MARÍA
DE JESUS DE AGREDA Maria
von Agreda
Spanische
Franziskanerin und Mystikerin.
Geb. 2.4. 1602 in Agreda (Soria/Spanien)
† 24.5. 1665 Ratgeberin König Philipp
IV. von Spanien.
|
Spanien
darf für sich den Ruhm in Anspruch
nehmen,
eine
herrliche Blume hervorgebracht zu haben
im
Garten Gottes. Maria von Agreda ist die
Erfüllung der Prophezeiung, die die grosse
Teresa von Avila 20 Jahre zuvor bei
einer Reise durch Agreda machte:
„Agreda, dieser Gottesgarten, wird für
die heilige Kirche eine duftende Blume
hervorbringen.“
|
|
MARÍA
DE JESUS DE AGREDA,
(María Coronel), trat mit 17 Jahren zusammen mit
der Mutter und Schwester in das von ihren Eltern gegründete
Franziskanerinnenkloster der Unbefleckten Empfängnis in
Agreda ein und wurde bereits mit 25 Jahren Äbtissin des
Konvents. Der Vater und zwei Brüder wurden gleichfalls
Franziskaner.
Maria von Jesus von Agreda starb an Pfingsten 1665 eines
seligen Todes. Bei der amtlichen Öffnung ihres Sarges
anlässlich ihres Seeligsprechungs- Prozesses im Jahre
1849 fand sich ihr Körper unverwest und verströmte
himmlischen Duft.
Die
mit Visionen begabte Mystikerin erregte bald Aufsehen.
1643 kam König Philipp IV. von Spanien Rat suchend zu
ihr und stand von da an bis zu ihrem Tod in geheimem
Briefwechsel mit Maria v. Agreda. Die später veröffentlichte,
über 600 Schreiben umfassende Briefsammlung gibt zum
einen Aufschluß über den wankelmütigen Charakter des
Königs und zum anderen im Kontrast dazu die
erstaunliche Fähigkeit der Maria v. Agreda, nicht nur
geistliche Ratschläge zu erteilen (Glaube, Gebet,
christliche Sitten, etc.), sondern dem König auch für
die Regierungsgeschäfte des Landes konkrete Vorschläge
zu machen. Die Mystikerin hat zahlreiche Schriften verfaßt,
die posthum erschienen. Hauptwerk ist die »Mística
ciudad de Dios« (Leben der jungfräulichen Gottesmutter
Maria), das in Spanien sehr verbreitet und in
verschiedene Sprachen übersetzt wurde (bis heute über
130 Auflagen in verschiedenen Sprachen).
Das
Werk ist in Form eines erbaulichen Marienromans
geschrieben, der auf den Visionen der M. beruht. Sie
hatte es auf Anweisung ihres Beichtvaters nach 1637
niedergeschrieben, dann aber selbst, u. U. aus Furcht
vor der Inquisition, vernichtet. Zwischen 1650 und 1660
entstand die heute erhaltene Fassung. Die »Mística
Ciudad« drückt eine mystizistische Frömmigkeit aus,
die neben den Offenbarungsquellen auch apokryphe
Schriften und Überlieferungen der Volksfrömmigkeit
einbezieht. Das Werk fand neben begeisterter Aufnahme
scharfe Ablehnung. Hauptanklagepunkte bei den Gegnern
waren eine übersteigerte Mariologie, unkritischer
Gebrauch legendarischen Materials und der Anspruch,
aufgrund persönlicher Offenbarungen zu schreiben. In
Spanien befassten sich auf Anweisung König Karls IV.
vier Universitäten mit der »Mística Ciudad« und
erteilten ebenso wie die Universitäten Löwen und
Toulouse ein positives Votum, während die Sorbonne 1696
einige Sätze verurteilte und das Buch 1713 sogar vorübergehend
auf den Index gesetzt wurde, obwohl Papst Innocenz XI.
selbst die Lektüre erlaubt hatte. In Deutschland setzte
sich Eusebius Amort OSA (»De revelationibus«, Augsburg
1744) kritisch mit der Schrift auseinander. Dadurch
entstand eine heftige Kontroverse, u. a. mit den
Franziskanern Diego González Matheo und Landelin Maier,
die Maria v. Agreda verteidigten. Kurfürst Max III.
Joseph griff in den Streit ein, indem er Amort Schweigen
auferlegte. Seitens des Gallikanismus, Jansenismus und
der Aufklärung kam die hauptsächliche Kritik.
Nach
der Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis 1851 gab
es erneutes Interesse für das Schrifttum der Maria v.
Agreda, die dezidiert für diese Lehre eingetreten war.
Sie gilt trotz der Kontroversen als eine der
herausragenden Gestalten der spanischen Spiritualität
des 17. Jhds.
Hl. Maria von
Agreda:
Engelssturz
und Verfolgung der
Menschheit durch Satan
Aus den 4 Büchern:
«Leben der jungfräulichen
Gottesmutter Maria»
(Auszüge)
Bestellmöglichkeit: Tel.:
08671 – 12015 / Altötting
Lieber Leser, wenn Sie den
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Inhaltsverzeichnis
0 |
Vorwort
zur Broschüre! |
1 |
Die
Erschaffung und die Prüfung der Engel |
2 |
Luzifer
geriet damals in eine sehr ungeordnete Selbstliebe |
3 |
In
den Werken Gottes ist alles nach Maß, Zahl und
Gewicht geordnet |
4 |
Ferner
offenbarte Gott den Engeln, |
5 |
Luzifer
aber, voll Neid und aufgeblasener Hoffart,
widersetzte sich |
6 |
Hier
muss ich noch ein anderes Geheimnis
erwähnen. |
7 |
Diese
aufgeblasene, eitle Hoffart reizte den Zorn des
Herrn |
8 |
Auslegung
des 12. Kapitels der Geheimen Offenbarung |
9 |
Es
war als sage Gott den Engeln: |
10 |
Noch
ein anderes Zeichen erschien am Himmel: |
11 |
Die
zehn Hörner dieser Häupter. |
12 |
Der
Drache trat vor die Frau, |
13 |
Fortsetzung
der Auslegung des zwölften Kapitel der geheimen
Offenbarung. |
14 |
Er
ist Gott, der Allerhöchste, König aller
Geschöpfe. |
15 |
Mit
diesen Worten kämpften der Heilige Michael und
sein Anhang. |
16 |
Doch
Michael erwiderte: „Wer ist wie der Herr, unser
Gott, der in den Höhen wohnt? |
17 |
So
offenbarte sich aufs neue Gottes Macht und
Gerechtigkeit. |
18 |
So
wurde der große Drache gestürzt, |
19 |
So
war nun der Himmel von den bösen Engeln
gesäubert. |
20 |
Schluss
der Auslegung des zwölften Kapitels der Geheimen
Offenbarung... |
21 |
Der
Fall von Adam und Eva im Paradies. |
22 |
Luzifer
betrog sich selbst |
23 |
An
das Gebot anknüpfend, |
24 |
Als
Luzifer den Fall der Stammeltern gewahrte, |
25 |
Im
Augenblick der Menschwerdung des göttlichen
Wortes |
26 |
Alle
tugendhaften und vollkommenen Frauen habe ich
genau verfolgt, um unsere Feindin (Maria) zu
finden, |
27 |
Sie
überlegten, wie sie die heiligste Jungfrau
verfolgen könnten, |
28 |
Luzifer
will das Erlösungswerk verhindern. |
29 |
Ich
wusste, dass diese Ehre Ihm als Gott
gebühre |
30 |
„Meine
Verwirrung ist jetzt zu groß,“ |
31 |
Nur
gegen jenes Weib (Maria), unsere Feindin, trage
ich tödlichen Hass, |
32 |
Die
Versammlung der bösen Geister nach dem Tode Jesu
in der Hölle. |
33 |
Von
jenem Tage der Erschaffung der ersten Menschen an,
habe ich danach getrachtet, den Gottmenschen und
seine Mutter zu vernichten. |
34 |
Oh
ihr Menschen, wie seid ihr doch von Gott, den ich
hasse, so sehr begünstigt. |
35 |
Oh
wie stark ist dieser Gottmensch, |
36 |
Sie
waren sich einig, dass es unmöglich sei, die
Person Christi anzugreifen, |
37 |
Die
Menschen haben nun eine neue Lehre, |
38 |
Einige
Teufel machten es sich zur Aufgabe, die Neigungen
der Kinder von ihrer Empfängnis und Geburt an in
eine verkehrte Richtung zu bringen. |
39 |
Wir
müssen sorgen, dass die Menschen die Frömmigkeit
und den Geschmack an geistlichen und göttlichen
Dingen verlieren, |
40 |
Es
ist unmöglich, alles darzulegen, |
41 |
Leider
sind diese höchst wichtigen Wahrheiten in unseren
Tagen gar sehr dem Gedächtnis der Menschen
entschwunden zu ihrem entsetzlichen Schaden. |
42 |
Die
heilige Schrift und die Werke der heiligen
Lehrer. |
43 |
Damit
nun jene, die dieses Buch lesen, aus diesem
Schlafe erwachen, |
44 |
Da
dieser Feind ein unkörperlicher Geist ist, den
keine Wirksamkeit ermüdet, |
45 |
Sobald
der Satan die Tatsache der natürlichen Zeugung
eines Menschen erkennt, |
46 |
Die
Mittel des Allerhöchsten, die Menschen gegen
diese Bosheit des Drachens zu beschützen, sind
verschiedener Art. |
47 |
Zu
dieser allgemeinen Vorsehung Gottes kommt dann
noch der Schutz unserer heiligen Engel. |
48 |
Er
sucht es dahin zu bringen, dass die Kinder sich
manche schlimme Handlungen angewöhnen, dass sie
Böses sehen und hören, und das ihrer Eltern in
dieser Zeit an solche Gefahren nicht denken und
darum auch keine Vorsorge dagegen treffen. |
49 |
Nicht
geringer ist aber die Sorge und Wachsamkeit der
heiligen Engel, |
50 |
Die
Engel hingegen führen zu Gunsten der Kinder die
Tugenden der Eltern und Ahnen an, |
51 |
Hat
der Mensch den vollen Vernunftgebrauch erlangt,
dann wird der Kampf zwischen den bösen und den
guten Engeln noch heftiger. |
52 |
Unaufhörlich
kommen uns die Engel durch Eingebungen und
Ermahnungen zu Hilfe. |
53 |
Eine
unzweifelhafte Offenbarung göttlichen Schutzes
war die Bekehrung des Saulus. |
54 |
Luzifer
und die Seinen empfanden die Geißel der
göttlichen Allmacht. |
55 |
Was
hatte Saulus getan, um ein so außerordentliches
Glück zu verdienen. |
56 |
Lehre
der Himmelskönigin. |
Vorwort
Maria
von Agreda:
Engelssturz
und Verfolgung der Menschheit durch Satan!
Das
Imprimatur (kirchliche Druckerlaubnis), hat das
erzbischöfliche Ordinariat Salzburg am 31. Mai 1954,
Zl.
1311 für das Gesamtwerk erteilt
Der
Inhalt dieser Broschüre ist zwar nicht der
durchgehenden Reihenfolge entsprechend, jedoch
wortgetreu übernommen, aus dem Offenbarungwerk „Leben
der jungfräulichen Gottesmutter Maria,“ geoffenbart
der Schwester Maria von Agreda aus Spanien in der 2.
Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Es
ist hervorragend dazu geeignet, den wirklichen Sinn und
das wahre Ziel des menschlichen Lebens begreifbar zu
machen. Ein ausgewählter Teil davon ist in dieser
Broschüre wiedergegeben und kann niemals als
zeitlich überholt betrachtet werden.
Es
wird darin berichtet, wie und warum der Sturz des
einstmals höchsten Engels Luzifer und seines Anhanges
aus dem Himmel zustande gekommen ist.
Da
wir Menschen nach bestandener Prüfung dazu
bestimmt sind diese Plätze im Himmel einzunehmen, die
Satan und sein Anhang für immer verloren haben, sucht
er nun seit Anbeginn der Welt dieses mit aller Macht aus
Rache gegen Gott und aus Hass und Neid gegen die
Menschen zu verhindern. Das ist der Grund für den
unversöhnlichen Kampf des Satans gegen Gott und das
ganze Menschengeschlecht, dessen Folgen wir tagtäglich
immer wieder aufs Neue erfahren.
Man
will aber nicht erkennen, dass die Ursache davon vom
Satan in der Welt – mit der Zustimmung und Beihilfe
der Menschen – zu ihrer verderblichen Wirkung gebracht
werden. Dieser größte Feind Gottes und der Menschen
hat es sogar vermocht, vielen Menschen den Gedanken
einzugeben, dass es einen persönlichen Gott, besonders
aber ihn selbst, den Teufel als Persönlichkeit –
und damit eine Hölle, vor der die Menschen Angst haben
müssten – überhaupt nicht gibt und alles nur
symbolisch betrachtet werden muss.
Einen
Feind den man aber nicht kennt, beachtet man nicht!
Durch
den Unglauben, der Gleichgültigkeit und der
Nichtbeachtung der göttlichen Gebote, bekommt der Satan
seinen Einfluss auf die Gedanken und Handlungen der
Menschen, deren verheerende Folgen im zunehmenden Maße
zu sehen sind.
Bedingt
durch die vergeblichen Bemühungen der Menschheit,
Frieden und eine bessere und gerechtere Welt zu
schaffen, die den Erfordernissen eines guten
menschlichen Zusammenlebens gerecht wird, sollte es doch
allmählich begriffen werden, dass alle diesbezüglichen
Bestrebungen ohne Gott und die Anerkennung und Befolgung
Seiner Gebote zum Scheitern verurteilt sind.
Um
den rechten Weg sicher finden zu können und damit viel
Leid nicht notwendig werden zu lassen, hat Gott der
Menschheit immer wieder ganz besondere Hinweise und
Gnaden zukommen lassen. Dazu gehören zweifellos die
göttlichen Offenbarungen auf die eingangs hingewiesen
wurde. Diese enthüllen in ganz besonderer Weise die Ursachen,
Hintergründe und Folgen des satanischen Wirkens in
der Welt. Darin werden die
geheimsten Pläne und
Absichten des Teufels und seiner höllischen Genossen
gegen seinen Willen aufgedeckt – die
Menschheit sollte dieses niemals erfahren – und
schriftlich festhalten.
