Kirchenlehrerin               

Hl. Theresia von Ávila (von Jesus)
„Es gibt ja … so viel inneres Elend, und da ich doch viel herumkomme und mit vielen Menschen spreche, bin ich manchmal ganz fassungslos. Wir sind ja dümmer als das liebe Vieh, wenn wir die hohe Würde unserer Seele nicht erkennen und sie erniedrigen, indem wir wertlosen irdischen Dingen nachjagen. Der Herr erleuchte uns!“
(Cartas/Briefe 24,20: Teresa von Avila)

   
   





  
Hl. Theresia von Ávila (Therese, Teresa, griech. „Frau von der Insel Thera”) Die am 28. März 1515 in Ávila, Spanien, als Sproß einer adligen spanischen Familie geborene Theresia war schon als Kind vom schwärmerischen Geist ergriffen, z. B. Mit sieben Jahren stiftet sie den älteren Bruder dazu an, mit ihr auszureißen, um in Afrika die Mauren zu missionieren und als Märtyrerin zu sterben.

Nach dem Tod ihrer Mutter und der Heirat der ältesten Schwester wendet sich der Vater einem weltlichen Leben zu und bringt sie mit 16 Jahren zur weiteren Erziehung ins Kloster der Augustinerinnen in Avila, das sie aus gesundheitlichen Gründen nach 18 Monaten wieder verlassen muß. Die nächsten Jahre bleibt sie bei ihrem Vater und einem Onkel, der ihr die Lehren des Heiligen Hieronymus näher bringt. 1535 tritt sie ohne das Wissen ihres Vaters in den Orden der Karmelitinnen Zur Menschwerdung in Avila ein, der zu dieser Zeit 140 Mitglieder zählt. Ihr Vater akzeptiert ihre Entscheidung schnell, für sie sei dieser Schritt aber gewesen, als würde sie jeden einzelnen Knochen zurücklassen müssen.

1539 Koma als folge einer Krankheit, fast 4 Tage scheintot; lange Zeit der Lähmung, konnte nicht gehen. Schwere Erkrankung ging einher mit mystischen Erlebnissen und Ekstasen, die sie zum Mittelpunkt öffentlichen Streitens machten. Denn sie war eine recht ungewöhnliche Frau, einmal, neben anderen Erscheinungen, flog ihr aus der Hand des Bischofs eine Hostie von selbst in den Mund.

Um 1564 sollen ihr Jesus und der Apostel Petrus erschienen sein.

Jesus selbst soll ihr gesagt haben, sie sei seine Braut; ein Seraph erschien ihr an einem August und betupfte sie mit einem glühendem Pfeil. Der Schmerz sei so süß gewesen, daß sie wünschte, immer so getupft zu werden. Dieses Ereignis wurde in Spanien als „Fest der Bepfeilung” gefeiert.

Eine 1560 erlebte Vision der Hölle ließ Theresia nach Vervollkommnung streben und führte, mit Billigung Papst Pius IV. zur Gründung eines Reformklosters mit strengerer Regel. Dabei unterstützten sie Petrus von Alcántara und Johannes vom Kreuz, dem Erneuerer der männlichen Karmeliter.

Theresia und Johannes vom Kreuz gründeten gut 30 neue Klöster, wobei sie vielfach angegriffen wurden, besonders von den Beschuhten Karmeliten, die Trennung von Unbeschuhten und Beschuhten Karmeliten erfolgte 1580.

Die Strenge ihrer Regel machte Theresia auch angreifbar und war, ob wahr oder nicht, Ursache für Diffamierung und Verleumdung: blinder Gehorsam war Pflicht, eine Nonne, die ein verdrießliches Gesicht ob des schlechten Brotes machte, wurde von Theresia gezwungen zehn Tage nackt zwischen den Eseln stehend Hafer und Heu zu fressen. Alle Nonnen waren zu strengster Askese angehalten, sie sollen tote Mäuse in den Mund genommen, Blut getrunken, ihr Brot in faule Eier getaucht und andere Prüfungen des Ekels ausgestanden haben. 

