Abwehrtraining
gegen Versuchungen
Kommt
dir ein böser Gedanke in den Sinn, so rufe mit Tränen
zum Herrn: »Herr, sei mir Sünder gnädig und verzeihe
mir, Menschenfreund. Herr, vertreibe den Bösen von uns!«
Gott kennt ja die Herzen und weiss die Gedanken, die aus
boshafter Gesinnung entstehen, aber auch jene, die uns
vom bitteren Grimm der Dämonen eingegeben werden. Doch
wisse: je mehr du kämpfst und aushältst im Dienste des
Herrn, desto mehr werden dein Sinn und deine Gedanken
gereinigt. Denn unser Herr Jesus Christus hat gesagt: »Jeden
Zweig an mir, der Frucht bringt, werde ich reinigen,
damit er noch mehr Frucht bringe» [Joh 15,2]. Habe nur
den ernsten Willen, selig zu werden! Denn der Herr liebt
und unterstützt mit seiner Hilfe jene, die sich eifrig
bestreben, das Seelenheil zu erlangen. Vernimm nun ein
Gleichnis in bezug auf die schändlichen Gedanken. Wird
die Traube vom Weinberg gelesen und in die Kelter
geworfen und zertreten, dann gibt sie ihren Wein her,
der in Gefässe geschüttet wird. Und dieser Wein gärt
anfangs so stark, als werde er vom heftigsten Feuer in
einem Kessel gesotten; selbst die besten Gefässe vermögen
die Gewalt nicht zu ertragen, sondern zerspringen wegen
der Hitze. So geht es mit den Gedanken der Menschen,
wenn sie sich von dieser eitlen Welt und ihrer Sorge zu
den himmlischen Dingen erheben. Denn die bösen Geister,
denen dieser Eifer unerträglich ist, verwirren auf
mannigfache Weise den Geist der Menschen, indem sie in
ihm einen düsteren Sturm erregen wollen, damit das Gefäss,
d.h. die Seele, verdirbt und zerreisst, d.h. ungläubig
wird und zweifelt. Der
Syrer Ephräm: Mahnreden
an ägyptische Mönche 10,2-3
über
die Sündenvergebung
Im
Glaubensbekenntnis folgt nach dem Artikel von der Kirche
der vom Nachlass der Sünden. Diesem Sündennachlass
verdankt die Kirche auf Erden ihr Bestehen; dadurch geht
das, was verloren war, aber wiedergefunden wurde, nicht
mehr verloren. Wir besitzen zwar schon das
Gnadengeschenk der Taufe, das ist uns aber als
Heilmittel gegen die Erbsünde verliehen worden, damit
der Makel, den wir uns durch unsere Geburt zugezogen
haben, durch die Wiedergeburt wieder von uns genommen
werde. Dazu nimmt die Taufe auch sämtliche persönlichen
Sünden hinweg, die sie vorfindet und die wir in
Gedanken, Worten und Werken begangen haben. Aber
abgesehen von dieser Gnadeneinrichtung, von der die
Erneuerung des Menschen ihren Anfang nimmt und durch die
jede angeborene und jede später noch hinzugefügte Versündigung
getilgt wird, kann doch auch das ganze übrige Leben vom
Zeitpunkt des Vernunftgebrauches an nicht auf eine
Vergebung der Sünden verzichten, wenn es auch noch so
fruchtbar an Werken der Gerechtigkeit wäre; denn auch
die Kinder GOTTES haben mit dem Tod der Sünde zu kämpfen,
solange sie im sterblichen Leben wandeln. Von diesen
Gerechten mag es mit noch soviel Berechtigung heissen:
»Alle, die vom Geiste Gottes getrieben werden, sind
Kinder Gottes« [Röm
8,14]. Augustinus: Handbüchlein
17,64
Das
Gebot, die Sünde zu hassen
Weil
es auch eine Liebe zu schlechten Dingen gibt, z. B. die
Liebe der Unzüchtigen oder derer, die sich zu Gelderwerb
und Raub zusammentun, oder der Zechgenossen bei Gastmählern
und Trinkgelagen, so sagt der Apostel, in dem
er die Liebe, über die er spricht, von alldem rein hält:
»Das Böse hasset heftig!« [Röm
12,9]
Er sagt nicht: Enthaltet euch!,
sondern: »Hasset!«, und nicht einfach: »Hasset!,
sondern: »Hasset heftig!< Weil es viele Menschen
gibt, die zwar nichts Böses tun, aber doch das Begehren
danach haben, darum sagt der Apostel: »Hasset heftig!«
Denn er will, dass auch unser Inneres rein gehalten
werde und dass wir Feindschaft, Hass und Krieg gegen die
Sünde führen. Meinet nicht, will er sagen, dass mein
Gebot »Liebet einander!« so weit geht, dass ihr auch
mit den Schlechten zusammenarbeiten sollt! Nein, gerade
das Gegenteil gebiete ich: nicht bloss von der bösen
Tat, sondern auch von der Neigung
zum Bösen sich freizuhalten; ja, nicht nur von der
Neigung dazu sich freizuhalten; nein, ihr sollt euch mit
allem Abscheu davon abkehren und es hassen. Doch auch
daran allein ist es nicht genug, sondern der Apostel
will auch die Übung der Tugend haben, indem er sagt: »Haltet
fest am Guten!« Er sagt nicht nur: Tut es!, sondern:
Haltet mit Begeisterung daran fest!
