, um so mehr, da der Bischof zu uns im Namen Allahs sprechen wird.”

Sie kamen wirklich zur Kirche. Ihre Fahnen tragend, stellten sie sich zusammen mit den Christen in sehr ehrfurchtsvoller Haltung zur Prozession auf. Wie im Triumph wurde die Statue Unserer Lieben Frau von Fatima getragen. Nach beendeter Prozession betraten auch die Moslems wiederum die Kirche und wohnten dem eucharistischen Segen bei. Welch herzliche Dankesbezeugungen folgten nachher! Sie trugen den Missionaren auf, dem Bischof dafür zu danken, daß er ihnen die Möglichkeit dieser willkommenen Begegnung gegeben hatte.

Die Feierlichkeiten schlossen mit eindrucksvollen Gebeten, wobei die Moslems durch ihre sehr ehrfurchtsvolle Haltung den Katholiken wirklich zur Erbauung gereichten.

Eine andere erwähnenswerte Begebenheit
ereignete sich in Beira, ebenfalls in Mosambik. An einem Freitag wurde ein muselmanisches Fest gefeiert. Die Moschee war mit Menschen gefüllt, die eben ihre vorgeschriebenen Gebete beendet hatten. Der muselmanische Vorbeter Ibrahim begegnete beim Hinausgehen dem Missionar. Dieser unterhielt sich eine Weile mit Ibrahim, und es entwickelte sich ein Zwiegespräch wie folgt:

Ibrahim: “Wißt ihr, wer Maryam Isa ist?”
Missionar: “Gewiß!”
Ibrahim: “Liebt auch ihr die Mutter Jesu?”
Missionar: “Oh ja, sehr, es ist ein Gebot des Herrn...”
Ibrahim: “Auch wir Moslems lieben Maryam Isa.”
Missionar: “Könntest du mir dies bezeugen?”
Ibrahim: “Im Kapitel XIX des Koran spricht man von Maryam.
               Dieses Kapitel nennen wir ‘Kapitel Mariens'.”
Missionar: “Gut, das freut mich!”
Ibrahim: “Pater, haben Sie vielleicht ein Tonbandgerät zur Verfügung?” Missionar: “Ich werde es gern holen, wenn ich dir damit dienen kann.”

Mit dem Tonbandgerät zurückgekehrt, hatte der Missionar eine Überraschung: Ibrahim begann in feierlichem Ton zu singen - er sang das ganze Kapitel Mariens! Dann sagte er: “Ich habe es in feierlichem Ton gesungen, so wie ihr es tut bei eurem Gottesdienst. Jetzt nimm es, bring es nach Europa und lasse es überall hören, damit alle wissen, daß auch wir Moslems Maria lieben und sie als Mutter Jesu verehren!”
Pater Silvio MC, Kenia

Wenn die Moslems so von Maria angezogen werden und Maria ihnen ihren mütterlichen Schutz gewährt, können wir hoffen, daß schließlich auch die Moslems zur Erkenntnis der Gottheit Jesu gelangen und begehren werden, in Seine Kirche aufgenommen zu werden. Die seligste Gottesmutter Maria ist Mutter aller Menschen. Sie wirkt mächtig auf die Herzen der Moslems. Möge sie ihnen bald vom göttlichen Herzen Jesu die Gnade des vollen wahren Glaubens erlangen!

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Maria öffnet die Tür

In der folgenden Geschichte erzählt ein in Amerika lebender protestantischer Geistlicher seine wunderbare Bekehrung zur katholischen Kirche. Irwin Johannes Tukkert ist sein Name. Maria war es, die ihm die Tür zur Wahrheit öffnete, zur Wahrheit, die er so aufrichtig suchte.

“Als Sohn eines protestantischen Pfarrers geboren, hatte ich von Jugend an den Wunsch, meinem Vater nachzufolgen.” So beginnt sein Bericht. “40 Jahre bemühte ich mich zur Erreichung dieses Ideals. Im Auftrag des Bischofs übernahm ich kleinere Seelsorgsstellen. In St. Stephan diente ich 27 Jahre am Altar. Das Kirchlein, ein heiliges Kleinod, erhielt den Namen ‘Das Kirchlein am Wegende'.

Als 1954 die 2. Vollversammlung des Weltrates der Kirchen sich näherte, war ich voller Hoffnung; denn all die Zeit bedrückte mich die ausweglose Lage der zerrissenen Christenheit. Ich hoffte, diese gewaltige Versammlung könnte endlich die Verschmelzung der umher liegenden Bruchstücke zustande bringen.

Der entscheidende Sommer kam und ging. Doch nichts geschah. Ich las die Berichte, besuchte die Veranstaltungen - außer der Unzufriedenheit aller wurde nichts erreicht.

Einen Monat später aber verschob sich für mich der Schwerpunkt des Lebens.

Ich besuchte eine Marienfeier, die von der Erzdiözese Chicago veranstaltet wurde. Mit gemischten Gefühlen hatte ich mich dorthin begeben. Als Pfarrer einer protestantischen Episkopalkirche hatte ich ja dort nichts zu suchen. Die Verehrung der Mutter Jesu hielt ich für überspannt und hatte deshalb während des Marianischen Jahres mehrmals von der Kanzel gegen die ‘Marienverehrung' gesprochen. Auch gegen die Anrufung des Hl. Geistes, gegen die Ablässe, die Unfehlbarkeit des Papstes, den Rosenkranz und andere katholische Gebräuche hatte ich mich geäußert.

Mit bedenklichen Gefühlen hatte ich mich nun zu dieser Marienfeier begeben. Dem großen anfänglichen Widerstreben wich bei meiner Ankunft eine starke Anziehung. Bis auf den letzten Platz war der Versammlungsraum gefüllt. Eine eindrucksvolle Stille herrschte im Stadion. Von den Anwesenden, die den Rosenkranz in der Hand hielten, ging eine fast greifbare innere Andacht aus. Mein Begleiter und ich gingen an der Ostseite entlang, bis wir vor dem Zentrum standen, wo ein Altar aufgebaut war. Dorthin bewegte sich eine lange Prozession, die S. E. Kardinal Stritch von Chicago abschloß. Es dauerte lange, bis die hl. Feier begann. Wir konnten von unserem Platz aus die heilige Messe gut verfolgen.

Nach Beendigung des Gottesdienstes meinte mein junger Begleiter, es wäre nun Zeit, aufzubrechen, wenn wir vor morgen früh noch nach Hause kommen wollten.

So gingen wir langsam zurück, um die betende Menge nicht zu stören. Zwischen dem Altar und dem Flaggenmast stand eine überaus liebliche Statue der Jungfrau Maria: Die Muttergottes auf der Mondsichel stehend, mit einem Sternenkranz um das Haupt. Es war ein Bild von seltener Schönheit.

Bei ihrem Anblick rief in mir etwas wie zum Gruß: ‘Ah, das ist meine Mutter !' Mich dünkte, eine Antwort zu hören, eine Stimme, mild und klar, wie das Läuten einer Silberglocke: ‘ Warum kommst du nicht nach Hause ?' Und als der Sucher in mir sich darüber wunderte, kam die Stimme noch deutlicher: ‘ Kind, du bist aufdem falschen Weg !' Einen Augenblick versank die Menschenmenge in ein Nichts. Die Stimme blieb bestehen - die Stimme und ich.

Diese wenigen Worte lösten in mir eine Lebensfrage.

Ein großer Teil der Menschen glaubt an die Vaterschaft Gottes. Die meisten Religionen glauben, daß alle Menschen Kinder des einen Vaters sind. Für eine Familie aber genügt der Vater allein nicht. Eine wahre Familie muß auch eine Mutter haben. Jedes Lebewesen anerkennt Mutterliebe - mit einer einzigen Ausnahme,nämlich der protestantischen Kirche .

Nirgendwo auf Erden war an jenem Abend eine so große Versammlung, die so erfüllt war von vertrauender Hingabe an den Namen Mariens, der Mutter und Jungfrau, wie die Versammlung auf dem Soldatenfeld. Niemand in der großen Menge suchte wohl so verzweifelt wie ich die rechte Antwort auf die uralte und erschreckend neue Unruhe.

Nun kam die bittere Zeit, wo alle Bande zerbrochen werden mußten, die mich an das ‘Kirchlein am Wegende' fesselten. 27 Jahre war ich mit meiner Gemeinde verbunden, hatte an ihren Freuden und Leiden, Zweifeln und Sorgen teilgenommen. Nur wer selber so lange einer Gemeinschaft verbunden war, kann die Bitternis solcher Trennung verstehen. Ich fühlte mich wie entzweigerissen. Und als ich mich verzweifelt an den Schranken des Altares niederwarf und stöhnte: ‘Mutter, ich kann sie nicht verlassen!', da kam die Stimme wieder, die ich auf dem Soldatenfeld gehört hatte. Es waren nur drei Worte: ‘Er verließ mich!'

Nur drei Worte. Aber sie genügten. Jesus wußte, was ihm bevorstand. Dennoch verließ er sein Heim und ging dem Tod entgegen. - Und eine Woche später erfaßte wieder die Liebe zu den Kindern mein Herz. Ich weinte wie ein Kind: ‘Ich liebe diese Kinder. Ich kann sie nicht im Stich lassen!' Und die Stimme kam wieder wie ein Flötenton, zart und mitleidig, und sprach: ‘Sie sind auch meine Kinder!' Damit nahm der Sturm in mir ein Ende. Am Erntedankfest aber hörte ich sie noch einmal ganz deutlich: ‘Bring sie herein!'

Am Sonntag, dem 28. November, wurde ich im Franziskus-Exerzitienheim zu Mayllake in Illinois in die römisch-katholische Kirche aufgenommen. Nach dem Bekanntwerden durch die Presse strömte eine Flut von Willkommensgrüßen und Glückwünschen auf mich ein von allen Teilen des Landes. Die meisten Namen waren von Leuten, von denen ich nie etwas gehört hatte. Dieser Ausbruch von Willkommensgrüßen setzte mich in Erstaunen und beschämte mich. Es war ein überschwenglicher Ausbruch der Freude und Begeisterung, wie man ihn etwa erwarten würde bei der Rückkehr eines langverlorenen Angehörigen der Familie.”

Im Evangelium wird von solcher Freude erzählt.

Die Begrüßung auf seiten der Gottesfamilie ist freudig und überwältigend. Der Grund liegt auf der Hand: Es ist ja die Mutter, die uns die Tür öffnet!

So sagt Dr. Alois Stiefvater:
Das erste Marienlob steht in der Bibel. Unser Ave-Maria steht zur ersten Hälfte ganz in der Hl. Schrift. Eine gesunde Marienverehrung ist nicht unevangelisch.

Schade, daß wir Katholiken mit den evangelischen Christen auch über die Verehrung der gemeinsamen Mutter in Streit geraten sind. Wenn wir uns wieder einmal unter dem Marienbild zusammenfinden, dann ist ein großer Schritt zur Einheit getan. Nichts getan aber ist damit, daß wir das Marienbild langsam, vorsichtig und nachsichtig weiter in die Ecke und vielleicht gar noch aus der Kirche schieben.

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SIE SCHLÄGT DIE SCHLACHTEN GOTTES
Mariens Eingreifen im Weltgeschehen

Bezeugte Beispiele aus der Geschichte

“Wo aber Gefahr ist, da wächst das Rettende auch”, so lautet ein Wort Hölderlins. In den folgenden Zeilen soll die große Linie der Marienhilfe aufgezeigt werden, die sich im Lauf der Geschichte offenbart. Maria hat immer dann siegreich in die Geschichte eingegriffen, wenn die bedrohten Nationen, die ihre eigene Schwäche erkannten, sich hilfesuchend an ihre himmlische Mutter wandten.

Ergreifen wir auch heute die Hand der Mutter, die sie uns entgegenhält! Noch ist es nicht zu spät.
 

1090: Das Sturmgebet der Christenheit
Das Hl. Land mit all den großen Gnadenstätten der Christenheit war von den fanatischen Mohammedanern erobert worden. Urban II. ordnete 1090 an, daß in allen Kirchen der Welt der “ Engel des Herrn ”, der Warn- und Sturmruf der Christenheit in drohender Gefahr, gebetet werde. Er hatte zu den Kreuzzügen aufgefordert, aber er wußte, daß er sich nicht auf die Kraft von Waffen verlassen konnte. Die Gottesmutter mußte helfen. Sie half. Das Hl. Land wurde zurückerobert. 1239 erneuerte Papst Gregor IX. das Gebot und bestimmte, daß der EnglischeGruß beim Klang der Glocke morgens und abends von jedermann auf den Kniengebetet werde . Der Englische Gruß ist das Sturmglockengebet der Christenheit geworden, ein Kreuzfahrergebet, etwas, das man verrichtet, wenn es ums Höchste geht.
 

1453: Das Abendland in großer Gefahr
Konstantinopel war in die Hände der Türken gefallen, das ganze christliche Abendland war bedroht. Papst Kalixtus III. erkannte die drohende Gefahr. Er wußte, daß es darum ging, die christliche Zivilisation vor dem Untergang zu bewahren. Deshalb forderte er die Gläubigen auf, zu Maria zu rufen, damit sie das Abendland schütze. Er verordnete, daß alle Gläubigen am Mittag beim Klang der Glocke den Gruß des Engels beten sollten.

500 Jahre später. Wieder spricht man vom Untergang des Abendlandes. Der Bolschewismus ist die Weltgefahr geworden. Eine neue “rote” Sintflut droht die moderne Gesellschaft zu überschwemmen. Was ist zu tun? Was man vor 500 Jahren getan hat. Man muß wieder die Sturmglocke läuten. Die Sturmglocke wird geläutet jeden Morgen, jeden Mittag, jeden Abend. Aber das christliche Abendland versteht den Ton der Angelusglocke nicht mehr. Es betet nicht mehr. Das wird zum großen Verhängnis . -
 

1474: Ein christlicher Herrscher rief zum Gebet
König Ludwig XI. von Frankreich sah den Frieden in seinem Land bedroht. Er forderte in einem Erlaß: “Alle Franzosen, Vornehme wie Gemeine, sollen sich beim Schlag der Mittagsglocke niederknien , andächtig das Kreuz machen und zu Unserer Lieben Frau um den Frieden beten.” Und es war keiner, der nicht beim ersten Schlag des Englischen Grußes, sei es in den Häusern, sei es auf den Straßen und Feldern, sich auf die Knie warf, um zu beten. Der Friede blieb erhalten. - Die Glocke läutet noch, aber sie findet kein Echo mehr.
 

1571: Das Rosenkranzgebet entscheidet wichtige Seeschlacht
Schon einmal wollte das Heidentum das christliche Abendland überfluten. Es war im Mittelalter, als die Heerscharen der fanatischen Mohammedaner vor den Toren Europas standen. Schon hatten sie die Insel Cypern, das letzte Bollwerk des Christentums im Osten Europas, besetzt und erschienen nun mit einer gewaltigen Flotte vor der Mündung des Golfes von Patras. Sie, die durch viele erfolgreiche Einfälle nach Südosteuropa frech geworden waren, wollten jetzt ihre barbarischen Eroberungszüge mit dem Niederwerfen Italiens und Spaniens krönen. Damit wären sie zweifellos die Herren Europas geworden. Damals saß ein großer Marienverehrer auf dem Papstthron: Papst Pius V. Er schweißte mit unsäglicher Mühe die Liga gegen den Halbmond zusammen. Er rief Volk und Fürsten von Europa auf zum Rosenkranzgebet. Seine Stimme wurde überall gehört, sein Aufruf befolgt. Die Gläubigen beteten unaufhörlich in den vier Stunden des 7. Okt 1571 , da die Seeschlacht von Lepanto tobte, das Kampfgebet der Christenheit, den Rosenkranz.

Es wurde mit der kleinen christlichen Flotte, von der jedes einzelne Schiff, jede Galeere und Fregatte das Bild und Banner der hl. Jungfrau trug, ein glorreicher Sieg errungen, der zu den entscheidenden Siegen nicht nur der Kirchengeschichte, sondern der Geschichte überhaupt gehört. Er sicherte den Bestand des christlichen Abendlandes und rettete eine Kultur vor dem Untergang. Unter dem Jubel der ganzen Christenheit wurde zur dauernden Erinnerung an diesen Tag das Rosenkranzfest eingeführt . Der Lauretanischen Litanei fügte Papst Pius V. die Anrufung bei: Königin des hl. Rosenkranzes, bitte für uns!
 

1683: Vor Wien der entscheidende Sieg zu Land
Etwa ein Jahrhundert später, als die Feuer des Dreißigjährigen Krieges kaum erloschen waren und die Massengräber der von der Pest Hinweggerafften sich langsam schlossen, stand die Gefahr aus dem Osten aufs neue auf. Der Schreckensruf durchhallte das ganze Abendland: Die Türken vor Wien ! - Wenn Wien fiel, dann fiel Europa. Und wenn Europa fiel, dann fiel das Christentum in diesem Erdteil genauso, wie es 900 Jahre zuvor in Afrika gefallen war.

Damals rief wiederum ein großer Marienverehrer auf Petri Thron - Papst Innozenz XI. - die ganze damalige christliche Welt zum Rosenkranzgebet auf. Schon lagerten die Türken in großen Scharen vor Wien, zweihunderttausend Mohammedaner, bis auf die Zähne bewaffnet und bereit, entweder Wien zu erobern oder zu sterben. Die ganze christliche zivilisierte Welt schaute damals nach Wien. Und nun, was geschah? Der Polenkönig Johannes Sobieski eilte mit einem Heer nach Wien; die Türken wurden damals am 12. Sept. 1683 vernichtend geschlagen. “Es war mehr ein Sieg des Rosenkranzgebetes als der Waffen.” (Papst Pius XII.)
 

1716: Ein drittes Mal siegt das Gebet über die Türken
Ein drittes Mal noch wagten es die Türken, das christliche Abendland anzugreifen. Ein drittes Mal bewährte sich das Kampfgebet der Christenheit, der Rosenkranz, gegen diesen hartnäckigen Feind. Der fromme Prinz Eugen, selbst ein großer Beter des Rosenkranzes, den er stets in all seinen Schlachten bei sich trug und vor jedem Kampf andächtig betete, brachte bei Peterwardein im Jahr 1716 den Türken eine derartig vernichtende Niederlage bei, daß sie von da ab ihre räuberischen Einfälle nach Europa unterließen.

Auf diesen Sieg hin wurde das Rosenkranzfest, das schon eingeführt war, auf die ganze Kirche ausgedehnt.
 

1917: Die Gottesmutter in Fatima
Gegen Ende des ersten Weltkrieges (1914-18) erscheint im Jahr 1917 Maria, die siegreiche Christenhilfe, in Fatima (Portugal) und verspricht den drei Hirtenkindern, das gottlos gewordene Rußland durch die Macht des Rosenkranzgebetes, durch ernste Buße und die Verehrung ihres Unbefleckten Herzens wieder zu Gott zurückzuführen. Es müßten aber genügend Christen ihre königliche Waffe, den Rosenkranz, in die Hand nehmen und ihn täglich beten. Ja, auch ein gottloses Rußland kann und vermag die liebe Gottesmutter wieder mit Christus, ihrem göttlichen Sohn, zu versöhnen.

Maria gibt in Fatima den drei Hirtenkindern die Botschaft über die Bekehrung Rußlands - Gebet und Buße, vor allem das Rosenkranzgebet für die Welt: “Wenn man meine Bitten erfüllt, wird sich Rußland bekehren, und es wird Friede sein. Wenn nicht, wird eine glaubensfeindliche Propaganda in der Welt ihre Irrtümer verbreiten, und sie wird Kriege und Verfolgungen der Kirche hervorrufen. Viele Gute werden gemartert werden; der Hl. Vater wird viel zu leiden haben; mehrere Nationen werden vernichtet werden.”
 

1920: “Das Wunder an der Weichsel”
Im Jahr 1920 schickte sich die Rote Armee an, in das Herz Europas vorzustoßen. Durch das sogenannte “Wunder an der Weichsel” wurde sie zurückgeschlagen. Die Entscheidung fiel am Fest der Himmelfahrt Mariens. Polens Armee siegte an jenem Tag über die Russen . Maria hatte, wie so oft in der Geschichte, machtvoll eingegriffen, um den russischen Vorstoß zum Stehen zu bringen und das Abendland in letzter Minute zu retten. Im christlichen Polen sprach man vom “Wunder an der Weichsel”.
 

1955: Österreich wird wieder frei
Nachdem Hunderttausende um den Frieden und die Freiheit gebetet hatten, wurde Osterreich nach zehnjähriger Besatzung frei.

Unser Nachbarland Osterreich war in vier Besatzungszonen und Wien in vier Sektoren geteilt. Zehn Jahre hatte man ergebnislos verhandelt, bis dann auf einmal, plötzlich und völlig unerklärlich, die Russen nachgaben, den Staatsvertrag unterschrieben, Osterreich räumten und damit, was sie bisher noch niemals getan hatten, ein Land, das sie besetzt hielten, wieder aufgaben.

Osterreich weiß, daß es seine Befreiung der Muttergottes zu verdanken hat. Am 13. April 1955 begannen in Moskau die entscheidenden Verhandlungen, am 13. Mai, am ersten Erscheinungstag Mariens in Fatima, war die Entscheidung gefallen: Osterreich erhielt seine Freiheit wieder. Am Schlußtag der neunten Monatsnovene, am 15. Mai 1955, wurde der Staatsvertrag unterzeichnet. Im Rosenkranzmonat zogen die Russen ab. Am 13. Mai 1956 fanden die ersten freien Wahlen in Osterreich statt. - P. Petrus Pavlicek hatte 1947 den Rosenkranzsühnekreuzzug gegründet und so betete man um die Freiheit.
 

1964: Brasilien vor dem Kommunismus gerettet
Bischof Graber berichtet auf Grund authentischer Unterlagen im Telegrammstil: 1964 in Brasilien Gefahr einer kommunistischen Machtergreifung. Die Regierung schwach, sympathisiert mit den Kommunisten. Heer und Marine bereits durchsetzt und unzuverlässig. Im ganzen Land betet man den Rosenkranz; es beten ihn alle in Palästen und Hütten. Man weiß, was auf dem Spiel steht: Maria möge Brasilien retten!

Am 12. März 1964 ist in der Hauptstadt große kommunistische Versammlung anberaumt. Stundenlang vorher besetzen die Gläubigen den Saal. Der Sekretär des Bischofs beginnt den Rosenkranz zu beten. Tumult. Man will mit Gewalt reden. Aber Frauen werfen Tisch und Pult um. Polizei, Tränengas. Die Versammlung kann nicht gehalten werden. Das hat den siegessicheren Kommunisten das Rückgrat gebrochen. In Säo Paulo entscheidet sich das Schicksal des Landes. Man organisiert eine Prozession und rechnet mit einigen Tausenden Betern. Es kommt eine Million mit dem Rosenkranz . Die Armee geht zum Volk über. Eine Muttergottesstatue, die den Truppen entgegengetragen wird, wird von den Soldaten im Empfang genommen und in die Kirche geleitet.

Die Regierung erklärt ihren Rücktritt. Kein Schuß fällt, kein Blutvergießen, keine Sabotage, keine Sprengung, nichts. Der Luftfahrtminister sagt: “Auf natürliche Weise kann man das nicht erklären.” So hat Maria Brasilien gerettet.

1969: Sieg oder Untergang? Es liegt an uns!
Rufen wir unsere himmlische Mutter, die uns ihre Hilfe angeboten hat? Ergreifen wir die Waffen des Gebetes, besonders des Rosenkranzgebetes? Beten wir für die Bekehrung Rußlands? Wird unser Gebet wirklich zu einem Sturmgebet der Christenheit, das die Kraft hat, eine kampflose Revolution auszulösen, die mit sanfter Gewalt die Welt verwandelt?

Du und ich, wir sind mitverantwortlich. Jeder Mensch, der betet, hat seine Hand am Steuer der Welt. Mutter Gottes, Mutter der ganzen Welt, bitte für uns!

Maria siegt! Das ist der Wille Gottes, daß Maria in dem entfesselten gigantischen Kampf der Geister als Kämpferin und Siegerin auftritt. Sie ist die Königin der Welten. Ihr Königtum soll sich in unseren Tagen sieghaft und herrlich in der Welt offenbaren. - Sie wird siegen, aber nicht ohne uns. Unsere Waffe in diesem Geisteskampf wird der Rosenkranz sein, wie er es in der Vergangenheit war. Wenn wir, ihre Kinder, uns in unserer Ohnmacht mit ihrer Macht verbinden durch die Weihe an ihr Unbeflecktes Herz, dann wird sie siegen. Wenn ihr Leben in den modernen Christen durch opferbereite Nächstenliebe und durch ein tadelloses sittliches Leben von neuem aufleuchtet, dann ist der Sieg des Christentums gewiß.

Bischof Dr. Rudolf Graber sagt mit Recht:
Das Wort der Schrift enthüllt uns heute erst seinen vollen Sinn: Feindschaft will ich setzen zwischen dir, (der Schlange) und dem Weib, zwischen deiner Nachkommenschaft und ihrer Nachkommenschaft, sie wird dir den Kopf zertreten, du aber wirst ihrer Ferse nachstellen” (Gen 3,15). Wer jedoch in solchen Gedanken, wie es leider auch in katholischen Kreisen oft geschieht, die Vorrangstellung Christi gefährdet sieht, der möge sich an das Wort erinnern, daß Gott das Schwache auserwählt hat, um das Starke zu beschämen.

Ist es nicht für den Stolz Luzifers eine größere Verdemütigung, von einer demütigen Jungfrau besiegt zu werden, als vom Kyrios Christus, der sich ohnehin den Endkampf und Endsieg vorbehalten hat, wenn er auf den Wolken des Himmels kommt, die Welt im Feuer zu richten. Jetzt in dieser Zeitlichkeit hat nach dem Heilsplan Gottes Maria, “die Siegerin in allen Schlachten Gottes”, die Kämpf des Gottesreiches zu führen, das immer den Sieg verbürgt. Mögen deshalb alle die Handlanger des Drachens auch ihren Fuß auf den Mond setzen, dieser Mond schwebt trotzdem weiterhin zu Füßen der apokalyptischen Frau!

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Bedeutende Marienverehrer einst und heute

Don Bosco begann sein großes Werk mit einem Ave-Maria.

“Durch Maria zu Jesus”, das war bei Don Bosco der tragende Gedanke seines Lebens; es war sein eifriges Bestreben, die Andacht zum heiligsten Altarsakrament und zur Gottesmutter zu verbreiten. “Denn dies sind die Rettungsanker für die arme Menschheit. Die Muttergottes führt die Menschen durch das heilige Bußsakrament zu Jesus”, so sagte er öfters.

Der Heilige begann sein großes Werk zur Erziehung der Jugend am 8. Dez. 1841, am Fest der Unbefleckten Empfängnis, mit einem einzigen Jungen. Bevor er anfing, ihm die erste kleine Lektion im Katechismusunterricht zu erteilen, kniete er nieder und betete ein Ave-Maria zur Gottesmutter, auf daß sie ihm helfe, diese Seele zu retten - ein gehaltvolles und fruchtbringendes Gebet.

Am 8. Dez. 1885 hielt er den salesianischen Mitarbeitern eine Konferenz. Damals verglich er die bis dahin entstandenen blühenden Niederlassungen mit dem Anfang vor 44 Jahren und erklärte, dies alles sei die Frucht von jenem “Ave Maria”, das er mit Andacht und mit reiner Absicht gebetet habe.

In der Tat bewahrte Don Bosco sein ganzes Leben lang eine glühende Andacht zur Muttergottes im Herzen und ließ nicht nach im Eifer, die Andacht zu ihr nicht nur in seiner ganzen Umgebung, sondern bis zu den äußersten Grenzen der Erde zu fördern. Die Verehrung Mariens trug außerordentlich viel bei zur Entwicklung seines inneren Lebens. Wenn der hl. Bernhard ermahnt: “Dein Gedanke sei Maria, deine Zuflucht sei Maria”, so kann man vom hl. Johannes Bosco sagen, daß bei ihm der Gedanke an Maria und die Anrufung Mariens stets im Herzen und auf den Lippen waren. Zu allen Zeiten feierte er mit Begeisterung die Herrlichkeiten Mariens. Es war immer sein Bestreben, den Herzen anderer ein unbeschränktes Vertrauen zu Maria einzuflößen.

Auf seinen Lippen waren beständig vertrauensvolle Anrufungen zu seiner himmlischen Gönnerin und Dankgebete für die unzähligen Wohltaten, die er seiner mächtigen Helferin zuschrieb. “Oh, wie gut ist Maria”, so rief er mit bewegtem Herzen bei vielen Gelegenheiten aus. Wenn man ihn wegen seiner Werke lobte, berichtigte er sofort die falsche Auffassung und sagte: “Diese guten Leute wissen nicht, wer Don Bosco ist: Maria, die Helferin der Christen, vollbringt dies alles!” Beim Verkünden der Herrlichkeiten Mariens weinte er oft vor Rührung und zum wiederholten Mal sagte er, daß er nichts ohne Maria mache. Um Erleuchtung und Hilfe bei wichtigen Unternehmungen zu erlangen, wallfahrtete er dreimal zum berühmten Marienwallfahrtsort Europa in den nahegelegenen Alpen.

Am Schluß einer Erzählung über die Muttergottes schrieb er mit eigener Hand eine wahre Ermunterung, die ihm aus tiefster Seele hervorquoll: “Lieber Leser, wo immer du auch sein magst, was immer du zu tun hast, du kannst immer durch ein Gebet zur allerseligsten Jungfrau Maria deine Zuflucht nehmen. Nimm aber vertrauensvoll zu ihr deine Zuflucht, denn sie ist eine liebevolle Mutter, die ihren Kindern Wohltaten spenden kann und will. Fleh zu ihr so recht von Herzen, bitte mit Beharrlichkeit, und sei überzeugt, daß sie auch für dich eine fürsorgliche Mutter sein wird, bereit, dir in deinen geistigen und leiblichen Nöten zu helfen.”

Von der glühenden Liebe Don Boscos zu Maria und seinem unbeschränkten Vertrauen auf ihre Hilfe legt Zeugnis ab folgendes von ihm selbst verfaßte Gebet: “O Maria, du mächtige Jungfrau, du große und erhabene Schutzfrau der Kirche, du Hilfe der Christen, furchtbar wie eine geordnete Schlachtreihe, du allein hast alle Irrlehren vernichtet, beschütze uns in Trübsal, Not und Krieg, vor dem Feinde, und in der Stunde unseres Todes nimm uns auf in die ewigen Freuden!”

In seinen letzten Lebenstagen schrieb der Heilige auf Maria-Hilf-Bildchen für seine Jungen Aussprüche wie folgt:

“O Maria, erlange uns die Gesundheit des Leibes, wenn dies zum Heil der Seele gereicht; erflehe uns die ewige Glückseligkeit.”

“Maria segne euch und sei stets eure Führerin in allen Gefahren des Leibes und der Seele!”

“O gütige Jungfrau, komme uns zu Hilfe in der Stunde des Todes!”

Als am 31. Jan. 1888 sein Leben zu Ende ging, rief er immer wieder die himmlische Mutter und sprach: “Jesus, Maria, Josef, euch schenke ich mein Herz und meine Seele... In Deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist... o Mutter, o Mutter, öffne mir die Pforte des Himmels!”

Sein letztes Wort war: “Es lebe Maria!”
Nach P. Sertl
 

Niemand vermag so viel beim Allmächtigen wie seine Mutter. Wenn sie für die Kirche eintritt, kann weder Höhe noch Tiefe, weder Mensch noch böser Geist uns schaden, denn das Menschenleben ist kurz; Maria aber herrscht als Königin im Himmel immer und ewig.
Hl. John Henry Kardinal Newman

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“Ich liebe, die mich lieben”

Am 29. März 1880 trat in Frankreich ein Gesetz in Kraft, das alle nicht genehmigten Ordenskongregationen unerbittlich auswies. Nun besaß auch Don Bosco in Frankreich vier Anstalten. Den Direktoren dieser Häuser ging der Befehl zu, das Land zu verlassen. Einer davon telegraphierte sogleich nach Turin ins Mutterhaus: “Salesianer aus Marseille vertrieben.”

Don Rua, der Assistent Don Boscos, teilte diesem die Nachricht mit, erhielt aber die Antwort: “Was sagst du?” - “Das ist unmöglich. Sie dürfen nicht verjagt werden. Ich habe das auch bereits an die betreffenden Häuser geschrieben.” Niemand konnte diese Antwort begreifen. Die Ereignisse aber gaben der Sicherheit Don Boscos recht. Und als einer der Direktoren gefragt wurde, was Don Bosco denn geschrieben habe, antwortete er: “Seid ohne Furcht, ihr werdet Unannehmlichkeiten und Scherereien haben; aber vertreiben wird man euch nicht !” Auf die weitere Frage, warum er dem Telegramm nicht habe glauben wollen, antwortete Don Bosco: “ In einer Vision habe ich gesehen, wie die Muttergottes ihren Mantel über unsere Anstalten in Frankreich ausbreitete . Gegen diese stand schon ein Heer und schleuderte einen Hagel von Geschossen, Pfeilen und Steinen. Aber alles traf nur den heiligen Mantel, der den Unseren als Schild diente, und an dem alles abprallte. Die Muttergottes sagte mir auf die Frage, was sie denn tue: “Ich liebe, die mich lieben.”

Das will nicht heißen, daß Maria ihren Kindern jedes Leid ersparen könne. Sie konnte ja auch Jesus nicht vom Kreuze befreien. Aber wie kann man auch im Leid viel ruhiger und sicherer bleiben, ja sich geborgen und beschenkt fühlen, wenn man sich von dieser Mutter geliebt und von dieser Königin beschützt weiß!
Berchmans Egloff
 

Wenn wir also verzagt sind, suchen wir doch Schutz bei ihr, die uns die göttliche Vorsehung selbst als Zuflucht gegeben hat!

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“Laß die Welt und schenk dich mir!”

Maria wandelte sein ganzes Leben

Der hl. Alfons Maria von Liguori wurde am 27.9.1696 in Marinella, einem Vorort von Neapel, geboren. Er stammte aus einer angesehenen Adelsfamilie. Als Neapolitaner wurde ihm die Marienliebe schon sozusagen mit in die Wiege gelegt; denn Neapel, die Traumstadt vieler Touristen, ist auch heute noch eine ausgesprochen marianisch geprägte Stadt. Die meisten der 500 Kirchen und Kapellen sind Marienkirchen. Viele Tausende Marienstatuen und Marienbilder in den Straßen und auf den Plätzen, die reich mit Blumen geziert und nachts durch Lichter erhellt werden, geben dem Stadtbild ein eigenes marianisches Gepräge.

Alfons Maria wuchs in einem religiösen Elternhaus auf. Auf Wunsch des Vaters studierte er Rechtswissenschaften. Schon mit 16 Jahren errang der hochintelligente und fleißige Student den Doktorhut beider Rechte und ergriff anschließend den Beruf eines Anwalts. Gebildet, sprachgewandt, den schönen Künsten und der Musik leidenschaftlich ergeben, gewann er seine Kunden vor allem in den oberen Gesellschaftsklassen.

Eines Tages übertrug ihm der Herzog von Gravina eine wichtige Streitsache gegen den Großherzog von Toscana mit einem Objekt von 2,5 Millionen Lire. Der Herzog von Gravina verlor jedoch den Prozeß, den Alfons für erfolgreich angesehen hatte. Unter dem Eindruck, daß Intrigen mitgespielt hätten, wollte er seinen Anwaltsberuf nicht mehr ausüben. Wochenlang blieb er jetzt in seiner Wohnung und ließ sich in der Öffentlichkeit kaum noch sehen. Nur ab und zu machte er einen Besuch bei den Insassen des Krankenhauses.

Bei einem solchen Krankenbesuch glaubte er plötzlich eine Stimme zu hören, die ihm sagte: “ Laß die Welt und schenk dich mir !” Alfons Maria versuchte dies zunächst zu überhören; er widmete sich den Kranken ruhig weiter. Als er dann seine Krankenbesuche beendet hatte und sich dem Ausgang des Spitals näherte, hörte er die gleiche Stimme nochmals viel lauter als zuvor.

Ganz erregt eilte er jetzt in die Kirche Maria della Mercede (Maria vom Loskauf der Gefangenen), die er in letzter Zeit oft besucht hatte. Dort kniete er vor dem Marienaltar nieder, überdachte sein Leben und rang sich durch die Gnade des Hl. Geistes zu einem bedeutsamen Entschluß durch: Er schnallte seinen Degen, das Zeichen seines Adels, ab, legte ihn auf den Altar und mit ihm sein bisheriges Leben. Dies geschah am 29.8.1723. Alfons Maria war entschlossen, Priester zu werden.

Trotz heftiger Gegenwehr seines Vaters ging er zielstrebig seinen Weg und empfing mit 30 Jahren die hl. Priesterweihe. Mit dem Feuer des Hl. Geistes widmete er sich nun neuzeitlichen Seelsorgsaufgaben. Die religiöse Betreuung der armen und kleinen Leute lag ihm besonders am Herzen. Deshalb ging er zu ihnen auf die Plätze der Stadt, nahm an ihren Sorgen und Freuden teil und erzählte ihnen von Gott. So gewann er ihre Herzen und wurde bald einer der bedeutendsten Prediger von Neapel. Mit dem Apostolat des Wortes verband der Feuergeist noch ein weiteres Apostolat: das Apostolat der Feder.

Alfons Maria war ein unermüdlicher Schriftsteller, besonders zu Ehren Mariens. Seine Werke spiegeln wider den tiefen Glauben und die innige Gottesliebe Mariens, ihre Klugheit und Weisheit in den göttlichen Dingen sowie ihre Frömmigkeit. Noch zu seinen Lebzeiten wurden über 100 verschiedene Werke, die er geschrieben hatte, gedruckt. Darunter befanden sich viele fremdsprachige Ausgaben.

Um den armen und verlassenen Hirten und Landleuten besser helfen zu können, gründete Alfons den Orden der Redemptoristen. Wie am Anfang seiner “Bekehrung” am 29.8.1723 in der Kirche Maria vom Loskauf der Gefangenen die Gottesmutter stand, so stand sie auch am Anfang der Gründung des Redemptoristenordens an der Wallfahrtsstätte “Maria dei Monti ” (Maria von den Bergen). Der Wahlspruch des hl. Alfons und seiner Ordensmitglieder war: “Evangelizare pauperibus. - Den Armen das Evangelium künden.”

Da der Heilige wegen seiner Fähigkeiten allgemein geschätzt war, hatte König Karl II. dem Papst den Vorschlag unterbreitet, ihn auf den erzbischöflichen Stuhl von Palermo zu berufen. Alfons wollte aber seinen Redemptoristenorden weiter leiten und betreuen. Er lehnte ab. Im Jahr 1762 mußte er jedoch den Bischofsstuhl von Sant' Agata, etwa 35 km von Neapel entfernt, annehmen. Mit Tatkraft hat er dieses neue Amt bekleidet.

Aber auch diesem genialen Mann blieben Kämpfe nicht erspart. Er schrieb in sein Tagebuch: “Meine liebste Mutter Maria hat mich zur Zielscheibe erdrückender Kreuze gemacht.” An einer anderen Stelle äußerte er: “Ich gehe zu Jesus - er weist mich ab - ich gehe zu Maria - sie hört mich nicht.” Jedoch stets, wenn Alfons sozusagen am Boden liegt und nicht mehr weiß wohin, bahnt sich bald für ihn etwas Großes an. Er ist ganz Werkzeug des Hl. Geistes geworden.

Alfons Maria starb am 1. Aug. 1787 im Alter von 91 Jahren.
Zeitlebens hat er seine Entscheidungen mit der Mutter Gottes getroffen und zeitlebens hat er der Mutter gedankt, daß sie ihm in der wichtigsten Entscheidung seines Lebens hilfreich zur Seite stand. Sie hat ihm geholfen, sich dazu durchzuringen: “Herr, hier bin ich, was willst Du, daß ich tun soll?” So wurde sein Leben mit Hilfe der Mutter aller Gnaden ein Leben für Gott und Sein Reich, ein Leben für die Armen, Kleinen und Unterdrückten - ganz in der Liebe des Heiligen Geistes.
W. H.
 

“Einer der Hauptgründe dafür, daß der Hl. Geist heutzutage keine auffallenden Wunder in den Seelen wirkt, ist die Tatsache, daß er sie zu wenig mit seiner treuen, unzertrennlichen Braut vereinigt findet” (Grignion). Dieses Wort gilt sowohl für das persönliche innerliche Wachstum der Einzelseele, es gilt aber auch für das Wachstum der Königsherrschaft Christi in der Welt. Wenn es für diese aus den Fugen geratene Welt überhaupt noch eine Rettung gibt, dann kann sie nur in einem neuen Pfingsten, in einer neuen Geistesausgießung erfolgen - alle anderen Mittel sind nutzlos und vergeblich. Dieses neue Pfingsten findet aber nur dann statt, wenn nach den Worten Grignions der Hl. Geist Maria in den Seelen immer mehr ausgeprägt findet. Von daher gesehen ist Marienverehrung keine religiös- sentimentale Liebhaberei, sondern geradezu die Rettung der Welt, weil sie die unerläßliche Vorbedingung ist für die neue Geistessendung.
Bischof Rudolf Graber

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Therese Neumann und die Gottesmutter

Eine große Marienverehrerin war auch die Stigmatisierte von Konnersreuth

 Die Liebe zum Heiland und die Liebe zu Seiner Mutter gehörten im Leben der “Resl” innig zusammen. Daß Christen außer der katholischen Kirche in diesem Punkt Schwierigkeiten haben, war ihr immer unverständlich. Für sie war es eine Tatsache: Wer den Heiland liebt, liebt auch Seine Mutter . So wie sie nie von Gott, sondern nur vom “Heiland” sprach, gebrauchte sie für Maria immer nur das schöne, schlichte Wort “Mutter”, in ihrem oberpfälzischen Dialekt “Muodda”. Sie sprach dies Wort immer mit Liebe, mit Beseelung. Sie schaute die Mutter an der Krippe im Stalle zu Bethlehem. Sie litt mit der Mutter um das Kind auf der Flucht nach Ägypten. Sie suchte mit der Mutter unter den Pilgern in Jerusalem und freute sich mit ihr, als sie Ihn im Tempel gefunden. Sie sah die Mutter am Kreuzweg ihres Sohnes stehen, sah sie unter dem Kreuz und sah, wie man den toten Sohn in die Arme der Mutter legte. Visionäres Schauen und die Liebe zur Gottesmutter in ihrem täglichen Leben waren eng miteinander verknüpft.

Ihre große Liebe zur Mutter offenbarte Resl im Schmücken des Maialtars. Nur die schönsten Blumen waren ihr dazu gut genug. Sie arbeitete daran mit einer Liebe und einem Eifer und so feinem Geschmack, daß jeder Gärtner sie darum beneiden konnte.

Und wie stand Resl zum Rosenkranzgebet? Ich glaube nicht, daß es zu hoch gegriffen ist, wenn ich sage, daß sie gut an die tausend Rosenkränze verteilt hat. Ein Beweis dafür, wie hoch sie dieses Gebet einschätzte und mithalf, daß es von vielen gebetet wurde. Sie selbst brauchte lange zu einem Rosenkranz, denn beim Nennen des Geheimnisses ging ihr Gebet in Betrachtung über.

Als sie in Eichstätt in den Dritten Orden des hl. Franziskus aufgenommen wurde, machte man sie aufmerksam, daß sie statt der zwölf Vaterunser auch das marianische Brevier beten könne. Da sagte sie: “Das bete ich ja schon seit Jahren.”

An Mariä Himmelfahrt 1940, während Resl die Aufnahme in den Himmel schauen durfte, wurde sie von einer Lähmung, die ihr von einem Hitzschlag geblieben war, plötzlich geheilt. Ob sich die himmlische Mutter erkenntlich zeigen wollte für Theresens Liebe, die ihr jahrzehntelang mit einer Selbstverständlichkeit und Innigkeit ohnegleichen entgegenschlug? Therese Neumann liebte Maria mit einer zarten kindlichen Liebe ihr ganzes Leben lang.
Anni Spiegl
 

     Gottesgebärerin, reinste Mutter!
     Freudenbringerin, heilige Frau! Hilf uns schreiten in diesen Zeiten,
     die so liebe- und so mutterarm!

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Auch Pater Pio lebte und starb mit Maria

Aus Liebe zu Gott und zu seinen Mitmenschen hat P. Pio nach Leiden gedürstet. Daß er all seine physischen und seelischen Qualen sogar fröhlich aushalten konnte, das verdankt er wohl besonders der Fürsprache seiner innigst-geliebten himmlischen Mutter, seiner beständigen Helferin Maria. Immer wieder ist sie ihm hilfreich beigestanden. Ihrer Fürbitte verdankt er auch seine Heilung von schwerer Krankheit im Sommer 1959.

Damals wurde der Eucharistische Nationalkongreß vorbereitet, der am 13. September in Catania auf Sizilien mit der Weihe Italiens an das Unbefleckte Herz Mariä schließen sollte. Zuvor wurden marianische Tage abgehalten, wofür mit einem Hubschrauber eine Statue Unserer Lieben Frau von Fatima in alle Provinzhauptstädte gebracht wurde. Als sie am 25. April in Neapel ankam, wurde P. Pio todkrank . Lange war er in Lebensgefahr und konnte nur am 1. Juli, am Fest des Kostbaren Blutes Jesu, zelebrieren, worauf er einen Rückfall erlitt. (Es war wohl ein Sühneleiden für die Vorbereitung der Weihe Italiens an Maria.)

Während der schweren Krankheit des “Padre” bestürmten seine “geistlichen Kinder” die Mutter Gottes in vielen Novenen. Inbrünstig beteten sie am Vormittag und Nachmittag zusammen in der alten Kirche Rosenkranz um Rosenkranz vor der “Santa Maria delle Grazie”. Vorbeter war meist ein Arzt, der nur zu gut wußte: Hier kann unsere ärztliche Kunst nichts erreichen. Hier kann nur Gott helfen. Vielleicht greift er durch Maria ein.

Das geschah, als die Wanderstatue Unserer Lieben Frau von Fatima mit dem Hubschrauber nach San Giovanni Rotondo gebracht wurde. Das Städtlein hatte zwar darauf keinen Anspruch, weil es nicht Provinzhauptstadt ist, erhielt aber das gleiche Privileg durch die Initiative von Kardinal Lercaro (Bologna), der ein Freund von P. Pio war. Drei Ehrenkreise zog der Pilot um die Gnadenkirche, bevor er in der Ortschaft unten landete, wo gleich eine Pilgermesse begann. Der “Padre” sah traurig vom Chorfenster der alten Kirche zum Helikopter hinauf. Dann wandte er sich weinend ab.

Nachdem die Wanderstatue Unserer Lieben Frau von Fatima in Prozession zur neuen Kapuzinerkirche hinaufgetragen wurde, war dort Stunde um Stunde, auch in der Nacht vom 5. zum 6. August, eine hl. Messe, jeweils für andere Pilgerscharen, die den großen Kirchenraum so füllten, daß er kaum noch ausreichte. Im Chor der neuen Kirche aber betete P. Pio stundenlang, immer noch krank. Als die Wanderstatue dann am Fest der Verklärung Christi im Heliokopter den Bereich des Klosters verließ, sah ihr der “Padre” traurig nach und sagte zu Maria: “Krank hast du mich angetroffen. Krank willst du mich zurücklassen?” Da spürte er einen Schauer. Er wurde im Gesicht ganz blaß. Zugleich war er gewiß: Ich bin geheilt . -

Nach seiner schweren Krankheit im Jahr 1959 hat P. Pio noch sehr viel gelitten, seelisch und körperlich. Außer den Schmerzen der Wundmale erduldete er zunehmende Altersbeschwerden. Wegen des schlechten Zustands seiner Beine konnte er seit November 1966 nur noch sitzend die hl. Messe feiern, und in seinem letzten Lebensjahr mußte er im Rollstuhl über die Gänge gefahren werden. Auch setzte ihm eine chronische Bronchitis arg zu. Er wurde so immer schwächer, wie ein bald erlöschender Docht.