Es
wird auch der wahre Grund enthüllt wie es möglich war,
dass sich gerade nach dem Beginn des Christentums bis in
die heutige Zeit hinein, eine Vielzahl der
unterschiedlichsten Glaubensgemeinschaften und Sekten
gebildet haben, wo jede für sich behauptet im Besitz
der alleinigen Wahrheit zu sein. Es kann aber nicht
nebeneinander mehrere der unterschiedlichsten Wahrheiten
geben die sich gegenseitig widersprechen.
Da
es Satan mit aller Macht verhindern wollte, dass seine
Machenschaften zur Verwirrung, Irreführung und
Vernichtung der ganzen Menschheit bekannt gemacht
würden, begann durch seinen Einfluss verursacht, eine
dreihundertjährige Auseinandersetzung um die
Anerkennung der geoffenbarten Wahrheit, bis diese
endlich von der Kirche anerkannt und veröffentlich
werden konnte.
Aus
den vorgenannten Gründen ist es auch nach dieser Zeit,
bis zum heutigen Tage einer breiten Öffentlichkeit
unbekannt geblieben, was auch mit dazu beigetragen hat,
dass sich die Geisteskrankheit des Unglaubens immer
weiter verbreiten konnte.
Es
gibt wohl wenige Bücher, welche auf so allgemein
verständliche Weise, die Erkenntnis über die neid- und
hasserfüllte Verfolgung des ganzen Menschengeschlechts
durch Satan und seiner höllischen Genossen klarer und
deutlicher zum Ausdruck bringen. Darum behält dieses
berühmte Werk gerade für die heutige Zeit seine
besondere Bedeutung und sollte deshalb überall bekannt
gemacht und allgemein verbreitet werden.
Abschließend
kann noch gesagt werden, alle ökumenischen Bestrebungen
werden erst dann von Erfolg gekrönt sein, wenn unsere
Gottesmutter Maria, ihrer gottgewollten Stellung gemäß
als Fürbitterin und Gnadenvermittlerin erkannt und
anerkannt sein wird.
Lukas
Wagner, der Herausgeber der Broschüre im Jahre 2004
Inhaltsverzeichnis
1.
Die
Erschaffung und Prüfung der Engel
Sie
wurden von Gott im Himmel erschaffen und zwar im Stande
der Gnade. Mit dieser sollten sie sich die Herrlichkeit
als Lohn verdienen. Obwohl sie sich am Orte der Gnade
befanden, schauten sie doch die Gottheit noch nicht von
Angesicht zu Angesicht, bis sie es mit der Gnade durch
Gehorsam gegen den göttlichen Willen verdient hätten.
Die
guten wie auch die abtrünnigen Engel blieben nur kurze
Zeit im Zustand der Prüfung, denn die Erschaffung,
Prüfung und Entscheidung erfolgten in drei ganz kurzen
Zeitabschnitten. Im ersten Zeitraum wurden alle Engel
erschaffen und mit Gnaden und den Gaben des Heiligen
Geistes ausgerüstet, so dass sie überaus schön und
vollkommen waren.
Dann
folgte eine kurze Weile, in der allen der Wille ihres
Schöpfers kundgetan wurde. Sie empfingen das Gesetz und
den Auftrag ihres Schöpfers als ihren höchsten Herrn
anzuerkennen und so den Zweck ihres Daseins zu
erfüllen.
In
dieser kurzen Weile entbrannte zwischen dem Heiligen
Michael und seinen Engeln jener große Streit wider den
Drachen und seinen Anhang. Die guten Engel verdienten
durch Beharrlichkeit in der Gnade die ewige Seligkeit.
Die ungehorsamen hingegen verfielen durch ihre
Auflehnung gegen Gott der ewigen Pein.
Ich
(Maria von Agreda) wünschte zu wissen, aus welchem
Beweggrund und durch welche Veranlassung Luzifer und
sein Anhang ungehorsam waren und fielen. Ich erkannte,
dass die bösen Engel der Verschuldung nach, vielerlei
Verbrechen begehen konnten, wenn sie auch der Tat nach
nicht alle begingen. Jene Sünden aber, die sie mit
ihrem bösen Willen tatsächlich verübten, erzeugten in
ihnen einen Habitus, d. h. die Neigung zu allem Bösen.
Auch zu jenem, das sie selbst nicht verüben konnten. Zu
diesen Sünden aber verführten sie die Menschen und
freuen sich, wenn es ihnen gelingt.
Inhaltsverzeichnis
2.
Luzifer
geriet damals in eine sehr ungeordnete Selbstliebe,
denn
er sah sich mit einer höheren Schönheit der Natur und
Gnade ausgerüstet, als die übrigen Engel. In dieser
Erkenntnis hielt er sich zu lange auf, und das
Wohlgefallen an sich selbst hemmte ihn so, dass er Gott,
der einzigen Ursache all seiner Vorzüge, den schuldigen
Dank lässig und träge darbrachte. Wiederum betrachtete
er sich selbst.
Aufs
Neue gefielen ihm seine Schönheit und seine Gnaden. Er
schrieb sie sich selbst zu und liebte sie als seine
eigenen. Diese ungeordnete Selbstbetrachtung bewirkte,
dass er sich mit den Kräften, die er von einer höheren
Macht empfangen hatte, nicht nur nicht, wie er sollte,
über sich selbst erhob, sondern sie verführte ihn auch
zum Neid gegen andere und zur Begierde nach den Gaben
und Vorzügen der anderen. Da er diese für sich nicht
erlangen konnte, entbrannte er in tödlichem Zorn und
Hass gegen Gott, der ihn aus dem Nichts erschaffen
hatte, und gegen alle Seine Geschöpfe. Aus dieser
Verfassung entsprangen Ungehorsam, Vermessenheit,
Ungerechtigkeit, Treulosigkeit, Gotteslästerung, ja,
sogar eine Art Abgötterei, denn er begehrte für sich
jene Anbetung, die man allein Gott schuldig ist. Er
lästerte Gottes Hoheit und Heiligkeit. Er verlor den
Glauben und die schuldige Treue. Er nahm sich
vermessentlich vor, alle Geschöpfe zu vernichten, und
schmeichelte sich, dies und noch manches andere
ausführen zu können. In dieser Geisteshaltung
verharrte er. Seine Hoffart steigerte sich. Doch seine
Vermessenheit war größer als seine Stärke, denn in
dieser konnte er nicht wachsen. Doch hinsichtlich der
Sünde „ruft ein Abgrund dem anderen zu“, der erste
sündige Engel war Luzifer, er verführte die anderen.
Deshalb wird er der Fürst der bösen Geister genannt,
also nicht vermöge seiner Natur. Nicht wegen dieser,
sondern nur um der Sünde willen konnte er diesen Titel
behaupten. Die sündigen Engel sind nicht alle aus einem
Chor, sondern aus allen fielen Engel ab, und zwar viele.
Jetzt will ich, wie ich es schaute, berichten nach
welchen Ehren und Vorzügen Luzifer voll Neid und
Hoffart trachtete.
Inhaltsverzeichnis
3.
In
den Werken Gottes ist alles nach Maß, Zahl
und Gewicht geordnet.
Darum
beschloss die göttliche Vorsehung, den Engeln
unmittelbar nach ihrer Erschaffung, - also bevor sie
sich noch anderen Zielen zuwenden konnten – das
Endziel zu offenbaren, zu dem sie erschaffen und mit
einer so erhabenen und ausgezeichneten Natur begabt
worden waren. Gott erleuchtete sie auf folgende Weise:
Zuerst empfingen sie eine sehr eindrucksvolle Erkenntnis
von der Wesenheit Gottes, Seiner Einheit in der Natur,
Seiner Dreifaltigkeit in den Personen. Zugleich
erhielten sie den Befehl, den unendlichen Gott als ihren
Schöpfer und Herrn zu verehren und anzubeten. Alle
folgten gehorsam, doch mit Unterschied, die guten Engel
folgten aus Liebe und Gerechtigkeit. Sie unterwarfen
sich mit besten Willen, nahmen gläubig auf, was ihre
Fassungskraft überstieg, und gehorchten freudig.
Luzifer aber unterwarf sich nur, weil ihm das Gegenteil
unmöglich schien, darum auch nicht mit vollkommener
Liebe. Er teilte seinen Willen zwischen sich und der
untrüglichen Wahrheit des Herrn. Deshalb fand er das
Gebot schwer und lästig und er erfüllte es nicht mit
vollkommener Liebe und nicht aus Gerechtigkeit. Darum
geriet er in eine Verfassung, die seinen Ungehorsam
herbeiführte. Diese Lässigkeit und Zurückhaltung, mit
der er diese ersten Akte setzte, beraubten ihn noch
nicht der Gnade, doch begann hier seine üble
Verfassung. Er empfand eine gewisse Schwäche in der
Tugend und ein Absinken im Geiste, und seine strahlende
Schönheit minderte sich. Er erfüllte Gottes Gebote lau
und unvollkommen. Dies war sein erster Schritt zum Fall.
Inhaltsverzeichnis
4.
Ferner
offenbarte Gott den Engeln,
dass
er Menschen, vernünftige Geschöpfe einer niederen
Ordnung, erschaffen wolle. Auch diese sollten Gott als
ihren Urheber und ihr ewiges Gut lieben, fürchten und
ehren. Er werde diese Natur überaus begnadigen. Die
zweite Person der Heiligsten Dreifaltigkeit selbst werde
Mensch werden und in Verbindung die menschliche Natur
mit der Göttlichen zu einer Person vereinigen. Diesen
zukünftigen Gottmenschen sollten die Engel nicht nur
wegen Seiner Gottheit, sondern auch wegen Seiner
Menschheit als ihr Oberhaupt anerkennen, verehren und
anbeten. Als an Würde und Gnade Ihm untergeordnet,
sollten sie Seine Diener sein. Zugleich ließ Gott die
Engel erkennen, wie geziemend, gerecht und vernünftig
diese Unterwerfung sei. Wie alle übrigen zukünftigen
Geschöpfe hätten auch sie die Aufgabe, den
Gottmenschen zu verherrlichen, weil Er aller Wesen
König sei. Alle vernünftigen Geschöpfe, die der
Erkenntnis und des Genusses Gottes fähig seien, sollten
Sein Volk werden und ihn als ihr Haupt anerkennen und
verehren. Dann wurde den Engeln das entsprechende Gebot
erteilt. Die gehorsamen, heiligen Engel unterwarfen sich
diesem Befehle sofort mit ganzer Willenskraft, mit
demütigem und liebesglühendem Eifer.
Inhaltsverzeichnis
5.
Luzifer
aber, voll Neid und aufgeblasener Hoffart, widersetzte
sich
und
trieb die gleichgesinnten Engel an, ein Gleiches zu tun.
Auch sie gehorchten dem göttlichen Befehle nicht.
Dafür versprach Luzifer ihnen, dass er ihr Haupt sein
und ein unabhängiges Fürstentum gegen Christus
aufrichten wolle. Neid und Hoffart und unordentliches
Begehren verursachten in diesem einen Engel eine solche
Verblendung, dass er unzählige mit der Pest der Sünde
ansteckte. Nun erhob sich jener große Kampf im Himmel,
von dem der Heilige Johannes berichtet. Die gehorsamen
heiligen Engel entbrannten vor Eifer, die Ehre des
Allerhöchsten und die Ehre des Gottmenschen, den sie in
einem Gesichte schauten, zu verteidigen. Sie baten um
die Erlaubnis und die Genehmigung des Herrn, gegen den
Drachen zu streiten. Das wurde ihnen gewährt.
Inhaltsverzeichnis
6.
Hier
muss ich noch ein anderes Geheimnis erwähnen
Als
allen Engeln geboten wurde, dem menschgewordenen Wort zu
gehorchen, empfingen sie als drittes Gebot jene Frau als
Gebieterin anzuerkennen in dessen Schoß der Eingeborene
des Vaters das menschliche Fleisch annehmen sollte.
Diese Frau werde ihre Königin und die Herrin aller
Geschöpfe sein und an Gnaden und Glorie alle Engel und
Menschen überragen. Die guten Engel zeichneten sich
durch Annahme dieses Befehls aus. Sie glaubten und
priesen in tiefster Demut die Macht und Geheimnisse des
Allerhöchsten. Luzifer und seine Anhänger aber erhoben
sich infolge dieses Befehles bei der Offenbarung dieses
Geheimnisses mit wachsendem Hochmut. In tobsüchtiger
Wut begehrte Luzifer für sich die Auszeichnung, Haupt
aller Engel und des ganzen Menschengeschlechts zu
werden. Wenn dies nur durch die Verbindung der höheren
mit der niederen Natur möglich sei, so solle sie an ihm
geschehen. Im Hinblick auf die niedere Natur der Mutter
des menschgewordenen Wortes (Maria) widersetzte
sich Luzifer unter schauerlichen Lästerungen. In
unbändigem Zorn empörte er sich gegen den Urheber
solch großer Gnadenwunder. Er reizte seine Genossen auf
und rief: „Diese Befehle sind unbillig! Meine Hoheit
wird dadurch beleidigt! Darum will ich diese Natur die
Du mit so großer Liebe anblickst und ferner noch so
reichlich begnadigen willst, verfolgen und ausrotten.
Dazu will ich meine ganze Macht und List aufbieten.
Dieses Weib, die Mutter des Wortes, will ich von der
Höhe, auf der Du sie zu erheben gedenkst,
herabstürzen. Ich will Deine Pläne zuschanden
machen!“
Inhaltsverzeichnis
7.
Diese
aufgeblasene, eitle Hoffart
reizte
den Zorn des Herrn
Zur
Beschämung Luzifers sagte Er: „Diese Frau, die du
nicht ehren willst, wird dir den Kopf zertreten, dich
überwinden und zunichte machen. Wenn durch deinen Stolz
der Tod in die Welt kommen wird, so wird durch ihre
Demut das Leben und Heil der Menschen kommen. Sie werden
jenen Lohn und jene Kronen
empfangen, die du samt deinem Anhang verloren hast.“
Luzifer
widerstrebte mit tollsinnigem Stolze allem, was er vom
göttlichen Willen und Seinen Entschlüssen verstanden
hatte. Er drohte dem ganzen
Menschengeschlecht. Die guten Engel erkannten den
gerechten Zorn des Allerhöchsten wider Luzifer und
seinen Anhang. Sie stritten wider sie mit den Waffen des
Verstandes, der Gerechtigkeit und der Wahrheit.
