Im Buch
Scivias
beschreibt die hl. Hildegard 5
Tiere, um Zeiten und Menschen zu
charakterisieren. Im
Buch vom
Wirken
GOTTES
nimmt sie Bezug auf diese, wenn
sie den Glaubensabfall und die Zeit des
Antichristen schildert.
Aus
Scivias: Alsdann schaute ich nach Nordosten,
und siehe, da standen fünf wilde Tiere (oben
links).
Eines von ihnen sah aus wie ein Hund, der
feurig glühte, aber nicht brannte, eines wie
ein Löwe von gelber Farbe, ein anderes wie ein
fahles Pferd, dos nächste wie ein schwarzes
Schwein und noch eines wie ein grauer Wolf.
Sie alle wandten sich nach Westen. Dort
tauchte vor ihnen ein Hügel mit fünf Gipfeln
auf und von dem Rachen der einzelnen Tiere
streckte sich zu je einem Gipfel eine Schnur
hin, alle von schwärzlicher Farbe, ausgenommen
die Schnur, die von dem Rachen des Wolfes
ausging. Sie war teils schwarz, teils weiss.
Und siehe, jetzt zeigte sich mir im Osten
wieder jener Mann, den ich früher über dem
Verbindungswinkel der leuchtenden und
steinernen Mauer des Gebäudes in einer
Purpurtunika erblickt hatte (oben
rechts).
Nun aber war mir auch der untere Teil seiner
Gestalt sichtbar...
Aber auch die weibliche Gestalt, die ich
früher vor dem Altare, das heisst vor den
Augen GOTTES, erblickt hatte, wurde mir wieder
gezeigt (unten).
Auch sie sah ich nun in ihrem unteren Teile.
Von der Mitte des Leibes an abwärts bis zur
Stelle des weiblichen Erkennens hatte sie
mannigfaltige schuppenähnliche Flecken. Ein
unförmliches, ganz schwarzes Haupt erschien
dort. Seine Augen glühten wie Feuer. Es hatte
Ohren wie ein Esel, Nase und Maul wie ein
Löwe. Klaffend sperrte es sein Maul auf und
knirschte und wetzte die eisenähnlichen,
schaurigen Zähne. Von diesem Haupt an bis zu
den Knien war die Gestalt weiss und rot und
erschien wie von heftigem Stossen verletzt.
Von den Knien an abwärts bis zu zwei weissen
Querstreifen, die oberhalb von den Knöcheln
abgegrenzt wurden, erschien sie blutig. Und
siehe, nun löste sich dos unförmige Haupt mit
lautem Krachen von seiner Stelle, so dass
dadurch die ganze Gestalt der Jungfrau in all
ihren Gliedern erschüttert wurde. Und eine
gewaltige Masse von Kot sammelte sich um das
Haupt, so dass es sich wie auf einem Berg
emporhob und zur Höhe des Himmels aufzusteigen
versuchte. Aber da traf plötzlich ein
Donnerschlag das Haupt mit solcher Wucht, dass
es von dem Berge herabstürzte und seinen Geist
im Tode aushauchte. Alsbald umwehte ein
übelriechender Nebel den ganzen Berg, und
darin lag das Haupt, von solchem Schmutz
umhüllt, dass die umstehenden Scharen in den
grössten Schrecken versetzt wurden. Der Nebel
verweilte noch einige Zeit rings um den Berg.
Als die anwesenden Leute dies sahen, sprachen
sie zueinander, von grosser Furcht
erschüttert: «Wehe! Wehe! Was ist das? Was
soll man da denken? Ach, wir Elenden! Wer wird
uns helfen? Wer wird uns befreien? Denn wir
wissen nicht, wie wir hintergangen worden
sind. O allmächtiger GOTT, erbarme Dich unser!
Lasset uns umkehren! Kehren wir eiligst zurück
zum Zeugnisse des Evangeliums Christi. Denn
ach! ach! Bitter sind wir getäuscht worden.
Und siehe, da erschienen die Füsse der
Jungfrau blendend weiss und gaben einen Glanz,
der strahlender leuchtete als der Glanz der
Sonne.
Nun hörte ich die Stimme vom Himmel. Sie
sprach zu mir: Alles, was auf Erden ist, geht
seinem Ende entgegen. So neigt sich auch die
Welt beim Zerfall ihrer Kräfte unter vielen
Nöten und Zusammenbrüchen dem Untergange zu.
Aber die Braut meines Sohnes wird, obgleich in
ihren Kindern stark bedrängt, durch die
Vorboten des Sohnes des Verderbens und durch
den Verderber selbst nicht zugrunde gehen,
wenn sie auch schwere Anfechtungen von ihnen
zu erleiden hat.
Stärker und kraftvoller wird sie in grösserer
Schönheit und Herrlichkeit erstehen und so
voll Frieden und Wonne in die Umarmung ihres
Geliebten eingehen. Das kündet in
geheimnisvollem Bilde das Gesicht, das du
jetzt schaust. Du blickst nach Nordosten, und
siehe, da stehen fünf wilde Tiere (oben
links).
Sie versinnbilden den wilden, wider sich
selber rasenden Lauf von fünf zeitlichen
Reichen.
Eines dieser Tiere sieht aus wie ein Hund, der
feurig glüht, aber nicht brennt. Menschen von
bissigem Charakter werden diesem Zeitenlauf
angehören. Sie selber dünken sich feurig, aber
in der Gerechtigkeit GOTTES brennen sie nicht.
Das nächste Tier erscheint als gelber Löwe. In
diesem Zeitalter werden kampfeslustige
Menschen leben, die viel Kriegstumult erregen,
aber dabei nicht auf die Gerechtigkeit Gottes
schauen. Wie in gelber Farbe werden die Reiche
dieser Zeiten allmählich verblassen und in
Schwäche zerfallen.
Ein fahles Pferd ist das folgende Tier. Diese
Zeit wird Menschen zeugen, die sich zuchtlos
in eine Flut von Sünden stürzen und in der
Raschheit ihrer Begierden über das Wirken der
Tugenden hinwegspringen. Doch das Herz dieser
Reiche wird in fahle Ruinen zusammenbrechen,
weil es die Röte seiner Kraft verloren hat.
Das folgende Tier gleicht einem schwarzen
Schwein. Die führenden Menschen jener Zeit
werden die tiefe Schwärze der Traurigkeit in
sich tragen und sich im Kot der Unreinheit
wälzen. Das göttliche Gesetz werden sie auf
die Seite schieben, ihm in Unzucht und
ähnlichen Abscheulichkeiten vielfach
zuwiderhandeln und in heuchlerischer
Heiligkeit die Gebote GOTTES spalten.