P. Pio hat aber noch den Tag erlebt, an dem er 50 Jahre zuvor sichtbar stigmatisiert wurde: den 20. Sept. 1968. Es war ein Freitag. Er hat da eine stille hl. Messe gefeiert. Am Samstag konnte er nicht zelebrieren. Sonntag, 22. September, war dann zum Gedenken der Stigmatisation des “Padre” vor 50 Jahren das große Treffen von Mitgliedern der “Gebetsgruppen” aus vielen Ländern. Sie kamen zu Feiern in San Giovanni Rotondo zusammen.

An diesem Tag zelebrierte P. Pio ein levitiertes Hochamt. Das Singen war für ihn wegen seiner Bronchitis beschwerlich. Und vieles hat ihm die Festfreude gestört: die Unruhe in der Kirche, das grelle Scheinwerferlicht und das Kreuzfeuer der Fotografen. Als er nach dieser hl. Messe mühsam vom Altar aufstand, wäre er vor Schwäche hingefallen, hätte ihn nicht rasch jemand aufgefangen. Er mußte dann im Rollstuhl den Altarraum verlassen, grüßte matt zur rechten Seite hin und sagte: “Figli miei, figli miei”, d. i. “Meine Kinder, meine Kinder!”

Nach einer Ruhezeit in der Zelle hörte der “Padre” noch Männerbeichten. Auch ließ er sich ans Fenster der alten Kirche führen, um die Pilger zu segnen, die dicht gedrängt am Platz davor standen. Am Nachmittag kam er an seinen Betplatz im Chor. Doch mußte er - wegen der Kreuzwegandacht der “Gebetsgruppen” vor der Kirche und der Grundsteinlegung für den neuen Bronze-Kreuzweg - auf den Beginn des Gottesdienstes lange warten. Am Schluß war er so erschöpft, daß er kaum noch von oben her segnen konnte.

Einige Stunden hernach wurde der Kreuzweg von P. Pio beendet. In der Nacht nach dem anstrengenden Festtag ist der “Padre” um 2.30 Uhr heimgegangen. Das kam nicht unerwartet für jene, die ahnten, daß es ihm sehr schlecht gehe. Er hat auch selbst durch manche Worte “geistlichen Kindern” seinen Tod angedeutet. Kurz vor seinem Heimgang hat er sie noch alle gesegnet. Er hat zugleich seine Mitbrüder gesegnet, die “Gebetsgruppen”, die Kranken. “Ich bin bei euch”, hat er jenen als Losungswort für ihr Treffen gesagt. Nun ist er, als Verewigter, auch bei uns.

P. Pio ist mit dem Rosenkranz in der Hand nach dem Empfang der hl. Ölung still gestorben. Er hat vor seinem Tod oft die Worte “Jesus, Maria” wiederholt. Seine innigstgeliebte himmlische Mutter, die unter dem Kreuz Jesu stand, ist auch dem “Padre” beigestanden, als seine Passion zu Ende ging. Und etwas von kindlicher Freude ist im Gesicht des Heimgegangenen geblieben. Ihm wurde zuteil, was er seinen “geistlichen Kindern” wünschte: “fröhlich aushauchen auf Kalvaria”.
Dr. Berta Maria Kiesler (“Padre Pio, Ein kurzer Bericht”, Neuauflage, Leutesdorf)
 

      Mutter! In deine lieben Hände leg ich meine ohne Bangen.
      Nimm du mich mit! Du weißt den Weg, den Er gegangen!

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Rettung im Sturm

Wie ganz anders liest sich folgendes Erlebnis
Es herrschte Windstärke 12. Sie denken jetzt vielleicht an die Nordsee oder den Atlantik. Ich meine aber etwas anderes als das Studio einer Wetterwarte. Bei Franz herrschte Windstärke 12! Sturmwarnung spürte er schon seit einiger Zeit. Wie soll ich das sagen? Er war von einer unerklärlichen Unruhe erfaßt. Den kaum Siebzehnjährigen ekelte die Arbeit im Büro an und das dumme Geschwätz seiner Kollegen; ebenso die vorwurfsvollen Blicke daheim, wenn er über alles räsonierte. Und Franz hatte neuerdings gegen alles, was mit “Frommsein und Beten” zu tun hatte, eine unüberwindliche Abneigung. Das einzige, was Franz noch abzulenken vermochte, waren harte Western oder Krimis mit vielen Morden und rührseligem Liebeskitsch.

Es war nach so einem harten Krimi mit viel Sex und vielen Leichen. - Franz ist auf dem Heimweg vom Kino; da wird er Zeuge eines gräßlichen Autounfalls . Junge Menschen, wahrscheinlich auf der Fahrt von oder zu einer lustigen Feier - der Alkoholtest der Polizei nach dem Unfall ließ darauf schließen - waren in unverantwortlichem Tempo gegen eine Mauer gerast. Aus dem schnell zusammengelaufenen Haufen Neugieriger hört Franz die verzweifelten Schreie und das Stöhnen der Verunglückten. Einer davon, in Soldatenuniform, ist aus dem zerfetzten Auto herausgeschleudert worden. Aus der blutverschmierten Uniform an einem dünnen Kettchen ein Medaillon mit dem Bild der Gottesmutter. Er wimmert und schreit dazwischen nach seiner Mutter und nach Gott.

“So also ist der wirkliche Tod”, jagt es Franz durch den Kopf; “so also ist der Tod ohne Theaterleinwand!” Er beugt sich über den Sterbenden und betet mit ihm - nach Monaten zum erstenmal - das Vaterunser, das Ave-Maria. Nach Erledigung aller Formalitäten der herbeigeeilten Polizei schwankt Franz nach Hause. Etwas hat sich in ihm in Sekundenschnelle gelöst, etwas ist ihm in diesen Minuten zur Gewißheit geworden: Was ist doch der Mensch ohne Gott ! - War ihm nicht in dieser Schreckensstunde die Mutter der Gnade besonders nah?
Aus: Fegfeuer und christliches Leben (Hg.)
 

In der Ewigkeit werden wir erkennen, wie Maria sich um jede einzelne Seele mütterlich gesorgt hat, wie sie jeder nahe war und für jede Seele Gnade erfleht hat; wir werden aber auch erkennen, wie entscheidend in jedem Fall das Mitwirken eines jeden mit der angebotenen Gnade gewesen ist.

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Der Wüstling hinter mir

Wiederum ein Erlebnis aus unseren Tagen.

Ich war 16 Jahre alt und verbrachte die großen Ferien bei Verwandten in Kufstein. Weil niemand Zeit hatte, mich zu begleiten, stieg ich täglich allein in den Bergen herum. Eines Tages ging ich auf den Zellerberg. Als ich die Hälfte des Berges zurückgelegt hatte, hörte ich hinter mir auf dem Felsen Fußtritte. Ich schaute um und sah zu meinem Entsetzen einen Mann mit lüsternen Augen auf mich zukommen. Voll Todesangst im Herzen jagte ich wie toll den schmalen Bergweg hinauf zum Gipfel und auf der anderen Seite des Berges hinunter, immerfort flehend: “Heilige Muttergottes hilf, hilf, hilf!” Der Wüstling immer hinter mir. Am Fuß des Berges angekommen, gab er anscheinend die Verfolgung auf. Ich lief den Wiesenweg entlang und getraute mich erst zurückzuschauen, als mir Leute entgegenkamen. Den Schrecken noch in allen Gliedern, fiel ich im nahen Zellerkirchlein völlig erschöpft auf eine Kirchenbank nieder und dankte der lieben Gottesmutter mit Tränen in den Augen und zitternden Händen für die Rettung.
H. G.
 

Brüder! Schwestern! Helft beten für unsere Jugend:
Reinste Jungfrau und Mutter, hilf unserer heranreifenden Jugend! Die Gefahren für ihren Leib und ihre Seele werden immer bedrängender. Zersetzende dämonische Kräfte sind am Werk. Eine teuflische Sexwelle überflutet das ganze Land . Unglaube frißt sich in ihre Seelen.

Werde du, Mutter Maria, unseren jungen Menschen Leitbild in einer Welt der Plakate-Schönheit, die so wenig Würde hat und so schnell verwelkt! Werde du Leit- und Vorbild des echten wesenhaften Menschen in einer Zeit, wo die Stars - die Film-, Sport- und Schönheitsstars - Leit- und Zielgestalt der Jugend geworden! Schütze unsere Jugend!

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“Allein den Betern kann es noch gelingen”

An dieses Wort Reinhold Schneiders wird man unwillkürlich erinnert, wenn man nachstehenden Erlebnisbericht einer Wienerin unserer Tage liest. Mit schlichten Worten läßt sie uns einen Einblick tun in zwei Tage ihres Lebens. Das scheinbar so alltägliche Geschehen führt uns jedoch hart heran an jene Zone “zwischen Himmel und Erde”, an jenes “Etwas”, das unseren normalen fünf Sinnen bereits entgleitet und dann doch in seiner unleugbaren Wirklichkeit um so wuchtiger auf uns fällt... Hier ist die befreiende, beglückende Wirklichkeit der Großmacht des Gebetes, das kindlich und vertrauensvoll an Maria gerichtet wird. Doch hören wir die Erzählerin selber:

“... Es ist jetzt der dritte Sommer, daß sich folgendes ereignet hat: Ich war, wie alljährlich, auf ein paar Wochen zu meinen Verwandten ins Waldviertel gefahren. Mein Adoptivsohn Karl, Inspektor in der Fernmeldemonteurschule in Sievering, war allein zu Hause. Es war Freitag früh, und ich wollte um dreiviertel sieben Uhr zur hl. Messe. Der Weg beträgt für mich ungefähr acht Minuten, für andere weniger. Auf dem halben Weg blieb ich mit der Fußspitze an einem vorstehenden Stein hängen und stürzte. Ein des Weges kommender Mann blieb stehen, half mir und sagte: ‘Sie hat's aber jetzt sauber hin-g'haut! Haben Sie sich was getan?' - ‘Nein, danke schön', sagte ich und kniete auf. Er ging eilig seines Weges weiter, ich blieb knien in dem tiefen Sand der Straße und sagte: ‘Herr, wenn dem Karl heute etwas zustoßen sollte, bitte, nimm diesen Fall für ihn an!'

Ich muß hinzufügen, daß ich bis zu dieser Zeit weder an Karl gedacht noch mir Sorgen gemacht hatte; ich hatte ein Morgengebet gebetet und an die Armen Seelen gedacht.

Nun bemühte ich mich aufzustehen, was dann auch gelang. Aber ich war schwindelig, mein Magen revoltierte, Brechreiz, obwohl ich nichts gegessen hatte... der Kopf tat mir weh. Mühsam kam ich das Bergerl hinauf zur Kirche. Dort war mein ganzes Beten nur: ‘Herr, hilf mir durchhalten, laß mich Dich empfangen!' Ich hielt aus. Es waren nur drei Frauen in der Kirche - ich blieb unbeachtet. Heimwärts ging ich nicht mehr durch die Dorfstraße, sondern ‘hintaus', wie man hier sagt, bei den Gärten. Hinter dem Haus meiner Verwandten kreuzen sich Feldwege. An dieser Kreuzung stehen zwei große, fast ineinander verwachsene Lindenbäume, darunter ein kleines Kapellchen. Darinnen als Hauptstück ein Herz-Mariä-Bild, von Sonne, Wind und Regen schon ganz verwaschen. Die rötlich-braunen Locken der Madonna unter dem weißen Kopftuch und die schönen sprechenden blaugrauen Augen machen das alte Bild noch lebendig. Ich begann mit der Muttergottes zu reden und sie zu bitten um Schutz für Karl, meinen Adoptivsohn. Seit ich dort im Straßensand gekniet war, war in mich eine Angst gekrochen , die mit jedem Augenblick größer wurde, und diese Angst galt Kar l. Lange stand ich so und bettelte. Dann ging ich endlich heim. Gesprochen habe ich zu niemandem. Der Tag verging. Der Briefträger brachte keine Post, es wurde Nachmittag. Es war 16 Uhr. Meine Leute waren alle aufs Feld gegangen, ich war allein, die Unruhe und Angst in mir wurden fast unerträglich. Da zog ich mich an, sperrte das Haus ab und ging wieder hinaus zur Muttergottes. Dort stand ich und bat und flehte um Hilfe. Aber mir war, als schüttle Maria leise ihr Haupt, und in meinem Innern hörte ich ihre Worte: ‘Ich kann nicht!' Aber ich gab nicht auf... Eine Stunde fast stand ich vor dem Bild. Niemand kam des Weges, niemand störte mich, und meine Angst wuchs ins Uferlose. Da rief ich lauter: ‘Mutter, du kannst helfen, ich weiß es, du hast mich noch nie verlassen! Ich mache es jetzt wie Jakob, der gesagt hat: Herr, ich lasse Dich nicht, ehe Du mich gesegnet hast! Und ich sagte: ‘ Mutter, ich geh nicht,bis du mir sagst, daß du hilfst ! Du kannst helfen, ich vertraue auf dich, Mutter, hilf!' Da vermeinte ich ein leises Lächeln auf Marias Zügen zu sehen, es war, als neigte sie bejahend das Haupt. Und in mir stieg urplötzlich ein Jubel und ein Dank auf: ‘Dank, Mutter, tausend Dank! Ich wußte ja, daß du hilfst. O Mutter, wie ich dich liebe!'

Ich lief heim. Es war noch niemand da. Ich sperrte auf. Ein Blick auf die Uhr: Es war 5 Uhr. Auf dem Tisch stand unser kleines Radio, das ich nur dieses einzige Jahr mit heraufgenommen hatte. Ich drehte auf, und schon ertönte die Stimme des Ansagers: ‘Es ist 17 Uhr, wir senden Nachrichten. Das größte Straßenbahnunglückseit Menschengedenken . Der von Wien auswärts fahrende Straßenbahnzug der Linie 38 in Zusammenstoß mit dem von Sievering stadteinwärts fahrenden Wagen der Linie 39. Die Wagen sind ineinander verkeilt, bisher 10 Tote und über 80 Verletzte...' Weiter verstand ich nichts mehr.

Das war es also, was ich gefühlt hatte! Genau diesen Wagen nach ein halb fünf Uhr mußte Karl benützen! Ich brauchte eine Weile, bis ich mich gefaßt hatte. Dann überlegte ich: Was tun? Telefonieren? Das nächste Postamt war eine dreiviertel Stunde weit entfernt und hatte bereits geschlossen. Mir blieb nichts anderes übrig als zu warten. Der nächste Tag war ein Samstag, an dem die Schule geschlossen ist. Karl hatte jedoch gesagt, daß er dennoch dort zu tun habe. Die Nacht verging... Um 8 Uhr war ich am Telefon und meldete das Gespräch an. Ich war ganz ruhig geworden und still. Der Beamte am Postschalter versuchte immer wieder, die Verbindung zu bekommen, er entschuldigte sich, er komme nicht nach Wien durch, alle Leitungen seien belegt. Endlich um 10 Uhr hieß es: ‘Wien, bitte melden!' Vom anderen Ende der Leitung hörte ich Karls Stimme: ‘Mutti, du bist da! Was ist geschehen?' Ich schluchzte nur noch: ‘Du lebst! Dir ist nichts passiert!' Das war alles, was ich hervorbrachte. ‘Ja', sagte er, ‘ich lebe, aber das ist eine eigenartige Geschichte. Ich wollte fort zur Straßenbahn, um diesen Zug noch zu erreichen. In der Tür prallte ich mit einem Kollegen zusammen, der noch etwas fragen wollte. Ich fertigte ihn rasch ab, und wir wollten beide fort, auch er wollte diesen Zug erreichen. Wie ich die Türe schloß, läutete hinter mir das Telefon. - ‘Ach was', dachte ich, ‘die sollen mich in Ruhe lassen, jetzt ist keine Bürozeit mehr!' Aber es läutete Sturm! Ich ging zurück. Es konnte die Direktion sein und etwas Dringendes. Aber es war eine ganz belanglose Sache. Eilen brauchte ich jetzt nicht mehr, der Straßenbahnzug war versäumt, eine halbe Stunde verloren. Aber als ich zur Haltestelle kam und die Toten liegen sah am Straßenrand und die vielen Verletzten und Feuerwehr und Rettung, da wußte ich, was ich versäumt hatte!' - ‘Die Muttergottes hat dir geholfen', sagte ich und erzählte kurz, wie es mir ergangen, und was ich getan. ‘Ja, die Muttergottes', sagte ich, ‘aber weißt du, daß ich jetzt zwei volle Stunden warten mußte, bis ich die Verbindung bekam!' - ‘Mutti', sagte Karl, ‘danke Gott, daß du warten mußtest. Ich war die ganze Zeit in der Direktion und bin eben erst gekommen. Ich habe noch den Hut auf dem Kopf. Es ist kein Mensch in der Schule, es hätte sich niemand melden können.' - Ich konnte nichts mehr sagen - mein Herz war übervoll.”
K. M. Harrer [2.8.1960 - 19 Tote]
 

“Beten hilft doch nicht!”
Wem sind nicht schon Situationen begegnet, in denen es nur einen Rat gab: Beten! Und wie oft ist die stereotype Antwort gekommen: Beten hilft doch nicht!

Diese Aussprüche sind nur zu bekannt. Dabei fällt mir eine Unterhaltung ein, die ich mit einer Oberin in der Via Cassia vor den Toren Roms hatte.

Die Oberin war, soviel ich weiß, in Nonnenwerth bei Honnef ins Kloster eingetreten, jedenfalls lebte sie dort vor dem zweiten Weltkrieg und auch während des Krieges. Sie erzählte, daß die Nationalsozialisten immer wieder versucht hätten, das Kloster an sich zu reißen und die Nonnen zu vertreiben. Öfters seien Untersuchungskommissionen zur Insel gerudert. Bei einer dieser fruchtlosen Haussuchungen habe dann einer der NS-Herren gemurmelt: “ Diese Nonnen, sie beten einem doch alles kaputt !” Die Nazis haben Nonnenwerth nie erobern können.

Der Ausspruch dieses Mannes zeigte, daß er, obwohl er im Dienst einer kirchenfeindlichen Macht stand, sehr genau um die Kraft des gläubigen Bittgebetes wußte.

Aus dieser kleinen Begebenheit sollte man entnehmen, wieviel Macht doch im Gebet steckt, und nichts sollte der heutige Mensch sich weniger rauben lassen, als wenigstens ein paar Minuten zum Beten, zum Anbeten vor allem, aber auch zum Erbeten.

Natürlich ist es nicht möglich, alles nach seinen Wünschen “kaputt” oder “ganz” zu beten. Es gehört auch der Glaube dazu, daß das Gebet wirksam ist, in irgendeiner Weise, wenn auch nicht jedesmal so, wie wir es erhoffen. Aber eine Wirkung hat es immer, das Beten, gar wenn wir zu Maria gehen und mit ihr zu ihrem göttlichen Sohn.
Irmgard Suchier

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So belohnt die Maienkönigin

Lassen wir einen dankbaren Kriegspfarrer erzählen:

Die große “Kaiserschlacht” des Jahres 1918 an der Westfront war geschlagen. Am 24. April hatte die bayerische Division, der ich als Feldgeistlicher zugeteilt war, den letzten Angriff auf Amiens gemacht. Er erstickte im Blut. Abgekämpft und mit schweren Verlusten wurden wir aus der Front gezogen und marschierten in östlicher Richtung in die Gegend von Noyon. Im Dorf Cl nahmen wir zunächst Ruhequartier. Das Dorf war bis auf wenige Häuser zerstört. Doch boten die Mauerüberreste noch genügend Unterkunft für rauhe Krieger, die das bequeme Leben längst verlernt hatten. Auch die an vielen Stellen durchlöcherte Kirche wurde als Quartier für die Soldaten bestimmt.

Da kam der Monat Mai. Draußen grünten die Fluren; auf den verwilderten Feldern hoben tausend Blumen ihr leuchtend Auge zur Sonne. Unzählige Narzissen zauberten einen weißen Teppich über Felder und Wiesen.

Ich suchte im Dorf einen geeigneten Raum für die Gottesdienste und dieMaiandachten . Endlich fand ich einen noch gut erhaltenen Pferdestall, der aber fast meterhoch mit Unrat angefüllt war. Einen ganzen Tag förderte ich den Mist heraus, um den Raum einigermaßen für die heiligen Handlungen auszugestalten. Da kamen gegen Abend einige Soldaten und berichteten mir, sie wollten freiwillig die Kirche räumen und anderswo Unterkunft suchen. In der Kirche könnten dann die Maiandachten stattfinden. Wer war froher als ich! So ließ ich durch Ortsbefehl bekanntgeben, daß am nächsten Abend in der Kirche erste Maiandacht sei. Zugleich bat ich die Soldaten, Blumen von den Feldern für den Maialtar hereinzuholen. In der Kirche fand ich eine Statue der Unbefleckten Empfängnis. Diese stellte ich auf den Altar und überließ anderer Arbeit wegen den Soldaten die Ausschmückung des Maialtars.

Und siehe da, als ich gegen Abend die Kirche betrat, blieb ich wie gebannt stehen. Die Soldaten - ein Bataillon Infanterie - hatten ein wahres Bravourstück geleistet. Das Bild der Maienkönigin prangte in einem Wald von Narzissen. Herrlicher Duft strömte vom Altar aus. Tränen traten mir in die Augen.

So hielten wir die erste Maiandacht. Die Kirche war gefüllt von den Truppen.An ihrer Spitze stand Brigade-Genera l von D aus München. Ich hielt eine Predigt. Von zuhause erzählte ich. Daheim werden sie jetzt auch Maiandacht halten in der stillen Dorfkirche. Und die Frauen und Kinder werden am Maialtar knien und herzinnig beten für den Sohn und den Bruder und den Vater und sie dem Schutz Mariens empfehlen. 20 Minuten redete ich. Ein stilles Weinen war vernehmbar. Dann sangen wir: “Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn.” Jeden Abend machten wir es so. Ich habe nie im Leben einen so herrlichen Maialtar gehabt und auch keine so aufmerksamen Zuhörer mehr gefunden wie in jenem Mai 1918.

Mitte des Monats kam plötzlich Alarm. Das Infanterie-Bataillon mußte sofort abrücken, um an den Ausgleichskämpfen an der Noyoner Front teilzunehmen. Wie bedauerte ich die armen Soldaten! Sie waren bestimmt, eine heißumkämpfte Anhöhe im Sturm zu nehmen. Also wieder hinein in das schreckliche Feuer!

Ein inniges Gebet ging durch meine Seele: “Mutter, schütze all deine Söhne! Halte deinen Mantel über sie, wenn der Tod in ihre Reihen fällt! Keiner deiner Getreuen soll verloren gehen!”

Einige Tage vergingen. Gewaltig tobte die Schlacht. Da kamen meine Mariensöhne wieder zurück, schweiß- und staubbedeckt. Sie waren von anderen Truppen abgelöst worden. Ein Infanterist trat auf mich zu, einen gewaltigen Narzissenstrauß in den Armen: “Hochwürden, nehmen Sie diesen Blumenstrauß, bringen Sie ihn der Maienkönigin! Sie hat mich wunderbar beschützt . Es soll ein Zeichen meiner Dankbarkeit sein.” - “Maria sei gelobt! Ich tue es herzlich gerne. Aber wieviel sinddenn gefallen ?” Zitternd erwartete ich die Antwort. - “ Keiner ?” - “Nein, auch nicht einer.” - “Und wieviel sind verwundet?” - “Ebenfalls keiner -“ - “Ebenfalls keiner!”

     Wie dankte ich aus ganzem Herzen der Mutter Maria!

Noch zur selben Stunde stellte ich den Strauß vor die Marienstatue. Wir konnten aber keine Maiandacht mehr halten, denn wir mußten abmarschieren und Maria allein zurücklassen im weißen Blütenmeer.

Oft denke ich zurück an diesen Mai 1918 und bekenne dankbar: So belohnt die Maienkönigin.
L. Brem, Benefiziat
 

Unser aller Flehruf laute:
Maria, Mutter und Königin des Friedens, erbitte allen Völkern der Erde Freiheit, Wohlfahrt und Frieden! Setze deinen Fuß auf die Schlange, deren teuflischer Rachen immerzu Unfrieden speit!

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“Vertrau dich der Himmelskönigin an!”

Hier der ergreifende Bericht einer Mutter:

Ende August 1939 rief ein Stellungsbefehl meinen Sohn direkt vom Geschäft weg in den Krieg. Meine Schwiegertochter und ich standen nun allein da mit der großen Metzgerei und der Ökonomie. Schweren Herzens nahm der Sohn Abschied. Er kämpfte in Rußland bei der grimmigsten Kälte, dann in Frankreich.

In der Zeit seiner Abwesenheit betete ich täglich bei der hl. Kommunion inbrünstig für ihn. Er kam verschiedentlich in Urlaub, hatte Schweres mitgemacht und sagte auch, schon dreimal sei er dem Tod entronnen. Wo Granaten einschlugen, da sei er auf wunderbare Weise verschont geblieben.

Als der Krieg zu Ende ging, kam mein Sohn in französische Gefangenschaft nach Dünkirchen. Zwei Jahre war er hinter Stacheldraht und hatte große Entbehrungen erlitten. Im Monat Mai 1947 schrieb er mir einen verzweifelten Brief, er hätte jetzt genug hinterm Stacheldraht. Auf diesen Brief schrieb ich an meinen Sohn:

“Lieber H.! - Wir sind doch jetzt im Maimonat, vertrau Dich doch der Maienkönigin an, sie wird Dir helfen!” Mein Sohn antwortete: “Liebe Mutter! Ich habe Deinen guten Rat befolgt und habe mich der Himmelskönigin anvertraut. Ihr allein verdanke ich, daß ich ins Entlassungslager gekommen bin.” Auf diese kurze Mitteilung kam kein Brief mehr. Die Monate Mai und Juni und die Hälfte des Monats Juli gingen vorüber, als meine Schwiegertochter jammerte, H. ließe gar nichts mehr von sich hören. Ich tröstete sie und sagte: “Habe Geduld, eines Tages steht er vor der Tür!”

Und so war es. Am 19. Juli 1947 gegen 11 Uhr nachts hörten wir draußen einen Pfiff. Ich sah zum Fenster hinaus: Mein Sohn stand vor der Tür. Ich sauste die Treppe hinunter und fand vor Aufregung das Schlüsselloch nicht.

Vor Rührung konnten wir nichts mehr sagen. Auf einmal sah er, daß alles geschmückt war. Dann fragte er seine Frau: “Ja, wußtet ihr denn, daß ich komme?” Angela sagte ihm: “Ja, Oma hatte eine Ahnung.”

Wie viele Dankgebete haben wir zum Himmel geschickt! Vertrau dich der Himmelskönigin an, sie wird dir helfen!
L. S.
 

       So beteten gefangene litauische Mädchen zu Maria:
Siehe, Mutter, auf unsere von Mühsal und Heimweh zermalmten Herzen, auf unsere von Kälte und Hunger blau gewordenen Lippen! Führ uns zurück in das Land, das der Himmel selbst uns geschenkt hat, in das Land der Kreuze und Kirchen, in das Land, das du seit Jahrhunderten liebst! Laß uns wiedersehen die herrlichen Gnadenbilder und Heiligtümer. Laß uns alle wieder dir Dank- und Liebeshymnen singen auf Jesu Barmherzigkeit und auf dich, du Mutter der Barmherzigkeit!

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“Die Schlange - die Schlange”

Spannender Erlebnisbericht aus der Mission

50 Grad im Schatten! Ein wahrer Brutofen! Doch setzt der Missionar seinen Unterricht fort. Bald spricht er laut, bald bis zum Flüstern leise. Er geht auf und ab, gestikuliert, hält an und fährt dann wieder fort.

Vergebens! Die kleinen Augen der Kinder fallen zu - die Kinder können nichts dafür -, und von Zeit zu Zeit sinkt ein Wuschelkopf auf die Bank und bleibt da liegen, von Hitze und Müdigkeit überwältigt.

Nun, heute wird der Katechismus bestimmt nicht mehr ins Gedächtnis dringen. Die Gehirnkästen streiken. Was soll man nur anfangen, um die Aufmerksamkeit dieser Urwaldkinder zu gewinnen. Ja, eine Geschichte. Aber da nun mal Religionsunterricht ist, soll es doch eine wahre Geschichte sein. Sind sie nicht auch immer die besten?

Und der Pater fängt an, die Schöpfungsgeschichte zu erzählen. Wie Gott Adam und Eva und durch sie alle Menschen zum Heile ruft. Eine Bedingung ist daran geknüpft.

Dieses große Glück im Paradies recht zu schildern, hat der Pater schließlich so farbenprächtige Bilder gefunden, daß seine jungen Zuhörer allmählich warm werden und anfangen, interessiert zuzuhören. Oh, wie herrlich es im Paradies war! Nur die Schlange! Bei diesem Wort fährt Jebu, der bisher selig geschlafen hatte, auf. “Ejo”, das heißt Schlange; kein Tier ist so furchtbar wie dieses: biegsam wie eine Schlingpflanze, kann sie sich heimtückisch verstecken, um gerade im richtigen Augenblick zuzustoßen und ihre Beute mitten ins weiche Fleisch zu beißen und ihr das tödliche Gift einzuspritzen.

Ejo, das ist der Feind. Darum hat Jebu bei diesen Worten des Paters gezittert. Er hat seinen kleinen Lockenkopf gehoben, der bisher so sanft auf seinen Ärmchen geruht hatte. Er hat ganz ängstlich um sich geschaut und dann unwillkürlich furchtsam seine Augen zum Dach der kleinen Kapelle gehen lassen. “Ejo, Pater, Ejo...” Jetzt hat er das Wort ausgesprochen, aber seine Stimme ist erschreckt, und seine Augen schauen gebannt vor Entsetzen. Da oben an der Bambusstange, die das einfache Dach der Kapelle trägt, gleitet langsam eine riesige Schlange . Jetzt bewegt sie sich gerade über dem Kopf des kleinen Negerbuben. “Ejo... Ejo... !” Jetzt stoßen zwanzig Kehlen gleichzeitig einen Schrei aus, ergriffen von einer Panik.

In einem Augenblick ist die Kapelle leer. Nun schlafen sie nicht mehr, die Kerlchen, die eben noch die schreckliche Hitze bedrückte. Eine unter der Bank versteckte und dann plötzlich losgelassene Feder hätte sie nicht plötzlicher heraus schnellen lassen. Nur Jebu ist an seinem Platz verblieben. Wohl möchte er fliehen wie die anderen auch; denn eine lodernde Angst hat ihn ergriffen und ihn in einen schrecklichen Zustand versetzt. Eine Macht, die stärker ist als sein Wille, hält ihn unter der Herrschaft der Schlange, die langsam und heimtückisch sich jetzt zu ihm herab läßt.

Der Pater ist ebenfalls geblieben. Angstschweiß perlt auf seiner Stirn. Was soll er tun, um den kleinen Buben zu retten? Keine Waffe ist in der Kapelle. In der Zeit, in der der Missionar fortliefe, sein Jagdgewehr zu holen, hätte Ejo sein Mordwerk vollendet. Unwillkürlich hat der Priester sich hilfesuchend zum Marienbild umgewandt. Sein Blick bleibt hängen an ihren Füßen... , diese Füße, die auf einer Schlange stehen.

Da kommt dem alten Pater ein seltsamer Gedanke. Langsam bewegt er sich auf das Harmonium zu, greift einen Akkord und beginnt das Lied “Ave Maria”.

Bei den ersten Tönen hat die Schlange aufgehört, sich weiter herabzulassen. Ihr Blick wendet sich jetzt zu jenem Instrument, dem die Töne entsteigen. Sie hört zu, sichtlich entzückt, und Jebu ist von diesem Blick befreit, der ihn auf der Stelle festgenagelt hätte.

“Rette dich”, ruft der Pater, “und hol den Bruder Isidor!” Während einer langen halben Stunde hat der Missionar Ejo, der Schlange, vorspielen müssen. Alle Marienlieder hat er gespielt. Das Schlangentier, immer entzückter, hat sich ganz langsam herab gelassen und ist bis zur Marienstatue gekrochen. Hier, zu Füßen Mariens, hat sie sich zusammengerollt, ganz unterwürfig und friedlich. Dort hat Br. Isidor sie überraschen und dann erschlagen können.

Und ihr könnt glauben, als man nachher die unterbrochene Religionsstunde wieder aufnahm, ist es dem Pater nicht mehr schwer gefallen, die Aufmerksamkeit seiner Schüler zu gewinnen. Ich glaube sogar, daß das Lehrstück über die Erbsünde von niemand so verstanden worden ist wie an jenem Abend von Jebu und seinen Freunden.
Aus: “Vorlesebuch zum Kath. Katechismus” Bd. I, Verlag Pfeiffer, München

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Aus dem Erleben eines Priesters

Anfang Mai 1937 befand ich mich morgens gegen neun Uhr auf meiner Zelle. Die Kirche unseres Klosters, in einer großen Hafenstadt gelegen, war um diese Zeit immer leer. Deshalb hielt ich es durchaus für unvernünftig, einem innerenAntrieb wie von einer geheimen Stimme zu folgen, in die Kirche zu gehen und mich neben den Beichtstuhl zu stellen. Schließlich aber tat ich es doch, nur um Ruhe zu haben. Wenige Minuten waren vergangen, da kam eine noch junge Dame, sah mich und begann fassungslos zu weinen. Auf meine Frage, warum sie weine, antwortete sie mir: “Ist es denn möglich?” Dann begann sie zu erzählen: “Seit zwölf Jahren lebe ich in schweren Sünden. Die ersten Mal ging ich jedesmal nach dem Fall zur Beichte. Dann verschloß mir die Menschenfurcht den Mund. Nach ungültiger Beichte ging ich ungültig zur Kommunion. Neue Sünden, neue ungültige Beichten, neue unwürdige Kommunionen. Ich galt vor der Gesellschaft als mustergültige Katholikin. Später heiratete ich. Meine Seele war vom Teufel beherrscht. Eine zunehmende Verzweiflung bemächtigte sich meiner, und gestern beschloß ich, am heutigen Tag meinem Leben ein Ende zu machen. Doch wohnte ich gestern der Maiandacht bei und sagte der Mutter Gottes: Ich kann nicht mehr!

Vergangene Nacht war es mir wie im Traum. Maria zeigte mir ein weißes Kleid und sagte: ‘ Gehe morgen früh zur Hauptstadt in die Kirche. Rechts von der Türwirst du einen Priester treffen, dem du beichten sollst . Deine Seele wird dann mit diesem Kleid geschmückt werden.' Heute morgen bin ich sogleich in aller Frühe abgereist und hierher gekommen und, hier finde ich wirklich einen Priester, der auf mich wartet.” -
“Hoffnung” 1952

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Zwei hoffnungslose Fälle

In meinem ganzen Priesterleben hatte ich zwei Fälle, wo die Hilfe Mariens auszubleiben schien. Ein sterbender Mann von vierzig Jahren weigerte sich hartnäckig, die Sakramente zu empfangen. Er war fanatischer Spiritist. Unverrichtetersache mußte ich fortgehen. Ich betete beharrlich zur Gottesmutter. Zwei Tage darauf ließ er mich rufen und bat mich, ihn mit Gott auszusöhnen. “Ich habe immer an die Mutter Gottes geglaubt”, sagte er. “Sie möge mir den ewigen Frieden erbitten!”

Im zweiten Fall handelte es sich auch um einen Mann in den besten Jahren. Als ich sein Haus betrat, flüchtete er durch die Hintertür in ein nahegelegenes Feld, wo ich ihn ohnmächtig zusammengebrochen fand. Auch hier mußte ich unverrichtetersache fortgehen. Aber auch dieser arme Mensch ließ mich am folgenden Tag schon rufen, bat mich um Verzeihung, empfing die hl. Sakramente und gab als Grund seiner Gesinnungsänderung an: “Das verdanke ich der Gottesmutter.”
“Hoffnung” 1952
 

Es gilt das Wort des Papstes:
“Für uns ist Maria mütterliche Führerin, Zuflucht und Trost. Am letzten Tag unseres Erdenlebens, der zugleich der erste Tag unserer Ewigkeit ist, wird es für jeden von uns überaus tröstlich sein, zu dieser barmherzigen Mutter unsere Zuflucht nehmen zu dürfen und sie in dieser entscheidenden Stunde uns mütterlich nahe zu wissen.”
Johannes XXIII.

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Was die Mutter der Gnade vermag

In der Priesterzeitschrift “Sanctificatio nostra” (Juni 1951) berichtet ein Missionar aus Südamerika über seine seelsorgerlichen Erfolge auf Grund seiner Weihe an die Mutter Gottes. Zwei besonders tröstliche Beispiele sollen hier folgen:

Bei einem Besuches im Kloster einer großen Hafenstadt im Jahr 1927 bat mich der Guardian des Hauses, einen Sterbenden zu versehen. In einem vornehmen Hause fand ich in einem Paradebett einen alten Herrn mit schneeweißem Haar und Bart. Das Gesicht eines Seeoffiziers, dachte ich. Tatsächlich war der Kranke ein Admiral a. D. Ich hatte die Türe zum Zimmer noch nicht geschlossen, da wurde ich schon höflich, aber bestimmt von ihm aus dem Zimmer gewiesen. Trotz der eisigen Abwehr rief ich die Gottesmutter an, setzte mich ans Bett und übergab den Kranken Maria. Er wurde sofort ruhiger und ließ es zu, daß ich seine Hände nahm und mit ihm betete. Ohne jede Schwierigkeit schwor der Admiral der Freimaurereiab, legte dann eine Lebensbeichte ab , empfing in echter Ergriffenheit die Lossprechung und umarmte mich wie ein Vater seinen Sohn. - Als ich ins Kloster zurückkam, fragte mich der Pater: “Nun, hinausgeflogen?” - “Nein”, erwiderte ich, “der Sterbende hat gebeichtet”. - “Was? Nicht möglich! Ich bin hinausgeflogen; der Kapuzinerguardian ebenso. Trotz aller Mühe haben wir nichts erreicht. Wie hast du denn das fertig gebracht?” - “Ihr hattet vielleicht vergessen, daß der Weg zu Christus durch Maria geht. Ihr habt sozusagen allein gearbeitet. Ich habe die Mutter arbeiten lassen.”

Nur keinen Priester
In einer großen Stadt siechte an Schwindsucht die einzige Tochter eines reichen Kaufmanns dahin. Seit drei Jahren hatte die Kranke mehr und mehr jede religiöse Betätigung aufgegeben und als Braut eines Offiziers sich in ein rein weltliches Treiben verloren. Jetzt kam der Tod.

In grenzenloser Verzweiflung schrie sie: “Nur keinen Priester!” Der Vater konnte die Not und Verzweiflung seines Kindes nicht mehr ansehen und reiste weit fort. Eine Verwandte erzählte mir von der armen Kranken. Mit Erlaubnis der Mutter wollte ich die Kranke besuchen. Diese versuchte mich abzuweisen. Durch die Fürbitte der Gottesmutter aber wurde aus der Verzweifelnden ein demütiges Gotteskind. Sie empfing die hl. Sterbesakramente und bat die Mutter, nur die engsten Familienglieder, nicht mehr ihren Bräutigam, zu ihr zu lassen; sie wolle und müsse die kurze Zeit bis zu ihrem Tod mit Gott allein sein. Wenige Tage später starb sie lächelnd, vor einem Muttergottesbild sitzend.

“Das letzte Ave-Maria, in dem sich all unsere Liebe und Verehrung für Unsere Liebe Frau nochmals vereint, wird zugleich der beste und liebste Gruß sein zur Begegnung mit unserem Herrn.”
(Johannes XXIII.)

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“Ihr verdanke ich meinen Klosterberuf”

Eine Ordensschwester berichtet:

Es kamen die Jahre der Jugend, wo man so notwendig die Mutter braucht. Aber diese war schon früher gestorben. In meiner Not kniete ich oft nach der Sonntagnachmittagsandacht, wenn ich mich unbemerkt glaubte, am Muttergottesaltar meiner Heimatkirche nieder und klagte der besten aller Mütter mein Leid. Immer wieder bat ich sie, sie möge mir doch helfen und den Weg zeigen, den ich gehen solle... In dieser Zeit fand ich eine gute Freundin, die ich wegen ihres andächtigen Betens immer bewunderte. Mit ihr sprach ich mich dann ein wenig aus. Doch dachte ich eigentlich noch nicht ans Klostergehen.

Da kam der gnadenvolle Tag. Es war der Sonntag der Hl. Familie. Ich ging zur hl. Beichte. Nach der hl. Beichte fragte mich der Priester, was ich einmal werden möchte. Ich antwortete, daß ich es selber nicht wisse. Da sagte er zu mir: “ MeinKind, Sie sind nicht für diese Welt bestimmt. Sie sollten ins Kloster gehen .” Wer war nun glücklicher als ich? Lange kniete ich am Altar der lieben Muttergottes.

Mit Freude im Herzen ging ich heim und bat auch gleich meinen guten Vater um die Erlaubnis, ins Kloster gehen zu dürfen; glaubte ich doch, daß im Wort des Priesters nicht irgendein Mensch, sondern der Heiland selber zu mir gesprochen hatte. Mein Vater gab mir die schöne Antwort: “Kind, eine größere Freude hättest du mir nicht machen können.” Auch meine lieben Geschwister freuten sich mit mir. Der Herr Pfarrer übernahm dann die ganze Sorge für mich. Er fragte, wo ich hingehen möchte. Doch das wußte ich auch wieder nicht. Ich sagte nur, daß ich in ein Kloster gehen möchte, wo ich in der Landwirtschaft und im Stall arbeiten dürfe, da ich diese Arbeit schon immer gern tat und mich bei dieser Arbeit dem lieben Gott am nächsten fühlte. Der Seelsorger freute sich darüber und sagte mir, daß er entweder nach Altötting in das Kreszentiaheim oder nach Tutzing schreiben werde. Er schrieb zuerst nach Altötting. Von dort erhielt ich gleich die Antwort, ich dürfe jederzeit kommen.

Durch hl. Exerzitien bereitete ich mich nun auf den großen Tag meines Klostereintritts vor. Doch da brachte mich eine schwere Erkrankung an den Rand des Grabes. Anscheinend wollte der böse Feind mich an der Ausführung des schönen Vorhabens hindern. Durch Gottes Gnade konnte ich jedoch nach drei Wochen das Krankenhaus wieder verlassen. Gerade diese Tage der Krankheit waren für mich ein großer Segen. Ich sah, wie gut die Schwestern zu den Kranken waren, und ich freute mich sehr, auch einmal eine gute Schwester werden zu dürfen.

In dieser Zeit sagte ich es meiner Freundin, daß ich ins Kloster gehe, sie möchte doch auch mitgehen. Ich versprach ihr mein Gebet, und wirklich, nach zwei Jahren kam auch sie mit großer Liebe und Begeisterung in unser Missionshaus. Sie wirkt seit 16 Jahren als glückliche Missionarin in Chile.

Es kam der Tag des Abschieds. Es fiel mir nicht leicht, da ich eigentlich noch nie unter fremden Menschen geweilt hatte. Mein Vater fuhr mit mir nach Altötting. Nachdem wir lange in der Gnadenkapelle gebetet hatten, gingen wir in das Kreszentiaheim. Mit großer Liebe und Güte wurde ich hier empfangen. Bald fühlte ich mich daheim... Gott hat mir die größte Gnade geschenkt durch die Fürbitte Seiner Mutter. Dank ihr alle Tage meines Lebens!
Sr. R.

Ja, es gilt: Maria, die beste Mutter, führt jedes ihrer Kinder den rechten Weg. Wir müssen nur vertrauen, beharrlich vertrauen. Unbegrenztes Vertrauen erlangt unbegrenzte Gnaden.

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Um das Madonnenbildnis

Ein Erlebnis aus der jüngsten Zeit

“Ich kann dieses fromme Getue um die Madonna nun einmal nicht leiden. Das ist so sentimental, so altmodisch, daß es mir einfach auf die Nerven geht.” Uschi sprudelte das ziemlich heftig heraus, und ihr hübsches Gesicht sah dabei richtig zornig aus.

“Bist du eifersüchtig auf die Madonna im Bild?” fragte darauf Bernhard halb scherzhaft, halb im Ernst.

Uschi war verblüfft und machte doch fast den Eindruck, ertappt worden zu sein. Doch tat sie sehr überlegen: “Wie kommst du denn auf das? Ich auf eine verblaßte Heiligengestalt? Nur weil du unbedingt ein Marienbild im Wohnzimmer haben willst... Ist doch lachhaft!” - “Und unlogisch”, ergänzte Bernhard. Doch hätte er das lieber nicht sagen sollen, denn damit hatte er offensichtlich das Richtige getroffen.

“Kannst du mir erklären, warum unlogisch?” kam es jetzt feindselig von Uschis Lippen. “Was in Großmutters Stube noch anging, kannst du mir doch nicht zumuten. Muttergottes-und Schutzengelbilder sind heute einfach unmöglich!”

“Manche ja, darin muß ich dir rechtgeben, aber nicht das, was sie darstellen”, beharrte Bernhard. Doch Uschi wehrte ab: “Ach, ein Kreuz genügt, damit das Religiöse nicht ganz fehlt, und dann, wenn möglich, ein schlichtes, glattes Metallkreuz ohne Körper darauf.”

“Nein, Uschi, wir Menschen brauchen mehr als einen symbolischen Wandschmuck. Wir brauchen das lebendige Vorbild !”

“Und das soll ausgerechnet die Kopie eines Marienbilds von Dürer oder Murillo sein? Jetzt bist du doch wohl unlogisch...” Uschis Einwand klang jedoch nicht mehr allzu sicher.

“Paß mal gut auf, meine Liebe, und versuch ein bißchen sachlich zu sein! Maria war als Frau, als einfacher, natürlicher Mensch wirklich vorbildlich. Ja, Uschi, auch vorbildlich für die Frau von heute. Als sie in diese unerhörte Situation durch die Verkündigung des Engels kam, da machte sie kein Drama daraus, sondern vertraute auf den Herrgott. Nachher lebte sie das Leben der besten Gattin und Mutter, die man sich denken kann. Sie mußte hochgesegneten Leibes die anstrengende Reise nach Bethlehem machen, später ins Ausland fliehen, dort eine neue Existenz aufbauen helfen, wieder zurückkehren und wieder neu anfangen. All das und auch die normalen Hausarbeiten tat sie ohne Hysterie und Gejammer - wie jede gesunde Arbeiterfrau der damaligen Zeit. Als Mutter des großen Predigers und Wundertäters blieb sie dann ebenso sich selber gleich wie später als Mutter des “Schwerverbrechers”. Meinst du nicht, daß sie vielen Frauen und Müttern unserer Zeit ein tröstliches Vorbild sein kann?”

“Na ja, Bernhard, so habe ich das noch nicht betrachtet. Aber sie ist für unsere Begriffe doch ein bißchen zuviel Hausmütterchen und zuwenig, sagen wir, ‘Frau im Leben' gewesen?” Lächelnd schüttelte Bernhard den Kopf: “Lies du mal das berühmte ‘Magnifikat' aufmerksam durch! Da kannst du beinahe eine sozialrevolutionäre Maria entdecken. Fast so revolutionär wie meine kleine Uschi eben.”

Und Bernhard nahm seine junge Frau, die jetzt gar nicht mehr zornig war und auch nichts mehr gegen das Madonnenbild im Wohnzimmer zu haben schien, lachend in seine Arme...
“Hoffnung” 1968
 

So schrieb Pater Delp, Februar 1945, im Angesicht des Todes mit gefesselten Händen in seiner Todeszelle:
Daß eine Frau über die Erde gehen durfte, deren Schoß geweiht war zum hl. Tempel Gottes, zum Tabernakel Gottes, das ist eigentlich die Vollendung der Erde und Erfüllung ihrer Erwartungen. Daß es der Erde gegeben ward, diese Frucht zu bringen, daß die Welt vor Gott erscheinen durfte mit der bergenden Wärme, mit der demütigen und darum so sicheren Zuständigkeit des mütterlichen Herzens!

