Zum Fest
der Grossen Engelweihe in Maria Einsiedeln hielt der
wegen seines mutigen Widerstandes gegen Hitler bekannt
gewordene Kardinal Faulhaber (1869-1952) eine
Gastpredigt. Die vielen Pilgerzüge aus verschiedenen
Völkern -darunter 3000 aus dem Allgäu- reisten
beeindruckt nach Hause.
Die
Schutzengel der Völker
»Ich fiel
dem Engel zu Füssen, um ihn anzubeten. Er aber sprach:
Lass das! Ich bin nur ein Mitknecht von dir und deinen
Brüdern. Bete GOTT an!» (Offb
22, 8f). Die
Stiftskirche Maria Einsiedeln ist mit Engelfiguren
ausgeschmückt. Wer hat sie schon einmal gezählt, die
grossen und kleinen Engel, im Chor der Kirche, im Schiff
der Kirche, im Oktogon der Gnadenkapelle, die Engel an
den Decken und Wänden und Pfeilern, die Engel in Farbe
und Plastik, die Blumen streuen und Inschriften tragen
und in die Posaunen stossen, die Gloria und Sanctus
singen und mit Händen und Füssen Alleluja jubeln? Die
Barockkunst stellt uns Erdenpilger mitten in die Chöre
der Engel hinein und will uns sagen: Ihr seid hier nicht
mehr auf Erden, ihr seid hier im Himmel, seht da den
Hofstaat des Herrn der Heerscharen!
Auch im Heiligtum der Hl. Schrift
begegnen wir den heiligen Engeln an allen Ecken
und Enden. An mehr als 300 Stellen werden sie
genannt unter verschiedenen Namen. Bald
erscheinen sie als Einzelgestalt, bald in
Legionen, bald in Myriaden am Throne GOTTES.
Lasst uns heute das Heiligtum der HI. Schrift
durchwandern und am Tage der Engelweihe diese
trostvolle Wahrheit uns zu Gemüte führen: Auch
die Völker haben Schutzengel. Dass die einzelnen
Menschen einen Schutzengel haben, ist in einer
Reihe von biblischen Stellen geoffenbart.
»Deinetwegen», spricht der Psalmist,
«hat
er seine Engel aufgeboten, dich auf allen deinen
Wegen zu behüten. |
Auf den Händen werden sie dich
tragen, damit dein Fuss nicht an einen Stein
anstosse» (Ps 90,11f).
Christus deutete auf die Kinder und erklärte
feierlich: «Ihre Engel schauen allezeit das
Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist»
(Mt 8,10). Der
Hebräerbrief spricht von dienstbereiten
Geistern, die ausgesandt wurden «derentwegen,
welche die Erbschaft des Heiles empfangen
sollen» (1,14). Zu unserem
Trost sind uns diese beiden Wahrheiten im hl.
Buch geoffenbart: Die einzelnen Menschen haben
einen Schutzengel. Auch die Völker haben ihren
Schutzengel. Lasst uns heute, da die Völker von
allen guten Geistern verlassen scheinen, drei
Fragen über die |
HL. ERZENGEL MICHAEL am Mauritiusaltar
der Klosterkirche Einsiedeln.
(Diego Carlone) |
Schutzengel der Völker stellen
und beantworten. |
1.
Warum die
Völker Schutzengel brauchen.
1. Die
biblische Geschichte gibt Antwort.
Vom
Schutzengel eines Volkes gilt die schöne biblische
Stelle: »Siehe, ich sende meinen Engel, dass er vor dir
herziehe und dich bewahre auf dem Wege und dich führe in
das Land, das ich dir bereitet habe»
(Ex 23,20).
Das tröstliche Wort kann auch auf den Einzelmenschen
angewendet werden. Ursprünglich und in erster Linie gilt
es vom Schutzengel eines Volkes. Als die Kriegsnot des
auserwählten Volkes aufs höchste gestiegen und alle
Hoffnung geschwunden war, sandte der Herr einen Engel,
der die Assyrer schlug. Das bestärkte im Volke das
Vertrauen: Wir stehen in gutem Schutz. Und immer wieder
betete es, bis zu den Freiheitskämpfen der Makkabäer in
Zeiten grosser Kriegsnot: Herr der Heerscharen, sende
auch jetzt Deinem Volk einen Engel
(2 Makk 15,22f).