Das letzte Tier ist ein grauer Wolf. Zu jenen
Zeiten werden die Menschen untereinander viel
Raub verüben, an Machthabern und an anderen,
denen das Glück günstig war. Wegen ihrer
Verschlagenheit erscheinen sie in diesen
Kämpfen nicht schwarz und nicht weiss, sondern
grau. Sie stürzen die Häupter der Reiche und
teilen ihre Länder auf. Dann wird die Zeit
kommen, in der die Seelen vieler irre werden.
Der Irrtum türmt sich von der Hölle bis zum
Himmel empor. Die Kinder des Lichtes werden in
die Kelter des Martyriums geworfen, well sie
den Sohn GOTTES nicht verleugnen, aber den
Sohn des Verderbens verwerfen, der mit
Teufelskünsten seine Pläne durchzusetzen
versucht.
Und diese Tiere wenden sich nach Westen, denn
mit der untersinkenden Sonne werden diese
sinkenden Zeiten versinken. Wie die Sonne auf-
und untergeht, so geschieht es auch mit den
Menschen. Der eine wird geboren, der andere
stirbt. Darum taucht dort vor den Tieren ein
Hügel mit fünf Gipfeln auf. Das ist die Macht
der fleischlichen Begierden, die sich in
diesen Ausschreitungen in fünffacher
Entwicklung Bahn bricht, und wie die Schnur,
die sich von dem Rachen der einzelnen Tiere zu
je einem der fünf Gipfel hinstreckt, zieht
sich der Faden der Zeitenlänge vom Beginn
dieser Zeitalter bis zu ihrer
Höchstentwicklung hin. Alle diese Schnüre sind
von schwärzlicher Farbe, ausgenommen die eine,
die von dem Rachen des Wolfes ausgeht und
teils schwarz, teils weiss ist. Denn
mannigfaltig sind in der Anmassung
menschlicher Sinnenlust diese Zeitenlängen.
Aber die, die in der Gefrässigkeit der
Raubsucht steckt, hat Anteil an beiden: an der
Schwärze vieler Gottlosigkeiten und an der
hellstrahlenden Weisse der Gerechtigkeit. Denn
sie bringt auch die Menschen hervor, die sich
in brennenden Wunderzeichen dem Sohne des
Verderbens entgegenstellen, wie mein Knecht
Job von dem gerechten Manne, der Gerechtigkeit
übt, erklärt: «Der Unschuldige wird sich wider
den Heuchler erheben. Und der Gerechte wird
seinen Weg einhalten, und reine Hände werden
neue Kraft gewinnen»
(Job 17, 8-9).
Abfall des Glaubens im Zeitalter des Schweines
Nun aber, oh Mensch. siehst du, wie der
erwähnte äussere Teil des genannten Rades wie
ein unruhiges und stürmisches Unwetter wird,
und zwar nahe dem Ende der HäIfte, wo die
erwähnte Linie diesem Rad eingefügt ist. Das
weist darauf hin, dass die Urteile der Macht
GOTTES in jenen Tagen unruhig und stürmisch
sein werden, da sie gegen das Ende jener
Stärke, in der die Welt gerade lebt, in den
Herzen der ungläubigen Menschen weder die
Reinheit noch die Ruhe des katholischen
Glaubens finden.— Es ist um das Ende jener
Stärke, das heisst. sobald der Wille GOTTES
mit seiner Macht so verbunden wird, dass es im
Willen GOTTES liegt, wann die Welt und das,
was in der Welt ist, durch seine Macht beendet
werden. Denn die Menschen jener Zeit werden
die Reinheit und Beständigkeit des wahren
Glaubens fliehen und sich vom wahren GOTT
lossagen, indem sie sich dem Sohn des
Verderbens zuwenden. Dieser wird alle
kirchlichen Einrichtungen in Verwirrung
bringen und über die Gläubigen, die ihm
widerstehen, die stärksten Stürme der
Widerwärtigkeiten losbrechen lassen. Denn wenn
die Menschen nach vielen Drangsalen, die sie
durch das Eindringen fremder Völker und
untereinander mit der Aufteilung des Reiches
erlitten hatten, sich wie in Ruhe
niedergesetzt haben, werden von neuem
plötzlich viele Irrlehren und viele Gegensätze
zur Wahrheit der Kirche hervorquellen.
In
jener Zeit wird eine unreine Frau einen
unreinen Sohn empfangen; denn die alte
Schlange, die Adam aussaugte, wird zusammen
mit ihrer ganzen Brut diesen so aufgeblasen
machen, dass weder etwas Gutes in ihn eingeht
noch in ihm sein kann. Er wird an abgelegenen,
wechselnden Orten aufgezogen werden, damit er
nicht von den Menschen erkannt wird. In alle
teuflischen Künste wird er eingeführt werden
und bis zum vollen Lebensalter verborgen
bleiben. Er wird die Laster, die in ihm sein
werden, nicht offen zeigen, bis er erkannt
hat, dass er voll ist von allen
Ungerechtigkeiten und davon überfliesst. Vom
Anfang seines Entstehens an werden viele
Streitigkeiten und viele Widerstände gegen die
richtigen Ordnungen ausbrechen. Die glühende
Gerechtigkeit wird in ihrer Aufrichtigkeit
verdunkelt und die Liebe wird in den Menschen
ausgelöscht werden. In ihnen werden auch
Bitterkeit und Härte aufkommen, und es wird so
viele Irrlehren geben, dass sogar die
Irrlehrer offen und bedenkenlos ihre Irrtümer
predigen (2 Thess 2,2f). Im katholischen
Glauben der Christen werden so grosse Zweifel
und solche Verunsicherung herrschen, dass die
Menschen zweifeln, wen sie als GOTT anrufen
sollen. Zahlreiche Zeichen an Sonne, Mond und
Sternen, im Wasser und an den übrigen
Elementen und Geschöpfen werden erscheinen (Lk
21,25), so dass sie wie in einem Gemälde in
ihren grauenhaften Vorzeichen das kommende
Unheil im voraus verkünden. Daher wird in
jener Zeit so grosse Traurigkeit die Menschen
befallen, dass sie das Sterben für nichts
erachten.— Diejenigen aber, die dann im kath.
Glauben gefestigt sind, werden in tiefer
Zerknirschung Gottes Anordnung erwarten. Diese
Drangsale werden solange fortdauern, bis der
Sohn des Verderbens seinen Mund zur Gegenlehre
öffnet. Aber wenn er seine falschen,
irreführenden Worte vorgebracht hat, werden
Himmel und Erde erzittern. Die Halskette der
Gerechtigkeit wird wie von einem starken
Windstoss erfasst und dann zum ersten Mal in
Bewegung geraten. Denn bis zu diesem Zeitpunkt
wird sie unbewegt und unverdreht bleiben.—
Paulus hat ja seine Lehre durch viele Wunder
so stark gefestigt und sie mit tiefgründigen
Worten so wertvoll geschmückt, damit sie bis
ans Ende der Welt dauert, wie es diese Kette
zeigt, die bis zu den Füssen der Gerechtigkeit
gleichsam wie bis zum Ende der Welt
hinabreicht. Er hat auch durch die Wahrheit in
der Erhebung seines Geistes von der zweiten
Ankunft des Gottessohnes und von dem
todbringenden Angriff des Sohnes des
Verderbens zu den Gläubigen gesprochen, indem
er Zeugnis für das Kommen des Antichristen gab
(2 Thess 2,2f) :
Lasst euch nicht erschrecken weder durch ein
prophetisches Wort noch durch eine Rede oder
durch einen Brief, der angeblich von uns
stammt, als sei der Tag des Herrn schon da.
