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Brief an junge Menschen auf dem Weg zur Ehe

Von Pater Eugen Mederlet OFM 1992

   
   





  

Ihr wisst sicher alle, dass eine wachsende Zahl von Männern und Frauen, ja auch schon Knaben und Mädchen, ohne verheiratet zu sein, auf eine Weise miteinander handeln, wie es in den Zusammenhang der Ehe gehört. Es sind sicher noch manche darunter, die nach den Geboten GOTTES leben wollen und nach einem keuschen Leben streben, aber aus Schwachheit Fehltritte tun. Wenn sie es bereuen und sich durch eine gute Beichte durch die Gnade GOTTES stärken, sind sie auf gutem christlichem Weg. Aber es erschreckt und bewegt mich sehr als Priester, dass eine wachsende Zahl Unkeuschheit nicht mehr als Sünde anschaut, sondern offensichtlich meint, das geschlechtliche Leben gehöre zu den jedem nach Wunsch verfügbaren Angeboten an Lebensgenuss und Selbstverwirklichung und habe nichts mit Gott und der Kirche zutun. Trotzdem erbitten nicht wenige von ihnen nachträglich eine kirchliche Trauung mit der Erwartung, dass der Priester ihr vorheriges Leben als gut und in Ordnung und als heute selbstverständlich anschaue.

Zeremoniell oder Sakrament?

Da stellt sich mir die ernste Frage: Was kann solchen Paaren die kirchliche Trauung bedeuten? Kann und darf ich ein Sakrament verantworten, an das die zwei, die es empfangen sollen, gar nicht glauben oder doch nicht wissen, worin es besteht und sich auch nicht seinen Ordnungen einfügen wollen? Und darf ich die HI. Kommunion denen reichen, von denen ich weiss, dass sie öffentlich in Sünde leben? Diese Fragen drängen mein priesterliches Bewusstsein immer stärker, euch den tieferen Sinn des christlichen Mann- und Frauseins zu deuten; denn ich glaube, dass die Schuld nicht zuerst bei unserer Jugend liegt sondern dass die breit ausgestreuten irrtümlichen Auffassungen, vor allem aber der Mangel unserer priesterlichen Glaubensverkündigung die grosse Unwissenheit verschulden. Vor der weiten und selbstverständlich gewordenen Verbreitung des unkeuschen Handelns haben wir Priester resigniert. Aber handeln wir da nicht ebenso verantwortungslos, wie jene, die zuschauen, wenn Luft, Wasser und Erde vergiftet werden? Die Heiligkeit der christlichen Ehe ist ein unvergleichlich höheres Gut. Dieser Brief ist deshalb keine Anklage, sondern ich möchte im Gegenteil an Euch gutmachen, was wir in den letzten Jahren vernachlässigt haben. Es ist eine tiefe Sorge und eine Liebe, die mich nicht schweigen lässt. Darum bitte ich Euch, diesen Brief aufmerksam zu lesen und zu überlegen auch wenn meine Ausdrucksweise Euch Mühe bereitet.

Das Mann- und Frausein hat mit GOTT ZU tun.

Wir lesen im Schöpfungsbericht: «Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie.» Und schon gleich gibt Gott dem ersten erschaffenen Menschenpaar einen Auftrag: «Seid fruchtbar und mehret Euch und erfüllet die Erde und macht sie euch untertan.» (Gen27-28) 

GOTT hat nur bei der Erschaffung des ersten Menschenpaares ganz allein, aus reiner Allmacht gehandelt. Nun nimmt er dieses erste Menschenpaar gleich in Partnerschaft. Sie sollen mit Ihm zusammen das Schöpfungswerk weiterführen. Sie dürfen mit Ihm Seine eigenen ewig geliebten Kinder ins Dasein rufen.

Das ist eine erhabene Würde des Mann- und Frauseins. Dazu hat er sie mit den besonderen Fähigkeiten der Manneskraft und des Mutterschosses ausgerüstet. Wenn Mann und Frau sich vereinen, ist auf wundersame Weise Gott in ihnen gegenwärtig und wirksam. Die Person, dieses einmalige, unvertauschbare ICH des Kindes können die Eltern nicht machen; sie wissen ja nicht einmal, wer es sein wird. Wenn sie sich geschlechtlich vereinigen, erschafft Gott die geistige, persönliche Seele des Kindes und verbindet sie mit Samenzelle und Ei zur leibgeistigen Einheit dieses neuen Menschen. Mann und Frau wirken mit Gott zu dritt in einem erhabenen Schöpfungsereignis zusammen. Dann bedeutet aber jeder Beginn einer geschlechtlichen Vereinigung bei Empfängnisfähigkeit eine Einladung an Gott, mit ihnen zusammen ein Kind zu schaffen. 