Am 4. Oktober 1582 starb Theresia in Alba de Tormes, Spanien. Nach ihrem Tod soll sie einer Nonne erschienen sein und der gesagt haben, sie sei weniger aus Krankheit als aus Inbrunst der Liebe gestorben.

Reliquien Theresias befinden sich noch heute in der dortigen Klosterkirche, es gibt dorthin rege Wallfahrt.

Sie hinterläßt ein Schrifttum, in dem sie erstmals eine deutliche und ausführliche Darstellung mystischer Erlebnisse lieferte.

Ihre Verehrer gaben der Theresia eine Reihe schwärmerischer Titel, beispielsweise „Arche der Weisheit”, „himmlische Amazone”, „Balsamgarten”, „Orgel- und Kabinettssekretär des Heiligen Geistes”, noch heute wird sie in Spanien „seraphische Mutter” und „Doctora mystica” genannt.

Dargestellt wird Theresia als Karmeliterin, mit Geißel, Dornen, Pfeil, Herz, Taube, Schreibgerät oder Seraph.

Sie ist Patronin von Spanien und des Erzbistums Ávila, von Alba de Tormes und Neapel, der Schriftsteller Spaniens, der Borstenmacher, man ruft sie in geistlichen Nöten, um das Vermögen zu beten, für ein innerliches Leben und gegen Leiden von Herz und Kopf an.

Ihr Tag ist der 15. Oktober. Im Karmeliterorden gedenkt man ihrer am 5. Oktober. Dies war ihr Festtag ehe die gregorianische Kalenderreform in Kraft trat.

Theresa gilt als grosse Mystikerin von unerreichter Tiefe des Erlebens. 1614 wird Theresa selig gesprochen, 1617 zur Schutzpatronin von Spanien ernannt, 1622 heilig gesprochen und 1970 von Papst Paul VI. zur Kirchenlehrerin ernannt.

 

TERESA WIRKT WEITER DURCH IHRE SCHRIFTEN UND DURCH IHRE TÖCHTER.

IHRE SCHRIFTEN : Neben den vier großen Werken Teresas (Weg der Vollkommenheit, Buch der Klosterstiftungen, der Seelenburg bzw. "Inneren Burg" sowie ihrer Autobiographie, die sie gerne "Buch der Erbarmungen Gottes" nannte), sind uns von ihrer Feder mehrere kleinere Schriften, Gedichte und an die 400 sehr lebendige Briefe erhalten. Teresa schrieb diese Aufzeichnungen in den freien Minuten, die ihre zahlreichen anderen Arbeiten ihr ließen (die Wendung "ich habe keine Zeit, das bisher Geschriebene durchzulesen" kehrt oft wieder), und sie schrieb fast alles auf Wunsch ihrer Vorgesetzten.

Alle Schriften Teresas sprechen vom Gebet und von der Bereitung dafür. Seit Teresa in ihrem eigenen Leben Gott gefunden hat, kann sie gar nicht mehr anders als einzig für die Ehre Gottes zu arbeiten. Sie betont : "Ich schreibe nichts, was ich nicht selbst erfahren habe " und : "Wenn dem Herrn von einer einzigen Seele mehr gedient wird, ist es alle Mühe wert."  

Seit dem Tod Teresas im Jahr 1582 bis zum Jahr 1967 wurden ihre Schriften in 1212 Ausgaben veröffentlicht, und zwar in den folgenden Sprachen: Spanisch, Franzosisch, Italienisch, Englisch, Deutsch, Niederländisch bzw. Flämisch, Portugiesisch, Latein, Polnisch, Ungarisch, Arabisch, Katalanisch, Dänisch, Baskisch, Griechisch, Japanisch, Serbokroatisch, Chinesisch, Koreanisch und in drei indischen Sprachen (Bengali, Malayalam, Tamili).

