Band 5
Seite 1
Seite 2
Seite 3
Seite 4
492 Brief Barbara vom 11. Dezember 1901
an den Beichtvater der Karmelitinnen in
Würzburg:
„Im Auftrage jener inneren Stimme, die
in mir spricht, erlaube ich mir noch einmal, Ihnen zu
schreiben. Als ich Ihnen die vorige Woche einen Brief
schrieb, wußte ich noch nichts davon, daß Herr Prof. N.
aus N. jetzt offen und frei in einer Zeitschrift in die
Welt hinausschreibt (wie voriges Jahr Prof. S. aus M.,
jetzt lutherischer Prediger), und daß dieser früher so
beliebte und gelehrte Mann, wie er mir von Priestern
schon geschildert wurde, sich so weit vergessen werde,
daß er gegen seinen Glauben in solcher Weise auftreten
werde. Ich frage Sie: Wer ist es nun, der mich armes,
elendes Weibsbild, wie sich ja auch gar oft die heilige
Theresia nennt, ermahnt, Ihnen zu schreiben? Ist es der
Teufel, dann stellt sich der Pferdefuß bald heraus. Ist
es mein Geist, dann müßte ich ein großer Tor sein, wenn
ich mir einbilden wollte, mich mit Gelehrten
herumzudisputieren.
Da ich nun aber fest überzeugt bin, daß
es Gott ist, so scheue ich weder Leiden noch Opfer. In
der Neujahrsnacht 1901 wollte ich mit anderen die
heilige Messe besuchen, die hier in der Ewigen Anbetung
gehalten wurde. Wir beteten den Rosenkranz, als mir
plötzlich eine halbe Stunde vor Mitternacht der Geist
entrückt wurde. Ich ward inne, welchen Kampf die
heilige, katholische Kirche im Jahre 1901 zu bestehen
habe, und zwar sah ich diesen Kampf im Innern der Kirche
am meisten wüten; denn die ganze Welt war wie in einen
Kriegsschauplatz umgewandelt. Zwischen Himmel und Erde
schwebte die liebe Mutter Gottes und hatte ein Kind in
Ihren weiten, blauen Mantel eingehüllt, dessen Köpfchen
Sie sorgfältig zu schützen suchte. Über Ihrem Haupt war
der heilige Erzengel Michael mit einem Schwert, das er
wie zum Dreinschlagen in der Luft schwenkte. Es wurde
mir zugleich gesagt, was dies Gesicht bedeute:
Der Kriegsschauplatz sei der Kampf, den
die heilige, katholische Kirche in ihrem eigenen Lager
durchzukämpfen habe. Das kleine Kind, das die liebe
Mutter Gottes berge, bedeute die winzig kleine Zahl der
wahren Katholiken, und diese, weil Verehrer Mariens,
würden gerettet nur unter Ihrem Schutz. Wer von uns
wollte jetzt leugnen, daß dieses Gesicht nicht in
Erfüllung ging und sich täglich mehr erfüllt. Gleich
darauf, ich meine, es war im Februar, verbreiteten sich
hier in Mainz Bücher von Prof. S. mit dem Titel: „Mein
Austritt aus der katholischen Kirche.“ Dann die
Schriften von Graßmann und jetzt, mein Gott, N.N. in
meiner geliebten heimatlichen Diözese.
Ich bitte, Ehrw. Herr, nochmals, dafür
zu sorgen, daß wir, die wir noch an eine Gemeinschaft
der Heiligen glauben, so viel an uns liegt den Willen
des Herrn zu erfüllen, der wünscht, daß das kleine
Häuflein sich zusammenschare zu einer Gebetsvereinigung.
Er will die öftere Kommunion, und daß der jungfräuliche
Stand mehr geadelt und gehoben werde. Nun weiß ich aber,
daß Sie sich auf meine Herren Vorgesetzten berufen; denn
diese haben die Sache zu prüfen, was ja auch geschehen
ist. Was sagt aber das Leben der heiligen Theresia?
Wurde sie nicht am allerschrecklichsten gepeinigt von
ihren geistlichen Vorgesetzten? Sagt sie nicht im 25. H.
St., sie fürchte sich nicht so sehr vor allen Teufeln
der Hölle als vor denen, die den Teufel zu viel
fürchten, besonders ihre Beichtväter?
Meine geistlichen Vorgesetzten berufen
sich allerdings auf die allgemeine Regel, daß, wenn Gott
einem Menschen eine göttliche Sendung anvertraue, Er
dies auch bestätige durch Wunder. Nun kann ich aber
freilich keine Wunder nachweisen als die, daß der Herr
bereits alles, was Er mich vorherschauen, auch in
Erfüllung gehen ließ. Ich bin eine ganz ungelehrte
Person, ohne jegliches Ansehen. Darum glaubt man mir
nicht. Aber dies ist für mich keine Entschuldigung. Ich
habe zu tun, was der Herr mir befiehlt, ob es geglaubt
oder verworfen wird.
Heute sagte Er mir, ich solle Ihnen
schreiben, wie Er mir diktiere. O so bitte ich im Namen
und im Auftrage meines gebenedeiten Jesus, für den ich
in den Tod zu gehen bereit bin, setzen Sie doch alles
ein, daß die liebe Mutter Gottes Ihre geliebte Stadt, in
der Sie bisher so hoch verehrt wurde, unter Ihrem
schützenden Mantel berge. Nein, liebe Mutter, nein, ein
Aufschrei Deiner Frankenkinder soll an Dein Ohr dringen,
erhalte den wahren katholischen Glauben Deinen treuen
Kindern, den Glauben, daß die römischkatholische Kirche
die wahre von Deinem Sohn gestiftete Kirche und der
Papst der wahre Stellvertreter Deines Sohnes und Du
unsere Mutter bist. Mit Tränen schreibe ich diese
Zeilen; denn wenn ich bedenke, wieviel Unheil durch
einen einzigen abgefallenen Priester schon angerichtet
worden ist, wie soll man da zittern, wenn man bedenkt,
daß der Keim zum Abfall in so viele Priester
hineingetragen wurde, wie dies durch diesen
bedauernswerten Professor geschehen sein muß.
Wer zittert jetzt nicht, noch unter der
Kanzel zu stehen, wenn das Wort Gottes verkündigt wird?
Vor zwei Jahren hielt Herr Prof. N. in A. Vorträge für
die Männer. Mein Bruder befand sich auch unter seinen
Zuhörern. Er sagte mir später: „Die Männer, tausend an
der Zahl, waren alle hingerissen von den schönen
Vorträgen, bis er in der letzten Predigt gesagt:
Katholiken und Protestanten müßten sich zusammen
vereinigen. Die Katholiken müßten den Protestanten
nachgeben usw. Da seien alle katholischen Männer
kopfschüttelnd davongegangen und auf dem Heimweg hätte
einer den anderen gefragt: ,Was meint der Prediger?
Sollen wir protestantisch werden?’
Und jetzt, wo eine Zeitung das ganze
Priestertum auffordert, wie in seiner von ihm geleiteten
Zeitung steht, die letzte Woche erschien, zum Abfall vom
Ultramontanismus und Jesuitismus, schreibt er auch noch:
‚Die besten Kräfte unter den Gelehrten hielten es mit
ihnen.‘
Verzeiht mir, ihr Priester, daß ich kühn
sage: Ich mißtraue alle jenen, die so viel kritisieren
über solche, die an Wunder glauben und nach dem inneren
Leben streben; denn es zeugt von Weltgeist. Am Sonntag
hörte ich in einer Predigt: Die Welt müsse zu Christus
zurückgeführt werden, aber die Gefühlsreligion müsse
wegfallen und die Verstandesreligion. Ich denke, der
Hochw. Herr meint unter ersteren, daß sich niemand so in
das Glaubensleben hineinlebt, daß dieses dem Gefühl sich
mitteilt, wie dies der Fall ist beim Gebet und wie es
sich bei mir öfters einstellte, daß es nach außen
bemerkt wurde. Ich frage nun: Was meint der Herr, wenn
Er sagt: ,Du sollst Gott lieben aus deinem ganzen Herzen
und Gemüte?’ War es nicht auch Gefühlsreligion, wenn der
heilige Paulus von sich sagt: ,Ich trage die Wundmale
Christi an meinem Leibe’, und der heilige Franziskus,
wenn er tagelang weinte über das Leiden Christi?
Im Namen Jesu, der mir sagt, Ihnen dies
zu schreiben, bitte ich Sie, doch alles daranzusetzen,
daß doch diejenigen noch befestigt werden im Glauben,
die jetzt noch treu zur Kirche stehen. In jeder
Bierschenke und auf den Straßen kann man hören: ,Es gibt
keinen Gott!’ Soll nun der gute Christ schweigen? Zeigt
er nicht dadurch, daß er auch glaubt, es gebe wirklich
keinen Gott? Ihr Priester! Schämt euch nicht, das Volk
aufzufordern durch euer Beispiel zum Gebet, zur Buße,
zur Rückkehr vom Weltgeist, zur innigen Gottesliebe!
Und nun, mein teurer Jesus, lege ich
diese Zeilen in Deine heilige Seitenwunde, ehe ich sie
weitergelangen lasse. Erleuchte diejenigen, an die sie
sollen gerichtet sein, wie Du mir angabst. Bewirke, daß
sie Deinem Namen Ehre machen und sich bewähren in
Geduld. Ich aber will weiter dulden unter Widersprüchen,
Leiden und Verfolgungen, bis es dem Herrn gefällt, mir
die Geheimnisse, die ich in Seinem Licht erkenne,
umzuwandeln in Seinen ewigen Besitz. Dies hoffe ich!
Hochachtungsvollst!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
493 Am 12. Dezember 1901
„Im Gegenteil, es ist nur die
Menschenfurcht, die sie antreibt, es zu bekämpfen, damit
die Welt nicht sagt, sie hielten es mit einfältigen,
dummen Personen.“
Barbara: Am
Donnerstag, dem 12. Dezember, als wir die heilige Stunde
hielten, kam Jesus schon bei der zweiten Strophe. Ich
sah Ihn zwischen uns dreien und Er war so lieb und so
vertraut und doch so betrübt und so schmerzlich, daß ich
es gar nicht beschreiben kann. Er sah gegen Rom, so
wurde es mir eingeprägt, nach dem Heiligen Vater. In der
letzten Strophe hat Er uns den Segen gegeben und das
Kreuz über uns gemacht. Er sprach nichts, aber Er sprach
doch mehr, als wenn Er viel geredet hätte.
Bei all dem, was mir eingedrückt worden
ist, habe ich erkannt, daß viel Segen dadurch über die
Welt kommt, weil es viele so machen wie wir,
Donnerstagabends, und daß, wenn alle gläubigen Christen
mit Hintansetzung aller Menschenfurcht und zeitlichem
Vorteil es so machten wie meine Schwägerin, jetzt noch
viele, viele Strafgerichte könnten abgehalten werden,
obwohl es so steht, daß man nicht mehr darum beten kann.
Aber an dem Tun und Lassen unserer Gäste könnte man es
erkennen, wie solches entschiedene Auftreten wirken
würde in einer Stadt und in der ganzen Kirche, wenn die
Priester mit dem gläubigen Volk so zusammen das
tiefreligiöse Leben beförderten statt zu bekämpfen und
mit gutem Beispiel vorausgingen, einerlei ob die Welt
spottet oder nicht, ob die Wut der Feinde tobt oder
nicht.
Diejenigen von unseren Gästen, die das
Gebet und den Gesang nicht ertragen können, entfernen
sich so schnell wie möglich am Donnerstagabend. Ganz
still und verblüfft gehen sie weg, ohne Spott, ohne
irgend etwas zu tun, woran man merken kann, daß es ihnen
zuwider ist. Andere dagegen, die schon mehr von dem
Guten in sich aufgenommen, bleiben bis elf Uhr und
erbauen sich, wie man aus ihren Redensarten hören kann,
die sie bei Tisch wechseln, indem sie sagen: ,Gestern
habt ihr aber wieder schön gesungen.’ Und doch ist unser
Geschäft im ganzen Viertel eines der beliebtesten und
gesuchtesten, so daß an den folgenden Tagen die
Wirtschaft wieder besucht ist wie früher.
Jesus: „Damit
will Ich der ganzen Welt zeigen, was an dem Bekenntnis
des Glaubens gelegen wäre mit Hintansetzung der
Menschenfurcht und des Gespöttes der Feinde, und
andererseits habe Ich durch die Niederlage der
Katholiken bei der Wahl gezeigt, was die geistliche
Behörde in der Stadt fertigbringt, daß sie so
entschieden dagegen kämpft, statt es zu befördern, wie
sie es hier tun, ohne daß ein Geistlicher mit gutem
Gewissen sagen kann, daß an der Familie etwas zu tadeln
ist. Im Gegenteil, es ist nur die Menschenfurcht, die
sie antreibt, es zu bekämpfen, damit die Welt nicht
sagt, sie hielten es mit einfältigen, dummen Personen.
Die Feinde haben ihnen darauf die
Antwort gegeben, was sie von ihrem Liebäugeln hielten,
indem sie sie links sitzen ließen und hinausschoben und
tun, was sie wollen. Deshalb will Ich, daß es in der
ganzen Welt bekannt wird, damit sie zur Einsicht
kommen.“
Barbara: Daß
es der liebe Heiland sein muß, der mit mir redet,
erkenne ich daran, daß Er Seine Wirkungen in mir
zurückgelassen, daß ich heute den ganzen Tag nichts
wünsche, als vor Seinem Richterstuhl zu erscheinen, ohne
daß ich die geringste Furcht in mir verspürte. Das kann
mein Geist nicht sein; denn ich bin immer sehr furchtsam
und ängstige mich und meine oft, ich hätte doch von all
dem nichts. Diese Wirkung kann kein Mensch einem geben,
auch kein Priester.
Der Herr sagte noch, nicht eher würde es
anders, auch wenn sie zu ihrem Schaden es durchfechten
müßten, Er ließe nicht eher ab, sie zu geißeln, bis sie
umkehrten und sagten: ‚Ja, es ist so, wir wollen
bekennen, daß Du es bist und einschlagen den Weg des
lebendigen Glaubens, der Buße und Sühne.‘ Diejenigen
aber, die das nicht tun, werden mit dem Unglauben mit
fortgerissen werden und ewig zugrunde gehen. Sie müssen
umkehren; auch diejenigen, die jetzt noch gut sind und
das Wort Gottes verkünden, wie es recht ist. Solange sie
sich aber nicht so viel demütigen können, daß sie sich
sagen können: ‚Ich muß umkehren, es ist so, wie der Herr
angibt durch diese, Seine Dienerin‘, so lange sind sie
der Gefahr ausgesetzt, daß sie von dem Unglauben der
anderen ergriffen werden, weil unter den Priestern es so
viele abgefallene gibt wie noch zu keiner Zeit, solange
die Kirche besteht. Deshalb wäre keiner sicher, auch
wenn er sich noch so fest dünkt und meint, er könne es
in sich selber ausfechten und nach Heiligkeit streben
und sich befestigen.
Jesus: „Das
hast du erfahren an dem Priester Schieler, als Ich ihn
das letzte Mal warnen ließ durch dich. Er ließ dir
sagen: ‚Sie soll mich in Ruhe lassen, ich weiß, was ich
zu tun habe; denn ich strebe selbst nach Heiligkeit und
Vollkommenheit und will mich recht bemühen, ein Heiliger
zu werden.‘ Also hat er doch in seinem Sinn den festen
Entschluß gefaßt, nie abzuweichen von den Geboten
Gottes, und er ist doch gefallen. Was aus ihm geworden
ist, weiß jeder.“
Barbara:
Einen Beweis, wie wahr die Worte des Herrn sind, gab mir
eben die Schwägerin. Mehrere Arbeiter unterhielten sich
miteinander, daß es keinen Gott gebe. Das könne man aus
den Fragen der Apostel sehen, daß auch sie nichts
geglaubt. Die Schwägerin legte es ihnen auseinander und
sagte endlich: „Sie dauern mich, weil Sie hier arm sind
und dort auch nichts haben.“
„Wieso?“ sagten sie. „Ja, jeder wird
behandelt, wie er es haben will. Wenn Sie hier nicht
sich bestreben wollen, um in den Himmel zu kommen, so
kommen Sie auch nicht hinein; denn in den Himmel kommt
nur, wer will. Wenn Sie auch noch so arm gewesen sind,
so hilft das nichts; denn Gott hat uns den freien Willen
gegeben.“ Nachsinnend gingen sie fort. Einer kam
nochmals zurück, gab der Schwägerin die Hand und sagte:
„Beten Sie ein Vaterunser für meine Bekehrung.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
494 Am 14. Dezember 1901
Barbara:
Gestern abend kam ein Ehepaar, das mittags getraut
worden war, in unsere Wirtschaft, um den Kollegen des
Mannes etwas zum Besten zu geben. Ich wußte nichts
davon. Ich bekam auf einmal furchtbare Schmerzen und
große Beängstigungen, daß ich mich fürchtete. Ich bekam
Hitze und Fieber. Es war mir, wie wenn etwas nicht recht
wäre. Das dauerte drei Stunden, daß es mir zum Sterben
war. Gegen elf Uhr kam meine Nichte und fragte, warum
ich so jammere. Ich sagte: „Bleibe da, denn ich spüre,
daß der böse Feind da ist.“ Auf einmal sah ich ihn, er
kam auf mich los, um mich zu erwürgen. Ich schrie um
Hilfe. Die zwei Mädchen kamen herbei und steckten
geweihtes Wachs an, sprengten Weihwasser und
Lourdeswasser. Er saß auf meinem Bett, ganz schwarz und
fürchterlich anzusehen, seinen feuerroten Rachen gegen
mich streckend. Ich war am Ersticken und ganz blau. Anna
betete laut: „Seht hier das Kreuz des Herrn, fliehet ihr
feindlichen Mächte, denn es hat gesiegt der Löwe vom
Stamme Juda, die Wurzel Davids!“ Damit floh er und
gleichzeitig entfernte sich das Ehepaar.
Inhaltsverzeichnis Band 5
495 Am 17. Dezember 1901
„Meine Liebe ist so unendlich groß, daß
es Mir jedesmal weh tut, wenn eine treue Seele, die Mich
liebt, Mich um etwas bittet, was Meine Gerechtigkeit
nicht erfüllen kann.“
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion bat ich den Herrn für die zwei
verstorbenen Brüder eines Liebesbundmitgliedes und
stellte es Ihm anheim, ob er dieser Seele einen Trost
geben wolle.
Jesus: „Sage
der Schwester, im Hinblick auf die Verdienste aller
Liebesbundmitglieder will Ich ihr den ersten Bruder (der
schon länger gestorben ist) bis Weihnachten schenken,
aber sie soll Mich jetzt in Ruhe lassen mit dem anderen
Bruder. Meine Liebe ist so unendlich groß, daß es Mir
jedesmal weh tut, wenn eine treue Seele, die Mich liebt,
Mich um etwas bittet, was Meine Gerechtigkeit nicht
erfüllen kann. Dann muß Ich Meiner Liebe große Gewalt
antun, weil Ich das nicht genehmigen kann. Sie soll
nicht glauben, daß die Seelen im Fegefeuer gar so
unglücklich sind. Ihr Bruder hat doch manchen Trost,
wenn Ich ihn ihr auch jetzt noch nicht schenken kann.
Wenn die Seele eingegangen und noch so sehr gepeinigt
wird, hat sie doch den Trost, daß sie einmal befreit
wird. Auch hat sie Mich einmal geschaut, und das ist ein
großer Trost für all die Peinen im Fegefeuer, daß die
Seele weiß, daß sie Mich wieder schauen kann. Deshalb
fühlt sie sich nicht unglücklich.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
496 Am 20. Dezember 1901
„Im Glauben beruht die ganze Religion
und das ganze Gebäude der Vollkommenheit.“
Barbara: Eine
Seele hatte mir geschrieben, wie sehr sie fürchte, daß
ihre Schwester, die ohne Sakramente starb,
verlorengegangen sei. Der Herr sagte:
Jesus: „Diese
Seele ist nicht verdammt. Du kannst ihrer Schwester
schreiben, und sie kann es auch ihren Eltern zu wissen
tun, daß um ihres vielen Gebetes willen sie gerettet
worden sei. Aber es ist mit ihr, wie Ich dir von der
Schwester von N. gesagt habe. Sie ist in so
schrecklicher Pein, daß sie glaubt, in der Hölle zu
sein, wiewohl sie das Bewußtsein hat, daß sie nicht in
der Hölle ist.
Zwar kommen die Almosen und die guten
Werke, die sie tun, ihrer Schwester nicht zugute, aber
sie sollen sie trotzdem fortsetzen, wie wenn sie ihr
geraden Weges zugewendet werden könnten. Weil sie sich
allen Warnungen ihrer Angehörigen entzogen und auf ihren
Mutwillen darauf losgesündigt, deshalb wird sie jetzt
auch verschmäht und wird ihr nichts zugewendet, so daß
sie ohne Trost und Erleichterung leiden muß. Sie dagegen
sollen beten und opfern für die Seelen, die der Erlösung
am nächsten stehen und Mich im Heiligsten Sakrament und
Meine liebe Mutter am meisten verehrt haben. Diese
Seelen können dann ihren Wohltätern zu Hilfe kommen und
bitten Mich, Ich möge denselben doch Gutes erweisen,
weil sie durch eben diese ihre Wohltäter schneller
befördert wurden. Und um dieser Armen Seelen willen, die
Mich verherrlichen, kann Ich die Wohltäter trösten und
dieser Seele auch Trost zukommen lassen.“
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion fragte ich den Herrn, durch
Widersprüche beängstigt:
„Woran soll ich es denn erkennen, ob
eine Offenbarung von Dir ist oder von meinem Geist?“
Jesus: „Das
mußt du an deinem Glauben erkennen. Wenn du glaubst, daß
Ich es bin, dann bin Ich es auch. Im Glauben beruht die
ganze Religion und das ganze Gebäude der Vollkommenheit.
Hätten die heiligen Patriarchen und Propheten nicht
geglaubt, daß ihnen der Erlöser am Ausgang des
Paradieses versprochen wurde, so hätte sich dieser
Glaube nicht fortgesetzt bis auf Maria, Meine heilige
Mutter. Auch sie hätte dann nicht geglaubt, daß sie
Mutter Gottes werden sollte; denn der Glaube an die
Erlösung wäre ja verloren gewesen, und niemals hätte Ich
die Welt erlösen können ohne Glauben, weil Ich ohne eine
jungfräuliche Mutter nicht hätte in die Welt
hereinsteigen wollen als Mensch, und weil die liebe
Mutter Gottes nie geglaubt hätte, ohne Sich zu stützen
auf den Glauben der Altväter und Propheten.
So wird jede Seele und auch du, wenn du
vor Mein Gericht kommst, es nicht bereuen, daß du
geglaubt hast, so wenig wie Meine heilige Mutter; denn
solltest du dich getäuscht haben, dann müßte Ich Mich ja
schämen. Deine Vorgesetzten werden aber auch am Jüngsten
Gericht sehen, wie viel sie verloren haben, daß sie
nicht geglaubt haben.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
497 Heilige Stunde am 19. Dezember 1901
Jesus: „Es
steht viel schlimmer in Würzburg, als man glaubt. Man
soll sich nicht so leicht beruhigen. Ich will, daß du
den Brief umschreibst und die Namen ausläßt; denn der
Inhalt ist von Mir.“
Barbara: Ich
sah Jesus, wie Er gegen Würzburg sah. Er sah ernst und
traurig aus.
Inhaltsverzeichnis Band 5
498 Am 22. Dezember 1901
Barbara: Wir
wurden gestern erst gegen elf Uhr nachts fertig mit der
Arbeit, jedoch versammelten wir uns noch, alle vier
Mädchen und ich, zum Abendgebet. Plötzlich sprang die
Katze vom Fenster herein, Mariechen auf die Schulter.
Diese fing an zu lachen und die anderen mit. Obwohl ich
ihnen ernst zuredete, konnten sie sich nicht fassen. Ich
wandte mich innerlich an den lieben Heiland und
plötzlich erhielt ich ein helles Licht. In demselben sah
ich Jesus in den vier Herzen der Mädchen, wie Er Sich in
denselben so wohl und behaglich fühlte, daß Er darin zu
schwimmen schien vor Lust. Er stand aufrecht voll Freude
in allen Herzen. Ebenso sah ich Ihn auch in meinem
Herzen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
499 Weihnachtsfest am 25. Dezember 1901
„Meine Kirche ist nicht mehr die reine,
makellose Braut. Sie ist verunstaltet, verletzt,
verunglimpft in ihren Kindern. Beugt den Nacken unter
die Zuchtrute.“
Wir sangen zusammen Krippenlieder, als
Barbara plötzlich in Ekstase kam, die Hände voll
Begierde nach oben ausbreitete und dann, die Arme
beschwert durch die süße Last des Jesuskindes, senkte,
Das sie lange Zeit in Wonne schaukelte und Es uns dann
der Reihe nach schenkte, das heißt auf die Arme legte.
Dann zeigte Sich das Jesuskind als holdes Knäblein und
brachte Barbara ein Rütlein. Sodann kam Es als Knabe und
brachte ein Kreuzlein, endlich kam Jesus als Erwachsener
mit einem schweren Kreuz und lud uns ein, wir sollten es
Ihm tragen helfen.
Barbara: Er
zeigte mir die vielen Menschen, die verlorengehen und
wie groß Sein Schmerz darüber ist. Er zeigte mir auch
die unendliche Schönheit einer Seele im Stand der Gnade
im Ursprung, wie wir erschaffen sind in der heiligen
Taufe. Sie war durchsichtig wie Kristall, hell wie die
Sonne, ein Kleid wie Mull und doch nicht wie Mull, von
Glas und doch nicht von Glas, schöner als alles, was in
der Welt schön heißt und ist, nicht zu beschreiben. Alle
Schönheit ist darin vereinigt. Jesus sprach vieles, wir
behielten aber nur Bruchstücke:
Jesus: „Laßt
euch nicht beirren, Ich werde mit euch sein. Ich werde
euch begleiten. Geht hin, wo die Welt nicht hingeht.
Keines von den Liebesbundmitgliedern soll sagen: ,Ach,
das ist ja ein unschuldiges Vergnügen, andere tun es
auch, die Kirche erlaubt es ihren Kindern.’ Die
Liebesbundmitglieder sollen sich unter das Kreuz stellen
und auf solche Vergnügen verzichten. Übt statt dessen
Werke der Gottes- und Nächstenliebe, wie Ich sie euch
eingebe. Macht Wallfahrten, wie ihr könnt und dürft.
Geht dahin, wo andere nicht hingehen!
Meine Kirche ist nicht mehr die reine,
makellose Braut. Sie ist verunstaltet, verletzt,
verunglimpft in ihren Kindern. Beugt den Nacken unter
die Zuchtrute. Wißt, die große Geistesverwirrung, die
jetzt herrscht, ist die Geißel, die Ich über die Kirche
schwinge. Die Kirche ist gedemütigt in ihren Kindern.
Sie selbst muß die Schmach fühlen; denn viele von
denjenigen, die Ich zu Meinen Nachfolgern berief, haben
Mein Joch zu schwer gefunden und ihren Nacken gebeugt
unter das Joch Satans. Sie ließen sich das Joch Satans
aufbürden. Meine Kirche muß das Unglück mitfühlen. Sie
ist in sich selbst mitverschuldet, sie war stolz und
üppig, nun aber ist sie gedemütigt. Helfet Mir nun,
Meine jungfräuliche Braut wieder zieren, ihr alle, die
Ich euch berufen habe, an dem Brautgeschmeide zu
arbeiten. Aber wartet nur, ihr werdet sehen, wie Ich
Meine Tenne säubere und die Spreu hinausstiebe. Das
Häuflein ist zwar klein, aber Ich habe Meine Freude
daran.
Glückselig, glückselig, tausendmal
glückselig, wer sich unter dem guten Weizen befindet.
Mein Auge ruht mit Wohlgefallen auf ihnen. Wer Mich
bekennen wird vor den Menschen, den werde Ich nicht nur
vor Meinem Vater bekennen, sondern vor der ganzen
Schöpfung.“
Jesus gab allen eine Gnade. Dann
erteilte Er allen den Segen.
Barbara: Ich
sehe die Schmerzhafte Mutter, wie Sie einen toten
Leichnam auf Ihrem Schoße hält. Das ist nicht Ihr Sohn,
das sind die abgefallenen Priester. O welch ein Schmerz,
Sie möchte sie wieder zurückführen, darum trauert Sie so
sehr; es sind andere Christusse. Stolz und Sinnlichkeit
hat sie so weit gebracht.
Jesus: „Es
ist überall Bangigkeit in den Gemütern eingezogen in
Meinem Reich, das Ich gestiftet. Man steht in Erwartung
der Dinge, die da kommen.“
Geht in die freie Natur; freuet euch an
ihrer Schönheit. Das kleine Jesulein begab Sich zu allen
Liebesbundmitgliedern.
Inhaltsverzeichnis Band 5
500 Am 29. Dezember 1901
„Diejenigen, die nichts von der Sache
gewußt, bewahre Ich noch eher im Glauben als diejenigen,
die spötteln und häkeln. Ich habe die langen Jahre nicht
vergebens gesprochen!“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Sage
den lieben Kindern, sie sollen nur ihre Liedchen weiter
singen und nicht traurig sein wegen dessen, was da
kommen soll. Was beschlossen ist, wird ganz gewiß
kommen. Aber ist denn Mein Arm verkürzt? Habe Ich nicht
dieselbe Macht wie früher, alle diejenigen, die Mir treu
dienen, und die Ich Mir ganz besonders auserwählt habe
als Meine Werkzeuge, auch so in Schutz zu nehmen, wie
Ich immer getan, wie Ich Daniel in der Löwengrube
bewahrte, die drei Jünglinge im Feuerofen; wie Ich
Petrus im Kerker beschützte und ihn herausführen ließ
durch einen Engel, wie Ich die heilige Thekla bewahrte
in den Flammen und die heilige Klara vor den Sarazenen.
Ihr müßt nicht glauben, daß die Heiligen andere Menschen
gewesen sind oder andere Mittel angewandt. Sie hatten
menschliche Schwächen wie ihr, sie haben aber gebetet
und auf Mich vertraut, und Ich habe nicht nur das
Kloster der heiligen Klara beschützt auf ihr Gebet hin,
sondern die ganze Stadt, wo sie wohnte.
Deshalb braucht auch ihr nicht traurig
zu sein, sondern ihr sollt alles aufbieten durch
eifriges Gebet für die Sünder, vereinigt mit anderen,
daß noch viele gerettet werden. Deswegen feuere Ich euch
beständig an und fordere euch auf zu Mahnungen. Seid
nicht mutlos, sondern betet! Ich beschütze ganz
besonders diejenigen und mache sie frei von ihren
Fehlern, die glauben, daß Ich es bin, und nicht
kritisieren und zweifeln und fest sich anklammern und
glauben, daß auch sie das können, was andere gekonnt.
Diese werden alle bewahrt vor dem Übel, das die Lauen
mit fortreißt. Diejenigen, die nichts von der Sache
gewußt, bewahre Ich noch eher im Glauben als diejenigen,
die spötteln und häkeln. Ich habe die langen Jahre nicht
vergebens gesprochen!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
501 Fest der Unschuldigen Kinder 1901
Barbara: Als
ich beim Krippchen kniete, kam der verstorbene Bruder
der Schwester von N. und sagte:
Arme Seele:
„O wie glücklich! O wie glücklich! Die größte Strafe und
der größte Schmerz für die Armen Seelen ist die
Beraubung Gottes, Seines lieben Angesichtes. Das ist
auch ihr größter Trost in aller Pein, zu wissen, daß sie
das liebe Angesicht wieder sehen dürfen. Sage meiner
Schwester, sie soll sich doch freuen auf den unendlich
guten Gott und sich nicht so sehr betrüben, daß ihr
anderer Bruder noch nicht zu befreien ist. Er ist aber
nicht so unglücklich, wie sie glaubt. Sie soll nur
weiterfahren zu beten. Droben bestätigt sich alles. Ich
danke auch all denen, die mitgeholfen haben, mich zu
befreien.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
502 Am 1. Januar 1902
„Weil er standgehalten und die Gnade
ergriffen hat, so will Ich ihm die Gnade der
Unterscheidung der Geister geben.“
Jesus: „Sage
N., Ich entbiete ihm zum neuen Jahr einen herzlichen
Gruß und beglückwünsche ihn zu dem, was er bereits
hinter sich hat. Weil er sich überwinden konnte, zu
glauben, hat er vor seinen Brüdern und Genossen sehr
vieles voraus. Denn Ich rechne es ihm noch zu größerem
Verdienst, daß er dir geglaubt, als dir, weil du
überzeugt sein mußt, daß Ich es bin, während er auf dein
Wort hin glauben muß, und weil er dazu seine ganze Ehre
und seinen guten Namen riskiert hat, indem er dir die
ganze Zeit beistand.
Du hättest ja auch nicht standhalten
können, und es hätte ja auch eine Enttäuschung sein
können und dann wäre er blamiert gewesen. Das alles habe
Ich ihm groß angeschlagen. Weil Ich will, daß das
Glaubensleben aller Christen soll erneuert werden, so
muß jemand dabeistehen, der die Sache befördert. Auf ihn
habe Ich Mein Auge geworfen, und weil er standgehalten
und die Gnade ergriffen hat, so will Ich ihm die Gnade
der Unterscheidung der Geister geben, daß er bei all
seinen Kindern, die er zu leiten bekommt, nicht
fehlgehen kann. Er soll nur in sich immer den Heiligen
Geist fragen. Ich gebe ihm die Gnade, die Geister zu
unterscheiden in den schwierigsten Fällen, welcher Geist
den Menschen leitet.
Auch soll er vor seinen Amtsbrüdern
immer die heilige Freude genießen und die Sicherheit und
Gewißheit, daß er mit Gott vereinigt ist und all sein
Wirken in Gott ausübt. Das ist aber eine solche
Auszeichnung für ihn, daß die Zeit kommt, wo sie mit
Bewunderung auf ihn schauen und bereuen, daß sie es
nicht auch so gemacht wie er. Diese Gnade hat er nur
dadurch erlangt, daß er über sich hinwegging und
glaubte. Und weil er den Tadel und die Verachtung der
Menschen nicht gescheut, so hat er auch das voraus, daß
Ich ihn über die anderen Ängste und Zweifel hebe, mit
denen viele andere geplagt sind. Ich gebe ihm die
Sicherheit, daß er sein Heil wirkt, daß er ohne Scheu
sich nicht mehr umzusehen braucht, während anderen in
den Sinn kommt auszutreten, oder sie meinen, wenn sie
hier oder dort wären. Sie kommen nicht aus sich heraus,
weil sie das liebe ‚Ich‘ nicht vergeben wollen.
Sie haben nur in sich zu kämpfen und zu
hadern. Ich liebe es, wenn der Mensch großmütig sich
etwas vergeben kann und über sich hinweggeht. Weil er
das Opfer seiner Ehre gebracht, kann Ich ihm das andere
ersparen, daß er meint, er sei nicht am rechten Platz.
Das ist die Krankheit von N. Er wollte glatt dastehen
und nichts tun und hat nichts als ein gemartertes
Leben.“
Barbara: Der
Herr ließ mich durchblicken, daß er es noch erlebt, daß
die Sache durchgeführt ist, und daß die geistige Freude
seine Gesundheit hält und er noch länger lebt. Er soll
die Freude nur nach außen zeigen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
503 Am 6. Januar 1902
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Ihr
habt nur die Aufgabe festzustehen und alles das, was Ich
euch sage und mitteile, zu befördern; denn es ist die
wichtigste Sache, die es noch gegeben hat, weil alles
für Meine Kirche von großem Nachteil und Schaden ist,
wenn es nicht beachtet wird. Ob die Leute so oder so
reden und wie die Priester der Sache gegenüberstehen,
muß euch Nebensache sein. Ihr habt darüber nicht zu
grübeln. Eure Hauptaufgabe ist, daß ihr das besorgt, daß
es für die Kirche verwertet werden kann.
Ich betone es nochmals, die
Geistlichkeit, die Bischöfe, Priester und klösterlichen
Genossenschaften sollen ihren Posten nicht verlassen,
weil sie sonst dem Feind Tür und Tor öffnen und das
Kirchengut preisgeben, selbst dann nicht, wenn sie sich
von den Gläubigen unterhalten lassen müssen, weil ihr
Geld nicht ausreicht. Die Feinde suchen nur, sie ihrer
Güter zu berauben, sonst wollen sie nichts.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
504 Am 8. Januar 1902
Jesus: „Warum
so fürchten? Was zögert ihr, die Botschaft abzusenden?