Bei der Empfängnisverhütung laden sie also Gott ein und schliessen ihn zugleich aus. Darin besteht die Sünde der Empfängnisverhütung. Gott hat sich in Seiner Schöpfermacht ihnen anvertraut, und sie reissen diese Macht eigenwillig an sich. Denn schon der Beginn einer geschlechtlichen Vereinigung steht in einem innersten Zusammenhang mit der Zeugung eines Kindes. Darum braucht es ja eine so komplizierte und nie ganz garantierte Manipulation, um die Zeugung auszuschliessen.

Ein 5 1/2 Mt. altes, 30cm grosses Kind schläft in der Geborgenheit des Mutterleibes.

Die Schöpferkraft die Ihnen Gott anvertraut hat, um mit Ihnen zusammen Vater und Mutter zu sein, trennen Sie durch Empfängnisverhütung gewaltsam von der begonnenen Zeugung des Kindes.  So schliessen Sie Gott davon aus. Sie wollen dieses Tun als willkürlichen Lebensgenuss zur Verfügung haben. Das ist schwere Schuld, von der nur ein weiterer Schritt zur Abtreibung führt. Ist es nicht dieser willkürliche Lebensgenuss auf Kosten Gottes, den sich die Paare vor der Eheschliessung schuldbar aneignen? Es ist auch viel zu wenig bekannt, ja es wird bewusst verschwiegen, dass die Wirkung der Pille die Möglichkeit der Abtreibung, also die Tötung eines mit Gott zu unsterblichem Leben erweckten Kindes einschliesst; denn die empfängnisverhütende Pille wirkt in drei Stufen:

1.

Verhinderung des Eisprunges.

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2.

Erschwerung des Samens, zum Ei zu gelangen.

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3.

Sollte es doch zur Empfängnis eines Kindes kommen, wird dieses Kind gehindert, sich in der Gebärmutter einzunisten und muss sterben. Siehe hierzu oder hier

Wer die Pille nimmt, stimmt also zu, dass möglicherweise ein Kind gezeugt und getötet wird. Das geschieht mindestens bei 8%. Wenn hingegen Mann und Frau zur Zeit der unfruchtbaren Tage zusammenkommen, so geschieht dies in der Ordnung, die Gott selbst eingebaut hat. Sie bleiben auch bereit IHN wirken zu lassen, wie es IHM gefällt. Nur in dieser bewusst gelebten Gemeinschaft mit Gott erkennen sich Mann und Frau gegenseitig in ihrer hohen Würde, und ihr Leben gestaltet sich in Achtung und Liebe zueinander und zur Gnade GOTTES in ihnen. Wir müssen aber noch ein Wort betrachten, das Christus selber zu dieser geschlechtlichen Begegnung von Mann und Frau spricht: «Die beiden werden ein Fleisch sein. Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen.» (Mt 19,6) 

Es geschieht also eine so tiefe Einswerdung, dass sie dafür die Verantwortung vor Gott haben. Wenn sie sich wieder trennen, reisst jedes sich aus dem andern weg, mit dem es ja ein Fleisch geworden ist. Es entsteht dabei eine Wunde, die zwar überspielt und vergessen, aber nicht geheilt werden kann, ausser durch die Erlösung Christi im heiligen Sakrament der Busse und Versöhnung, der heiligen Beicht. Dürfen sich zwei Menschen zu einer solchen Einswerdung hingeben und hinnehmen, bevor sie sich in einem feierlichen, von der Kirche beglaubigten Bund, die Treue versprochen haben?

Das Mann und Frausein hat mit Christus zu tun.