DIE SCHWESTERN

Teresa lebt aber auch in ihren Töchtern, für die sie die Mühe der Klostergründungen auf sich nahm. In kleinen Gemeinschaften von etwa 20 Frauen soll den zu dieser Lebensweise Berufenen eine Lebensform ermöglicht werden, die ganz im Dienst des kontemplativen Apostolats steht. Das heißt : das innere Gebet, die Meditation, ist stets die erste Aufgabe, der sich alles andere unterordnet. Einsamkeit, Schweigen und Lebensstrenge sind Mittel zu einem steten Leben in der Gegenwart des lebendigen Gottes. IHM stellen sich die Schwestern total zur Verfügung nach dem Vorbild der Gottesmutter Maria. Dieses Zeugnis für das Dasein und die Größe Gottes, das die Karmelitin sowohl in der Einsamkeit ihrer Zelle wie auch in der Gemeinschaft gibt, steht aber auch ganz und gar im Dienst der Brüder und Schwestern, deren innere und äußere Note im Gebet zu Gott getragen werden. Einen besonderen Platz nimmt dabei das Gebet für die Priester und für die Ausbreitung des Glaubens ein. Durch handwerkliche, kunstgewerbliche und andere Arbeiten, die innerhalb des Klosterbereiches (Klausur) verrichtet werden, verdienen die Schwestern ihren Lebensunterhalt. 

Teresa selbst gründete folgende Klöster:
1562 San Jose in Avila
1567 Medina del Campo
1568 Malagon und Valladolid
1569 Toledo und Pastrana
1570 Salamanca
1571 Alba de Tormes
1574 Segovia
1575 Beas und Sevilla
1576 Caravaca
1580 Villanueva de la Jara un Palencia
1581 Soria
1582 Granada und Burgos
1568 Duruelo
1569 Pastrana.

Beim Tod der Heiligen - 1582 - gab es bereits 17 Schwestern- und 15 Patresklöster des reformierten Karmel. 

Heute leben über 13.000 Schwestern in etwa 800 Klöstern auf allen fünf Kontinenten.
 

Es werden mehr Tränen über erhörte Gebete vergossen als über nicht erhörte.  Theresia von Ávila

 

 

Schriften der großen Teresa von Jesus

· Das Buch meines Lebens (Libro de la Vida, 1562-65)

· Weg der Vollkommenheit ( Camino de Perfección, 1566/67)

· Wohnungen der Inneren Burg (Castillio Interior 1577)

· Die Klostergründungen (Libro de Fundaciones 1573 und 1582)

· Ca. 400 Briefe von 16.000 geschätzten

 

Höllenvision
Hl. Theresia von Avila


Lange Zeit darnach, als der Herr mir schon viele der erwähnten und noch andere sehr hohe Gnaden verliehen hatte, glaubte ich eines Tages, da ich eben im Gebete war, plötzlich und ohne zu wissen, wie, mit Leib und Seele in die Hölle versetzt zu sein. Ich erkannte, es sei der Wille des Herrn, daß ich den Ort schauen solle, welchen die bösen Geister dort für mich bereitet hatten, und den ich durch meine Sünden verdient hätte. Dies ging in kürzester Zeit vor sich; allein wenn ich noch so viele Jahre leben werde, scheint es mir doch unmöglich, daß ich es vergesse.

Der Eingang kam mir vor wie ein sehr langes, schmales Gäßchen, gleich einem sehr niedrigen, finsteren und engen Backofen. Der Boden schien mir wie eine sehr schmutzige Wasserpfütze, die einen pestilenzialischen Gestank ausdünstete und von häßlichem Ungeziefer wimmelte. Am Ende war eine Vertiefung in der Mauer, einem Wandkasten gleich, in den ich mich hinein gepreßt sah. Dieser ganze Anblick, den ich nur sehr unvollkommen geschildert, war noch ein Vergnügen gegen das, was ich an diesem Orte empfand.

Mir scheint, man könne unmöglich auch nur den Anfang dessen, was ich dort litt, der Wirklichkeit nach beschreiben oder begreifen. Ich empfand in der Seele ein Feuer, von dem ich gar nicht zu sagen weiß, was für ein Feuer es war. Dabei litt ich die unerträglichsten Körperschmerzen. Ich habe in meinem Leben schon sehr große Schmerzen erduldet, nach Aussage der Ärzte die größten, die man hienieden erdulden kann, weil sich, als ich gelähmt war, alle Nerven zusammenzogen. Auch mancherlei andere Leiden habe ich ausgestanden, und unter diesen solche, die mir, wie schon gesagt, der böse Feind angetan hat. Aber alles dies war nichts im Vergleiche mit dem, was ich an jenem Orte empfand, besonders als ich sah, daß die Qualen dort ohne Ende, ohne alles Aufhören dauern würden.

