HI.
Dismas
25. März (nach
Simon Zihlmann)
Das
römische Martyrologium begeht am 25. März in Jerusalem
die Gedächtnisfeier des heiligen Schächers, der am
Kreuze seinen Glauben an Christus bekannte und dafür
die tröstliche Verheissung erhielt: «Heute noch wirst
du bei mir im Paradiese sein.« Uralte Überlieferung
sagt, dass dieser Schächer Dismas geheissen habe.
War
Dismas Jude oder Heide?
Die
Kirchenväter nehmen an, dass er ein Heide war.
Sein Leben war heidnisch und gottlos. Der heilige
Blutzeuge Eulogius schreibt von Dismas, dass er
sein Leben mit Stehlen, Rauben und Morden
hingebracht und das Kreuz mit jenen Händen
umfasst habe, die er zuvor mit dem Blute seines
eigenen Bruders bespritzte. Er soll das Haupt
einer Räuberbande gewesen sein, die zur Zeit
Christi eine unheimliche Plage in Palästina waren.
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter erzählt
von einem ihrer Überfälle.
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Sühnende
Strafe
Dismas
wurde gefangen. Mit Gesmas, dem linken Schächer, und
mit Barabbas, dem Aufrührer und Mörder, war er zu
gleicher Zeit im Kerker wie der unschuldige Heiland. Das
Urteil lautete auf Kreuzestod. Die Verurteilten mussten
ihr Kreuz selbst zur Richtstätte tragen und wurden vor
der Kreuzigung gegeisselt.
Bekehrung
und seliger Tod
Der
tiefste Grund der Bekehrung des Missetäters Dismas ist
die zuvorkommende Gnade GOTTES,
die unendliche Barmherzigkeit unseres gütigen Vaters im
Himmel. Keine Sünde ist so gross, dass Gottes Erbarmen
nicht noch grösser wäre, wenn der Sünder
Buße tut
und sich bekehrt. Gott will nicht den Tod des Sünders,
sondern dass er sich bekehre und lebe. »Ich
bin nicht gekommen«, spricht der Heiland, »um
die Gerechten zur Umkehr zu rufen, sondern die Sünder.»
Lukas erzählt von der Verspottung Jesu am Kreuze:
Einer von den Missetätern lästerte ihn mit den Worten:
»Bist Du nicht
der Messias? Dann rette Dich selbst und uns.«
Der
andere aber verwies es ihm und sagte:
»Hast
du denn keine Furcht vor Gott,
obwohl du doch die gleiche Strafe erleidest? Wir
freilich mit Recht; denn wir empfangen die gerechte
Strafe für
unsere Taten; dieser aber hat nichts Böses getan.«
Dann
sagte er zu Jesus:
»Herr,
gedenke meiner, wenn Du in Dein Reich kommst.«
Jesus
entgegnete ihm:
»Wahrlich, ich sage dir, heute noch
wirst du bei mir im Paradiese sein!«
Was
veranlasste diesen Sinneswandel des rechten Schächers?
Einige meinen, der Schatten Jesu sei auf ihn gefallen;
andere glauben, der Anblick der Gottesmutter habe ihn
gerührt und diese für ihn gebetet. Der geduldig
leidende Heiland, der in seiner Verhöhnung betete und
seinen Feinden verzieh, wird auf sein Herz eingewirkt
haben. Der Gnadenblick aus dem göttlichen Heilandsauge
traf ihn. Dismas wirkte mit der Gnade mit. Laut und
offen anerkannte er den Heiland als Herrn und Gott; vor
allem Volke, vor der spottenden Menge verteidigte er als
einziger die Unschuld des Heilandes, sich selber
bekannte er voll Reue schuldig und nahm seine Kreuzigungsschmerzen
als Sühne an. Aus einem Verbrecher ist ein Heiliger
geworden. Der Heiland selber sprach ihn heilig und
verhiess ihm gleichen Tages noch die Aufnahme in die
Schar der Gerechten des Alten Bundes, deren Warteort
durch den Besuch des Heilandes zum Paradies wurde.
Durch
vollkommene Reue hat Dismas Nachlassung aller Sünden
und Sündenstrafen erlangt, der Heiland hat ihm
sozusagen einen vollkommenen Ablass verliehen. Wir
staunen über den Glauben, den Dismas aufbrachte. Er ist
voll Seeleneifer. Er tadelt seinen Sündengenossen,
ermahnt ihn zur Gottesfurcht, möchte ihn für die
Ewigkeit gewinnen. Dismas ist demütig; er legt öffentliches
Sündenbekenntnis ab, entschuldigt sich nicht, gibt
seine Missetaten zu. Dismas ist geduldig; er nimmt die
schrecklichen Kreuzigungsschmerzen als Sühne an,
anerkennt, dass ihm recht geschieht und er nur leidet,
was er verdient hat. Dismas ist voll Liebe zum göttlichen
Heiland. Er kann die Schmähreden gegen ihn nicht weiter
anhören; er verteidigt seinen lieben Messias, mutig und
unerschrocken verkündigt er IHN
als den Gerechten, den unschuldig Verurteilten. An
ihm hat der Heiland einen herrlichen Anwalt und
Verteidiger vor allem Volke gefunden. Der Heiland und
die Gottesmutter freuen sich über ihn; einer
wenigstens, der den Heiland zu verteidigen wagt. Dismas
hat ein grenzenloses Vertrauen zum göttlichen Heiland.
Von allen Menschen verlassen, nimmt er beim gekreuzigten
und verspotteten Heiland Zuflucht: Herr, gedenke meiner!
Seine Bitte ist so demütig, so bescheiden. Er wagt
nicht um den Himmel zu bitten; ein stilles Gedenken des
Herrn genügt ihm. Wie
herrlich der Heiland diese Bitte belohnt! Er hat göttliches
Wohlgefallen an den Tugenden, die Dismas am Kreuze übt.
Dismas starb nach Jesus. Dem geöffneten Herzen Jesu zur
Seite litt er geduldig weiter, bis die Soldaten kamen
und ihm
unbarmherzig die Gebeine zerschlugen und er so ohne Halt
am Kreuze unter fürchterlichen Schmerzen den Geist
aufgab, um einzugehen ins Paradies. Sein schmerzliches
Sterben war seliger Tod, weil der Tod eines Heiligen.
Die
Verehrung des Hl. Dismas setzte schon früh ein. Er ist
der einzige von Jesus selber selig gesprochene Heilige.
