Vor
30 Jahren suchten die Konzilväter Grundlagen zur
inneren Erneuerung der Kirche. Wer heute die Dokumente
liest und mit den Umsetzungen vergleicht, glaubt sich
verirrt zu haben. Er stellt sich die Frage, ob das
Zwischen - den - Zeilen - Lesen von Konzilsdokumenten
eine neue Methode sei, um den «vorauseilenden Gehorsam»
zu rechtfertigen, d.h. die kirchliche Autorität durch
«offenen Dialog» zu unterlaufen. Wurde die jüngste
Kirchengeschichte von geheimen Mächten inszeniert? Wer
Publikationen darüber offen studiert, wird viele «Früchte»
des Konzils in einem anderen Licht betrachten.
Was
wollte Johannes XXIII. wirklich?
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Die
deutlichsten Neuerungen fanden sich in der
Liturgie. Man wollte dem schwindenden
Kirchbesuch entgegentreten wollte. Hat der
Zulauf zur HI. Messe seither zugenommen, wie die
Neuerer mit Saltomortale-lnterpretationen
behaupten? Was war die Absicht Johannes XXIII.,
des vielzitierten Vaters des Konzils? |
«Die
lateinische Sprache, die wir als wahrhaft katholisch
bezeichnen können, ist das angemessenste Band, um auf
wunderbare Weise die gegenwärtige Zeit der Kirche mit
der vorhergehenden und der zukünftigen zu
verbinden» (Johannes
XXIII). Johannes
XXIII. unterzeichnete in Anwesenheit von 40 Kardinälen
feierlich auf dem Hauptaltar von St. Peter jenes
Dokument (Veterum
Sapientia, 22. Febr. 1962, 7 Monate vor Konzilsbginn‘),
das
die Wahrung des Lateins als «unveränderlicher» und «universaler»
Sprache der Kirche und Liturgie verfügte. Während des
Konzils beschlossen die Bischöfe der ganzen Welt, von
diesen Weisungen nicht abzuweichen: «Der Gebrauch der
lateinischen Sprache soll ... erhalten bleiben, soweit
nicht Sonderrecht entgegensteht» (Liturgiekonstitution
Sacrosanctum Concilium, Nr. 36 §1).
Fast
über Nacht vergass man dieses Dokument und
seine Bekräftigung durch das Konzil. Am 3.
Sept. 1978 erinnerte Johannes
Paul 1. in der feierlichen Messe zur Eröffnung
seines kurzen Pontifikats: Wir
wollten unsere Predigt in lateinischer Sprache
beginnen, weil sie bekanntlich die offizielle
Sprache, der Kirche ist, deren Universalität
und Einheit sie sichtbar und wirkungsvoll
ausdrückt. Und
doch war das Latein kaum fünf Jahren nach dem
Ende des Konzils aus den liturgischen Büchern verschwunden
und vollständig durch die Nationalsprachen
ersetzt, obwohl der Wille der Konzilväter, die
das Dokument zur Liturgie mit 2147 : 4 Stimmen
verabschiedet hatten, eindeutig war! Die
Sorge Johannes XXIII. und des Konzils war klar: Wie
der Inhalt der Religion unveränderlich ist, so
ist auch die Sprache des Gottesdienstes
unveränderlich. Wie
kam es aber
zum Raubzug der Volkssprachen
auf das Lateinische?
Ein
Geheimauftrag?
Der
Wortlaut zweier geheimnisvoller Briefe. Den
ersten könnte der Grossmeister der Freimaurer
an Erzbischof Bugnini (Deckname
«Buan»)
gesandt
haben. Der 2. Brief könnte eine Antwort
Bugninis (der
Verantwortliche für die Liturgiereform)
an das Oberhaupt der Freimaurer sein, in dem er
mitteilte, den übertragenen Auftrag früher als
verlangt erledigt zu haben. Beide Dokumente brachten
Kardinal Bugnini schwer in Verruf. |
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Der
«Baumeister» des Novus Ordo (=Neuer
Messritus) halte
als Sekretär des Gonsilium
einen grossen Einfluss auf den Papst.
Mehrmals äusserten die Kardinäle G. Cicognani
und Benno Gut, dass Bugnini die Reform leitete.