Darauf
wirkte der Allerhöchste ein anderes geheimnisvolles
Wunder. Nachdem Er den Engeln die hypostatische Union
der zweiten Person mit der Menschheit durch Erleuchtung
geoffenbart hatte, zeigte Er ihnen die allerseligste
Jungfrau in einem visionären Bilde. Er ließ sie die
reine menschliche Natur in einer höchst vollkommenen
Frau schauen. In dieser werde Seine Allmacht viel
wunderbarer wirken als in allen übrigen bloßen
Geschöpfen, da Er in dieser Frau in unvergleichlich
hohem Grade alle Gaben und Gnaden Seiner Rechten
hinterlegen werde. Die Schau dieses Bildes der
Himmelskönigin und Mutter des wirklichen Wortes wurde
allen Engeln, den Guten und den Bösen, gewährt. Dieses
Gesicht erfüllte die Guten mit Bewunderung. Sie sangen
Loblieder und begannen gleich, mit inbrünstigem Eifer
und dem unüberwindlichen Schild jenes Zeichens
bewaffnet, die Ehre des Mensch gewordenen Gottes und
Seiner Allerheiligsten Mutter zu verteidigen. Der Drache
und sein Anhang hingegen flammten auf in einem
unversöhnlichen Hass gegen Christus und Seine
jungfräuliche Mutter.
Dann
erfolgte, was im 12. Kapitel der Geheimen Offenbarung
enthalten ist.
Inhaltsverzeichnis
8.
Auslegung
des 12. Kapitels der
Geheimen
Offenbarung
Und
es erhob sich ein großer Kampf im Himmel, Michael und
seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache
und seine Engel kämpften. Aber sie vermochten nicht
standzuhalten, und ihr Platz im Himmel ging verloren. So
wurde der große Drache gestürzt, die alte Schlange,
die Teufel und Satan heißt und die ganze Welt
verführt. Er wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm
wurden seine Engel gestürzt.
Der
Evangelist sagt: „Ein großes Zeichen erschien am
Himmel, eine Frau, mit der Sonne umkleidet, den Mond
unter ihren Füßen und eine Krone von zwölf Sternen
auf ihrem Haupte.“ Dieses Zeichen ist durch Gottes
Willen vor allen Engeln, den guten und den bösen, im
Himmel wirklich erschienen. Im Schauen sollten sie ihren
Willen entweder zum Gehorsam oder zum Ungehorsam gegen
die Gebote des göttlichen Wohlgefallens entscheiden.
Dieses Zeichen offenbarte ihnen auch, wie wunderbar Gott
die menschliche Natur erschaffen würde. Wohl war sie
ihnen schon bei der Offenbarung des Geheimnisses der
Menschwerdung zu erkennen gegeben, doch Gott wollte sie
ihnen auch noch in einem rein menschlichen, ganz
vollkommenen, ganz heiligen Geschöpfe kundtun, das Er
nächst Christus erschaffen werde.
Inhaltsverzeichnis
9.
Es
war als sage Gott den Engeln:
„Ich
will die Menschen nicht so wie euch züchtigen, weil aus
ihnen eine Frau hervorgehen wird, in dessen Schoß Mein
Eingeborener Fleisch annehmen soll. Er wird ihnen Meine
Freundschaft wieder erweben, Meine Gerechtigkeit
versöhnen und den Weg zur Seligkeit, den die Sünde
verschlossen hat, wieder eröffnen.“
Er
ließ die Engel erkennen, dass Er durch Vermittlung
Christi und Seiner Mutter jene Gnaden und Gaben in den
Menschen niederlegen wolle, die die abtrünnigen Engel
durch ihre Treulosigkeit verloren hatten. Die Engel
erkannten in diesem Zeichen auch viele Geheimnisse der
Menschwerdung, der streitenden Kirche und ihrer Glieder,
und dass sie, die Engel, berufen seien, den Menschen zu
helfen, sie gegen ihre Feinde zu verteidigen und sie zur
ewigen Seligkeit zu führen.
Inhaltsverzeichnis
10.
Noch
ein anderes Zeichen erschien am Himmel:
Ein
großer, feuerroter Drache mit sieben Köpfen und zehn
Hörnern und sieben Kronen auf seinen Köpfen. Sein
Schweif fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels
hinweg und warf sie auf die Erde. Nach dem Luzifer gegen
diese im Zeichen dargestellte Frau seine Lästerungen
ausgestoßen hatte, ward er sogleich aus einem überaus
schönen Engel in einen fürchterlichen, abscheulichen
Drachen verwandelt, so dass er in äußerer Gestalt als
ein wahrnehmbares Zeichen erschien. Wütend erhob er
sieben Köpfe, nämlich die sieben Legionen oder
Heerscharen seines ganzen Anhanges. Jeder einzelnen
Rotte setzte er ein Haupt vor und befahl ihnen, zu
sündigen und zu den sieben Hauptsünden anzureizen und
zu verführen. Diese werden Hauptsünden genannt, weil
sie alle übrigen in sich schließen und sie gleichsam
Hauptstandarten sind, die sich gegen Gott aufrichten.
Es sind Hoffart, Neid, Zorn, Unkeuschheit,
Unmäßigkeit, Trägheit, Geiz. Sie werden durch die
sieben Kronen versinnbildlicht, mit denen Luzifer nach
seiner Verwandlung in einen Drachen gekrönt wurde. Der
Allerhöchste selbst hatte sie zur Strafe für die
entsetzliche Bosheit dem Luzifer und den übrigen
abtrünnigen Engeln durch Seinen heiligen Zorn
geschmiedet. Jeder empfing seine besondere Strafe, die
zugleich ein Merkmal war, das ihre Bosheit andeutete,
durch die sie die Urheber der sieben Hauptsünden
geworden waren.
Inhaltsverzeichnis
11.
Die
zehn Hörner dieser Häupter
sind
die Triumphe der Ungerechtigkeit und Bosheit des
Drachens und bedeuten seine Ruhmsucht und aufgeblasene,
stolze Vermessenheit, in der er die Ausübung der Laster
sich selbst zuschreibt. In dieser bösen Gesinnung bot
er, um das Ziel seines Stolzes zu erreichen, den
unglücklichen Engeln seine lasterhafte, giftvolle
Freundschaft an und stellte ihnen erdichtete
Fürstentümer und Belohnungen in Aussicht. Diese
Versprechen voll teuflischer Dummheit und Täuschung
waren der Schwanz mit dem der Drache den dritten Teil
der Sterne vom Himmel fegte. Die Engel waren helle
Sterne, und wenn sie beharrt hätten, würden sie mit
den übrigen Engeln und Gerechten wie Sonnen in alle
Ewigkeit leuchten. Aber ihre wohlverdiente Strafe
schleuderte sie auf die Erde, und zu ihrem Unglück gar
bis in den Mittelpunkt derselben, nämlich in die
Hölle, wo sie in Ewigkeit des Lichtes und der Freude
entbehren müssen.
Inhaltsverzeichnis
12.
„Der
Drache trat vor die Frau,
die
gebären sollte, um ihr Kind gleich nach der Geburt zu
verschlingen.“ Luzifers Stolz war so ungeheuer, dass
er voll Anmaßung begehrte, seinen Thron über alle
Sterne Gottes zu setzen. In Gegenwart der im Zeichen
dargestellten auserwählten Frau fabelte der Tor:
„Jener Sohn, den dieses Weib gebären wird, ist von
Natur aus geringer als ich. Ich will Ihn verschlingen
und vernichten. Meinen Anhang will ich gegen Ihn führen
und wider Seine Gedanken und Gesetze meine Lehren
ausstreuen. Einen ewigen Krieg will ich wider Ihn
führen und in ewiger Feindschaft gegen Ihn
verharren!“
Maria
aber steht einzig da. Obwohl Adamstochter, überragt sie
weit alle Engel an Gnaden, Gaben und Verdiensten.
Inhaltsverzeichnis
13.
Fortsetzung
der Auslegung des zwölften Kapitels der geheimen
Offenbarung
Und
es erhob sich ein großer Kampf im Himmel, Michael und
seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache
und seine Engel kämpften. Nach dem der Herr obige
Geheimnisse den guten und bösen Engeln geoffenbart
hatte, begann der Heilige Michael mit den Seinen unter
Zustimmung Gottes gegen den Drachen und seinen Anhang zu
kämpfen. Dieser Streit war wunderbar. Er wurde nur mit
den Waffen des Verstandes und des Willens geführt.
Entflammt von Eifer für die Ehre Gottes, ausgerüstet
mit der ihm von Gott verliehenen Macht und bewaffnet mit
seiner eigenen Demut, widerstand Michael dem eitlen
Hochmut des Drachens, indem er sagte: „Würdig ist der
Allerhöchste aller Ehre, alles Lobes, aller Erfurcht.
Er ist würdig der Erfurcht, der Liebe und des Gehorsams
aller Geschöpfe. Er ist allmächtig und kann tun, was
Er will. Nichts kann Er wollen, was nicht vollkommen
gerecht ist. Er, der Unerschaffene und von keinem
anderen Wesen Abhängige, gab uns aus Gnade alles, was
wir besitzen. Er erschuf uns aus dem Nichts. Er kann
auch andere Wesen erschaffen, wann und wie es ihm
gefällt. Darum ist es höchst geziemend, dass wir uns
vor Seinem göttlichen Thron niederwerfen und Seine
göttliche Majestät und wesenhafte Hoheit anbeten,
kommet also, ihr Engel, folget mir! Lasset uns Ihn
anbeten. Seine wunderbaren geheimen Gerichte und Seine
heiligen, vollkommenen Werke lobpreisen.
Inhaltsverzeichnis
14.
Er
ist Gott, der Allerhöchste,
König
aller Geschöpfe
Er
wäre es nicht, wenn wir Seine großen, machtvollen
Werke begreifen könnten. Seine Weisheit und Güte sind
unendlich. Er ist reich an Schätzen und Segnungen, Herr
aller Dinge. Keines anderen bedürftig, kann Er Seine
Schätze mitteilen, wem Er will. In Seiner Wahl kann Er
nicht irren. Er kann lieben und sich dem Geliebten
mitteilen. Er kann lieben, wen Er will, und erschaffen,
erhöhen, bereichern nach Seinem Wohlgefallen. In allem
ist Er stets der Weise, der Heilige, der Allmächtige.
Lasset uns Ihn mit tiefster Dankbarkeit anbeten wegen
der Wunderwerke der Menschwerdung und der Auserwählung
Seines Volkes. Auch wegen dessen Erlösung, wenn es
fallen sollte. Jenem Vorhergeschauten wollen wir in
beiden Naturen, der göttlichen und der menschlichen,
anbeten und verehren, Ihn als unser Haupt anerkennen und
freimütig bekennen, dass Er, der Urheber aller Gnade
und Glorie, aller Ehre, alles Lobes und aller
Herrlichkeit würdig sei. Lasset uns Ihm zurufen: „Du
bist der Starke, der Mächtige, Du bist Gott!“
Inhaltsverzeichnis
15.
Mit
diesen Worten kämpften der Heilige
Michael
und sein Anhang
Wie
mit heftigen Blitzen stritten sie wider den Drachen und
seinen Anhang. Diese hingegen kämpften mit
Gotteslästerungen. Luzifer aber konnte vor dem Antlitz
des heiligen Engelsfürsten nicht bestehen. Er verging
vor Wut und wollte vor Qual entfliehen; allein der
Göttliche Wille gebot, dass er nicht nur gestraft,
sondern auch überwunden werde und die Wahrheit und
Allmacht Gottes erfahre, er mochte wollen oder nicht.
Trotzdem lästerte er: „Gott ist ungerecht, wenn Er
die Natur der Menschen über die Natur der Engel erhebt.
Ich bin der erhabenste und schönste Engel, mir gebührt
der Triumph und Huldigung. Ich will meinen Thron über
die Sterne setzen und gleich sein dem Allerhöchsten.
Keinem einzigen von niederer Natur werde ich mich
unterwerfen und niemals zugeben, dass ein anderer mir
vorgehe oder sich über meine Hoheit erschwinge!“
Dasselbe wiederholten seine abtrünnigen Anhänger.
Inhaltsverzeichnis
16.
Doch
Michael erwiderte:
„Wer
ist wie der Herr, unser Gott,
der
in den Höhen wohnt?
Schweige,
Feind, mit deinen ungeheuren Lästerungen! Du bist ganz
von Bosheit besessen, darum fort aus unserer
Gesellschaft, du Unglückseliger! Fahre hinab mit deiner
blinden Unwissenheit und deiner Bosheit in die finstere
Nacht und in das Chaos der höllischen Pein! Wir
hingegen, o Geister des Herrn, wollen Gott anbeten und
verehren. Die glückselige Frau aber, die dem ewigen
Wort die menschliche Natur schenken wird, wollen wir als
unsere Herrin und Königin anerkennen.“ Jenes
große Zeichen der Himmelskönigin war in diesem
Streit für die guten Engel wie Schild und Waffe gegen
die bösen Abtrünnigen. Dem gegenüber waren die
Streitgründe Luzifers kraftlos. Er wurde verwirrt und
sprachlos und konnte die in diesem Zeichen dargestellten
Wahrheiten nicht ertragen. Wie dieses geheimnisvolle
Zeichen durch Gottes Kraft erschienen war, so wollte
Gott auch, dass ein anderes Zeichen, der rote Drache,
sichtbar werde und Luzifer in dieser Gestallt zum
Entsetzen und Erschrecken seines Anhanges und zur
Verwunderung der heiligen Engel mit Schande aus dem
Himmel verstoßen werde.
Inhaltsverzeichnis
17.
So
offenbarte sich aufs Neue
Gottes
Macht und Gerechtigkeit
Den
Verlauf dieses Streites kann man mit Worten schwerlich
schildern, weil der Abstand zwischen unserem Begreifen
und der Tätigkeit so vieler erhabener Engel zu groß
ist. Die Bösen wurden nicht Herr, denn Ungerechtigkeit,
Lügenwerk, Unwissenheit und Bosheit können
Gerechtigkeit, Wahrheit, Licht und Güte nicht
überwältigen, noch können diese Tugenden von den
Lastern überwunden werden.
Deshalb
sagt der Evangelist: „Aber sie vermochten nicht
standzuhalten, und ihr Platz im Himmel ging verloren.“
Die unglückseligen Engel machten sich durch ihre Sünde
der ewigen Anschauung und Gesellschaft Gottes unwürdig.
