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Hl. Theresia
von Ávila
(Therese,
Teresa, griech. „Frau von der Insel Thera”)
Die
am 28. März 1515 in Ávila, Spanien, als Sproß
einer adligen spanischen Familie geborene Theresia
war schon als Kind vom schwärmerischen Geist
ergriffen, z. B.
Mit sieben Jahren stiftet sie den
älteren Bruder dazu an, mit ihr auszureißen, um in
Afrika die Mauren zu missionieren und als
Märtyrerin zu sterben. |
Nach dem Tod ihrer
Mutter und der Heirat der ältesten Schwester wendet
sich der Vater einem weltlichen Leben zu und bringt sie
mit 16 Jahren zur weiteren Erziehung ins Kloster der
Augustinerinnen in Avila, das sie aus gesundheitlichen
Gründen nach 18 Monaten wieder verlassen muß. Die
nächsten Jahre bleibt sie bei ihrem Vater und einem
Onkel, der ihr die Lehren des Heiligen Hieronymus näher
bringt. 1535 tritt sie ohne das Wissen ihres Vaters in
den Orden der Karmelitinnen Zur Menschwerdung in Avila
ein, der zu dieser Zeit 140 Mitglieder zählt. Ihr Vater
akzeptiert ihre Entscheidung schnell, für sie sei
dieser Schritt aber gewesen, als würde sie jeden
einzelnen Knochen zurücklassen müssen.
1539 Koma als folge
einer Krankheit, fast 4 Tage scheintot; lange Zeit der
Lähmung, konnte nicht gehen. Schwere Erkrankung ging
einher mit mystischen Erlebnissen und Ekstasen, die sie
zum Mittelpunkt öffentlichen Streitens machten. Denn
sie war eine recht ungewöhnliche Frau, einmal, neben
anderen Erscheinungen, flog ihr aus der Hand des
Bischofs eine Hostie von selbst in den Mund.
Um 1564 sollen ihr
Jesus und der Apostel Petrus erschienen sein.
Jesus selbst soll
ihr gesagt haben, sie sei seine Braut; ein Seraph
erschien ihr an einem August und betupfte sie mit einem
glühendem Pfeil. Der Schmerz sei so süß gewesen, daß
sie wünschte, immer so getupft zu werden. Dieses
Ereignis wurde in Spanien als „Fest der Bepfeilung”
gefeiert.
Eine 1560 erlebte
Vision der Hölle ließ Theresia nach Vervollkommnung
streben und führte, mit Billigung Papst Pius IV. zur
Gründung eines Reformklosters mit strengerer Regel.
Dabei unterstützten sie Petrus von Alcántara und
Johannes vom Kreuz, dem Erneuerer der männlichen
Karmeliter.
Theresia und
Johannes vom Kreuz gründeten gut 30 neue Klöster,
wobei sie vielfach angegriffen wurden, besonders von den
Beschuhten Karmeliten, die Trennung von Unbeschuhten und
Beschuhten Karmeliten erfolgte 1580.
Die Strenge ihrer
Regel machte Theresia auch angreifbar und war, ob wahr
oder nicht, Ursache für Diffamierung und Verleumdung:
blinder Gehorsam war Pflicht, eine Nonne, die ein
verdrießliches Gesicht ob des schlechten Brotes machte,
wurde von Theresia gezwungen zehn Tage nackt zwischen
den Eseln stehend Hafer und Heu zu fressen. Alle Nonnen
waren zu strengster Askese angehalten, sie sollen tote
Mäuse in den Mund genommen, Blut getrunken, ihr Brot in
faule Eier getaucht und andere Prüfungen des Ekels
ausgestanden haben.
Am 4. Oktober 1582
starb Theresia in Alba de Tormes, Spanien. Nach ihrem
Tod soll sie einer Nonne erschienen sein und der gesagt
haben, sie sei weniger aus Krankheit als aus Inbrunst
der Liebe gestorben.
Reliquien Theresias
befinden sich noch heute in der dortigen Klosterkirche,
es gibt dorthin rege Wallfahrt.
Sie hinterläßt
ein Schrifttum, in dem sie erstmals eine deutliche und
ausführliche Darstellung mystischer Erlebnisse
lieferte.