Christ sein bedeutet an Jesus Christus als den Sohn Gottes und Erlöser glauben und in Seiner Nachfolge das Leben gestalten. Christen müssen deshalb auch auf Ihn hören in ihrem Leben als Mann und Frau. Er will ihre Liebe im Heiligen Geist mit einer ganz neuen, göttlichen Kraft durchdringen. Wenn sie in der Ordnung Christi ehelich leben erhält ihre Liebe die Kraft der Liebe Christi selber. Sie heiligen sich gegenseitig in allem alltäglichen Tun. Alles bekommt einen Wert über den Tod hinaus für das ewige Leben im Himmel. Christus macht ihre Liebe treu zu jedem Opfer fähig, so dass sie einander auch durch Krisen hindurch vertrauen können. Der Mann erhält die Kraft zu einer Liebe, die das wahre Glück der Frau und der Kinder sucht. Er wird fähig gemacht, ihnen einen Lebensraum zu schaffen, in dem sich das Leben in den Ordnungen GOTTES entfalten kann und wo christlicher Glaube und Gebet gepflegt werden. Die Frau findet durch die Gnade Christi eine tiefe Erfüllung in der dienenden Liebe und kann diese durch alle Enttäuschungen und Schwierigkeiten hindurch bewahren. Durch ihre Treue führt sie den Mann aus der Selbstsucht immer wieder zur Ehrfurcht zurück. Die Kinder wachsen heran zu Kindern der Kirche, die zum ewigen Leben berufen sind. So erfüllen sie gemeinsam den Auftrag, sich gegenseitig zu lieben, wie Christus die Kirche liebt und sich für sie am Kreuz dahingegeben hat ( Eph 5,25). Wenn sich aber Mann und Frau in willkürlichem geschlechtlichen Handeln aus der Gemeinschaft mit Christus lösen, leben sie in der Sünde, und statt dieser geheiligten Liebe herrscht forderndes Begehren. Die Sünde an der Schöpferkraft GOTTES wird so noch zur Sünde an der Heiligung durch Christus, die in der Taufe begonnen hat.

Das Mann- und Frausein hat mit der Kirche zu tun.

Diese Weihe verleiht Christus der ehelichen Liebe nicht im willkürlichen Handeln und Beschliessen von Mann und Frau, sondern nur im kirchlichen Sakrament der Ehe. Dieses spendet nicht der Traupriester, sondern die Brautleute spenden es sich gegenseitig. Im Ja-Wort, das sie sich vor dem Priester gegenseitig geben, wirkt geheimnisvoll der HI. Geist. Ihr Ja-Wort enthält die sakramentale Kraft, durch die Christus ihr ganzes eheliches Leben mit seiner eigenen Liebe durchdringt. Die Brautleute können deshalb diese sakramentale Eheschliessung selber vollziehen weil sie durch die Taufe selber Glieder der Kirche sind. Man kann aber als Kirche nur vollmächtig handeln in Gemeinschaft mit dem Bischof. Dieser ist bei der Eheschliessung durch den Traupriester vertreten und verleiht den Brautleuten die kirchliche Vollmacht. Ausserhalb dieser Ordnung handeln Mann und Frau nicht als Kirche, und darum bleibt ihr Zusammenleben ohne die Weihe Christi. Massen sie sich da nicht im Ungehorsam eine Vollmacht an, die sie gar nicht haben? Und erklären sie damit nicht das Sakrament der kirchlichen Trauung als überflüssig? Oder erwarten sie, dass sie es nach eigenem Gutdünken umdeuten und seine Ordnungen selbst bestimmen können? Was soll der Priester tun, wenn sie die kirchliche Trauung in dieser Unordnung wünschen? Er ist vor Christus verantwortlich für das Spenden seiner Gnadengüter in den Sakramenten. Und wenn sie nun in dieser Haltung ohne Beicht zur Kommunion kommen wollen, darf er ihnen den heiligsten Leib des Herrn reichen? Der HI. Franziskus hat sehr harte Worte über die unwürdige Kommunion: «Der Mensch verachtet das Lamm Gottes, verunehrt es und tritt es mit Füssen, wenn er, wie der Apostel sagt das heilige Brot Christi nicht unterscheidet und auseinanderhält von anderen Speisen oder Werken oder es unwürdig isst oder, wenn er auch würdig wäre, es ohne den rechten Geist und in ungebührender Haltung geniesst. Denn der Herr sagt durch den Propheten: verflucht sei der Mensch, der den Dienst des Herrn nur zum Schein vollzieht.» (Schreiben an das Kapitel der Minderbrüder). Und doch wage ich niemanden abzuweisen. Der Priester kann niemanden zwingen, gut zu handeln. Seine schwere Pflicht vor Gott ist es, die heiligen Ordnungen des christlichen Lebens klar und ohne Menschenfurcht, aber zugleich in Liebe zu verkünden. Paulus schreibt: «Wehe mir, wenn ich nicht verkünde!» Und den Propheten Ezechiel erklärt Gott schuldig an den Menschen, die er nicht gewarnt hat. Darum lässt es mir keine Ruhe. Es ist Liebe, die mich gedrängt hat, Euch dies zu schreiben. Nun aber liegt die Verantwortung Eures Handelns bei Euch. Ich muss das Sakrament der Ehe und den heiligsten Leib unseres Herrn Jesus Christus Würdigen und Unwürdigen anheim geben. In dieser Not bleibt mir die Hoffnung auf das Erbarmen GOTTES.