Niemand soll euch auf irgendeine Weise
täuschen. Denn zuerst wird der Abfall von Gott
kommen und der Mensch der Gesetzeswidrigkeiten
erscheinen, der Sohn des Verderbens. der
Widersacher, der sich über alles, was Gott
oder Heiligtum heisst, so sehr erhebt, dass er
sich sogar in den Tempel GOTTES setzt und sich
als Gott ausgibt.
Der Sinn dieser Aussage ist so zu verstehen:
Ihr, die ihr GOTTES seid und an sein Wort
glaubt, hütet euch davor, euch in euren Herzen
von irgendeinem Schrecken erschüttern zu
lassen weder durch geistliche Täuschung oder
Verführung durch viele Worte noch durch
Schriften, als ob sie wahrhaftig an euch
gerichtet waren, als sei jener Tag schon da,
an dem der Schöpfer von allem die Abgründe des
Herzens aufdecken wird. Hütet euch auch, dass
euch nicht jemand durch trügerische und
eingebildete Vorgänge bei irgendeiner
Gelegenheit zur Verführung bringt! Denn erst
wenn die Zeit gekommen ist, in der die
Erhabenheit der Kirche zerstört und der wahre
Glaube zertreten wird, was als Abfall
verstanden wird, der in der Zeit des
verbrecherischen Sohnes eintreten wird, dessen
Mutter in ihrer Unreinheit nicht weiss, von
wem sie empfangen hat, wird er, der der Sohn
der Sünde ist, weil er schon durch seinen
Anfang ganz von Sünden durchtränkt ist, sich
offen zeigen. Daher wird er auch so als Sünder
auftreten, in dem er alle Sünden laut
verkündet und wieder an sich nimmt. Und als
Sohn der grausamsten Verderbnis wird er ganz
in diesem Verderben bleiben, weil er die
Menschen lehrt, was gegen Gott ist. Auch der
Verführer des Menschengeschlechtes wird ihn so
entflammen, wie er selbst am Anfang der Welt
zu rasen begann, als er GOTT ähnlich sein
wollte. Deshalb wird er auch alle die
bedrängen, die GOTT verehren. Er wird sich
über alle Geschöpfe erheben, indem er sich
Gott nennt, und befehlen, dass er wie Gott
verehrt wird. Aber ihr sollt nicht glauben,
dass der Tag des Herrn da ist, an dem GOTT den
Erdkreis richten wird, wenn die Welt ihr Ende
hat.— Und wiederum sagt Paulus, vom HI. Geist
durchdrungen:
Denn die geheime Macht des Bösen ist schon am Werk, nur
muss erst der besiegt werden, der sie bis jetzt noch
zurückhält,
(2 Thess 2,7).
Der Sinn: Die verborgene Einflüsterung zeigt
sich schon in den Werken der Irrlehrer, in
denen der Verführer zur Bosheit seine
Wurfspiesse vorausschickt, weil er die
Wahrheit des Glaubens unterdrücken will.
Deshalb gibt es durch die richtige Absicht und
das gute Bestreben im gläubigen Menschen ein
Bemühen: wer am apostolischen und wahrhaft
kath. Glauben festhält, soll beharrlich ohne
Verfälschung an ihm festhalten... Denn in
jenen Zeiten des Sohnes des Verderbens wird
der Glaube von seiner Stärke abweichen, und da
er sich schon gekrümmt hat, wird er geschwächt
werden. Denn wer an der Erhabenheit der Kirche
und am rechten Glauben festhält, hält an etwas
Grossem fest, weil er dadurch ins himmlische
Reich eintreten wird. Wer aber keinen Glauben
hat, hat keinen Halt, denn er wird ins
Verderben gehen...
Der alte Feind nämlich, den die Kraft der
Gottheit in den See
des Höllenabgrunds schleuderte, wollte die
Bosheit fest begründen. GOTT aber ist gerecht
und wahrhaftig und hat keinen, der IHM
gleicht, weil ER von Ewigkeit durch sich
selbst besteht und alles aus dem Nichts
geschaffen hat. Der alte Feind jedoch meint,
weil er den ersten Menschen durch einen
anderen Menschen überwunden hatte —den
Antichristen— das durchführen zu können, was
er einst begonnen hatte, als er gegen GOTT zu
kämpfen versuchte. Denn vom Teufel
beeinflusst, wird er alles zerstören, was GOTT
im Alten und Neuen Gesetz festgelegt hatte,
wenn er, wie vorhergesagt wurde, seinen Mund
zur verkehrten Lehre öffnet.
Er
wird behaupten, dass Blutschande und ähnliche
Vergehen keine Sünden sind. Er wird sagen,
dass es keine Sünde ist, wenn Fleisch anderes
Fleisch aufreizt, wie es das auch nicht ist,
wenn ein Mensch vom Feuer erwärmt wird. Er
wird auch versichern, dass alle Gebote der
Keuschheit aus Unwissenheit entstanden. Denn
wenn ein Mensch warm, der andere aber kalt
sei, dann müssten sie sich gegenseitig in
Wärme und Kälte ausgleichen. Weiter wird er zu
den Gläubigen sagen: Euer Gesetz der
Enthaltsamkeit ist gegen das Naturgesetz
aufgestellt, nämlich dass der Mensch nicht
warm sein darf, in dessen Atem doch Feuer ist,
das den ganzen Leib des Menschen in Glut
versetzt. Wie könnte er also gegen seine Natur
kalt sein? Und aus welchem Grund sollte es der
Mensch unterlassen, anderes Fleisch
aufzureizen? Jener Mensch also, von dem ihr
sagt. dass es euer Meister ist, hat euch ein
Gesetz gegeben, das über das Mass hinausgeht,
weil er euch befahl, so zu leben. Ich aber
sage euch: Ihr sollt auf beide Weisen leben,
in Wärme und Kälte, und einander wärmen.