Ihr Andenken wurde aus dem göttlichen Geiste
ausgelöscht, wo sie vor ihrem Fall durch ihre
Gnadengaben gleichsam eingeschrieben waren. Sie verloren
ihr Recht auf die im Falle ihres Gehorsams ihnen
zubereiteten Plätze. Dieses Anrecht ging nun auf die
Menschen über. Von den abtrünnigen Engeln
wurde jede Spur so vollständig ausgelöscht, dass
nichts mehr von ihnen im Himmel zu finden war.
Oh
unglückselige Bosheit, unbeschreibliches Unglück,
würdig einer so entsetzlichen Strafe!
Inhaltsverzeichnis
18.
So
wurde der große Drache gestürzt,
und
mit ihm wurden seine Engel gestürzt. Der heilige
Erzengel Michael verstieß den elenden, in einen Drachen
verwandelten Luzifer mit jenem unüberwindlichen Wort:
„Wer ist wie Gott?“ Es war so kräftig, dass es
jenen stolzen Riesen samt seinen Rotten
niederschmetterte und mit unvergleichlicher Schande in
den tiefsten Abgrund der Erde hinunterschleuderte. Nun
empfing er zu seinem Unglück und zur Strafe auch noch
neue Namen, wie Drache, Schlange, Teufel, Satan. Namen,
die der heilige Erzengel ihm im Streite beigelegt hatte,
um dadurch seine Bosheit und Ungerechtigkeit
auszudrücken. Wie er durch seine Tücke alles Glück
und alle Ehre verwirkt hatte, so ward er auch aller
Ehrentitel beraubt und stattdessen mit Schandnamen
bezeichnet. Übrigens legte schon sein Bosheitsplan, den
er seinen Bundesgenossen vorschlug und befahl, nämlich
die Erdenbewohner zu betören und zu verführen,
seine Arglist mehr als genügend an den Tag. So ward
also jener, der in seinen Gedanken schon alle Völker
zerschmetterte, hinabgeschleudert in die Hölle.
Von
Ihm sagt Isaias: „In die Unterwelt wirst du
hinabgestürzt, in die Tiefe des Pfuhles. Dein Leichnam
wird übergeben den Motten und dem Wurme deines bösen
Gewissens“ (Is. 14, 15). Es erfüllte sich an Luzifer
alles, was Isaias im 14. Kapitel seines Buches
berichtet.
Inhaltsverzeichnis
19.
So
war nun der Himmel von den
bösen
Engeln gesäubert
Für
die guten und gehorsamen aber fiel der Vorhang der
Gottheit. Triumphierend gingen sie in ihre Glorie ein,
während die Abtrünnigen ihre Strafe empfingen.
Gott
offenbarte den Engeln einen Teil der göttlichen
Beschlüsse und sprach: „Luzifer hat sein Banner der
Hoffart und der Sünde aufgepflanzt. Mit vollendeter
Bosheit und starkem Grimm wird er das menschliche
Geschlecht verfolgen und viele durch Arglist
verführen und so verleiten, dass die Menschen sich
gegenseitig umbringen. In der Blindheit der Sünden
und Laster werden sie zu verschiedenen Zeiten in
unheilvoller Unwissenheit sich empören, aber Hoffart,
Lüge und alle Arten von Sünden sind Meinem Wesen und
Willen unendlich fern. Wir wollen darum der Tugend und
Heiligkeit den Triumph verleihen.“
Inhaltsverzeichnis
20.
Schluss
der Auslegung des zwölften Kapitels der
Geheimen Offenbarung
Wehe
der Erde und dem Meere, denn der Teufel ist zu euch mit
gewaltigem Grimm herabgestiegen. Er weiß, wie kurz
seine Frist ist. Wehe der Erde, dem zukünftigen
Schauplatz so vieler Übeltaten! Wehe dem Meere, weil es
so entsetzlichen Lastern gegenüber sich nicht in
tosenden Strömen ergoss, die Übeltäter zu ertränken
und die Unbilden wider Gott, Seinen Schöpfer zu
rächen. Doch noch viel mehr wehe dem unergründlichen,
in aller Bosheit verhärteten Meere, das sind jene, die
dem Teufel nachfolgen. Er ist herniedergestiegen, euch
in großem Zorn und unerhörter Grausamkeit mit Krieg zu
überfallen. Die Wut dieses grimmigen Drachens, der
ärger ist als ein blutiger Löwe, will alles
verschlingen. Alle Tage der gesamten Weltzeit dünken
ihm eine kurze Frist, seinen Grimm zu befriedigen. So
groß ist sein Durst und seine Gier, die Menschen zu
verderben, dass ihm ihre ganze Lebenszeit nicht genügt.
Seine Tobsucht wünscht ewige Zeiten, wenn sie möglich
wären, um gegen die Kinder Gottes einen ewigen Krieg
führen zu können. Vor allem kehrt sich sein Grimm
gegen jene gottselige Frau, die ihm den Kopf zertreten
wird.
Als
der Drache sich auf die Erde hinabgestürzt sah,
verfolgte er die Frau, die den Knaben geboren hatte.
Nachdem die alte Schlange, der Teufel, den unseligen Ort
und Zustand, in den er geraten war, erkannte, entbrannte
er in noch heftigerem Grimm und Neid. Er hätte sich
selbst wie ein wütendes Tier zerreißen mögen. Gegen
die Frau, die Mutter des menschgewordenen Wortes, fasste
er einen solchen Groll, das ihn kein Mensch zu begreifen
mag.
Als Luzifer und sein teuflischer
Anhang in der Hölle angekommen war, hielt er gleich mit
allen eine Ratsversammlung.
In dieser Zeit bot Luzifer seinen Verstand und seine
ganze teuflische Bosheit auf, mit seinen höllischen
Genossen zu überlegen, wie sie Gott am ärgsten
beleidigen und sich an ihm für die über sie verhängte
Strafe rächen könnten.
Das
Endergebnis dieser Versammlung war kurz folgendes: Weil
Gott aller Voraussicht nach die Menschen sehr lieben
werde, würde die ärgste Rache und schwerste Unbill
darin bestehen, dass sie die Wirkung der göttlichen
Liebe verhinderten, indem sie die Menschen betörten,
verführten und so viel wie möglich aufreizten, gegen
Gott undankbar und rebellisch zu sein. Dadurch würden
sie Seine Gnade und Freundschaft verlieren.
Luzifer
sagte: „Nach dieser Erkenntnis müssen wir arbeiten,
und alle Kräfte und Sorgen aufbieten. Wir wollen die
Menschen unseren Einsprechungen und unserem Willen
unterwürfig machen und sie dadurch verderben. Wir
wollen das ganze Menschengeschlecht verfolgen und es um
seinen verheißenen Lohn bringen. Wir wollen unsere
ganze Wachsamkeit aufbieten, dass die Menschen nicht zur
Anschauung Gottes gelangen, weil diese uns ungerechter
Weise verweigert wurde. Großen Triumph werde ich über
sie feiern. Alles werde ich verheeren und meinem Willen
unterwerfen. Ich will Irrtümer und Sekten und meine
den Gesetzen Gottes zuwiderlaufenden Gesetze verbreiten.
Ich selbst werde aus den Menschen Propheten und
Anführer erwecken, in sie meine Irrlehren säen, die
sie überall verbreiten sollen. Darauf will ich
aus Rache gegen ihren Schöpfer sie zu mir in die Qualen
der Hölle hinabziehen.
Die
Armen will ich bedrängen, die Notleidenden
unterdrücken, die Verlassenen verfolgen. Ich will
Zwietracht säen, Kriegsflammen entzünden, Völker
gegen Völker hetzen, Hochmütige und Freche
hervorbringen, die das Gesetz der Sünde überall
ausbreiten. Alle die mir folgen, will ich im ewigen
Feuer vergraben. Jene die sich mir am engsten
anschließen, will ich in den Ort der größten Qualen
versenken. Daraus wird mein Reich sein, das ist der
Lohn, den ich meinen Knechten gebe.
Dem
menschgewordenen Wort (Christus) will ich einen blutigen
Krieg ankündigen. Wenn Er auch Gott ist, so wird Er
doch auch Mensch sein, also von einer niederen Natur als
ich. Ich will meinen Thron und meine Würde über die
Seinige erheben, durch meine Macht und Arglist Ihn
überwinden und stürzen. Die Frau, die Seine Mutter
wird, soll unter meinen Händen vergehen. Denn was
sollte für meine Macht und Größe eine einzige Frau
bedeuten? Ihr Dämonen aber, die ihr mit mir
vergewaltigt worden seid, folgt mir nach und gehorcht
mir jetzt in der Rache, wie ihr mir damals im Ungehorsam
gefolgt seid. Heuchelt Liebe zu den Menschen und richtet
sie dadurch zugrunde. Dienet ihnen betrüglich, um sie
zu stürzen. Macht sie schlecht und zieht sie zu mir
hinab in die Hölle.“
Keine
menschliche Zunge vermag den Grimm und die Bosheit
dieser ersten höllischen Ratsversammlung gegen das
Menschengeschlecht zu schildern, das noch gar nicht
erschaffen war.
Damals
wurden alle Laster und Sünden der Welt ausgedacht. Von
dorther entspringen alle Lügen, Irrtümer und
Glaubensspaltungen. Alle Ungerechtigkeit hat in
dieser chaotischen Versammlung ihren Ursprung. Alle
die Bosheit verüben, dienen dem Fürst der Hölle.
Inhaltsverzeichnis
21.
Der
Fall von Adam und Eva im Paradies
Der
glückliche Gnadenstand des ersten Elternpaares dauerte
nur kurze Zeit, weil bald der Neid der Schlange gegen
sie erwachte. Sie hatten immer mit Spannung auf die
Erschaffung der ersten Menschen gelauert. Luzifer sah
die Entstehung aller übrigen Geschöpfe. Die
Erschaffung Adams aber sowie die Gestaltung Evas aus
seiner Rippe wollte ihm Gott nicht offenbaren. Dies
alles blieb ihm verborgen, bis beide beisammen waren.
Als
nun Luzifer die alle anderen Geschöpfe überragende
wunderbare Gestaltung der menschlichen Natur sowie die
leibliche und seelische Schönheit Adams und Evas
erblickte und die väterliche Liebe erkannte, mit der
der Herr sie ansah und zu Herren der ganzen Schöpfung
machte und ihnen die Hoffnung auf das ewige Leben
verlieh, entflammte sein Zorn mehr denn je.
Unbeschreiblich ist der Grimm, in dem die stolze
Schlange sich wand und ihren Neid anfeuerte, um Adam und
Eva wie ein reißender Löwe ums Leben zu bringen. Er
hätte es getan, wenn eine höhere Macht ihn nicht
gehindert hätte. Er überlegte, wie er beide der Gnade
Gottes berauben und sie gegen den Allerhöchsten
aufwiegeln könne.
Inhaltsverzeichnis
22.
Luzifer
betrog sich selbst
Der
Herr hatte ihm gleich im Anfang geoffenbart, dass das
Göttliche Wort im reinsten Schoße Mariä Mensch werde,
aber wann und wie verbarg Er ihm wie die Erschaffung
Adams und die Bildung Evas. Luzifer sollte sofort seine
Unwissenheit bezüglich des Geheimnisses und der Zeit
der Menschwerdung empfinden. Da seine Wut und
Wachsamkeit vorzüglich auf Christus und Maria gerichtet
waren, mutmaßte er, Adam sei aus Eva geboren, sie sei
seine Mutter, und Adam könnte das fleischgewordene Wort
sein. Diese Ansicht verstärkte sich, als er jene
göttliche Kraft verspürte, die ihn zurückhielt, sie
zu töten. Seine Mutmaßung verlor sich nach und nach,
als er Adam und Eva über das Gebot sprechen hörte, das
Gott ihnen gegeben hatte. Er fing an ihre Gespräche zu
belauschen und ihre Anlagen auszuspähen.
Er
umschlich sie wie ein hungriger Löwe, um durch ihre
Neigungen, die er in ihnen erkannte, in sie
einzudringen. Bevor er alles ausgekundschaftet hatte,
schwankte er ständig zwischen dem Zorn gegen Christus
und Maria und der Sorge, von ihnen überwunden zu
werden. Am meisten jedoch fürchtete er die Schande, von
der Himmelskönigin besiegt zu werden, da sie ja nur ein
Geschöpf war und nicht Gott.
Inhaltsverzeichnis
23.
An
das Gebot anknüpfend,
das
Gott Adam und Eva gegeben hatte, bewaffnete sich Luzifer
mit einer verführerischen Lüge und begann, mit aller
Gewalt sich dem Willen Gottes zu widersetzen. Nicht den
Mann, sondern die Frau fiel er zuerst an, weil er
erkannte, dass sie zarter und schwächer von Natur sei.
Auch hatte er dabei die Gewissheit, dass er nicht
Christus angreife. Dazu kam, dass er wieder in größten
Zorn geriet wegen des Zeichens, das er im Himmel gesehen
hatte, als Gott ihm im Hinblick auf diese Frau drohte.
Dies alles brachte ihn heftiger gegen Eva auf als gegen
Adam. Bevor er sich ihr zeigte, erdreistete er sich, ihr
allerlei ungeordnete Gedanken und lebhafte Vorstellungen
einzuflößen, um sie so einigermaßen verwirrt und
unvorbereitet zu finden.
Ich
will jetzt nur sagen, dass der Satan Eva gewaltig, ja unmenschlich
versuchte. Es genügt hier zu wissen, was die
Heilige Schrift darüber berichtet, dass nämlich
Luzifer in Gestalt einer Schlange mit Eva geredet hat.
Sie hörte auf das Gespräch, was sie nicht hätte tun
sollen, denn durch das Anhören und Antworten kam sie
dazu, dem Satan zu glauben und das Gebot zu übertreten.
Darauf überredete sie auch ihren Mann, der zu seinem
und aller Menschen Unheil auch das Gebot übertrat.
Dadurch verloren sie für sich wie auch für uns
den Stand der Gnade.
Inhaltsverzeichnis
24.
Als
Luzifer den Fall der Stammeltern gewahrte,
und
sah, dass die innere Schönheit der Gnade und
Gerechtigkeit der Abscheulichkeit der Sünde gewichen
war, frohlockte und triumphierte er unbeschreiblich vor
den höllischen Geistern. Doch sein Jubel verstummte
sogleich, als er erkannte, dass ganz gegen seinen Wunsch
und seine Erwartung die göttliche Liebe und
Barmherzigkeit die beiden Übeltäter begnadigte,
ihnen Zeit zur Buße und Hoffnung auf Verzeihung
gewährte, für die sie sich durch wahre Reue
empfänglich machten. Luzifer sah, wie ihnen die
Schönheit der Gnade und die Freundschaft Gottes wieder
hergestellt wurde.