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Ein Gottesgericht auf Ceylon

Der erschütternde Bericht einer Missionsschwester

In einem Marienbuch soll wenigstens ein einziger solcher Bericht nicht fehlen.

 “Heute muß ich ein längst fälliges Versprechen einlösen. Seit Monaten liegt in meiner Mappe ein Brief. Er stammt von einer Missionsschwester in Ceylon, die ihn mit letzter Kraft einer ihr befreundeten Schwester in Bayern schrieb. Diese Schwester ist vor etwa 50 Jahren als begeisterte junge Ordensfrau in die Mission gegangen. Ceylon war das Ziel. Ceylon war auch das Land, in dem sie für Christi Reich ihr junges Leben verbraucht und verzehrt hat.

Der Acker der Seelen ist in Indien steinig und hart, und das Leben der Schwestern gar nicht leicht. Aber denkt Liebe an Opfer? Liebe und Begeisterung können Wunder wirken, und diesen treuen Arbeiterinnen im Weinberg des Herrn wird es dann doch geschenkt, daß köstliche Frucht auf steinigem Boden reift.

Die Gesundheit der tapferen Schwester hatte dem Tropenklima standgehalten. Nicht ein einziges Mal war es ihr vergönnt, ihr liebes Bayernland wiederzusehen. Hin und wieder kam ein Brief von ihr an die gleichaltrige Freundin, die Sr. Apollonia, in Bayern. Jeder Brief trägt den Stempel froher, opferbereiter Liebe zu Christus und zu Maria, der geliebten Gottesmutter.

Ihr letzter Brief war mit zitternder Hand geschrieben. Eine schmerzliche Krankheit hatte sie plötzlich erfaßt und hatte zu ihrem Tod geführt. In dem Brief bittet sie die Schwester in Bayern, doch ja dafür zu sorgen, daß der Inhalt des Briefes veröffentlicht werden möge. Es sei ihr letzter Wunsch. Denn erschütternd seies zu erleben, wie Gott eintrete für die Ehre Mariens , wenn die Menschen es wagten, diese Ehre in teuflischer Weise anzutasten. - Ich lasse den Abschnitt des Briefes folgen, wie er ist. In seiner Schlichtheit und Eindringlichkeit spricht er mehr zum Herzen als eine geformte Erzählung. Sie schreibt:

“Das hl. Weihnachtsfest bleibt der Bevölkerung der Insel Ceylon unvergessen. Am 23. Dezember zogen schwere, schwarze Gewitterwolken den Horizont herauf. Nach kurzer Zeit fing es an zu regnen, und zwar mit solcher Gewalt, wie wir es in unserem langen Missionsleben noch nie erlebt hatten. Es regnete und regneteund hörte nicht auf . Der zweite Tag brachte schon viele Eingeborene in Gefahr, denn viele Häuser sind ja aus Lehm gebaut. Trotzdem ist kein einziges Haus zu Schaden gekommen. An der Hauptstraße von Jaffno-Colombo liegt ein Städtchen. Nicht weit davon hatte einer der reichsten Atheisten unter dem ‘Elefanten-Felsen' ein üppiges Haus. Der Inhaber dieses Hauses war der Herausgeber eines Buchesgegen Maria , im besonderen ‘gegen die Reinheit der Gottesmutter'. Es kam in der Sprache der Eingeborenen heraus und brachte großen Schaden über die mit soviel Mühe errichtete Mission in Ceylon. Der Erzbischof von Colombo ordnete Sühneandachten in der Provinz an, um diesen Frevel in etwa wieder gutzumachen. Die erste Auflage war schon vergriffen. Die zweite ‘verschlechterte' Auflage wollte man am hl. Weihnachtstag herausgeben. Der Premierminister hatte die Erlaubnis dazu gegeben. Am 25. Dezember versammelten sich etwa 40 Personen trotz strömenden Regens in dem prächtigen Haus unter dem Elefanten-Felsen. Man war in festlichen Kleidern und in Erwartung eines großen Gastmahls, zu dem der Verleger eingeladen hatte, um den Erfolg des Buches zu feiern. Der Verleger des Buches und sein Sohn waren in die nahe Stadt gefahren, um in der Druckerei noch letzte Anweisungen zu geben. Denn der Versand sollte nach einem schon vorgefaßten Plan rasch erfolgen.

Als sie aber nach einiger Zeit zurückkamen, was fanden sie vor? Es war ein ungeheurer Erdrutsch erfolgt. Das Haus war zusammengestürzt und hatte die40 eingeladenen und gleichgesinnten Festgäste unter sich begraben . Der riesige Elefanten-Felsen, der über dem Haus gestanden war, hatte sich zu allem noch über das eingestürzte Haus gelegt! Das Haus war vollkommen davon zugedeckt, kein Stein, kein Balken war mehr zu sehen. Die kleinen Lehmhäuser der Eingeborenenhingegen waren alle unbeschädigt geblieben .

Beim Anblick dieses Gottesgerichts wurde der Herausgeber des Buches wahnsinnig. Seit diesem Tag läuft der Irre umher und schreit in einem fort den Titel des Buches. Der Schreiber des Buches bekam plötzlich den Aussatz. Es stellte sich heraus, daß die ganze Auflage des Buches unter den Trümmern verschüttet liegt.

Man bot indischen Arbeitern einen Stundenlohn von ca. 10 DM an. Aber keiner fand sich, der auch nur eine Hand angelegt hätte, um die Ausgrabung durchzuführen.

Ist das nicht eine erschütternde Begebenheit, welche uns zeigen will: Ja, Gott läßt seiner hl. Mutter nicht spotten. Man wollte alles verheimlichen. Es sollte nicht über Ceylons Grenzen dringen, aber Gott sorgte dafür, daß alles an die Sonne kam!”
Anna Hils in: “Rosenkranz”
 

Soll man diesem Brief noch etwas hinzufügen? Die eingeborenen Inder spürten das Gottesgericht und hätten um keinen Preis auch nur einen Stein des Hauses angerührt aus Furcht vor diesem starken Gott, der die Ehre seiner Mutter so offensichtlich gerächt hat. Müßten wir uns nicht stärker als bisher für die Ehre Mariens einsetzen? Es sind so viele, die sie schmähen.

Bitte, lesen Sie folgendes Bekenntnis recht langsam und versuchen Sie, jedes Wort in Ihrem Herzen nachzusprechen:

Ich glaube an dich, Maria, im urewigen Ratschluß des allmächtigen Gottes geboren, unbefleckt empfangen, rein und makellos. Dein Leben war nur Demut vor Gott und Ergebung in Seinen hl. Willen. Geboren hast du Jesus, den Sohn Gottes, den Erlöser der Welt. Du warst ausgestattet vom Allerhöchsten mit den höchsten Tugenden, wie noch nie ein Mensch sie gehabt noch haben wird. Du hast getragen, genährt und geführt den Sohn Gottes. Gelitten hast du um Seinetwillen, gelitten hast du mit Ihm, besonders unter dem Kreuz. Dort wurdest du uns allen als Mutter gegeben.

Dein hl. Leib wurde von den Engeln empor getragen zum Thron des Allerhöchsten. Und dort bist du unsere beste und liebevollste Fürsprecherin.

So glaube ich fest und unerschütterlich, daß du bei dem allmächtigen Gott immer für uns Sünder bittest. Ich glaube, daß du jedes kindliche Vertrauen zu dir hoch belohnst. Nie wirst du uns eine Bitte abschlagen, wenn wir dich vertrauensvoll anrufen. Ich glaube an dich, Maria!

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Ein neues Tor tut sich auf

Ein amerikanischer Konvertit erzählt:

Als ich mit meiner kleinen Nancyzum viertenmal zu einer Operation ins katholische Krankenhaus ging, hatten wir das Gefühl, dorthin zu gehören. Niemand hatte uns zu unserem neuen Glauben “gedrängt”. Wir hatten ihn aus freiem Willen angenommen, nachdem wir als Außenseiter gesehen hatten, wieviel Glück die Katholiken in ihrer Religion finden.

Es war wieder so weit, die Operation stand kurz bevor. Um sechs Uhr morgens hatte ich neben Nancys Bett zu sein, damit sie meine Hand halten und mir den Abschiedskuß geben konnte, bevor die Spritze sie einschläferte. Ich blieb bei ihr, bis sie hinausgerollt wurde; dann versuchte ich, ein wenig Schlaf zu finden, und um halb drei Uhr war ich zurück, denn um diese Zeit wachte sie gewöhnlich auf. Dann blieb ich neben ihrem Bett sitzen und gab ihr Limonade zu trinken, bis der Mond und die Sterne am Himmel standen und mir sagten, daß es an der Zeit war, nach Hause zu gehen.

Als ich nun also am betreffenden Morgen an Nancys Krankenbett eilte, überraschte es mich, eine der Schwestern neben Nancy zu finden. Sie beteten zusammen den Rosenkranz. Ich setzte mich still in einen Stuhl und hörte zu. Ich hatte noch immer keine Ahnung, was der Rosenkranz eigentlich war, und ehrlich gesagt, glaubte ich auch nicht, die Geduld aufzubringen, fünfzigmal hintereinander ein Gegrüßet-seist-du-Maria zu sagen. Warum sollte man auch seine Gebete zählen? Wenn ein Gegrüßet-seist-du-Maria gut ist, sind fünfzig davon dann fünfzigmal so wirksam? Das alles schien mir ein wenig mechanisch.

Obwohl ich den Rosenkranz nicht verstand, hielt ich meinen doch in der Hand, als Nancy um neun Uhr nach oben in den Operationssaal gefahren wurde. So oft ich es auch schon erlebt haben mochte, daß man Nancy hinausfuhr, jedesmal hatte ich wieder das gleiche, unangenehme Gefühl in der Magengrube.

Nachdem Nancy weg war, lehrte mich die Schwester die Schönheit des Rosenkranzes kennen. “ Es ist das Gebet, das die Muttergottes am liebsten hat ”, sprach sie. “Es ist nicht nur eine mechanische Wiederholung von Gebeten. Es ist in sich ein vollständiges Gebet, an dem der ganze Mensch teilnimmt: das Herz und die Sinne. Sehen Sie diese fünfzig Perlen? Sie sind in Zehnergruppen eingeteilt, zwischen denen sich eine größere Perle befindet. Diese Gruppen nennt man Gesetze. An der größeren Perle eines Gesetzes beten wir ein Vaterunser, an den zehn folgenden Perlen zehn Gegrüßet-seist-du-Maria.

Aber das ist noch lange nicht alles. Während Sie ein Gesetz beten, denken Sie über ein Ereignis im Leben Jesu und Mariens nach und versuchen, daraus etwas zu lernen. Das ist das Gebet mit dem Geist. Sie sehen also, wir beten mit der Stimme und mit dem Geist. Sie beten aber auch mit Ihrem Körper, wenn Sie die Perlen durch die Finger gleiten lassen. Vor allem aber beten wir mit dem Herzen , weil der Rosenkranz die freudenreichen, die schmerzhaften und die glorreichen Geschehnisse im Leben Mariens deutlich vor Augen führt. Dadurch vertiefen wir uns dankbar in ihr Leben und das Leben ihres Sohnes.”

Es war mir, als ob sich neben all den neuen Toren zum Glück noch ein weiteres geöffnet hätte. Nun begann ich zu begreifen, warum Nancy und ihr Rosenkranz unzertrennlich waren, und ich selbst fand tatsächlich neuen Trost in seiner stillen Betrachtung.
M. Hamilton
 

Ein ähnliches Bekenntnis aus den jüngsten Tagen: Ein evangelischer Mann, der schon jahrelang ans Krankenbett gefesselt ist, schrieb mir im September 1969: “Nie habe ich gewußt, daß das Rosenkranzbeten eine solche Andacht bewirken kann; ja, daß der Rosenkranz die Schwere des Alltags so leicht und vor allen Dingen so belanglos werden läßt. Obwohl ich evangelisch bin, fühle ich mich täglich zu dieser Andachtsstunde förmlich hingezogen.”
A. E. aus O.

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Rosenkranz und Eucharistie

Aus den Tagen der Erstürmung Berlins 1945

Pater Rösch SJ berichtet aus unmittelbarem Erleben:

Es war Ende April 1945. Nach dem langersehnten und nur mehr durch ein Wunder Gottes geschenkten Auszug aus den düsteren Todeszellen - wenige Stunden vor der Erstürmung des Zuchthauses durch die russischen Truppen - zogen wir unter Granatfeuer durch die Straßen Berlins. Zu dritt fanden wir eine freundliche Aufnahme bei Schwestern, die in diesen Schreckenstagen der Eroberung einer Weltstadt die Kleinen und Kleinsten, vor allem elternlos gewordene Kinder, um sich gesammelt hatten.

Am Abend des 30. April verstummte allmählich das Artilleriefeuer; die ganze Straßenzeile und die Häuser um das Kloster herum, die noch vor einigen Tagen unversehrt waren, sind in Brand geschossen und brennen langsam, aber unaufhaltsam ab. Schwere Rauchnebel lagern sich über unser Viertel. Wir suchen in der Nacht Wasser; denn alles ist unterbrochen; es gibt keinen elektrischen Strom mehr, kein Licht, kein Gas. Am andern Tag, dem 1. Mai, feiern wir sehr früh die hl. Messe. Es wird ein sehr ernster und sehr schwerer Tag werden. Gegen 7 Uhr schauen wir aus dem Haus hinaus; vorsichtig. Die endlos lange Straße ist völlig menschenleer. Aller Kampf ist verstummt. Es ist sicher, die Russen haben dieses Gebiet erobert. Nun werden sie bald kommen.

Wir Priester - es sind unser drei - gehen an die Pforte. Wir wollen dort sein, wenn die ersten Russen ins Haus kommen. Plötzlich hören wir schwere Schläge an dem großen Tor, viel Geschrei und Schießerei. Wir machen das große Einfahrtstor nicht auf. Nun stürmen fünf Soldaten durch die kleine Tür daneben. Sie sehen uns inzwischen war eine Schwester zu uns gekommen - verdutzt in einer Reihe stehen. “Die ersten Russen”, denke ich, “wie mag alles gehen?” Da schreit der Anführer auf deutsch “Hände hoch!” Wir folgen. Der Reihe nach fragt er uns: “Du Soldat?” - Du Soldat?” - “Nix Soldat?” Er fängt von vorne an. “Du Munition? - Du Munition?” Jeder sagt mit mehr oder weniger Herzklopfen: “Nix Munition.” Die Russen tasten uns ab, ob es auch stimmt. Und nun geht es los: “Urri - Urri - Urri” - in allen Stärken und Tonarten. Allmählich wird es uns klar, sie wollen Uhren haben. Der eine Priester hat eine sehr wertvolle Uhr; sie wird ihm abgenommen. Der andere eine ziemlich wertlose; sie verschwindet in den Händen eines Russen. Nun schreit mich wieder einer an: “Urri, Urri!” - “Nix Urri.” Er wird anscheinend wütend und legt die Pistole an. “Nix Urri” - “Gestapo Urri” und dabei mache ich das Zeichen von Gitterfenstern mit aneinandergelegten offenen Fingern.

Da staunt er. Er macht das gleiche Zeichen und fragt: “Du Gestapo gefangen?” - “Ja.” Da sagt er plötzlich zu mir: “Germanski gut. “ Die erste Gefahr ist also vorüber, und wir atmen auf.

Nun beginnt der Führer uns einzeln sehr ernst und eindringlich zu fragen, einen nach dem andern: “Du Jesus Christos?” Dabei hält er die Maschinenpistole vor seiner Brust, den Lauf auf uns gerichtet. Der erste Priester antwortet ruhig: “Ja - Jesus Christos”, d. h. ich glaube an Jesus Christus. - Jeder von uns wird gefragt: “Du Jesus Christos?” Und jeder gibt die Antwort: “Ja, Jesus Christus.” In der Seele aber spielt sich unsagbar rasch ein ganz eigenartiges Erleben ab. Zunächst will es wie eine tiefe Trauer aufsteigen: der Todeszelle entronnen - und jetzt erschossen werden in der ersten wiedergewonnenen Freiheit! Dann aber leuchtet ein beglückender Gedanke auf: “Jesus Christus - wenn wir für Ihn sterben dürfen, dann ist es Martyrium - für Ihn. In wenigen Minuten ist es vorbei, und wir sind daheim bei Jesus Christus.”

Da geschieht etwas ganz Unerwartetes. Der Anführer der Russen läßt seine Maschinenpistole sinken, seine strengernsten Züge hellen sich auf, er beginnt leise zu lächeln, verneigt sich, macht dreimal auf griechische Weise das Zeichen des Kreuzes und spricht ehrfürchtig dabei: “Jesus Christos.” Seine Augen schauen uns freundlich an. Der erste Russe, den wir treffen, ist ein Christ! Nun sind wir erstaunt; wir können uns kaum fassen. Ich wende mich an den Anführer der Russen mit den Worten: “Du nix Leningrad, nix Moskawa, du Kiow, Ukraino?” Das soll heißen, du bist von Kiew, wo es ja immer viele griechisch unierte Katholiken gab. Fast jubelnd antwortete er mit einem ungemein frohen Gesicht: “Kiow, Ukraino. Jesus Christos.” Er will sagen, er ist aus Kiew, ein gläubiger Christ und so mit uns durch den Glauben verbunden. Eine ungemein gütige Führung Gottes! Da fällt mir ein: “Heute ist ja der 1. Mai. Daheim feiern sie die schönen Maiandachten. Ich will den Russen nach Maria, der Muttergottes fragen. Ich deutete auf ihn mit den Worten: “Du - Maria?” Es soll heißen: “Glaubst du auch an Maria?” Er versteht die Frage, und sofort müssen wir drei Priester und die Schwester uns wieder in einer Reihe aufstellen, um neuerdings examiniert zu werden. Er deutet auf jeden von uns und sagt: “Du - Maria?” - “Ja, Maria”, lautet unser einfaches Glaubensbekenntnis. Was geschieht? Nun räumt er seine Taschen aus - Gold, Silber, Perlen, Diamanten, kostbare Uhren, ein Reichtum von Schmuck kommt da zum Vorschein. Er muß also schon viele Wohnungen ausgesucht haben. Alles läßt er prüfend durch die Finger gleiten. Bald wird er ungeduldiger kramt in seinen inneren Rocktaschen herum -, dann aber wird er fröhlich und zeigt uns eine große Medaille: “Maria-Kasan”. Er hat gefunden, was er suchte, eine schöne Muttergottesmedaille von dem berühmten russischen Wallfahrtsort Kasan. Jetzt gibt er uns ganz freundschaftlich die Hand.

Da flüstere ich der Schwester zu: “Möglichst rasch fort - ins Haus zu den Babies - jede Schwester soll eines nehmen - mit ihnen im Keller sitzen, wo das Allerheiligste aufbewahrt ist.” Es gelingt ihr, unbemerkt wegzukommen, weil die anderen Russen auch die Medaille anschauen. Gottlob, wir drei Priester sind allein. Ein neues Verhör beginnt: “Soldat im Haus?” Wir nicken, nehmen einen Rotkreuzwimpel in die Hand und führen die Russen, allerdings mit großem Herzklopfen, in den Kohlenkeller zu den Schwerverwundeten. Gebe Gott, daß sie ihnen nichts tun! Aber sie suchen nur Uhren und sind damit zufrieden. Darauf durchstöbern sie das ganze Haus und ziehen ab. Während des Tages kommen immer wieder neue Soldaten, treiben sich überall in den offenen Räumen herum, nehmen mit, was ihnen gefällt. Freundlich sind sie nur zu den ganz Kleinen; wenn sie das Allerheiligste sehen und die Schwestern davor mit den Allerkleinsten, sind sie scheu und verschwinden rasch wieder. Es kommt die Nacht und mit ihr eine Masse neuer Soldaten, ganz unheimliche Gestalten darunter; sie sind schwer betrunken. Was in dieser Nacht Schauriges rings herum geschah, das soll verschwiegen sein. Die Schwestern und wer sich in ihr Haus hatte flüchten können, blieben verschont, blieben für immer verschont. Alle wachten die Nacht durch vor dem Allerheiligsten. Sie hatten Schutz und Hilfe und Rettung gefunden im Kreuzund Rosenkranz und bei unserm Herrn in der heiligsten Eucharistie.
Aus: “Augsburger Kath. Kirchenzeitung” 1949, Nr. 5

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Der Rosenkranz der toten Mutter

Ergreifende Bekehrungsgeschichte

Im ersten Weltkrieg war er Reserve-Offizier gewesen, noch jung, kaum zwanzig Jahre alt. Er machte alles mit, was die Etappe jungen Offizieren bot: Zechgelage, Vergnügen, ausschweifendes Leben. Er ging in eine Kriegstrauung hinein, in eine Ehe, die seine guten katholischen Eltern nicht billigten.

Es kam der Zusammenbruch, die Revolution von 1918. Der junge Reserve-Offizier war ohne Existenz. Er wollte aber sein Leben so weiterführen, wie er es in der Etappe geführt hatte. So forderte er von den Eltern sein Vermögen und brachte es durch in Saus und Braus. Er fand als Vertreter einer großen Firma eine Stellung, die keine großen Anstrengungen verlangte und doch viel Geld einbrachte. Damit konnte er sich ein Auto leisten und das Leben nach allen Richtungen genießen. Er brauchte sich nichts zu versagen.

Er wollte es auch nicht. Den Kinderglauben hatte er längst über Bord geworfen. Für derart “lächerliche Dinge” hatte er wirklich keine Zeit mehr. Er lebte völliggottlos und sittenlos . Sein Gewissen war tot und machte ihm keine Vorwürfe mehr. Gewissen? Diese “veraltete Angelegenheit” war restlos überwunden. Nur das wandelnde Gewissen in seinem Haus sprach ihn manchmal noch an, das war seine alte Mutter. An einem Wintermorgen begegnete sie ihm, als er gerade von einer schlimm durchzechten Nacht nach Hause kam. Sie wollte eben das Haus verlassen. “Aber wohin willst du denn schon in dieser Frühe bei dieser Kälte?” Er wußte genau, wohin sie wollte. Die vorwurfsvolle Frage war nicht notwendig. “Mein Junge, für dich. Hätte ich sonst für keinen zu beten, für dich muß ich immer beten.”

Auch die Mahnungen der Mutter erreichten nichts mehr. Sie bewirkten nur das Gegenteil. So schwieg auch sie. Aber sie betete. Sie betete unaufhörlich, wie nur Mütter beten können.

Gott hörte das Gebet der Mutter. Für den Herrn Vertreter blieben allmählich die Aufträge und mit ihnen der reiche Verdienst aus. Sich einschränken? Sich bescheiden? Nein, das hatte er nicht gelernt. Er wollte weiterhin im großen und flotten Stil leben wie bisher. Da gab es aber nur einen Weg, und den ging er jetzt. Er fälschte die Aufträge . Er betrat die Bahn des Verbrechens.

Die Beschwerden der Firma konnten nicht ausbleiben. “Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.” Auch hier brach er. Es kam zu Gerichtsverhandlungen . Wegen wiederholter Urkundenfälschung in großem Stil wurde der ehemalige Offizier zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Frau ließ sich von ihm scheiden. Eine Zelle der großen Strafanstalt Brandenburg nahm ihn auf. Der Krug war gebrochen. Aber noch nicht gebrochen war dieses stolze, verführte und ungläubige Herz. Es verhärtete sich noch mehr. Kein Glaube, kein Gebet, kein Aufschrei zu Gott aus der Tiefe seines Elends. Nur Verzweiflung, Verbitterung, Haß und namenlose Wut. Die Zelle war eine Hölle für ihn.

Im dritten und letzten Jahr dieser schrecklichen und verfluchten Buße erhielt er ein Paket. Die Geschwister hatten es ihm geschickt. Er öffnete es und bebte zurück mit schreckgeweiteten Augen. Da lag ganz obenauf die Todesanzeige der Mutter. Es war ihm sonnenklar, daß er schuld war an ihrem Tod. Er hatte sie unter die Erde gebracht. Die Binde fiel von seinen Augen. Und weiter lag da als Andenken an die tote Mutter der Rosenkranz , den sie in vielen schlaflosen Nächten durch die zitternden Finger hatte gleiten lassen. Für ihn, den verlorenen Sohn. Der von ihren Tränen benetzt war. Für ihn. Er wußte es ganz sicher.

Jetzt brach das stolze und verhärtete Herz. Er lag in seiner Zelle auf den Knien. Die Tränen strömten ihm über das Gesicht in den wilden, verwahrlosten Bart. Er griff nach dem Rosenkranz der Mutter . Er suchte mühsam die Gebete der Kindheit wieder zusammen. Vater unser... ! Dann verlangte er den Pfarrer des Zuchthauses und beichtete. Frei wurde das arme, vergewaltigte Herz. Ganz frei.

Die letzten Monate seiner Zuchthausstrafe verbüßte er reumütig, nahm alles als Buße auf sich. Gott war ihm gnädig. Der Rosenkranz der Mutter hatte ihn gerettet.

Dann wurde er entlassen. Der Zuchthauspfarrer drückte ihm beim Abschied ein Papier in die Hand. Da stand die Anschrift eines großen Fürsorgeheimes mitten im Zentrum von Berlin darauf. Zwei Tage irrte er noch durch die Straßen der Großstadt, bis er den Mut fand, an diese Tür zu klopfen. Er war menschenscheu geworden und hatte Angst vor sich selbst.

Der Hunger trieb ihn dann in unser Heim. Dort erzählte er dem Priester langsam und stockend seine Geschichte. “Hier ist der Rosenkranz meiner toten Mutter, ich will ihn täglich beten. Ich hoffe, einmal mit ihm gut zu sterben. Helfen Sie mir gutmachen, was ich gefehlt habe!” Das war seine einzige Bitte.

Der Rosenkranz der Mutter war eine gute Empfehlung. Die beste, die er bringen konnte. Es wurde ihm geholfen. Er ist noch ein tadelloser Mensch geworden. Nicht ganz zehn Jahre hat er noch gelebt, hat gebüßt und für das Reich Gottes gearbeitet. Dann ist er gestorben. Mit dem Rosenkranz der Mutter. Er hat ihn mit ins Grab genommen, diesen Rosenkranz, die “goldene” Kette, an der sich seine verirrte und geläuterte Seele emporschwang in eine andere, bessere Welt.
“Hoffnung” 1949

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Douglas Hyde, der einstige Kommunist, schreibt:

An dem Morgen geschah etwas. Ich saß im Dämmerlicht von Sankt Etheldreda wie gewöhnlich in der letzten Bank, als ein Mädchen hereinkam; sie mochte knapp zwanzig sein, war schäbig angezogen und alles andere als hübsch. Ich hielt sie für ein kleines irisches Dienstmädchen. Als sie an mir vorbeiging, sah ich ihren Gesichtsausdruck. Auch sie hatte Kummer. Genau wie ich hatte sie irgend etwas Schweres auf dem Herzen. Zielbewußt ging sie durch den Mittelgang nach vorn zu einem Betschemel, auf dem sie vor der Mutter Gottes niederkniete. Zuvor hatte sie eine Kerze angezündet und ein paar Münzen in einen Opferstock geworfen.

Im Dämmerlicht, das durch die verdunkelten Fenster fiel, und dem Schein der Kerze konnte ich sehen, wie sie einen Rosenkranz durch die Finger gleiten ließ und ab und zu den Kopf neigte. Als sie auf dem Weg zurück wieder an mir vorbeikam, blickte ich in ihr Gesicht. Es war hell und strahlend. Was immer sie bedrückt haben mochte, es war verschwunden. Wie nichts. Und ich hatte meine Bürde mit mir herumgeschleppt, Monate, Jahre hindurch.

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... mit Ketten an den Händen - Rosenkranz

Aus China kam ein Jesuitenpater in seine Heimat zurück. Er hatte sich nicht auf den Heimweg gemacht, um nach langjähriger Missionsarbeit Erholungsurlaub anzutreten. Er kam auch nicht, um Eltern und Verwandte noch einmal zu sehen. Er kam, weil er mit vielen anderen Missionaren und Missionsschwestern aus China vertrieben wurde. Auf diese Weise, so glauben die Feinde der Kirche, können sie den katholischen Glauben ausrotten. Doch dazu ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. In diesem Fall redet auch der Herrgott noch mit - und nicht zuletzt auch die glaubensmutigen chinesischen Christen.

So wußte der vertriebene Jesuitenpater von einer Gruppe mutiger Chinesenjungen zu berichten. Sie hatten den Pater gebeten, in die Kirche aufgenommen zu werden. Der Pater freute sich über ihren Wunsch, erteilte ihnen gründlichen Religionsunterricht und schloß sie zu einer Schülerkongregation zusammen.

Als nun im chinesischen Bürgerkrieg die Roten an die Macht kamen, versuchten diese sofort, Unterschriften für die Austreibung der Missionare zu sammeln. Der Pater siedelte mit 15 seiner Jungen nach Nanking über. Dort wuchs die Zahl der Jugendgruppe in kurzer Zeit wieder auf 30. In der folgenden Zeit wurde der Rosenkranz ihr tägliches Gebet. So waren sie innerlich gestärkt, als für ihre Schule eines Tages die Stunde der Entscheidung gekommen war.

Jeder Schüler der Gruppe wurde persönlich gedrängt, durch seine Unterschrift die Vertreibung der Missionare zu fordern. Nach einer Woche gaben alle die Unterschrift - nur die 30 Getreuen nicht. Das schlug ein.

Nun setzte ein erbittertes Ringen um diese 30 Jungen ein. Statt des üblichen Schulunterrichts wurde einer der berüchtigten monatelangen Schulungskurse gehalten. Es war ein pausenloser Wechsel von Unterricht, Aussprachen, Wettbewerben, Filmstunden, Singen, Besuch von Volksgerichten und Gefängnissen. Die 30 Jungen sollten zum Nachgeben gezwungen werden . Eltern und Verwandte, die zumeist noch Heiden waren, baten die Knaben, doch einzuwilligen. Das waren schwere Stunden für diese tapferen Chinesenjungen. Die spärliche Freizeit, die ihnen während dieses Schulungskurses blieb, verbrachten die Jungen im Gebet und in Gesprächen über die Lehre der katholischen Kirche. Die Glaubensüberzeugung und die Frömmigkeit der dreißig wurden tiefer und fester denn je.

Erbittert schrieb man in einem Bericht der kirchenfeindlichen Jugend: “Jeden Abend werden die Jungen der sogenannten Sodalität Unserer Lieben Frau im Garten der Priester gesehen mit Ketten an den Händen.” Gemeint war der Rosenkranz.”
Die Sternsinger”, September 1952

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Die heldenhafte Joana Hsiao - Bericht aus China

Die Kommunisten haben die Macht in den Händen, und allmählich kommt es so weit, daß die Christen nirgends sicher sind. Doch Joana Hsiao macht sich nichts daraus. Sie ist die Führerin der Legio Mariens . Und überall, wo es noch möglich ist, sucht sie den Glauben zu verbreiten. Das kann sie nur in kommunistischer Verkleidung, und deshalb trägt sie eine graue Jacke, graue Hose und graue Mütze. So zieht sie in der ganzen Provinz Chanfung umher, denn in dieser Aufmachung lassen die Soldaten sie überall durch. In vielen Orten weiß sie neue Gläubige zu gewinnen. Und unter den Christen, die sie findet, gründet sie überall eine neue Gruppe der Legio Mariens. “Wir müssen mutige Christen sein”, sagt sie überall. “Durch das Gebet werden wir mutig.”

Die Christen bewundern Joana. Wie mutig sie selbst ist! Aber sie haben auch Sorgen um sie. Es ist jetzt gefährlich, Christ zu sein und für das Christentum zu eifern. Früher oder später wird sie sicher von den Kommunisten gefaßt.

“Ist denn dir nicht bange, Joana, wenn du so allein von Ort zu Ort ziehst? Du bist ja so ganz wehrlos”, so fragen die Christen. “Ich hole meinen Rosenkranz! Den trage ich immer bei mir!” So antwortet sie jedesmal mit einem Lächeln. Doch es wird von Tag zu Tag gefährlicher. Schon sind die Kommunisten auf Joana aufmerksam geworden. Und sie weiß, daß sie von ihnen beobachtet wird. Darum hält sie sich einige Tage verborgen in ihrem Haus. Die Christen raten ihr: “Jetzt kannst du noch fliehen, Joana! Du kennst den Weg nach Hongkong. Fliehe noch diese Nacht aus der Stadt! Fliehe, ehe es zu spät ist!”

Aber Joana hört nicht auf die Ratschläge ihrer Freunde. Sie hat keine Furcht vor dem Gefängnis. Sie rechnet sogar damit und hat dafür schon einen kleinen Koffer mit Decke und Wäsche klar. Eines Tages kommt nun ein Mann zu Joana und fragt um Unterkunft. Er ist Führer einer Gruppe der Legio Mariens in einer anderen Stadt. Joana verbirgt den Mann in ihrem Haus.

Doch in der Nacht wird laut und wiederholt an die Türe geklopft. Es dauert eine Weile, bis Joana aufmacht. Sie läßt zuerst den fremden Mann durch eine Hintertür entfliehen. Dann erst macht sie die Tür auf. - Die Kommunisten durchsuchen das ganze Haus. Mit mürrischen Gesichtern ziehen sie wieder ab. Aber in ihrem Herzen schwören sie: “Warte nur, wir werden dich schon noch fassen!”

In der Woche darauf ist es soweit. Vier rauhe Soldaten erscheinen und holen Joana ab: “Der politische Kommissar läßt dich rufen.” - “Ich bin bereit.” Sie nimmt ihren kleinen Koffer und geht zwischen den beiden Soldaten. Im Gefängnis wird sie ausgefragt. Und als sie die gewünschte Aussage verweigert, wird sie gefoltert. Schließlich verurteilen die Kommunisten sie zu zehn Jahren Gefängnis. Das geschieht im Jahr 1951. Der Missionar, der es mir erzählte, hat Joana im Gefängnis gesehen. Als er selbst aus dem Gefängnis entlassen und aus China verbannt wurde, hat er sogar noch mit ihr sprechen können. “Es ist nicht schlimm”, sagte sie, “daß ich viel zu leiden habe. Ich trage das Leid gern für die Bekehrung Chinas , für mein Land. Ich bete dafür Tag für Tag. Und da ich keinen Rosenkranz mehr habe, bete ich ihn dreimal täglich an meinen Fingern.”

Wo mag Joana jetzt sein? Ob sie noch lebt?... Wenn wir für das verfolgte China beten, dann wollen wir auch an die heldenhafte Joana Hsiao denken.
Pater Mark

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Eine Nacht im zerschossenen Bahnhof

Die Macht des Gebetes

In einem Kellerloch des Bahnhofs Charkow hatten sich fünf deutsche Soldaten zusammengefunden. Aus verschiedenen Einheiten. Sie suchten, ihrer Lage gerecht zu werden. Den Lauf eines geretteten Maschinengewehres führten sie durch das Kellerfenster und warteten auf den Angriff des Feindes.

Das Feuer der brennenden Stadt loderte durch die hereinbrechende Nacht. Kein Schuß war mehr zu hören. Nur das Surren vereinzelter Flieger dröhnte durch die unheimliche Nacht.

“Du”, sagte ein Gefreiter zu seinem Kameraden, der die Uniform der Waffen-SS trug, “es ist so still”. - “Um so besser.” - “Aber es ist doch merkwürdig”, sagte ein anderer. - “Quatsch!” meinte der bleiche SS-Mann.

Sie schwiegen und warteten und wurden müde vom vielen vergeblichen Warten im Dunkeln. Der Gefreite stand auf, suchte und fand eine Kerze. Er ging in die äußerste Ecke des Kellers, zündete sie an und schirmte sie ab nach dem Fenster, das in der Richtung des Feindes lag. Das Licht fiel auf einen Sanitätssoldaten, der - fast noch ein Knabe - in einer viel zu großen Uniform auf einer Kiste saß. Sein schmales, blasses Gesicht war auf die Brust gesunken, und ein gleichmäßiges Atmen verriet, daß er schlief.

Der Gefreite trat zu ihm und bemerkte, daß aus einem Ärmel seines Rockes Blut sickerte. “Bist du verwundet, Kamerad?” weckte er den Schlafenden.

“Kann sein”, sagte der blasse Junge.

Nun kamen auch die andern herbei; stellten fest, daß es sich um einen leichten Streifschuß am linken Unterarm handelte, und legten einen Notverband an. Dabei konnte es ihnen nicht entgehen, daß die rechte Hand des Soldaten einen Rosenkranz umschlungen hielt. Niemand aber sprach davon.

Als der Morgen dämmerte, wurde plötzlich die unheimliche Stille durch das krachende Bersten einer Bombe zerrissen. Sie fiel in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs und schreckte die fünf Soldaten auf. Es folgte noch ein zweiter und ein dritter Einschlag. Und bald darauf setzte das Knattern von Gewehren ein. Aber nicht nach der Seite des Kellerfensters, durch dessen Öffnung die Soldaten ihr Maschinengewehr bereithielten, sondern nach der umgekehrten Richtung. Die fünf sahen sich erstaunt und fragend an. Niemand sprach ein Wort. Aber in ihren entsetzten Augen stand die Gewißheit, daß die Deutschen die Stadt geräumt und weit hinten in Reservegräben außerhalb der Stadt Stellung bezogen hatten, und daß sie selber, abgeschnitten von jeder Hilfe, allein im Kellerloch des Bahnhofs von Charkow lagen. Mitten im Kampfgebiet des Feindes. “Was nun?” fragte jemand. - “Nichts! Wir sind verloren!” - “Sollen wir uns gefangennehmen lassen?” - “Damit sie uns zu Tode quälen?” - “Lieber schieße ich mir eine Kugel durch den Kopf”, sagte der Mann in der SS-Uniform.

Schweigen folgte, bedrückend und lastend. Sie horchten auf den Lärm des Kampfes, der immer undeutlicher wurde. - “Aber wir müssen doch etwas unternehmen”, raffte sich der Gefreite auf. - “Was denn?” - Wieder großes Schweigen. Einzig von der Kiste her, auf der der Sanitäter saß, hörte man ein monotones Sprechen. - “ Betest du ?” fragte der Gefreite. - “ Ja!” - “Den Rosenkranz ?” - “Ja!” - “Ich bin auch katholisch.” - “Dann bete mit mir!” - “Gib mir ein Stück von deinem Rosenkranz!” bat der Gefreite. Der Soldat trennte zehn Perlen ab und reichte sie dem Kameraden hin. “Hier hast du ein Gesetz”, sagte er.

Sie hörten Stimmen. Ganz in der Nähe. “Sind das die Russen?” fragten sich die fünf. Aber sie konnten die Leute nicht unterscheiden. - “Mir auch ein Gesetz, Kleiner”, flüsterte jemand. Es war ein robuster Bursche mit einem Stiernacken. Aber seine großen Hände zitterten, als er die zehn Perlen im Empfang nahm. - “Bist du denn auch katholisch?” - “Klar.” - “Ich auch”, ließ sich der dritte hören. Und auch er bekam ein Gesetz. - “Willst du auch?” fragte der kleine Soldat den letzten, den in der SS-Uniform. Dieser wandte sich ab. “Laßt mich in Ruhe”, antwortete er mürrisch. Ging zum Kellerfenster und spähte vorsichtig ins Freie. Die andern saßen still auf ihren Plätzen, die Perlen des Rosenkranzes in ihren Händen.

“Dort kommen Russen”, rief der Mann vom Kellerfenster und stieß ein gotteslästerliches Wort aus. - “Laß das Fluchen”, sagte der Gefreite. - “Sie kommen näher”, meldete der vom Fenster. - “Laß sie kommen”, sagte ruhig und gelassen der Mann auf der Kiste. Und sein Gesicht wurde noch knabenhafter, als er dieses aussprach. Der SS-Soldat sah bewundernd zu ihm hinüber: Woher nimmt dieser Schwächling seinen Mut, dachte er und setzte sich zu ihm, als wenn er Schutz suchen wollte. Er sah dem Kleinen auf die Finger. - “Hast du noch ein Stück übrig?” raunte er kleinlaut. - “Ja.” - “Gib her!”

Der blasse Bub erhob sich von der Kiste. “Jeder von uns hat jetzt zehn Perlen”, sagte er, “und wir beten jetzt den schmerzhaften Rosenkranz. Jeder ein Gesetz . Aber für sich.” Und er verteilte. “Du betest das vierte”, sagte er, als er zu dem SS-Mann kam, “und ich will das fünfte beten. Verstehst du?” - “Ja, aber wie heißt denn das vierte Gesetz?” - “Der für uns das schwere Kreuz getragen hat.” - Die fünf Soldaten begannen zu beten. Die Passion des Welterlösers vom Blutschwitzen bis zur Kreuzigung vollzog sich in fünf Menschenherzen. Und als das zehnte Ave gebetet war, sagte der Gefreite: “Wenn wir noch einmal glücklich nach Hause kommen, Kameraden, dann wollen wir in jedem Jahr an diesem Tag den Rosenkranz beten. Den Schmerzhaften. Und jeder sein Gesetz.” - “Ja, wenn wir heimkommen...” kamen zaghaft die Antworten. - “Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater...” begann der Junge von neuem. Und betete dann noch die drei Ave der göttlichen Tugenden und das Ehre-sei-dem-Vater. Laut, zuversichtlich klang seine Stimme.

Und dann versanken die fünf wieder in Schweigen. Ein jeder betete still weiter. Sein Gesetz. Von draußen kamen die Stimmen immer näher. Und schon war es, als seien Schritte hörbar und als stöbere man über ihnen in den Trümmern des Bahnhofs. Zehn Augen starrten auf den dunklen Eingang, der von keiner Tür geschlossen war. Und jeder von den fünfen wartete auf den Augenblick, da ein Russe im Eingang auftauchte. Schnell tauschten sie ihre Adressen aus. Die Heimatadressen, damit der eine oder andere den Verwandten Nachricht geben könne, wenn etwas “passieren” sollte. “Und damit wir einander erinnern können an diesen Tag und an das Gelübde, das wir machten”, sagte der Kleine voller Zuversicht. Und während er dies sagte, begann von neuem das Knattern der Gewehre. Es wurde stärker und kam näher. Und ganz plötzlich stand im Dunkel des Kellereingangs ein Soldat.

Aber es war kein Russe, sondern ein Leutnant ihrer Armee. “Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist”, sagte der Sanitätssoldat und ging mit den vier andern dem Offizier entgegen.

Der Krieg ging weiter, und die fünf verloren sich aus den Augen. Als aber nach dem Krieg der Jahrestag der großen Not im Kellerloch sich näherte, erhielt der blasse Bub, der heute als Priester in der Diaspora wirkt, drei Briefe, die daran erinnerten, daß das Gesetz des Rosenkranzes gebetet werden müsse. Auf den vierten Brief wartete der junge Priester vergebens. Der SS-Soldat schrieb nicht, so daß die vier Leidgenossen annahmen, er wäre gefallen oder befinde sich in russischer Gefangenschaft. Doch einige Tage später erhielt der Priester noch einen Brief. Der ehemalige SS-Mann teilte mit, er wäre nach kurzer Gefangenschaft wohlbehalten nach Haus gekommen, aber es hätte ihn dort soviel Leid erwartet, daß ihn die Verzweiflung gepackt habe. Er wolle ehrlich sein: Gebetet habe er nicht mehr seit der Stunde, da sie sich das letztemal gesehen hätten. Aber heute habe er in den Erinnerungen des Krieges gekramt und sei auf die Perlen des Rosenkranzes gestoßen.

Da habe er sich seines Versprechens erinnert. Und auch seines Gesetzes: “Der für uns das schwere Kreuz getragen hat.” Er habe es gebetet und wolle jetzt versuchen, auch sein schweres Kreuz in christlicher Geduld zu tragen.
Nach: Josef Hachmann im “Altöttinger Liebfrauenbote”
 

“Wir setzen die größte Hoffnung auf den Rosenkranz zur Heilung der Übel, die unsere Zeitepoche quälen.” Papst Pius XI.

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Der Rosenkranz in der Boeing 727

Der Japaner Peter Tamotsuito berichtet:

Am Abend des 4. Febr. 1966 sahen wir auf dem Fernsehschirm zu Hause die lange Namensliste. Wenige Stunden zuvor war eine schwere Boeing 727 kurz vor der Landung auf dem Flughafen Haneda ins Wasser der Tokio-Bucht gestürzt. Alle Insassen waren dabei ums Leben gekommen. Was mag den Passagieren wohl in diesen Augenblicken durch den Kopf gegangen sein? fragten wir uns. Sicher hatten sie gerade die Stimme der Stewardeß durch den Lautsprecher gehört: “In wenigen Minuten landet die Maschine auf dem Flughafen Haneda. Bitte, schnallen Sie die Sicherheitsgurte um! Es wird daran erinnert, daß das Rauchen während der Landeoperation untersagt ist...” Vielleicht dachte einer gerade an seine Angehörigen, die nun schon auf dem Flugplatz auf ihn warteten. Wer dachte schon an ein Unglück? Kurz darauf stieß das Flugzeug mit voller Wucht ins Wasser und sank sofort auf den Grund. Die Ursache für dieses unheilvolle Ereignis ist bis heute nicht geklärt.

Herr Paul Hideo Yamamura, ein Nachbar und guter Freund von mir, der als Direktor einer Börsenfirma von einer Geschäftsreise nach Hokkaido zurückkehrte, war in Sapporo in die Maschine eingestiegen. Früh am nächsten Morgen klingelte das Telefon. Frau Yamamura sagte meiner Frau, ihr Mann sei abgestürzt und tot. Sie weinte heftig und konnte nicht weiter sprechen.

Als ich an diesem Tag zum Hafen ging, empfing mich dort ein wirres Getriebe. Verwandte der Abgestürzten, Zuschauer, Presseleute, Fernsehapparate, Polizeiwagen, Autos der Regierung und allerorts kreischende Autohupen und Polizeisirenen. Ich ging zur “Halle für die Hinterbliebenen” und fand dort den ältesten Sohn von Herrn Yamamura. Auch dort hatte man eine Fernsehkamera aufgestellt, die ständig die ängstlichen und erschrockenen Gesichter der Hinterbliebenen filmte. Ich sah auf diesen Gesichtern die letzte Hoffnung: Vielleicht wird er doch noch lebend gefunden! Vielleicht sind sie alle lebend unten im Flugzeug und könnten gerettet werden! In den nächsten drei Tagen wurden Suchaktionen in Großeinsatzdurchgeführt. Auf einer zwei Quadratkilometer großen Fläche operierten unzählige Boote, Schiffe und Krane mit vielen freiwilligen und Berufstauchern (zu ihnen zählten auch zwei junge Taucherinnen). Der ANA-Fluggesellschaft kostete diese Suchaktion täglich eine Million DM.

Die Suchaktion ging fieberhaft weiter. Nach 7 Tagen waren 97 der 133 Leichname entdeckt und geborgen, aber Herr Paul Yamamura lag noch im schlammigen Grund der Tokio-Bucht. Da die Taucher nur einen halben Meter weit sehen konnten, suchten sie den Grund mit den Händen nach Leichnamen ab. Am achten Tag wurde die Suchaktion durch Sturm und hohen Wellengang stark behindert. Am Vormittag wurde nur ein einziger Leichnam geborgen. Man fand in der Hosentasche des Toten einen Rosenkranz. Als der Leichnam von den Tauchern heraufgebracht wurde, kreiste ein Pressehubschrauber direkt über der Szene, um die neue Meldung möglichst schnell durch Funk weitergeben zu können. So las man bald in der Zeitung, daß man vom Hubschrauber aus einen goldenen Rosenkranz um den Hals des Geborgenen gesehen habe. Daraufhin erhob sich bald eine Kontroverse unter den Flugspezialisten: Wenn dieser Mann Zeit gehabt hatte, den Rosenkranz aus der Tasche zu holen und sich um den Hals zu hängen, dann wäre das Unglück nicht eine Sache von Sekundenschnelle gewesen, wie man bisher angenommen hatte. Später stellte sich aber heraus, daß es sich um eine Fehlmeldung gehandelt hatte. Der Rosenkranz befand sich in der Tasche des Toten.