Da er freien Zutritt zu den päpstlichen Gemächern
halte, konnte er Paul VI. direkt die
vorbereiteten Dokumente vorlegen. Ein bekannter
italienischer Kardinal
äusserte gegenüber 30Tage: «Eines Tages sagte mir
Kardinal Gut niedergeschlagen, dass er überhaupt
nicht eingreifen könnte: alles spiele sich
zwischen Bugnini und dem Papst ab. Aber das
wahre Haupt der Reform und ihrer Durchführung
war die progressistische Gruppe um Kardinal Döpfner».
Paul VI., der Bugnini auch nach dem Konzil voll
vertraut hatte, versetzte ihn 1974 als
Pro-Nuntius in den Iran. Aber die Reform war
erfolgt, auch wenn sie den Grundabsichten und
Buchstaben des Konzils widersprach. |
Er
selbst beteuerte, keinerlei Kontakte zur
Freimaurerei gehabt zu haben. «Lieber Buan, wir
teilen Dir den Auftrag mit, den der Rat der Brüder
in Übereinstimmung mit dem Grossmeister und den
am Stuhl versammelten Fürsten für Dich
beschlossen hat und drängen Dich: ... die
Entchristlichung durch die Verwirrung der Riten
und der Sprachen auszubreiten und Priester,
Bischöfe und Kardinäle
gegeneinander aufzuhetzen. |
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Das
Babel der Riten und Sprachen wird unser Sieg
sein, wie die Einheit der Riten und Sprachen die
Stärke der Kirche gewesen ist... Das muss
innerhalb eines Jahrzehnts geschehen.» (14.
Juli 1964)
«Unvergleichlicher
Grossmeister, die Entchristlichung schreitet
schnell voran. Jetzt ist tatsächlich eine
weitere Instruktion herausgekommen, die seit dem
vergangenen 29. Juni anzuwenden ist. Wir können
schon das Triumphlied anstimmen, denn die
Volkssprache hat sich in allen Teilen der
Liturgie, auch in den wesentlichen,
durchgesetzt. Es gibt die grösstmögliche
Freiheit in der Wahl der verschiedenen
Formulare, bis hin zu eigenen Schöpfungen
und bis hin zum ...
Chaos! Ich glaube also, nach Ihren Anordnungen
mit diesem Dokument den Grund für die weitesten
Ausschweifungen gelegt zu haben. Ich musste hart
kämpfen und zu
jeder List greifen, um sie gegen den Widerstand
meiner Feinde in
der Ritenkongregation
vom Papst approbieren zu lassen. Zu unserem Glück
haben wir sofort Unterstützung bei unseren
treuen Freunden und Brüdern der
Universa
laus
gefunden. Ich danke Ihnen für die überwiesene
Summe. In Erwartung eines baldigen Wiedersehens
grüsse ich Sie. Ihr Bruder Buan»
2.
Juli1967 |
Chronologie
20.11.
1947
(Enzyklika
Mediator
Dei)
Pius
XII. bezeichnet das Latein als ein «edles und klares Zeichen
der Einheit und ein wirksames Mittel
gegen jede Verwirrung der reinen Lehre».
22. 2. 1962:
Kurz vor dem Konzil erklärt Johannes XXIII. (auf
Pius XlI. verweisend):
«Die Kirche braucht aufgrund ihrer eigenen Natur eine
«universale und unveränderliche» Sprache.
4.
12. 1963
(Paul
VI. veröffentlicht die Konzilskonstitution über die
Liturgie):
Der von den Konzilsvätern einstimmig verabschiedete
Text sieht den Erhalt der latein. Sprache vor, gestattet
die Muttersprache in
den Lesungen und in jenen Teilen der Messe, die dem Volk
zukommen...
25.
1. 1964
(Sacram
Liturgiam
= 1.
Dokument von Paul VI. zur Anwendung der Konzilskonstit.):
Landessprachen
sind nur in der Brautmesse für
Lesung und Evangelium gestattet. Die Reaktionen des
progressistischen Flügels folgen: Viele Bischöfe
klagen, man habe zu wenig gestattet.
26.