Die
großen Wirkungen der vollkommenen Reue erschreckten
und verwirrten aufs Neue die ganze Hölle. Luzifers
Bestürzung wuchs noch, als er das Urteil Gottes gegen
die Schuldigen vernahm, das er sich ganz anders gedacht
hätte, besonders aber, als er aufs Neue die Drohung
hörte: „Die Frau wird dir den Kopf zertreten!“
Inhaltsverzeichnis
25.
Im
Augenblick der Menschwerdung
des
göttlichen Wortes
hatten
Luzifer und alle bösen Geister die Kraft des
allmächtigen Gottes gespürt, der sie in die tiefsten
Höhlen der Hölle hinabstürzte. Sie lagen dort
einige Tage machtlos niedergeworfen, bis der
Herr in Seiner wunderbaren Vorsehung ihnen erlaubte, von
diesem Schlag, dessen Ursache sie nicht erkannten, sich
zu erheben.
Der
große Drache stand nun auf und begab sich auf die Welt,
um überall auf Erden umherzugehen und auszuforschen, ob
sich etwas Neues vorfinde, das Ursache der Wirkung sein
könnte, die er und alle seine Diener an sich erfahren
hatten. Der stolze Fürst der Finsternis wollte diese
Untersuchung seinen Genossen nicht allein überlassen.
Er selbst kam mit ihnen herauf, streifte mit höchster
Arglist und Bosheit über den ganzen Erdkreis und
forschte und spähte drei Monate umher. Dann
kehrte er ebenso unwissend, wie er sie verlassen hatte,
in die Hölle zurück.
Er
konnte solche göttlichen Geheimnisse nicht verstehen.
Seine Bosheit war ja so schwarz, dass er solche
göttlichen Früchte nicht genießen, noch den Schöpfer
dafür verherrlichen und preisen konnte wie wir, denen
die Erlösung gilt.
Der
Feind Gottes wusste in seiner Verwirrung nicht, wem er
sein neues Missgeschick zuschreiben sollte. Darum berief
er alle höllischen Banden zur Beratung zusammen, ohne
auch nur einen einzigen bösen Geist auszunehmen. Er
ließ sich auf einem erhöhten Platz nieder und hielt
folgende Rede: „Ihr wisst, meine Untertanen, mit
welcher Sorgfalt ich, seitdem Gott uns aus seinem Hause
verstoßen und unsere Macht gebrochen hat, auf Rache
gesonnen und an der Zerstörung seiner Macht gearbeitet
habe. Freilich kann ich ihn nicht selbst erreichen.
Aber
bei den Menschen, die Er liebt, habe ich weder Zeit noch
Gelegenheit verloren, sie meiner Herrschaft zu
unterwerfen. So habe ich durch meine Stärke mein Reich
bevölkert. Zahlreich sind die Völker und Nationen,
die mir folgen und gehorchen.
Jeden
Tag gewinne ich unzählige neue Seelen und bringe sie ab
von der Erkenntnis und dem Dienste Gottes, damit sie
nicht einst genießen, was wir verloren haben. Ich
will sie in diese ewigen Qualen stürzen, die
wir erleiden, da sie meinen Lehren und meinen
Fußstapfen gefolgt sind.
An
ihnen werde ich den Zorn auslassen, den ich gegen ihren
Schöpfer hege. Doch dies alles halte ich für gering,
und ich bin immer in Schrecken wegen des ungewöhnlichen
Ereignisses, das wir erlebten. Eine solche
überwältigende und zermalmende Stärke erfuhren wir
noch nie, seitdem wir vom Himmel gefallen sind. Ich
erkenne, dass eure und meine Macht gewaltig erschüttert
ist, und es bemächtigt sich meiner eine große Furcht,
dass unsere Herrschaft zerstört sein möchte. Wir
brauchen jetzt außerordentliche Wachsamkeit. Ich bin
voll Wut, und der Zorn meiner Rache ist nicht
befriedigt. Ich durchzog den ganzen Erdkreis,
beobachtete sorgfältig alle seine Bewohner, und doch
habe ich nichts Außergewöhnliches gefunden.
Inhaltsverzeichnis
26.
„Alle
tugendhaften und vollkommenen Frauen habe ich genau
verfolgt, um unsere Feindin (Maria) zu finden,
die
wir im Himmel kennen gelernt haben. Keine Anzeichen
künden mir, dass sie geboren ist. Keine von allen
Frauen hat jene Eigenschaften, die die Mutter des
Messias nach meinem Urteil haben müsste. Ein Mädchen,
das ich wegen seiner hohen Tugenden fürchtete und im
Tempel verfolgte, ist bereits verheiratet. Sie kann also
die Gesuchte nicht sein, denn Isaias hat gesagt, dass
sie Jungfrau sein werde. Trotzdem fürchte und hasse ich
sie.
Da
sie tugendhaft ist, könnte von ihr die Mutter des
Messias oder ein großer Prophet geboren werden. Bis
jetzt konnte ich sie noch nie überwinden, und ich
verstehe von ihrem Leben weniger als von dem der
anderen. Sie hat mir immer unüberwindlichen Widerstand
geleistet. Sie schwindet mir leicht aus dem Gedächtnis,
und wenn ich mich ihrer erinnere, so kann ich ihr nicht
recht nahe kommen. Ich weiß nicht, ob diese
Vergesslichkeit geheimnisvoll ist, oder ob sie von der
Verachtung kommt, die ich gegen ein armseliges Weib
hege. Ich werde darüber nachdenken.
In
diesen Tagen hat sie mir zweimal Befehle erteilt. Wir
konnten der Gewalt der Hoheit nicht widerstehen, mit der
sie uns aus jenen von uns besessenen Personen
vertrieb. Das ist aller Beachtung wert, und wegen eines
solchen Auftretens gegen mich verdient sie meinen Zorn.
Ich beschließe also, sie zu verfolgen und zu
unterwerfen. Ihr werdet mich mit allen euren Kräften
und eurer ganzen Verschlagenheit unterstützen. Wer sich
in diesem Kampf auszeichnet, wird von meiner großen
Macht bedeutende Belohnung erhalten.“
Die
aufmerksamen höllischen Rotten lobten und billigten
Luzifers Pläne. Sie sagten, er möge nicht fürchten,
dass seine Triumphe durch jenes Weib zerstört oder
vermindert würden, da seine Macht so groß und ihm
beinahe die ganze Welt unterworfen sei.
Inhaltsverzeichnis
27.
Sie
überlegten, wie sie die heiligste
Jungfrau
verfolgen könnten,
die
sie als eine Frau von ausgezeichneter Tugend und
Heiligkeit, nicht aber als die Mutter des
menschgewordenen Wortes erkannten. Dann folgte für
Maria ein langer Kampf mit Luzifer und seinen Dienern
der Bosheit. Sie sollte oft dem höllischen Drachen den
Kopf zertreten.
Gott
kann Satan immer bezwingen und niederhalten, allein Er
ordnet alles in einer Weise, die Seiner unendlichen
Güte am besten entspricht. Darum verbarg der Herr
diesen Feinden die Würde Mariä, die wunderbare Art
ihrer Mutterschaft und ihre jungfräuliche
Unversehrtheit, vor und nach der Geburt des göttlichen
Kindes. Auch erkannten die bösen Geister die Gottheit
Christi vor Seinem Tod nicht mit zweifelloser
Sicherheit. Erst von da an verstanden sie viele
Geheimnisse der Erlösung, über die sie sich getäuscht
und geirrt hatten. Sie verstanden nie das Geheimnis der
Demut des Erlösers. Ihr aufgeblasener Stolz verblendete
sie.
Inhaltsverzeichnis
28.
Luzifer
will das Erlösungswerk verhindern
Seit
der Menschwerdung des göttlichen Wortes konnte Luzifer
seine tyrannische Herrschaft auf der Welt nicht mehr so
ungestört ausüben wie in den früheren Jahrhunderten.
Schon in der Stunde der Verkündigung fühlte dieser
stark Bewaffnete eine andere stärkere Macht, die ihn
überwältigte und niederschmetterte. Dasselbe widerfuhr
ihm, als das Jesuskind und seine Mutter in Ägypten
einzogen. Noch bei vielen anderen Gelegenheiten war der
höllische Drache von Maria durch übernatürliche Macht
überwunden worden.
Nun
begannen die ungewöhnlichen Werke Jesu. Das alles
zusammen flößte der alten Schlange unsägliche Angst
und Besorgnis ein, es möchte sich eine andere große
Macht auf Erden befinden.
Doch
das Geheimnis der Erlösung war dem in seiner Wut
verblendeten Luzifer so verborgen, dass er die Wahrheit
nicht entdecken konnte, obschon er seit seinem Sturz vom
Himmel immer in Unruhe und auf der Lauer gewesen war, um
auszuforschen, wann und wie das ewige Wort Fleisch
annehmen würde. Dieses Wunderwerk flößte seinem Stolz
am meisten Furcht ein. Darum hatte er so oft
Ratsversammlungen gehalten. Bestürzt über das, was ihm
und seinen Dienern von Seiten Jesu und Mariä begegnet
war, dachte er nach, mit welcher Macht diese ihn
zurückgeworfen und überwältigt hatten. Er vermochte
das Geheimnis nicht zu ergründen.
Er
beschloss, seine höchsten, in Bosheit und Arglist am
meisten hervorragenden Diener der Finsternis zu Rate zu
ziehen und ließ ein ganz furchtbares Gebrüll in der
Hölle vernehmen. – Das Zeichen, wodurch die bösen
Geister sich gegenseitig verständlich machen. –
Nachdem sie alle versammelt waren, sprach er: „Meine
Diener und Gefährten, die ihr allezeit meiner gerechten
Partei gefolgt seid, ihr wisset wohl, dass wir in dem
ersten Stande, in dem der Schöpfer aller Dinge uns
versetze, Ihn als den Urheber unseres Daseins
anerkannten und ehrten. Da Er aber mit Hintansetzung
unserer gottähnlichen Schönheit und Erhabenheit uns
das Gebot gab, die Person des Wortes in der menschlichen
Gestalt, die es annehmen wollte, anzubeten und ihr zu
dienen, haben wir uns Seinem Willen widersetzt.
Inhaltsverzeichnis
29.
„Ich
wusste, dass diese Ehre
Ihm
als Gott gebühre
Da
Er aber zugleich Mensch sein sollte, also von einer
geringen, tief unter uns stehenden Natur, so konnte ich
es nicht ertragen, Ihm unterworfen zu sein, da mir
verweigert wurde, was Gott für diesen Menschen tun
wollte. Und nicht nur diesen Menschen anzubeten hat uns
Gott geboten, sondern auch ein Weib als Herrin
anzuerkennen, das ein bloß irdisches Geschöpf und
Seine Mutter sein sollte. Diese so beleidigende
Zurücksetzung haben wir alle tief empfunden. Wir haben
uns widersetzt und diesem Befehle widerstanden. Dafür
wurden wir mit dem unglücklichen Zustand und den Qualen
gestraft, die wir jetzt ertragen. Wir kennen diese
Wahrheiten und bekennen sie hier unter uns mit Beben.
Doch
vor den Menschen dürfen wir das nicht tun, dies
verbiete ich euch, damit sie nicht unsere Unwissenheit
und Schwäche erfahren.
Wenn
aber jener Gottmensch und Seine Mutter uns verderben
sollen, so wird Ihre Ankunft in der Welt unsere größte
Qual und unser größtes Unglück sein.
Darum
muss ich all meine Macht aufbieten, sie zu vernichten,
müsste dabei auch die ganze Welt zugrunde gehen. Ihr
kennt die bisherige Unüberwindlichkeit meiner Macht.
Ein so großer Teil der Welt gehorcht mir und ist meinem
arglistigen Willen unterworfen. Doch seit einigen Jahren
seid ihr bei vielen Gelegenheiten überwunden worden und
sind eure Kräfte geschwächt.
Ich
selbst verspürte eine höhere Macht, die mich bindet.
Schon einige Male habe ich mit euch die ganze Welt
durchstreift, um zu sehen, ob in ihr etwas Neues zu
finden sei, dem unsere Niederlage zuzuschreiben wäre,
oder ob etwa der verheißene Messias gekommen sei.
Wir
haben Ihn auf der ganzen Erde nicht gefunden und
entdecken nicht einmal sichere Zeichen Seiner Ankunft,
nämlich die Pracht und das Aufsehen, mit denen Er unter
den Menschen auftreten wird. Trotzdem fürchte ich, die
Zeit könnte nahe sein, dass Er vom Himmel auf die Erde
kommen wird.
Wir
wollen Ihn samt dem Weibe, das Er zu Seiner Mutter
erwählen wird, mit großer Wut vernichten. Wer darin
mehr leistet, dem werde ich zum Dank größere
Belohnungen erteilen. Bis jetzt finde ich an allen
Menschen Sünden und Wirkungen der Sünde. Nirgends
entdecke ich die Majestät und Größe, in der sich der
menschgewordene Gott den Menschen offenbaren wird, um
sie zu bewegen, Ihn anzubeten und Ihm Opfer
darzubringen. An diesem unfehlbaren Zeichen werden wir
Ihn erkennen, aber auch an Seiner Sündenlosigkeit.“
Inhaltsverzeichnis
30.
„Meine
Verwirrung ist jetzt zu groß,“
fuhr
Luzifer fort. „Wenn das ewige Wort noch nicht in die
Welt gekommen ist, so weiß ich die Ursache der
außerordentlichen Dinge, die wir erfahren, nicht zu
finden. Ich kenne die Kraft nicht, die uns
niederschmettert. Wer hat uns aus Ägypten verjagt? Wer
hat die Tempel und Götzenbilder dieses Landes
umgestürzt, in denen wir von allen Bewohnern angebetet
wurden? Wer überwältigt uns jetzt in Galiläa und in
der Umgegend und hindert uns, manche Sterbende ins
Verderben zu bringen? Wer bewirkt, dass sich so viele
von ihren Sünden und unserer Herrschaft losmachen, und
dass andere tugendhafter werden und vom Reiche Gottes
sprechen?
Geht
es so fort, so kann durch diese unbekannte Macht großes
Verderben über uns kommen. Wir müssen dem vorbeugen
und aufs Neue nachforschen, ob es in der Welt einen
großen Propheten oder Heiligen gibt, der uns zu
vernichten beginnt. Ich entdecke keinen, dem solche
Kraft zuzuschreiben wäre.
