Die
Lebenslinie
beginnt
mit
der Empfängnis des
Menschen, bis sie die Schwelle des Todes
erreicht.
Vgl. Joh 9,4,
Gal 6,6-10, Hebr. 12,1ff;. Offb
2,10)
Seele und Leib
Von Anfang an
ist der Mensch eine
Einheit in Seele und Leib. Durch die geistige
Seele
ist
der
Mensch Person und Ebenbild Gottes. Vgl. Gen
2,7; Weish 15,11; Mt 10,28;
Mk 8,36ff.; 1Kor 7,34; Thess 5,23)
Tod
Im Augenblick
aber, da der Mensch das Tor des Todes
durchschreitet, scheidet die Seele von ihrem
Leib. Mit dem Tod verlässt die Seele zwar den
Raum und die Zeit dieser Welt und tritt ein in
die Ewigkeit.
Vgl. Gen
3,19; Koh 12,7; Weihh 2,23f.; Röm
5,12.15; 8,10; 2.; Kor 5,6ff.; Hebr
9,27)
Das persönliche
Gericht
Die Seele tritt
vor das Angesicht Gottes und erfährt das
persönliche Gericht. Nach dem persönlichen
Gericht kommt die Seele entweder in den Himmel
oder in das Fegefeuer, oder in die Hölle.
Vgl. Weisheit
1,7ff.; Sir 1,13; 11,28f.; Lk 16,22ff.;
12,43; Apg 1,25; Röm 14,9-12;
1 Kor 4,5; 13,12; 2 Kor
5,10;
Phil 1,23)
Der
Himmel
Der Mensch kommt nach dem Tod sofort in den
Himmel, wenn er in der Gnade Gottes stirbt.
Vgl. 2 Makk 6,26;
7,29.36; Ps 49,16; 73,26;
Weih 3,1;4,7;5,15 ff.; Mt 5,3-12;
18,8ff.;19,29; 22,1ff.; 25,46;
Joh 3,14ff.; 5,24; 6,35-59; 10,28; 12,25;
14,1ff.; 20,31; Röm 2,6ff.;
6,22f.; 8,18; 1Kor 2,9; 13,12;
2 Kor 5,1; 12,4;
Das Fegefeuer
Wer nicht frei ist von alien Sünden und
Sündenstrafen, kommt zunächst in den
Reinigungsort, des Fegfeuers.
Vgl. 2 Makk 12,42-46; Mt 5,26; 12,32; 1 Kor
3,10-15)
Die Hölle
Wer in der Todsünde stirbt, kommt nach dem
persönlichen Gericht sofort in die Hölle.
Untergang, «ewige Züchtigung, Ort des
Hinausgestossenseins in die Finsternis, wo
Heulen und Zähneknirschen sein werden, «in den
Flammen der Peinigung, «Feuerofen, «die
Feuerhölle»
VgI. Jdt 16,17; Welsh 1,13.16; 4,19; Jes
66,24; Mt 3,12; 5,22.29f.; 7,19; 8,12; 10,28;
13,40ff.; 18,8f.; 22,13; 23,15.33; 24,51
25,41ff.; Mk 9,34-47; Lk 10,15;
13,25ff,; 14,24; 20,47; Joh 15,6; Apg
1,25; Röm. 2,6-9; 1 Kor 6,9;
2 Thess 1,9; Hebr 10,26ff.:
2 Petr 2,6ff.; Jud 7;
Die Wiederkunft Christi
Des Ende der Welt fällt zusammen mit der
Wiederkunft Christi.
Vgl Dan 7,13; Mt 16,27; 24,30.36;
25,31; 26,64; Lk 17,24; Joh
6,39f.; Apg 1,11; 1 Thess
3,13; 4,15.17; 5,1ff, 23; 2
Thess 1,7f; 2 Tim 4,1 Jak
5,71f; 2 Petr 1,16; 3,8ff ; 1 Joh
2,28; Jud 14; Offb. 3,3; 16,15
Die Auferweckung von den Toten
Bei der Wiederkunft wird Christus die Toten
aus den Gräbern erwecken und den Seelen einen
wirklichen Leib zurückgeben.
Vgl. Ez 37,1-14; Dan 12,2f.; 2
Makk 7,9ff. ; 12,43ff.; 14,46; Mt
5,29f.; 13,43; 22,29f.;
Lk 14,14; Joh 5,29;
DAS WELTGERICHT
Neben dem persönlichen Gericht beim Tod jedes
einzelnen Menschen wird es nach der
Auferstehung noch ein allgemeines Weltgericht
geben. Dann wird Jesus Christus kommen, um „verherrlicht
zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu
werden in allen, die glaubten”
(2
Thess 1,10).
Er wird alles offen legen, und jeder wird
sehen können, wie gut und sinnvoll Gott die
Welt erschaffen, wie weise er die Geschicke
der Menschen geleitet und wie er selbst das
Böse zum Guten gelenkt hat. Was den Menschen
zu Lebzeiten oft rätselhaft und dunkel schien,
wird in seinen tieferen Zusammenhängen
sichtbar werden. Alles Fragen wird endgültig
verstummen, und was wir gegenwärtig nur wie
einzelne Steine eines Mosaiks sehen, wird
geschaut werden als ein großes und herrliches
Bild.
Sowohl den Bösen als auch den Guten wird dann
vollkommene Gerechtigkeit zuteil, und „diese
werden hingehen in ewige Pein, die Gerechten
aber ins ewige Leben”
(Mt 25,46).
Wenn dann der Sieg vollendet und Christus
alles unterworfen sein wird, „dann wird auch
der Sohn selber sich dem unterwerfen, der ihm
alles unterwarf, damit Gott alles in allem sei”
(1
Kor 15,28).
Himmel
Ewige
Glückseligkeit
Offenbarung, Kapitel 21, Vers 27
Kolosser 1,13 Philipper, Kapitel
3, Vers 20
2. Korinther, Kapitel 3, Vers 8
Die Letzten Dinge - Tod, Gericht,
Himmel und Hölle
Dr.Dr.Dr. Peter Egger
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Die
letzten Dinge
P. Martin Ramm
Pater Martin Ramm FSSP
Thalwil 2007
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Exerzitien im Geist des hl. Ignatius von Loyola
Man kann versuchen sie zu verdrängen, aber sie
lässt sich nicht verdrängen. Kommen wird sie
doch, und zwar für jeden, der diese Zeilen
liest.
Was immer man über Gott und das ewige Leben
denken mag, der Tod fordert zur persönlichen
Stellungnahme heraus. Und wenn wir uns dieser
Frage nicht stellen, stellt sie sich früher
oder später uns: ,Mensch, wo gehst du hin?'
Viele Menschen leben so ganz ohne Hoffnung, so
ganz ohne zu wissen, woher sie kommen und
wohin sie gehen und was der wahre Sinn ihres
Lebens ist. Das ist traurig!
Die letzte Stunde eines Menschen auf dieser
Erde ist die wichtigste Stunde seines Lebens,
denn sie ist die Stunde der Entscheidung.
Deshalb sollte die Sorge um eine gute
Sterbestunde uns mindestens ebenso wichtig
sein wie die Sorge um Gesundheit, Ansehen und
Wohlergehen.
Diese Schrift möchte daran erinnern, was der
katholische Glaube über die letzten Dinge
lehrt, und eine Perspektive zeigen, die über
den Tod hinausgeht. Wir sind davon überzeugt,
dass es die Wahrheit ist. Möge sie vielen zum
Segen werden!
Wie man sich zum Leben stellt, hängt sehr
davon ab, wie man sich zum Tod stellt und was
man danach erwartet. Erst im Blick auf das
Ziel erhält das ganze Leben Richtung und Sinn.
- Man kann versuchen, den Tod zu verdrängen,
indem man einfach so lebt, als ob es ihn nicht
gäbe. Doch wer so handelt, betrügt sich
selbst.
- Man kann auch am Tod verzweifeln. Dies
geschieht meistens dann, wenn eine Verdrängung
nicht mehr möglich ist.
- Viel besser ist es, der Wirklichkeit des
Todes ins Auge zu schauen und daraus die
richtigen Konsequenzen zu ziehen. Dazu werden
wir aufgefordert, wenn wir am Aschermittwoch
das Haupt neigen, um vom Priester das
Aschenkreuz zu empfangen, und dabei die Worte
hören: „ Gedenke, Mensch: Staub bist du und
zum Staub wirst du zurückkehren!"
Die richtige Einstellung zum Tod bewirkt eine
seelische Entspannung. An die Stelle
ängstlicher Ungewissheit tritt eine ruhige
Erwartung, verbunden mit einem mächtigen
Ansporn zu einem guten Leben.
Gewissheit
Dass Menschen sterben, wissen wir aus
täglicher Erfahrung. Es sterben aber nicht nur
die anderen, und es geht bekanntlich nicht
immer nach dem Alter. Daran erinnert
eindrücklich die Fürbitte bei der Beerdigung:
„Lasset uns auch beten für den aus unserer
Mitte, der zuerst dem Verstorbenen vor das
Angesicht Gottes folgen wird."
Wir werden alle einmal an der Reihe sein, denn
wir alle haben eine sterbliche Natur. „Jeder
Mensch wird alt wie ein Gewand; es gilt das
ewige Gesetz: man muss einst sterben! Gleich
wie am grünen Baum der Blätterwuchs, wovon
das eine welkt, das andre frisch ersprießt, so
sind auch die Geschlechter all von Fleisch und
Blut." (Sir 14,17 f)
Die Kunst stellt den Tod als Sensemann mit
einer Sanduhr dar. Wie der Sand unaufhaltsam
rinnt, so vergehen die Tage und Stunden
unseres Lebens. Wir erleben die Zeit als
flüchtig. Und einmal wird das letzte Körnlein
fallen. Dann kommt die große Ernte. „Des
Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie die
Blume des Feldes. Fährt der Wind darüber, ist
sie dahin, und der Ort, wo sie stand, weiß von
ihr nichts mehr. Doch die Huld des Herrn währt
ewig über allen, die ihn fürchten." (Ps
103,15 - 17)
Ungewissheit
So sicher es ist, dass wir sterben werden, so
ungewiss sind Zeit und Umstände. Es ist
ziemlich sicher, dass wir in 100 Jahren nicht
mehr auf dieser Erde weilen werden. Aber ob
wir morgen noch leben werden? Der hl. Apostel
Jakobus warnt vor einer falschen Sicherheit:
„Hört doch, die ihr sagt: ,Heute oder morgen
werden wir in die und die Stadt reisen, dort
ein Jahr verbringen, Handel treiben und
Geschäfte machen.' Ihr wisst ja nicht, was
morgen sein wird! Denn was ist euer Leben? Ein
Hauch seid ihr, der für kurz zu sehen ist und
dann wieder verschwindet." (Jak 4,13 f) Es
bleibt uns also gar nichts anderes übrig, als
einzugestehen, dass unser irdisches Leben sehr
zerbrechlich ist. Das ist demütigend für den
stolzen Menschen.
An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen,
dass gar niemand ein Verfügungsrecht über sein
Leben hat. Daran erinnert der hl. Apostel
Paulus, wenn er sagt: „Nicht euch selber
gehört ihr." (1 Kor 6,19) Und an anderer
Stelle: „Leben wir, so leben wir dem Herrn;
sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir
leben oder sterben, wir gehören dem Herrn." (Röm
14,8) Unser Leib und unser Leben sind von Gott
und für Gott. In seiner Hand liegt unser Leben
und unser Sterben.