9. 1964
(Instruktion
Inter Oecumemici):
Landessprache
erlaubt für: Lesung und Evangelium, Fürbitten, Kyrje,
Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei, Lieder, Gesänge,
Begrüssungen, Vater Unser, Gabengebet.
31.
1. 1967:
(Paul
VI. gestattet «ad experimentum»):
Volkssprache
für das Hochgebet der Messe.
21.
6. 1967:
(Rundschreiben,
gezeichnet von Kardinal Lercaro, an die Vorsitzenden der
Bischofskonferenzen):
«...Nach
den ersten Anfängen und der Ausdehnung der Volkssprache
auf die Präfation ist dies die letzte Etappe auf dem
Weg der schrittweisen Ausbreitung der Volkssprache...»
29.5.1969:
(Kongregation
f.
d.
Liturgie:
Instruktion über die Austeilung der HI. Kommunion.
Folge einer Bischofsumfrage:
- Handkommunion?
(1233
nein, 567 ja, mit Vorbehalt 315, ungültig 20) Experimente
mit neuem Ritus? 1215 nein, 151-/70):
«....nicht
angebracht,,
die
herkömmliche Weise
der
Kommunionausteilung
zu ändern»
1970:
(Einführung
des Novus
ordo
Missae):
Abschaffung
des alten Ritus, Einführung der Neuen Messe.
2.7.
1988:
(Ecclesia
Dei,
adflicta,
Motu Proprio
von Joh.Paul II):
Alte röm. Liturgie
gestattet (nach Miss. 1962).

Wo
die wirklichen Probleme der Kirche liegen
Wie
die neue Liturgie entstand
Die
Auswüchse der heutigen Liturgie sind in der "neuen
Liturgie" selbst zu suchen. Man muß immer wieder
darauf hinweisen, dass die neue Liturgie mit dem letzten
Konzil, genauer gesagt mit den Konzilstexten, so gut wie
nichts zu tun hat, ja ihnen zum Teil sogar widerspricht
(lesen Sie nach!). Dort ist mit keinem Wort die Rede von
Volksaltar, Steh- oder Handkommunion, Händeschütteln
oder vom völligen Eliminieren des Latein. Im Gegenteil,
es wird ausdrücklich gefordert, Änderungen sehr
vorsichtig und nur dann vorzunehmen, wenn "ein
wirklicher und sicher zu erhoffender Nutzen der Kirche
es verlangen" (SC 23). Die neue Liturgie wurde
aber dann, einige Jahre nach dem Konzil - trotz
vielseitiger Warnungen - von einer Kommission, sozusagen
am grünen Tisch, konstruiert: ein für die Kirche
einmaliger Vorgang! Immerhin hatte sich die bisherige
Liturgie (die auch heute noch gültig und keineswegs
verboten ist) über die Jahrhunderte hinweg ganz
behutsam entwickelt und geht letztlich auf die Zeit der
Apostel zurück. Und immerhin ist das ganze
Kasperltheater, das heute von Oberlaien bei vielen
Gottesdiensten aufgeführt wird, erst durch die
liturgischen Änderungen möglich geworden.
Die
Auswirkungen der neuen Liturgie
Die
schlimmste Auswirkung hat mit Sicherheit die Abwendung
des Priesters von Gott (im Tabernakel) hin zum Volk. Was
auf den ersten Blick vielleicht als Nebensächlichkeit
erscheint, hat tatsächlich verheerende Folgen: Vom Hl.
Opfer, das früher in der Messe Gott dargebracht wurde,
hat man sich verabschiedet. Heute erleben wir fast
ausschließlich Priester, die meinen, der versammelten
Gemeinde eine Vorstellung geben und Unterhaltung bieten
zu müssen (man findet kaum noch zwei identische Hl.
Messen). Nur ganz wenige Priester sind in der Lage, mit
dem Gesicht zum Volk das Opfer Gott darzubringen. Überall
spürt man die Sorge, daß die (noch verbliebenen)
Gottesdienstbesucher womöglich auch noch wegbleiben könnten.