Die Kirchenväter verherrlichten ihn, da die Bulle
seiner Heiligsprechung im Evangelium steht. Mehr als 200
Schriftsteller haben sein Leben beschrieben und seinen
Tod verherrlicht. Ohrysostomus nennt Dismas den
Advokaten Christi, weil er Jesus gegenüber dem Schreien
des Volkes für unschuldig erklärt hat: »Dieser hat
nichts Böses getan.« (Vitale
v. Bologna, ca. 1337)
.
Bekehrung
in der Todeszelle
Jacques
Fesch
6.4.1930
-
1.10.1957
In
allen Jahrhunderten finden Menschen zum Katholischen Glauben.
Der
Vorschlag Kardinal Lustigers von Paris zur
Seligsprechung von Jacques Fesch erregte in Frankreich
Anstoss: Die
Polizeigewerkschaft protestierte, die Presse polterte:
«Von der Guillotine auf die Altäre», «Heiligsprechung
eines Mörders? Wieviel zählt Reue?» Der
Hl. Dismas möge unsere Gedanken in die richtigen Bahnen
lenken.
J.
Fesch nach seiner Verhaftung. Er kannte das
luxuriöse Leben, aber nie die familiäre
Geborgenheit. Er lernte kaum, das Böse vom Guten
zu unterscheiden. Dafür war er seines vielen
Geldes wegen beliebt. Nach Privatschulen und Militärdienst
heiratete er mit 20 Jahren gegen den Willen seiner
Eltern das Nachbarmädchen Pierette, die ihm
Veronique gebar. Im Beruf erfolglos, erwachte 1954
der Wunsch nach einem Segelboot und Flucht in die
weite Ferne. Da der Vater die Finanzierung
ablehnte, wollte Jacques das Geld durch einen Überfall
auf einen Bekannten des Vaters beschaffen. Der
Revolver sollte nur einschüchtern, wurde aber in
der Panik auf der Flucht zur Mordwaffe, mit der er
einen Polizisten erschoss. Der Staatsanwalt
forderte im Prozess die Todesstrafe. Das Schlusswort
des Verteidigers gibt zu denken:
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«Glauben
sie wirklich, dass alles mit Tötungsabsicht geschehen
ist?«
Seine Tat ist Frucht einer Sinnesverwirrung, der
Erregung, der Verfolgungsjagd! Muss er wirklich geopfert
werden?» Alles
war umsonst: die menschliche Gerechtigkeit, die den «Neuen
Jacques» nicht kannte, hatte ihn als «Exempel»
verurteilt. Er war aber schon so gewandelt, dass er
seinen Tod als Sühne und Erlösung annahm: «Unendliche Barmherzigkeit... ich bin gerettet, mir selbst zum Trotz.
Statt dumpf zu sterben, werde ich meinen Tod für alle,
die ich liebe, opfern.» Auch für seine Opfer nahm
er den Tod an. An seinem 27. Geburtstag wurde er zum
Tode verurteilt. Staatspräsident Coty lehnte die
Begnadigung ab. Am 1. 10. 1957 wurde er enthauptet.
Bekehrung
in der Todeszelle
In
der Einsamkeit der Zelle war einer der ersten Gedanken:
«Ich habe etwas sehr Böses getan.» Nach acht Monaten
im Kerker kommt eines Abends die Anrufung auf seine
Lippen: «Mon Dieu!» Gott erhört den Hilferuf: Der
Anstaltsgeistliche wird von nun an der einzige Mensch,
bei dem er den Ballast abladen kann. Er beginnt seinen
Weg auf der Suche nach GOTT mit allen Höhen und Tiefen.
Jacques war ohne Glauben, aber von nun an beginnt er auf
eine fast greifbare Art zu spüren, dass sich GOTT
um ihn kümmert. Früher kalt und distanziert gegen die
Seinen wird er nach seiner Bekehrung feinfühlig und
voll Aufmerksamkeit.
Sein
schriftlicher Nachlass (erst
in französisch gedruckt) ist Zeugnis einer ungewöhnlichen
christlichen Haltung, die zugleich erschüttert und
erbaut. Es sind intime Zwiesprachen mit seinem Kind: Wenn
du einmal eine Frau sein wirst —
und noch leidenschaftlichere mit Gott, mit Jesus und
Maria.
In
der Nacht vor seinem Tod: «Nur
wenn man sich ans Kreuz nageln lässt, tut sich die Tür
zum Reich
GOTTES auf;
dort gibt es Leben in Fülle und vollkommene Freude.
Wenn Dich Leid und
Angst
abschrecken,
kannst Du nicht eintreten... Der Glaube kommt aus der
Prüfung, und
mit dem Glauben kommt die Fülle der Gaben; das Joch
wird leicht und das Leid wandelt sich in Freude; was dem
Auge des Menschen verborgen ist, wird Licht
für den, den der Herr an sich zieht.»
Auch
in der letzten Stunde vor seiner Enthauptung spricht
Jacques von Glauben und Licht, von Frieden und Freude,
von Gnade und einer freiwilligen Selbsthingabe. Seine
letzte Zeile ist: «Ich bin glücklich... Adieu!»
Er
machte seinen Tod zu einem «Opfer, würdig am Altar GOTTES
niedergelegt zu werden, stellvertretend für alle, die
der Verzeihung bedürfen.» M. Quoist:
«Es
ist auffallend, wie ausgerechnet von einem Mörder Anstösse
zur inneren Erneuerung ausgehen. Das ist das Geheimnis
der Liebe.»
(nach
RSK/ Wien und Vision 2000)
Aus
dem Tagebuch an seine Tochter:
«Es
möge mir gelingen, Dir die Bedeutung des wahren Lebens
verständlich zu machen. Es beginnt hier auf Erden,
damit es sich dort entfaltet, wo alles Licht ist. . . Mögest
Du nur ahnen, wie kostbar eine Seele ist. Mögest Du
auch den Mut haben, Dich danach zu orientieren, wo das
Licht herkommt.»
Letzte
Eintragung (30. 9. 1957):
«Ich
habe meinen Rosenkranz gebetet. Welcher Friede und
welche Klarheit ist in mir. Ich fühle mich leicht, erlöst.
Jede Angst ist momentan fern von mir. Ich habe nur noch
5 Stunden zu leben, dann werde ich Jesus sehen ...»
Wenig später trägt er ein: «Der Friede ist weg. Die
Angst herrscht wieder in mir, und das Herz zerplatzt in
meiner Brust. HI. Jungfrau, erbarme dich meiner; ich bin
überzeugt, dass mit ein wenig gutem Willen diese Angst
zu überwinden ist. Möge ich die Fassung nicht
verlieren. HI. Jungfrau, hilf mir. Lebewohl an alle, und
der Herr möge Euch segnen.»