Es dauert lange, bis Ich einmal eine Seele gefunden
habe, die Mir standhält, daß Ich Mich ihr mitteilen
kann. Jetzt, da Ich sie gefunden, will Ich auch durch
sie reden.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
505 Am 10. Januar 1902
„Eine Seele, die Mich liebt, ist bei Mir
wie Bischof und Kaiser und König, bei Mir sind Papst und
Bettler gleich.“
Barbara: Bei
der heiligen Stunde gestern zeigte Sich der Herr sehr
glücklich, wie einer, der vorher unter einem schweren
Kreuze schmachtete und jetzt jemand gefunden hat, der
Ihm das Kreuz erleichtert. Er schien aufzuatmen. Er
sagte, Er habe große Freude an dem Plan und danke N.,
daß er die Sache so gemacht. Es gehe alles gut. Als ich
den Kreuzweg hielt, spürte ich zwischen der achten und
neunten Station die Nähe des Herrn. Mein Herz
zerschmolz, ich fühlte große Wonne und hatte die
Überzeugung, daß der Herr bei mir sei.
Jesus: „Sage
N., er soll ein Stephanus sein, und wie dieser dem Hohen
Rat, so soll er dem Bischof sein Verhalten vorhalten mit
Freimut. Sie sollten sich mal prüfen, ob sie es ihm
nicht so gemacht wie die Pharisäer Mir. Auch sie
erwarteten einen Christus, aber eine andere Person, nach
ihren Ideen. Sie glauben, daß Ich im Heiligsten
Sakrament zu der Seele komme, aber zu ganz anderen
Menschen, als Ich sie ihnen vorstelle. Ich bin aber
nicht wie die Menschen, nicht, wie dein früherer Bischof
sagte zu Luise: ,Und wenn es der Heiland ist, mit einer
so geringen Person können wir doch nicht ans Tageslicht
kommen, da müßten wir uns ja schämen.’ Eine Seele, die
Mich liebt, ist bei Mir wie Bischof und Kaiser und
König, bei Mir sind Papst und Bettler gleich.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
506 Erster Josefs-Mittwoch am 15. Januar
1902
„Denn was Ich euch gesagt habe, ist
bereits alles in Erfüllung gegangen.“
Mariechen hatte sich bei der Arbeit mit
den an die Bischöfe gerichteten Briefen eine schwere
Halsentzündung zugezogen. Der heilige Josef tröstete sie
und sagte, daß dies die Betauung und Begießung der
Arbeit sei. Aber die heilige Stunde sollt ihr trotzdem
halten. Durch das Absenden der Briefe käme jetzt der
Gebetsverein zustande. „Ihr geht jetzt im Licht und die
anderen im Dunkeln!“
Jesus: „Ihr
könnt euch jetzt freuen und den anderen die Bedenken und
Ängste lassen. Eure Sache könnt ihr jetzt durchschauen;
denn was Ich euch gesagt habe, ist bereits alles in
Erfüllung gegangen. Ich habe gesagt: Wenn sie es nicht
annehmen, werde Ich sie umgehen und andere herbeiführen.
Ich habe auch gesagt: Und wenn auch alle dagegen sind,
werde Ich es doch durchführen. Das ist jetzt erfüllt.
Die Gebetsarmee entsteht. Denn jeder Bischof verwertet
es für sich und hält die Leute zum Gebet an. Es wird
jetzt alles durchgeführt.
Sage deinen zwei Freundinnen und N., sie
sollten sich jetzt zum Dank stimmen und der gedrückten
Stimmung nicht nachgeben. Ihr habt eure Schuldigkeit
getan, und wie sie es aufnehmen, geht euch nichts an.
Aber an euren Vorgesetzten ist es jetzt, sich zu
ängstigen, weil sie denken müssen, sie hätten dem Willen
Gottes widerstrebt, und in der Zeit, wo es in Erfüllung
geht, haben sie den Trost und das Licht nicht.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
507 Am 17. Januar 1902
„Wenn du nicht gewollt hättest, hätte
Ich dir diktieren können und es wäre doch nicht
geschrieben worden.“
Jesus: „Du
hast recht geschrieben, Meine Tochter, daß du alles so
offen und frei dargelegt, wie man dich behandelte.“
Barbara: „Das
habe ich nicht getan, Du hast es mir ja vorgesagt.“
Jesus: „Ja,
Ich habe es getan, und du hast es getan. Wenn du nicht
gewollt hättest, hätte Ich dir diktieren können, und es
wäre doch nicht geschrieben worden. Wenn du deinen
Willen und deine Zustimmung nicht dazu gegeben hättest,
wäre es doch nicht geschehen. So ist es mit allem. Wenn
Ich den Menschen noch soviel zurede und ihnen Rat gebe
und Meine Liebe und Güte ihnen beweise, wenn es die
Menschen machen wie Meine Diener dir gegenüber, wenn sie
alles anhören und nichts tun, so kann Ich ihnen zureden
und beistehen wollen, aber es nutzt nichts, weil sie
nicht glauben.
Das ist ein trauriger Zug der
Gottlosigkeit. Daß es so weit gekommen ist, daß die Welt
nichts mehr glaubt, und daß die Kirche so geschmäht ist,
daran sind zum großen Teil die Priester schuld, weil sie
den Weltgeist in den Geist der Kirche mit aufgenommen
haben.
Das Prinzip der Weltkinder ist auch das
der Kinder der Kirche. Die guten Weltleute sagen: ‚Ja,
Religion muß man haben, ohne sie geht es nicht!‘ Aber
sie wollen nur solche Religion, die ihnen paßt, und
nicht, wie sie die katholische Kirche lehrt. Die
Priester sagen: ‚Es gibt ein inneres Leben, weil es in
der Kirche Glaubenssatz ist.‘ Aber von der praktischen
Ausführung wollen sie nichts wissen. Sie wollen es nur
so, wie es ihnen paßt. Weshalb bekämpfen sie denn das
innere Leben so sehr?
Deine Prüfung geht fort bis zu deinem
Lebensende, weil die Priester mit dem Zeitgeist Schritt
für Schritt halten. Das Wort deiner Vorgesetzten: ‚Wenn
es der Heiland ist, soll Er Sich jetzt durchdrücken‘,
war zwar spottweise gesprochen, aber doch ein
prophetisches Wort. Ich habe Mich jetzt durchgedrückt.
Jetzt können sie es alle sehen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
508 Brief an einen Missionar
„Darin lag die Prüfung für die Engel.
Sie sollten wissen, daß sie Geschöpfe sind, die sich
nicht erkühnen dürfen, in Meine Rechte einzugreifen.“
Er wurde krankheitshalber aus Indien
nach Europa gesandt, und der Herr ließ ihm sagen, er
möge in Europa bleiben:
Missionar:
„Wozu soll ich in Europa bleiben?“
Barbara: „Wozu
anders, als daß Sie sich in die Notwendigkeit der
Anordnung des Herrn fügen. Hätten Sie als Märtyrer des
Blutes vollenden sollen, so hätte Er Sie nicht Ihren
Verfolgern entführt und in die Heimat gesandt.“
Missionar:
„Worin soll das Kreuz bestehen, das ich zu tragen habe?“
Barbara: „Darin,
daß Sie jetzt gegen Ihren eigenen Willen, der darin
besteht, mit Mut und Entschlossenheit Blut und Leben im
Heidenland für den Glauben und Christus hinzugeben, zum
Opfer zu bringen, sich den Anordnungen und Fügungen
Gottes freudig unterwerfen, weder sich vordrängen noch
zurückschrecken, sondern geduldig abwarten, bis Er
Selbst durch Ihre Vorgesetzten Sie anderswohin ruft. Sie
wollen wissen, wie der Auftrag, den Sie bekommen haben,
sich für die Kirche und die Genossenschaft abwickelt?
Sie sollen so zielbewußt handeln, als ob Sie ganz sicher
wüßten, daß alles zum Besten der Kirche und der
geistlichen Orden gereichen werde; denn der Herr bezahlt
die Absicht, nicht den Erfolg. Der Erfolg aber ist bei
Seinen Geschöpfen immer an gewisse Bedingnisse geknüpft.
Wenn Er zum Beispiel durch ein dazu von Ihm erwähltes
Geschöpf der Welt irgendeine Botschaft oder Strafe
ankündigt, so knüpft Er die Ausführung Seiner Pläne
immer an Bedingnisse.
Als Er der Jungfrau Maria den Engel
gesandt, hat Er nicht direkt gesagt ,Du mußt’, sondern
,Ich will und will wissen, ob auch Du gewillt bist.’
Wenn Er den Völkern Strafen ankündigt, nimmt Er sie
zurück oder hält sie auf, wenn Seine Geschöpfe Seine
Autorität wieder anerkennen. Obwohl Er den Messias
verheißen, hätte Er die Verheißung doch zurückgenommen,
wenn die dazu berufene Jungfrau nicht mitgewirkt, nicht
eingewilligt hätte. Dann sei aber nicht der Bote zu
tadeln. Dies gehe in Erfüllung oder nicht nach Wollen
oder Nichtwollen Seiner Geschöpfe. Daß Sie nämlich
absolut den Erfolg schon voraus wissen wollen, ist ein
Eingriff in Seine Rechte. Diese behält Er Sich allein
vor.“
Jesus: „Sage
ihm, er möge sich damit begnügen, daß Ich ihm
verspreche, wenn er so großmütig handele, daß ihm der
Erfolg seiner Bemühung ganz einerlei sei, wenn er nur zu
Gottes Ehre und zum Besten der Menschheit gearbeitet,
Ich ihn bald selbst durchschauen lasse. Diese blinde
Hingabe an Gottes heiligen Willen, und daß er in seinen
und der Menschen Augen das scheinbar Minderwertige tue,
gefällt Mir mehr, als eigenwillig für Mich in den
Martertod zu gehen. Zwar lasse Ich oft Meine dazu
Auserwählten eine Zukunft durchschauen, aber immer
behalte Ich Mir dabei eine Prüfung vor. Meine Geschöpfe
müssen wissen, daß sie Geschöpfe sind, auch wenn Ich sie
mit der höchsten Würde bekleidet habe.
Das Beispiel davon habt ihr an den
Engeln, die bei Mir im Rate gesessen, als Ich ihnen den
von Ewigkeit her bestimmten Plan mit der Erschaffung des
Menschen vorgelegt hatte. Hätte dort Luzifer, der bei
Mir im Rate gesessen, es durchschauen dürfen wie Ich,
dann hätte er sich nicht so geärgert, weil er dies nicht
konnte, und er wäre nie ein Teufel geworden. So aber
wollte Ich, indem Ich den Engeln den Sündenfall der zu
erschaffenden Geschöpfe vorlegte, zugleich zeigen, daß
Ich auch an sie eine Prüfung stelle. Und diese Prüfung
war, daß Ich ihnen zeigen wollte, daß sie, obwohl sie im
Rate sitzen und vollkommene Wesen sind, sich doch mit
Gottes Eigenschaften nicht messen können, daß nur Meine
Liebe Sich vervielfältigen wollte an den Geschöpfen, die
Ich erschuf aus Lehm, und daß Ich Meine Barmherzigkeit
zeigen wollte, nachdem der Mensch gesündigt hatte. Darin
lag die Prüfung für die Engel. Sie sollten wissen, daß
sie Geschöpfe sind, die sich nicht erkühnen dürfen, in
Meine Rechte einzugreifen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
509 Am 18. Januar 1902
„Man kann nicht glauben, mit welchem
Wohlgefallen Ich auf solche Herzen schaue, die mit
unbeschränktem Vertrauen auf Mich schauen, trotz aller
Hindernisse und aller Zerwürfnisse, die ihnen
vorkommen.“
Die Nichte von Barbara war infolge der
Erkältung beim Vervielfältigen der Briefe sehr schwer
erkrankt, und man fürchtete sehr um ihr Leben. Da sie
der guten Sache wegen die Krankheit sich zugezogen, war
Barbara sehr betrübt und beklagte sich bei Jesus bei der
heiligen Kommunion, daß wohl ihre Sünden schuld seien,
wegen deren der Herr es nicht anders gemacht. Sie
jammerte Ihm auch vor, sie könne sich am Ende doch auch
täuschen, weil sie sich gar zu unvollkommen sehe, da sie
beim Hereinbrechen von schweren Kreuzen gleich so
zusammengeschlagen sei und Er wohl nicht zufrieden sein
könne. (Es kam nämlich die schwere Krankheit von
Mariechen sowie die der Schwester von Barbara, die sie
eiligst verlangte, ohne die anderen Kreuze und Ängste
zusammen.)
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion zog mich der Herr so an Sich, daß
ich ganz in Ihm wohnte und lebte. Dieser Zustand dauerte
lange. Ich opferte Ihm all mein Leben und Streben und
sagte, daß ich mich ganz Seinem Willen unterwerfen
wolle. Wenn ich Ihn, da ich nächste Woche wieder nach
Rück gehe, meiner kranken Schwester beizustehen, dann
nicht genießen und Er nicht in mir wirken kann, so
wollte ich Ihm zuliebe Ihn verlassen. Er zeigte Sich mir
wirklich persönlich und kam auf mich zu, wie ich Ihn so
oft gesehen habe, so lieb und traut, wie es nicht
auszusprechen ist.
Jesus:
„Fürchte dich nicht, gehe ruhig weiter. Denn das ist der
Kampf, den alle Gerechten durchkämpfen müssen, die mit
Mir herrschen und triumphieren wollen. Der Lohn, der
euch vorbehalten ist, ist unendlich groß. Und wenn auch
alle Leiden der Welt zugleich auf die Seele einstürmten
und die Seele darunter stirbt, wäre es gar nichts gegen
die Ewigkeit; denn ihr müßt bedenken, daß der Lohn nie,
nie mehr endet, sondern ewig, ewig dauert. Damit ist die
kurze Spanne Zeit, wo der Mensch leidet, gar nicht zu
vergleichen.
Dem Menschen, den Ich zu höherer
Vollkommenheit und Glorie bestimmt habe, und der sich
von Mir ziehen läßt und sich Meinem Willen unterwirft,
verschlinge Ich den Weg derart, daß er gar nicht mehr
weiß, sich durchzudrücken. Gerade in dem, was der Mensch
Mir zuliebe tut, wie bei dir, indem du dich ganz für
Mich eingesetzt, lege Ich dir alles so dunkel und
beschränkt – obwohl Ich dir das Licht gebe, daß du
durchschauen kannst, daß Ich es bin –, daß du dich
selber durchkämpfen mußt. So ist es auch mit den
drückenden Verhältnissen anderer Menschen, worin der
Mensch ganz zermalmt ist. Das tue Ich nur, weil Ich sein
Bestes im Auge habe, und Ich weiß, daß die Seele darin
doch nicht untergeht. Die, welche untergehen, sind
selbst schuld, weil sie zu viel nachgegeben. Ich
beabsichtige nur, sie recht hoch in den Himmel zu heben.
Laß alles das kommen, wie es kommt, und
zweifle nicht wegen der Dinge, die sich ereignen. Und
ginge auch nichts in Erfüllung, so lasse Ich die
Verwirrung da nur hereinkommen, um die Verdienste der
Gerechten zu vermehren. Man kann nicht glauben, mit
welchem Wohlgefallen Ich auf solche Herzen schaue, die
mit unbeschränktem Vertrauen auf Mich schauen, trotz
aller Hindernisse und aller Zerwürfnisse, die ihnen
vorkommen, und wenn auch alles auf sie einstürmt und
kein guter Freund sich mehr blicken läßt und man glauben
könnte, alles sei null und nichtig, wenn dann die Seele
ihren Blick noch auf Mich richtet, setzt sie allem die
Krone auf, und Ich vergesse all ihre Fehler und
Unvollkommenheiten. An einer solchen Seele habe Ich eine
solche Freude und ein solches Wohlgefallen, daß Ich die
ganze Welt darüber vergesse.
Sage Lieschen, die Mir so große Gewalt
antut wegen ihrem Neffen, daß er katholisch werden soll,
daß Ich die Menschen zu sehr liebe, als daß Ich nicht
sein Glück wollte und es ihm verschaffen würde. Aber es
nützt alles nichts, weil er zu habsüchtig ist und zu
viel Menschenfurcht hat. Er hat sich zu sehr in den Kopf
gesetzt, daß er dadurch einen Nachteil erleide. Daran
hängt er zuviel. Das ist der große Haken, woran so viele
scheitern.
Wenn die Christen mit Entschiedenheit
durchsetzten, ihren Glauben offen und frei zu bekennen,
so stünde auch der Ungläubige da mit Achtung und sie
hätten keinen Schaden. Aber die niedere Menschenfurcht
und die Habsucht, wenn sie den geringsten Verlust sehen,
lassen lieber das Gute fahren, um den Verlust zu
verhüten. Gibt der Mensch nicht seinen freien Willen
dazu, so kann Ich nichts an ihm anbringen. Verdammen
kann Ich ihn nicht, weil er ein braver Mensch ist, aber
er muß sich begnügen mit einem einfachen Lohn. Es steht
nicht allein in Meiner Macht. Dafür habe Ich den
Menschen den freien Willen gegeben. Wer nicht will, der
muß den Schaden tragen in der Ewigkeit.“
Zwei Klosterkandidatinnen waren
unschlüssig, ins Kloster zu gehen, weil sie fürchteten,
sie hielten es am Ende nicht aus.
Jesus: „Sie
sollten nur gehen und Mir das Opfer bringen, denn dafür
ist die Prüfungszeit. Wenn sie diese aber bestehen,
brauchen sie sich nicht zu ängstigen, ob sie Beruf haben
für das Kloster. Jener Oberin in N. aber sage, sie soll
ihr ganzes Kreuz dem heiligen Josef übergeben und nicht
gar so schwer nehmen. Es lastet deshalb so schwer auf
ihr, weil sie es gar zu schwer aufnimmt. Sie soll sich
frei machen und es dem heiligen Josef aufladen; denn Ich
habe es ihr gegeben und lade es ihr nicht schwerer auf,
als sie es tragen kann. Sie soll die Sorgen für das
große Haus dem heiligen Josef übergeben, Meinem
Nährvater, der besorgt ihr alles, wie es recht ist. Sie
soll Mich mehr lieben und mit liebender Anhänglichkeit
sich an Mich wenden. Ich bin kein Gott, der die Menschen
tyrannisieren will, sondern ein Gott der Liebe und Güte.
Sage den Schwestern in N., sie sollen
das Geld ganz ruhig stehen lassen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
510 Am 20. Januar 1902
„Was ist im Vergleich damit der schöne
Himmel, den Ich verließ, den Schoß Meines Vaters, wo Ich
alles in unendlicher Vollkommenheit hatte.“
Barbara: Ich
beklagte mich bei dem Herrn, da ich schon wieder
dringende Briefe erhalten, daß ich abermals zu meiner
kranken Schwester kommen möge, warum Er mir nicht helfe,
da Er doch die Sache in einem Augenblick ändern könne.
Ich wolle mich ja gerne dem unterwerfen, was Er mir
vorgezeichnet, aber ich glaube doch, daß das mein Beruf
nicht sei. Er möge mir daher verzeihen, wenn ich es
nicht so trage, wie ich sollte, weil mein Geist dort
eine ganz andere Richtung habe, und ich nur Kreuz sehe,
wo ich nur hinblicke, warum Er mir dann die
Verpflichtung auferlege, von hier fortzugehen.
Jesus: „Du
mußt dich nur immer an Mein Opferleben erinnern. Was
hast du verlassen, wenn du Mainz verläßt? Du verläßt ein
Tränental wie in Rück auch, nur daß du ein wenig mehr
Annehmlichkeiten und die heilige Kommunion hast und
nicht so eingeschränkt bist und deine Bedürfnisse
leichter dort befriedigen kannst. Aber was ist im
Vergleich damit der schöne Himmel, den Ich verließ, den
Schoß Meines Vaters, wo Ich alles in unendlicher
Vollkommenheit hatte und in unendlichem Maß alle
Wohltaten Meines Vaters genießen konnte. Deine Schwester
soll dir jetzt die leidende Menschheit versinnbilden,
die Ich retten und der Ich Wohltaten spenden wollte. Du
mußt dich immer an Mich erinnern, wie Ich Mich für die
ganze, leidende Menschheit einsetzte. So sollst du dich
einsetzen, um die Leiden deiner Angehörigen zu lindern.
Deine beiden Freundinnen müssen sich unter dasselbe
Kreuz stellen wie auch du.“
Barbara: „Du
weißt, wie schwach ich bin, daß ich gleich unterliege
und mir nicht helfen kann. Und wenn ich bös bin und habe
keine Gnade, werde ich ungeduldig und kann mir nicht
helfen. Willst Du denn das auch haben?“
Jesus: „Das
will Ich nicht haben. Du sollst aber auch nicht
ängstlich sein. Du sollst nur deine Aufgabe, die Ich von
dir verlange, erfüllen, und dann will Ich dir deine
Fehler nicht anrechnen.
Wenn du und deine beiden Freundinnen und
N. und alle, die es glauben und darum stehen, die innere
Freude jetzt entbehren müssen, so ertragt das gern, weil
das Mein Wohlgefallen ist. Wenn ihr keinen Trost habt,
dann habe Ich Trost an euch. Deshalb habe Ich euch eine
Zeitlang getröstet; jetzt sollt ihr eine Zeitlang Mich
trösten. Ihr sollt euch dann erinnern an das, was Ich
gesagt habe, und die Zeit abwarten, bis Ich es wieder
umändere.“
Barbara: „O
Herr, wie wäre es aber, wenn Du die Strafgerichte, die
Du durch mich angekündigt, wieder umänderst, dann würde
ich N. bedauern, der in einem anderen Kreis steht, und
der dann von allen Seiten verspottet würde.“
Jesus: „Er
soll überdenken, woher es kommt, daß die Priester in
Mainz nicht glauben können. Er soll sehen, wie sie sich
streiten um eine Ehrenstelle und sich empören können
wegen einer kleinen Zurücksetzung, und eine hohe
Stellung suchen und geneigt sind auszutreten, wenn sie
diese nicht erlangen. Ist er nicht tausendmal
glücklicher als alle Priester, die an solchen
Kleinlichkeiten hängen? Alsdann kann er auch begreifen,
woher der große Abfall kommt; denn wenn der Weltgeist so
eingedrungen ist im Priestertum, ist es erklärlich,
warum die Welt nichts glauben kann, wenn die Seele so
umzäunt ist mit weltlichen Sachen und nichts glauben
will.“
Barbara: „O
Herr, wenn es aber nicht so in Erfüllung geht, wie Du
mir gesagt?“
Jesus:
„Gesetzt den Fall, es ginge nicht so in Erfüllung, dann
bedenkt, ob es Mir denn anders geht. Ich bin doch
tagtäglich enttäuscht über die Menschen. Ich erschaffe
den Menschen, und zwar zu Meiner Ehre, und Millionen
Menschen machen Mir Unehre und Schande, und Ich gehe
ruhig darüber hinweg, nur um Meiner Auserwählten willen,
weil Ich eine solche Freude an Meinen Auserwählten habe,
daß Ich das andere übersehe. Wenn es alle Menschen so
machen wollten, brauchte Ich nicht im Tabernakel zu
wohnen.
Ich verlange nur ein standhaftes
Vertrauen und Glauben, und daß ihr euch nicht irre
machen laßt. N. soll Mir nur immer gleich Mein Wort
entgegenhalten, wenn Satan ihm einen Gedanken
einflüstern will: Ich habe Dich vor den Menschen
bekannt, so mußt auch Du mich bekennen vor Deinem
himmlischen Vater und der ganzen Schöpfung! Und wenn es
wahr wäre, daß N. zu Leiden bekäme, und du wärest als
Schwindlerin verschrien, und wenn Ich um euretwillen die
Welt verschonen kann, kann es euch dann nicht einerlei
sein, ob ihr Märtyrer der Liebe seid oder des Blutes;
denn wenn Ich es so mache, wie Ich es gesagt, so gibt es
Märtyrer genug. Wenn Ich um euretwillen die Welt
verschonen würde, habt ihr doch genug gewonnen. Oder
wollt ihr lieber Märtyrer des Blutes sein als Märtyrer
der Liebe?
Sage N., sie soll noch einmal eine
Lebensbeichte ablegen und dann aber den Ängsten nicht
mehr nachgeben; denn es ist nicht so, wie sie meint. Ich
bin mit ihr zufrieden. Sie soll ihre Beichte mit Ruhe
und Bestimmtheit ablegen, daß sie ihre Schuldigkeit
getan. Diese Ängste sind Überbleibsel von Sündenstrafen;
sie muß erst die Jugendsünden damit abbüßen. Ich kann
niemand zu einer Glorie erheben, der nicht gesetzmäßig
gekämpft hat. Sie hat noch etwas Weltgeist in sich, den
sie erst abstreifen muß. Ich bin aber mit ihr zufrieden,
und sie soll den Ängsten nicht mehr nachgeben. Bis
Mittwoch (22.) gehst du nach Rück, und bis Sonntag geht
deine Nichte wieder in die Kirche.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
511 Am 21. Januar 1902
Jesus:
„Trenne dich doch mit Mut und Entschlossenheit, Ich
werde auch droben für dich sorgen. Deine beiden
Freundinnen sollen die Einigkeit hochhalten, weil darauf
alles beruht. Ihr habt eure Aufgabe erfüllt; das übrige
geht euch nichts an, wie es aufgenommen wird.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
512 Am 22. Januar 1902
Am Dienstag, dem 21. Januar, war Barbara
bereits nach Rück abgereist. Am folgenden Tag kam
nachmittags um drei Uhr ein Schreiben vom Bischöflichen
Ordinariat an Barbara wie folgt:
Mainz, den 22. Januar 1902
Betreff: Vorladung
Das Bischöfliche Ordinariat an Barbara
Weigand, hier.
Im Auftrag des Hochwürdigsten Herrn
Bischofs laden wir Sie auf nächsten Freitag, den 24.
Januar, nachmittags drei Uhr, vor das Bischöfliche
Offizialat zu einer Verhandlung auf der Bischöflichen
Kanzlei.
gez. Dr. Raich
Hierauf antwortete Frau Weigand:
Ich habe soeben die an meine Schwägerin
Barbara Weigand gerichtete Vorladung erhalten und teile
Ihnen mit, daß dieselbe bereits gestern zu ihrer
schwerkranken Schwester zur Pflege abgereist ist. Ihre
Adresse ist: Barbara Weigand bei Wwe. N. in Rück. Da die
Kranke ihrer dringend bedarf, weil niemand da ist, der
sie pflegen kann, so überlasse ich es Ew. Hochwürden,
das weitere selbst zu bestimmen.
In tiefster Ehrfurcht
gez. Frau A. Weigand, Ww.
Es war nämlich im Auftrag des Herrn eine
Information für Bischöfe und Priester, den vom lieben
Heiland vorausgesagten Sturm auf die heilige Kirche
betreffend, an viele Bischöfe und Klöster gesandt
worden. Barbara hatte sie aufgeschrieben, wie sie ihr
der Herr in der heiligen Kommunion diktiert hatte, und
Mariechen hatte sie abgeschrieben, vervielfältigt und
abgesandt. An die Diözese Mainz und Köln war nichts
gesandt worden. Es scheint von auswärts eine
diesbezügliche Anfrage an das Mainzer Ordinariat
gestellt worden zu sein, worauf die Vorladung erfolgte.
Am 9. und 27. Dezember 1901 und am 6.
Januar 1902 hatte der Herr diese Offenbarung gemacht und
am Samstag darauf war sie an die Betreffenden abgesandt
worden, so daß sie am Sonntag, an welchem das Fest der
Heiligen Drei Könige begangen wurde, in der Kirche
ankam. Der Herr fügte es wohl so, weil Er auch auf das
Fest der Heiligen Drei Könige zum ersten Mal den
Liebesbund geoffenbart hatte.
Bischöfe, an welche das Schreiben
abgesandt wurde:
1. Limburg 2.
Fulda 3.
Würzburg
4. Speyer
5. Trier
6. Straßburg
7. Münster 8.
Paderborn
9. Osnabrück
10. Regensburg
11. Breslau 12. Augsburg
13. Bamberg
14. Salzburg
15. Eichstätt
16. Freiburg i.Br.
17. Brixen 18. Passau
19. Prag
20. München-Freising
21. Ermland
22. Hildesheim
23. Rottenburg
24. Olmütz
25. Linz/Donau
26. Wien 27.
Leitmeritz
28. Laibach 29. Roermond
30. Belgien
31. Rom
32. St. Pölten
33. Trient
34. Gurk
35. Seckau 36. Lavant
37. Triest
38. Parenzo 39. Veglia
40. Gnesen/Posen 41. St. Gallen
42. Budweis
43. Königgrätz
44. Brünn 45. Basel
46. Liège/Belgien
Bonifatius-Vereine:
1. Limburg 2.
Paderborn
3. Ludwig-Missions-Verein
Da Barbara nun abgereist war in eine
andere Diözese, so konnte das Bischöfliche Ordinariat
auch Lieschen und Luise nicht fassen. So erfüllte der
Herr das Wort wiederum: „Wenn es auf der höchsten Spitze
ist, werde Ich euch immer heraushelfen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
513 Freitag am 24. Januar 1902
„Denn gleichwie die Schriftgelehrten und
Pharisäer Mir und Meiner Lehre gegenüberstanden, so
stehen deine Vorgesetzten dir und dem dir aufgetragenen
Werk gegenüber.“
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion gab mir der liebe Heiland einen
solchen Trost, daß ich den ganzen Vormittag laut habe
singen können. Meine Schwester sagte: „Du bist ja heute
gar so vergnügt.“ Und es ist wahr, in dem Elend, in das
ich hier gestellt bin, noch fröhlich sein zu können, ist
eine Gnade, die Gott allein Seinen Kindern geben kann.
Ich war Tags vorher sehr gedrückt, weil ich mir die
Dinge, wie sie sich auf meinem Lebensweg zutragen, nicht
zusammenreimen konnte. Der Herr sagte in liebevoller
Weise:
Jesus: „Warum
fürchtest du dich, du möchtest getäuscht sein? Sie haben
Mich verworfen, sie verwerfen auch dich. Weißt du nicht,
daß der Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum
Eckstein geworden ist? Denn gleichwie die
Schriftgelehrten und Pharisäer Mir und Meiner Lehre
gegenüberstanden, so stehen deine Vorgesetzten dir und
dem dir aufgetragenen Werk gegenüber. (Sie hatten das
Werk gerade im Ordinariat verworfen, was Barbara noch
nicht wußte.) Aber wisse, dieses Wort gilt auch für
dich. Du sollst ein Eckstein werden für viele, und alle,
die sich anschließen, sind Bausteine an der Mauer, die
da aufgeführt wird.
Deine Vorgesetzten sagen, man brauche es
nicht zu machen, wie in deinen Schriften angegeben ist,
das sei viel zu hoch. Und doch ist keine andere Rettung
möglich, wenn meine Kirche wieder aufblühen soll. Sage
nur N., er möge sich freuen, an der Spitze einer Schar
zu stehen, die noch den Mut haben, für ihren Glauben
einzustehen und zu leiden. Er wird es nicht zu bereuen
haben. Er soll die vielen Anfeindungen und Widersprüche
nicht fürchten; denn so wie Ich bisher alles gelenkt und
geleitet habe, so werde Ich tun, bis alles durchgeführt
ist.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
514
Sonntag am 26. Januar 1902
Heute nach der heiligen Kommunion teilte
mir der Herr in liebender Zärtlichkeit mit, daß Er mich
nur so hin- und herwerfe, damit ich überall, wo Er mich
hinführe, ein gutes Beispiel gebe. Jetzt sei nicht mehr
die Zeit, wo man sich in die Wüste zurückziehen müsse,
sondern wer Ihm gefallen wolle, müsse in und vor der
Welt seinen Glauben offen und frei bekennen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
515 Am 5. Februar 1902
Ein Geistlicher vom Domkapitel,
derselbe, der schon als Professor früher bei seinen
Verwandten sich über Barbara lustig gemacht, hielt am
heutigen Tag eine Predigt, die ihm eigentlich nur als
Vorwand diente, um einmal tüchtig gegen uns loszufahren;
denn niemand wußte, wovon er eigentlich gepredigt hatte.
Erst ging er es sachte an, dann aber warf er sich in die
Brust und schrie mit lauter Stimme:
Geistlicher:
„Mit dem Hinausverkündigen in die Welt, daß man beten
und nur beten und nur beten müsse, damit ist nichts
geholfen. Das ist meist nur Faulenzerei. Mit dem Hin-
und Herwinseln und den Kopf drehen im Gebet, dabei aber
den Nacken nicht beugen unter die Befehle des Bischofs,
ist nichts gemacht. Da ersinnt man immer neue
Gebetsformeln und vernachlässigt seine Standespflichten.
Ihr müßt euch nicht wundern. Ich habe meine guten
Gründe. Es gibt solche, die geben sich einer
Gefühlsduselei hin.“
Solches und ähnliches sagte er und noch
vielerlei. In der ganzen Stadt sprach man darüber und
beriet sich, wer da gemeint sein könne.
Arbeiterfrau:
„Da kommt man krumm vor Schaffen in die
Kirche und muß auch noch hören, daß man ein Faulenzer
sei.“ Andere: „Der hat gut sagen mit seinen
siebentausend Mark Gehalt. Wo sollen wir Arme denn
unseren Trost suchen, wenn nicht im Gebet?“
Junges Mädchen:
„O wie bedaure ich den Herrn, daß er
innerlich noch so nichts erfahren hat“.
Ein Anderer:
„Ich habe Tage, wo ich nicht weiß, was anfangen vor
lauter Leiden, dann hole ich mir in der Kirche neue
Kraft. Der aber sagt, daß das nichts sei. Wie hat der
mich in meinem Vertrauen erschüttert.“
Bei vielen, die es auf Barbara bezogen,
begann das Höhnen und Spotten und Schimpfen von neuem.
Wir aber freuten uns dessen, als ob wir die größten
Lobsprüche erfahren.
Am 3. Februar bekam N. das Verbot durch
P. Pr., nicht mehr mit Barbara zu verkehren.
Barbara:
Heute gab mir der heilige Josef eine sehr tröstliche
Belehrung, wie man doch glücklich sein könne in einem
ganzen Leben voll Ängsten, Zweifeln und bangen Sorgen
und Bekümmernissen; denn dies sei auch sein Anteil auf
Erden gewesen, da er wenig sonnige Tage gehabt. Aber der
Blick auf seinen göttlichen Pflegesohn habe ihm immer
neue Kraft und neuen Mut gegeben. Den größten Schmerz,
aber auch die größte Bewunderung hätte er gehabt, wenn
er gesehen, wie der Herr des Himmels und der Erde bei
der harten Arbeit das Zimmermannsbeil geschwungen habe.
Und außer der lieben Mutter Gottes und ihm hätte niemand
Ihn als den erkannt, der Er war. Er hätte sich bei der
Arbeit oft vor Ihm niederwerfen mögen. Das müsse auch
unser Trost sein, wenn alles auf uns einstürme. Ein
Blick auf den im Tabernakel unter uns weilenden,
verkannten und verborgenen Gott müsse neuen Mut und
Kraft geben, alles zu ertragen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
516 Am 6. Februar 1902
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Laß
N. melden, jetzt sei die Zeit gekommen, wo die Worte bei
ihm in Kraft treten müssen: ,Ein Röhrlein lasse Ich Mir
nicht verstopfen.’ Diese Worte müsse er jetzt in
Wahrheit übersetzen: ,Nur nicht zurückschrecken vor
Menschen, die heute sind und morgen nicht mehr.’ Freuen
soll er sich, etwas für Mich leiden zu können, die Rache
Mir überlassen und die Zeit nicht mit unnützen Klagen
verlieren; denn Ich weiß schon, wenn es die Zeit ist.“
Abends in der heiligen Stunde sah ich
den Herrn und in der Ferne, mit dem Rücken gegen mich
gewandt, N., der etwas verwirrt zu sein schien, weshalb
der Herr wie zurechtweisend nach ihm blickte.
Inhaltsverzeichnis Band 5
517 Am 7. Februar 1902
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Sage
deinen beiden Freundinnen, sie sollten mehr als je
zeigen, daß ihr Vertrauen nicht erschüttert ist, und mit
heiliger Freude alles tun und alle Tage den Vorsatz
erneuern, mit dir vereinigt, alles zu erdulden, was über
dich ergehen soll, denn der Lohn, der euer wartet, muß
euch alle Opfer versüßen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
518 Am 9. Februar 1902
Barbara: Nach der heiligen Kommunion
hielt mich der Herr in solch süßer Umarmung, daß ich die
Schläge Seines Herzens ganz deutlich zu hören glaubte.