Inhaltsverzeichnis
31.
„Nur
gegen jenes Weib (Maria),
unsere
Feindin,
trage
ich tödlichen Hass,
besonders
seit wir sie im Tempel und später in ihrem Haus zu
Nazareth verfolgt haben. Immer wurden wir von der sie
schützenden Kraft besiegt und niedergeschmettert.
Unserer Bosheit überlegen, hat sie uns
unüberwindlichen Widerstand geleistet. Nie gelang es
mir, ihr Inneres zu durchschauen oder ihrer Person etwas
anzutun. Sie hat einen Sohn (Jesus). Als dessen
Vater starb (Josef), stand sie mit ihm dem
Sterbenden bei. Wir alle aber konnten ihnen nicht nahen.
Es
sind arme, verachtete Leute, sie ist ein unbekanntes,
schwaches Weiblein. Doch steht es zweifellos fest, dass
Sohn und Mutter gerecht sind. Ich wollte sie immer zu
den gewöhnlichen Lastern der Menschen verleiten, allein
ich konnte bei Ihnen nie die geringste ungeordnete
Regung hervorrufen. Ich sehe wohl, dass der allmächtige
Gott mir den Stand dieser beiden Seelen verbirgt. Dem
liegt sicher irgendein Geheimnis gegen uns zu Grunde.
Wenn
aber dieser Mensch auch nicht der Messias ist, so sind
Mutter und Sohn jedenfalls Gerechte und unsere Feinde.
Das ist Grund genug, sie zu verfolgen und alles
aufzubieten, um sie zu Fall zu bringen und zu entdecken,
wer sie sind. Folget mir alle mit großem Mut. Ich werde
im Kampf gegen sie der Erste sein.“
Mit
diesen Worten schloss Luzifer seine lange Rede. Der
Fürst der Finsternis verließ alsbald die Hölle, und
unzählige Legionen böser Geister folgten ihm. Sie
verbreiteten sich über die ganze Welt und
durchstreiften dieselbe zum wiederholten Male. Mit
arglistiger Bosheit forschten sie die Gerechten aus und
versuchten sie.
Christus
die ewige Wahrheit, verbarg Sich und Seine heilige
Mutter lange Zeit vor dem hoffärtigen Luzifer, so dass
dieser sie nicht eher sehen konnte, als bis der
göttliche Heiland in der Wüste war, wo Er nach seinem
langen Fasten die Versuchung zuließ.
Der
himmlische Vater gab das Versprechen, dass jeder,
der die Namen Jesus und Maria mit Ehrfurcht und Glauben
ausspricht, die höllischen Feinde überwinden kann.
Inhaltsverzeichnis
32.
Die
Versammlung der bösen Geister
nach
dem Tode Jesu in der Hölle
Der
Sturz Luzifers und seiner Genossen vom Kalvarienberg in
die Tiefe der Hölle war viel stürmischer und wilder
als damals, da sie aus dem Himmel verstoßen wurden. Die
Hölle ist immer ein Ort voll Verwirrung, Elend, Qualen
und Unordnung. Bei dieser Begebenheit steigerte
sich dies alles. Die Verdammten fühlten neue
Schrecken und eine ungewöhnliche Pein infolge des
Ungestümes und der Heftigkeit, womit die Teufel in
Raserei aufeinander niederstürzten. Es steht den
Teufeln nicht frei, den Seelen in der Hölle nach
belieben qualvolle Orte anzuweisen. Das ordnet die Macht
der göttlichen Gerechtigkeit je nach den Vergehen eines
jeden einzelnen Verdammten an.
Als
Luzifer die Erlaubnis erhalten hatte, sich von seinem
Sturze wieder zu erheben, sann er aufs Neue Pläne
seines Stolzes. Er rief seinen ganzen Anhang zusammen
und sprach:
„Ihr,
die ihr aus Rache wegen der mir zugefügten
Ungerechtigkeiten seit so vielen Jahrhunderten meiner
gerechten Partei folget und ihr immer folgen werdet,
wisst, welches Unrecht ich neuerdings von diesem
seltsamen Gottmenschen erlitten habe. 33 Jahre lang hat
Er mich hinters Licht geführt, mir Seine göttliche
Natur verborgen, Seine Seele verhüllt und durch den
Tod, den wir zu Seiner Vernichtung über Ihn gebracht
haben, uns besiegt. Schon vor Seiner Menschwerdung habe
ich Ihn gehasst, und mich nicht herbeigelassen,
anzuerkennen, dass Er würdiger sei als ich, von allen
als Oberhaupt angebetet zu werden.
Ich
bin zwar wegen dieser Widersetzlichkeit mit euch vom
Himmel verstoßen und mit dieser Hässlichkeit bekleidet
worden, in der ich dastehe, und die meiner Größe so
unwürdig ist. Aber mehr als all dies quält es mich,
dass ich mich durch diesen Menschen und Seiner Mutter
besiegt und unterdrückt sehe.
Inhaltsverzeichnis
33.
Von
jenem Tage der Erschaffung der ersten Menschen an, habe
ich danach getrachtet, den Gottmenschen und Seine Mutter
zu vernichten
oder,
falls mir dies nicht gelänge, alle Seine Geschöpfe zu
Grunde zurichten. Ich habe zu bewirken versucht, dass
niemand Ihn als Gott anerkenne oder Ihm folge, und dass
Seine Werke den Menschen gar nicht zum Segen gereichen.
Doch alles war umsonst.
Durch
Seine Demut und Armut hat Er mich besiegt. Durch Seine
Geduld mich niedergeschmettert und endlich mich durch
Sein Leiden und Seinen schmachvollen Tod meiner
Herrschaft über die Welt beraubt.
Das
quält mich so, dass selbst dann mein Neid nicht
befriedigt und meine Wut nicht besänftigt wären, wenn
ich ihn von der Rechten seines Vaters, wo Er nun
triumphiert, hinweg reißen und alle Seine Erlösten in
diese höllischen Abgründe herabziehen könnte.
Wie
kann die menschliche Natur, die doch so weit unter der
meinigen steht, über alle Kreaturen erhoben werden?
Warum hat Ihr Schöpfer sie so sehr geliebt und
begünstigt, dass Er sie in der Person des ewigen Wortes
mit sich selbst vereinigte?
Warum
hat Er mich schon vor Seiner Menschwerdung bekriegt und
mich nachher niedergeschmettert?
Ich
habe diese Person des Wortes allezeit als meine
grimmigste Feindin betrachtet, beständig war sie mir
verhasst und unerträglich.
Inhaltsverzeichnis
34.
„Oh
ihr Menschen, wie seid ihr doch von Gott,
den
ich hasse, so sehr begünstigt
und
von Seiner brennenden Liebe mit Wohltaten überhäuft!
Wie kann ich euer Glück verhindern? Wie werde ich
euch ebenso unglücklich machen, wie ich es bin, da
ich ja die Natur, die ihr empfangen habt, nicht
zerstören kann?
Und
nun, meine Anhänger, wie sollen wir unsere Herrschaft
wieder herstellen? Wie werden wir wieder stark gegen die
Menschen? Wie können wir sie noch besiegen?
Wenn
die Menschen gegen diesen Gottmenschen, der sie mit
solcher Liebe erlöst hat, nicht ganz gefühllos,
undankbar und schlimmer sind als wir, so werden Ihm alle
um die Wette folgen, Ihm alle ihr Herz weihen und Sein
Gesetz annehmen. Niemand wird mehr auf unsere Lügen
achten.
Die
trügerischen Ehren, die wir anbieten, werden die
Menschen verschmähen und die Verachtung lieben, nach
der Abtötung des Fleisches verlangen und das
Gefährliche der Vergnügungen einsehen. Sie werden die
Schätze und Reichtümer verschmähen und die Armut
lieben, die Er so hoch geehrt hat.
Was
immer wir den menschlichen Neigungen darbieten, um sie
anzuregen, wird man mit Abscheu abweisen, um dem wahren
Erlöser nachzufolgen. Dadurch fällt aber unser Reich
der Zerstörung anheim. Niemand wird mehr zu uns an
diesen Ort der Verwirrung und Qual kommen, vielmehr
werden alle zu jener Glückseligkeit gelangen, die wir
verloren haben. Alle werden sich bis in den Staub
verdemütigen und in Geduld alle Leiden ertragen, mein
Stolz und mein Zorn aber werden leer ausgehen.
Welche
Qual verursacht mir meine eigene Täuschung! Als ich Ihn
in der Wüste versuchte, habe ich Ihm nur Gelegenheit
geboten, den Menschen in der Welt ein Beispiel zu
hinterlassen, das wirksam ist, um die Welt selbst zu
überwinden. Wenn ich Ihn verfolgte, bot Ihm dies nur
Gelegenheit, Seine Demut und Geduld zu lehren.
Als
ich Judas überredete, Ihn zu verkaufen und die
Juden, Ihn mit tödlichem Hass zu quälen und ans Kreuz
zu schlagen, habe ich nur an meinem Verderben und an der
Rettung der Menschen gearbeitet und bewirkt, dass jene
Lehre, die ich zu verdrängen suchte, der Welt erhalten
blieb.
Wie
konnte Er sich so sehr verdemütigen, da er doch wahrer
Gott war? Wie konnte Er so viel von den Menschen
ertragen, die doch so böse sind? Wie trug ich selbst
dazu bei, dass die Erlösung der Menschen so überreich
und wunderbar war?“
Inhaltsverzeichnis
35.
„Oh
wie stark ist dieser Gottmensch,
der
mich so gewaltig peinigt und so ohnmächtig macht! Und
jene meine Feindin, Seine Mutter, wie ist sie so
unüberwindlich und so mächtig gegen mich! So etwas ist
bei einer reinen Kreatur etwas Unerhörtes. Ohne Zweifel
hat sie diese Macht vom ewigen Wort, Dem sie Mutter
ward.
Durch
dieses Weib hat der Allmächtige allezeit gegen mich
einen heftigen Krieg geführt. Es war meinem hohen Geist
schon von jenem Augenblick an verhasst, da ich es im
Zeichen und Bild gesehen habe. Solange mein Stolz und
mein Zorn nicht befriedigt sind, werde ich gegen den
Erlöser, gegen Seine Mutter und gegen die Menschen ohne
Unterbrechung Krieg führen.
Wohlan
denn, ihr Teufel meines Gefolges, jetzt ist es an der
Zeit, unseren Zorn gegen Gott auszulassen. Welche Mittel
können wir verwenden?“
Auf
diesen entsetzlichen Vorschlag Luzifers hin, machten sie
Vorschläge, wie sie die Frucht der Erlösung bei den
Menschen verhindern könnten.
Inhaltsverzeichnis
36.
Sie
waren sich einig, dass es unmöglich sei, die
Person Christi anzugreifen,
den
unermesslichen Wert Seiner Verdienste zu schmälern. Die
Wirksamkeit der Sakramente aufzuheben oder
die von Christus verkündete Lehre zu verfälschen oder
abzuschaffen. Trotzdem müsse man trachten, neue Wege
ausfindig zu machen, um die Menschen vom Gebrauch der Gnadenmittel
abzuhalten und sie durch stärkere Versuchungen und
Trugkünste zu verführen.
Einige
besonders verschmitzte und boshafte Teufel sagten:
Inhaltsverzeichnis
37.
„Die
Menschen haben nun eine neue Lehre,
ein
sehr kräftiges Gesetz, neue und wirksame Sakramente,
ein neues Vorbild und einen neuen Lehrmeister der
Tugenden und an diesem außerordentlichen Weibe eine
mächtige Fürsprecherin und Mittlerin.
Doch
die Neigungen und Leidenschaften der Menschen bleiben
allezeit dieselben und auch die ergötzlichen und
sinnlichen Dinge haben keine Änderung erfahren. Wir
müssen nun die Menschen noch heftiger bekämpfen, durch
Einflüsterungen anlocken und ihre Leidenschaften
aufstacheln, dass sie ganz von ihnen eingenommen sind,
so dass bei ihrer großen Beschränktheit auf nichts
anderes mehr achten können.“
Alle
stimmten bei und Luzifer gab verschiedenen Teufeln
Aufträge, dass sie mit erhöhter Schlauheit und in
geordneten Scharen vorgehen sollten. Der Götzendienst
solle in der Welt erhalten bleiben. Würde er aber
verschwinden, so sollten sie neue Sekten und Ketzereien
aufbringen.
Es
sollten Menschen ausgesucht werden, die ganz und gar
schlecht seien und von bösen Neigungen beherrscht
würden. Diese sollten Lehrer der Irrtümer und
Anführer werden. In der Hölle also, in der Brust
dieser giftigen Schlange wurden die Ketzereien des Arius,
des Pelagius, des Nestorius und alle anderen Ketzereien,
die jemals aufgekommen sind und bis ans Ende der Welt
noch aufkommen werden ausgebrütet.
Luzifer
hieß alles gut, weil es der göttlichen Wahrheit
entgegentritt und das Fundament des menschlichen
Heiles, den Glauben, zerstören kann. Jenen Teufeln,
die es übernommen hatten, zur Stiftung von Irrlehren
gottlose Menschen aufzusuchen, spendete Luzifer Lob,
er zeigte ihnen seine Huld und erhöhte sie in seiner
Weise.
Inhaltsverzeichnis
38.
Einige
Teufel machten es sich zur Aufgabe, die Neigungen der
Kinder von ihrer Empfängnis und Geburt an in eine
verkehrte Richtung zu bringen
und
die Eltern entsprechend zu beeinflussen. Andere wollten
die Eltern antreiben, die Erziehung und den Unterricht
der Kinder zu vernachlässigen. Die Kinder aber wollten
sie zum Hasse gegen die Eltern aufreizen.
Wieder
andere Teufel erboten sich, Unfrieden zwischen Eheleuten
zu stiften und ihnen Anlass zum Ehebruch und zur
Verletzung der gegenseitigen Hochachtung und Treue zu
bieten.
Alle
insgesamt vereinigten sich dahin, Streitigkeiten, Hass,
Zwietracht und Rachsucht unter die Menschen auszustreuen
und sie durch lügenhafte Eingebungen, stolze und
sinnliche Neigungen, durch Habsucht und Ehrgeiz
aufzureizen und ihnen Scheingründe gegen alle von
Christus gelehrten Tugenden einzuflößen.