Überlegt, dass der erwähnte Mensch euch
ungerechte Gebote gegeben hat. Denn obwohl er
befahl, dass die Menschen sich nicht
gegenseitig wärmen sollen, haben sie doch ihre
Natur fleischlich gepflegt. Seht also zu, dass
ihr euch künftig nicht mehr durch eine
unrechte Lehre verführen lasst, denn es liegt
bei mir, was ihr tun könnt oder nicht. Euer
Meister hat euch nicht die richtigen
Vorschriften gegeben, der wollte, dass ihr wie
ein Geist seid, der nicht von Fleisch bedeckt
ist und nicht wirkt, als ob das geborene
Fleisch der Menschen, das doch durch Feuer
eingegossen und gebildet wird, nicht so
geschaffen wäre. Denn wenn die Kinder der
Menschen nicht so zur Welt kämen, hätten sie
nicht die Möglichkeit zu wirken. Darum sollt
auch ihr wissen, was ihr seid. Denn der, der
euch zu erst lehrte, hat euch getäuscht und
euch in nichts geholfen. Ich aber gebe euch
ein, dass ihr euch selbst erkennt und wisst,
was ihr seid; denn ich habe euch geschaffen
und bin ganz in allen. Jener aber schrieb alle
seine Werke einem anderen zu, weil er aus sich
nichts konnte. Ich aber spreche aus mir selbst
und vermag alles aus mir selbst.
—
Mit diesen und ähnlichen Worten wird dieser
unselige Sohn des Verderbens die Menschen
verführen, indem er sie lehrt, nach der
feurigen Begierde des Fleisches zu leben und
jeden Wunsch ihres Fleisches zu erfüllen,
während sowohl das Alte wie das Neue Gesetz
die Menschen zur Keuschheit einlädt, freilich
so, dass die Keuschheit ihr Mass nicht
überschreitet. Auf diese Weise wird Luzifer
durch ihn den Antichristen die Gerechtigkeit
GOTTES ableugnen. Und er wird meinen, durch
ihn alles vollbringen zu können, was er zu tun
begonnen hat. Er wird meinen, der Jordan
fliesse in seinen Mund (Ijob
40,23; Ps 114,3-5),
so dass die Taufe von nun an nicht mehr
erwähnt werde, sondern dass er sie
zurückschleudert, wie er selbst durch die
Taufe verworfen wurde. Daher wird er meinen,
er kenne, wenn er so herrsche, sich eine so
grosse Zahl des Volkes unterwerfen, dass im
Vergleich zu seiner Zahl der Sohn Gottes nur
noch eine kleine Anzahl von Gläubigen habe.
Dieser zuvor erwähnte Mensch wird auch Mensch
der Sünde genannt, well er alles Böse ausführt
und weil das alles sich über ihn ergiessen
wird
(2 Thess
2,3).
Er wird Sohn des Verderbens genannt, weil Tod
und Verderben über ihn herrschen werden und er
auf verkehrte und ruchlose Weise eine Menge
der Völker verführen und an sich ziehen wird.
Und er wird sich als Gott anbeten lassen, wie
auch Johannes unter dem Bild des wilden Tieres
seine Wildheit beschreibt und in der
Offenbarung der Wahrheit sagt:
Und es beteten ihn an alle Bewohner der
Erde, deren Namen nicht im Lebensbuch des
Lammes eingeschrieben sind,
(Offb. 13,8).
Der Sinn dieser Aussage ist in Bezug auf das
Kommende so zu verstehen: Mit gebeugtem Leib
und Geist werden jene das Tier der Bosheit
anbeten, die die Wohnung ihrer Herzen an
irdische Güter heften. Ihre Namen sind nicht
mit dem Zeichen der Heiligkeit in der Ewigkeit
des Lebens dessen aufgezeichnet, in dessen
Mund sich kein Trug fand. Deshalb wird jeder
im Verderben sein, der die Schriften dieses
verdorbenen Menschen bewundert und ihn verehrt
und der die Schriften Satans, der von GOTT
verstossen ist, in seinem Herzen trägt, well
er aus sich selbst heraus Gott sein wollte.
Daher ist er auch
Tod genannt worden, weil er das Leben flieht,
in dem sich keine Sterblichkeit findet,
sondern das alles lebendig macht.— Und all
die, die diesem Sohn des Verderbens anhangen,
indem sie seine Werke tun, werden nicht ins
Lebensbuch des Lammes eingeschrieben werden (Ps
69,29: Offb 13,8).
Denn dieses Lamm ist das Wort GOTTES, durch
dessen Wort Es werde die gesamte
Schöpfung hervorging. Der Teufel aber hatte im
Alten und im Neuen Testament beständig
Anhänger, im Alten Bund durch Baal, im Neuen
durch die Sadduzäer, die seine Triebfedern im
Schisma sind. Denn sie verletzten das Gesetz
GOTTES, das die Wurzel der Gerechtigkeit ist,
in dem die Patriarchen und Propheten verborgen
waren, zum erstenmal mit der Niedertracht des
Baal. Aber er hatte auch die als Anhänger, die
später im Neuen Testament mit den Sadduzäern
unter Beleidigung der Gerechtigkeit die
Auferstehung leugneten. Denn die Äste aus der
erwähnten Wurzel sind das Evangelium und die
Frucht an diesen Ästen ist das Zeugnis
Christi, weil ER den Götzen Baal und die
Sadduzäer mit Kraft zertrat.— Aber trotzdem
werden dann aus ihnen die Irrlehrer
hervorgehen, die der Bedingung des ersten
Entstehens des Lebens widersprechen. Und ihr
Irrtum wird schlimmer sein als frühere
(Mt 27.64),
weil sie GOTT in seiner Schöpfungsordnung und
in den lebendigen Seelen ganz und gar
verleugnen werden. All diese werden das
unselige Tier, nämlich den verlorenen Menschen
anbeten, den Glauben an den allmächtigen GOTT
aufgeben und behaupten, dass es ihnen nichts
schade, wenn sie die Gebote GOTTES nicht
beachten.