Nach dem Buche Daniel war St. Michael der besondere
Schutzgeist der Gemeinde GOTTES
(Dan 10,13.21),
der gleiche Erzengel, der auch der Schutzengel der
Kirche des Neuen Bundes sein sollte. Selbst das
persische Reich, also ein heidnisches Reich, hatte einen
eigenen Schutzgeist (Dan
10,13). Der wollte
die Rückkehr der Juden aus der Verbannung hinausziehen,
damit deren Propheten dem Perservolk den wahren GOTT
noch länger verkünden könnten. Der Schutzgeist von
Griechenland heisst der Fürst von Griechenland
(Dan 10,13).
Eine Erscheinung in der Tracht eines Mazedoniers ruft
den hl. Paulus von Kleinasien nach Mazedonien: »Komm
herüber nach Mazedonien und hilf uns»
(Apg 16,9f).
Diese Erscheinung war der Schutzengel von Mazedonien,
der mit diesem Anruf der christlichen Mission den Zugang
nach Europa eröffnete.
2. Die Weltgeschichte gibt Antwort.
Die bösen
Geister der Hölle sind durch den Tod Christi überwunden,
haben aber bis zum Weltgericht noch eine gewisse
Bewegungsfreiheit wie Hunde an einer langen Kette. Von
Zeit zu Zeit steigen die bösen Geister aus dem Abgrund
herauf, manchmal legionenweise, durchwandern die Erde
und suchen, wen sie verschlingen können. Bald verführen
sie die Völker zu Götzendienst und Abfall vom Glauben,
zu sittlicher Verkommenheit, zu Hass gegen die Kirche
GOTTES, in so unmenschlichen Ausmassen und Formen, dass
wir sagen müssen: Hier sind nicht mehr Menschen am Werk,
hier wirken Geister der Hölle. Hier ist, wie unser Volk
sagt, der Teufel los. Bald schlagen die Dämonen die
Völker mit schweren Schlägen wie den armen Ijob, damit
sie GOTT ins Gesicht hinein den Abschied geben. Die
Geschichte der Völker hat ohne Zweifel einen dämonischen
Einschlag. GOTTES Vorsehung aber lässt die bösen Geister
nicht willkürlich schalten und walten im Leben der
Völker, nicht willkürlich weben am Webstuhl der
Geschichte. GOTTES Liebe gab der Kirche Vollmacht, die
bösen Geister mit Exorzismus und Weihwasser und anderen
geweihten Dingen zu verjagen. GOTTES Liebe setzte
ausserdem der übermenschlichen Macht des Bösen eine
übermenschliche Macht des Guten entgegen: das sind die
Schutzengel der Völker. Die Völker brauchen also
Schutzengel! Sie sollen von den guten Geistern des
Himmels verteidigt werden, wenn sie von den bösen
Geistern der Hölle angegriffen werden.
3. Die
Religionsgeschichte gibt Antwort.
Die
Hl. Schrift gibt uns zwei lichtvolle Beispiele. Satan
wollte die Leiche des Moses wegnehmen, um so das
mosaische Volk zum Götzendienst zu verführen. St.
Michael
aber, der Schutzengel des Volkes, hielt über die Leiche
seinen Schild und wehrte den Verführer ab (Jud 9).
Satan wollte dem Volk die Priester wegnehmen, nach der
alten Kampfweise der Hölle zuerst die Hirten, dann
leichten Spiels die Herde schlagen. Der Engel des Herrn
aber verspricht dem Hohenpriester des Volkes die Hilfe
der guten Engel (Sach 3,7). Die
Kampfweise der bösen Geister ist seit dem Engelsturz bis
heute die gleiche geblieben. Die Völker brauchen also
heute noch Schutzengel.