Vor
allem wollten sie die Menschen vom Andenken an das
Leiden und Sterben Christi und an die Wohltaten der
Erlösung abbringen und bewirken, dass sie die Höllenpeinen
und ihre ewige Dauer vergessen. Alle Teufel hofften
durch diese Mittel die Menschen dahin zu bringen, dass
sie das Heil ihrer Seele vernachlässigen.
Luzifer
erwiderte: „Unsere Pläne werden leicht bei denen
durchzuführen sein, die des Erlösers neues Gesetz
nicht befolgen. Bei den Beobachtern des Gesetzes wird es
sehr schwer sein. Ich will aber gegen die Anhänger
Christi meine ganze Wut aufbieten und alle mit höchster
Erbitterung verfolgen.
Wir
müssen gegen sie Krieg führen bis zum Ende der Welt
und in dieser neuen Kirche Unkraut säen, nämlich
Ehrgeiz, Habsucht, Sinnlichkeit, tödlichen Hass und
alle anderen Laster, deren Haupt ich bin. Wenn die
Sünden unter den Gläubigen sich mehren und stark
werden, so wird ihre Undankbarkeit sie schuldig machen
und der Herr ihnen seine Gnadenhilfe versagen.
Versperren sie sich so durch ihre Sünden den Weg zu
ihrer Rettung, so werden wir den Sieg über sie
davontragen.
Inhaltsverzeichnis
39.
„Wir
müssen sorgen, dass die Menschen die Frömmigkeit und
den Geschmack an geistlichen und göttlichen Dingen
verlieren,
die
Kraft der Sakramente nicht achten und die Gnadenmittel
im Stande der Sünde oder wenigstens ohne Eifer und
Andacht empfangen.
Diese
Gnadenmittel sind geistiger Natur und müssen darum mit
der Kraft des Willens empfangen werden, wenn sie dem
Empfänger nützen sollen.
Kommen
aber die Menschen so weit, dass sie die Arznei
verachten, werden sie nur langsam ihr Heil fördern,
unseren Versuchungen geringen Widerstand entgegensetzen,
unsere Täuschungen nicht bemerken, die Wohltaten Gottes
vergessen und auf das Andenken an ihren Erlöser und an
die Fürsprache Seiner Mutter kein Gewicht legen.
Diese
Undankbarkeit wird sie der Gnade unwürdig machen und
Gott wird sie ihnen dann entziehen.
Unterstützt
mich mit allen euren Kräften, versäumt keine Zeit und
keine Gelegenheit, meine Befehle zu vollziehen.“
Inhaltsverzeichnis
40.
Es
ist unmöglich, alles darzulegen,
was
der Drache mit seinem Anhang an Plänen gegen die
heilige Kirche und ihre Kinder geschmiedet hat, um die
„Gewässer des Jordan in seinem Rachen zu
verschlucken“ (Job 40, 18).
Es
genüge zu sagen, dass sie ungefähr ein volles Jahr
nach dem Tode Christi mit diesen Betrachtungen
zubrachten und das ganze bisherige Weltgeschehen und das
Erlösungswerk und den Zustand der Schöpfung nach dem
Erlösungstode Christi besprachen.
Wenn
das Leben, Leiden und Sterben Christi es noch nicht
vermocht hat, die Menschen auf den Weg des Heiles
zurückzuführen, so sieht man klar und deutlich, welche
Macht Luzifer angewandt hat.
Sein
Zorn ist groß, so groß, dass wir mit dem heiligen
Johannes sagen können:
„Wehe
der Erde und dem Meere, denn der Teufel ist zu euch
hinabgestiegen mit großem Grimme, da er weiß, dass er
nur noch eine kurze Frist hat.“ (Offb. 12, 12).
Inhaltsverzeichnis
41.
Leider
sind diese höchst wichtigen Wahrheiten in unseren Tagen
gar sehr dem Gedächtnis der Menschen entschwunden zu
ihrem entsetzlichen Schaden
Der
Feind ist schlau, grausam und wachsam, wir aber sind
schläfrig, sorglos und träge. Was Wunder also, dass
Luzifer einen so großen Teil von der Welt in Besitz
hat, gibt es ja so viele, die auf ihn hören, ihm
glauben und seinen Betrügereien nachgehen, dagegen so
wenige, die ihm widerstehen. Das kommt daher, dass die
Menschen nicht an den ewigen Tod denken,
in den Satan sie zu stürzen sucht.
Inhaltsverzeichnis
42.
Die
Heilige Schrift und die Werke der heiligen Lehrer
bezeugen
die nimmer ruhende Bosheit, Grausamkeit und Arglist der
Hölle, die, wenn es möglich wäre, alle Glieder der
heiligen Kirche ins ewige Verderben reißen würde.
Durch dieselben Schriften wissen wir auch, wie der Herr
uns mit Seiner unendlichen Macht und Seinem
unüberwindlichen Schutz mit Sicherheit den ewigen
Belohnungen zuführt, die uns durch die Verdienste Jesu
Christi bereitet sind, wenn wir mit der Gnade mitwirken.
Der
heilige Paulus sagt, dass unsere Hoffnung nicht eitel
sei. Der heilige Petrus, nachdem er uns aufgefordert
hat, alle unsere Sorgen auf den Herrn zu werfen, fügt
hinzu: „Seid nüchtern und wachet, denn euer
Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender
Löwe und sucht, wen er verschlingen könne.“ (1 Petr.
5, 7).
Diese
und andere Warnungen gelten für alle Menschen. In
Verbindung mit unseren täglichen Erfahrungen könnten
sie genügen, uns eine wahre Vorstellung von den
Schlingen und Nachstellungen des Teufels zu geben.
Aber
die fleischlichen Menschen beachten nur, was sie mit den
Sinnen wahrnehmen, leben in falscher Sicherheit dahin
und kennen gar nicht die geheime Grausamkeit Satans, die
sie in das Verderben lockt und auch hineinstürzt.
Ebenso wenig kennen sie den Schutz, mit dem Gott über
sie wacht und sie verteidigt. In dieser Unwissenheit und
Blindheit sind sie weder für diese Wohltaten dankbar,
noch fürchten sie jene Gefahr. Die Menschen sind
versunken in eine schaudervolle Gedankenlosigkeit und
Gleichgültigkeit, haben weder Schmerz noch Mitleid mit
sich selbst.
Inhaltsverzeichnis
43.
Damit
nun jene, die dieses Buch lesen, aus diesem Schlafe
erwachen,
sind
mir, wie der Herr mir versicherte, im ganzen Verlaufe
dieser Geschichte die geheimen Pläne der Bosheit
aufgedeckt worden, welche die bösen Geister gegen die
Geheimnisse Jesu Christi, gegen die Kirche und gegen die
Kinder derselben geschmiedet haben und immer noch
schmieden.
Die
Feindschaft Luzifers gegen die Menschen ist so alt wie
sein Ungehorsam. Seine Wut und Grausamkeit gegen die
Menschen sind so groß, wie sein Hochmut gegen Gott
groß ist seit dem Augenblick, da er im Himmel inne
wurde, dass das ewige Wort die menschliche Natur
annehmen und von jener Frau geboren werden wolle, die er
mit der Sonne bekleidet sah.
Da
er nun seinen Hass an dem Herrn selbst nicht befriedigen
kann, befriedigt er ihn an den Werken Gottes. Da ferner
der Dämon gemäß seiner Engelnatur das, was sein Wille
einmal beschlossen hat, unbeweglich festhält, ohne
jemals davon abzustehen, so legt er wohl nach Umständen
die eine Kampfesweise ab, um eine andere zu versuchen.
Nie und nimmer aber die Wut, mit der er die Menschen
verfolgt. Im Gegenteil ist sein Hass gewachsen und
wächst fort und fort in dem Maße, als Gott die
Gerechten und Heiligen Seiner Kirche mit Gnaden
bereichert.
Inhaltsverzeichnis
44.
Da
dieser Feind ein unkörperlicher Geist ist, den keine
Wirksamkeit ermüdet,
so
ist er in der Verfolgung so eifrig, dass er damit vom
ersten Augenblick des Daseins eines Menschen im
Mutterschoße beginnt und den Kampf nicht eher aufgibt,
als bis die Seele sich vom Leibe trennt.
Da
bewahrheitet sich das Wort Jobs: „Ein Streit ist des
Menschen Leben auf Erden.“ Dieser Kampf besteht nicht
nur darin, dass wir in der Erbsünde empfangen sind und
deshalb mit dem Zunder der Begierlichkeit (fomes peccati)
und mit ungeordneten Neigungen geboren werden. Außer
diesem Zweck bietet er all seine List und Bosheit und
Macht auf. Er bedient sich dazu unserer Sinne,
Seelenkräfte, Neigungen und Leidenschaften.
Ständig
müht er sich, uns das leibliche Leben und die
Möglichkeit zu rauben, zum ewigen Heile zu gelangen. Es
gibt keine erdenkliche Gefährdung und Schädigung, die
er unversucht ließe, um uns auf Abwege zu bringen und
uns der Gnade zu berauben, und zwar vom Augenblick
unserer Empfängnis an bis zum letzten Tag unseres
Lebens.
Die
Gefährdung von seiten des Teufels ist besonders gegen
die Kinder der Kirche gerichtet.
Inhaltsverzeichnis
45.
Sobald
der Satan die Tatsache der natürlichen Zeugung eines
Menschen erkennt,
erforscht
er die Intention der Erzeuger, sodann ob sie im Stande
der Sünde oder der Gnade seien und ob sie beim
ehelichen Akt das rechte Maß beobachtet haben.
Sodann
erforschen die bösen Geister die natürlichen Anlagen
der Eltern, da diese die Kinder in der Regel erben. Aus
dieser Beobachtung und aus der reichen Erfahrung
schließen die Teufel auf die Natur und die Neigungen,
die das kleine Wesen einst haben wird, und gründen
darauf schon umfassende Berechnungen für dessen
Zukunft.
Sind
dieselben für das Kind günstig, so bieten sie alles
auf, den Müttern verschiedene Gefahren und Versuchungen
zu bereiten, um zu verhindern, dass das Kind das
Licht der Welt erblicke und die Taufe empfange. Auf
diese Weise würden sie erreichen, dass das Kind der
Anschauung Gottes beraubt wird.
Bei Heiden
und Götzendienern aber geben sie sich in dieser
Hinsicht nicht soviel Mühe.
Inhaltsverzeichnis
46.
Die
Mittel des Allerhöchsten, die Menschen gegen diese
Bosheit des Drachens zu beschützen, sind verschiedener
Art
Das
gewöhnlichste besteht in dem allgemeinen Walten seiner
Vorsehung, welche die natürlichen Ursachen so lenkt,
dass sie zur rechten Zeit ihre Wirkungen hervorbringen,
ohne dass die Macht der bösen Geister sie aufhalten
oder stören könnte. Deshalb hat der Herr ihre Macht
beschränkt.
Würde
Er ihrer unversöhnlichen Bosheit freien Spielraum
lassen, so würden sie die ganze Welt in Unordnung
bringen. Dies lässt jedoch die Güte des Schöpfers
nicht zu.
Die
Teufel, Seine geschworenen Todfeinde, leisten vielmehr
in der Schöpfung nur jene Dienste, die in einem
wohlgeordneten Staatswesen verächtlichen
Henkersknechten zukommen. Selbst in dieser Eigenschaft
tun sie nur so viel, als ihnen von Gott aufgetragen oder
gestattet wird. Würden die Menschen in ihrer
Verkommenheit diesen Feinden nicht selbst die Hand
bieten, indem sie auf deren Einflüsterungen hören und
Werke verüben, die Strafe verdienen, so würde die
ganze Natur ihre Ordnung bewahren.
Die
allgemeinen und die besonderen Ursachen würden die
ihnen eigentümlichen Wirkungen hervorbringen, und es
würden unter den Gläubigen nicht so viele
Unglücksfälle und Verluste vorkommen, wie es
tatsächlich der Fall ist, Missernten, Krankheiten,
plötzlicher Tod und andere Übel.
Viele
Gebrechen, welche die Kinder schon mit auf die Erde
bringen, sind Folgen der Unordnung und Sünden der
Menschen. Wir selbst bieten dem Satan die Hand und
verdienen es, durch seine Bosheit gestraft zu werden,
weil wir so blind sind, uns ihm anzuvertrauen.
Inhaltsverzeichnis
47.
Zu
dieser allgemeinen Vorsehung Gottes kommt dann noch der
Schutz unserer heiligen Engel
Er
beginnt im Mutterschoße an und dauert fort, bis die
Engel uns vor den Richterstuhl Gottes führen, wo ein
jeder nach seinen Werken Lohn oder Strafe erhalten wird.
Sobald
das Menschengeschöpf empfangen ist, befiehlt der Herr
den Engeln, es samt seiner Mutter zu beschützen. Zur
geeigneten Zeit bestimmt Er sodann dem Kinde zum Schutze
auch einen besondern Engel.
Es
ist unmöglich mit Worten auszudrücken, wie groß die
Bosheit, Hinterlist und Wachsamkeit des bösen Feindes
ist, um die Menschen in jenen Jahren, in denen der volle
Vernunftgebrauch einzutreten pflegt, zu verführen und
in eine Sünde zu stürzen.
Inhaltsverzeichnis
48.
Er
sucht es dahin zu bringen, dass die Kinder sich manche
schlimme Handlungen angewöhnen, dass sie Böses sehen
und hören, und dass ihre Eltern in dieser Zeit an
solche Gefahren nicht denken und darum auch keine
Vorsorge treffen
In
diesem zarten Alter sind aber die Kinderherzen wie
weiches Wachs oder wie eine unbeschriebene Tafel, so
dass sich alles, was sie durch die Sinne vernehmen, tief
einprägt. Gelingt es dem Satan, solche Kinder in eine
Sünde zu stürzen, bekommt er neues Recht und neue
Gewalt über sie und stürzt sie dann leicht in weitere
Sünden.
Inhaltsverzeichnis
49.
Nicht
geringer ist aber die Sorge und
Wachsamkeit
der heiligen Engel,
um
einem solchen Unglück vorzubeugen. Sie bewirken durch
heilige Gedanken, dass die Eltern sich um die Erziehung
der Kinder mit Sorgfalt bemühen, sie im Gesetze Gottes
unterrichten, zu Werken christlicher Liebe und zu
Übungen der Frömmigkeit anhalten, sie von allem Bösen
abhalten und in die Übung der Tugenden allmählich
einführen.