Und Er sagte mir:
Jesus: „N.
soll sich freuen, daß er jetzt neben Mich gestellt ist.
Nie wäre er Mir so teuer geworden, als er Mir jetzt ist.
Er möge, wenn etwas kommt, das er nicht versteht, sich
Meiner erinnern, wie Ich vor Meinen Feinden gehandelt
habe und Meinem Beispiele folgen. Nicht umsonst habe Ich
euch befohlen, Meine Todesangst recht zu beherzigen,
denn Ich wollte, daß dies alles über euch komme.
Großmütige Seelen machen Mir mehr Freude, als die
Schandtaten aller Menschen Mir Leiden verursachen. Sag
dies deinen und Meinen Freunden.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
519 Aschermittwoch am 12. Februar 1902
„Für denjenigen leiden, der so viel für
uns getan und gelitten hat, ist das größte Werk, das ein
Mensch tun kann.“
Barbara:
Heute hatte ich wieder die große Gnade einer innigen
Vereinigung. Mein Körper war wie ein dürres Laub. Es ist
merkwürdig, wie gerade an Tagen, wo die Heiligen geehrt
werden, die Vereinigung eine viel innigere ist als
sonst. Gewiß tut dies der Herr absichtlich, um uns zu
zeigen, daß es eine Gemeinschaft der Heiligen gibt und
uns zu vergewissern, daß wir im Stand der Gnade sind. Am
Schlusse umringte mich eine ganze Schar heiliger
Jungfrauen und sangen vor Freude das Magnifikat. Die
heilige Barbara rief mir zu:
Heilige Barbara:
„Schwester, liebe Schwester, könnte ich
doch meine Krone tauschen mit dir! Ich wollte dir meine
Krone und meine Glückseligkeit tauschen und du gäbest
mir deine Leiden. O wie gern wollte ich es tun. Für
denjenigen leiden, der so viel für uns getan und
gelitten hat, ist das größte Werk, das ein Mensch tun
kann.
Wie schade, daß N. von euch
abgeschnitten wurde, aber sei zufrieden, es wird dir an
nichts mangeln. Fest und unerschütterlich sollen alle
diejenigen stehen, die mit euch in Verbindung getreten
waren; denn der Tag kommt, wo ihr alles durchschauen
werdet.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
520 Am 18. Februar 1902
In der Heimat von Barbara wurde die
heilige Stunde ebenfalls sehr angefochten. Der Kaplan
hält die Leute davon ab, indem er sagt:
Kaplan: „Die
Leute sollen tun und beten, was er sage, und nicht immer
Neues erdichten. Mit der Mainzerin da, das ist ja nur
eine Krankheit bei der Person.“
Auch sagte der Lehrer in der Schule:
Lehrer: „Es
ist mir gesagt worden, die Leute gingen Donnerstagabends
in jenes Haus und beteten eine an, die sagt, sie sähe
den heiligen Josef. Ihr dürft das nicht tun und nicht
hingehen!“
Barbara: Nach
einer durchweinten Nacht bin ich doch wieder getröstet,
wenn ich vor den Tabernakel komme. Heute hatte ich
wieder das große Glück, einigen Trost in mein
gemartertes Herz zu bekommen. Nach der heiligen Wandlung
war es mir, als träte der Herr in Menschengestalt aus
dem Tabernakel und gehe auf mich zu. Lange, lange ruhte
meine Seele an Seinem göttlichen Herzen. Aber mein Trost
ist wie der Seinige am Ölberg, wo Er betete: ,Vater,
wenn es möglich ist ...’ Er kommt nicht, um den bitteren
Kelch von mir zu nehmen, im Gegenteil: Ich muß ihn bis
auf die Hefe trinken. Aber Er bringt mir immer wieder
neue Stärke, daß ich den Leidenskelch leeren kann.
Inhaltsverzeichnis Band 5
521 Angebliche Offenbarungen
Mainz, den 30. Januar 1902
Betreff: Angebliche Offenbarungen
Das Bischöfliche Offizialat zu Mainz, an
den Hochwürdigsten Herren P.P.O.C. in Mainz.
Wie Sie aus der Anlage, um deren
Rücksendung wir Sie ersuchen, entnehmen wollen, hat
Barbara Weigand, trotzdem ihr jede weiteren Mitteilungen
ihrer angeblichen Offenbarungen, außer an den
Beichtvater, strengstens untersagt sind, eine
„Information der Bischöfe und Priester“, wie es scheint,
an alle Bischöfe Deutschlands versendet, mit Ausnahme
ihres eigenen Bischofs. Sie beruft sich darin auf Pater
B., Pater L. und Pater A.
Pater B. erklärte, daß er, um die Person
loszuwerden, auf ihr Drängen, ob sie sich an ihren
Seelenführer wenden dürfe, im Unwillen gesagt haben
könne: „Machen Sie, was Sie wollen.“ Bei der im Auftrag
des Hochwürdigsten Herrn Bischofs am 1. August 1900
angestellten Untersuchung hat sich herausgestellt:
1. daß dem angeblichen übernatürlichen
Verkehr fast eine Stunde dauernde abstoßende, widerliche
Krämpfe, deren Anblick von einem Anwesenden geradezu
abscheulich genannt ward, vorangehen, welche offenbar
die Zeichen hysterischer Anfälle an sich tragen und auch
nur geeignet sind, eine krankhafte, keineswegs aber eine
übernatürliche Erscheinung einzuleiten.
2. Bei der am 3. August 1900
vorgenommenen Prüfung ist die Weigand einer Reihe von
Täuschungen unterlegen. Den Heiland ließ sie dem Bischof
von Ketteler den Namen Victor Emmanuel geben. Sie
täuschte sich, indem sie sagte, ihr Beichtvater sei da,
während dieser in seinem Kloster weilte und der hinter
der Glastüre Stehende der Hausarzt war. Sie täuschte
sich, indem sie von einem gerade vorher geweihten Kreuz
behauptete, es sei nicht geweiht. Als sie nichts mehr zu
sagen wußte, erklärte sie, ihr Beichtvater habe ihr das
Reden verboten, was dieser aber entschieden in Abrede
stellte.
3. Auf den auctoritate episcopali in
lateinischer Sprache ihr erteilten Befehl, wenigstens
zwei Minuten lang zu schweigen, fing sie vor Ablauf der
ersten Minute wieder zu sprechen an. Auf Befehl in
derselben Sprache, den Heiland zu fragen, welchem Zweck
all diese Reden dienen sollten, gab sie keine Antwort,
sondern war verwirrt. Dagegen ist es bekannt, daß
ekstatische Personen auf jeden Wink ihrer Vorgesetzten
gehorchen.
4. In den sogenannten Offenbarungen der
Weigand zeigt sich offenbar nichts Weiteres als die
Wiederholung der Gespräche und Gedanken, welche fromme
Personen bei Betrachtung der gegenwärtigen Anfeindungen
der Kirche zu haben pflegen.
5. In den Offenbarungen wie in der
„Information der Bischöfe“ offenbart sich ein anmaßender
Hochmut, indem nur die „Kleinen“ und ihr Anhang, die
Stützen der Kirche, tadellos erscheinen, den Priestern
dagegen Unglaube und Verrat, und den Bischöfen
Schlendrian vorgeworfen wird, während wahre
Offenbarungen sich durch den Geist christlicher Demut
auszeichnen und selbst kleine Fehler der begnadigten
Personen oft eine strenge Rüge seitens des Heilandes
oder der Heiligen nach sich ziehen.
6. Dazu kommt dann noch der Geist des
Ungehorsams, welcher in der Aufzeichnung und Verbreitung
der Information der Bischöfe liegt, nachdem jede weitere
Aufzeichnung und Mitteilung, außer an den Beichtvater,
strengstens untersagt war, und Weigand selbst mit ihrer
Unterschrift am 18. August 1900 Gehorsam und
Unterwerfung unter die bischöflichen Befehle versprochen
hatte.
Aus allen diesen Gründen geht mit
Evidenz hervor, daß es sich hier nur um krankhafte
Zustände handelt, die mit übernatürlichen Offenbarungen
nicht das Geringste zu tun haben. Da aber derartige
Täuschungen, wie die Erfahrung lehrt, nicht bloß für die
betreffenden Personen, sondern für weite Kreise die
nachteiligsten Folgen haben können und die Kirche dem
Spott und Gelächter ihrer Gegner aussetzen, da ferner N.
dermalen die Hauptstütze der in diesen Täuschungen
befangenen Weigand ist, ersuchen wir Sie, denselben
darüber zu vernehmen, ob er der Weigand die Erlaubnis
zur Aufzeichnung der Information der Bischöfe gegeben,
ob er die Redaktion dieses Schriftstückes besorgt und
dessen Versendung an die Bischöfe veranlaßt oder
bewilligt habe.
Wie immer aber die Aussagen desselben
lauten mögen, ersuchen wir Sie im Interesse Ihres Ordens
und im Interesse der Kirche dem N. unter Strafe der
Suspension jeglichen mündlichen und schriftlichen
Verkehr mit der Weigand zu untersagen. Sollten jedoch E.
H. wünschen, daß diese Angelegenheit lieber durch den
Hochwürdigsten Herrn Bischof von Köln behandelt wird, so
sind wir gern bereit, denselben zu bitten, daß er N. zur
Vernehmung vorlade.
gez. Dr. Raich
Anmerkung zu 2 und 3:
Barbara erinnert sich ganz gut, daß sie
sich versprach und statt Wilhelm den Namen Victor sagte.
Sie weiß nicht, ob sie es verbesserte. Sie versprach
sich auch früher in der Ekstase zuweilen, weil die Rede
eben durch sie durchfließt wie durch eine Röhre. Der
liebe Heiland sagte zuweilen: „Meine Tochter, du hast
dich versprochen!“
Es ist ganz falsch, daß sie den Doktor
angesehen haben soll für ihren Beichtvater. Zwar
verstand Barbara die lateinische Sprache nicht, wohl
aber wußte der liebe Heiland den Befehl des Bischofs.
Denn auf einmal war Barbara das Licht entzogen, und
Barbara sich dazu denkend, der Beichtvater habe diesen
Befehl gegeben, sagte: „Eben verbietet mir mein
Beichtvater weiterzureden.“ Sie selbst versteht ja die
Rede des Herrn nicht und erst nach einigen Monaten gibt
ihr der Herr die Erklärung, oft ganz anders, als wie sie
es sich ausgelegt.
Zweimal wurde ihr ein Kreuz in die Hand
gegeben, das eines zu sein schien, nur war es
auseinandergelegt. Das erste war leer, das zweite hatte
wie ein Reliquienfleckchen in der Mitte. Es zog nicht
an, es muß keine Reliquie dran gewesen sein. Das erste
Mal ging der Weltpriester an ihr Bett und gab ihr das
Kreuz in die Hand. Barbara gab es ihm kopfschüttelnd
zurück, weil sie damit sagen wollte, es ist ein leeres
Kreuzchen. Er nahm es und trat ober ihren Kopf. Wenn nun
das Kreuz frisch geweiht war, so hat er es dort geweiht,
jedoch ohne Weihwasser. Dann kam er wieder und gab ihr
das Gegenstück von dem ersten. Wenn er es nun geweiht
hat, so war aber das Fleckchen doch keine Reliquie. Den
lateinischen Befehl, wozu die lange Rede sei, verstand
Barbara zwar wieder nicht, aber wenn die Herren hätten
glauben wollen, so hätten sie aus dem, was der Geist
sprach, die Antwort gewiß bekommen; denn jene Belehrung
galt gerade dem Hochwürdigsten Herrn Bischof.
Inhaltsverzeichnis Band 5
522 Ein sonderbarer Traum
Barbara, die krank war, hatte am Sonntag
vor Weihnachten 1901 einen sonderbaren Traum, als in
ihrer Pfarrei das Hochamt war.
Barbara: Im
Traum wollte ich mir in einer Kirche noch den letzten
Segen holen; es war mir, als ob ich noch zu einem Schluß
zurechtkäme. Ich kam aber in eine Privatwohnung. Es war
feierlicher Gottesdienst. Das ganze Domkapitel mit
Bischof H. und viele Leute füllten den Saal. Ich mußte
im äußeren Raum stehen bleiben und hörte, daß gerade die
Predigt sei, doch vernahm ich nur so einen Schall. Der
Bischof war im Ornat, sah gegen die Leute und sagte
manches zur Aufmunterung neben dem Prediger.
Auf einmal kam Professor B. an das
Fenster von außen. Er war wie ein Prediger angezogen und
sagte: „Vergeßt nicht, das Skapulier zu tragen und betet
täglich den Rosenkranz, damit die liebe Mutter Gottes
euch unter Ihren Schutzmantel berge; denn es kommen
Zeiten, wo jeder seinen Glauben in sich selbst
verteidigen und für sich selbst stehen muß, denn wir
nehmen Abschied von euch.“
Es kam auch eine Klosterfrau mit einem
Kind an der Hand und weinte. Sie war so traurig und war
auch auf der Flucht. Die Priester waren zur Flucht
gerichtet. Sie hielten eine Abschiedsrede an das Volk.
Ich fragte eine Frau, was drin der Prediger gesagt
hätte. Sie sagte, das war Herr Dr. S. Die ganze Predigt
war nur, um das Volk zu befestigen im Glauben; die
Geistlichkeit hat Abschied gefeiert; alle haben geweint.
In Rück ist eine Person, welche an der
hysterischen Krankheit leidet und bei der die Ärzte die
Hypnose gebrauchen.
Als nun Barbara dem dortigen Priester
erzählte, daß der Arzt im Elisabethen-Krankenhaus ihr
ein Ding vor die Augen hielt und sie mit rasender Stimme
aufforderte, darauf zu sehen, Barbara, die sich alle
Mühe gab, jedoch nicht konnte, weil ihre Augen erstarrt
waren, während sie doch unmittelbar darauf, als man ihr
ein Heiligenbild vorhielt, daraufsehen konnte, da sprang
der Priester erregt auf und rief: „Wissen Sie denn auch,
was der Arzt mit Ihnen vorhatte? Der wollte Sie
hypnotisieren, wie sie es bei meinem Pfarrkind tun.
Dieses Ding gebrauchen sie, und wer es einmal angeschaut
hat, der ist nicht mehr Herr über seinen Willen. Der
Doktor kann dann mit dem armen Menschen machen, was er
will.“
Wie wahr ist es also, daß Gottes Geist
in Barbara wohnte, der es nicht erlaubte, darauf zu
sehen.
Ein Pater Anderfing predigte hier, als
gerade ein Hypnotiseur Vorstellungen gab, denen auch
fromme Katholiken beiwohnten, daß, wer sich dazu
hergebe, sich mit dem Teufel in Verbindung setze. Hier
aber übergibt man eine gute Katholikin einem solchen
Arzt.
Inhaltsverzeichnis Band 5
523 Am 23. Februar 1902
„Nicht dein Kleid und nicht deine Regel
haben dich Mir so gefällig gemacht, wohl aber, daß du
deine Ehre Mir zu opfern verstandest!“
Barbara: Am
Sonntag hatte ich nach der heiligen Kommunion eine große
Gnade. Der Herr zeigte mir einen Teil der Erde, der wie
ein grüner Rasenplatz aussah. Auf diesem großen Flecken
Erde erblickte ich wie auf einem Dreieck auf dem einen
den Heiligen Vater, der gegen den Rasen schaute und ihn
prüfend überblickte, auf dem anderen Dreieck Pater N.
und auf dem dritten mich selbst. Ich bekam die ganze
Erklärung nicht, aber auf das, was folgte, kann ich
schließen, daß der Flecken Erde die Kirche Deutschlands
bedeutet, die der liebe Herr retten wollte vor dem
Zerfall, in der zwar das Christentum jetzt noch grünt
und Er deswegen durch den Statthalter Christi, der
fortwährend zum Gebet auffordert, ebenso auch durch den
Verkehr mit uns, den N. in ganz Deutschland bereits
veröffentlicht hat, Deutschland retten wollte. Da es
aber verschmäht wird, wie das israelitische Volk einst
Ihn Selbst verschmähte, so fügte er an dieses Gesicht
folgende Worte:
Jesus:
„Betrübet euch nicht, Meine Kinder, weder ihr noch N.,
Euer Verdienst bleibt euch doch, wenn auch scheinbar
alles umsonst ist.“
Zu N. Sich wendend: „Freue dich, Mein
Freund, noch nie standest du Mir so nahe wie jetzt.
Nicht dein Kleid und nicht deine Regel haben dich Mir so
gefällig gemacht, wohl aber, daß du deine Ehre Mir zu
opfern verstandest!“
Barbara: Als
der Herr aufgehört hatte zu reden, sah ich eine große
Schar unserer lieben, heiligen Freunde und Freundinnen,
die mit großer Begeisterung und heiliger Freude das
Magnifikat sangen. Ich war so über alles Irdische
erhoben, daß ich vor Entzücken wie ein Holzblock war.
Der Herr zeigte mir hier im Beisein dieser
Himmelsbewohner alle Leiden, die wir Seinetwegen schon
gelitten und was Er uns für jedes derselben für eine
Belohnung zugedacht und bereithalte, die zwar in mir
eingeprägt, aber zu erklären ich keine Worte habe. Es
war dies während des Pfarramtes. Ich war so gefühllos,
daß die Kirche längst aus war und alles sich entfernt
hatte, bis ich zu mir kam.
Inhaltsverzeichnis Band 5
524 Josefs-Mittwoch am 26. Februar 1901
Barbara: Am
Josefsmittwoch, den 26. Februar, hatte ich wieder von
der Wandlung bis zum Schluß diese innige Vereinigung,
und der Herr gab mir den Auftrag, N. sollte ruhig sein
und abwarten, bis Er es uns sagen ließe. Er soll nur
nicht ängstlich sein und alles ruhig über sich ergehen
lassen und alle Tage Gott ein Dankgebet darbringen
dafür, daß Er ihn berufen habe zu diesem großen Werk.
Denn dafür habe Er ihn bewahrt vor den Auswüchsen, die
sich in Seiner Kirche eingeschlichen hätten.
Luise aber solle sich nicht wehren, wenn
man ihr die Kommunion nehmen wolle und sich auch nicht
verbergen, dadurch kämen die Gegner nie zur Einsicht,
sondern sie wären nur bestärkt in ihrem Unrecht, frei
und offen hintreten, wo sie seither gewesen und ruhig
das Urteil entgegennehmen. Weiß sie denn nicht, daß Ich
auch so zu ihr kommen kann, ohne diese äußere Form? Sie
soll desto öfter geistig kommunizieren.
Inhaltsverzeichnis Band 5
525 Mariechens Gelübde der
Jungfräulichkeit
Am 25. März 1902 legte Mariechen das
Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Obwohl nun Barbara in
Rück war, gab ihr der Herr die Gnade, im Geiste alles
mit anzusehen. Sie sah Mariechen an den Altar treten wie
eine Königin. Weiß war das Gewand, und sie hatte einen
Schleier ähnlich wie die Klosterfrauen von der
Unbefleckten Empfängnis in Lourdes, in der linken Hand
hielt sie eine Lilie. Der Herr war sehr lieb und
freundlich und ließ Barbara erkennen, was dies bedeute.
Das weiße Gewand bedeute die Taufunschuld, die sie
inmitten der vielen Gefahren dennoch bewahrt habe. Die
Lilie bedeute ihre große Liebe zur Reinheit, wodurch ihr
Herz Seiner Gnade und Liebe immerdar geöffnet sei. Der
Vater und das Schwesterchen selig von Mariechen nahmen
auch teil an dieser Feier.
Da an demselben Tag die Familie einen
Verlust von einigen tausend Mark hatte, so ließ der Herr
Barbara erkennen, daß dieses scheinbare Unglück das
Brautgeschenk zu der Vermählung mit Ihm sei, um ihr zu
zeigen, daß sie als Seine Braut von jetzt an die
irdischen Güter verachten und nach den himmlischen
streben solle.
Inhaltsverzeichnis Band 5
526 Am 25. März 1902
„Glückselig diejenigen, die es erfassen
und glauben können, denn sie haben einen sicheren Weg,
nach Vollkommenheit zu streben.“
Barbara:
Heute hatte ich wieder einmal das Glück, nach der
heiligen Kommunion und dann auch bei dem Hochamt, in der
innigsten Vereinigung mit dem Herrn zu sein. Der Herr
trug mir auf, meinen zwei Freundinnen zu sagen, daß sie
zur Sühne der vielen glaubenslosen Menschen ihren
Glauben recht offen vor aller Welt bekennen sollen,
indem sie sich allen öffentlichen, kirchlichen und
privaten Wallfahrten anschließen sollen, wo es ihnen
möglich ist, wenn ich auch jetzt nicht dabei sein
könnte. Die Zeit käme wieder anders.
„O Herr, warum hältst Du mich hier
gleich einer Verbannten, so fern von meinen Lieben dort.
Ich könnte dir doch viel besser dort dienen, als hier in
den vielen Sorgen und Bekümmernissen.“
Jesus: „Weil
es Mein Wille ist, denjenigen, die nicht glauben wollen,
daß Ich in dir wirke, zu zeigen, daß Ich überall, wo Ich
dich hinstelle, auch fortfahren werde, in dir zu reden,
zu trösten, zu ermahnen und zurechtzuweisen. Glückselig
diejenigen, die es erfassen und glauben können; denn sie
haben einen sicheren Weg, nach Vollkommenheit zu
streben.
Sage auch N. durch N., er soll sich
freuen, dir jetzt so gleichgestellt zu sein, denn dies
ist ein Geschenk von Mir, das Ich ihm gemacht für seine
Treue, daß er jetzt neben dich gestellt ist. Denn er
soll wohl bedenken, daß niemand kann erhöht werden, der
vorher nicht hinabgestiegen war. Ja, jetzt ist die Zeit
gekommen, wo er ein Kirchenfürst geworden ist, wie Ich
ihn dir vor Jahren schon gezeigt; denn Bischof sein ist
nichts Großes, aber bischöflich gesinnt sein erhebt den
letzten Priester zu dem Rang eines Kirchenfürsten. O wie
beschämt wird einmal der Bischof und die Geistlichkeit
von Mainz ihm gegenüberstehen, die jetzt gar so
kleinlich sind in ihren Gesinnungen.“
Barbara:
Während des Hochamtes bat ich die liebe Mutter Gottes,
Sie möge auch für meine Schwester bitten in der großen
Not, in die sie gerade auf ihr schönes Fest versetzt
sei. Da erwiderte Sie mir:
Maria: „Das
überlasse Ich Meinem Gemahl Josef, der wird schon
sorgen. Es freut Mich sehr, daß heute wieder eine Seele
gesprochen: ‚Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir
geschehe nach Deinem Wort.‘ Zur Danksagung für die große
Gnade, daß deine Nichte die Braut Meines Sohnes geworden
ist, würde Ich euch gern noch einmal in Lourdes sehen,
wenn es auch nicht in diesem Jahre ist.“
Jesus: „Sage
N. (einem Dorfmädchen), sie soll nicht ängstlich sein um
ihre Existenz; denn ihre Nichte, bei der sie ist, wird
nicht sterben, wie sie sich so viel abhärmt, wohl aber
soll sie beten für ihren Bruder, der immer tiefer in
Sünden und Laster sich stürzt, damit er nicht ewig
verlorengeht.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
527 Karfreitag 1902
„So gewiß aber für Mich auf den
Karfreitag der Ostermorgen kam, wo Ich Tod und Hölle
besiegte, ebenso gewiß wird auch für euch die Stunde
kommen, wo ihr siegen werdet über all eure Feinde.“
Barbara: Am
Karfreitag weinte ich stundenlang mit dem leidenden
Heiland, als ich plötzlich in ein übernatürliches Licht
versetzt wurde. Ich sah den Herrn, aber nicht, wie Er
uns am Karfreitag von der Kirche vorgestellt wird. Er
war ganz von Lichtglanz umflossen, wie Er am
Auferstehungsmorgen gewesen sein muß. Er stand in einem
Lichtglanz, umgeben von Lichtgestalten, lauter Heilige,
von denen, die wir oft verehrten, und die uns schon
ihres Besuches würdigten. Sie schlossen einen Kreis um
Ihn, und es schien, als werde Er von ihnen getragen.
Dann breitete sich ein Kreis von diesem
Lichtglanz gegen die Erde hin aus, und plötzlich sah
ich, wie eine geheimnisvolle, magnetische Kraft vier
Personen in diesen Lichtkreis hineinzog. Und als ich sie
erkannte, waren es wir drei und N.N. Ich war erstaunt,
am Karfreitag so etwas zu sehen, was doch für Ostern
glaubwürdiger gewesen wäre, und dachte deswegen, es sei
eine Täuschung. Aber der Herr redete mich an, und sagte:
Jesus: „Unter
diese Schar sollt auch ihr dereinst kommen. So gewiß
aber für Mich auf den Karfreitag der Ostermorgen kam, wo
Ich Tod und Hölle besiegte, ebenso gewiß wird auch für
euch die Stunde kommen, wo ihr siegen werdet über all
eure Feinde. Habt nur für jetzt Geduld. Ging es Mir denn
anders?“
Während der Zeit, wo Barbara in Rück
weilte, mußte sie gar oft von der Kanzel herab Spott und
kränkende Reden erfahren. So sagte der Herr Kaplan
einst:
Kaplan: „Wenn
die Heiligen, die früher gelebt haben, jetzt nochmals
kämen, dann würde von diesen vieles nicht mehr
gutgeheißen. Die Wissenschaft ist jetzt
dahintergekommen. Ich habe ein Buch über die Hysterie.
Darin ist bewiesen, daß die Ekstasen Symptome dieser
Krankheit sind.“
Am Ostertag sagte der Herr Kaplan in der
Predigt:
Kaplan: „Man
darf nicht glauben, daß die Apostel zu jenen
Leichtgläubigen gehörten, die alles glauben, wie es
Menschen gibt. Auch gehörten sie nicht zu jenen, die
durch ein verweichlichtes Stadtleben ihre Nerven
vergiftet haben, so daß sie allerlei Dinge zu sehen
glaubten, wie es Leute gibt, was aber Hirngespinst und
Einbildung ist. Nein, das waren gesunde Männer mit
gesundem, klarem Verstand, in gesunder Luft, in der
Seeluft aufgewachsen, usw.“
Jeder Zuhörer verstand, wen er mit
dieser Anspielung meinte.
Ähnlich ging es hier in Mainz. Weil in
der Information von der heiligen Kommunion die Rede ist,
so sollte nun auf einmal die heilige Kommunion an all
dem Hirngespinst schuld sein, und P. Felix und die
übrigen beschlossen, nur mehr viermal wöchentlich die
heilige Kommunion zu erlauben. In der ganzen Fastenzeit
predigte man an allen Freitagen gegen die öftere
Kommunion.
Weil P. Felix wegen seiner Kränklichkeit
oft nicht in den Beichtstuhl kam, so war Luise genötigt,
zu anderen zu gehen. Einer fragte sie daher: „Wie steht
es denn mit der Zahl Ihrer Kommunionen? Ich denke, Sie
tun das doch mit Erlaubnis des Beichtvaters?“
Luise erwiderte, daß sie nur zu ihm
komme, wenn ihr Beichtvater abwesend sei.
Am folgenden Samstag fragte sie direkt
einen anderen, ängstlich gemacht, ob er ihr erlaube, wie
seither, sieben Mal zu kommunizieren. „Nein, nur fünf
Mal“, war die Antwort. Sie sagte, daß sie schon seit
fünfundzwanzig Jahren so gehe. Dann muß ich erst ihren
Namen wissen und mit dem Pater Guardian reden. Luise
sagte es ihm, wer sie sei, und der Beichtvater erwiderte
sofort: „Ja, dann glaube ich nicht, daß er es ihnen
erlaubt.“ Luise sagte: „Ich wünsche auch nicht, daß Sie
ihn fragen. Ich begnüge mich, wie Sie es für gut
finden.“
P. Felix aber sagte zu denen, die zu ihm
kamen: „Von jetzt an darf weder ich noch andere öfter
die Kommunion erlauben als viermal die Woche.“
Von da an wurden viele über uns
ausgeforscht. Wer nur was wisse, solle es sagen.
Umgekehrt sprachen auch unparteiische Leute offen ihr
Urteil aus über die Wirtschaft der Schwägerin am 31.
März 1902. So erzählte Herr V., er und noch ein Herr aus
Mainz hätten ihre Beobachtung in der Wirtschaft der Frau
Weigand gemacht. So ruhig, so Schlag auf Schlag, wie
jeder bedient werde, so anständig wie da finde man nicht
leicht eine Wirtschaft. Ebenso erzählte ein Mann in
einer Wirtschaft in Rück, er sei schon oft in der
Wirtschaft bei Frau Weigand gewesen, aber so sei keine
mehr in Mainz. Da höre man weder fluchen, noch etwas
Unsittliches, noch etwas gegen die Religion.
Der Herr verschonte Barbara keineswegs
mit aller Art Leiden, während sie in Rück war. Der Boden
der Küche brach ein und stürzte in den Keller und
infolgedessen mußte das Haus repariert werden. Unter den
Hühnern brach eine seuchenartige Krankheit aus, so daß
viele verendeten. Dazu kamen die Seitenhiebe, die sie
beständig von der Kanzel herab bekam.
Inhaltsverzeichnis Band 5
528 Am 11. April 1902
Auszug aus einem Brief des Bruders von
Barbara in Aschaffenburg, der Barbara zuweilen in ihrer
Verbannung in Rück besuchte:
Gestern war Barbara hier. Sie ist halt
gar zu trostlos. Verachtet, verspottet von allen Seiten
und in der eigenen Familie wenig Trost und Erbauung. Ja
selbst die, denen sie ihre ganze Kraft widmet, stellen
sich würdig ihren Verfolgern zur Seite. Wohl sagt sie,
hat sie nach der heiligen Kommunion noch dieselben
Gnaden, aber außer dieser Zeit ist ihr alles dunkel.
Nach einem Leben voll des Jammers, der Entbehrung und
Entsagung glaubte sie sich nun bald am Ziele. Doch nicht
so. Statt mehr Licht, zieht sich der Himmel über ihr
zusammen, und es wird von Tag zu Tag düsterer. Weinend
klagte sie: Nichts als Enttäuschung, selbst in meiner
Kirche, wenigstens in bezug auf ihre Diener.
Wenn man sie erzählen hört, so möchte
man mit ihr weinen. Wohl hat sie ein sehr empfängliches
Gemüt und faßt manches viel schlimmer auf, als es in
Wirklichkeit ist, aber das steht fest, daß ihr an
leiblichen Bedürfnissen, besonders aber in bezug auf
Seelenleiden, kein Schmerz erspart geblieben. Um so
empfindlicher aber ist der Schmerz, wenn dieser
verursacht wird durch Leute, denen man Gutes erwiesen,
wie Caroline und Valtin, noch viel mehr aber dem Herrn
Kaplan von Rück. Diese hätten Ursache genug, ihr zu
danken, da doch durch ihre Vermittlung seine jetzige
Existenz begründet wurde. Dieser läßt jedoch keine
Gelegenheit vorübergehen, in jeder Predigt und
Christenlehre Seitenhiebe auf sie auszuführen, daß jedes
Kind begreift, wem sie gelten, und jetzt ging er noch so
weit, sie wissen zu lassen, daß er sie unter der Woche
nicht mehr Beicht höre.
„Es wird eine allgemeine Verwirrung
geben.“ So heißt es vor mehreren Jahren in den
Schriften. Und wenn man nicht ganz fest wäre, so möchte
man auch irre werden. „Mein Gott, warum hast Du Mich
verlassen“, rief der liebe Heiland in Seiner Todesnot,
wurde aber nicht irre, Sein Erlösungswerk zu Ende zu
führen.
Sonntags geht Barbara allein in eine
benachbarte Kapelle und weint sich dort aus. So wollen
auch wir niemals irre werden fortzufahren, füreinander
zu beten und mit aller Kraft einzustehen für die Rechte
der heiligen Kirche und die Zwecke und Ziele des
Liebesbundes, und selbst dann nicht irre werden, wenn
die ganze Welt sich dagegen auflehnt und der liebe Gott
Selbst uns zu verlassen scheint, indem Er unser Gebet
nicht erhört und uns von einem Unglück ins andere
hineinführt. Wir sind auf dem rechten Weg, und jetzt
heißt es nur noch: „Nur weiter und nicht abweichen!“
Das große Unglück, das dich, liebe
Schwägerin (Frau Weigand), betroffen, steht mir den
ganzen Tag vor Augen, um so mehr, da dasselbe eben durch
mich über dich gekommen. Fügung respektive Zulassung
Gottes oder Teufels Werk? Wer mag es ergründen?“
Frau Weigand hatte Herrn Weigand Geld
geliehen, ohne es anzugeben. Bei der Rückzahlung meldete
es dieser bei seinem Steueramt und dieses meldete es
beim hiesigen, und Frau Weigand wurde zur Verantwortung
geladen und mußte mehrere Verhöre bestehen. Sie erhielt
deshalb einen Strafbefehl von mehreren Tausend, machte
aber bei dem Ministerium ein Gnadengesuch, welches die
hiesige Steuerbehörde befürwortete, und durch die
Fürbitte des heiligen Josef, der von vielen recht
bestürmt wurde, wurde die Strafe auf 2000 Mark, statt
6520 Mark, herabgesetzt, was noch nie dagewesen, wie der
Kommissär sagte, bei dem sie sich bedankte.
Inhaltsverzeichnis Band 5
529 Am 12. April 1902
In den dunklen Gewitterwolken, die von
allen Seiten über Barbara losbrachen, hatte sie doch
auch recht lichte Augenblicke. Dem Beispiel von
Mariechen, die am 25. März das Gelübde der
Jungfräulichkeit abgelegt, folgte bald auch die andere
Nichte Anna. Diese Feierlichkeit, die sich im Herzen von
diesem zwanzigjährigen Mädchen vollzog, durfte Barbara
in der Ferne mit ansehen.
Barbara
schreibt: Am Herz-Jesu-Freitag im April 1902 sah
ich den Herrn mit einer gar wunderschönen Krone auf dem
Haupt, in der Hand ein Szepter tragend, ganz neu und
eigenartig, wie ich Ihn noch nie gesehen. Er sagte mir:
Jesus: „Diese
Krone trage Ich nur dann, wenn auf Erden eine Seele Mir
wieder ihre Jungfräulichkeit gelobt. Diese habe Ich Mir
verdient, als Ich von Pilatus dem Volke als Ecce Homo
vorgestellt wurde, weil Ich, der größte Wohltäter der
Menschen, von dem Volk aus lauter Haß und Verachtung
einem Raubmörder nachgesetzt wurde. Sooft nun eine
jungfräuliche Seele sich Mir weiht, erweist sie Mir für
jene Schmach eine solche Ehre, daß Ich jedesmal vor
Meinen Himmelsbewohnern jene Krone trage, die Ich damals
trug und durch welche Ich Mir diese herrliche Krone
verdient habe; denn eine Jungfrau gilt in den Augen der
Weltkinder, was Ich damals galt, als man schrie: „Ans
Kreuz mit Ihm!“ Wie Ich aber durch Verachtung diese
herrliche Krone verdiente, so wird eine Jungfrau eine
ähnliche Krone empfangen, wenn sie die Verachtung der
Weltkinder geduldig erträgt.“
Am Weißen Sonntag, als die Kinder in
Prozession in der Kirche einzogen, hatte der Herr mich
ganz in Sich hineingeführt. Die Außenwelt war mir
entschwunden. Da schaute ich, wie den Kindern voraus
unsere Anna ging neben dem Herrn, der überaus liebevoll
an ihrer Seite einherschritt wie ein Bräutigam. Bei der
Wandlung, während des Hochamtes, knieten die beiden
neuen Bräutchen Mariechen und Anna an den Stufen des
Altars. Der Herr stand auf dem Altar, wo die heilige
Hostie lag, und es ergossen sich aus Seinem Herzen zwei
Ströme in die geöffneten Herzen dieser zwei am Altare
knienden Mädchen. Der Herr wollte hierdurch die
Gnadenströme Seiner göttlichen Liebe andeuten, die sich
in jene Seelen reichlicher ergießen können, die ihr Herz
Ihm allein erschließen.
Als die Kinder die heilige Kommunion
empfingen, öffnete sich der Himmel, und ein Jubel
entstand, der nicht zu beschreiben ist. Die Verstorbenen
der beiden Gemeinden von Rück und S., ebenso die
Schutzengel der Kommunionkinder, nahmen an der Freude
des Herrn teil.