Und dies alles war noch nichts gegen den Todeskampf der Seele. Das ist eine Beklemmung, eine Angst, eine so schmerzliche Betrübnis, verbunden mit einem so verzweifelten, peinigenden Mißbehagen, daß ich nicht weiß, wie ich es genug aussprechen soll. Wollte ich sagen, es sei eben, als wenn man unablässig einem die Seele aus dem Leibe reiße, so ist es noch zu wenig; denn in einem solchen Falle ist es ein anderer, der einem das Leben zu nehmen scheint; hier aber ist es die Seele selbst, die sich zerreißt. Kurz, ich weiß nicht, wie ich dieses innerliche Feuer, diese Verzweiflung bei so ungeheueren Qualen und Schmerzen beschreiben soll. Zwar sah ich nicht, wer mich so peinigte, hatte aber ein solches Gefühl, als ob ich verbrannt und zermalmt würde.

Dabei bemerke ich, daß das innerliche Feuer und die Verzweiflung das Ärgste war. An diesem pestilenzialischen Orte, wo gar keine Hoffnung eines Trostes möglich ist, kann man weder sitzen noch liegen. Dazu ist kein Raum vorhanden, wiewohl man mich in jene lochartige Mauer-Vertiefung gesteckt hatte; denn die Mauern selbst, die schrecklich anzusehen sind, drückten mich zusammen, und alles ist dort zum Ersticken.

Da ist kein Licht, sondern alles ist tiefste Finsternis, und ich begreife nicht, wie es möglich ist, daß man trotz des Mangels an Licht doch alles sieht, was den Augen peinlich sein muß.

Damals wollte der Herr nicht, daß ich noch mehr von der ganzen Hölle schauen sollte; später aber hatte ich ein anderes Gesicht von schrecklichen Dingen, nämlich von den Strafen und Peinen für gewisse Laster. Diese kamen mir zwar noch schauderhafter zum Ansehen vor; weil ich sie aber nicht selbst empfand, so schreckten sie mich weniger. In der vorigen Vision dagegen wollte der Herr, daß ich im Geiste die Qualen und Peinen so empfand, als wenn der Leib selbst sie in Wirklichkeit litte. Wie dieses zuging, weiß ich nicht; ich erkannte es aber als eine große Gnade vom Herrn, daß er mich mit eigenen Augen hat sehen lassen, wovon seine Barmherzigkeit mich errettet hatte. Denn alles, was ich sonst von diesem Orte sagen hörte; alles, was ich selbst über die verschiedenen Peinen daselbst schon betrachtet hatte -obwohl ich solche Betrachtungen, da meine Seele auf dem Wege der Furcht nicht wohl zu leiten war, nur selten anstellte; - alles, was ich von den verschiedenen Qualen, mit welchen die bösen Geister die Verdammten peinigen, gelesen hatte, wie sie z. B. dieselben mit glühenden Zangen zwicken, und anderes mehr: dies alles ist nichts im Vergleiche mit jener Pein, die etwas ganz anderes ist. Der Unterschied ist hier der nämliche, wie zwischen einem Gemälde und der Wirklichkeit. Das irdische Feuer bedeutet wenig im Vergleiche mit jenem drüben.

Von diesem Gesichte blieb mir ein solcher Schrecken, daß mich auch jetzt noch, nach Verlauf von fast sechs Jahren, während ich dieses schreibe, die natürliche Wärme zu verlassen scheint. Bei der Erinnerung daran kommen mir meine Leiden und Schmerzen und alles, was wir hienieden erdulden können, wie nichts vor, und unsere Klagen erscheinen mir zum Teil grundlos.