An diesem Rosenkranz erkannte der Sohn des Herrn Yamamura seinen totenVater ; denn das Gesicht und der ganze Leib waren schon unkenntlich geworden. Die Mutter sagte, ihr Mann habe sie kurz vor der Abfahrt nach Hokkaido um ihren Rosenkranz gebeten, und so habe sie ihm den ihrigen geliehen.

Erst nach der offiziellen Leichenschau konnten die Angehörigen den Toten in Empfang nehmen, zugleich mit der offiziellen Totenbescheinigung. Noch am selben Tage wurde - nach dem vorgeschriebenen Verfahren - der Körper im Krematorium verbrannt und dann in einem weißen Kasten der Familie übergeben. So fand in der Nacht die Totenwache im Haus Yamamura statt. Pater Tsukamoto sprach die Totengebete. Ich überbrachte Frau Yamamura ein Trauertelegramm vom Hl. Vater, das uns von Kardinal Doi überreicht worden war. Am nächsten Morgen las unser Pfarrer, P. Heuvers, in der St.-Ignatius-Kirche die Totenmesse. Während der Trauerpredigt las er den Tausenden von Anwesenden auch das päpstliche Telegramm vor.

Die offizielle Stellungnahme des Inspektionskomitees stellte fest, daß, wie bei den meisten Toten, auch bei Herrn Yamamura die Halswirbelknochen vollständig zerbrochen waren. Somit stand fest, daß er nicht durch Ertrinken zu Tod gekommen war.

Bei diesem furchtbaren Unglück sind 3 Katholiken ums Leben gekommen. Gott sei Dank konnten alle geborgen werden. 24 Leichname liegen immer noch auf dem Grund des Meeres. Täglich nehmen immer noch etwa 60 Schiffe an der weitergehenden Suchaktion teil. Viele Hinterbliebene begeben sich Tag für Tag auf ein Sonderschiff, um an der Unglücksstelle für ihre lieben Toten zu beten, Blumen auf das Wasser zu werfen und den Lieblingswein des Toten ins Meer zu gießen. Dieser tragische Unglücksfall wird in Japan lange unvergessen bleiben.

Dies habe ich heute, am 24. Febr. 1966, im Andenken an meinen geliebten toten Freund Paul Hideo Yamamura geschrieben. Peter Tamotsuito.
Aus: “Aus dem Lande der aufgehenden Sonne”, Tokio

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Der Rosenkranz in der Schublade

Da gehört er nämlich nicht hinein! Die Verbannung in die Schublade verträgt der Rosenkranz nicht. Er rächt sich dafür. Man darf ihn nicht ungestraft verachten.

Im Jahr 1940 war die Nichte einer treuen Berliner Katholikin im Haushalt Heinrich Himmlers beschäftigt. Bei einem Besuch ihrer Tante erzählte sie, daß man einige Wochen zuvor das Schlafzimmer des Reichsführers der SS umgeräumt habe. Dabei hätten sie den Rosenkranz Himmlers gefunden. In einer Schublade.

Heinrich Himmler war von Haus aus katholisch. Er hatte auch gute und brave Eltern. Bei seiner ersten hl. Kommunion erhielt er den Rosenkranz. Niemand weiß, ob er ihn gebetet hat, wie lange er ihn noch gebetet hat. Eines Tages aber hat er ihn verbannt. In die Schublade. Wer kann heute sagen, wie viele Jahre lang Himmlers Rosenkranz in der Schublade lag? Ob er ihn doch wieder einmal aus dieser Schublade hervorzog und durch die Finger gleiten ließ?

Sein späteres Leben und das unselige Ende dieses Lebens sprechen ganz dagegen. Der Rosenkranz in der Schublade war vergessen. Himmler hatte den Rosenkranz gar nicht mehr vermißt, als man ihn beim Aufräumen des Schlafzimmers dort fand und ihm dann wohl einen anderen Platz gab.

Dürfen wir unsern Rosenkranz in der Schublade verschwinden lassen? Der Rosenkranz kann uns nur helfen, wenn wir ihn möglichst bei uns tragen, und wenn wir ihn oft beten. Dann aber ist er eine starke Leiter, auf der wir sicher hinaufklimmen in die ewige Heimat und den Absturz in die ewige Verlorenheit nicht zu fürchten brauchen.
“Hoffnung” 1949
 

Kardinal Faulhaber betete in seiner Hauskapelle, wenn irgend möglich, selber jeden Abend den Rosenkranz. Er schreibt darüber: “Wenn ich mit meinen Hausgenossen am Abend den Rosenkranz bete, dann ist es, als ob die Muttergottes mir mit ihrer Hand über die Stirn fahren und alle Sorgen wegstreichen würde.”
Zitiert im “Brief an Dich”, 6/S.21

 

Täglich Volksrosenkranz in unseren Pfarreien?
Ist es möglich, in unseren Stadt- und Landpfarreien den täglichen Rosenkranz einzuführen? 48 Päpste haben ihn in 287 Rundschreiben und anderen Dokumenten dringend empfohlen. Tatsache ist: gar manche Pfarreien haben den täglichen Volksrosenkranz im Gotteshaus mit Erfolg eingeführt. Auch ich habe als Pfarrer1947 mit einer treuen Schar begonnen . Zehn Jahre beteten durchschnittlich dreißig Besucher täglich am späten Nachmittag oder am Abend abwechselnd den Rosenkranz in der Kirche. Wenn ich konnte, war ich auch dabei. Bis zum heutigen Tag, 1969, wird dieser tägliche Fatima-Sühnerosenkranz für die großen Anliegen der Kirche und der Welt weiter gebetet. Man muß nur die Leute ermutigen! Es kommen immer wieder Beter.
 
A. M. Weigl

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Am liebsten betet sie den “jenseitigen” Rosenkranz

Schon lange mieden die Nachbarn die Wohnung der Witwe N. Wer der gebeugten Gestalt in der ärmlichen, dunklen Gewandung begegnete, war froh, wenn er in eine Nebengasse einbiegen konnte. Denn dem Unglück weichen die Leute ebenso furchtsam aus wie einer ansteckenden Krankheit. - Was hätte man der Frau auch zum Trost sagen können? Alle Worte wurden billig. Jedermann wußte, daß sie vor vier Jahren ihre Habe verloren hatte, und nun hatte man vor einer Wocheihren Mann tot ins Haus getragen . Er war Dachdecker und beim Regen vom glatten Schiefer abgestürzt. Dann war kurz darauf ihr letzter Sohn, der Überlebende von fünf Geschwistern, bei einem Grubenunglück umgekommen. So viel Leid macht scheu und stumm; und es traute sich niemand zu ihr.

Eines Morgens aber traf es sich, daß der Pfarrer der armen Witwe begegnete, als er gerade aus der Sakristei kam. Mit einem gemurmelten “Grüß Gott” wollte sie an ihm vorüber. Da sprach dieser sie an: “Gelt, Mutter, wenn uns nichts mehr bleibt, so hilft allein das Gebet die schweren Stunden erleichtern.” Die Witwe ließ ihren ärmlichen Holzrosenkranz in die Tasche gleiten. “Freilich, Hochwürden”, antwortete sie in ihrer herzigen und freudigen Art und senkte leicht den Kopf; “den Rosenkranz hab' ich gebetet alle Tage, da die beiden noch lebten, und noch mehr, da sie...” Sie stockte und schluckte. Das Mitleid leuchtete wie eine Flamme aus des Pfarrers Gesicht. “Ja, liebe Frau, der schmerzensreiche Rosenkranz lehrt uns den Kreuzweg zu Ende gehen, so, wie es Gott will.” Da blickte die Witwe auf und sah den Priester fast verwundert an. “Nein, Hochwürden”, sagte sie, “den meine ich nicht. Ich bete alleweil den jenseitigen Rosenkranz am liebsten .”

Sie gewahrte eine Frage in den Augen des Priesters und sagte erklärend: “Den glorreichen meine ich. Aber Sie haben vorhin recht gehört: Vor unserm Herrgott nenne ich ihn nur den jenseitigen. Denn, schauen Sie, keiner der drei Rosenkränze öffnet den Himmel so weit wie der glorreiche. Im freudenreichen sind ja Himmel und Erde verbunden: bei der Heimsuchung Mariens, bei der Geburt Christi, bei der Opferung und Auffindung im Tempel. Im schmerzensreichen Rosenkranz, da liegt die blutbedeckte Erde vor einem mit ihrem ganzen Elend, die Sünde und die grausame Marter unseres Herrn und sein Sühnetod. Aber” - wie frohlockend klang die halbgebrochene Stimme der alten Frau - “im dritten Rosenkranz, im glorreichen, da schwindelt einem schier vor der trostvollen Herrlichkeit”.

Der Geistliche blickt staunend und bewegt in das leidgezeichnete Frauengesicht, das aus dem schwarzen Kopftuch zu ihm aufschaute. “Sprechen Sie weiter, Mütterchen! Ich höre gern zu. Was ist weiter mit dem letzten Rosenkranz?” Eine leichte Verlegenheit huscht über ihr Gesicht, als scheue sie sich, den Priester mit ihrem Denken und Sinnen aufzuhalten. Doch dann plauderte sie herzlich weiter: “Da ist zuerst die große Hoffnung auf die Auferstehung; und im zweiten Gesetz fährt unser Herr zum Vater auf, wohin er uns nachzuholen versprochen hat. Das zieht einem schon mächtig das Herz von der Erde fort; und im dritten Gesetz kann's der Hl. Geist vor Erbarmen nicht mehr erwarten und gibt uns einen Vorgeschmack von den ewigen Freuden. Im vierten jedoch holt der Heiland seine liebe Mutter zu sich, als ob er sagen wollte, daß auch wir arme Mütter einst alle unsere Lieben wiedersehen und ewige Heimat bei ihm haben. Im fünften endlich, da krönt Gott in Maria alles Glück der Erde - und alles Leid der Erde, so mein' ich. Und so gibt es keinen tieferen Trost für ein Menschenherz als diesen jenseitigen Rosenkranz.”

Sie lächelt mit zuckendem Mund und sagt ein wenig ängstlich: “Ich will damit die beiden anderen Rosenkränze nicht geringer machen; sie haben alle ihre Zeit und Gelegenheit. Mitten in der Freude, da kann einer den schmerzensreichen Rosenkranz beten, damit er nicht übermütig werde. Mitten im Leid aber rückt der glorreiche Rosenkranz uns die Ewigkeit näher, die Heimat droben...” Der Pfarrer sah auf die leidgeprüfte alte Frau mit der verstehenden Liebe des guten Hirten. “Es ist recht, Mutter. Ich habe Ihnen Dank zu sagen, vielen Dank. Auch ein alterPfarrer kann zuweilen noch hinzulernen . Wenn Sie mir gestatten, möchte ich am Sonntag darüber predigen...” Er reichte ihr die Hand und schloß: “Über den jenseitigen Rosenkranz - zu meinen oft so diesseitig eingestellten Pfarrkindern. Vergelt's Gott, Mutter!” Und er schritt sinnend ins Haus.
A. Regis, “Hoffnung”
 

“Der freudenreiche Rosenkranz will somit frohen Schwung, der schmerzhafte echten Opfergeist und der glorreiche ein ständiges ‘Sursum Corda' in unseren Seelen verankern.” P. Leopold Bertsche

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So “vollendete” ein treuer Rosenkranzbeter

Am Karfreitag 1942 wurde Leutnant Michael Kitzelmann, Bauernsohn aus Horben im Allgäu, durch das deutsche Kriegsgericht zum Tode verurteilt, weil er offen heraus gesagt, was er sich dachte. Am 11. Juni 1942 wurde er in Orel durch Erschießen hingerichtet. Daß er doch ein Held war, zeigt auch sein letzter Brief:

Liebe Eltern, liebe Geschwister! 10. Juni 1942

Zum letzten Male sende ich Euch aus dieser Welt liebe Grüße. Mein Gnadengesuch ist verworfen worden. Morgen früh um 8 Uhr gebe ich mein herrliches, elendes Leben in die Hand meines Schöpfers zurück.

Ich habe mein überschweres Leid und Los mit Christus und für Christus getragen, so gut ich schwacher Michael es vermochte. Und so sterbe ich in der Überzeugung: Ja, Vater im Himmel, Du wirst alles recht machen!

Ich habe viel gebetet und geopfert für Euch, Ihr Lieben, für die ganze deutsche Heimat. In diesem Sinne will ich auch mein Leben hingeben. Der Heiland wird mir dieses Opfer schon gnädig annehmen. Vor dem Tod ist mir gar nicht so angst. Heißt es doch: “Geburt ist Sterbens Anfang, der Tod des Lebens Aufgang, strahlender Beginn.”

Die Todesart, das sage ich Euch zur Beruhigung, ist absolut schmerzlos. Vielliebe Eltern! Gerne hätte ich Euch dieses schwere, bittere Leid erspart,

hätte Euch so gern noch eine Freude bereiten wollen. Bin ja mein Lebtag Euer Sorgenkind gewesen, und nun muß ich auch noch Euer Schmerzenskind werden. Doch, so ist es nun einmal Gottes Wille. Sprecht mit Job: “Gott hat's gegeben, Gott hat's genommen, Sein Name sei gepriesen!”

Und schaut, der liebe Gott hat mir die Gnade einer glücklichen Sterbestunde verliehen! Morgen früh wird der gütige Pfarrer Schmitter noch ein heiliges Meßopfer mit mir feiern, da werde ich nochmals eine heilige Lebensbeichte ablegen, er wird mir zum Schluß den päpstlichen Segen erteilen und mich dann in den Tod geleiten. Seid ohne Sorge! Ich werde die Sache recht machen und sterben wie ein rechter Christ. Und der liebe Heiland wird mir Seine Gnade zuteil werden lassen. Und bei Ihm werdet auch Ihr Euch einmal einfinden. Dann soll Euer Leid nicht untröstlich sein.

Meine letzten Habseligkeiten werden Euch zugesandt. Mein Sterbekreuz will ich Euch, mein lieber Vater, widmen; dazu ein Gebetbuch, das ich auf dem Feldzug bei mir trug. Euch, liebe Mutter, will ich als letztes Andenken den großen Rosenkranz widmen, den ich in den letzten Tagen gar viel gebetet habe, sowie den Kreuzweg von Guardini. Den kleinen Rosenkranz will ich dem kleinen Tobias zukommen lassen. Die Taschenuhr soll dem Bruder Johann gehören. Die sonstigen Bücher könnt Ihr verteilen nach Wunsch. Die Instrumente, die ich noch in Oberaudorf liegen habe, wird Fink Theodor dort abholen. Die Gitarre möchte ich Marie und Agath zum Geschenk machen. Einen Kerzenstummel werde ich Euch auch heimsenden. Es ist der Rest jener geweihten Kerze, die Mama mir geschickt hat. Morgen früh werde ich sie als Sterbekerze bei der heiligen Messe anzünden.

 Und jetzt reicht mir noch einmal alle die Hand! Vater, Mama, Johann, Marie und Agath; ich gehe ins ewige Leben . Aus tiefstem Herzensgrund danke ich nochmals für alle Liebe, Güte und Sorge, für alle Freuden, Wohltaten und Gebete. Der Herr Jesus wird's Euch vergelten. Und verzeiht mir das herbe Leid, das ich Euch antun mußte! Bewahrt mir ein gutes Andenken und vergeßt meiner nicht im Gebete! Ich wünsche Euch alles Glück für dieses Leben und eine gute Sterbestunde. Dann werden wir uns ja alle wiedersehen in großer ewiger Freude bei unserm Herrn Jesus Christus. In Seiner Obhut weiß ich Euch sicher geborgen.

Nochmals innigen Dank, Dir, liebes Mütterlein, Euch, guter Vater! Lebt wohl, alle miteinander!
Euer Sohn und Bruder Michael
Aus: Hans Hümmeler, “Michael Kitzelmann”
 

Vergiß nicht:
“Wenn Du jeden Tag fromm einen Rosenkranz mit allem, was er zu sagen hat, betest, wird Deine Seele nie verloren gehen. Wenn genug täglich von uns den Rosenkranz beteten, würde unsere gebenedeite Mutter wie in früheren Zeiten von ihrem Sohn die Besänftigung der gegenwärtigen Stürme, den Sieg über die Feinde der Kultur und einen wirklichen Frieden für die Herzen der müden und irrenden Menschheit erflehen. Wenn Deine Liebe erkaltet ist und Du innerlich unglücklich und äußerlich den andern gegenüber kritisch geworden bist, dann wird der Rosenkranz, durch die Betrachtung der großen Liebe unseres Herrn am Kreuz und Seiner Mutter am Kalvarienberg, Dir einen Frieden schenken, der alle Begriffe übersteigt.”
Fulton Sheen

 

Was ist der Rosenkranz?

Das große heilige Bilderbuch des Herrn, erläutert von Seiner Mutter.

Die geheimnisvolle Schnur, die den Stromkreis zwischen Himmel und Erde schließt.

Das himmlische Halteseil auf der von rasender Fahrt geschüttelten Erde.

Der Glockenzug, mit dem wir in Not und Gefahren die Hilfe des Himmels herbeirufen können.

Das Vertrauensseil an Abgründen.

Das Perlendiadem, mit dem die Krönung Mariens ständig wiederholt wird.

Das Band, das uns mit den Armen Seelen im Fegfeuer und den Sündern auf Erden im Geist verbindet.

Das wahrhaft gesegnete Band, an dem uns die Mutter dessen führt, der uns zu Kindern haben will, und an dem sie uns heimführt ins ewige Vaterhaus.
Nach: “Der große Ruf”, 1968

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Alle waren sprachlos

Wie trostvoll ist dieses Erlebnis:

Seit Oktober 1967 arbeite ich als Vikar in der Stadt Djibouti, Somaliland. Von meinem Bischof erhielt ich den Auftrag, mich im Geist des Konzils besonders um die Verständigung zwischen Christen und Muslims (Mohammedaner) zu bemühen. Häufig besuche ich islamische Familien. Man gab mir bereits den Namen “Abdul Karim” (= der Gottesmann, der uns liebt).

Oft kommt bei diesen Besuchen das Gespräch auf Religion und Gebet. Eines Tages meinte ein Familienvater: “Es ist gut und richtig, daß du betest, aber sag: Liebst du auch Mohammed?” - “Natürlich liebe ich den Propheten.”

“Und Maria? Liebst du sie auch wie ihren Sohn Jesus?” - Ich war sprachlos. Diese Frage hatte ich nicht erwartet.

Ich ließ mir Papier und Bleistift bringen. Dann schrieb ich mit schönen arabischen Buchstaben das “Gegrüßet seist du, Maria” auf. - Es wurde totenstill im Haus. Mindestens fünfzehn Personen standen erwartungsvoll um mich herum.

“Was mag er wohl für ein Gebet kennen?”, tuschelten sie untereinander. Dann begannen sie zu staunen: “Er schreibt ja arabisch!” Und sie flüsterten sich zu: “Er ist ein Scheich.” (In Djibouti können meist nur die mohammedanischen Prediger, die Scheichs, arabisch lesen und schreiben.)

Als ich fertig war, entrissen sie mir förmlich das Papier und betrachteten es. Dann drückten sie es einem jungen Mann, der studiert hatte, in die Hand. Feierliche Stille. Mit sonorer Stimme begann der Mann zu lesen. Als er geendet hatte, kam es spontan aus aller Munde: “Amin.” Sie kamen, küßten mir die Hand und sagten: “Endlich haben wir auch ein Gebet zu Maria.” Wie eine kostbare Reliquie hob der Familienvater den Text auf. - Noch oft habe ich seitdem das Ave-Maria schreiben müssen. In mehr als einem Haus ist es an die Wand geheftet.

In der vergangenen Karwoche überraschte ich eine Frau bei einer Stickarbeit, auf der die Gestalt eines Mädchens zu erkennen war. “Es ist für das große Fest”, sagte sie. Als ich am Ostertag die Familie besuchte, zog mich eines ihrer Kinder am Arm und sagte: “Komm und schau!” Über der Tür war ein mit Gold- und Silberfäden durchwobenes Bild angeheftet. Maria streckt ihre beiden Arme einem kleinen Kreuz entgegen. Darunter die Worte: “Gegrüßet seist du, Maria” - jene Worte, die ich einst auf arabisch für sie niedergeschrieben hatte.
P. Aubert Gangloff OFMCap
 

Seine Mutter - deine Mutter - unser aller Mutter! Lieben wir sie!

[Mohammed war ein Christenverfolger. Der Islam hat Millionen umgebracht.]

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II. EIN MUTTERHERZ FÜR ALLE, DIE MARIENS BILDER UND STATUEN EHREN; FÜR ALLE, DIE IHRE MEDAILLEN UND SKAPULIERE MIT VERTRAUEN TRAGEN

Das Mutterherz Mariens ist immer offen für uns; nur müssen auch wir uns dieser Liebe öffnen!

Die Hoffnung der Hoffnungslosen

Aus schweren Tagen

Am Pfingstsonntag 1915 rückte ich mit unserer neuaufgestellten Reserve- Bäckereikolonne von Vallendar aus ins Feld. Ich war ein junger Mönch von Maria Laach und hatte den Dienstgrad eines Sanitätssoldaten. Wir kamen nach Falaise bei Vouziers in der Champagne, einem Dorf, das vor dem Krieg etwa 560 Seelen zählte. Das religiöse Leben lag sehr am Boden. Nur 25 Personen, Frauen und Kinder miteingeschlossen, gingen an Ostern zu den hl. Sakramenten. Der Sonntagsgottesdienst des vom Krieg zumeist verschonten Ortes war im ganzen schwach besucht. Der 63-jährige Pfarrer war mit den nicht eingezogenen Bewohnern zurückgeblieben. Die Bevölkerung wurde von uns Sanis und den Militärärzten mitbetreut.

Eines Nachts wurde ich zu einer etwa 60-jährigen Frau gerufen, die einen Blutsturz erlitten hatte. Mit dem Arzt begab ich mich zu ihr. Der Arzt gab ihr die nötigen Spritzen und machte sie auf den Ernst der Lage aufmerksam. Ich versuchte, dies auch der Frau klarzumachen und schlug ihr vor, den Pfarrer kommen zu lassen. Das lehnte sie entschieden ab mit dem Hinweis auf ihren Mann, der ein eingefleischter Kommunist war. Sie sagte, ihr Mann werde jeden Priester totschlagen, der das Haus betrete. Dasselbe sagte mir auch der Pfarrer, den ich bat, die Frau aufzusuchen. Da legte ich der Kranken unter das Kopfkissen ein Stücklein Leinen,das mit dem Gnadenbild der “Hoffnung der Hoffnungslosen” zu Sittard (Holland)berührt worden war . Ich empfahl der Gottesmutter die gefährdete Seele. Nach zwei Tagen bat mich die Frau, den Pfarrer zu rufen. Ich machte dem Mann den Vorschlag, einen Spaziergang zu machen; er ging auf meinen Vorschlag ein. Während dieser Zeit kam der Pfarrer und spendete der Frau die hl. Sterbesakramente. In der folgenden Nacht entschlief sie im Frieden des Herrn. Ihr Mann fuhr die Leiche auf einer Karre zum Friedhof und verscharrte sie mit eigener Hand. Von einem kirchlichen Begräbnis wollte er nichts wissen.

Etwa drei Monate später wurde ich wiederum nachts gerufen, diesmal zum Mann, der ebenfalls einen Blutsturz erlitten hatte. Auch hier tat der Militärarzt sein Bestes; ich machte den Kranken auf die Gefahr einer neuen Blutung aufmerksam. Noch war die Zeit nicht gekommen, ihn mit Gott zu versöhnen. Ich legte auchihm ein Stücklein des obengenannten Leinens ohne sein Wissen unter das Kopfkissen . Mit dem Pfarrer rang ich im Gebet um die Bekehrung des Kommunisten. Nach zwei Tagen sagte ich zu ihm: “Morgen kommt der Militärpfarrer, der gut französisch spricht. Soll ich ihn nicht einmal herbitten?” Darauf die unerwartete Antwort: “Wenn ich schon beichten soll, dann kann auch unser Curé kommen. Der weiß, was ich für ein Schwein (!) bin.” Der Pfarrer kam und konnte auch diese Seele mit Gott aussöhnen, ehe sie in die Ewigkeit hinüberging. Zusammen mit seiner Frau erhielt der Mann ein kirchliches Begräbnis. Maria, die Hoffnung der Hoffnungslosen, hatte die ärgsten Kirchenfeinde des Ortes in die barmherzigen Hände ihres göttlichen Sohnes zurückgeführt. Es waren zwei Wunder der Gnade.
P. Ambrosius Stock OSB, Tholey (Saar)
 

“Weißt du nicht, daß Maria die Hoffnung derer ist, die am Verzweifeln sind, und all derer, an denen man verzweifelt?” (Hl. Ephraim)

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Ein Kommunist als Werkzeug Mariens

Er liebte die Mutter aller Mütter

Seit einigen Wochen wohnte ich in Bamberg, um dort eine wissenschaftliche Arbeit zu Ende zu bringen. Durch Vermittlung kam ich in das Haus eines fränkischen Adeligen. Der Freiherr war ein alter Weltkriegsoffizier. Daß er an meinen Forschungen einigen Anteil zeigte, freute mich sehr. In seinem Arbeitsraum, in dem er sich öfters mit mir unterhielt, stand in einer Ecke ein zierlich geschnitzter Hausaltar. Er war immer mit frischen Blumen geschmückt.

Ich hielt diesen frommen Brauch für eine Erinnerung des Geschlechtes an die Zeit der Marienminne, da die Himmlische als Herzogin von Franken verehrt wurde.

Als Herrin und Fürstin ist Maria in diesem Bild dargestellt, das Zepter in Händen, auf der Mondsichel schwebend, den Sohn haltend wie einen Kronerben.

“Ein liebliches Bild...”, sagte ich einmal. Der Freiherr horcht auf: “Meine Ehrfurcht gilt nicht dem toten Bild, so schön und meisterlich es sein mag, sie gilt dem lebendigen Geheimnis. Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen, vielleicht verstehen Sie mich dann besser.

Im Sommer 1918 hatten unsere Kaiserulanen die östliche Ukraine besetzt und drangen bis zur Halbinsel Krim vor. Sie schlugen sich mit versprengten Kommunistenhorden herum und säuberten die Gegend von “roten” Freischaren.

Da, auf einmal - in einem halbverbrannten Dorf - gerieten meine Mannschaft und ich in einen Hinterhalt. Nach heftigem Gefecht wurden wir gefangen genommen. Es waren unser etwa zwölf Mann. Nachdem wir gehört hatten, daß die Bolschewiken auf dem Rückzug ihre Rachsucht an den Gefangenen ausließen, befürchteten wir das Schlimmste. Man schleppte und verhörte uns in der nächsten Kreisstadt. Der Anführer war ein Prager Tscheche, ein Überläufer, der einen klugen, aber sehr kecken Eindruck machte. Er sprach ein fehlerfreies Deutsch und nahm uns scharf unter die Lupe. Besonders auf mich hatte er es abgesehen. Bald hatte er sich meiner Brieftasche bemächtigt. Er zog daraus eine Medaille hervor, ein altes, schön geprägtes Silberstück, mit dem Bild der Muttergottes, der Schutzherrin Frankens. Meine Mutter hatte sie mir zum Schutz mitgegeben; schon mein Vater, Großvater und Urgroßvater hatten sie getragen in mancher Not und Gefahr.

Nun hielt dieser Kerl die Medaille mit spitzen Fingern gegen das Licht, betrachtete das Stück, lächelte ein wenig - war es Spott, Nachsicht oder Rührung -, man konnte es nicht deuten. Dann las er laut die Umschrift der Prägung, die zum Wahlspruch unseres Hauses geworden war: “Meiner Liebe Glut leuchtet nicht minder als die Sterne.”

Nun war die Medaille in den Händen eines Bolschewiken. Warum hatte ich sie nicht auf der Brust getragen wie meine Väter, wenn sie auszogen?! Die Mutter hatte sie mir um den Hals getan, als sie mich zum Abschied küßte; ich hatte mich des gläubigen “Aberglaubens” geschämt und die Medaille in meine Brusttasche getan.

Nun brannte aber mein Herz, als ich das Kleinod hervor gezerrt und von den kalten, fremden Augen betastet sah. Heftig trat ich vor und riß die Medaille aus der Hand des Tschechen. Der lachte bös auf: “Ei, der Herr Rittmeister scheinen einem Fetisch zu vertrauen! Er ist falsch! Er hat kein Glück gebracht! Wenn ich Ihnen für das Ding eine Vergünstigung böte, wäre es feil?” Ich antwortete nicht auf die unverschämte Zumutung.

Der Tscheche war näher getreten; ein frecher Zug lag um seinen Mund... “Abtreten!” kommandierte er plötzlich scharf und gehässig. Wir wurden in einen Schulraum gebracht, wo wir uns ausstrecken konnten. Von Angstträumen gequält, schlief ich sehr schlecht und wälzte mich auf dem Strohlager hin und her. Gegen Mitternacht wurde ich geweckt und auf den Gang hinaus befohlen. Der Tscheche wartete draußen auf mich. Er roch nach Schnaps, doch war er keineswegs betrunken. Er winkte mir zu folgen. Wir gingen über den Hof der Schule. Über uns standen die Sommersterne.

“Ich habe Sie kommen lassen, Herr Rittmeister, um Ihnen und vielleicht auch mir ein wenig zu helfen; denn das Menschliche darf nicht sterben in dieser unmenschlichen Zeit. Ich weiß, was Sie denken”, fuhr er fort, indem er düster in die Ferne blickte. “Sie halten mich für einen zynischen Hund - und nicht zu Unrecht. Und doch! - Wie soll ich's sagen, ohne falsch oder feige zu erscheinen? Einst - vor dem Krieg - war ich in Prag auf der Hohen Schule, sollte nach dem Willen meiner Eltern Pfarrer werden. Heute bin ich Bolschewist und ein Gottesverächter! Beim Abschied von zu Hause hängte mir die Mutter eine geweihte Münze mit dem Bildnis Mariens um. Sie sollte mir Glück bringen. Heute, da ich Ihre Medaille in Händen hielt, überkam es mich; ich mußte eine dumme Rührung bekämpfen. Das Andenken an meine nun tote Mutter besitze ich noch: Hier!” Er zog einen alten durchlöcherten Silbertaler aus der Tasche und hielt ihn mir entgegen. Er zeigte die Muttergottes im Strahlenkranz als Landesherrin Böhmens. Und er fuhr fort: “Seltsam! Maria ist mir immer lieb geblieben; gegen sie hege ich keinen Groll. Vielleicht, weil sie die Mutter aller Mütter ist. Die Liebe unserer Mütter soll heilig sein !”

Sein Gesicht verzog sich bei diesen Worten zu einem schmerzlichen Ausdruck. “Es gelüstet mich, um Ihrer und meiner Mutter willen den Zauber-Fetisch wirken zu lassen: Auf dem Weitermarsch wird sich Gelegenheit finden zu Ihrer Flucht .”

Dann änderte er Stimme und Haltung und spähte umher. “Vielleicht bin ich irre, an mir selber irre. Morgen werden wir vor den Deutschen zurückweichen. Auf dem Weg wird Alarm sein - Durcheinander. Sie werden die Gelegenheit benützen, Herr Rittmeister!”

Ich schaute den Mann groß an. “Und meine Leute?” Er winkte ungeduldig: “Schon gut! Meine besten Wünsche und - gute Nacht!”

Zögernd gab ich ihm die Hand.

Am andern Tag wurden wir von den Roten auf dem Rückmarsch mitgetrieben. In einer Feldscheune machten wir Rast. Unsere Wächter wurden plötzlich abgerufen. Diese Gelegenheit benutzten wir, um zu entkommen. Wir schlugen uns nach dem Süden durch und stießen bald auf unsere Truppen.

Der Tscheche hatte sein Wort gehalten. Mag er, wer immer gewesen sein, im Grunde seines Wesens lebte doch die Sehnsucht nach Menschlichkeit. Ich legte von nun an die Medaille um den Hals wie meine Ahnen und schämte mich nicht mehr.

Der Krieg war längst vorbei. Als meine Mutter starb, setzte ich die schöne Sitte fort, allabendlich beim Ave-Läuten die Ampel vor dem Hausaltar anzuzünden. Was wissen wir von der Macht des Göttlichen, die mächtiger ist als unser Verstand und unsere Kräfte!”

Der Freiherr hatte mit verhaltenem Feuer gesprochen. Aus seinen Augen leuchtete eine stille Freude. Jene Worte aber, die das Bildnis Mariens umgeben, trage ich fortan in mir. “Meiner Liebe Glut leuchtet nicht minder als die Sterne.”
Gekürzt nach einem Bericht von R. Deml
 

Auch im verkommensten Herzen ist noch ein matter Funke. Die “Mutter der schönen Liebe” vermag ihn zum hellen Licht zu entflammen. Darum Vertrauen!

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Sofort wurden die Polen freundlicher... Ein Fronterlebnis

Am Ende des kurzen Polenfeldzuges 1939 war Georg Fisele in Gefangenschaft geraten. Sein Zug war zu weit vorgestürmt, wurde an einem Waldrand umzingelt, und jetzt lag er nach langem Marsch erschöpft auf Stroh in einem leeren Fabriksaal. Als in der Dunkelheit eine Zeitlang wilde Schreie vor dem Haus zu hören waren, flüsterte ihm ein Kamerad zu, man munkle doch, daß die Gefangenen erschlagen würden, und Furcht ließ sein Herz erzittern. Sollte sein junges Leben so rasch und ruhmlos enden? Da fiel ihm seine junge Frau ein, dem er sich kurz vor dem Krieg angetraut hatte. Wie würde sie beben, wenn sie seine Lage sähe! Sie denkt ganz sicher an ihn, gerade in dieser Stunde, ja sie betet jetzt wohl für ihn! Freilich hatte er sie verlacht, als sie beim Abschied versprach, alle Tage für ihn zu beten, besonders vor dem Schlafengehen. Er hatte ja das Beten schon vor ein paar Jahren aufgegeben und seinen Kameraden geglaubt, die von einem unabwendbaren Schicksal sprachen, aber keinen gütigen Vater im Himmel anerkennen wollten, ohne dessen Willen kein Haar von unserem Haupt fällt. Und je mehr er sich von diesen betören ließ, um so mehr wandte er sich von der Kirche ab, und so konnten ihn auch die Bitten seiner Braut nicht so weit bringen, daß er sich kirchlich trauen ließ, obwohl auch dazu die knappe Zeit vor dem Abmarsch noch gereicht hätte.

Nun sah er sie wieder vor sich, wie sie nach der standesamtlichen Trauung die Treppen des Rathauses herunterschritt und unter stillen Tränen ihm zuflüsterte: “Georg, warum gehen wir jetzt nicht in die Kirche?” Er aber hatte sorglos aufgelacht und seinen zwei Kameraden, die als Trauzeugen mitgingen, zugestimmt, die das als etwas Altmodisches und ganz überflüssiges erklärten. Als er dann seine junge Frau nachts im Kissen weinen hörte und als sie wieder um kirchliche Trauung bat, war er anfänglich unwillig gewesen, hatte aber dann doch zugesagt, sie nach Kriegsende nachzuholen, wenn sie dann noch darauf bestehe. Im Herzen freilich hatte er anders gedacht.

Diese Tränen brannten ihm nun plötzlich auf der Seele, als er so schlaflos dalag. Warum hat er ihren Wunsch nicht erfüllt ? Warum sie mit diesem Stachel im Herzen zurückgelassen? Hatte sie denn so unrecht mit dem Verlangen, so getraut zu sein wie die Eltern, die gottlob noch gar nicht wußten, daß er ohne den Segen der Kirche sich verbunden hatte? Und wie er nun an seine Eltern dachte, wachte seine ganze Jugendzeit in ihm auf, diese sorglose, gläubige, köstliche Jugend, in der er so wohlbehütet dahin-lief, bis er in der schlimmen Welt draußen an die Kameraden geriet, die seinen Kinderglauben ins Wanken brach ten. Ob er nicht doch auf dem Irrweg war, ob nicht das /arte Gemüt seiner Frau das Richtige ahnte? Und als nun einer der vielen verwundeten Kameraden neben ihm das Vaterunser laut betete, da betete er unwillkürlich mit; und siehe, da kam auf einmaldie Kraft und eine Hoffnung in sein verzagtes Herz , daß er sich die Worte mehrmals wiederholte, die sein Weib beim Abschied gesprochen hatte: “Wenn du auch nicht daran glaubst, ich werde für dich alle Tage beten, besonders beim Abendgebet!” Und in der stillen Hoffnung, daß dieses Gebet seines treuen Weibes ihm Rettung bringen werde, schlief er endlich ein.

Am andern Morgen kamen sechs polnische Soldaten herein und begannen sie auszusuchen; alles, was sie bei sich trugen, wurde ihnen abgenommen. Der Roheste von ihnen machte fortwährend die Gebärde des Erschießens, so daß die Furcht aufs neue erwachte. Nun kamen sie auch zu Eisele. Als sie ihm die Taschen geleert hatten, griff einer noch in die Westentasche und zog einen Rosenkranz heraus, an dem eine Muttergottesmedaille glänzte. Den hatte ihm die junge Frau heimlich hineingesteckt, und erst auf der Fahrt hatte er ihn entdeckt und hätte ihn am liebsten als unnütz weggeworfen. Er wurde rot, als der Rosenkranz zum Vorschein kam, und fürchtete, ausgelacht zu werden. Aber welche Wirkung! DerPole hob den Rosenkranz hoch , zeigte auf die Medaille und rief den anderen Polen zu: “Ah, Katolika!” Sofort wurden die Polen freundlicher; der Anführer kam herbei und ließ ihm sogleich alles zurückgeben, was ihm genommen worden war , und als die anderen sich entfernt hatten, ging er nochmals zu Eisele hin, zeigte auf sich und ihn und sagte unter wohlwollendem Kopfnicken: “Je jesten katolika. - Ich bin Katholik.”

Wie dankte jetzt Georg seiner Frau, daß sie ihm diesen “Talisman” mitgegeben hatte! Und wie staunte er, welche Macht doch die Religion auch über die wildesten Gemüter hatte! Alle Furcht war aus dem Herzen gewichen, und seine frohe Hoffnung übertrug sich auch auf seine Mitgefangenen. In der Tat geschah ihnen kein Leid, wenn auch die Verpflegung sehr armselig war. Aber sie sahen, daß auch die Polen nur Schwarzbrot und Kohlsuppe bekamen.

Am nächsten Morgen hörten sie Gewehrfeuer von der Ferne, sahen die Polen unruhig hin- und herlaufen, und auf einmal meldete ein austretender Kamerad, daß kein Pole mehr im Hause zu sehen sei. Zögernd verließen sie den Fabriksaal und beratschlagten auf dem Hof, was zu tun sei. Da sahen sie fremdartiges Militär auf sich zukommen. Sie stutzten und reckten die Hände hoch, um sich als Gefangene zu erkennen zu geben. Als diese in den Hof marschierten, erkannte sie einer der Russen und rief: “Ah, Rußki!” - “No Bolschewiki!” brummte der fremde Offizier. Durch einen Dolmetscher ließ er sie ausfragen und versicherte dann, daß sie frei seien, da ja Deutschland mit Rußland einen Freundschaftsvertrag habe; sie sollten nur warten, bis sie sich deutschen Truppen anschließen könnten.

Nach einigen Wochen erhielt Eisele Heimaturlaub. Mit welcher Freude und mit welchen Dankgefühlen fuhr er der Heimat zu! Die Freude der jungen Frau war noch größer, aber am tiefsten war ihr Herz bewegt, als sie Georgs Gesinnungswechsel entdeckte, als er am anderen Tag zur Beichte und ein paar Tage später mit ihr zum Traualtar schritt. Da weinte sie wieder Tränen, aber diesmal waren es Tränen der Freude und des Glückes. K. Schilcher,
 “Augsburger Kirchenzeitung” 1950

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Als Sklavin versteigert

Dann als Universalerbin eingesetzt

Die Geschichte, die ich hier erzähle, wurde mir vor Jahren von einer Frau berichtet, die sie selbst erlebt hatte. Diese Geschichte ist ein Zeugnis wahrer Liebe zur Gottesmutter und kindlichen Vertrauens zu ihr.

Lucy - so wollen wir die alte Frau nennen - war bereits über achtzig Jahre alt, als ich diese ihre Jugenderinnerungen erfuhr. Ihr Vater besaß eine mittelgroße Pflanzung in den Südstaaten der USA. Ihre Mutter hatte sie nie gekannt; sie erfuhr erst viel später, welcher Herkunft sie gewesen. Der Vater hatte seine Tochter auf eine vonehme Schule weit fort im Norden des Landes geschickt. Lucy war begabt und fleißig und vor allem von einem tiefen Glauben an die Muttergottes erfüllt. Das Unheil kam, als das Mädchen etwa 13 Jahre alt war.

Der Vater Lucys wurde von einem heftigen Fieber ergriffen. Er starb, noch ehe seine Tochter im Pensionat erfahren hatte, daß er krank sei. Als Lucy nach Hause zurückkehrte, lag er bereits im Grab. Wie erschrak sie, als einige Tage nach ihrer Rückkehr eine gerichtliche Kommission auf der Pflanzung erschien! Jetzt erfuhr das Mädchen, daß seine längst verstorbene Mutter eine Mulattensklavin gewesen war. Da das Gesetz ihres Staates die Heirat zwischen Weißen und Farbigen verbot, hatte ihr Vater die junge Frau, die er auf einer öffentlichen Versteigerung aus Mitleid gekauft hatte, während einer Reise auf der Insel Kuba kirchlich geheiratet. Diese Heirat galt aber in den Staaten nicht. Verhängnisvollerweise fand sich auch nirgends eine Bestätigung, daß Lucys Vater seine Tochter freigelassen hatte. So war das Mädchen, das äußerlich jedem anderen weißen Kind seines Alters glich, nach dem Gesetz eine Sklavin so wie ihre Mutter.

Lucy begriff zuerst nicht recht, was geschehen war. Erst als ein Händler kam und sie mitnahm, erkannte sie mit Schrecken ihre Lage. Man behandelte sie zwar sehr freundlich, doch der Händler ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, daß er Lucyinfolge ihrer guten Erziehung und ihrer Schulkenntnisse für ein “sehr wertvolles Objekt” hielt, an dem er viel verdienen könne. Lucy hatte gebeten, eine kleineMarienstatue, die in ihrem Mädchenzimmer gestanden war, mitnehmen zu dürfen . Man bewilligte es ihr.

Der größte Markt, auf dem damals Sklaven gehandelt wurden, war in New Orleans. Dorthin wurde Lucy gebracht. Sie erhielt ein eigenes Zimmer im Haus und wurde mit Sticken und Nähen beschäftigt. Wenn sie wollte, durfte sie im kleinen Garten des Hauses auf einer Bank sitzen; doch des Nachts wurde sie unweigerlich in ihr Zimmer gesperrt.

Nach 14 Tagen kam der Tag der Versteigerung. Lucy mußte zu diesem Zweck ihr schönstes Kleid anziehen.

Mit Tränen in den Augen setzte sie sich in den Wagen. Zu ihren Füßen hatte sie das Köfferchen stehen, in dem ihre wenigen Habseligkeiten waren. Während der Fahrt betete Lucy leise zur Muttergottes.

Die Versteigerung war im Hotel St.Charles. In einem Nebenzimmer warteten die Sklaven, bis jeder einzelne von ihnen aufgerufen wurde. Als die Reihe an Lucy kam, schlug sie noch ein Kreuzzeichen, ehe sie dem Händler folgte. Sie mußte auf ein Podium. Der Händler ging zu einem Pult, von dem aus er die Versteigerung leitete. Im Saal waren viele Kauflustige - meist Männer, einige davon schon etwas angeheitert. Sie machten frivole Scherze über die Sklaven, die man hier wie Vieh zur Schau stellte. Lucy wurde schamrot, als sie hörte, wie der Verkaufsleiter ihre Fähigkeiten pries und ihre Kenntnisse hervorhob. Dann mußte das Mädchen an den Rand des Podiums treten, sich nach allen Seiten wenden und einige Sprünge machen, damit die Zuschauer ihre Gelenkigkeit sehen und beurteilen konnten. Dann begann das Bieten. Der Preis für Lucy ging rasch in die Höhe. Endlich wurde sie mit 1500 Dollar einem älteren Herrn zugeschlagen. Nachdem sie ihr Köfferchen geholt hatte, folgte sie ihrem neuen Herrn zum Wagen. Doch als sie einstieg, fiel ihr aus irgendeinem Grund das Köfferchen aus der Hand und öffnete sich. Ihre wenigen Habseligkeiten lagen verstreut umher. Die Marienstatue aber, die sie von daheim mitgenommen hatte, war beschädigt. Erstaunt sah dies ihr Käufer.

“Du bist fromm?” fragte er sie. - Lucy bejahte. - Nachdenklich legte er eine dünne Kette, die er aus dem Wagen gezogen hatte, zurück. - “Ich wollte dir schon Fesseln anlegen, damit du keine Dummheiten auf der Fahrt machen kannst”, sagte er, “aber ich werde es unterlassen. Ich vertraue darauf, daß du mir keine Ungelegenheiten machst.” - “Nein, Herr!” erwiderte Lucy.

Noch während der Fahrt zu ihrem neuen Aufenthalt erfuhr das Mädchen, daß ihr Begleiter eine kranke Tochter besitze, die ebenfalls 13 Jahre alt sei und für die er eine Kammerzofe, eine Art Gesellschafterin suchte. Er hatte Lucy wegen ihrer guten Erziehung gekauft. Jetzt freute er sich um so mehr darüber.

Die beiden Mädchen fanden aneinander Gefallen. Lucy mußte im gleichen Zimmer mit ihrer jungen Herrin schlafen. Sie wurde gut behandelt, und sie wäre, hätte ihr nicht der Vater gefehlt, dort wie daheim gewesen. Da “Miß Dorothy”, wie die Tochter ihres Herrn genannt wurde, nicht gehen konnte, führte Lucy sie in einem Rollstuhl spazieren. Dabei kam es zu langen Gesprächen zwischen den beiden Mädchen. Miß Dorothy wurde von der gewinnenden Art und der großen Frömmigkeit der jungen Sklavin angezogen. Beide beteten täglich gemeinsamvor der Muttergottesstatue Lucys , die auf ihre Bitten hin wieder hergestellt worden war. Wenn eine Gesellschaft gegeben wurde, an der auch die Haustochter, im Rollstuhl sitzend, teilnehmen durfte, fehlte Lucy nicht. Niemand unter den Gästen hätte in dem gesitteten und wohlerzogenen Mädchen, das bei solchen Gelegenheiten die gleiche Kleidung wie ihre Herrin trug, die Dienerin gesehen. Allgemein hieß es, es sei eine arme Verwandte, die man als Gesellschafterin von Miß Dorothy in das Haus genommen habe.

Lucy hatte sich schon damit abgefunden, daß sie bis an ihr Lebensende eine Sklavin bleiben werde. Da - es war im dritten oder vierten Jahr ihres Aufenthalts auf der Pflanzung, verschlimmerte sich der Zustand Dorothys plötzlich. Die Krankheit, an der sie seit frühen Kindheitstagen gelitten hatte, machte jähe Fortschritte.