Inhaltsverzeichnis Band 5
530 Brief Barbara vom 27. April 1902
Barbara: Für
diesen neugeweihten Priester habe ich eine gar liebliche
Belehrung bekommen. Aber vor Arbeit kann ich ans
Aufschreiben nicht denken. Der Herr muß große Hoffnung
auf diesen Priester setzen, weil Er so schön von ihm
sprach, wie er sein Herz bewahren soll, auf daß es für
Ihn allzeit eine angenehme Wohnung sein möge.
Die erste Schutzmauer sei die Demut,
indem er sich nie etwas selbst zutraue, auch nichts
zuschreibe, sondern alles von Ihm allein erwarte und
alles auf Ihn zurückführe. Das zweite habe ich
vergessen. Das dritte war die heilige Liebe Gottes, die
er wie eine starke Festungsmauer um sein Herz herum
bauen müsse, daß keine Weltliebe eindringen könne in
sein Herz, und Er versprach ihm Seinen Segen, wenn er
diese Mittel gut ausnützen werde.
Ein anderes Mal weinte ich sehr über das
große Elend, in das ich versetzt bin, weil ich gar so
wenig für meine Seele tun kann. Auf einmal sah ich vor
mir den Herrn mit dem schweren Kreuz und hinter ihm
Simon, der sich herzhaft darunterstellte und tragen
half. Der Herr schaute mich an und verschwand. Ich hörte
auf zu weinen; denn ich verstand die Predigt. Du sollst
also, so sagte ich mir, mit Simon von Cyrene dich unter
das Kreuz stellen und tragen, was Er dir auf die
Schulter gelegt. Aber wie oft habe auch ich mit Simon
mich geweigert. In ein Meer von Widerwärtigkeiten ist
man versetzt in so armen Gegenden. Bald ist das Futter
all, bald die Streu, dann die vielen Strapazen mit Vieh
und Feld, kein Tag, der nicht neue Aufregungen mit sich
bringt.
Inhaltsverzeichnis Band 5
531 Am 18. Mai 1902
„Er soll sich vor seinem Vorgesetzten
recht verdemütigen und all seinen Befehlen nachkommen,
aber ihm offen sagen, daß er nie seine innere
Überzeugung nach außen hin verhehlen werde.“
Barbara:
Heute bekam ich den Auftrag vom Herrn:
Jesus: „N.
wolle doch ja keiner Versuchung nachgeben. Freue dich,
Mein treuer Diener, ja freue dich, daß du Mir so
gleichgestellt bist. Warum willst du zur Traurigkeit
hinneigen? Weißt du nicht, daß auch Ich ohne allen Grund
verurteilt wurde von den Stellvertretern Gottes und des
Gesetzes?“
Barbara: Als
ich Ihn fragte, was N. bei diesen Zuständen machen solle
mit der Widerlegung, die er vorhabe, an die Bischöfe zu
versenden, sagte der Herr:
Jesus: „Er
soll sie freudigen Herzens und mit größter Seelenruhe
ausfertigen und hinlegen, bis der Zeitpunkt gekommen
ist, wo Ich es ihm sagen werde. Er soll wissen, daß es
Mir nicht gefällt, wenn er seine Überzeugung verleugnen
wolle, wie ihm seine Vorgesetzten den Vorschlag machen.
Er soll in sich bekennen, daß er der Unwürdigste ist,
aber wie ein Paulus, der von sich sagte: ‚Ich bin der
Geringste unter den Aposteln‘, aber vor dem Hohen Rat
und den Mächtigen der Erde seine Überzeugung aussprach,
obwohl er wußte, daß ein offenes Bekenntnis ihm große
Leiden bringen werde. Er soll wissen, daß er sich die
Krone der heiligen Märtyrer verdienen kann, wenn er
standhaft bleibt. Er soll sich vor seinem Vorgesetzten
recht demütigen und all seinen Befehlen nachkommen, aber
ihm offen sagen, daß er nie seine innere Überzeugung
nach außen hin verhehlen werde; denn dies zeuge von
großer Geistesschwäche und verstoße gegen die Wahrheit.“
Barbara: Ich
war so ergriffen über solche Liebe des Herrn und sagte:
„O Herr, ist es möglich, daß Du mich noch lieben kannst,
da ich doch so wenig für Dich tue?
Da wurde Er so liebenswürdig, daß Er
mich Meine Kleine nannte. Dies eine Wort enthielt so
viel Süßigkeit, daß mein Herz hätte zerschmelzen mögen.
„Warum, o Herr, kommst Du nicht mehr wie
früher in Mainz, an so hohen Festtagen am Vorabend zu
mir?“
Jesus: „Wenn
Ich mit einem Menschen verkehre, so daß Ich nicht nur
seine Seele, sondern auch dessen Leib in Besitz nehme,
dann geschieht dies immer, daß andere zu Meiner Liebe
hingezogen werden sollen, wie dies in Mainz der Fall
war. Aber hier ist eine äußere Erscheinung ganz unnütz.
Daß Ich aber jetzt bei dir bin, wirst du wohl nicht
bezweifeln.“
Barbara: Ich
bat auch um ein liebes Wörtchen für meine zwei
Freundinnen und ich merkte Ihm an, daß es Ihm Selbst weh
tut, uns so lang getrennt zu wissen, und Er versprach
mir, daß es auch wieder anders werde.
Nachsatz: Es ist nun buchstäblich
erfüllt, daß Barbara allein gehen muß, denn ihr alter
treuer Beichtvater (mit dem sie nicht mehr verkehren
darf) ist gestorben. Er war fünf Tage krank, sprach
öfters von Barbara, und in den letzten Stunden fragte er
noch: „Habt ihr es Barbara schon zu wissen getan?“
Inhaltsverzeichnis Band 5
532 Pfingstmontag 1902
Barbara: Ich
sah den Herrn Benefizial (ihren verstorbenen
Beichtvater) nach der heiligen Kommunion. Er war
traurig, aber doch zufrieden, ja, er schien sogar sehr
glücklich zu sein. Ich fragte ihn, wie es ihm gehe, und
er sagte:
Beichtvater:
„Gut! Daß ich nie nach einer Stelle strebte, wo ich mir
hätte Reichtum verschaffen können, wurde mir hoch
angerechnet, und weil ich immer ein kindlich, demütiges
Glaubensleben führte, hab’ ich in meinem Herrn einen gar
gnädigen Richter gefunden. Sage meiner Schwester, sie
soll meinen Verlust nicht allzusehr beweinen, denn der
Ort meiner zukünftigen Herrlichkeit wurde mir schon
gezeigt. Sie soll zum Bruder gehen nach Aschaffenburg
und dort durch ein von der Welt ganz zurückgezogenes
Leben sich vorbereiten auf ihren baldigen Heimgang.“
Auf dem Totenbett lag er mit einem
Buß-Meßgewand sehr arm und einfach.
Barbara: Ich
bat den Herrn, daß N. nicht versetzt werde.
Jesus: „Haben
sich denn die heiligen Märtyrer geweigert, für Mich ins
Gefängnis und den Tod zu gehen?“
Inhaltsverzeichnis Band 5
533 Fronleichnamsfest 1902
Barbara: Der
liebe Heiland teilte mir mit, daß N. nicht versetzt
werde. Er solle aber die Widerlegung nicht ohne
Erlaubnis seiner Vorgesetzten fortschicken; denn jetzt
sei es ihm übelzunehmen, weil jene davon wüßten, und sie
ihn jetzt für einen eigensinnigen Kopf hinstellten. Aber
er soll offen und frei darüber mit seinem Ordensoberen
sprechen, und falls dieser ihm die Genehmigung
verweigere, sich auf die bayerischen Bischöfe berufen,
die einen Hirtenbrief herausgaben, ganz nach dem Inhalt
der „Information“.
Jesus: „Sage
dem Dienstmädchen, das ins Kloster will (26 Jahre alt
und deshalb nur versuchsweise angenommen), sie soll das
Gelübde der Keuschheit ablegen und Mir treu in der Welt
dienen. Dies wolle Ich so annehmen, als sei sie eine
Klosterfrau. Sage dem anderen Dienstmädchen (33 Jahre
alt), es soll sich die Gedanken, ins Kloster zu gehen,
aus dem Sinn schlagen; denn es sei nur der böse Feind,
der ihr den Frieden des Herzens rauben will.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
534 Fest des heiligen Antonius von Padua
Barbara: Am
13. Juni 1902 sah Ich nach der heiligen Wandlung den
heiligen Antonius zwar im Ordenshabit, aber dieser war
unaussprechlich schön. Alles an ihm war entzückend, auch
seine Bewegungen und Gebärden, daß ich es nicht
wiedergeben kann. Er nannte mich Schwester und
versicherte mich seines besonderen Schutzes.
Antonius:
„Wisse, daß unter allen Schutzempfohlenen dieser
Gemeinde du mir die größte Freude bereitet hast, nicht
nur unter denen, die schon in Schippach gelebt, sondern
auch unter denen, die jetzt leben und nach dir leben
werden, denn wo eine Seele für den Herrn einsteht und
für ihn leidet, kommt Ehre dem Schutzpatron und allen
denjenigen zu, die mit der Seele in Verbindung stehen.
Ihr wisset nicht, welche Aufgabe ihr, du und deine zwei
Mitschwestern, von dem Herrn überkommen habt. Harrt aus
in Geduld, und ich sage dir, daß ihr die Früchte noch
sehen sollt. Jetzt seid ihr getrennt, und du grämst dich
ab, weil du so verlassen und hinausgestoßen von den
Priestern allein deinen Weg suchen mußt. Wisse, daß du
doch dieselben Verdienste hast, obwohl du hier mehr
Fehler machst und nicht viel beten kannst, als wenn du
in Mainz bei deinen Freundinnen wärest. So will es der
Herr. Sei zufrieden.“
Barbara: Als
ich aber vor Betrübnis und Freude schluchzte und weinte,
führte der Heilige mich hinweg, und zwar nach Mainz
inmitten meiner beiden Freundinnen. Wir gingen
wallfahrten nach G., und es schlossen sich sehr viele
Leute an.
Antonius:
„Siehe, meine Schwester, wie ich dir in deiner Jugend
einmal im Traume deine Lebensaufgabe gezeigt, und wo du
in den Verfolgungen, die du deswegen von seiten der
Priester zu erdulden hattest, dich hinwenden sollst, so
will ich dir heute an meinem Feste zeigen, wie nach
überstandenen Leiden ihr noch Früchte sehen sollt; denn
ihr alle werdet den Sturm, worin der Herr Seine Tenne
säubert, überleben. Und in dem Maße wie man euch
verachtete, werden sich nachher die Christen euch
anschließen. Niemand wird sich mehr schämen, mit euch zu
gehen. Im Gegenteil!“
Barbara: Als
Antonius mich verließ, eilte er gegen den Hochaltar zu,
wandte sich aber noch einmal um und rief mir zu:
Antonius:
„Schwester, nicht weinen! Schau über dich!“ Er zeigte
gegen den Himmel, und eine große Schar weißgekleideter,
männlicher und weiblicher Seligen, alle die lieben,
heiligen Freunde und Freundinnen, der heilige Johannes,
die heiligen Hildegard, Katharina, Barbara und noch
andere, zogen in einer langen Prozession an mir vorüber.
Alle schwenkten ihr weißes Fähnlein mir zu als Zeichen
eines Grußes. Barbara war aber am allerfreundlichsten zu
mir. Der heilige Antonius tröstete mich noch in einem
anderen Anliegen, was sich schon nach zwei Tagen
erfüllte.
Er sagte noch, der himmlische Vater habe
beschlossen gehabt, die ganze Welt durch Hungersnot zu
strafen. Ich sah aber den heiligen Antonius und alle
Heiligen den himmlischen Vater um Erbarmen anflehen.
Dann sagte er:
Antonius:
„Sieh, meine Schwester, um all deiner Leiden willen ist
der Zorn des himmlischen Vaters besänftigt, und sieh,
wie üppig die Saat rings um dich steht, obwohl die
Gottlosigkeit um Rache schreit.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
535 Fest Peter und Paul am 29. Juni 1902
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion teilte mir der Herr mit, N. dürfe
von seinem Recht Gebrauch machen und könne gleichzeitig
an seinen Oberen und an das Bischöfliche Ordinariat die
Widerlegung senden, aber die Beilage nur an seinen
Oberen. Wenn er dann die Erlaubnis nicht erhalte, solle
er tun, was Er ihm eingebe.
Jesus: „N.
soll sich nur berufen auf das Recht, das jeder Priester
und jede gläubige Seele hat, wie es die Kirche
angeordnet. Jede Seele ist einem Priester unterstellt
und hat das Recht, sich ihren Beichtvater oder
Seelenführer zu wählen und ihre Seelenzustände einem
Priester mitzuteilen. Das ist dir in Mainz versagt
worden. „Gott zieht die Seele zu irgendeinem Priester
hin und die Seele hat das Recht, diesem Zuge zu folgen
und sich dahin zu wenden, wo sie sich von Gott
hingezogen fühlt. Von diesem Recht hat die Seele
Gebrauch gemacht, und ich mache von meinem Priesterrecht
Gebrauch. Ich habe das getan durch die Widerlegung, weil
ich der einzige bin, der die Sache gründlich studiert
und daraufhin habe ich mir erlaubt und bin verpflichtet
dazu, weil das Werk ein göttliches und kein menschliches
ist.“
Barbara:
Dieses möge er auf einem Blättchen vorausschicken, das
wäre seine Sache. Dann soll er fragen wegen der Beilage,
ob Luise seine Skizzen abschreiben dürfe. Diese
Offenbarungen, die er herausgezogen aus den Schriften,
seien sehr geeignet, viele Priester, die in Zweifeln
befangen wären über diese Sache, von den Zweifeln zu
befreien, für was man die Sache halten solle, weil sie
von Mainz aus verworfen sei. Jetzt sei die Aufgabe an
ihm und er bäte ihn recht höflich, daß er Luise die
Erlaubnis geben möge, seine Ausführungen und Beilagen
abzuschreiben, um ihm dieselben übermitteln zu können,
damit auch sie ohne vieles Studium einen Überblick
hätten und sich ein Urteil bilden könnten. Sie sollten
ihn von der Arbeit überheben, er hätte genug getan und
könnte das nicht und wollte auch keine Uneingeweihten
dazu benutzen. Es wäre ja auch überhaupt für Bischöfe
und Priester. Es sei ja doch jetzt offenbar, daß die
Schriften in Erfüllung gegangen wären. Sie sollten nur
die Zeitlage betrachten. Eine weitere Erklärung wäre
nicht nötig. Wenn sie die Zeitlage studierten, hätten
sie die Erklärung, weil alles in Erfüllung gegangen sei.
Diese Auszüge seien sehr praktisch, weil
das Notwendigste praktisch zusammengezogen wäre und es
also nicht nötig wäre, daß sie das selbst täten und
selbst durchlesen, wenn sie es prüfen wollten, was Er
jahrelang gesprochen. Es wäre jetzt offenbar, daß das
katholische Volk sich zusammenscharen und
zusammengeschart werden müsse. Er soll sich nicht
fürchten, obwohl wieder neue Verdemütigungen herankämen;
es ging einmal nicht anders. Wenn die Antwort verweigert
werde, so soll er tun, was Er ihm eingäbe. Er hätte das
Recht, von seiner Freiheit als Priester Gebrauch zu
machen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
536 Pilgerfahrt nach Aachen ab 14. Juli
1902
„Aber war der Tag zu Ende, so opferten
wir dem himmlischen Vater alles auf und schlossen mit
dem Tag ab, als ob es der letzte sei.“
Am 15. Juli sagte der Herr, es käme noch
eine Zeit, wo N. über alle seine Feinde siegen werde und
alle vor ihm den Kopf hängen lassen würden; Barbara aber
bliebe ihr Leben lang gedemütigt.
Barbara klagte sich ihrer Fehler an und
fragte, ob Er denn nicht unzufrieden mit ihr sei.
Jesus: „Das
ist Mir nichts Neues, die Apostel haben dieselben Fehler
an sich gehabt. Du wärest die erste, die Ich nicht
ertragen wollte. So sind alle Menschen. Wenn Ich den
Aposteln heute etwas erklärt habe, so legte sich der
eine es so aus und der andere so, und Ich mußte immer
wieder Geduld haben und es ihnen von neuem sagen.“
Barbara: „Ich
bedaure N.“
Jesus: „Du
brauchst ihn nicht zu bedauern, alle deine Bitten werden
dir gewährt, aber alles muß erst verdient werden. Das
geht alles auf ganz anderen Wegen, als ihr euch
zurechtlegt.“
Am 16. Juli sagte der Herr, der Neffe
von Barbara bekäme eine Frau aus Schippach, und Barbara
könne dann wieder nach Mainz zurück. Der Baum des
Liebesbundes wäre zwar jetzt noch klein, aber in einiger
Zeit würde er seine Zweige und Ästchen nach allen
Richtungen hin verteilen. Sie hätten nicht allein die
Wallfahrten nach Jerusalem gemacht, um Gott zu
verherrlichen, sondern auch, um sich mit den Freunden zu
vereinigen und zu freuen und anzueifern. So sollten auch
wir jetzt tun; denn diese Freude war euch im Ratschluß
Gottes bestimmt.
Maria:
„Meinst du, es wäre anders gewesen in Meinem sterblichen
Leben? Auch da wechselte Leid und Freud. Als wir nach
Ägypten kamen, mußten wir uns sehr arm ernähren. Wir
hatten manchen Kummer und Sorgen um das tägliche Brot.
Aber war der Tag zu Ende, so opferten wir dem
himmlischen Vater alles auf und schlossen mit dem Tag
ab, als ob es der letzte sei. So sollt auch ihr jeden
Abend mit dem Tagewerk abschließen, als wäre es der
Lebensschluß.
Alle Fehler und Mängel klagt demütig
Meinem Sohn und opfert Ihm alles auf, und dann will Er
alles für voll anrechnen und es wird aufgezeichnet
werden in das Buch des Lebens wie ihr aufgeopfert, und
danach wird in der Sterbestunde gerichtet. Wenn ihr aber
die Aufopferung nicht gesagt, geht der Tag verloren.
Sorge nicht für den anderen Tag. Die Arbeit, die du
angefangen und nicht zu Ende gebracht, lege nebenhin und
schneide ganz ruhig damit ab. So war unser Leben.
Wenn Wir abends zusammenkamen, haben Wir
alles nebenhin gelegt und nichts für den anderen Tag
zurückgelegt und ergossen uns im Lobe Gottes. Wenn du
fällst, stehe ruhig wieder auf. Das ging allen Heiligen
nicht anders. Das ist es nicht, worauf der liebe Gott so
sehr schaut, sondern auf das Leben und Streben, und wenn
man den Fehler bereut, ist es wieder gut. Diese eure
jetzige Lage dauert nicht mehr lang.
An deiner Schwägerin in Schippach hat
Mein Sohn Freude, weil sie es so machen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
537 Vigil von Portiuncula 1902
„Zurück zu einem tiefreligiösen Glauben
und Christenleben!“
Als ich heute abend vor dem Tabernakel
sehr innig zum Herrn flehte, Er möge mir durch
Franziskus auch einen Brosamen zukommen lassen, gern
wollte ich auf höhere Gnaden verzichten, nur um die Gabe
des Gebetes bäte ich, da hörte ich eine Stimme, die zu
mir sprach: „Geh hinweg über all die Kleinigkeiten, denn
Ich liebe dich noch wie zuvor.“ Ich war über diese
unerwartete Stimme so erfreut, daß ich außer mir geriet
und mit großem Eifer die Kirchenbesuche begann.
Am folgenden Morgen nach der heiligen
Kommunion redete der Herr so tröstend, daß es schade
ist, daß ich es nur bruchstückweise wiedergeben kann. Er
zeigte mir, wie alles dieses so kommen müsse und welch
wichtige Bedeutung mein Verweilen in Rück für den
Liebesbund habe. Seine jahrelangen Unterredungen mit mir
sollten dasselbe bezwecken, was Er zur Zeit durch die
Bewilligung des großen Portiuncula-Ablasses habe
bewirken wollen, nämlich das erkaltete Christenleben
wieder anzufachen und den Glauben zu erneuern.
Franziskus habe auf Seinen Befehl hin drei Orden
gegründet und diesen Ablaß von Ihm erfleht, so daß alle
Kinder der katholischen Kirche Anteil an den Gnaden
nehmen könnten, die Er durch Franziskus der Welt habe
zukommen lassen.
Hier wolle Er nichts weniger als damals.
Er rufe durch alle Worte, die Er mit mir die langen
Jahre gesprochen, der Welt zu: „Zurück zu einem
tiefreligiösen Glauben und Christenleben!“ Darum
verlange Er die Einführung der öfteren Kommunion und die
Hebung des jungfräulichen Standes. Dazu die Warnungen
und Tröstungen für alle, besonders für Eheleute, daß sie
das Kreuz gern tragen im Familienleben: Einzig um das
Glaubensleben wieder zu erneuern.“
Barbara: „O
Herr, was soll jene Klosterfrau tun, wenn ihr
Krankenhaus nicht viel besucht wird, da sie sich doch so
große Unkosten gemacht mit dem Neubau?“
Jesus: „Das
ist nicht die Aufgabe, die Ich von ihr verlange. Was
geschieht, ohne ihre Schuld, braucht sie vor Mir nicht
zu verantworten. Sie soll jeden Kranken behandeln, als
sei er ihr Bruder oder Schwester. Dies ist ihre Aufgabe.
Ob viele kommen oder wenige, dafür wird sie nie
verantwortlich gemacht. Soll Ich ihr noch mal sagen, was
Ich ihr schon gesagt: ,Ich habe es gern, wenn man Mich
betrachtet als den, der Ich bin: Ein liebevoller Vater.’
Ich habe dir einmal die Familie N.
gezeigt auf einem Ozean. Erinnerst du dich noch, wie N.
wie ein Fels im Meer stand und all seine Geschwister
sich in diesem Ozean befanden? Dieses Gesicht erfüllt
sich jetzt. Wer von euch allen hätte damals geglaubt,
daß Mein Werk, in welchem das ganze Meer Meiner
unergründlichen Liebe, Güte und Barmherzigkeit
niedergelegt ist, so untergraben werde, so daß es
unterzugehen scheint?
Jetzt ist die Zeit gekommen, wo N. in
diesem Ozean steht wie ein Fels. Er genießt die Liebe
und Güte Meines Herzens, wie sie niedergelegt sind in
deinen Schriften, und alle seine Feinde prallen ab an
ihm. Sage seiner Schwester, er soll nicht ängstlich
sein, weil er den Bischof von Mainz um Erlaubnis bitten
solle; er könne dies auch ganz umgehen, da der Bischof
ja die Schriften in Händen hat. Ebenso bei den übrigen,
die Schriften gelesen.“
Barbara: Dann
bat ich für Frl. N., ob sie sich beruhigen könne wegen
ihrer Beichten.
Jesus: „Sie
soll sich beruhigen und Mir in Liebe anhangen. Auch soll
sie unbekümmert sein wegen des zeitlichen Fortkommens
ihres Bruders. Sie soll wissen, daß er in Meinen Augen
höher steht als viele Beamte seinesgleichen wegen seines
geraden Sinnes und seines jungfräulichen Lebens. Ich
weiß, was für ihn gut ist.“
Barbara: Als
ich nun bat, Er möge mich doch so halten hier, daß mein
Geist nicht so verfinstert sei, ich könne ja keinen
guten Gedanken mehr fassen, da sagte der Herr:
Jesus: „Damit
sollst du verdienen und Verdienste sammeln für den
Liebesbund. Harre aus! Auf diese Zeit folgt eine
andere.“
Barbara:
Heute hat auch mein früherer Beichtvater von Gr. seinen
Einzug in den Himmel gehalten. Er ließ mir seit seinem
Tod keine Ruhe. Überall hin verfolgte mich seine Arme
Seele. Heute hielt ich bei dem Herrn und der lieben
Mutter Gottes innig für ihn an. Ich sah ihn lange stehen
wie an einem Eingang, der ihm noch verschlossen war.
Während eines Rosenkranzes, den ich für ihn betete, sah
ich die liebe Mutter Gottes aus der Pforte heraustreten,
und sie hatte in der Hand eine goldene Kette, die Sie um
ihn legte. Mit jedem Ave bekam die Kette ein neues Glied
und mit dem letzten Ave zog Sie ihn in die Pforte
hinein. Er wandte sich um und dankte mir herzlich und
sagte: „Für meine Schwester einen Gruß; sie braucht um
mich nicht mehr zu trauern, und meinem Bruder sage, er
soll sich freuen auf seinen baldigen Heimgang.“
Als Luise von Aachen wieder zurückkam,
wo sie mit Lieschen und Barbara und Mariechen die
Heiligtümer verehrt und durch Begünstigung der
Liebesbundmitglieder berühren durfte (vom 14. bis 17.
Juli) und sie das erste Mal wieder zur Beichte ging,
sagte ihr der Pater N. schon vor der Beichte, daß er vom
Pater Provinzial den Befehl erhalten habe, sie nicht
mehr Beichte hören zu dürfen.
Luise:
„Aufgrund welcher Erkenntnis will denn Pater Provinzial
über mich ein Urteil fällen, er kennt mich ja nicht
einmal?“
Pater N: „Das
betrifft nicht Sie allein, sondern auch Lieschen und
Barbara.“
Luise: „Aber
aus welchem Grund?“
Pater N: „Man
will mit der Sache nichts mehr zu tun haben!“
Luise: „Also,
mit dem lieben Heiland wollen Sie nichts mehr zu tun
haben! Aber Sie schießen ja alle ins Blaue hinein,
keiner von Ihnen ist orientiert, hat die Schriften
gelesen, und nur auf die Aussagen anderer hin wollen Sie
ein Urteil fällen. Es wird schon eine Zeit kommen, wo
Sie es alle einsehen, dann aber ist es zu spät.“
Pater N:
„Seien Sie mir nicht böse, ich kann nichts dazu.“
Luise:
„Durchaus nicht, ich rechne es mir zur Ehre, dies für
den Herrn leiden zu dürfen.“
Samstag vorher hatte derselbe Lieschen
nach ihrem Namen gefragt und ihr dann dasselbe
angekündigt.
Lieschen:
„Ich leide das mit Freuden, aber es kommt die Stunde, wo
Ihnen die Augen aufgehen, dann aber werden Sie es
bereuen.“
Barbara war von Aachen – wo sie neben
der geistigen Freude doch auch das große Opfer bringen
mußte, dem Verbot des Verkehrs mit N. gehorchend diesen
weder zu besuchen noch sich mit ihm beraten zu können –
wieder nach Rück zurückgekehrt.
Barbara: Vor
einigen Jahren wandte sich ein Seminarist verzweifelt an
mich und flehte mich an, für seinen Onkel zu beten, der
sich in einen Fluß gestürzt hatte. Auf mein inständiges
Bitten erwiderte mir der Herr:
Jesus: „Ich
kann ihn nicht verdammen, denn er hat seine Jugendzeit
gut verlebt und in späteren Jahren war er immer ein
guter Christ, aber er gab den Einflüsterungen Satans
nach und dieser brachte ihn so weit, daß er den Verstand
verlor. Dann trieb er ihn an, sich das Leben zu nehmen.
Weil aber so viele Menschen an derselben Mutlosigkeit
leiden, darum will Ich, daß es Meinen Kindern bekannt
gemacht werde, wie unendlich gut Ich bin, Ich, euer Herr
und Gott!“
Barbara: Der
Herr zeigte mir dann seine Fegefeuerstrafe, die dieser
Unglückliche gerade durch seine Mutlosigkeit sich
zugezogen hatte, weil er zu wenig auf Gottes Vorsehung
vertraute, und sagte zu mir:
Jesus: „So
wird er gepeinigt bis zu dem Tag, wo der junge
Priesterkandidat, der sich an dich gewendet, das erste
heilige Meßopfer darbringen wird.“
Barbara: Als
nun dieser Seminarist mich auf das Dringendste bat,
seiner Primiz beizuwohnen, ging ich dieser tröstlichen
Verheißung halber dorthin nach M. in der Diözese
Würzburg im August 1902. Und ich bin enttäuscht worden.
Die Arme Seele verließ mich in der letzten Zeit nicht
mehr. Ich sah ihn wie einen dunklen Schatten mich
begleiten. Sehnsüchtig verlangte er Gebetshilfe. Während
der ganzen Primizfeier war die Arme Seele dabei.
Als die Prozession auszog, wo der junge
Priester das Allerheiligste trug, begleitete er ihn.
Aber er schleppte einen schweren Stein an den Füßen, was
mich zu großem Mitleid bewegte. Ich warf mich darum der
göttlichen Gerechtigkeit zu Füßen und beschwor sie, doch
ihr gegebenes Versprechen zu halten und die Arme Seele
aus ihren großen Leiden zu befreien, um der Verdienste
Christi, Seiner heiligen Mutter und um all der
Verdienste willen, die dieser junge Priester in seinem
heiligen Amt für die heilige Kirche ansammeln könne.
Bei der heiligen Wandlung war die Seele
an den Altarstufen bis zur heiligen Kommunion. Als der
Priester kommunizierte, ging ein Lichtstrahl von ihm aus
und fiel auf den Mann, der sofort davon durchdrungen und
in ein Licht umgewandelt wurde. Ich glaube fest, daß er
in diesem Augenblick erlöst wurde. Dieser Lichtglanz
breitete sich über die ganze Kirche aus, und ich sah in
ihm viele Lichtgestalten. Der Herr gab mir zu verstehen,
daß es lauter Verstorbene aus diesem Ort waren, die Gott
ihren Dank abstatteten, daß Er aus ihrer Mitte einen
Priester erwählte.
Darunter zeigte Er mir auch die beiden
Töchter der Familie W., die Klosterfrau und die andere.
Der Herr zeigte mir dies, weil Er durch dieses
schauerliche und doch zugleich für uns sehr belehrende
Ereignis die Menschen an Seine unendliche Barmherzigkeit
und Güte erinnern wollte.
Inhaltsverzeichnis Band 5
538 Mariä Himmelfahrt am 15. August 1902
„Sie sagte, ich solle Sie alle Tage
begrüßen in dem Magnifikat.“
Barbara: An
diesem Fest erlebte ich eine sehr ergreifende Szene. Ich
war schon am Vorabend überaus glücklich. Die Sehnsucht
und das Verlangen nach der baldigen Erlösung, um im
Himmel an der Seite der lieben Gottesmutter auszuruhen
von all dem Elend, verzehrten mich und machte alles
Unangenehme vergessen. Bei der heiligen Kommunion war
ich sehr glücklich, und der Herr ließ mich Seine Nähe
fühlen. Bei dem Hochamt nach der heiligen Wandlung hörte
ich die Worte:
Maria: „Schau
auf, Meine Tochter, und siehe, was dir gezeigt wird.“
Barbara: In
diesem Augenblick war ich in ein unbeschreibliches Licht
versetzt, und die liebe Mutter Gottes, getragen von
sechs Cherubim, zeigte Sich mir, wie Sie damals mit Leib
und Seele in den Himmel getragen wurde. Sie war eine
solch majestätische Erscheinung, daß ich es nicht zu
beschreiben wage. Ihr Gewand war nicht weiß, es war
braun und ganz von Gold durchwirkt. Sie stand auf den
Flügeln zweier Cherubim, rechts und links war Sie auf
zwei Cherubim gestützt und über Ihrem Haupte schwebten
zwei Cherubim voraus. Diese sechs Cherubim bildeten eine
Krone um Sie herum. Die zwei Cherubim ober Ihrem Haupte
lösten sich ab und eilten voraus, als brächten sie die
Botschaft von Ihrer nahen Ankunft; denn ich sah dann den
Himmel geöffnet, die Heiligste Dreifaltigkeit mit allen
Bewohnern des Himmels Ihr entgegeneilen und Sie
beglückwünschen. Ich war ganz vertieft ins Schauen von
dem, was ich gesehen, als die Stimme wieder anfing:
Maria:
„Siehe, so wird der Einzug in die ewige Glückseligkeit
für alle sein, die für Meinen Sohn hier auf Erden viel
gelitten, Sein Reich auszubreiten gesucht und Seine Ehre
zu befördern sich bemüht haben. Sie alle haben eine
ähnliche Himmelfahrt.
Sage N., jetzt sei er der Hintergrund,
auf dem Mein Sohn Sein Gemälde aufführen wollte. Bei
seinem Einzug in den Himmel aber werde er in Vordergrund
gestellt werden als der Heerführer einer großen Schar
wackerer Streiter, wie es die Liebesbundmitglieder alle
sein werden bis ans Ende. Sage seinen Schwestern allen,
daß sie die ersten sein werden, die N. auf diesem Wege
folgen und darum ablegen alle Ängstlichkeit, ob und wie
sie Gott gefallen. Als Mitglieder des Liebesbundes
sollen sie ein freies, frohes Herz ihrem Herrn
entgegenbringen, frei von jedem Wunsch nach Anerkennung
von seiten der Menschen. Dadurch aber sollen sie andere
mehr erbauen, als wenn man sie für tauglich hielte, die
höchsten Ämter zu verwalten. Deine beiden Mitschwestern,
deine Verwandten, die zwei Dienstmädchen und alle, die
sich euch anschließen: Freuet euch, kämpfet und ringet
jetzt noch, bald werdet auch ihr einziehen mit Mir.“
Barbara: Ich
bat auch die liebe Mutter Gottes, mir zu sagen, wie ich
Sie am meisten ehren könnte von Ihrer Himmelfahrt bis
Mariä Geburt, und Sie sagte, ich solle Sie alle Tage
begrüßen in dem Magnifikat.
„Was sollen denn meine beiden
Freundinnen und die anderen tun?“
Jesus: „Ich
werde es ihnen schon eingeben, was sie tun sollen.“
Barbara: Auch
sagte mir der Herr, man solle nicht alles so aufnehmen,
was man sehe an den Seinigen oder an anderen, was wir
gern bessern möchten. Man solle seine Schuldigkeit tun,
aber den Kampf mit den bösen Neigungen hätte jeder für
sich selbst durchzufechten. Man solle sich nicht
allzusehr betrüben, wenn unsere Ermahnungen nicht
fruchten wollten.
Jesus: „Sage
N.N., sie soll den Jungen mit festem Vertrauen auf die
Göttliche Vorsehung studieren lassen. Wenn wir so das
Sichere spielen wollten, gäbe es keine Priester mehr.
Auch sollen sie das Haus ruhig verkaufen und sich einige
Zimmer vorbehalten, solange die Eltern leben, so wären
viele Sorgen gemindert.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
539 Am 24. August 1902
Auf die Frage, ob man eine Würde
ausschlagen dürfe, erwiderte der Herr:
Jesus: „Wenn
man gewählt wird zu einer Würde, soll man diese Bürde
weder beglückwünschen, noch sich davor fürchten als vor
einer Last. Mit der Würde seines Amtes soll man die
Demut und Einfalt eines Laienbruders verbinden, so wird
diese Auszeichnung nichts schaden.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
540 Wallfahrt nach Dieburg am 7.
September 1902
„Ihr sollt jetzt in der Geduld geprüft
werden und die Tröstungen entbehren, denn viele und
große Verdienste könnt ihr so erringen.“
Am 7. September fuhren Lieschen und
Luise von Mainz nach Dieburg, wo seit mehr als 1000
Jahren eine Wallfahrt zur Mutter Gottes besteht. Die
Kirche war um vier Uhr am Vorabend schon angefüllt mit
Wallfahrern, und die zahlreichen Beichtstühle waren
umlagert. Die ganze Kirche zählte nur drei Bänke zum
Knien, und wer so glücklich war, einen Platz darin zu
erobern, gab ihn nicht mehr her. Für diesen Abend gelang
es uns, bis wir gegen neun Uhr Barbara trafen, die auf
unser Bitten von Rück gekommen, so daß die Freude des
Wiedersehens uns hinauslockte. Barbara war ganz trostlos
angekommen und meinte, sie könne selbst nicht mehr
glauben, sie müsse getäuscht sein, und war fest
entschlossen, alle Gnaden abzuweisen. Aber wie getröstet
verließ sie und wir den Gnadenort.
Um halb elf Uhr kehrten Barbara und
Lieschen in die Kirche zurück und verließen sie nicht
mehr bis um sechs Uhr anderen Morgens. Das war keine
kleine Buße, die ganze Nacht zu stehen und zu beten.
Aber die ganze Kirche war gedrängt voller Beter, die
alle bis zum Morgen aushielten, betend und singend,
einen Rosenkranz an den anderen fügend. Um drei Uhr kam
auch Luise wieder; denn es begannen die heiligen Messen
und Ämter.