Wer Gott als Schöpfer und als Herrn über Leben
und Tod anerkennt, wird nicht nur andere nicht
töten, sondern er wird auch niemals Hand an
sich selber legen, denn so lautet das fünfte
Gebot: „Ich bin der Herr, dein Gott. - Du
sollst nicht töten!"
Es ist uns sicher nicht erlaubt, über Menschen
zu urteilen, die in dunklen Stunden
Dummheiten machen, für die wir hoffen, dass
sie dafür nicht die volle Verantwortung
tragen. Tatsächlich wissen wir ja nicht,
welche innere Not sich hinter einer solchen
Verzweiflungstat verbirgt und was in den
letzten Sekunden seit dem ,Sprung von der
Brücke' in einer Seele vorgegangen ist. Die
Sache aber müssen wir klar und deutlich
verurteilen. Selbstmord [auch ,Suizid' oder
,Freitod'] ist niemals und unter keinen
Umständen zu rechtfertigen! Ebenso verwerflich
sind die Beihilfe zum Selbstmord und jede Form
von ,Euthanasie'. Es gibt kein unwertes Leben,
und weder behinderte noch alte noch kranke
Menschen noch solche, die sich anmaßen, in
deren Namen zu entscheiden, haben ein Recht,
durch direkte Tötung oder durch Verweigerung
von Flüssigkeitszufuhr oder medizinischer
Grundversorgung das Leben zu beenden.
Wir vertrauen darauf, dass auch in dunkelsten
Stunden Gott die Kraft gibt, das Kreuz gut
und bis ans Ende zu tragen. „ Gott ist getreu.
Er wird euch nicht anfechten lassen über eure
Kräfte." (1 Kor 10,13) Eine besondere Kraft im
Leiden vermittelt dem, der es gläubig
empfängt, das Sakrament der Krankensalbung.
Was muss man tun, um gut zu sterben? Die
Antwort ist nicht schwierig: Um gut zu
sterben, muss man gut leben. Wer mit Gott
verbunden lebt, braucht den Tod nicht
sonderlich zu fürchten.
Viele Weltmenschen wünschen sich den Tod vor
allem kurz und schmerzlos. Dabei denken sie
hauptsächlich an die äußeren Umstände des
Sterbens, vergessen aber nur zu gern die
inneren Umstände, die doch viel wichtiger
sind.
Als Christen bitten wir mit den Worten der
Allerheiligenlitanei: „ Vor einem plötzlichen
und unvorhergesehenen Tode bewahre uns, o
Herr!" Hinter dieser Bitte steht eine wichtige
Wahrheit: Nur solange wir leben, haben wir
Zeit, Gutes zu tun. Nach dem Tod aber können
weder Verdienste gesammelt noch kann geordnet
noch bereut werden. Vielmehr ist es, wie das
Sprichwort sagt: „ Wie der Baum fällt, so
bleibt er liegen." (Pred 11,3) Deshalb können
die letzten Minuten im Leben eines Menschen
außerordentlich wichtig sein.
Durch eine aufrichtige Reue kann man, so lange
man lebt, noch manches in Ordnung bringen.
Denken wir nur an den Räuber am Kreuz, der zu
Jesus seine Zuflucht nahm und dessen Vertrauen
belohnt wurde mit den Worten: „Heute noch
wirst du mit mir im Paradiese sein!" (Lk
23,43)
Es
ist eine große Gnade, den Schritt hinüber in
die andere Welt möglichst bewusst und gut
vorbereitet tun zu können und mit einem
letzten Akt der Liebe und Reue vor den
göttlichen Richterstuhl zu treten.
Weil aber der Zeitpunkt des Todes ungewiss
ist, mahnt die Heilige Schrift zu steter
Wachsamkeit: „Ihr aber, Brüder, seid nicht in
Finsternis, dass jener Tag euch wie ein Dieb
überfallen könnte." (1 Thess 5,4) Vielmehr:
„Eure Lenden sollen umgürtet sein, und eure
Lampen sollen brennen. Ihr sollt sein wie
Menschen, die auf ihren Herrn warten, wenn er
von der Hochzeit heimkehrt, damit sie ihm,
wenn er kommt und anklopft, sogleich öffnen.
Selig jene Knechte, die der Herr bei seinem
Kommen wachend antrifft." (Lk 12,35 - 37)
Es ist gut, die Stunde des Todes mit all ihren
Umständen vertrauensvoll in Gottes Hand zu
legen. Wir wollen leben in seiner Gnade und
bereit sein für den Tag, an dem er uns ruft.
Ein sehr schönes Gebet um eine gute
Sterbestunde ist das ,Gegrüßet seist du,
Maria'. Darin rufen wir den Beistand und die
Fürsprache der Muttergottes an für die beiden
wichtigsten Momente unseres Lebens: das
„Jetzt" und die „Stunde unseres Todes".
Was geschieht im Tod?
Im Tod trennt sich die Seele vom Leib. Beide
gehen dann eigene Wege, bis sie nach
katholischem Glauben wieder vereint werden bei
der Auferstehung des Fleisches am Jüngsten
Tag.
Es ist guter christlicher Brauch, den Leib
eines Verstorbenen sehr ehrfürchtig zu
behandeln und ihn auf einem Friedhof wie ein
Samenkorn mit dem Segen der Kirche in
geweihter Erde zu bestatten. Die Kirche
empfiehlt nachdrücklich, an der Erdbestattung
festzuhalten. Eine Feuerbestattung wäre dann
ausdrücklich verboten, wenn sie aus Gründen
gewählt wird, die der christlichen
Glaubenslehre widersprechen [CIC can 1176 §3 /
1184].
Bitterkeit und Trost
Zwar behält das Sterben auch für den Christen
eine natürliche Bitterkeit. Die Natur mag sich
sträuben und der Abschied Schmerz bereiten.
Bei all dem aber überwiegt doch frohe
Hoffnung, denn „ der Christ, der sein Sterben
mit dem Sterben Jesu vereint, versteht den Tod
als Kommen zu Jesus und als Eintritt in das
ewige Leben" (KKK 1020).
So heißt es in der Präfation der Totenmessen:
„Bedrückt uns auch das Los des sicheren
Todes, so tröstet uns doch die Verheißung der
künftigen Unsterblichkeit.
Denn Deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben
gewandelt, nicht genommen. Und wenn die
Herberge dieser irdischen Pilgerschaft
zerfällt, wird ihnen im Himmel eine ewige
Wohnung bereitet."
Jesus hat ja selbst gesagt: „Ich gehe hin,
euch eine Stätte zu bereiten: Und bin ich
hingegangen und habe ich eine Stätte bereitet
für euch, dann komme ich wieder und werde euch
zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr
seid." (Joh 14,2 f)
Ganz erfüllt von christlicher Hoffnung und von
der Erwartung eines kommenden Frühlings sind
die Sterbegebete der Kirche, mit denen sie das
Hinscheiden ihrer Gläubigen begleitet: „Fahre
hin, christliche Seele, aus dieser Welt, im
Namen Gottes, des allmächtigen Vaters, der
dich geschaffen hat, im Namen Jesu Christi,
des Sohnes, der für dich gelitten hat, im
Namen des Heiligen Geistes, der über dich
ausgegossen worden ist ... Heute noch sei dir
im Frieden eine Stätte bereitet!"
Wie schön ist es, wenn ein Mensch mit Paulus
sagen kann: „Für mich ist das Leben Christus
und das Sterben Gewinn." (Phil 1,21)
Um
so trauriger ist es, dass viele Zeitgenossen
in religiöser Orientierungslosigkeit ihre
Zuflucht zu ganz abwegigen fernöstlichen
Vorstellungen nehmen. Die Lehren von
‚Reinkarnation' und ‚Seelenwanderung' sind
heute geradezu in Mode. Sie gehen davon aus,
dass nach dem Tod die Seele des Menschen in
einem neuen Leib wieder geboren werden kann.
Der hl. Apostel Paulus erteilt solchen
Vorstellungen eine klare Absage, wenn er
schreibt: „Es ist den Menschen bestimmt,
einmal zu sterben, und darauf kommt das
Gericht." (Hebr 9,27)
Der Glaube an eine Wiedergeburt steht im
krassen Widerspruch zum christlichen
Menschenbild [vgl. KKK 1013]. Er nimmt weder
die Leiblichkeit des Menschen noch seine
Willensfreiheit ernst. Die leibseelische
Einheit des Menschen wird bei dieser Lehre
aufgelöst und der Leib abgewertet, denn er
gehört nicht mehr wesentlich zum Menschen,
sondern wird im Kreislauf der Geburten immer
wieder ausgewechselt.
Wie ganz anders klingt da der katholische
Glaube von der Heiligkeit des Leibes und von
der Auferstehung! Die Hl. Schrift mahnt uns,
das eine Leben auf Erden gut nutzen. In diesem
Leben schenkt Gott jedem Menschen alle zum
Heil notwendigen Gnaden.
Es
ist eine wichtige Frage, ob die guten und
schlechten Taten eines Menschen Konsequenzen
haben im Hinblick auf ein jenseitiges Leben.
Wer ein schlechtes Leben führt, wird wohl
wünschen, dass es ein Gericht, einen Himmel
und eine Hölle nicht gibt. Tatsächlich aber
erwartet das Gericht nicht nur diejenigen, die
daran glauben, sondern auch die anderen. Kein
Weg führt daran vorbei. „Alle müssen wir
erscheinen vor dem Richterstuhl Christi, damit
ein jeder das erhalte, wofür er in seinem Leib
tätig war, sei es Gutes, sei es Böses." (2 Kor
5,10)
Für solche, die in Sünden leben, soll die
ernste Wahrheit vom Gericht durchaus ein Grund
zur Sorge sein und eine dringende Mahnung zur
Umkehr.
Nach der Lehre der Kirche findet das
persönliche Gericht unmittelbar nach dem Tod
statt und entscheidet sofort und endgültig
über das ewige Schicksal jedes Menschen [vgl.
KKK 1021]. Entweder tritt dann die Seele
unmittelbar in die himmlische Seligkeit ein,
oder sie geht durch eine Läuterung, oder sie
wird auf ewig verdammt.