Die
Schutzengel der Völker sind nicht allgegenwärtig wie
GOTT, sind aber schnell wie die Blitze, wenn sie einen
Auftrag GOTTES zu erfüllen haben. Sie sind nicht
allwissend wie GOTT, sind aber weiser als alle
Staatsmänner und Gelehrten eines Volkes. Die Engel sind
nicht allmächtig wie GOTT, sind aber mächtiger als alle
Mächte eines Volkes. Ähnlich wie der Fortbestand der
Naturordnung an die Naturgesetze gebunden ist, und die
Naturgesetze, biblisch gedacht, wie Finger GOTTES
walten, so ist nach dem Plane GOTTES das Fortbestehen
der sozialen Ordnung unter den Völkern auf die Engel
angewiesen. In den Grenzen ihres Auftrages sitzen die
Schutzengel im Rat der Völker. Sie bauen als Werkmeister
GOTTES mit am Bau der Weltgeschichte, besonders der
Kirchengeschichte. Sie treten dafür ein, dass die
Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das
Unrecht, überhaupt das Gute über das Böse triumphiere.
2.
Was die Schutzengel für
die Völker tun
Die
Schutzengel der Völker haben eine dreifache Mission:
eine Raphael-, eine Gabriel- und eine Michaelmission.
1. Die
Schutzengel der Völker haben eine Raphaelmission, um die
Völker zu führen.
Das
erste biblische Wort über Schutzengeldienst an den
Völkern lautete: «Siehe, ich sende meinen Engel, dass er
dich führe in das Land, das ich dir bereitet habe.» Wie
der Erzengel Raphael dem jungen Tobias ein treuer
Begleiter und Führer war, so sollen die Schutzengel der
Völker ihren Schützlingen Führerdienste im grossen
leisten. Die rechten Führer eines Volkes sind nicht
jene, die sich von selber dem Volke aufdrängen, sondern
jene, die von GOTT gesandt werden. Die Führung und
Regierung eines Volkes liegen natürlich in
Menschenhänden. Die einzelnen Führer aber sollen von
GOTT zu ihrem Amt berufen sein, wobei die natürlichen
Zwischenursachen, wie geschichtliche Gegebenheiten oder
die Wahl des Volkes, den Willen GOTTES ausdrücken können
auch ohne unmittelbare Offenbarung. Der menschliche
Führer bleibt verantwortlich, auch wenn er sich auf das
Wort des Herrn beruft: «Du aber geh hin und führe dieses
Volk dorthin, wohin ich dir gesagt habe. Mein Engel wird
vor dir herziehen» (Ex 32,34).
In einer
Zeit, in der so viele Hände sich ausstrecken, um die
Völker zu verführen, bleibt es ein tröstliches Wort: Die
Schutzengel sollen die Völker führen.
Im besonderen
sollen sie die Völker zu den höheren Zielen der
geistigen Kultur erheben. Das
volkswirtschaftliche Ringen um die Güter des
Diesseits lenkt den Blick ab von den
übersinnlichen Jenseitsgütern. Irdische Lust
schmeichelt sich leichter ins Herz als die
Verheissung des Himmels. Irdische Last drückt
Sinnesmenschen schwerer als die Drohung der
Hölle. Über dem Geschöpflichen wird zu leicht
der Schöpfer vergessen. Da sollen Engelglaube
und Engelkult die Erdenwanderer auf den rechten
Weg weisen und auf das höhere Ziel einstellen:
«Suchet, was droben ist»
(Kol 3,1f).
Geht nicht ganz im Naturhaften unter! Erhebt
euch wie auf Engelflügeln zum übernatürlichen,
zur höheren Geisteskultur! Ebenso sollen die
Engel den Weg der Wahrheit führen.
|
Die Menschen sind
schwer zu führen und leicht zu verführen.
So
schwerhörig für die Wahrheiten des ewigen
Lebens, so leichtgläubig für die falschen
Lehren. So schwerfällig in der Gefolgschaft der
religiösen Wahrheit, so leichtfüssig auf den
Irrwegen der verführerischen Schlagwörter. Keine
Lüge ist so unglaublich, dass sie nicht doch
geglaubt würde. Wie konnte man den Unsinn
erfinden und sogar glauben, auf dem nächsten
Konzil solle Primat und Beicht abgeschafft
werden? Die Schutzengel wollen den Völkern ein
Raphael auf dem Wege der Wahrheit sein. |
Der
Engel von Fatima St. Gabriel) gab
sich
den drei Hirtenkindern
als Schutzengel
Portugals zu erkennen.