Johannes
Chrysostomus: Homilien
zu Röm 22,2
Die
Zuflucht der Sünder
Seht
zu, dass niemand sage: »Ich habe nicht gesündigt.«
Wer dies sagt, ist blind oder kurzsichtig; er betrügt
sich selbst und erkennt nicht, wie Satan ihn in Reden
und Werken, durch das Gehör, den Tastsinn und die
Gedanken hintergeht. Wer kann sich rühmen, sein Herz
unbefleckt und alle seine Sinne rein zu haben? Niemand
ist sündenlos, niemand rein von Schmutz, durchaus
niemand unter den Menschen ohne Vergehen ausser jenem
allein, der um unsretwillen arm geworden ist, da ER
reich
war. Ohne Sünde ist ER
allein,
der die Sünde der Welt hinwegnimmt, der will, dass alle
Menschen selig werden, der nicht den Tod der Sünder
will: der Menschenfreund, der überaus Mildreiche,
Barmherzige, Gute, die Seelen Liebende, Allmächtige,
der Heiland aller Menschen, der Vater der Waisen und
Schiedsrichter der Witwen, der Gott der Büssenden, der
Arzt der Seelen und Leiber, die Hoffnung der
Hoffnungslosen, der Hafen der von Stürmen
Umhergetriebenen, die Hilfe der Hilflosen, der Weg des
Lebens, der alle zur Busse ruft und niemand zurückstösst,
der sich bekehrt. Zu ihm wollen auch wir unsere Zuflucht
nehmen, denn alle Sünder, die zu ihm flüchteten,
erlangten ihr Seelenheil. Auch wir, meine Brüder, dürfen
also nicht an unserem Heil verzweifeln. Haben wir gesündigt:
nun, so bekehren wir uns! Haben wir uns tausendmal versündigt,
dann bekehren wir uns tausendmal! Über jedes gute Werk
freut sich Gott, doch besonders über eine büssende
Seele. Zu dieser neigt ER
sich
herab und nimmt sie mit eigenen Händen auf und ruft sie
ermunternd zu sich, indem ER
spricht:
»Kommet alle zu mir, die ihr mit irgendeiner Last
beladen seid; denn ich werfe den, der zu mir kommt,
nicht hinaus! Kommet zu mir, alle ihr Leidenden und
Belasteten: ICH werde euch erquicken in jener Stadt
oben, wo alle meine Heiligen in grosser Freude ruhen!«
Der
Syrer Ephram: Über
die 2. Ankunft unseres Herrn 24-25
Das
Gottesreich steht allen offen
Der
reiche Jüngling fragte nach dem Eingang ins ewige Leben (Mt
19, 16f). Jesus sagte, dass es schwer sei für den Reichen,
ins Himmelreich einzugehen. Darnach ist ewiges Leben
Himmelreich. Für die Vollendungszeit wird das
Leben
der Hölle gegenübergestellt. In Mt 18,8f ist der Weg
genannt, der zum Leben führt; Mt 7,14 spricht vom Erben
des ewigen Lebens und Mt 19,29 + 25,46 (Mk
10,17, Lk 10,25 + 18,18) handeln davon, dass die Gerechten
nach dem Weltgericht ins
ewige Leben eingehen, die andern jedoch ins ewige Verderben. Das Leben der
Vollendung ist durch die Gottesschau ausgezeichnet: Den
Herzensreinen wird verheissen, dass sie Gott schauen
werden (Mt
5, 8). So wie die Engel das Antlitz des
Vaters
schauen (Mt
18,10), wird diese beglückende Wahrnehmung GOTTES
denen verheissen, die sich in ihrer Reinheit als echte
Gotteskinder zeigen.— Der himmlische Vater schenkt
den
bittenden Kindern seine guten Gaben (Mt 7,11;
Lk 11,13). Er kennt zwar ihre Bedürfnisse (Mt 6,8f),
aber ER hört doch auf ihre Bitten (Joh 15,16;
16,23). Nach seinem Willen soll niemand verloren
gehen (Mt 18,14). Auch wenn es kein Mensch sieht,