Ihre Verehrer gaben
der Theresia eine Reihe schwärmerischer Titel,
beispielsweise „Arche der Weisheit”, „himmlische
Amazone”, „Balsamgarten”, „Orgel- und
Kabinettssekretär des Heiligen Geistes”, noch heute
wird sie in Spanien „seraphische Mutter” und „Doctora
mystica” genannt.
Dargestellt wird
Theresia als Karmeliterin, mit Geißel, Dornen, Pfeil,
Herz, Taube, Schreibgerät oder Seraph.
Sie ist Patronin
von Spanien und des Erzbistums Ávila, von Alba de
Tormes und Neapel, der Schriftsteller Spaniens, der
Borstenmacher, man ruft sie in geistlichen Nöten, um
das Vermögen zu beten, für ein innerliches Leben und
gegen Leiden von Herz und Kopf an.
Ihr Tag ist der 15.
Oktober. Im Karmeliterorden gedenkt man ihrer am 5.
Oktober. Dies war ihr Festtag ehe die gregorianische
Kalenderreform in Kraft trat.
Theresa gilt als grosse Mystikerin von
unerreichter Tiefe des Erlebens. 1614 wird
Theresa selig gesprochen, 1617 zur
Schutzpatronin von Spanien ernannt, 1622
heilig gesprochen und 1970 von Papst Paul VI.
zur Kirchenlehrerin ernannt.
TERESA
WIRKT WEITER DURCH IHRE SCHRIFTEN UND DURCH IHRE TÖCHTER.
IHRE
SCHRIFTEN : Neben den vier großen Werken Teresas (Weg
der Vollkommenheit, Buch der Klosterstiftungen, der
Seelenburg bzw. "Inneren Burg" sowie ihrer
Autobiographie, die sie gerne "Buch der Erbarmungen
Gottes" nannte), sind uns von ihrer Feder mehrere
kleinere Schriften, Gedichte und an die 400 sehr
lebendige Briefe erhalten. Teresa schrieb diese
Aufzeichnungen in den freien Minuten, die ihre
zahlreichen anderen Arbeiten ihr ließen (die Wendung
"ich habe keine Zeit, das bisher Geschriebene
durchzulesen" kehrt oft wieder), und sie schrieb
fast alles auf Wunsch ihrer Vorgesetzten.
Alle
Schriften Teresas sprechen vom Gebet und von der
Bereitung dafür. Seit Teresa in ihrem eigenen Leben
Gott gefunden hat, kann sie gar nicht mehr anders als
einzig für die Ehre Gottes zu arbeiten. Sie betont :
"Ich schreibe nichts, was ich nicht selbst erfahren
habe " und : "Wenn dem Herrn von einer
einzigen Seele mehr gedient wird, ist es alle Mühe
wert."
Seit dem
Tod Teresas im Jahr 1582 bis zum Jahr 1967 wurden ihre
Schriften in 1212 Ausgaben veröffentlicht, und zwar in
den folgenden Sprachen: Spanisch, Franzosisch,
Italienisch, Englisch, Deutsch, Niederländisch bzw. Flämisch,
Portugiesisch, Latein, Polnisch, Ungarisch, Arabisch,
Katalanisch, Dänisch, Baskisch, Griechisch, Japanisch,
Serbokroatisch, Chinesisch, Koreanisch und in drei
indischen Sprachen
(Bengali, Malayalam, Tamili).
DIE
SCHWESTERN
Teresa
lebt aber auch in ihren Töchtern, für die sie die Mühe
der Klostergründungen auf sich nahm. In kleinen
Gemeinschaften von etwa 20 Frauen soll den zu dieser
Lebensweise Berufenen eine Lebensform ermöglicht
werden, die ganz im Dienst des kontemplativen Apostolats
steht. Das heißt : das innere Gebet, die Meditation,
ist stets die erste Aufgabe, der sich alles andere
unterordnet. Einsamkeit, Schweigen und Lebensstrenge
sind Mittel zu einem steten Leben in der Gegenwart des
lebendigen Gottes. IHM stellen sich die Schwestern total
zur Verfügung nach dem Vorbild der Gottesmutter Maria.