Abschiedsbrief
an seinen Strafverteidiger u. Freund M. Baudet
(30.
9. 1957):
«Ich
bin ganz gerührt von dem Gedanken, dass, wenn Sie den
Brief erhalten, ich schon im Himmel sein werde. Warum
ist es mir nicht schon jetzt möglich, über die
Grosstaten GOTTES zu
berichten, über die Zartheit und Liebe Jesu? Ein
Schleier bedeckt leider noch für einige Stunden meine
Augen ...
Ich
bin jetzt ruhiger als vorher, denn Jesus hat mir
versprochen, mich sofort in den Himmel zu führen...»
Einer
Mutter tiefste Sorge.
Eine Mutter kehrt aus
dem Jenseits zurück!
Lebenswahrer
Bericht eines Priesters
B.G.
Ich bin von einer der grossen Pfarreien in Nantes und
wohne unter demselben Dach wie mein Pfarrherr und meine
vier geistlichen Mitbrüder; zusammen bilden wir eine
wahrhafte Gemeinschaft der Arbeit und der Brüderlichkeit.
Unsere Herzen schlagen für das gleiche Ideal. Unsere
Pfarrei zählt 35‘OOO Seelen. Das bedeutet, dass es
unmöglich ist, alle Leute persönlich zu kennen. Es ist
unser Leid, dass wir nicht im Geiste Christi und der
Apostel alle Quartiere durchwandern und in jedem Hause
Besuche machen können.
Im
vergangenen Monat war ich eines Abends sehr
müde
von der Tagesarbeit. Erst gegen Mitternacht konnte ich
endlich mein Brevier fertig beten, als an der Türe des
Pfarrhauses die Glocke so heftig gezogen wurde, dass ich
erschrak. Da ich vermutete, es sei für einen Kranken,
ging ich hinab, um die Türe zu öffnen.
Auf der Schwelle stand eine Frau von etwa 40 Jahren.
Flehend hob sie die Hände und sprach: «Herr Abbé,
kommen Sie schnell; es handelt sich um einen jungen
Mann, der sterben wird!» Ich
antwortete: «Madame, ich werde morgen früh vor der
Sechs-Uhr-Messe kommen.» Da sagte sie: «Herr Abbé, es
wird zu spät sein; ich beschwöre Sie, zögern Sie
nicht!» «Gut, schreiben Sie mir bitte die Adresse,
Namen nebst Strasse, Hausnummer und Stockwerk in meine
Agenda.» Die Frau eilte in das Empfangszimmer. Jetzt
sah ich sie erst in voller Beleuchtung; das Gesicht war
schmerzerfüllt. Sie schrieb den Namen in mein Buch und dahinter:
37, Rue Descartes, 2. Stock. Ich sagte ihr: «Sie
können sich auf mich verlassen, Madame! Ich werde in 20
Minuten dort sein.» Halblaut
antwortete sie: «Gott möge Ihnen Ihre Nächstenliebe
vergelten. Sie sind müde. Gott möge Sie dafür in der
Stunde der Gefahr beschützen!» Dann verschwand sie in
der Nacht. Ich aber nahm meinen Mantel und das Nötige
zur Spendung der Sterbe-Sakramente und ging durch die
leeren, finsteren Strassen der Stadt. Als mir eine
Streife begegnete und den Lichtstrahl der elektrischen
Lampe auf mich richtete, zeigte ich meinen Passierschein
und setzte danach meinen Weg eilig fort. Dabei ging mir
durch den Kopf, dass ich zu einer mir unbekannten
Familie ging. Der Name, den die Frau angegeben hatte,
erweckte in meinem Gedächtnis keine Erinnerung. Was sie
selbst betraf, so erinnerte ich mich nur schwach, sie
vor etwa drei Jahren einmal gesehen zu haben. Wieder
bedauerte ich, meine Pfarrkinder nicht alle zu kennen.
Nicht ohne Mühe entdeckte ich die Nummer 37 der Rue
Descartes: ein grosses Mietshaus mit fünf Stockwerken
und abgeblendeten Fenstern. Aus einer Wohnung erschallte
gedämpftes Geräusch von einem Radio. Zum Glück war
die Haustüre nur angelehnt. Beim Schein meiner
Taschenlampe stieg ich die Treppe hinauf und klingelte
im 2. Stock heftig, wie jemand, der erwartet wird.
Schritte wurden hörbar, ein Lichtstrahl
zeigte sich, dann knarrte ein Sicherheitsriegel und die
Tür ging auf. Ein junger Mann von etwa 20 Jahren
betrachtete mich mit ehrfurchtsvollem Erstaunen. «Ich
komme zu einem Kranken in Todesgefahr», sagte ich,
«das ist doch hier?» «Nein, Herr Abbé das ist wohl
ein Irrtum.» «Doch,
man hat mir gesagt, in Nummer 37 der Rue Descartes, 2.
Stock.» «Das
ist zwar Nummer 37 dieser Strasse, 2. Stock, und ich bin
ein junger Mann», fügte er lächelnd hinzu, «aber ich
bin durchaus nicht im Sterben.»— Ich hatte meine
Agenda mitgenommen, hielt sie ihm hin und sagte: «Eine
Frau in den 40er Jahren ist gekommen, mich zu
benachrichtigen; sie selbst hat diese Adresse hier
hineingeschrieben.»— «Wahrhaftig, Herr Abbé mir
scheint, dass ich diese Schrift kenne; wie gleicht sie
derjenigen meiner...; aber nein, das ist doch zu
sonderbar! Ich wohne allein mit meinem Vater, der
augenblicklich Nachtdienst in der Fabrik hat. Das alles
ist sicher ein Irrtum. Die Frau hat ohne Zweifel Rue
Despartes schreiben wollen und hat aus Versehen Rue
Descartes geschrieben. Doch, Herr Abbé, treten Sie nur
einige Minuten ein! Sie haben gefroren; ich mache Ihnen
einen Grog.» Ich
trat in einen eleganten kleinen Salon, offene Bücher
lagen auf dem Diwan. In einer Ecke standen ein Radio und
ein Ledersessel. «Ich hörte soeben», sagte der junge
Mann, «ein wenig ungarische Musik aus Wien», und er
stellte ab. Dann fuhr er fort: «Herr
Abbé es sind schon zwei Jahre, dass ich Sie zu sprechen
wünsche, um mich mit Ihnen bekannt zu machen, aber ich
fand den Mut nicht, Sie aufzusuchen.» Er lächelte
traurig verlegen und gestand: «Ich bin ein verlorener
Sohn!» Auf dem Diwan sitzend, erzählt er mir sein
ganzes Leben... Ich verliess ihn, nachdem ich ihn mit Gott
ausgesöhnt hatte. Dann eilte ich nach der Rue Despartes.