der Vater hat stets seine Kinder im Auge, sorgt für
sie, lässt sie in seiner Hut geborgen sein (Mt
6,26f, 10,29f), und lohnt ihnen ihr Gutes (Mt
6,1f). ER ist der eine himmlische Vater (Mt 23,9),
dessen Vollkommenheit für seine
Kinder vorbildlich ist (Mt 5,48). In Jesus ist
schon auf Erden die Gottesschau gegeben:
«Alles Fleisch wird das Heil GOTTES schauen» (Lk
3,6 — Jes 40,5). So ist vom Sehen des Gottesreiches (Joh 3,3) die Rede. Die Voraussetzung dafür ist
das helle Licht, das die Erlösung vermittelt. Mit
alttestamentlichen Worten wird dieses Licht, das der
Messias dem in Dunkelheit und Todesschatten sitzenden
Volke bringt, begrüsst (Jes 9,1 Mt 4,16, Lk 1,79).
Dementsprechend sind die Jünger des Herrn Träger und
Verbreiter dieses messianischen Lichtes (Mt 5,14 16,
Lk 8,16), und als Kinder
des
Lichtes (Lk
16,8) haben sie die Aufgabe, das Gottesgeschenk der
Lichtnatur zu bewahren. Für die Vollendung wird den
Gerechten verheissen, dass sie
wie
die Sonne im Reiche ihres Vaters leuchten werden (Mt
13,43). Das ist die Teilnahme an der Herrlichkeit,
die für das Reich der Vollendung und seinen König
charakteristisch ist (Mt 16,27, 19,28, 25,31).
Diese Herrlichkeit ist gleichzeitig ein Segen. Das zeigt
die Anrede des Weltenrichters an jene, denen die
Erbschaft des Reiches zufällt (Mt 25,34): Kommt,
ihr Gesegneten meines Vaters.» Im Schlusssatz des
Gleichnisses vom Hochzeitsmahl (Mt 22,14) ist die
Rede von vielen Berufenen, aber nur wenigen
Auserwählten. Der universale Heilswille GOTTES wird
also durch die menschliche Schuld eingeschränkt (Mt
11,25f). Jesus fordert darum (Lk 13,24):
«Kämpfet
darum, durch die enge Pforte einzugehen; denn viele
werden es versuchen und werden es nicht vermögen.»
Die Todsünde
Die vielen Todsünden schreien zum Himmel. GOTT
habe Schwester Faustine Kowalska die Folgen
der schweren Sünde gezeigt. Wo findet man
darüber Näheres?
Die Selige schreibt in ihrem Kleinen
Tagebuch: «Heute wurde ich von einem Engel
in den Abgrund der Hölle geführt. Das ist ein
Ort grosser Qualen. Furchtbar weit ist seine
Ausdehnung. Ich habe dort verschiedene Arten
von Leiden gesehen:
u |
Der Verlust von GOTT. |
u |
Die ewigen Vorwürfe des Gewissens.
|
u |
Dass das Schicksal der Verdammten sich
niemals ändern wird. |
u |
Das ist das Feuer, das durch den Zorn
GOTTES angefacht ist, das in der Seele
brennt, ohne sie zu zerstören. |
u |
Das ist die ständige Finsternis, ein
grauenvoller, erstickender Gestank.
and trotz der Finsternis sehen sich
die Dämonen und die verdammten Seelen
gegenseitig, und sie sehen alles Böse
von den andern und von sich selbst. |
u |
Endlos die Gesellschaft des Teufels
ertragen. |
u |
Eine furchtbare Verzweiflung, der Hass
auf GOTT, die Flüche, die Beleidigung
alles Heiligen. |
Jeder Sünder soll wissen, dass er in alle
Ewigkeit gemartert wird durch die Sinne, die
er zur Versündigung ins Werk setzte. Ich
schreibe das auf Anordnung GOTTES, damit keine
Seele sich damit entschuldigen kann, dass es
keine Hölle gibt oder niemand hineinkommt und
dass sie nicht wüsste, wie sie beschaffen ist.
