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Heimkehr zur Kirche

   
   




  
Der heilige Schächer Bekehrung in der Todeszelle
Einer Mutter tiefste Sorge
Konvertit in zwei Anläufen
Vom Bühnenstar zur Büßerin
Hl. Margareta von Cortona
Der Rabbiner - Konvertit

HI. Dismas   25. März (nach Simon Zihlmann)

Das römische Martyrologium begeht am 25. März in Jerusalem die Gedächtnisfeier des heiligen Schächers, der am Kreuze seinen Glauben an Christus bekannte und dafür die tröstliche Verheissung erhielt: «Heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein.« Uralte Überlieferung sagt, dass dieser Schächer Dismas geheissen habe.

War Dismas Jude oder Heide?
Die Kirchenväter nehmen an, dass er ein Heide war. Sein Leben war heidnisch und gottlos. Der heilige Blutzeuge Eulogius schreibt von Dismas, dass er sein Leben mit Stehlen, Rauben und Morden hingebracht und das Kreuz mit jenen Händen umfasst habe, die er zuvor mit dem Blute seines eigenen Bruders bespritzte. Er soll das Haupt einer Räuberbande gewesen sein, die zur Zeit Christi eine unheimliche Plage in Palästina waren. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter erzählt von einem ihrer Überfälle.

Sühnende Strafe
Dismas wurde gefangen. Mit Gesmas, dem linken Schächer, und mit Barabbas, dem Aufrührer und Mörder, war er zu gleicher Zeit im Kerker wie der unschuldige Heiland. Das Urteil lautete auf Kreuzestod. Die Verurteilten mussten ihr Kreuz selbst zur Richtstätte tragen und wurden vor der Kreuzigung gegeisselt.

Bekehrung und seliger Tod
Der tiefste Grund der Bekehrung des Missetäters Dismas ist die zuvorkommende Gnade GOTTES, die unendliche Barmherzigkeit unseres gütigen Vaters im Himmel. Keine Sünde ist so gross, dass Gottes Erbarmen nicht noch grösser wäre, wenn der Sünder Buße tut und sich bekehrt. Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe. »Ich bin nicht gekommen«, spricht der Heiland, »um die Gerechten zur Umkehr zu rufen, sondern die Sünder.» Lukas erzählt von der Verspottung Jesu am Kreuze:

Einer von den Missetätern lästerte ihn mit den Worten:
»Bist Du nicht der Messias? Dann rette Dich selbst und uns.«

Der andere aber verwies es ihm und sagte:
»Hast du denn keine Furcht vor Gott, obwohl du doch die gleiche Strafe erleidest? Wir freilich mit Recht; denn wir empfangen die gerechte Strafe für unsere Taten; dieser aber hat nichts Böses getan.«

Dann sagte er zu Jesus:
»Herr, gedenke meiner, wenn Du in Dein Reich kommst.«

Jesus entgegnete ihm:
»Wahrlich, ich sage dir, heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein!«

Was veranlasste diesen Sinneswandel des rechten Schächers? Einige meinen, der Schatten Jesu sei auf ihn gefallen; andere glauben, der Anblick der Gottesmutter habe ihn gerührt und diese für ihn gebetet. Der geduldig leidende Heiland, der in seiner Verhöhnung betete und seinen Feinden verzieh, wird auf sein Herz eingewirkt haben. Der Gnadenblick aus dem göttlichen Heilandsauge traf ihn. Dismas wirkte mit der Gnade mit. Laut und offen anerkannte er den Heiland als Herrn und Gott; vor allem Volke, vor der spottenden Menge verteidigte er als einziger die Unschuld des Heilandes, sich selber bekannte er voll Reue schuldig und nahm seine Kreuzigungsschmerzen als Sühne an. Aus einem Verbrecher ist ein Heiliger geworden. Der Heiland selber sprach ihn heilig und verhiess ihm gleichen Tages noch die Aufnahme in die Schar der Gerechten des Alten Bundes, deren Warteort durch den Besuch des Heilandes zum Paradies wurde.

Durch vollkommene Reue hat Dismas Nachlassung aller Sünden und Sündenstrafen erlangt, der Heiland hat ihm sozusagen einen vollkommenen Ablass verliehen. Wir staunen über den Glauben, den Dismas aufbrachte. Er ist voll Seeleneifer. Er tadelt seinen Sündengenossen, ermahnt ihn zur Gottesfurcht, möchte ihn für die Ewigkeit gewinnen. Dismas ist demütig; er legt öffentliches Sündenbekenntnis ab, entschuldigt sich nicht, gibt seine Missetaten zu. Dismas ist geduldig; er nimmt die schrecklichen Kreuzigungsschmerzen als Sühne an, anerkennt, dass ihm recht geschieht und er nur leidet, was er verdient hat. Dismas ist voll Liebe zum göttlichen Heiland. Er kann die Schmähreden gegen ihn nicht weiter anhören; er verteidigt seinen lieben Messias, mutig und unerschrocken verkündigt er IHN als den Gerechten, den unschuldig Verurteilten. An ihm hat der Heiland einen herrlichen Anwalt und Verteidiger vor allem Volke gefunden. Der Heiland und die Gottesmutter freuen sich über ihn; einer wenigstens, der den Heiland zu verteidigen wagt. Dismas hat ein grenzenloses Vertrauen zum göttlichen Heiland. Von allen Menschen verlassen, nimmt er beim gekreuzigten und verspotteten Heiland Zuflucht: Herr, gedenke meiner! Seine Bitte ist so demütig, so bescheiden. Er wagt nicht um den Himmel zu bitten; ein stilles Gedenken des Herrn genügt ihm. Wie herrlich der Heiland diese Bitte belohnt! Er hat göttliches Wohlgefallen an den Tugenden, die Dismas am Kreuze übt. Dismas starb nach Jesus. Dem geöffneten Herzen Jesu zur Seite litt er geduldig weiter, bis die Soldaten kamen und ihm unbarmherzig die Gebeine zerschlugen und er so ohne Halt am Kreuze unter fürchterlichen Schmerzen den Geist aufgab, um einzugehen ins Paradies. Sein schmerzliches Sterben war seliger Tod, weil der Tod eines Heiligen.