Unterwegs dachte ich immer noch an den merkwürdigen
Besuch, den ich eben gemacht hatte. Aber wir Geistlichen
sind an solch sonderbare Vorkommnisse längst gewöhnt.
Von den Türmen der Stadt schlug es gerade halb zwei
Uhr, als ich den Theaterplatz überschritt. Plötzlich
fingen die Sirenen zu heulen an. Fliegeralarm! Ich
begann zu laufen, was ich konnte, aber es gab überhaupt
keine Nummer 37 in der ganzen Rue Despartes, die Strasse
endete mit 16. Schon
fielen die ersten Bomben im Norden der Stadt. Der
Höllenlärm kam näher. Ich hatte nur noch Zeit, in den
nächsten Luftschutzkeller zu flüchten. Dort verbrachte
ich mit vielen Menschen drei Viertelstunden in
furchtbarem Schrecken. Als ich herauskam, beleuchtete
greller Feuerschein die Dächer der Stadt: es waren
wenigstens 200 Brände ausgebrochen. Überall geborstene
Häuser mitten in der Strasse, alles voll von
Rauchwolken, Staub und Verzweiflungsschreie! Ich begab
mich zur nächsten Unfallstation. Schon waren in einem
Hof mehrere Hunderte von Verwundeten und Toten
beisammen, und immer kamen noch neue hinzu, besonders
Frauen und Kinder, die meistens an der Stirne verletzt.
Ich ging von einem zum andern, erteilte die Absolution
und spendete die letzte Ölung. Plötzlich musste ich
mich an der Wand anlehnen: «Was haben Sie, Herr Abbé»
fragte einer der Ärzte. Ich erbleichte.— «Einer
Ihrer Verwandten vielleicht?»— «Nein, ein
Pfarrkind.» Ich
war mit dem Fuss an die Leiche des jungen Mannes
gestossen, den ich von der Nummer 37 der Rue Descartes
her kannte. Vor kaum einer Stunde hatte ich ihn
verlassen, noch voller Leben, erfreut über die
Vergebung seiner Sünden. Seine Worte fielen mir wieder
ein: «Sie irren sich! Sehen Sie, ich bin ja guter
Gesundheit!» Und dabei hatte er fröhlich gelacht! Und
doch war er am Rande der Ewigkeit gestanden und hatte es
nicht gewusst! Die Barmherzigkeit GOTTES aber hatte ihm
Zeit gegeben, noch vor dem Tode beichten zu können. Ich
suchte nach seiner Brieftasche, in der Hoffnung, darin
weitere Papiere zu finden. Die Arbeitskarte trug den
Namen B. N
21 Jahre alt. Unter den verschiedenen anderen
Papieren befand sich auch ein vergilbter Brief mit
Photos. Das eine davon stellte eine Frau von ungefähr
40 Jahren dar. Ich sprang auf. Das war ohne Zweifel das
Bild der Frau, die mich gegen Mitternacht im Pfarrhaus
gebeten hatte, gleich den jungen Mann zu besuchen. Auf
der Rückseite des Bildes las ich das einfache Wort Mama.
Eine andere Photographie stellte sie auf dem
Totenbett dar, die Hände gefaltet, mit dem Rosenkranz,
und enthielt die zwei Daten 1898 - 8. April 1939.
Ich
betrachtete den vergilbten Brief. Welche Überraschung!
Eine Schrift, so ähnlich der, mit der die unbekannte
Frau in meine Agenda geschrieben hatte.
Denken
Sie nun von diesem geheimnisvollen Vorfall was Sie
wollen. Für mich besteht kein Zweifel mehr. Es war die
Mutter des jungen Mannes gewesen, die aus der Ewigkeit
gekommen war.
«Da
GOTT existiert,
das Evangelium Jesu Christi wahr und das
Wunderbare möglich ist», sagt
Pascal, «welche
Schwierigkeit gibt es, solches zu glauben?» Abbé
P. Labutte in: Croix de I‘ Orne.
Nachwort
des Übersetzers:
Es ist mir gelungen, festzustellen,
dass der Berichterstatter Abbé Labutte noch am Leben
ist. Mit Hilfe von Freunden in Frankreich bin ich jetzt
im Besitz einer vom 29. Dezember 1947 datierten Erklärung
von ihm, in der er auf seine priesterliche Ehre
versichert, dass die von ihm berichtete Begebenheit voll
und ganz den Tatsachen entspricht.
Julien Green
Schriftsteller
Der letzte
grosse christliche Schriftsteller Frankreichs
war in Paris als Julian Hartridge Green, als
Sohn amerikanischer Eltern geboren und im Geist
des südstaatlich calvinistisch geprägten
Protestantismus erzogen worden.
Ähnlich wie für den Konvertiten Paul Claudel
wurden für Green bestimmte Dichter zu
Leitgestalten: Leon Bloy, Baudelaire, Peguy und
Rimbaud. Dazu kam Andre Gides, der aus ihm
seinen Apostel machen wollte. Greens offener
Glaube und sein Gottvertrauen vermochten ihn von
seinen sündhaffen Verstrickungen nicht zu heilen,
wirkten aber befreiend. Sie zeigten, class die
Gemeinschaft der Heiligen, die Communio
Sanctorum, ein Vorbild für die moderne Welt ist.
In vielen Romanen (Der andere Schlaf,
Mitternacht, Der Geisterseher, Varouna, Wenn ich
du wäre) hat Green die Verirrungen des Menschen
in Wachstumsschwierigkeiten, Todesangst,
Homosexualität und Sinnlichkeit beschrieben.
Seine Romanfiguren leben den Sog des
Siindenfalls. Die persönliche Liebe GOTTES zu
jedem Menschen gibt aber Hoffnung auf Gnade und
Erlösung. Kollegen und Kritiker sahen in ihm den
christlichen Kafka. Seine philosophische und
noch ausgeprägtere theologische Ader rücken ihn
in die Mahe von Blaise Pascal. Während jener vor
dem Sternenfirmament ausrief: «Die Stille dieses
unendlichen Raumes macht mich erschrecken,
beschreibt Green sein prägendstes
Kindheitserlebnis vor demselben Firmament mit
umgekehrter Einstellung: «Welche Worte sollen
beschreiben, was sich der Sprache entzieht? Ich
habe geliebt in dieser Welt, aber nie wie in
diesem kurzen Augenblick, und ich wusste nicht,
wen ich liebte.»
