,,Manche
sagen: ,Ich habe zu viel Böses getan der liebe Gott
kann mir nicht verzeihen.‘ Das ist eine grobe Lästerung.
Es bedeutet, der Barmherzigkeit Gottes eine Grenze
setzen. Sie hat aber keine: sie ist grenzenlos. Nichts
beleidigt den lieben Gott so sehr, als an seiner
Barmherzigkeit zu zweifeln.“
(Heiliger
Pfarrrer von Ars)
Was
soll ich tun, wenn ich schwer gesündigt habe, wenn ich
gar sterben muß und nicht mehr beichten kann?
Vor
allem in der Sündennot nicht verzweifeln, sondern
bereuen und vertrauen! So tief ist niemand gesunken, daß
er nicht durch Gottes Gnade und Jesu kostbares Blut
gerettet werden könnte. Die folgenden Beispiele aus der
Heiligen Schrift beweisen das.
König David ist
zum Ehebrecher und Mörder geworden. Als ihm der Prophet
Nathan im Namen Gottes die Größe seiner Verbrechen vor
Augen führte, bekannte David in tiefer Zerknirschung,
aus gottliebendem, reumütigen
Herzen; ,,Gesündigt habe ich gegen den Herrn!“ —
Da
gab der Prophet ihm die tröstliche Versicherung: ,,Gott
hat deine Sünden von dir genommen!“ (2
Sam 11,1
—12,15)
Als
die stadtbekannte Sünderin Maria
Magdalena in tiefer Reue die Füße Jesu mit ihren
Tränen benetzte, sagte der Heiland:
,,Ihre vielen Sünden sind vergeben, weil sie viel
geliebt hat.“ (Lk
7,36-50)
Auch
der sündige Zöllner, der nicht einmal wagte, die Augen
zum Himmel zu erheben, verließ den Tempel im Frieden
mit Gott, nachdem er an seine Brust geschlagen und reumütigen
Herzens bekannt hafte: ,,Gott, sei mir Sünder gnädig!“
(Lk
18,9-14)
Und
der Apostel Petrus, der seinen Herrn und Meister dreimal
verleugnet hatte, ,,weinte bitterlich.“ Seine Reue kam
aus Iiebendem Herzen. Und so erlangte er von Jesus Gnade
und Verzeihung. (Lk
22,55-62)
Wie
unermeßlich trostvoll ist doch Jesu zweites Wort am
Kreuz, das er dem reuigen
Schächer widmete. Dieser Missetäter hatte
erkannt, daß er am Schandpfahl die gebührende
Todesstrafe für seine Übeltaten empfing. Darum rief er
voll Glauben und Vertrauen, zur Rettung seiner Seele: ,,Jesus,
gedenke meiner, wenn Du in Dein Reich kommst!“ Jesus
antwortete ihm: ,,Wahrlich, ich sage dir, heute noch
wirst du mit mir im Paradiese sein!“ (Lk
23,39-43)
Z/Ewig
,,Jesus,
gedenke meiner!“
Der
reuige Schächer ist der erste Mensch, der in seiner Sündennot
im Angesicht des Todes den heiligsten Namen Jesus anruft
und dessen verzeihende und rettende Kraft erfährt. Er
gewinnt damit gleichsam den ersten vollkommenen Ablaß.
Die Antwort Jesu an den Schächer ist eines der
trostvollsten Worte der Heilsgeschichte.
Darum
dürfen auch wir auf die unendliche Barmherzigkeit
Gottes vertrauen, wenn wir unsere Sünden aufrichtig
bereuen. Die heiligen Wunden und das kostbare Blut des
gekreuzigten Heilandes sind der ergreifendste Ausdruck
der Liebe und Güte Gottes zu uns armen Sündern.
Wie
bereuen wir?
,,Die Reue
ist ein Schmerz der Seele und ein Abscheu über die
begangenen Sünden mit dem festen Vorsatz, fernerhin
nicht mehr zu sündigen“
(Konzil von
Trient).
Es
gibt die unvollkommene
Reue (auch ,,Furchtreue“ genannt, weil ihr
Beweggrund die Strafe ist) und es gibt die
vollkommene Reue (auch ,,Liebesreue“ genannt, weil
sie aus der Liebe zu Gott entspringt).
Der
Katholische Katechismus von Pietro Gasparri sagt dazu:
,,Die
unvollkommene Reue ist ein übernatürlicher Schmerz und
Abscheu über die Sünden, der gewöhnlich aus der
Betrachtung der Schändlichkeit der Sünde oder aus
Furcht vor der Hölle und anderen Strafen hervorgeht.