Die Verehrung des Hl. Dismas setzte schon früh ein. Er ist der einzige von Jesus selber selig gesprochene Heilige. Die Kirchenväter verherrlichten ihn, da die Bulle seiner Heiligsprechung im Evangelium steht. Mehr als 200 Schriftsteller haben sein Leben beschrieben und seinen Tod verherrlicht. Ohrysostomus nennt Dismas den Advokaten Christi, weil er Jesus gegenüber dem Schreien des Volkes für unschuldig erklärt hat: »Dieser hat nichts Böses getan.« (Vitale v. Bologna, ca. 1337)

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Bekehrung in der Todeszelle

Jacques Fesch 6.4.1930 - 1.10.1957

In allen Jahrhunderten finden Menschen zum Katholischen Glauben.

Der Vorschlag Kardinal Lustigers von Paris zur Seligsprechung von Jacques Fesch erregte in Frankreich Anstoss: Die Polizeigewerkschaft protestierte, die Presse polterte: «Von der Guillotine auf die Altäre», «Heiligsprechung eines Mörders? Wieviel zählt Reue?» Der Hl. Dismas möge unsere Gedanken in die richtigen Bahnen lenken.

J. Fesch nach seiner Verhaftung. Er kannte das luxuriöse Leben, aber nie die familiäre Geborgenheit. Er lernte kaum, das Böse vom Guten zu unterscheiden. Dafür war er seines vielen Geldes wegen beliebt. Nach Privatschulen und Militärdienst heiratete er mit 20 Jahren gegen den Willen seiner Eltern das Nachbarmädchen Pierette, die ihm Veronique gebar. Im Beruf erfolglos, erwachte 1954 der Wunsch nach einem Segelboot und Flucht in die weite Ferne. Da der Vater die Finanzierung ablehnte, wollte Jacques das Geld durch einen Überfall auf einen Bekannten des Vaters beschaffen. Der Revolver sollte nur einschüchtern, wurde aber in der Panik auf der Flucht zur Mordwaffe, mit der er einen Polizisten erschoss. Der Staatsanwalt forderte im Prozess die Todesstrafe. Das Schlusswort des Verteidigers gibt zu denken:

«Glauben sie wirklich, dass alles mit Tötungsabsicht geschehen ist?«  Seine Tat ist Frucht einer Sinnesverwirrung, der Erregung, der Verfolgungsjagd! Muss er wirklich geopfert werden?» Alles war umsonst: die menschliche Gerechtigkeit, die den «Neuen Jacques» nicht kannte, hatte ihn als «Exempel» verurteilt. Er war aber schon so gewandelt, dass er seinen Tod als Sühne und Erlösung annahm: «Unendliche Barmherzigkeit... ich bin gerettet, mir selbst zum Trotz. Statt dumpf zu sterben, werde ich meinen Tod für alle, die ich liebe, opfern.» Auch für seine Opfer nahm er den Tod an. An seinem 27. Geburtstag wurde er zum Tode verurteilt. Staatspräsident Coty lehnte die Begnadigung ab. Am 1. 10. 1957 wurde er enthauptet.

Bekehrung in der Todeszelle
In der Einsamkeit der Zelle war einer der ersten Gedanken: «Ich habe etwas sehr Böses getan.» Nach acht Monaten im Kerker kommt eines Abends die Anrufung auf seine Lippen: «Mon Dieu!» Gott erhört den Hilferuf: Der Anstaltsgeistliche wird von nun an der einzige Mensch, bei dem er den Ballast abladen kann. Er beginnt seinen Weg auf der Suche nach GOTT mit allen Höhen und Tiefen. Jacques war ohne Glauben, aber von nun an beginnt er auf eine fast greifbare Art zu spüren, dass sich GOTT um ihn kümmert. Früher kalt und distanziert gegen die Seinen wird er nach seiner Bekehrung feinfühlig und voll Aufmerksamkeit.

Sein schriftlicher Nachlass (erst in französisch gedruckt) ist Zeugnis einer ungewöhnlichen christlichen Haltung, die zugleich erschüttert und erbaut. Es sind intime Zwiesprachen mit seinem Kind: Wenn du einmal eine Frau sein wirst — und noch leidenschaftlichere mit Gott, mit Jesus und Maria.

In der Nacht vor seinem Tod: «Nur wenn man sich ans Kreuz nageln lässt, tut sich die Tür zum Reich GOTTES auf; dort gibt es Leben in Fülle und vollkommene Freude. Wenn Dich Leid und Angst abschrecken, kannst Du nicht eintreten... Der Glaube kommt aus der Prüfung, und mit dem Glauben kommt die Fülle der Gaben; das Joch wird leicht und das Leid wandelt sich in Freude; was dem Auge des Menschen verborgen ist, wird Licht für den, den der Herr an sich zieht.»

Auch in der letzten Stunde vor seiner Enthauptung spricht Jacques von Glauben und Licht, von Frieden und Freude, von Gnade und einer freiwilligen Selbsthingabe. Seine letzte Zeile ist: «Ich bin glücklich... Adieu!»

Er machte seinen Tod zu einem «Opfer, würdig am Altar GOTTES niedergelegt zu werden, stellvertretend für alle, die der Verzeihung bedürfen.» M. Quoist: «Es ist auffallend, wie ausgerechnet von einem Mörder Anstösse zur inneren Erneuerung ausgehen. Das ist das Geheimnis der Liebe.» (nach RSK/ Wien und Vision 2000)

Aus dem Tagebuch an seine Tochter:
«Es möge mir gelingen, Dir die Bedeutung des wahren Lebens verständlich zu machen. Es beginnt hier auf Erden, damit es sich dort entfaltet, wo alles Licht ist. . . Mögest Du nur ahnen, wie kostbar eine Seele ist. Mögest Du auch den Mut haben, Dich danach zu orientieren, wo das Licht herkommt.»

Letzte Eintragung (30. 9. 1957):
«Ich habe meinen Rosenkranz gebetet. Welcher Friede und welche Klarheit ist in mir. Ich fühle mich leicht, erlöst. Jede Angst ist momentan fern von mir. Ich habe nur noch 5 Stunden zu leben, dann werde ich Jesus sehen ...» Wenig später trägt er ein: «Der Friede ist weg. Die Angst herrscht wieder in mir, und das Herz zerplatzt in meiner Brust. HI. Jungfrau, erbarme dich meiner; ich bin überzeugt, dass mit ein wenig gutem Willen diese Angst zu überwinden ist. Möge ich die Fassung nicht verlieren. HI. Jungfrau, hilf mir. Lebewohl an alle, und der Herr möge Euch segnen.»