Im hohen Alter schuf Green mit dem monumentalen
Südstaaten-Epos Von fernen Ländern (1987) und
Die Sterne des Südens (1989) einen Bestseller.
Dieses Gesellschaftspanorama bezieht historische
Geschehnisse aus dem Sezessionskrieg (1861-1865)
ein und brachte Green den grössfen
Verkaufserfolg. Die Franzosen feierten ihn
trotz seines US-Passes als einen ihrer grossen
Literaten: Als erster wurde Green 1971 in die
Academie Francaise aufgenommen.
Konvertit in zwei Anläufen |
Julien Green
8. 9. 1900 - 13. 8. 1998 |
Julien
Green war das Kind protestantischer
amerikanischer Eltern und wuchs
zweisprachig (französisch/englisch) auf.
Nach dem frühen Tod der Mutter 1914
konvertierte er mit 15 Jahren zur
Katholischen Kirche, von der er sich
aber wieder löste. Nachdem er sich dem
Buddhismus zugewandt hatte, bekannte er
sich 1939 aber erneut zum katholischen
Glauben. Green nahm als Sanitäter auf
amerikanischer Seite am ersten Weltkrieg
teil. 1919-1921 studierte er an der
Universität von Virginia
Literaturwissenschaften und kehrte
danach nach Frankreich zurück. Während
der deutschen Besetzung Frankreichs
hielt er sich von 1940 bis 1945 als
Emigrant in den USA auf und unterstützte
von dort aus die französische résistance.
Julien Green erhielt mehrere
literarische Auszeichnungen und wurde im
Jahr 1972 als erster Nichtfranzose
Mitglied der Académie Française, die er
1997 wieder verließ. Er starb 1998 in
Paris, wurde aber auf eigenen Wunsch in
der Stadtpfarrkirche von Klagenfurt
bestattet. Heute beschäftigt sich die
SIEG 'société internationale d'études
greeniennes' mit der Verbreitung der
Werke des amerikanischen Schriftstellers
französischer Sprache. Halbjährlich und
jährlich organiserte Veranstaltungen
laden ein zu Studientagen, Ausstellungen
und Bulletins über Thesen, kritische
Artikel und Bücher von Julien Green. |
|
Ein
Jahr nach dem Tod der Mutter (1914) traten Julien Green
und sein Vater zum Katholizismus über. Unter dem
Einfluss des 1. Weltkrieges und des Buddhismus wandte
sich Julien wieder ab. Seine ersten Romane spiegeln die
Macht des Bösen im Menschen als unwiderstehliche Gewalt.
Die Menschen sind unbefriedigt, gehemmt, dem Chaos der
Gefühle und Triebe, oft der Homosexualität preisgegeben,
die auch ihn bedrangte. Das Hauptwerk dieser Zeit ist
der Roman Leviathan (1929). Darin beschreibt Green eine
junge Frau: Ihr Glaube beschränkte sich darauf, von Zeit
zu Zeit ein kurzes Gebet zu sprechen, in dem dunklen
Gefühl, das verpflichte zu nichts, könne aber auch nicht
schaden.»
An
der Schwelle des 2. Weltkrieges kehrte Green nach der
Lektüre des Traktats der HI. Katharina von Genua über
das Fegefeuer zur katholischen Kirche zurück (1939). Die
Frage des Bösen und der Sünde hatte ihn von Jugend auf
bewegt. In den zwei Bãnden seiner Autobiographie hat er
auch seine Eltern unter religiösen Aspekten geschildert,
während die Erinnerungen seiner Schwester Anne Green
nichts davon wissen. Anne war neun Jahre alter als
Julien. Sie war noch in Savannah (Georgia/USA) geboren
und wurde eine amerikanische Autorin. Ihre Romane
behandeln Amerikaner im Europa der Belle Epoque. Diese
Welt hat Julien verabscheut. Für ihn sind Reichtum und
Geldgier die grössten Verirrungen des Menschen. Die
Sünde liegt für Green nicht in der Welt, denn die Welt
ist durch Christus erlöst, sondern im Menschen. Der
Mensch ist zwar durch die Taufe vom Bösen erlöst, aber
die Versuchung, Böses zu tun, ist nicht erloschen. Alles
Schlechte kommt aus dem Menschen: Grausamkeit,
Machtbesessenheit und das Streben nach materiellen
Gütern zerstören die Person.
Von
Bloy stammt der vielzitierte Satz, das einzige Unglück
des Menschen sei, kein Heiliger zu sein. Green hat den
radikalen Glaubensbekenner Bloy schon als 17jahriger
gelesen, als dieser den meisten wegen seiner
apodiktischen Haltung als Verrückter galt. Ein anderer
Missverstandener beschäftigte Green seit seiner Jugend:
Franz von Assisi. Ein Hauptwerk Greens ist Frére
Francois (Bruder Franz; 1983). Es steht unter dem
Rimbaud-Motto: Sie ist wiedergefunden. Was? Die
Ewigkeit
Wie
alle Bücher Greens setzt auch dies die Bereitschaft
voraus, sich auf ein geistiges und geistliches Abenteuer
einzulassen. Wir werden ständig aufgefordert, den HI.
Franz so oder so zu sehen, etwa nachzuvollziehen, wie
und warum er den Vögeln eine Predigt hielt, die ja den
Vorzug haben, den Luftraum zu beherrschen, und weil ihr
Gefieder unendlich schön ist. Die Vogel hören auf zu
zwitschern, sie schweigen; erst als Franz es erlaubt,
fliegen sie davon. Julien Green zwingt den Leser, mit
dem Heiligen von Assisi zu leben. Dieses Werk
beschäftigte ihn historisch und psychologisch mehrere
Jahre. Es half ihm, seine zwanghaften Triebe zu
überwinden.
Green
mied eine Begegnung mit Freud, dem Vater der
analytischen Psychologie: Diese vertieft das Geheimnis
der Seele nur, ohne es zu erhellen.» Dieses Geheimnis
war für ihn Teil des grössten, allumfassenden
Mysteriums der Wirklichkeit und der Wahrheit GOTTES.
Unablässig suchte Green das Gespräch mit Priestern und
Abbes, worüber er in seinen Tagebüchern Rechenschaft
ablegte. Wie für die Kirchenlehrer reichte auch für den
tiefgläubigen Schriftsteller der endliche menschliche
Geist nicht aus, urn die Unendlichkeit des göttlichen
Geheimnisses zu erfassen.