Schließlich mußten die Ärzte zugeben, daß jede Hoffnung auf Rettung vergeblich sei. Der Vater der Kranken war verzweifelt. Diese selbst aber nahm ihr Leiden gottergeben an. Sie hatte nur einen einzigen Wunsch: Ihr Vater möge ihre liebsteFreundin nach ihrem Tod in Freiheit setzen . Der Vater versprach es Dorothy. Am letzten Tage vor ihrem Heimgang ließ sich die Pflanzerstochter die Marienstatue Lucys in die Hände geben. Sie konnte die Statue kaum halten, so entkräftet war sie. “Willst du mir einen großen Wunsch erfüllen?” fragte sie Lucy. “Ja, liebe Dorothy”, erwiderte diese. “Gib mir, wenn ich gestorben hin, deine Muttergottesstatue in den Sarg mit!” Lucy nickte nur.

Am kommenden Morgen hauchte Dorothy ihre Seele aus. Ihr Vater hielt sein Versprechen. Er gab Lucy den gesetzlichen Freibrief . Ja, er leitete alles in die Wege, Lucyzu adoptieren und an Stelle seiner verstorbenen Tochter als Universalerbineinzusetzen . Lucy nahm das Anerbieten dankbar an; sie betreute ihren Adoptivvater, bis er in hohem Alter starb. Sie bewog ihn auch, noch ehe die Sklaverei in den Vereinigten Staaten abgeschafft wurde, die seine Sklaven freizugeben. Er tat es gerne.

Als die Kunde von der Muttergotteserscheinungen in Lourdes an Lucys Ohr drang, machte sie dankbaren Herzens eine Wallfahrt dorthin. Sie fühlte sich von dem Heiligtum so angezogen, daß sie nach dem Tod ihres Adoptivvaters dessen Pflanzung verkaufte, nach Europa übersiedelte und sich in der Nähe von Lourdes ein Häuschen kaufte. Dort habe ich sie gesehen und mit ihr gesprochen.
Josef Görlich
 

“Laßt uns Maria verehren mit dem Innersten unseres Herzens, mit der ganzen Hingabe unseres Gemütes und mit all unserer Sehnsucht! -Denn, das ist der Wille Gottes, daß wir alles durch Maria empfangen sollen .”
 
Johannes XXIII.

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“Ich möchte die Mutter Gottes sehen”

Vom Sterben der kleinen Fatuma

Fatuma war ein kleines Negermädchen. Es war wie ihre Eltern und die meisten Einwohner des Dorfes noch islamitisch-heidnisch. Doch ging sie mit ein paar anderen Kindern in die Schule der nahen Missionsstation Luagala. Fatuma, auch Fatima, ist ein beliebter Mädchenname bei den Islamiten; denn die Tochter Mohammeds hieß so. Obwohl nun Fatuma erst 5 Jahre alt war, lauschte sie gerne den Erzählungen des Missionars beim Religionsunterricht.

Eines Tages traf ich sie vor dem Missionskirchlein. “Was willst du hier, Fatuma?” fragte ich sie. “Baba, ich möchte gern die Mama wa Mungo, die Mutter Gottes, sehen”, gab sie zur Antwort. “Ja, geh nur hinein in die Kirche!” - “Ich darf nicht hineingehen, Baba, meine Eltern haben es mir streng verboten. Aber ich möchte doch so gerne die große Mama sehen!” - “Nun, wenn du nicht hineingehen darfst, so trage ich dich eben hinein.” Die Statue auf dem Altar war eine Nachahmung des schwarzen Gnadenbildes von Altötting.

Während sie mit großen Augen das Gnadenbild der Himmelsmutter betrachtete, erzählte ich ihr, wie die Mama wa Mungo alle Menschen so gern hat und sie in den Himmel führen will. “Auch dich, Fatuma”, so schloß ich; “du sollst sie aber immer recht lieb haben”.

Einige Tage später hörte ich, daß Fatuma krank sei. Ich suchte sie in ihrer ärmlichen Lehmhütte auf. Da ich ihren Zustand für sehr bedenklich hielt - sie litt an einer gefährlichen Tropenkrankheit, die schnell Herz und Nieren zerstört -, so gab ich den Eltern den Rat, die Kranke in das große Missionshospital in Ndanda zu bringen. Schwester Thekla, die bewährte Missionsärztin, nahm sich ihrer mit aller Sorgfalt an und gewann sie bald recht lieb. Fatuma bat, sie möchte ihr von der Mama wa Mungo erzählen. Die Schwester tat es und unterrichtete sie auch in den Hauptwahrheiten des Glaubens. Die aufmerksame Hörerin bat schließlichum die Taufe . Diese wurde ihr auch gespendet, da ihre Krankheit als unheilbar erkannt wurde. Die islamitischen Eltern, die von der Taufe nichts wissen durften, nahmen das todkranke Kind wieder nach Hause. Wie ich davon hörte, besuchte ich es. Es zeigte große Freude. Unter dem Vorwand, Trinkwasser zu holen, schickte sie ihre Mutter für einige Augenblicke aus der Hütte und erzählte mir dann strahlenden Auges: “ Baba, ich bin getauft; ich heiße Maria wie die Mutter Gottes . Ich freue mich, bald zu ihr in den Himmel zu kommen!”

Am nächsten Tag, es war der 15. August, das Fest der Himmelfahrt Mariens, ging gegen 3 Uhr nachmittags die Totentrommel. “Die kleine Fatuma ist gestorben”, hieß es. Ich ging darauf zu ihrer trauernden Mutter und sprach ihr mein Beileid aus. “Baba”, sagte diese, “das Sterben meiner Fatuma war so sonderbar. Ich hatte sie auf meinem Schoß liegen, da schaute sie in eine Ecke des Daches und sagte: “Mutter, schau, was ist das für ein heller Stern?” - “Das ist doch kein Stern, es ist ja heller Tag; du siehst nur eine Lücke im Strohdach.” - “Doch, Mama, es ist ein Stern! Und er wird immer größer und heller! Das ist ja Mama Thekla! O nein, das ist ja die...” Dabei wurde ihr Antlitz ganz froh und leuchtend. Dann riefsie noch: “Mama, ich komme!” ließ den Kopf sinken und war tot . Baba, ich kann mir das alles nicht erklären”, schloß die Mutter ihren Bericht.

Ich selber bin davon überzeugt, daß die Mutter Gottes ihren kleinen Liebling, der von der Taufe den Namen ihres größten Wallfahrtsortes und dann ihren eigenen Namen trug, in das himmlische Paradies heimgeholt hat. Oft habe ich die Verstorbene in Notlagen angerufen, und es ist mir Hilfe zuteil geworden. Ihrer Fürbitte schreibe ich es auch zu, daß am folgenden Weihnachtsfeste gegen 800 Kinder zum Gottesdienst in die Kirche kamen, während vorher islamitische Eltern ganz selten eines ihrer Kinder dorthin gehen ließen.
P. Winfried Schneiderhahn OSB, Ndanda (Ostafrika)
 

Dem kindlichen Vertrauen öffnet Maria ihr Mutterherz weit. “Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder...” Das gilt jedem von uns.

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Eine einzige Wand nur war stehengeblieben

Es war im Osten. 1939. Vor uns tauchten die Türme und Schlote der Stadt Warschau auf. Was wird uns die Zukunft bringen? Tagelange Märsche in siedender Hitze lagen hinter uns. Wir sehnten uns nach Ruhe und einem schattigen Plätzchen. Aber die Dynamik des Krieges lautet anders - vorwärts, immer vorwärts. Vor uns bellten Maschinengewehre auf, hinter uns brummten die schweren deutschen Koffermaschinen, über uns surrten immerzu die Flieger.

Abends um sechs machten wir halt. Es war eine kleine Stadt, wenige Kilometer vor Warschau. 500 Meter vor uns waren die Polen in einer Waldstellung. Aber das machte auf uns keinen Eindruck mehr. Wir suchten Ruhe - nur Ruhe. Wir schlichen mit 25 Mann in ein gutbürgerliches Haus. In weniger als zehn Minuten hatten wir uns häuslich eingerichtet: Es wurde gebraten, geschmort, gekocht und zuletzt herrlich gespeist. Wir waren wieder munter und guter Dinge. Der eine oder andere hätte am liebsten gesungen, aber das Schnarchen - ein kräftiges Soldatenschnarchen - belehrte sie, daß es Zeit zum Schlafen geworden war. Ich war wohl einer der letzten, die einschliefen.

Plötzlich ein Pfeifen und Surren in der Luft, ein dumpfer Aufschlag, dem eine atemberaubende Explosion folgte; dann noch einmal und ein drittes Mal. Beim letzten Mal waren wir aufgesprungen; wir wußten, jetzt kommt's uns an die Haut. Kaum war dieser Gedanke von einem Kameraden ausgesprochen, heulte es über uns - ein furchtbares Krachen - die Decke brach ein - Explosion - Staub - Splitter - Augen und Mund voll Sand -, so lag ich zwischen Balken, Steinen und zerbrochenen Stühlen, neben mir mein toter Kamerad, der Sani aus Thüringen. Ich rappelte mich heraus und sah, daß vom ganzen Haus nur noch eine einzige Wand stehengeblieben war, eine Ecke, vor der ich gelegen hatte. Eine Ikone hing daran, das Bild der von den Katholiken so sehr verehrten Madonna. Sie hielt einen Rosenkranz in der Hand und blickte den Betrachter des Bildes mit unsäglich sanftem Blick an.

Ich selbst bin evangelisch und von Haus aus ziemlich nüchtern erzogen. Ich habe aber im Feld gemerkt, daß fast alle meine katholischen Kameraden ein Bild von der Mutter Maria bei sich trugen oder einen Rosenkranz, den sie in höchster Not mit großem Vertrauen beteten.

Ich betrachtete das Bild - da kam eine zweite Bombe. Ich merkte instinktiv-sie gilt wieder unserem Bau. Deshalb floh ich in die noch stehengebliebene Ecke, nahm das Bild mit dem Rosenkranz von der Wand zu mir - und schon war es geschehen: Die Bombe explodierte mit entsetzlichem Knall und hatte durch ihre Splitterwirkung drei meiner Kameraden, die sich eben erst aus dem Schutt heraus gearbeitet hatten, getötet. Als ich wieder Atem und Leben bekam und der Staub sich verzogen hatte, stand ich da - immer noch das Bild in der Hand. Ich hätte es nun nicht mehr wegwerfen können; ich wollte es als Andenken an meine glückliche Rettung mit nach Hause nehmen. So steckte ich es in meine Seitentasche und trug es überall bei mir.

Noch in der Nacht gab es Alarm - wir mußten nach vorn. Ein Wiesenstreifen trennte uns 300 Meter vom Feind. Da eröffnete ein Maschinengewehr von drüben den Reigen. Ein Hexensabbat von Maschinengewehrfeuer und Infantriegeschoßen prasselte auf uns hernieder. Es half alles nichts - Kommando ist Kommando -, wir sprangen auf, und voran ging's, immer weiter voran. Am Morgen standen wir unmittelbar vor der Hauptstadt.

Wir bekamen eine kurze Atempause. Weiße Nebelschleier zogen von den weiten Wiesenhalden zur Stadt. Ich tastete nach meinem Bild. Es ließ sich aber nicht gut aus der Tasche herausnehmen. Ich griff tiefer und merkte, daß es dort durch einen Gegenstand, der darin steckte, im Rockfutter festgehalten wurde. Was ist das? Ich staunte. Jetzt erst merkte ich, daß der Rücken des Bildes aus ziemlich starkem Kupfer war und daß eine Kugel , die während des starken Feuers in der vergangenen Nacht wohl nach meinem Herzen getastet hatte, quer in demBild steckengeblieben war . Tiefgerührt betrachtete ich das Bild und steckte es unter Tränen in meine Tasche. -

Nun sind Jahre vergangen. Längst ist der Krieg vorüber, vieles habe ich vergessen. Aber eins kann ich nie wieder vergessen, wie mir das Bild der hl. Jungfrau dasLeben gerettet hat . Ich hatte es mit nach Hause gebracht, hatte meiner Frau und meinen Kindern alles erzählt; alle betrachteten das einfache Bild aus dem fremden Land mit Rührung und Dank, das Bild, das dem Vater und Gatten auf so wunderbare Weise das Leben gerettet hatte. Heute steht es in einer Nische, auf einem Ehrenplatz, und jeden Tag versammelt sich meine Familie mit mir davor. Dort halten wir unsere tägliche Andacht, während die Blumen dabei blühen und die Kerze knistert, oft kommt mir dabei der Gedanke, ob nicht das fromme Gebet eines meiner katholischen Vorfahren, das er mit besonderer Liebe für seine Nachkommen an die Muttergottes gerichtet hat, mir die Lebensrettung erwirkt hat? Warum hat man uns die Marienverehrung genommen?
Saarbrücken, den 22. Nov. 1948. Nach Alfons Dewald
 

“Wir müssen Maria ehren, sie anrufen, sie nachahmen, überzeugt davon, daß sie uns um so näher ist, je höher sie steht; denn jedes ihrer Privilegien wurde ihr im Hinblick auf unsere Erlösung gegeben.” (Paul VI.)

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“Bitte, erklären Sie uns die Medaille!”

Vor mir stand die hochaufgeschossene zehnjährige Maria B. In der Hand hielt sie eine ungewöhnlich große Medaille, legte sie aufs Pult und sagte laut, für die ganze Klasse vernehmlich: “Bitte, erklären Sie uns die Medaille!”

Daß dies eine Muttergottesmedaille war, erkannte ich sofort, aber sie genau erklären, das konnte ich nicht. Die Schulglocke erlöste mich aus meiner Verlegenheit - die Stunde war zu Ende. Ich versprach der Klasse, in der nächsten Religionsstunde darauf zurückzukommen.

Zu Hause angekommen, begann ich gleich meinen Buchbestand nach entsprechenden Schriften zu durchsuchen. Jetzt war ich gezwungen, mich selbst genau mit der ganzen Sache zu beschäftigen - ausgelöst durch die Frage eines zehnjährigen Mädchens. Ehrlich gesagt, ich war erstaunt über die “Geschichte der Medaille”.

Katharina Labouré, damals 24 Jahre alt, Novizin im Mutterhaus der Vinzentinerinnen in der Rue du Bac zu Paris, wurde in der Nacht vom 18. auf den 19. Juli 1830 durch eine Vision der allerseligsten Jungfrau Maria auf ihren Auftrag vorbereitet.

Einige Monate später, am 27. Nov. 1830, betete Katharina in der Hauskapelle, es war am Spätnachmittag. Da erschien ihr die allerseligste Jungfrau zum zweitenmal. Katharina schaute sie in einem wallenden weißen Gewand mit einem blauen Schleier. Sie stand auf einer Weltkugel, unter ihren Füßen wand sich eine Schlange. Zunächst hielt sie in den mit Edelsteinen geschmückten Händen eine Kugel (als Sinnbild der Einzelseele und aller Menschen), dann breitete sie ihre Arme weit aus. Von den Edelsteinen gingen stark leuchtende Strahlen aus, die als Sinnbild für ihre gnadenvermittelnde Stellung gedeutet wurden.

In der zweiten Phase der Erscheinung bildete sich um die Gestalt ein ovaler Rahmen, umgeben von den Worten: “O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen!” Gleichzeitig hörte Katharina den Auftrag: “Laß nach diesem Muster eine Medaille prägen! Alle, die sie tragen, werden große Gnaden erlangen. Überreich werden die Gnaden für jene sein, die sie mit Vertrauen am Hals tragen.”

Dann sah die Schwester in der dritten Phase der Erscheinung die Rückseite der Medaille. Ein M (Maria) mit einem Querbalken, von einem Kreuz überragt. Darunter ein Herz, mit Dornen umgeben, und ein zweites Herz, von einem Schwert durchbohrt, Symbole des Herzens Jesu und des Unbefleckten Herzens Mariens. Das Ganze umgeben von zwölf Sternen, Symbol der Fülle und Vollendung.

In einer Abschlußvision - im Dezember des gleichen Jahres - wiederholte Unsere Liebe Frau nochmals ihren Auftrag, die Medaille prägen zu lassen.

Vergebens versuchte Katharina in den nächsten Wochen und Monaten ihren Beichtvater Pater Aladel von der Echtheit der Geschehnisse zu überzeugen und die Erlaubnis zu erreichen, die Medaille nach den geschauten Angaben prägen zu lassen. Schließlich - nach zwei Jahren - erklärte sich der Beichtvater bereit, die Angelegenheit dem zuständigen Erzbischof in Paris vorzulegen.

Jetzt wurde der Weg frei. Bald schon waren die ersten Medaillen geprägt. Die offizielle kanonische Untersuchung bestätigte schließlich die Echtheit der Erscheinungen und die segensreiche Wirkung der Medaille, die vom Volk bald die “Wundertätige Medaille” genannt wurde. Katharina selbst aber blieb weiterhin die “unbekannte Schwester”, bis Gott sie am 31. Dez. 1876 heimholte.

Im Verlauf des Seligsprechungsprozesses für Katharina Labouré wurde alles nochmals sorgfältig geprüft, die Echtheit wiederum bestätigt. Schwester KatharinaLabouré wurde am 28. Mai 1933 seliggesprochen und vierzehn Jahre später, am 27. Juli 1947, durch Papst Pius XII. zum erstenmal als Heilige angerufen.

So erzählte ich den Kindern. Atemlos lauschte die Klasse in der nächsten Stunde meinem Bericht. Spontan baten alle, ihnen doch die Medaille zu besorgen. Gerne erfüllte ich diese Bitte.

Über die Kinder hielt dann die Medaille ihren Einzug in die Familien. Gleichzeitig verteilten wir kurzgefaßte Erklärungszettel, damit so jeder auch den Ursprung und tieferen Sinn kennenlernte. Denn durch das Tragen der “Wunderbaren Medaille” und das gläubige Beten der eingeprägten Anrufung soll in uns das Vertrauen auf die mütterliche Fürbitte Mariens gestärkt werden.

Was könnten wir uns einander Besseres wünschen, als so durch Maria ihrem Sohn mehr verbunden und IHM gleichförmiger zu werden!
Aus: “Maria siegt”
 

“Das Konzil mahnt alle Kinder der Kirche, die Verehrung der seligsten Jungfrau, vor allem die liturgische, großmütig zu fördern, aber auch die Gebräuche und die Andacht zu ihr, die im Lauf der Jahrhunderte vom Lehramt empfohlen wurden, hochzuschätzen...”
(Paul VI. in “Christi matri”)

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Vom Tode errettet

Durch einen Bekannten kam das Heftchen “Erlebnisse mit der Wunderbaren Medaille heute” in unser Haus. Seit vielen Jahren tragen alle Mitglieder unserer Familie die Wunderbare Medaille. Am 8.April 1960 wurden wir durch sie auf wunderbare Weise vom Tod errettet.

An diesem Tag fuhr mein Mann, das Kind meiner Schwester und ich mit unserem Kuhgespann in den Wald, um Holz zu holen. Wir waren noch nicht lange dort, da begann ein kurzes, aber heftiges Gewitter. Hagel und Graupelschauer brauste über uns dahin. Ich hatte mich schützend vor die beiden Tiere gestellt und hing meinen breiten Mantel über ihre Köpfe. Mit beiden Händen hielt ich die Kühe an den Ketten fest. Ein Blitzstrahl streckte uns drei und die beiden Tiere zu Boden . Die Tiere waren tot, wir dagegen nur ohnmächtig. Ich selbst hatte die Ketten in den Händen und war ganz gelähmt. An der linken Seite hatte ich von der Ferse bis zur Schulter unter dem Herzen durch einen Blitzstreifen eine Verbrennung zweiten und dritten Grades. Mein Mann konnte etwas später wieder aufstehen und Hilfe holen. Ich kam ins Krankenhaus. Alle waren sprachlos. Fünf Ärzte konnten es sich nicht erklären, wieso ich noch am Leben sei. Ich zeigte auf meine Medaille und sagte offen heraus: “Das verdanke ich dieser!”

Ich werde nie den Augenblick vergessen, als ich so steif und starr, vollkommen blind, aber nach kurzer Bewußtlosigkeit wieder klar denkend, die Todesangst in allen Gliedern, dachte, das ist das Letzte für dich, und wie ich Maria und Josephlaut, aber wie einer, der am Ersticken ist, um Hilfe rief . Danach konnte ich lange nicht mehr sprechen. Ich war nur neun Tage im Krankenhaus und ging mit offenen Wunden heim, kam aber auffallend schnell wieder zu Kräften. Mein Mann und das Kind kamen mit dem Schrecken davon. Gott sei Lob und Dank, ganz besonders auch Maria und Joseph!

Es ist dieses alles genau so vorgekommen, wie es geschildert ist; das kann die ganze Umgebung bezeugen.
Nach Kurat K. M. Harrer
 

Es wäre schön, wenn auch Sie durch das Tragen dieser Medaille Ihr Vertrauen und Ihre Liebe zur Gottesmutter bezeugen und sich durch dieses Zeichen ganz besonders unter ihren mächtigen Schutz stellen würden. Sicherlich machen Sie unserer himmlischen Mutter eine Freude, wenn Sie auch in Ihrem Bekanntenkreis auf die Wundertätige Medaille hinweisen und sie verbreiten helfen.

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“Eines Tages kam mir ein Gedanke”

Während des letzten Krieges war ich in der Oberaufsicht eines größeren Bahnhofes beschäftigt. Der Chef, ein Amtmann, war ein eingefleischter Parteimann. Ich war, obwohl Beamter, nicht in der Partei. Habe mich immer dagegen gewehrt, was mir aber manche trübe Stunde brachte. Sehr oft mußte ich mir zynische, höhnische Bemerkungen gefallen lassen, auch in Gegenwart anderer. “Der Schwarze, der sich die Knie wund rutscht”, und noch viel gemeinere. Es war oft sehr schwer, dabei ruhig zu bleiben.

Aber eines Tages kam mir ein feiner Gedanke. Der Chef mußte, um in sein Büro zu kommen, durch das meinige. So habe ich in die Türfüllung, also zwischenTürleiste und Mauer, eine Wundertätige Medaille gesteckt. Und eigenartig, vondiesem Tag ab habe ich von dem Chef kein unfreundliches Wort mehr gehört . Er war immer sehr nett zu mir. War dies nicht fast wunderbar?

Ja, der Wert einer “Wundertätigen Medaille” ist unschätzbar, wenn man rechtes Vertrauen hat.
E.K., Inspektor i. R.
 

Wenn aber trotz allen Vertrauens auf die Medaille unsere irdischen Bitten nicht erhört werden, schenkt Gott in seiner Weisheit Größeres, Besseres. Sein Wille geschehe immer und überall! 

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Sie trugen mit Vertrauen das geweihte Gnadenzeichen

Es war im November 1951 in N. im Schwarzwald. Wie immer teilte ich am Schluß der eucharistisch-marianischen Woche die Wundertätige Medaille aus. Eine Krankenschwester gab zwei dieser Medaillen einem protestantischen Geschwisterpaar, einem Mädchen von etwa 23 Jahren und seinem jüngeren Bruder. Beide nahmen sie gerne an und trugen mit Ehrfurcht und Vertrauen das hochgeweihte Gnadenzeichen. Am neunten Tag klopften beide am Pfarrhaus an und baten um Aufnahme in die katholische Kirche. Dreieinviertel Jahr später, am 6. Febr. 1955, ist wiederum Schlußfeier einer solchen eucharistisch-marianischen Woche in A. am Oberrhein. Bei der Predigt erzähle ich von dieser auffallenden Bekehrung zweier protestantischer Geschwister in N. Nach der Schlußfeier kommt eine junge Frau in die Sakristei, zeigt mir freudestrahlend die hochgeweihte Medaille am Hals und ruft:

“Hier ist die Medaille! Ich bin dieses Mädchen von N. Die liebe Gottesmutterhat meinen Bruder und mich wunderbar zur katholischen Kirche geführt . Nachdem wir ihre Medaille trugen, trieb es uns innerlich ganz stark an, katholisch zu werden. Wir sind glücklich geworden. Ich habe einen katholischen Mann geheiratet und wohne seit vier Wochen hier in A. Ich habe hier Ihre Woche mitgemacht, wußte aber nicht, daß Sie derselbe Prediger sind wie in N. Als Sie vorhin bei der Predigt von der Bekehrung der Geschwister in N. sprachen, da stieß freudig erregt mein Mann mich an und sagte: ‘Das bist ja du!' Ich freue mich nun sehr, Sie persönlich kennenlernen zu dürfen als das Werkzeug des Himmels, das praktisch meine Konversion einleitete, weil ich ja damals in N. die Woche nicht mitmachte. Seit 1951 trage ich Ihre Medaille immer am Hals in Dankbarkeit.”

Solche Bekehrungen und auch Heilungen habe ich schon oft erleben dürfen. Hat doch die Gottesmutter 1830 bei den Erscheinungen in Paris gesagt: “Laß nach diesem Muster eine Medaille prägen! Wer sie trägt, wird große Gnaden empfangen. Aber man bete, man bete!” -
(Pfr. Peter M. Weihmann)
 

Martin Luther schrieb 1521 in seiner Erklärung des Magnifikat: “In einem Wort hat man alle ihre Ehre zusammengefaßt, so man sie Gottesmutter nennet; niemand kann Größeres von ihr noch zu ihr sagen, wenn er gleich so viele Zungen hätte, als Laub und Gras, Stern am Himmel und Sand im Meere ist. Es will auch mit Herzen bedacht sein, was das heißt, Gottesmutter zu sein.”

Und der bekannte evangelische Pfarrer und Schriftsteller Richard Baumann schreibt:
“Maria ist eine reine, heilige Jungfrau, des höchsten Lobes und der Nachfolge wert; von ihr ist Christus, der Sohn Gottes, geboren, weshalb dieser ihr Sohn, sie aber Mutter Gottes genannt wird; als solche bittet sie für die Kirche”, so steht in unseren evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften. “Bekennen wir diese Wahrheit wieder neu? Wenn ja, dann ist das ‘Auf ewig geschieden' Maria gegenüber beendet; eine Basis ist wieder entdeckt, die durch den Hl. Geist, der die ganze Christenheit auf Erden jetzt sammelt und erleuchtet, ausgestreut wird bis hin zu dem rechten, einigen Glauben.”

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Glücklich wie ein Erstkommunikant

Als im Jahr 1929 im Regensburger Krankenhaus der Barmherzigen Brüder auch eine Lungenabteilung eröffnet wurde, war ich als Frater bei der Einrichtung der Räume mitbeteiligt. Ich brachte damals hinter jedem Weihwassergefäß auch eine Wundertätige Medaille an in dem festen Vertrauen, daß durch die Fürsprache Mariens kein Sterbender ohne die hl. Sakramente in die Ewigkeit hinübergehen möge. Dieses mein Vertrauen wurde nie enttäuscht, auch nicht in hoffnungslosen Fällen.

Einer der Patienten, Hans N., bereitete uns besondere Sorgen. Als wir ihn vorsichtig auf den Ernst seiner Krankheit aufmerksam machten und ihm nahelegten, sich auf das Sterben vorzubereiten, war er sehr aufgebracht; er nahm keinen priesterlichen Beistand an; er wies auch unsern guten P. Basilius schroff zurück. Evangelische Mitpatienten redeten ihm gut zu: “Hans, denk doch daran, daß es mit dir ernst steht! Du wirst nicht mehr gesund. Bereite dich vor!” Alles Reden war umsonst.

Nun legte ich eine Wundertätige Medaille unter das Kopfkissen des Schwerkrankenund begann mit einer kleinen Novene . Am 9. Tage der Novene wußte ich, daß der Patient sehr bald sterben werde. Jetzt stellte ich, ohne zu fragen, den Versehtisch auf: “Hans, sei doch vernünftig, benütze die Gnade, die dir jetzt noch angeboten wird!” Hans drehte sich an die Wand. Ich ging zu Tisch - es war schon nachmittags 2 Uhr - ich brachte ihm nachher eine Tasse Milch. Da war er verweint und ganz ruhig. Als ich den Krankenraum verließ, betete ich ein Ave-Maria und wollte mich gerade um die andern Kranken umsehen, da läutete Hans, ich konnte es kaum fassen; er verlangte nach dem Pater, er wolle beichten.

Der Priester kam sofort, hörte seine Beichte, spendete ihm die hl. Wegzehrung, gab ihm das Sakrament der Krankenölung und den Päpstlichen Segen. Ich habe keinen Erstkommunikanten glücklicher gesehen, als jetzt unser Hans war. Er empfing am Sonntag und Montag nochmals die hl. Kommunion und ging im Frieden des Herrn in die Ewigkeit.

Seine leibliche Schwester, die in der Wäscherei des Krankenhauses angestellt war, hatte vorher mit all ihrem Zureden nichts erreicht. Sie war nun überglücklich, daß ihr Bruder eine gute Sterbestunde erlangt hatte.

Wie danke ich der Muttergottes, daß sie durch ihre Fürsprache diese Bekehrung erwirkt hat!
München, 19.6.1969 Frater Franz Xaver
 

Weil die Seele eines Menschen das Kostbarste ist, das Gott erschaffen, darum gilt die mütterliche Sorge ihres Herzens zuerst den Seelen - deren Rettung, deren Vollendung.

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AUFFALLENDE HEILUNGEN an CHRISTEN und MOHAMMEDANERN

Pater Benedikt Stolz OSB berichtet aus dem Hl. Land aus neuester Zeit.

Vor nicht langer Zeit wurden mir aus München einige Bändchen der Kleinschrift “Erlebnisse mit der Wunderbaren Medaille heute” zugeschickt, die mich nicht wenig beeindruckten und mich bewogen, die Medaille bei der ersten besten Gelegenheit zu empfehlen. Und diese kam bald. Hier folgen einige Erlebnisse.

Sie konnte wieder aufstehen und umhergehen
Eine junge Mutter von vier Kindern, Naime Ma'luf mit Namen, kam in unser Heiligtum und ersuchte um das Gebet für ihre Mutter, die in den folgenden Tagen operiert werden sollte. In Anbetracht ihres Alters war eine erneute Bruchoperation nicht ohne Gefahr. Ich übergab Naime eine “Wundertätige Medaille”, die sie ihrer Mutter überreichen oder unter das Kopfkissen legen sollte, natürlich unter entsprechend vertrauensvollem Gebet.

Noch am selben Tag wurde Naime, die in Jerusalem wohnte, von der Hospitalleitung in Nazareth telefonisch aufgefordert, am Tag der Operation in der Nähe ihrer Mutter zu sein.

Am nächsten Tag begab sich Naime in aller Frühe zunächst in die hl. Grabeskirche, wo sie die hll. Kommunion empfing, und fuhr dann, beständig den Rosenkranz betend, mit der ersten sich bietenden Fahrgelegenheit nach Nazareth. Es war ein großer Omnibus, aber völlig leer, abgesehen von einer säuberlich gekleideten Fellachin, die still und bescheiden im Wagen saß. Der Busfahrer forderte keine Bezahlung und fuhr ohne Aufenthalt in 2½ Stunden nach Nazareth.

Naime sah in dieser günstigen Fahrgelegenheit eine besondere Fügung der göttlichen Vorsehung, da sie an diesem Tage noch vieles zu Ehren der unbefleckten Gottesmutter zu leisten hatte. Als sie gegen 10 Uhr im Krankenhaus ankam, erfuhr sie, daß ihre Mutter sich bereits seit zwei Stunden im Operationssaal befinde. In ihrer Angst um das Wohlergehen ihrer teuren Mutter, begann sie laut den Rosenkranz zu beten, trotz der Spöttereien einer protestantischen Bettnachbarin ihrer Mutter. “Warum betest du zu Maria? Sie ist eine Frau wie du und ich; sie kann dir nicht helfen. Du mußt zu Gott selber beten!” Naime ließ sich dadurch nicht beirren und antwortete der Protestantin: “Du täuschst dich. Maria ist keinegewöhnliche Frau. Sie ist die heilige Jungfrau, die Mutter Christi, die Mutter Gottes . Wir sind sündhafte Menschen. Sie ist auch unsere Mutter. Sie kann und will uns helfen. Sie wird auch meiner Mutter helfen.” Dann betete sie zuversichtlich mit großer Inbrunst weiter.

Inzwischen war die Operation zu Ende; Naimes Mutter Alice wurde wieder in den Krankensaal gefahren und umgebettet. Sie war immer noch bewußtlos infolge der vorhergehenden Chloroformierung. Naime kniete sich nun vor das Krankenlager ihrer Mutter und betete inständig den hl. Rosenkranz. Auch legte sie die geweihte Medaille unter das Kopfkissen der Operierten. Es war noch keine Stunde vergangen, da erwachte diese und richtete sich auf. Sie fühlte sich so wohl, daß sie ohne Hilfe aufstehen und umhergehen konnte zum großen Erstaunen der Kranken und Krankenpflegerinnen.
 

“... dann mußt du mit mir beten!”
Die protestantische Nachbarin, die noch kurz vorher gespottet hatte, wandte sich an Naime mit den Worten: “Du bist eine Heilige! Ich küsse deine Füße und bitte dich, auch für mich zu beten, wie du für deine Mutter gebetet hast.” - “Wenn du willst, daß ich für dich bete”, antwortete diese, “dann mußt du mit mir beten. Schenke dein Herz der hl. Jungfrau, und du wirst sehen, daß sie auch dir helfen wird!” -Nun mußte aber die Protestantin erst das Ave-Maria erlernen ; Naime erklärte ihr auch das Rosenkranzgebet. Und siehe, bald beteten beide zusammen langsam und andächtig den Rosenkranz.

Naime befestigte die Medaille der Kranken an deren Nachtjacke und forderte sie auf, zu sagen: “Heilige Jungfrau, hilf mir!” Imm Salim, so hieß die Protestantin, war auf der rechten Seite gelähmt und konnte weder Hand noch Fuß bewegen; ihr Mund war verzerrt, und das rechte Auge zuckte beständig. Schon fünf bis sechs Monate befand sie sich in diesem Zustand, und bereits 13 Tage hatte sie im Krankenhaus zugebracht. Nach etwa einer Stunde, es war gegen vier Uhr nachmittags, bemerkte sie plötzlich, daß sie wieder Hand und Fuß bewegen konnte . “Ich bin geheilt!” rief sie ihrer Schwester zu, die eben zu Besuch gekommen, an ihrer Seite stand. “Komm und sieh! Ich kann meine Glieder wieder bewegen.” - “Siehst du nun, wie die hl. Jungfrau hilft!” bemerkte Naime voll Freude. Und jene gab zur Antwort: “Ich will jetzt auch die hl. Jungfrau so wie du verehren. Hol mir einen Priester deiner Kirche, in der die Gottesmutter verehrt und geliebt wird! Ich will auch katholisch werden.”
 

Die Operation war nicht mehr nötig
Imm Salim war nicht die einzige, die an diesem Tage Heilung fand. Auch der etwa 20-jährigen Anice aus R. sollte geholfen werden. Sie stammte aus demselben Dorf wie Imm Salim und war ebenfalls Protestantin. Sie lag in einem anderen Saal, in dem schon bekannt geworden, was sich nebenan ereignet hatte. Trotz großer Schmerzen stand sie auf und kam tiefgebeugt in den Krankensaal zu Salim und Naime. Seit mehreren Jahren litt sie an Nierenschmerzen; sie sollte noch am selben Abend gegen sechs Uhr operiert werden. “Ich stehe vor einer schweren Operation”, sprach sie zu Naime. “ Gib mir deine Medaille, damit die hl. Jungfrauauch mir helfe !” Sie erhielt die Medaille und wurde auch im Rosenkranzbeten unterrichtet. Doch nur ein Gesetzlein konnten sie vollenden, denn schon brachten Pfleger das fahrbare Krankenbett, um Anice für die Operation abzuholen. “Wenn du wiederkommst, dann werden wir weiterbeten”, tröstete Naime die Kranke, welche die in ein Tüchlein eingewickelte Medaille fest in ihrer Hand behielt. Nach der für die Operation erforderlichen betäubenden Einspritzung sollte Anice umgebettet werden. In diesem Augenblick fühlte sie einen unwiderstehlichen Drang zu urinieren. Und siehe da, unter heftigen Schmerzen gingen drei etwa zwei Zentimeter lange Nierensteine ab. Die Operation war unnötig geworden ; noch am selben Abend konnte die Geheilte in ihr Heimatdorf zurückkehren; sie war entschlossen, sich ebenfalls aus Dankbarkeit der katholischen Kirche anzuschließen, in der sie ungehindert die hl. Jungfrau verehren durfte. Nach einigen Tagen ließ sie die bereits nach Jerusalem zurückgekehrte Naime telefonisch wissen, daß sie in ihrer Heimat eine Kapelle zu Ehren der Gottesmutter auf einem ererbten Grundstück errichten wolle. Auch bat sie Naime, sie zu besuchen und viele Medaillen mitzubringen, da so viele ihrer Bekannten danach verlangten.

Doch eilen wir den Ereignissen nicht voraus. Eine andere auffallende Heilung fand noch am selben Tag, am 5. Juni, statt.
 

Zum Staunen aller mußte sie nicht mehr erbrechen
Imm Ibrahim, etwa 38 Jahre alt, war ihrer Religion nach griechisch-orthodox. Bekanntlich wird in ihrer Kirche die Panhagia, die Ganzheilige, sehr verehrt. Schon seit Monaten konnte Imm Ibrahim nichts mehr essen oder trinken, ohne es wieder erbrechen zu müssen. Sie lebte nur noch von Glukose-Einspritzungen.

Es wurden Röntgenaufnahmen gemacht, um die Ursache ihrer Krankheit zu ermitteln. Da Imm Ibrahim lange nichts mehr trinken konnte, litt sie großen Durst. Um diesen zu lindern, benetzte man mit einer nassen Watte ihre Lippen. Sie wandte sich an Naime und klagte ihr, sie sterbe vor Durst. Die Schwerkranke erhielt vondieser die Wunderbare Medaille der unbefleckten Jungfrau und auch einenRosenkranz , den sie von nun an nicht mehr aus der Hand gab. Nachdem sie vertrauensvoll zur Gottesmutter gebetet hatte, bot Naime ihr Wasser und Limonade zu trinken an mit den Worten: “Die Jungfrau wird dir helfen, bezeichne dich mit dem Zeichen des hl. Kreuzes und trinke!” Es gelang ihr ohne jegliche Schwierigkeit. Ermutigt verlangte sie nach einem kräftig belegten Butterbrot. Es wurde ihr gegeben, ebenso ein Stück Schokolade. Mit Besorgnis erwartete die Krankenpflegerin, daß Imm Ibrahim wie gewöhnlich alles wieder erbrechen müsse. Doch nichts geschah, zum Staunen aller und zur Genugtuung der wackeren Naime, die drei Ave gebetet hatte mit der Anrufung: “Ja, Adra, o Jungfrau Maria, zeige, daß ich keine Betrügerin bin, wenn ich deine Macht und Güte preise!”

Imm Ibrahim konnte wieder wie früher Nahrung zu sich nehmen . Noch wurde sie drei Tage im Hospital zurückbehalten, um festzustellen, ob die Heilung von Dauer sei.
 

Auch Nichtkatholiken erfahren wunderbare Hilfe
Der folgende Tag brachte neue freudige Überraschungen. Es hatte den Anschein, als wolle die Gottesmutter in dem Gemisch von Religionen, das Palästina bietet, sich als die gemeinsame Mutter aller Gläubigen erweisen. Im kleinen Hospital waren die Vorkommnisse am 5. Juni überall bekannt geworden. Im gleichen Saal der operierten Großmutter Alice lag auch eine griechisch-katholische Frau (Melkitin) Fahda genannt. Sie litt an Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung) und hatte eine überaus hohe Rate der Blutsenkung. Auch sie nahm ihre Zuflucht zur Mutter der Wunderbaren Medaille. Die Besserung ließ nicht lange auf sich warten. Bis zum Abend sank die BSR um ein Beträchtliches (von 40 auf 23 Grad), und nachzwei Tagen konnte sie wieder entlassen werden . Sie war so begeistert über diese schnelle Hilfe, daß sie öffentlich auf den Straßen verkünden wollte, wie die Gottesmutter sie geheilt habe.

Zwar war der sie behandelnde Arzt mit diesem Zeugnis nicht ohne weiteres einverstanden, da er den sichtlichen Heilerfolg den natürlichen Mitteln zuschrieb, die er verordnet hatte. Doch werden wir keinesfalls fehlgehen mit der Annahme, daß Maria als “Heil der Kranken” sowohl den Leidenden als auch den Ärzten ihren mütterlichen Beistand nicht versagte.

In unserem Fall hatte sich in diesem Krankenhaus die Gottesmutter zwei katholischen Frauen, einer Maronitin und einer Melkitin, gnädig erwiesen, ferner zwei Protestantinnen und einer orthodoxen Griechin. Sollten die Mohammedaner leer ausgehen? Sie, die doch, gleich den katholischen Christen, die Jungfrauschaft Mariens anerkennen und ihr den Ehrentitel “El-Adra” (die Jungfrau) geben?

In einem Nebensaal des Hospitals lag eine junge blutflüssige Mohammedanerin , Rasmije genannt. Seit 23 Tagen bereits lag sie mit hohem Fieber darnieder, abgemagert, bleich und völlig erschöpft. Schon wurde mit Bluttransfusionen begonnen, und eine Operation schien unvermeidlich. Die Kranke ließ Naime kommen und versicherte, daß auch sie die “Jungfrau” liebe. Sie bat um die Medaille . In ihrer Schwäche vermochte sie aber diese nicht zu halten. Daher legte man ihre Hand auf ein Tischlein und in die Hand die Wundertätige Medaille. Da sie die Hand nicht schließen konnte, bat sie jeden, der sich ihrem Bett nahte, die Medaille nicht zu berühren, damit sie ihr nicht aus der Hand falle. Naime betete für sie den Rosenkranz, da die Mohammedanerin selbst nichts anderes zu sagen wußte als: “Ja, Adra, o Jungfrau!” Auch ihr Vertrauen blieb nicht unbelohnt. Hatte sie noch gegen 5 Uhr abends 39,3 Fieber, so sank es bis um 6 Uhr auf 37,5, und der Blutflußwar beendet . Die Medaille konnte sie nicht mehr zurückerstatten. Irgend jemand hatte sie aus ihrer Hand genommen, ohne daß sie es bemerkte. Um sie zu trösten, gab ihr Naime ihre eigene St.-Benediktus-Medaille, denn sie wollte nicht ohne Medaille sein.

Als Naime das Hospital verlassen mußte, um in Jerusalem ihren häuslichen Pflichten nachzukommen, mußte sie Kranken und Gesunden das Versprechen geben, sobald als möglich wiederzukommen und allen eine Wunderbare Medaille mitzubringen. Naime hielt Wort und brachte nach einigen Tagen viele Medaillen und damit unermeßlich viel Trost und Freude ins Krankenhaus.
 

“Ich kann jetzt wieder gehen”
Durch all diese Erfahrungen angespornt und mit vielen neuen Medaillen ausgerüstet, suchte Naime nun auch in ihrer Umgebung, bei Bekannten in Jerusalem, deren Leid zu beheben, und zwar durch die vertrauensvolle Anrufung der unbefleckten Jungfrau.

Rafiha Sama, ihrer Religion nach griechisch-orthodox, hatte seit zwei Jahren einen stark geschwollenen Fuß und Schmerzen in den Knien , so daß ihr das Gehen große Pein verursachte. Sie nahm die ihr angebotene Wunderbare Medaille an und wandte sich vertrauensvoll an die Gottesmutter, die ihr auch ihre Hilfe nicht versagte. Ich traf sie Mitte Juli dieses Jahres im Haus der Familie N.N. Sie erzählte mir voller Freude und Dankbarkeit: “Ich kann jetzt wieder ohne Schwierigkeiten gehen.”
 

Krebsartiges Geschwür am Auge plötzlich verschwunden
Wenige Tage darauf wurde mir am 27.7.1968 ein etwa 40-jähriger Bäckergehilfe, Junis M.S., Vater von vier Kindern, vorgestellt. Er wollte mir selbst erzählen, wie die Jungfrau durch die Medaille ihm geholfen habe, so daß seine Familie nicht brotlos wurde. Er hatte seit langer Zeit ein bösartiges Geschwür am rechten Auge. 3-4 Monate machte es ihm große Sorge. Er suchte zunächst in einer Klinik von Er-Richa Hilfe. Dort verwies man ihn an die Augenklinik der Malteser in Jerusalem, da man Krebs vermutete. Hier wurde ihm nach einer Untersuchung gesagt, er bedürfe spezieller Behandlung, die ihm im Hospital der Augusta-Viktoria-Stiftung zuteil werden könne. Er begab sich also dorthin. Hier wurde festgestellt, daß es sich tatsächlich um einen Krebsschaden handle, der operiert werden müsse. Er solle sich bereit machen für zwei bis drei Wochen Aufenthalt im Krankenhaus und am 11.7. kommen.

Junis war sehr betrübt über diesen Bescheid, besonders seiner Familie wegen. Wer sollte seine Kinder ernähren, da ohnehin sein karger Tagelohn kaum für das tägliche Brot seiner vielköpfigen Familie ausreichte. Er verabschiedete sich von seinen Freunden und Bekannten, auch von der Familie Ma'luf. Dort kamen ihm die Tränen ob seiner Not. Naime munterte ihn auf zum großen Vertrauen auf die hl. Jungfrau, die ihm helfen werde und auch dafür sorgen könne, daß keine Operation notwendig sei.

“Liebst du die Adra?”, fragte sie den tiefgläubigen Mohammedaner. - “Ja, selbstverständlich”, war die Antwort. “Willst du auch eine Medaille der Jungfrau haben?” - “Ja, bitte, gib sie mir schnell, schnell, wenn du eine hast!” Es war zwei Uhr nachmittags - 11. Juli. Um drei Uhr begab sich Junis zum Hospital. Gegen fünf Uhr wurde er wieder untersucht, und der Entscheid des Arztes lautete: “Morgen um acht Uhr mußt du operiert werden.”

Man kann sich vorstellen, wie innig dieser Vater von vier meist kleinen Kindern in der kommenden Nacht gebetet hat! Seine Liebe zur Adra hatte sich schon vor drei Jahren einmal bewährt. Damals hatte er mit dem Vater der Naime an der griechisch-orthodoxen Kirche zu Taibeh gearbeitet und war von einer beträchtlichen Höhe (wohl über zehn Meter) auf einen Haufen Bausteine heruntergestürzt. Während des Fallens konnte er nur noch rufen: “Ja, Adra, Chadr, o Jungfrau, o Chadr (St. Georg).” Und siehe, er langte völlig heil und unverletzt auf dem Steinhaufen an, ohne auch nur eine Schramme davonzutragen. Zum Dank hatte er damals in manchen Kirchen zu Ehren der Jungfrau und des mächtigen hl. Georg Kerzen angezündet. Er hatte also schon Erfahrung. - Als er sich am nächsten Morgen wiederum dem Arzt stellte, war jede Spur des früheren Leidens verschwunden. “Du kannst wieder nach Hause gehen”, war jetzt die Weisung des Arztes, “da ist nichts mehr zu operieren”.
 

Auffallender Schutz mitten im Bombenhagel
Ich möchte zum Schluß den auffallenden Schutz nicht verschweigen, den die Gottesmutter ganz offenbar dem Institut der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz während des Sechstagekrieges im vergangenen Jahr 1967 zukommen ließ. Diese große Wohlfahrtsanstalt, in der ohne Rücksicht auf religiöse oder nationale Unterschiede etwa 400 arme Kinder und Greise, Kranke, Blinde und Bresthafte mit rührender Liebe betreut werden, liegt nahe der alten Stadtmauer, die die jüdische Neustadt von der arabischen Altstadt trennt, und war der heftigen gegenseitigen Beschießung am 5. und 6. Juni 1967 unmittelbar ausgesetzt. An allen Türen und Fenstern hatten jedoch die frommen Schwestern die Wunderbare Medaille angebracht. Diesem Umstand und dem vertrauensvollen Gebet zur unbefleckten Jungfrau Maria schreiben die Schwestern den auffallenden Schutz zu, der ihnen zuteil wurde. Trotz seiner Lage mitten in der Feuerlinie hat das Haus nicht den geringsten Schaden genommen .