Es
besteht aber ein großer Unterschied zwischen
weltlichen Richtern und dem göttlichen
Gericht. Weltliche Richter richten nämlich nur
über offenbare Verge
hen, und wo kein Kläger, da kein Richter. Auch
sonst ist ihr Urteil leicht mit allerlei
Mängeln behaftet. Der göttliche Richter aber
richtet gerecht. Er wird alles Gute belohnen
und alles Böse bestrafen. Dabei kann er sich
nicht irren, und nichts kann man vor ihm
verbergen. „Er wird auch das im Dunkeln
Verborgene ans Licht bringen und offenbar
machen die Regungen der Herzen, und dann wird
Anerkennung werden einem jeden von Gott." (1
Kor 4,5)
Jedes noch so kleine und verborgene gute Werk
wird der „ Vater, der im Verborgenen sieht" (Mt
6,4) vergelten. Selbst wer um Christi willen
auch nur einen Becher Wasser gibt, „ wird um
seinen Lohn nicht kommen" (Mk 9,41). Doch
ebenso wird auch das Böse bestraft werden,
denn Jesus hat gesagt: „ Über jedes unnütze
Wort, das die Menschen reden, haben sie
Rechenschaft zu geben am Tag des Gerichtes." (Mt
12,36)
Dabei ist es sehr tröstlich zu wissen, dass
Gott, obgleich gerecht, doch sehr viel milder
richtet als die Menschen, denn Gott ist
Barmherzigkeit. Seine Barmherzigkeit ist
grenzenlos, aber sie ist nicht bedingungslos
[vgl. Mt 6,12]. In der Bergpredigt preist
Jesus jene selig, die selbst barmherzig sind,
„denn sie werden Erbarmen finden" (Mt 5,7). Er
warnt vor dem Urteilen über Menschen, „denn
mit dem Urteil, mit dem ihr richtet, werdet
ihr gerichtet werden, und mit dem Maß, mit dem
ihr messt, wird euch gemessen werden "(Mt
7,2). Bei Jakobus aber heißt es: „ Ohne
Erbarmen wird das Gericht über den ergehen,
der nicht Barmherzigkeit übt. Barmherzigkeit
aber triumphiert über das Gericht." (Jak 2,13)
Sehr eindrücklich kommt dies zum Ausdruck im
Gleichnis vom König, der sich eines Knechtes
erbarmt und ihm seine Schuld von 10.000
Talenten 100 Millionen Denaren] erlassen hat.
Als dann aber dieser Knecht hartherzig war
gegen einen Mitknecht, der ihm nur 100 Denare
schuldete, sprach der König: „Du böser Knecht!
Jene ganze Schuld habe ich dir nachgelassen,
weil du mich gebeten hast! Hättest nicht auch
du deines Mitknechtes dich erbarmen sollen,
wie auch ich mich deiner erbarmt habe?" (Mt
18,32 f) Und Jesus fügt hinzu: „So wird auch
mein himmlischer Vater mit euch verfahren,
wenn ihr nicht, ein jeder seinem Bruder, von
Herzen verzeiht." (Mt 18,35)
Ansporn zum Guten
Ein Christ sollte immer im lebendigen
Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott
leben und im Hinblick auf den Tag der
Rechenschaft. Dazu wird er im klassischen
Ritus der Kindertaufe ermahnt, wenn der
Priester ihm gleich nach der Taufe das Kleid
überreicht: „ Empfange das weiße Kleid und
bringe es makellos vor den Richterstuhl
unseres Herrn Jesus Christus." Und dann die
Kerze: „ Empfange das brennende Licht und
untadelig bewahre deine Taufe. Halte die
Gebote Gottes. Wenn dann der Herr zur Hochzeit
kommt und mit ihm alle seine Heiligen am
himmlischen Hof dann kannst du ihm entgegen
gehen, und du wirst leben in Ewigkeit."
Durch den Glauben und die Liebe zu Gott
verliert der Gedanke an das Gericht seinen
Schrecken. Jesus hat ja gesagt: „ Wahrlich,
wahrlich ich sage euch: Wer auf mein Wort hört
und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat
ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht,
sondern er ist aus dem Tod hinüber geschritten
ins Leben." (Joh 5,24) Vielmehr soll uns der
Gedanke an die nahende Abrechnung über die uns
von Gott anvertrauten Talente [vgl. Mt 25,19]
ein mächtiger Ansporn zum Guten sein. Diese
Konsequenz zieht der hl. Apostel Paulus, wenn
er sagt: „ Solange wir also Zeit haben, wollen
wir Gutes tun an allen, vornehmlich an denen,
die uns nahe stehen im Glauben." (Gal 6,10)
Es
wäre töricht, sich Schätze nur auf Erden zu
sammeln, denn man kann ja gar nichts mit
hinüber nehmen in die Ewigkeit. Das letzte
Hemd hat bekanntlich keine Taschen. Wer nur
auf diese Welt baut, wird am Tag des Gerichtes
sehr enttäuscht sein, denn alles wird ihm wie
Sand zwischen den Fingern zerrinnen. „So geht
es dem, der Schätze sammelt für sich und nicht
reich ist vor Gott." (Lk 12,21)
Um
reich zu sein vor Gott, muss man die Schätze
dort sammeln, wo weder Motte noch Rost sie
verzehren und wo Diebe nicht einbrechen und
stehlen [vgl. Mt 6,19]. Dazu empfiehlt der hl.
Franz von Sales, jeden Morgen mit einer guten
Meinung zu beginnen: „Denke daran, dass der
gegenwärtige Tag dir gegeben wurde, damit du
durch ihn die Ewigkeit gewinnst. Nimm dir fest
vor, den Tag dafür gut zu nützen." (Philothea
11,10)
An
seinen Schüler Timotheus schreibt Paulus die
hoffnungsfrohen Worte: „Nun liegt mir bereit
der Kranz der Gerechtigkeit, den mir
überreichen wird der Herr an jenem Tag als der
gerechte Richter; nicht nur mir, sondern auch
allen, die in Liebe zugewandt sind seinem
Erscheinen." (2 Tim 4,8)
Was geschieht im
Gericht?
Im
Gericht wird das gesamte Leben des Menschen
geprüft, all sein Denken, sein Reden und sein
Tun. Der hl. Apostel Paulus vergleicht es mit
einer Feuerprobe, wenn er sagt: „Einen anderen
Grund kann niemand legen als den, der gelegt
ist, das ist Jesus Christus. Ob einer auf
diesen Grund Gold baut oder Silber,
Edelsteine, Holz, Heu oder Stroh, eines jeden
Werk wird sichtbar werden; denn der Tag des
Herrn wird es erweisen, er offenbart sich ja
im Feuer, und wie beschaffen das Werk des
einzelnen ist - das Feuer wird es erproben."
(1 Kor 3,11 - 13)
Deshalb ist es klug, schon in diesem Leben die
Dinge stets nach ihrem Ewigkeitswert zu
beurteilen. Erst aus dieser Perspektive sieht
man alles im richtigen Licht. Man lernt zu
unterscheiden zwischen dem, was vergänglich
ist, und dem, was bleibt, zwischen dem, was
gut und was schlecht ist, zwischen dem, was
unserer Seele nützt, und dem, was ihr schadet,
um dann alle Dinge so weit zu gebrauchen, wie
sie uns zu dem Ziel hin fördern, zu dem wir
geschaffen sind, und sie so weit zu lassen,
wie sie uns daran hindern [vgl. Exerzitien des
hl. Ignatius].
So
werden wir am Tag des Gerichtes die
,Feuerprobe' gut bestehen, auf dass unser
Glaube sich als echt erweist „ und als weit
kostbarer als vergängliches, im Feuer
geläutertes Gold" (1 Petr 1,7).
Vor allem im Evangelium nach Johannes spielt
die Symbolik von Licht und Finsternis eine
wichtige Rolle.
Im
Gespräch mit Nikodemus sagt Jesus: „So sehr
hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen
eingeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an
ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges
Leben habe. Denn Gott sandte den Sohn nicht in
die Welt, dass er die Welt richte, sondern
dass die Welt gerettet werde durch ihn. Wer an
ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber
nicht glaubt, ist schon gerichtet ... Das aber
ist das Gericht, dass das Licht in die Welt
gekommen ist und die Menschen die Finsternis
mehr liebten als das Licht." (Joh 3,16 - 19)
Später nennt Jesus sich selbst das „Licht der
Welt" (Joh 8,12). Und Johannes schreibt: „Das
ist die Botschaft, die wir gehört haben von
ihm und euch verkünden: Gott ist Licht, und
Finsternis ist nicht in ihm." (1 Joh 1,5)
Das natürliche Licht der Sonne ist nur ein
schwaches Abbild der göttlichen Herrlichkeit.
Sehr schön drückt dies der hl. Franziskus in
seinem Sonnengesang aus: „Sei gelobt, mein
Herr, mit all Deinen Kreaturen. Sonderlich mit
der hohen Frau, unserer Schwester, der Sonne,
die den Tag macht und mit ihrem Licht uns
leuchtet, wie schön in den Höh 'n und prächtig
in mächtigem Glanze bedeutet sie, Herrlicher,
Dich!"
Wie das Auge gemacht ist für das Licht der
Sonne, so ist der Mensch geschaffen und
befähigt für das göttliche Licht. So schreibt
der hl. Apostel Petrus: „Ihr aber seid ein
auserwähltes Geschlecht, eine königliche
Priesterschaft, ein geheiligtes Volk, ein
Volk, das dazu erworben wurde, damit ihr die
Ruhmestaten dessen verkündet, der euch aus der
Finsternis berufen hat in sein wunderbares
Licht." (1 Petr 2,9) Mit Paulus wollen wir „in
Freude Dank sagen dem Vater, der uns befähigt
hat, Anteil zu erhalten am Erbe seiner
Heiligen im Licht" (Kol 1,12).
Wie Gott Licht ist, so ist die Abkehr von Gott
Finsternis. Diese Finsternis, die von Gott
trennt, heißt Sünde. Weil aber Licht und
Finsternis nicht vereinbar sind [vgl. 2 Kor
6,14], muss jeder Mensch sich entscheiden.
Die Nachfolge Christi verpflichtet zu einem
Leben im Licht, verbunden mit einer klaren
Absage an den Satan und an alle Werke der
Finsternis. „Ich bin das Licht der Welt; wer
mir nachfolgt, wird nicht im Finstern gehen,
sondern das Licht des Lebens haben." (Joh
8,12) Deshalb mahnt der hl. Apostel Johannes:
„ Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft haben
mit ihm, und in der Finsternis wandeln, so
lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir
aber im Licht wandeln, wie auch er im Licht
ist, haben wir Gemeinschaft miteinander und
das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht
uns rein von aller Sünde." (1 Joh 1,5 - 7)
Ein gesundes Auge liebt das Licht, ein krankes
Auge aber hasst das Licht. Bei manchen
Augenkrankheiten kann es sehr schmerzhaft
sein, das Sonnenlicht ertragen zu müssen. Und
wenn das Auge längere Zeit im Finstern war,
bereitet ihm ein plötzliches helles Licht
Schmerzen. Man kann dann das Licht nicht
gleich ertragen, sondern muss sich erst
langsam daran gewöhnen.
Ganz ähnlich ist es mit der Seele im
Augenblick des Todes. Es gibt dann drei
Möglichkeiten. Entweder ist sie ganz im Licht.
Dann wird sie sofort in die himmlische
Herrlichkeit eingehen. Oder sie hasst das
Licht. Dann könnte für sie nichts
schrecklicher sein, als den Anblick Gottes
ertragen zu müssen, und sie wird sich selbst
in die Finsternis der Hölle stürzen. Oder sie
ist zwar nicht Feind des Lichtes, aber sie ist
auch nicht ganz im Licht.
Dies ist der Zustand jener, die zwar in der
Gnade Gottes gestorben, aber mit noch
ungebüßten zeitlichen Sündenstrafen oder noch
nicht getilgten lässlichen Sünden behaftet
sind. Solange nur ein Schatten von Finsternis
in ihnen ist, vermögen sie die Fülle des
göttlichen Lichtes, an der sich die Heiligen
im Himmel erfreuen, noch nicht zu ertragen.
Sie werden Gott danken, dass es -einen Ort
gibt, um sich langsam an das Licht zu
gewöhnen. Diesen Ort jenseitiger Läuterung
nennt die Tradition der Kirche ,Fegfeuer'
[vgl. KKK 1030].