Ich, Schwester Faustine, bin auf Befehl GOTTES
eingedrungen in diese Abgründe, um davon zu
den Seelen zu sprechen und um zu bezeugen,
dass es die Hölle gibt... Etwas habe ich
bemerkt, nämlich dass dort viele Seelen sind,
die bezweifelten, dass die Hölle existiert...
Darum bete ich noch inständiger für das Heil
der Seelen. Ohne Unterlass rufe ich die
göttliche Barmherzigkeit für sie an.
«0
mein JESUS, ich ziehe es vor, bis ans Ende der
Welt in den grössten Qualen dahinzusiechen,
als Dich durch die kleinste Sünde zu
beleidigen»
Dieses persönliche Zeugnis der Heiligen
verdient umso mehr Beachtung als es in keiner
Weise den Lehren der Kirche widerspricht: «Die
Lehre der Kirche sagt, dass es eine Hölle gibt
und dass sie ewig dauere. In Todsünde sterben,
ohne diese bereut zu haben und ohne die
barmherzige Liebe GOTTES anzunehmen, bedeutet,
durch eigenen freien Entschluss für immer von
Ihm getrennt bleiben»
(Katechismus, 1035, 1033).
Diese Tatsache lädt uns ein, darüber
nachzudenken, wie schwerwiegend die Todsünde
ist. Man nennt «eine Todsünde einen Akt, durch
den ein Mensch aus freiem Willen und in klarer
Einsicht Gott ablehnt, sein Gesetz, den Bund
mit seiner Liebe, den Gott ihm anbietet und es
vorzieht, sich gegen sich selbst zu wenden,
gegen irgendwelche geschaffenen und zeitlichen
Dinge, was dem Willen Gottes entgegen ist»
(Enzyklika Veritatis Splendor, 1993).
Das geschieht bei Ungehorsam den Geboten
GOTTES gegenüber in schweren Fallen:
Götzendienst, Glaubensabfall, Gotteslästerung,
Abtreibung, Euthanasie, Geburtenverhütung,
Ehebruch usw.
Wer sein Leben retten will, wird es verlieren
(Mk 8,35)
Der
Verlust dieses Lebens ist ja nur der Verlust des Leibes,
nicht der Seele, da ein Mensch die Seele nicht töten
kann. «Fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib in
der Hölle verderben kann (Mt
10,28, Lk 12,4f). Der Leib wird in der
Auferstehung wieder zum Leben, und zwar zu einem höheren
Leben zurückgerufen (Mt 22,23, Lk 14,14, Joh
5,21f + 6,39f +11,24), wofür die
Auferstehung Jesu selbst das grundlegende Beispiel ist.
Diese leibliche Auferstehung ist ein integrierender
Bestandteil des ewigen Lebens der Vollendung. Es wird
nur selten davon gesprochen, dass die Seele nach dem
irdischen Tode in einem höheren Leben weit erlebt. Nur
beim reumütigen Schächer: Heute wirst du mit
mir
im Paradiese sein
(Lk
23,43),
in der Mahnung, sich mit dem ungerechten Mammon Freunde
zu machen
(Lk
16,9),
und im Gleichnis vom armen Lazarus, der gleich nach
seinem Tode in Abrahams Schoss getragen wird
(Lk
16,22),
ist es vorausgesetzt. Weil die Seele die Trägerin des
eigentlichen Lebens ist, kann das gleiche Wort sowohl im
Sinne des Lebens als
der Seele gebraucht sein. Zum Volleben auch des Jenseits
gehört aber ganz im Gegensatz zur griechischen Ansicht
vom Leib als dem Gefängnis der Seele— die verklärte
Leiblichkeit. Denn was nützt es dem Menschen, die ganze
Welt zu gewinnen und gestraft zu werden an seinem
Leben.
Z/Ewig
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