In diesem Zusammenhang muß man auch auf einen Text des
Konzils (SC 22§3) hinweisen: "Deshalb darf
niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem
Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen
oder ändern". Daß die Gläubigen nicht wegen
des Priesters, sondern wegen Gott zur Hl. Messe kommen könnten,
ist nicht mehr geläufig. Bildhaft könnte man sagen,
der Priester betet heute die Gemeinde an und nicht mehr
Gott. Letztlich hat die Liturgiereform nicht nur das
Sakramentsverständnis, sondern praktisch eine ganze
Priestergeneration ruiniert.
Es
ist bezeichnend, daß man heute in den Kirchen praktisch
alles erlaubt, von der Faschingsmesse bis zum
Jugend-Happening. Nur eines will man mit allen Mitteln
verhindern: Die Zelebration der "alten", überlieferten
Heiligen Messe (siehe Beispiel auf Seite 4). Fürchtet
man hier, daß die Gläubigen merken könnten, daß
diese die würdigere, dem Wesen des Geheimnisses der
Kirche besser entsprechende Messe ist?
"Räte"-System
mit Schuld
Freilich
hat auch das Räte-System, das seit dem Konzil geradezu
wuchert, seinen Anteil an der Krise. Es gibt heute, um
nur einige zu nennen: Priesterräte, Dechanten-Dekanats-
und andere Konferenzen, Gremien, Kreise, Pastoralräte,
Pfarrgemeinderäte, Kommissionen, Liturgie- und hunderte
andere Ausschüsse. Kaum ein Bischof und noch weniger
ein Pfarrer getraut sich mehr, die ihm eigene
Verantwortung selbst auch auszuüben - und so manchem
davon ist dies ganz recht. Es gibt kein noch so
unwichtiges Thema, wofür nicht eine Kommission
eingesetzt und demokratisch Beschlüsse gefaßt werden.
Natürlich meinen diese Entscheidungsträger (offiziell:
Beratungsgremien; oft in der Mehrheit Oberlaien) dann
auch, sie müßten über Gebote und kirchliche
Vorschriften "demokratisch" ihre Meinung
kundtun (Aus „Die Wahrheit“, Heidestr. 15, A-4623
Gunskirchen)

Papst
warnt vor falscher Auslegung der Konzilstexte
Benedikt XVI. hielt eine Ansprache vor der römischen Kurie.
Vatikan (www.kath.net
/ RV)
Papst
Benedikt XVI. hat davor gewarnt, das Zweite
Vatikanische Konzil falsch oder tendenziös zu
deuten. Er hielt eine Ansprache
vor der römischen Kurie. Radio Vatikan
publizierte die wichtigsten Teile aus der großen
Rede des Papstes in deutscher Übersetzung:
„Wir
haben dieses Jahr große Ereignisse erlebt. Ich
denke vor allem an den Tod unseres geliebten
Heiligen Vaters Johannes Paul. Kein Papst hat
uns so viele Texte hinterlassen wie er; keiner
hat so wie er die ganze Welt besuchen und direkt
mit Menschen in allen Kontinenten sprechen können.
Aber am Schluss hat er einen Weg des Leidens und
des Schweigens angetreten.
Es bleibt
uns unvergesslich, wie er am letzten Palmsonntag
mit einem Palmzweig in der Hand am Fenster stand
und, von Schmerz gezeichnet, seinen Segen gab.
Er hat uns in Wort und Werk Großes gegeben;
aber er hat uns vom Lehrstuhl des Leidens und
des Schweigens aus auch eine wichtige Lektion
erteilt. Einer der wichtigsten Punkte seines
Denkens war der, dass es eine Barriere gegen das
Böse gibt, nämlich die göttliche
Barmherzigkeit.
Jesu Leiden
am Kreuz hat die Macht des Bösen definitiv
gebrochen - das ist nicht einfach nur eine
theologische Lehre, sondern Ausdruck eines
gelebten Glaubens, gereift im Leiden. Die
weltweite Reaktion auf den Tod des Papstes war
ein bewegendes Zeichen der Dankbarkeit dafür,
dass er sich völlig Gott für die Welt
hingegeben hatte; dafür, dass er in einer Welt
voll Hass und Gewalt gezeigt hat, wie man für
die anderen liebt und leidet.
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