Schon in der Nacht und bei der heiligen
Kommunion hatte Barbara große Gnaden. Der Herr sagte, Er
habe dies so geschehen lassen, während Barbara geglaubt,
aus den Worten des Herrn anderes zu schließen, weil die
Eigenliebe zu viel mitgespielt habe. Barbara habe es zu
sehr gewünscht, und wir müßten losgeschält sein. Wie
Seine Jünger unter dem Kreuz gestanden wären, hätte
ihnen das auch nicht in den Sinn gewollt. Das hätten sie
nicht begriffen und hätten gedacht, jetzt sei alles aus
und alles sei nichts gewesen. Als Er aber auferstanden
sei, wäre die ganze Sache gleich anders gewesen. So sei
es auch mit dieser Sache. Nicht der ist groß vor Gott,
der in den Augen der Welt als etwas gilt; denn Prälat
kann jeder werden, wenn er dazu gewählt wird, das ist
rasch geschehen, sondern derjenige, der in der
Unterdrückung und Abtötung seiner Neigungen sich als
Prälat vor Gott beweist, der ist groß vor Gott. Das kann
man, wenn man der niedrigste Bruder ist; er kann vor
Gott Prälat sein. Das kostet Opfer, aber das andere
nicht.
Ihr aber sollt so freudig Gott weiter
dienen, als ob ihr alles erreicht, alle Seelen durch
euren Eifer gewonnen und zu Gott hingeführt hättet.
Nicht ein Tüpflein vom ‚i‘ sollt ihr von euren
Andachtsübungen streichen. Die Hauptsache ist, daß ihr
fortfahret, daß sie nicht mit Fingern auf euch zeigen
und sagen können: „Seht doch, wie sie jetzt nachlassen.“
Jesus: „Wie
euch die Menschen beurteilen, darum kümmert euch nicht.
Du Barbara, dich soll die Welt nicht besitzen, sondern
du sollst die Welt besitzen. Du sollst nicht an der
Arbeit und an dem Fortgang deiner Geschwister hängen.
Wenn es Zeit ist, und Ich dich wieder nach Mainz führe,
sollst du ruhig alles beiseite legen und weitergehen. So
wie du früher dich Mir hingegeben in den Tröstungen, so
sollst du dich jetzt in dieser Lage an Mich hingeben.
Ihr sollt an den früheren Tröstungen und Gnaden durchaus
nicht hängen; denn ihr sollt jetzt in der Geduld geprüft
werden und die Tröstungen entbehren, denn viele und
große Verdienste könnt ihr so erringen.“
Während des Hochamtes sagte die liebe
Mutter Gottes:
Maria: „Sagt
Meinem Diener N. einen herzlichen Gruß, und so wahr als
es ist, daß Ich in dieser Kirche verehrt werde, so wahr
ist es, daß Ich ihn in Meine Arme schließe. Wenn er auch
jetzt seinen Feinden scheinbar unterlegen ist und sie
ihn beiseite setzen, so dauert das nicht mehr lang; dann
wird es wieder anders. N. aber sage, Ich wolle ihr
Vorhaben (in die Stadt zu ziehen, um besser Gott dienen
zu können) segnen, denn Mein Sohn habe Wohlgefallen
daran.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
541 Fest Kreuzerhöhung am 14. September
1902
Barbara:
Heute schaute mein Geist das Kreuz auf blauem Grund, zu
dessen Füßen ganz zusammengebrochen an Leib und Seele
ich mich selbst erblickte. Neben mir aber fühlte ich die
Nähe der lieben Mutter Gottes, aber ich sah Sie nicht.
Sie tröstete mich und sagte, es komme bald wieder eine
andere Zeit, ich solle nicht verzagen. Auch N. soll
nicht wanken. Er soll Mein Leben recht fleißig studieren
und daran Trost suchen für manches, was ihm dunkel ist.
Auch sagte mir die liebe Mutter Gottes:
Maria: „Auf
einem Wallfahrtsgang schloß der Herr Seinen Bund mit
euch. Sage deinen Lieben in Mainz, sie sollen deshalb
die Wallfahrtsgänge nicht unterlassen. Daran soll die
Welt sehen, daß ihr nicht zu trennen seid; denn es
bleibt nicht so, wie es jetzt ist.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
542 Am 4. Oktober 1902
„Nimm den Schild des Glaubens und
bewaffne dich, wenn die Versuchung und Satan dich mutlos
machen will. Hier hast du das Schwert.“
Eine fromme Freundin nahm Barbara mit
nach Hausen, wo das Michaelsfest besonders festlich
begangen wird. Sie schreibt darüber:
Barbara: Wir
übernachteten dort bei ganz armen, aber sehr braven
Leuten. Um neun Uhr gingen wir zu Bett. Ich war sehr
abgespannt und wäre gerne gleich eingeschlafen. Auf
einmal fühlte ich jenes geheimnisvolle Schnellen in
meinen Gliedern wie in den ersten Zeiten, wo ich das
Leiden hatte. Ich wehrte mich ganz entschieden und
sagte: „O Herr, verschone mich heute, denn ich bin ja
unter lauter fremden Leuten. O Herr, ich will nicht!“
Aber es half nichts. Eine unsichtbare
Gewalt erfaßte mir den rechten Arm und warf ihn auf die
Decke, und zugleich bekam ich einen solch heftigen Stoß,
daß die Frau N., die bei mir schlief, erwachte. Sie
sprang aus dem Bett heraus und rief die Hauseinwohner.
Diese alle waren nun Zeuge meiner schrecklichen
Schmerzen, aber auch der darauffolgenden Tröstungen. Ich
bekam die drei Stürme in furchtbarer Weise. Die Leute
schrien alle zusammen und weinten. Mitten in dem
Schütteln ließ mich die Gewalt fallen, und ich sah
meinen Herrn. Er gab mir Verweise wegen meines
Kleinmuts. Er war ernst und sagte:
Jesus: „Du
willst das Kreuz nicht tragen, das Ich dir auferlegt?
Kennst du deine Aufgabe nicht mehr? Ich habe dich nach
Mainz geführt und habe dir getan, was du wolltest. Jetzt
habe Ich dich nach Rück geführt, damit du tun sollst,
was Ich will, nämlich hier sollst du Mich trösten in
Meinen Gliedern. Man will sich wundern, daß es gerade
den Christen, die noch treu zu Mir halten, am übelsten
ergeht. Sage es allen, die mit Leiden heimgesucht sind,
und die sich an dich wenden, bei Mir Trost und Hilfe
suchend durch deine Vermittlung. Der einzige Trost, den
Ich ihnen geben kann, ist der, daß das Leiden für sie
das Zeichen ist, daß sie zu den liebsten Kindern Meines
Herzens gehören und daß sie für andere mitverdienen
müssen und die Stütze Meiner Kirche sein sollen.
Und wenn der Familienvater trauert, wenn
eines seiner Kinder ihm den Rücken kehrt und das
Vaterhaus verläßt, warum sollte Ich nicht trauern, der
Vater aller, der Seine Kinder liebt mehr als alle Väter
der ganzen Welt. Und diese Trauer müßt ihr mit Mir
teilen.“
Der liebe Heiland war bald ernst, bald
wieder so zärtlich, daß meine Seele hätte zerschmelzen
mögen. Der heilige Erzengel Michael brachte mir ein
Schwert und einen Schild und sagte:
Michael:
„Weißt du, was dies bedeutet? Glaubst du an eine
Gemeinschaft der Heiligen?“
Barbara: „Ja,
ich glaube!“
Michael:
„Warum willst du aber den Weg nicht wandeln, den sie
gewandelt sind? Nimm den Schild des Glaubens und
bewaffne dich, wenn die Versuchung und Satan dich mutlos
machen will. Hier hast du das Schwert. Streite, kämpfe
mit der Waffe des Gebetes und laß dich nie mehr
verwirren!“
Barbara: Dann
zeigte er mir meine Krone, die um vieles kostbarer
geworden, seit ich in Rück bin. Aber es waren viele
Lücken darin und die kostbaren Edelsteine ausgefallen,
und er sagte:
Michael:
„Siehe, hättest du der Ungeduld nie nachgegeben, so
wären all die Edelsteine noch in deiner Krone. Beeile
dich jetzt, den Willen Gottes in allem zu erfüllen.“
Barbara: Es
war halb zwölf Uhr, als ich wieder zu mir kam. Alle
waren so gerührt, daß man es merkte, daß etwas
Himmlisches vorgegangen war.
Inhaltsverzeichnis Band 5
543 Rosenkranzfest 1902
„Jetzt kannst du von allen Kanzeln herab
dieselben Worte hören, die Ich durch dich schon
jahrelang gesprochen habe.“
Jesus: „Sage
N., er brauche sich nicht zu schämen, dein Seelenführer
zu sein; denn wenn man dich auch wie einen Verbrecher an
den Schandpfahl einer hysterischen Person aufgehängt
hat, so mußte dies alles doch so kommen, weil auch Ich
an dem Schandpfahl des Kreuzes Mein Werk vollenden
mußte. Jetzt kannst du von allen Kanzeln herab dieselben
Worte hören, die Ich durch dich schon jahrelang
gesprochen habe. Diese Predigten sind nichts anders als
das Echo Meiner Worte, die Ich durch dich gesprochen.
Besser wäre es freilich gewesen, wenn es früher beachtet
worden wäre.“
Barbara: Dann
zeigte Er mir ein großes Kreuz, das bis zum Himmel
reichte und das aus feinstem Gold erglänzte.
Jesus:
„Siehe, dies ist der Mut und der feurige Eifer, mit dem
Meine Diener jetzt die Rechte Meiner Kirche verteidigen
und sich nicht mehr fürchten vor denen, die ihnen
zeitlichen Schaden zufügen könnten. Diesen Löwenmut
schöpfen sie aber aus ihrer Liebe zu Kreuz und Trübsal,
dadurch werden viele gerettet!“
Eine Seele, die durch List und Betrug um
einen bedeutenden Teil ihres Vermögens gekommen war,
ließ den Herrn um einen Trost bitten, und der gütige
Herr würdigte Sich, ihrer Bitte zu willfahren:
Jesus: „Wenn
eine Seele es versteht, Mir freiwillig zum Opfer zu
bringen, was ihr Eigentum sein könnte und was durch
Ungerechtigkeit oder Betrug oder auch mit Gewalt ihr
entrissen wurde, so hat sie dasselbe Verdienst, das sie
haben würde, wenn sie es freiwillig zu guten Zwecken
verwendet hätte, ja noch mehr; denn der freiwillige
Geber hat wenigstens einigen Trost in seinem Opfer. Weil
aber dieser Trost dem unfreiwilligen Geber abgeht, so
belohne Ich es ihm wie einem, der sein Vermögen zu guten
Zwecken hergegeben, wenn er Mir zuliebe das Unrecht
geduldig erträgt.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
544 Am 1. November 1902
Barbara:
Heute nach der heiligen Kommunion ließ mich der Herr
teilnehmen an dem Glück unserer vorausgegangenen Brüder
und Schwestern. Er war so liebevoll, so herablassend wie
ein Vater, der ein Freudenfest feiert mit seinen
Kindern. Ich kann es nicht beschreiben, welche
Tröstungen sich meiner bemächtigten, als ich nach so
langer Trennung an Seinem Herzen ausruhen konnte.
Jesus: „Sage
N., Meinem Freund, einen herzlichen Gruß, er möge seinen
Vorgesetzten und Mitbrüdern zeigen, daß er in
Wirklichkeit glaubt, was Ich durch dich ihm sagen ließ
in den Schriften, daß er das werde, was Ich dir einmal
gezeigt. Denn jener Kirchenfürst sollte nichts anderes
bedeuten als den hohen Rang, den er sich erkämpfen soll
durch beharrliches Streben nach Vollkommenheit, wie Ich
sie ihm gezeigt in deinen Schriften.
Die Familie N. (mehrere ledige
Geschwister, die miteinander Gott dienen) grüße Mir
recht herzlich. Sie macht Mir große Freude und ist die
Zierde einer christlichen Familie. Von ihr wird es
dereinst heißen: ,O wie schön ist ein keusches
Geschlecht, bei Gott und den Menschen ist es in Ehren.’
Ja, grüße Mir all die treuen Seelen, die
Freud und Leid mit euch geteilt. Auch Frau Schäfer
vergeßt nicht; denn ihr alle sollt den Glücklichen
beigezählt werden, die den guten Kampf durchgekämpft und
jetzt bei Mir ausruhen.“
Barbara: Dann
legte Er mir ein goldenes Halsband an und stellte mich
den glückseligen Himmelsbewohnern vor. Es traten
Gestalten auf mich zu, die gekleidet waren wie der
reichste Fürst. Ich schämte mich aber so, daß ich mich
viel lieber zurückgezogen hätte, weil ich alle Fehler an
mir sah und mich so unvollkommen erkannte gegenüber
solchen reinen Seelen. Fast konnte ich ihren Anblick
nicht ertragen. Aber der Herr tröstete mich, daß ich nur
ruhig bleiben sollte, solange es Ihm gefiel. Er sagte
mir:
Jesus: „Sieh
diese hier, die du für Fürsten und Könige hältst, waren
einst deinesgleichen. Wenn Ich sie dir nennen wollte,
würdest du staunen.“
Barbara: Er
versprach mir auch, nach überstandener Prüfungszeit
wieder durch innigen Verkehr mit Ihm uns zu
entschädigen. Mein Hiersein sei nichts anderes als eine
Prüfung. Er wolle jetzt nur sehen, ob ich in Geduld
ausharre bei Ihm, obwohl Er Sich scheinbar jetzt
entziehe.
Jesus (am
Tage nach Allerseelen): „Deine zwei Mitschwestern sollen
jetzt eine Probe bestehen. Ihre Liebe zu dir wird hart
geprüft durch deine lange Trennung von ihnen. Aber sie
sollen sich wohl erinnern, daß Ich euch zusammengeführt
habe, um die Einigkeit der Heiligsten Dreifaltigkeit zu
versinnbilden. Einig in der Gesinnung sollt ihr sein, wo
Ich dich auch hinführe und von ihnen trenne. Sie sollen
sich erinnern, daß Ich mit Meinem Vater und dem Heiligen
Geist doch aufs innigste vereinigt blieb, auch da, wo
Ich die menschliche Natur angenommen hatte.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
545 Zwiegespräch
Seit August 1902 war P. N. versetzt
worden und an seine Stelle kam Pater D. als Guardian.
Dieser Tage hatte ein Liebesbundmitglied, die sich bei
ihm Rat holte, eine Unterredung mit ihm, worin sie auf
Barbara zu sprechen kam. Sie sagte, daß sie in ihrem
früheren Leben in ihrem Glaubensleben sehr herabgekommen
war, aber durch die Wallfahrt zum heiligen Rock und die
Bekanntschaft mit Barbara, die von diesem Zeitpunkt 1891
an datierte, das Glaubenslicht in ihr wieder anfing zu
dämmern und allmählich wieder lebendig wurde.
Pater D: „Ja,
glauben Sie denn daran? Sie wissen, daß der Bischof es
verboten hat?“
Liebesbundmitglied:
„Wenn ich das nicht glauben darf, was
ich gesehen, wie kann man mir zumuten, das zu glauben,
was ich nicht gesehen? Ich habe mehrere Male ihren
Ekstasen beigewohnt. Ich lernte sie erst kennen auf der
Wallfahrt nach Trier, wo meine Schwester sie mitbrachte.
Auf der ganzen Reise schimpfte ich mit meiner Schwester,
daß sie uns da einen Stockbauer mitgebracht, wie er im
Buch steht: Holperig, dumm und eklig. Da also eine
Ekstase nicht aus ihr herauskommen kann, so muß es doch
von einem Geist herrühren, und das kann der böse Geist
nicht sein.“
Pater D: „Ja,
die hat sich in ihren Betrachtungen so hineingearbeitet.
Ihr selbst kann man ja gar nichts vorwerfen.“
Liebesbundmitglied:
„Wer die Frau Weigand kennt, der weiß da
besser Bescheid, daß ihr niemand Zeit läßt zu
Betrachtungen. Da müßte man sie nicht kennen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
546 Am 16. November 1902
Barbara
schreibt: Ich fühle wohl, daß hier der Ort nicht ist, wo
ich hingehöre; denn die Sorgen und zeitlichen Anliegen
ersticken jeden guten Gedanken. Ich war deswegen fest
entschlossen, nächstfolgende Woche nach Mainz
zurückzugehen, da ich dachte, da jetzt die Arbeit
nachläßt und meine Schwester auf sein kann, ginge es
vielleicht ohne mich. Unter vielen Tränen brachte ich
heute dem Herrn mein Anliegen vor, weil ich gar nicht
recht erkenne, wie ich am gottgefälligsten handeln
könne.
Jesus: „Tue
es nicht, Meine Tochter! Bleibe, bis Ich dir ein Zeichen
gebe. Das Zeichen wird aber sein: Wenn die Verhältnisse
anders geworden in der Familie, wo Ich dich hingestellt
habe. Wenn du jetzt gehst, ist noch nichts gewonnen.
Wenn du aber bleibst und Mir deinen Willen vollständig
zum Opfer bringst, wird Mein Segen dir nicht fehlen, und
du wirst den Sieg davontragen über alle deine Feinde.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
547 Fest der hl. Katharina am 25.
November 1902
„Und doch ist es wahr, daß wir in der
innigsten Verbindung mit euch stehen.“
Barbara: Wie
wohlgefällig dem lieben Gott die Gaben der
Liebesbundesmitglieder sind und die Freudigkeit, mit
welcher sie Ihm diese schenken, zeigte Er mir am
heutigen Fest. Nach der heiligen Kommunion bat ich den
Herrn, Er möge mir doch auch einen kleinen Trost
zukommen lassen für diejenigen, die so treu zu mir
stehen und nicht nur glauben, sondern auch danach
handeln. Da schickte Er mir unsere lieben zwei
Freundinnen, die heilige Katharina und die heilige
Barbara. Beide waren sehr fröhlich und forderten mich
auf, mich doch mit ihnen zu freuen. Und es war, wie wenn
die heiligen Engel von Gott beauftragt worden wären,
alle diejenigen herbeizurufen, die mir nahestehen hier
auf Erden.
Meine beiden Freundinnen waren die
ersten. Dann kam meine ganze Verwandtschaft in Mainz und
alle übrigen und die Liebesbundmitglieder. Die beiden
Heiligen zogen einen Kreis um uns herum. Es wurde mir zu
verstehen gegeben, daß sie mir zeigen wollten, welch
große Freude sie an unserer Freundschaft hätten, und
wollten so jedem von uns und allen
Liebesbundmitgliedern, die es lesen und hören, einen
Trost bereiten. Mariechen und Anna waren zur Rechten und
Linken bei mir, durften aber dann zwischen die beiden
Heiligen treten, und ich schloß daraus, daß sie dies
taten aus Dankbarkeit, weil wahrscheinlich Mariechen
ihre Mutter veranlaßt hatte, fünfhundert Mark für die
Kuratie von Schippach zu geben. So freuen sich die
Heiligen mit, wenn wir unser Herz nicht an die Güter
dieser Erde hängen. Die heilige Katharina war sehr
herablassend. Sie sagte:
Katharina:
„Ach, wie freuen wir uns, daß es auf Erden doch noch
Seelen gibt, die in Wirklichkeit auch noch an eine
Gemeinschaft der Heiligen glauben. O sage es N., welcher
großer Schaden es sei, daß dieser Glaubenssatz in der
heiligen, katholischen Kirche zwar gelehrt, aber von den
wenigsten geglaubt werde. Und doch ist es wahr, daß wir
in der innigsten Verbindung mit euch stehen. Ihr seid
die Nachgeborenen. Wir sind die Erstgeborenen. Und
gleichwie gute Geschwister sich freuen auf den Tag, wo
sie ihre jüngeren Geschwister besuchen und umarmen
dürfen, so freuen wir uns auf den Tag, wo wir uns mit
euch unterhalten dürfen. Diese Freude macht uns der
liebe Gott an den Tagen, wo die Kirche unsere Namen
ehrt. O wie viel mehr würde Gott verherrlicht, wenn
dieser Artikel besser verstanden und geglaubt würde.“
Barbara: Die
heilige Barbara war ruhig. Sie war die Gesellschafterin
der heiligen Katharina, aber sie war hocherfreut und mit
Katharina ganz einverstanden.
Inhaltsverzeichnis Band 5
548 Fest der heiligen Barbara am 4.
Dezember 1902
„Wisset aber, daß es Mir leid tut um
euretwillen, Deutschland so zu züchtigen, wie Ich
beschlossen habe, anderen Ländern zu tun.“
Barbara
schreibt aus Rück: Mehr als fünfundzwanzig Briefe
erhielt ich zu meinem Namenstag. Auch von hier kamen
viele und brachten mir ihre Glückwünsche dar. Aber all
diese Dinge hätten mich wenig berührt, wenn Einer mir
nicht gratuliert hätte, und zwar meine ich den Herrn
Selbst.
Ein wehmütiger Zug von Traurigkeit hatte
sich auf meine Seele gelagert bei dem Gedanken, ich
könnte ein Spielball von Selbsttäuschungen und
Einflüsterungen Satans geworden sein und der liebe Gott
hätte noch niemals Freude an mir gehabt, weil es
scheint, daß die Vorhersagungen sich nicht erfüllen. So
gefoltert und gequält ging ich heute früh mit mehreren
Personen nach Elsenfeld, wo das Fest der heiligen
Barbara gefeiert wird und empfing dort die heiligen
Sakramente. Da ging eine plötzliche Umwandlung in mir
vor sich. Vorher war ich so ängstlich, ja entsetzt von
meinem Elend, aber kaum hatte ich die heilige Kommunion
empfangen, als die dunklen Schatten auch schon aus
meiner Seele verschwanden, und der Herr rief mich in
mein Inneres zurück. Ich traute mir selbst nicht und
wehrte mich, aber der Herr hob mich so über mich selbst
hinweg, daß ich, ob ich wollte oder nicht, auf Seine
Stimme hören mußte.
Jesus: „Ihr
seid verwirrt, weil Ich noch zögere mit Meiner
angedrohten Züchtigung. Wisset aber, daß es Mir leid tut
um euretwillen, Deutschland so zu züchtigen, wie Ich
beschlossen habe, anderen Ländern zu tun. Sage deswegen
N., ob es nicht besser sei, daß einige sich recht tief
demütigen lassen, als daß Mein Zorn sich über ganz
Deutschland entlade. Er soll Mein Leben betrachten, und
er wird finden, daß Ich Mich tiefer als er und ihr alle
verdemütigen mußte. Gründlich müßt ihr geläutert und
gesiebt werden, damit der Stolz verschwindet. Mehr ist
Mir daran gelegen, euch und alle, die sich mit euch
vereinigen, zu gründlicher und großer Heiligkeit
heranzubilden, als Meinen Zorn das ganze Volk fühlen zu
lassen.
N. soll seine Schwestern ermuntern zur
heiligen Freude, wenn sie sehen, wie sie Meinetwegen
zurückgesetzt und verachtet werden, als taugten solche
nicht zu Ämtern, die angesteckt seien von hysterischen
Personen. Wie wirst du, Mein Freund, und alle deine
Geschwister sich einmal freuen, daß Ich euch gedemütigt,
denn nur auf diesem Wege wird man frei von sich selbst.“
Barbara: O
könnte ich doch noch all die süßen Worte wiedergeben.
Ich war wie eine Bildsäule. Welche Seligkeit finde ich
in all meinen Enttäuschungen und Verdemütigungen. O
glückselige Verdemütigungen! Als ich nun den Herrn bat,
mir doch mitzuteilen, was wir tun sollten, um Ihm recht
wohlzugefallen, sagte Er:
Jesus: „Gebt
her euren Willen, Ich will ihn besitzen.“
Barbara: „O
Herr, ich gebe Dir den meinen.“
Jesus: „Ich
will ihn auch von den anderen.“
Barbara:
„Herr, den Willen von meinen zwei Mitschwestern und von
N. verspreche ich Dir auch, aber die Gesinnung der
anderen kenne ich nicht so, aber den Willen von uns vier
schenke ich Dir.“
Da schaute Er mich an, und es war, als
ginge etwas von mir ab und in des Herren Hand. Er
lächelte und steckte es in Seinen Busen.
Jesus: „In
eure Hände lege Ich jetzt Deutschlands Wohl oder Wehe.
Nehmt ihr alles, Verdemütigung von Meiner Seite wie von
denjenigen, die Ich über euch gesetzt habe, mit
demselben Gleichmut an, wie wenn alles nach eurem
Wunsche sei, dann verschone Ich die Völker. Tut ihr es
nicht, dann ziehe Ich Meine Hand zurück.“
Barbara: O
ich bitte, verstehen wir doch die Worte des Herrn: Spott
und Hohn, Gelächter und Achselzucken, das ist es, was
der Herr meint. Dies haben nur wir vier auf uns zu
nehmen. Deswegen lächelte Er und steckte etwas in Seine
Brust. Darum auf, Meine lieben beiden Schwestern und
mein treuer Priesterfreund, gebet euer Jawort dazu, daß
Deutschland gerettet werde. Dann bat ich den Herrn, mir
doch meine heilige Namenspatronin zu schicken. Der Herr
wandte sich um und sagte etwas, und ich vermutete, daß
Er einen Engel beauftragte; denn der Herr verschwand und
meine zwei Lieblinge kamen auf mich zu.
Am Fest der heiligen Katharina trat jene
vor, heute trat Barbara voraus. O danket doch alle, die
ihr es hören oder lesen werdet, für das große Glück, daß
Gott uns unter den Schutz solcher Freunde gestellt hat,
die es so wahrhaft gut mit uns meinen. Es war, als hätte
Barbara keine größere Glückseligkeit als die, von dem
lieben Gott die Erlaubnis zu haben, mich zu besuchen.
Sie unterhielt sich in so vertrauter Weise mit mir, daß
ich vergaß, daß ich ein Erdenwurm bin. Sie nahm mich mit
an den Ort, wo die heiligen Bräute Christi ihren
Namenstag feierten. In feierlicher Prozession zog eine
unabsehbare Schar Jungfrauen dahin. Sie sangen ein Lied,
wo die Worte immer wiederholt wurden: „Heilig, heilig,
heilig ist das Lamm.“ Sonst verstand ich nichts davon.
Ich bat die Heilige für alle, die mir lieb und teuer
sind auf Erden, doch auch einen Trost zu geben, was sie
mir gewährte. Sie sagte:
Heilige Barbara:
„Alle, die du mir empfiehlst, will ich
heute mit einem Besuch erfreuen.“
Barbara:
„Werden sie dies auch gewahr werden?“
Heilige Barbara:
„Ja, ich werde sie alle erinnern, daß
heute dein Namenstag ist, dann werden sie eine innige
Freude fühlen. Dies soll das Zeichen sein, daß ich bei
ihnen war.“
Barbara: Dann
ermunterte sie uns zur Ausdauer und sagte:
Heilige Barbara:
„Noch kein Glied wird euch weggenommen,
noch viel weniger das Leben. Also werdet ihr doch die
kleinen Opfer bringen, die Gott von euch verlangt. O
kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört und in
keines Menschen Herz ist es gestiegen, was Gott denen
bereitet hat, die Ihn lieben.“
Barbara: Ich
sah unter der Schar Jungfrauen auch zwei Mainzer, die
ich persönlich kannte. Die heilige Barbara zog einen
Kreis und in diesem Kreis erblickte ich alle
Liebesbundmitglieder.
Heilige Barbara:
„Verstehe, was du schaust: Der ganze
Himmel freut sich zwar mit, wenn ein Glied der Heiligen
geehrt wird, aber doch freut sich die Gesellschaft
besonders, der das Mitglied zugeteilt ist. Nur nach
Verdienst wird eines mehr geehrt als das andere. So
werden auch alle Mitglieder des Liebesbundes im Himmel
eine besondere Freude untereinander genießen, wenn sie
ausgehalten. Nur werden diejenigen, die mit dir mehr
Verdemütigungen auf Erden auf sich nahmen um des Werkes
willen, das der Herr dir aufgetragen, im Himmel mehr
Freude genießen als die übrigen.“
Barbara:
Kurz, wie von Anfang, so zielt heute noch alles, was mir
mitgeteilt wird, darauf hinaus: Den Glauben, die
Hoffnung und die Liebe in uns neu zu beleben und zu
befestigen und eine eifrige Gebetsarmee zu gründen in
der glaubensarmen Zeit.
Noch einen Trost gab mir die heilige
Barbara. Weil ich so überaus glücklich war, bat ich sie:
„O liebe Schwester, erflehe mir doch in
meiner Sterbestunde diese Freude, die ich jetzt
empfinde.“
Heilige Barbara:
„Nicht nur dir, sondern allen, die sich
an dich anschließen, besonders aber N. Wie wird er sich
einst freuen, daß er geglaubt hat.“
Barbara:
Welchen Trost empfinde ich darüber, daß ich mich noch
keinem Leiden, keiner Verdemütigung entzogen habe. Mit
Ergebung, ja mit inniger Freude, sehe ich allem
entgegen. Ich habe ja nur meine Schuldigkeit getan. Die
Vollziehung hängt von mir nicht ab. Der Herr zeigte mir
auch, daß der kranke Bruder N. ein Gott sehr
wohlgefälliger Ordensmann sei und leiden müsse für laue
Ordensmitglieder.
Jesus: „Sage
Frau N., sie möge sich bescheiden zurückziehen von
Dingen, die für ihren Stand nicht passen, und sich durch
treue Erfüllung ihrer Christen- und Mutterpflichten auf
einen guten Tod vorbereiten und den Prozeß begleichen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
549 Fest des heiligen Evangelisten
Johannes 1902
„Nicht die Marter und Pein preßten Mir
blutigen Schweiß aus, sondern der Undank so vieler, die
Meine Wohltaten und Mein Blut mit Füßen traten.“
Barbara: Wie
voriges Jahr der Herr es durch die Steuergeschichte
zuließ, daß Satan den Frieden der Familie stören durfte,
so sucht Satan dieses Jahr zwischen den Kindern meiner
kranken Schwester Unfrieden zu stiften, indem die
verheiratete Tochter sich einbildet, ich sorge mehr für
den ledigen Sohn als für sie, und mir deshalb wiederholt
heftige Vorwürfe macht. Die beiden ersten Weihnachtstage
ließ der Herr meinen Tränen ungestörten Lauf, aber am
Fest des heiligen Johannes gab mir der Herr Antwort.
Nach der heiligen Wandlung sah ich plötzlich diesen
lieben Heiligen vom Altare herkommen. Er winkte mir, ihm
zu folgen, was ich auch mit großer Freude tat. Er ging
voraus bis an die Altarstufen und verschwand. Aber auf
dem Altar stand der Herr und blickte gar lieb und
überaus freundlich auf mich herab. Ich bat Ihn um
Verzeihung und sagte:
„O Herr, wenn es so mit mir ist, wie
meine Nichte sagt, dann habe ich auf Deine Güte keine
weiteren Ansprüche mehr zu machen, dann muß ich
zufrieden sein mit allem, wenn ich nur nicht auch noch
ewig verstoßen werde.“ Da zog Er mich an Sein Herz,
vielmehr Er ließ Sich herab, schloß mich in Seine Arme
und sprach:
Jesus: „Hier
ruhe aus von deinen Beschwerden!“
Barbara: Noch
war meine Angst nicht ganz überwunden, ich traute mir
selbst nicht und sagte: „O Herr, kannst Du denn
vergessen, daß ich Dich so oft beleidigt habe in meiner
Ungeduld?“
Da schmolz Sein Herz vor Mitleid, weil
Er meine Ängstlichkeit sah, und Er sagte liebkosend:
Jesus: „Du,
deine beiden Freundinnen, N.N., deine Verwandten und
alle, die Mich durch dich mehr lieben gelernt, werden
bei Mir einstens eine ganz besondere Glückseligkeit
genießen.“
Barbara: Ich
bat dann, Er möge doch auch meiner kranken Schwester
beistehen in ihrem großen Elend und ihre Ungeduld
übersehen. Da tröstete Er mich und sagte:
Jesus: „Ihre
Ungeduld ist die Geißel, womit Ich dich züchtige.
Deswegen habe Ich dich hierhergeführt; aus keinem
anderen Grund als nur, um dich zu läutern und zu sieben,
nicht um dich zu peinigen. Auch deine kranke Schwester
wird auf diesem Leidensweg eingehen in Meine ewige
Herrlichkeit. Du aber sollst dich in solchen Tagen an
Meine Todesangst im Ölgarten erinnern. Nicht die Marter
und Pein preßten Mir blutigen Schweiß aus, sondern der
Undank so vieler, die Meine Wohltaten und Mein Blut mit
Füßen traten. Erinnert euch daran, all ihr frommen
Seelen, die Ich mit Leiden aller Art überhäufe hier auf
Erden, daß der einzige Trost, worauf Mich Mein
himmlischer Vater hinwies, als Er den Engel sandte,
darin bestand, Mich einen Blick tun zu lassen, wie viele
Ölbergsstunden die Gerechten durchzumachen hätten; da
war Meine Stärke dies, daß die Gerechten im Hinblick auf
Mich alle Leiden und innere Beängstigungen ertragen
werden.“
Barbara: Dann
schlug der Herr einen anderen Ton an und sagte:
Jesus: „N.
soll nicht nachlassen, der Welt Meinen Willen kundzutun.
Er soll, was Ich dir am Fest der heiligen Barbara
mitgeteilt, an die kirchliche Oberbehörde gelangen
lassen; denn es ist von großer Wichtigkeit zur
Erneuerung und Belebung des Glaubens, die kirchliche
Obrigkeit wissen zu lassen, was Ich mit dir rede.“
Barbara: Am
Fest des heiligen Johannes zeigte mir der Herr einen
Teil der Erde, mit Blut überströmt.
Inhaltsverzeichnis Band 5
550 Fest der Heiligen Drei Könige 1903
„In dunklen Tagen, wo sie keinen Ausweg
mehr finden in ihrem Glaubensleben, sollen sie Meinen
Kreuzweg betrachten.“
Barbara:
Heute, als ich eben für N. innig betete, hörte ich eine
Stimme, die mich aufforderte, zu hören auf die Worte,
die von der heiligen Wandlung bis zur Kommunion in mir
gesprochen würden. Es war früh, als ich kommuniziert
hatte. Während dem Hochamt hatte ich auch wirklich die
große Gnade der innigsten Vereinigung mit dem Herrn. Bei
der heiligen Wandlung ging diese Vereinigung auch in
Schauen über und der Herr zeigte mir seine Freude, die
Er an jeder Seele hat, die wie diese Heiligen Drei
Könige großmütig alle Hindernisse überwindet, um Ihn zu
erkennen und Ihn zu lieben.
„Ja, Herr, dies haben auch wir getan und
besonders N.N., der lieber zurückgesetzt, verachtet und
gedemütigt von allen sein wollte, wo er Dich einmal
erkannt hatte, als davon abzustehen, diesen seinen
Glauben auch vor anderen zu bekennen. Kein Wunder, wenn
es ihn reue, so für dich eingestanden zu sein.“
Jesus: „Sage
N. und deinen zwei Mitschwestern: Sie dürften jetzt ihre
Augen nicht abwenden von Mir als ihrem göttlichen
Vorbild. Scheinbar bin ja auch Ich Meinen Feinden
erlegen. In ihren Ängsten und Zweifeln sollen sie Mich
in Meiner Ölbergangst betrachten. In dunklen Tagen, wo
sie keinen Ausweg mehr finden in ihrem Glaubensleben,
sollen sie Meinen Kreuzweg betrachten, und wenn sie
sehen, wie ihre Feinde scheinbar triumphieren über sie,
sollen sie bedenken, daß auch Ich erst dann Sieger ward
über Meine Triumphatoren, als Ich in der größten Schmach
am Kreuz gestorben war. N.N. soll jetzt siegen über
alle, die über ihn triumphieren, indem er, wie einst
Paulus, sich nicht scheut vor seinen Triumphatoren.
Denn wenn Ich Deutschland verschonen
soll, und wenn überhaupt neues christliches Leben
einziehen soll in der Kirche und deren Anhänger, dann
muß Mein Beispiel von vielen nachgeahmt und befolgt
werden. Du aber und deine zwei Mitschwestern sollt zur
Danksagung, sobald du Mainz betreten hast, eine
Wallfahrt machen im Büßergewand. Dies verlange Ich von
euch. Wenn die Zeit da ist, wo hier deine Aufgabe
vollendet ist, dann gehe, ohne dich um etwas anderes zu
kümmern, als Meinen Willen zu tun.
Dein Neffe hat jetzt gesehen an dir, wie
er handeln muß, um eine Familie ernähren zu können, und
wenn er danach handelt, braucht er nicht mit den
Seinigen zu darben. Es war ein guter Rat von Mir, wie
evangelische Räte überhaupt gut sind, als Ich vor Jahren
ihn zum jungfräulichen Stand ermunterte. Da er aber
nicht recht eingehen will in all die Opfer, die dieser
Stand mit sich bringt, so soll er heiraten. Ich will ihm
beistehen, daß er sein Auskommen hat, nur muß er deinem
Beispiel folgen in der Arbeit und im Gottvertrauen.