Heimweh
Heimweh kann für ein Kind sehr schmerzlich
sein. Jeder Augenblick erscheint ihm dann
unendlich lang, und es vergeht förmlich in
Sehnsucht nach der Heimat.
Ähnlich ergeht es den Seelen im Fegfeuer.
Nachdem sie im Gericht einen Strahl des
göttlichen Lichtes geschaut haben, erfasst sie
eine unbeschreiblich große Sehnsucht nach
Gott. Doch selbst das intensivste menschliche
Heimweh ist nur ein schwaches Bild für jene
Sehnsucht, mit welcher sie sich nach der
ewigen Heimat bei Gott sehnen. Jede Faser
ihres Wesens drängt danach, sich mit Gott zu
vereinen, von dem sie aus eigener Schuld noch
getrennt sind. Dieses ,Heimweh' lässt ihnen
jeden Augenblick wie eine Ewigkeit erscheinen.
Die ,Theologin des
Fegfeuers'
Eine eindrückliche Erklärung über das Fegfeuer
findet sich in den Schriften der hl. Katharina
von Genua [1447-1510].
Sie schreibt, dass dort einerseits allergrößte
Zufriedenheit herrscht, denn die Seelen sind
im Willen ganz mit Gott geeint, und ihr
einziges Verlangen ist es, geläutert zu
werden.
Andererseits aber herrscht dort allergrößte
Pein darüber, von Gott noch getrennt zu sein.
Gott hat nämlich jede Seele mit einem sicheren
beseligenden Drang auf sich hin erschaffen.
Dieser Drang kann im Leben durch die Sünde
zwar zugedeckt und die Seele wie durch ,Rost'
gleichsam verkrustet werden. Auslöschen aber
kann man ihn niemals.
Im
Moment des Gerichtes wirft Gott dann einen
,verbindenden Liebesblick' auf die Seele und
zieht sie mit unwiderstehlicher Macht an sich.
In einem Augenblick erkennt sie mit letzter
Klarheit, dass sie für Gott erschaffen und
dass er allein ihr Glück und ihre Seligkeit
ist. Sie erfasst aber auch, was es um die
Sünde ist, die sie noch von Gott trennt.
Die hl. Katharina beschreibt die göttliche
Wesenheit als von solcher Reinheit und
Lauterkeit, mehr, als ein Mensch sich
vorstellen kann, „ so dass die Seele, die eine
so minimale Unvollkommenheit an sich hätte,
als der kleinwinzigste Splitter groß ist, sich
so schnell wie möglich in
tausend Höllen stürzen würde, um ja nicht mit
diesem ganz minimalen Makel in seiner
Gegenwart zu erscheinen". Weil die Seele also
erkennt, dass das einzige Hindernis ihrer
Verbindung mit Gott die Sünde ist und dass sie
davon nicht anders als im Fegfeuer befreit
werden kann, findet sie darin große
Barmherzigkeit und stürzt sich sogleich
freiwillig dort hinein.
In
dieser Läuterung wird dann gleichsam der
‚Rost' der Sünde getilgt, so dass die
Sehnsucht nach Gott immer größer und größer
wird.
Schließlich wird es nichts mehr geben, was
geläutert werden könnte, und „selbst wenn die
geläuterte Seele weiter in das Feuer
hineingehalten würde, so wäre das für sie
nicht mehr schmerzlich, es wäre vielmehr nur
noch das Feuer der göttlichen Liebe."
(Ferdinand Holböck, Die Theologin des
Fegfeuers, Christiana-Verlag 1991, S. 103-126)
Arme Seelen
Obgleich sie ihres ewigen Heiles sicher sind,
nennt man sie doch ,arme' Seelen, weil sie in
ihrem Zustand für sich selbst nichts mehr tun
können. An die Stelle aktiver Genugtuung [satisfactio]
tritt ein rein passives läuterndes Leiden [satispassio].
Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das
Andenken an die Verstorbenen in Ehren
gehalten, denn wenn sie auch für sich selbst
nichts mehr tun können, so können doch wir
dank der Gemeinschaft der Heiligen den armen
Seelen durch Gebet und Almosen, durch das hl.
Messopfer und durch die Gewinnung von Ablässen
helfen [vgl. KKK 1032].
Zur ganzen Wahrheit des Evangeliums gehört
auch die reale Möglichkeit einer ewigen
Verdammnis.
Nicht umsonst hat Jesus eindringlich von der
Hölle gesprochen. Die Bergpredigt
beispielsweise besteht keineswegs nur aus
Seligpreisungen. Vielmehr enthält sie auch
sehr ernste Warnungen. So sagt Jesus: „Es ist
besser für dich, dass eines deiner Glieder
verlorengehe, als dass dein ganzer Leib in die
Hölle geworfen werde." (Mt 5,29) Und etwas
später: „ Geht hinein durch das enge Tor! Denn
weit ist das Tor, und breit ist der Weg, der
ins Verderben führt, und viele sind es, die
hineingehen auf ihm." (Mt 7,13)
Die Existenz der Hölle ist sicheres
Glaubensgut. „Die Lehre der Kirche sagt, dass
es eine Hölle gibt und dass sie ewig dauert.
Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde
sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die
Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle
erleiden, das ewige Feuer." (KKK 1035) Genau
wie die Liebe, so hat nämlich auch die
verneinte Liebe einen endgültigen Charakter.
Eine verdammte Seele weiß, dass sie ein
unendliches . Gut verloren hat und jede
Möglichkeit, jemals in seinem Besitz selig zu
werden. Daraus folgen Hoffnungslosigkeit und
Verzweiflung. So sagt der Katechismus: „Die
schlimmste Pein der Hölle besteht in der
ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das
Leben und das Glückfinden kann, für die er
erschaffen ist und nach denen er sich sehnt."
(KKK 1035)
Niemand in der Hölle kann sich entschuldigen,
denn Gott, der will, „ dass alle Menschen
gerettet werden und zur Erkenntnis der
Wahrheit gelangen" (1 Tim 2,4), hat auch ihnen
alles Nötige angeboten, aber sie haben nicht
gewollt [vgl. Mt 23,37]. Jeder weiß ganz
genau, wie viele Gnaden er im Leben bekommen
und verschmäht hat, und der ,Wurm des
Gewissens' wird in Ewigkeit nicht sterben
[vgl. Mk 9,48].
Weil der naturhafte Drang der Seele nach Gott
bleibt, ihr Wille aber ganz von Gott
wegstrebt, so ist es, als ob sie sich selbst
zerreißt. Sie hat die Fähigkeit zu lieben
verloren und kann nur noch hassen. Auch vor
sich selber kann sie nicht mehr fliehen.
Einmal wurde in einer Vision der hl. Schwester
Faustyna die Hölle gezeigt. Nach einer
eindrücklichen Schilderung bemerkt sie in
ihrem Tagebuch: „ Was ich niedergeschrieben
habe, ist ein karger Schatten der Dinge, die
ich sah. Eines konnte ich bemerken, dort sind
meistens Seelen, die nicht an die Hölle
geglaubt hatten." (Nr. 741)
Glückseligkeit ist das, wonach alle Wesen
streben. Sie besteht in der Erfüllung und
Verwirklichung der jedem Wesen eigenen
Vollkommenheit. Für Tiere und Pflanzen genügt
zur ,Glückseligkeit' die Befriedigung ihrer
natürlichen Bedürfnisse. Weil der Mensch aber
nach dem Bild Gottes erschaffen ist, überragt
er die sichtbare Schöpfung. Allein die
Befriedigung seiner natürlichen Bedürfnisse
wäre für ihn noch keine Glückseligkeit, denn „
nicht vom Brot allein lebt der Mensch" (Mt
4,4). Er hat ja eine geistige Seele.
Sein Verstand ,dürstet' nach Wahrheit und sein
Wille sucht das Gute. Aber alle Wahrheiten und
alle Güter der Welt würden nicht genügen, um
diesen ,Durst' der Seele zu stillen. Die
vernünftige Natur des Menschen weist über sich
selbst hinaus auf den hin, der die Wahrheit
und das höchste Gut selber ist. Die
Glückseligkeit des Menschen muss also eine
übernatürliche sein, denn nur in Gott allein
kann er Erfüllung finden.
Der christliche Glaube lehrt, dass Gott den
Menschen erschaffen hat, um ihn teilhaben zu
lassen an seiner eigenen Glückseligkeit. Zu
dieser Erkenntnis kam nach langem Suchen der
hl. Augustinus: „ Gott, Du hast uns
erschaffen für Dich, und unruhig ist unser
Herz, bis es ruhet in Dir." (Confessiones 1,1)
Zur ewigen Glückseligkeit gelangen alle, die
im Stand der heiligmachenden Gnade sterben.
Die heiligmachende Gnade ist das
übernatürliche Leben der Seele. Sie wird im
Sakrament der Taufe geschenkt, und sie muss
mit Sorgfalt bewahrt werden wie ein „Schatz in
irdenen Gefäßen" (2 Kor 4,7). Man kann sie
nämlich durch eine schwere Sünde verlieren.
Durch die heiligmachende Gnade sind wir Kinder
Gottes. „ Sind wir aber Kinder, dann auch
Erben, Erben Gottes und Miterben Christi." (Röm
8,17)
Wer den Himmel gefunden hat, hat alles
gefunden. Wer ihn aber verliert, verliert
alles. „Der Himmel ist das letzte Ziel und die
Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte des
Menschen, der Zustand höchsten, endgültigen
Glücks." (KKK 1024) Die himmlische
Glückseligkeit übersteigt jedes
Vorstellungsvermögen. Paulus spricht von dem,
„was kein Auge sah, was kein Ohr vernahm und
was in keines Menschen Herz drang, was Gott
denen bereitet hat, die ihn lieben" (1 Kor
2,9). Alle irdische Schönheit und alles
Erdenglück zusammen genommen sind nicht mehr
als ein Schatten jenes Glücks. Aus dem Glauben
wird dann ein Schauen, aus dem Hoffen sicherer
Besitz. Die Liebe aber ist das Größte. Sie
allein hört niemals auf [vgl. 1 Kor 13,12 f.].
Seien wir mit Paulus überzeugt, „dass die
Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen sind
mit der Herrlichkeit, die sich offenbaren soll
an uns" (Röm 8,18)!
Am
Ende der Zeit wird die Welt in ihrer jetzigen
Gestalt vergehen. Ihr Untergang wird nach den
Worten der Hl. Schrift von großen Drangsalen
begleitet sein: „Es werden Zeichen sein an
Sonne, Mond und Sternen, und auf Erden wird
Angst und Bestürzung sein unter den Völkern
wegen des Tosens des Meeres und seiner
Brandung. Die Menschen werden verschmachten
vor Furcht und vor Erwartung dessen, was
hereinbrechen wird über den Erdkreis, denn die
Kräfte des Himmels werden erschüttert werden."
(Lk 21,25 f)
Jesus sagt für diese Zeit eine letzte große
Prüfung voraus [vgl. KKK 675] und warnt vor
falschen Propheten, die verführerisch
auftreten und viele verwirren werden [vgl. Mt
24,11.24].
Das große Ereignis jenes Tages wird die
glorreiche Wiederkunft Jesu Christi zum
Weltgericht sein. Dazu werden dann die Toten
auferstehen und die noch Lebenden entrückt
„zur Begegnung mit dem Herrn" (1 Thess 4,17).