Und
so steigt ihr Unglaube hinab zu dem erwähnten
goldenen Leopardenkopf, der an dem vorher
genannten Halsschmuck erscheint. Er bezeichnet
den Antichristen, der sich Gott und gleichsam
goldenes Haupt nennt. Durch seine teuflischen
Künste und die Beunruhigung der Elemente wird
er schreckliche Vorzeichen und gewaltige
Stürme hervorrufen. Dass das geschieht, wird
GOTT zulassen, damit das gesamte
Menschengeschlecht den Sturz des Antichristen
erkennt. - Denn auch deshalb wird dieser
gleichsam für die Erlösung seines Volkes
vortäuschen, durch Ermordung zu sterben und
durch eine Auferweckung wieder aufzustehen. Er
wird ein Schriftzeichen auf die Stirn seiner
Anhänger schreiben lassen, durch das er alles
Böse in sie hineinlegt. So täuschte auch die
alte Schlange den Menschen und entflammte ihn
zur sinnlichen Leidenschaft, wodurch sie ihn
auch später in ihrer Schlinge hatte. Durch
dieses Schriftzeichen wird er die Menschen mit
magischer Kunst gegen die Taufe und die
Bezeichnung Christen so beeinflussen, dass sie
nicht mehr von ihm weichen wollen und sich
alle nach ihm benennen, wie die Christen nach
Christus. - Diese Aufschrift trug Luzifer
lange in sich, ohne sie irgendeinem Menschen
zu enthüllen, ausser diesem einen, den er
schon im Schoss seiner Mutter ganz besitzen
wird. Deshalb vertraute er auch darauf, durch
diesen seinen ganzen Willen erfüllen zu
können. Aber dieser verworfene Mensch wird
seine Seele und dass er lebt, nicht vom Teufel
haben, sondern von GOTT, da auch dieser
unseligste Aufspürer der alten Verführung, der
alles Gute hasst, sein Dasein von GOTT
empfangen hat. Denn GOTT allein ist das Leben,
und jeder Atemzug und alles, was lebt, wird
durch ihn bewegt, weil ER allein der Ursprung
ohne Anfang ist. Und wie Luzifer im Himmel
gegen GOTT kämpfte, so wird er auch durch
diesen verlorenen Menschen auf der Erde gegen
die Menschheit des Gottessohnes zu kämpfen
versuchen. Und das wird er durch diese
Aufschrift tun, durch die er den Herrn und
Schöpfer von allem verleugnen wird. Denn er
vertraut darauf, seinen Anhängern bedeutendere
Gaben zu verschaffen, als sie Christus, der
Sohn GOTTES, denen schickte, die an IHN
glauben. - Diese Aufschrift aber wurde vorher
in keiner Sprache gesehen oder gefunden, denn
Luzifer erfand sie zuerst bei sich selbst. Er
wird sie mit der List hervorbringen, mit der
er die Menschheit verführt, ihren Schöpfer
nicht anzuerkennen. Durch sie wird er die
Ungläubigen so verführen, dass sie nichts
anderes mehr zu verehren streben, als was
ihrer Ansicht nach ihm gefällt. Der Sohn des
Verderbens wird nämlich sagen: Wie
geschnittenes Holz gelagert wird, bis der
Maler es zusammensetzt und bemalt, damit es
von allen geachtet wird, so ist auch der
Mensch, wenn er geboren ist, ohne Ehre, bis er
durch diese Aufschrift geehrt wird. weil mehr
Heil und grössere Kraft in ihr liegt als in
der Schöpfung des Menschen. Aber GOTT wird
alle Versuche dieser Schrift samt ihrem
Urheber vernichten. Die Aufschrift aber, die
der HI. Geist gegeben hat, wird nicht
vergehen. Wenn der Antichrist mit diesen
falschen Zeichen Menschen aus allen
Geschlechtern um sich zu versammeln beginnt,
werden die Heiligen und Gerechten von
gewaltiger Furcht erschüttert werden.
Aber IcH, der IcH bin, werde eingedenk sein,
wie IcH den ersten Menschen formte und auf
welche Weise IcH alle Werke, mit denen Luzifer
durch den Menschen gegen mich kämpfen würde,
voraussah und wie IcH die heiligen
Tugendkräfte zum Kampf gegen jenen
bezeichnete. So habe IcH es an Henoch und
Elija getan, die ich aus dem Stamm der
Menschen auserwählte, die mir mit ganzen
Herzen angehangen hatten. Um die Endzeit werde
ich den Menschen kundtun, dass sie das Zeugnis
dieser beiden Zeugen mit Vertrauen aufnehmen
sollen. Denn IcH unterweise sie in meinem
Geheimnis und offenbare ihnen die Werke der
Menschen. So werden sie um diese wissen, als
ob sie sie leibhaftig gesehen hätten, und
weiser sein als die Schriften und Reden der
Weisen. Dadurch, dass sie nämlich dem Leib
nach dem Menschen entrückt sind, ist alle
Furcht und alles Zittern von ihnen genommen,
so dass sie in Gleichmut alles ertragen, was
sie umgibt. Ich bewahre sie ohne jede
Verletzung ihres Leibes an einem verborgenen
Ort auf. Und wenn der Sohn des Verderbens
seine verkehrte Lehre ausspeit, wird dieselbe
Kraft, durch die sie einst aus der Mitte der
Menschen entrückt worden waren, sie wie in
einem Windstoss zurückbringen. Und so lange
sie dann unter den Menschen auf der Erde
weilen, werden sie immer nach 40 Tagen
gestärkt werden, wie auch mein Sohn nach 40
Tagen zu essen verlangte (Mt 4,2).-
Diese starken und weisen Männer bezeichnet der
Kopf des Steinbocks in der erwähnten Kette des
Halsschmuckes der Gerechtigkeit. Denn wie der
Steinbock tapfer ist und in die Hohe steigt,
so werden auch sie in meiner Kraft stark sein
und sollen rasch in die Höhe meiner Wunder
emporgehoben werden. Sie werden in meinen
Wundern so grosse Macht besitzen, dass sie am
Firmament und an den Elementen und den übrigen
Geschöpfen grössere Zeichen wirken werden als
der Sohn des Verderbens. So werden dessen
trügerische Zeichen durch ihre wahren Zeichen
verspottet werden. Daher werden wegen der
übergrossen Kraft ihrer Wunder aus allen
Völkern Menschen zu ihnen eilen, die ihren
Worten glauben. Sie werden mit glühendem
Glauben zum Martyrium eilen, das der Sohn des
Verderbens ihnen bereiten wird, wie zu einem
Gastmahl, so dass sogar ihre Mörder wegen der
zu grossen Menge es überdrüssig werden, die
Getöteten zu zählen. Denn die Menge ihres
Blutes wird sich wie ein Bach ergiessen. Aber
schliesslich, wenn der Sohn des Verderbens
diese beiden wahrhaft heiligen Männer weder
durch Schmeicheleien noch durch Drohungen
überwinden noch ihre Zeichen und Wunder
verdunkeln kann, wird er befehlen, sie durch
ein grausames Martyrium zu vernichten und ihr
Andenken völlig von der Erde zu tilgen, damit
kein Mensch mehr auf der ganzen Erde ist, der
ihm von nun an zu widerstehen wagt. Dann wird,
wie oben gesagt wurde, die goldene Zahl der
Märtyrer, die in der Urkirche des wahren
Glaubens wegen getötet wurden, mit diesen
Märtyrern, die im Irrtum der Endzeit getötet
werden, zur Fülle ihrer Vollendung geführt
werden. Diese Zeit, die alles zertritt und
verschlingt, bezeichnet der Wolf, der im Buch
Scivias beschrieben wird (3,11,78-79;
182-192). Denn wie der Wolf in seiner Raubgier
alles verschlingt, was er kann, so werden in
jener Zeit die Gläubigen, die an den Sohn
GOTTES glauben, verschlungen werden. Daher
sagt der Sohn GOTTES wiederum zu seinem Vater,
wie es vorausgesagt ist.