Hier überbringt
er die
hl. Kommunion |
2. Die
Schutzengel der Völker haben eine Gabrielmission, um
ihnen die Frohbotschaft der Erlösung zu bringen.
Gabriel
war der eigentliche Bote der Erlösung schon im Alten
Bund. Er überbrachte auch das erste Ave Maria an die
Mutter des Erlösers und war der Schutzengel des
Menschensohnes. Das Johannesevangelium sagt uns,
Christus war auch als Mensch von einer Schar von Engeln
umgeben: «Ihr werdet den Himmel offen sehen und die
Engel GOTTES auf- und niedersteigen über dem
Menschensohn» (Joh 1,51).
Nach dem ersten Pfingstfest schickten sich die Sendboten
der Erlösung an, die Grenzen des Hl. Landes zu
überschreiten und die Frohbotschaft in die Heidenwelt zu
tragen. Als damals die Stunde der Gnade für Ägypten
schlug und der erste Laiendiakon für das Land der
ägyptischen Finsternis erweckt werden sollte, war es ein
Engel, der dem ägyptischen Minister auf der Rückreise
von Jerusalem den Diakon Philippus auf den Weg schickte,
um ihn unterrichten und taufen zu lassen
(Apg 8,26).
Als Petrus, das erste Oberhaupt der Kirche, im Kerker
lag und die junge Kirche ohne Hirten trauerte, war es
ein Engel, der die Tore des Kerkers öffnete und den
Hirten aus der Hand des Herodes befreite
(Apg 12,7).
Immer, wenn eine Stunde der Erlösung schlug und das Werk
der Erlösung einen grossen Schritt vorwärts tat, sehen
wir Engel am Werke. Die Geheime Offenbarung erzählt:
«Aus der Hand des Engels stiegen die Gebete der Erlösten
zu GOTT empor» (Offb 8,3f).
Wo eine Gemeinde oder Pilgerschar aus ganzer Seele
betet, wie heute unsere Pilger vor dem Gnadenbild von
Einsiedeln, da sammelt der Engel diese Gebete im
goldenen Rauchfass, um sie vor dem Thron GOTTES wie
Weihrauch aufsteigen zu lassen.
3. Die
Schutzengel der Völker haben eine Michaelmission, um das
Gericht an den Völkern zu vollziehen.
St.
Michael, der Engel des Kampfes gegen die Bosheit
und die Nachstellungen des bösen Feindes, ist zugleich
der Engel des Gerichtes. Aus der Liturgie der Kirche ist
er
uns als Engel des Gerichtes bekannt. Die Völker werden
im
Diesseits gerichtet. Im Jenseits hören alle nationalen
Unterschiede
auf. Das ist der Sinn des Wortes: Die Weltgeschichte ist
das Weltgericht. Die Offenbarung hat uns in Bildern, die
Mark und Bein erschüttern, die Weltgeschichte als Weltgericht
ausgemalt. Mit sieben Posaunen ziehen die Engel zum
Gericht aus, und ein Wehruf geht durch die Völker
(Offb 8-9).
Wir
dürfen uns den Schutzengel eines Volkes nicht vorstellen
wie einen Generalstaatsanwalt oder einen kurzsichtigen
Vormund, der immer seinem Schützling recht gibt und
dessen Verkehrtheiten blindlings in Schutz nimmt. Die
Schutzgeister der Völker haben nicht bloss zu führen wie
Raphael, nicht bloss die Erlösung zu verkünden wie
Gabriel, sie haben auch die Gerichte GOTTES zu
vollziehen wie Michael. Sie müssen GOTTES Gesetz zur
Geltung bringen, von den Menschen Gehorsam gegen GOTTES
Gebote fordern, den Weltplan GOTTES durchführen, auch
wenn der Weg über Völkerleichen geht. Die Bischöfe
werden «Engel» genannt, weil sie an diesem dreifachen
Amt der Engel teilnehmen (Offb
2,1+12 u.a.): auf
den Weg der Wahrheit zu führen, die Frohbotschaft der
Erlösung zu bringen, das Gericht GOTTES zu verkünden.