Abschiedsbrief an seinen Strafverteidiger u. Freund M. Baudet (30. 9. 1957): «Ich bin ganz gerührt von dem Gedanken, dass, wenn Sie den Brief erhalten, ich schon im Himmel sein werde. Warum ist es mir nicht schon jetzt möglich, über die Grosstaten GOTTES zu berichten, über die Zartheit und Liebe Jesu? Ein Schleier bedeckt leider noch für einige Stunden meine Augen ... Ich bin jetzt ruhiger als vorher, denn Jesus hat mir versprochen, mich sofort in den Himmel zu führen...»  

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Einer Mutter tiefste Sorge.

Eine Mutter kehrt aus dem Jenseits zurück!

Lebenswahrer Bericht eines Priesters

B.G. Ich bin von einer der grossen Pfarreien in Nantes und wohne unter demselben Dach wie mein Pfarrherr und meine vier geistlichen Mitbrüder; zusammen bilden wir eine wahrhafte Gemeinschaft der Arbeit und der Brüderlichkeit. Unsere Herzen schlagen für das gleiche Ideal. Unsere Pfarrei zählt 35‘OOO Seelen. Das bedeutet, dass es unmöglich ist, alle Leute persönlich zu kennen. Es ist unser Leid, dass wir nicht im Geiste Christi und der Apostel alle Quartiere durchwandern und in jedem Hause Besuche machen können.

Im vergangenen Monat war ich eines Abends sehr müde von der Tagesarbeit. Erst gegen Mitternacht konnte ich endlich mein Brevier fertig beten, als an der Türe des Pfarrhauses die Glocke so heftig gezogen wurde, dass ich erschrak. Da ich vermutete, es sei für einen Kranken, ging ich hinab, um die Türe zu öffnen. Auf der Schwelle stand eine Frau von etwa 40 Jahren. Flehend hob sie die Hände und sprach: «Herr Abbé, kommen Sie schnell; es handelt sich um einen jungen Mann, der sterben wird!» Ich antwortete: «Madame, ich werde morgen früh vor der Sechs-Uhr-Messe kommen.» Da sagte sie: «Herr Abbé, es wird zu spät sein; ich beschwöre Sie, zögern Sie nicht!» «Gut, schreiben Sie mir bitte die Adresse, Namen nebst Strasse, Hausnummer und Stockwerk in meine Agenda.» Die Frau eilte in das Empfangszimmer. Jetzt sah ich sie erst in voller Beleuchtung; das Gesicht war schmerzerfüllt. Sie schrieb den Namen in mein Buch und dahinter: 37, Rue Descartes, 2. Stock. Ich sagte ihr: «Sie können sich auf mich verlassen, Madame! Ich werde in 20 Minuten dort sein.» Halblaut antwortete sie: «Gott möge Ihnen Ihre Nächstenliebe vergelten. Sie sind müde. Gott möge Sie dafür in der Stunde der Gefahr beschützen!» Dann verschwand sie in der Nacht. Ich aber nahm meinen Mantel und das Nötige zur Spendung der Sterbe-Sakramente und ging durch die leeren, finsteren Strassen der Stadt. Als mir eine Streife begegnete und den Lichtstrahl der elektrischen Lampe auf mich richtete, zeigte ich meinen Passierschein und setzte danach meinen Weg eilig fort. Dabei ging mir durch den Kopf, dass ich zu einer mir unbekannten Familie ging. Der Name, den die Frau angegeben hatte, erweckte in meinem Gedächtnis keine Erinnerung. Was sie selbst betraf, so erinnerte ich mich nur schwach, sie vor etwa drei Jahren einmal gesehen zu haben. Wieder bedauerte ich, meine Pfarrkinder nicht alle zu kennen. Nicht ohne Mühe entdeckte ich die Nummer 37 der Rue Descartes: ein grosses Mietshaus mit fünf Stockwerken und abgeblendeten Fenstern. Aus einer Wohnung erschallte gedämpftes Geräusch von einem Radio. Zum Glück war die Haustüre nur angelehnt. Beim Schein meiner Taschenlampe stieg ich die Treppe hinauf und klingelte im 2. Stock heftig, wie jemand, der erwartet wird. Schritte wurden hörbar, ein Lichtstrahl zeigte sich, dann knarrte ein Sicherheitsriegel und die Tür ging auf. Ein junger Mann von etwa 20 Jahren betrachtete mich mit ehrfurchtsvollem Erstaunen. «Ich komme zu einem Kranken in Todesgefahr», sagte ich, «das ist doch hier?» «Nein, Herr Abbé das ist wohl ein Irrtum.» «Doch, man hat mir gesagt, in Nummer 37 der Rue Descartes, 2. Stock.» «Das ist zwar Nummer 37 dieser Strasse, 2. Stock, und ich bin ein junger Mann», fügte er lächelnd hinzu, «aber ich bin durchaus nicht im Sterben.»— Ich hatte meine Agenda mitgenommen, hielt sie ihm hin und sagte: «Eine Frau in den 40er Jahren ist gekommen, mich zu benachrichtigen; sie selbst hat diese Adresse hier hineingeschrieben.»— «Wahrhaftig, Herr Abbé mir scheint, dass ich diese Schrift kenne; wie gleicht sie derjenigen meiner...; aber nein, das ist doch zu sonderbar! Ich wohne allein mit meinem Vater, der augenblicklich Nachtdienst in der Fabrik hat. Das alles ist sicher ein Irrtum. Die Frau hat ohne Zweifel Rue Despartes schreiben wollen und hat aus Versehen Rue Descartes geschrieben. Doch, Herr Abbé, treten Sie nur einige Minuten ein! Sie haben gefroren; ich mache Ihnen einen Grog.»  Ich trat in einen eleganten kleinen Salon, offene Bücher lagen auf dem Diwan. In einer Ecke standen ein Radio und ein Ledersessel. «Ich hörte soeben», sagte der junge Mann, «ein wenig ungarische Musik aus Wien», und er stellte ab. Dann fuhr er fort: «Herr Abbé es sind schon zwei Jahre, dass ich Sie zu sprechen wünsche, um mich mit Ihnen bekannt zu machen, aber ich fand den Mut nicht, Sie aufzusuchen.» Er lächelte traurig verlegen und gestand: «Ich bin ein verlorener Sohn!» Auf dem Diwan sitzend, erzählt er mir sein ganzes Leben... Ich verliess ihn, nachdem ich ihn mit Gott ausgesöhnt hatte. Dann eilte ich nach der Rue Despartes. Unterwegs dachte ich immer noch an den merkwürdigen Besuch, den ich eben gemacht hatte. Aber wir Geistlichen sind an solch sonderbare Vorkommnisse längst gewöhnt. Von den Türmen der Stadt schlug es gerade halb zwei Uhr, als ich den Theaterplatz überschritt. Plötzlich fingen die Sirenen zu heulen an. Fliegeralarm! Ich begann zu laufen, was ich konnte, aber es gab überhaupt keine Nummer 37 in der ganzen Rue Despartes, die Strasse endete mit 16. Schon fielen die ersten Bomben im Norden der Stadt. Der Höllenlärm kam näher. Ich hatte nur noch Zeit, in den nächsten Luftschutzkeller zu flüchten. Dort verbrachte ich mit vielen Menschen drei Viertelstunden in furchtbarem Schrecken. Als ich herauskam, beleuchtete greller Feuerschein die Dächer der Stadt: es waren wenigstens 200 Brände ausgebrochen. Überall geborstene Häuser mitten in der Strasse, alles voll von Rauchwolken, Staub und Verzweiflungsschreie! Ich begab mich zur nächsten Unfallstation. Schon waren in einem Hof mehrere Hunderte von Verwundeten und Toten beisammen, und immer kamen noch neue hinzu, besonders Frauen und Kinder, die meistens an der Stirne verletzt. Ich ging von einem zum andern, erteilte die Absolution und spendete die letzte Ölung. Plötzlich musste ich mich an der Wand anlehnen: «Was haben Sie, Herr Abbé» fragte einer der Ärzte. Ich erbleichte.— «Einer Ihrer Verwandten vielleicht?»— «Nein, ein Pfarrkind.» Ich war mit dem Fuss an die Leiche des jungen Mannes gestossen, den ich von der Nummer 37 der Rue Descartes her kannte. Vor kaum einer Stunde hatte ich ihn verlassen, noch voller Leben, erfreut über die Vergebung seiner Sünden. Seine Worte fielen mir wieder ein: «Sie irren sich! Sehen Sie, ich bin ja guter Gesundheit!» Und dabei hatte er fröhlich gelacht! Und doch war er am Rande der Ewigkeit gestanden und hatte es nicht gewusst! Die Barmherzigkeit GOTTES aber hatte ihm Zeit gegeben, noch vor dem Tode beichten zu können. Ich suchte nach seiner Brieftasche, in der Hoffnung, darin weitere Papiere zu finden. Die Arbeitskarte trug den Namen B. N    21 Jahre alt. Unter den verschiedenen anderen Papieren befand sich auch ein vergilbter Brief mit Photos. Das eine davon stellte eine Frau von ungefähr 40 Jahren dar. Ich sprang auf. Das war ohne Zweifel das Bild der Frau, die mich gegen Mitternacht im Pfarrhaus gebeten hatte, gleich den jungen Mann zu besuchen. Auf der Rückseite des Bildes las ich das einfache Wort Mama. Eine andere Photographie stellte sie auf dem Totenbett dar, die Hände gefaltet, mit dem Rosenkranz, und enthielt die zwei Daten 1898 - 8. April 1939. Ich betrachtete den vergilbten Brief. Welche Überraschung! Eine Schrift, so ähnlich der, mit der die unbekannte Frau in meine Agenda geschrieben hatte. Denken Sie nun von diesem geheimnisvollen Vorfall was Sie wollen. Für mich besteht kein Zweifel mehr. Es war die Mutter des jungen Mannes gewesen, die aus der Ewigkeit gekommen war.