Ich wiederhole es also, daß dieses Gesicht eine der größten Gnaden war, die mir der Herr erwiesen hat. Es brachte mir einen sehr großen Nutzen dadurch, daß es mir die Furcht vor den Trübsalen dieses Lebens und den Widersprüchen in demselben vertrieb und mich zum Leiden derselben stärkte, und daß es mich zum Danke gegen den Herrn entflammte, der mich, wie ich wenigstens jetzt glaube, von so erschrecklichen, ewigen Übeln gerettet hat.

Seit jener Zeit kommt mir, wie gesagt, im Vergleiche mit einem einzigen Augenblicke der Leiden, die ich dort empfand, alles leicht vor. Ich verwundere mich darüber, daß ich zuvor die Höllenpeinen nicht fürchtete, noch sie für das hielt, was sie sind, obwohl ich oft in Büchern, in welchen sie wenigstens in etwas erklärt werden, darüber gelesen hatte. Ach, wo war ich doch damals! Und wie konnte ich Freude an Dingen haben, die mich an einen so qualvollen Ort geführt hätten! O mein Gott, sei gepriesen in Ewigkeit! Wie klar hat es sich gezeigt, daß du mich weit mehr liebtest, als ich mich selbst! Wie oft, o Herr, hast du mich von diesem so finsteren Gefängnisse gerettet, und wie oft habe ich mich gegen deinen Willen aufs neue in dasselbe gestürzt!

Von diesem Gesichte rührt auch der außerordentliche Schmerz her, den ich über so viele Seelen empfinde, welche der ewigen Verdammnis entgegengehen, namentlich über jene Lutheraner, welche durch die Taufe schon Glieder der Kirche waren.

Zugleich fühle ich mich mächtig angeregt, den Seelen zu helfen, so zwar, daß es mir in Wahrheit scheint, ich würde mit der größten Freude tausendmal den Tod erleiden, damit auch nur eine einzige Seele so entsetzlichen Peinen entgehe. Ich stelle da folgende Betrachtung an. Wenn wir hienieden eine besonders geliebte Person in irgend einem großen Leiden oder Schmerze sehen, so scheint uns schon unsere Natur zum Mitleid zu bewegen, und ist dasselbe groß, so quält es uns. Wie nun könnten wir gleichgültig den Anblick einer Seele ertragen, welche die allergrößte Trübsal ohne Ende leidet? Wahrhaftig, kein Herz gibt es, welches dabei nicht tiefen Schmerz empfände. Wenn wir schon bei einem zeitlichen Leiden des Nächsten zu so großem Mitleide bewegt werden, obwohl wir wissen, daß es einmal ein Ende nimmt und nicht über dieses Leben hinausdauert, so weiß ich nicht, wie wir ruhig zusehen können, wie der böse Feind täglich so viele Seelen an sich zieht.

Diese Betrachtung erweckt auch den Wunsch in mir, daß wir in der so wichtigen Angelegenheit unseres ewigen Heiles nichts versäumen, sondern alles tun möchten, was in unseren Kräften steht. Der Herr verleihe uns seine Gnade dazu. Wenn ich über mein Leben nachdenke, so finde ich zwar, daß ich bei all meiner Bosheit doch immer besorgt war, Gott zu dienen. Ich hielt mich rein von gewissen Dingen, die ich ungescheut in der Welt begehen sehe, und habe mit großer Geduld, die mir der Herr verlieh, schwere Krankheiten ausgestanden. Ich war nicht geneigt zum Übelreden über andere und zum Verleumden, und hätte, wie ich glaube, niemand übel wollen können. Ich war auch nicht habsüchtig und kann mich nicht erinnern, jemand in der Weise beneidet zu haben, daß ich den Herrn schwer beleidigt hätte u. s. w. Denn obschon ich sehr böse war, so wandelte ich doch fast immer in der Furcht Gottes...

O so meiden wir doch um der Liebe Gottes willen die Gelegenheiten zur Sünde! Der Herr wird uns helfen, wie er auch mir geholfen hat. Seine Majestät lasse mich nimmermehr aus ihrer Hand, damit ich nicht wieder falle; denn ich habe gesehen, wohin ich sonst geraten würde. Möge der Herr in seiner Güte mich davor bewahren. Amen.