Der
erste Konvertit, der Jude Paulus von Tarsus, begleitet
diese Serie im Bild: «Der Herr sagte: Ich bin Jesus, den
du verfolgst! Ich errette dich aus dem Volk und den
Heiden, zu denen ich dich sende» (Apg 26,151)
Vom Bühnenstar zur Büsserin
Eva
Lavallière
1.4.1866
- 10.7.1929
Aus
der Gosse
zum Star
Für Gott ist es nie zu
spät... und Seine Barmherzigkeit ist grenzenlos. Auch
dieses wahre Lebenszeugnis aus den letzten Jahrhundert
zeigt, dass Suchenden der Weg zur Wahrheit gezeigt wird
und dass der Weg des Heiles nur in der wahren —von Jesus
Christus gestifteten— Kirche zu finden ist.
Wer zudem ein Beispiel
für eine Jugend als Tragödie sucht, deren logische
Fortsetzung ein Leben der Verzweiflung wird... und
trotzdem göttlicher Gnadenerweise teilhaftig wird, hier
ist es.
Der Jude
Paulus von Tarsus
begleitet diese Serie im Bild:
"Der Herr
sagte: Ich
bin Jesus, den du
verfolgst!... ich errette dich
aus dem Volk
und
den Heiden, zu denen ich
dich
sende..." (Apg 26,15f)
Bild: aus dem Stundenbuch der Louise u.
Laval, 15. Jh. |
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Um
die Jahrhundertwende
(1900)
war Eva Lavallière
in Paris der gefeierte Bühnenstar. Ihr
Magdalenenschicksal trieb sie in spiritistische
Kreise. Doch sie hörte den Ruf der Gnade GOTTES
und kehrte um... |
Drei Namen
für drei Leben
Die Zeichen über ihrer
Geburt widerspiegeln schon Zukünftiges: Als Marie-Pascalina-Eugenie
Fenoglio wird sie am frühen Ostermorgen in Toulon
geboren -da der auferstandene Erlöser der bekehrten
Maria-Magdalena erschienen war
(am selben Tag war das
Gedächtnis der Stigmatisation der HI. Katharina von
Siena!).
An ihrem Lebensende legt sie ihren Künstlernamen ab: Eva
Lavallière, unter dem sie Weltruhm erlangt hat. An einem
19. September empfängt sie als Franziskaner-Tertiarin
den Namen Sr. Eva-Maria vom Herzen Jesu, und sie
schreibt:
«Am Feste der Wundmale des HI. Franziskus bin auch ich
stigmatisiert worden... Ich dachte, das sei eine
Liebkosung des HI. Franziskus.»
Hölle einer Jugend
Ein jähzorniger Vater
verhindert als Spieler, Trinker und Wüstling, was man
sonst als Jugend bezeichnet. Mit 18 wird sie Zeuge, wie
ihr Vater die Mutter niederschiesst und sich selber
richtet. Dieses schreckliche Drama verfolgt sie auf den
nun folgenden Irrfahrten... Als Waise wird sie
bevormundet.
Bretter dieser
Welt
Nach mehreren Stationen
bei Verwandten zieht sie allein in die weite Welt, dem
Zufall vertrauend. Doch immer wieder stellen ihr die
Männer nach, angezogen von ihren grossen, dunklen
Feueraugen und ihrem angeborenen Charme. Bislang hat sie
ihre Mädchenwürde geachtet. Ein skrupelloser reicher
«Kavalier» bietet ihr Luxus und öffnet ihr die Tür zu
ihren Jugendträumen und ihrem Talent: der Bühne. 1889
tritt sie als
Eva Lavalliere in Paris in einer Revue
auf. Fortan wechseln ihre Liebhaber wie die
Bühnenstücke, in denen sie als «Tragödin lustiger Dinge»
von Erfolg zu Erfolg eilt. Doch weder Vergnügen noch
Ruhm und Luxus
(Privatwohnung an den Champs Elysees, Viergespann,
Automobil...) geben ihr die
Freude des Herzens. Mit Schrecken gewahrt sie, wie ihre
Jugend dahinwelkt. Gleich Faust versucht sie -in
spiritistische Kreise eingeführt- einen Pakt mit dem
Fürsten der Finsternis zu schliessen, um von neuem Jugend und
Gesundheit zu erhalten. Es wird geantwortet, dass dies
zu schwierig sei, weil sie zu sehr beschützt sei...
Daraus folgert sie, dass es keinen Teufel gebe... wie
von GOTTES Hand beschützt, übersteht sie mehrere
Selbstmordversuche.
Begegnung
mit GOTT
Mit
ihrer Freundin entflieht sie 1917 auf ein Schloss in
Lothringen, wo sie den Pfarrer über Konvertiten
predigen hört
(verärgert über seine Aussprache unterweist sie ihn
in Sprechtechnik).
Nach «gefügter» Wendung unterrichtet er die beiden
Katechumenen. Und sie erhofft von der Hl. Jungfrau
Erbarmen, von der jenes Medium ihr abzulassen und
das Kreuzzeichen zu meiden befohlen hatte.
«Heiliges Antlitz meines GOTTES, ich
bete Dich an. Du hast mich aus dem Nichts gezogen zu
Deiner Verherrlichung, und ich habe das Werk Deiner
Hände geschändet. Herr... ich werfe mein Elend in
den Ozean Deiner Heiligkeit. Mach, dass ich lebe;
von mir aus kann ich nur sterben.»
Leidend begeht sie fortan den Weg zur Pforte des
Himmels: abgewiesen von allen Klöstern, in denen sie
Aufnahme sucht, durch ihre Freigebigkeit ruiniert,
schwer erkrankt
(zur Sühne für ihre
Sünden hat sie jedes ihrer Glieder geopfert: sie
kann kaum mehr gehen und essen, Magen- und
Augenoperationen... für die Ärzte ist ihr Leben der
letzten drei Jahre unerklärlich).
An einem Mittwoch, dem Tag des Hl. Josefs, des
Patrons eines guten Todes, verlässt Eva diese Welt.
Hl. Margareta
von Cortona
1247-1297
In
allen
Jahrhunderten fanden Menschen zum Katholischen Glauben
Wachsportrait von Margareta v. Cortona (im
Kloster S. Lucia del Monte in Neapel). |
|
Die bisherigen fünf
Konvertitenportraits beschrieben Bekehrung und
Übertritt zum katholischen Glauben.
Es gibt aber auch Konversion im weitern Sinn des
Wortes (Konversion =
Glaubenswechsel, grundlegende
Meinungsänderung...).