«Da GOTT existiert, das Evangelium Jesu Christi wahr und das Wunderbare möglich ist», sagt Pascal, «welche Schwierigkeit gibt es, solches zu glauben?» Abbé P. Labutte in: Croix de I‘ Orne.

Nachwort des Übersetzers: Es ist mir gelungen, festzustellen, dass der Berichterstatter Abbé Labutte noch am Leben ist. Mit Hilfe von Freunden in Frankreich bin ich jetzt im Besitz einer vom 29. Dezember 1947 datierten Erklärung von ihm, in der er auf seine priesterliche Ehre versichert, dass die von ihm berichtete Begebenheit voll und ganz den Tatsachen entspricht.  

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Julien Green  Schriftsteller

Der letzte grosse christliche Schriftsteller Frankreichs war in Paris als Julian Hartridge Green, als Sohn amerikanischer Eltern geboren und im Geist des südstaatlich calvinistisch geprägten Protestan­tismus erzogen worden.
Ähnlich wie für den Konvertiten Paul Claudel wurden für Green bestimmte Dichter zu Leitgestalten: Leon Bloy, Baude­laire, Peguy und Rimbaud. Dazu kam Andre Gides, der aus ihm seinen Apostel machen wollte. Greens offener Glaube und sein Gottvertrauen vermochten ihn von seinen sündhaffen Verstrickungen nicht zu heilen, wirkten aber befreiend. Sie zeigten, class die Gemeinschaft der Heiligen, die Communio Sanctorum, ein Vorbild für die moderne Welt ist. In vielen Romanen (Der andere Schlaf, Mitternacht, Der Geisterseher, Varouna, Wenn ich du wäre) hat Green die Verirrungen des Menschen in Wachstumsschwierigkeiten, Todesangst, Homosexualität und Sinn­lichkeit beschrieben. Seine Romanfiguren leben den Sog des Siindenfalls. Die persönliche Liebe GOTTES zu jedem Menschen gibt aber Hoffnung auf Gnade und Erlösung. Kollegen und Kritiker sahen in ihm den christlichen Kafka. Seine philosophische und noch ausgeprägtere theologische Ader rücken ihn in die Mahe von Blaise Pascal. Während jener vor dem Sternenfirmament ausrief: «Die Stille dieses unendlichen Raumes macht mich erschrecken, beschreibt Green sein prägendstes Kindheitserlebnis vor demselben Firmament mit umgekehrter Einstellung: «Welche Worte sollen beschreiben, was sich der Sprache entzieht? Ich habe geliebt in dieser Welt, aber nie wie in diesem kurzen Augenblick, und ich wusste nicht, wen ich liebte.»
Im hohen Alter schuf Green mit dem monumentalen Südstaaten-Epos Von fernen Ländern (1987) und Die Sterne des Südens (1989) einen Bestseller. Dieses Gesellschaftspanorama bezieht historische Geschehnisse aus dem Sezessionskrieg (1861-1865) ein und brachte Green den grössfen Verkaufserfolg. Die Franzosen feierten ihn trotz seines US-Passes als einen ihrer grossen Literaten: Als erster wurde Green 1971 in die Academie Francaise aufgenommen.