Dieses Zeugnis für das Dasein und die Größe Gottes,
das die Karmelitin sowohl in der Einsamkeit ihrer Zelle
wie auch in der Gemeinschaft gibt, steht aber auch ganz
und gar im Dienst der Brüder und Schwestern, deren
innere und äußere Note im Gebet zu Gott getragen
werden. Einen besonderen Platz nimmt dabei das Gebet für
die Priester und für die Ausbreitung des Glaubens ein.
Durch handwerkliche, kunstgewerbliche und andere
Arbeiten, die innerhalb des Klosterbereiches (Klausur)
verrichtet werden, verdienen die Schwestern ihren Lebensunterhalt.
Teresa
selbst gründete folgende Klöster:
1562 San Jose in Avila
1567 Medina del Campo
1568 Malagon und Valladolid
1569 Toledo und Pastrana
1570 Salamanca
1571 Alba de Tormes
1574 Segovia
1575 Beas und Sevilla
1576 Caravaca
1580 Villanueva de la Jara un Palencia
1581 Soria
1582 Granada und Burgos
1568 Duruelo
1569 Pastrana.
Beim Tod
der Heiligen - 1582 - gab es bereits 17 Schwestern- und
15 Patresklöster des reformierten Karmel.
Heute
leben über 13.000 Schwestern in etwa 800 Klöstern auf
allen fünf Kontinenten.
Es werden
mehr Tränen über erhörte Gebete vergossen als
über nicht erhörte.
Theresia von Ávila |
Schriften der
großen Teresa von Jesus
· Das
Buch meines Lebens (Libro de la Vida, 1562-65)
· Weg der Vollkommenheit ( Camino de
Perfección, 1566/67)
· Wohnungen der Inneren Burg (Castillio
Interior 1577)
· Die Klostergründungen (Libro de
Fundaciones 1573 und 1582)
· Ca. 400 Briefe von 16.000 geschätzten
Höllenvision
Hl. Theresia von Avila
Lange Zeit darnach,
als der Herr mir schon viele der erwähnten und noch
andere sehr hohe Gnaden verliehen hatte, glaubte ich
eines Tages, da ich eben im Gebete war, plötzlich und
ohne zu wissen, wie, mit Leib und Seele in die Hölle
versetzt zu sein. Ich erkannte, es sei der Wille des
Herrn, daß ich den Ort schauen solle, welchen die bösen
Geister dort für mich bereitet hatten, und den ich
durch meine Sünden verdient hätte. Dies ging in kürzester
Zeit vor sich; allein wenn ich noch so viele Jahre leben
werde, scheint es mir doch unmöglich, daß ich es
vergesse.
Der Eingang kam mir vor wie ein sehr langes, schmales Gäßchen,
gleich einem sehr niedrigen, finsteren und engen
Backofen. Der Boden schien mir wie eine sehr schmutzige
Wasserpfütze, die einen pestilenzialischen Gestank ausdünstete
und von häßlichem Ungeziefer wimmelte. Am Ende war
eine Vertiefung in der Mauer, einem Wandkasten gleich,
in den ich mich hinein gepreßt sah. Dieser ganze
Anblick, den ich nur sehr unvollkommen geschildert, war
noch ein Vergnügen gegen das, was ich an diesem Orte
empfand.
Mir scheint, man könne unmöglich auch nur den Anfang
dessen, was ich dort litt, der Wirklichkeit nach
beschreiben oder begreifen. Ich empfand in der Seele ein
Feuer, von dem ich gar nicht zu sagen weiß, was für
ein Feuer es war. Dabei litt ich die unerträglichsten Körperschmerzen.
Ich habe in meinem Leben schon sehr große Schmerzen
erduldet, nach Aussage der Ärzte die größten, die man
hienieden erdulden kann, weil sich, als ich gelähmt
war, alle Nerven zusammenzogen. Auch mancherlei andere
Leiden habe ich ausgestanden, und unter diesen solche,
die mir, wie schon gesagt, der böse Feind angetan hat.
Aber alles dies war nichts im Vergleiche mit dem, was
ich an jenem Orte empfand, besonders als ich sah, daß
die Qualen dort ohne Ende, ohne alles Aufhören dauern würden.