Sein Zeichen wird am Himmel erscheinen, und
man wird ihn kommen sehen „ mit großer Macht
und Herrlichkeit" (Mt 24,30).
Damit aber die Gläubigen beim Gedanken an
jenen Tag nicht verzagen, hat Jesus gesagt: „
Wenn dies zu geschehen anfängt, dann richtet
euch auf und erhebt eure Häupter, denn es naht
eure Erlösung." (Lk 21,28)
Den Glauben an die ,Auferstehung des
Fleisches' bekennen wir ausdrücklich im
Apostolischen Glaubensbekenntnis. Darunter
versteht man die Wiedererweckung der Leiber am
Jüngsten Tag. Es lebt also nicht nur nach dem
Tod die unsterbliche Seele des Menschen
weiter, sondern am Ende der Welt werden auch
die Körper der Menschen wieder lebendig und
Leib und Seele auf ewig vereint werden [vgl.
KKK 990].
Zur Zeit Jesu hat die Partei der Sadduzäer die
Auferstehung geleugnet. In der Antwort auf
ihre Fangfrage weist Jesus auf zwei Dinge hin:
„Seid ihr nicht deshalb im Irrtum, weil ihr
weder die Schriften kennt noch die Kraft
Gottes? " (Mk 12,24) Es ist also wichtig,
diese beiden gut zu kennen: die Heilige
Schrift und die Kraft Gottes.
Zwar hat Gott die Auferstehung im Alten Bund
nur Schritt für Schritt geoffenbart [vgl. KKK
992], doch im Neuen Bund erscheint sie in
voller Klarheit: „Es kommt die Stunde, in der
alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des
Sohnes Gottes hören werden, und es werden
hervorgehen, die das Gute getan haben, zur
Auferstehung des Lebens, die das Böse getan
haben, zur Auferstehung des Gerichtes." (Joh
5,28 f)
In
der ,eucharistischen Rede' Jesu bei Kapharnaum
ist die Auferstehung von zentraler Bedeutung:
„ Wer
mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat
ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am
Jüngsten Tag." (Joh 6,54)
Die ,Kraft Gottes' offenbart Jesus vor allem
in seinen Wundern, insbesondere durch die
Auferweckung von drei Toten [vgl. Mk 5 / Lk 7
und Joh 11]. Vor der Auferweckung des Lazarus
sagt Jesus von sich selbst: „Ich bin die
Auferstehung und das Leben. Wer an mich
glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben
ist; und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird nicht sterben in Ewigkeit." (Joh 11,25 f)
Den größten Erweis der ,Kraft Gottes' gibt
Jesus in seiner eigenen Auferstehung: „Brecht
diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich
ihn aufrichten ... Er aber redete vom Tempel
seines Leibes." (Joh 2,19 - 21)
Die Apostel verstanden sich selbst als ,Zeugen
der Auferstehung' [vgl. Apg 1,21]. Und Paulus
schreibt: „Wohnt aber der Geist dessen in
euch, der Jesus von den Toten erweckte, so
wird er, der Christus Jesus von den Toten
erweckte, auch eure sterblichen Leiber
lebendig machen durch seinen in euch wohnenden
Geist." (Röm 8,11)
Angemessenheitsgründe
Ohne Zweifel ist die Auferstehung des
Fleisches eine Herausforderung für den
menschlichen Verstand. Man kann aber durchaus
gute Gründe für die Angemessenheit der
fleischlichen Auferstehung finden.
Der Mensch ist nämlich eine Einheit aus Leib
und Seele. Weil also nicht nur die Seele
sündigt oder Gutes tut, sondern der Mensch in
seiner leibseelischen Ganzheit, scheint es
angemessen, dass auch der Leib Anteil hat am
Lohn im Himmel oder an der Strafe in der
Hölle. Paulus sagt ja, dass wir alle
erscheinen müssen vor dem Richterstuhl
Christi, „ damit ein jeder das erhalte, wofür
er in seinem Leib tätig war, sei es Gutes, sei
es Böses" (2 Kor 5,10).
Ein zweiter Grund betrifft das Erlösungswerk.
Von der Sünde hat Gott uns durch das Opfer
Christi am Kreuz schon in diesem Leben
befreit, doch die Folgen der Sünde, wozu der
Tod gehört, dauern einstweilen fort. Wenn nun
der Leib ewig tot bliebe, wäre die Sünde nicht
ganz überwunden. Damit aber der Sieg Jesu
vollkommen sei, soll nach Gottes Willen der
Leib auferstehen, denn „wenn dieses
Verwesliche Unverweslichkeit angezogen und
dieses Sterbliche Unsterblichkeit angezogen
hat, dann wird zutreffen das Wort, das
geschrieben steht: , Verschlungen ist der Tod
im Sieg! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist
dein Stachel?" (1 Kor 15,54 f)
Schließlich hat
die Seele des Menschen eine natürliche
Hinordnung auf den Leib, denn sie wurde ja als
Seele für einen Leib erschaffen. Deshalb ist
der Zustand der Trennung für sie gewissermaßen
unnatürlich. So schreibt der Katechismus des
Konzils von Trient: „Denn wie ein jeder Teil,
vom Ganzen losgetrennt, unvollkommen ist: so
auch die Seele, wenn sie mit dem Leib nicht
vereinigt ist. Daraus folgt, dass, soll ihr
zur höchsten Glückseligkeit nichts fehlen,
die Auferstehung der Leiber notwendig ist."
(Cat. Rom. 1,12,5)
Beschaffenheit des
Auferstehungsleibes
Auch über die Beschaffenheit der Leiber nach
der Auferstehung gibt die Hl. Schrift
Auskunft. Der hl. Apostel Paulus schreibt,
Jesus Christus werde „ unseren armseligen
Leib umgestalten, dass er teilhabe an der
Gestalt seines verherrlichten Leibes" (Phil
3,21). Es wird also unser Leib dem verklärten
Leib Jesu nach der Auferstehung ähnlich sein,
dessen wirkliche Leiblichkeit die Schrift
ausdrücklich bezeugt [vgl. Lk 24,36 - 43].
Nach der Lehre der Kirche wird der
Auferstehungsleib genau derselbe sein, mit
dem wir hier auf Erden gelebt haben, ebenso
wie auch die Wundmale Jesu bezeugen, dass
sein Auferstehungsleib derselbe war, mit dem
er am Kreuz für uns gelitten hat. In diesem
Sinn sagt Paulus: „Dieses Verwesliche muss
anziehen Unverweslichkeit, und dieses
Sterbliche muss anziehen Unsterblichkeit." (1
Kor 15,53)
Wenn es auch derselbe Leib sein wird, so wird
er doch andere Eigenschaften haben: „ Gesät
wird in Verweslichkeit, auferweckt in
Unverweslichkeit. Gesät wird in
Unansehnlichkeit, auferweckt in Herrlichkeit.
Gesät wird in Schwachheit, auferweckt in
Kraft. Gesät wird ein sinnenhafter Leib,
auferweckt ein geistiger Leib." (1 Kor 15,43
f) Nach dem hl. Augustinus [t 430] werden die
Leiber nach der Auferstehung vollkommen und
schön und ohne den geringsten Fehler sein
[vgl. De civ. Dei 22,19].
Der hl. Johannes Chrysostomos [t 407] sagt in
seiner ersten Homilie über den II.
Korinther-Brief: „ Wenn du das erloschene Auge
siehst und den entstellten Mund und den
regungslosen Leib, so denke nicht bei dir
selbst: Jetzt redet nimmer dieser Mund, nimmer
schauen diese Augen, nimmer wandeln diese
Füße; alles verfällt rasch der Auflösung. Sage
lieber: Dieser Mund wird besser reden, diese
Augen Größeres schauen, diese Füße über Wolken
schreiten, der verwesliche Leib wird mit
Unsterblichkeit sich umkleiden, und
herrlicher bekomme ich den Sohn wieder. Und
wenn das, was das Auge schaut, dich zur Trauer
stimmt, so sprich zu dir selbst: Ein Gewand
ist es, das er abgelegt hat, um es kostbarer
zurückzuerhalten; ein Haus ist es, das
abgebrochen wurde, um glänzender wieder zu
erstehen."
Neben dem persönlichen Gericht beim Tod jedes
einzelnen Menschen wird es nach der
Auferstehung noch ein allgemeines Weltgericht
geben. Dann wird Jesus Christus kommen, um „
verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und
bewundert zu werden in allen, die glaubten"
(2 Thess 1,10).
Er wird alles offen legen, und jeder wird
sehen können, wie gut und sinnvoll Gott die
Welt erschaffen, wie weise er die Geschicke
der Menschen geleitet und wie er selbst das
Böse zum Guten gelenkt hat. Was den Menschen
zu Lebzeiten oft rätselhaft und dunkel schien,
wird in seinen tieferen Zusammenhängen
sichtbar werden. Alles Fragen wird endgültig
verstummen, und was wir gegenwärtig nur wie
einzelne Steine eines Mosaiks sehen, wird
geschaut werden als ein großes und herrliches
Bild.
Sowohl den Bösen als auch den Guten wird dann
vollkommene Gerechtigkeit zuteil, und „diese
werden hingehen in ewige Pein, die Gerechten
aber ins ewige Leben" (Mt 25,46).
Wenn dann der Sieg vollendet und Christus
alles unterworfen sein wird, „ dann wird auch
der Sohn selber sich dem unterwerfen, der ihm
alles unterwarf damit Gott alles in allem sei"
(1 Kor 15,28).
Ebenso wie die hl. Beichte steht auch das
Sakrament der Krankensalbung [oder auch
,Letzte Ölung'] in besonderem Zusammenhang
mit unserer Schwäche. Beide Sakramente sind
notwendig, weil die menschliche Natur seit dem
Sündenfall verwundet ist. Während aber das
Bußsakrament direkt auf die Vergebung der
Sünden und die Heilung innerer Wunden zielt,
bezieht die heilige Ölung in besonderer Weise
auch die leibliche Dimension des Menschen mit
ein. Um die Krankensalbung fruchtbringend zu
empfangen, sollte ihr nach Möglichkeit immer
eine gute Beichte vorausgehen.
Von der Krankensalbung schreibt der hl.
Apostel Jakobus: „Ist unter euch jemand krank,
so rufe er die Priester der Kirche; die sollen
über ihn beten und ihn mit Öl salben im Namen
des Herrn, und das Gebet des Glaubens wird dem
Kranken zum Heile sein, und der Herr wird ihn
aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat,
wird ihm vergeben werden." (Jak 5,14 f)
Die Krankensalbung erinnert daran, wozu wir
geschaffen sind und wozu uns der Leib gegeben
ist. Der Christ betrachtet nämlich den Leib
als ein ihm von Gott anvertrautes Talent, über
dessen Gebrauch er einmal wird Rechenschaft
ablegen müssen [vgl. Mt 25,19]. In der Taufe
wurde nicht nur unsere Seele, sondern auch
unser Leib geheiligt. Der gute Gebrauch des
Leibes bringt uns Heil und Segen, jeder
Missbrauch aber ist Sünde und muss gesühnt
werden. So sagt der hl. Apostel Paulus: „
Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des
Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt? Ihn
habt ihr von Gott, und nicht euch selber
gehört ihr. Denn ihr wurdet erkauft um einen
Preis. So verherrlicht denn Gott in eurem
Leib!" (1 Kor 6,19 f)
Das Sakrament kann nur von einem Priester
gültig gespendet werden [vgl. CIC can 1003].