Auffallend ist immer wieder, daß Maria gerade den Ärmsten und Bedrängtesten ihre mütterliche Fürsorge zukommen läßt. Ihr sei Lob und Dank dafür alle Zeit!

“Großer Ruf” 1968

Das II. Vatikanum sagt:
Der Kirche bereitet es große Freude und großen Trost, daß auch unter den getrennten Brüdern solche nicht fehlen, die der Mutter des Herrn und Erlösers die gebührende Ehre erweisen, dies besonders unter den Orientalen, die sich zur Verehrung der allzeit jungfräulichen Gottesmutter mit glühendem Eifer und andächtiger Gesinnung vereinen. Alle Christgläubigen mögen inständig zur Mutter Gottes und Mutter der Menschen flehen, daß sie, die den Anfängen der Kirche mit ihren Gebeten zur Seite stand, auch jetzt, im Himmel über alle Seligen und Engel erhöht, in Gemeinschaft mit allen Heiligen bei ihrem Sohn Fürbitte einlege, bis alle Völkerfamilien, mögen sie den christlichen Ehrennamen tragen oder ihren Erlöser noch nicht kennen, in Frieden und Eintracht glückselig zu einem Gottesvolk versammelt werden, zur Ehre der heiligsten und ungeteilten Dreifaltigkeit.

     Inhaltsverzeichnis

WIR DÜRFEN UNS
IN MARIENS SCHUTZGEWAND HÜLLEN

Wie die Wunderbare Medaille, so ist auch das Skapulier für alle Vertrauenden ein segenbringendes Sakramentale. Das Skapulier von dem Unbefleckten Herzen Mariens, das sogenannte Grüne Skapulier , ist ein Stückchen grünen Stoffes, das auf der Innenseite das Bild der Gottesmutter zeigt und auf der anderen Seite ihr flammenumlodertes, schwertdurchbohrtes Herz. Am 28. Januar 1840 hatte die allerseligste Jungfrau in Paris dieses Skapulier, das ihr Schutzgewand versinnbildet, in einer Erscheinung der tieffrommen Schwester Justine Bisqueyburu gezeigt und hernach nochmals bestätigt. Schwester Justine erhielt den wichtigen Auftrag, dieses Skapulier überall bekanntzumachen. Dies würde ähnlich wie die Wunderbare Medaille Schutzund Segen für den Leib und besonders die Bekehrung der Ungläubigen und Sünder erwirken.

Auch das Grüne Skapulier ist ein Geschenk des mütterlichen Herzens Mariä. Durch dieses sollte die Liebe und die Macht ihres Herzens aller Welt in besonderer Weise kundgetan werden: den Gläubigen zur Verehrung und den Sündern zur Rettung . Ein wahrhaft demütiges Vertrauen nimmt dieses Angebot gerne an. Es folgen hier einige

recht tröstende Beispiele,
die der Verfasser dieses Marienbüchleins in letzter Zeit von dankbaren Seelen mitgeteilt bekommen hat.

       M. H., Oberviechtach - 1 7. 3. 1966
Eine große Bäuerin unserer Gemeinde, 33 Jahre alt, Mutter von sieben Kindern, erkrankte nach der Geburt des achten Kindes (Fehlgeburt) sehr schwer. Durch eine Embolie (Blutgerinnsel) wurde sie nach ihrer Rückkehr vom Krankenhaus an Armen und Beinen gelähmt . Es bestand große Gefahr für ihr Leben. Voll Mitleid brachte ich der lieben Bekannten sofort ein Grünes Skapulier und begann mit ihren Angehörigen eine Novene zur Unbefleckten. Die Lähmung ging bald zurück; die Frau gesundete und schafft wieder in ihrem großen Betrieb mit voller Kraft. (Nachtrag vom September 1969: Bis heute - drei Jahre danach - ist sie vollkommen gesund und einsatzfähig geblieben.)
 

       Schwester M.M., Herrieden - 23.3. 1966
Ein Säugling in unserem Heim weinte schon fast zwei Tage ununterbrochen. Wir wußten uns gar nicht mehr zu helfen. Da legte ich dem Kind ein Grünes Skapulier und ein Bildchen vom gottseligen Bernhard Lehner unter sein Kopfkissen. Schon nach ein paar Minuten war das Kind still; es schlief ein und schlief ungestört von einer Mahlzeit zur andern. Ich erzählte dies der evangelischen Mutter des Kindes. Sie war sehr dankbar für diese Hilfe.
 

       F.G., München - 30.1.1967
Vor einigen Tagen war der Gesundheitszustand unserer hochbetagten Mutter sehr besorgniserregend. Meine Schwester legte sofort betend ein Grünes Skapulier unter Mutters Kopfkissen. Nach kurzer Zeit schon trat auffallend Besserung ein. Und, so schrieb mir die Tochter später, die damals fast 100-jährige durfte noch zweieinhalb Jahre leben. Wir waren sehr dankbar dafür.
 

       M. K., Solbad Hall/Tirol - 14.2.1967
Nach einem unglücklichen Sturz schwoll mein Knie stark an. Ich konnte es nicht mehr bewegen, konnte nicht mehr auftreten und vor Schmerzen nicht mehr schlafen. Da fiel mir ein, daß ich unter meinem Kopfkissen ein Grünes Skapulier hatte. Ich nahm es und legte es betend auf die kranke Stelle. Und denken Sie, so schreibt die Frau, fast augenblicklich hörten die großen Schmerzen auf. Ich dankte von Herzen und schlief ein. Die Besserung hielt an. Am dritten Tag konnte ich schon eine Wallfahrt machen.
 

       O.K., Neukirchen - 29.12.1967
Es war im Oktober dieses Jahres. Fräulein M. W., mit dem ich gut befreundet war, bekam heftige Kolikschmerzen. Der Arzt befürchtete neuerdings Nierensteine ; bei einer früheren Operation wurden solche schon einmal entfernt. Der Versuch, den inzwischen durch Röntgenaufnahme festgestellten eingeklemmten Nierenstein mit einer Schlinge zu entfernen, gelang nicht. Eine neue Operation schien unausweichlich. In dieser Not brachte ich der Schwerkranken ein Grünes Skapulier mit der Bitte, ein rechtes Vertrauen zu haben. Und es war auffallend -nach kurzerZeit löste sich zur Freude aller der eingeklemmte Stein . Man konnte ihn ohne Operation leicht entfernen.
 

        H. K., Simbach/Inn - 1.3.1968
Ich gab einer Beamtin aus Wien das Skapulier vom Unbefleckten Herzen Mariens. Diese überbrachte es einem schwerleidenden greisen Priester, der seit Jahren schon böse Beine hatte. Ärztliche Hilfe konnte die Beine nicht heilen. Der Priester legte voll Vertrauen dieses Sakramentale auf. Sein Vertrauen wurde belohnt. Die Bekannte schrieb mir: “ ”Beide Beine sind geheilt. Zum Dank ließ der Geheilte sofort 200 Skapuliere kommen und verteilte sie.”

... und immer neue Dankesbriefe

         L. Chr. Luzern/Schweiz - 29.12.1968
“Vor zwei Jahren lag mein Mann im Reformierten Krankenhaus im Sterben. Er wollte absolut keinen Priester haben. Da legte ich ihm in die Schublade seines Nachtkästchens ein Grünes Skapulier. Und ich betete in meiner Seelennot halbe Nächte zur Mutter aller Gnaden. Denken Sie, drei Tage vor seinem Tod verlangtemein Mann plötzlich nach dem Priester und bat um die hl. Wegzehrung . Er empfing sie mit großer Andacht. Bis zum letzten Atemzug betete er mit meiner Tochter und mir. Er ist gut gestorben.”

Am 16. Jan. 1969 berichtete diese Frau einen ähnlichen Fall: Ein Mann, der viele Jahrzehnte lang keinerlei Religion praktiziert hat, wandte sich als Schwerkranker wieder seinem katholischen Glauben zu. Ich hatte ihm gelegentlich eines Krankenhausbesuches ein Grünes Skapulier mitgebracht und ihm von der Segenskraft dieses Sakramentales erzählt. Vierzehn Tage vor seinem Tode empfing er die heiligen Sterbesakramente und starb gottergeben.
 

       B.S., Bergzabern - 11.3. 1969
Heute darf ich Ihnen eine erfreuliche Mitteilung machen. Unsere Heiminsassin M. B. (61) war infolge ihrer Vertreibung aus der Heimat (1945) der Kirche vollkommen entfremdet worden. Sie war durch und durch verbittert. Dank der Fürbitte der Gottesmutter, deren Skapulier wir der Schwerkranken auflegten, bekehrte sie sich aufrichtig. Mit Tränen in den Augen bat sie mehrmals um Verzeihung für alles Unrecht, das sie Gott und den Menschen angetan. Ich betete viel mit ihr in den großen Schmerzen, die sie geduldig ertrug. Sie starb eines seligen Todes.
 

       L.P., Lahr - 12.3. 1969
Unsere Bezirkskrankenschwester berichtete mir eines Tages von einem Patienten, der keinerlei Verbindung mit Gott hatte und wollte. Ich gab ihr sofort mein Grünes Skapulier und versprach mein Gebet. Die Schwester brachte das Skapulier in der Krankenstube an und betete tagelang mit tiefem Vertrauen um die Bekehrung des Todgeweihten. Das Vertrauen wurde belohnt. Der Mann verlangte nicht nur einmal, sondern mehrmals vor seinem Tod nach dem eucharistischen Herrn. Ja, seine ganze Familie kam durch ihn wieder zur Kirche zurück.
 

       Schwester M.B., Bulawayo/Rhodesien - 24. 7. 1969
Hochwürden, bitte senden Sie doch viele geweihte Skapuliere! Erst dieser Tage erzählte mir eine Negerfrau, daß ihr Mann bei einem schweren Grubenunglückganz heil davongekommen war . Die Frau hatte ihm ein Grünes Skapulier ins Hemd genäht; sie ist der Überzeugung, daß sie nur der lieben Gottesmutter diesen auffallenden Schutz zu verdanken habe. Das Skapulier wirkte wie ein schützendes Gewand.
 

       Schwester M.A., Cambridge/Südafrika - 25.8.1969
Vielmals “Vergelt's Gott” für die Skapuliersendung in unsere Mission. Sie glauben nicht, wieviel Abnehmer ich unter den Schwarzen und Weißen, die unser Hospital aufsuchen, immerzu habe. Die Skapuliere vom Unbefleckten Herzen und die Wunderbare Medaille sind sehr begehrt und geschätzt.

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“Ihr müßt die Skapuliere
zu Hunderttausenden verbreiten!”

(Theres Neumann)

Schwester Manuella aus Düsseldorf schrieb mir unter dem 9. 4. 1968: “Es war am 12. Sept. 1962. Ich machte mit einer befreundeten Familie Besuch bei der Resl von Konnersreuth. Resl brachte ihre große Freude zum Ausdruck, daß wir seit langem schon die Grünen Skapuliere weithin verbreiteten. Als ihr die mich begleitende Familie eine Geldspende gab, nahm sie diese und gab sie mir mit der Bitte, alles für die Ausbreitung der Grünen Skapuliere zu verwenden. Ich sehe Resl heute noch vor mir stehen und höre ihre ernsten Worte:

‘Ihr müßt die Grünen Skapuliere zu Hunderttausenden verbreiten. Die Muttergottes wird verehrt und die Seelen werden bekehrt.' Sie gab dann jedem von uns einen Rosenkranz. Sechs Tage danach war sie schon in der Ewigkeit (18. Sept. 1962). Diese ihre Worte wurden mir gleichsam wie ein Testament. Sie bleiben mir unvergessen.”

Der Fatima-Arbeitskreis in Düsseldorf hat seitdem mit den treuen Helferinnen schon Hunderttausende von Grünen Skapulieren angefertigt und verteilt. Die Schwestern vom St.-Grignionhaus in Altötting und der Verfasser dieses Büchleins durften an der Verbreitung im In- und Ausland tatkräftig mithelfen.

Möge der Eifer und die Opferbereitschaft für diese gute Sache zu Ehren Mariens und zum Heil der Seelen nie erlahmen!

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III. EIN MUTTERHERZ FÜR ALLE, DIE VERTRAUEND ZU IHREN GNADENSTÄTTEN KOMMEN

Gott wählt oft bestimmte Orte , um sie zu Stätten seiner besonderen Liebe und Barmherzigkeit zu machen. Eine Atmosphäre erfüllt diese Stätten, die aus einer anderen, besseren Welt zu stammen scheint. Wir können nur dankbar sein für diese Oasen in der Wüste, für diese Raststätten am Wegesrand, wo die Ruhe wohltut, wo der Herr auf die Fürsprache seiner Mutter die Schmerzen lindert und Mut gibt, weiterzugehen.

Wer zu einer der Gnadenstätten der Gottesmutter pilgert, der kann nicht nach Hause gehen, ohne sich an ihrem Leben neu orientiert zu haben. Bei ihr werden die Pilger neu des Sinnes und Zieles ihres Lebens bewußt. Darum leuchtet sie auch heute noch den Menschen als Zeichen des Trostes und der sicheren Hoffnung voran. Darum hat das Pilgern zu ihren Gnadenstätten gerade in der heutigen Zeit der Unruhe und Unsicherheit des Lebens einen tiefen Sinn.

Wohl hört uns Maria, die Mutter, überall, wenn wir sie grüßen und um ihre Fürbitte anrufen. Es ist ja überall die gleiche Gottesmutter, aber es ist erwiesen und bestätigt, daß sie an einem Ort, wo besonders viel und vertrauensvoll zu ihr gebetet wird, ihre Fürbitte reicher erfahren läßt als anderswo, ganz unabhängig davon, ob ihr Bild und der Bau ihres Heiligtums ein Kunstwerk ist oder nicht. Entscheidend ist das kindliche Vertrauen der Beter.

Wir müßten einen Glauben wie die Kinder haben! Berge versetzend!

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Die Heilung eines Kindes,
das verblödet und gelähmt war

So lautete die Schlagzeile der Presse

Heute ist dieses Kind gesund und kräftig. Ich habe es lachend mit seinen Kameraden zum Fußballspielen gehen sehen.

Guy Leydet war bis zum Alter von fünf Jahren ein normales Kind. Dann bekam er eine akute Meningo-Encephalitis, eine Gehirnerkrankung , die das ganze Nervensystem zerstören kann. Er überstand die Krankheit, blieb aber an beiden Armen und Beinen gelähmt und litt fortan an Krampfzuständen und epileptischen Anfällen. Am schlimmsten aber war ein progressiver geistiger Verfall, der mit vollständiger Idiotie endete.

“Er hat uns nicht einmal mehr erkannt”, sagte seine Mutter. “ Er konnte überhauptnicht mehr sprechen . Das ganze kleine Vokabular, das er vor seiner Erkrankung beherrscht hatte, war ihm verlorengegangen. Er konnte nicht einmal mehr seine Mutter rufen. Aus seinem Mund kamen nur noch die gurgelnden Laute, wie sie idiotisch Geborene hervorbringen. Er verlernte zu essen, und man mußte ihn füttern, weil er den Löffel nicht mehr zum Mund führen konnte. Er beschmutzte sich, ohne zu merken, was er tat.” Und dieser Zustand hielt beinahe zwei Jahre an. Seine Eltern waren durch die Bemühungen, ihn zu heilen, beinahe bankrott gegangen. Sie versuchten es mit jeder Behandlung und jeder Therapie, die auch nur die geringste Hoffnung zuließ. Aber alles war vergebens. Die Ärzte erklärten jeden weiteren Versuch für zwecklos und fällten das furchtbare Urteil: Unheilbar!

“Dann dachten auch wir wie tausend andere, die alle menschlichen Möglichkeiten erschöpft hatten, an Lourdes .”

An einem strahlenden Herbstmorgen kamen sie mit dem Kind, das sich noch in der gleichen fürchterlichen Verfassung befand, in Lourdes an. Stumm vor Angst schoben sie ihn zum Bad. “Unsere Liebe Frau von Lourdes war unsere letzte verzweifelte Hoffnung.” Der Vater wartete draußen auf den Knien und betete mit der Menge. Drinnen tauchten mitleidige Schwestern den starren kleinen Körper ins Wasser. Daneben stand die Mutter und befürchtete einen neuen Krampfzustand, sprungbereit, ihn an sich zu reißen, wenn er aus dem Wasser kam. Man übergab ihr das Kind. Da plötzlich geschah das Unglaubliche.

Guy Leydet schlug die Augen auf, blickte sich interessiert um, streckte der Mutter die Arme entgegen und rief mit klarer kindlicher Stimme: “Mama!” Dann begann er seine Finger zu zählen, wobei er in der Art der kleinen Franzosen die einzelnen Benennungen der Finger heruntersagte. Außer sich vor Glück riß ihn die Mutter an sich und lief mit ihm aus dem Badehaus, um den Vater zu suchen. “Er hat ‘Mama' gesagt!” keuchte sie. “Er hat ‘Mama' gesagt!”

Der Vater, der es gern geglaubt hätte, aber skeptisch war, warnte sie davor, allzu viel zu hoffen. “Wir haben so oft gehofft”, erinnerte er sie, “und wurden noch jedesmal enttäuscht”.

Aber schon in den nächsten Tagen wußten sie, daß es keine Täuschung war. Der Geist des Kindes wurde zusehends wacher. Es begann zu sprechen. Es bewegteseine Arme und Beine ohne jede Schwierigkeit . Man rief den Arzt, der seinen früheren Patienten entgeistert anstarrte und zugab, daß er all das nicht verstehen könne. “Nun, so versuchen Sie, ihm alles wieder beizubringen, was er verlernt hat”, sagte er noch immer ungläubig. Die glücklichen Eltern fingen also an, ihrem Jungen alles wieder von neuem beizubringen. Es war leicht. Innerhalb eines Jahres hatte er seine normale Intelligenz zurückgewonnen. Er konnte lesen und schreiben, ja, sogar ein wenig zeichnen. Er konnte mit anderen Kindern zum Spielen gehen.

Am 26. Sept. 1947, ein Jahr nach seiner Heilung, wurde er von vierzig Ärzten im Medizinischen Büro untersucht. Dr. Dailly, ein Pädiater aus Paris, unterzog Guy zwei Stunden lang allen klassischen Tests, auf Grund derer ein Arzt das geistige Entwicklungsstadium eines Kindes beurteilt. Am Schluß dieser Untersuchung verkündete der Arzt schlicht: “Dieses Kind ist normal.”

Ich habe Guy Leydet in St. Etienne besucht. Er ist heute ein großer, gutaussehender Junge. Seine schulischen Leistungen, vor allem in Englisch, Geographie und Geschichte sind sehr gut. Ich habe seine Schulhefte angesehen. Sie sind sauber und beinahe fehlerlos, seine Zeichnungen exakt und ordentlich.

Sein Vater ist Professor an einer Handelsschule. Seine Mutter erzählte, daß sie den Jungen nächstes Jahr als Austauschschüler nach England schicken wollten. “Er ist ganz verrückt darauf, englisch zu lernen”, sagte sie lachend, “und hat sehr gute Noten in diesem Fach. Er weiß noch nicht, was er werden will. Aber ich glaube, daß er wohl Lehrer wird.” Die ganze Familie fährt alljährlich nach Lourdes, um der Jungfrau zu danken.
Ruth Cranston: “Das Wunder von Lourdes”

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Heilung von Gebärmutterkrebs

“Ich traf Madame Martin in der Küche, wo sie gerade die mittägliche Gemüsesuppe zubereitete. Sie ist eine energische Fünfzigerin.”

Im Juni 1947 hatten ihr die Ärzte noch drei Monate zu leben gegeben . “Ich litt”, so erzählte sie, “Höllenqualen. Mein Mann mußte lernen, wie man Spritzen gibt. Ich konnte keine Nacht mehr durchhalten, ohne daß der Arzt kam. Ich habe über 5.000 Morphiumspritzen bekommen .”

Die Barmherzigen Schwestern, die in der gleichen Straße wohnten, betreuten sie. Sie kamen achtmal am Tag, um sie zu waschen, anzukleiden und zu frisieren. Sie weigerten sich, Geld dafür zu nehmen. “Verwenden Sie das für sich selbst, Madame! Geben Sie das alles für Ihre Gesundheit aus!”

Die Schwestern waren es, die ihr sagten, sie müsse nach Lourdes fahren. Und sie trafen auch die nötigen Vorbereitungen. Madame Martins Mann begleitete sie. Es war am 30. Juni 1947. Die Ärzte glaubten nicht, daß sie die Reise überstehen würde. Als sie sich auf die Pilgerfahrt begab, wog sie 70 Pfund . Heute (1953) wiegt sie 154 Pfund.

Schon nach dem dritten Bad am 3. Juli 1947 bat sie, man möge sie stehend baden, obwohl sie seit Monaten nicht mehr auf den Füßen hatte stehen können. Am gleichen Abend stand sie ohne Hilfe auf und ging auf die Toilette, wo sie zum erstenmal ohne Einlauf normalen Stuhlgang hatte. Von diesem Augenblick an hatte sie nie mehr eine faulige Entleerung. Sie verspürte keinerlei Schmerzen mehr und hatte einen Wolfshunger.

Im Augenblick ihrer Heilung, an die sie so fest geglaubt hatte, verspürte sie, “wie sich in ihr etwas bewegte und ihr ganzes Wesen durchströmte. Kein Schmerz, kein Reißen, sondern eine Bewegung.”

“Das war Ihre Heilung, Madame”, sagte die Schwester, die sie betreute. Die Schwestern hatten immer an die Heilung geglaubt.

Der Glaube dieser Schwestern - wie sehr hilft er den Kranken!

Wie oft hört man: “Es war eine Ordensschwester, die mich betreute. Es war eine Nonne, die mich besuchte. Ihretwegen bin ich nach Lourdes gefahren. Diesen Schwestern verdanke ich alles.”

Heute ist Madame Martin bei bester Gesundheit. Sie macht die große Wäsche für die ganze Familie, kocht, putzt und fühlt sich glänzend. Ich sprach mit Dr. Fay. “Bestand denn Zweifel daran, daß es wirklich Krebs war?” “Nicht der geringste. Sie haben ja die Laborbefunde und die Krankenhausberichte eingesehen. Siehatte Krebs und wurde am Krebs operiert , aber nicht von uns Ärzten geheilt. Im Gegenteil. Das Übel breitete sich aus. Sie war eine sterbende Frau. Erst nach dem Bad wurde sie gesund. Sie ist in Lourdes geheilt worden - vom Krebs!” -

22 führende Internisten und Chirurgen der Pariser Krankenhäuser glaubten es nach einer gründlichen Untersuchung von Madame Martin, nach einer alljährlichen Nachkontrolle ihres Zustandes seit der Heilung, nach dem Studium der Röntgenaufnahme und der Atteste der Chirurgen und des örtlichen Krankenhauses. Am 3. Mai 1949 hatte Monseigneur Remond, Bischof von Nizza, Rose Martin als wunderbar Geheilte erklärt.
Nach Ruth Cranston: “Das Wunder von Lourdes”

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Die Lourdesheilungen
sind keine seltsamen Geschichten

etwa aus alter Zeit, die man glossieren, “auslegen” und im Licht einer “höheren Kritik” leichthin abtun kann. Es sind Tatsachen unserer heutigen Erfahrung, Tatsachen, die ehrlich anerkannt und respektiert werden müssen.

Robert Hugh Benson, der Sohn eines Erzbischofs von Canterbury, schreibt nach seinem Besuch in Lourdes: “Mehr als dreißig Jahre lang betete ich die konventionelle Formel nach, das Zeitalter der Wunder sei vorüber und die Wunder seien zur Errichtung des Christentums notwendig gewesen, heute aber, bis auf seltene Ausnahmen, nicht mehr notwendig... Und in meinem tiefsten Herzen wußte ich, wie töricht ich war... Von Lourdes sprach ich nur in Ausdrücken wie Hysterie, Autosuggestion, gallischer Phantasie und was man sonst so sagt.

Als Kind pflegte ich am Sonntagnachmittag mit meinem Vater spazieren zu gehen und seinen Ausführungen über Wunder zu lauschen. Als anglikanischer Geistlicher unterrichtete ich an Sonntagsschulen und predigte zu Kindern. Als katholischer Priester wohnte ich manchmal einer Katechismusstunde bei. Bei all diesen Gelegenheiten schien mir das Wunderbare sehr weit entfernt zu sein. Wir betrachteten es über einen Abgrund von zwei Jahrtausenden hinweg. Es war etwas, aus dem man eine Lehre ziehen konnte, etwas, was die Vorstellungskraft nährte, aber auch etwas, was so weit entfernt war, wie das Leben prähistorischer Menschen. Man nahm es zur Kenntnis, und das war alles.

Hier in Lourdes aber war es gegenwärtig und lebendig. Ich saß hinter einem gewöhnlichen Glasfenster in einer Soutane, die ein englischer Schneider gemacht hatte. Neben mir saß ein Engländer, und ich sah, wie das Wunder geschah. Fünfmal an einem Nachmittag gab Gott einen Fingerzeig, und jedesmal erhob sich einer der Sterbenden und ging sieghaft die Stufen zur Kirche empor. Zeit und Raum versanken, die Jahrhunderte schrumpften zusammen und gingen in Nichts auf. Und siehe, wir sahen das, was Propheten und Könige sehen wollten und nicht gesehen haben.”

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2000 Gelähmte In Lourdes

über 2000 Polio-Kranke (Kinderlähmung) weilten in der letzten Septemberwoche 1968 in Lourdes; 97 von ihnen, meist junge Menschen, kamen sogar in “eisernen Lungen”. Wir erhalten dazu folgenden ergreifenden Bericht:

Zunächst die Frage: Wie kam es zu dieser einmaligen Wallfahrt? Dem französischen Arzt Dr. Cattenoz, Mitglied des Komitees der Krankenträger Unserer Lieben Frau von Lourdes, kam im Jahr 1957 der Gedanke: auch für Kranke in “eisernen Lungen” muß eine Wallfahrt nach Lourdes möglich sein. Er wandte sich an die verantwortlichen Männer der französischen Eisenbahnen. Vergebens. Man sah dort in den komplizierten Atmungsapparaten unüberwindliche Schwierigkeiten. Dr. Cattenoz jedoch ließ nicht locker. Er lud die höchsten Funktionäre in sein Krankenhaus. Sie sahen mit eigenen Augen die furchtbaren, lähmenden Polio- Begleiterscheinungen. Einige Monate später rief man den Arzt nach Paris. Der Generaldirektor übergab ihm ein dickes Aktenbündel: “Bitte, Herr Doktor, hier ist Ihr Zug!” - Monatelanges Überdenken, Prüfen, viele Besprechungen, dazu das finanzielle Problem. Dr. Cattenoz veröffentlichte seine Pläne in der Zeitung unter dem Leitwort: “Ich brauche 19 Millionen!” Das war am Hl. Abend 1962. Drei Wochen später stand das Geld zur Verfügung. Die Berichte über diese Blitzaktion sind ergreifend. So haben zum Beispiel zwei junge Menschen auf alle Festlichkeiten an ihrem Hochzeitstag verzichtet und den ersparten Betrag dem “Zug der Hoffnung” überwiesen. Ende September 1963 war es soweit: alle 100 km stand ein Bahnbeamter bereit, um bei einer etwaigen Panne einzuspringen. An zwölf Stationen war ein technischer Dienst eingerichtet, alle Krankenhäuser an der Bahnstrecke waren in Bereitschaft. Diese nationale Wallfahrt war bisher einzig in der Geschichte. An ihr nahmen aus Frankreich 182 Polios teil, davon 52 in “eisernen Lungen”. Sechs Jahre waren nötig, ehe der Plan des französischen Arztes Wirklichkeit wurde. Und weitere fünf Jahre später konnte man ihn auf internationale Ebene ausweiten. Das war 1968.

Auf der Bahre und im Fahrstuhl wurden 2.000 Patienten über die Stiegen getragen. Am Nachmittag des Ankunftstages wurden die Pilger ins Kino gebracht, um sich zunächst ins Leben der hl. Bernadette vertiefen zu können. Nach der Vorstellung war es Zeit, sich zum Krankensegen mit dem Allerheiligsten auf der Esplanade einzureihen. Den Fürbitten für die Kranken fügte man verständnisvoll bei: “Herr, mach, daß ich atme!”

Tags darauf begrüßte der Bischof die Pilger an der Grotte. Fünf Polios aus fünf Nationen sprachen die “Weihe an Maria” durchs Mikrophon. Die sich anschließende feierliche Konzelebration fand auf der anderen Seite des Gave im Freien statt. Immer waren Bischöfe die Hauptzelebranten, so auch am folgenden Tag, als 50 Priester (davon 13 Polios, sieben in Rollstühlen) vor der Rosenkranzbasilika die Eucharistie feierten. Am Freitag wurde ein großes Holzkreuz vom Asyl bis zum freien Altar vor der Rosenkranzbasilika getragen, gehbehinderte Kinder begleiteten es zu beiden Seiten. Die Passionsmesse an diesem Tag feierten wiederum 50 Priester, die - auch jene in Rollstühlen - in leuchtend rotem Meßgewand einzogen. Eine französische Patientin durfte die Epistel vorlesen. Ich hatte die große Ehre, das hl. Evangelium (Jo 19,1-6) auf deutsch durchs Mikrophon vor Tausenden verkünden zu dürfen.

Am Nachmittag schloß sich die Feier des Wassers an: An der wunderbaren Quelle wurde es von Krankenträgern geholt, Pflegerinnen verteilten es an die Patienten. Auch die Konzelebration am Samstag in der Pius-Basilika (20 Priester mit 7 Rollstuhlpatienten) war etwas Erhebendes. Kardinal Martin segnete vor der Eucharistiefeier Rosenkränze, die an alle Kranken und ihre Betreuer verteilt wurden. Der Sonntag stand im Zeichen des Abschieds. Bei der letzten großen Konzelebration verlas der Kardinal eine Botschaft des Hl. Vaters, in der es unter anderem hieß:

“Ihr, liebe Brüder, gezeichnet durch die Kinderlähmung, habt selber den Mut, mit all euren Kräften am Leben dieses großen Leibes Christi, der die Kirche ist, teilzunehmen, seid ihr doch die vielgeliebten Glieder...” Am Nachmittag trafen sich die Polios nochmals vor der Grotte, und sechs Gelähmte sprachen - im Namen ihrer Nationen - der Gottesmutter den Dank für die gesegneten Tage aus.

Die sich anschließende Sakramentsprozession war insofern erstmalig in der Geschichte der Wallfahrt, als die Polios daran teilnehmen durften. Voraus gingen die “Hinkenden”, es folgten die Patienten auf den Bahren, in den Wägelchen, danach jene mit den “eisernen Lungen”, dann die Gesunden, der Klerus sowie der Kardinal mit dem Allerheiligsten, das von einem Priester im Fahrstuhl von der Basilika in die Grotte gebracht worden war.

Das schöne Wetter während dieser Wallfahrtstage machte es möglich, die Patienten in den “eisernen Lungen” weitgehend am religiösen Leben teilnehmen zu lassen. Es kostete viel Mühe, die schweren Apparate und Sauerstoffflaschen mehrmals am Tag zu transportieren, ganz abgesehen von der Sorgfalt, die hierzu erforderlich war.
Maria Dürrer
 

Die Erinnerung an diese Sonderwallfahrt wird unauslöschlich bleiben. Ob eines der Kranken geheilt wurde, steht nirgends, aber alle hatten Gnade erfahren und neue Leidenskraft.

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Durch Lourdeswasser wunderbar geheilt

Wie Mutter Sophie von Gebsattel durch ein paar Tropfen Lourdeswasser wunderbar geheilt wurde, erzählt folgender Bericht. Die eigene Tochter, die heiligmäßige Grignionschwester Maria Ancilla von Altötting, bestätigt die Wahrheit dieses Berichtes.

“Es war anfangs der dreißiger Jahre. Die Mutter war sehr krank. Sie lag im Sterben. Der sie behandelnde Hausarzt mußte dringend verreisen. Da er wußte, wie sehr Maria Ancilla ihre Mutter liebte und wie schmerzvoll es ihr war, nun zum Schluß zur Bestätigung der Todesursache noch einen fremden Arzt beiziehen zu müssen, wollte der Hausarzt den Totenschein mit der Begründung ausstellen, ihre liebe Mutter lebe höchstens noch ein paar Stunden. Bald nachdem der Arzt das Haus verlassen hatte, brachte jemand Lourdeswasser. Maria Ancilla brachte es freudig ihrer schwerkranken Mutter mit den Worten: ‘Mama, Tante Anna schicktdir Lourdeswasser . Du trinkst nun davon! Wenn die liebste Mutter dich heilt, fahren wir zur Danksagung nach Lourdes.' Maria Ancilla flößte ihrer sterbenden Mutter einige Tropfen des Lourdeswassers ein, kniete sich am Bett nieder und betete. Augenblicklich fiel die Mutter in tiefen Schlaf. Als sie aber am zweiten Tag immer noch nicht zu sich kam, wurde es der Tochter bange und sie rief nun doch einen fremden Arzt. Dieser sagte ihr dann, nachdem er die Mutter untersucht hatte: ‘Lassen Sie Ihre Frau Mutter schlafen! Sie wird nicht mehr aufwachen. Seien Sie froh, daß sie nichts mehr spürt!' Die Mutter schlief auch noch den dritten Tag,dann wachte sie plötzlich auf und fühlte sich ganz gesund . An diesem Tag kam auch der Hausarzt zurück. Er erkundigte sich sofort telefonisch, ob er Maria Ancilla behilflich sein könne beim Erledigen der vielen Gänge, die es zu machen gebe bei einem Todesfall. Sie sagte ihm nun: ‘Meine Mutter lebt und ist gesund.'

‘Das ist doch nicht möglich, das muß ich selber sehen. Ich komme sofort', war die Antwort. Wie war er erstaunt, als er wenige Minuten später die alte Dame noch etwas geschwächt, aber vollkommen gesund vorfand! ‘Wahrhaftig, hier ist ein Wunder geschehen', waren seine Worte.”

Nach einigen Monaten der körperlichen Kräftigung fuhren Mutter und Tochter nach Lourdes, um der himmlischen Mutter zu danken.
Aus: A. Weigl, “Mutter Ancilla, eine große Liebende”
 

“Alles nur Einbildung”, wie heute so manche Moderne sagen. Nein - dagegen sprechen die bezeugten Geschehnisse. - Es ist Tatsache, daß schon viele, die nicht nach Lourdes kommen konnten, allein schon durch den gläubigen Gebrauch von ein paar Tropfen Lourdeswasser Heilung gefunden haben. Die Gottesmutter lohnt jegliches Vertrauen.

Als gesunder Priester hatte der Schreiber dieses Buches die Gnade, nach Lourdes, Fatima, Loretto, La Salette, Einsiedeln zu kommen. Als Pfarrer durfte er zehn Jahre hindurch jedes Jahr vier bis fünf Pilgerzüge aus dem unteren Isargau nach Altötting führen. Seit 1956 aber - dem Beginn seiner Erkrankung - konnte er nur noch im Geist zu den Gnadenorten Mariens pilgern. Doch die Mutter segnet auch das geistige Pilgern und nimmt es als Tat. Sie segnete auch den gläubigen Gebrauch von Wasser aus Lourdes, aus Banneux, aus Montechiari (Fontanelle) usw. Und wenn der Verfasser keine Heilung in seinen langen Krankheitsjahren gefunden hat, so doch Linderung und Stärkung, Tröstung und Ergebung. Grund genug zu immerwährendem Dank.

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Was ist aus den in Lourdes Geheilten geworden?

Diese Frage wird häufig von Leuten gestellt, die sich für die Heilungen von Lourdes interessieren. Hat die Heilung lange angehalten? Konnten die Geheilten ihre frühere Tätigkeit wieder aufnehmen? Dr. Olivieri, Präsident des Ärztlichen Büros in Lourdes, gab Antwort auf diese Fragen. Er beschränkte sich auf 22 Heilungen, die in den letzten 20 Jahren von den kirchlichen Behörden offiziell anerkannt wurden .

Françoise Capitaine, Schwester Maria Margareta aus Rennes litt an akuter Nierenentzündung mit Ödemen und wurde in ihrem Kloster im Jahr 1937 geheilt. Die Heilung wurde als Wunder im Jahr 1946 anerkannt. Sie starb vor drei Jahren im Alter von 90 Jahren.

Gabriele Claunzel (Oran) litt an rheumatischer Wirbelsäulenerkrankung. Sie wurde 1943 in Algerien geheilt. Seitdem ist sie nicht mehr krank. Wir sahen sie jedes Jahr und auch noch im Jahr 1967. Sie arbeitet im Siechenhaus Unserer Lieben Frau von Lourdes.

Rosa Martin (Nizza) wurde im Jahr 1947 von einem Gebärmutterkrebs geheilt. Ich habe sie hier im Ärztlichen Büro nicht mehr wiedergesehen, aber vor zwei Jahren gab mir ein Wallfahrtsarzt aus Nizza Nachricht von ihr.

Francis Pascal (Aix), Blindheit, Gliederlähmung, wurde 1938 geheilt. Anerkannt 1949. Kommt jedes Jahr nach Lourdes. Hat seit seiner Heilung keine Augen- und Nervenbeschwerden mehr geäußert.

Maria Theresia Canin (Marseille). Wirbelsäulentuberkulose im Lenden- und rechten Hüftgelenkbereich, geheilt 1947. Heilung anerkannt 1952. 1966 sah ich sie bei der Rosenkranzwallfahrt wieder, ihr Gesundheitszustand ist wie früher ausgezeichnet.

Jeanne Fretel (Rennes), Bauchfelltuberkulose, wurde 1948 geheilt, anerkannt 1950. Ich habe sie 1965 oder 1966 wiedergesehen. Seit ihrer Heilung ist ihr Gesundheitszustand normal.

Jeanne Gestas (Bordeaux), Verdauungsstörungen mit Darmverschlüssen, wurde 1947 geheilt. 1952 als Wunder anerkannt. Im Büro habe ich sie nie wiedergesehen, aber ein Arzt aus Bordeaux gab mir über sie erfreuliche Auskunft. Oberst PelIegrin (Toulouse). Fistel nach Operation, wurde 1950 geheilt, 1953 als Wunder anerkannt. Ich sehe ihn jedes Jahr, zuletzt noch 1966, sein Gesundheitszustand ist ausgezeichnet.

Henriette B ressolle (Nizza). Wirbelsäulentuberkulose, Lähmung der unteren Körperteile, wurde 1924 geheilt, 1965 in Lyon gestorben. 1957 als Wunder anerkannt. Keinerlei Rückfall in ihr früheres Leiden.

Evasio Ganora (Italien). Hodghinsche Krankheit (krebsähnliche Lymphdrüsenerkrankung), geheilt 1950, 1955 als Wunder anerkannt. Tod durch Arbeitsunfall (er wurde von einem Traktor zermalmt). Das Jahr zuvor hatte er sich in sehr gutem Gesundheitszustand im Büro vorgestellt.

Edeltraud Fulda (Wien), chronische Schwäche der Nebennierenfunktion. Wurde 1950 geheilt, 1955 als wunderbare Heilung anerkannt. Kommt sehr oft nach Lourdes, wo ich sie im Frühjahr 1965 in sehr gutem Gesundheitszustand wieder gesehen habe.

Alice Couteault (Poitiers), multiple Sklerose , wurde 1952 geheilt, 1956 als Wunder anerkannt. Im Oktober 1966 habe ich sie wiedergesehen und untersucht. Vortreffliche Heilung.

Marie Bigot (Rennes). Halbseitige Lähmung, totale Blindheit und Taubheit . Wurde 1954 geheilt. 1956 als wunderbare Heilung anerkannt. Im Oktober 1966 bei der Rosenkranzwallfahrt im Büro von Dr. Debroise untersucht. Die Untersuchung ergab völlige Gesundheit.

Lydia B rosse (Coutances). Zahlreiche tuberkulöse Fisteln. 1930 geheilt. 1957 als Wunder anerkannt. Bei der Rosenkranzwallfahrt 1966 habe ich sie als gesund wiedergesehen.

Yvonne Fournier (Paris). Starke Nervenschmerzen des Armes, 1945 geheilt, 1949 als Wunder anerkannt. Bei der Nationalen Pilgerfahrt 1966 habe ich sie dem Büro vorgestellt. Sie erfreut sich sehr guter Gesundheit.

Madeleine Carini (San Remo). Lungen-, Bauchfell-und Wirbelsäulentuberkulose, 1948 geheilt. 1960 als Wunder anerkannt. Seit zwei Jahren kommt sie nicht mehr nach Lourdes. Infolge ihres Gesundheitszustandes, der aber nichts mit der in Lourdes geheilten Krankheit zu tun hat, kann sie nicht mehr in das Büro gehen. Br. Leo Schwager (Fribourg, Schweiz). Multiple Sklerose, wurde 1952 geheilt, 1961 als Wunder anerkannt. Er kommt in jedem Jahr, so auch in diesem Jahre wieder. Keinerlei Rückfall. Sehr guter Gesundheitszustand.

Sr. Maria Mercedes (Rottenburg). Multiple Sklerose. 1951 geheilt. 1961 als Wunder anerkannt. Sie kommt jedes Jahr ins Ärztliche Büro. Sie ist bei vortrefflicher Gesundheit. Sie ist Ordensfrau bei einer Gemeinschaft der Unbefleckten Empfängnis.

Ginette Nouvel (Carmaux). Syndrom von Budd-Chiari (schwere Krankheit durch Verschluß der Lebernerven), 1954 geheilt. 1963 als Wunder anerkannt. Seitdem mehrere Male im Ärztlichen Büro gewesen. Vor kurzem gute Nachricht über sie erhalten.

Elisa Aloi (Messina). Knochen- und Gelenktuberkulose. 1960 geheilt. 1965 als Wunder anerkannt. Sie hat inzwischen geheiratet. 1965 haben wir sie in sehr guter Gesundheit wiedergesehen.

(Bulletin de Association Medicale Internationale de Lourdes. - 135/136/MK)
 

Maria! In deinen Händen sind alle Schätze der Erbarmungen Gottes , des Herrn. Nie und nimmer ruht deine Hand.” St. Bernhard

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“Du brauchst unbedingt die Hilfe der Mutter Gottes!”

“Mach eine Wallfahrt nach Lourdes!”

Mit Ergriffenheit lesen wir aus dem Leben des bekannten Franziskanerpaters Gereon Goldmann , der ohne abgeschlossenes Theologiestudium Priester geworden und heute als erfolgreicher Japanmissionar wirkt. [ 26. Juli 2003]

P. Gereon Goldmann (geb. am 26.10.1916) stammt aus einer Tierarztfamilie, die mit zwölf Kindern gesegnet war. Seine Mutter starb, als er acht Jahre zählte. Er war damals Ministrant bei den Englischen Fräulein in Fulda. Die Sakristanin, Sr. Solana, sagte, um ihn zu trösten, sie wolle jetzt seine Mutter sein. Ohne sein Wissen versprach sie Gott, 20 Jahre darum zu beten, daß der Junge ein guter Priester werde. 1936 machte Goldmann sein Abitur und trat in den Franziskanerorden ein. 1939 wurde er zur SS eingezogen. Die Lebensbeschreibung, die einer seiner Freunde verfaßt hat, erzählt von mancher gefährlichen Situation in der Kriegszeit, in Rußland und Frankreich, und wie er mit schneidiger Offenheit und Klugheit jede Gefahr für sich und seine franziskanischen Kameraden überwand. Am 17. Mai 1943, als 27-jähriger, trifft er Sr. Solana in Fulda. Da erfährt er erstmals von deren bald 20-jährigen Gebet. Sie sagt ihm, daß er auf Grund ihrer Abmachung mit Gott spätestens im nächsten Jahr Priester werden müsse. Karl Goldmann hält das für unmöglich, da er bisher noch nicht Theologie studiert habe und außerdem im Fronteinsatz in Rußland sei. Da zeigt ihm die Schwester ein Heft mit ca. 200Namen von Menschen, die alle für ihn beten : Rosenkränze, Sturmnovenen, nächtliche Anbetungen usw. Er ist sprachlos. Aber er weiß, es geht nicht. Das Kirchenrecht verlangt ein abgeschlossenes Theologiestudium. Daran ist nicht zu rütteln. “Wer hat das Kirchenrecht gemacht?” - “Der Papst natürlich!” - “Dann ist die Sache doch ganz einfach. Wer die Gesetze macht, kann sie auch aufheben. Noch heute fange ich an, darum zu beten, daß du zum Papst kommst.” Der Marschbefehl geht aber nach Rußland. Am nächsten Morgen kommt die Schwester: “Ich habe es mir überlegt. Du brauchst unbedingt die Hilfe der Gottesmutter. Mache zuvoreine Wallfahrt nach Lourdes !”

Die Einheit, die er nach Rußland bringen soll, ist bereits verladen. Ein paar Minuten vor Abgang des Zuges wird er verhaftet, der Haftbefehl kam direkt aus Berlin. Drei Tage später wird er von Berlin aus nach Pau versetzt. Wo liegt Pau? Nicht weit von Lourdes. Kurze Zeit später kniet Goldmann an der Grotte und schreibt eine Karte an Sr. Solana. Wenige Wochen später beginnt der Feldzug in Italien, und Goldmann kommt nach Sizilien. Im Januar 1944 trifft er in Rom bei den Franziskanern ein. Nun ist er so überzeugt, daß die Gebete, die für ihn den Himmel bestürmten, ihre Erfüllung finden, daß er alle Hebel in Bewegung setzt, um zum Hl. Vater zu kommen. Ein deutscher Feldwebel kniet mitten im Krieg vor Pius XII . Trotz aller Schwierigkeiten durch die Kammerherren darf er seine Bitte vortragen. Wiewohl er bisher nur die Niederen Weihen empfangen hat, ist der Papst von der Geschichte der Sr. Solana so beeindruckt, daß Goldmann die Dispens zur Priesterweihe erhält. Am 29. Januar kommt er mit einem Verwundetentransport nach Monte Cassino, der Abt will ihn am nächsten Tag weihen, doch in der Nacht gerät Goldmann in Gefangenschaft. Es folgen Gefangenschaftswochen in Nordafrika, und am 24. Juni 1944 wird der junge Franziskaner vom Erzbischof von Algier zum Priester geweiht. 19 Jahre und 9 Monate vorher hatte Sr. Solana ihren Gebetssturm begonnen. Gott hat offenbar Freude daran, die Erfüllung stürmischer Bitten mit tollsten Abenteuern zu verknüpfen.

Es folgen zunächst schwere Jahre für P. Goldmann. Infolge Verleumdung wird er wegen seiner Zugehörigkeit zur SS in Frankreich zum Tode verurteilt. Durch wunderbares persönliches Eingreifen des Papstes wird die Hinrichtung in letzter Minute (wörtlich: letzter Minute) verhindert. Es gibt so viele auffallende Gebetserhörungen im Leben dieses Priesters, daß man es nicht glauben würde, wenn nicht die Zeugen alle noch lebten. Unermeßliche Strapazen, aber auch ungewöhnliche apostolische Erfolge bezeichnen seinen Weg durch die Gefangenschaftsjahre; 1949 kehrte er, zum Skelett abgemagert, in sein Kloster in Fulda zurück.

Sein sehnlichster Wunsch war es, als Missionar nach Japan zu gehen. Von dieser Berufung und seinem 3 jährigen täglichen Ave in diesem Anliegen erzählte er seinen Freunden.