Diejenige, die Ich dir in A. genannt, wird es später
bereuen; denn es lag darin eine Art Prüfung. Sie sollten
sich bewähren im Glauben, ob Ich es bin, der in dir
spricht. Hätten sie diese Prüfung gut bestanden, dann
hätte das Vertrauen jenes Mädchen und ihre ganze Familie
auch zu Opfer und Arbeitsamkeit befähigt. Nur jene
nehmen Anteil an Meinen Gnadenschätzen, die sich darum
auch bemühen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
551 Am 15. Januar 1903
„Sage den Bischöfen, daß die Oberhirten
wie ein Paulus auftreten müssen den Feinden Meiner
Kirche gegenüber, um die Rechte Meiner Kirche zu
verteidigen.“
Barbara:
Heute bat ich den Herrn, als Er bei mir eingekehrt war,
inständigst, Er möge mir mitteilen, an wen N. den
Auftrag vom Barbarafest richten solle.
Jesus: „An
den Bischof von Mainz. N. solle aber im voraus bedenken,
wie es Mir erging auf Erden, dann wird er im Hinblick
auf Mich auf alles gefaßt sein. Aber alle, die Ich mit
diesem Werk betraut habe, sollen wissen, daß Gott, der
Herr, von Seinen heutigen Geschöpfen sagen kann, was die
Schrift von Ihm sagt, dort wo Er alles Fleisch vertilgen
wollte: ‚Es reute Ihn, den Menschen erschaffen zu haben,
weil alles Fleisch seinen Weg verderbt hatte.‘
Wie Er dort um einiger Gerechten willen
Seine Schöpfung nicht vernichtete, sondern Seine
Geschöpfe nur furchtbar strafte um des Gerechten Noe
willen, und wie Er die Sünden aller Menschen um Seines
eingeborenen Sohnes willen, als Dieser im Fleische
gewandelt, verziehen und die ewigen Strafen
zurückgenommen habe, so werde Er auch jetzt wieder
handeln an Seinen Geschöpfen.
Sage den Bischöfen, daß die Oberhirten
wie ein Paulus auftreten müssen den Feinden Meiner
Kirche gegenüber, um die Rechte Meiner Kirche zu
verteidigen, und daß sie dafür sorgen, daß die ihrer
Sorge anvertrauten frommen Gläubigen, das heißt jene,
die sich innerhalb des Bandes Meiner Liebe befinden,
welches Ich um alle geschlungen habe, die durch würdigen
Empfang der heiligen Eucharistie mit Mir verbunden sind,
immer in ihren Leiden recht ermuntert, gestärkt und
getröstet werden. Denn diese sind es, um derentwillen
viele sollen gerettet werden, und um deren Bedrängnisse
willen Ich ganze Länder verschonen werde. Kein Geschöpf
Meiner verklärten Kirche, nicht einmal Meine heiligste
Mutter, ist imstande, weil sie leidensunfähig ist, die
Gerechtigkeit Gottes zu entwaffnen. Sie kann bitten und
die Menschen durch Meine heiligen Engel ermuntern, aber
leiden kann nur ein mit Fleisch bekleidetes Geschöpf und
darum auch nur allein verdienen. N. und alle, die mit
ihm arbeiten an der Erneuerung des Glaubenslebens,
werden den Lohn und die Siegeskrone der heiligen
Märtyrer empfangen.
Sage Frau N. (deren Bruder auf dem Wege
ermordet wurde), derselbe sei zwar nicht verdammt, aber
er habe schrecklich zu büßen. Seine Angehörigen könnten
ihm am meisten helfen, wenn sie ein frommes,
tiefgläubiges Leben führten zur Sühne für seinen
Leichtsinn.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
552 Am 16. Januar 1903
„Wem, glaubst du, werde Ich dann die
Fehler anrechnen, die du begingst? Nicht dir, sondern
denjenigen, die dir die Gnadenmittel entziehen!“
Barbara:
Heute früh fragte ich den Herrn, warum Er mir Aufträge
gebe an den Bischof von Mainz, da Er doch wisse, daß er
es nicht annimmt und mich als Ungehorsame bestrafen
werde, wenn ich nach Mainz komme.
Jesus: „Weil
Ich als oberster Gesetzgeber die Macht dazu habe. Ich
bin das Haupt der ganzen Kirche, sie sind nur die
Vollzieher Meines Willens.“
Barbara: „Ja,
Herr, wenn sie aber nicht glauben, daß Du es bist, Der
mit mir redet, dann entziehen sie mir die Gnadenmittel,
und ich fühle mich zu schwach ohne Dich und ohne die
Kraft, die den heiligen Sakramenten entströmt, auf
längere Zeit dem Bösen zu widerstehen.“
Jesus: „Wem,
glaubst du, werde Ich dann die Fehler anrechnen, die du
begingst? Nicht dir, sondern denjenigen, die dir die
Gnadenmittel entziehen!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
553 Rück am 25. Januar 1903
Barbara:
Diese Woche teilte mir der Herr mit, daß N. in seiner
demütigen Stellung als Untergebener tausendmal
glücklicher sei als N. als Oberer. Durch seine
Entschiedenheit habe sich Pater N. zwar nicht
Menschengunst erworben, wofür N. gebuhlt und sie erlangt
habe, dafür aber habe er sich ein Denkmal gesetzt für
ewige Zeiten; denn ihn habe Er gesetzt, das
Glaubensleben zu erneuern in Seiner Kirche. Darum solle
er nur entschieden so handeln, wie Er ihm eingebe.
Inhaltsverzeichnis Band 5
554 Am 30. Januar 1903
„Glaubt doch nicht, daß Ich Mich umsonst
in dieses Holz einschließen lasse. Nein, euer Tröster
will Ich sein!“
Barbara
schreibt aus Rück: Seit Mittwoch fesselt mich die
Influenza ans Bett. Gestern abend nun bekam ich dazu
noch mein Leiden. Meine kranke Schwester wußte sich
nicht zu helfen und rief unsere Nachbarsleute, die den
dritten Sturm noch mit ansahen.
O wie glücklich war ich nach so langer,
langer Zeit, wider alles Erwarten, die unendliche Liebe
des dreimalheiligen Gottes genießen zu dürfen. Ich hätte
in die Erde versinken mögen, als Er Sich mir nahte, weil
ich so undankbar gegen Ihn bin und so herzlos gegen
Seine unendliche Liebe und Güte. Ich verdemütigte mich
tief vor Ihm und bekannte meine große Schuld.
„Ach Herr, ich glaubte längst, Du habest
mich vergessen.“
Jesus: „Nein,
nein, Meine Tochter, Ich habe dich nicht vergessen. Du
bist noch Meine liebe Braut wie damals, wo Ich Woche um
Woche mit dir verkehrte. Dies scheint dir nur so, weil
du jetzt wieder einen anderen Beruf hast. Da entziehe
Ich dir nun auf längere Zeit Mein Angesicht. Glaubst du
denn, Ich wäre so kurzsichtig, so veränderlich wie du?
Du gabst Mir deine Einwilligung, und so gehörst du Mir.
Ist vielleicht das Eheband gelöst, wenn der eine Eheteil
den anderen eine Zeitlang verläßt? Ich habe dich nur
eine Zeitlang scheinbar verlassen, weil du Mich trösten
sollst in Meinen Gliedern. Du sollst dieser Familie
helfen, und wenn deine Aufgabe hier gelöst ist, führe
Ich dich wieder weg dorthin, wo du gewesen, und dann
werde Ich dich wieder trösten und viele andere durch
dich. Damit du aber nicht verzagest, so durchbreche Ich
von Zeit zu Zeit die Wolke deiner vielen, zeitlichen
Sorgen und Bedrängnisse und lasse Mein Angesicht
hindurchleuchten.“
Barbara:
„Herr, was ist die Ursache, daß Du heute abend kommst?“
Jesus: „Um
Meine Kinder zu trösten. Sage N., er möge nicht so
kleinmütig sein und feststehen im Glauben und alle, die
davon wissen, im Glauben befestigen. Daß es in
Deutschland nicht auch schon so weit gekommen wie in
Frankreich und anderen Ländern, ist nur dem
entschiedenen Kampf zu verdanken, womit die Katholiken
sich allenthalben gewehrt haben, und dem Gebet. Aber
deswegen ist noch nicht alles gewonnen. Der
tieflebendige Glaube muß erst zum Durchbruch kommen,
bevor Er einsteigen werde ins Schifflein Petri, um ihre
Feinde zu zerschmettern. Ferner komme Ich, um euch
wieder daran zu erinnern, was die Menschheit Mich
gekostet; denn es naht sich der Tag, wo Ich Mich Meinem
himmlischen Vater zum erstenmal als Sühnopfer angeboten
habe.“
Barbara: Dann
wurde Er traurig, so traurig, daß ich heftig weinte;
denn Er sagte, die Ursache Seines Erscheinens heute
abend sei, daß Ihm jetzt wieder so viele bis jetzt noch
unschuldige Seelen entrissen werden durch die
abscheulichen Karnevalsvergnügen, und Er zeigte mir den
Wert der Unschuld und Seine Freude an ihr, dann die
Verwüstung in den Seelen nach solchen Vergnügungszeiten
wie ein Getreidefeld, das von einem schrecklichen
Ungewitter zerstört wurde. Er ermunterte die armen
Landleute, wie sie ihr mühsames Tagewerk heiligen sollen
und sagte:
Jesus: „An
Meiner Dienerin will Ich euch zeigen, daß Ich all eure
Unvollkommenheiten vergessen will, wenn ihr nur zu Mir
kommen wollt. Ja, kommt zu Mir und klagt Mir eure Not.
Denn als Ich wieder hinaufgehen wollte zu Meinem Vater,
da durchschaute Ich die Jahrhunderte und sah die vielen
bedrängten Seelen; da sah Ich auch euch, Meine lieben
Kinder, und Ich entschloß Mich, bei euch zu bleiben.
Glaubt doch nicht, daß Ich Mich umsonst in dieses Holz
einschließen lasse. Nein, euer Tröster will Ich sein!“
Barbara: Er
sprach so rührend, daß ein steinern Herz hätte weich
werden müssen. Er gab mir den Auftrag, die Verwandten
und Bekannten aufzufordern, an Mariä Lichtmeß Seiner
heiligsten Mutter einen eigenen Besuch abzustatten und
Ihn im Tabernakel zu besuchen und zu danken für das
große Glück, das Sie uns erfleht dadurch, daß wir jetzt
einen beständigen Priester hätten und sagte zu den
Umstehenden:
Jesus: „Geht
aber auch, wenn das Glöcklein euch zur heiligen Messe
ruft, so oft ihr könnt; denn hier seht ihr Mein
Angesicht zwar verschleiert, aber es ist für euch das
Unterpfand, daß ihr Mich einst schauen sollt von
Angesicht zu Angesicht durch die ganze Ewigkeit.“
Barbara: Den
Bauersleuten redete Er zu, weil jetzt so viele Christen
nach Rom pilgern und sagte:
Jesus: „Könnt
ihr auch keine solche Wallfahrten mitmachen, so will Ich
euch dieselben Gnaden zuströmen lassen, wenn ihr eure
Berufsarbeit zu einem Wallfahrtsgang macht. Sieh, wenn
du hinausgehst, dein Feld zu bebauen, dann bete auf dem
Weg ein Ave Maria, opfere deine Arbeit auf für die
Anliegen der heiligen, katholischen Kirche und in der
Meinung, in der die Pilger nach Rom ziehen, und du
arbeitest an der Ausbreitung Meines Reiches hier auf
Erden.
Deinen zwei Mitschwestern, deinen
Verwandten und allen, die fest zu euch stehen und
festhalten an Mir, einen herzlichen Gruß. Lieschen und
Luise sollen sich nicht beklagen, denn Ich bin es, der
sie heimsucht, und wenn Ich euch wieder zusammengeführt,
werde Ich euch ersetzen, was ihr während der
Trennungszeit gelitten.
N. sage, er möge ruhig sein und
abwarten, bis Ich ihm weitere Befehle geben werde, und
sich nicht ängstigen wegen zukünftiger Dinge; denn es
kommt anders, als man glaubt.“
Barbara: Als
ich diese Zeilen vorlas, sagten mir meine Verwandten,
daß ich vieles nicht aufgeschrieben hätte, und zwar
recht wichtige Dinge. Dort, wo der Herr von N. sprach,
sagte Er noch:
„Er säet, er legt das Samenkorn in die
Erde. Er sieht es auch sprossen und grünen und blühen,
aber ernten wird er nicht. Das bleibt ihm vorenthalten.
Andere werden nach ihm Ernte halten.“
Dies bezieht sich auf die Schriften.
Wahrscheinlich wird er noch erleben, daß sie anerkannt
werden, aber er wird sterben, bis sie gelesen werden
dürfen. Ich weiß zwar nicht genau den Sinn, aber ich
meine so.
Ferner: Ännchen N. soll sein Haus
übernehmen und nicht ängstlich sein um ihre verstorbene
Mutter. Sie möge vor Ostern noch dreimal an
Wallfahrtsorte gehen und jedesmal eine heilige Messe für
ihre Mutter lesen lassen, dann werde sie mit Ihm am
Ostermorgen Auferstehung feiern.
Er sprach noch sehr schön von Seinem
liebevollen Walten über die Menschen und wie Er sie alle
mit gleicher Liebe umfasse, und weil dies von den
Menschen nicht mehr beachtet werde und die
Erinnerungstage, wie Seine Darstellung im Tempel, nur
mehr mechanisch von den meisten Christen durchlebt
werden, darum offenbare Er Sich auf diese Weise. Er
wolle wenigstens wie im Alten Bunde, so auch im Neuen
Bunde, eine Anzahl Gläubiger sehen, die sich für Gott,
das Höchste Gut, interessieren, an denen Er überhaupt
Seine Freude und Sein Wohlgefallen finde, und Er werde
dies auch durchführen. Dies war so ungefähr der Sinn des
Gesagten.
Jetzt kam die liebe Mutter Gottes und
brachte mir das liebe, goldköpfige Jesuskind. Sie legte
Es mir in die Arme, trat zurück und sagte:
Maria: „Hier,
Meine Tochter, entschädige dich (Sie meinte damit für
Weihnachten). Es ist Mein Sohn, den Ich hinauftrage zum
Opfern.“
Barbara: Ich
hatte ein unbeschreibliches Gefühl von Freude, und alle
drängten sich herbei und weinten vor Freude, und Es ließ
Sich zu jedem nieder. Besonders lieb war Es mit einem
Kind, das anwesend war mit seiner Mutter. Ich bat, Es
möge auch euch, alle meine Verwandten und Bekannten in
S., in M. und A. und überall besuchen, besonders
Mariechen, und allen einen besonderen Trost zukommen
lassen. Und Es eilte fort und blieb längere Zeit aus.
Ich dachte nicht mehr daran, daß Es
wieder zurückkomme, aber hier wollte der Herr nur
zeigen, daß es keine Einbildung sei. Auf einmal kam Es
wieder, so hold, so lieb, wie es vorher war. O welch
himmlisches Glück! Ich lud Es ein, in mein Herz zu
kommen und sang das schöne Lied: Jesus, Jesus, komm zu
mir ... Meine Seele schwomm in solcher Wonne, daß ich
ein Lied schöner als das andere anstimmte, vor lauter
Wonne und Glückseligkeit.
Der Herr erleuchtete mich über einen
Rat, den ich meiner Freundin geben sollte. Als ich nun
bei der heiligen Kommunion den Herrn fragte, ob Er mir
diese Gedanken eingegeben habe, sagte Er:
Jesus: „Ich
bin es, der deine Gedanken leitet, wenn sie auch
bisweilen nicht nach Wunsch ausfallen: hier zu Meiner
Ehre und Verherrlichung, dort zu eurer Heiligung, weil
Ich euch demütigen will.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
555 Mittwoch am 11. Februar 1903
Ich hatte nachts von elf Uhr bis zwölf
Uhr mein Leiden. Der Herr zeigte mir, wie Seine Kirche
mit Unkraut durchwuchert sei, das ausgerottet werden
müsse, und daß auch unter den gläubigen Christen der
tieflebendige Glaube abhanden gekommen sei; sie wären
nur so lange Christen, als sie nichts zu leiden hätten.
Inhaltsverzeichnis Band 5
556 Samstag am 14. Februar 1903
Barbara: Ich
ging mit zwei Freundinnen auf das Valentinusfest. Nach
der heiligen Kommunion teilte mir der Herr mit, Er wolle
mir nur zeigen, daß Er noch dieselbe Sorgfalt für uns
habe wie früher, und daß Er dies zeigen wolle an der
innigen Teilnahme und an der Glückseligkeit unserer
schon vorausgegangenen Brüder und Schwestern. Als meine
zwei Begleiterinnen kommunizierten, sah ich, wie der
Herr Seine Arme über dieselben ausbreitete und sie
segnete. Da beide sehr mit Leiden heimgesucht sind,
flehte ich für sie um Erleichterung. Er aber sagte:
Jesus: „Aus
Liebe zu euch, Meine lieben Kinder, ließ Ich Mir das
Kreuz in Mein Herz einpflanzen. So will Ich aber auch,
daß diejenigen, die Mich lieben, das Kreuz im Herzen
tragen, so wie Ich es ihnen Tag für Tag zuschicke. Aber
wenn Ich merke, daß sie lauer werden, stemme Ich es
tiefer ein.“
Der Herr sagte auch:
Jesus: „Die
Leiden deiner beiden Mitschwestern in Mainz wären lange
nicht so drückend für sie, wenn du bei ihnen wärest,
aber gerade dies will Ich. Sie sollen die Trennung recht
schmerzlich empfinden und aus Liebe zu Mir ertragen, wie
auch du. So leistet ihr Mir Ersatz für so viele, die
sich freiwillig von Mir getrennt haben.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
557 Fest Petri Stuhlfeier am 22. Februar
1903
„Meine Kirche muß geläutert und gesiebt
und viele Auswüchse entfernt werden.“
Barbara
schreibt: Ich besuchte eine meiner
Jugendfreundinnen, die schon zweiundzwanzig Jahre krank
und voller Wunden war und im Sterben lag. Bei ihrem
ersten Seelenamt zeigte mir der Herr, wie sie in den
Himmel einging. Als ich abends heimging, war es spät,
und ich rief sie um Hilfe an, denn ich fürchtete mich.
Da kam sie, und damit ich überzeugt sei von ihrer Nähe,
wurde mein Körper so leicht, daß meine Füße kaum den
Boden berührten. Sie begleitete mich überaus glücklich
aus Dankbarkeit, weil ich ihretwegen die harten Wege
gemacht.
Heute gegen Mitternacht bekam ich mein
Leiden wieder. Der Herr zeigte mir Sein Herz und in
diesem eine Wunde, die weit und tief aufgerissen war. Er
bat mich, Ihn in diesen Tagen zu trösten für so viele
Schmerzen, die Ihm der Undank der Weltkinder bereiteten.
Jesus:
„Wenigstens drei Stunden bringe jeden Tag vor Meinem
Tabernakel zu. Nimm auch mit, was du mitbringen kannst,
besonders die Kinder; denn nicht nur in den Städten
werde Ich so mißhandelt, sondern in jedem, auch dem
letzten Dörfchen und Winkel der Erde. Ja, sage es N.,
man möge noch so viel nach Rom pilgern und alle Hebel in
Bewegung setzen, um Meiner Kirche zum Sieg zu verhelfen,
aber solange der Glanz der Heiligkeit eines tief
demütigen Glaubenslebens aus den Gliedern Meiner Kirche
nicht herausleuchtet, sei alles umsonst. Meine Kirche
muß geläutert und gesiebt und viele Auswüchse entfernt
werden, und der Artikel: ‚Ich glaube an eine
Gemeinschaft der Heiligen‘ von vielen recht beherzigt
und beachtet werden. N. (die aus dem Kloster entlassen
wurde wegen Magenkrebs) wird nicht sterben, sondern noch
einmal ins Kloster zurückkehren. Deine Neffen werden
Priester werden, wenn auch große Hindernisse in den Weg
kommen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
558 Tod eines Liebesbundmitgliedes
In N. starb ein Liebesbundmitglied nach
kurzer Krankheit binnen drei Tagen an
Rippenfellentzündung. Sie sagte voraus, daß sie am
Freitag sterben werde, und so war es. Am Freitagmorgen
zwischen drei und vier Uhr starb sie, sanft den Geist
aushauchend, nachdem sie fortwährend laut gebetet.
Zuletzt hat sie sich die Litanei vorgebetet, und als sie
an „Königin der Engel“ kam, schwieg sie still und
verschied alsbald. Eine andere hat ihr die Aufopferung:
„Jetzt, lieber, heiliger Schutzengel ...“ vorgebetet.
Barbara
schreibt aus Rück: Am Fastnachtssonntag und
Fastnachtsmontag hatte ich mein Leiden. Am letzten
Freitag ebenso. Dort bat ich sehr für das
letztverstorbene Liebesbundmitglied. Ich durfte sie
sehen und sie sagte:
Verstorbene:
„Sage meinen Schwestern einen recht herzlichen Gruß; es
sei wohl der Mühe wert auszuhalten. Ehre sei Gott in der
Höhe und Friede den Menschen auf Erden. O wie glücklich
bin ich, daß ich zum Liebesbund gekommen bin. Der Lohn
ist unaussprechlich groß.“
Barbara: Ich
genoß mit Anschauen ihrer Glückseligkeit eine solche
Freude und Wonne, daß ich fort und fort singen mußte:
,Gloria in Excelsis Deo!’ Auch sagte der Herr:
Jesus: „Gehe
nach Mainz, Meine Tochter, wie dein Beichtvater dir
sagt, und erhole dich einige Zeit und warte es ab
(jedenfalls mit der Schwester) bis zum Spätherbst.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
559 Am 2. März 1903
„Sie predigen zwar von der Gemeinschaft
der Heiligen, aber sie glauben nicht daran.“
Am Montag kam Barbara hier an. In der
Nacht von Donnerstag auf Freitag hatte sie wieder ihr
Leiden, dem nur die Hausgenossen beiwohnten. Sie
behielten nur folgende Sätze im Gedächtnis:
Jesus: „Ich
komme mit Freuden in Mein Lieblingszimmerchen, von wo
aus schon so viele Worte in die Welt hinaus sind
geschrieben und in der ganzen Welt sind verbreitet
worden. Es hat Mir so große Freude gemacht, daß ihr das
große Opfer gebracht und eure Augen so bezähmt habt
während der Fastnachttage, um diese abscheulichen
Menschen, diese Teufelsdiener nicht zu sehen, und wenn
ihr auch nicht so viel vor Meinem Altare knien konntet.
Ich habe Barbara auch hierhergeführt, um
euch zu trösten, weil ihr so standhaft geblieben seid im
Glauben und Vertrauen trotz aller Hindernisse, während
sie fort war. Die Vorgesetzten verlangten ein Zeichen
von Mir, und Ich habe es ihnen gegeben dadurch, daß Ich
zwei Jahre wegblieb. Daran hätten sie erkennen können,
daß Ich es bin. Aber, statt daß sie der Kirche helfen,
glauben sie den ungläubigen Ärzten. Sie predigen zwar
von der Gemeinschaft der Heiligen, aber sie glauben
nicht daran. Bin Ich nicht derselbe Gott wie früher?
Habe Ich die nachgeborenen Kinder nicht so lieb wie die
erstgeborenen? Und habe Ich nicht die Macht, in ihnen zu
wirken wie in jenen? Satan hat das Gift gestreut bis in
das Mark der Kirche hinein.
Ich habe Barbara hinaufgeführt, weil
alles in Erfüllung gehen mußte, was Ich schon früher
gesagt. Sie soll ein Vorbild sein Meines Lebens und der
Kirche und jedes Menschenlebens. Droben nimmt sie
beständig zu an Glauben, Hoffnung und Vertrauen, und so
sollt auch ihr. Wenn sie auch arg angefeindet wird von
ihren Vorgesetzten, sie hat viele Freunde und Feinde,
Mitgenossen und Vorgesetzte. Es sind noch viele, die
glauben, und das sind die liebsten Kinder Meines
Herzens. In einigen Wochen soll sie wieder hinaufgehen
und tun, was Ich ihr aufgetragen. Später sollst du
sehen, was für ein großes Werk du getan. Den Nachkommen
wird es erst Nutzen bringen.
Freuet euch, ihr lieben Kinder, daß ihr
so tapfer ausgehalten. Es wird die Zeit kommen, wo ihr
jüngsten Sprossen der Familie Augen- und Ohrenzeuge sein
werdet von den großen Wundern, die Ich in diesem Zimmer
wirkte. Gerade so wie Ich vom Himmel auf die Erde
gekommen bin und wie Ich mit Fleisch und Blut in der
kleinen Brotsgestalt einsteige in die Menschenherzen, so
komme Ich auch hier. Was für ein großes Glück für euch,
in Meiner Nähe zu sein. Jetzt trage Ich euch noch auf
den Händen.
Ihr habt in all euren Andachtsübungen
Freude und Wonne, weil Ich euch auf Meinen Armen trage,
aber später werdet ihr auch gesiebt werden. Harret aus!
Denkt dann an das, was Ich euch heute abend wieder sagen
ließ und wie Ich Meiner Dienerin auch keine Leiden
erspart habe. Harret aus und ihr werdet siegen, siegen,
siegen über alle Stürme, und über alle Hindernisse
hinweggehen und sehen, was für einen Sieg ihr
davontraget. Ihr bekommt ein fröhliches Osterfest.
Opfert all eure Arbeiten und Gebete in Vereinigung mit
Mir und Meiner lieben Mutter und mit all den Opfern
Meiner Dienerin auf, und dann will Ich all eure Bitten,
die ihr Mir vortragen werdet bis Ostern, erfüllen.“
Sie hatte vorher für viele Arme Seelen
gebetet. Er aber sagte ihr:
Jesus: „Noch
nicht, erst Ostern, wo Ich Meine Auferstehung feiere.
Ich habe Meinen Dienern Meine Macht abgetreten, aber Ich
lasse Mir nicht immer befehlen. So gewiß, wie Meine
Kirche siegen wird, so gewiß wird auch dieses Mein Werk
siegen. Ich habe ein Mißvergnügen nicht über die
Ungläubigen, sondern über die Lauen. Ich muß sie
ausspeien aus Meinem Munde.
Ich belohne euch und entschädige euch
auf andere Weise, daß ihr eure Augen so bezähmt. Ihr
wirkt mehr, als ihr glaubt, durch euer gutes Beispiel.
Es wird darüber gesprochen und von manchen nachgeahmt.
Es bleibt nicht immer so, wie es jetzt ist. Ich habe an
Schwester N. und allen in diesem Hause große Freude. Sie
wird noch mehrere Jahre dem Haus vorstehen zu Meiner
Ehre und zum Heil der übrigen. Sie sollen nur so
fortfahren. Deinen beiden Freundinnen und N. sage einen
herzlichen Gruß. Ihr sollt nicht irre werden an den
Verhältnissen, wie sie jetzt stehen. Ich werde Meine
Sache doch durchführen.
Du aber gehe nächste Woche wieder nach
Rück.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
560 Jubiläum von Papst Leo XIII.
Jesus: „Du
mußt es mitfühlen, welcher Schmerz Leo XIII. und ebenso
Mein Herz erfüllt bei allem äußeren Jubel über die
untreuen, abgefallenen Kinder der Kirche.
Nicht nach Rom sollt ihr gehen, sondern
nach Lourdes.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
561 Am 12. März 1903
„Sooft ihr betet, vereinigt euch immer
mit allen Liebesbundmitgliedern und mit der streitenden,
leidenden und triumphierenden Kirche.“
Donnerstag nachts. Barbara war noch in
Mainz auf Besuch und bekam dort in der Nacht auf Freitag
gegen Mitternacht ihr Leiden. Hier folgt nur das, was
die Anwesenden bruchstückweise erzählten:
Jesus: „Ich
habe nicht umsonst drei Stunden am Ölberg ausgehalten.
Mit gebeugten Knien lag Ich auf Meinem Angesicht, weil
der Vater die ganze Sündenlast auf Mich gelegt. Ich ließ
Meine Gottheit zurücktreten und alle Gottlosigkeit über
Mich ergehen, um euch zu trösten, und das soll euer
Trost sein. Ich habe drei Stunden am Kreuze gehangen.
Wie wenige sind es, die es noch erkennen? Viele beten
zwar den Kreuzweg, aber wie oberflächlich und leicht;
Meine Leiden betrachten sie nicht. Sie sind nur
katholisch dem Namen nach. Weil die ganze Welt mit
Unglauben überflutet ist, saugen sie das Gift ein mit
Bechern, ja mit Wasserbechern trinken sie das Gift. Und
wie sind selbst die treuesten Kinder so kalt geworden,
so leichtgläubig.
Niemand will mehr Mein bitteres Leiden
betrachten. Selbst die Priester, die sich Mir geweiht,
ziehen sich zurück, wo es an Selbstverleugnung,
Opferleben und Verachtung grenzt. Es gibt Tausende von
Priestern, die nicht mehr sind, was sie sein sollen.
Jeder will auch Oberer sein und gleich streben sie
danach, Ehrenstellen einzunehmen. Der Hochmut und Stolz
ist überall eingedrungen, selbst unter dem Schleier.
Auch die Ordensleute wollen möglichst bequem leben und
suchen, sich nach außen hin Ruhm zu verschaffen, soviel
es geht; gerade so wie in der Welt. Warum soll Ich Mich
da nicht an Meinen Kindern halten und sie nicht auch an
Mich ziehen?
Sage deinem Beichtvater das Wort,
welches er dir zugeschleudert (von dem ekelhaften
Leiden), habe nicht dir gegolten, sondern Mir; denn Ich
Selbst bin es, der dir dies abscheuliche Leiden gab. Ich
habe Mich auch entsetzt vor Meinem Leiden; auch Mein
Leiden war den sinnlichen Menschen abscheulich. Dein
Leiden ist Mein Leiden und nicht dein Leiden; denn Ich
Selbst habe es dir gegeben.
Aber bis ins Innere Meiner Kirche ist
der Unglaube hingedrungen. Man kann Mich nicht mehr so
lieben, wie Ich geliebt sein will. Ich habe doch den
Menschen erschaffen zu Meiner Ehre und Verherrlichung,
und wenn Mir diese nicht mehr gezollt wird, muß Ich
wieder das Wort sprechen: Es reut Mich, den Menschen
erschaffen zu haben. Selbst die Gottheit wollen sie
leugnen, Gott, den Vater, der alles erschaffen. Mein
Vater sandte Mich vom Himmel, um die Ehre, die Ihm die
Menschen verweigern, zu ersetzen, und gerade so die des
Heiligen Geistes.
Weil nun unter Meinem auserwählten Volk
so viele sind, die Mich nichts weniger als
verherrlichen, und die Ehre Meines Vaters muß doch
hochgehalten werden, deshalb will Ich Mir auf der Welt,
inmitten der Welt, in Meiner Kirche, ein
Lieblingsgärtchen anlegen, in dem Ich lustwandeln und
Mich erfreuen kann, und das ist der Liebesbund. Erfreuen
will Ich Mich an den mannigfaltigen Blümlein, das sind
die verschiedenen Klassen der Menschen, alle die
gläubigen Kinder, an denen Ich noch Mein Wohlgefallen
haben kann: Klosterleute und Priester, Jungfrauen und
Eheleute, Greise und Kinder, alle die gläubigen Seelen,
die glauben, daß Ich so gut bin, mit euch zu verkehren;
denn durch den nahen Verkehr mit euch, von dem sie
hören, wird das Glaubensleben ganz gewaltig gekräftigt.
Ich habe zwar noch andere, die Mir noch dienen, aber es
ist ein anderer Eifer in denjenigen, die glauben und
sich anklammern und Meine Worte befolgen.
Die anderen stellen sich Gott vor, als
sei Er Millionen Meilen weit entfernt, während die
Liebesbundmitglieder durch die Gnade mehr Licht haben
und Gott aus der Nähe sehen. Daher kommt der Eifer in
sie, daß sie Mir treuer dienen, weil sie glauben, daß
Ich sie kenne und mit besonderer Freude auf sie schaue.
Daher tragen sie ihre Leiden leichter als die übrigen
Menschen. Ich will den Menschen die Leiden nicht
abnehmen, sondern nur lehren, wie sie das Kreuz tragen
sollen.
Sooft ihr betet, vereinigt euch immer
mit allen Liebesbundmitgliedern und mit der streitenden,
leidenden und triumphierenden Kirche. Diese sind die
Erstgeborenen und ihr seid die Nachgeborenen und seid
aufs innigste mit ihnen vereinigt, und jedes Ave Maria
und jedes Vaterunser, was ihr in dieser Vereinigung
betet, verbunden mit dem Himmel und der ganzen Welt, ist
ein allmächtiges Gebet und zieht jedesmal eine große
Gnade herab, einen neuen Zuwachs an Glorie für die ganze
Ewigkeit und eine Gnade für sich und die ganze Welt.
Freuet euch, wenn Ich euch abholen werde mit allen
Engeln und Heiligen an der goldenen Pforte. Jetzt habe
Ich noch eure Krone in Händen, um sie beständig zu
verschönern.
Zwar begreift ihr Meine Verheißungen
jetzt noch nicht. Ich habe euch auch glückliche Ostern
versprochen, aber ihr versteht nicht die Tragweite
Meiner Worte, weder die Höhe noch die Tiefe derselben.
So ist es mit allen Meinen Verheißungen, auch der, daß
Ich euch bei eurem Tode abholen werde. Das unendliche
Meer von Glorie und Glück, das euch erwartet, werdet ihr
erst einsehen und schauen an der Pforte der Ewigkeit.
Auch eure Feinde werden es noch einsehen, aber besonders
bei ihrem Eintritt ins Jenseits. Dort werden sie
erkennen, was sie getreten und zertreten haben. In einem
flüchtigen Augenblick lasse Ich sie die ganze Sache
überschauen, alles, was Ich wirken wollte und was sie
dagegen gearbeitet haben. Ich werde die ganze Reihe der
Liebesbundmitglieder an ihren Augen vorbeiführen mit
ihrer Glorie. Dann werden sie diejenigen beneiden, die
geglaubt und sich angeschlossen haben; denn es ist ein
großer Unterschied zwischen ihnen und den anderen.
Ihr sollt über die Vorgesetzten nicht
böse sein, sondern alles ruhig hinnehmen. Ein
Lichtstrählchen habe Ich dir gegeben an dem Herrn, den
Ich zu dir gesandt. (Barbara hatte eine Novene zum
heiligen Franz Xaver um Licht gehalten und am vierten
Tag kam ein Priester einer anderen Diözese und
unterredete sich drei Stunden mit Barbara, und am
letzten Tag kam er abermals und sprach sich sehr
zufrieden über seinen Besuch aus.) Das war für dich nur
ein Hereinleuchten gewesen, daß es nicht verworfen ist,
sondern daß sie daran arbeiten. Aber es wird doch noch
lange nicht anders. Ihr habt noch einen harten Kampf zu
bestehen; macht euch darauf gefaßt!
Ihr sollt nicht irre werden, weil ihr
meint, es würde doch nichts nützen. Die Sache geht so
unbemerkt vor sich wie alles Göttliche. War Ich doch der
Eingeborene Sohn Gottes, und es hat geschienen, als wäre
alles verloren, und doch war alles gewonnen. Meine
Apostel und alle diejenigen, die Ich berufen habe, zu
wirken in Meinem Reich, haben unter der größten Schmach
und Leiden das Werk ausgeführt. Noch niemandem habe Ich
den Weg erleichtert. Gerade in der Schmach und am Kreuz
der Verachtung muß alles vor sich gehen, und im harten
Kreuzweg. Ich führe Meine Sache doch aus, aber
diejenigen, durch die Ich sie ausführe, haben einen
harten Weg.
Aber N. soll entschieden bei seinen
Brüdern die Sache verteidigen. Er soll dem Beichtvater
N. schreiben, was Ich vorhin gesagt, und niemand könne
dir verbieten, daß du einem Priester die Sache
offenbarest und auch ihm nicht, daß er sie
entgegennehme, weil das so die Ordnung der Kirche wäre.