Je
nach der Altersstufe der Kinder regen die Schutzengel
sie auch selbst zum Guten an. Diese Verteidigung der
Schützlinge verursacht den guten Engeln große Kämpfe
gegen die bösen Geister. Diese machen nämlich zu
Ungunsten der Kinder alle, auch die geringsten Sünden
der Eltern, sowie alle Untaten der Kinder geltend.
Sind
letztere auch nicht gerade sündhaft, so sagt der Satan
doch, sie seien seine Werke, und er habe ein Recht, sie
in der Seele fortzusetzen. Wenn dann beim Eintreten des
Vernunftgebrauches die Seele zu sündigen anfängt,
wendet Satan alle Gewalt an, um zu verhindern, dass die
heiligen Engel das Kind wirksam davon abhalten.
Inhaltsverzeichnis
50.
Die
Engel hingegen führen zu Gunsten der Kinder die
Tugenden der Eltern und Ahnen an,
sowie
die guten Handlungen der Kinder selbst, und wäre es
auch nur, dass das Kind den Namen Jesus und Maria
aussprach, als man es hierzu unterrichtete. So berufen
sich die Engel zu Gunsten der Kinder auf dieses Werk, in
dem sie sagen, es hat aber schon angefangen, den Namen
unseres Herren und den Namen Seiner Mutter zu ehren.
Dasselbe
tun die Engel, wenn das Kind andere Andachtsübungen
verrichtet, oder wenn es die gewöhnlichen christlichen
Gebete betet. Alle diese Übungen sind Schutzwaffen, die
der Mensch in Händen hat, und deren die Engel sich
bedienen, um ihn gegen den Satan zu verteidigen.
Durch
jedes noch so geringfügige gute Werk entziehen wir dem
bösen Feind einen Teil jenes Rechtes, das er durch die
Erbsünde, noch mehr aber durch die freigewollten
Sünden gegen uns erworben hat.
Inhaltsverzeichnis
51.
Hat
der Mensch den vollen Vernunftgebrauch erlangt, dann
wird der Kampf zwischen den bösen und den guten Engeln
noch heftiger
Sobald
wir nämlich eine Sünde begehen, sucht die höllische
Schlange mit Aufbietung all ihrer Hinterlist es dahin zu
bringen, dass wir, bevor wir Buße tun, das Leben
verlieren und dann ewig verloren gehen.
Könnten
die Menschen sehen, wie viele Netze und Fallstricke der
Satan gelegt hat, und zwar um ihrer eigenen Sünden
willen, so würden alle bei jedem Schritt, den sie tun,
erzittern. Weil sie aber die Gefahren nicht erkennen,
leben sie in falscher Sicherheit dahin. Daher gibt es so
viele Berufene und so wenig Auserwählte.
In
dem Maße, als die Menschen ihre Sünden vermehren,
gewinnt der Satan mehr und mehr Besitztitel auf ihre
Seele, und kann er ihnen auch nicht das Leben nehmen, so
behandelt er sie wenigstens wie gemeine Sklaven.
Er
rühmt sich, dass sie täglich mehr sein eigen werden,
und dass sie selbst es sein wollen. Und er erklärt es
für eine Ungerechtigkeit, sie ihm zu entreißen oder
ihnen Hilfe anzubieten, da sie dieselbe doch nicht
annehmen und benützen, auch könne man den Sündern
nicht die Verdienste Jesu Christi zuwenden, da sie
dieselben verachten, noch auch die Fürsprache der
Heiligen, weil sie an diese nicht einmal denken.
Durch
diese und ähnliche Mittel sucht der Satan jene, die er
als die Seinigen ansieht, der Zeit der Buße zu
berauben. Erreicht er dies nicht, so sucht er ihnen alle
Wege der Rechtfertigung zu versperren.
Jedoch
es fehlt keiner einzigen Seele der Schutz Gottes und die
Obhut der heiligen Engel.
Es
ist dies eine so allgemein verbürgte Tatsache, dass es
kaum einen Menschen gibt, der im Verlaufe seines Lebens
nicht Gelegenheit gehabt hätte, diese an sich selbst zu
erfahren.
Inhaltsverzeichnis
52.
Unaufhörlich
kommen uns die Engel durch Eingebungen und Ermahnungen
zu Hilfe
Sie
bedienen sich der natürlichen Ursachen und wenden alle
Mittel an, um uns zu warnen und anzueifern. Mit aller
Macht sucht der böse Feind zu bewirken, dass die
Menschen ihre Sünden vervielfältigen, damit das Maß
ihrer Verschuldung bald erfüllt sei und die Zeit der
Buße und des Lebens ihnen abgekürzt werde. Die
heiligen Engel aber, die sich über die Bekehrung des
Sünders freuen, geben sich alle Mühe, die Kinder der
Kirche so viel wie möglich vom Sündigen abzuhalten.
Wenn
es ihnen trotzdem nicht gelingt, die Sünder zur
Bekehrung zu bewegen, wenden sie sich an die Vermittlung
der seligsten Jungfrau Maria. Sie flehen zu ihr,
Mittlerin bei ihrem Sohne zu sein und ihre Hand zu
erheben, und die bösen Geister zu verscheuchen.
Allein
ihr Neid darüber, dass die Menschen zur Anschauung
Gottes gelangen können, und die Wut, mit der sie dies
zu verhindern trachten, haben in diesen bösen Geistern
die Oberhand, so dass sie nicht ablassen, uns bis zum
Ende unseres Lebens zu verfolgen.
Wenn
übrigens die Menschen sich nicht durch ihre Sünden der
göttlichen Barmherzigkeit so überaus unwürdig gemacht
hätten, dann würde, wie mir gesagt wurde, Gott der
Herr öfters zum Heile vieler Seelen von seiner Allmacht
Gebrauch machen, und zwar selbst auf wunderbare Weise.
Er
würde die Pläne, welche die Hölle zur Ausrottung des
Christentums schmiedet, und die wir in unseren Zeiten
mit eigenen Augen sehen, zunichte machen.
Doch
wir sind nicht würdig, dass Gottes Allmacht uns
schütze. Wir alle miteinander fordern Seine
Gerechtigkeit heraus. Die Welt hat sich mit der Hölle
verbrüdert. Gott lässt es zu, dass sie sich der Gewalt
der Hölle überliefert, weil die blinden Menschen
sozusagen miteinander streiten, wer den andern in
solcher Torheit übertreffe.
Inhaltsverzeichnis
53.
Eine
unzweifelhafte Offenbarung göttlichen Schutzes war die
Bekehrung des Saulus
Bis
zu jener Zeit da er die Kirche zu verfolgen anfing, war
sein Leben voller Wechselfälle, so dass der Satan mit
ihm nicht ins Reine kommen konnte. Doch richtete Luzifer
von Anfang an sein Augenmerk auf ihn und erforschte
seinen Charakter.
Da
er bemerkte, wie sorgsam die Engel ihn behüteten,
steigerte sich sein Hass in solcher Weise, dass er ihn in
seinen ersten Kinderjahren aus dem Weg zu räumen
suchte. Da ihm dies aber nicht gelang und er später
gewahrte, wie Saulus ein Verfolger der Kirche geworden,
war Satan darauf aus, ihm das Leben zu erhalten.
Nun
waren die Engel nicht mehr imstande, Saulus von seinem
Irrweg abzubringen. Da trat die mächtige
Himmelskönigin ins Mittel und machte seine Sache zu der
ihrigen.
Aus
Liebe zu Maria setzte auch Jesus Christus Seine Kraft
ein und riss mit Seinem mächtigen Arme Saulus aus den
Klauen des Drachens. Im gleichen Augenblick, als Jesus
Christus erschien, wurden alle bösen Geister, die
Saulus auf dem Wege nach Damaskus begleiteten und
aufstachelten, in die Hölle geworfen.
Inhaltsverzeichnis
54.
Luzifer
und die Seinen empfanden
die
Geißel der göttlichen Allmacht
Vor
Schrecken außer sich, blieben sie mehrere Tage wie
festgebannt in der Tiefe der höllischen Abgründe. Kaum
aber hatte der Herr ihnen jene Erkenntnisse, die Er
ihnen zu ihrer Verwirrung und Beschämung gegeben hatte,
genommen, so begannen sie in ihrer Wut wieder
aufzuatmen.
Der
große Drache versammelte seine Genossen um sich und
sprach zu ihnen:
„Wie
ist es möglich, dass sich mein Zorn lege angesichts so
vieler Schwierigkeiten, die ich Tag für Tag von diesem
menschgewordenen Wort und von diesem Weibe erfahre, das
Ihn empfangen und geboren hat. Wo ist meine Stärke, wo
ist meine Macht, wo meine Wut, wo die großen Triumphe,
die ich über die Menschen davongetragen habe, seit
diese Gott mich ohne Grund aus dem Himmel in diese
Abgründe geworfen hat?
Freunde,
es scheint, der Allmächtige will die Pforten der Hölle
schließen und die des Himmels öffnen, so dass unser
ganzes Reich vernichtet und meine brennende Begierde, alle
Menschen in diese Qualen zu stürzen, vereitelt
werden wird.
Wenn
Gott, nicht zufrieden damit ist, sie durch Seinen Tod
erlöst zu haben, nun solche Wunder für sie tut, eine
solche Liebe für sie offenbart, sie mit so mächtigem
Arm zu Seiner Freundschaft zieht, so werden sie sich
besiegt geben, wären sie auch so gefühllos wie die
wilden Tiere und hätten sie auch Herzen, so hart wie
Diamant.
Alle
werden Ihn lieben, alle werden Ihm folgen. Wenn sie
das nicht tun, so sind sie trotziger und verstockter als
wir.
Welche
Seele wird so stumpfsinnig sein, dass sie sich nicht
einem Gottmenschen dankbar bezeigt, der sie mit so
zärtlicher Liebe zu Seiner eigenen Glorie zu führen
sucht?
Dieser
Saulus war unser Freund, das Werkzeug meiner Pläne,
untertan meinem Wink und Willen, ein Feind des
Gekreuzigten, und ich hielt schon die grausamsten
Höllenqualen für ihn in Bereitschaft.
Trotzdem
entreißt Gott ihn unversehens meinen Händen und erhebt
diesen winzigen Menschen von der Erde zu so hoher Gunst
und Gnade, dass selbst wir, Seine Feinde, uns nicht
erwehren können, Ihn zu bewundern.“
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55.
„Was
hatte Saulus getan, um ein so
außerordentliches
Glück zu verdienen?
Stand
er nicht in meinem Dienste, gehorchte er nicht meinem
Befehl, forderte er nicht Gottes Gerechtigkeit gegen
sich heraus? Wenn Gott gegen diesen so großmütig war,
wie wird Er erst gegen andere sein, die weniger
gesündigt haben? Sollte Er sie auch nicht durch so
große Wunder bekehren, so wird Er sie doch durch die Taufe
und die anderen Sakramente zu sich
berufen. Gott wird durch dieses außerordentliche
Beispiel die Welt an sich reißen.
Ich
gedachte, mittels Saulus die Kirche zu zerstören, und
nun wird er deren mutigster Verteidiger! Muss ich also
ansehen, wie diese gemeine menschliche Natur zu der
Glückseligkeit und Gnade erhoben wird, die ich verloren
habe, und dass sie in den Himmel eingeht, aus dem ich
verstoßen worden bin? Die Wut darüber brennt mich
furchtbarer als das Feuer, das mich rings umgibt.
Ich
möchte rasend werden, dass ich mich nicht ins Nichts
versenken kann. Oh, dass Gott es täte und mich nicht zu
solcher Pein erhielte! Allein das tut Er nicht! Er wird
es niemals tun!
Was
sollen wir tun gegen diesen so gewaltigen Gott? Ihm
können wir freilich nichts anhaben, aber wir können
uns an Ihm rächen in der Person dieser Menschen, die Er
so liebt.
Tun
wir es denn, und machen seine Absichten zunichte. Weil
meine Hoheit am meisten gegen jenes Weib, die Ihm
menschliches Dasein gegeben hat, erbittert und ergrimmt
ist, so werde ich nochmals versuchen, sie zu vernichten
und so die Untat zu rächen, mit der sie uns den Saulus
entrissen und uns in diese Hölle zurückgestoßen hat.
Ich werde nicht ruhen, bis ich sie besiegt habe.
Daher
ist es mein Entschluss, gegen sie alle Mittel ins Werk
zu setzen, die meine Erkenntniskraft gegen Gott und die
Menschen ausgesonnen hat, seitdem ich in diese Tiefe
herabgefahren bin. Folgt mir daher alle, meinen Willen
zu tun.“
Einige
böse Geister antworteten ihm:
„Unser
Feldherr und Oberhaupt! Wir sind bereit, dir zu folgen!
Wir wissen nur zu gut, wie sehr dieses Weib, unsere
Feindin, uns bedrückt und quält. Jedoch es ist sehr
leicht möglich, dass sie allein uns standhält und
unsere Pläne und Mühen zuschanden macht. Sie hat dies
schon bei anderen Anlässen getan, wo sie sich als uns
überlegen gezeigt hat.
Was
sie empfindlicher als alles andere treffen würde, wäre
eine Unternehmung gegen die Anhänger Ihres Sohnes, die
sie wie eine Mutter liebt und für die sie die
zärtlichste Sorge trägt.
Erheben
wir uns zusammen zur Verfolgung der Gläubigen. Dann
magst du deine ganze Wut gegen dieses Weib, unsere
Feindin, kehren.“
Luzifer
billigte diesen Vorschlag, sprach dessen Urhebern seinen
Dank aus, und alle beschlossen, zur Zerstörung der
Kirche auszuziehen.
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56.
Lehre
der Himmelskönigin
Meine
Tochter (Maria v. Agreda), es ist unmöglich, den Neid,
die Bosheit und Arglist Luzifers und seiner Dämonen
gegen die Menschen zu beschreiben. Alle guten Werke, die
sie tun können, sucht er zu verhindern oder durch
Verleumdung zu entstellen, zu zerstören und zu
verderben. Es gibt kein erdenkliches böses Werk, das
seine Bosheit den Seelen nicht einzureden sucht.
Zahllos
sind diejenigen, die ich dem höllischen Drachen
entrissen habe, weil sie einige Andacht zu mir trugen.
Mochte diese Andacht auch in nichts weiterem bestehen
als im Beten eines „Gegrüßet seist du, Maria,“
oder in irgend einem Wort oder eine Anrufung, die sie zu
meiner Ehre gesprochen haben.
So
groß ist meine Liebe zu den Sündern, dass, wenn sie
zur rechten Zeit und im Ernst mich anrufen würden, kein
Einziger verloren ginge.
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