Die Verwirklichung der realen Gegenwart
Christi
=
Transsubstantiation
Der liturgische Wildwuchs im deutschen
Sprachraum der letzten Jahrzehnte ist
beispiellos in der Kirchengeschichte. Laien
wacht auf! Erinnert euch der Worte des
Kapuzinerpaters Martin v. Cochem: «Wisse,
andächtige Seele, dass unter allen Schätzen,
welche die Welt hat, keiner köstlicher ist als
das Opfer der hl. Messe; und
dass unter allen Schäden, die es auf der Welt
gibt, keiner grösser ist als die Unkenntnis
dieses heiligsten Opfers!
Das Dogma von der Transsubstantiation
Ausser der Realpräsenz, die der Glaube annimmt
und worüber er sich freut, gibt es die Lehre
von der Transsubstantiation, von der wir
wenigstens einen Schimmer erhaschen wollen,
einen Schimmer von dem, was sich ereignet,
wenn der Priester Brot und Wein verwandelt, so
dass sie Christi Fleisch und Blut werden.
Christus wird im Altarssakrament durch
Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in
seinen Leib und der ganzen Substanz des Weines
in sein Blut gegenwärtig.
De
fide.
Im
Gegensatz zur Konsubstantiationslehre Luthers,
wonach die Substanzen des Brotes und des
Weines mit dem Leibe und dem Blute Christi
zusammenbestehen
(und zu der
schon von Guitmund v. Aversa bekampften
Impanationslehre, wonach zwischen Christus und
der Brotsubstanz eine hypostatische
Vereinigung stattfindet)
erklärte das Konzil von Trient, dass die ganze
Substanz des Brotes in den Leib Christi und
die ganze Substanz des Weines in das Blut
Christi verwandelt wird. Diese Verwandlung
bezeichnet man als
Transsubstantiation.
Als Anfänger müssen wir uns darauf
beschränken, vereinfacht darzulegen, was
Substanz und Akzidenz bedeuten und wie sie
sich unterscheiden. Ohne diese Unterscheidung
können wir mit der Transsubstantiation nichts
anfangen. Wir wollen uns auf das Brot
beschränken und uns daran erinnern, dass alles
Gesagte auf den Wein ebenso zutrifft. Wir
schauen auf das Brot, das der Priester
verwandeln wird. Es ist weiss, rund, weich.
Die weisse Farbe ist nicht das Brot, sie ist
nur eine Qualität des Brotes, dasselbe gilt
von der runden und weichen Beschaffenheit. Es
gibt da etwas, das diese und keine anderen
Eigenschaften, Qualitäten, Attribute hat
(die
Philosophen nennen das die Akzidentien).
Weiss, rund, das sehen wir, weich, das fühlen
wir. Wir könnten Brot riechen, und der Geruch
frischen Brotes ist wunderbar, aber wiederum
ist der Geruch nicht das Brot, sondern nur
eine Eigenschaft. Das, was weisse Farbe,
Weichheit und runde Gestalt besitzt, hat auch
Geruch. Wenn wir noch den Geschmackssinn
bemühen, so übt es auch eine besondere Wirkung
auf unsere Zunge aus. Mit anderen Worten: Was
auch immer die Sinne wahrnehmen —auch mit
Hilfe von Instrumenten, die erfunden wurden,
um die Reichweite der Sinne zu vergrössern —
ist immer derselben Art: eine Qualität, eine
Eigenschaft, ein Merkmal. Kein Sinn nimmt das
wahr, was all diese Eigenschaften hat
(was die
Philosophen Substanz nennen).
Das übrige sind Akzidentien, welche der
Substanz zugehören. Unsere Sinne nehmen
Akzidentien wahr; nur der Geist weiss von der
Substanz. Das gilt vom Brot, es gilt von jedem
geschaffenen Ding. Sich selbst überlassen
nimmt der Geist an, dass die Substanz das ist,
woran im Lauf der Erfahrungen, immer diese
oder jene besondere Gruppe von Akzidentien
festgestellt wurde. Aber im Fall von Brot und
Wein in der Eucharistie ist der Geist nicht
sich selbst überlassen. Durch die Offenbarung
Christi weiss er, dass die Substanz sich
verwandelt hat in die Substanz seines
Fleisches und in die Substanz seines Blutes.
Die Sinne können die neue Substanz, die sich
aus der Verwandlung ergibt, genau so wenig
wahrnehmen wie die frühere.
Wir können nicht
genug wiederholen, dass die Sinne nur
Akzidentien wahrnehmen können, und die
Wandlung verwandelt nur die Substanz. Die
Akzidentien bleiben in ihrer Gesamtheit
bestehen. Zum Beispiel hat das, was Wein war
und nun Christi Blut ist, noch den Geruch von
Wein, die berauschende Wirkung von Wein.
Gelegentlich möchte uns ein
Naturwissenschaftler erschrecken mit der
Behauptung, er habe alle Hilfsmittel seines
Laboratoriums benützt, um das konsekrierte
Brot zu untersuchen. Er verkündet
triumphierend, dass keine Veränderung
wahrnehmbar, kein Unterschied zwischen diesem
und anderem Brot festzustellen ist. Das hatten
wir ohne Hilfe von Instrumenten sagen können.
Denn Instrumente vermögen nur Fühlung mit den
Akzidentien zu nehmen. Es ist ein Teil der
Transsubstantiationslehre, dass die
Akzidentien keinerlei Veränderung erleiden.
Erschreckend und aufregend wäre es erst
gewesen, wenn unser Gelehrter verkündet hätte,
er habe eine Veränderung festgestellt. Die
Akzidentien bleiben also, natürlich nicht als
Akzidentien von Christi Leib. Es ist nicht
sein Leib, der die weisse Farbe und die runde
Form und die weiche Beschaffenheit hat. Die
Akzidentien, die einmal auf Grund der Substanz
des Brotes und auf Grund der Substanz des
Weines existierten, existieren jetzt allein
auf Grund von GOTTES Willen, sie zu erhalten.
Was ist mit Christi Leib, der nun im Sakrament
zugegen ist? Wir müssen es bis zu einem
späteren Stadium unserer Überlegungen
aufschieben, darüber zu philosophieren. Hier
kann gesagt werden: dass sein Leib ganz
zugegen ist, wenn auch nicht ausgedehnt im
Raum
(wie Thomas
von Aquin und andere sagen).
Und noch etwas aus der Lehre von der
Realpräsenz muss bedacht werden: Christi Leib
bleibt solange in dem, wie die Akzidentien bleiben. Wo sie, im normalen
Verlauf unserer körperlichen Prozesse, so
verändert werden, dass sie nicht länger
Akzidentien von Brot oder Wein sind, hört die
wirkliche Gegenwart Christi in uns auf.
Schon dieser skizzenhafte
Umriss der Transsubstantionslehre ist
ergreifend.
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