Im klassischen Ritus der Krankensalbung
streckt der Priester nach einigen
einleitenden Gebeten seine Hand über dem
Kranken aus und gebietet unter Anrufung der
himmlischen Heerscharen den Mächten der
Finsternis. Dann salbt er mit dem vom Bischof
geweihten Öl die Sinne des Kranken: zuerst die
Augen, dann die Ohren, die Nase, den Mund, die
Hände und die Füße, wobei er jeweils spricht:
„Durch diese heilige Salbung und seine
mildreichste Erbarmung verzeihe dir der Herr,
was immer du [mit den Augen, mit den Ohren,
mit dem Mund gesündigt hast." [Für den neuen
Ritus vgl. KKK 1513.]
Die Krankensalbung vermittelt eine heilende
Kraft für Seele und Leib. Diese ist angedeutet
im Zeichen des Öls, denn wie Öl in einer Wunde
lindernd und heilend wirkt, so richtet das
Sakrament den Kranken auf, vermittelt
geistigen Trost, heilt seelische Wunden, tilgt
Sünden und stärkt ihn insbesondere für den
letzten Kampf. Es vermehrt in ihm auch die
heiligmachende Gnade undverleiht ihm ein
Anrecht auf alle helfenden Gnaden, deren er in
seiner leibseelischen Not bedarf. Die
Wirkungen des Sakramentes dauern so lange wie
die Krankheit dauert.
Die Erfahrung zeigt, dass viele Kranke nach
dem Empfang des Sakramentes innerlich
verändert sind. Ihr Gemüt wird ruhiger. Sie
sind geduldiger und ganz erfüllt vom Vertrauen
auf Gottes Barmherzigkeit. Nicht selten
beobachtet man aber auch eine deutliche
leibliche Kräftigung des Kranken, bis hin zur
völligen Genesung.
Ein sehr schöner Gedanke findet sich im
Katechismus: „Durch sein Leiden und seinen
Tod am Kreuz hat Christus dem Leiden einen
neuen Sinn gegeben: es kann uns nun ihm
gleichgestalten und uns mit seinem erlösenden
Leiden vereinen." (KKK 1505) Solch eine
besondere Vereinigung des Kranken mit dem
leidenden Christus bewirkt das Sakrament der
Krankensalbung: „Er wird gewissermaßen dazu
geweiht, durch die Gleichgestaltung mit dem
erlösenden Leiden des Heilands Frucht zu
tragen. Das Leiden, Folge der Erbsünde, erhält
einen neuen Sinn: es wird zur Teilnahme am
Heilswerk Jesu." (KKK 1521)
Bei der Frage nach dem rechten Zeitpunkt zur
Spendung des Sakramentes muss man sich vor
zwei Extremen hüten. Wenn in früheren Zeiten
vielleicht die Tendenz bestand, mit der
Spendung zu lange zu warten, so dass der
Priester nicht selten zu spät kam und der
Kranke schon tot oder nicht mehr bei
Bewusstsein war, so beobachtet man heute eher
eine zu große Leichtfertigkeit. Ob und wann
das Sakrament gespendet werden darf,
untersteht nicht priesterlicher Willkür,
sondern ist durch klare kirchenrechtliche
Bestimmungen geregelt [vgl. CIC can 998 -
1007]. Dazu müssen drei Bedingungen erfüllt
sein.
1.) Der Empfänger muss den Vernunftgebrauch
bereits erlangt haben. Wird ein Priester zu
sterbenden unmündigen Kindern gerufen, wird
er keine Krankensalbung, sondern allenfalls
die Nottaufe und/oder die Notfirmung spenden.
2.) Der Empfänger muss gefährlich [periculose]
erkrankt sein oder sich wegen Altersschwäche
in Lebensgefahr befinden. Bei gewöhnlichen
Erkrankungen ohne lebensbedrohlichen Charakter
wird der Priester einen Krankensegen sprechen.
3.)Der Empfänger muss noch leben. Einem
Bewusstlosen kann das Sakrament gespendet
werden, wenn mit einiger Wahrscheinlichkeit
angenommen werden kann, dass er es begehrt
haben würde.
Für den Fall eines Zweifels, ob der Kranke den
Vernunftgebrauch erlangt hat, ob er
gefährlich erkrankt oder ob der Tod schon
eingetreten ist, sagt das Kirchenrecht
ausdrücklich, dass das Sakrament gespendet
werden soll [vgl. CIC can 1005]. Gemäß dem
Rituale Romanumgeschieht dies dann
bedingungsweise: „ Wenn du noch lebst ..."
Wer nach der Krankensalbung genesen, doch
später wieder schwer erkrankt ist, kann das
Sakrament erneut empfangen. Im Laufe derselben
Krankheit kann das Sakrament dann wiederholt
werden, wenn die Gefahr bedrohlicher geworden
ist [vgl. CIC can 1004 § 2].
Falls der Kranke es nicht mehr selbst kann,
haben die Angehörigen die Pflicht, dafür zu
sorgen, dass der Priester rechtzeitig gerufen
wird. Die Ausrede, man wolle den Kranken nicht
beunruhigen, kann in Wirklichkeit eine große
Grausamkeit sein, denn der Tod lässt sich
dadurch gewiss nicht aufhalten. Nach den
Worten des Katechismus ist der rechte
Augenblick dann gekommen, „wenn der Gläubige
beginnt, wegen Krankheit oder Altersschwäche
in Lebensgefahr zu geraten" (KKK 1514). Man
soll also nicht zu lange warten!
Christliche Ärzte und Pflegepersonal sollten
sich stets der Grenzen ihrer Kunst bewusst
sein und sich auch dem Seelenheil des Kranken
verpflichtet wissen. Wenn keine Angehörigen
anwesend sind, ist es ihre Pflicht, sterbenden
Katholiken einen Priester zu rufen.
Mit der Krankensalbung ist gewöhnlich auch die
Krankenkommunion verbunden. Empfängt man diese
vor dem Tod zum letzten Mal, spricht man von
der heiligen Wegzehrung.
Ältere Menschen sollten, vor allem wenn sie
immer treu als Katholiken gelebt haben, gerade
in der letzten Phase ihres Lebens auch im
Empfang der Sakramente zu einer gewissen Reife
kommen. Solange die körperlichen Kräfte es
erlauben, wird es ein selbstverständliches
Bedürfnis sein, möglichst oft - und wenn es
sein kann sogar täglich - zur heiligen Messe
zu gehen.
Eine im Fernsehen übertragene heilige Messe
kann wohl für solche, denen der Kirchgang aus
gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist
und die deshalb von der Sonntagspflicht
entschuldigt sind, hilfreich sein, um sich
geistig mit dem Priester am Altar zu vereinen.
Man darf aber nicht meinen, eine solche Messe
anzuschauen sei ein Ersatz für die wirkliche
Teilnahme am heiligen Messopfer. Es wäre nicht
recht, sich aus Bequemlichkeit mit einer
,Fernsehmesse' zu begnügen, wenn man selbst am
Sonntag noch zur Kirche gehen könnte [vgl.
Sacr caritatis 57].
Auch werden heute vielerorts Bußandachten mit
Generalabsolution angeboten. Das ist zwar ein
bequemer, aber ganz falscher Weg. Eine
Lossprechung über solche, die nicht beichten
wollen, ist von vornherein ungültig, denn eine
gültige Generalabsolution setzt immer den
Willen voraus, das persönliche Bekenntnis
schwerer Sünden baldmöglichst nachzuholen
[vgl. CIC can 962 §1]. Nicht selten haben
heute Katholiken seit vielen Jahren nicht mehr
gebeichtet, wobei sie doch im Inneren spüren
müssen, dass die persönliche Begegnung mit
Jesus im Bußsakrament durch eine billige
Massenabfertigung keineswegs ersetzt werden
kann. Weil der Schaden, der durch den Verlust
der hl. Beichte in vielen Seelen entstanden
ist, unermesslich groß ist, hat Papst Johannes
Paul II. im April 2002 in seinem Motuproprio ,Misericordia
Dei' die geltenden kirchlichen Normen zu
dieser Frage eindringlich ins Gedächtnis
gerufen.
Solange wir gesund und bei klarem Verstand
sind, wollen wir darum beten, dass unsere
Liebe zum Herrn und die Sehnsucht nach dem
Empfang der Sakramente im Alter nicht
nachlässt, sondern wächst. Der Gedanke an das
Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn
lieben [vgl. 1 Kor 2,9], möge uns vor jeder
geistlichen Stumpfheit und Gleichgültigkeit
bewahren.
Es ist Gnade, bis zur letzten Stunde in der
Liebe Gottes und aus der Kraft der Sakramente
zu leben!
Vorbereitung auf die heilige Beichte
Manche ältere Menschen haben besondere
Schwierigkeiten mit der Beichte, weil sie
meinen, keine Gelegenheit mehr zum Sündigen
zu haben, und deshalb nicht recht wissen, was
sie beichten sollen. Aber ist es wirklich
wahr, dass man im Alter nicht mehr sündigen
kann?
Sicherlich sind die Herausforderungen im Alter
andere als in der Jugend. Aber sündigen kann
man nicht nur im Tun, sondern auch mit
Blicken, Worten oder in Gedanken. Die
Erfahrung zeigt, dass gewisse Versuchungen
sogar bis ins hohe Alter sehr hartnäckig sein
können.
Wenn wir auch älter werden, so ist doch etwas
in uns, was stets jung bleibt, und „ mag auch
unser äußerer Mensch aufgerieben werden, so
wird doch der innere von Tag zu Tag neu" (2
Kor 4,16). Diese innere Kraft, die antreibt zu
einem christlichen Leben und zum
heilbringenden Empfang der Sakramente, ist
die Liebe zu Gott. Ihn sollen wir lieben aus
unserem ganzen Herzen, aus unserer ganzen
Seele, aus unserem ganzen Denken und aus
unserer ganzen Kraft [vgl. Mk 12,30]. Die
Liebe aber macht nicht blind, sondern
sensibel. Sie gibt ein helles, waches Auge.
Wer immer nur im Halbdunkeln putzt, wird bald
meinen, es sei alles in bester Ordnung, nur
weil er den Schmutz nicht sieht. Er würde ihn
aber sehen, wenn er helles Licht entzünden und
auch in die Ecken schauen würde. So ähnlich
geht es mit mancher Seele, die nur deshalb
keine Flecken sieht, weil sie weder genug
Licht hat noch sich bemüht, auch in die
,Ecken' zu schauen.
Eine gute Vorbereitung auf die hl. Beichte ist
unerlässlich, denn je besser man disponiert
ist, desto gnadenreicher wirkt das Sakrament.
Dazu gehört, dass man sich auch wirklich die
zur Vorbereitung notwendige Zeit nimmt und die
Umstände so wählt, dass man möglichst nicht
gestört wird.
Man bete zum Heiligen Geist um eine gute und
heilsame Selbsterkenntnis. Dann lese man
aufmerksam einen guten Beichtspiegel [siehe
nächstes Kapitel und den Hinweis am Ende
dieses Büchleins] und prüfe im Licht Gottes
sein gegenwärtiges und vergangenes Leben. Wer
selbst nicht mehr lesen kann, mag vielleicht
einen lieben Menschen bitten, ihm den
Beichtspiegel langsam und deutlich vorzulesen?