Mich,
der ICH nach Deiner Anordnung das Gewand des
Fleisches angelegt habe. quält es, dass meine
Glieder, nämlich die, die durch das Bad der
Taufe mir angehangen hatten, sich jetzt von
mir lossagen und dem Hohn des teuflischen
Spottes verfallen, indem sie auf den Sohn des
Verderbens hören und ihn verehren. Doch IcH
nehme die von ihnen, die nur ausgeglitten
sind, wieder an mich, die Aufrührer aber und
die, die im Bösen verharren, verwerfe IcH.
Vater, weil IcH Dein Sohn bin, blicke auf mich
in der Liebe, in der Du mich in die Welt
gesandt hast, und betrachte meine Wunden,
durch die ICH auf Dein Geheiss den Menschen
erlöst habe. IcH zeige sie Dir, damit Du Dich
dieser erbarmst, die IcH erlöst habe, und lass
nicht zu, dass sie aus dem Buch des Lebens
getilgt werden. Durch das Blut meiner Wunden
hole IcH sie in der Reue zu Dir
damit nicht der, der meine Menschwerdung und
mein Leiden verspottet, durch das Verderben
über sie herrscht.— Jetzt also, ihr Menschen
alle, die ihr euch danach sehnt, die alte
Schlange zu verlassen und zu eurem Schöpfer
zurückzukehren, achtet darauf, dass IcH, der
Gottes- und Menschensohn, meinem Vater für
euch meine Wunden zeige. Daher beugt auch ihr
in der Reinheit des Glaubens eure Knie, die
ihr oft vor der Eitelkeit der aufsässigen
Widersetzlichkeit gebeugt habt, vor eurem
Vater, der euch geschaffen und euch den
Geisthauch des Lebens gegeben hat. (Gen 2,7).
Bekennt von Herzen vollständig eure Sünden,
damit ER euch, die ihr in leiblicher und
seelischer Bedrängnis seid, seine starke,
unbezwingbare Hand reicht, um euch dem Teufel
und allem Bösen zu entreissen. So spricht der
Sohn zum Vater und empfiehlt IHM seine
Glieder. ER nimmt diese in Zucht, damit sie
seinem Haupt wahrhaft anhangen und nicht das
Verderben des ersten und letzten Verderbers
sie verschlinge. Denn sooft der allmächtige
Vater durch die bösen Taten der Menschen zum
Zorn gereizt wird, zeigt IHM sein Sohn seine
Wunden, damit ER ihretwegen die Menschen
schont. ER selbst hat ja seinen Leib nicht
geschont, damit das Schaf, das ihm verloren
gegangen war, durch sein Blut zurückgeholt
werde. Und deshalb werden auch seine Wunden so
lange offenbleiben. wie der Mensch in der Welt
bleibt und sündigt. Daher verlangt auch
derselbe Gottessohn von den Menschen, dass sie
ihre Knie vor seinem allmächtigen Vater
beugen, sooft sie seinen Urteilsspruch
verdienen, damit ER sie wegen seiner Wunden,
die ER im Fleisch erlitten hat und auf die
sein Vater immerfort schaut, von allem Bösen
befreit.
Nachdem aber Henoch und Elija durch den Sohn
des Verderbens den leiblichen Tod erlitten
haben, werden dessen Anhänger sich sehr
freuen, weil sie sehen, dass jene umgekommen
sind. Aber dann, wenn der Geist des Lebens die
beiden wieder erweckt und empor in die Wolken
erhoben hat, wird sich ihre Freude in Furcht,
Trauer und grosse Bestürzung verwandeln. Denn
durch deren Erweckung und Erhöhung werde IcH,
der Allmächtige, beweisen, dass der
Auferstehung und dem Leben der Toten durch
keinen Widerstand der Ungläubigen
widersprochen werden kann, nämlich dass an
jenem Tag, wenn die Elemente, mit denen
zusammen der Mensch gesündigt hatte, gereinigt
werden, auch der Mensch vom Tod auferweckt und
durch die Reue. die Gott am besten gefällt, in
grössere Herrlichkeit eingesetzt wird, als er
am Anfang erschaffen wurde. Denn wie der
gesamte Organismus des Menschen durch die Reue
erschüttert wird, so bewegt er auch mit der
klagenden Stimme seiner Reue den Himmel und
lobt GOTT mit den Cherubim aus seinem ganzen
Wesen. Dann wird die alte Schlange wegen der
Auferweckung dieser beiden Henoch and Elija in
rasenden Zorn versetzt werden. Sie wird den
verdorbenen Menschen den Antichristen zu der
Meinung bringen, seinen Thron, von dem er
vertrieben wurde, wieder in Besitz zu nehmen,
damit dadurch die Erweckung der genannten
Männer und die Erinnerung an den Sohn GOTTES
vollkommen getilgt werde. Sie wird bei sich
selbst sprechen, indem sie sagt: In diesem
meinen Sohn werde ich jetzt einen grösseren
Kampf austragen , als ich ihn einst im Himmel
austrug. Meinen ganzen Willen werde ich durch
ihn erfüllen und diesem meinen Willen wird
weder GOTT noch der Mensch widerstehen können.
weiss und erkenne, dass ich nicht besiegt
werden kann. So werde ich in allem Sieger
sein.— Darauf wird dieser Sohn des Verderbens
eine Menge Volk zusammenrufen, damit sie seine
Herrlichkeit offen sehen, wenn er versuchen
wird, über die Himmel zu gehen, so dass, falls
noch etwas vom katholischen Glauben in der
Kirche unerschüttert geblieben ist, es durch
diesen Aufstieg völlig vergeht. Aber wenn er
in Gegenwart des horchenden Volkes den oberen
Elementen gebieten wird, ihn bei seinem Gang
in den Himmel aufzunehmen, werden sich die
Worte des Paulus, Meines Getreuen, erfüllen,
die er vom Heiligen Geist erfüllt sprach:
Dann wird der gesetzwidrige Mensch allen
sichtbar werden, Jesus der Herr wird ihn durch
den Hauch seines Mundes töten»
(2 Thess 2,8).
Der Sinn dieser Aussage ist so zu verstehen:
In dieser Zeit wird jener Sohn des Verderbens
entlarvt werden, und es wird vor allem Volk
sichtbar sein, dass er ein Lügner war, da er
die Anmassung hatte, zum Himmel
emporzusteigen. Denn der Herrscher und Heiland
der Völker, der Sohn GOTTES, wird ihn in
dieser seiner Vermessenheit tüten. Das wird ER
in jener Kraft tun, in der ER, der das Wort
des Vaters ist, den ganzen Erdkreis mit seinem
gerechten Gericht richten wird. Wenn nämlich
dieser Sohn des Verderbens sich durch
teuflische Kunst nach oben erhebt, wird er
durch die göttliche Kraft hinuntergestürzt
werden, und der Gestank von Schwefel und Pech
wird ihn unten aufnehmen, so dass auch die
dabeistehenden Völker in den Schutz der Berge
fliehen. Wenn sie das sehen und hören, wird
sie so grosser Schrecken befallen, dass sie
dem Teufel und seinem Sohn entsagen und sich
zum wahren Glauben der Taufe bekehren.