 

Konvertit in zwei Anläufen

Julien Green
8. 9. 1900 - 13. 8. 1998

Julien Green war das Kind protestantischer amerikanischer Eltern und wuchs zweisprachig (französisch/englisch) auf. Nach dem frühen Tod der Mutter 1914 konvertierte er mit 15 Jahren zur Katholischen Kirche, von der er sich aber wieder löste. Nachdem er sich dem Buddhismus zugewandt hatte, bekannte er sich 1939 aber erneut zum katholischen Glauben. Green nahm als Sanitäter auf amerikanischer Seite am ersten Weltkrieg teil. 1919-1921 studierte er an der Universität von Virginia Literaturwissenschaften und kehrte danach nach Frankreich zurück. Während der deutschen Besetzung Frankreichs hielt er sich von 1940 bis 1945 als Emigrant in den USA auf und unterstützte von dort aus die französische résistance. Julien Green erhielt mehrere literarische Auszeichnungen und wurde im Jahr 1972 als erster Nichtfranzose Mitglied der Académie Française, die er 1997 wieder verließ. Er starb 1998 in Paris, wurde aber auf eigenen Wunsch in der Stadtpfarrkirche von Klagenfurt bestattet. Heute beschäftigt sich die SIEG 'société internationale d'études greeniennes' mit der Verbreitung der Werke des amerikanischen Schriftstellers französischer Sprache. Halbjährlich und jährlich organiserte Veranstaltungen laden ein zu Studientagen, Ausstellungen und Bulletins über Thesen, kritische Artikel und Bücher von Julien Green.

Ein Jahr nach dem Tod der Mutter (1914) traten Julien Green und sein Vater zum Katholizismus über. Unter dem Einfluss des 1. Weltkrieges und des Buddhismus wandte sich Julien wieder ab. Seine ersten Romane spie­geln die Macht des Bösen im Menschen als unwiderstehliche Gewalt. Die Men­schen sind unbefriedigt, gehemmt, dem Chaos der Gefühle und Triebe, oft der Homosexualität preisgegeben, die auch ihn bedrangte. Das Hauptwerk dieser Zeit ist der Roman Leviathan (1929). Darin beschreibt Green eine junge Frau: Ihr Glaube beschränkte sich darauf, von Zeit zu Zeit ein kurzes Gebet zu sprechen, in dem dunklen Gefühl, das verpflichte zu nichts, könne aber auch nicht schaden.»

An der Schwelle des 2. Weltkrieges kehrte Green nach der Lektüre des Traktats der HI. Katharina von Genua über das Fegefeuer zur katholischen Kirche zurück (1939). Die Frage des Bösen und der Sünde hatte ihn von Jugend auf bewegt. In den zwei Bãnden seiner Autobiogra­phie hat er auch seine Eltern unter religiösen Aspekten geschildert, während die Erinnerungen seiner Schwester Anne Green nichts davon wissen. Anne war neun Jahre alter als Julien. Sie war noch in Savannah (Georgia/USA) geboren und wurde eine amerikanische Autorin. Ihre Ro­mane behandeln Amerikaner im Europa der Belle Epoque. Diese Welt hat Julien verabscheut. Für ihn sind Reichtum und Geldgier die grössten Verirrungen des Menschen. Die Sünde liegt für Green nicht in der Welt, denn die Welt ist durch Christus erlöst, sondern im Menschen. Der Mensch ist zwar durch die Taufe vom Bösen erlöst, aber die Versuchung, Böses zu tun, ist nicht erloschen. Alles Schlechte kommt aus dem Menschen: Grausamkeit, Machtbesessenheit und das Streben nach materiellen Gütern zerstören die Person.

Von Bloy stammt der vielzitierte Satz, das einzige Unglück des Menschen sei, kein Heiliger zu sein. Green hat den radikalen Glaubensbekenner Bloy schon als 17jahriger gelesen, als dieser den meisten wegen seiner apodiktischen Haltung als Verrückter galt. Ein anderer Missverstandener beschäftigte Green seit seiner Jugend: Franz von Assisi. Ein Hauptwerk Greens ist Frére Francois (Bruder Franz; 1983). Es steht unter dem Rimbaud-Motto: Sie ist wiedergefunden. Was? Die Ewigkeit

Wie alle Bücher Greens setzt auch dies die Bereitschaft voraus, sich auf ein geistiges und geistliches Abenteuer einzulassen. Wir werden ständig aufgefordert, den HI. Franz so oder so zu sehen, etwa nachzuvollziehen, wie und warum er den Vögeln eine Predigt hielt, die ja den Vorzug haben, den Luftraum zu beherrschen, und weil ihr Gefieder unendlich schön ist. Die Vogel hören auf zu zwitschern, sie schweigen; erst als Franz es erlaubt, fliegen sie davon. Julien Green zwingt den Leser, mit dem Heiligen von Assisi zu leben. Dieses Werk beschäftigte ihn historisch und psychologisch mehrere Jahre. Es half ihm, seine zwanghaften Triebe zu überwinden.

Green mied eine Begegnung mit Freud, dem Vater der analytischen Psychologie: Diese vertieft das Geheimnis der Seele nur, ohne es zu erhellen.» Dieses Geheimnis war für ihn Teil des grössten, allumfassenden Mysteriums der Wirklichkeit und der Wahrheit GOTTES. Unablässig suchte Green das Gespräch mit Priestern und Abbes, worüber er in seinen Tagebüchern Rechenschaft ablegte. Wie für die Kirchenlehrer reichte auch für den tiefgläubigen Schriftsteller der endliche menschliche Geist nicht aus, urn die Unendlichkeit des göttlichen Geheimnisses zu erfassen.