Ihr
werdet mich fragen: Wenn die Engel des Himmels im Rate
der Völker sitzen, die Gesellschaft Luzifers
zurückweisen und für die Erlösung der Völker arbeiten,
warum sind dann die Völker bis heute nicht weiter in der
Erlösung? Warum sind die Mächte der Finsternis nicht
längst in den Abgrund gestürzt? Warum haben wir nicht
längst einen Frühling von Völkerwohlfahrt, ein Paradies
von Völkerfrieden? Antwort: Weil die Engel bei ihrer
Weisheit und Macht mit der menschlichen Freiheit rechnen
müssen. Weil sie, wie GOTT, den freien Willen der
Menschen nicht mit Gewalt zum Guten zwingen. Selbst dann
nicht, wenn ein Mensch oder ein Volk durch Missbrauch
seiner Freiheit sich zugrunde richtet. Der einzelne
Mensch kann verloren gehen trotz seines guten Engels.
Auch Völker können die Stunde der Heimsuchung verpassen
trotz der Rufe ihres Schutzgeistes. Das Böse wuchert
weiter im Völkerleben, weil die Engel den Befehl haben:
Lasst beides, das Gute und das Böse, wachsen bis zur
Ernte! (Mt 13,30)
3.
Was die
Völker von ihren Schutzengeln lernen können.
1. Sie
können lernen: GOTTES Rechte im öffentlichen Leben
gelten lassen und das Heilige in Ehren halten!
Der
sogenannte Bundesengel in der Hl. Schrift war die
Erscheinung GOTTES im Lichtgewand eines Engels. Bevor
das Wort des Vaters die Gestalt eines Menschen annahm
und Mensch wurde, hat der Logos in einzelnen Fällen das
Lichtgewand eines Engels angenommen, ohne Engel zu
werden. Dieser Bundesengel hat göttliche Huldigung
entgegengenommen. Die geschöpflichen Engel haben
göttliche Ehren abgewiesen. Der hl. Johannes fällt dem
Engel zu Füssen, der ihm das Buch der Weissagungen
aufgeschlagen und gedeutet hatte. Der Engel aber sprach:
«Lass das! Ich bin nur ein Mitknecht von dir und deinen
Brüdern. Bete GOTT an» (Offb
22,8f). Wenn nun
diese Engel, die auf der Stufenleiter der Schöpfung an
oberster Stelle stehen, keine abgöttische Verehrung
dulden, dürfen dann die Völker Götzendienst mit ihrem
Volkstum und ihrem Staat treiben? Wenn die Mächte des
Himmels keinen Raub an GOTTES Ehre begehen, dürfen dann
die Mächte der Erde fremde Götter im Lande dulden und
das Heilige in den Schmutz treten lassen? Wenn die Engel
die Vorsänger sind im grossen Sanctus-Chor, dürfen dann
die ihnen unterstellten Völker einen Misston in den
Chorgesang bringen, indem sie öffentliche
Gotteslästerung dulden, den Namen und den Tag des Herrn
öffentlich entweihen, überhaupt die Rechte GOTTES im
öffentlichen Leben nicht gelten lassen?
2. Sittliche
Kultur und öffentlichen Anstand können sie lernen.
Die
Apostelgeschichte sagt, die zehn Gebote seien von der
Hand der Engel gegeben (Apg
7,38). Diese sind
die Grundlage für Völkerwohlfahrt und Völkerglück. Der
Eid muss in der öffentlichen Rechtspflege heilig
bleiben. Das keimende Leben muss durch die Gesetze des
Staates geschützt bleiben. Die Dämonen der
Unsittlichkeit und des Alkohols dürfen nicht Totengräber
der Volksgesundheit sein. Ein Volk müsste sich vor
seinem Schutzengel schämen, wenn in Schaustellungen und
Druckwerken und Mode die tierischen Instinkte des
Menschen aufgepeitscht werden. Als ob der Mensch dem
Tiere näher stünde als dem Engel! Schützt das Edelweiss
auf den Bergen! Pflegt die Lilie in den Tälern, GOTTES
Engel sind den Völkern nahe. Warum warnt der Heiland,
den Kindern Ärgernis zu geben? «Weil ihre Engel das
Angesicht des Vaters sehen»
(Mt 18,10).