Deswegen wird die alte Schlange bestürzt gegen
sich selbst knirschen und sagen: Jetzt sind
auch wir verwirrt. Von nun an werden wir nicht
mehr die Kraft haben, uns die Menschen so zu
unterjochen, wie wir es bisher getan haben.
Aber
auch alle, die treu an den Gottessohn glauben,
werden GOTT mit flehentlicher und
lobpreisender Stimme rühmen, wie es durch
meinen geliebten und wahren Zeugen geschrieben
steht: «Jetzt ist sie da, die Rettung, die Macht
und die Herrschaft unseres GOTTES und die
Vollmacht seines Gesalbten. Denn gestürzt
wurde der Ankläger unserer, Brüder, der sie
bei Tag und bei Nacht vor dem Angesicht
unseres GOTTES verklagte. Sie haben ihn
besiegt durch das Blut des Lammes und durch
ihr Wort und Zeugnis, sie hielten ihr Leben
nicht fest, bis hinein in den Tod)»
(Offb 72,10f).
Der Sinn dieser Aussage ist so zu verstehen:
Jetzt, da der Teufel besiegt und sein Sohn,
der Antichrist, vernichtet ist, ist durch
göttliche Anordnung das Heil gekommen, das
keine teuflischen Gefahren fürchtet. Gekommen
ist die Macht, die jene völlig zermalmt, und
das Reich, das über alle herrscht, die unter
der Herrschaft unseres GOTTES stehen, und die
Vollmacht des unbesiegbaren Christus, seines
Sohnes, den ER als wahren Priester über das
Heil der Seelen bestellt hat. Denn in die
ewige Verdammnis gestossen wurde der
hartnackigste Ankläger und ruheloseste
Verfolger derer, die wie wir Kinder GOTTES
sind und mit uns das himmlische Erbe besitzen
werden. Vor dem Angesicht des höchsten
Schöpfers und Richters klagte er jene an, die
seinen verschiedenen Einflüsterungen
zustimmten. Und das tat er zu jeder Zeit,
sowohl bei geistlichen als auch bei weltlichen
Vergehen, well ja der Mensch immer sündigt. Im
ersten Kampf des verlorenen Engels nämlich, in
dem er gegen GOTT kämpfte, well er Gott sein
wollte, hat GOTT gesiegt. In ihm sah Er auch
den Endkampf voraus, den ER mit ihm führen
sollte, wenn ER dessen Sohn niedergeworfen und
ihn selbst schon durch diesen völlig
vernichtet hat. Auch die, die GOTT wahrhaft
bekennen, haben jenen besiegt, weil sie ihm
nicht zustimmten wegen des Blutes des Lammes,
durch das sie erlöst sind und um dessentwillen
sie auch sehr viele Widerwärtigkeiten an ihren
Leibern ertrugen und Sieger wurden. Sie haben
ihn auch durch das Wort besiegt, nämlich durch
die Lehre, die ER im katholischen Glauben
bezeugt hat, der sich auch von jenem Wort her
ausbreitete, von dem alle Geschöpfe ausgingen.
Und sie liebten nicht ihre Seelen, dadurch
dass sie diese in ihren Leibern zurückhielten,
sondern sie liessen sie bis zum Tod ihrer
Leiber vorausgehen. Sie unterwarfen nämlich
ihre Leiber in zahlreichen Leiden dem
zeitlichen Tod, wodurch sie auch ihre Seelen
dem allmächtigen GOTT zurückgaben. Denn als
Märtyrer gingen sie in den Tod, und eher als
sie den Sohn GOTTES verleugnet hätten,
unterwarfen sie sich den Leiden. Deshalb legen
auch Abel, die Propheten und die übrigen
Märtyrer, die bis zum Jüngsten Tag für GOTT
getötet wurden, Zeugnis für den Sohn GOTTES
ab, dass auch ER selbst nach dem Willen des
Vaters sein Blut für sie vergossen hat.
Und so ist der Kampf des Sohnes des Verderbens
auf diese Weise zu Ende gegangen; und er wird
von nun an nie mehr anderswo verehrt werden.
Daher freut euch, die ihr im Himmel und auf
der Erde eine Wohnung habt. Nach dem Fall des
Antichristen aber wird sich die Herrlichkeit
des Sohnes GOTTES ausweiten.
Erneut hörte ich vom Himmel eine Stimme, die
mich diese Worte lehrte: Jetzt sei Gott Lob in
seinem Werk, dem Menschen. Für seine Erlösung
hat ER die gewaltigsten Kämpfe auf der Erde
geführt. ER hat sich gewürdigt, ihn über die
Himmel zu erheben, damit er zusammen mit den
Engeln sein Antlitz in jener Einheit lobt, in
der ER wahrer Gott und wahrer Mensch ist. ER,
der allmächtige Gott, möge sich aber würdigen,
die armselige Frau, durch die ER diese Schrift
herausgegeben hat, mit dem Oel seiner
Barmherzigkeit zu salben. Sie lebt ohne alle
Sicherheit und besitzt auch nicht das Wissen,
sich an den Schriften zu erbauen, die der HI.
Geist zur Unterweisung der Kirche offenbart
hat und die wie die Mauer einer grossen Stadt
sind. Vom Tag ihrer Geburt an ist sie nämlich
durch Krankheiten in Schmerzen wie in ein Netz
verstrickt, so dass sie in all ihren Adern,
ihrem Mark und ihrem Fleisch von dauernden
Schmerzen gequält wird. Dennoch hat es GOTT
bis jetzt noch nicht gefallen, dass sie
aufgelöst wird, weil sie durch die Kammer
ihrer vernunftbegabten Seele bestimmte
Geheimnisse GOTTES auf geistige Weise schaut.