Der erste Konvertit, der Jude Paulus von Tarsus, begleitet diese Serie im Bild: «Der Herr sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst! Ich errette dich aus dem Volk und den Heiden, zu denen ich dich sende» (Apg 26,151)

 

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Vom Bühnenstar zur Büsserin 

Eva Lavallière  1.4.1866 - 10.7.1929

Aus der Gosse zum Star

Für Gott ist es nie zu spät... und Seine Barmherzigkeit ist grenzenlos. Auch dieses wahre Lebenszeugnis aus den letzten Jahrhundert zeigt, dass Suchenden der Weg zur Wahrheit gezeigt wird und dass der Weg des Heiles nur in der wahren —von Jesus Christus gestifteten— Kirche zu finden ist.

Wer zudem ein Beispiel für eine Jugend als Tragödie sucht, deren logische Fortsetzung ein Leben der Verzweiflung wird... und trotzdem göttlicher Gnadenerweise teilhaftig wird, hier ist es.

 

Der Jude Paulus von Tarsus begleitet diese Serie im Bild: "Der Herr sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst!... ich errette dich aus dem Volk und den Heiden, zu denen ich dich sende..." (Apg 26,15f)
Bild: aus dem Stundenbuch der Louise u. Laval, 15. Jh.

 

 

 

Um die Jahrhundertwende (1900) war Eva Lavallière in Paris der gefeierte Bühnenstar. Ihr Magdalenenschicksal trieb sie in spiritistische Kreise. Doch sie hörte den Ruf der Gnade GOTTES und kehrte um...

Drei Namen für drei Leben

Die Zeichen über ihrer Geburt widerspiegeln schon Zukünftiges: Als Marie-Pascalina-Eugenie Fenoglio wird sie am frühen Ostermorgen in Toulon geboren -da der auferstandene Erlöser der bekehrten Maria-Magdalena erschienen war (am selben Tag war das Gedächtnis der Stigmatisation der HI. Katharina von Siena!).
An ihrem Lebensende legt sie ihren Künstlernamen ab: Eva Lavallière, unter dem sie Weltruhm erlangt hat. An einem 19. September empfängt sie als Franziskaner-Tertiarin den Namen Sr. Eva-Maria vom Herzen Jesu, und sie schreibt:
«Am Feste der Wundmale des HI. Franziskus bin auch ich stigmatisiert worden... Ich dachte, das sei eine Liebkosung des HI. Franziskus.»

Hölle einer Jugend

Ein jähzorniger Vater verhindert als Spieler, Trinker und Wüstling, was man sonst als Jugend bezeichnet. Mit 18 wird sie Zeuge, wie ihr Vater die Mutter niederschiesst und sich selber richtet. Dieses schreckliche Drama verfolgt sie auf den nun folgenden Irrfahrten... Als Waise wird sie bevormundet.

Bretter dieser Welt

Nach mehreren Stationen bei Verwandten zieht sie allein in die weite Welt, dem Zufall vertrauend. Doch immer wieder stellen ihr die Männer nach, angezogen von ihren grossen, dunklen Feueraugen und ihrem angeborenen Charme. Bislang hat sie ihre Mäd­chenwürde geachtet. Ein skrupelloser reicher «Kavalier» bietet ihr Luxus und öffnet ihr die Tür zu ihren Jugendträumen und ihrem Talent: der Bühne. 1889 tritt sie als Eva Lavalliere in Paris in einer Revue auf. Fortan wechseln ihre Liebhaber wie die Bühnenstücke, in denen sie als «Tragödin lustiger Dinge» von Erfolg zu Erfolg eilt. Doch weder Vergnügen noch Ruhm und Luxus (Privatwohnung an den Champs Elysees, Viergespann, Automobil...) geben ihr die Freude des Herzens. Mit Schrecken gewahrt sie, wie ihre Jugend dahinwelkt. Gleich Faust versucht sie -in spiritistische Kreise eingeführt- einen Pakt mit dem Fürsten der Finsternis zu schliessen, um von neuem Jugend und Gesundheit zu erhalten. Es wird geantwortet, dass dies zu schwierig sei, weil sie zu sehr beschützt sei... Daraus folgert sie, dass es keinen Teufel gebe... wie von GOTTES Hand beschützt, übersteht sie mehrere Selbstmordversuche.

Begegnung mit GOTT

Mit ihrer Freundin entflieht sie 1917 auf ein Schloss in Lothringen, wo sie den Pfarrer über Konvertiten predigen hört (verärgert über seine Aussprache unterweist sie ihn in Sprechtechnik). Nach «gefügter» Wendung unterrichtet er die beiden Katechumenen. Und sie erhofft von der Hl. Jungfrau Erbarmen, von der jenes Medium ihr abzulassen und das Kreuzzeichen zu meiden befohlen hatte.

«Heiliges Antlitz meines GOTTES, ich bete Dich an. Du hast mich aus dem Nichts gezogen zu Deiner Verherrlichung, und ich habe das Werk Deiner Hände geschändet. Herr... ich werfe mein Elend in den Ozean Deiner Heiligkeit. Mach, dass ich lebe; von mir aus kann ich nur sterben.»

Leidend begeht sie fortan den Weg zur Pforte des Himmels: abgewiesen von allen Klöstern, in denen sie Aufnahme sucht, durch ihre Freigebigkeit ruiniert, schwer erkrankt (zur Sühne für ihre Sünden hat sie jedes ihrer Glieder geopfert: sie kann kaum mehr gehen und essen, Magen- und Augenoperationen... für die Ärzte ist ihr Leben der letzten drei Jahre unerklärlich). An einem Mittwoch, dem Tag des Hl. Josefs, des Patrons eines guten Todes, verlässt Eva diese Welt.

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Hl. Margareta von Cortona   1247-1297


In allen Jahrhunderten fanden Menschen zum Katholischen Glauben

Wachsportrait von Margareta v. Cortona (im Kloster S. Lucia del Monte in Neapel).

Wachsportrait von Margareta v. Cortona (im Kloster S. Lucia del Monte in Neapel).