Nur in Keuschheit ist Liebe möglich.

Mit etwa 19 Jahren hatte ich ein Erlebnis, das mir den Weg zum Priestertum in jungfräulicher Weise auftat. Ein junger Mann aus meinem Bekanntenkreis hatte geheiratet. Da wurde kurz nach ihrer Hochzeit seine Frau unheilbar gelähmt. Lange beschäftigte mich die Frage: wie kann dieser Mann weiter mit ihr leben? Da erfuhr ich, dass er ihr sagte: «Du kannst auf mich zählen; ich bleibe Dir treu; ich habe Dich nicht wegen der Lust geheiratet sondern ich habe Dich selber lieb. Das bist Du mir wert. Da erkannte ich, was Liebe ist und dass sie sowohl in der Ehe wie in der Jungfräulichkeit nur in Keuschheit Bestand haben kann. Beides verlangt die gleiche selbstlose Opferbereitschaft. Da wurde ich Franziskaner. Das Wort Liebe wird missbraucht. Was man allgemein Liebe nennt ist egoistisches Begehren. Wenn der Ehepartner diesem Begehren nicht entspricht, wird er ausgewechselt. Viele wollen sich deshalb gar nicht mehr binden, weil sie zum vornherein einbeziehen, vielleicht wieder auseinander zu gehen. In einem solchen Verhalten erlebt niemand die wahre Erfüllung der Liebe; diese bleibt vielmehr ständig bedroht und verunsichert. Das hat nichts mit der Liebe zu tun «wie Christus die Kirche liebt.»— Wie oft habe ich im Beichtstuhl von Frauen die Klage gehört dass es ihnen immer schwerer werde, dem Mann zu Willen zu sein, weil sie viel mehr seinen Begierden dienen müssten als seiner Liebe. Eine Frau kann beim Mann nur geborgen sein und sich ihm ganz hingeben, wenn sie von ihm eine Liebe erfährt, die ihr auf alle Fälle treu bleiben will und kann und umgekehrt. Diese Liebe ist aber nur dem möglich, der auch enthaltsam bleiben kann. Das ist Keuschheit. Sie ist das Licht und die Kraft der treuen Liebe. Sie ist die königliche Fähigkeit, alles Begehren der wahren Liebe unterzuordnen. Unkeuschheit ist verdorbene Liebe, sowie Speisen verderben können. Zu dieser Keuschheit kann nur der die Kraft erhalten, der ein Leben mit Christus führt, der betet und auch Maria verehrt. Denn die eigentliche Hochzeit hat in der Taufe mit Christus selbst begonnen. ER ist der Bräutigam, der die ganze Schöpfung zum Hochzeitsfest der himmlischen Herrlichkeit ruft. In Seiner Liebe müssen die Eheleute sich finden. Auf die himmlische Hochzeit hin soll das christliche Eheleben ein irdisches Zeichen sein. Wir Priester aber sind als jungfräulich Geweihte die prophetische Verkündigung der keuschen Liebe, die uns alle einmal in der Auferstehungs­Herrlichkeit vereinen wird. Darum ist das jugendliche Ringen um Keuschheit die notwendige Ertüchtigung zur Liebe, und die keusche Brautzeit ist die Bewährung. Diese Liebe weiht Christus im Sakrament. Dazu gebe ich Euch meinen Segen. Pater Eugen Mederlet OFM 1992

 
Gott und die Sexualität in jedem Menschen

GOTT hat die Sexualität in jeden Menschen hineingelegt, Warum wird auch behauptet, dass sie etwas Böses sei?

Der ganze Mensch mit Leib und Seele und mit allen seinen Sinnen ist von GOTT geschaffen, also gottgewollt. So gehört auch die Sexualität zu dem, was dem Menschen von GOTT gegeben ist. Freilich muss der Mensch alles in rechter Weise gebrauchen. Die Sexualität hat den wunderbaren Sinn, die Einheit zweier Menschen -ihre Liebe- auszudrücken und so auch etwas vom Wesen GOTTES widerzuspiegeln. Sie hat auch den Sinn, dem Leben der Zukunft der Menschheit zu dienen. Unkeuschheit und Unzucht umfassen alles, wo der Mensch um der eigenen Lust willen Wert und Würde des eigenen und fremden Lebens beschädigt. Da die volle Hingabe an einen anderen Menschen ihn ganz und für immer bejahen will, hat diese Hingabe ihren wahren Ort nur in der bleibenden Verbindung der Ehe.

 

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