Zahlreich sind jene Tauf-Katholiken, die sich in
den Unglauben verirrten und später den Glauben
der Kindheit wiederfanden. In beiden Fällen gibt
es keine Erklärung des übernatürlichen
Phänomens, das wir als Konversion bezeichnen. |
Diese ist mehr als eine
logische Schlussfolgerung. Sie ist eine
geheimnisvolle Wirkung der göttlichen Gnade. Zur
zweiten Gruppe gehört Margareta von Cortona,
deren Umkehr so radikal war, dass sie zur Ehre
der Altäre erhoben wurde und uns zum Vorbild
gereicht. |
Vertraute und Apostel des
Herzens Jesu
Diese "Konvertitin" ist meistens nur als
grosse Sünderin bekannt, die nach dem Tod ihres adligen
Geliebten eine grosse Büsserin wurde. Weniger bekannt
ist, dass sie nach ihrer Bekehrung eine grosse
Mystikerin des leidenden und sühnenden Herzens Jesu
gewesen ist. 400 Jahre vor der Hl. M.M. Alacoque hat sie
als "seraphische Magdalena" die Geheimnisse des
göttlichen Herzens Jesu den Söhnen des Hl. Franziskus
nahegebracht.
Aufstieg zum mystischen Leben
Im
Kloster wandelten sich ihre Reuetränen unter
Gebet, Buße und Sühne in Freudentränen.
Innerlich von der Gnade GOTTES angeregt, wuchs
ihr Seeleneifer, der zu einem fast
ununterbrochenen Zwiegespräch mit Christus
führte. Ekstasen und Visionen häuften sich, vor
allem nach der seit 1288 täglich empfangenen Hl.
Kommunion. In der ständigen Betrachtung des
Sühneleidens Christi, mit dem sie sich ganz eins
wusste, drang sie immer tiefer in die
Geheimnisse des göttlichen Herzens Jesu ein. Vor
allem in drei Visionen seit 1291 zeigte ihr
Christus Seine Wunden, besonders jene der Seite.
Er forderte sie auf, diese nicht nur zu
verehren, sondern auch zu berühren. Dabei bekam
sie auch eine dreifache Botschaft vom Herrn
mitgeteilt:
-
Die Minderbrüder des Hl. Franziskus sollten
bei der Betrachtung der einzelnen Stationen
der Passion lernen, immer auf die
unaussprechliche Grösse der Liebe des
Herzens Jesu zu achten.
-
Die Franziskanerprediger sollten verkünden,
was Margareta von Jesus gezeigt bekommen
habe in der Betrachtung Seiner Wunden und
Seines Herzens.
-
Allen Christen sollte mehr und mehr die
einzigartige Liebe des Herzens Jesu
aufgehen, die in allen Mysterien Seines
Erdenlebens... immer das einzige Ihn
bewegende Motiv gewesen sei.
|
Die Patronin von Cortona erhielt im
Stadtzentrum ein Denkmal.
1247 östlich von Salerno geboren, verliess sie
mit 16 Jahren das Elternhaus und lebte 9 Jahre
mit einem Adeligen (der uneheliche Sohn wurde
später Franziskaner). Ihr Geliebter wurde auf
der Jagd erschlagen, was ihr Leben veränderte.
In Cortona wurde sie nach 3jähriger Probezeit im
Kloster der Franziskaner-Terzianerinnen
aufgenommen, wo sie ein Leben der Buße und der
Nächstenliebe führte (sie gründete ein Hospital
für Arme u. Kranke). 1728 von Benedikt XIII.
heiliggesprochen. |
Der
Leichnam der Heiligen -1392 bei einer Rekognoszierung
unverwest aufgefunden- wird in einem Schrein hinter dem
Hochaltar des Heiligtums S. Margherita in Cortona
verehrt.
Der
Rabbiner - Konvertit
Eugen Maria Zolli
Bei den
ungerechten Verleumdungen an Pius XII.
—von Rolf Hochhuts »Der Stellvertreter« bis zu
Vorsitzenden von Judenorganisationen— vermisst
man einen Hinweis auf den Grossrabbiner von Rom.
Sein Zeugnis widerlegt die verleumderische
Behauptung, dass der grosse Papst nichts für die
Rettung der durch den Nationalsozialismus und
Faschismus verfolgten Juden getan, sondern diese
ihren Henkern ausgeliefert habe. Pius XII. ist
nicht nur mutig für die verfolgten römischen
Juden eingetreten. Er hat viele von ihnen, u. a.
den römischen Oberrabbiner Israel Zolli, in
kirchlichen Gebäuden Roms verstecken lassen, um
so ihr Leben zu retten. Israel Zolli liess sich
1945 auf den Namen Eugenio taufen. Aus
Dankbarkeit nahm er diesen Vornamen von Pius
XII. an. (Eugenio Pacelli)
Unsere Medien schweigen auch diese Tatsache seit
1945 tot.
Zuflucht bei
Katholiken
Nach dem
Freundschaftspakt zwischen Hitler und Mussolini
wird die Situation der Juden auch in Italien
kritisch, besonders als die deutsche Wehrmacht
nach der Absetzung Mussolinis Rom besetzt und
die SS gegen die Juden zu wüten beginnt. Der
Oberrabbiner Zolli bietet sich für seine
Gemeinde als Geisel an. Als die Situation sich
zuspitzt, rät er seinen Glaubensgenossen, sich
zu zerstreuen und bei nichtjüdischen Freunden
unterzutauchen. Tatsächlich sind »in den dunklen
Jahren der Rassenverfolgung die Pforten unserer
Ordenshäuser, unserer Kirchen, des Römischen
Priesterseminars und der Gebäude des Heiligen
Stuhls und des Vatikanstaates selbst weit
geöffnet worden, um vielen, von ihren Verfolgern
gehetzten Juden in Rom Zuflucht und Rettung zu
bieten« (Johannes Paul II. am 13. 4. 1986
in der römischen Synagoge).
Von
Freunden gedrängt lässt sich auch Israel Zolli
im Vatikan verstecken. Von dort hilft er seinen
Gläubigen, indem er mit finanzieller
Unterstützung des Vatikans für die riesigen
Sühne-Lösegelder aufkommt, welche die römischen
Juden den deutschen Behörden zahlen müssen.