  Die bisherigen fünf Konvertitenportraits beschrieben Bekehrung und Übertritt zum katholischen Glauben.
Es gibt aber auch Konversion im weitern Sinn des Wortes
(Konversion = Glaubenswechsel, grundlegende Meinungsänderung...). Zahlreich sind jene Tauf-Katholiken, die sich in den Unglauben verirrten und später den Glauben der Kindheit wiederfanden. In beiden Fällen gibt es keine Erklärung des übernatürlichen Phänomens, das wir als Konversion bezeichnen.
Diese ist mehr als eine logische Schlussfolgerung. Sie ist eine geheimnisvolle Wirkung der göttlichen Gnade. Zur zweiten Gruppe gehört Margareta von Cortona, deren Umkehr so radikal war, dass sie zur Ehre der Altäre erhoben wurde und uns zum Vorbild gereicht.

Vertraute und Apostel des Herzens Jesu

Diese "Konvertitin" ist meistens nur als grosse Sünderin bekannt, die nach dem Tod ihres adligen Geliebten eine grosse Büsserin wurde. Weniger bekannt ist, dass sie nach ihrer Bekehrung eine grosse Mystikerin des leidenden und sühnenden Herzens Jesu gewesen ist. 400 Jahre vor der Hl. M.M. Alacoque hat sie als "seraphische Magdalena" die Geheimnisse des göttlichen Herzens Jesu den Söhnen des Hl. Franziskus nahegebracht.
 
Aufstieg zum mystischen Leben

Im Kloster wandelten sich ihre Reuetränen unter Gebet, Buße und Sühne in Freudentränen. Innerlich von der Gnade GOTTES angeregt, wuchs ihr Seeleneifer, der zu einem fast ununterbrochenen Zwiegespräch mit Christus führte. Ekstasen und Visionen häuften sich, vor allem nach der seit 1288 täglich empfangenen Hl. Kommunion. In der ständigen Betrachtung des Sühneleidens Christi, mit dem sie sich ganz eins wusste, drang sie immer tiefer in die Geheimnisse des göttlichen Herzens Jesu ein. Vor allem in drei Visionen seit 1291 zeigte ihr Christus Seine Wunden, besonders jene der Seite. Er forderte sie auf, diese nicht nur zu verehren, sondern auch zu berühren. Dabei bekam sie auch eine dreifache Botschaft vom Herrn mitgeteilt:

  • Die Minderbrüder des Hl. Franziskus sollten bei der Betrachtung der einzelnen Stationen der Passion lernen, immer auf die unaussprechliche Grösse der Liebe des Herzens Jesu zu achten.

  • Die Franziskanerprediger sollten verkünden, was Margareta von Jesus gezeigt bekommen habe in der Betrachtung Seiner Wunden und Seines Herzens.

  • Allen Christen sollte mehr und mehr die einzig­artige Liebe des Herzens Jesu aufgehen, die in allen Mysterien Seines Erdenlebens... immer das einzige Ihn bewegende Motiv gewesen sei.

Die Patronin von Cortona erhielt im Stadtzentrum ein Denkmal.
1247 östlich von Salerno geboren, verliess sie mit 16 Jahren das Eltern­haus und lebte 9 Jahre mit einem Adeligen (der uneheliche Sohn wurde später Franziskaner). Ihr Geliebter wurde auf der Jagd erschlagen, was ihr Leben veränderte. In Cortona wurde sie nach 3jähriger Probezeit im Kloster der Franziskaner-Terzianerinnen aufgenommen, wo sie ein Leben der Buße und der Nächstenliebe führte (sie gründete ein Hospital für Arme u. Kranke). 1728 von Benedikt XIII. heiliggesprochen.

 

Der Leichnam der Heiligen -1392 bei einer Rekognoszierung unverwest aufgefunden- wird in einem Schrein hinter dem Hochaltar des Heiligtums S. Margherita in Cortona verehrt.

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Der Rabbiner - Konvertit Eugen Maria Zolli

Bei den ungerechten Verleumdungen an Pius XII. —von Rolf Hochhuts »Der Stellvertreter« bis zu Vorsitzenden von Judenorganisationen— vermisst man einen Hinweis auf den Grossrabbiner von Rom. Sein Zeugnis widerlegt die verleumderische Behauptung, dass der grosse Papst nichts für die Rettung der durch den Nationalsozialismus und Faschismus verfolgten Juden getan, sondern diese ihren Henkern ausgeliefert habe. Pius XII. ist nicht nur mutig für die verfolgten römischen Juden eingetreten. Er hat viele von ihnen, u. a. den römischen Oberrabbiner Israel Zolli, in kirchlichen Gebäuden Roms verstecken lassen, um so ihr Leben zu retten. Israel Zolli liess sich 1945 auf den Namen Eugenio taufen. Aus Dankbarkeit nahm er diesen Vornamen von Pius XII. an. (Eugenio Pacelli) Unsere Medien schweigen auch diese Tatsache seit 1945 tot.

Zuflucht bei Katholiken
Nach dem Freundschaftspakt zwischen Hitler und Mussolini wird die Situation der Juden auch in Italien kritisch, besonders als die deutsche Wehrmacht nach der Absetzung Mussolinis Rom besetzt und die SS gegen die Juden zu wüten beginnt. Der Oberrabbiner Zolli bietet sich für seine Gemeinde als Geisel an. Als die Situation sich zuspitzt, rät er seinen Glaubensgenossen, sich zu zerstreuen und bei nichtjüdischen Freunden unterzutauchen. Tatsächlich sind »in den dunklen Jahren der Rassenverfolgung die Pforten unserer Ordenshäuser, unserer Kirchen, des Römischen Priesterseminars und der Gebäude des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaates selbst weit geöffnet worden, um vielen, von ihren Verfolgern gehetzten Juden in Rom Zuflucht und Rettung zu bieten« (Johannes Paul II. am 13. 4. 1986 in der römischen Synagoge). Von Freunden gedrängt lässt sich auch Israel Zolli im Vatikan verstecken. Von dort hilft er seinen Gläubigen, indem er mit finanzieller Unterstützung des Vatikans für die riesigen Sühne-Lösegelder aufkommt, welche die römischen Juden den deutschen Behörden zahlen müssen.