Du aber, Meine Kleine, gräme und mühe
dich nicht so sehr ab, wenn Ich dich wieder in deine
Heimat führe. Ich habe dich in deinem ganzen Leben
geführt an Meiner Hand. In allen Leiden, wo man
ungeduldig wird und fortlaufen will, habe Ich dich
festgehalten. Laß alles über dich ergehen und trinke den
Kelch des Leidens bis zur Hefe. Es werden noch trübe und
dunkle Wolken kommen und dann, wenn erst Licht geworden
ist in der Familie, werde Ich dich wieder dahin
zurückführen, wo Ich dich haben will. Wie anders soll
der jungfräuliche Stand zu Ehren gelangen, als daß die
Jungfrau überall, wo Ich sie hinstelle, standhaft
aushält. Und wenn sie auch anfangs verkannt und
verachtet wird, so wird sie dennoch das Licht leuchten
lassen, und wenn es auch eine zeitlang unter dem
Scheffel steht, wird es später doch vordringen. Gehe
darum nächste Woche wieder hinauf, aber nicht stöhnen
und ächzen unter dem Kreuz, sondern denken, daß du
bestimmt bist vielen zum Vorbild, und deshalb mußt du
alles durchmachen, was im jungfräulichen Stand vorkommt
bei denen, die neben dem Ehestand stehen.
Sie sollen nicht davonlaufen, wenn sie
verkannt werden, sondern ausharren und stehenbleiben, wo
Ich sie hingestellt, wenn auch das Kreuz schwer ist und
Verachtung und Verkennung dazukommt. Durch Geduld und
Ausdauer füge Ich es, daß sie es erkennen, und dann wird
das Licht auf den Scheffel gestellt.“
Barbara klagte sich dann sehr ihrer
Fehler an.
Jesus: „Ich
nehme nicht alles so auf, wie du meinst. Ich will ein
Beispiel hinstellen, wie dein Stand sich verhalten soll.
Alle die Entbehrungen, die du erduldest, rechne Ich dir
und allen an, wenn sie Mir aufgeopfert werden, wie dem
heiligen Ignatius, als er in der Höhle von Manresa war.
Und all die Sonnenstrahlen, die dich verbrennen, und die
arme Lebensweise rechne Ich dir ebenso zugute als das,
was die Heiligen getan. Du bekommst es in den Schoß
geschüttet, und diese mußten sich es erst suchen. Ich
habe dich hierhergeführt, um diese zu befestigen. Du
sollst ein Vorbild werden für alle, auch für diese alle.
Was Ich euch beim letzten Mal schon
gesagt habe, das wiederhole Ich: Auch für euch kommt
eine Zeit, wo alles in und um euch dunkel und trübe ist,
und dann stehet fest. Und überall, wo Ich euch hinführe,
sei es an das Krankenbett oder in eine bedrängte
Familie, da haltet überall aus und erinnert euch, was
Ich euch hier gesagt. Deinen beiden Freundinnen und N.
sage einen herzlichen Gruß. Sage auch allen
Liebesbundmitgliedern auf der ganzen Welt einen
herzlichen Gruß. Lebet wohl, auf Wiedersehen, bis Ich
wiederkomme.“
Barbara:
„Aber ich darf ja nichts aufschreiben.“
Jesus:
„Deinem Beichtvater kannst du es sagen, und wer kann dir
das verwehren? Gerade wie die Untertanen den Priestern,
diese den Bischöfen und diese dem Papst unterworfen
sind, so kann dir niemand verbieten, das zu sagen, und
solange noch keine endgültige Entscheidung getroffen
ist, so lange hast du das Recht, dich einem Priester zu
offenbaren.
Sage deinen beiden Freundinnen, daß sie
nicht irre werden, weil Ich Mich so wenig an sie wende,
als schiene es, Ich sei unzufrieden mit ihrem Streben.
Dem ist nicht so; Ich bin zufrieden. Sie sollen nur so
weitermachen. Aber Ich will auch nicht zum Ungehorsam
verleiten, weil die Kirche es verboten hat, und Mich
deshalb zurückziehen. Es hängt aber so viel davon ab,
das Haus zu befestigen.
N. aber sage, ihre Schwester in Amerika
lebe noch, aber sie sei etwas leichtsinnig, zwar nicht
aus Bosheit, sondern aus Mangel an Gelegenheit. Sie möge
sie recht vertrauensvoll und angelegentlich Meinem
Herzen anbefehlen.
N. aber, die wissen möchte, ob ihr
Bruder (protestantisch verheiratet, Kinder
protestantisch) gerettet ist, sage, sie soll sich dessen
plötzlichen Tod ein Warnungszeichen sein lassen, sich
selbst auf einen guten Tod vorzubereiten; denn Er lasse
dies manchmal vorkommen, um andere aufzuschrecken; es
brauche niemand zu verzweifeln, der guten Willens ist.
N. sage, der Mensch muß die Leiden
hinnehmen, wie Ich sie ihm schicke. Es darf sich niemand
so widersetzen, daß er absolut seinen Willen durchsetzen
will. Wenn er sich fügt, gebe Ich ihm die Gnade, daß er
es ertragen kann, und dann ist das Kreuz erleichtert.
Weil sie einmal ihren Willen durchsetzen will, darum
geht es nicht. Ich will die Menschen nicht vom Kreuz
befreien, aber Ich gebe ihnen die Gnade, das Kreuz
geduldig zu ertragen, wenn sie sich Mir unterwerfen.
Sage deiner Schwägerin, Ich habe Mein
größtes Wohlgefallen an ihrer Familie. Sie soll ihr
Vorhaben ausführen (eine Kapelle zu bauen in ihrem
Heimatdorf). Ich will sie in ihrem Kinde segnen. Ihr
Kind ist ihr Ersatz genug für all die Opfer, die sie
gebracht.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
562 Unterredung mit einem Priester im
März 1903
Aus der Unterredung mit dem Priester aus
einer anderen Diözese:
Dreimal kam er in acht Tagen, um sich
genau zu erkundigen, wie die Sache stünde. Das erste Mal
fragte er drei Stunden lang. Kaum war er angekommen, da
kam Barbara, die sich doch gerade vor einer
Viertelstunde erst von Luise verabschiedet, zurück zu
Luise unter dem Vorwand, ihre Schwägerin habe sie
geschickt, mit ihr zu reden, da sie gerade nicht nötig
sei.
Der Priester sagte, es sei nicht
umsonst, daß er herkomme, er habe gar nicht gewollt, er
sei innerlich gedrängt worden. Das zweite Mal sprach er
mit Luise allein und sagte, Barbara habe einen guten
Eindruck auf ihn gemacht. Er halte sie nicht für fähig,
aus sich etwas zu machen. Das dritte Mal fragte er Luise
vier Stunden lang aus.
Das erste Mal tadelte er am meisten, daß
man Fragen an den Herrn stelle. Das sei uns jedesmal
eine Sünde, könne sogar Todsünde sein. Luise erwiderte,
der Herr richte Sich nach den Zeitverhältnissen. Da nun
aber Satan alles aufbiete, um die Seelen an sich zu
ziehen, wie sollte der Herr es nicht auch tun. Zudem
habe Er uns dazu aufgefordert mit den Worten: „Meine
Kinder, weil ihr so verlassen seid von den Priestern, so
will Ich euch um so mehr alles sein. Was ihr zu fragen
habt, das fraget Mich.“ Ebenso habe Er auch die Priester
aufgefordert zu fragen, und Er wolle ihnen antworten.
Beim zweiten Besuch widerrief der Priester, was er
gesagt, und sagte:
Priester:
„Wenn der Herr euch aufgefordert hat zu fragen, so ist
es euch keine Sünde; dann dürft ihr es tun.“
Dann schien ihm bedenklich, daß Barbara
Antwort gebe auf die Fragen und sie also auch höre in
der Ekstase. Nun sei das aber ein Zeichen teuflischer
Einwirkung. Die Mystiker erklärten die Sinnentätigkeit
als aufgehoben. Luise sagte, daß die Heiligen das
einfach nicht ausgedrückt hätten, daß aber trotzdem das
Gehör nicht aufgehoben sei. Barbara höre nur wie aus
weiter Ferne und habe nicht die Fähigkeit, darauf zu
merken, es sei denn, angeregt durch die Antwort, die sie
erhalte und dazu aufgefordert. Auch stehe im Leben der
heiligen Magdalena von Pazzi (von Krebs S. 62): In der
Ekstase hörte sie mehr oder weniger, je nachdem sie mehr
oder weniger das Bewußtsein verloren.
Barbara sieht in der Ekstase nichts, sie
wußte ja nie, wer da war. Ihre Augen sind immer starr
gehalten, und lange Zeit hatte sie die Furcht zu
erblinden wegen der Einwirkung des grellen Lichtes, wie
sie meinte. Sie mußte sich nachher nasse Tücher auf die
Augen legen, daß sie wieder in normalen Zustand kamen.
Sie hat nicht die Fähigkeit, ihre Augen zu gebrauchen.
Der Priester sagte, es sei wichtig
zusammenzustellen, welche Verheißungen sich schon
erfüllt und welche nicht. Luise erzählte ihm, daß die
eine nicht erfüllt und statt eines Knaben ein Mädchen
gekommen sei, aber es sei die Frage, ob das Mädchen
nicht später männlichen Mut entwickele, wie ja auch den
mutigen Jungfrauen im kirchlichen Officium der Hymnus
der Bekenner gegeben wird, daß ja meist die Sprache
Gottes bildlich aufzufassen sei. Das ließ er gelten.
Ferner sei nicht erfüllt, daß der
Heilige Vater gestorben sei. Inzwischen hätten zehn
Jungfrauen Frankreichs dem Heiligen Vater schriftlich ex
voto ein Jahr ihres Lebens abgetreten und vielleicht
nehme es Gott an. Gott spricht mit den Menschen
menschlich, wie Er auch mit Philippus sprach: „Woher
werden wir Brot kaufen?“ Auch das ließ der Priester
gelten.
Ein äußerst wichtiger Punkt sei, was
Barbara nach der Ekstase mache.
Luise: „Sie
ist entflammt von göttlicher Liebe und alle Umstehenden
mit ihr. Dieser gewonnene Mut und die Kraft hält mehrere
Tage an.“
Ob Barbara vielleicht ein Genie sei?
Luise: „Wer
das sagt, der ist ein Narr; denn Barbara ist ein dummer,
dappischer Bauer, wie N. richtig sagte.“
Wie es denn komme, daß manches nicht
zutreffe?
Luise: Der
Herr habe gesagt: „Hier zu eurer Verdemütigung, dort zu
Meiner Verherrlichung.“ Durch Demütigungen würden die
meisten Seelen gerettet. Aber das alles und viele zu
erhebenden Einwürfe können Sie in den Schriften selbst
widerlegt finden; daß der Herr gesagt: „Wie zu dem Wort,
das Meine Diener auf der Kanzel sprechen, das doch auch
Mein Wort ist, sich auch ihr menschlicher Geist mit
einschleicht, so kommt es, daß sich ihr (Barbaras) Geist
zuweilen mit einmischt, jedoch nur in kleinen Dingen.
Der Priester N. habe den Hauptfehler gemacht: wenn er
das Übernatürliche von Barbara nicht habe hören wollen,
hätte er sie auch nicht Beicht hören dürfen und sagen
müssen, er sei der Sache nicht gewachsen. Luise erzählte
ihm, was der Herr letzte Woche, wie die Mädchen ihr
erzählt, gesprochen habe. Da meinte er, da sie nicht
dabei sein dürfe, sei es wohl auch der Wunsch des
Bischofs, daß sie nicht einmal danach frage.
Luise: „Wenn
es ihrem Kopf nach ginge, käme kein gutes Werk zustande.
Warum denn im Leben des heiligen Ignatius stehe, daß man
Bedenken trage, dessen Briefe zu veröffentlichen, weil
mancher glauben könne, er habe sich mit List und Ränken
durchgeschlichen.“
Ob Barbara wünsche, daß die Schriften
anerkannt würden?
Luise:
„Barbara tut nur ihre Pflicht dem Herrn gegenüber.
Durchaus nicht, das eilt uns gar nicht. Im Gegenteil,
wir haben gern unsere Ruhe, und die Einsamkeit ist uns
lieber als alle Besuche. Unser Glück ist im Innern, von
außen her brauchen wir nichts.“
Als Luise sagte, daß der Herr sie zu
sieben Sündern geschickt, die sich alle bekehrt hätten,
sagte er: Priester: „Dann kann es der Teufel
nicht sein.“
Ob sie auch das beschauliche Gebet außer
freitags habe?
Luise: „Ja,
das Gebet der Ruhe und der Vereinigung fast täglich, und
auch himmlische Kundgebungen bei der Arbeit, und im
Gehen sogar wie bei den Wallfahrten.“
Von der Untersuchung erzähle man sich,
wie Barbara daneben getappt.
Luise: „Von
Vorurteilen befangen zieht man alles ins Lächerliche und
gibt man ihm einen anderen Zusammenhang und Deutung. Es
hätte auch ein Freund dabei sein müssen. Es wird von
vielen immer wieder das alte Gerede nacherzählt, was
kein vernünftiger Mensch ernst nehmen kann. Zum
wenigsten sollte man fragen, ist es denn auch wahr? Man
steht bei der hiesigen Geistlichkeit auf ganz falschem
Standpunkt, wie Herr Domkapitular N. noch vor 14 Tagen
sagte: ,Luise ist eine gebildete Dame, die schreibt
Bücher (Irrtum), Barbara zieht einige Gedanken aus
Büchern, diese aber macht die schöne Form.’
Das muß ich, Luise, nun doch besser
wissen als alle anderen. Denn ich muß doch wissen, ob
ich etwas dazumache oder nicht. Ist es Gott und glaube
ich, daß es Gott ist, wie kann ich es wagen? Ist es Gott
nicht, wie sollte ich so töricht sein, meine Gesundheit
zu ruinieren mit törichtem Abschreiben? Siebenunddreißig
Bücher zweimal abzuschreiben ist eine Riesenarbeit, die
man sich nicht machen würde, um Unsinn zu schreiben.
(Ohne die Ekstasen, in denen nichts geschrieben wurde.)
Wenn das nicht wahr ist, was Barbara
erfährt, dann sind wir in unserer Religion getäuscht;
denn ein redlicheres, ehrlicheres und beharrlicheres
Streben, Gott allein zu suchen, wie es bei Barbara der
Fall ist, läßt sich schwerlich finden. Kann man von
einem edlen Fürsten erwarten, daß er einen Diener, der
ihm neunundfünfzig Jahre treu gedient, plötzlich aus
Laune vor die Türe setzt? Noch viel weniger von Gott,
dessen Güte nicht zu ergründen ist. In diesem Fall würde
Er Barbara nolens volens in den Irrtum führen, weil sich
das vorangehende Leiden zur Gnade verhält wie eine Nadel
zum eingefädelten Faden. Wer mit der Nadel den Faden
durch den Stoff zieht ist für beides verantwortlich: Für
den Stich und den zurückgelassenen Faden.
Wer für das Leiden verantwortlich ist,
der ist es auch für die sich daran anschließende Gnade.
Nun hat aber der Arzt erklärt, daß sich das Leiden
niemand machen kann, also ist doch Gott der Urheber und
verantwortlich für die mit dem Leiden aufgedrungene
Täuschung. Weil dieser sprechende Geist mich zu Sündern
geschickt und diese sich bekehrt, sagten Sie ja selbst,
daß es der Teufel nicht sein kann.“
Luise fragte, ob, wenn Barbara, wie
vorausgesagt, 1916 am Fronleichnamstag zwischen zwölf
und ein Uhr stirbt, man noch zweifeln könne? Nein, sagte
er; denn Gott leiht seine Allmacht nicht her, einen
Lügner und Heuchler zu beglaubigen. Luise sagte, aber
für die, die gestorben, sind dann die Wucherzinsen
vorbei, denn unzählige Verheißungen hat der Herr für die
Gläubigen gegeben.
Priester:„Welche?“
Als Luise sie nannte, sagte der
Priester:
Priester:
„Das sind aber große Verheißungen. Welches sind die
Bedingungen, um in den Liebesbund einzutreten?“
Inhaltsverzeichnis Band 5
563 Am 5. April 1903
„Sage es allen, die an Mich glauben und
Mich lieben wollen, wie sehr Mein Herz verlangt nach
Gegenliebe von Meinen Geschöpfen.“
Barbara
schreibt aus Rück: Seitdem ich von Mainz zurück bin,
hatte ich das Leiden nicht mehr. Nur donnerstags und
freitags nachts muß ich sehr hart leiden. Donnerstags
nach der heiligen Kommunion sagte der Herr:
Jesus: „Sage
N., Ich sei zufrieden mit ihr, nur müsse sie mehr ihren
Willen zu beugen suchen bei allem, was ihr Widriges
zustößt, und sich ganz und in allen Dingen Meinem
göttlichen Willen unterwerfen.“
Barbara: „O
Herr, sie sucht ja nur das Wohl der ihr anvertrauten
Seelen. Ich bitte Dich, halte diese Widerwärtigkeit von
ihnen ab.“
Darauf gab der Herr keine Antwort.
Jesus: „Sage
ihr aber, daß die Operation auch diesmal gut gelinge.
Sie sollen über alle Furcht hinweggehen und Mich lieben;
denn Ich verlange für alle Meine Wohltaten keinen
anderen Dank als eure Gegenliebe. Sage es allen, die an
Mich glauben und Mich lieben wollen, wie sehr Mein Herz
verlangt nach Gegenliebe von Meinen Geschöpfen. Wenn N.
wissen will, was sie noch verbessern soll, dann sage
ihr, es sei dies ihre knechtische Furcht. Diese solle
sie umwandeln in kindliche Liebe, und an Meinem Herzen
soll sie ausruhen, sie und alle, die Mich suchen.“
Barbara:
Heute, am Palmsonntag, wo ich eine Stunde ganz in Tränen
aufgelöst an Seinem Herzen ruhte, sagte der Herr:
Jesus: „Sage
deinen zwei Mitschwestern und deiner Schwägerin, sie
sollen im Monat Mai für die Schmach, die Meiner heiligen
Mutter angetan ward in letzter Zeit, wo ein Professor in
München bei einer Versammlung Ihre Unbefleckte
Empfängnis öffentlich verspottete, allwöchentlich eine
Wallfahrt machen in der Nähe von Mainz. Deine Schwägerin
soll abwechselnd eine der Ihrigen mitschicken.
Sage N., er möge seinen Beichtkindern
und allen Liebesbundmitgliedern diesen Meinen Willen
kundtun, damit die Schmach Meiner heiligen Mutter
einigermaßen auch wieder öffentlich gesühnt wird, wie
sie von den Freimaurern und allen Satansdienern
öffentlich verunehrt wird, und weil gerade dieser Monat
am meisten entweiht wird durch die vielen Vergnügungen
und Ausschweifungen.
Sage doch N., Ich lasse ihn herzlich
grüßen. Er möge sich gedulden bis nach Ostern, wo Meine
Braut, die heilige Kirche, das Osterfähnlein flattern
läßt – unbekümmert um jene, die ihrem Rufe nicht
gefolgt, obwohl sie sich ihretwegen lange Zeit in
Trauer- und Bußgewänder gehüllt – und nun aufhört zu
trauern. Dann wird auch bei ihm eine andere Stimmung
einkehren und Osterfreude bei ihm einziehen.
Sage N. (welcher der Arzt erklärt hat,
sie müsse in eine Lungenheilanstalt, weil der
Lungenflügel angegriffen sei), sie soll nur vertrauen
und die Arznei von N. nehmen und Hausmittel anwenden bei
ihren Eltern, da kann sie sich rascher erholen als in
der Anstalt. Sie soll fleißig ins Feld gehen und sich
Bewegung machen. (Ist bereits gesund geworden, wie der
Herr gesagt. 15. Oktober 1903.)
Sage N. (die fürchtet, ihre Sünden seien
nicht verziehen), warum sie denn so wenig Zutrauen habe
zur unendlichen Liebe und Güte Gottes. Ich bin freilich
mit ihr zufrieden und habe alles längst vergessen. Ich
will, daß auch sie vergesse und Mich liebe.
Sage N., es sei lieb von ihr, wenn sie
den Missionsverein übernehmen will. Sie soll sich nur
aufraffen und schnurstracks auf Gott losgehen. Sie wird
sehen, daß sie gesünder wird.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
564 Karfreitag 1903
„Dich habe Ich hinweggeführt, die
Bücher, die den Inhalt Meines Willens umfassen, liegen
brach und verstaubt in der Ecke.“
Barbara: Es
war am Karfreitag um die Zeit, wo Jesus ans Kreuz
genagelt wurde, von zehn bis zwölf Uhr vormittags.
Furchtbar hart mußte ich aushalten, so daß meine
Verwandten nicht wußten, was sie anfangen sollten. Als
aber die drei Stürme vorüber waren, war es, wie wenn
jemand einem lang verhaltenen Kummer endlich Luft macht.
Die Sprache war so ernst, die Art und Weise, wie der
Herr die Ausdrücke gebrauchte, so erschütternd, daß die
Umstehenden zitterten und alle tief ergriffen
hinweggingen. Er wiederholte in kurzen inhaltreichen
Worten den Inhalt der Schriften und klagte sehr über
diejenigen meiner Vorgesetzten, die Ihm hinderlich in
den Weg treten.
Jesus: „Ich
habe gestraft und werde es noch mehr tun. Heute noch
wäre ein Kirchenfürst am Leben, wenn er Meinen Willen
anerkannt hätte, und auch andere nahm Ich hinweg, weil
sie sich Meinem Werke widersetzten. Man sinnt und weiß
nicht, was es zu bedeuten habe, daß Ich dich von Mainz
hinweggeführt, von wo aus Mein Werk doch ausgehen
sollte. Jetzt hat es aber den Anschein, als sei alles
nutzlos gewesen.
Dich habe Ich hinweggeführt, die Bücher,
die den Inhalt Meines Willens umfassen, liegen brach und
verstaubt in der Ecke. Und doch hat alles, weil viele
glauben, daß Ich mit dir rede, und auch Priester
glauben, für euch, Meine Kinder, eine wichtige,
weittragende Bedeutung. Vor allem für dich, denn du mußt
denselben Weg gehen, den Ich einst gehen mußte. Nachdem
Ich der Wohltäter aller geworden, nahm man Mich hinweg
und schlug Mich ans Kreuz. So mußtest auch du, weil Mein
Werkzeug, ans Kreuz einer abscheulichen Krankheit
steigen, um dann begraben zu werden.
Und dadurch, daß Ich dich von Mainz
weggeführt, wirst du und Mein Werk dort scheinbar
begraben mit Spott und Hohn. Für euch alle, Meine
Kinder, soll es aber eine trostreiche Belehrung sein
gegen Mutlosigkeit auf eurem Lebenswege. Denn so wie Ich
Meine Dienerin hier bestimmte, durch sie den Menschen
Meine unendliche Liebe, aber auch Meine strafende
Gerechtigkeit zu offenbaren, und nachdem sie ihren
Willen dem Meinigen unterwarf und Mich vor ihren
Vorgesetzten bekannte, tue Ich, als ob Ich alles nicht
beachtete.
Aber wisset, weil sie mit allem
zufrieden ist, wird sie auch siegen über alle ihre
Feinde, sie und alle diejenigen, die Mein Werk
verteidigen. Viele wollen irre werden auf ihrem
Lebenswege, wenn sie sehen, daß ihr redliches Bestreben
nicht gleich von Gott anerkannt und belohnt wird. Ja,
diese alle sollen auf Meine Dienerin sehen, wie Ich ihre
gute Absicht belohne. Der Priester, der Vater, die
Mutter, wenn sie keinen Erfolg sehen trotz ihres guten
Bestrebens, dann kommt die Mutlosigkeit. O seht, wie sie
handelt, so tut es ihr nach. Zum Lohn für ihre Treue
komme Ich wieder, um sie mit Leiden, aber auch mit süßen
Tröstungen zu überhäufen.
N.N. soll nicht glauben, es sei alles
gescheitert, was er Mir voriges Jahr als Bitten
vorgelegt. Auch soll er nicht glauben, sein Leben sei
Gott nicht wohlgefällig, weil er nicht als Märtyrer
sterben durfte und sich die lange Zeit so herumschleppen
muß. Ein Märtyrer soll er werden ohne Blutvergießen, ein
Märtyrer der Liebe, wie auch Mein Diener N. und noch
viele andere, und dies kann er überall sein. Dies ist
der einzige Grund, warum Ich so vieles anders zulasse,
als ihr geahnt und gewünscht, weil Ich euch lehren will,
euren Willen zu beugen unter Meinen göttlichen Willen.
Und wenn ihr dies zu tun gelernt habt, dann ruht Mein
Auge mit Wohlgefallen auf euch, wo ihr geht und steht.
Er darf sich aber jetzt an seinen
Bischof wenden und bitten, daß er wieder ziehen darf;
denn jetzt ist er etwas mehr gekräftigt als voriges
Jahr. Viele Seelen hat er Satan schon entrissen, noch
viele soll er ihm entreißen. O sag es ihm, welche Glorie
seiner und all derjenigen wartet, die Mein Reich suchen.
Bedenket, wie überreichlich Ich alles belohne, wenn der
Mensch in allem, auch in den vollkommensten Dingen,
seinen Willen beugt, auch da, wo ihr glaubet, es sei
besser, wenn es anders gekommen wäre.“
Barbara:
Heute nacht fiel ich in eine Ohnmacht, ehe der Herr Sich
mitteilte. Dann zeigte Er mir die ersten Ostern und
knüpfte daran eine schöne Belehrung über die drei
Klassen von Menschen, die in den Himmel zu kommen sich
bemühen.
Jesus: „Die
erste Klasse sind die Vollkommenen. Diese versinnbildete
Seine heilige Mutter. Die zweite Klasse sind diejenigen,
die sich eine Zeitlang verirrt, aber dann sich aufraffen
und sich alle Mühe geben, ihre Fehler zu bekämpfen und
nicht ruhen und rasten, um Jesus zu finden. Diese
versinnbildet Magdalena. Zu dieser Klasse müssen alle
Mitglieder des Liebesbundes gehören. Und wer nicht etwas
mehr tun will als alle gewöhnlichen Christen, der
schließt sich von selbst aus. Die dritte Klasse sind
alle Christen, die zwar auch glauben und die Gebote
halten, aber sonst sich auch um nichts weiter mehr
kümmern, und wenn sie je einmal gerührt und gewillt
sind, dem Zuge der Gnade zu folgen, so ist es nur ein
flüchtiges Untersuchen, und gleich kehren sie wieder
zurück zum Alltagsleben. Diese dritte Klasse
versinnbildeten Meine Apostel. Nicht wie Meine heilige
Mutter, auch nicht wie Magdalena suchten diese, sie
kehrten wieder zurück in die Stadt.“
Barbara: Am
Freitag sagte auch der Herr, es sei ein großer Schaden
für die katholische Kirche, daß man sich so sehr
fürchte, die Gottlosen und Ungläubigen fühlen zu lassen,
daß man glaube, was man in der katholischen Kirche von
jeher geglaubt und gelehrt habe; denn der innige,
vertraute Verkehr der Seele mit Gott sei ein Vorrecht
der Kinder der katholischen Kirche. Viel mehr Gutes
könne gewirkt werden, wenn sie den Mut ihrer Gegner
hätten.
Jesus: „Ich
bin ein langmütiger Gott, aber von denen, die boshaft
dir nachsagen, die Wirkungen in dir seien eine
hysterische Krankheit, werde Ich einmal Rechenschaft
verlangen. Alles, was die Schriften enthalten, sowohl
die tröstlichen Verheißungen als auch die angedrohten
Züchtigungen, werden sich früher oder später erfüllen,
wenn nicht die Bedingnisse erfüllt werden, die Ich
vorausgesetzt habe. Durch Noe ließ Ich einhundertzwanzig
Jahre Buße predigen, und hier sind es kaum zehn Jahre.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“
Barbara: Auch
sagte der Herr, wie leicht wir Christen uns heiligen
könnten, wenn wir nur ernstlich wollten. Sein Tagewerk
heiligen durch gute Meinung, die heilige Messe täglich
hören, da fließe Sein Herzblut und ströme hinein in alle
mit gutem Willen gegenwärtigen Gläubigen. Wenn dann ein
Fehler auch gemacht werde, so besänftige Ihn der Anblick
Seines heiligen Blutes, womit Er die Seele übergossen
sehe, nur müsse die Seele am Abend demütig ihre Fehler
bereuen.
O wie war der Herr so zärtlich liebend
am Karfreitag, doch auch so furchtbar ernst, daß alle
Umstehenden es mitfühlten, zitterten und weinten. Ich
will schließen, weil alles doch nur ein schwacher Funken
ist von dem überströmenden Feuer, das über mir
ausgegossen war. Heute nacht war meine Seele voller
Freude. Ich konnte ihr nicht genug Luft machen. Auch
hier fehlt es nicht an Verfolgungen. Der Sohn unseres
Nachbars, der bei den Soldaten war, geht bei den Männern
umher und sagt: „Dies ist eine hysterische Krankheit.
Barbara betet sehr fromm in der Kirche und betrachtet.
Die ist von einem Doktor hypnotisiert, und da schwätzt
sie ihre Gedanken so heraus. Kein Gelehrter und
Geistlicher kann herausbringen, wie das eigentlich ist.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
565 Am 25. April 1903
Jesus: „Es
gibt für Meine Kirche keinen anderen Weg, wenn sie über
ihre Feinde siegen soll als den, wie Ich ihn gezeigt in
deinen Schriften, und den Ich dich Selbst führe. So wie
du hier und deine zwei Freundinnen in Mainz und N.N. von
seinen Brüdern nur Widersprüche erntet, obwohl ihr alle
nur für das Wohl anderer besorgt seid, mehr wie für das
eurige, so geht ihr doch ruhig fortwährend auf euer Ziel
drauf los, und ihr geht sicher. Ihr werdet es erreichen.
So aber auch Meine Kirche. Für sie gibt es auch keinen
anderen Weg, als daß sie, trotz des Brüllens und Tobens
ihrer Feinde, ungestört auf ihr Ziel losgeht, nämlich
daß sie siegen wird über alle, die ihr hindernd in den
Weg treten. Darum keine Furcht!
Die Krankheit, die Ich dir gab und von
der deine Vorgesetzten in Mainz sagen, sie sei nicht
erbaulich, sondern abscheulich, soll die Christen
erinnern an den Ekel, den Ich habe an den vielen lauen
Christen, die Ich ausspeien möchte aus Meinem Munde.“
Barbara
schreibt am 25. Apil 1903: Meine Schwester regiert als
Hausfrau fünfunddreißig Jahre allein. Sie tat, was sie
wollte. Da ich aber fand, daß die Haushaltung so
heruntergekommen ist, ging ich nicht nur voraus im
Arbeiten, sondern war, wenn es notwendig war, etwas
streng gegen ihren Sohn, meinen Neffen, den sie halt so
mir nichts dir nichts zur Arbeit gehen ließ. Da gibt es
nun Widersprüche wie im geistlichen Leben auch. Aber da
der Herr meine Mühen und den Fleiß so sichtbar belohnt
hat im verflossenen Jahr, daß wir, wo sonst überall
alles mangelt, gar keinen Mangel haben, sehen sie ein,
daß ich doch recht habe. Gott sei Dank für Seine Güte.
Von Mariä Lichtmeß an hatte ich das
Leiden, nur einige Freitage ausgenommen, jede Woche. In
der Karwoche von Dienstag an hatte ich jede Nacht solche
Schmerzen, Ängste und Seelennöte, daß ich fast kein Auge
schließen konnte. Am Karfreitag Mittag gegen zehn bis
zwölf Uhr hatte ich dermaßen zu leiden, daß meine
Angehörigen und die Anwesenden dabei laut weinten. In
der heiligen Osternacht Mitternacht hatte ich wieder das
Leiden. Aber hier in meiner Heimat, wo ich früher, vor
acht bis neun Jahren, eine Fastenzeit krank lag und alle
Freitage so viele Leute gegenwärtig waren, macht alles
keinen Eindruck mehr, seit unser Herr Kaplan gesagt hat,
es sei eine hysterische Krankheit. Trotz alledem ist und
bleibt es wahr, daß, wenn ich nicht glaubte, der liebe
Heiland ließ mich einen Tropfen aus Seinem Leidenskelch
trinken, ich annehmen könnte, unsere heilige Religion
sei ein Märchen.
Seit Ostern habe ich Ruhe vor jenem
Leiden, aber welche Nächte muß ich durchmachen:
Donnerstags, freitags, und Sonntag auf Montag. Da muß
ich mitfühlen, was die Sünde ist und was sie den Herrn
gekostet. Das Haus meiner Schwester hier steht ganz in
der Nähe vom Friedhof. Da ist kein Lärm, der etwa
Schlaflosigkeit verursachen könnte. Warum nun auch in
Sonntagsnächten solche außergewöhnlichen Leiden? Weil
der Herr zeigen will, wie sehr Ihm die überhandnehmende
Vergnügungssucht unter den Christen mißfällt.
Ich beichte alle acht Tage und
kommuniziere viermal die Woche, so ist es hier
eingeführt, bete jeden Tag, wenn äußerst tunlich, den
heiligen Kreuzweg und meine sonstigen Gebete, gehe jeden
Tag zur heiligen Messe.
An Sonn- und Festtagen sammele ich
Kinder und Erwachsene um mich, und wir beten
gemeinschaftlich oder gehen an ein Muttergottesbild in
den Wald. Außerdem habe ich sehr viele Briefe zu
schreiben, weil ich viele Briefe bekomme von Bedrängten,
die ums Gebet bitten.
Inhaltsverzeichnis Band 5
566 Am 27. April 1903
„Nicht wählen will ich, sondern Deinen
Willen will ich erfüllen.“
Heute, nach der heiligen Kommunion,
sagte der Herr:
Jesus: „Meine
Tochter wähle: Soll ich dich zurückführen nach Mainz, wo
Ich wieder inniger mit der verkehren werde und du vieler
Tröstungen teilhaftig werden sollst, oder willst du noch
länger hier bleiben?“
Barbara: Ich
gab Ihm fest und entschlossen die Antwort zurück:
„Herr, wie Du willst. Nicht wählen will
ich, sondern Deinen Willen will ich erfüllen.“
Im Februar starb hier eine kinderlose
Witwe. Sie war sehr vermögend und hätte Gott dienen
können, aber statt dessen brachte sie fast ihr ganzes
Leben in Prozeß und Feindschaft zu. Sie wurde eines
Tages tot im Bett gefunden, ohne versehen zu sein. Am
Karfreitag wurde mir ihre Seele gezeigt. Wie furchtbar!
In einer Entfernung, als sei es am äußersten Ende des
schrecklichen Raumes, der mir gezeigt wurde.
Inhaltsverzeichnis Band 5
567 Am 3. Mai 1903
Barbara
schreibt aus Rück: Unerwartet bekam ich am
Freitag, dem 1. Mai, mein Leiden. Länger als eine Stunde
hatte ich wieder den furchtbaren Kampf mit den euch
allen bekannten Herzkrämpfen, wobei ich sehr viel würgen
mußte. Nach dem letzten Sturm sah ich eine wunderschöne
Gegend mit einem Wald, der wie eine Nische gewachsen
war. Aus diesem grünen Altar kam die liebe Mutter Gottes
auf mich zu. Gar so lieb und freundlich verstand ich die
Worte:
Maria: „Grüße
Mir alle Mitglieder des Liebesbundes, alle, die sich
Mühe geben, den Auftrag Meines Sohnes zu befolgen!“
Barbara: Sie
lobte den Eifer Ihrer treuen Kinder, die sich Mühe
geben, Ihr zu Ehren, in der Kirche wie zu Hause, Altäre
zu errichten. Sie lobte den Mut, den Bischof Korum von
Trier zeigte, bedauerte aber sehr, daß er sich wieder
überreden ließ, abzugehen von seiner Überzeugung. Mit
besonderer Liebe blicke Sie herab auf diejenigen Ihrer
Diener unter den Priestern, die den Glauben der Kirche,
die Ihr Sohn gestiftet habe, verteidigen, und zwar so,
daß sie dafür auch Hohn und Spott zu erleiden haben wie
N. und N. Nicht zurückschrecken dürften die Priester vom
Geschrei der Gottlosen.
Die liebe Mutter Gottes tadelte den
Bischof von Mainz, daß er durch sein hartnäckiges
Benehmen kein gutes Beispiel gebe. Sie munterte mich
auf, recht freudig die abscheuliche Krankheit, wie meine
Vorgesetzten in Mainz aussagten, zu ertragen, denn sie
brächte mir viel Verdienst für die Ewigkeit. Ihr Sohn
wolle durch mich die Menschheit erinnern, was sie Ihn
gekostet.