Undank der
Glaubensgenossen
Nach der
Befreiung Italiens erscheint Zolli wieder in der
Öffentlichkeit. Er sei aber als Oberrabbiner
»wegen seines unwürdigen Verhaltens in der Zeit
der grössten Gefahr abgelehnt worden« (Encydopaedia
Judaica). Die historische
Wirklichkeit ist anders: Schon zu Beginn der
30er-Jahre konzentriert Zolli seine biblischen
Studien auf die Person Jesu Christi, die ihm
aufrichtige Bewunderung bringt. Schon in seinem
Werk »Ricerche religiose« schreibt er 1932 einen
aufschlussreichen Vergleich zwischen Ijob und
dem Gottesknecht des DeuteroJesaja (Jes
49-53). |
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Eugen Maria Zolli
17. 9. 1887 - 2. 3. 1956
Der Rabbiner-Konvertit wird als Israel Zoller in
Brody (damals
österreichisches Galizien/Polen) in eine jüdische
Familie hineingeboren,
die
seit Generationen Rabbiner
hervorgebracht hat. Wegen der Judenverfolgungen
aus dem zaristischen Russland kommt Israel
Zoller sehr jung nach Italien. Er studiert an
der Universität Florenz Literaturwissenschaft
und Psychologie und wird an der Rabbinerschule
in Florenz zum Rabbiner ausgebildet. 1914
erlangt Israel Zoller den Posten des
Oberrabbiners in der
jüd. Gemeinde von Triest.
Nach dem 1. Weltkrieg lässt er seinen Namen
italianisieren: aus Zoller wird Zolli (Triest
scheidet aus der österreichisch-ungarischen
Monarchie aus und wird zum italienischen
Königreich geschlagen). Neben seiner Tätigkeit
als Oberrabbiner hat Israel Zolli einen Lehrauftrag
für Hebräisch an der Universität Padua. Die
biblische Sprache beherrscht er wie seine
Muttersprache, was ihm bei seinen exegetischen
und bibeltheologischen Arbeiten zugutekommt, wo
Gespür über den Wortsinn hinaus verlangt ist.
1940 wird Israel Zolli Oberrabbiner der uralten
jüdischen Gemeinde Roms, der er in den
leidvollen Jahren des 2. Weltkrieges vorsteht.
Nach dem Krieg verzichtet er nach seiner Taufe
auf sein Amt als Oberrabbiner. Bei seiner
Konversion jubelt er: «Ich bin angekommen». Bis
zu seinem Tod doziert er am Päpstlichen
Bibelinstitut und der Universität Rom die
semitischen Sprachen. Die wunderbaren Wege, die
Gott ihn geführt hat, schildert er im
autobiographischen Werk
(»Beforethe Dawn:
Autobiographical reflections« (New York 1954).
Sein Testament hat er in
einer italienischen Psalmen-übersetzung
hinterlassen. Eine Woche vor seinem Tod vertraut
er der Krankenschwester an: «Ich werde wie unser
Herr am 1. Freitag eines Monats um 3 Uhr
nachmittags sterben. Am 2. 3. 1956 stirbt er um
14.30 Uhr. Bis heute liegt ein dichter Schleier
des Schweigens über dem ungewöhnlichen Schicksal
dieses Judenkonvertiten. |
Dieser Gottesknecht ist
für ihn bereits damals Jesus Christus: »Ijob hat über
GOTT nachgedacht, der Gottesknecht beim Propheten Jesaja
aber hat sich nach seinem GOTT gesehnt und ihn geliebt,
ja ganz tief und bis zur äussersten Hingabe geliebt. In
dieser Gestalt des Gottesknechtes wird das menschliche
Leid erhoben und verherrlicht, in Jesus Christus aber
ist es vergöttlicht worden.« 1938 gibt Zolli sein Buch
Il Nazareno (Der Nazarener)
heraus. Darin findet er für Ijob, die erhabenste Gestalt
des Judentums, eine würdige Schilderung. In der Stille
seines vatikanischen Verstecks dringt er zur letzten
Erkenntnis des Persongeheimnis Jesu Christi vor, so dass
er Il Nazareno nachträglich korrigiert. Bei seiner Taufe
bekennt er: »Vor dem staunenerregenden Bild des
Gottesknechtes, wie es der Prophet geschildert hat,
beuge ich meine Stirne und knie vor dem Gekreuzigten
nieder. Denn hier begann das universale Reich Jesu, hier
bin ich von wundersamer Liebe zu dieser vom
prophetischen Seher geschilderten, unsagbar erhabenen
Gestalt entflammt worden.« Damit reiht er sich in die
Reihe jener Juden ein, die von sich bekennen können:
»Wir haben den Messias
gefunden.«
Vom Wert
des
»Vergelt’s
Gott.«
Eine wahre, besinnliche Begebenheit. Es
war im Jahre 1852 in dem damals noch österreichischen
Städtchen Albendorf, im Grazer Land. Eine arme
Arbeiterfrau, deren Man schon längere Zeit krank
darniederlag, wollte vom Metzger ein Stück Fleisch für
eine kräftige Suppe erbitten. Sie trug dem
Metzgermeister ihr Anliegen vor. Der aber schüttelte den
Kopf und meinte: „Solche Kunden hab‘ ich nicht gern. Ich
will bares Geld sehen.“ „Umsonst will ich es auch
nicht“, sagte das Mütterchen. „Ich gebe dir ein
Verlgelt’s Gott. Das wiegt gut.“ Spöttisch meinte der
Meister: „Was wird eine Verlget’s Gott schon wiegen! Das
werden wir gleich sehen.“ Er nimmt ein Stück Papier,
schreibt darauf das Wort „Vergelt’s Gott“ und legt es in
eine Waagschale. Doch sieh! Er traut seinen Augen nicht.
Mit schnellem Ruck zieht’s diese Schale hinunter.
Schnell schneidet er ein Stück Fleisch vom Nachbartisch
ab und legt es in die andere Waagschale. Diese aber
rührt sich nicht. Nach ein zweites Stück, ein drittes
Stück legt er darauf, ja, das ganze Fleisch, das er auf
dem Tisch liegen hat. Es gelingt ihm aber nicht, die
Waagschale mit dem Vergeltsgott hochzubringen. Diese
bleibt nach unten gezogen; die andere mit dem vielen
Fleisch bleibt oben. Der Metzger kommt aus dem Staunen
nicht mehr heraus. Er schüttelt immerzu den Kopf und
sagt: „Das ist doch nicht zum Glauben, aber ich sehe es
mit meinen eigenen Augen: Das Vergeltsgott hat mehr
Gewicht, als mein Fleisch.“ Er gab dem überraschten
Weiblein ein ansehnliches Stück Fleisch und hielt
fürderhin gar viel auf ein Vergelt’s Gott.
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