Anfangs 1954 flog er endlich nach Japan. In zwei Jahren strengen Studiums erreichte er es, daß er fließend japanisch lernte und Pfarrer in Tokio wurde. Seine Gemeinde bestand aus 100 ganz armen japanischen Christen. Gott fügte es, daß er mit der sozialen Hilfe für die Jugend begann. Zwölf japanischen Jungen und Mädchen ermöglichte er die Fortsetzung ihres Universitätsstudiums. Die Mittel hierfür beschaffte er als Lumpen Lumpensammler in den vornehmen Vierteln Tokios. Es war der Anfang der Lumpensammler-Studienstiftung, die den sozialen Aufstieg der Ärmsten der Armen ermöglichte und die Anerkennung der Regierung fand. Die schöne, große Elisabethkirche erbaute er aus den Erträgen des Lumpen-sammelns . 1957 stand sie fertig da, sein eigener Vorgesetzter wollte es nicht glauben. Für die armen Mütter und Kinder, die noch nie aus ihren elenden Baracken herausgekommen waren und die schöne Gotteswelt nicht kannten, baute er das Antoniusheim, die ganz moderne Erholungsstätte mitten in den Bergen. Dann errichtete er ein fünfstöckiges Gemeindehaus, die Japaner nannten es das “Krankenhaus der Herzen”, und schließlich kleine Eigenheime für die Menschen aus den Slums. Inzwischen entstand in dem angrenzenden Industriebezirk eine zweite große Kirche, die dem hl. Josef geweiht ist. Im Leben und Wirken dieses Paters folgt ein wunderbarer Erfolg dem andern, allerdings unter andauernden härtesten Mühen. Sein Leben ist eine einzige große Gebetserhörung.

(Linkempfehlung:  Die Macht des Gebetes - Pater Gereon Goldmann OFM erzählt aus seinem unglaublichen Leben)

Wie wunderbar belohnt Gott das anhaltende Gebet um gute, opferbereite Priester und Missionare; gar wenn, wie im obigen Anliegen, gleich 200 Beter und Beterinnen zur Mutter aller Gnaden flehen! Näheres berichtet das kostbare Büchlein von Oberlehrer Seitz “Gegen den Strom” (Dillingen).

Von der Wirkung des vertrauensvollen Gebetes zur Mutter Gottes, vor allem für den seelischen Bereich, berichten auch folgende Erlebnisse:

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“Ich verstehe es selber nicht...”

Ihren wirklichen Namen kann ich nicht verraten; wir wollen sie einmal Ursula nennen. Ursula ist ein modernes junges Mädchen, gewandt und selbständig, sie liebt Sport und hübsche Kleider und wird von älteren Leuten hin und wieder für etwas naseweis und oberflächlich gehalten - ob mit Recht oder Unrecht, wird sich noch herausstellen. Sie besucht die Obertertia eines Mädchengymnasiums. Ihr Leben unterschied sich wenig oder gar nicht von dem ihrer Mitschülerinnen, bis eines Tages ein unerwartetes Ereignis eintritt: Ursula wird von ihrer Tante eingeladen, sie auf einer Pilgerfahrt nach Lourdes zu begleiten.

Das junge Mädchen frohlockt. Eine höchst erfreuliche Sache! Das würde eine schöne Reise werden durch Deutschland und halb Frankreich, auf der man allerlei Interessantes erleben konnte. Und welches junge Menschenkind “erlebt” nicht gerne etwas?

Ursula fährt mit der Tante nach Lourdes - und nach ihrer Rückkehr ist sie eigenartig verändert. Sie ist noch genau so lebensfroh und selbständig wie vorher, aber zugleich ist etwas Neues in ihr Wesen gekommen - ein Zug der Besinnlichkeit, der Innerlichkeit, sogar einer echten Frömmigkeit. Menschen, die sie lieb haben, nehmen dieses mit Freude wahr. Sie können sich freilich die Wandlung, die mit dem jungen Menschen-kind vorgegangen ist, nicht erklären, und Ursula sagt nichts darüber. Auch ihrer Klassenlehrerin ist die Veränderung aufgefallen; sie findet die Erklärung in einem Schulaufsatz, den Ursula ein halbes Jahr nach ihrer Reise verfaßt hat, und von dem wir die wesentlichsten Abschnitte wörtlich wiedergeben:

“... Als ich erwachte, hatten wir Lourdes erreicht. Eilig quartierten wir uns ein und besuchten die Grotte. Zunächst amüsierte ich mich über die vielen Pilger, die immer und überall beteten. Ich würde es nicht so machen, das wußte ich genau! Doch als ich an der Grotte stand, mußte ich beten . Ich betete und merkte gar nicht, wie die Zeit verging. Kaum war ich wieder im Quartier, hatte ich keine Ruhe mehr. Ich eilte zurück, besuchte die Rosenkranzkirche, sah den Prozessionen zu und ging mit. Oft war es zwölf oder gar ein Uhr, bis ich ins Bett kam. Viel zu schnell verging die Zeit. Ich besuchte noch zwei Tropfsteinhöhlen, aber es war nur verlorene Zeit. Zeit, die ich bei Ihr hätte verbringen können... Am letzten Tagkaufte ich mir eine kleine Marienstatue . Sorgsam trug ich sie bei mir. Ihr durfte nichts passieren! Hilflos war ich noch. Maria bot mir festen Halt, den ich benötigte in der Zeit des Bangens, des Zweifelns und der Trägheit... Wertvoll ist sie nicht, meine kleine Marienstatue. Und ein Kunstwerk schon mal gar nicht. Aber ihre weiße Gestalt mit der blauen Schärpe und den goldenen Rosen auf den Füßen strahlt eine solche Reinheit und Klarheit aus, daß ich nicht anders kann, als versuchen, ihr ähnlich zu werden. Ich verstehe es selber nicht, wie es kommt. Aber es ist etwas, das mich treibt und drängt, das mich zwingt, gut zu sein, edel zu werden, ein Abbild von ihr... Morgens und abends frage ich sie um Rat . Sie kennt mich und weiß, wieviel Kummer ich vertragen kann. Darum bin ich nie ratlos, haltlos oder allein. Sie ist bei mir und hilft...” “Am Schönstattquell”
 

Ist es nicht offensichtlich, daß hier Maria selbst ein junges Menschenherz angerührt und gewandelt hat? Sie ist in Wahrheit der “große Missionar”, wie Vinzenz Pallotti sie nennt, und ihre Gnadenwunder an den Seelen sind schöner und bewunderungswürdiger als körperliche Heilungen.

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35.000 Soldaten pilgerten nach Lourdes

Es war 1968. Die Erscheinungs-Grotte wurde den Soldaten zum eigentlichen Lourdes-Erlebnis. Hier standen sie unter offenem Himmel vor ihren Priestern und beichteten, hier empfingen sie ihre erste Pilgerkommunion, hierher kamen sie selbst in der Nacht, um den Rosenkranz zu beten - junge Männer zu Hunderten aus allen Nationen.

In Lourdes werden täglich mindestens zwei Hundert von Kranken zur Messe und zum Segen gefahren. Da sitzen und liegen sie, die mit gebrochenen Knochen, die mit Krebs oder unheilbaren Drüsenkrankheiten, die mit Lähmungen oder mit einem Gesicht, das von einem kranken Gehirn oder einer kranken Schilddrüse von Kindheit an entstellt ist. Und über jeden beugt sich eine Krankenschwester, ein Mitglied der Krankenbruderschaft, aber auch ein einfacher Soldat, ein Major oder General. Selten ist irgendwo in Europa so viel Elend beisammen, selten aber auch so viel Liebe, Geduld, Freundlichkeit und Herzlichkeit.

Ein beim Sport verunglückter querschnittgelähmter Offizier sprach es im Namen der Kranken aus: “ Gott hat mich bei einem Flugzeugunglück unsanft aus denWolken zurück auf diese Erde geholt . um mir zu zeigen, wo andere beglückende Aufgaben des Menschseins im Beruf und in der Familie liegen. Das Kreuz kannwahrhaft eine Quelle des Frohsinns werden .”

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Eine schier unüberwindliche Schranke fiel

Wunder, die nie offenbar werden

Als Mrs. Harrings in Lourdes ankam, fühlte sie sich bedrückt durch den Anblick der großen Menschenmenge, die alle Straßen und Winkel mit der Vielfalt eines ungeheuren völkischen Gemisches erfüllte. Man sah Trachten aus verschiedenen entlegenen Nationen, ein babylonisches Sprachengewirr schwirrte in den Hotels. Menschen aller Rassen waren hier vertreten. Und Mrs. Harrings kam sich einsam vor wie immer, wenn sie in einem lebhaften Menschenstrom wandern mußte. Sie beschloß, sich. sofort auf eine stille Insel zu retten.

Zum Glück war ihr in der Fremdenpension lange zuvor telegrafisch ein Einzelzimmerzugesichert worden ; es lag etwas am Ausgang der Stadt an der Windung des Gave hin. Als sie sich beim Portier meldete, mußte sie ein Weilchen warten. Sie wich einen Schritt zurück. Vor ihr stand eine Negerin und erbat in ihrem gutturalen Englisch Aufnahme für sich und ihr krankes Kind. Der Portier nickte freundlich. Er wußte bereits Bescheid. Gewiß, Zimmer Nummer acht war frei. Mrs. Harrings ging ein Schock durch die Glieder. Sie hatte doch die Nummer zugesichert bekommen. Sollte sie Bett an Bett mit einer Schwarzen kampieren ?

Erregt fuhr sie dazwischen: “Monsieur, Verzeihung, das muß wohl ein Irrtum sein! Das Zimmer gehört mir.” Der Portier hob die Schultern. “Pardon, Madame, es war anders nicht zu machen! Sie sahen ja wohl selbst, wie überfüllt unsere Stadt ist. Da müssen wir jeden Raum nutzen.” Mrs. Harrings schlug das Herz bis an den Hals; sie zwang die Erregung nieder, wartete einige Augenblicke, bis die Schwarze vorübergegangen war und sagte dann: “Das ist doch unmöglich, ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht mit einer Farbigen in einem Raumzugebracht. Wissen Sie, was Sie mir zumuten ?” Der Mann sah sie ruhig an: “Madame, ich vermittelte Ihnen keine schlechte Gesellschaft! Die Schwarze ist die Frau eines großen Häuptlings aus Nordostafrika , unter ihresgleichen eine Person von Rang, und außerdem katholisch wie Sie und ich.” Mrs. Harrings war den Tränen nahe. “Sie verstehen mich nicht, Monsieur, Sie sind eben Franzose! Wie können Sie ermessen, was es für eine Amerikanerin bedeutet, mit einer Schwarzen in enge Berührung zu kommen? Wenn ich dies nur geahnt hätte! Aber was tut man nicht alles aus Liebe zu seinem kranken Kind?” Der Portier wartete, bis sich die Dame etwas beruhigte, dann meinte er: “Ganz recht, auch die Schwarze hat ein krankesKind . Keine Sorge, es wird Sie nicht stören. Der Kleine ist drei Jahre alt und total gelähmt.” Jetzt stürzten Mrs. Harrings die Tränen. “Das tut mir ja leid, mein eigenes Kind liegt in Washington mit Kinderlähmung darnieder. Deswegen bin ich hier. Es war natürlich transportunfähig für die weite Flugreise. Aber deshalb kann ich doch nicht drei Tage mit einer Negerin kampieren!” Der Portier verlor die Geduld nicht. “Es handelt sich nur um drei Nächte”, korrigierte er gelassen, “und da ist ohnehin alles schwarz, Madame. Bei Tage werden Sie wohl genau wie die Häuptlingsfrau unterwegs sein. Wir kennen das. Also, wollen Sie das Zimmer, oder...” Mrs. Harrings trocknete sich die Tränen. “Natürlich, ich muß es ja nehmen, sonst kann ich draußen übernachten bei der Menschenmenge.”

Geknickt ließ sie sich zu ihrem Zimmer geleiten. Als sie hineinkam, saß die Negerin auf ihrem Bett und kaute an einer undefinierbaren Mahlzeit - auch das noch! Jetzt stand sie auf, ergriff den bunten Wandschirm und stellte ihn so vor sich, daß die Amerikanerin ihre braunen, in Lappenschuhen steckenden Füße darunter hervorkommen sah. Gott sei Dank, sie hatte wenigstens einen Schimmer von Verständnis dafür, was in ihr vorging. Wenn sie sich geräuschlos verhielt, konnte man sogar die Illusion aufrechterhalten, man sei allein. Nein, die Negerin störte sie nicht. Sie hatte weder Gepäck auszupacken noch machte sie irgendwelche Anstalten, sich vom Reisestaub zu reinigen. Mäuschenstill verhielt sie sich. Mrs. Harrings legte sich nieder, ihre Nerven entspannten sich. Schon nach wenigen Augenblicken schlief sie ein.

Als sie aufwachte, war es bereits gegen Morgengrauen, ja, todmüde war sie gewesen von der Flugreise, der anschließenden Autofahrt Paris - Lourdes und den Aufregungen dort. Sie setzte sich auf - nebenan war alles lautlos, als sei die Schwarze gestorben. Ehe Mrs. Harrings ihr Zimmer verließ, um die Frühmesse in der Basilika zu besuchen, warf sie doch einen Blick hinter den Wandschirm. Da saß doch die Negerin zusammengekauert vor dem Bett auf dem Fußboden und bewachte wie ein regungsloses Wesen den Schlaf eines Kindes, dessen dunkles Köpfchen scharf von den weißen Kissen abstach. Hatte sie auf der Erde - ja, es mußte so sein, auf der Erde geschlafen oder gewacht -, was wußte sie? Leise und seltsam bedrückt ging sie hinaus. Auch in der hl. Messe fand sie keine rechte Sammlung, keine innere Erhebung, wie sie dies erwartet hatte. Nun, das würde sich wohl bei der Grotte ändern; wie hingerissen sprachen ihre Freundinnen ja daheim von Lourdes. Noch war ihr Interesse kühl und ungerührt. Sie studierte den Kirchenplan, eine Stunde später begannen die öffentlichen Bittandachten an der Grotte den Tag hindurch und abends dann die Lichterprozession. Nun, sie würde noch beten lernen. Es ging um Evas Gesundheit. Ihre arme Kleine, welche Hoffnungen hatte sie auf diesen Besuch der Mutter gesetzt!

Aber jetzt fühlte sich Mrs. Harrings unglücklich, mutlos und matt; kaum, daß sie ein Rosenkranzgebet zusammenbrachte! Vergeblich starrte sie zum schimmernden Bildnis der Jungfrau von Massabielle auf, ihr Herz an diesem Anblick zu entzünden. Enttäuscht wandte sie sich nach einer Weile und ging. Alles ärgerte sie , die Menge, die sich beinahe auf die Füße trat, die Verkäufer an den glitzernden Ständen mit den Andenken und Weihegedenken - aber war das nicht die Negerin aus ihrem Zimmer, die gerade einen knallblauen Glasrosenkranz kaufte und vor Glück strahlte? Rasch ging sie weiter. Sie wollte ihr nicht begegnen!

Vielleicht fand sie eine tiefere Erbauung, wenn sie die berühmte Krankensegnung miterlebte am Nachmittag? Damit tröstete sie sich. Aber auch dort sah sie nur das Elend der Menschen vor sich ausgebreitet, die verzehrende Sehnsucht nach Heilung - wurde sie erfüllt? Der Priester mit dem Allerheiligsten segnete jeden Kranken mit Inbrunst. Die Amerikanerin beobachtete genau, aber nichts Aufregendes ereignete sich. Dann schlich sie weg zur heiligen Quelle, schöpfte und trank mit Leere im Herzen, füllte die Flasche mit Wasser - für Eve -, innerlich war sie wie ausgebrannt. Wie konnte sie da ihrem Kind helfen? Nein, nur nicht zurück in ihr Zimmer, am Ende war die Schwarze bereits dort. Sie wollte noch einmal zur Grotte zurück. Vielleicht war es abends stiller. Doch als sie kam, hatten sich wieder Beter in Mengen dort vereint; nur mühsam gelang es ihr, nach vorn zu kommen. Ein Priester betete vor, stimmte ein Lied an, alle sangen. Plötzlich wurde die Amerikanerin seltsam angerührt durch eine glockenklare, jubelnde Frauenstimme, daß sie irgendeine berühmte Sängerin vermutete und sich umwandte. Fast entsetzt schaute sie indas Gesicht der Negerin , das von Hingegebenheit schimmerte. In ihren Armen hielt sie das kranke Kind und sang -sang, als sei ihre Seele Lied geworden . Mrs. Harrings senkte den Kopf. Wie war es möglich? Wie kam diese Schwarze an solche Stimme, und warum in aller Welt sang sie mit diesem Glücksausdruck, während ihr Kind doch offensichtlich so krank war wie zuvor?

Der Geistliche verließ nun die Grotte und beendete die Andacht, öffnete das Gitter; sofort strömten die Menschen nach vorne. Auch Mrs. Harrings wurde mitgeschoben. Nun konnte sie ganz nahe, bis unter die Füße der Statue treten; da wandte sie sich halb, die Negerin blieb demütig vor den Weißen zurück. In diesem Augenblick zersprang etwas im Innern der Amerikanerin. Sie ging rasch, nahm die Schwarze bei der Hand und sagte mit weicher Stimme: “ Kommen Sie, meine Liebe, bitte,hier ist Platz für Sie ”, und führte die Negerin bis unter das Bild. Diese stand regungslos, mit emporgewandtem Gesicht, schimmernden Augen, als sänge ihre Seele noch. - Und plötzlich mußte die Amerikanerin weinen, und ihr Herz quoll über von Gebet, für Eve, für sich, nein, auch für die Negerin und das Kind. Was war geschehen? Sie kannte sich nicht mehr und kniete. Die Schranke fiel...

Später, in ihrem Zimmer, räumte sie den Wandschirm weg; lange sprach sie mit der Schwarzen, mütterlich und gut, woher sie komme, wie lange sie gereist sei mit dem kranken Kind? Oh, nicht lange, nur drei Monate zu Fuß, ja, von Nordafrikaüber Spanien bis hierher ... “Und nun?” fragte die Amerikanerin erschüttert, “müssen Sie auch wieder zurückwandern, ganz allein, zu Fuß? Und ohne Heilung gefunden zu haben für Ihr Kind?” Die Negerin lächelte eigen. “Oh, Mrs. Harrings, ich kamja nicht, um zu bitten, sondern, um zu danken. Ja, dafür, daß mein Mann Christwurde ; einige Jahre zuvor noch hätte er das krankgeborene Kind unweigerlich getötet. Ist es nicht ein Glück, daß er lernte, es zu lieben, daß es leben darf?” Die Amerikanerin schwieg überwältigt. Ehe sie schlafen ging, beugte sie sich über die Negerin und machte das Kreuz über sie. “Gott segne Sie”, murmelte sie, “es ist Gnade, daß ich Sie treffen durfte”.

Sie wußte nun, daß es in Lourdes Wunder gab und gibt, die nie offenbar werden, außer am Tag des Jüngsten Gerichtes.
C. M. Lakotta

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Plötzlich war die Kleine gesund
- Geschehen am 7. Okt. 1923

Auf einem Hügel der westschweizerischen Stadt Fribourg erhebt sich die heimelige Wallfahrtskapelle von Bourguillon-Bürglen . Das liebliche Gnadenbild Unserer Lieben Frau schnitzte wahrscheinlich im 13. Jh. ein kunstfertiger Insasse des dortigen Aussätzigenasyls. In allen großen Sorgen und Nöten pilgerten die Leute von fern und nah gerne hier hinauf zur allzeit hilfsbereiten Trösterin der Betrübten.

Im 16. Jh. wurde die friedliebende katholische Stadt Fribourg von den Wirren der Reformation arg im Glauben bedrängt. Da befahl die verantwortungsbewußte Stadtregierung, die Bevölkerung solle 14 Tage lang täglich gemeinsam zur Gnadenmutter von Bürglen wallfahren, damit die Mittlerin aller Gnaden Stadt und Land den katholischen Glauben erhalte und vor dem Abfall bewahre. Ein besonders inniger Beter und täglicher Wallfahrer zu Unserer Lieben Frau von Bürglen war der hl. Petrus Canisius SJ. Er wirkte jahrelang in Fribourg und liegt in der dortigen Kollegiumskirche St. Michael begraben.

Die liebe Gottesmutter Maria, die Bewahrerin des Glaubens, erhörte die flehentlichen Bitten von Priester und Volk. Fribourg blieb katholisch bis auf denheutigen Tag . Zum Dank für diese und andere unzählige Erhörungen ließen die Fribourger das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Bürglen am 8. Okt. 1923 feierlich krönen. Und als ob sich die Himmelskönigin für diese öffentliche Ehre, die mit feierlicher Novene und großer Krankenprozession verbunden wurde, gleichsam bedanken wolle, geschahen in jenen Tagen mehrere plötzliche Heilungen.

Die fünfjährige Amalie Jonin, wohnhaft Neustadt 15, Fribourg, gehörte zu den plötzlich Geheilten. Die Kleine litt seit zwei Jahren an einem Pottschen Rückgratübe l. Der behandelnde Arzt hatte sich schon bei Beginn der Krankheit sehr bedenklich geäußert. Nach längerer Röntgenbehandlung mußte Amalie ein Gipskorsett tragen. Als man dasselbe nach zwei Monaten wegnahm, vermochte sie den Kopf nicht mehr aufrecht zu halten. Auch ihre Beine waren gelähmt . Ihr Zustand verschlechterte sich immer mehr. Rückgrat und Genick taten ihr furchtbar weh. Jede Nacht schrie sie so laut vor Schmerzen, daß Hausbewohner und Nachbarn oft darob erwachten. Der Rücken verbog sich immer ärger, und das Gehen wurde immer schwieriger. Stellte man die Fünfjährige auf ihre Beinchen, begann sie zu weinen und sank haltlos zu Boden.

Da baten Amaliens Eltern in ihrem großen Kummer Unsere Liebe Frau von Bürglen um Hilfe. Im September 1923 wurde die Schwerkranke in einem Kinderwagen zum ersten Mal in die Gnadenkapelle geführt und dort vor dem Marienaltar in die Skapulierbruderschaft vom Berg Karmel aufgenommen.

Nach dieser ersten Wallfahrt konnte das Kind bereits viel ruhiger schlafen. Durch diesen Erfolg ermutigt, führte die gütige Pflegerin, Frl. Marie Andrey, die arme Kleine nun öfters nach Bürglen zum Abendrosenkranz und zum eucharistischen Segen. Der fromme Rektor der Wallfahrtskapelle, H. H. Alois Compte, nahm freiwillig die Mühe auf sich, die noch nicht sechsjährige Kleine auf die erste hl. Kommunion vorzubereiten.

Am Rosenkranzfest, 7. Okt. 1923, empfing Amalie Jonin mit fünf anderen sechs- bis siebenjährigen Kindern die erste hl. Kommunion am Gnadenaltar Unserer Lieben Frau von Bürglen. Es war rührend zu sehen, mit welcher Andacht die gelähmte Kleine, in ihrem Kinderwagen liegend, zum erstenmal den göttlichen Heiland empfing. Nachmittags wohnte Amalie der großen Wallfahrt und eucharistischen Krankensegnung bei. Als der Bischof von Freiburg/Genf sie mit der Monstranz segnete, setzte sichAmalie plötzlich im Kinderwagen auf und lächelte, denn sie fühlte sich ganz wohlund geheilt . Zu Hause angekommen und aus dem Kinderwagen gehoben, lief die Kleine jubelnd treppauf-treppab und hüpfte so glückselig herum, als ob ihr nie etwas gefehlt hätte. Alle Schmerzen waren verschwunden. Mühelos vermochte sie ihren Kopf zu bewegen und aufrecht zu halten.

Außer sich vor Freude, beeilte sich das durch den lieben Heiland in der hl. Hostie geheilte arme Kind, selber den Kinderwagen, den gute Leute ihr vor zwei Jahren aus Mitleid geliehen hatten, zurückzubringen. Sie brauchte ihn nimmermehr, denn nun konnte sie hüpfen, laufen und springen wie alle anderen Kinder. Sogar längere Spaziergänge ermüdeten die geweckte Kleine nicht im geringsten. Mit einer neuntägigen Andacht dankte die ganze Familie dem lieben Gott und der lieben Gnadenmutter von Bürglen für dieses Wunder.
Quelle: “Der Bürgler Pilger”, Fribourg mit Zeugenunterschriften

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Ein Konvertit schreibt:

An dieser Gnadenstätte (Bürglen) trägt Maria den Titel: “Beschützerin des Glaubens”.

Es muß zum Lob der Stadt Fribourg gesagt werden, daß schon vor dem Eintreffen des hl. Petrus Canisius, und zwar im Jahr 1523, mehrfach Prozessionen nach Bürglen angeordnet wurden, um von Gott durch die Fürbitte Mariens die Gnade der Bewahrung des katholischen Glaubens zu erlangen. Canisius hat dann gleichsam diesen Keim zu voller Entfaltung gebracht. Es ist darum sicher keine Übertreibung, wenn wir behaupten, daß Bürglen um dieses Titels Mariens willen zu den marianischen Gnadenorten zu zählen ist, die heute, in der nachkonziliaren Krise, eine hervorragende Bedeutung haben. - So ist es weder ein Zufall noch religiöse “Eigenheit”, daß 1969 der Schweizer Kardinal Charles Journet , ein Freund Papst Pauls VI. und einer der bedeutendsten Theologen unserer Zeit, Tag für Tag in der Mittagszeit von Fribourg aus hinaufpilgert zum Bürgler Wallfahrtskirchlein und dort betet. Er wird wissen, warum er das tut. Und es ist beeindruckend und für die meisten von uns wohl auch beschämend zu sehen, daß dieser über 80 Jahre alte Kardinal sich keine Schonung, keine Ruhe und keine Ausnahme gönnt, wenn es darum geht, für die Kirche zu beten und Opfer zu bringen. Freilich, diese täglichen stillen Wallfahrten des Kardinals sind höchst verständlich. Denn wer auch nur einigermaßen mit der Kirche lebt, weiß, daß das große Erneuerungswerk Papst Johannes sehr gefährdet ist. Der Hl. Vater sprach im April 1968 mit überaus ernsten Worten von den “heim-tückischen Gefahren”, die die Kirche augenblicklich von innen her bedrohen: Statt des “aggiornamento” erleben wir mehr und mehr ein Sich-der-Welt- Anpassen, ja zuweilen eine unwürdige Anbiederung an die Welt.
Hans-Werner Reißner

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Sie verdankten ihre Rettung
der Gnadenmutter von Altötting

Vor Jahren einmal stand ich am Waginger See vor einem Bildstock, einem sogenannten Marterl. Ein frischer Wind schlug die Wellen mit kleinen weißen Schaumkronen ans Ufer. Auch das einfache Bild in dem rissigen Holzrahmen zeigte die gleiche Szene. Auf einem wildbewegten Wasser schwimmt ein kleines Schifflein wie eine Nußschale; zwei Menschen klammern sich an den Holzbord, ein Mann hebt flehend seine Hände zum Himmel.

Während ich noch verwundert die alte Schrift entzifferte, kam ein alter Bauer vorüber. Er lächelte mir zu. “Ich weiß es noch gut, wie es zu dem Bildstock gekommen ist. Wenn du mit mir gehen willst, kann ich dir alles erzählen!”

Das hörte ich gern, und mit Freuden schloß ich mich dem Alten an. Er überlegte eine kleine Weile, dann begann er zu erzählen:

Es gibt wohl selten eine so dicke Freundschaft, wie sie der Maier Heinrich und der Obermaier Peter geschlossen hatten. Ihre besondere Leidenschaft aber galt den Tauben. Sie waren bald richtige und ernsthafte Taubenzüchter, und in den Taubenschlägen der zwei Nachbarhäuser herrschte immer ein frohes Taubenleben. Bald besuchten der Heinrich und der Peter alle Taubenmärkte weitum und brachten von manchen Ausstellungen schöne Preise heim.

Es war an einem Sonntag im Juni, als in Waging großer Taubenmarkt abgehalten wurde. Früh am Morgen schritten Heinrich und Peter mit ihren Taubenkäfigen auf dem Rücken gegen den See zu. Der alte Fischer ruderte sonst immer die Leute hinüber nach Waging. Doch als die Freunde am Ufer standen, da schüttelte der alte Mann den Kopf. “ Die Wolken gefallen mir heute nicht , und so schwül ist es schon am Morgen. Es kann leicht ein jäher Wind einfallen. Aber wenn ihr selber hinüberrudern wollt, ein Schiff kann ich euch geben!” Die Freunde überlegten ein Weilchen - aber der Taubenmarkt zog sie allzu sehr. Sie erwarteten wieder einen ersten Preis für das schönste Taubenpaar - was blieb da anders übrig, als doch hinüberzurudern? “Kommt wieder gut zurück in Gottes Namen!” rief ihnen der Fischer noch nach; dann stießen sie das Boot ab, und es glitt hinaus auf das unruhige, bleigraue Wasser.

Die Taubenkäfige stellten sie vorne an den Kiel des Schiffleins; die Vögel flatterten heute erschreckt hin und her. Aber die zwei starken Männer setzten sich an die Ruderbänke und ruderten hochgemut auf den offenen See hinaus.

Rasch kamen sie voran. Sie waren schon über die Mitte des Sees hinaus, da fegte der erste Windstoß über das Wasser hin. Die Wolken sanken ganz tief.

 “Schneller, Peter, schneller!” keuchte Heinrich, und die Ruder bogen sich unter ihren Griffen. Das Wasser brauste auf, im Nu hoben die Wellen das Boot auf und ab. Ein neuer Wellenschlag übersprühte die Freunde, so daß sie plötzlich bis auf die Haut durchnäßt waren. Die nächste Woge riß das Boot auf die Seite, und wie ein Sturzbach schoß das Wasser in das Schiff. Verzweifelt drückten die Freunde die Ruder ein. Aber bald fühlten sie es, daß sie statt näher an das schon fast greifbare Ufer wieder zurück in den offenen See hinausgetrieben wurden.

Immer wieder drehte sich das leichte Schiff im Kreis herum, und wehe, wenn eine Welle längsseits kam! Einmal neigte sich das Boot hinüber, daß die zwei Männer mit einem erschreckten Ausruf auf die höhere Kante des Bootes herüber sprangen. In diesem Augenblick faßte ein neuer Sturmstoß die zwei Taubenkäfige und schleuderte sie hinaus auf das Wasser. “Unsere Preistauben!” rief noch der Peter, dann tauchten die eisernen Gitterkäfige mit den armen Tieren hinab in die aufgewühlten Fluten. Hilflos mußten die Freunde zusehen.

Der Sturm trug das Boot hinaus auf die Mitte des Sees. Die Freunde gaben es auf, gegen den Sturm anzurudern; sie suchten jetzt ihr Heil in einem starren Rudern mit den Wellen. Ein tosender Regen setzte ein, daß alle Ufer aus der Sicht verschwanden. Vom Wasser im Boot sank das Schiff immer tiefer ein . “Heinrich, du mußt schöpfen! Nimm deinen Hut!” rief Peter keuchend. So war nur einer noch zum Rudern, und das wilde Wasser wurde immer noch mehr Herr über das kreisende Boot. Heinrich kniete auf dem Boden des Schiffes im Wasser und schöpfte, schöpfte. Es wurde von Minute zu Minute mehr. “Wir erreichen das Ufer nicht mehr, wennuns nicht ein Höherer hilft !” rief er mit einer jähen, unausweichlichen Erkenntnis. Peter hatte das gleiche gefühlt. In seine Arme sank es wie Blei von der übermenschlichen Anstrengung. Wenn er das Ruder losließ, dann wurde das kleine Boot vollends ein Spiel der Wellen, und die nächste hohe Woge schon konnte es umkippen! Ich kann - nicht - mehr!” stöhnte er verzweifelt und ließ das Ruder sinken.

Heinrich wurde todbleich im Gesicht. Er sprang auf und griff nach dem Ruder, ehe es davon schwamm. “Schöpf du, Peter!” schrie er durch das Heulen des Sturmes und das Toben der Wellen. Ein Ruder brach splitternd; schon drehte sich das Boot im Kreis! “Jetzt ist es vorbei!” fuhr es durch Heinrichs Seele. Und da kam es wie eine helle Eingebung über ihn, daß er das Gesicht nach Norden hin wandte, wo er die Gnadenkapelle von Altötting wußte. Mit lauter Stimme rief er in das Toben hinaus: “ Hl. Mutter Gottes zu Altötting, steh uns bei in unserergroßen Not !” Und Peter ließ den Hut sinken, erhob sich ebenfalls und stand nun frei im Boot. “Hilf uns, Maria, hilf uns!” und auch er faltete seine Hände.

Heinrich fühlte sich auf einmal leicht und erlöst. Nun mochte es so oder so kommen; er wollte sich ganz dreinfügen! Er hatte sich der Mutter Gottes anvertraut; er war auf einmal nicht mehr allein als armer, zagender Mensch! Er blickte auf Peter, und das Gebet des einen wirkte in dieser Nähe des Todes auch hinüber in die Seele des anderen. Sie waren sich einig wie noch nie zuvor.

Der Wind drehte sich plötzlich und ließ nach an Wucht . Die Wogen schlugen seltener in das Boot, das zwischen hohen Wasserrücken steuerlos dahintrieb. Ein grauer Strich tauchte nach einer langen Weile vor dem Kiel des Schiffes auf. Der Regen lichtete sich, und die Freunde erkannten, daß sie die ganze Länge des Sees hinabgetrieben sein mußten. Das sandige Ufer tauchte aus der Tiefe herauf; ein ächzendes Schleifen des Bootes, dann kippte dieses von dem Wellendruck über und warf die Geretteten in das kaum metertiefe Wasser. Sie tappten sich mit erstarrten Gliedern an das Ufer. Jetzt erst fühlten sie ganz das Maß ihrer Erschöpfung und sanken zu Boden.

Als sie sich später erhoben, hatte sich der Sturm gelegt. Die Wellen klatschten immer noch hoch an das Ufer; ein gleichförmiger Regen rieselte nieder. Kein Mensch war in der Nähe, und die zwei Freunde blickten wie erwachend um sich. “Wir leben noch - wer hat uns gerettet?” fragte einer den anderen. Seit dem Augenblick, da sie die Muttergottes von Altötting angerufen hatten, war Ruhe und Zuversicht in ihre Herzen gekommen. Sie fühlten, daß Mariens Fürbitte wundersam herüber gewirkt hatte, als die Todgeweihten aus tiefstem Herzen gebetet hatten.

Peter atmete tief auf. “Wir wissen es für alle Zeit, wem wir unsere Rettung zu danken haben. Und von heute an will ich alle Jahre am ersten Sonntag im Juni eine Wallfahrt nach Altötting machen.” Heinrich nickte. “Und ich will mit dir gehen, solange mich meine Füße tragen.”

Dann aber beschauten die Freunde die Stelle ihrer Rettung. Hundert Schritte außerhalb des kleinen Gehölzes führte die Straße vorbei. Sie fanden eine Stelle, wo sich zwei Wege kreuzten. “ Hier stellen wir einen Bildstock auf zum Dank fürunsere Rettung ,” so sagten sie. Sie merkten sich die Stelle gut; dann ging es heim zu ihren Lieben, die schon in tiefster Sorge waren.

Es geschah alles, wie die Freunde beschlossen hatten. Ein Maler fand sich, der das furchtbare Erleben auf dem See darstellte, und der Bildstock wurde eingeweiht. Alle Jahre schritten die Freunde zur Wallfahrt nach Altötting, und jedesmal war es den Freunden, als lächle die Muttergottes auf sie herab. Heinrich starb in hohem Alter, doch der Peter ging auch noch allein Jahr für Jahr auf Wallfahrt.

Heute ruhen die zwei Freunde längst von ihrem Erdenleben im Friedhof aus, aber der Bildstock am See erzählt immer noch von der wunderbaren Rettung.

So erzählte es der alte Bauer, und tief im Gedanken an die Freunde Heinrich und Peter schieden wir voneinander.
Franz Braumann

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Maria, du meine Mutter!

Maria, du meine Mutter, zu dir schau ich auf, du große Frau.
Du bist die Freude meines Lebens.

Mein Herz wird still, wenn dein Bild vor die Augen meiner Seele tritt. Dann erfüllt dieses ängstliche Herz neue Zuversicht. Du weisest mir den Weg und die Richtung auf den vielen Straßen meines Lebens.

In deinen Augen ist soviel gütiges Verstehen. Du meine große Mutter!

Du weißt, ich möchte so werden, wie du bist, so edel und gut und auch so tapfer im Leid. Aber du kennst meine Schwäche und weißt, wieviel nur ungetanes Wollen bleibt. Du kennst besser die Nöte meines Herzens als ich selbst; denn dein wissender Blick und dein lauschendes Herz begleiten mich, wohin immer ich gehe.

Nein, du läßt keines deiner Kinder aus deinem Auge, und keinem Trotzigen entziehst du die Güte deines Mutterherzens.

O Mutter, laß mich heranreifen zur Vollendung und Weisheit deiner Güte! Gestalte in mir immer mehr, was mich der Sonne meines Lebens ähnlicher macht, Jesus Christus, deinem Sohn, unserm Herrn, meinem Gott.
Aus: “Botschaft” des La-Salette-Werkes 1969/II

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Dank sei dir, du heilige Mutter von Werdenfels!

17 Kilometer von Regensburg entfernt (Richtung Nürnberg) liegt das Diözesanexerzitienheim Haus Werdenfels. Dort wurde 1935 am Waldesrand das schlichte Marienheiligtum mit der jugendlichen, fast lilienschlanken Madonna von Werdenfels eingeweiht. Vom ersten Tag an (es war Nazizeit) pilgerten dorthin neben den zahlreichen Exerzitanten viele Jugendliche und Erwachsene.

In den Jahren von 1935-1945 wurden allein 691 Gebetserhörungen in einem Buch eingetragen, fast alle mit Namen und Datum bezeugt. Sie sind Zeugen dafür, wie viele Hunderte sorgen- und leiderfüllter Menschen, junger und erwachsener, ihr Vertrauen zur Gottesmutter brachten. Sie sind Zeugen dafür, wieviel Liebe, Macht und Führung die Madonna ihnen geschenkt hat. Es liegen ergreifende Berichte vor von Soldaten, die inmitten furchtbaren Kampfgetümmels, aber auch inmitten von sittlicher Verseuchung und Verderbnis ihre wunderbare Rettung der Madonna zuschrieben. So viele Seiten erzählen in Dankbarkeit von auffallender wirksamer Hilfe in Krankheits-, Wirtschafts- und Familiennot. Die dankbarsten aber sind jene, die berichten von der Umkehr aus einem Leben der Sünde oder von Klärung in Berufszweifeln oder vom sieghaften Kampf um die Reinheit. 691Gebetserhörungen in zehn Jahren ! Jeder Rompilger kennt die ergreifenden Graffiti, in denen die Urchristen schon ihre Herzensanliegen an hl. Stätte den Heiligen schlicht vortrugen. Man lächle nicht über die Gebetszettel von Werdenfels, wo so viele von ihren Leiden und Hoffnungen und seelischen Siegen der Gottesmutter Bericht erstatten wollen.

Von den vielen Erhörungen sei hier nur eine angeführt: Dank sei Dir, Du hl. Mutter von Werdenfels, Dank sei Dir für die so herrliche Führung: Du hast mich in Mutterliebe an Leib und Seele im Feld beschützt. Du hast mich mit Klarheit zur einen heiligen Kirche geführt. Du hast mich ohne Unterlaß die Liebe zu Deinem Sohn gelehrt. Du hast mich von Liebe durchglüht zum Priester Deines Sohnes berufen. Du hast mich durch Deine Reinheit, Deinen Gehorsam, Deine Armut zum ungeteilten Dienst an den Seelen ad majorem Dei gloriam im Orden der Societas Jesu erzogen. Du hast meinen Vater mit Deiner Beharrlichkeit zur einen heiligen Kirche geführt. Du hast mir in Deiner Fürsorge meine Mutter erhalten und mit ihr das ganze Heim. Dank sei Dir für diese und so unzählige Gebetserhörungen.

Du Mittlerin aller Gnaden, an Dein reinstes, liebendes Herz lege ich wieder alle Anliegen der Zukunft: den Weg meiner Mutter, den Frieden meines Vaters, die Heimkehr meines Bruders, die geistige und leibliche Not des Vaterlandes, die Heiligung der Priester, der Ordensleute und werdenden Priester, der Mütter und Erzieher, den Segen dieses Hauses Werdenfels - möge immer mehr ein Gnadenfels daraus entstehen! Am Tag der Himmelfahrt unserer Mutter Maria. (15.8.1945)
K. M., E. Aus: A. M. Weigl, “Haus Werdenfels und sein Marienheiligtum”

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Konrad Adenauer, der Muttergottesverehrer

Banneux gedenkt dankbar dieses großen Wohltäters

Adenauer, der sich selbst bei seinem Besuch in Moskau nicht scheute, offen seinen katholischen Glauben zu bekennen, und am Sonntag die einzige noch vorhandene katholische Kirche in Moskau besuchte, um dort am hl. Meßopfer teilzunehmen, war auch ein besonderer Verehrer Mariens und des hl. Erzengels Michael.

Ein Besuch in seinem Rhöndorfer Haus, wo der Bundeskanzler länger als drei Jahrzehnte bis zu seinem Lebensabend gewohnt hat, konnte hiervon bald überzeugen. Wer die 58 Stufen zu diesem hochgelegenen Haus hinaufgestiegen war, erblickte über dem Torbogen zu seinem Haus eine Kölner Madonna. Ein kostbar gewirkter Wandbehang im Haus selbst, der das Jahreszeichen A. D. 1954, also des Marianischen Jahres, trägt, zeigte des Bundeskanzlers täglichen Arbeitsweg unter dem Schutz der Gottesmutter. Sein Haus in Rhöndorf, das Palais Schaumburg, das Bundestags-gebäude sowie die Marienkapelle in Rhöndorf - die einzige Kriegsgefangenen-Gedächtniskapelle dieser Art - waren auf diesen Teppich eingestickt worden, in dessen Mitte das Bild der Gottesmutter kunstvoll eingewirkt ist. Vertraute wollen wissen, daß Dr. Adenauer auch den Rosenkranz bei sich trug, als er mit den russischen Machthabern wegen der Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen erfolgreich verhandelte, daß er auf seinen Reisen ins In- und Ausland auch eine kleine Madonnenstatue mit sich führte.

Am 15. Sept. 1949, dem Fest der Sieben Schmerzen Mariens war Dr. Adenauer zum Bundeskanzler gewählt und anschließend sofort von Bundespräsident Heuß zum Bundeskanzler ernannt worden. Von der Stadt Florenz war ihm später eine sehr wertvolle Darstellung der Sieben Schmerzen Mariens in einer kostbaren Miniatur-malerei auf Goldgrund geschenkt worden.

Zu seinem 80. Geburtstag am 8. Jan. 1956 hatte Dr. Adenauer mit großer Freude eine Abordnung des Bischofs Kerkhofs von Lüttich empfangen, bei der Rektor Georg Jacob von Banneux im Namen der Marianischen Gebetsvereinigung von Banneux eine von der italienischen Künstlerin Roncarati geschaffene kostbare Statue der Jungfrau der Armen in Terrakotta-Emailausführung als Geschenk überreichte. Diese nahm der Bundeskanzler mit sichtlicher Freude entgegen. In seiner Ansprache bei der Übergabe dieses Geschenkes konnte Rektor Jacobs damals erklären:

“Mehr als 200.000 deutsche Pilger sind im letzten Jahre in Banneux gewesen, und Sie hätten die Frömmigkeit dieser Pilger erleben müssen, mit denen sie das Gesetz des Rosenkranzes beteten, das ich täglich mit ihnen für den deutschen Bundeskanzler zu beten pflegte. Aber auch viele Pilger anderer Nationen, die bei der Andacht auf der Esplanade waren, haben mitgebetet. Ich kann Ihnen versichern, hochgeehrter Herr Bundeskanzler, daß ich auch weiterhin mit den deutschen Pilgern regelmäßig für Sie beten werde.” Als Dr. Adenauer bald darauf erfuhr, daß man in Banneux eine Michaelskapelle erbauen werde, war es sein Wunsch, da diese Kapelle eine genaue Nachbildung der Marienkapelle in Rhöndorf sein werde, daß sein priesterlicher Sohn, Prälat Dr. Paul Adenauer, den Grundstein zu dieser Kapelle legen möge.

Prälat Adenauer nahm diese feierliche Grundsteinlegung am 19. April 1960 vor. Es war der Tag, an dem Bundeskanzler Adenauer genau sieben Jahre später, am 19. April 1967, gestorben ist, der Tag, an dem St. Michael, der die Seelen der Verstorbenen vor Gott führt, auch seine Seele vor das Antlitz des Ewigen, zu dem er sich in seinem privaten wie öffentlichen Leben stets bekannt hat, führte; und es war der Tag, an dem der große Engel auch auf die Tat des Bundeskanzlers vom 19. April 1960 und auf allen darauf folgenden Segen hinweisen konnte.

Zur Einweihung der Michaelskapelle in Banneux, die am Michaelsfest 1960 von Weihbischof Tenhumberg aus Münster vorgenommen wurde, schenkte Bundeskanzler Adenauer die Glocke für den Turm zu dieser Kapelle; sie führt in sinnvoller Weise die Namen: Konrad-Maria. Das Geläute dieser Glocke erklang, als die Pilger nach dem Festgottesdienst auf der Esplanade am Michaelsfest 1967 zur Enthüllung einer Adenauer-Gedenktafel ihren Weg nahmen. Sie ist aus Sandstein des Siebengebirges, den Ber gen am Rhöndorfer Haus des Verstorbenen geschlagen, trägt in Kupfer ein Kopfbild von Dr. Adenauer, das die markanten Gesichtszüge des Verstorbenen genau wiedergibt, und zu der gegenüberliegenden Michaelskapelle schaut. Unter dem Kopfbild stehen die Jahreszahlen 1876-1967. Ganz schlicht, wie der Bundeskanzler trotz seines genialen Wesens war, ist die Tafel in die Natur-steinwand des Glockenturms eingelassen.

Nach der Enthüllung der Gedenktafel unter den Gesängen des Kirchenchores “Concordia” hielt Rektor Georg Jacob eine Ansprache an die zahlreichen, den Turm umstehenden Pilger. Hierbei dankte er Gott und seiner Mutter für die vielen Gnaden und Wohltaten, die durch die Jungfrau der Armen so vielen Menschen zuteil geworden seien. Er dankte auch dem hl. Erzengel Michael, zu dessen Festtag so zahlreiche Pilger nach Banneux gekommen waren, und legte den Pilgern ans Herz, mit ihm für all das zu danken, was hier an Gutem geschehen sei. In diesem Dankgebet sei auch der Dank dafür einzuschließen, daß Gott uns in der Person Dr. Adenauers einen Mann geschenkt habe, der in seinem Handeln stets den Gesetzen Gottes den Vorzug gegeben hat. Rektor Jacob legte dann dar, daß Bundeskanzler Adenauer die Aufgabe zugefallen sei, das böse Erbe zu übernehmen, das ihm vom Hitler-Regime zurückgelassen worden sei. Der Auftrag hierzu sei ihm am 15. Sept. 1949, am Fest der Sieben Schmerzen Mariens, zugefallen, als er zum deutschen Bundeskanzler ernannt worden sei.

Wie ein Gegenpol zu Hitlers Wirken sei Maria erstmalig im Januar 1933 in Banneux erschienen, in dem Monat, in dem Hitler an die Macht gekommen sei, und für den Sieg Mariens sei Adenauers Wirken nicht bedeutungslos gewesen.
Aus: “Jungfrau der Armen”, 1967

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Bischof Rudolf Graber in Banneux am 15. Juni 1969

Man hat sich oft gefragt, worin die Anziehungskraft von Banneux besteht. Man kann allerlei Gründe dafür angeben. Vielleicht ist es die schöne Anlage des Gnadenbezirks im Grün des Waldes, vielleicht auch, daß man bewußt darauf verzichtet hat, ein großes Heiligtum zu errichten, sondern in der Sphäre des Intimen verbleibt. Aber ich glaube, das alles genügt nicht. Das Anziehende liegt wohl in der Botschaft, die in einem doppelten Sinn zukunftweisend ist. Woran leidet heute die Welt? Zunächst doch einmal unter den sozialen Spannungen, die die Ursache all der vielen Demonstrationen und Aufstände sind. Wie sagte Maria hier? “Ich bin die Jungfrau der Armen.” Sie hat sich damit eindeutig auf die Seite der Armen gestellt, und wenn wir dieses Wort zunächst im Sinn der ersten Seligpreisung des Herrn auffassen müssen - arm im Geist kann auch der Reiche sein -, so scheint dieses Wort Mariens doch auch die sozial Armen einzubeziehen. Daran wollen wir heute denken, wo dieser Tag den Arbeitern gilt. Wir wollen Maria bitten, daß sie bei ihrem Sohn die Milderung der sozialen Spannungen in der Welt erwirke.