 

Weitere Vision

„Die Dinge, welche ich sah, waren so groß und wunderbar, daß das Geringste davon hinreichen würde, eine Seele ganz in Erstaunen zu setzen und ihr eine überaus große Geringschätzung der Dinge und Güter dieses Erdenlebens einzuflößen. Kein menschlicher Geist kann sich davon eine Vorstellung machen, und diese Vision erfüllte mich mit einer so übermäßigen Freude und berauschte so zu sagen mein Gefühl mit einer so süßen Zufriedenheit, daß ich es unmöglich erklären kann. Indem mich nun der Herr diese wunderbaren Dinge sehen ließ, sagte er zu mir:

,Sieh, meine Tochter, was diejenigen verlieren, welche mich beleidigen!´

Der Eindruck aber, welche diese Vision auf meine Seele machte, war eine sehr große Verachtung aller irdischen Dinge, so daß mir alle Güter und Freuden der Welt nichts Anderes zu sein schienen, als Eitelkeit und Rauch und Lüge.“

Wenn man recht bedenkt, wie großer Gnaden Gott die Heiligen gewürdiget, daß er sie schon diesseits die Wonne und die Süßigkeit der himmlischen Genüsse verkosten ließ, so kann man sich nicht darüber wundern, daß ihnen dieses Erdenleben zum Ekel war, daß sie mit St. Paulus seufzten:

„Ich wünsche aufgelöst zu werden, um bei Christus zu sein!“

Da kann es einen nicht wundern, daß sie sich gänzlich von allem Irdischen losgeschält, daß sie der Welt Ehren und Freuden, der Welt Reichtümer und Genüsse verachteten, daß sie all Das als Spielzeug für Kinder und Toren betrachteten und einzig nach den himmlischen, ewigen Gütern sich sehnten.

Der Diamantenschmuck.

Als die so eben erwähnte Dienerin Gottes, die heilige Theresia von Jesu, krank darniederlag, besuchte sie eine reiche, hochgestellte Frau. In der Absicht, der Heiligen eine Freude zu bereiten, zeigte sie derselben einen kostbaren, prachtvoll gearbeiteten Diamantenschmuck. Theresia würdigte das Geschmeide aber kaum eines Blickes, lächelte wehmütig und sah ´gen Himmel. Nachdem sie wieder gesund geworden, schrieb sie über diesen Vorgang:

„Ich mußte lachen und hatte zugleich großes Mitleid, indem ich sah, welche Dinge die Weltleute so hoch schätzen, und indem ich mich dabei erinnerte, was für ganz andere Schätze uns der Herr bereitet hat.“

Wer mag wohl den besseren Teil erwählt haben? Derjenige, der sich mit so elendem Flitter, Firlefanz, joujou (Kinderspiel) und quincaillerie (Schmuck- und Zierwaren) behängt und begnügt, oder derjenige, der auf solche Eitelkeit verzichtet und dafür die ewigen, kostbaren Güter des Himmels gewinnt? Was sind goldene Berge, die kostbarsten Diamanten und echte Perlenschnüre, so lang wie jenes Telegraphenkabel, das England mit Amerika verbinden sollte, gegen des Himmels Schätze, Reichtümer und Kostbarkeiten?

Solche Schätze, solche Reichtümer und solche Kostbarkeiten müssen aber teuer erkauft werden. Der Himmel wird Niemand geschenkt, sondern er muß erworben, er muß verdient werden.

 

Gedicht     Teresia von Avila (1515 - 1582)

Gebet des älter werdenden Menschen

O Gott, Du weisst besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde.
Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen.

Erlöse mich von der grossen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.
Lehre mich, nachdenklich aber nicht grüblerisch,
hilfreich aber nicht diktatorisch zu sein.

Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir ja schade, sie nicht weiterzugeben - aber Du verstehst,
o Gott, dass ich mir ein paar Freundinnen erhalten möchte.

Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten
und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.

Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden.
Sie nehmen zu - und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir die Krankheitsschilderungen anderer mit Freuden anzuhören, aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen. Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.

Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte keine Heilige sein - mit ihnen lebt es sich so
schwer -, aber eine alte Griesgrämin ist das Krönungswerk des
Teufels.

Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu
entdecken, und verleihe mir, o Gott, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.

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