Undank der Glaubensgenossen
Nach der Befreiung Italiens erscheint Zolli wieder in der Öffentlichkeit. Er sei aber als Oberrabbiner »wegen seines unwürdigen Verhaltens in der Zeit der grössten Gefahr abgelehnt worden« (Encydopaedia Judaica). Die historische Wirklichkeit ist anders: Schon zu Beginn der 30er-Jahre konzentriert Zolli seine biblischen Studien auf die Person Jesu Christi, die ihm aufrichtige Bewunderung bringt. Schon in seinem Werk »Ricerche religiose« schreibt er 1932 einen aufschlussreichen Vergleich zwischen Ijob und dem Gottesknecht des Deutero­Jesaja (Jes 49-53).

 

 

Eugen Maria Zolli
17. 9. 1887 - 2. 3. 1956
Der Rabbiner-Konvertit wird als Israel Zoller in Brody
(damals österreichisches Galizien/Polen) in eine jüdische Familie hineingeboren, die seit Generationen Rabbiner hervorgebracht hat. Wegen der Judenverfolgungen aus dem zaristischen Russland kommt Israel Zoller sehr jung nach Italien. Er studiert an der Universität Florenz Literaturwissenschaft und Psychologie und wird an der Rabbinerschule in Florenz zum Rabbiner ausgebildet. 1914 erlangt Israel Zoller den Posten des Oberrabbiners in der jüd. Gemeinde von Triest.
Nach dem 1. Weltkrieg lässt er seinen Namen italianisieren: aus Zoller wird Zolli (Triest scheidet aus der österreichisch-ungarischen Monarchie aus und wird zum italienischen Königreich geschlagen). Neben seiner Tätigkeit als Oberrabbiner hat Israel Zolli einen Lehrau
ftrag für Hebräisch an der Universität Padua. Die biblische Sprache beherrscht er wie seine Muttersprache, was ihm bei seinen exegetischen und bibeltheologischen Arbeiten zugutekommt, wo Gespür über den Wortsinn hinaus verlangt ist. 1940 wird Israel Zolli Oberrabbiner der uralten jüdi­schen Gemeinde Roms, der er in den leid­vollen Jahren des 2. Weltkrieges vorsteht. Nach dem Krieg verzichtet er nach seiner Taufe auf sein Amt als Oberrabbiner. Bei seiner Konversion jubelt er: «Ich bin ange­kommen». Bis zu seinem Tod doziert er am Päpstlichen Bibelinstitut und der Universität Rom die semitischen Sprachen. Die wun­derbaren Wege, die Gott ihn geführt hat, schildert er im autobiographischen Werk (»Beforethe Dawn: Autobiographical reflections« (New York 1954). Sein Testament hat er in einer italienischen Psalmen-übersetzung hinterlassen. Eine Woche vor seinem Tod vertraut er der Krankenschwester an: «Ich werde wie unser Herr am 1. Freitag eines Monats um 3 Uhr nachmittags sterben. Am 2. 3. 1956 stirbt er um 14.30 Uhr. Bis heute liegt ein dichter Schleier des Schweigens über dem ungewöhnlichen Schicksal dieses Judenkonvertiten.

Dieser Gottesknecht ist für ihn bereits damals Jesus Christus: »Ijob hat über GOTT nachgedacht, der Gottesknecht beim Propheten Jesaja aber hat sich nach seinem GOTT gesehnt und ihn geliebt, ja ganz tief und bis zur äussersten Hingabe geliebt. In dieser Gestalt des Gottesknechtes wird das menschliche Leid erhoben und verherrlicht, in Jesus Christus aber ist es vergöttlicht worden.« 1938 gibt Zolli sein Buch Il Nazareno (Der Nazarener) heraus. Darin findet er für Ijob, die erhabenste Gestalt des Judentums, eine würdige Schilderung. In der Stille seines vatikanischen Verstecks dringt er zur letzten Erkenntnis des Persongeheimnis Jesu Christi vor, so dass er Il Nazareno nachträglich korrigiert. Bei seiner Taufe bekennt er: »Vor dem staunenerregenden Bild des Gottesknechtes, wie es der Prophet geschildert hat, beuge ich meine Stirne und knie vor dem Gekreuzigten nieder. Denn hier begann das universale Reich Jesu, hier bin ich von wundersamer Liebe zu dieser vom prophetischen Seher geschilderten, unsagbar erhabenen Gestalt entflammt worden.« Damit reiht er sich in die Reihe jener Juden ein, die von sich bekennen können: »Wir haben den Messias gefunden.«

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Vom Wert des »Vergelt’s Gott.«

Eine wahre, besinnliche Begebenheit. Es war im Jahre 1852 in dem damals noch österreichischen Städtchen Albendorf, im Grazer Land. Eine arme Arbeiterfrau, deren Man schon längere Zeit krank darniederlag, wollte vom Metzger  ein Stück Fleisch für eine kräftige Suppe erbitten. Sie trug dem Metzgermeister ihr Anliegen vor. Der aber schüttelte den Kopf und meinte: „Solche Kunden hab‘ ich nicht gern. Ich will bares Geld sehen.“ „Umsonst will ich es auch nicht“, sagte das Mütterchen. „Ich gebe dir ein Verlgelt’s Gott. Das wiegt gut.“ Spöttisch meinte der Meister: „Was wird eine Verlget’s Gott schon wiegen! Das werden wir gleich sehen.“ Er nimmt ein Stück Papier, schreibt darauf das Wort „Vergelt’s Gott“ und legt es in eine Waagschale. Doch sieh! Er traut seinen Augen nicht. Mit schnellem Ruck zieht’s diese Schale hinunter. Schnell schneidet er ein Stück Fleisch vom Nachbartisch ab und legt es in die andere Waagschale. Diese aber rührt sich nicht. Nach ein zweites Stück, ein drittes Stück legt er darauf, ja, das ganze Fleisch, das er auf dem Tisch liegen hat. Es gelingt ihm aber nicht, die Waagschale mit dem Vergeltsgott hochzubringen. Diese bleibt nach unten gezogen; die andere mit dem vielen Fleisch bleibt oben. Der Metzger kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er schüttelt immerzu den Kopf und sagt: „Das ist doch nicht zum Glauben, aber ich sehe es mit meinen eigenen Augen: Das Vergeltsgott hat mehr Gewicht, als mein Fleisch.“ Er gab dem überraschten Weiblein ein ansehnliches Stück Fleisch und hielt fürderhin gar viel auf ein Vergelt’s Gott.

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