(Nr
439)
Die
vollkommene Reue ist ein Schmerz und Abscheu über die Sünden
aus Liebe zu Gott, nämlich deswegen, weil Gott, das höchste,
liebenswürdigste Gut, beleidigt worden ist. (Nr
437)
Die
vollkommene Reue tilgt
sofort die Sünden und versöhnt den Menschen mit Gott
auch außerhalb des Bußsakramentes, jedoch nicht ohne
den in der vollkommenen Reue enthaltenen Vorsatz zu
beichten. (Nr
438)
Das
Konzil von Trient empfiehlt: Der Christ sollte es sich
zur Gewohnheit machen, den Akt der vollkommenen Reue oft
zu erwecken. Vor allem dann, wenn er das Unglück hatte,
eine Todsünde zu begehen. Dann soll er diese sogleich
durch eine vollkommene Reue tilgen und
nicht zu lange mit der Beicht warten. Auf diese
Weise bleibt kein gutes Werk, das er verrichtet, ohne
Frucht für die Ewigkeit, und er braucht vor einem
plötzlichen Tod nicht erschrecken. Gar manche erlangen
das ewige Heil nur, weil sie in vollkommener Reue aus
diesem Leben scheiden, nämlich jene, die zu einer Zeit
sterben, wo sie die Sakramente nicht empfangen können.
Die
vollkommene Reue wurde ihr
,,Sterbesakrament“
Eine
betagte Ordensschwester erzählt:
Es
war vor einigen Jahren. Ich hatte Heimaturlaub bekommen
und war bei einer ledigen
Schwester zu Gast. Jeden Abend beteten wir zusammen den
Abendrosenkranz in unserer Wohnung. An einem Samstag war
es dabei etwas später geworden, aber meine Schwester
war noch frisch und wohlgemut, und wir freuten uns auf
den Sonntag. Ich sagte ihr so beiläufig scherzend:
,,Ich glaube, du dürftest auch wieder einmal beichten
gehen.“ Ihre Antwort: ,,Ja, ja, ich gehe schon. Aber
mein Beichtvater muß sich am Montag einer schweren
Operation unterziehen. Da will ich ihn nicht mehr in
Anspruch nehmen.“ So schlug ich ihr vor: ,,Dann wollen
wir
wenigstens
miteinander
die
Vollkommene Reue erwecken,
bevor
wir schlafengehen.“ Darüber freute sie sich wie ein
Kind.
Wir
sagten dem lieben Gott, daß wir ihn aus ganzem Herzen
lieben; daß wir alle unsere Sünden und Fehler
aufrichtig und aus tiefster Seele bereuen, weil wir
damit so undankbar gegen Gottes Liebe und Güte gewesen
sind. ,,Lieber Heiland, bitte, schenke uns Dein Erbarmen
und Deine Verzeihung, und laß uns diese Nacht in Deiner
Liebe und Gnade ruhen: zu Deiner Ehre und zu unserem
Heile. Amen.“
Am
Sonntag vormittag war meine Schwester, noch im Bett,
ganz unerwartet bewußtlos geworden und aus diesem
Zustand nicht mehr erwacht. Ihr Beichtvater kam, trotz
großer körperlicher Beschwerden, und spendete ihr noch
die heilige Ölung. Am Montag ist die Bewußtlose dann
ins ewige Vaterhaus heimgerufen worden.
Ich
bin heute noch unaussprechlich froh und dankbar für die
Gnade, mit meiner Schwester damals die Vollkommene Reue
gebetet zu haben. Es wurde -unbewußt -der
letzte und wertvollste Liebesdienst, den ich ihr für
ihren plötzlichen Heimgang hatte erweisen dürfen. Dank
sei dem Herrn und gütigen Vater des Erbarmens. Sr. N.
Barmherziger
Samariterdienst
auch durch dich!
Kommst
du in die Lage, einem Verunglückten, einem Sterbenden
beizustehen, so ist es der barmherzigste
Samariterdienst, wenn du mit ihm die Vollkommene Reue betest.
Zeige ihm — wenn möglich —
das Kreuz an deinem Rosenkranz und bitte ihn ruhig, aber inständig,
er solle im Herzen mitbeten oder mitdenken, was du ihm
vorbetest. Dann bete ihm langsam und deutlich kurze Akte
der Gottesliebe und das Reuegebet (wenn angebracht, auch
noch Stoßgebete) vor, auch dann, wenn du den Eindruck
haben solltest, daß der Angesprochene nichts hört und
versteht.
Auf
diese Weise kannst du sogar einem sterbenden Andersgläubigen
helfen und ein überaus gutes Werk tun. In diesem Fall
entfällt der Hinweis auf das Beichten. Nicht nur uns
Katholiken, sondern allen Menschen, ob Protestanten,
Juden oder Heiden, werden durch die Liebesreue die
Pforten des ewigen Lebens geöffnet. Für alle, die das
heilige Bußsakrament nicht haben, ist die Vollkommene
Reue der einzige Rettungsgürtel nach dem Schiffbruch
der Sünde.
Was ist es Großes, einem Mitmenschen
gut sterben helfen!