Es kann sehr hilfreich sein, bei der
Gewissenserforschung einen Zettel zu
verwenden und Stichpunkte zu notieren.
Schließlich erwecke man eine lebendige Reue
und den Wunsch, von der Gnade Gottes ganz
verwandelt zu werden.
Der Schritt zur hl. Beichte wird dann nicht
mehr schwierig sein. Sie ist ein wahres
Bedürfnis und eine große Wohltat für die
Seele!
Gibt es in meinem vergangenen Leben alte
Lasten? -eine schwere Sünde, die ich noch
nicht oder nicht gut gebeichtet oder sogar
absichtlich verschwiegen habe?
Habe ich meine Pflichten gegenüber Gott und
der Kirche erfüllt? - mich um ein geordnetes
geistliches Leben bemüht? Habe ich meine
Sonntagspflicht erfüllt? -das Freitagsgebot
beachtet? Habe ich mich in der Vergangenheit
um eine gute und heilsame Selbsterkenntnis bemüht?
- regelmäßig mein Gewissen erforscht?
Ist (oder war) meine Ehe vor Gott in Ordnung?
Bin ich rein in die Ehe gegangen? Bin ich
meinem Ehegatten stets in Ehrfurcht begegnet
und habe ich das gesucht, was dem Frieden
dient? Habe ich meine Ehe entweiht durch
Untreue? - durch unsittliche Praktiken? -
durch Abtreibung? - durch den Gebrauch
empfängnisverhütender Mittel? Falls meine Ehe
zerbrochen ist: Sehe ich auch meinen Teil der
Schuld und habe ich ihn bereut? Oder sehe ich
die Schuld ausschließlich bei anderen? Habe
ich mich bemüht, ein guter Vater / eine gute
Mutter zu sein? Habe ich für die moralische
und religiöse Erziehung meiner Kinder
hinreichend gesorgt? Habe ich einen negativen
Einfluss auf die Erziehung meiner Enkel
genommen?
Habe ich im beruflichen Leben meine Pflichten
erfüllt ?
Habe ich alles mir je widerfahrene Unrecht
wirklich von Herzen verziehen? Oder sind in
mir Erinnerungen an Menschen oder
Geschehnisse, die mich mit Bitterkeit
erfüllen? - über die ich gerne klage oder
schlecht rede?
Habe ich Schaden, den ich dem Nächsten
materiell oder am guten Ruf zugefügt habe,
nach Möglichkeit wieder gut gemacht?
Gegenwärtiges Leben
Bemühe ich mich, gut und andächtig zu beten?
Wie trage ich mein Kreuz? Bin ich mir dessen
bewusst, dass ich - gerade als alter und
kranker Mensch- durch Gebet und Opfer am
Seelenheil anderer mitwirken soll?- das meine
leiden wertvoll werden, wenn ich sie Gott
aufopfere? Bin ich Gott für alle Gnaden und
Wohltaten dankbar? oder sehe ich alles
schwarz? Achte ich nur auf das Neagtive und
Schwere?
Habe ich mich selbst, mein jetziges und mein
künftiges Leben, Gesundheit und Krankheit und
v.a. die Stunde meines Todes vertrauensvoll in
die Hand Gottes gelegt? Oder hadere ich mit
meinem Schicksal? Bin ich neidisch auf andere,
von denen mir scheint, das sie es besser haben
als ich?
Denke ich an den Tag der Rechenschaft? Oder
habe ich den Gedanken an den Tod verdrängt?
Habe ich mir den Tod gewünscht, ohne mich
dabei der Vorsehung Gottes zu unterwerfen? -
mit dem Gedanken gespielt, mein Leben zu
beenden? Habe ich meine materiellen Belange
pflichtgemäß geordnet? Bin ich ernsthaft
bemüht, mich innerlich von jeder
Anhänglichkeit an Irdisches zu lösen?
Habe ich meine Pflichten gegenüber meinen
Mitmenschen erfüllt? Bemühe ich mich im
Rahmen meiner Möglichkeiten, ihnen Freude zu
machen? - ihnen hilfreich zu sein? Oder lasse
ich mich unnötig bedienen?
War ich geduldig im Leiden? Begegne ich denen,
die mich pflegen, stets höflich, mit Demut und
Dankbarkeit? Oder behandle ich sie, als wären
sie meine Dienstboten? Habe ich meinen Dank
gezeigt durch ein gutes Wort, ein freundliches
Lächeln? Nehme ich Rücksicht auf meine
Umgebung? Oder habe ich mich gehen lassen? War
ich launisch? - grantig? - überempfindlich? -
herrisch? -verbittert? - unzufrieden? -
egoistisch? War ich selbstmitleidig? -
verzagt? Habe ich meine Leiden dramatisiert?
Habe ich mich der Traurigkeit hingegeben? Habe
ich gerne gejammert, um getröstet zu werden?
Habe ich andere zu unrecht verdächtigt?
Wie benutze ich meine Zeit? Bin ich mir
bewusst, wie viele Gefahren und Versuchungen
vom Fernseher ausgehen? Welchen Gebrauch mache
ich davon? Verliere ich davor viel kostbare
Zeit? Habe ich mich freiwillig der Gefahr zur
Sünde ausgesetzt durch Anschauen sittenloser
Szenen? - Zeitschriften? - Illustrierten?
Habe ich meine Augen beherrscht? - gegenüber
dem anderen Geschlecht? Habe ich mich bemüht,
schlechten Phantasien zu widerstehen? Habe ich
schmutzige Reden geführt oder gerne angehört?
Habe ich meine Zunge beherrscht? - Geheimnisse
bewahrt? Habe ich ohne Not über die Fehler
anderer gesprochen? Habe ich Falsches über
andere gesagt? Habe ich Freude an Klatsch und
Tratsch? Habe ich über den Papst, die Bischöfe
und die Priester stets mit gebührender
Ehrfurcht geredet?
Gibt es Dinge, die andere an mir stören? - die
ich nicht gerne höre? - die man mir vorwirft
oder in einer mir unangenehmen Weise zum
Ausdruck bringt, die aber vielleicht doch
einen wahren Kern haben? - die ich ändern
könnte?
Wenn ein Angehöriger ernstlich erkrankt, soll
man möglichst frühzeitig den Priester rufen.
So erweist man dem Kranken einen Liebesdienst.
Wer dies aus falscher ‚Rücksicht' unterlässt
oder so lange wartet, bis der Kranke das
Bewusstsein verloren hat, lädt eine schwere
Verantwortung auf sich. Die Erfahrung zeigt,
dass nichts einen Kranken besser beruhigen
kann als der Empfang der heiligen Sakramente.
Schon wenn man den Priester ruft, sage man
ihm, wie der Zustand des Kranken ist, ob er
sich bei Bewusstsein befindet und ob er
schlucken kann.
Im Krankenzimmer
Man sollte nach Möglichkeit das Zimmer gut
lüften. Neben das Krankenbett stellt man einen
Stuhl für den Priester. In der Nähe des Bettes
richtet man für den Kranken gut sichtbar einen
weißgedeckten (möglichst nicht zu niedrigen)
Tisch. Auf dem Tisch muss vorn genügend Platz
für das Allerheiligste sein. Hinten steht
zwischen zwei brennenden Kerzen ein Kruzifix,
davor ein Schälchen mit Weihwasser und ein
kleiner Teller mit fünf Wattebäuschen. Für die
Reinigung der Finger nach der Krankensalbung
stellt man ein Glas mit Trinkwasser, ein
Schälchen mit Salz und ein kleines Handtuch
bereit.
Wird nur die Krankenkommunion, aber nicht die
heilige Ölung gespendet, braucht man den
Teller mit Watte, das Salz und das Handtuch
nicht.
Den Priester erwarten
Wenn der Kranke den Priester erwartet, möge er
sich bemühen, dem Heiland einen möglichst
würdigen Empfang zu bereiten. Der Priester
sollte im Krankenzimmer eine ehrfürchtige
Atmosphäre von gläubiger Erwartung und
geistiger Sammlung finden. Genau wie es in der
Kirche selbstverständlich ist, heiliges
Schweigen zu bewahren und nicht zu plaudern,
so soll es auch im Krankenzimmer sein, denn
es wird in diesem Moment gleichsam zum Tempel
und zum Ort besonderer Gottesnähe.
Empfang der
Krankensakramente
Es ist sehr schön und wünschenswert, wenn
möglichst die ganze Familie der Spendung der
Sakramente beiwohnt und klar und deutlich die
Antworten gemeinsam gibt. Wenn der Priester
mit dem Allerheiligsten kommt, sollten die
Kerzen schon brennen. Bei seinem Eintritt in
das Krankenzimmer knien alle ehrfürchtig
nieder. Wenn der Kranke zu beichten wünscht,
verlassen sie für diese Zeit den Raum.
Unterdessen beten sie für den Kranken. Sobald
der Priester die Tür öffnet, kommen alle
wieder herein und wohnen kniend der heiligen
Handlung bei.
Nach der Spendung der
heiligen Sakramente
Nachdem der Priester wieder gegangen ist,
sollte man den Kranken eine Weile zur
Danksagung allein lassen. Dann erst wird der
Tisch abgedeckt. Die bei der heiligen Ölung
benützte Watte wird verbrannt. Das Wasser und
das Salz gibt man im Garten in die Erde.
Ein besonderes und von der Kirche sehr
empfohlenes Hilfsmittel, um die Gnade einer
guten Sterbestunde zu erlangen, ist das braune
Skapulier vom Berge Karmel.
Das Skapulier geht zurück auf den hl. Simon
Stock, sechster General des Karmeliterordens.
Am 16. Juli 1251 betete er in großer
Bedrängnis zur Gottesmutter und bat sie um ein
Zeichen ihres besonderen mütterlichen
Schutzes. Daraufhin erschien ihm die allerseligste Jungfrau, von Lichtglanz
umflossen, und reichte ihm das Skapulier mit
den Worten: „Mein Sohn, empfange dieses
Skapulier deines Ordens ... Wer in diesem
Gnadenkleid sterben wird, wird vor dem ewigen
Feuer bewahrt bleiben. Es ist ein Zeichen des
Heiles, ein Schutzmittel in Gefahren, das
Unterpfand eines besonderen Friedens und
besonderen Schutzes."
Durch die Aufnahme in die
Skapulierbruderschaft kann jeder in die
geistliche Gemeinschaft der Karmelfamilie
eintreten. Dazu muss man sich das Skapulier
einmal von einem katholischen Priester mit dem
im Rituale Romanum enthaltenen Segensgebet
auflegen lassen und es fortan immer tragen.
Bei ihrer letzten Erscheinung in Fatima im
Jahr 1917 hielt die Muttergottes neben dem
Rosenkranz auch das Skapulier in ihrer Hand.
Ebenfalls in Fatima hat die Muttergottes den
Hirtenkindern gesagt, dass viele Seelen
verloren gehen, weil niemand für sie betet.
Das Gebet für die Sterbenden ist ein wichtiges
Werk christlicher Nächstenliebe. Zu diesem
Zweck hat der hl. Papst Pius X. im Jahr 1913
auf Anregung des seligen Don Guanella in Rom
die ,Bruderschaft vom Tod des hl. Josef'
gegründet und sich selbst als erstes Mitglied
in ihr Register eingeschrieben. Auch die
nachfolgenden Päpste haben dieses Werk sehr
empfohlen und begünstigt, so dass es bald eine
weltweite Ausbreitung fand.