Und dies alles war noch nichts gegen den Todeskampf der
Seele. Das ist eine Beklemmung, eine Angst, eine so
schmerzliche Betrübnis, verbunden mit einem so
verzweifelten, peinigenden Mißbehagen, daß ich nicht
weiß, wie ich es genug aussprechen soll. Wollte ich
sagen, es sei eben, als wenn man unablässig einem die
Seele aus dem Leibe reiße, so ist es noch zu wenig;
denn in einem solchen Falle ist es ein anderer, der
einem das Leben zu nehmen scheint; hier aber ist es die
Seele selbst, die sich zerreißt. Kurz, ich weiß nicht,
wie ich dieses innerliche Feuer, diese Verzweiflung bei
so ungeheueren Qualen und Schmerzen beschreiben soll.
Zwar sah ich nicht, wer mich so peinigte, hatte aber ein
solches Gefühl, als ob ich verbrannt und zermalmt würde.
Dabei bemerke ich, daß das innerliche Feuer und die
Verzweiflung das Ärgste war. An diesem
pestilenzialischen Orte, wo gar keine Hoffnung eines
Trostes möglich ist, kann man weder sitzen noch liegen.
Dazu ist kein Raum vorhanden, wiewohl man mich in jene
lochartige Mauer-Vertiefung gesteckt hatte; denn die
Mauern selbst, die schrecklich anzusehen sind, drückten
mich zusammen, und alles ist dort zum Ersticken.
Da ist kein Licht, sondern alles ist tiefste Finsternis,
und ich begreife nicht, wie es möglich ist, daß man
trotz des Mangels an Licht doch alles sieht, was den
Augen peinlich sein muß.
Damals wollte der Herr nicht, daß ich noch mehr von der
ganzen Hölle schauen sollte; später aber hatte ich ein
anderes Gesicht von schrecklichen Dingen, nämlich von
den Strafen und Peinen für gewisse Laster. Diese kamen
mir zwar noch schauderhafter zum Ansehen vor; weil ich
sie aber nicht selbst empfand, so schreckten sie mich
weniger. In der vorigen Vision dagegen wollte der Herr,
daß ich im Geiste die Qualen und Peinen so empfand, als
wenn der Leib selbst sie in Wirklichkeit litte. Wie
dieses zuging, weiß ich nicht; ich erkannte es aber als
eine große Gnade vom Herrn, daß er mich mit eigenen
Augen hat sehen lassen, wovon seine Barmherzigkeit mich
errettet hatte. Denn alles, was ich sonst von diesem
Orte sagen hörte; alles, was ich selbst über die
verschiedenen Peinen daselbst schon betrachtet hatte
-obwohl ich solche Betrachtungen, da meine Seele auf dem
Wege der Furcht nicht wohl zu leiten war, nur selten
anstellte; - alles, was ich von den verschiedenen
Qualen, mit welchen die bösen Geister die Verdammten
peinigen, gelesen hatte, wie sie z. B. dieselben mit glühenden
Zangen zwicken, und anderes mehr: dies alles ist nichts
im Vergleiche mit jener Pein, die etwas ganz anderes
ist. Der Unterschied ist hier der nämliche, wie
zwischen einem Gemälde und der Wirklichkeit. Das
irdische Feuer bedeutet wenig im Vergleiche mit jenem drüben.
Von diesem Gesichte blieb mir ein solcher Schrecken, daß
mich auch jetzt noch, nach Verlauf von fast sechs
Jahren, während ich dieses schreibe, die natürliche Wärme
zu verlassen scheint. Bei der Erinnerung daran kommen
mir meine Leiden und Schmerzen und alles, was wir
hienieden erdulden können, wie nichts vor, und unsere
Klagen erscheinen mir zum Teil grundlos.
Ich wiederhole es also, daß dieses Gesicht eine der größten
Gnaden war, die mir der Herr erwiesen hat. Es brachte
mir einen sehr großen Nutzen dadurch, daß es mir die
Furcht vor den Trübsalen dieses Lebens und den Widersprüchen
in demselben vertrieb und mich zum Leiden derselben stärkte,
und daß es mich zum Danke gegen den Herrn entflammte,
der mich, wie ich wenigstens jetzt glaube, von so
erschrecklichen, ewigen Übeln gerettet hat.