Maria: „Sage
denjenigen, die sich in geistlichen und leiblichen Nöten
an dich wenden, ihr Trost müsse sein, daß sie zu den
liebsten Kindern des Herzens Jesu gezählt seien und
darum, weil Glieder Seines Leibes, Seinen Kummer und
Seine Leiden mit Ihm teilen müßten. Daher komme es, daß
viele sonst fromme Seelen manche Zeit so große innere
Leiden zu erdulden hätten, weil sie nämlich als
lebendige Glieder Seines mystischen Leibes tätigen
Anteil nehmen müßten an Seinem Leiden, die Er zwar nicht
in Seiner göttlichen Natur, wohl aber Seiner
menschlichen Natur nach im Heiligsten Sakrament zu
erdulden hätte.“
Barbara: Die
liebe Mutter Gottes ermunterte ferner, daß wir eins
seien in der Gesinnung und nie etwas aufkommen lassen
dürften, was die Eintracht störte und sagte: Diese
außergewöhnliche Weise, wie Ihr Sohn mit mir verkehrte,
sei nur für andere. Er wolle dadurch die Menschheit
erinnern, daß Er wirklich in uns und unter uns sei, und
damit wir wieder mit mehr Vertrauen an Ihn uns hielten.
Grün versinnbilde die christliche Hoffnung, und die
christliche Hoffnung sollte die Liebesbundmitglieder am
allermeisten beseelen, denn nur durch Geduld und
christliches Hoffen in allen Stürmen und Leiden dieses
Lebens werde ein neues Glaubensleben erblühen und die
Kirche siegen über alle ihre Feinde.
Der Baum der Kirche werde in jetziger
Zeit wieder gewaltig geschüttelt, die faulen Glieder
würden abgeschüttelt, und die wurmstichigen, lauen
Glieder Seines mystischen Leibes bereiteten Ihrem Sohn
einen solchen Ekel, daß Er sie aus Seinem Mund ausspeien
möchte. Deswegen der Brechreiz bei meinem Leiden. Nur
eine Warnung für uns Christen, daß wir der Lauheit oder
Trägheit nicht nachgeben.
Die liebe Mutter Gottes tadelte auch die
Leute hier, und sogar unter meinen Verwandten seien
solche, die zuviel am Irdischen hingen. Keines von euch
schäme sich, auf seinen Brief das Zeichen „J.J.J.“ des
Liebesbundes zu machen, denn dieser Name ist ja unsere
Krone, und wir alle werden im Himmel einmal unter den
Auserwählten durch diesen dreimaligen Namen Jesus
gekennzeichnet sein. Die liebe Mutter Gottes tat mir
dies am Freitag zu wissen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
568 Am 19. Mai 1903
„Aber wie ein ausgetretener Strom sich
immer weiter wälzt und Unheil stiftet, wird sich der
Kampf gegen die Kirche von Frankreich auch nach
Deutschland hinüberwälzen.“
Barbara
schreibt: Sonntag nachts hatte ich mein Leiden.
Es dauerte einige Stunden und war erst um ein Uhr
vorüber. Ich hatte aber keine Ansprache vom Herrn, nur
die drei harten Stürme, die mir Mark und Bein
erschüttern. Der Herr ließ mich nur soviel erkennen, daß
ich dies Leiden für Ihn erdulden solle, weil eben im
Maimonat die jungen Leute so sehr ihre Sonntagspflicht
versäumen und die halbe Nacht Maikultur halten.
Aber heute, den 19. Mai, nach der
heiligen Kommunion hatte ich eine Ansprache. Eine
unaussprechliche Fülle himmlischen Trostes ergoß sich in
meine Seele. Der Herr gab mir einen sanften Verweis,
weil ich noch so wenig Vertrauen auf Seine unendliche,
alles übersteigende Güte und Liebe hätte und ermahnte
mich, N., meine beiden Freundinnen und meine Verwandten
aufzufordern, sich mit Vertrauen Ihm in die Arme zu
werfen, unsere Fehler täglich zwar zu bereuen, aber bei
ihrem Anblick uns keineswegs der Mutlosigkeit
hinzugeben; denn dadurch werde nichts erreicht. Diese
tröstliche Belehrung wurde mir in hellem Lichte
eingedrückt, ohne den Herrn zu schauen, verstand ich
doch, daß Er es ist. Aber dann schaute ich die liebe
Mutter Gottes. Sie war weit von mir weg und doch
erkannte ich Sie, als ob Sie nah bei mir sei. Sie war so
traurig, daß ich fragte:
Barbara:
„Liebe Mutter, Du bist so traurig und doch feiert heute
die Kirche die Himmelfahrt Deines Sohnes, wo Du Dich
auch mit ihr freuen solltest!“
Da deutete Sie mit der rechten Hand nach
einer Strecke Erde und sagte:
Maria: „O
betet und unterstützet Meine Bitten für Meine Kinder in
Frankreich; denn was Ich dort den Kindern gesagt, geht
jetzt in Erfüllung. O hätten Meine Kinder in Frankreich
geglaubt und ihren Glauben verteidigt durch ein offenes
Bekenntnis, wo es galt, so wären die Gottlosen nicht zur
Oberherrschaft gelangt. Nun aber ist es geschehen und
Ich bedauere die Unschuldigen, die jetzt mit den
Schuldigen gestraft sind und büßen müssen.
Deutschland ist bis jetzt noch
verschont. Aber wie ein ausgetretener Strom sich immer
weiter wälzt und Unheil stiftet, wird sich der Kampf
gegen die Kirche von Frankreich auch nach Deutschland
hinüberwälzen; denn auch hier in Deutschland steht die
Kirche in großer Gefahr. Darum sage N., daß er seine
Stimme erhebe. Es stehen die Reichstagswahlen bevor.
Wenn nicht die Bischöfe und Priester alles aufbieten, um
das katholische Volk zu warnen, und wenn in Deutschland
die katholischen Männer den alten Schlendrian
weitergehen, wie wenn es sich nur um nichtssagende Dinge
handele, dann wird es in kurzer Zeit mit Frankreich Hand
in Hand gehen.
Darum sagte dir Mein Sohn nach Ostern,
daß die Mitglieder des Liebesbundes viel wallfahrten
gehen und beten sollen, weil Ich Tag und Nacht Meine
Bitten für die sündige Menschheit Ihm vortrage. Und weil
Er so gerne Meine Bitten erfüllen möchte, aber Seine
Gerechtigkeit Ihn abhält, sollen die treuen Kinder der
Kirche sich mit Mir vereinigen.“
Barbara: Als
ich zurückkam, war ich ganz in Tränen gebadet. So sehr
waren die Gefühle der lieben Mutter Gottes mir
eingedrückt. O wenn doch nur alle, die das Glück haben,
Priester zu sein, glaubten. Wie viel könnte mehr
erreicht werden. Seit unser Herr Kaplan nicht mehr
dagegen arbeitet, sehen die Leute, daß es doch gut und
wahr sein muß, was sie von mir gesehen und gehört haben.
Es ist ein solch sittenreines, frommes Leben hier, daß
die Kirche den ganzen Sonntag mit Betern angefüllt ist.
Ja, es ist wahr, was der Herr gesagt: „Harre aus, und du
wirst siegen über alle deine Feinde.“ Sonntags gehen
fast sämtliche junge Mädchen, Frauen und die ganze
Schuljugend mit mir wallfahrten. Zwei große Mädchen
sagen die Lieder vor und dazwischen beten sie den
Rosenkranz.
Es ist genau so gekommen, wie mir am
Weihnachtsfest gesagt wurde: „Geh nicht fort, bleibe,
bis Ich dir ein Zeichen gebe, dann wirst du siegen über
alle deine Feinde!“ Ihr würdet staunen über den Anhang,
den ich jetzt hier habe. Ich glaube, es kommt bald die
Zeit, von der mir voriges Jahr der Herr sagte: „Wenn du
anfängst, dich behaglich zu fühlen, werde Ich dich
hinwegführen.“
Dieses Jahr sieht man bei meiner
Schwester, daß eine fleißige Hand am Werke war und daß,
wo gebetet und geschafft wird, der liebe Gott auch
Seinen Segen dazugibt. Es ist überall großer
Futtermangel. Weil es immer so kalt ist, kann nichts
wachsen, und wir haben, Gott sei Dank, noch gar keinen
Mangel gehabt. Das Dürrfutter reicht, bis es neues gibt,
ebenso Kartoffel und Dickwurz.
Inhaltsverzeichnis Band 5
569 Pfingsten 1903
„Jetzt ist die Zeit gekommen, wo der
himmlische Vater die Ihm geraubte Ehre wieder
zurückverlangt von Seinen Geschöpfen. Die Welt wird
gestraft und schrecklich gestraft werden.“
Barbara: In
der heiligen Pfingstnacht war wieder die liebe Mutter
Gottes da. Zuerst war der Herr Selbst gegenwärtig, aber
nicht lange. Er ermahnte, daß wir alle uns recht an
Seine heilige Mutter anschließen sollen im fürbittenden
Gebet; denn es sei etwas Schreckliches, so viele Seelen,
an denen Sein Herzblut klebe, dem ewigen Verderben
zueilen zu sehen und sie ewig verdammen zu müssen. Meine
Aufgabe sei zwar hinreichend erfüllt, weil durch die
Untersuchung alles, was Er mir vorausgesagt, in
Erfüllung gegangen sei, nämlich: Der alte Mensch müsse
sterben und mit Hohn und Spott begraben werden. So wie
aber Sein Weg auch kein anderer gewesen sei und Er erst
hätte müssen vernichtet werden, bevor Sein Werk
anerkannt und die Prophezeiung erfüllt gewesen, so werde
Er überall der Welt zeigen, daß etwas nur von Ihm
ausgehe, wenn Er die zu Seinen Werken Berufenen auch auf
dem Weg führe, den Er habe gehen müssen. Deswegen komme
mein Leiden nicht mehr wie früher Freitag vormittags,
sondern von Freitag auf Samstag nachts. Dies sei für
mich das Zeichen, daß meine Aufgabe erfüllt sei, und Er
Sich nur Trost suche bei mir an diesen merkwürdigen
Tagen, die Ihn so viel gekostet für die Menschheit.
Dann zeigte Sich die liebe Mutter Gottes
als die allerreinste Braut des Heiligen Geistes und der
Priester. Wie eine Königin am Hochzeitstage aussehen
muß, so war Sie geschmückt. Ihr Gewand unter dem
kostbaren Schleier war wie mit lauter Diamanten besetzt,
aber Ihre Züge waren sehr, sehr schmerzlich. Keine Spur
von Freude war zu sehen; traurig über alle Maßen. Sie
wiederholte dieselben Worte wie am Himmelfahrtstage.
„Bereits ein ganzes Jahrhundert ermahnt Meine
Mutterliebe die Völker zum Gebet und zur Buße. In La
Salette, in Lourdes und noch anderswo. Jetzt ist die
Zeit gekommen, wo der himmlische Vater die Ihm geraubte
Ehre wieder zurückverlangt von Seinen Geschöpfen. Die
Welt wird gestraft und schrecklich gestraft werden.
Dies war der Inhalt der Geheimnisse der
zwei Hirtenkinder in Frankreich. Dies war der Zweck
Meiner Erscheinung in Lourdes, wo Ich durch Bernadette
der Welt zurief: Buße, Buße, Buße! Dort an jener Stätte,
die du, Meine Kleine, schon gesehen hast. Nicht, weil
Frankreich die erste Tochter der Kirche Meines Sohnes
ist, auch nicht, weil Frankreich Meines besonderen
Besuches würdiger wäre als andere Länder, sondern weil
Frankreich wegen seiner lauen, katholischen Männerwelt
am schrecklichsten gestraft wird. Die Männer sind die
Ursache, daß dort der Sonntag so entheiligt wird. Die
Männer sind durch ihre Gleichgültigkeit bei den Wahlen
der Volksvertreter zu Verrätern geworden an ihrer
Kirche. Ich sah dies alles und wollte sie wecken.
Darum sage N. einen herzlichen Gruß von
Mir, er möge sich freuen auf seinen Heimgang. Wie die
Sterne am Firmament, so wird dereinst sein Name glänzen
im Buch des Lebens; denn er ist der Hintergrund, auf dem
der Herr Sein Werk aufführt. Er soll nur nicht sagen, er
hätte als Vorgesetzter mehr wirken können. Zu seiner
Selbstheiligung wollte der Herr es so.
Daß die Witterung so ungünstig ist, so
kalt und plötzlich so heiß, jetzt so trocken, dann so
naß, kein Gang im Handel und Wandel, sind auch Strafen,
aber sehr gelinde. Es ist, wie wenn der Vater sein Kind
mit der Rute schlägt. Dies tut zwar auch weh, aber nur
so lange, wie es die Rute fühlt. Anders ist die Strafe,
wenn Gott, der Herr, Seinem Volk das Licht des wahren
Glaubens wegnimmt. Und diese Strafe soll vollzogen
werden. Angefangen hat sie in Frankreich, Spanien, und
auch in Deutschland droht sie anzubrechen, wenn die
Männer sich nicht rühren. Darum rufe Ich euch zu und
allen, die noch glauben: Steht zusammen zu einem Bund!
Ihr alle, ihr Mitglieder des Liebesbundes, betet, betet,
ja betet für die Sünder!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
570 Herz-Jesu-Freitag im Juni 1903
An diesem Tage bekam ich, ohne vorher
das Geringste zu ahnen, in der Kirche, nachdem ich eben
zurückgekehrt war von der Kommunionbank, mein Leiden,
und so schrecklich, daß alle weinten, die dabei waren.
Die Sprache des Herrn war so fließend und die Belehrung
so ernst, daß alle sagten, so kann nur Gottes Geist
reden. Dreimal sagte der Herr:
Jesus: „Wehe,
wenn die Völker sich nicht bekehren. Wehe, wenn Meine
Geschöpfe Mir die geraubte Ehre nicht zurückgeben!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
571 Fronleichnamsfest 1903
„Ich kann euch nichts ersparen, ihr müßt
das Leben Meiner Kirche durchleben. Darum seid ihr von
allen Seiten so eingeengt.“
Jesus: „Sage
den treuen Seelen, daß sie den heutigen Tag bei Mir
bleiben, um Mir Sühne zu leisten dafür, daß der Herr und
Schöpfer aller Dinge von den Gottlosen zu einem Unding
gemacht und hingestellt wird, und daß die geweihte
Hostie, in die zu verwandeln Ich Mich gewürdigt habe,
weiter nichts als ein Papp sein soll. Diese Schmach
verlange Ich gesühnt von Meinen treuen Kindern!“
Luise: Hier
in Mainz mußte ein Pfarrer zwei Kommunionkinder
zurückstellen, welche sich geäußert hatten: Was bekommt
man denn da, doch weiter nichts als ein bißchen
Mehlpapp. Doch hatte ich, Luise, Barbara nichts davon
geschrieben, der Herr scheint sich jedoch darauf zu
beziehen. Heute bekam ich den Trost, daß das Wetter
günstiger werde nach dem Fronleichnamsfestzug; denn
alles seufzt nach Regen. Herr N., der in Rom starb, ist
durch die Gnade Gottes gerettet, hat aber lange und
vieles zu leiden. Die kranke Frau wird noch längere Zeit
leben und sich langsam erholen; ganz gesund jedoch werde
sie nicht.
Inhaltsverzeichnis Band 5
572 Fest Peter und Paul am 29. Juni 1903
Luise: Auf
Peter und Paul, 29. Juni 1903, kam Barbara hierher nach
Mainz, uns zu besuchen. Sie hatte den Leuten in Rück
versprochen, sie wolle eine Wallfahrt für sie machen, um
Regen zu erbitten; denn es herrschte schon lange dort
große Dürre. Diese machten wir zusammen an Peter und
Paul und flehten eifrig um Regen. Noch an demselben
Abend regnete es in Rück und nachts gab es ein Gewitter,
und alles lobte Gott. Die folgenden Tage mußte Barbara
in großer Finsternis im Bett zubringen, so elend fühlte
sie sich. Erst als ich ihr die Botschaft brachte, der
Heilige Vater liege im Sterben, wurde es heller im
Geiste. Der Herr sprach aber kein Wort, sondern nur:
Jesus: „Ich
kann euch nichts ersparen, ihr müßt das Leben Meiner
Kirche durchleben. Darum seid ihr von allen Seiten so
eingeengt.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
573 Fest der heiligen Magdalena am 22.
Juli 1903
Am Fest der heiligen Magdalena war
Barbara mit frommen Seelen an einen Ort gegangen, wo das
Fest dieser Heiligen feierlichst begangen wurde. Sie war
aber so müde, daß sie kaum zu atmen vermochte. Aber nach
dem Evangelium fühlte sie eine außergewöhnliche Kraft.
Mit ihrem geistigen Auge schaute sie die heilige
Magdalena in ihrer Felsenhöhle, und Barbara erinnerte
die Heilige daran, wie sie sie früher so schön belehrt.
Da antwortete sie:
Magdalena:
„Liebe Schwester, du täuschest dich sehr, wenn du
glaubst, das Auge deines himmlischen Bräutigams ruhe mit
weniger Wohlgefallen auf dir in deiner jetzigen Lage wie
früher in Mainz. Wisse, jenes war die Zeit, wie ich sie
verlebte unter meinen Geschwistern, wo ich mit meinem
Bruder Lazarus und meiner Schwester Martha Seelen retten
und Gott lieben lehren sollte. Jetzt aber hat Er dich in
diese einsame Gebirgsgegend geführt, wo alles nach
außenhin Tretende wegfällt, wodurch viele zum Guten
angelockt und zur Gottesliebe entzündet wurden durch die
Verbreitung der Schriften und den Verkehr deiner Seele
mit Gott. Jetzt sollst du aber die Einsamkeit meiner
Abgeschiedenheit in der Felsenhöhle durchleben. Dort
konnte ich zwar nach außen hin nichts mehr wirken; denn
ich war für die Guten wie für die Bösen begraben. Aber
um so mehr konnte ich mich selbst heiligen. Darum sage
deinen beiden Mitschwestern einen recht herzlichen Gruß
von mir. Sie sollen nicht glauben, daß ich sie vergessen
habe. Ich bin eure liebe Schwester wie vorher und nehme
an all euren Schicksalen innigen Anteil. Bald kommt die
Zeit, wo ihr wieder vereinigt werdet. Habt nur guten
Mut!“
Luise: Einer
armen Jungfrau, die dabei war, sagte sie:
Magdalena: „O
wie kann diese Seele sich freuen auf ihren Heimgang.
Welcher Lohn wartet auf sie; denn je weniger der Mensch
hier auf Erden besitzt, desto überreicher ist sein Lohn
in der Ewigkeit, wenn er Gott liebt und Ihm dient.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
574 Papstwahl vom 29. Juli bis 2. August
1903
„Dies ist der zukünftige Papst. Es gibt
Schwierigkeiten bei der Papstwahl. Darum vereinigt euer
Gebet mit den Fürbitten eures verstorbenen Papstes Leo.“
Barbara: Bei
uns in Rück war ein feierliches Requiem für den
verstorbenen Heiligen Vater, Papst Leo XIII. Während
desselben ward er mir gezeigt. Er war aber noch nicht in
der Glorie des Himmels, aber auch nicht an einem Ort, wo
er besondere Pein zu erdulden gehabt hätte. Er war nur
der Anschauung Gottes beraubt. Und als ich für ihn
flehte, wurde mir mitgeteilt, er habe dies freiwillig
bei seinem Eintritt in die Ewigkeit von Gott erbeten. Da
er noch gerne auf Erden zurückgeblieben wäre, nur um zu
kämpfen und zu leiden für seine Herde in diesen schweren
Zeiten, so möge der barmherzige Gott, dessen heiliger
Wille es gewesen, ihn abzurufen, dieses freiwillige
Opfer noch hinnehmen zum Besten Seiner Kirche, das
Angesicht Gottes nicht eher schauen und dessen
Vollbesitz nicht eher genießen zu wollen, bis sein
Nachfolger gewählt sei.
Am 31. Juli 1903 nach der heiligen
Kommunion wurde mir ein sehr ehrwürdiger Greis mit einer
dreifachen Krone gezeigt, und eine Stimme sagte mir:
„Dies ist der zukünftige Papst. Es gibt
Schwierigkeiten bei der Papstwahl. Darum vereinigt euer
Gebet mit den Fürbitten eures verstorbenen Papstes Leo.“
Und heute, am Portiunkulafest abends,
als ich dem Herrn meine Danksagung abstattete für die
vielen Gnaden, die Er durch diesen Ablaß der Welt,
besonders den Armen Seelen, erwiesen, sah ich Papst Leo
XIII. in den Himmel einziehen. Er war wie auf einer
feurigen Wolke schwebend in großer Majestät und
jugendlicher Schönheit. Ich stimmte mit ein durch das
Magnifikat.
Nur hie und da läßt der Herr einen
Strahl Seiner Liebe in meine Finsternis fallen. Ein
solcher Strahl war es, wo der Herr mir am 29. Juli 1903
den verstorbenen und am 31. Juli den neu zu erwählenden
Heiligen Vater schauen ließ, dann am 2. August, wo die
Seele von Leo XIII. in den Himmel einging. Wie jubelte
mein Herz, als zwei Tage darauf der neue Papst schon
öffentlich bekanntgemacht wurde. Vielleicht war es am 2.
August, wo die Mehrzahl der Stimmen sich entschied, Pius
X. zu wählen. Ferner stimmt das Porträt des jetzigen
Papstes sehr genau, wie er mir gezeigt wurde am 31.
Juli. Nur hatte er dort die dreifache Krone auf dem
Haupte. Sein Auge leuchtete, und seine ganze Haltung
verriet tiefinnige Frömmigkeit und doch einen feurigen
Eifer.
Am 10. August 1903, Fest des heiligen
Laurentius, wurde mir der Auftrag gegeben, P. N. zu
sagen, die Schriften seien der Nachwelt von großem
Nutzen. Dieselben sollten gut aufbewahrt werden.
Am 16. August sah ich nach der heiligen
Kommunion den Herrn über dem Tabernakel auf einem Thron
unter einem prächtigen Baldachin sitzen. Er war so
väterlich und umfaßte alle Anwesenden mit einer so
herzlichen Liebe, daß ich lange, lange Zeit außer mir
war vor himmlischer Wonne. Er sagte zu mir:
Jesus: „Du
bist so kleinmütig und glaubst, Ich hätte dich
vergessen. Siehe, wie wenig verlange Ich doch. Siehe,
wie Ich Meinen Segen ausströmen lasse über diese
Gemeinden. Alle ihre Sünden und Fehler habe Ich
vergessen.“
Dann wandte Sich der Herr an unseren
Kaplan und sagte:
Jesus: „Sage
Meinem Diener, er möge diese Gemeinden nicht verlassen,
bevor die Kuratie ganz gegründet sei. In der Ewigkeit
wolle Er ihn belohnen auf ganz besondere Weise, weil er
Ihm zuliebe auf eine höhere und bessere Stellung als
Pfarrer verzichtete und nur als Kaplan fungiere. Und Ich
wünschte, alle, die Ich gesetzt habe, eine Gemeinde zu
leiten, seien so uneigennützig und böten so viel auf, um
ihre Gemeinden recht oft mit Mir zu vereinigen. Dann
würde auch überall das Christentum wieder aufleben und
die Feinde immer kleinlauter werden; denn wie Ich dir
früher gesagt, das siehst du hier: Wo der Priester mit
seiner Liebe das Kreuz umgoldet, da umfassen es die
Gläubigen und schwingen sich an ihm.“
Luise hatte Barbara geschrieben, sie
möge doch herunterkommen, anstatt daß sie Barbara
besuchten. Barbara fragte den Herrn, ob sie nicht besser
zu Hause bliebe. Der Herr sagte, sie solle nur hingehen,
kein Opfer und keine Zeit scheuen, um die heilige
Freundschaft, die Er unter uns geknüpft, zu befestigen
und zu erhalten; denn dadurch werde viel Gutes
gestiftet, wenn auch unserem Auge verborgen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
575 Am 18. August 1903
Barbara:
Heute nacht hatte ich einen sonderbaren Traum. Wir drei
waren beisammen und mußten über ein großes Wasser, um an
unser Ziel zu kommen. Da stand ein Kahn in dem Fluß, und
wir stiegen ein. Es war aber kein Steuermann da, niemand
wollte uns hinüberfahren. Ich stand an der Spitze des
Kahnes, und trotz des reißenden Stromes ging das
Schifflein ruhig an das andere Ufer. Drüben angelangt,
suchte ich den Anker, um das Schiff anzubinden, aber ich
mußte hoch hinaufklettern, um einen zu finden. Kaum
hatte ich meine Arbeit fertig, riß die Kette, und das
Schiff segelte mit uns drei wieder an das gegenseitige
Ufer, aber so ruhig, als ob der Geschickteste unser
Steuerruder führte. Beim Erwachen dachte ich, ja, das
ist unser Leben. Ohne jegliche Hilfe von seiten der
Priester schwankt unser Schifflein auf hoher See, aber
unser Schiff ging immer im rechten Geleise. Das freut
mich. Haben wir je einmal geglaubt, ausruhen zu können,
so reißt die Kette wieder. Es tut mir aber so leid, daß
meine beiden Mitschwestern noch immer in Mainz
herumkriechen müssen wie Diebe und Straßenräuber, um
beichten zu können. Wie lange noch soll dieses dauern?
Und erst, wie geht es mir, wenn ich nach Mainz komme?
Ich hatte im Sinn, bis Herbst zu kommen,
weiß aber nicht, ob es der Wille Gottes ist; denn ich
habe noch kein Zeichen, das mich bestimmen könnte, nach
Mainz zurückzukehren. Es scheint mir, der Herr findet an
mir viel Selbstsucht, weil Er mich so behandelt. Ich bin
von Ihm derart gehalten, daß ich mir auch kaum einen
Wunsch zu äußern getraue. Denn wo ich auch nur hingehen
werde, habe ich nur Widersprüche und Verdemütigungen zu
erwarten. Diesen Sommer kam mir einige Male schon der
Gedanke, als sei ich eine arme, von Gott ganz
verlassene, enttäuschte Person.
Inhaltsverzeichnis Band 5
576 Herz-Jesu-Freitag am 4. September
1903
Der Herr sagte nach der heiligen
Kommunion von einer Klosterfrau, die ihr
fünfundzwanzigjähriges Jubiläum feiert:
Jesus: „Ich
habe große Freude an der Schwester. Sage ihr, sie solle
den ganzen Tag in Danksagung zubringen, überhaupt soll
sie den Rest ihres Lebens sich nur auf die Dankbarkeit
verlegen für die Gnade des Ordensstandes und sich so auf
einen guten Tod vorbereiten. Ich werde ihr dann
entgegenkommen an der goldenen Pforte und ihr die
doppelte Krone der Jungfräulichkeit und des Martyriums
entgegenbringen, aber nicht nur ihr, sondern euch allen,
die ihr für Meine Ehre eifert. Ich habe an allen
Schwestern dieses Hauses Freude. Sie sollen ihre
Retraite für die Klosterfrauen in Frankreich aufopfern,
von denen viele am Wanken sind, und bedenken, wie es
ihnen wäre, wenn es ihnen auch so geht. Einstweilen gehe
es noch, aber es kommt auch hierher.“
Barbara: An
N. habe Er auch große Freude. Sie könne viel tun an den
umliegenden Klosterfrauen durch Aufmunterung, und daß
sie sich einsetzen für die Ordensleute in Frankreich.
Viele seien ebenso gesinnt wie die Oberhäupter in
Frankreich, nur äußerlich hielten sie sich mit der
Kirche, aus Furcht vor dem Umsturz. Die Ordensleute
erfreuten Sein Auge, wie die Blumen und die Sterne das
Menschenauge erfreuen. Wenn ein Land so weit gesunken
sei, daß es diese ausweise, dann fände Er wenig
Erfreuliches mehr und wende Sein Angesicht ab und
überließe es sich selbst. Wenn einmal alle Ordensleute
fort wären, sollten wir einmal sehen, wie exemplarisch
Er das Land strafe.
Jesus: „Sage
N., der verstorbene Dr. N. habe noch viel zu leiden,
weil er wegen seines innigen Glaubenslebens auch eine
höhere Glorie bekäme. Seine Verwandten sollten ihm zu
Hilfe kommen dadurch, daß sie sich ein Jahr von allen
weltlichen Vergnügen enthielten und dafür andere
Vergnügen aufsuchten, Wallfahrten und dergleichen. Die
Schwester von Frl. N. wird auch die zweite Operation gut
überstehen und ihre Kinder für Gott erziehen können.
Inhaltsverzeichnis Band 5
577 Am 6. Oktober 1903
Barbara: Am
Herz-Jesu-Freitag, 2. Oktober 1903, wurden mir die
Leiden einer Armen Seele (von hier) gezeigt, und da sah
ich auch meine beiden Freundinnen in meiner Nähe. Ein
Zeichen, daß wir zusammenwirkend beten müssen.
Die Schwägerin von Frau Weigand in
Möding bei Landau a.d. Isar, wo Frau Weigand eine
Kapelle bauen läßt, starb plötzlich an Blutsturz. Sie
hatte noch auf Maria Namensfest die Sakramente
empfangen.
Barbara
schreibt: Ich habe seit dem Tode deiner
Schwägerin alle meine persönlichen Verdienste ihr und
Chr. S. geschenkt, weil diese sich sehr an mich wendet
und heute, 6. Oktober, glaube ich, daß die Seele deiner
Schwägerin in den Himmel eingegangen ist. Ich habe
ununterbrochen von der heiligen Wandlung bis zur
Kommunion das kostbare Blut für sie aufgeopfert und all
die Rosenkranzgebete der ganzen Welt, besonders der
frommen Seelen.
Und ich sah im Geiste, wie durch eine
ganz besondere Gnade und Bevorzugung deine Schwägerin
heute befreit wurde. Es waren vor ihr noch viele, viele
andere, die früher hätten erlöst werden sollen, wenn es
der Reihe nach gegangen wäre. Die liebe Mutter Gottes
nahm sie bei der Hand und führte sie über die anderen
heraus. Diese Bevorzugung geschah der Frau um des
Verdienstes willen, das durch die frommen Gebete und
Opfer in der aus ihrer Verwandtschaft neuerbauten
Kapelle einst ausgeübt werden wird. Die Frau war ganz
überrascht, und wonne- und freudetrunken wandte sie sich
an mich und sagte:
Verstorbene:
„Danke dir. Sage meinem Mann und meinen Kindern, daß sie
recht fleißig den Rosenkranz beten zur Danksagung, daß
ich sobald aus den Peinen des Fegefeuers befreit wurde.
Sie sollen aber nicht nachlassen, gute Werke zu tun,
wenn sie auch wissen, daß ich derselben nicht mehr
bedarf; denn dort befinden sich gar viele, an die
niemand denkt und die vergebens auf Hilfe warten. Für
diese sollen sie es tun.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
578 Am 11. Oktober 1903
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Sage
jener Klosterfrau (die ihr Jubiläum feiert), sie möge
sich vorbereiten auf mancherlei Prüfungen und äußere und
innere Leiden, die über sie kommen werden. Sie möge
deshalb das Leben ihres heiligen Ordensstifters recht
fleißig lesen und nachahmen. Sie solle Licht werden am
Himmel der Kirche. Überhaupt brauche Er in jetziger Zeit
wieder viele Seelen, die wie ein Licht die Finsternis
der sündhaften Welt durchleuchten, damit auch andere
angezogen werden. Ich habe große Freude an dem Orden.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
579 Am 6. November 1903
„Jetzt aber raffe dich auf, gehe wieder
zurück nach Mainz und diene Mir, wie Ich es von dir und
deinen zwei Mitschwestern verlange.“
Barbara
schreibt aus Rück: Soeben erhielt ich die Nachricht, daß
der Bischof von Mainz letzte Nacht an Herzlähmung
gestorben sei. Wenn das Gerücht auf Wahrheit beruht,
dann habe ich mir eine große Nachlässigkeit vorzuwerfen.
Vor Ostern, oder war es gleich nach Ostern, wurde mir
der Auftrag vom Herrn gegeben, dem Bischof von Mainz zu
sagen, er möge sich vorbereiten auf seinen Tod, der bald
erfolgen werde. Aber ich schwieg, obwohl es mir den
ganzen Sommer über beständig Unruhe machte. N. wollte
ich nicht neue Spottreden bereiten, und mir ist ja vom
Bischof verboten gewesen, weder an ihn noch an
irgendeinen anderen Domherrn zu schreiben. Heute früh
wußte ich noch nichts davon, soeben erfuhr ich es, und
doch sprach der Herr bei der heiligen Kommunion zu mir
mit Bezug darauf. Aber deswegen muß ich um so mehr die
Güte Gottes bewundern. Lange Zeit bin ich schon so
trostlos und verlassen, weil ich sehe, wie alle meine
Opfer von meiner Familie verschmäht werden und die
härtesten Unternehmungen.
Welches Opfer war es für meinen
abgekämpften Körper im Alter von nahezu 60 Jahren, mich
nochmals in den Dienst meiner Familie zu stellen und
diese vom gänzlichen Ruin zu retten und nichts zu
erzielen als Mißverständnisse. Meine Verwandten lassen
sich von Neidern, denen das Aufblühen des äußeren
Wohlstandes im Haushalt nicht gefällt, verhetzen. Ich
kann die Auftritte, die sind, unmöglich vermeiden. Ich
mag es noch so gut meinen, meine Schwester hat dennoch
zu tadeln, und es braucht kein Wort zu sein, schon ein
unfreundlicher Blick reicht hin, meinen Neffen in
heftige Ausbrüche zu versetzen. Man sagt, er müsse mich
aus dem Hause jagen.
Solange er mir folge, bekäme er keine
Frau. Ich wolle ihm nur eine Betschwester aufbinden, so
sagte ihm ein reicher Nachbar, und solche fortwährenden
Reden verdrehen die Köpfe. In letzter Zeit mußte ich oft
hören, daß bei mir alles auf Heuchelei und Verstellung
beruhe. Darum war meine Seele in eine Nacht versenkt,
die eine wahre Höllenqual in sich barg. Ich getraute
mich manchmal nicht mehr, zur heiligen Kommunion zu
gehen, noch wagte ich es, den lieben Heiland um
Erleuchtung zu bitten, weil ich doch nicht mehr glauben
konnte, daß der Heilige Geist noch in meinem Herzen
wohne. Heute nun, Dank der unendlichen Güte Gottes,
hörte ich unerwartet eine Stimme mich rufen:
Jesus: „Meine
Tochter!“
Ich erschrack anfangs und sagte:
Barbara: „Ja
Herr, ich kann nicht mehr glauben, daß ich Deine Tochter
bin. Vielmehr glaube ich, daß ich selbst mir diese Worte
so einbilde und mir dann vorschwätze, Du habest sie in
mir gesprochen.“
Dies geschah, als ich von der
Kommunionbank zurückgekehrt war, und ich würde mein
Leben zum Pfande geben, daß es der Herr war. Er wurde so
herablassend, so überzeugend liebevoll, dass meine Seele
jeden Zweifel verlor. Ich überließ mich der Gewalt
Seiner Liebe. Und der Herr sprach weiter:
Jesus: „Warum
hast du dir aber seither nichts vorgeschwätzt und nicht
eingebildet, Ich verkehre mit dir?“
Barbara: Ich
wußte nicht mehr zu antworten.
Jesus: „Alles
muß dazu dienen, um Mein Werk zu bekräftigen. Ich habe
dich von Mainz weggeführt, um der Welt zu zeigen, daß
Ich es bin, der in dir redet, und daß Ich dies überall
kann, auch wenn du noch so harte Arbeiten zu verrichten
hast. Ich ließ es zu, daß du hier viel zu leiden hast,
um dir zu zeigen, wie viel Anhänglichkeit du noch an
deinen Verwandten und an irdischen Dingen hast. Jetzt
aber raffe dich auf, gehe wieder zurück nach Mainz und
diene Mir, wie Ich es von dir und deinen zwei
Mitschwestern verlange.“
Barbara ganz
verlegen: „Ich war aber manchmal so zornig, daß ich
fürchte, Du werdest mir die Gnade des innerlichen
Gebetes nicht mehr verleihen, weil ich Dich sehr
beleidigt habe.
Jesus: „Du
hast deine Strafe dafür gleich erhalten, und Ich habe
dir verziehen. Ich verzeihe auch deinen Verwandten, aber
ihre Strafe kommt erst, wenn du von ihnen weggehst.“
Barbara: Ich
bat und flehte, der Herr möge doch meine Schwester
entweder gesund machen oder zu Sich nehmen, da ich so
viel Mitleid mit ihr habe, wenn sie unter andere Hände
kommt, und meinem Neffen die richtige Hausfrau geben.
Und ich bekam die Antwort:
Jesus:
„Laß nicht zu,
daß die
weichlichen
Zuneigungen zu
deinen
Verwandten dir
ein Hindernis
sind in deinem
Gebetsleben.“ |