Die Mitglieder der Bruderschaft verpflichten
sich, für die Sterbenden zu beten, indem sie
zweimal täglich, morgens und abends, das
folgende Gebet verrichten: „Heiliger Josef
Nährvater Jesu Christi und wahrer Bräutigam
der allerseligsten Jungfrau Maria, bitte für
uns und die Sterbenden dieses Tages / dieser
Nacht."
Wer dieses gute Werk unterstützt, darf selbst
auf einen besonderen Beistand des hl. Josef in
der eigenen Sterbestunde hoffen.
Wenn Sie in diese Gebetsgemeinschaft
aufgenommen werden wollen, wenden Sie sich an
das
Kloster St. Trudpert
D-79244 Münstertal/Schwarzwald
0 mein Herr und Heiland, stärke mich in der
Stunde meines Todes durch die starken Waffen
Deiner heiligen Sakramente und durch den
erfrischenden Duft Deiner Tröstungen. Gib,
dass die Worte der Lossprechung über mich
gesprochen werden, das heilige Öl mich
bezeichne und besiegle und Dein eigener
hochheiliger Leib meine Nahrung und Dein Blut
mir Trank sei! Deine Mutter Maria stehe mir
bei, mein Engel spreche Worte des Friedens zu
mir, und meine heiligen Patrone mögen mir
zulächeln, dass ich mit ihnen und durch sie
die Gnade der Beharrlichkeit erlange und
sterbe, wie ich zu leben wünsche, in Deinem
Glauben, in Deiner Kirche, in Deinem Dienst
und in Deiner Liebe.
Amen. Kardinal Newman
Nimm hin, o Herr, meine ganze Freiheit, mein
Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen
Willen, all mein Hab und Gut. Du hast es mir
geschenkt, Dir, Herr, gebe ich es wieder
zurück. Alles ist Dein; verfüge darüber nach
Deinem Willen. Gib mir Deine Liebe und Gnade,
das ist mir genug. Leben und Sterben lege ich
ganz in Deine Hände.
Amen. Hl. Ignatius von Loyola
Herr, mein Gott, schon jetzt nehme ich den
Tod, wie er auch nach Deinem Willen mich
treffen mag, mit all seinen Ängsten, Peinen
und Schmerzen aus Deiner Hand ergeben
und willig an. Hl. Papst Pius X.
Mein Herr und mein Gott,
nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir!
Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir, was mich fördert zu Dir!
Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir!
Amen.
Hl. Bruder Klaus von Flüe
Jesus, Maria, Josef, Euch schenke ich mein
Herz und meine Seele. - Jesus, Maria, Josef,
steht mir bei im letzten Streit. - Jesus,
Maria, Josef, lasst meine Seele mit euch in
Frieden scheiden.
Herr, wie Du willst, so will ich geh'n und wie
Du willst, soll mir gescheh'n, hilf Deinen
Willen nur versteh'n. Herr, wann Du willst,
dann ist es Zeit, und wann Du willst, bin ich
bereit, heut' und in alle Ewigkeit.
Herr, was Du willst, das nehm' ich hin, und
was Du willst, ist mir Gewinn, genug, dass ich
Dein Eigen bin.
Herr, weil Du's willst, drum ist es gut, und
weil Du's willst, drum hab ich Mut, mein Herz
in Deinen Händen ruht. Amen.
sel. P.
Rupert Mayer SJ
Mein Gott, ich glaube alles,
was die heilige katholische Kirche mich zu
glauben lehrt. In diesem Glauben will ich
leben und sterben. Jesus, ich hoffe auf Deine
große Barmherzigkeit. Ich liebe Dich von
ganzem Herzen, und aus Liebe zu Dir bereue ich
alle meine Sünden.
Mein Gott, von ganzem Herzen verzeihe ich
allen, die mich in meinem Leben beleidigt
haben oder mir feindlich gesinnt waren. Von
ganzem Herzen will ich alle um Verzeihung
bitten, die ich je gekränkt oder denen ich
wehgetan habe.
Mein Gott, gib mir die Gnade der Geduld im
Leiden und der Ergebung in Deinen heiligen
Willen. Ich opfere Dir diese Krankheit auf zur
Sühne für meine Sünden und vereinige mich mit
dem bitteren Leiden und Sterben meines Herrn.
Gebet vor dem Bild des
Gekreuzigten
Siehe, o guter und lieber Jesus, vor Deinem
Angesicht werfe ich mich nieder und bitte
Dich, aus tiefster Seele flehend: Präge
meinem Herzen ein den lebendigen Geist des
Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, eine
wahre Reue über meine Sünden und den festen
Willen, mich zu bessern. Mit innigem Mitleid
und tiefem Schmerz schaue ich auf Deine fünf
Wunden und erwäge dabei, was der Prophet David
von Dir, o guter Jesus, geweissagt hat: „Sie
haben meine Hände und meine Füße durchbohrt;
sie haben alle meine Gebeine gezählt." Amen.
Heilige
Maria, bitte für ihn (sie).
Alle heiligen Engel und
Erzengel, bittet
für ihn (sie).
Heiliger Abel,
Alle Chöre der Gerechten,
Heiliger Abraham,
Heiliger Johannes der Täufer,
Heiliger Josef,
Alle heiligen Patriarchen und Propheten,
Heiliger Petrus,
Heiliger Paulus,
Heiliger Andreas,
Heiliger Johannes,
Alle heiligen Apostel und Evangelisten,
Alle heiligen Jünger des Herrn,
Alle heiligen Unschuldigen Kinder,
Heiliger Stephanus,
Heiliger Laurentius,
Alle heiligen Märtyrer,
Heiliger Silvester,
Heiliger Gregorius,
Heiliger Augustinus,
Alle heiligen Bischöfe und Bekenner,
Heiliger Benediktus,
Heiliger Franziskus,
Heiliger Kamillus,
Heiliger Johannes von Gott,
Alle heiligen Mönche und Einsiedler,
Heilige Maria Magdalena,
Heilige Luzia,
Alle heiligen Jungfrauen und Witwen,
Alle Heiligen Gottes,
Sei ihm (ihr)
gnädig,
verschone ihn (sie), o Herr.
Sei ihm (ihr)
gnädig,
erlöse ihn (sie), o Herr.
Von Deinem Zorn,
Von der Gefahr des ewigen Todes,
Von einem bösen Tode,
Von den Strafen der Hölle,
Von allem Übel,
Von der Gewalt des bösen Feindes,
Durch Deine Geburt,
Durch Dein Kreuz und Leiden,
Durch Deinen Tod und Dein Begräbnis,
Durch Deine glorreiche Auferstehung,
Durch Deine wunderbare Himmelfahrt,
Durch die Gnade des Heiligen Geistes, des
Trösters,
Am Tage des Gerichtes,
Wir armen
Sünder, wir
bitten Dich, erhöre uns.
Dass Du ihn (sie) verschonest,
Fahre hin, christliche Seele, aus dieser Welt,
im Namen Gottes, des allmächtigen Vaters, der
dich geschaffen hat, im Namen Jesu Christi,
des Sohnes des lebendigen Gottes, der für dich
gelitten hat, im Namen des Heiligen Geistes,
der über dich ausgegossen worden ist, im Namen
der glorreichen und heiligen Jungfrau und
Gottesgebärerin Maria und ihres erlauchten
Bräutigams, des heiligen Josef, im Namen der
Engel und Erzengel, im Namen der Throne und
Herrschaften, im Namen der Fürsten und
Gewalten, im Namen der Kräfte, der Cherubim
und Seraphim, im Namen der Patriarchen und
Propheten, im Namen der heiligen Apostel und
Evangelisten, im Namen der heiligen Märtyrer
und Bekenner, im Namen der heiligen Mönche und
Einsiedler, im Namen der heiligen Jungfrauen
und aller Heiligen Gottes: Heute noch sei dir
im Frieden deine Stätte bereitet, deine
Wohnung im heiligen Sion. Durch Christus,
unsern Herrn. Amen.
0 barmherziger Gott, o milder Gott, o Gott,
der Du nach der Fülle Deiner Erbarmung die
Sünden der Bußfertigen vergibst und die
ungesühnte Schuld alter Vergehen auslöschst:
blicke gnädig hernieder auf diesen Deinen
Diener (diese Deine Dienerin) N. und erhöre
das Flehen seines (ihres) reumütigen Herzens.
Erneuere in ihm (ihr), gütiger Vater, was
immer durch irdische Gebrechlichkeit oder
durch des Satans Trug verdorben ist und in den
einen Leib Deiner Kirche füge ihn (sie) ein
als Glied, das nunmehr ganz erlöst ist.
Erbarme Dich, o Herr, seiner (ihrer) Seufzer;
erbarme Dich seiner (ihrer) Tränen! Nur auf
Deine Barmherzigkeit setzt er sein (sie ihr)
Vertrauen, so nimm ihn (sie) auf in das
Geheimnis Deiner Versöhnung. Durch Christus,
unsern Herrn. Amen.
Lieber Bruder (liebe Schwester), ich empfehle
dich dem allmächtigen Gott. Ihm, dessen
Geschöpf du bist, vertraue ich dich an. Wenn
du im Sterben die Schuld der Menschennatur
bezahlt hast, kehre heim zu deinem Schöpfer,
der dich aus dem Staub der Erde gebildet hat.
Wenn also deine Seele den Leib verlässt, soll
der strahlende Chor der Engel ihr
entgegeneilen, der richtende Rat der Apostel
soll dir nahen, das triumphierende Heer der
weißgewandeten Märtyrer dir entgegenkommen,
die liliengleiche Schar der lichten Bekenner
dich umgeben, der jubelnden Jungfrauen Reigen
dich empfangen, und die Umarmung seligen
Friedens soll dich umschließen in der
Patriarchen Schoß. Der mildreiche Beistand
der Sterbenden, der heilige Josef, richte dich
auf in großer Hoffnung, und die heilige
Jungfrau und Gottesmutter Maria wende gütig
ihre Augen zu dir.
Mild und festlich erstrahle dir das Antlitz
Jesu Christi, und sein Spruch gewähre dir,
allezeit unter denen zu weilen, die ihn
umgeben.
Vor der ewigen Pein bewahre dich Christus, der
für dich die Pein des Kreuzes erlitten hat.
Vor dem ewigen Tode bewahre dich Christus, der
für dich den Tod erduldet hat. Wohnrecht gebe
dir Christus, der Sohn des Lebendigen Gottes,
auf den allzeit grünenden Auen seines
Paradieses, und zu seinen Schafen rechne dich
der wahre Hirt. Er spreche dich los von all
deinen Sünden, und zu seiner Rechten in seiner
Erwählten Schar gebe sein Spruch dir deinen
Platz. Deinen Erlöser sollst du sehen von
Angesicht zu Angesicht, und allezeit stehend
vor ihm, sollst du mit seligen Augen die
Wahrheit unverhüllt schauen.
Ja, in die Scharen der Seligen aufgenommen,
sollst du der süßen Anschauung Gottes teilhaft
sein von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Wenn der Augenblick des Todes
unmittelbar bevorsteht, spreche man dem
Sterbenden mit deutlicher Stimme diese oder
ähnliche kurze Gebete vor:
Jesus, Dir leb' ich.
Jesus, Dir sterb' ich. Jesus, Dein bin ich im
Leben und im Tod.