Die vorliegende Vision aber durchdrang so die
Adern dieser Frau, dass sie ihretwegen oft von
tiefer Erschöpfung befallen wird, wobei sie
jedoch bald leichter, bald schwerer an der
Erschöpfung einer Krankheit litt. Deshalb hat
sie auch eine Lebensweise, die von den
verschiedenen Lebensweisen der Menschen
abweicht, wie ein Kind, dessen Adern noch
nicht so ausgereift sind, dass es die
Lebensweisen der Menschen unterscheiden
könnte. Mit der Inspiration des HI. Geistes
ist nämlich das Dienen ihr Wesen. Sie hat ihre
leibliche Struktur von der Luft, weshalb ihr
auch aus der Luft, vom Regen, vom Wind und
jeder Witterung die Krankheit so eingeprägt
ist, dass sie in keiner Weise eine körperliche
Sicherheit in sich haben kann. Anders könnte
die Inspiration des HI. Geistes nicht in ihr
wohnen. Aber der Geist GOTTES weckte sie
manchmal mit der grossen Macht seiner Güte
gleichsam durch erquickenden Tau aus dieser
Krankheit wie vom Tode auf, damit sie in ihrem
Dienst mit der Inspiration des HI. Geistes in
der Welt leben kann. Der allmächtige GOTT
aber, der jede Erschöpfung des Leidens dieser
Frau wahrhaft erkannt hat, möge sich würdigen,
seine Gnade in ihr so zu vollenden, dass seine
Güte darin verherrlicht wird und ihre Seele,
wenn sie aus dieser Welt gegangen ist, sich
freuen darf, von IHM in Milde in die ewige
Herrlichkeit aufgenommen und gekrönt zu
werden. - Aber das Buch des Lebens, das die
Schrift des WORTES GOTTES ist, durch das die
ganze Schöpfung in Erscheinung trat und das
Leben von allem nach dem Willen des ewigen
Vaters aus sich aushauchte, wie ER es im
voraus angeordnet hatte, hat die vorliegende
Schrift durch keine Gelehrsamkeit im
menschlichen Wissen, sondern durch eine
einfache. ungebildete Frauengestalt auf
wunderbare Weise mitgeteilt, wie es sein Wille
war. Daher soll kein Mensch so vermessen sein,
den Worten dieser Schrift etwas durch
Erweiterung hinzuzufügen oder durch Kürzung
wegzunehmen, damit er nicht aus dem Buch des
Lebens und aus aller Glückseligkeit, die unter
der Sonne ist, getilgt wird, ausser es
geschieht wegen des Ausfeilens von Worten oder
Ausdrücken, die durch die Inspiration des HI.
Geistes auf einfache Weise hervorgebracht
wurden. Wer es sich anders anmasst, sündigt
gegen den HI. Geist. Deshalb wird ihm weder
hier noch in der künftigen Welt vergeben
werden. ¬Nun sei wiederum Lob dem allmächtigen
GOTT in all seinen Werken vor der Zeit und in
der Zeit, denn ER ist der Erste und der
Letzte. Diese Worte sollen die Gläubigen in
der Hingabe ihres Herzens aufnehmen, denn sie
sind zum Nutzen der Gläubigen von IHM
verkündet, der der Erste und Letzte ist.
Christus und Antichrist in der HI. Schrift
Hauptziel Christi ist die
Besiegung Satans und die Zerstörung seiner
Gewaltherrschaft in Welt und Menschheit: Mt
12,28-29; Lk 11,14-22; 1 Joh 3,8. Das
gesteigerte Wüten des Bösen wird in der
Endzeit offenbar: Offb 20,1-10 (Apg
19,13-18).
Mt 24,4-5;
1 Joh 2,18-19:
Antichrist; der Gegenchristus. In
weiterem Sinn jeder Christusfeind.
Mt 24,32-27;
2 Thess 2,2-12;
Offb 13,1-2. 11.18
(eines Menschen Zahl): verstärktes
Auftreten in der Endzeit, als
bestimmte Person, in der Satan
wirkt; eine gewisse nachgeäffte
,Inkarnation‘ Satans.
Offb
11,3-14:
(die
zwei prophetischen Bussprediger
Henoch u. Elias): Endphase des
Kampfes Christus-Antichrist.
Offb
12,1-18:
Himmelserscheinung der zwei Machte:
die sonnenbekleidete Frau und der
Feuerdrache.
Offb
13,1-8:
Tier
aus dem Meere.
Offb
13,11-18:
Tier
aus dem Festland.
Offb
14,9-12; 16,1-21
(die
7 Zornesschalen): Tieranbeter und
ihre Strafe.
Offb
17,1-8:
Die
grosse Babelhure als verführerische
Propagandistin des Antichrist.
Offb
18,1-24:
Untergang der grossen Babelhure.
Offb
19,11-21:
Entscheidungsschlacht zwischen
Christ und Antichrist.
Offb
20,1-3:
Aufriss der ganzen Satansgeschichte.
Offb
20,4-6; 21-1-7:
Lohn
der Treuschar Christi.
Offb
12,7-10:
Dämon, Teufel, Satan, Alte Schlange,
Drache. Seine vorweltliche Rebellion
gegen Gott u. sein Sturz.
Offb 12,12-17;
2 Kor 11,3:
Fortsetzung seines gottwidrigen
Treibens auf Erden.
Ihr
habt den Gipfel der Bosheit und des Stolzes
erreicht
4.
Die
Macht des Gebetes und des Leidens
5.
«Was
hast du mit meinem Volk gemacht?»
6.
«Die
übernatürliche Schlacht hat schon begonnen»
7.
Das
ist nur ein Waffenstillstand — nicht der
Friede
8.
Nur
ein Glaube ist der wahre
9.
Das
Wort und der Geist wirken noch immer,um uns
zu retten
10.
Die
Truppen des Antichrist sind schon im
Anmarsch
11.
Sühneseelen
besanfligen den Zorn Gottes
12.
«Werden
wohl diese Gebeine sich wieder beleben?»
Die Zeit des Antichrist
13.
«Der
Mensch der Gesetzlosigkeit»
14.
Der
Antichrist und die Priester
15.
Die
verleugnende Wissenschaft öffnet dem
Antichrist den Weg
16.
Gesicht
von vier apokalyptischen Tieren
17.
Wer
wird der Antichrist sein?
18.
«Der
Gottlose wird Wache halten über die Menge
der Toten»
19.
Zwei
Zeugen
20.
Die
sieben letzten Plagen
21.
Das
große Babylon
22.
«Ich
raffe alles vom Erdboden weg!»
Die
Zeit der Liebe und des Friedens Gottes
23.
Das
Reich Gottes auf Erden
24.
«Der
Erstgeborene der Toten»
25.
«Die
Zeit des Geistes muß kommen»
26.
«Dem
Sieger werde ich zu essen geben vom Baum des
Lebens»
27.
«Dem
Sieger werde ich geben vom verborgenen Manna»
28.
Nach
dem Fall des Antichrist: der Friede Gottes
29.
«Der
Tag des Triumphes meiner Kirche»
30.
Ich
warte auf euch, um zu sagen: «FRIEDE»
31.
«Ich
werde den Geist der Erbarmung und des
Flehens ausgießen»
32.
«Kehret
alle zu Gott zurück»
Der
letzte Sturm Satans
33.
Die
Zeit des Satans
34.
«In
jener Zeit tritt Michael auf, der große Fürst»
Das Jüngste
Gericht
35.
«Die
Stunde des Gerichts für die Toten»
36.
«Es
werden mich auch diejenigen schauen, die
mich durchbohrt haben»
37.
Zwei
Auferstehungen
38.
«Warum
soll ich all das wissen, mein Gott?»
Anhang
Die
Offenbarung des Johannes (Apokalypse)
Der, der ist
Der Erstgeborene unter den Toten
Der, der da kommen wird
Ich bin der Erste und der Letzte
Offenbarung 2
Offenbarung 4
Die
Zeit des Antichristen ist näher als wir denken
Erzbischof Carlo Maria Viganò