Seit jener Zeit kommt mir, wie gesagt, im Vergleiche mit
einem einzigen Augenblicke der Leiden, die ich dort
empfand, alles leicht vor. Ich verwundere mich darüber,
daß ich zuvor die Höllenpeinen nicht fürchtete, noch
sie für das hielt, was sie sind, obwohl ich oft in Büchern,
in welchen sie wenigstens in etwas erklärt werden, darüber
gelesen hatte. Ach, wo war ich doch damals! Und wie
konnte ich Freude an Dingen haben, die mich an einen so
qualvollen Ort geführt hätten! O mein Gott, sei
gepriesen in Ewigkeit! Wie klar hat es sich gezeigt, daß
du mich weit mehr liebtest, als ich mich selbst! Wie
oft, o Herr, hast du mich von diesem so finsteren Gefängnisse
gerettet, und wie oft habe ich mich gegen deinen Willen
aufs neue in dasselbe gestürzt!
Von diesem Gesichte rührt auch der außerordentliche
Schmerz her, den ich über so viele Seelen empfinde,
welche der ewigen Verdammnis entgegengehen, namentlich
über jene Lutheraner, welche durch die Taufe schon
Glieder der Kirche waren.
Zugleich fühle ich mich mächtig angeregt, den Seelen
zu helfen, so zwar, daß es mir in Wahrheit scheint, ich
würde mit der größten Freude tausendmal den Tod
erleiden, damit auch nur eine einzige Seele so
entsetzlichen Peinen entgehe. Ich stelle da folgende
Betrachtung an. Wenn wir hienieden eine besonders
geliebte Person in irgend einem großen Leiden oder
Schmerze sehen, so scheint uns schon unsere Natur zum
Mitleid zu bewegen, und ist dasselbe groß, so quält es
uns. Wie nun könnten wir gleichgültig den Anblick
einer Seele ertragen, welche die allergrößte Trübsal
ohne Ende leidet? Wahrhaftig, kein Herz gibt es, welches
dabei nicht tiefen Schmerz empfände. Wenn wir schon bei
einem zeitlichen Leiden des Nächsten zu so großem
Mitleide bewegt werden, obwohl wir wissen, daß es
einmal ein Ende nimmt und nicht über dieses Leben
hinausdauert, so weiß ich nicht, wie wir ruhig zusehen
können, wie der böse Feind täglich so viele Seelen an
sich zieht.
Diese Betrachtung erweckt auch den Wunsch in mir, daß
wir in der so wichtigen Angelegenheit unseres ewigen
Heiles nichts versäumen, sondern alles tun möchten,
was in unseren Kräften steht. Der Herr verleihe uns
seine Gnade dazu. Wenn ich über mein Leben nachdenke,
so finde ich zwar, daß ich bei all meiner Bosheit doch
immer besorgt war, Gott zu dienen. Ich hielt mich rein
von gewissen Dingen, die ich ungescheut in der Welt
begehen sehe, und habe mit großer Geduld, die mir der
Herr verlieh, schwere Krankheiten ausgestanden. Ich war
nicht geneigt zum Übelreden über andere und zum
Verleumden, und hätte, wie ich glaube, niemand übel
wollen können. Ich war auch nicht habsüchtig und kann
mich nicht erinnern, jemand in der Weise beneidet zu
haben, daß ich den Herrn schwer beleidigt hätte u. s.
w. Denn obschon ich sehr böse war, so wandelte ich doch
fast immer in der Furcht Gottes...
O so meiden wir doch um der Liebe Gottes willen die
Gelegenheiten zur Sünde! Der Herr wird uns helfen, wie
er auch mir geholfen hat. Seine Majestät lasse mich
nimmermehr aus ihrer Hand, damit ich nicht wieder falle;
denn ich habe gesehen, wohin ich sonst geraten würde. Möge
der Herr in seiner Güte mich davor bewahren. Amen.