Warum fordert der Apostel die Frauen auf, in anständiger
Kleidung im Hause GOTTES zu erscheinen? Wegen der Engel,
die im Hause GOTTES sind
(1Kor 11,10).
3. Den
Diakonat der dienenden Liebe könnten sie lernen.
Die Engel
sind ganz in GOTTES Anbetung versunken und, doch
flugbereit, den Menschen zu dienen. O dass auch in
unserem Leben Gottesliebe und Menschenliebe einander ins
Gesicht schauten wie die zwei Engel auf der Bundeslade!
Lehrt uns euer Geheimnis, ihr lieben Engel, Gottesdienst
und den Dienst am Menschen so zu verbinden, dass eins
zum anderen führt! Die Engel neigen sich zu den
Menschen, die Grossen zu den Kleinen, die Seligen zu den
Unglücklichen. Das ist Diakonat im Reiche GOTTES. Eltern
und Lehrer und alle, die beruflich auf Jugenderziehung
und -Fürsorge eingestellt sind, haben einen besonderen
Engeldiakonat und sollten oft zu den Schutzengeln ihrer
Kinder beten. Wie der Prediger zu den Schutzengeln
seiner Zuhörer betet und der Missionar zum Schutzgeist
des heidnischen Landes, das er für das Kreuz gewinnen
will. Die Schweiz muss einen besonderen Schutzgeist
dienender Liebe haben. Vor 60 Jahren ist das Rote Kreuz
von hier ausgezogen zur Pflege der Verwundeten im Krieg.
Während des Weltkrieges hat sich die Schweiz mit
unvergesslicher Güte um die Internierten angenommen.
Nach dem Krieg hat sie in Fürsorgewerken für Hungernde
in Deutschland Volksküchen eingerichtet. Es liegt ein
Glanz auf den Bergen der Schweiz. Es ist nicht die Glut
der Alpenrosen, nicht das Glühen der Abendsonne auf den
Firnen der Schweizer Berge. Es war in den letzten Jahren
wie ein Abglanz der Güte GOTTES.
4. Das
Lied vom Frieden auf Erden sollten sie lernen.
Der
Gesang der Engel hat noch die alte Melodie: «Ehre sei
GOTT in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden»
(Lk 2,13).
Ihr Pilger, die ihr hier den Frieden der Seele gefunden
habt in der hl. Beicht, zur Freude der Engel GOTTES, die
ihr heute das Brot der Engel gegessen! Ihr müsst, wenn
ihr heimkommt, die Sprache der Engel sprechen, das ist
die Sprache der Liebe. Ihr müsst das Lied der Engel
singen, das ist das Lied vom Frieden im Seelenleben und
im Völkerleben. Die Völker sind in Sorge um das tägliche
Brot. Ihr guten Engel! Ihr habt dem Heiland in der Wüste
nach dem langen Fasten gedient
(Mt 4,11).
Steht den Völkern bei, auf dass die weltwirtschaftlichen
Verhältnisse sich bessern! Die Völker sind vom Weltkrieg
wundgeschlagen, ihr guten Engel! Bringt die Heilquellen
im Teiche Bethesda wieder in Wallung, auf dass die
Völker gesunden (Joh 5,4).
Hass, Neid und Unfriede haben sich wie Grabsteine auf
die Völker gelegt. Ihr Engel habt die Macht, Grabsteine
zu heben (Mt 28,2).
Die Völker leben vielfach im Irrglauben. Ihr Engel, sagt
ihnen, was ihr einst dem Hauptmann Cornelius gesagt
habt: «Lass den Petrus kommen»
(Apg 10,5).
Lasst die Kirche mit ihren Gnadenmitteln kommen! Und du,
Gnadenmutter von Einsiedeln, Königin der Engel und
Mutter der Völker! Bitte den Vater im Himmel, dass er
zwölf Legionen Engel sende, damit sie den bösen Geistern
auf Erden wehren! Mutter der Gnade! Wir grüssen dich mit
dem Ave-Gruss, womit Gabriel dich gegrüsst hat. Segne
dieses Land, auf dessen Boden dein Heiligtum steht!
Segne das Heimatland der Pilger aus dem Allgäu! «Mutter
mit dem Kinde lieb, uns allen deinen Segen gib!» Amen.
Z/Ewig
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