Unzählige
Seelen
sind
im Himmel, die ohne die Vollkommene Reue verloren
gegangen wären. Ich möchte
die ganze Welt durcheilen und von allen Kanzeln über
die Vollkommene Reue predigen! Dieses schöne Wort
stammt von dem frommen und seeleneifrigen Kardinal
Franzelin. (t 1886)
Gebete
der Vollkommenen Reue
(zur
Auswahl)
Jesus,
mein Gott, über alles liebe ich Dich!
Jesus,
Dir lebe ich. Jesus, Dir sterbe ich.
Jesus,
Dein bin ich im Leben und im Tode.
Amen.
Jesus
Christus, mein Helfer und mein Erlöser! (HI.
Augustinus)
Jesus!
Jesus!
Jesus!
Du
bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!
(Mt 16,6)
Herr
Jesus Christus, Du allein der Heilige,
Du
allein der Herr, Du allein der Höchste!
+
Mein
Gott, ich
glaube an Dich, Du bist die ewige Wahrheit! Mein
Gott, ich hoffe auf Dich, Du bist die unendliche
Barmherzigkeit!
Mein
Gott, ich liebe Dich, Du bist das höchste und
liebenswürdigste Gut! —
In dieser Liebe bereue ich alle Sünden meines ganzen
Lebens und bitte Dich von Herzen um Verzeihung. Mein
Gott, sei mir Sünder gnädig. Amen.
+
,,Mein Jesus
Barmherzigkeit!“
Dieses
kraftvolle Stoßgebet geht zurück auf den heiligen
Leonhard von Porto Mauritio (1676—1751). Er hat diese
drei Worte zum inhaltsreichen Flehruf zusammengestellt.
Ein so schönes Gebet enthält nicht nur den Akt der
Reue über das begangene Böse, sondern auch die Bitte
um die Hilfe Gottes.
Beten
wir es also oft, um Gott in allem zu gefallen, wenn
nicht mit dem Munde, so doch mit dem Herzen.
+
Im
Augenblick höchster Gefahr kann allein der Gedanke
,,Jesus!“ genügen.
Mein
Gott und Herr! Ich habe oft gesündigt und Deine
gerechte Strafe verdient. Sei mir Sünder gnädig! — Dein göttlicher Sohn ist am Kreuz
für mich gestorben. Ich aber habe Seine Liebe mit
Undank vergolten. Das tut mir von Herzen leid. — Du, mein himmlischer Vater, bist
unendlich gut. Doch ich habe Dich durch meine Sünden so
sehr betrübt und erzürnt. Ich bereue es aus ganzer
Seele und nehme mir fest vor, mich zu bessern und nicht
mehr zu sündigen. Gib mir Deine Gnade dazu. Amen.
(Kath.
Katechismus der Bistümer Deutschlands, 1958)
Siehe, mein
lieber und guter Jesus,
vor
Deinem Angesicht werfe
ich mich auf die Knie nieder und bitte Dich aus
tiefster Seele: Präge meinem Herzen ein den lebendigen
Geist des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, eine
wahre Reue über meine Sünden und den festen Willen,
mich zu bessern. Mit innigem Mitleid und tiefem Schmerz
schaue ich auf Deine heiligen fünf Wunden und denke
daran, was der Prophet David von Dir, mein guter Jesus,
geweissagt hat: Sie haben meine Hände und Füße
durchbohrt; sie haben alle meine Gebeine gezählt. Amen.
+
Unvollkommene
und vollkommene Reue
schließen
einander nicht aus. Wir finden sie oft in einem Gebet
vereinigt; auch in dem folgenden:
Mein
Gott! Alle meine Sünden sind mir von Herzen leid, weil
ich Dich erzürnt und dafür Strafe verdient habe. -
Besonders aber sind sie mir leid, weil ich Dich, meinen
besten Vater und größten Wohltäter, das höchste und
liebenswürdigste Gut beleidigt habe. - Ich nehme mir ernstlich vor, nicht mehr zu sündigen und
mich wahrhaft zu bessern. Auch die Gelegenheit zur Sünde
will ich meiden. Mein Gott, hilf mir dazu mit Deiner
Gnade. Amen.
+
Stoßgebete
der Reue
Mein
Gott,
verzeih mir meine Sünden!
Vergib
uns unsere Schuld!
Gott,
sei mir Sünder gnädig!
Von
allen Sünden befreie mich, mein Gott!
Jesus,
Sohn Davids, erbarme Dich meiner!
Heiligstes
Herz Jesu, erbarme Dich meiner!
Süßes
Herz Mariä, sei meine Rettung!
Mutter
der Barmherzigkeit, bitte für mich!
Wasch mich rein in Deinem Blut
Dich
liebt, o Gott, mein ganzes Herz, und dies ist mir der größte
Schmerz: daß
ich betrübt Dich, höchstes Gut. Ach, wasch mich rein
in Deinem Blut.
0,
mein Jesus,
verzeih
uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle;
führe alle Seelen in den Himmel, auch jene, die Deiner
Barmherzigkeit am meisten bedürfen.
(Fatimagebet)
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