Weitere
Vision
„Die
Dinge, welche ich sah, waren so groß und wunderbar, daß
das Geringste davon hinreichen würde, eine Seele ganz
in Erstaunen zu setzen und ihr eine überaus große
Geringschätzung der Dinge und Güter dieses Erdenlebens
einzuflößen. Kein menschlicher Geist kann sich davon
eine Vorstellung machen, und diese Vision erfüllte mich
mit einer so übermäßigen Freude und berauschte so zu
sagen mein Gefühl mit einer so süßen Zufriedenheit,
daß ich es unmöglich erklären kann. Indem mich nun
der Herr diese wunderbaren Dinge sehen ließ, sagte er
zu mir:
,Sieh,
meine Tochter, was diejenigen verlieren, welche mich
beleidigen!´
Der
Eindruck aber, welche diese Vision auf meine Seele
machte, war eine
sehr
große Verachtung aller irdischen Dinge, so daß mir
alle Güter und Freuden der Welt nichts Anderes zu sein
schienen, als
Eitelkeit
und Rauch und Lüge.“
Wenn
man recht bedenkt, wie großer Gnaden Gott die Heiligen gewürdiget,
daß er sie schon diesseits die Wonne und die Süßigkeit
der himmlischen Genüsse verkosten ließ, so kann man
sich nicht darüber wundern, daß ihnen dieses
Erdenleben zum Ekel war, daß sie mit St. Paulus
seufzten:
„Ich
wünsche aufgelöst zu werden, um bei Christus zu
sein!“
Da
kann es einen nicht wundern, daß sie sich gänzlich von
allem Irdischen losgeschält, daß sie der Welt Ehren
und Freuden, der Welt Reichtümer und Genüsse
verachteten, daß sie all Das als Spielzeug für Kinder
und Toren betrachteten und einzig nach den himmlischen,
ewigen Gütern sich sehnten.
Der
Diamantenschmuck.
Als
die so eben erwähnte Dienerin Gottes, die heilige
Theresia von Jesu, krank darniederlag, besuchte sie eine
reiche, hochgestellte Frau. In der Absicht, der Heiligen
eine Freude zu bereiten, zeigte sie derselben einen
kostbaren, prachtvoll gearbeiteten Diamantenschmuck.
Theresia würdigte das Geschmeide aber kaum eines
Blickes, lächelte wehmütig und sah ´gen Himmel.
Nachdem sie wieder gesund geworden, schrieb sie über
diesen Vorgang:
„Ich
mußte lachen und hatte zugleich großes Mitleid, indem
ich sah, welche Dinge die Weltleute so hoch schätzen,
und indem ich mich dabei erinnerte, was für ganz andere
Schätze uns der Herr bereitet hat.“
Wer
mag wohl den besseren Teil erwählt haben? Derjenige,
der sich mit so elendem Flitter, Firlefanz, joujou
(Kinderspiel) und quincaillerie
(Schmuck- und Zierwaren) behängt und begnügt, oder
derjenige, der auf solche Eitelkeit verzichtet und dafür
die ewigen, kostbaren Güter des Himmels gewinnt? Was
sind goldene Berge, die kostbarsten Diamanten und echte
Perlenschnüre, so lang wie jenes Telegraphenkabel, das
England mit Amerika verbinden sollte, gegen des Himmels
Schätze, Reichtümer und Kostbarkeiten?
Solche
Schätze, solche Reichtümer und solche Kostbarkeiten müssen
aber teuer erkauft werden. Der Himmel wird Niemand
geschenkt, sondern er muß erworben, er muß verdient
werden.
Gedicht Teresia von Avila (1515 - 1582)
Gebet des älter werdenden Menschen
O Gott, Du weisst besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde.
Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu
jedem Thema etwas sagen zu müssen.
Erlöse mich von der grossen Leidenschaft, die Angelegenheiten
anderer ordnen zu wollen.
Lehre mich, nachdenklich aber nicht grüblerisch,
hilfreich aber nicht diktatorisch zu sein.
Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir ja schade, sie nicht weiterzugeben - aber Du verstehst,
o Gott, dass ich mir ein paar Freundinnen erhalten möchte.
Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten
und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.
Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden.
Sie nehmen zu - und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.
Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir die Krankheitsschilderungen anderer mit Freuden anzuhören, aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen. Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.
Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte keine Heilige sein - mit ihnen lebt es sich so
schwer -, aber eine alte Griesgrämin ist das Krönungswerk des
Teufels.
Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu
entdecken, und verleihe mir, o Gott, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.
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