Das zweite, woran die Welt heute leidet, sind die politischen Spannungen zwischen den Völkern. Wir brauchen ja nur einen Blick auf Nahost und auf Vietnam zu werfen. Wie hilft uns hier Maria? Sie sagt: “Diese Quelle ist allen Nationen vorbehalten.” Maria hält ihr Geschenk für alle Nationen bereit. Will sie damit nicht sagen, daß sie die Mutter aller Nationen ist, daß sie ihre mütterliche Liebe nicht einem Volk allein schenken will, sondern daß sie die Völker geeint sehen will? Wollen wir nicht heute auch dieses Anliegen ihr anvertrauen, damit sie beim hl. Opfer es ihrem Sohn empfiehlt, der sein Blut für alle vergossen hat? So könnte von Banneux wirklich eine Erneuerungsbewegung ausgehen, die sich für die ganze Welt als fruchtbar erweist.

Von der “Jungfrau der Armen” in Banneux zur Rosenkranzkönigin in Fatima. überall erweist sie sich als mütterliche Helferin.

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“Ein besonderes Anliegen führte uns nach Fatima”

Ein Priester, der schon einige Jahre an dem berühmten Wallfahrtsort weilt, berichtet über eine Begegnung, die ihn sehr beeindruckte:

“In unserem Haus, wo ich ein wenig die Gäste betreuen darf, fiel mir ein Ehepaar auf, das sehr oft zur Erscheinungskapelle ging, um dort den Rosenkranz zu beten. Ich bewunderte ihre außerordentlich gesammelte Haltung, aber da beide länger hier blieben, fiel mir auf, daß sie kaum die hl. Messe besuchten. Endlich ergab sich Gelegenheit zu einem längeren Gespräch. Ich führe einiges davon ungefähr im Wortlaut an.

‘Herr Pater, Sie werden sich gewundert haben, uns nie bei der hl. Messe zu sehen.' - ‘Allerdings, und dabei beten Sie so oft und andächtig den Rosenkranz zusammen in der Erscheinungskapelle.' - ‘Ich muß Ihnen erklären, daß wir beide Protestanten sind, und zwar praktizierende. Ein besonderes Anliegen führt uns nach Fatima, und wir fühlen uns sehr glücklich hier.'

‘Und Sie als Protestanten beten da so oft und andächtig den Rosenkranz?'

 ‘Gerade deshalb sind wir hierhergekommen. Sie wissen, daß wir als Protestanten - wir sind Lutheraner - die Hl. Schrift als die Quelle unseres Glaubens betrachten.' - ‘Wir auch', warf ich dazwischen. Er lächelte. ‘Ich sehe es ja daran, daß Sie auf allen Gästezimmern das Markus-Evangelium auf dem Nachttisch liegen haben. Aber weiter! Immer haben wir in der Hl. Schrift gelesen und kennen sie gut. Aber es schien uns zu wenig zu sein. Man möchte die wichtigsten Lehren des Neuen Testamentes mehr betrachten, immer wieder, um sie so langsam zu einer Lebenshaltung werden zu lassen. So fingen wir beide an, uns mehr in die eine oder andere Wahrheit betrachtend zu vertiefen. Zufällig fiel uns das Büchlein von Johannes XXIII. über den Rosenkranz in die Hände. Wir fanden, was wir unbewußt gesucht hatten. Jetzt lesen wir jeden Tag in der Bibel, betrachten aber auch einige große Geheimnisse im Leben Christi, und zwar besonders jene des Rosenkranzes. Meist wählen wir einige Geheimnisse aus, andere überschlagen wir, die uns weniger zu sagen haben.'

‘Aber diese Geheimnisse könnten Sie doch auch ohne Rosenkranz betrachten.' - ‘Sicher, aber im Rosenkranz geht es leichter. Das äußere Gebet ist so wie ein Wanderstecken, worauf man sich stützt, wenn man in das unbekannte Gebiet der Geheimnisse vordringt.' - ‘Und Sie beten den Rosenkranz gemeinsam?'

‘Ja, das ist ja gerade das Schöne. Wir wissen da, daß wir beide an die gleiche Großtat Gottes denken und fühlen uns innerlich immer mehr verbunden. Auch unter uns gibt es manchmal Schwierigkeiten, aber nach einem Rosenkranzgesetz ist alles wieder gut. Unsere Zwistigkeit war zu klein angesichts der großen Geheimnisse Gottes.'
“ Aus: Petrusblatt - Berlin, Oktober 1968

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Sie hat ihre Heilung vorausgesehen

Zu Füßen der Fatimastatue plötzlich geheilt.

Es ist mir eine große Freude, mein gegebenes Versprechen einzulösen und Ihnen schriftlich über das Wunder Unserer Lieben Frau von Fatima zu berichten, das ich miterleben durfte. Ich war Militärgouverneur von Granada , als in der Stadt der Besuch der Statue Unserer Lieben Frau von Fatima angekündigt wurde. Der Transport der Statue erfolgte durch ein Auto unter Begleitung der geistlichen, militärischen und zivilen Behörden.

Polizisten erhielten die Anweisung, einen bestimmten Platz für die Kranken abzuriegeln; nur diese und ihre Familienmitglieder sollten Zutritt an diesem Platz haben. Unter den herbeigebrachten Kranken war auch die Stifterin einer neuen Ordensgesellschaft, Mutter Maria Marquez. Sie hatte den Wunsch geäußert, in der ersten Reihe der Kranken mit ihrer Tragbahre aufgestellt zu werden, um möglichst nahe an der Statue Unserer Lieben Frau von Fatima zu sein. Mehr als 400 Kranke waren herbeigeschafft worden. Ein sehr eindrucksvolles Schauspiel.

Ich fragte Mutter Maria Marquez, ob sie viel zu leiden habe. Sie berichtete mir Näheres. - “Aber ich werde nicht mehr lange zu leiden haben”, fügte sie freudig hinzu, “denn wenn der Herr Erzbischof die hl. Messe zelebrieren und mir denSegen spenden wird, werde ich durch die liebe Gottesmutter geheilt !”

Gewohnt, derartigen Äußerungen mit größter Skepsis zu begegnen, machte ich ungewollt eine Handbewegung, die meinen ganzen Zweifel zum Ausdruck gebracht haben muß, denn mit Entschiedenheit beteuerte die Kranke: “Sie brauchen nicht daran zu zweifeln. Ich bin von dieser Heilung so fest überzeugt, daß ich bereits Sandalen mitgebracht habe, um zu Fuß nach Hause zurückkehren zu können.”

Dabei handelte es sich um eine Kranke, die vor mehr als einem Jahr an der Wirbelsäule operiert worden war, sich überhaupt nicht bewegen konnte und von den Ärzten als hoffnungsloser Fall aufgegeben worden war. Und nun sollte ein Wunder an ihr geschehen, durch das sie wieder völlig hergestellt werde! Das vermochte ich einfach nicht zu fassen. Als mir die Ankunft des Erzbischofs gemeldet wurde, verließ ich die Kranke, um den Bischof zu begrüßen. Mein Platz während der hl. Messe war auf der Evangelienseite, etwa 30 Meter von der schwerkranken Mutter Maria Marquez entfernt. Die hl. Messe begann. Alles vollzog sich in der gewohnten Ordnung, bis bei der hl. Wandlung plötzlich Rufe aus der Menge ertönten:

Ein Wunder ! Ein Wunder!” Wie groß war mein Erstaunen, als ich die Mutter Maria auf der Bahre sitzend erblickte und wahrnahm, wie Tausende von Taschentüchern in der Luft geschwenkt wurden. Unverzüglich verließ ich meinen Platz und ging - auch wenn es mir als Unehrbietigkeit während der Messe erschien - auf Mutter Maria Marquez zu und redete sie an: “Was ist denn geschehen?” - “Die liebe Gottesmutter hat mich geheilt!”

Damit stieg sie auch schon von der Tragbahre und stellte sich auf den Boden. Ich sah noch, wie der Eiter aus ihren Zehen floß. Bis zum Knie war das eine Beinganz schwarz und übermäßig geschwollen . Mit eigenen Augen sah ich dann, wie die Geschwulst zurückging. Aber immer noch blieb ich skeptisch. Langsam nahm das Bein seine natürliche Form und Farbe an.

Schon wenige Augenblicke später fand sich auch der Arzt ein, der Mutter Maria Marquez seit langem behandelte, ein bedeutender Chirurg aus Granada. Ich schilderte ihm meine Wahrnehmungen. Er konnte das Gesagte nur bestätigen und fügte bei: “Das Bein fängt nicht nur an, wieder ganz normal zu werden, sondern es setzt auch eine regelmäßige Blutzirkulation ein.” - “Haben Sie für diesen Vorgang keine wissenschaftliche Erklärung?” fragte ich den Chirurgen. “Nein! Es gibt keine. Ich selbst habe die Schwester operiert und weiß somit genau, in welchem Zustand sie sich bisher befand. Ich stehe vor einem Rätsel... Herr General, hier ist einWunder geschehen .”

Ich habe in meiner langen Dienstzeit und den sechs Jahren meines Kolonialaufenthaltes rührende Szenen erlebt, aber nie zuvor in meinem Leben war ich so tief bewegt wie in dieser Stunde. Außer uns befand sich auch noch die Präsidentin des Roten Kreuzes, eine Verwandte der Geheilten, unter den Augenzeugen. Als diese der Mutter Maria Marquez vorsichtshalber noch eine Spritze geben wollte, gab diese energisch zur Antwort: “Nein, ich brauche diese nicht! Ich fühle mich vollkommen wohl und stehe auf.” Die hl. Messe hatte inzwischen ihren Fortgang genommen, und ich begab mich zum Schluß wieder auf meinen Platz.

Etwa 40 Tage später wohnte ich dem Dankgottesdienst im Kloster bei. Ich fand Mutter Maria Marquez vollständig gesund wieder. Sie lief die Treppen aufund ab, wie wenn sie nie krank gewesen wäre .

Wie mir gesagt wurde, hat der Erzbischof von Granada eine Kommission der bedeutendsten Ärzte bestimmt und ihnen den Auftrag gegeben, diesen Fall in allen seinen Einzelheiten zu untersuchen. Wie mir inzwischen aus erster Quelle versichert wurde, stehen die Wissenschaftler vor einem Fall, den sie auf natürliche Weise nicht zu klären vermögen und von dem sie sagen, es sei ein Wunder geschehen...
Aus: “Mutter der Kirche”, 7/8, 1965
 

Arbeiterführer Kardinal Cardijn schrieb voll Dankbarkeit:
1934 besuchte ich Fatima zum zweitenmal. Damals bat ich Maria, als Beweis ihres mütterlichen Schutzes, um das große Haus, das jetzt unsere CAJ-Zentrale in Brüssel ist. Am Tage nach meiner Rückkehr nach Brüssel bekam ich einen Telefonanruf. Das Haus wurde mir gratis für unsere Bewegung geschenkt . Es war das schönste Geschenk, das ich je in meinem Leben erhielt. Ich habe nachher noch oft den Schutz Unserer Lieben Frau von Fatima erfahren.

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Fatima in Prag

Die portugiesische Monatszeitschrift “Voz da Fatima” (Stimme von Fatima) vom 13. Sept. 1968 brachte aus der Feder von John Haffert, einem der führenden Mitglieder der “Blauen Armee” in den USA, einen Bericht über den Beginn der Überbringung von 25 Fatima-Statuen an größere Städte in der ganzen Welt. Das Folgende ist diesem Bericht entnommen:

Wir waren schon überrascht, so erklärten sie, daß die kommunistischen Machthaber der Tschechoslowakei allen unseren Pilgergruppen das Visum erteilt hatten, einschließlich dem Bischof von Leiria-Fatima; ja, daß sie unserem Flugzeug die Landeerlaubnis erteilt hatten. Wir fragten uns selber: Ist es so leicht, eine Statue Unserer Lieben Frau von Fatima in aller Öffentlichkeit in den Machtbereich Rußlands zu bringen, das zu bekehren SIE versprochen hatte?

Als wir am Flughafen ankamen, war der Bischof von Leiria mit einem Mantel bekleidet, der den Talar und das Brustkreuz verdeckte. - Der Berichterstatter schreibt: Ich sagte zu ihm: “Exzellenz, tragen Sie das Brustkreuz nicht offen?” - “Ich vermute, daß es die Kommunisten nicht gern sehen werden.” - Und obwohl ich gewöhnlich keine Anregungen gebe, sagte ich, ohne zu überlegen: “Aber, Exzellenz, wir sind gerade daran, eine Statue der allerseligsten Jungfrau vor den Augen aller Leute dieser Stadt zu überbringen. Warum sollte nicht auch ihr Bischof sich ganz klar zu erkennen geben?” - Mit einem Lächeln legte der Bischof den Reisemantel ab und schritt dann mit dem unverhüllten Brustkreuz hinter der Statue einher. In diesem Augenblick erstrahlte vor uns ein Regenbogen am Himmel.

Die Kommunisten hatten jedoch einen Plan ersonnen, um unseren Besucherfolglos zu gestalten : Zuerst ließen sie uns lange auf dem Flughafen warten. Dann geleiteten sie uns bis zu den drei Omnibussen, die bereits zwei Stunden auf uns gewartet hatten. Wir setzten naturgemäß voraus, daß die drei Fahrzeuge den Weg nehmen würden, den wir schon über einen Monat vorher angegeben und bezahlt hatten, nämlich eine Stadtrundfahrt, anschließend hl. Eucharistiefeier in der Kirche des Prager Jesukindes und schließlich Transport zu den Hotels. Wie groß war unsere Überraschung, als die Omnibusse mit uns auf einem kleinen Platz plötzlich mitten in der Stadt halt machten, und wir dort mit unserem gesamten Gepäck und der Statue aussteigen mußten. Hernach fuhren die Fahrzeuge leer weg.

Vier “Begleiter” standen uns zu “Diensten”. Einer von ihnen versuchte uns zu überzeugen, daß wir von den Bussen zu den Hotels gebracht würden. Die anderen drei “,Begleiter” blieben zunächst zu Hause; sie sollten warten, bis sie neue Anord-nungen erhielten. Gegen 14 Uhr telefonierte man ihnen: Unsere Schar sollte sich in drei Grüppchen aufteilen und zu Fuß oder per Elektrobus die Hotels erreichen. Es war 15 Uhr, als man uns das übermittelte. Das aber war uns klar: Wenn wir jetzt dieser Anordnung Folge leisten und uns in drei Gruppen aufteilen, ist es unmöglich, die Statue in Prozession ans Ziel zu bringen. Und selbst, wenn wir auf die Prozession verzichten, ist es nur schwer möglich, die Statue mit einem Taxi zum Bischofssitz zu bringen. Es gibt ja während der Abendstunden nur wenig Taxis in Prag. Da müßten wir wenigstens eine Stunde warten.

Während ich mit den “Begleitern” diskutierte, stand der Bischof von Leiria da, bekleidet mit den bischöflichen Gewändern und dem Brustkreuz, das er am 13. Mai 1967 in Fatima vom Hl. Vater persönlich bekommen hatte und begann mitden 108 Pilgern laut den Rosenkranz zu beten . Hernach stimmte der Bischof das “Ave von Fatima” an. Alle sangen mit. Rundherum in den Häusern öffneten sich die Fenster, und viel Volk dieser Stadt versammelte sich um uns.

Die Begleiter wurden unruhig und schrieen auf uns ein, daß wir hier nicht bleiben könnten. “Man hat uns hier abgesetzt”, sagte ich, “und wir bleiben hier, und wenn es notwendig sein sollte, während der ganzen Nacht, bis die von uns bezahlten Omnibusse kommen.” - Während zwei voller Stunden betete und sang unsere Gruppe auf dem Platz, und immer mehr Prager kamen hinzu. Einige von ihnen, die das gläubige Vertrauen unserer Gruppe auf die Hilfe Unserer Lieben Frau bemerkten, konnten die Tränen nicht zurückhalten. Wer hätte sich das vorzustellen gewagt, daß auf einem öffentlichen Platz Prags in Gegenwart der Fatimastatue der Bischof von Leiria zusammen mit einer Pilgergruppe das Beten des Rosenkranzes und das Singen religiöser Lieder laut durchführen könnte!

So wie ich es erwartet hatte, tauchten plötzlich doch die drei Omnibusse auf. Erneut jedoch wollte man uns in eine Falle führen. Man erklärte uns, wir sollten zuerst in den einzelnen Hotels unser Gepäck abgeben und dann erst in die Fahrzeuge einsteigen. Es war aber schon Abend.

Ich sagte nun zu den Pilgern, sie sollten in die Busse einsteigen, und machte den “Begleitern” klar, wieviel Geld wir ausgegeben hätten, um das Visum zu bekommen, um die Hotels und die Reise zu bezahlen, und jetzt sollten wir keine Zeit mehr haben, etwas zu besichtigen. Wir mußten ja am nächsten Morgen wieder abfliegen. Ich bestand darauf, daß wir wenigstens “zum Kastell”, zur Prager Burgkommen . Glücklicherweise kannte ich mich in Prag ein wenig aus; ich wußte, daß die bischöfliche Residenz neben der Burg lag. - Die “Begleiter” sahen in diesem meinem Vorschlag nichts Abwegiges. Beim Kastell angekommen, führte ich - nachdem wir kurz ein paar Rundblicke über die Stadt geworfen hatten - die Gruppe zum bischöflichen Palais. Die “Führer” wollten uns nicht begleiten. Sie wußten nicht, daß wir vor unserer Abreise von Nordamerika einen Brief des Apostolischen Administrators von Prag erhalten hatten, worin er in vorsichtigen Ausdrücken durchblicken ließ, er würde uns gern willkommen heißen und die Statue Unserer Lieben Frau begrüßen.

An der Einfahrt zur Garage der bischöflichen Residenz hängt eine Glocke. Ich läutete sie, so fest ich konnte. Der Klang verbreitete sich hin bis zu den ringsum liegenden Gebäuden, und sofort zeigten sich Leute. Als ich erklärte, daß wir unter uns 108 Pilgern den Bischof von Fatima hätten, öffneten sich die Tore, und wir stiegen zu den Privatgemächern des Apostolischen Administrators Bischof FrantisekTomasek hinauf. Statt uns im Besuchssaal zu empfangen, geleitete er uns zur Kapelle, die Türen wurden geschlossen, und jetzt begann eine kurze Begrüßung.

Als erster sprach tiefergriffen der Bischof von Leiria:

“Vor fünfzig Jahren”, so begann er, “versprach Unsere Liebe Frau den Frieden der Welt; es bedeutet für uns eine große Freude, hierher ihr Bild überbringen und es Euer Exzellenz übergeben zu dürfen.”

Der Apostolische Administrator antwortete: “Unser Volk zeigt eine große Verehrung und Liebe zu Unserer Lieben Frau von Fatima. Heute betet man in vielen Familien täglich den Rosenkranz, weil Maria in Fatima dazu aufgefordert hat. Ihr überbringt uns ihr Bild. - In diesem Zeichen werden wir siegen.” Und er fügte noch hinzu: “Ja, heute tragen wir auf unseren Schultern ein schweres Kreuz. Jedoch in diesem Kreuz gibt es Licht, gibt es Hoffnung. Und schließlich werden wir durch das Kreuz den Sieg davontragen.”

Der Bischof von Prag schien ein wenig besorgt, als wir ihm unsere Absicht eröffneten, nun die Statue in aller Öffentlichkeit zur Kirche des Prager Jesus-Kindes zu bringen, wo dann ein Pontifikalamt gefeiert werden sollte. Schließlich gab er aber doch dazu seine Zustimmung. Er fragte noch, ob wir die Statue nachherbei ihm zurücklassen würden .

Sofort gingen wir zu den Omnibussen. Auch der einheimische Bischof begleitete uns, und unsere Freude war unbeschreiblich. In der Kirche konnten wir nahe beim Bild des göttlichen Kindes die Pilgerstatue Unserer Lieben Frau von Fatima aufstellen, über die in besonderer Weise Papst Pius XII. sich am 13. Okt. 1951 u. a. geäußert hatte: “... Auf ihrer Reise durch Amerika, durch Afrika, durch Indien, durch Indonesien und Australien regnete es Segen vom Himmel, vervielfältigten sich ihre Gnadenwunder in einem solchen Maß, daß Wir kaum glauben konnten, was unsere Augen wahrnahmen...”

Während der hl. Eucharistiefeier blickten wir oft auf diese beiden Statuen des göttlichen Kindes und Seiner Mutter und mußten dabei an die obigen Worte Pius XII. denken; auch wir konnten kaum glauben, was unsere Augen wahrnahmen. - Langsam füllte sich die Kirche mit den Bewohnern dieses Stadtgebietes, und es erneuerte sich das, was wir am Vortag in Berlin erlebt hatten. Die Prager wurden traurig, als sie sahen, wie die Statue Mariens wieder aus der Kirche hinausgetragen wurde; doch es wurde ihnen gesagt, sie würde in ihrer Stadt zurückgelassen.

Am folgenden Morgen fragten uns bei unserer Ankunft auf dem Flughafen verschiedene Polizisten, wo wir die Statue zurückgelassen hätten, die wir am Vortag mitgebracht hatten. “Welche Organisation hat sie erhalten?” fragte uns einer - es schien der Chef zu sein. “Wir haben sie im Haus des Bischofs von Prag zurückgelassen”, antwortete ich. “Bei welchem Bischof und in welchem Haus?” Ohne Furcht beantwortete ich diese Fragen, weil wir dies alles ja nicht ohne Wissen unserer gestrigen “Begleiter” durchgeführt hatten. So mußten die Pläne, die die kommunistischen Behörden ersonnen hatten, unsere Pilgerfahrt sinnlos zu machen, dem Ziel dienen, das Unsere Liebe Frau im Auge hatte. Wenn wir jede Einzelheit dieses Prager Besuches genau geplant hätten, dann wäre unser Besuch sicherlich nicht so wunderbar ausgefallen. Wir haben offensichtlich die besondere Hilfe Mariens erfahren, sonst hätten wir ihr Bild nicht in aller Öffentlichkeit in ein von kommunistischen Machthabern beherrschtes Land bringen können.
Bericht P. Netter SVD
 

Die Mutter kommt zu ihren Kindern als Pilgermadonna. Ist das nicht ein neuer Beweis für ihre Mutterliebe und Muttersorge? - Wo Maria ist, da ist Christus. Die Mutter ist nie vom Sohn zu trennen.

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Niepokalanow: Die Stadt der Unbefleckten

Rund 40 Kilometer westlich von Warschau, an der Bahnlinie nach Posen, liegt Szymanōw, ein polnisches Dorf wie Dutzend andere. Doch jenseits der Grenze beginnt das Gelände, das ganz Polen unter dem Namen Niepokalanow kennt: die Stadt der Unbefleckten . An der mächtigen Basilika, die vor dreißig Jahren hier begonnen und 1950 vollendet wurde, grüßt die überlebensgroße Figur der Immaculata mit ausgebreiteten Armen. Unter ihrem Schutz hatte der Minoritenpater Maximilian Kolbe seine “Stadt der Unbefleckten” geplant und begonnen, auf einem Gelände, das ihm 1927 ein polnischer Fürst geschenkt hatte.

Zehn Jahre zuvor, noch vor seiner Priesterweihe, hatte er mit einigen gleichgesinnten Mitbrüdern die Miliz der Immaculata gegründet und einen Kreuzzug für die Bekehrung der Welt begonnen. Kolbe, 1894 geboren, stammte aus einer armen, kinderreichen Weberfamilie. Erst mit dreizehn Jahren hatte ihm ein Minoritenpater, der bei einer Volksmission auf den aufgeweckten Jungen aufmerksam wurde, zum Studium verholfen. Seine Oberen schickten ihn nach Rom, wo er in Philosophie und Theologie promovierte und am 28. April 1918 zum Priester geweiht wurde.

Der junge Ordensmann sah klar die Gefahren der Zeit und war von der fürbittenden Macht Mariens wie von der weltweiten Bedeutung der Presse durchdrungen. So gründete er kleine Aktionsgruppen und startete ein kleines Blättchen, das er “Ritter der Unbefleckten” nannte und bald von 5.000 auf 60.000 Exemplare brachte. Er war dabei von einem unerschütterlichen Vertrauen auf die Gottesmutter erfüllt.

Auf dem Gelände von anfänglich 28.000 qm, das im Laufe der Zeit um das Zehnfache erweitert wurde, entstand eine ganze Stadt mit Klostergebäuden undWerkstätten, mit eigenem Kraftwerk, mit Druckerei und Radiostation . Ein eigenes Gleis führte vom Bahnhof Szymanów nach Niepokalanów; sogar ein Flugplatz für vier Maschinen wurde angelegt.

Schon früh denkt Kolbe über die Grenzen Polens hinaus. Jede Nation sollte eine solche “Stadt der Unbefleckten” erhalten, damit “sie über alle Menschen herrschen kann, auch mit Hilfe der modernsten Erfindungen; denn diese müssen zuerst ihr dienen und dann der Wirtschaft, der Industrie, dem Sport und so weiter. Demnach müssen die Presse und eben jetzt das Radio, der Film - und in Zukunft alle Erfindungen eingesetzt werden, um den Menschen zur Erkenntnis Gottes zu verhelfen und ihnen das wahre Glück zu zeigen”.

Daher geht Kolbe, obwohl Niepokalanów erst im Aufbau ist, 1930 nach Japan, gründet dort ebenfalls eine “Stadt der Unbefleckten” und gibt eine japanische Ausgabe seines “Ritters” heraus, die bald die größte katholische Zeitschrift des Landes wird. Dazwischen ging er nach Indien und kehrt erst 1936 wieder nach Polen zurück.

Als P.Kolbe am 8.Dez. 1937 zur Zehnjahresfeier von Niepokalanów über Radio Warschau spricht, ist die Mitgliederzahl der Miliz auf 600.000 gestiegen. Der “Ritter” hat eine Monatsauflage von einer Million, der “kleine Ritter” für die Jugend 250.000 und die Tageszeitung “Maly Dziennik” ebenso 250.000. Eine große Organisation mit 12 Abteilungen und 57 Sektionen ist in Niepokalanów aufgebaut, in der allein über 700 Minoriten arbeiten.

Da zerschlägt der Krieg alles mühsam Erreichte. Die “Stadt der Unbefleckten”wird bombardiert, besetzt, Druckerei und Rundfunkstation zerstört , die Patres werden verhaftet oder in alle Winde zerstreut. Pater Kolbe selbst wird 1941 insKZ Auschwitz gebracht . Bei allem grauenvollen Erleben bleibt er ungebrochen und stärkt noch seine Leidensgefährten. Am Ende steht sein Opfertod. Nach der Flucht eines Gefangenen werden zehn Häftlinge von der SS willkürlich ausgewählt und zum Hungertod bestimmt. Freiwillig bietet sich Pater Kolbe an, für einen kinderreichen Familienvater in den Todesbunker zu gehen. Hier stirbt der Ritter der Unbefleckten am Vorabend von Mariä Himmelfahrt, am 14. Aug. 1941. Heute zeigt ein Museum in Niepokalanów in Fotos und Dokumenten die Stationen dieses einzigartigen Lebens und Leidens. Im Archiv des Klosters füllen dicke Bände mit dem umfangreichen Briefwechsel des Märtyrers und viele Kästen mit Bildern und Dokumenten die Regale, zur Vorbereitung seines Seligsprechungsprozesses.

Kolbes Opfertod war nicht vergebens. Heute ist Niepokalanów wieder erstanden. Wohl ist das Gebiet kleiner geworden, das Presseapostolat erschwert. Aber 200 Ordensbrüder leben hier, dazu 100 Knaben im Internat, viele Novizen, die sich auf ihren Ordensberuf vorbereiten, und Patres, die in der Seelsorge arbeiten.

Die “Stadt der Unbefleckten” ist wirtschaftlich weitgehend unabhängig. Da gibt es Getreidefelder, eine Gärtnerei mit zwei großen Gewächshäusern, eine Wiese mit zahlreichen Bienenständen. Eine Schreinerei, Bäckerei und Metzgerei sorgen für den eigenen Bedarf. Auch eine Bildhauerwerkstätte gibt es hier und nicht zuletzt lebt in Niepokalanów der bedeutendste polnische Fachmann für Uhren, der eine siebenbändige Uhrenenzyklopädie schrieb, der bescheidene Bruder Lorenz.

Draußen am Rand der “Stadt der Immaculata” liegt der Friedhof. Unter dem hohen Holzkreuz ruhen die verstorbenen Ordensleute. Auf einem der schlichten Gräber steht: “P. Alfons Maria Kolbe 1896-1934.” Auch er, der treue Mitarbeiter des Gründers, hat sein Leben früh vollendet. Von seinem Bruder Maximilian aber besitzen wir kein Grab und keine Reliquien. Sein geschundener, ausgemergelter Leib wurde in Auschwitz verbrannt. Doch sein Geist ist in Niepokalanów lebendig geblieben, sein Ruhm geht um die Welt.
 
Dr. Helmut Holzapfel
 

Maximilian Maria Kolbe ist 1982 heiliggesprochen worden.

“Durch Maria ist Christus in die Welt gekommen. Durch Maria will er auch in der Welt herrschen.” Wenn heute Maria so machtvoll in Erscheinung tritt, so deswegen, weil sie gegenüber allen satanischen Mächten der Tiefe die Königsherrschaft ihres Sohnes über dieser armen Erde aufgerichtet wissen will. Sie will als Mutter und als Gnadenvermittlerin das herbeiführen, was das Ziel der ganzen Heilsgeschichte, der Angelpunkt der Hl. Schrift, das zentrale Anliegen der Frohbotschaft Jesu ist, nämlich die Aufrichtung der Königsherrschaft Gottes über dieser Erde, um deren Kommen wir täglich im Vaterunser beten: “Zu uns komme Dein Reich.”
Bischof Rudolf Graber

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Durch Maria zur katholischen Kirche heimgefunden

Ein Mann aus dem Volk, ein Konvertit schreibt:

Ewig dankbar bin ich der Madonna von Tschenstochau, deren Bild ich immer bei mir trage, daß sie mir die große Gnade erwirkt hat, den Weg zum katholischen Glauben zu finden.

Im zweiten Weltkrieg wurde meine Einheit zum Feldgottesdienst nach Tschenstochau (Polen) abkommandiert. Die meisten meiner Kameraden waren katholisch. Ich selbst gehörte zu den wenigen Protestanten. Ich wußte so gut wie nichts vom katholischen Glauben. Beim Segen mit dem Allerheiligsten kniete ich mich, so wie meine katholischen Kameraden. Das war der Anfang meiner Konversion.

Zwar sind noch viele Jahre darüber vergangen, bis ich den endgültigen Schritt in die katholische Kirche tun konnte, denn im Krieg hatte niemand Zeit für mich. Nach dem Verlust der frommen protestantischen Eltern verschlug mich die Nachkriegszeit vom Osten in den Westen. Hier kaufte ich mir Bücher über die katholische Lehre. Schließlich nahm ich Unterricht, und ich kann wohl sagen, daß der Tag meiner Konversion zu den glücklichsten Tagen in meinem Leben gehört.
N.

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Mutter Gottes, rette Rußland!

Im Jahr 1395 wurde die Ikone “Unsere Lieben Frau von Wladimir” in einem Triumphzug in den Kreml von Moskau geholt. Damals hatte der Tatarenfürst Tamerlan fast ganz Rußland zerstört, und schon war Moskau bedroht. Da nahm man seine Zuflucht zur Mutter Gottes. Das russische Volk umsäumte den hundert Kilometer langen Weg, weinte und betete und rief: “Mutter Gottes, rette Rußland!”

Nach einer alten Chronik soll Tamerlan in einer Vision gewarnt worden sein: “ Du kannst nicht siegen, denn die Mutter Gottes kämpft für Rußland !” Er trat den Rückzug an.

Heute noch erinnert ein Straßenname in Moskau an den Einzug der Ikone in diese Stadt. Das Gnadenbild erhielt einen Ehrenplatz in der Maria-Himmelfahrts- Kirche.

“Unsere Liebe Frau von Wladimir” wurde zur Patronin Rußlands. Das russische Volk dankte der Mutter Gottes ihre Hilfe durch eine innige Liebe und Verehrung zu ihr. - Heute sagt man noch: “Kratze einem Kommunisten etwas von der Oberfläche ab, und du triffst auf die hl. Mutter. Einer der markantesten Dichter Rußlands hat auf einer Europareise zugegeben, daß ein Russe, der stirbt, nicht den Namen Stalins oder Chruschtschows auf den Lippen trägt. Man hat es bei Hunderten sterbender Kommunisten erlebt, daß sie das Wort “Mutter” flüstern oder einen heiligen Namen anrufen.

Unsere Soldaten, die in Rußland waren, berichteten, daß selbst in kommunistischen Familien das Öllämpchen vor der Ikone der Mutter Gottes brannte, nicht wie bei uns in einer Hautevolee-Villa, wo die Madonna als kulturelles Paradestück empfunden wird. Nein, dort drüben sind noch viele, die davor beten.

Als die ersten Horden der Roten Armee 1945 Schlesien und Ostpreußen überrollten, hat man es erlebt, daß die Soldaten im letzten Augenblick junge Mädchen in Ruhe ließen oder daß sie nur in die Luft schossen, wenn sie ein Bild der Mutter Gottes in ihrer Wohnung sahen. Sie haben oft alles in den Wohnungen zerschlagen, aber das Marienbild ließen sie unangetastet. -

Die Kommunisten haben die berühmte Madonna von Wladimir zwar aus der Kirche entfernt, doch sie wagten es nicht, sie zu zerstören. Seit dem Jahr 1919 hängt sie im Museum, in der Tretyakov-Galerie in Moskau. Und wie viele, die in all den Jahren die Tretyakov-Galerie besuchten, mögen sich vor diesem Bild heimlich bekreuzigt und gebetet haben: “Mutter Gottes, rette Rußland!”

Denn sie vergessen nicht, was das russische Volkslied erzählt:

Drei Mütter hat jeder Mensch : seine eigene Mutter, die ihn mit Schmerzen gebiert; die feuchte Mutter Erde, die ihn als Toten aufnimmt; und die Mutter Gottes, die ihn in das Paradies einläßt und für ihn bei ihrem Sohn bittet.”
Aus: “Atheisten-Brevier” von Pater Leppich SJ
 

Möge ihr Unbeflecktes Herz bald über Rußland triumphieren! Der Hl. Vater hat es ihrem mütterlichen Herzen geweiht. Wir aber wollen für dieses Anliegen ohne Unterlaß beten und opfern!

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Maria ist das große Zeichen

Auszüge aus der eindrucksvollen Predigt von Bischof Rudolf Graber in Banneux (15. Juni 1969)

So kündet die Apokalypse: “Ein großes Zeichen erschien am Himmel, eine Frau mit der Sonne umkleidet, zu ihren Füßen der Mond, auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen” (12,1). Es gab und gibt nicht wenige heute, die da sagen: Die Weltgeschichte ist angelangt bei Apokalypse 12, die Endzeit und damit der Endkampf hat begonnen.

Sei dem wie immer. Das eine ist richtig: Das große Zeichen ist erschienen und hat den Zenit am Abendhimmel der Menschheit erreicht.

In aller Kürze sei dies dargestellt in Stichworten. Seit ungefähr 1830 häuft sich das Marianische wie vorher nie in der Geschichte. Und das Eigenartige ist dies: Die Initiative der himmlischen Kirche und jene der irdischen Kirche laufen parallel, ja sie bedingen und ergänzen einander.

1830 Die Erscheinung Mariens zu Paris mit der “Wunderbaren Medaille”, 1846 La Salette,

1854 Die Verkündigung des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis Mariens,

1858 Lourdes;

Die Rosenkranzenzykliken Leos XIII.

1917 Fatima,

1921 Die Gründung der Legio Mariä,

1933 Die Erscheinungen Mariens in Beauraing und Banneux

1942 Die Weltweihe an das makellose Herz Mariens durch Pius XII., dann

1950 die Dogmatisierung der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel,

1954 Das Marianische Jahr, die Einsetzung des Festes Maria Königin und schließlich die Verkündigung “Maria als Mutter der Kirche” 1963.

1984 Weihe durch Johannes-Paul II.

Fürwahr ein marianisches Jahrhundert. “Das große Zeichen am Himmel ist erschienen.”

Aber wo Maria erscheint, da ist auch die Schlange zur Stelle , schon seit den Tagen des Paradieses. Es gibt einen marianischen Triumphalismus, der biblisch nicht begründet und der gefährlich ist. Wir übersehen, daß schon im Paradies von der Schlange gesagt wird: “Du wirst ihrer Ferse nachstellen” (Gen 3,15). Und in der Apokalypse tritt dem großen Zeichen ein “anderes Zeichen” entgegen, “ein großer, roter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und sieben Kronen auf seinen Köpfen” (12,3). Es müßte uns wundern, wenn das marianische Jahrhundert nur Licht und Glanz wäre.

Ich muß auf eine ausgezeichnete Schrift hinweisen, die in diesen Tagen von Salzburg zu uns kam: “ Der Aufstand gegen den Vater .” Ein Universitätsprofessor hat hier die Rebellion gegen den Hl. Vater gebrandmarkt, wie sie bei uns besonders auf dem Katholikentag von Essen zutage trat und übrigens überall dort, wo man mittelbar oder unmittelbar den Primat des Papstes angreift. Aber dieser Aufstand gegen den Vater und die damit verbundene Autoritätskrise wäre m. E. nicht möglichgewesen ohne den Aufstand gegen die Mutter, der seit langem im Gang war . Und ich möchte in aller Deutlichkeit und Offenheit sagen, daß dieser Aufstand gegen die Mutter mit ein Grund, vielleicht sogar der Hauptgrund ist für die erschreckende Krise, in der sich heute die Kirche befindet...

Tritt nämlich das Marianische, das Mütterlich-Jungfräuliche zurück, dann gewinnt der kalte Verstand die Oberhand. Dann schwindet aus dem Bereich der Religion das Gemütvolle und Warme, das Innige und innerlich Frohe und Beglückende. Liturgie wird eine verstandesmäßige, geräuschvolle Abwicklung von durchaus einsichtsvollen Riten und Gebeten, denen die Atmosphäre des Geheimnisvoll- Numinosen fehlt. Die Kirchen werden zu nüchternen Seelensilos, die man ohne große Veränderung auch zu anderen Zwecken benützen kann. Und weil der kalte Verstand skeptisch ist gegen all das, was über ihm liegt, darum lehnt er Wunder und übernatürliche Eingriffe Gottes ab.

Nun ist Maria aber der Inbegriff dieses Übernatürlichen; denn sie, als die, die “voll der Gnade” ist (Lk 1,28), kann nur von daher verstanden werden. Bedeutet mir die Immaculata nichts, dann ist das Dogma von der Erbsünde gefährdet, wie wir es heute sehen. Dann gelange ich zu einem Weltoptimismus und zur Idee einer Entwicklung im Sinn Teilhards de Chardin, die heute als das neue Evangelium enthusiastisch begrüßt wird. Wenn ich an der virgo annuntiata vorübergehe, sei es, weil ich die ganze lukanische Kindheitsgeschichte als spätere Erfindung betrachte, sei es, weil ich mit der Existenz von Engeln nichts anfangen kann, so fällt auch jenes Wort, das für immer das Fundament des Gehorsams in allen seinen Formen ist: “Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort” (Lk 1,38).

Dann - und das ist die weitere Folge - sagt mir auch die mater dolorosa, die Schmerzensmutter, nicht mehr viel, weil das Kreuz in dieser sich ständig vervollkommnenden und entwickelnden Welt keinen rechten Platz mehr hat und weil es die persönliche Entfaltung meines Menschentums nur unliebsam stört. -

Opfer und Entsagung (Zölibat und Ablehnung der Pille) sind vorkonziliare Begriffe. Dann kann ich auch mit der Regina assumpta, mit der in den Himmel erhobenen Königin, nichts anfangen, schon deswegen, weil dieses Dogma ein veraltetes Weltblid voraussetzt, und zweitens, weil die veränderte Schau des nachkonziliaren Christentums es ganz mit dem Menschen zu tun hat, weil ich Gott nicht droben über den Wolken zu suchen habe, sondern im Bruder, im Nächsten. Wir wollen nur in kurzen Strichen zeigen, wie die Krise unserer Zeit sich zum großen Teil herleitet aus der Ablehnung der Marienverehrung. Wie heißt es im 1. Buch der Hl. Schrift: “Du aber wirst ihrer Ferse nachstellen.” Und wie heißt es im letzten Buch der Hl. Schrift: “Die Frau aber floh in die Wüste, wo sie einen Platz erhielt, der von Gott bereitet war” (Offb 12,6). Was aber geschieht, wenn der Aufstand gegen die Mutter losgebrochen ist und sie in die Wüste fliehen muß? Dann herrschtein anderes Weib über die Erde. In Apokalypse 17 hat es Johannes geschildert: Die Hure von Babylon , das Weib auf scharlachrotem Tier voll Lüsternamen, in Purpur gekleidet, geschmückt mit Gold, Edelstein und Perlen. Es hielt einen goldenen Becher in der Hand, voll vom Greuel und Unrat seiner Buhlerei. Und das Weib ist trunken vom Blut der Heiligen und der Zeugen Jesu. Das Weib ist die große Stadt, die Herrschaft hat über die Könige der Erde” (Offb 17,3-18).

Erfüllen sich diese Worte heute nicht buchstäblich? Wohin wir schauen, Greuel und Unrat, sittliche Verwahrlosung und Schamlosigkeit . Aber soweit kommt man, wenn man dem großen Zeichen, der sonnenumglänzten Frau, den Abschied gibt. Es ist nun einmal so: Entweder wird die Welt überstrahlt von jener Frau,die mit der Sonne umkleidet ist , den Mond unter ihren Füßen hat und eine Zwölfsternen-krone trägt, oder sie wird geknechtet von der Hure Babylon . Ein Drittes gibt es nicht. - Und wenn wir auch jetzt in eine düstere Periode der Geschichte eingetreten sind, so leuchtet uns doch die große Hoffnung auf: “Babylon wird gestürzt und nicht mehr gefunden werden” (Offb 18,21). “Er hielt Gericht über die große Buhlerin, die Verderben brachte über die Erde” (Offb 19,1f.).

Diesen Tag des Sieges Gottes gilt es vorzubereiten, und diesem Tag dienen die so zahlreich gewordenen, auffallenden Marienverehrungen.”

Wir wollen vertrauen und wieder vertrauen!
 

Noch einmal hat Bischof Graber das Wort:

“Ich brauche nicht auf den Ernst der weltpolitischen Lage und erst nicht auf die Unruhe und Verwirrung in der Kirche hinzuweisen. ‘Stunde der Finsternis und der Blitze', hat der Hl. Vater gesagt, aber doch eine Stunde, die erhellt ist vom Glanz jener Frau, die der Papst zur Mutter der Kirche proklamiert hat. In dem Wort ‘Mutter' aber ist zugleich die Hoffnung ausgesprochen, jene Hoffnung, die vor 65 Jahren den hl. Papst Pius X. sprechen ließ. Mögen die Stürme auch noch so wüten, und mag schwarze Nacht den Himmel bedecken, so braucht niemand zu bangen. Ein Blick auf Maria, und Gott ist versöhnt und verschont uns. ‘Der Bogen wird im Gewölk sein, und ich werde ihn schauen und gedenken des ewigen Bundes.' ‘Und es werden fürder nicht sein Wasserfluten, zu vertilgen alles Fleisch.'

Setzen wir unser ganzes Vertrauen, wie es ja nur billig ist, auf Maria , besonders Jetzt, da wir ihre Unbefleckte Empfängnis freudiger verehren als sonst! Dann werden auch wir es inne werden und erfahren, daß sie die mächtige Jungfrau ist, die den Kopf der Schlange mit ihrem jungfräulichen Fuße zertreten hat.”

         Wer auf Maria vertraut, vertraut auf ihren Sohn.
Immer und überall ist sie Mutter dieses göttlichen Sohnes! Darum Vertrauen bis zum letzten Atemzug!

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Noch ein paar wichtige Schlußsätze

Zunächst aufrichtigen Dank allen, die zum Werden dieses Buches mitgeholfen haben; allen, die schreiben und korrigieren halfen; allen, die mitbeten halfen, besonders auch H. H. Bischof Dr. Rudolf Graber für seinen hohenpriesterlichen Segen!

Dann eine zweifache Bitte: Verzagt nicht in Euren vielen Prüfungen, Leiden und Bedrängnissen ! Obwohl ich schon mehrere Büchlein über das Vertrauen geschrieben habe, ist mir im Leben das Vertrauen nicht immer leicht geworden. Ich mußte oft in vielem Körperleid, in mancher Seelennot um das Gottvertrauenringen , schwer ringen. Das Gebet half. Oft waren es nur die Worte: “Heiland - Mutter”, die noch über meine Lippen kamen. Jedes Gebet kommt im Himmel an.

Wie sagt doch der bekannte Amerikaner Hudson Taylor: “ Es führt von jedemohne Vorbereitung direkt zum Himmel eine Telefonleitung . Jeder bekommt sofort Anschluß; niemals ist die Leitung belegt; nie heißt es dort: Fasse dich kurz! Man weiß dort oben auch ganz bestimmt, wer hier unten den Hörer abnimmt!”

In den dunklen Stunden kann uns nur das Vertrauen auf Gott helfen, ein Vertrauen, das sich auf gar nichts anderes stützt als auf die Tatsache, daß Gott mein liebender Vater ist, der es immer gut mit mir meint, und daß Maria meine gute Mutter ist, der ich grenzenlos vertrauen darf. Das Vertrauen wirkt Wunder.

Und die zweite Bitte: Beten wir füreinander ! Das ist das Höchste, was wir einander schenken können: das Gebet für die Seele des anderen, für sein Leiden, für seine Liebe. “Beten ohne Unterlaß”, sagt der Herr. Das gilt heute mehr denn je. “Durch das Gebet will Gott nicht nur unser eigenes Leben wandeln; er will uns durch das Gebet zu Trägern Seines Segens für viele machen.” (Mutter Basilea Schlink)

Und zum Schluß ein priesterliches Versprechen: Ich werde alle lieben Leser, solange mir Gott noch das Leben schenkt, täglich oftmals segnen in der Kraft des dreifaltigen Gottes; und wenn mich der himmlische Vater heimholt in die ewige Liebe, dann will ich erst recht weitersegnen.

Denkt, bitte, auch an mich, Euren in Dankbarkeit stets verbundenen Alfons Maria Weigl, Pfr. i. R.

 

Benützte Literatur

H. Kurat Harrer: “Die schönsten Mariengeschichten”, Bd. 1-6;
H. Kurat Harrer: “Erlebnisse mit der Wunderbaren Medaille heute”
Cranston: “Das Wunder von Lourdes”, Pfeiffer-Verlag, München.
Die Zeitschrift “Hoffnung”, Verlag Johannesbund in Leutesdorf.
“Der Große Ruf”, Credo-Verlag, Wiesbaden.

Die Zeitschrift “Maria”: Verlag Bargezzi, Bern (Schweiz), und eine Reihe von katholischen Bistumsblättern und Zeitschriften, die jeweils am Ende einer jeden aufgeführten Geschichte genannt sind.

Allen Verlagen herzlichen Dank für Druckerlaubnis!

 

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